In Kippenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1654 ließ sich mit Jud Löw
mit seiner Familie am Ort nieder. 1684 lebten vier jüdische Familien im Ort (Löw,
Hirsch, Joseph und Koppel), 1723 waren es sieben (darunter seit etwa 1690 die
aus Stühlingen stammenden Familien der Brüder Elieser und Marum Weyl, Begründer
der Kippenheimer Familien Weil und Weill), 1739 fünf, 1761 zehn Familien. 1793
werden folgende jüdische Familienvorstände in Kippenheim genannt: Salomon
Auerbacher, Löw Levi, Menef Levi, Salomon Weil, Hirschel Weil, Gimbel Weil,
Hirschel Weil der jung, Emanuel Marx Weil, Sandel Weil, Hirschel Wertheimer,
Lippmann Bär. Die jüdischen Familienvorstände lebten von ihren Einnahmen als
Viehhändler, Seifensieder und Bürstenmacher sowie vom Kramwarenhandel. Einige
eröffneten alsbald Ladengeschäfte am Ort.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts bildete sich in Kippenheim eine relativ große
jüdische Gemeinde. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie
folgt: 1801 70 jüdische Einwohner, 1825 159 (8,4 % von insgesamt 1.902
Einwohnern), 1842 145, höchste Zahl 1871 mit 323 Personen (etwa 16 % der
Gesamtbevölkerung), 1875 305 (15,6 % von 1.954). Danach ging die Zahl durch Ab-
und Auswanderung zurück, sodass um 1900 noch 272 (14,8 % von 1.843), 1910 noch
187 jüdische Einwohner (10,5 % von 1.786) gezählt wurden.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (zunächst in einem
Kellergewölbe unterhalb der Vorhalle zur Synagoge - Spuren sind erhalten; seit
1900 in einem Anbau hinter der Synagoge - besteht nicht mehr). Die Toten der
Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt (Elementarlehrer an der jüdischen Schule bis
1876, danach Elementarlehrer an der allgemeinen Schule). Um 1848 war Lehrer
Salomon Heidingsfeld in Kippenheim (siehe Anzeige unten). Besonders lange war
Lehrer (zuletzt Oberlehrer) Heinrich Zimmern in Kippenheim: er konnte
1922 sein 45-jähriges Ortsjubiläum feiern. Eine jüdische Konfessionsschule
wurde 1835 gegründet und in einem Haus in der Unteren Hauptstraße (Lgb.-Nr.
31) eingerichtet. Sie brannte um 1876 nieder und wurde nicht mehr aufgebaut.
Nach Auflösung der Konfessionsschulen in Baden 1876 bestand noch eine
Religionsschule. Die jüdischen Kinder erhielten ihren Religionsunterricht im
Haus des jüdischen Lehrers/Kantors Obere Hauptstraße 15 (Lgb.-Nr. 361; Gebäude
erhalten). Neben dem jüdischen Schullehrer gab es einen Kantor und Schochet (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten von 1877 und 1919).
Seit 1790 gehörte Kippenheim zum Rabbinat Schmieheim,
dessen Sitz 1893 nach Offenburg
verlegt wurde.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Max J.
Auerbacher (geb. 20.9.1885 in Kippenheim, gef. 17.11.1916), Emanuel Böttigheimer
(geb. 3.9.1872 in Miltenberg, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung am
5.6.1919), Jonas Levi (geb. 24.11.1891 in Düppigheim, gef. 4.6.1915), Simon
Maier (geb. 13.5.1898 in Kippenheim, gef. 22.2.1917), Albert Weil (geb.
20.9.1897 in Kippenheim, gef. 28.5.1918), Benno Wertheimer (geb. 17.2.1895 in
Kippenheim, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung am 3.12.1919), Leopold Z.
Wertheimer (), Zahlm. St. Siegfried S. Wertheimer (geb. 14.4.1890 in Kippenheim,
gef. 19.9.1918). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal auf dem Kirchplatz
vor der evangelischen Kirche sowie auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes
in Schmieheim. Außerdem sind gefallen: Fritz Blum (geb. 10.3.1894 in
Kippenheim, vor 1914 in Kehl wohnhaft, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung
am 27.11.1920) und Herbert Wertheimer (geb. 21.12.1897 in Kippenheim, vor 1914
in Lahr wohnhaft, gef. 25.3.1918).
