Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Demmelsdorf (Stadt Scheßlitz, Kreis Bamberg) mit Scheßlitz
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen    
Kennkarte aus der NS-Zeit     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
             
In
Scheßlitz (seit 1230 als Stadt genannt) lebten bereits im Mittelalter wenige jüdische Personen. Ein Isaak von Scheßlitz wurde 1328 als jüdischer Bürger in Nürnberg aufgenommen. 1343 wird in Nürnberg Joel aus Scheßlitz genannt. 1403 lebten in Scheßlitz vermutlich drei jüdische Einwohner Beziehung Familien. Ein nach Scheßlitz benannter Jude wohnte in dieser Zeit in Bamberg. Im Laufe des 15. Jahrhunderts werden einige weitere jüdische Bewohner genannt, letztmals um 1450. 
  
Seit Ende des 17. Jahrhunderts werden wiederum einzelne jüdische Einwohner genannt. Doch blieb es auch in der Folgezeit bei nur relativ wenigen jüdischen Einwohnern.
 
Im 19./20. Jahrhundert wurde 1900 mit 37 jüdischen Einwohnern die Höchstzahl erreicht; die Zahlen davor und danach: 1811/12 9 jüdische Einwohner, 1867 5, 1871 9, 1880 23, 1890 30, 1910 33, 1925 31, 1933 30. 

Die jüdischen Personen der Stadt Scheßlitz gehörten zur jüdischen Gemeinde Demmelsdorf (im 20. Jahrhundert dann "Israelitische Kultusgemeinde Demmelsdorf-Scheßlitz" genannt). Eigene Einrichtungen waren nicht vorhanden. Die in Scheßlitz verstorbenen Juden wurden im jüdischen Friedhof Zeckendorf beigesetzt. 
 
1933 lebten noch 30 jüdische Personen in der Stadt. Bis September 1938 ging die Zahl auf 25 zurück. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Männer der Stadt festgenommen, fünf von ihnen in das KZ Dachau verschleppt. Bis 1941 konnten 13 jüdische Personen die Stadt verlassen (zwölf davon sind emigriert). Die letzten 13 jüdischen Einwohner wurden am 22. März 1942 nach Bamberg verbracht, drei davon am 25. April 1942 nach Izbica bei Lublin deportiert, neun am 9. September 1942 in das KZ Theresienstadt.   
  
Von den in Scheßlitz geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jakob Ansbacher (1923), Jettchen Brückmann geb. Kirschbaum (1881), Berthold Hausmann (1921 oder 1923), Kathi Hausmann geb. Kraus (1898), Ludwig Hausmann (1931), Semmi Hausmann (geb. ?), Gustav Herrmann (1887), Max Herrmann (1877), Frieda Lauer geb. Satzmann (1876), Paula Mané geb. Gerst (1884), Gretchen Rollmann geb. Satzmann (1885), Hermann Rollmann (1869), Rosalie Rollmann geb. Satzmann (1877), Siegmund Rollmann (geb. ?), Josef Satzmann (1874), Regina Satzmann geb. Wimmelbacher (1880), Siegfried Satzmann (1922). 
Auf dem Gedenkstein am jüdischen Friedhof in Zeckendorf stehen die folgenden Namen der ermordeten jüdischen Personen aus Scheßlitz: Jettchen Brückmann / Semmi Hausmann / Katty Hausmann / Berthold Hausmann / Ludwig Hausmann / Max Herrmann / Hermann Rollmann / Rosalie Rollmann / Siegmund Rollmann / Gretchen Rollmann / Josef Satzmann / Regina Satzmann.    
   
  
In 
Demmelsdorf bestand eine relativ große jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihr gehörten zeitweise mehr als die Hälfte der Dorfbevölkerung an. Die Entstehung der Gemeinde geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1670 Juden am Ort genannt. Bei den Unruhen des Jahres 1697 kam es am 22. Mai 1697 zu Überfällen der jüdischen Familien des Ortes durch räuberische Banden aus der Umgebung.
 
1739 wurde ihre Zahl auf sechs Familien beschränkt, was jedoch in der Folgezeit nicht durchgehalten wurde. Die Zahl der jüdischen Einwohner im 19. Jahrhundert entwickelte sich wie folgt: 1809/10 125 jüdische Einwohner (61,3 % von insgesamt 205), 1811/12 136 (62,3 % von 217), 1867 94 (47 % von 200), 1880 83 (43 % von 195), 1900 80 (37 % von 216), 1910 58 (30,7 % von 189). 
 
An Einrichtungen waren eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Konfessionsschule (ab 1827) und ein rituelles Bad (neu erbaut 1870) vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Zeckendorf beigesetzt, der von den Gemeinden Demmelsdorf und Zeckendorf gemeinsam unterhalten wurde. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als jüdische Lehrer wirkten: Jakob Marschütz aus Pretzfeld (1827-1844), Hermann Frank aus Aidhausen (1844 - ca. 1854), Genius Goldschmidt (1855-1873), Aron Roßmann (1873-1876), Isak Weglein (1876-1916, siehe Nachruf unten), Julius Hermann (bis 1926), David Banda (1927-1934), Ludwig Fleischmann (1935-1937).  
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Heimann (geb. 1.2.1881 in Demmelsdorf / Scheßlitz, gef. 14.9.1914). Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege in der Dorfkapelle links neben dem Altar.       
  
