Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken" 

 

 

 

 

Höchheim (VG Bad Königshofen im Grabfeld, Kreis Rhön-Grabfeld))
Jüdische Geschichte / Synagoge
                                              (erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Höchheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Im 18. Jahrhundert werden (in den 1740er-Jahren) vier jüdische Besucher aus Höchheim unter den Leipziger Messgästen genannt.
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1810 100 jüdische Einwohner, 1813 120, 1816 123 (32,5 % von insgesamt 378 Einwohnern), 1830 99, 1839 111, 1848 124, 1871 99 (23,4 % von 423), 1880 82 (19,1 % von 430), 1890 78, 1900 55 (11,9 % von 461), 1910 47 (11,7 % von 401), 1925 26.
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Höchheim auf insgesamt 22 Matrikelstellen (einschließlich der Veränderungen bis 1825) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Seligmann Nathan Sommer (Warenhandel), Moses Samson Schuhmann (Unterhändler), Männlein Hajum Lang (Warenhändler), Jakob Loeser Kahn (Tuchhandel), Simson Maier Bienenfreund (Kleinhandel), Hajum Loeser Kahn (Tuchhandel), Nathan Jakob Hofmann (Viehhandel), Salomon Seligmann Kaufmann (Kleinhandel), Juda Seligmann Sommer (Warenhandel), Nathan Seligmann Sommer (Tuchhandel), Isak Jakob Hofmann (Kleinhandel), Elias Schmul Rosenthal (Unterhändler), Simson Nathan Loebenfeld (Lederhändler), Salomon Loeser Friedmann (Warenhandel), Abraham Loeser Friedmann (Unterhändler), Elias Loeser Friedmann (Schlachter), Schmul Abraham Vollmond (Unterhändler), Moses Jakob Hofmann (Kleinhandel), Schamsel Moses Metzger (Schlachter), Nathan Abraham Vollmond (Kleinhändler), Isak Abraham Vollmond (Unterhändler), Rifka, Witwe des Seligmann Frühling (Kleinhandel), Jossel Kahn (Feldbau, seit 1823), Abraham Vollmond (Schnittwaren- und Eisenhandel, seit 1825).    
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad.  Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Kleinbardorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle unten). Von den Lehrern werden genannt: um 1877 David Lehmann (danach in Mellrichstadt, ab 1879 in Bad Brückenau, siehe Text dort). Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Burgpreppach.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Sigmund Friedmann (geb. 10.12.1891 in Höchheim, gef. 29.11.1916), Siegfried Rosenthal (geb. 10.2.1887 in Höchheim, gef. 28.8.1914), Julius Sommer (geb. 9.11.1894 in Höchheim, gef. 8.9.1916), Ludwig Sommer (geb. 11.8.1896 in Höchheim, gef. 9.1.1917) und Albert Wolf (geb. nach Geburtsregister Standesamt Höchheim 12/1888 als Albert Wolf Metzger 20.10.1888 in Höchheim, vor 1914 in Wanne wohnhaft, gef. 10.9.1914). Ihre Namen stehen auf dem Denkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges im Friedhof am Caspar-v.Bibra-Weg zwischen Kirche und Rathaus und auf dem Kriegerdenkmal des jüdischen Friedhofes in Kleinbardorf.      
  
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 31 Personen gehörten (7 % von ca. 450 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Heinrich Friedmann und Josef Rosenthal. Die damals vier schulpflichtigen jüdischen Kinder erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Heinrich Adler aus Bad Königshofen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Heinrich Friedmann und Josef Rosenthal (letzterer ist als Schriftführer eingetragen).