Um 1925, als zur Gemeinde noch 153 Personen gehörten (8,4 % von
insgesamt 1.821 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Max
Wachenheimer, Salomon Weil, Salomon Auerbacher, Jakob Durlacher und Hermann
Wertheimer. Als Lehrer und Kantor war G. Schwab tätig. Der inzwischen im
Ruhestand lebende Lehrer Hermann Zimmern (Hauptlehrer a.D.) erteilte noch
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es: einen Talmud
Thora-Verein (1924/32 unter Leitung von Heinrich Wertheimer), eine Chewra
Neurim (1924/32 unter Leitung von Hermann Wertheimer), eine Chewra
Tehillim (1924/32 unter Leitung von Abraham Wertheimer), der Wohltätigkeitsverein
Chewra Kadischa (1924/32 unter Leitung von Fritz Weill), der
Israelitische Frauenverein (1924/32 unter Leitung von Max Wachenheimer und
Therese Auerbacher), der Synagogenchorverein (1924/32 unter Leitung von
J. Durlacher), eine Ortsgruppe des Bundes jüdischer Frontsoldaten (1924
unter Leitung von E. Wertheimer). 1932 waren die Gemeindevorsteher
Hermann Wertheimer (1. Vors.), Richard Wertheimer (2. Vors.) und Jakob
Auerbacher (3. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 besuchten den Religionsunterricht 10
Kinder der Gemeinde.
Anfang der 1930er-Jahre hatten jüdische Gewerbetreibende noch einen beträchtlichen
Anteil am Wirtschaftsleben des Ortes. Es gab damals die folgenden Gewerbebetriebe
im Besitz jüdischer Personen / Familien: Gasthaus "Badischer Hof"
mit koscherer Metzgerei (Treffpunkt des jüdischen Gemeinde- und Vereinslebens;
Poststraße 7); Schuhhandlung Alfred Auerbacher (Bahnhofstraße 12),
Textilhandlung Berthold Auerbacher (Poststraße 20), Viehhandlung Hermann
Auerbacher (Bahnhofstraße 6), Viehhandlung Jakob Auerbacher (Obere Hauptstraße
4; nicht wie in einigen Listen angegeben: Poststraße 4),
Viehhandlung Josef Auerbacher (Bachgasse 12), Viehhandlung Max Auerbacher (Obere
Hauptstraße 4), Gemischtwarenhandlung Salomon Auerbacher (Bergstraße 4),
Gemischtwarenhandlung Siegfried Auerbacher (Querstraße 11), Bäckerei Salomon
Bauer (Poststraße 7), Wein- und Spirituosenhandlung Flora und Nathan Durlacher
(Obere Hauptstraße 13), Tabakwarengroßhandlung Max Valfer (Poststraße 2),
Textilhandlung Oskar und Hugo Wachenheimer (Untere Hauptstraße 13),
Lederhandlung Fritz Weil (Obere Hauptstraße 20), Metzgerei Abraham Wertheimer
(Friedhofstraße 6), Viehhandlung David Wertheimer (Untere Hauptstraße 2),
Getreide-, Mehl- und Futtermittelhandlung Eugen Wertheimer (Bahnhofstraße 2),
Eisenhandlung Hermann Wertheimer (Untere Hauptstraße 7), Metzgerei Hermann
Wertheimer (Poststraße 12), Metzgerei Julius Wertheimer (Obere Hauptstraße 3),
Viehhandlung Leopold Wertheimer (Bahnhofstraße 25), Textil- und Stoffhandlung
Poldi Wertheimer (Obere Hauptstraße 27).
1933 lebten noch 144 jüdische Personen in Kippenheim (7,8 % von
1.856 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die letzten 31 jüdischen
Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Hinweis zu den emigrierenden Personen: Auf dem Schiff St. Louis mit knapp
1000 jüdischen Flüchtlingen, das keine Landeerlaubnis in Kuba und in den USA
erhielt und nach Europa zurück musste, befand sich 1939 auch Freya Maier geb.
Valfer aus der Poststr. 2 in Kippenheim und ihre jetzt in den USA lebende
Tochter Sonja Geismar geb. Maier. Ausführlicher Bericht dazu siehe in "Die
Ortenau" - Zeitschrift des historischen Vereines für Mittelbaden, Bd. 96, 2016,
Seite 239 - 248 "Bootsflüchlinge 1939".
Von den in Kippenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henny Abenheimer geb.
