Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Groß-Umstadt mit Klein-Umstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Kennkarten aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur      

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Groß-Umstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. Bereits 1548 werden Juden in "Umbstadt" genannt. Im 17. Jahrhundert lebten drei bis fünf jüdische Familien am Ort.    
     
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1800 sieben jüdische Familien, 1834 44 jüdische Einwohner, 1861 69 (2,5 % von insgesamt 2.741 Einwohnern), 1880 81 (2,8 % von 2.844), 1905 87 (2,4 % von 3.573), 1910 77 (2,0 % von 3.743).  Zur jüdischen Gemeinde in Groß-Umstadt gehörten auch die wenigen in Klein-Umstadt lebenden jüdischen Personen (1924-32 jeweils sechs Personen); diese hatten zunächst zu der um 1870 aufgelösten Gemeinde in Raibach gehört. Von den in Raibach lebenden jüdischen Familien sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere nach Groß-Umstadt gezogen.    
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dieburg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte zum (orthodoxen) Rabbinatsbezirk Darmstadt II. 
     
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde der Gefreite Jakob Kahn (geb. 3.11.1889 in Groß Umstadt, gef. 22.8.1914) und Moritz Lichtenstein (geb. 20.3.1885 in Groß Umstadt, gef. 27.4.1915). 
 
Um 1924, als zur Gemeinde 87 Personen gehörten (2,2 % von insgesamt etwa 4.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Albert Rapp, Baruch Lichtenstein II und Berthold Lindheimer. Als Religionslehrer und Schochet kam regelmäßig Lehrer Hermann Kahn aus Höchst im Odenwald nach Groß-Umstadt. 1924 unterrichtete er an der Religionsschule 14 Kinder. 1932 waren die Gemeindevorsteher Albert Rapp (1. Vors.), Berthold Lindheimer (2. Vors.). Weiterhin erteilte Lehrer Kahn aus Höchst den Religionsunterricht in Groß-Umstadt. Im Schuljahr 1931/32 hatte er sechs Kinder zu unterrichten.    
    
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 57 Personen, d.u. 1,4 % von insgesamt 4.062 Einwohnern) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge und ihre Einrichtung demoliert (s.u.), danach wurden von Groß-Umstädter SA-Leuten und Nationalsozialisten - zusammen mit zahlreichen anderen Einwohnern - die jüdischen Wohnungen überfallen, geplündert oder demoliert sowie viele der jüdischen Einwohner misshandelt (siehe Bericht unten). Drei jüdische Männer - die Brüder Arthur und Alfred Rapp sowie Max Östreich - wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Viele der jüdischen Einwohner verließen nach diesen Ausschreitungen endgültig Groß-Umstadt. 1939 waren nur noch sieben jüdische Personen am Ort. In der Schulstraße 19 wurde ein "Judenhaus" eingerichtet, in dem die letzten jüdischen Einwohner zusammenziehen mussten. 1942 und 1943 wurden die letzten jüdischen Einwohner deportiert.   
       
Von den in Groß-Umstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Ehrmann geb. Lichtenstein (1865), Ida Flörsheimer geb. Rapp (1882), Karola Fontein geb. Rothschild (1908), Lina Hammerschlag (), Rosa Korn geb. Lichtenstein (1876), Berthold Lichtenstein (1898), Emilie Lichtenstein (), Ernestine Lichtenstein (), Jenny Lichtenstein (1899), Melitta Lichtenstein (1901), Simon LIchtenstein (), Sophie Lichtenstein (), Mina Liebmann (1871), Thirza Löb (), Jettchen Mayer geb. Rapp (1868), Johanna Mayer geb. Lichtenstein (1874), Alfons Rapp (1923), Else Rapp (1922), Friedrich (Fritz) Rapp (1888), Gustav Rapp (1883), Julius Isaak Rapp (1877), Margot Rapp (1922), Berta Reichenberg geb. Rapp (1888), Hilde Rothschild geb. Rapp (1891), Julius Rothschild (1886), Rosa Rothschild geb. Strauß (1880), Wilhelm (Willy) Rothschild (1911), Rebecka Schwan geb. Lindheimer (1872), Rosa Sichel geb. Klipstein (1877), Jettchen Stein (), Adele Willner (1885), Bartel Willner (), Ida Willner (), Josef Willner (), Uscha Willner (), Emma Wolff geb. Rapp (1869, Fanny Wolf (1930), Herbert Wolf (1927)).  
Einige Namen wurden von der Zusammenstellung auf dem Gedenkstein übernommen (Namen oben ohne Angabe des Geburtsjahres). 
  
Aus Klein-Umstadt sind umgekommen: Bertha Bickert geb. Grünebaum (1879), Blanka Brück geb. Blumhof (1896), Adolf Strauß (1872), Johanna Strauss (1877), Wilhelm Strauss (1875), Elisabeth (Elsa, Elise, Maria) Szedlisker geb. Bickert (1897).    
 
Auf Anregung des Bundes Deutscher PfadfinderInnen, die von der Arbeitsgruppe "Jüdisches Leben in Groß-Umstadt" übernommen wurde, konnten in Groß-Umstadt "Stolpersteine" zur Erinnerung an Opfer des NS-Zeit verlegt werden. Die erste Verlegung war im März 2011 (acht Steine), die zweite im Mai 2012 (neun Steine). 
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1879 / 1881 / 1920 / 1922   

Grossumstadt Israelit 23041879.jpg (31903 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1879: "In hiesiger Gemeinde wird ein seminaristisch geprüfter Lehrer und Schächter zu engagieren gesucht, welcher sogleich eintreten kann. Gehalt mit Nebeneinkünften Mark 1.200.  Groß-Umstadt bei Darmstadt. 
Der Vorstand: Feist Rapp."
   
Grossumstadt Israelit 13061881.jpg (58982 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1881: "Die hiesige Lehrer- und Schächterstelle ist vakant. Gehalt bei freier Wohnung Mark 500 und ca. Mark 600 Nebeneinkünfte. Bewerber um diese Stellung, von orthodoxer Richtung, seminaristisch geprüft und tüchtig in Schechita, wollen sich sofort bei unterzeichnetem Vorstand melden. Groß-Umstadt, den 12. Juni 1881. 
Feist Rapp (Reisevergütung erhält nur Derjenige, welcher engagiert wird)."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898: "Vakanz
Die hiesige Lehrer- und Kantorstelle ist bis zum 1. Dezember laufenden Jahres anderweitig zu besetzen. Dieselbe trägt an fixem Gehalt Mark 600 und an Schechita und Nebenakzidenzien mindestens Mark 500 ein. 
Seminaristisch gebildete Bewerber, die von orthodoxen Rabbiner die Autorisation haben, wollten ihre Offerten nebst Zeugnissen einreichen. 
Groß-Umstadt
, 7. September 1898. 
Für den Vorstand

M. Rapp."      
 
Grossumstadt Israelit 12021920.jpg (35533 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1920: "Unterzeichnete Gemeinde sucht einen jüngeren Religionslehrer und Schochet. Offerten mit Gehaltsansprüchen erbeten. 
Groß-Umstadt
, 31. Januar 1920. 
Der Vorstand Albert Rapp." 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1922: "In der israelitischen Gemeinde Groß-Umstadt (Hessen) ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochets zu besetzen. Gehalt ca. Mark 10.000.- Gefällige Offerten an den 
Vorsteher Albert Rapp. 
Groß-Umstadt,
31. Januar 1922."  

   
Anzeige des Schülerpensionats von Lehrer Levi Stein (1899)  

Grossumstadt Israelit 09111899.jpg (45761 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1899: "Schülerpensionat Groß-Umstadt. Großherzogliche Real-, Landwirtschaftsschule und Töchterpensionat. Auch schwächere Schüler finden Aufnahme, Vorbereitung, Nachhilfe, streng religiöse Erziehung und Beaufsichtigung. Honorar sehr mäßig. Prima Referenzen. Nähere Auskunft erteilt 
Levi Stein, Lehrer."

    
Lehrer Levi Stein erlässt einen Hilfsaufruf für einen verarmten alten Juden in Crainfeld (1900) 

Gross-Umstadt Israelit 10051900.jpg (79187 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Aufruf. Einem armen, hochbetagten Israeliten in Crainfeld, Oberhessen, ist von der Polizei aufgegeben worden, bis zum 15. Juni laufenden Jahres sein Wohnhaus renovieren zu lassen oder würde es von der Behörde geschlossen. Dieser arme Mann ist nicht in der Lage auch nur das Geringste leisten zu können und muss darum die Beihilfe edler, guter Menschen anrufen. Erlaube mir darum, im Namen dieses Mannes, an edle Herzen die dringende Bitte zu richten, diesem hart bedrängten Greise eine Beisteuer zukommen zu lassen, der liebe Gott wird es lohnen. Milde Gaben wolle man an den Unterzeichneten richten, welcher öffentlich quittieren wird. Auf Verlangen kann der Name des Mannes genannt werden. 
Groß-Umstadt, Hessen, im April 1900. Levi Stein, Lehrer und Kantor."    

   
Anzeige des Lehrers Levi Stein (1901)  

Gross Umstadt Israelit 18031901.jpg (34961 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1901: "Für meinen Sohn, mit der einjährigen Berechtigung, gut entwickelt, suche in einem Schabbat und Feiertag streng geschlossenen Geschäfte, am liebsten Laden, bei freier Station eine Lehrstelle
Levi Stein, Lehrer, Groß-Umstadt, Hessen."  

