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Groß-Bieberau (Kreis
Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Groß-Bieberau bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1770 gab es drei jüdische Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 121 jüdische Einwohner, 1861 83 (5,3 % von insgesamt 1.554
Einwohnern), 1880 85 (5,5 % von 1.552), 1900 87 (4,9 % von 1.657), 1019 80 (4,3
% von 1.855). Die häufigsten jüdischen Familiennamen in Groß-Bieberau waren
Haas, Levi und May; die Familie Haas war über fünf Generationen am
Ort.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von 1851 bis 1891 war 40 Jahre
lang ein Lehrer Hirsch tätig (bei der Generalversammlung des
Israelitischen Lehrervereins im Juni 1891 wurde anlässlich seines Todes an ihn
gedacht; siehe Bericht
zu dieser Generalversammlung), danach ein Lehrer Hausmann, der 1892 den Israelitischen Frauenverein gründete und darin
Rechner war (siehe Bericht unten). Lehrer Hausmann verließ "wegen
Militärverhältnissen und anderweitiger Berufung" bereits Anfang 1893
Groß-Bieberau. Ihm folgte Lehrer Hirsch Sulzbacher, der bis zu seinem
Eintritt in den Ruhestand 1930 in Groß-Bieberau geblieben ist. Nach seinem Tod
wurden die Aufgaben des Lehrers, Vorbeters und Schochet auswärtigen Lehrern
übertragen. Die Gemeinde gehörte - obwohl orthodox geprägt - zum liberalen
Bezirksrabbinat Darmstadt I.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Arthur Haas
(geb. 19.8.1888 Groß-Bieberau, gef. 3.12.1914) und
Wilhelm (Willy) Haas (geb. 25.11.1896 in Groß-Bieberau, gef. 26.8.1918).
Um 1924, als noch 56 jüdische Einwohner in Groß-Bieberau gezählt
wurden (3,1 % von insgesamt 1.808 Einwohnern), waren die Vorsteher der
Gemeinde Ludwig May, Siegmund Levy und Meyer Meyer. Als Lehrer und Kantor war
der bereits genannte Hirsch Sulzbacher tätig. Er unterrichtete 1924 an der
Religionsschule der Gemeinde sieben Kinder und erteilte auch den Religionsunterricht
an den höheren Schulen (die "Höhere Bürgerschule" im Alten Rathaus
wurde 1924 z.B. auch von zwei jüdischen Kindern aus Pfaffen-Beerfurth
besucht). An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen
Männerverein (1924 unter Leitung von M. Levi II mit 16 Mitgliedern) sowie
den Israelitischen Frauenverein (beziehungsweise Frauen-Chewroh,
gegründet 1892, siehe Bericht unten; 1924/32 unter Leitung von Frau Regine
Meyer mit 15 Mitgliedern). 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Ludwig
May (1. Vors.), Meyer Meyer (2. Vors.). Als Kantor wird Josef Kahn,
Pfaffen-Beerfurth genannt (gestorben 1935, siehe Bericht unten), als Lehrer und
Schochet kam Lehrer Vorenberg aus Reinheim
regelmäßig in die Gemeinde. Das Amt des Friedhofsaufsehers war dem
Gemeindevorsteher Ludwig May übertragen.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen am Ort (1,7 % von 1.997
Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.); von SA-Leuten und weiteren
Personen wurden die Wohnungen der jüdischen Familien überfallen, demoliert und
geplündert, darunter das Haus der Familie Meyer-Levi in der Bachgasse und das
Haus der Familie May in der Lichtenbergstraße. Der letzte Gemeindevorsteher
Ludwig May starb am 4. Januar 1939 an den Folgen der Misshandlungen (beigesetzt
im jüdischen Friedhof in Mannheim, Link),
seine Frau Sidonie geb. Böhm wurde 1942 über Darmstadt deportiert und ist
umgekommen. Von den aus Groß-Bieberau
ausgewanderten Personen fanden sechs in den USA, mehrere in Argentinien Aufnahme
(von diesen wurde eine Torarolle aus der Synagoge gerettet; sie wurde später in
der jüdischen Gemeinde Avigdor benutzt). Eine Person ist nach Holland
ausgewandert. Die letzte Abmeldung einer jüdischen Person aus Groß-Bieberau
war am 29. Dezember 1938.