Um 1924, als noch 44 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (14,6 % von insgesamt etwa 300 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Karl Heimann jun. und Wilhelm Berg. Als Vorsänger fungierte W. Levy, als Lehrer Julius Hermann. Er unterrichtete damals zehn jüdische Kinder im Religionsunterricht. Zur jüdischen Gemeinde Demmelsdorf gehörten inzwischen auch die in Scheßlitz lebenden 33 jüdischen Einwohner ("Israelitische Kultusgemeinde Demmelsdorf-Schesslitz"). Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Bamberg. 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Hermann Rollmann und Semi Hausmann, beide aus Scheßlitz. Vorsteher der Repräsentanz waren Heinrich Herrmann, Max Mannheimer, Ludwig Heimann (diese aus Demmelsdorf) und Leo Ansbacher (letzterer aus Scheßlitz). An jüdischen Vereinen bestanden: eine "Armenkasse" (Kupat Anijim, 1932 Vorsitzender Max Wurzinger, Ziel: Wohltätigkeit), der Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chewrah Kadischa (Heilige Bruderschaft, Vorsitzender Ludwig Heimann, Ziel: Unterstützung, Bestattungswesen) und ein Frauenverein (Heilige Schwesternschaft, gegründet 1881, 1932 Vorsitzende Marie Heimann, Ziel: Wohltätigkeit). Lehrer David Banda erteilte damals 12 jüdischen Kindern Religionsunterricht.  
 
1933 gehörten noch 42 jüdische Personen zur jüdischen Gemeinde Demmelsdorf. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verzog ein Teil der jüdischen Einwohner in den folgenden Jahren von Demmelsdorf in andere Orte oder emigrierte ins Ausland (16 nach England, Südafrika und in die USA). Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu schweren Gewalt- und Plünderungsakten gegen die jüdischen Einwohner und ihre Wohnungen, insbesondere durch SA-Männer aus Bamberg. Dabei wurde u.a. ein halbblinder, alter jüdischer Einwohner (Jakob Berg) aus seiner Wohnung gezerrt und geschlagen, bis der Ortsgruppenleiter von Scheßlitz dazwischentrat und den Misshandlungen ein Ende bereitete. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und zu 'Fuß nach Scheßlitz verbracht, von hier aus auf Lastautos in das Bamberger Gefängnis. Im April 1942 wurden die letzten 14 jüdischen Einwohner von Demmelsdorf über Bamberg nach Izbica bei Lublin deportiert. 
    
Von den in Demmelsdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): David Michael Banda (1902), Helmut Banda (1929), Liddi Banda (1928), Paul Banda (1929), Ricka Banda geb. Kannenmacher (1906), Jakob Berg (1872), Klara (Clara) Berg geb. Satzmann (1879), Ida Fleischer geb. Heimann (1889), Klara Goldschmidt (1859), Adelheid Haas geb. Wahlhaus (1871), Emma Hahn geb. Heimann (1880), Katie Hausmann geb. Kraus (1898), Emil Heimann (1885), Emil Heimann (1886), Hannelore (Hanna Lore) Heimann (1922), Louis Heimann (1869), Max Heimann (1886), Paula Heimann geb. Haas (1897), Siegfried Heimann (1882), David Herrmann (1879), Heinrich Herrmann (1873), Regina Herrmann geb. Heimann (1885), Rose Himmelreich geb. Herrmann (1877), Klara Kaufmann geb. Kraus (1865), Marta Mannheimer geb. Heimann (1892), Max Mannheimer (1882), Trude Mannheimer (1924), Walter Mannheimer (1927), Lia Sämann geb. Weglein (1883), Ida Selling geb. Goldschmied (1862), Hannelore Wurzinger (1927), Hans Siegfried Wurzinger (1933), Klara Wurzinger geb. Mannheimer (1892), Max Wurzinger (geb. ?), Sigmund Wurzinger (1877). 
     
Am Weg zum jüdischen Friedhof in Zeckendorf befindet sich ein Gedenkstein mit den Namen der in der NS-Zeit umgekommenen Juden aus Zeckendorf, Demmelsdorf und Scheßlitz. Die hier festgehaltenen Namen aus Demmelsdorf sind: Jakob Berg / Clara Berg / Emil Heimann / Paula Heimann / Hannelore Heimann / Max Heimann / David Herrmann / Regina Hermann / Heinrich Hermann / Max Mannheimer / Martha Mannheimer / Trude Mannheimer / Walter Mannheimer.   
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde                     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
"Aus der Chronik einer ländlichen Religionsschule. Ein Kulturbild aus der guten alten Zeit." 
Beitrag von Rabbiner Dr. Adolf Eckstein 
(erschienen in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung vom 1. Oktober 1929)               