   
Anzeige des Knaben-Pensionates von Lehrer Levi Stein (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1901: 
"Israelitisches Knaben-Pensionat
. Knaben, welche die hiesige vorzügliche Realschule besuchen sollen, finden in meinem Hause, bei bester Pflege Aufnahme; Aufsicht und Nachhilfe in allen Fächern. Auch schwächere Schüler finden Aufnahme. Referenz Gr. Realschuldirektor Herr Dr. Lahm. 
Groß Umstadt, 25. März (1901). 
Levi Stein
, Lehrer."     

  
Aufruf von Lehrer Stein zu Spenden für eine in Not geratene jüdische Familie in Kleestadt (1902) 

Babenhausen Israelit 05051902.jpg (57640 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1902: "Bitte um schnelle Hilfe!  Am 20. April wütete in der Gemarkung Kleestadt bei Babenhausen ein furchtbares Unwetter. Gewaltige Wassermassen stürzten von den Bergen auf das Häuschen des dort wohnenden, einzigen Glaubensgenossen. Sein ganzes Hab und Gut stand unter Wasser. Die Spezereiwaren in seinem Lädchen sind fast alle verdorben, das angekaufte Brennholz ist fortgeschwemmt. Da nun von Seiten des Staates oder der Versicherungsgesellschaft eine Entschädigung nicht geleistet wird, so wenden wir uns an das edle Herz braver und wohltätiger Menschen und bitten um rasche Beihilfe.
Julius Seewald, Babenhausen (Hessen) und Lehrer Stein, Groß-Umstadt

   
Nachfolger von Lehrer Levi Stein wird Lehrer Kahn aus Orb (1913)  

Grossumstadt Frf IsrFambl 05091913.jpg (30411 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: "Aus Hessen. Jüngst verschied in Wenings der sehr beliebte Lehrer Baruch Stern, 70 Jahre alt. - In Groß-Umstadt ist als Nachfolger des verstorbenen Lehrers Stein, der in der Synagoge plötzlich verschied, Lehrer Kahn aus Orb gewählt worden."

  
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben      
Hilferuf nach einer großen Feuersbrunst in der Stadt (1887)   

Grossumstadt Israelit 22121887.jpg (111239 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1887: "Hilferuf! Durch eine große Feuersbrunst, welche vergangene Nacht hier wütete, ist leider einer unserer Glaubensgenossen mit großer Familie schwer heimgesucht worden, indem sein ganzes Haus ein Raub der Flammen geworden. Der Mann, welcher seine Familie seither zwar kümmerlich aber redlich ernährte, ist durch dieses Unglück vollständig dem Ruin preisgegeben. Schnelle Hilfe ist daher sehr am Platze, zumal der Winter vor der Türe ist. Möge diese günstige Gelegenheit um dem Armen zu geben… von recht vielen unserer Glaubensgenossen, deren edle Gesinnung sich ja immer bei derartigen Fällen betätigt, benützt werden. Gepriesen derjenige, der dem Armen Gutes tut. Groß Umstadt, 12. Dezember 1887. Zur Entgegennahme von Spenden sind bereit: 
A. Scheuer, Lehrer. M. Rapp, Vorsteher. Feist Rapp. 
Auch wir sind bereit, Gaben weiterzuleiten und weiterzubefördern. Die Expedition des ‚Israelit’."  

      
Antisemitenprozess (1890)  

Gross Umstadt Israelit 30101890.jpg (108786 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1890: "Groß-Umstadt, 26. Oktober (1890). Am 22. dieses Monats wurde an hiesigem Schöffengerichte ein Fall verhandelt, aus dem die Antisemiten die Lehre ziehen können, dass sie Juden nicht ungestraft beleidigen dürfen. Einer der treuesten Anhänger Böckels, Heinrich Stab, Sohn des Schneidermeisters August Stab dahier, beleidigte in einer öffentlichen Wirtschaft einen hiesigen Glaubensgenossen dadurch, dass er sagte: 'Die Juden sind eine schlechte Bande.' Vor Gericht suchte der Anwalt, zugleich Schwager des Beklagten, diese Äußerung als eine Kollektiv-Beleidigung hinzustellen, worin eine persönliche Beleidigung nicht zu erblicken. Der klägerische Anwalt war jedoch anderer Meinung und verlangte die Bestrafung des Beklagten, indem er noch als erschwerende Momente hervorhob, dass ein junger Mann, der Anspruch auf Bildung erhebt, diese Äußerung getan, ferner dass dieselbe öffentlich und an öffentlichem Orte geschah, sowie, dass der Kläger sehr friedlicher Natur und niemals Veranlassung zu einer derartigen Äußerung gegeben habe. Das Gericht schloss sich diesen Ausführungen an und verurteilte Staab in die Geldbuße von 20 Mark sowie Tragung sämtlicher Kosten; auch wurde dem Kläger das Publikationsrecht zugesprochen."     

   
Über die Vorgänge beim Novemberpogrom 1938    

Zitiert nach "Heimatgeschichtlicher Wegweiser" s. Lit. S. 37 (Recherchen des Vereins zur Bewahrung der Groß-Umstädter Synagoge": "Begonnen hat dies alles in der Karlstraße. Unter dem Beifall einer johlenden Menge fingen Umstädter SA-Leute, gefolgt von Helfershelfern, in das Haus der Gebrüder Rapp und zerstörten die Inneneinrichtung... Danach wälzte sich die Menge in die Schulstraße und demolierte das Haus von Simon Lichtenstein, dem jüdischen Pferdehändler... Anschließend zog man in die Curtigasse und verwüstete das Haus der Jenny Lichtenstein, einer bekannten und beliebten jüdischen Bürgerin. Danach waren die Wohnungen von Berta Reichenberg und Jetty Stein in der Unteren Marktstraße an der Reihe. Das mutige Eintreten des Hausbesitzers Brenner verhinderte größeren Schaden. Das Haus der Amalie Götz in der Entengasse konnte von besonnenen Bürgern vor größerem Unheil bewahrt werden. Malchen Götz, die in bestem Einvernehmen mit ihren Mietern lebte, hatte ihnen schon zu Lebzeiten ihr Haus vermacht. Sie starb wenig später eines natürlichen Todes in Frankfurt. Nur 50 m weiter lebte zu dieser Zeit Minna Liebmann in der Brunnengasse. Sie wurde für drei Tage aus ihrer Wohnung vertrieben, ihr Hab und Gut zerstört."  

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
 
Zum Tod von Chava Rapp (1892)  

Grossumstadt Israelit 29081892.jpg (62807 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1892: "Groß-Umstadt. Unter zahlreicher Beteiligung von Nah und Fern wurde Erew Rosch Chodesch Elul, die irdische Hülle der in ihrem 69. Lebensjahre dahingeschiedenen Frau Chava Rapp zur Ruhe getragen. Ausgerüstet mit den schönsten Tugenden einer Eschet Chajil (wackeren Frau), wandte sie neben Tora und Gottesdienst ihre größte Aufmerksamkeit der Ausübung von Wohltätigkeit zu. Den Ausspruch unserer Weisen ‚es seien die Armen die Kinder deines Hauses’ betätigte die Heimgegangene in des Wortes wahrster Bedeutung. Als Beraterin stand sie jederzeit den Hilfesuchenden zur Seite; manches herbe Leid hat sie gemildert, manche Träne getrocknet. Herr Rabbiner Dr. MarxDarmstadt schilderte in bekannter, meisterhafter Weise die Verdienste der Verstorbenen. Sch."

 
Zum Tod des Schlossverwalter M. Simon - 61 Jahre im Dienst der Freiherren von Wambolt (1893) 

Zu den Freiherren von Wambolt vgl. Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Wambolt_von_Umstadt  

Grossumstadt AZJ 20011893.jpg (116120 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1893: "Aus Hessen, 16. Januar (1893). In Groß-Umstadt (Odenwald) starb am 1. dieses Monats im Alter von 76 Jahren Herr Schlossverwalter M. Simon. Der Verstorbene hat einundsechzig Jahre hindurch als Verwalter der ausgedehnten Güter der hiesigen Schlossherrschaft der Freiherren von Wambolt gewirkt. Das unbegrenzte Vertrauen, dessen er sich von Seiten derselben zu erfreuen hatte, ist umso bemerkenswerter, als die Herren von Wambolt zum Odenwälder Uradel und den hervorragendsten Repräsentanten des strengsten Katholizismus in Hessen und Baden gehören. Der strenge Katholizismus hinderte aber die Herren von Wambolt nicht, Herrn Simon, einen Juden, mit der Verwaltung ihrer ausgedehnten Groß-Umstädter Besitzungen 61 Jahre hindurch zu betrauen. Herr Simon kam schon als 16jähriger Knabe aufs Schloss. Er machte später den Kursus eines Geometers durch, kehrte aber nach Ablegung des Examens in seinen früheren Wirkungskreis zurück, dem er bis an sein Lebensende treu blieb. In dem gleichen Maße wie das Vertrauen der Schlossherrschaft besaß er die Achtung und Liebe der gesamten Bevölkerung in hiesiger Gegend. Das zeigte sich auch bei seinem Leichenbegängnis, an dem u.a. auch die beiden Pastoren des Ortes, der katholische wie der evangelische, teilnahmen."