Von den in Groß-Bieberau geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; die Liste ist
unvollständig): Siegfried Haas
(1859), Clara Herzfeld geb. Meyer (1889), Mina (Minna) Jonas geb. May (1890),
Eva Joseph geb. Haas (1860), Bertha Levi geb. Ackermann (1887), Amalia Levi (), Ludwig Levi (),
Mayer (Meier, Meyer, Maier) Levi (1881),
Ludwig May (1878), Sidonie May geb. Böhm (1886), Flora Mayer geb. Haas (1878), Gertrud Amalie Neidhardt geb. Marx (1901), Rosa Neumann geb. Haas (1858), Lina
Rothschild geb. Meyer (1893), Rosa (Rosalie) Schack geb. May (1875), Mina Stein geb. Meyer
(1886), Lena (Lina) Strimpel geb. Hirsch (1876).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1891 /
1893
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891:
"Kantor- und Lehrerstelle. Wegen des Ablebens unseres Lehrers,
welcher 40 Jahre hier war, ist die Stelle schleunigst zu besetzen. Gehalt
800 Mark, Nebenverdienst circa 200 Mark nebst freier Wohnung. Ledige,
seminaristisch gebildete Lehrer erhalten den Vorzug. Reflektierende
wollen ihre Prüfungs- und Führungszeugnisse einsenden.
Groß-Bieberau bei Darmstadt. Der Vorstand: Wolf Haas." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: Lehrer-
und Kantorstelle vakant.
Wegen Militärverhältnisse und anderweitige Berufung musste unser
seitheriger Lehrer die hiesige Stelle aufgeben und ist dieselbe bis
längstens 1. Februar zu besetzen. Der Gehalt beträgt Fixum 800 Mark und
sind mindestens 200 Mark Nebenverdienste zu rechnen. Vielfach ist
Gelegenheit zu Privatstunden gegeben. Unverheiratete, seminaristisch
gebildete, militärfreie Bewerber erhalten den Vorzug.
Groß-Bieberau in Hessen, 1. Januar 1893. Die Vorstandschaft der
israelitischen Gemeinde. Wolf Haas." |
30-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Hirsch Sulzbacher (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: "Groß-Bieberau
in Hessen, 9. Mai (1923). Ein froher Gedenktag vereinigte Sonntag, den
29. April die hiesige israelitische Gemeinde mit ihrem Lehrer, Herrn Hirsch
Sulzbacher. Galt es doch, das 30jährige Jubiläum seiner dortigen
Wirksamkeit festlich zu begehen. Was vor 5 Jahren die Not des Krieges und
die Abwesenheit so mancher Schüler vereitelte, wollte die Gemeinde jetzt
als Ehrenpflicht nachholen. In Anwesenheit der Gemeindemitglieder, die
zumeist dem Schülerkreis des Herrn Sulzbacher angehören, richtete Herr Ludwig
May namens des Vorstandes herzliche Worte der Freude und des
Glückwunsches an den Jubilar, zugleich in einer Adresse ausführend, wie
glücklich sich die Gemeinde schätze, in Herrn Sulzbacher nicht nur einen
tüchtigen und pflichttreuen Lehrer, sondern auch einen Freund und Berater
zu besitzen, dessen Wohlwollen und besonnenes Urteil jedem Einzelnen
zugute komme, mund der auch in allen Bevölkerungskreisen hohes Ansehen
und große Wertschützung genieße. Als Zeichen der Anerkennung und des
Vertrauens überreichte er namens des Vorstandes eine ansehnliche
Ehrengabe. Auch der große Schülerkreis wetteiferte, durch ehrende
Zuschriften und sinnige Geschenke dem geschätzten Lehrer Liebe und Dank
zu bekunden. In zu Herzen gehenden Worten dankte Herr Sulzbacher bewegt
für die Ehrung und wies besonders darauf hin, wie sehr ihm die
Wirksamkeit durch seinen verdienstvollen Vorgänger und Schwiegervater
Hirsch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - sowie das
jederzeit bewiesene Entgegenkommen der Gemeinde erleichtert worden
sei.