Demmelsdorf BayrGZ 01101929a.jpg (229871 Byte)Am 19. Oktober 1827 hielt Jakob Marschütz aus Pretzfeld als Privatlehrer der israelitischen Schuljugend seinen unfeierlichen Einzug in Demmelsdorf bei Bamberg. Die Kenntnis dieser nicht gerade welterschütternden Tatsache verdanken wir einer Verordnung des bayerischen Kultusministeriums vom 24. Juli 1833 betreffend die Anlage einer Statistik und die Führung von 'Notizenbüchern in deutschen Schulen'. Über Inhalt und Zweck derselben heißt es: 'Das Notizenbuch soll in zwei Hauptteile geteilt werden. Der erste Hauptteil ist geschichtlichen und statistischen Inhalts. Derselbe soll daher von der Stiftung der Schule, ihren bisherigen Inspektoren und Lehrern, überhaupt von ihren früheren Schicksalen und Zuständen soviel enthalten, als bekannt ist.' (Anm.: veröffentlicht im Kreis-Intelligenzblatt des Obermainkreises, Bayreuth, den 19. März 1837). Dadurch sollte eine in allen Beziehungen treue Überlieferung über die bayerischen Schulverhältnisse an die Folgezeit gesichert werden.
Diese Anweisung folgeleistend hat Lehrer Marschütz ein solches 'Notizenbuch' oder richtiger eine Schulchronik angelegt und mit peinlicher Sorgfalt und Sauberkeit in kalligraphischen Schriftzeichen geführt. Diese von seinen Nachfolgern fortgesetzte Chronik hat sich in gutem Zustande (in Folio-Format) erhalten. Eingangs derselben berichtet Marschütz, dass er alsbald nach seinem Einzug in Demmelsdorf bei dem königlichen Landgericht Scheßlitz und beim Distriktsschulinspektor Pfarrer Haas daselbst seinen Antrittsbesuch gemacht habe, 'von beiden Behörden mit Wohlgefallen aufgenommen, zugleich aufgemuntert, nunmehr kräftig mitzuarbeiten, um die bisherige Privatschule von Demmelsdorf in eine öffentliche umzuschaffen.' Daraus geht hervor erstens, dass Marschütz ein vorschriftsmäßig vorgebildeter Schullehrer gewesen ist, zweitens, dass gerade von behördlicher Seite die Errichtung von israelitischen Volksschulen - gemäß § 33 des Edikts vom 10. Juni 1813 - angestrebt und gefördert wurde, und drittens, dass dieser Plan damals anscheinend an dem passiven Widerstand der Gemeinde gescheitert ist. Denn wohl erteilte Marschütz zunächst den gesamten deutschen Elementarunterricht, aber er berichtet weiter in bescheidener Selbstbeurteilung: 'Sein Fleiß, wie überhaupt sein Verhalten ward so verdienstvoll anerkannt, dass er am 27. April 1828 von sämtlichen israelitischen Einwohnern freiwillig zum Religions-, auch hebräischen Sprachlehrer gewählt und ihre Wahl dem königlichen Landgericht zur Begutachtung und zur höchsten Genehmigung der königlichen Regierung schriftlich vorgelegt wurde.'
Die Bestätigung der Kreisregierung erfolgte am 10. September 1828 und am 19. November wurde er 'als Lehrer der mosaischen Religion und der hebräischen Sprache' in sein Amt feierlich eingewiesen. Sein Diensteinkommen betrug außer freier Wohnung, die aus einer bescheidenen Stube im oberen Stockwerk eines Privathauses bestand, jährlich 160 Gulden, ein Gehalt, das man heutzutage aus zwiefachen Gründen nicht als 'fürstlich' bezeichnen kann. Die Schule musste gleichfalls in einer Privatstube abgehalten werden. Zwar verordnete ein hoher Befehl der königlichen Regierung vom 10. September 1828, dass binnen längstens einem Jahre ein für Schulunterrichtszwecke geeignetes Lokal ausgemittelt werden sollte, aber die Gemeinde hatte damit durchaus keine Eile. Da die im Anbau der Synagoge gelegene Wohnung des früheren Vorsängers - laut Bericht der Chronik - so unreinlich und feucht war, dass sie 'für Menschen unbewohnbar wurde', beschwerte sich der Lehrer im Jahre 1832 beim königlichen Landgericht und beantragte, dass die Gemeinde behördlicherseits zu einer gründlichen Instandsetzung der Amtswohnung und zur Einrichtung einer für Schulzwecke geeigneten Räumlichkeit angehalten werden möge. Nach mehreren fruchtlos gebliebenen Versuchen des Landgerichtes zur Abhilfe des Missstandes überhab die Gemeinde am 10. Februar 1833 einen Bauriss samt Kostenüberschlag und im Spätherbst dieses Jahres konnten Lehrer und Schule in die neuen bescheidenen Räume übersiedeln.  