 
Zum Tod von Bulle Kahn (1904)  

Grossumstadt Israelit 04011904.jpg (85971 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1904: "Groß-Umstadt. Am ersten Tag Chanukka wurde unter Teilnahme eines großen Trauergefolges der irdische Teil der Frau Bulle Kahn, Gattin des Herrn Moses Kahn, zur ewigen Ruhestätte gebracht. Die Verewigte, die ein Alter von 72 Jahren erreichte, war von Jugend auf fromm und gottesfürchtig und erzog mit ihrem Gatten ihre Kinder und Enkel zu braven, frommen Jehudim. Den Armen war sie eine edle Freundin und übte Zedoko (Gerechtigkeit) und Gemilus Chasodim (Wohltätigkeit) in des Wortes schönster Bedeutung. Mit Recht konnte sie vor ihrem Hinscheiden sagen: ich kann ruhig sterben, ich habe keinen Feind. Mögen ihr Gatte, ihre Kinder und Enkel Trost und Beruhigung finden in dem Verdienst ihrer frommen Mutter, ihr Andenken aber bleibt zum Segen." 

 
Gemeindevorsteher Julius Rapp zieht nach Mainz (1911)  

Grossumstadt Israelit 17081911.jpg (64399 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911: "Groß-Umstadt, 14. August 1911. Ende dieses Monats verzieht Herr Julius Rapp von hier nach Mainz. Mit Herrn Rapp verlieren wir nicht nur ein gesetzestreues Mitglied unserer Gemeinde, sondern auch unseren Führer, unseren Vorstand. Dieses Amt verwaltete er rein zur Ehre Gottes. Der Schule und der Gemeinde widmete er seine Interessen im höchsten Maße. Wie wir Herrn Rapp und Frau ungern scheiden sehen, so bedauert auch das ganze Städtchen diesen Wegzug. - Möchte reicher Segen den Scheidenden an die neue Stätte seines Wirkens begleiten, und ihm Befriedigung nach jeder Richtung beschieden sein."    

  
Zum Tod von Rosa Kahn geb. Lichtenstein (1915)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1915: "Frau Anselm Kahn - Friede sei mir ihr. Am 19. April ist Frau Rosa Kahn geb. Lichtenstein, im 69. Lebensjahre nach einem langen, schweren, aber mit stillem Heldentum und wahrer Gottergebenheit ertragenen Leiden, verschieden. Sie entstammte der hoch angesehenen Familie Lichtenstein in Groß-Umstadt, die weit und breit wegen ihrer Wohltätigkeit und Frömmigkeit geschätzt wurde. Mit ihr ist eine von den wohltätigen Frauen dahingegangen; den Frauen, deren ganzes Leben von Liebe und Wohl tun ausgefüllt ist. Fast ein halbes Jahrhundert hatte sie an der Seite des ihr vor zwei Jahren im Tode vorausgegangenen, frommen, allgemein geschätzten Gatten, Herrn Anselm Kahn, ihrem Hause vorgestanden. Aber auch über den engen Kreis ihres Hauses, dem sie das Gepräge altjüdischer Frömmigkeit und Gastfreundlichkeit aufdrückte, hinaus erfreute sich diese edle Frau in allen Kreisen der Frankfurter jüdischen Gesellschaft infolge ihres grundgütigen, stets hilfsbereiten Wesens und ihres geraden, wahrhaftigen Sinne allgemeiner Achtung und Wertschätzung, die auch bei ihrem stattgehabten Leichenbegängnis zum Ausdruck gelangten. Durch ihren Tod sind die Frankfurter gesetzestreuen Kreise um eine wackere Frau in des Wortes wahrstem Sinne ärmer geworden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

    
Zum Tod von Max Rapp (1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928: "Groß-Umstadt, 15. Oktober (1928). Am Ausgange des Schabbat Schuwa (= 22. September 1928) hauchte Max Rapp, eines der ältesten und angesehensten Mitglieder unserer leider immer kleiner werdenden Gemeinde, seine reine Seele aus. Herr Rabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt schilderte vor dem Trauerhause den Verlust, den Familie und Gemeinde durch den Heimgang dieses noch in den altbewährten Bahnen der Tradition wandelnden Mannes erlitt, der trotz mancher Missgeschicke, von denen das Leben auch ihn nicht verschonte, stets das Gottvertrauen als oberstes Gebot der Stunde erachtete und so all den Seinen ein leuchtendes Vorbild war. Ganz besonders betrauert die Gemeinde ihren langjährigen Vorbeter, der verständnisvoll, mit echter klarer und angenehmer Stimme die Gebete vorzutragen verstand. Die Gemeinde ehrte ihn dadurch, dass sie ihm einige Bücher (sc. evtl. sogar Torarollen) die unbrauchbar geworden waren, mit ins Grab gab, als Wahrzeichen dafür, dass der fromme Mensch den Büchern insofern gleich, als der Körper wohl verwese, aber der Geist, der Lebensinhalt an guten Taten und an Tora für alle Zeiten weiterbestehe. Möge die hochbetagte Gattin, die ein halbes Jahrhundert in Liebe und Treue mit ihrem Gatten - er ruhe in Frieden - verbunden war und die zahlreiche Kinderschar, die einen treusorgenden und liebenden Vater verlor, den wahren Trost in dem Gedanken finden, dass der Entschlafene im Garten Eden weilt, um den Lohn seines Erdenwallens entgegenzunehmen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Lehrlingssuche des Manufaktur-, Kurz- und Schuhwarengeschäftes Feist Rapp (1884 / 1890 / 1891 / 1901)  

Grossumstadt Israelit 07021884.jpg (55102 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1884
"In meinem Manufaktur-, Kurz- und Schuhwarengeschäft wird bis zum 1. April laufenden Jahres die Stelle eines Lehrlings offen. Samstag und Feiertage geschlossen. Kost und Logis im Hause. 
Auch würde ich per sogleich einen angehenden Commis, welcher sich als Detail-Reisender für Landkundschaft gut eignet, engagieren. 
Groß-Umstadt, 24. Januar 1884. Feist Rapp."
  
Gross Umstadt Israelit 23101890.jpg (39428 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1890: "Lehrlings-Gesuch.  
In meinem Manufaktur- und Schuhwaren-Geschäft (samstags und Feiertage geschlossen) wird per 15. November laufenden Jahres eine Lehrlingsstelle frei. Kost und Logis im Hause. 
Groß-Umstadt (Großherzogtum Hessen). Feist Rapp."  
Grossumstadt Israelit 19021891.jpg (45478 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1891: "Lehrlings-Gesuch
Für mein Manufaktur- und Schuhwarengeschäft suche ich einen Lehrling. Samstags und Feiertage geschlossen. Kost und Logis im Hause. 
Feist Rapp, Groß-Umstadt (Großherzogtum Hessen)."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1901
"Für mein an Samstag und israelitischen Feiertagen streng geschlossenes Manufaktur- und Modewaren-Geschäft suche zum alsbaldigen Eintritt einen 
Lehrling
mit guten Schulkenntnissen. 
Feist Rapp
, Groß-Umstadt, Hessen."        

      
Anzeige des Hauptkollekteurs der Hessisch-Thüringischen Staatslotterie Feist Rapp (1904)
    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Die Ziehung der I. Klasse der IV. Hessisch-Thüringischen Staatslotterie findet am 
14. und 16. Mai laufenden Jahres 
statt und halte mich für den Bezug der Lose bestens empfohlen. - Prompte, diskrete Bedienung. 
Feist Rapp, Groß-Umstadt, Hauptkollekteur der Hessisch-Thüringischen Staatslotterie."    

    
Lehrlingssuche des Manufaktur-, Ausstattungs- und Möbelgeschäfts Leopold Rapp (1908)  

Gross-Umstadt Israelit 04061908.jpg (46424 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1908: 
"In meinem Manufaktur-, Ausstattungs- und Möbelgeschäft wird für einen 
Lehrling
mit guter Schulbildung eine Stelle frei. 
Samstags geschlossen. Freie Station im Hause. 
Leopold Rapp, 
Groß-Umstadt
, Hessen."  

        
Anzeige des Manufaktur- und Schuhwarengeschäftes Isaak Rapp (1915)  

Gross Umstadt Israelit 19081915.jpg (29514 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1915: 
"In meinem Sabbat geschlossenen Manufaktur- und Schuhwaren-Geschäft ist eine  
Lehr- und Commissstelle
per 1. Oktober frei. Offerten erwünscht.
Isaak Rapp. Groß-Umstadt."  

      
Verlobungsanzeige für Clara Kahn und Hermann Kahn (1922)  

Hoechst iO Israelit 31081922.jpg (29243 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1922: "Gott sei gepriesen.  
Clara Kahn - Hermann Kahn
. Verlobte. 
Groß-Umstadt - Höchst, Odenwald. August 1922."  

  
Verlobungsanzeige von Rosel Ganz und Hans Begach (1930)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "
Rosel Gans - Hans Begach  Apotheker.  Verlobte.  
Frankfurt am Main, Hermesweg 14 - Groß-Umstadt (Hessen). 
Zu Hause, den 10. Mai 1930."      