Die verdiente Ehrung ihres treuen Beamten bedeutet eine wirkliche Ehrung
der Gemeinde selbst. Dies empfinden auch die Kollegen des Herrn Sulzbacher
mit dem Bewusstsein, dass es auch in Hessen noch Gemeinden gibt, die in
Behandlung und Wertschätzung ihres Lehrers keiner nichthessischen
Gemeinde nachstehen." |
Lehrer Hirsch Sulzbacher ist Kassier des
"Unabhängigen Vereins israelitischer Lehrer im Großherzogtum Hessen"
(1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1923:
"Hessen. Wir teilen den Mitgliedern unseres Vereins Folgendes mit:
Auf Vorstandsbeschluss hin beträgt der Vereinsbeitrag eines Mitgliedes
vom 1. Januar bis 1. Juli dieses Jahres 1.000 Mark; vom 1. Juli an wird
pro Monat das jeweilige Porto eines Fernbriefes als monatlicher Beitrag
berechnet. Die Beiträge sind in halbjährigen Raten unserem Rechner, Herrn
Kollegen Sulzbacher - Groß-Bieberau einzusenden. Ferner fordern wir
hiermit unsere Mitglied auf, eifrigst für die Zwecke unserer Hilfskasse
tätig zu sein. Bei Anfragen an den Vorstand ist stets Rückporto
beizulegen. Der Vorstand des 'Unabhängigen Vereins israelitischer Lehrer
in Hessen'." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924: "Groß-Bieberau,
18. April (1924). Vom Unabhängigen Verein israelitischer Lehrer im
Großherzogtum Hessen wird uns geschrieben: Nach Beschluss des Vorstandes
beträgt der Jahresbeitrag für den unabhängigen Verein israelitischer
Lehrer im Volksstaat Hessen fünf Mark. Die Mitglieder werden ersucht,
diesen Betrag bis spätestens 1. Mai dieses Jahres an Herrn Sulzbacher
in Groß-Bieberau (Postscheckkonto 11480 Frankfurt) einsenden zu
wollen." |
Lehrer Hirsch Sulzbacher tritt in den Ruhestand (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1930:
"Herr H. Sulzbacher, Groß-Bieberau, Vorsitzender des
Unabhängigen Vereins israelitischer Lehrer im Freistaate Hessen, trat am
15. August in den Ruhestand und siedelte nach Nürnberg über. Möge es
dem wackeren Kollegen gegeben sein, dort im Kreise seiner Familie noch
eine lange Reihe von Jahren in stetem Wohlergehen zu verbringen. Es bedarf
wohl nicht besonderer Erwähnung, dass Herr Sulzbacher auch weiter dem von
ihm geleiteten Verein, sowie dem Bunde ein treues Mitglied bleiben
wird." |
70. Geburtstag von Lehrer Hirsch Sulzbacher (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1936: "Aus
Hessen. Am 14. November - Schabbat Toledot - feierte Herr
Lehrer i.R. Hirsch Sulzbacher, früher Groß-Bieberau seinen 70.
Geburtstag. Kollege Sulzbacher verlebt seine Ruhejahre in Nürnberg. Er
ist noch in bester Erinnerung als ehemaliger Vorsitzender des Vereins
gesetzestreuer jüdischer Lehrer Hessens. Wir wünschen ihm einen
gesegneten Lebensabend. Möge Gott ihm Kraft und Gesundheit geben. (Alles
Gute) bis 120 Jahre." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Gründung eines Frauenvereins (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1892: "Groß-Bieberau.