Alljährlich im Beisein der örtlich zuständigen Schulbehörden und anderer Persönlichkeit angehaltene Schulprüfungen erzielten ein höchst befriedigendes Ergebnis. Im Frühling des Jahres 18335 urteilt das auszüglich im Notizenbuch eingetragene Protokoll, 'dass nichts mehr zu wünschen übrig ist'. Am 2. Mai 1837 erhielt der Lehrer sogar ein Belobigungsschreiben der Kreisregierung. Aus dem Bericht vom 8. Juni 1833 ist noch folgendes hervorzuheben: 'Eine in der Schule aufgehängte Tafel in Quart - von dem Lehrer selbst gefertigt - mit dem Namen des Propheten Jonas, dessen Einfassung das ganze Buch Jonas in hebräischer Schrift enthält, verrät nicht nur großen Fleiß, sondern auch einen sehr geübten Kunstsinn des Lehrers.' Den theoretischen Religionsunterricht erteilte der Lehrer 'nach eigenen Heften'. Erst die nichtjüdische Schulprüfungskommission äußerte im Frühjahr 1838 den Wunsch nach Einführung eines Handbuches, und nach Anordnung des Distriktsrabbiners Samson Wolf Rosenfeld (1826-1862 in Bamberg) wurde das auf Veranlassung der israelitischen Oberkirchenbehörde von Württemberg herausgegebene 'Lehrbuch der israelitischen Religion' als Leitfaden des Unterrichts eingeführt. Aus den gewissenhaften Eintragungen des Lehrers Marschütz sei schließlich noch hervorgehoben, dass die Gemeinde Demmelsdorf im Frühjahr 1842 zwei große mit dem Königsgebet in deutscher und hebräischer Sprache beschriebene Tafeln durch den Sohn des Religionslehrers Simon Prager in Pretzfeld zu Ehren seiner Majestät des allergnädigsten Königs Ludwig' anfertigen und zu beiden Seiten der Bundeslade in der 1841 neuhergerichteten Synagoge anbringen ließ. Sie haben als Zeugnisse vaterländischer Gesinnung sich bis in unsere Tage erhalten. 
Demmelsdorf BayrGZ 01101929b.jpg (177646 Byte)Lehrer Jakob Marschütz scheint trotz beruflicher Erfolge in seinem Wirkungskreise keine volle Befriedigung gefunden zu haben, denn am 5. Juni 1844 wanderte er 'mit hoher Erlaubnis der Kreisregierung' nach dem Dollarlande (Cincinatti) aus, wo er hoffentlich ein höheres Einkommen als in Demmelsdorf erzielt hat (Anm.: Gleichzeitig amtierte als Lehrer in der Nachbargemeinde Zeckendorf sein Bruder Josef Marschütz). 
Als Nachfolger dieses ersten neuzeitlich gebildeten Religionslehrers von Demmelsdorf kam an dessen Stelle 1844 Hermann Frank aus Aidhausen, bis dahin Schulverweser in Reckendorf. Derselbe amtierte in Demmelsdorf etwa 10 Jahre und kam sodann als Elementarschullehrer nach Gunzenhausen. Als dessen Nachfolger unterrichtete nach einjähriger Vakanz seit 19. Juni 1855 Lehrer Genius Goldschmidt. Ob der unerhörte Vorname dieses Lehrers für seinen Träger eine ominöse Bedeutung hatte, ist nicht bekannt. Die Chronik berichtet nur, dass unter seiner Amtsverwaltung alljährlich bei den Schulprüfungen sechs Preise an die Schüler verteilt wurden, ferner dass die Prüfungsergebnisse immer die höchste Note erzielten und dass der Lehrer mehrmals eine Belobigung der Kreisregierung erhielt. Nach dem Ableben desselben am 9. Juni 1873 folgte im Dezember dieses Jahres Lehrer Aron Roßmann, der nach einer Amtsdauer von kaum drei Jahren seine Stellung verließ. Am 7. November 1876 folgte Isak Weglein, dessen Einträge im Notizenbuch 1907 enden.
Die handschriftliche Chronik der Religionsschule enthält in einer zweiten Abteilung eine lückenlose Zusammenstellung der Schülerzahl im Laufe von 78 Jahrgängen (1829-1907), getrennt nach Geschlechtern sowie nach Werktags- und Feiertagsschülern, eine bemerkenswerte Statistik, weil sie ein Bild numerischer Rückwärtsentwicklung einer Kleingemeinde bietet. Im Jahre 1828/29 hatte die Schule eine Gesamtzahl von 58 Kindern, die schon 1830 auf 48 gesunken ist. Die Zahl sinkt im folgenden Jahrzehnt auf 40, bis 1843 auf 29, bis 1850 auf 12. Dann steigt die Zahl - anscheinend in Jahren wirtschaftlichen Aufschwunges - bis 1862 wieder auf 30 und sinkt dann in den Jahren beginnender Freizügigkeit bis 1876 auf 10. Seit 1878 ergibt sich wieder ein allmählicher Aufstieg bis zu einer Höchstzahl von24 Schulkindern im Jahre 1886/87; bis zum Ende des Jahrhunderts bleibt die Schülerzahl 20 auf ziemlich gleicher Höhe und sinkt infolge Mangels an Nachwuchs bis 1906/07 auf die Mindestzahl von nur sieben Schulkindern. Das ist im Laufe von etwa acht Jahrzehnten eine Minderung von 51 Schulkindern bis auf fast ein Achtel der Zahl vom Jahre 1828. 
Diese Statistik einer Religionsschule erzählt in trockenen Ziffern, wie in fast allen Land- und Mittelgemeinden, eine Geschichte des Niederganges der bayerischen Judenheit. Sie erinnert unerfreulich an das bedeutungsvolle Wort der Talmudweisen. 'Jerusalem ist zugrunde gegangen, weil es daselbst an Schulkindern fehlte.' 