          

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Gross-Umstadt geboren sind
 
 Gross-Umstadt KK MZ Floersheimer Ida.jpg (102867 Byte)  Gross-Umstadt KK MZ Hess Jenny.jpg (90744 Byte)  Gross-Umstadt KK MZ Jansohn Margarete.jpg (94262 Byte)
*Anmerkung Ida Flörsheimer (Kennkarte rechts): Quelle zu Höchst i.Odw.: Geschichte und Schicksale der Juden zu Höchst. Hrsg. Gemeindevorstand Hochst i.Odw. 1985 S. 187.  KK (Erbach 1939) für Ida Flörsheimer geb. Rapp (geb. 18. Oktober 1882 in Groß-Umstadt), wohnhaft in Höchst i.Odw.*, Ehefrau von Meier F., abgemeldet nach Frankfurt am 27. April 1939; am 22. November 1941 ab  Frankfurt nach Kowno (Kaunen, Fort IX) deportiert, umgekommen     KK (Frankfurt 1939) für
Jenny Hess geb. Rapp 
(geb. 13. Juli 1885 in Groß-Umstadt) 
  
  
 KK (Jena 1942) für 
Margarete Jansohn geb. Schröter

(geb. 18. Januar 1893 in Groß-Umstadt) 
  
  
       
Gross-Umstadt KK MZ Korn Rosa.jpg (95642 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Bertold.jpg (87919 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Emilie.jpg (95054 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Jakob.jpg (99543 Byte)
KK (Worms-Stadt 1939) für Rosa Korn geb. 
Lichtenstein
(geb. 14. Juli 1876 in Groß-Umstadt),
 wohnhaft in Groß-Umstadt, emigriert in die 
Niederlande, 1942 in das Vernichtungslager 
Auschwitz deportiert, ermordet   
 KK (Frankfurt 1939) für Bertold Lichtenstein 
(geb. 2. Mai 1898 in Groß-Umstadt), kfm. 
Angestellter, wohnhaft in Frankfurt, am
 22. November 1941 deportiert ab Frankfurt 
nach Kowno (Kauen, Fort IX), umgekommen 
 KK (Dieburg 1939) für 
Emilie Lichtenstein 
(geb. 22. Juni 1901 in Groß-Umstadt) 
 
  
 KK (Heppenheim 1939) für 
Jakob Lichtenstein 
(geb. 3. Dezember 1902 in Groß-Umstadt), 
Kaufmann 
  
       
Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Jenny 005.jpg (85395 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Jenny.jpg (89046 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Melitta.jpg (95933 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Lichtenstein Simon.jpg (98747 Byte)
KK (Frankfurt) für
 Jenny Lichtenstein 
(geb. 15. März 1894 in Groß-Umstadt), 
Näherin   
  
KK (Dieburg 1939) für Jenny Lichtenstein
(geb. 2. September 1899 in Groß-Umstadt), 
wohnhaft in Groß-Umstadt und Lorsch, am 
25. März 1942 deportiert ab Mainz-Darmstadt 
in das Ghetto Piaski, umgekommen       
  KK (Bad Homburg 1939) für Melitta Lichtenstein 
(geb. 29. März 1901 in Groß-Umstadt), 
Hausangestellte, wohnhaft in Bad Homburg v.d.H. 
und Frankfurt, am 11. Juni 1942 deportiert ab Frankfurt
 in das Vernichtungslager Sobibor, ermordet    
  KK (Dieburg 1944) für 
Simon Lichtenstein 
(geb. 27. Juni 1872 in Groß-Umstadt)  
  
  
            
Gross-Umstadt KK MZ Mayer Johanna.jpg (96611 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Abraham.jpg (89454 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Alfons.jpg (93706 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Else.jpg (90550 Byte)
 KK (Darmstadt 1939) für Johanna Mayer 
geb. Lichtenstein
(geb. 15. Februar 1874), wohnhaft
 in Griesheim, am 27. September 1942 deportiert
 ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo 
sie am 3. Februar 1943 umgekommen ist   
 KK (Frankfurt  1939) für Abraham Rapp (geb. 
26. März 1866 in Groß-Umstadt), Kaufmann, 
wohnhaft in Frankfurt, am 20. Oktober 1941 
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Litzmannstadt
 (Lodz), umgekommen  
KK (Frankfurt 1939) für Alfons Rapp (geb. 
19. Juni 1926 in Groß-Umstadt), wohnhaft 
in Frankfurt, am 20. Oktober 1941 ab 
Frankfurt deportiert in das Ghetto Litzmannstadt 
(Lodz), umgekommen   
 KK (Frankfurt 1939) für Else Rapp (geb. 
14. Mai 1922 in Groß-Umstadt), Haustochter, 
wohnhaft in Frankfurt, am 20. Oktober 1941 
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto 
Litzmannstadt (Lodz), umgekommen  
       
Gross-Umstadt KK MZ Rapp Friedrich.jpg (93662 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Gustav.jpg (100111 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Julius.jpg (86036 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rapp Ludwig.jpg (90853 Byte)
KK (Mannnheim-Land 1939) für Friedrich (Fritz) 
Rapp
(geb. 6. Juli 1888 in Groß-Umstadt), Kaufmann,
 wohnhaft in Weinheim, am 22. Oktober 1940 deportiert
 in das Internierungslager Gurs, am 10. August 1942
 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet   
 KK (Dieburg 1939) für Gustav Rapp (geb. 
21. Oktober 1883 in Groß-Umstadt), Handelsmann,
 wohnhaft in Frankfurt und Dieburg, November 1941 
bis Mai 1942 im KZ Dachau, von hier am 20. Mai 1942
 in die Tötungsanstalt Hartheim, ermordet  
 KK (Mainz 1939) für Julius Rapp (geb. 6. 
September 1877 in Groß-Umstadt), kfm. Angestellter,
 wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert
 ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er 
am 14. November 1942 umgekommen ist  
 KK (Frankfurt 1939) für Ludwig Rapp (geb. 
26. November 1886 in Groß-Umstadt), Kaufmann,
 wohnhaft in Frankfurt, am 20. Oktober 1941
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto 
Litzmannstadt (Lodz), umgekommen  
       
Gross-Umstadt KK MZ Rapp Margot.jpg (92690 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Reichenberg Berta.jpg (88529 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rosenthal Jenny.jpg (92540 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Rothschild Hilde.jpg (98617 Byte)
KK (Frankfurt 1939) für Margot Franziska Rapp
 (geb. 21. Mai 1922 in Groß-Umstadt), Kosmetikerin,
 wohnhaft in Neu-Isenburg und Frankfurt, am 
20. Oktober 1941 deportiert ab Frankfurt in das 
Ghetto Litzmannstadt (Lodz), umgekommen   
KK (Dieburg 1939), für Bertha Reichenberg 
geb. Rapp
(geb. 20. Oktober 1888 in Groß-Umstadt),
 wohnhaft in Frankfurt, am 22. November 1941
 deportiert ab Frankfurt nach Kowno (Kauen, Fort IX),
 umgekommen  
KK (Frankfurt 1940) für 
Jenny Rosenthal geb. Rapp
 
(geb. 20. März 1874 in Groß-Umstadt) 
 
     
 KK (Erbach 1939) für Hilde Rothschild geb. Rapp 
(geb. 17. Oktober 1891 in Groß-Umstadt), 
wohnhaft in Michelstadt und Frankfurt, am 
22. November 1941 deportiert ab Frankfurt
 nach Kowno (Kauen, Fort IX), umgekommen  
       
Gross-Umstadt KK MZ Rothschild Julius.jpg (91067 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Schwan Rebekka.jpg (92827 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Sichel Rosa.jpg (84132 Byte) Gross-Umstadt KK MZ Wolff Emma.jpg (87841 Byte) 
KK (Dieburg 1939) für Julius Rothschild (geb. 
29. November 1881 in Groß-Umstadt), wohnhaft in
 Groß-Umstadt und Frankfurt, ab 1. September 1942
 deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, 
wo er am 28. Oktober 1942 umgekommen ist  
 KK (Groß-Gerau 1939) für Rebekka Schwan 
geb. Lindheimer
(geb. 5. Oktober 1872 in
 Groß-Umstadt), wohnhaft in Groß-Gerau und 
Goddelau (Heil- und Pflegeanstalt), am 4. Februar 1941
 ermordet in der Tötungsanstalt Hadamar   
 KK (Frankfurt 1940) für Rosa Sichel geb. Klippstein
 (geb. 20. September 1877 in Groß-Umstadt), wohnhaft
 in Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert ab 
Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, am 15. Mai 
1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet  
KK (Frankfurt 1939) für Emma Wolff geb. Rapp
 
(geb. 8. Juni 1869 in Groß-Umstadt), wohnhaft
 in Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert 
ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, wo 
sie am 5. Februar 1943 umgekommen ist   
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Klein-Umstadt geboren sind
 
 Klein-Umstadt KK MZ Brueck Blanka.jpg (87096 Byte)  Klein-Umstadt KK MZ Grossmann Jeanette.jpg (92243 Byte)  Klein-Umstadt KK MZ Hofmann Jeanette 02.jpg (96982 Byte)
  KK (Frankfurt 1939) für Blanka Brück geb. Blumhof 
(geb. 24. Oktober 1896 in Klein-Umstadt), wohnhaft 
in Frankfurt, 1943 deportiert in das 
Vernichtungslager Auschwitz, ermordet   
KK (Potsdam 1939) für 
Jeanette Großmann geb. Strauß
 
(geb. 4. März 1872 in Klein-Umstadt) 
  
 KK (Mannheim 1939) für 
Jeanette Hofmann geb. Strauß
 
(geb. 11. Juni 1870 in Klein-Umstadt) 
 
       
  Klein-Umstadt KK MZ Martin Martha.jpg (97877 Byte) Klein-Umstadt KK MZ Stier Susette.jpg (85761 Byte) Klein-Umstadt KK MZ Strauss Adolf.jpg (102867 Byte)
   KK (Frankfurt 1940) für 
Martha Martin  geb. Blumhof 
(geb. 4. Juli 1898 in Klein-Umstadt) 
  