Durlacher (1882), Arthur Auerbacher (1898, "Stolperstein" in
Weinheim), August Auerbacher geb. Rosenfeld
(1893), Bella Auerbacher (1903), Berthold Auerbacher (1927), Gerda Auerbacher
geb. Auerbacher (1895), Hermann Auerbacher (1867), Josef Auerbacher (1863),
Karoline Auerbacher geb. Auerbacher (1896), Marx (Max) Auerbacher (1872),
Mathilde Auerbacher geb. Auerbacher (1857), Salomon Auerbacher (1886), Salomon
Auerbacher (1888), Mina Böttigheimer geb. Weill (1875), Elise (Elisabeth)
Brader geb. Wertheimer (1874), Klara Breslau geb. Auerbacher (1892), Flora
Durlacher geb. Epstein (1897), Gretel Durlacher (1921), Hans Durlacher (1925),
Jakob Durlacher (1874), Leonie Durlacher geb. Weil (1878), Sally Eichenbaum
(1880), Emma Freund geb. Auerbacher (1893), Klothilde Guggenheim geb. Zimmern
(1884), Mathilde Guggenheim (1914), Walter Guggenheim (1913), Henriette Hahn
geb. Weil (1865), Sara Kahn geb. Wertheimer (1882), Sophie Kaufmann (1874), Mina
Krause geb. Wertheimer (1892), Charlotte Lang geb. Weill (1869), Jenny Lederer
geb. Wertheimer (1895), Semmy Mannheimer (1876), Hilde Marx geb. Zimmern (1887),
Auguste Rauner geb. Posner (1885), Meta Strauß geb. Wachenheimer (1901), Fanny
Valfer geb. Wertheimer (1886), Max Valfer (1880), Bella (Ella) Wachenheimer geb.
Eichel (1894), Hugo Wachenheimer (1889), Julius Wachenheimer (1865), Käthe
Wachenheimer geb. Ehrlich (1900), Max Wachenheimer (1862), Oskar Wachenheimer
(1893), Gerda Wechsler geb. Wertheimer (1883), Berta Weil (1905), Gerda Weil
(1895), Helene Weil geb. Lion (1865), Julius Weil (1902), Klara Weil geb.
Auerbacher (1894), Emilie Weill geb. Weill (1867), Hugo Weill (1885), Emilie
Wertheimer (1879), Flora Wertheimer (1901), Fritz Wertheimer (1897), Isaac
Wertheimer (1866), Maier Wertheimer (1868), Samuel Wertheimer (1874), Selma
Wertheimer (1902), Siegfried Wertheimer (1895), Simon Sigmund Wertheimer (1872),
Sophie Wertheimer geb. Günzburger (1877), Wilhelm Wertheimer
(1866).
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers sowie des Vorbeters / Schochet 1877 /
1891 Anmerkung zur Stellenausschreibung 1877: die Ausschreibung
erfolgte sowohl in der konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der
Israelit" wie auch in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des
Judentums", was auf eine damals insgesamt liberale Einstellung der
jüdischen Gemeinde beziehungsweise ihres Vorstandes schließen lässt.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1877:
"Die hiesige Kantor- und Schochet-Stelle soll mit dem 1. Januar 1878
neu besetzt werden. Das Gehalt mit Einschluss der Nebeneinkünfte beträgt
etwa 1.500 bis 1.800 Mark. Junge, musikalisch gebildete Bewerber werden
bevorzugt.
Reflektanten wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den
Unterzeichneten wenden.
Kippenheim (Baden), 10. Oktober 1877. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Moritz
Durlacher."
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Oktober 1877: "
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1919: "In
der Gemeinde Kippenheim (Baden) ist die Stelle eines Kantors und
Schächters sofort oder längstens 14 Tage vor Pessach zu besetzen.
Gehalt Markt 1.350.- mit ca. Mark 800-1000 Nebeneinkommen und freue
Wohnung mit Garten. Außerdem gewährt die Gemeinde eine Teuerungszulage
vorerst für das Jahr 1919 für einen Ledigen Mark 400.-, für einen
Verheirateten Mark 600.-. Auf musikalische Ausbildung wird großen Wert
gelegt. - Bewerbungen wolle man unter Beifügung von Zeugnisabschriften
bis zum 30. Januar 1919 an den Synagogenrat Kippenheim einsenden.
Offenburg, 30. Dezember 1918. Die Bezirkssynagoge."