    
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1876 / 1924

Demmelsdorf Israelit 23081876.jpg (63903 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876: "Lehrer-Stelle. 
In der hiesigen Synagogengemeinde soll die Stelle eines Vorsängers, Schächters und Religionslehrers sofort neu besetzt werden. Das Gehalt wird jährlich auf 1100 Mark, freie Wohnung nebst 300 Mark Nebeneinkünfte dotiert. Qualifizierte Bewerber wollen ihre Meldung mit Beifügung ihrer Zeugnisse beim Unterzeichneten einreichen. Reisekosten werden nur demjenigen erstattet, welcher die Anstellung erhält und werden an gemeldete Kandidaten zum Probevortrage direkte Aufforderungen ergehen.
Demmelsdorf bei Bamberg, im August 1876. Jakob Heimann, Kultusvorstand."
  
1924 wurde die Stelle gemeinsam für Demmelsdorf und Scheßlitz ausgeschrieben:
Demmelsdorf Israelit 28081924.jpg (49630 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1924: "Die Gemeinde Demmelsdorf - Scheßlitz sucht zum baldigen Eintritt einen religiösen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet. Gehalt nach staatlicher Gehaltsordnung. Meldungen an den Vorstand Carl Neumann, Demmelsdorf bei Bamberg". 
   

    
Anzeige von Lehrer Isak Weglein (1900)  

Demmelsdorf Israelit 31121900.jpg (54045 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1900: "Im Auftrage einer sehr achtbaren Familie auf's Land (Oberfranken) sucht Unterzeichneter ein tüchtiges, gewandtes jüdisches Mädchen, das bürgerliche Küche und Hauswirtschaft zu leiten versteht, zur Stützte der Hausfrau gegen hohen Lohn und sehr gute Behandlung. Bewerberinnen wollen sich wenden an Lehrer Weglein, Demmelsdorf bei Bamberg."   

   
Artikel mit einem Nachruf auf den 1920 verstorbenen Lehrer Isak Weglein (1920) 

Demmelsdorf Israelit 01041920.jpg (69629 Byte) Der von Rabbiner Dr. Eckstein oben genannte Lehrer Isak Weglein starb im Februar 1920 in Uffenheim und wurde im jüdischen Friedhof Ermetzhofen beigesetzt. Zu seinem Tod erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" am 1. April 1920 folgender Artikel: "Uffenheim, 1. März (1920). Vor einigen Tagen starb der hier im Ruhestande lebende Lehrerveteran I.L. Weglein im 74. Lebensjahre. Er amtierte in Bibergau, Untereisenheim und schließlich in Demmelsdorf bei Bamberg; in letzterer Gemeinde wirkte er segensreich volle 40 Jahre und erwarb sich Dank und Anerkennung der vorgesetzten Behörden. Der zur Beerdigung herbeigeeilte Distriktsrabbiner Dr. Brader aus Ansbach, skizzierte das Lebensbild des verstorbenen Lehrers, pries insbesondere seine innige Frömmigkeit, Bescheidenheit und sein stets freundliches Wesen. Auf dem Begräbnisplatz in Ermetzhofen widmete Herr Hauptlehrer Strauß von hier, dem verstorbenen Kollegen herzliche Worte der Treue und Freundschaft und rief ihm namens des israelitischen Lehrervereins sowie des paritätischen allgemeinen bayerischen Brudervereins die letzten Abschiedsgrüße zu. Sein Andenken wird ein gesegnetes und dauerndes sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Lehrer David Banda kommt nach Demmelsdorf (1927)  

Anmerkung (Angaben auf Grund der Recherchen von Elisabeth Böhrer): Lehrer David Michael Banda ist am 21. August 1902 geboren.  Er war seit 1927 jüdischer Lehrer in Demmelsdorf. David Banda war verheiratet mit Ricka geb. Kannenmacher (geb. 9. Oktober 1906). Die beiden hatten drei Kinder (alle drei in der Entbindungsanstalt in Bamberg geboren): Liddi (1928), Paul (1929), Helmut (1929). Familie Banda lebte bis 1934 in Demmelsdorf. Die ganze Familie ist nach der Deportation ermordet worden.   
Nachweisbar ist die Familie nach 1934 durch Schriftwechsel der Mutter Ricka geb. Kannenmacher, die am 4. August 1937 in Brünn eine Vollmacht erteilte. Aus einem weiteren Schriftstück ist ersichtlich, dass die Kantorsehegattin am 19. Juni 1939 in Prostejow, damaliges Projektorat Böhmen-Mähren, wohnhaft ist.     

Demmelsdorf BayrGZ 07011927.jpg (25880 Byte)Mitteilungen in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Kantor Banda in Niederwerrn übernimmt die Stelle Demmelsdorf - Scheßlitz."  

   
Schulamtsbewerber Ludwig Fleischmann übernimmt die Religionslehrerstelle (1935) 
    

Mitteilung der der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1935: "Schulamtsbewerber Ludwig Fleischmann (München) übernimmt am 15. April die Religionslehrerstelle Demmelsdorf-Scheßlitz."     