    
KK (Düsseldorf 1939) für Susette Stiehr 
geb. Grünebaum
(geb. 22. August 1866 in
 Klein-Umstadt), wohnhaft in Düsseldorf,
 Freitod am 26. Oktober 1941 
  
KK (Mannheim 1939) für Adolf Strauß (geb. 3. 
März 1872 in Klein-Umstadt), Kaufmann, wohnhaft 
in Mannheim, am 22. Oktober 1940 deportiert in das
 Internierungslager Gurs, am 31. August 1942 in 
das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet  
       
  Klein-Umstadt KK MZ Strauss Johanna.jpg (104486 Byte) Klein-Umstadt KK MZ Strauss Wilhelm.jpg (100501 Byte)  
  KK (Hanau 1938) für Johanna Strauß (geb. 
14. Dezember 1877 in Klein-Umstadt), wohnhaft in 
Hanau und Frankfurt, am 15. September 1942 
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, 
wo sie am 11. Oktober 1942 umgekommen ist   
KK (Hanau 1938) für Wilhelm Strauß (geb. 
16. Juni 1875 in Klein-Umstadt), Kaufmann, wohnhaft
 in Hanau und Frankfurt, am 15. September 
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, 
wo er am 25. Januar 1943 umgekommen ist  
 
       
Weitere Kennkarten   Niederrodenbach KK MZ Rotschild Rosa.jpg (88197 Byte)    
  Kennkarte (ausgestellt in Dieburg 1939) für Röschen Rothschild geb. Strauß (geb. 8. Dezember 1880 in Niederrodenbach), wohnhaft in Groß-Umstadt und Frankfurt, am 1. September 1942 deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, am 15. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.     

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge       
       
Eine ältere Synagoge war vorhanden (Grundstück im heutigen Hof des Weinguts: 'Brücke Ohl'). In dem Gebäude war auch die Wohnung des Lehrers eingerichtet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte sich die Gemeinde über mehrere Jahre, einen Neubau zu errichten, nachdem die bisherige Synagoge in einen immer baufälligeren Zustand geraten war. Doch tat sich die Gemeinde bereits schwer im Blick auf eine Restaurierung des Gebäudes. 1866 schließlich ist das alte Synagogengebäude offenbar auf Grund des schlechten Bauzustandes in sich zusammengefallen. Die Ruine konnte nicht mehr renoviert werden. Da die Gemeinde nicht die notwendigen Eigenmittel für einen Neubau hatte, wandte sich sich in einem über mehrere Wochen erschienenen Hilferuf an die jüdische Öffentlichkeit mit der Bitte um Spenden.  

Gross-Umstadt Israelit 30011867.jpg (140286 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1867: "Aufruf zur Mildtätigkeit. Teure Glaubensgenossen, geliebte Brüder und Schwestern! Unsere israelitische Gemeinde befindet sich in großer Not. Wir hatten bisher eine kleine, armselige Hütte, in welcher unsere Andachten gehalten wurden und der Lehrer höchst traurig wohnte. Jahrelang haben wir und unsere Väter uns damit gequält, jahrelang die Restauration des der Erbauung gewidmeten Hauses verschoben; aber es war nicht möglich, früher zu helfen. Alter und Gebrechlichkeit, Regen, Schnee und Sturm haben endlich das klägliche Gebäude in Trümmer geworfen - unsere Synagoge ist eine Ruine! 
Nun wollen und müssen wir bauen, wollen und müssen ein, wenn auch nur bescheidenes Haus aufrichten, das als Synagoge, Schule und Lehrer-Wohnung dienen soll. Aber unsere pekuniären Mittel, da wir nicht viele Familien und darunter viele mit geringem Vermögen sind, reichen bei weitem nicht hin, das gute Werk auszuführen. Mit Anstrengung aller unserer Kräfte haben wir selbst circa 400 Thaler als Fundamentalsumme aufgebracht - allein nun fehlen noch 2.000 Thaler! Nun wenn unsere lieben Glaubensgenossen uns beistehen und uns nach ihren Verhältnissen milde, brüderliche Gaben spenden, nur dann werden wir unser heiß ersehntes Ziel erreichen. 
Teure Brüder und Schwestern! Ihr habt ja schon so oft und so vielen geholfen, o darum bitten auch wir Euch herzlich und dringend: Helfet uns ein Gotteshaus bauen. Zuversichtlich hoffen wir darauf und danken Euch ewiglich schon im Voraus dafür. Und der Herr wird's Euch vergelten. Die Gaben wolle man an den unterzeichneten Vorstand senden. 
Groß-Umstadt, Provinz Starkenburg, im Dezember 1866. Der israelitische Vorstand M. Lichtenstein. Löb Kilb." 

Bereits 1866 wurde das Neubauprojekt von den Behörden genehmigt. Allerdings brauchte es auf Grund der schwierigen Finanzierungssituation mehrere Jahre, bis die Bauarbeiten durchgeführt werden konnten. Erst am 21. Mai 1874 konnte eine neue Synagoge feierlich durch den Landesrabbiner eingeweiht werden.  Die neue Synagoge hatte 45 Plätze für Männer. Frauenplätze waren auf der Empore. 
Anmerkung: Das Grundstück, auf dem die Synagoge erbaut werden durfte, war das bisherige Grundstück des Abdeckers (!) auf sumpfigem Gelände am Stadtrand, ein Hinweis auf die seinerzeit offenbar wenig judenfreundliche Stimmung vor Ort.
 
Über 60 Jahre war diese neue Synagoge Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Groß-Umstadt. Das Gebäude war jedoch bereits 1913 in einem schlechten baulichen Zustand, da sich Schwamm in den Mauern gebildet hatte (sumpfiges Gelände).  
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge vollkommen zerstört. Die Torarollen konnten gerettet werden und befinden sich heute in New York. Das nicht mehr benutzbare Gotteshaus wurde vom letzten Vorstandsmitglied an den benachbarten Bauern verkauft, der das Gebäude als Lagerraum verwendete, es aber insgesamt dem Verfall überließ. In den 1970er-Jahren kam es zu engagierten Diskussionen in der Stadt um die Zukunft des inzwischen vernachlässigten Gebäudes. 1978 stellte der Besitzer einen Antrag auf Abbruch, der genehmigt wurde. Die ehemalige Synagoge ging daraufhin, mit dem Zweck der Umsetzung in das Freilichtmuseum Hessenpark, in Landesbesitz über. Der damals gegründeten "Verein zur Bewahrung der Groß Umstädter Synagoge" engagierte sich für den Erhalt des Gebäudes. 1979 brach das Dach des ehemaligen Synagogengebäudes ein. 
  
1981
beschloss die Groß-Umstädter Stadtverordnetenversammlung: "Der Aufbau einer Synagoge im Stadtgebiet wird von der Stadt Groß-Umstadt nicht mehr weiter verfolgt. Der Kulturausschuss wird beauftragt, einen Vorschlag für den Standort und die Gestaltung eines Mahnmals zu erarbeiten". Das Mahnmal wurde am Darmstädter Schloss in der Hanauer Gasse 1985 eingeweiht.
  
Nach dem Abbruch der Synagoge in Groß-Umstadt wurde 1983 mit ihrem Wiederaufbau im Freilichtmuseum Hessenpark begonnen, Dieser konnte 1988 abgeschlossen werden (siehe Fotos unten). Die erhaltenen Teilstücke wie Türbögen, Fenster, Simse etc. wurden einbezogen.    
   

Einer Dauerausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde wurde 1995 im Groß-Umstädter Museum "Gruberhof" eröffnet. Eine Dauerausstellung zum jüdischen Leben im ländlichen Hessen in der ehemaligen Synagoge im Hessenpark ist ab Mai 2016 zu sehen. Hinweis: die Eröffnung der Dauerausstellung ist am 29. Mai 2016 - www.hessenpark.de     
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Untere Marktstraße 38; heute im Freilichtmuseum Hessenpark, Neu Anspach innerhalb der "Baugruppe Südhessen"
    
    
Fotos    

Historische Fotos   Historische Fotos der Synagoge vor 1938 sind noch nicht vorhanden; 
über Hinweise bzw. Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica";
 Adresse siehe Eingangsseite.
       
        
Fotos der Synagoge nach 1945 
(Quelle der Fotos: links Quelle unbekannt,
rechts: Arnsberg Bilder S. 79)  
Gross-Umstadt Synagoge 110.jpg (85620 Byte)  Gross-Umstadt Synagoge 111.jpg (83028 Byte)
   Das Gebäude der ehemaligen Synagoge um 1970 - als Lagerraum zweckentfremdet 
     
Ehemalige jüdische Gewerbebetriebe
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 79)  
Gross-Umstadt Stadt 008.jpg (98802 Byte)
  Ehemaliges Manufaktur-, Ausstattungs- und Möbelgeschäft von Leopold Rapp, 
der 1907 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war (Bismarckstraße).  
        