Dem Lehrer Salomon Heidingsfeld wird des Nachts sein Bettzeug gestohlen (1848) Anmerkung: Salomon Heidingsfeld (Sohn des Benedikt Heidingsfeld und
der Debora geb. Salomon) war seit ca. 1835 Lehrer in Kippenheim. Er war seit dem
9. September 1834 (in Unterschüpf)
verheiratet mit Henriette geb. Wertheimer (Tochter des Leopold Wertheimer
in Ansbach und der Sara geb. Wertheimer). Das Ehepaar hatte sieben Kinder:
Bernhard (geb. 1835), Theodora (geb. 1836), Juliana (geb./gest. 1838), Wilhelm
Benjamin (geb./gest. 1839), Rosalia (geb. 1840), Leopold (geb. 1943) und Julius
(geb. 1846).
Auch der Sohn Bernhard Heidingsfeld wurde Lehrer und Kantor (in den
1860er-Jahren in Langenschwalbach)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 16. Februar 1848 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Ettenheim [Diebstahl]. In der Nacht vom 7. auf den 8. dieses
Monats wurden dem israelitischen Lehrer Heidingsfeld zu Kippenheim
mittelst Einsteigen in die Kammer nachstehendes Bettzeug aus einem
Schranke entwendet.
1) Ein vierblätteriger Deckbettüberzug von rot und weiß kariertem
Baumwollenzeug mit kleinen Streifchen dazwischen, unten mit Schürzen
besetzt zum Einschnüren statt der gewöhnlichen Bändel.
2) Zwei dreiblättrige dito von hausgemachtem flächsenem rot und weiß
groß kariertem Kölsch, unten mit einem Blatt weißer Leinwand besetzt
und mit Bändeln von gleicher Farbe versehen.
3) Zwei dito dito, ganz neu, von rot und weiß klein kariertem
Kölsch. 4) Vier dito dito von weiß und blau klein kariertem Kölsch,
ebenfalls ganz neu.
5) Vier dito dito von flächsenem Kölsch, weiß, rot und blau klein
kariert.
Wir ersuchen die respektiven großherzoglichen Bezirks- und Polizeiämter
auf diese gestohlenen Sachen und auf den noch unbekannten Täter fahnden
zu lassen und im Falle eines Erfolgs uns davon in Kenntnis setzen zu
wollen. Ettenheim, den 9. Februar 1848. Großherzogliches
Bezirksamt."
45-jähriges Amtsjubiläum von Hauptlehrer Hermann Zimmern
(1922)
Anmerkung: Hermann Zimmern (zu seinen Lebensstationen siehe nächsten
Bericht von 1936) war mit Bertha geb. Kleefeld verheiratet (geb. in
Breisach um 1862, gest. in Kippenheim 23.10.1926); das Ehepaar hatte fünf in
Kippenheim geborene Kinder: Selina (geb. 8.7.1883, gest. 20.9.1883), Klothilde
(geb. 24.9.1884, verh. mit Julius Guggenheim aus Gailingen; zwei Kinder Walter
David geb. 12.5.1913 und Mathilde geb. 3.7.1914, Hilde und die beiden Kinder
wurden 1940 nach Gurs, September 1942 nach Auschwitz deportiert; für tot
erklärt), Regine (geb. 6.8.1886; verh. seit 1913 mit dem Kaufmann Emil
Rosenberg aus Samotschin/Polen), Hilda (geb. 20.10.1887, verh. mit Jakob
Marx aus Seckenheim, ein Kind Berta Margot; alle drei wurden Oktober 1940 nach
Gurs, September 1942 nach Auschwitz deportiert; für tot erklärt), Hugo
(geb. 10.1.1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
18. Mai 1922: "Kippenheim (Baden), 15. Mai (1922). Anlässlich
der Jubiläumsfeier für Hauptlehrer Zimmern und seiner Pensionierung nach
40, respektive 45-jähriger Amtstätigkeit in Kippenheim, wurde dem
Jubilar, auf Initiative seiner einstigen Schüler, Emil Weil in Breslau
und Max Wertheimer in Bern, eine namhafte Summe als Schülergabe in
dankbarer Anerkennung und treuer Anhänglichkeit feierlichst überreicht.
Die größte Genugtuung für den ehrwürdigen Lehrer dürfte vielleicht
darin bestehen, dass nicht nur die Vertreter der Stadt- und
Gemeindebehörden, sondern auch seine Schüler im In- und Auslande an
dieser Feier so regen Anteil nahmen."