Auf Veranlassung des hiesigen Lehrers, Herrn Hausmann, wurde vor Kurzem
dahier ein Frauenverein gegründet, an dessen Spitze Frau R. Levi als
Präsidentin und Herr Hausmann als Rechner stehen." |
Zusammenkunft einer neu gegründeten Agudas
Jisroel-Jugendgruppe mit den Gruppen aus Frankfurt und Darmstadt (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1935: "Reichelsheim
im Odenwald, 15. Januar (1935). Am vergangenen Sonntag fand hier in
Anwesenheit von Vertretern der Frankfurter, Darmstädter und
Groß-Bieberauer Gruppen die erste größere Zusammenkunft unserer
kürzlich von Artur Neuhaus gegründeten Agudas Jisroel-Jugendgruppe
statt. Als Vertreter ihrer Gruppen begrüßten Toni Schatz (Darmstadt),
Ludwig Levi (Groß Bieberau) und Joseph Stiefel (Frankfurt Main) die
zahlreich Erschienenen. Sally Storch (Frankfurt Main) hatte die Leitung
des Nachmittags. Zunächst wurde eine Pirchimgruppe gegründet, die mit
großer Freude sogleich mit einem Heimabend die Arbeit aufnahm. Sally
Storch hielt danach vor den Jugendlichen eine begeisterte und begeisternde
Rede über 'Die Ziele der A.J.'. Die rege Diskussion bewies, dass alle
den mitreißenden Ausführungen gefolgt waren und dass alle sich für die
Sache einsetzen wollen. Die Rede wurde umrahmt von zwei an Ort und Stelle
gelernten Liedern. Alsdann versammelte man sich zu einem gemütlichen
Beisammensein, das von Humor und Ernst getragen war und den
erlebnisreichen Nachmittag harmonisch abrundete zu echt-jüdischem
Erlebnis. Wir danken vor allem unseren Frankfurter Chawerim Joseph Stiefel
und Sally Storch für ihre erfolgreichen Bemühungen, die wir mit großer
Begeisterung fortsetzen wollen." |
Zum Tod des Vorbeters Josef Kahn in Pfaffen-Beerfurth (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1935:
"Groß-Bieberau, 8. Mai (1935). Am 2. März (21. Adar Scheni),
verstarb unser langjähriger Vorbeter Joseph Kahn, Pfaffen-Beerfurth im
Alter von 82 Jahren. Am Trauerhause sprach Herr Rabbiner Dr. Bienheim
trostreiche Worte. Auch würdigte der erste Vorsteher der Israelitischen
Religionsgemeinde Groß-Bieberau, Herr Ludwig Levy, seine treue
Pflichterfüllung in unserer Gemeinde. Ein Zeichen seiner Beliebtheit war
die zahlreiche Beteiligung auch von Nichtjuden bei seiner Beerdigung. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Bei der Ausstellung von Fett- und Zuchtvieh werden Simon Haas und Gebr. Levi
ausgezeichnet (1868)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1868: "Darmstadt,
13. Oktober (1868). Bei der hiesigen Ausstellung von Fett- und Zuchtvieh
sind sämtliche Preise an Israeliten verteilt worden. Den ersten
Preis (silbernen Pokal) erhielt Simon Haas von Groß-Bieberau für
25 Stück Rindvieh Odenwälder Rasse, den zweiten Preis (70 Gulden) Josel
Mayer von Bessungen für 28 Stück Vieh Oberländer Rasse, den dritten
Preis (50 Gulden) Gebrüder Levi von Groß-Bieberau für 14 Stück
Vieh Odenwälder Rasse, den vierten Preis (30 Gulden) Jacob Jakob von Heldenbergen
für 6 Stück Schlüchterner Vieh, den fünften Preis (25 Gulden) Levi
Haas von Bessungen für 6 Stück Württemberger Vieh, den sechsten Preis
(25 Gulden) Gottschall Mai von Darmstadt für 8 Stück Odenwälder
Vieh." |
Beförderung von Arthur Haas zum Unteroffizier und
Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915:
"Groß-Bieberau, 13. Januar (1915). Der Reservist Arthur Haas, Sohn
des Leopold Haas, dahier, wurde wegen besonderer Tapferkeit im Felde zum
Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet." |
Zum Tod von Meier Levi (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1934:
"Groß-Bieberau, 4. März (1934). Am zweiten Adar starb nach
kurzer Krankheit Meier Levi seligen Andenkens. Der Verstorbene war
seit 1898 Vorstand der Chewra Gemilut Chäsad
(Wohltätigkeitsverein). An hohen Feiertagen übte derselbe schon lange
Jahre das Amt des zweiten Vorbeters unentgeltlich aus. Noch am letzten
Jomkippur betete derselbe das Neillo-Gebet vor, obwohl es ihm schon schwer
wurde, was auch Herr Rabbiner Dr. Bienheim, Darmstadt, am Grabe
würdigte. - Ein Zeichen der Beliebtheit, die sich der Verstorbene auch
bei den Andersgläubigen erwarb, war die außergewöhnlich starke
Beteiligung von Nichtjuden bei der Beerdigung. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Lehrer Edmund Hirsch (Markt Berolzheim) und Melita Sulzbacher (1922)
Anmerkung: Melitta Sulzbacher war sicher eine Tochter des
Lehrers Hirsch Sulzbacher in Groß-Bieberau.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: Statt
Karten.