Denkmal für die jüdische Gemeinde und die Synagoge beim Darmstädter Schloss
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 17.8.2008)  
  
Gross-Umstadt Synagoge 178.jpg (97324 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 170.jpg (106191 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 171.jpg (116642 Byte)
 Blick auf das Darmstädter Schloss 
(rechts), links davon die 
Gedenkstätte für die 
frühere Synagoge 
 Blick auf die Gedenkstätte mit Menora (siebenarmiger Leuchter), dahinter Inschriften 
und rechts  Hinweistafel auf die Portalinschrift: "Die linke Tafel ist eine Nachbildung 
der Inschrift über dem Türeingang der Synagoge. Heute steht die Synagoge zur 
Mahnung im Hessischen Freilichtmuseum und enthält eine Dokumentation 
über das Schicksal der Juden in unserer Heimat. 
  
      
Gross-Umstadt Synagoge 174.jpg (83335 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 175.jpg (92832 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 176.jpg (118383 Byte)
 Portalinschrift aus 1. Mose 28,17: 
"Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort.
 Hier ist nichts anderes als ein Gotteshaus,
 und dies ist die Pforte des Himmel" 
  
Gedenkinschrift: "Zu Ehren unserer
 jüdischen Mitbürger und zur Erinnerung 
an die Synagoge, die 1874 erbaut und 
am 9. Nov. 1938 durch Rassenwahn
 entweiht wurde." 
Die Menora 
(siebenarmiger Leuchter)  
 
 
      
Gross-Umstadt Synagoge 181.jpg (91882 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 180a.jpg (101047 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 180.jpg (87301 Byte)
Blick auf den Gedenkstein 
mit den Namen der aus 
Groß Umstadt ermordeten Juden     
  Die Namen: Lichtenstein: Ernestine  Melita  Jenny  Berthold  Simon  Emilie  Jenny  Sophie   Willner:   Uscha  Adele  Josef  Ludwig  Ida  Bartel  Liebmann: Minna  Rapp: Abraham  Lina  Margarete  Auguste  Ludwig  Lina  Else  Alfons  Julius  Gustav   Reichenberg:  Berta  Löb:  Thirza  Hammerschlag:  Lina  Stein  Jettchen  Rothschild: Julius  Rosa  Willi  Fontein:  Karola.         
     
Gross-Umstadt Gefallenendenkmal 171.jpg (96531 Byte) Gross-Umstadt Gefallenendenkmal 170.jpg (120771 Byte) Gross-Umstadt Gefallenendenkmal 170a.jpg (58289 Byte)
 Blick auf das Kriegerdenkmal 1870/71   Unter den Kriegsteilnehmern auch Namen jüdischer Personen (S. Lindheimer) 
            
        
Die ehemalige Synagoge von Groß-Umstadt im Freilichtmuseum "Hessenpark"
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2010)
  
HP Gross-Umstadt Synagoge 270.jpg (80391 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 270a.jpg (73084 Byte)  
 Im "Hessenpark" ist die ehemalige Synagoge aus Groß-Umstadt das erste Gebäude in der Baugruppe Südhessen. Der Wiederaufbau wurde 1983 bis 1988 durchgeführt. Weitere Gebäude der Baugruppe Südhessen warten noch auf ihren Wiederaufbau. In der ehemaligen Synagoge dokumentiert seit Mai 2012 eine Ausstellung das jüdische Leben im ländlichen Hessen. Oben Hinweistafeln im Hessenpark zur Baugruppe Südhessen.  
     
HP Gross-Umstadt Synagoge 271.jpg (88582 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 272.jpg (99851 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 279.jpg (117946 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge, 
ein Massivbau in Bruchsteinmauerwerk  
Blick auf das Gebäude
von Nordosten 
Blick auf das Gebäude 
von Süden 
     
HP Gross-Umstadt Synagoge 273.jpg (98657 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 277.jpg (113486 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 278.jpg (89868 Byte)
Rundbogenfenster 
an der Nordseite  
Rundbogenfenster
an der Südseite
Inschrift "Haus des Gebets Israel"; 
hinter dem Fenster ist der Aufgang 
zur Frauenempore erkennbar
   
     
HP Gross-Umstadt Synagoge 274.jpg (93879 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 276.jpg (47449 Byte) HP Gross-Umstadt Synagoge 275.jpg (113352 Byte)
Eingangsportal an der Westseite 
mit Inschriftentafel  
Detailansicht: die 
historische Eingangstüre  
Inschrift über dem Eingangsportal und
 Rundfenster aus 1. Mose 28,17: "Wie
 ehrfurchtgebietend ist dieser Ort. Hier ist 
nichts anderes als ein Gotteshaus und dies 
ist die Pforte des Himmels".
   
   
        
     
Die ehemalige Synagoge nach Einrichtung 
der Ausstellung "Jüdisches Landleben in 
Südhessen" im Ende Mai 2016
 (in höherer Auflösung; Außenaufnahmen: Ben Knabe; 
Innenaufnahmen unten: KatzKaiser Architekten und 
Ausstellungsgestalter - www.katzkaiser.de 
 Fotos: Norbert Miguletz, Frankfurt)  
Gross-Umstadt Synagoge 201605b.jpg (355544 Byte) Gross-Umstadt Synagoge 201605a.jpg (373373 Byte)
     
     
Hessenpark 201605001.jpg (91630 Byte) Hessenpark 201605001a.jpg (98952 Byte) Hessenpark 201605002.jpg (80652 Byte) Hessenpark 201605002a.jpg (75412 Byte) Hessenpark 201605003.jpg (120272 Byte) Hessenpark 201605004.jpg (138284 Byte)
Ausstellung im früheren Männerbereichs der Synagoge;
an der Wand links ist der Standort des früheren
Toraschreines zu erkennen  
Ausstellung auf der Empore: besondere Erinnerungen an 
die Geschichte der Groß-Umstadter Synagoge  
 
Erinnerungen u.a. an die Familie Oppenheimer 
in Fränkisch-Crumbach  
   
     
     

   
   
 Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Hinweis: Seit 2009 besteht in Groß-Umstadt eine Arbeitsgruppe "Jüdisches Leben in Groß-Umstadt", die die Kultur im Umgang mit der jüdischen Vergangenheit deutlicher und aktiver als bisher leben und ins gesellschaftliche Bewusstsein heben möchte. Dazu gehören ein Einsatz für die Synagoge im Hessenpark, die jährliche Gedenkstunde am jüdischen Ehrenmal am 9. November und - auf Anregung des Bundes Deutscher PfadfinderInnen - das Setzen von Stolpersteinen vor Ort.    
 
März 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Groß-Umstadt     
Artikel in "echo-online.de" vom 1. April 2011 (ausArtikel): "Acht Stolpersteine in Umstadt
Gedenken: Bildhauer Gunter Demnig markiert ehemalige Wohnorte ermordeter Juden – Eindringliche Szenen
GROSS-UMSTADT
. 'Groß-Umstadt war eine Hochburg der NSDAP', steht auf dem Flugblatt, das der Groß-Umstädter Kunsthistoriker und Denkmalaktivist Norbert Kottmann an Passanten verteilt. Die wundern sich an diesem Donnerstagvormittag über einen besonderen Stadtrundgang mit großer Beteiligung. Ehrenbürgermeister Wilfried Köbler führt Schüler der Max-Planck-Schule und andere interessierte Bürger zu den ehemaligen Wohnorten und Wirkungsstätten der Juden, von denen viele in der Zeit der Nazi-Herrschaft deportiert und ermordet wurden..."   
 
August 2011: Die ehemalige Synagoge Groß-Umstadts im Hessenpark wird zentrale Erinnerungsstätte für das jüdische Landleben in Hessen vor dem Holocaust   
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 29. August 2011 (Artikel): 
"Freilichtmuseum Hessenpark: Wie die Landjuden lebten
Die ehemalige Synagoge von Groß-Umstadt wird im Freilichtmuseum Hessenpark zur zentralen Erinnerungsstätte für das jüdische Landleben in Hessen vor dem Holocaust.

Einsam steht sie am Rande des 40 Hektar großen Hessenparks. Seit mehr als 20 Jahren ist sie ein Rohbau, wurde als Lagerraum genutzt. Dabei stellt die Synagoge aus Groß-Umstadt etwas Besonderes dar. Mit der 1996 im Hessenpark wiederaufgebauten Synagoge aus Nentershausen im Westerwald steht sie als einziges jüdisches Gotteshaus in einem deutschen Freilichtmuseum. Nun sind Handwerker vor Ort. Ab Mai 2012 soll das Gebäude zentrale Erinnerungs-Stätte an das jüdische Landleben in Hessen vor dem Holocaust sein..."   
     
Siehe hierzu auch eine Seite bei hr-online.de mit Link zu einem Audio-Beitrag des Hessischen Rundfunks (29.8.2011)      
   
Februar 2012: Die Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Groß-Umstadt wird am 3. Juni 2012 eröffnet     
Pressemitteilung vom 14. Februar 2012 (zitiert aus dem "Nibelungen-Kurier" online): "Hessenpark zeigt 2012 unter anderem jüdisches Landleben
Neu-Anspach
(dapd-hes) Im Freilichtmuseum Hessenpark sind in der Saison ab 1. März mehrere neue Gebäude in Originalgröße zu sehen. Ein Waschplatz aus Ebsdorf wird am 22. April eröffnet, eine kleine Synagoge aus Groß-Umstadt am 3. Juni, wie das Museum am Dienstag in Neu-Anspach mitteilte. Dort finde auch die Sonderausstellung "Jüdisches Landleben in Hessen" statt, eine Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt...".   
 
Pressemitteilung vom 3. Mai 2012 (aus "Pressemeldung-Hessen.de"): Link zur Pressemeldung.    
  