1933 lebten noch 26 jüdische Personen in Höchheim (6,6 % von insgesamt 391 Einwohnern). Nur wenige der Gemeindemitglieder haben in den ersten Jahren der NS-Zeit den Ort verlassen, sodass Anfang September 1938 noch 21 jüdische Einwohner gezählt wurden. In diesem Monat sowie im April 1939 wanderten jedoch je vier Gemeindemitglieder in die USA aus, nachdem auch in Höchheim auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts jüdisches Leben immer schwerer möglich war. Die jüdischen Kinder wurden weiterhin durch den Lehrer aus Bad Königshofen unterrichtet (Lehrer Justin Bernheimer bis August 1938), ab August 1938 unterrichtete Lehrer Felix Kahn aus Aidhausen die zwei Kinder der Gemeinde Höchheim. Zu Beginn der Deportationen 1942 waren noch 13 jüdische Personen in Höchheim. Vier von ihnen wurden am 30. März 1942 nach Würzburg verbracht und am 9. bzw. 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wobei eine Frau vorher noch in Würzburg verstarb (Bertha Friedmann geb. Friedmann, geb. 1863). Am 24./25. April 1942 wurden die neun letzten jüdischen Bewohner über Würzburg in das Ghetto Krasniczyn bei Lublin (Polen) deportiert, wenig später vermutlich im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
   
Von den in Höchheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem):   Julie Feith geb. Friedmann (1892), Amalie Friedmann geb. Neumann (1891), Gunda Friedmann (1927), Gustav Friedmann (1903), Hedwig Friedmann (1889), Heinrich Friedmann (1875), Karl Friedmann (1869), Karoline Fuhr geb. Metzger (1868), Lothar Josef Guthmann (1898), Rosa Guthmann geb. Friedmann (1895), Rosa Heinemann geb. Friedmann (1875), Jakob Hofmann (1881), Julius Hofmann (1892), Johanna Kahn (1882), Betty Lewy geb. Friedmann (1873), Hermann Metzger (1907), Julius Metzger (1900), Leopold Metzger (1881), Nanni Metzger (1884), Sally Simon Metzger (1873), Rosa Plaschke* geb. Friedmann (verw. Friedmann; 1882),  Max Rosenthal (1874), Rosa Rosenthal (1877), Max Wolfromm (1908).     
*) Anmerkung: Rosa Plaschke wird teilweise auch mit Nachnamen Plaschkes geführt; nach Angabe von Angehörigen hatte sie jedoch den Nachnamen Plaschke (vgl. auch Kölner Adressbuch u.a.m.).       
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet 1872 / 1877 / 1878 / 1881 / 1891 / 1892  

Hoechheim Israelit 25121872.jpg (42121 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1872: "Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle dahier ist in Erledigung gekommen mit 220 Gulden fixem Gehalt, einer Klafter hartes Scheitholz und 100 Wellen nebst freier Wohnung. Auch kann die Schächterstelle, welche circa 70 bis 80 Gulden tragen kann, mitverbunden werden. 
Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnissen baldmöglichst an Unterzeichneten wenden. 
Höchheim bei Königshofen (Kreis Unterfranken). S. Sommer, Kultusvorstand."  
   
Hoechheim Israelit 16051877.jpg (50207 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1877: "Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort wieder besetzt werden. Gehalt beträgt: 
a. An Fixum 377 Mark 15 Pfennig. 
b. An ein Klafter Hartholz und 100 Wellen Reisig. 
c. Freie Wohnung. 
Die Schächterfunktion, welche auf 170 Mark veranschlagt wird, kann gleich mitverbunden werden. Nebenverdienste nicht unbedeutend, weil auch pro Jahr ein Zuschuss gewährt wird. Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an die Kultusverwaltung wenden. 
Höchheim, bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 8. Mai 1877. D. Kahn, 1. Vorstand."  
    
Hoechheim Ufr Israelit 03101877.jpg (60469 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1877: "Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr a) 377 Mark an Fixum; b) 137 Mark an Teuerungszulage; c) 20 Mark aus der Lehrerfondstiftung; d) freie Wohnung; e) eine Klafter hartes Holz nebst 100 Wellen Reisig. Nebenverdienste nicht unbedeutend. Die Schächterfunktion, welche auf 170 Mark veranschlagt wird, kann gleich mitverbunden werden. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an Unterzeichneten werden. 
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 26. September 1877. D. Kahn I., Vorstand."  
     