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Über das Leben des aus Demmelsdorf stammenden Lehrers Moritz Wurzmann (gestorben 1931)

Mainstockheim BayrGZ 15051931.jpg (151350 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1931: "Moritz Wurzmann - er ruhe in Frieden. Wiederum ist einer unserer 'guten Alten' von uns weggegangen. Moritz Wurzmann, der 41 Jahre in Mainstockheim wirkte, segnete im Alter von 70 Jahren, als Oberlehrer im Ruhestand, in Schlüchtern das Zeitliche. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens bei seinen Kindern und dort ging ihm auch vor wenigen Monaten seine treue Gattin - sie ruhe in Frieden - im Tode voran. 'Die sich geliebt und hold gewesen bei ihrem Leben, sie sollten auch im Tode nicht getrennt sein.' Früh verwaist, kam er von seinem Geburtsort Demmelsdorf in Oberfranken in die Waisenanstalt nach Fürth, absolvierte dann die Präparandenschule Burgpreppach und das Lehrerseminar zu Würzburg, beides mit sehr gutem Erfolge. Nur kurze Zeit wirkte er in Wiesenfeld bei Würzburg, dann übernahm er die jüdische Volksschule in Mainstockheim. Mit pädagogischem Blick und Geschickt wirkte er mehr als 40 Jahre an derselben und griff dabei oft über das amtlich abgesteckte Lehrziel hinaus. Es war bekannt, dass Wurzmanns Schüler, wenn sie in die Mittelschule übertraten, dort stets zu den besten zählten. Dabei hatte seine Methode etwas durchaus Ruhiges an sich, den Tod einer gemütlichen Unterhaltung. Alle seine Funktionen versah er in alter schlichter Yiroh (Gottesfurcht) in in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Auf unseren Versammlungen (gemeint: des Lehrervereins) war er ein gern gesehener Freund und Kollege, wenn die Beschwerlichkeiten allzu anstrengender Reisen es nur immer zuließen. So hat er sich in seinem Leben die schönste Krone gesichert, die Krone des guten Namens (auch hebräisch: die Krone des guten Namens), ein dankbares, ehrendes Gedenken bei seiner Gemeinde, seinen zahlreichen Schülern, seiner Kollegen im jüdischen Lehrerverein Bayerns. Bei seiner Bestattung einige Tage vor Pessach musste mit Rücksicht auf den Nissanmonat jedes laute Worte der Klage verstummen. Man konnte aber die innere Ergriffenheit der stattlichen Trauerschar von den Gesichtern ablesen. Von weiter Ferne waren Freunde und Bekannte herbeigeeilt, dem Geliebten den letzten Ehrenzoll zu weihen. Seine ehemalige Gemeinde Mainstockheim hatte eine würdige Vertretung entsandt. Wir sichern dem entschlafenen Amtsbruder in unseren Reihen und unserem Brudervereine Bayern das beste Gedenken. Er ruhe im Frieden! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M.D." 

    
Zum Tod von Jette Neustädter geb. Feldmann (gest. 1934 in Demmelsdorf, beigesetzt in Sulzbürg) 
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Sulzbürg, 12. November (1934). Hier wurde Frau Jette Neustädter geb. Feldmann im Alter von fast 79 Jahren auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebracht. In Altenmuhr geboren, gründete sie in Sulzbürg an der Seite ihres noch heute in der Erinnerung der Gemeinde unvergessenen Jakob David Neustädter eine Ehegemeinschaft, in der tiefste Frömmigkeit, vorbildliche Rechtlichkeit und geradezu patriarchalische Häuslichkeit und Schlichtheit herrschten. Eine große Anzahl von Kindern wurde dem Ehepaar geschenkt. Sie alle zogen in die weite Welt hinaus und sie alle bereiteten dem Namen ihrer Eltern als treue Juden und wackere, tadellose Menschen Ehre. Bereits vor 19 Jahren ist ihr Gatte ihr im Tode vorausgegangen, und sie stand allein. Aber sie war nicht allein. Die vielen Kinder in allen Gegenden des Landes wetteiferten miteinander, sie mit ihrer Liebe zu überhäufen und ihr ein Teil dessen zu vergelten, was sie als aufopfernde Mutter ihnen getan. So verbrachte sie ihren Lebensabend in der liebvollen Umgebung und Pflege der Familien ihrer Kinder, bald hier, bald dort; und überall war sie geboren. Bei einer ihrer Töchter in Demmelsdorf, die wenige Wochen vorher erst selbst furchtbar durch den Tod ihres braven Mannes heimgesucht war, erreichte sie trotz hingebungsvoller Pflege das Ende, dem sie in frommer Ergebung sein Jahren schon ruhig entgegengeschaut hatte. Und pietätvoll erfüllte man ihren letzten Wunsch und brachte sie hier in Sulzbürg an der Seite ihres Gatten zur ewigen Ruhe. Bezirksrabbiner Dr. Weinberg aus Regensburg fand am Grabe herzliche und aufrichtige Worte des Abschiedes für diese seltene Frau, die stets auch als eine treue Freundin seines Hauses sich bewiesen hat."       

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen   
Hochzeitsanzeige für Siegfried Polatschek und Anny geb. Herrmann (1936)     

Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1936: 
"Statt Karten. Siegfried Polatschek - Anny Polatschek geb. Herrmann. Vermählte. 
Augsburg - Scheßltz. Trauung: Sonntag, 16. August, 12 1/2 Uhr Hauptsynagoge Bamberg. 
Hochzeit: Weiße Taube, Bamberg". 