Melita Sulzbacher - Edmund Hirsch, Lehrer. Verlobte.
Groß-Bieberau, Hessen - Markt-Berolzheim Bayern. Pessach
5682." |
Heiratsanzeige von Lehrer Edmund Hirsch
und Melita geb. Sulzbacher (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1922: "Mit
Gottes Hilfe.
Edmund Hirsch - Melita Hirsch geb. Sulzbacher. Vermählte.
Markt-Berolzheim (Bayern) - Groß - Bieberau (Hessen)." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Groß-Bieberau geboren sind |
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KK (Darmstadt-Land 1939)
für
Hilda Bendorf geb. Levy
(geb. 27. Juli 1892
in Groß-Bieberau)
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KK (Leipzig 1939) für
Lina Dreifuß geb. Haas
(geb. 21. September 1901
in Groß-Bieberau)
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KK (Frankfurt 1939) für
Siegfried Haas (geb.
21. Februar 1859 in Groß-Bieberau), wohnhaft
in Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert
ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, wo
er am 1. September 1942 umgekommen ist. |
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KK (Darmstadt-Stadt
1939) für
Jettchen Hirsch
(geb. 7. Januar 1870 in Groß-Bieberau)
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KK (Darmstadt-Stadt
1939) für Mina Jonas
geb. May (geb. 13. Juli 1890 in Groß-Bieberau),
Hausgehilfin, wohnhaft in Darmstadt,
am 25. März 1842 deportiert ab Mainz - Darmstadt
in das Ghetto Piaski, umgekommen
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KK (Darmstadt-Stadt
1939) für Eva Joseph
geb. Haas (geb. 26. Oktober 1860 in Groß-Bieberau),
wohnhaft in Darmstadt, am 27. September 1942
deportiert ab Darmstadt in das Ghetto
Theresienstadt, wo sie am 4. Dezember 1942
umgekommen ist |
KK (Frankfurt)
für
Ludwig Levi
(geb. 30. Juli 1912 in Groß-Bieberau)
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KK (Gießen 1939) für Meyer
Levi
(geb. 10. September 1881 in Groß-Bieberau),
Kaufmann, wohnhaft in Gießen, am
30. September 1942 deportiert ab Darmstadt
vermutlich nach Treblinka, umgekommen |
KK (Wuppertal 1939) für
Isidor May (geb. 20. Januar 1883
in Groß-Bieberau), Hilfsarbeiter
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KK (Mainz 1939) für Flora
Mayer geb. Haas
(geb. 16. Oktober 1878 in Groß-Bieberau). wohnhaft
in Mainz, im April 1939 nach Niederlande emigriert;
am 24. August 1943 ab Westerbork in das
Vernichtungslager Auschwitz deportiert, ermordet |
KK (Darmstadt-Stadt
1939) für Rosa Neumann
geb. Haas (geb. 6. April 1858 in Groß-Bieberau),
wohnhaft in Darmstadt, am 10. Februar 1943
deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt,
wo sie am 19. Februar 1943 umgekommen ist |
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KK (Darmstadt-Stadt
1939)
für Joseph Pauli (geb. 28. März 1880
in Groß-Bieberau), Metzger
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KK (Frankfurt 1940) für
Lina Rothschild
geb. Meyer (geb. 6. November 1893 in
Groß-Bieberau), wohnhaft in Frankfurt,
deportiert ab Frankfurt zu unbekanntem Deportationsort,
umgekommen
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KK (Dieburg 1939) für Rosa
Schack geb. May (geb.