Hoechheim Israelit 06031878.jpg (44539 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1878: "Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr 
a) an Fixum 377 Mark; 
b) an Teuerungszulage 137 Mark; 
c) eine Klafter hartes Holz nebst 100 Wellen Reisig; d( freie Wohnung. Nebenverdienste nicht unbedeutend. 
Die Schächterfunktion, welche auf 170 Mark veranschlagt wird, kann gleich mitverbunden werden. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse franco an Unterzeichneten werden. 
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 15. Februar 1878. D. Kahn, I. Vorstand.  
       
Hoechheim Israelit 20071881.jpg (46941 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1881: "Die hiesige Religionslehrer-Stelle mit Schächter- und Vorsängerdienst soll sofort besetzt werden. Gehalt per Jahr beträgt: 
377 Mark an fixum, 173 Mark an Teuerungszulage, 200 Mark für Schächterdienst - 750 Mark Summa. 
3 Steer hart Holz und 100 Wellen Reisig, freie Wohnung. Nebenverdienste gut. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an Unterzeichneten wenden. 
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld Bayern), den 9. Juli 1881. Daniel Kahn, I. Vorstand."
  
Ergänzend zu der Ausschreibung im Sommer 1881 erschien die folgende Anzeige:
Hoechheim Israelit 20071881a.jpg (48534 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1881: "Bitte! Bezugnehmend auf das Ausschreiben der israelitischen Lehrerstelle in Höchheim fordere ich hiermit jeden edeldenkenden Lehrer auf, bei der Bewerbung um diese Stelle von der Bewerbung um die Schechitah Abstand zu nehmen, da mit dieser Verbindung einer sehr unbemittelten Manne, der bisher dieses Geschäft innegehabt, ein großer Teil seiner Ernährquelle entzogen wird. 
Ein guter Freund desselben."  
      
Hoechheim Ufr Israelit 16111891.jpg (57291 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1891: "Die hiesige Religionslehrer- nebst Schächterstelle und Vorsängerdienst soll sofort besorgt werden. Gehalt pro Jahr beträgt 
377 Mark 16 Pfg. lt. Fassion. 45 Mark aus der Jahresfondstiftung. 200 Mark für Ausübung der Schächterfunktion. 3 Meter hart Scheitholz und 100 Wellen Reisig. Freie Wohnung. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand wenden. 
Höchheim, Post Irmelshausen in Unterfranken, 12. November 1891. Der Vorstand."
      
Hoechheim Israelit 25011892.jpg (47852 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1892: "Die hiesige Religionslehrerstelle mit Vorsänger- und Schächterdienst soll sofort besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr an Fixum 625 Mark, ferner 1 Klafter Scheitholz und 100 Wellen Reisig nebst freier Wohnung. Nebenverdienst gut. 
Bewerber wollen ihre seminaristischen Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand einsenden. 
Jakob Hofmann, Vorstand, Höchheim bei Irmelshausen im Grabfeld."
    
Hoechheim Israelit 11071892.jpg (49166 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1892: "Die hiesige Religionslehrerstelle mit Vorsänger- und Schächterdienst, soll besetzt werden. 
Der Gehalt beträgt pro Jahr 622 Mark bar, 3 Meter hart Scheitholz und 100 Wellen Reisig. Nebenverdienste gut. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage seminaristischer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand wenden. Höchheim, Post Irmelshausen/Grabfeld, den 7. Juli 1892. Jacob Hofmann."

  
Jakob Haas, Schuldienst-Exspektant in Hörstein, wechselt als Religionslehrer und Vorsänger nach Höchheim (1867)    

Anzeige im "Königlich Bayerischen Kreis-Amtsblatt von Unterfranken und Aschaffenburg" vom 3. September 1867: "Durch Regierungs-Entschließung vom 29. August laufenden Jahres Nr. 34007 ist die von der israelitischen Kultusgemeinde Höchheim, königlichen Bezirksamts Königshofen, beschlossene Übertragung ihrer Religionslehrer- und Vorsängerstelle an den Schuldienst-Exspektanten Jakob Haas in Hörstein, königlichen Bezirksamts Alzenau, genehmigt worden."       