     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der io Demmelsdorf 
geborenen Elsa Dreyfuß geb. Heymann
 
 Demmelsdorf KK MZ Dreyfuss Elsa.jpg (84208 Byte)    
  Kennkarte (Mannheim 1939) für Else Dreyfuß geb. Heimann, geb. 13. Februar 1884 in Demmelsdorf, 
wohnte später in Mannheim, am 31. Mai 1939 in die USA (New York) emigriert.  
   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                  
           
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden oder es wurde bereits vor 1727 die Synagoge in Zeckendorf besucht. Nachdem die dortige jüdische Gemeinde  1723 bis 1727 eine neue Synagoge erstellt hatte, besuchten jedenfalls die Juden aus Demmelsdorf die dortige Synagoge. 1742 brannte diese Synagoge allerdings ab, was den Anlass dazu gab, in Demmelsdorf eine eigene Synagoge zu erstellen. Die Demmelsdorfer Juden hatten bereits 1734 eine eigene Synagoge auf einem Gartengrundstück erbauen wollen, das Marx Wolf der Gemeinde schenken wollte. Gegenüber der Ortsherrschaft wiesen die Demmelsdorfer Juden auf die Gefährlichkeit des Weges hin, den sie zur Synagoge in Zeckendorf gehen mussten und berichteten, dass ständig die Gefahr bestehe, "von bösen Leuten auf der Strauße angegangen und misshandelt zu werden". 
  
Am 17. Juli 1748 erhielt die Judenschaft die Zustimmung der Ortsherrschaft zum Bau einer eigenen, 31 Männer- und 28 Frauenstühle umfassenden Synagoge. In einem Anbau zum Synagogengebäude wurde die Wohnung des Vorsängers eingerichtet. Für die Nutzung der Synagoge waren jährlich 5 Gulden Schutzgeld an die Ortsherrschaft zu errichten.  Um 1830 befand sich diese Wohnung allerdings in einem so baufälligen und feuchten Zustand, dass sie unbewohnbar geworden war. 1833 wurde die Wohnung instandgesetzt. 1841 folgte eine gründliche Renovierung der Synagoge.
    
Kollekte zur Erneuerung der Synagoge (18)   

Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 20. Februar 1840: "20. Februar 1840.
An die fürstlich Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei in Kreuzwertheim und an sämtliche Distrikts-Polizei-Behörden des Regierungs-Bezirkes.
(Gesuch der Israeliten zu Demmelsdorf, Landgerichts Scheßlitz, um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer Synagoge betreffend.  
Im Namen Seiner Majestät des Königs
. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu gestatten geruht, dass zu Bestreitung der Kosten für die Reparatur der Synagoge in Demmelsdorf, Landgerichts Scheßlitz, eine Kollekte in allen israelitischen Gemeinden des Königsreichs veranlasst werde. 
Die Distrikts-Polizei-Behörden werden daher beauftragt, diese Kollekte in allen israelitischen Gemeinden ihrer Bezirke durch die Kultusvorsteher vornehmen zu lassen und die eingegangenen Beträge nach Ablauf von sechs Wochen an das diesseitige Expeditionsamt einzusehenden." 
 
Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 23. April 1840:  "21. April 1840. An die fürstliche Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei in Kreuzwertheim und an die Distrikts- Polizeibehörden des Regierungsbezirks.
(Das Gesuch der Israeliten zu Demmelsdorf, Landgerichts Scheßlitz, um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer Synagoge betreffend), 
Im Namen Seiner Majestät des Königs. Mit Bezug auf das Ausschreiben vom 15. Februar dieses Jahres, Intell.-Blatt Nr. 23 Seite 108, werden diejenigen Distriks-Polizei-Behörden, welche mit der angeordneten Berichtserstattung noch in Rückstande sind, aufgefordert, dieselbe nunmehr innerhalb acht Tagen unfehlbar zu vollziehen. 
Würzburg den 16. April 1840. Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg.  Kammer des Innern. Graf von Lerchenfeld, Präsident.     c: Hübner
."   
 
Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 11. Februar 1840: "22. Januar 1840. (Das Gesuch der Israeliten zu Demmelsdorf, Landgerichts Scheßlitz, um Bewilligung einer Kollegte zu Reparatur ihrer Synagoge betreffend.
Im Namen Seiner Majestät des Königs. Nachfolgend wird die Übersicht der für die Israeliten zu Demmelsdorf, königlichen Landgerichts Scheßlitz, eingegangnen Kollekten Gelde öffentlich bekant mache. Die Kollekte für die bauliche Herstellung und innere Einrichtung der Synagoge zu Aschaffenburg betreffend.  
usw. 
  

   

 
 
Nach Wiedereinweihung des Gebäudes wurden im Frühjahr 1842 zwei große mit dem Königsgebet in deutscher und hebräischer Sprache beschriebene Tafeln durch den Sohn des Religionslehrers Simon Prager in Pretzfeld 'zu Ehren seiner Majestät des allergnädigsten Königs Ludwig' angefertigt und zu beiden Seiten des Toraschreines angebracht. 
  
Vor der NS-Zeit wurde die Synagoge letztmals 1927 umfassend renoviert. 1927 und 1929 wurden neue Torarollen angeschafft. 
  