Mai 2012: In Groß-Umstadt werden weitere neun "Stolpersteine" verlegt  
Artikel in Pressemeldung-Hessen.de vom 7. Mai 2012: "2. BDP-Aktion am Montag 14. Mai..."  
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Anmerkerung: Die Standorte für die neuen "Stolpersteine" sind: Untere Marktstr. 10 (2 Steine), Pfarrhof 10 (1 Stein), Curtigasse 5 (1 Stein), Schulstr. 19 (2 Steine), Bachtorstr. 32 (3 Steine).  
 
Mai 2012: Die ehemalige Synagoge ist im "Hessenpark" zugänglich   
Artikel bei hr-online.de vom 28. Mai 2012: "Groß-Umstädter Synagoge erstmals zugänglich..." 
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Pressemitteilung des Hessenparks vom 25. Mai 2012: "Eröffnung der Synagoge aus Groß-Umstadt mit der Sonderausstellung 'Jüdisches Landleben in Hessen'" 
eingestellt als pdf-Datei    
Hinweis: vom 3. Juni bis 25. November 2012 ist im Hessenpark die Sonderausstellung "Jüdisches Landleben in Hessen" zu sehen. 
"Die ehemalige Jüdische Gemeinde in Groß-Umstadt und ihre Synagoge"  
"Historische Fotografien aus Windecken, Ostheim und Heldenbergen"     
Artikel in Welt-Online vom 3. Juni 2012: "Odenwald-Synagoge steht jetzt im Taunus
Groß-Umstädter Gotteshaus als Zeitzeugnis im Hessenpark - Ausstellung jüdischen Lebens..." 
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Juni 2013: Spendenaktion für die Groß-Umstädter Synagoge   
Pressemeldung der Stadt Groß-Umstadt vom 14. Juni 2013 (Link zu pressemeldung-hessen.de): 
"Groß-Umstadt: Spendenaktion für die Umstädter Synagoge
Auftakt am Di. 25. Juni – 17 Uhr an der jüdischen Gedenkstätte
(sgu) Die Geschichte der Umstädter Synagoge ist ausführlich beschrieben, Bücher, Vorträge und Dokumentationen gibt es zuhauf – ein Drama in vielen Akten. 1979 abgerissen und dem Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach übereignet, fehlt sie seitdem in Groß-Umstadt. Eine Infotafel am ehemaligen Standort 'In der Fahrt' tröstet nur wenig, die Gedenkstätte am Darmstädter Schloss ist wichtig und wertvoll, aber eben nicht das Original. 
Am neuen Standort fristete sie viele Jahre ein unwürdiges Dasein als Abstellraum, bis zwei Dinge zusammenkamen: Die Museumsleitung im Hessenpark wechselte und in Groß-Umstadt bildete sich ein Runder Tisch 'Jüdisches Leben'. Gemeinsam gelang eine völlig neue Betrachtung und Umgehensweise, am 3. Mai 2012 konnte die Umstädter Synagoge im Freilichtmuseum endlich wieder eröffnet werden. Über achtzig Umstädter Bürgerinnen und Bürger reisten nach Neu-Anspach, um dem Festakt beizuwohnen. Als einziger Jude mit Umstädter Wurzeln war Rabbi Dr. Ernst M. Stein aus England angereist. Er hielt eine sehr persönliche und bewegende Ansprache.
Inzwischen gibt es konkrete Pläne für die neue Innenausstattung und eine Dauerausstellung. Die Wettbewerbs-Arbeiten waren im vergangenen November in der Stadtkirche zu sehen. Dabei hat die Bürgerstiftung eine Spende von 500,- € zugesagt – sichtbarer Start für die Beteiligung von Umstädter Bürgern an der Bewahrung und Würdigung unserer Synagoge. Die Stadtverordnetenversammlung ihrerseits hat mit dem Haushalt 2013 beschlossen, 4.000,- € zur Verfügung zu stellen, hinzukommen die einmaligen Sitzungsgelder von allen 37 Stadtverordneten und den 10 Magistratsmitgliedern.
Selbstverständlich sollen und dürfen auch alle Unternehmer, Institutionen und Privatperson ihren Beitrag leisten und so ihre Identifikation und Verbundenheit mit dem jüdischen Schul- und Bethaus bekräftigten. Der Runde Tisch lädt alle Bürgerinnen und Bürger sehr herzlich ein, am Dienstag, 25. Juni um 17 Uhr an der jüdischen Gedenkstätte am Darmstädter Schloss dabei zu sein, wenn die große Spendenaktion öffentlich gestartet wird.
Bürgermeister Joachim Ruppert, VertreterInnen der Kirchen, von Vereinen, der Bürgerstiftung und andere Förderer werden dabei sein. Tragen auch Sie dazu bei, dass die ehemalige Groß-Umstädter Synagoge als ein zentraler Ort für die Erinnerung an die jüdische Landbevölkerung in Hessen und die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Groß-Umstadt würdig und unvergesslich dokumentiert wird. Letzteres wollen wir mit unseren Spenden ermöglichen und die Recherchearbeit, Vitrinen und Beleuchtung mitfinanzieren. Die Realisierung ist für 2015 vorgesehen. Die Gesamtkosten betragen ca.140.000,- €.
Großzügige Spenden aus Groß-Umstadt sind nicht nur eine willkommene finanzielle Unterstützung, sie sind auch ein wichtiges Zeichen dafür, dass Groß-Umstadt und die Synagoge zusammengehören und wir unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihr Schicksal nicht vergessen haben. Spenden bitte nur an: Evangelische Kirchengemeinde Groß-Umstadt  .  Spendenkonto 'Umstädter Synagoge'
SPK Dieburg – BLZ 508 526 51  Konto-Nr. 110 132 438

Eine Spendenquittung stellt Ihnen das Evangelische Gemeindebüro, Pfälzer Gasse 14, gerne aus.
In den nächsten Tagen werden auch Flyer an allen öffentlichen Infostellen ausgelegt, auf der Homepage der Stadt werden einige Hintergründe und Aktivitäten des Runden Tisches zu finden sein."       
 
Februar 2014: Weitere "Stolpersteine" werden verlegt    
Neun neue Stolpersteine (veröffentlicht am 17.02.2014 23:36 auf echo-online.de) 
Anmerkung: für Angehörige der Familie Rapp wurden sieben Stolpersteine vor den Häusern Obere Marktstraße 4 und 6 verlegt; vor dem Standort der Groß-Umstädter Synagoge (Untere Marktstraße 38) ein Stein für Gustav Rapp; in Klein-Umstadt vor dem Rathaus ein Stolperstein für Berta Bickert verlegt (Heinrich-Möser-Straße 12) 
 
Oktober 2014: Über die Synagoge aus Groß-Umstadt im Freilichtmuseum Hessenpark 
Artikel von Karl-Josef Müller in der "Jüdischen Allgemeinen" vom Oktober 2014: "Neu-Anspach. Leben auf dem Lande. Eine Ausstellung zeigt den jüdischen Alltag in Hessen vor 1933 und nach 1945
Im Hessenpark, 30 Kilometer nördlich von Frankfurt, dokumentieren etwa 100 Gebäude das Leben in hessischen Dörfern und Kleinstädten der vergangenen 400 Jahre. Seit 20 Jahren zählen auch zwei frühere Synagogen dazu. Seit Kurzem widmet sich die Dokumentation dem Thema der Synagogen und Mikwen in Hessen. Damit wolle sie verhindern, 'dass kommende Generationen die verbliebenen Reste der deutsch-jüdischen Geschichte gar nicht erleben werden', schrieb Thea Altaras in ihrem erstmals 1994 erschienenen Buch Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945?.
Wiederaufbau 276 Synagogen in Hessen wurden zwar nicht 1938 zerstört, viele von ihnen jedoch nach 1945. Die Synagoge in Groß-Umstadt wurde 1979 abgerissen, ihre Bausubstanz in den Hessenpark verbracht und dort 1988 wieder aufgebaut. Seit 2012 ist die Synagoge für Besucher zugänglich. Abriss und Wiederaufbau der Synagoge waren in Groß-Umstadt umstritten. 2009 gründete sich in der Gemeinde eine Gruppe 'Jüdisches Leben in Groß-Umstadt' mit dem Ziel, das Gedenken und das Bewusstsein der langen gemeinsamen Geschichte intensiver als bisher zu pflegen. Seither arbeiten Hessenpark und Groß-Umstädter Bürger zusammen an dem Projekt der Dauerausstellung, begleitet vom Jüdischen Museum Frankfurt/Main. Fünf Entwürfe eines Wettbewerbs zur Gestaltung der Dauerausstellung standen zur Auswahl. Beteiligt an der Entscheidung waren auch die Hessenpark-Besucher. Im Vordergrund des ausgewählten Entwurfes steht das Leben einzelner jüdischer Bürger vor ihrer Vertreibung und Ermordung. Deutlich wird dieses Konzept in der aktuellen Sonderausstellung, etwa in dem überlebensgroßen Foto eines Mädchens. Es hält eine Puppe in der Hand – ein Kind wie viele andere in seinem Dorf und doch Ziel eines barbarischen Vernichtungswillens.
Miteinander Unter der Überschrift 'Vor dem Holocaust – Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen' bietet die Website des Fritz Bauer Instituts Frankfurt/Main (www.vor-dem-holocaust.de) Einblicke in das Miteinander von Juden und Nichtjuden im ländlichen Raum. Ein Foto aus Allendorf (heute Stadtallendorf) zeigt die Beerdigung eines jungen Mannes. Im Kommentar dazu heißt es: 'Herbert Ransenberg war ein begeisterter Fußballspieler und Mitglied im Fußballverein in Allendorf. Im August des Jahres 1927 brach er beim Fußballspielen plötzlich zusammen, sein Herz versagte, und er war sofort tot. Herbert Ransenberg war 26 Jahre alt. Das ganze Dorf nahm an diesem schweren Schicksalsschlag der Familie Ransenberg teil.'
Die Dauerausstellung soll besonders jungen Menschen vor Augen führen, wie selbstverständlich Juden und Christen vor 1933 mit- und nebeneinander lebten. Einige Schulklassen haben sich unter pädagogischer Anleitung anhand der Sonderausstellung mit dieser Epoche beschäftigt – und waren erstaunt, überrascht und betroffen, wie Torsten Halsey, Fachbereichsleiter für Museumspädagogik, berichtet. Diese Reaktionen zeigten, wie wichtig es sei, anhand vorhandener Zeugnisse früheren jüdischen Lebens auf diese gemeinsame Geschichte hinzuweisen, so Halsey.
Das zweite Synagogengebäude des Freilichtmuseums aus Nentershausen ist ein Fachwerkhaus aus dem späten 18. Jahrhundert. Hier kann der Besucher erfahren, wie eine typische Landsynagoge eingerichtet war. Zur Verwirklichung dieses anspruchsvollen Projekts ist das Museum jedoch weiter auf Spenden angewiesen." 
Link zum Artikel   
 