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
Über den jüdischen Kriegsveteran Isak Metzger (Bericht von 1896)   

Hoechheim AZJ 15051896.jpg (39323 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1896: "In dem bayerischen Dorfe Höchheim bei Königshofen im Grabfeld lebt noch ein alter israelitischer Veteran, vielleicht der einzig noch lebende, der im Jahre 1831 mit den bayerischen Truppen zur Einsetzung des Königs Otto nach Griechenland zog. Der nunmehr hoch in den achtziger Jahren stehende unbescholtene und erwerbsunfähige Greis Isak Metzger (Sattler) - ist ganz mittellos, weshalb es ein wirklich edles Werk wäre, dem würdigen Veteranen eine Unterstützung zukommen zu lassen."   

    
Über den aus Höchheim stammenden Lehrer Heinrich Friedmann (1909)  

Hoechheim AZJ 24091909.jpg (120881 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1909: "München, 10. September (1909). Am 1. September dieses Jahres wurde das 25jährige Dienstjubiläum des Herrn Oberlehrers Heinrich Friedmann dahier, der seit dieser Zeit den Religionsunterricht an den Königlichen Gymnasien und städtischen Volks- und Mittelschulen erteilt, von der Gemeinde, dem Rabbinate und den Kollegen festlich und feierlich begangen. Die Vorstandschaft der ersteren überreicht mit wärmsten Worten der Anerkennung für ersprießliches segensreiches Wirken in der Schule und besonders in der technischen Leitung des israelitischen Religionsunterrichtes, die ihm obliegt, eine Dankadresse nebst kostbarem, prachtvollem Ehrengeschenk. Standesgenossen, Freunde und Bekannte schlossen sich in Rede und Werk diesen an. Blumenspenden, Depeschen und Glückwunschzuschriften liefen in zahlreicher Menge ein. 'Dem Verdienste seine Krone' lautete die Parole des Tages und speziell der erhebenden, weihevollen Stunde. Herr Friedmann, aus Höchheim in Unterfranken gebürtig, zählt nunmehr 41 Dienstjahre, wovon er zwei an Privatlehrinstituten, zwei in Sulzburg (sicher verschrieben für Sulzbürg), zwölf in Neumarkt (Oberpfalz), an den dortigen Volksschulen und den Rest dahier verbrachte. Möge es dem pflichttreuen, zielbewussten, liebenswürdigen Jubilar beschieden sein, bei vollster Kraft und Gesundheit noch eine Reihe von Jahren in dem schönen, wenn auch oft dornenvollen Berufe des Unterrichtes und der Jugenderziehung mit gleichen Resultaten zu wirken. Dem wackeren Kämpen auf dem Gebiete des Schulwesens, unserem lieben, treuen Friedmann, gilt der herzlichste Wunsch: Ad multos annos." 

             
Über den aus Höchheim stammenden Lehrer Julius Sommer (geb. 1858 in Höchheim
, gestorben 1927 in Wittelshofen)  

Wittelshofen BayrGZ 07011927.jpg (117379 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Am Montag, dem 27. Dezember, wurde ein treuer Kollege, Lehrer Julius Sommer von Wittelshofen, zu Grabe getragen. Sommer, der am 16. Oktober 1858 in Höchheim geboren war, wirkte von 1878 bis 1895 in den Gemeinden Geroldshausen-Kirchheim bei Würzburg, und seit dieser Zeit, also über 31 Jahre, in Wittelshofen. Viele Jahre hindurch betreute er auch die Nachbargemeinde Wassertrüdingen. Fast vollzählig gab ihm seine Gemeinde das letzte Geleit zum weit entfernten Begräbnisplatz in Schopfloch und zeigte damit, wie sehr sie ihren Beamten schätzte. Vor dem Trauerhause würdigte Bezirksrabbiner Dr. Munk (Ansbach) in einem ehrenden Nachrufe die verdienstvolle Tätigkeit wie das anspruchslos und bescheidene Wesen des Dahingeschiedenen, worauf die Kultusvorstände von Wittelshofen und Wassertrüdingen dem geliebten Lehrer und langjährigen geistigen Führer Worte warmer Anerkennung und herzlichen Dankes widmeten. Am Grabe sprachen Lehrer Rosenstein (Schopfloch) für den israelitischen Lehrerverein, Hauptlehrer Levite (Gunzenhausen) für die Bezirkskonferenz Ansbach und Lehrer Erlebacher (Mönchsroth) als Nachbarkollege. Tov schem mischemem tov! Der gute Name, den der wackere Kollege hinterlassen hat, gereicht mit der trauernden Familie auch dem Lehrerstande zur Ehre. Max Levite (Gunzenhausen)."  