17. Oktober 1875 in Groß-Bieberau), wohnhaft in
Spachbrücken, Darmstadt und Reinheim, am
27. September 1942 deportiert ab Darmstadt
in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am
21. November 1942 umgekommen ist |
KK (Wiesbaden 1939) für
Mina Stein
geb. Meyer (geb. 15. Januar 1886 in
Groß-Bieberau), wohnhaft in Wiesbaden,
am 11. Juni 1942 deportiert ab Frankfurt
nach Majdanek oder Sobibor, umgekommen
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KK (Darmstadt-Stadt
1939) für
Johanna Strauß geb. Pauli
(geb. 22. Oktober 1881 in Groß-Bieberau)
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KK (Pforzheim 1938) für
Lina Strimpel
geb. Hirsch (geb. 13. Dezember 1876 in
Groß-Bieberau), wohnhaft in Pforzheim, am
22. Oktober 1940 deportiert in das
Internierungslager Gurs, umgekommen |
KK (Nürnberg 1939) für
Regina Sulzbacher geb. Hirsch
(geb. 7. Juni 1868 in Groß-Bieberau)
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KK (Gießen 1939)
für
Clara Zwang geb. Levi
(geb. 3. Oktober 1885 in Groß-Bieberau)
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Weitere
Kennkarten (nicht in Groß-Bieberau
geborene, aber hier wohnhafte Personen) |
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KK (Dieburg 1939) für Gertrud
Amalie Neidhardt
geb. Marx (geb. 8. September 1901 in Bruchsal),
wohnhaft in Groß-Bieberau, 1943 in das
KZ Ravensbrück deportiert, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
1873 wurde eine neue Synagoge erbaut. Sie hatte 34 Männer-
und 18 Frauenplätze. Es waren vier Torarollen
vorhanden.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Zur
Durchführung des Pogroms hatten sich SA-Leute und etwa 50-60 weitere Personen
an der Fischbachbrücke getroffen und waren in Gruppen zur Synagoge und zu den
Wohnungen jüdischer Familien gezogen. Die Synagoge wurde völlig zerstört; die
Brandruine wurde 1939 abgebrochen.
An der Stelle der Synagoge wurde ein Parkplatz angelegt. Ein Gedenkstein ist
seit Juni 1986 vorhanden mit der Inschrift: "An dieser Stelle stand die
1873 errichtete Synagoge der Jüdischen Gemeinde Groß-Bieberau, Zerstört am
9./10. November 1938. Zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner, die der
Gewaltherrschaft zum Opfer fielen. Gewidmet von der Stadt Groß-Bieberau
24.6.1986."
Adresse/Standort der Synagoge:
Marktstraße 9
(alte Anschrift: Hauptstraße 9)
Fotos
Fotos oder
Abbildungen der Synagoge in Groß-Bieberau sind noch nicht vorhanden;
über Zusendungen oder Hinweise freut sich der Webmaster der
"Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Gedenken an die Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.3.2009) |
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Gedenkstein /
-tafel mit Inschrift (Text siehe oben) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2011:
In Groß-Bieberau und Reinheim werden
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel von Charlotte Martin in "echo-online.de" vom 11. März
2011 (Artikel):
"Schicksale bekommen ein Gesicht
Gedenken: Schüler der Bieberauer Albert-Einstein-Schule verlegen Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Familien
GROSS-BIEBERAU. Schüler des Leistungskurses Geschichte der Groß-Bieberauer Albert-Einstein-Schule beteiligen sich an der Aktion
'Stolpersteine'. Eineinhalb Jahre haben sie, begleitet von Lehrerin Verena Akkermann, zum Schicksal jüdischer Familien aus Groß-Bieberau und Reinheim in der Zeit des Nationalsozialismus recherchiert..." |
Zu den "Stolpersteinen" in Groß-Bieberau
siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Groß-Bieberau |
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Juli 2024:
Erneute Verlegung
des "Stolpersteines" für Gertrud Neidhardt geb. Marx
|
Artikel von S. Klingler in der Website der
"Albrecht-Einstein-Schule" in Groß-Bieberau vom 15. Juli 2024:
"Stolperstein und Erinnerung: Ein Mahnmal für Gertrud Neidhardt.