Mai 2016: Eröffnung der Dauerausstellung in der Synagoge aus Groß-Umstadt   
Hinweis: Die Eröffnung der Dauerausstellung in der Synagoge aus Groß-Umstadt war am 29. Mai 2016 um 11 Uhr im Freilichtmuseum Hessenpark GmbH  www.hessenpark.de    
Eingestellt: Flyer zur "Dauerausstellung im Freilichtmuseum Hessenpark: Sie waren hier. Jüdisches Landleben in Südhessen".  
 
Mai 2024: Veranstaltung zur Einweihung der Synagoge in Groß-Umstadt vor 150 Jahren (1874) 
Am 26. Mai 2024 organisierte der "Runde Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt" eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Einweihung der Umstädter Synagoge vor 150 Jahren am 27. Mai 1874. Damals wurden durch den Landesrabbiner und die 80 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in einem festlichen Umzug die Torarollen von der alten zur neuen Synagoge getragen. Begleitet von 12 Jungfrauen und einer großen Zahl von Bürgerinnen und Bürgern, dem Gesangsverein, sowie von den Honoratioren aus Justiz und Verwaltung, Landkreis, Stadt und Kirche.
Die Gedenkfeier nun genau 150 Jahre später wurde von Barbara Waldkirch und Dr. Margarete Sauer mit einem kleinen Arbeitskreis organisiert. Irith Gabriely begleitete die Feier mit Klezmer-Musik auf der Klarinette. Erster Treffpunkt war am Ort der damals 'alten Synagoge' (heute Hof des Weinguts: 'Brücke Ohl'). Nachdem Barbara Waldkirch den damaligen Ablauf des Umzugs erklärt hatte, eröffnete Bürgermeister René Kirch die Gedenkfeier. Anschließend stellte Stadtführer Norbert Kottmann mit Schautafeln die damaligen örtlichen Gegebenheiten der Synagoge vor.
Anschließend zogen mehr als 100 Personen mit den vorangehenden 'fünf Jungfrauen' des Geschichte-Leistungskurses vom Max-Planck-Gymnasium über dem Marktplatz an dem Anwesen der Familie Eidmann in der Unteren Marktstraße vorbei zu einer zweiten Station des Gedenkens: Frau Dr. Sauer erinnerte daran, wie Familie Eidmann vor der Pogromnacht 1938 aus der Groß-Umstädter Synagoge die Tora-Rollen gerettet hatte, die sich heute in New York/USA befinden. Außerdem erinnerte Werner Wendeberg in hessischer Mundart als 'Nestbeschmutzer' – wie er sich selbst bezeichnete - an die Scheinheiligkeit der damals in der Stadt Verantwortlichen, die der jüdischen Gemeinde schon 1825 das denkbar schlechteste Grundstück, den sumpfigen stinkenden Platz einer ehemaligen Abdeckerei, zum Bau der Synagoge zur Verfügung gestellt hatten.
Nur wenige Schritte weiter ging es dann zur letzten Station unmittelbar neben der ehemaligen 'neuen Synagoge' von 1874. An deren Stelle steht heute ein Privathaus. Die Synagoge wurde hier nicht erhalten, sondern nach sehr kontroverser Diskussion in der Stadt 1979 in das Freilichtmuseum Hessenpark Neu-Anspach abgegeben und dort 2012 (wenn auch nicht ganz korrekt) wieder aufgebaut.
Für Kundgebungen und Erinnerungen an die Synagoge und die Juden in Groß-Umstadt eignet sich direkt neben der ehemaligen Synagoge ein Platz vor der Stadthalle; diese wiederum wurde auf dem Gelände des ehemaligen kleine Gefängnisses erbaut.
An dieser letzten Station des Festzuges erklang wie damals vom Gesangverein 'Liederkranz' vor 150 Jahren der Psalm 150, nun auf Hebräisch gesungen von der Opernsängerin Cordelia Chenault-Ackermann mit der bekannten 'Halleluja'-Melodie von Leonard Cohen.
Danach beschrieb Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene beim hiesigen Dekanat anhand der wenigen Informationen und Bilder das kleine Gebäude und den Innenraum der damals neu erbauten Synagoge.
Nach Klezmer-Musik von Irith Gabriely hielt zum Schluss Prof. Alfred Jacoby vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Architekt auch der Darmstädter Synagoge, die Hauptrede. Er selbst habe sich gefragt, ob es sinnvoll sei, ein Jubiläum für eine hier nicht mehr existierende Synagoge zu feiern. Er habe dann aber festgestellt, dass ja Orte bleiben, selbst wenn Gebäude verschwunden sind, und dass eine 'Verortung' ehemaligen jüdischen Lebens in Groß-Umstadt mit dieser Veranstaltung gelungen sei. Man habe mit Gespräch, Musik und großer Authentizität versucht, etwas abzubilden, was nicht mehr vorhanden sei. Es sei mit dieser Erinnerung an diesem Tag gelungen, deutlich zu machen, was zwischen dem Entstehen und dem Wegkommen einer solchen Synagoge geschehen ist. Und beim sich darin Hineinzufühlen, es zu verstehen, werde man Teil dessen selbst.
Nachfolgend drei Presseartikel zur Veranstaltung:  
Artikel im "Darmstädter Echo" vom 23. Mai 2024: "Gedenken an 150 Jahre Synagoge. Der Runde Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt lädt dazu ein, den Festzug zur Einweihung 1874 nachzugehen..."   Artikel im "Odenwälder Boten" vom Mai 2024: "Erinnerungskultur wichtiger denn je! Vor 150 Jahren wurde die Synagoge 'In der Fahrt' eingeweiht..." Artikel im "Odenwälder Boten" vom 7. Juni 2024: "Feierlicher Umzug durch Umstadt. Rund 100 Gäste begingen gemeinsam das 150. Synagogen-Jubiläum..." 
   
Video "Persönliche Eindrücke zur Gedenkfeier zu 150 Jahre Einweihung der Synagoge in Groß-Umstadt"
Dieses persönlich von Fritz Wolf (Mitglied des Runden Tisches "Jüdisches Leben in Groß-Umstadt") erstellte Video enthält die meisten Reden und Beiträge der Veranstaltung. Es ist kein offizielles Video, wurde nur privat und auch nicht im Auftrag des Runden Tisches erstellt. Das Video gliedert sich wie folgt:
00:00 – 01:23: Beginn der Veranstaltung und Umzug bis zum Anwesen der Familie Eidmann
01:24 – 02:14: Frau Dr. Sauer berichtet von der Rettung der Thorarollen
02:15 – 08:02: Rede von Pfr. Werner Wendeberg als Nestbeschmutzer (eingestellt als pdf-Datei
08:03 – 08:36: Pfr. Margit Binz erläutert die örtlichen Gegebenheiten der neuen Synagoge
08:40 – 25:48: Hauptrede von Prof. Alfred Jacoby
25:49 – 28:03: Cordelia Chenault-Ackermann singt Psalm 150, danach Abschluss. 
 

  
   

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Groß-Umstadt  
bulletWebsite des "Hessenparks"    -  Seite zur Synagoge Groß-Umstadt  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 296-299. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 79. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S.143-144.  
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 122 (keine weiteren Informationen)
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bänden. 2007². S. 310-311.  
bulletGross-Umstadt. Zur Geschichte der Juden und ihrer Synagoge. Verein zur Bewahrung der Gross-Umstädter Synagoge. Gross-Umstadt 1988. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 36-37.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 133-134.  

       
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gross-Umstadt  Hesse. Numbering 69 (2 % of the total) in 1861, the community grew to 87 in 1905 and was affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt. On Kristallnacht (9-10 November 1938) Nazis destroyed the synagogue's interior and conducted a pogrom. Nearly all of the 57 Jews living there in 1933 fled (21 emigrating) before Worldwar II. In 1983 a reconstruction of the synagogue was added to the Hessenpark outdoor museum in Neu Anspach.     
          
          

                   
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Stand: 30. Juni 2020