 
Zeugnis für den Kantor (Vorbeter, Chasen) und Schochet Simon Metzger (seit 1905 in der Gemeinde Höchheim tätig)  
Das Zeugnis wurde 1911 vom israelitischen Kultusvorstand Höchheim anlässlich einer Bewerbung ausgestellt; warum sich dieses Zeugnis im Nachlass von Rabbiner Dr. Rieger befindet, ist nicht bekannt.    

Hoechheim LBI NY PR_01_reel01_0270.jpg (123199 Byte)Dokument aus dem Bestand des Leo Baeck Institutes New York (Nachlass Rabbiner Dr. Paul Rieger): "Zeugnis
Hierdurch bescheinige dem Herrn Simon Metzger, dass derselbe vom 1. Mai 1905 bis heute in hiesiger Gemeinde als Schochet und Chasen, die vollste Zufriedenheit und Anerkennung aller Gemeindemitglieder erworben hat. Auch seine sonstige Führung war musterhaft. Er kann deshalb jeder größeren Gemeinde nur empfohlen werden. 
Höchheim im Grabfeld, 4. April 1911. 
Der israelitische Kultusvorstand. Isaac Strauß."  

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge             
    
Die Synagoge der jüdischen Gemeinde wurde 1798 erbaut.
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge mit den Ritualien zerstört. Das Gebäude blieb erhalten und wurde nach 1945 teilweise als Kindergarten verwendet. Mitte der 1970er-Jahre wurde "das kleine, zum Teil aus Holz bestehende" (Schwierz S. 72) Gebäude abgebrochen. An derselben Stelle wurde ein neuer Kindergartenbau erstellt (teilweise auf den Grundmauern der Synagoge).   
  
Eine Gedenktafel befindet sich an der früheren Dorfschule (heutiges Rathaus) in der Rothäuser Straße 9. Sie hat den Text: "In Höchheim bestand eine Jüdische Kultusgemeinde, deren Synagoge an der Stelle des jetzigen Kindergartens stand. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger".   
   
   
Adresse/Standort der Synagogefrühere Hauptstraße, jetzt Gollmuthhäuser Straße; Adresse des Kindergartens auf dem Grundstück der Synagoge: Gollmuthhäuser Straße 10.                   
   
   
Fotos  
(Quelle: Jürgen Hanke, Kronach, Aufnahmen von 2004, aus: www.synagogen.info

Der an Stelle der Synagoge 
erbaute Kindergarten
Hoechheim Synagoge 010.jpg (42256 Byte) Hoechheim Synagoge 011.jpg (29153 Byte)
  Grundstück in der früheren Hauptstraße,
 heute Gollmuthhäuser Straße 10 
Gedenktafel an der früheren Dorfschule
 in der Rothäuser Straße 9 

   
    

Links und Literatur   

Links:

bulletWebsite der Verwaltungsgemeinschaft Bad Königshofen im Grabfeld   
bulletWebsite der Gemeinde Höchheim 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 319.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 72-73.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 466-467. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 186-187.   

 
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hoechheim  Lower Franconia. A Jewish community existed in the first half of the 18th century, with a synagogue built in 1798. The Jewish population declined steadily from 123 in 1816 (total 378) to 26 in 1933. Eight emigrated to the United States in 1938-39 and of the last Jews, nine were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) on 25 April 1942 and three to the Theresienstadt ghetto in September 1942.  
       
         

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

            

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020