'Nie wieder!' raunt es durch die Köpfe der Anwesenden, als am 11. Juli 2024
um 11:00 Uhr auf dem Grundstück von Familie Pektas in der Bahnhofstraße 53
in Groß-Bieberau der Stolperstein für Frau Gertrud Neidhardt erneut verlegt
wird. Schüler:innen der Albert Einstein Schule haben sich im Rahmen ihrer
Projektwoche unter Leitung von Leonie Kapelke, Steffen Baensch und Ruben
Schaal, intensiv mit dem Thema 'Juden in Groß-Bieberau während des
Nationalsozialismus' auseinandergesetzt und insbesondere das Schicksal von
Frau Dr. Neidhardt erforscht, die 1943 aus Groß-Bieberau nach Ausschwitz
deportiert und dort ermordet wurde. Besonders bewegend ist die Anwesenheit
ihrer Enkelin, die gemeinsam mit zahlreichen Gästen an der Zeremonie
teilnimmt. Redebeiträgen von Schülerinnen der AES, ihrer Lehrerin L. Kapelke,
sowie Pfarrer Sebastian Behringer erinnern an die Bedeutung des Gedenkens
und mahnen zur Wachsamkeit gegenüber jeglicher Form von Antisemitismus und
Rassismus in der heutigen Zeit. Auch Bürgermeisterin Frau Vogt ist anwesend
und betont die Wichtigkeit, die Geschichten der Opfer nicht in Vergessenheit
geraten zu lassen. Es wird bewegend von Gertrud Neidhardts Leben und
Leidensweg erzählt und hervorgehoben, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen
lebendig zu halten. Im emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung wird der
Stolperstein, der ursprünglich 2011 verlegt und wegen Bauarbeiten entfernt
worden war, feierlich vor der Treppensatz eingelassen. Zahlreiche Rosen
werden niedergelegt, Pflanzenkübel werden platziert, was dem Moment
zusätzliche Tiefe und Andacht verleiht. Die Gedenkstunde findet einen
musikalischen Abschluss mit dem Lied 'Hevenu Shalom Alechem', das von
Johanna Wasen auf der Oboe und ihrer Lehrerin Tabea Hofmann auf dem Saxophon
einen hoffnungsvollen Akzent setzt und die Anwesenden in stille Rührung
versetzt. Diese feierliche Verlegung des Stolpersteins ist nicht nur ein Akt
des Erinnerns, sondern auch ein eindringlicher Appell, die Lehren aus der
Geschichte zu ziehen und aktiv für eine friedliche und gerechte Welt
einzutreten."
Link zum Artikel |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 281-282. |
| Kein Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 36. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 134-135. |
| Karin Lötzsch / Klaus Lötzsch / Georg Wittenberger:
Der jüdische Friedhof in Groß-Bieberau. In: Babenhausen einst und jetzt.
Hrsg. vom Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen e.V. Band 20 1990. S.
91-101.
Link zur Seite des
Heimat- und Geschichtsvereins Babenhausen e.V. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gross- Bieberau Hesse. The
community declined from 87 (5 % oft the total) in 1900 to 43 in 1933. Though
Orthodox, it was affiliated with Darmstadt's Liberal rabbinate. The synagogue,
no longer Jewish property, was burned down on Kristallnacht (9-10
November 1938). The remaining Jews left by 1939.
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