Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Halberstadt (Kreisstadt) 
Die jüdischen Friedhöfe
  

Zur Geschichte der Friedhöfe     
    
In Halberstadt, wo vor allem im 18. und 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinde Mitteleuropas bestand, gab es im Laufe der Jahrhunderte mehrere jüdische Friedhöfe:

1. Aus dem Mittelalter ist kein jüdischer Begräbnisplatz bekannt.
 
2. Der älteste bekannte Friedhof wurde von der jüdischen Gemeinde im Jahr 1644 vom Klerus des St.-Johannis-Klosters für 70 Jahre gepachtet. 1676 ging er als Eigentum in jüdischen Besitz über. Der älteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1659. Die Friedhofsfläche umfasst 14,26 ar. 1938 wurde der Friedhof geschändet, die Grabsteine zum Teil für Splitterschutzgräben verwendet. Im unteren Teil des Friedhofs befinden sich von den ursprünglich über 600 vorhandenen Grabsteine noch ca. 150, die zum Teil stark verwittert sind 
 
3. Der zweite Friedhof wurde 1696 neben dem ältesten Friedhof eröffnet. Er wurde bis in die 1930er-Jahre belegt. Auf ihm befinden sich noch etwa 360 Grabsteine.
 
4. Ein dritter Friedhof wurde 1895 eröffnet. Er umfasst eine Fläche von 13,59 ar. 1938 wurde er geschändet. Die Friedhofshalle wurde niedergebrannt und gesprengt. Die Ruine der Frieshofshalle ist noch vorhanden, gleichfalls etwa 300 Grabsteine auf 384 Grabstellen. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz.    
   
   
   
Lage der Friedhöfe   
  
Der älteste bekannte Friedhof befindet sich in der Sternstraße an der Mauer am Roten Strumpf (Flur 35 / Flurstück 50). 
 
Der zweite Friedhof liegt neben diesem ältesten Friedhof an der rechten Mauer vom Roten Strumpf / Katholischer Friedhof Am Berge. 
 
Der dritte Friedhof liegt an der Kleinen Quenstedter Chaussee. 
  
    

  Lage der jüdischen Friedhöfe in Halberstadt auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken - der Link führt zur Lage des
Friedhofes Westendorf (für die beiden alten jüdischen Friedhöfe und den katholischen Friedhof)
sowie "Friedhof, Halberstadt, Am Friedhof" (Jüdischer Teil nicht gesondert eingetragen)
übrer den Link zum Friedhof "Am Friedhof"  

  
  
Fotos 
(Fotos: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmen im Mai 2007)  

Der alte (erste) Friedhof 
(1644 angelegt)
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Hinweistafel: "Jüdischer Friedhof Am Berge. Eine starke jüdische Gemeinde bestand seit dem 12. Jahrhundert bis 1042. Im 18. Jahrhundert zählte sie zu den größten jüdischen Gemeinden in Preußen. Der Friedhof wurde 1664 angelegt. Der Friedhof mit heute noch 200 Grabsteinen wurde von den Nazis 1942/43 teilweise zerstört. Bereits 1696 kaufte die Gemeinde nördlich von ihm 1.600 Quadratmeter Land für einen zweiten Friedhof. Auf ihm befinden sich heute noch 380 Grabsteine mit vielen jüdischen Symbolen, wie segnende Hände, Mohelsymbol, Krone, Levitenkanne, Taube usw."
   
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  Die Grabsteine sind teilweise stark mit Efeu überwachsen 
   
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Grabstein mit Löwen und Krone 
(stark verwittert)
Grabstein 
mit Löwen
Grabstein mit den "segnenden Händen"
 der Kohanim 
     
Der neuere (zweite) Friedhof (1696 angelegt)
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Grabstein 
mit Levitenkanne
   Grabsteine mit reicher Symbolik:
 Levitenkanne, Krone und "segnende Hände"
     
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Der neue (dritte) Friedhof (1895 eröffnet)     
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Teilansichten des Friedhofes 
  
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  Grabstein für Lina Meyer    
      

    
   