Beim Novemberpogrom 1938 erschienen zwei mit SA-Leuten aus Bamberg besetzte Lastautos in Demmelsdorf. Die SA-Männer drangen in die Wohnung des Synagogendieners ein und verlangten die Synagogenschlüssel. Da dieser ihn nicht aushändigen wollte, wurde er verprügelt und die Synagogentür gewaltsam aufgebrochen. Ein Teil der Synagogenmöbel wurde zerschlagen, die Torarollen zerrissen, andere Ritualien zerstört. Den Rest des Inventars sowie die zerrissenen Torarollen mussten jüdische Einwohner auf einen Wagen laden und diesen auf ein offenes Feld fahren, wo die gesamte Ladung verbrannt wurde.
Das Synagogengebäude wurde wenig später auf Anordnung des Bamberger Landrates völlig zerstört und abgebrochen. Die Dorfverwaltung bot der jüdischen Gemeinde 250 RM als Entschädigung für das Grundstück an. Da diese den Betrag ablehnte, wurde das Grundstück beschlagnahmt. Für den Abbruch des Synagogengebäudes wurde der jüdischen Gemeinde eine Rechnung von 70 RM gestellt. Auf dem Synagogengrundstück wurde das Feuerwehrhaus der Gemeinde Demmelsdorf erstellt.
  
Im Juni 1948 waren acht der am November-Pogrom 1938 in Demmelsdorf Beteiligten vor dem Landgericht Bamberg angeklagt. Sieben von ihnen erhielten Gefängnisstrafen zwischen zwei Wochen und einem Jahr. In einem zweiten Verfahren im April 1949 wurden 18 von 21 Angeklagten zu Freiheitsstrafen von einem Monat bis zu vier Jahren verurteilt; im Dezember 1949 erhielten drei von vier weiteren Angeklagten Gefängnisstrafen zwischen zehn Monaten und anderthalb Jahren.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge: Grundstück des heutigen Feuerwehrhauses             
   

   
Fotos    

Historische Fotos sind noch nicht vorhanden, über Hinweise oder Zusendungen freut sich 
der Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite 
 
     
Demmelsdorf Synagoge 200.jpg (43062 Byte)  
Das auf dem Grundstück der Synagoge erstellte Feuerwehrhaus (Foto Jürgen Hanke, Kronach, 2004, aus: www.synagogen.info  
     
     
 Erinnerungen an die jüdische Geschichte:
Spuren von Mesusot an früheren jüdischen Häusern
(Fotos erhalten von Maria Becker,
Aufnahmen von Anfang Mai 2022) 
   
 An mehreren ehemaligen jüdischen Wohnhäusern sind bis heute Spuren von Mesusot erkennbar (vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Mesusa).
 Solche Spuren finden sich u.a. an den Häusern Benno-Schmitt-Straße 1 (früheres Anwesen Nr. 25, Foto links) und Benno-Schmitt-Straße 2 (früheres Anwesen Nr. 1, rechts). Nach Recherchen von Maria Becker im Staatsarchiv (Katasterblätter Demmelsdorf) waren die Anwesen/Häuser Benno-Schmitt-Straße 1 und 2 sowie Benno-Schmitt-Straße 4 (auch auf früherem Anwesen Nr. 1) bis in die 1930er-Jahre in jüdischem Besitz. Die heutigen Gebäude 2 und 4 plus Liegenschaften wurden 1939 von der Bayerischen Bauern-Siedlung GmbH übernommen, die Hausnummer 1 wurde am 15. August 1939 verkauft.  
     

   
    

Links und Literatur   

Links:    

bulletWebsite der Stadt Scheßlitz  
bulletÜbersicht über die in den Central Archives Jerusalem zur Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Demmelsdorf-Scheßlitz vorhandenen Dokumente (pdf-Datei).   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 743-744; III,2 S. 1316-17 (zu Scheßlitz).
bulletA. Eckstein: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg, bearbeitet auf Grund von Archivalien nebst urkundlichen Beilagen. Bamberg 1898 (Reprint 1985).
bulletders.: Nachträge zur Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg. Bamberg 1899 (Reprint 1985).
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 129-130 (zu Demmelsdorf) und S. 148 (zu Scheßlitz)
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 203.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 228-230.
bulletKlaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. Zu Demmelsdorf S. 343-351 (mit weiteren Quellenangaben).   
bullet
Synagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Demmelsdorf S. 129-135 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.    

Schesslitz  Upper Franconia. Jews are known from the 14th century. From the late 19th century they numbered around 30 (2,5 % of the total population). Twelve emigrated in the Nazi era, including ten to the United States. The last 13 were expelled to Bamberg on 22 March 1942 and from there deported to Izbica in the Lublin district (Poland) and to the Theresienstadt ghetto. 

Demmelsdorf Upper Franconia. Jews were present in 1670. In 1739 their residence was limited to six families. A synagogue was erected in 1748 and a Jewish school opened in 1827. In 1812 the Jewish population reached a peak of 136 (total 217), thereafter declining steadily to 42 in 1933 (total 172). Sixteen Jews are known to habe emigrated in the Nazi era. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized (and subsequently razed) and Jews were beaten, The last 14 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Bamberg in April 1942. 
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020