 
Einzelne Berichte zum jüdischen Friedhof       

September 2018: Sanierungsarbeiten und Dokumentation auf dem Friedhof       
Artikel von Sabine Scholz in der "volksstimme.de" vom 2. September 2018: "Jüdischer Friedhof - Harte Arbeit für kulturelles Erbe
Manchmal muss man Gestrüpp zu Leibe rücken, um Kulturgüter freizulegen. So geschehen auf dem ältesten jüdischen Friedhof Halberstadts.
Halberstadt.
Sie kämpfen sich durch das wuchernde Grün, schneiden Zweige und Äste zurück, versuchen, die Wurzeln der Sträucher freizulegen. Denn unter denen scheint, kaum ist das Gestrüpp beseitigt, das Grau eines alten Grabsteins hindurch. Es ist harte körperliche Arbeit, die die zwölf jungen Frauen und Männer aus Serbien, Spanien, Hongkong, Ägypten, Japan, Deutschland und der Türkei hier leisten. 'Deshalb wechselt jeder auch mal in die Gruppe, die die Steine dokumentiert', sagt Bert Ludwig, Geschäftsführer der in Weimar ansässigen Organisation European Heritage Volunteers. Die organisiert seit mehr als 20 Jahren Freiwilligenprojekte in Deutschland und in ganz Europa – was das geografische Europa meint. In diesem Jahr, das als Europäisches Jahr des Kulturerbes ausgerufen wurde, wird in acht deutschen Orten gearbeitet sowie in Portugal, Serbien, Kroatien, Albanien, Polen, Russland und Frankreich. Die inhaltliche Spannbreite ist dabei ebenso groß wie die der Herkunftsnationen der Freiwilligen. Vom Industriedenkmal, über technische Denkmäler bis hin zum archäologischen Erbe oder der Pflege besonderer Kulturlandschaften reicht die Palette. Das Thema jüdisches Erbe steht in Halberstadt auf dem Programm.
Freiwillige packen an. Die Freiwilligen, untergebracht in einem Sportlerheim, bekommen die Unterkunft gestellt und die Tagesverpflegung, ihre Anreise zahlen sie selbst und abends ist immer einer von ihnen dran, für alle zu kochen. Dabei stellen die Teilnehmer, die zwischen 22 und 29 Jahre alt sind, ihre Heimatländer und deren kulturellen Besonderheiten vor. So werde neben dem Bildungsprogramm, das zum zweiwöchigen Freiwilligendienst gehört, ganz automatisch kulturelle Bildung gelebt, sagt Ludwig. Die Arbeit in Halberstadt ist eingebunden in ein vom Bund gefördertes Modellprojekt. In sieben Bundesländern sind junge Erwachsene, die gerade mit dem Studium fertig geworden sind oder am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, tätig. 'Es geht darum, unterschiedliche denkmalpflegerische und pädagogische Methoden mit verschiedenen Projektpartnern zu nutzen und die gewonnenen Erfahrungen so aufzubereiten, dass sie auf andere denkmalpflegerische Projekte übertragbar sind. Allein die Tatsache, ob Kommunen, Vereine oder Stiftungen im Boot sind, habe Auswirkungen auf den Verlauf eines Projektes', sagt Bert Ludwig. Deshalb sei die Dokumentation auch so wichtig.
Mehr als erwartet. Die ist auch für die Projektpartner spannend, wie Jutta Dick sagt. Die Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt freut sich über den Einsatz der jungen Leute, der handfeste Ergebnisse zeigt. Nicht nur, dass das große Areal des im 17. Jahrhundert angelegten jüdischen Friedhofs sich so aufgeräumt präsentiert, überrascht. Auch die Zahl der neu entdeckten Grabsteine tut es. 'Wir haben die Fläche in elf Sektoren aufgeteilt, drei davon sind bereits komplett fertig dokumentiert. Und hier sind schon 26 Grabsteine erfasst, die vorher nicht bekannt waren', berichtet Bert Ludwig. Bislang ging man von 254 erhaltenen Grabsteinen aus, nach den drei dokumentierten Sektoren sind es insgesamt schon 280.
Dank Technik wieder lesbar. Um die Steine zu dokumentieren, werden sie nicht nur vom wuchernden Grün befreit, sondern auch vorsichtig gereinigt. Manche Inschriften sind nicht mehr lesbar, andere schon stark verwittert. Hier sei man in Kontakt mit der Technischen Universität Braunschweig, die Technik entwickelt, um solche verwitterten Schriften lesbar zu machen, berichtet Jutta Dick. Dass sich das lohnt, bestätigt Uri Faber. Der Judaist begleitet die Arbeit der Akademie schon seit Jahren und zeigt Michael Studemund-Halevy, der gerade wieder eine internationale Sommerschule zur Geschichte der Sefarden und zur Bewahrung der sefardischen Sprache in Halberstadt leitet, einen reich verzierten Stein. 'Dass ist der Grabstein von Berend Lehmanns Mutter, von der wir bislang nicht mal den Namen kannten', sagt Faber. Und zeigt auf kaum noch lesbare Schriftzeichen: 'Sie hieß Ziporah.'"  
Link zum Artikel  

    
   

 
     

Links und Literatur 

Links:

bulletWebsite der Stadt Halberstadt 
bullet Informationsseite zur jüdischen Geschichte in Halberstadt  
bullet Website der Moses Mendelssohn Akademie und des Berend Lehmann Museums für jüdische Geschichte und Kultur
bulletBericht über den Besuch einer Schülergruppe in Halberstadt auf den Spuren der jüdischen Geschichte

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 493-497. 
bullet Zeugnisse jüdischer Kultur S. 181-188.
bullet Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 394-401. 

  
   

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013