80. Geburtstag von Oberlehrer i.R. Hermann Zimmern
(1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. Juni 1936: "Mannheim 4. Juni (1936). Am 30. dieses Monats
begeht Hermann Zimmern, Oberlehrer i.R. in Mannheim, B 7,12 in
körperlicher und geistiger Frische seien 80. Geburtstag. Der Jubilar,
geboren 1856 in Walldürn, war 45
Jahre im badischen Volksschuldienst, davon 40 Jahre in Kippenheim bei
Lahr, zuletzt als Schulleiter. 1922 wurde er in den wohlverdienten
Ruhestand versetzt und wohnt seit 1926 bei seiner Tochter in Mannheim. Wir
wünschen dem Jubilar, der sich ob seines heiteren, gütigen Wesens
allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung erfreut, einen schönen
gesegneten Lebensabend! (Alles Gute) bis 120 Jahre."
Kantor S. Eichenbaum publiziert ein Sammelwerk von
synagogalen Gesängen (1894)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Dezember 1894: "Herr Kantor S. Eichenbaum in
Kippenheim kündigt die Herausgabe eines für die Kantoren hoch
bedeutsamen Sammelwerkes an. Es wird synagogale Gesänge für Sabbate und
alle Festtage enthalten. Alle Piecen sollen 3-12-fach vertreten sein. Der Sologesang
für geübte Kantoren sowohl, als auch für Anfänger findet in seinem
Werke vollste Berücksichtigung. Daneben bietet der Verfasser, der seine
Arbeit 'Kol Bau' genannt hat, zahlreiche 2-, 3-, 4-, und 5-stimmige
Gemischte- und Männerchore. Eine reiche Auswahl Kasualien wird im Extrabande
gratis dem Werke beigegeben. der Verfasser, ein Schüler des Altmeisters
M. Deutsch - Breslau, ist auch über die Grenzen seiner engen Heimat
hinaus, als ein Kantor von gediegenem musikalischen Wissen und Können auf
der Gebiet der synagogalen und profanen Musikliteratur rühmlichst
bekannt. Als Chordirigent einer angesehenen Gemeinde Badens hat er neben
theoretischen und auch die notwendigen praktischen Erfahrungen reich sammeln
können. Zwanzig Jahre lang hat er mit großer Mühe und seltener
Sachkenntnis der Sammlung, altehrwürdige Melodien obgelegen. Manchen
Kollegen wird er durch eigene Kompositionen einen Genuss bereiten. Seltene
Manuskripte hervorragender Kantoren Frankreichs, des Elsass und
Deutschlands finden wir zum ersten Male in dieser Sammlung der
Öffentlichkeit dargeboten.
So birgt das angegebene Werk bedeutsame Schätze. Verfasser und Verleger
haben nicht Kosten und Mühe gespart, um die Sammlung würdig
auszustatten. Vielen wird es ein willkommenes Hilfsmittel bieten, das im
Sinken befindliche Kantorat zweckentsprechend zu heben. Viele Kantoren
werden in ihm - das ein wahrer Kol Bau ist - einen Ersatz finden für den
häufig mangelhaften Unterricht und die lückenhafte Vorbildung, die sie
genießen mussten. Schon heute mehren sich Anfragen und Bestellungen. Wir
können nur jedem Chasan die Beschaffung des gediegenen Werkes dringen
anraten, es wird ihm vorzügliche Dienste leisten. Möchte das
vortreffliche Sammelwerk eine recht weite Verbreitung finden - das
wünschen wir von Herzen - damit Kantor Eichenbaum seine fleißige Arbeit reichlich
- belohnt sieht und zur weiteren Herausgabe synagogaler Gesänge angespornt
wird.
Während nach Schluss der Subskription der Ladenpreis des obengenannten
Werkes auf 30 M. sich stellen wird, ist es bei Bestellung bis zum 1.
Januar 1895 für 18 Mark zu beziehen.
Kollegen mit geringen Einnahmen wird es vom Verfasser zu 8 Mark zur
Verfügung gestellt."
25-jähriges Dienstjubiläum des
Kantors S. Eichenbaum (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. Januar 1903: "Kippenheim, 29. Dezember (1903). Eine schöne,
würdige Feier hat die alt-ehrwürdige, streng-fromme Gemeinde Kippenheim
am Schabbes Chanukka begangen. Galt es doch, das 25jährige
Dienstjubiläum ihres Kantors, Herrn S. Eichenbaum, festlich zu begehen.
In Oberschlesien geboren, hatte der Jubilar von der frühesten Jugend an,
dem Studium der Tora obgelegen. Mit prachtvoller Tenor-Bariton-Stimme
begabt, gemühte er sich, seine Stimmmittel bei großen und frommen
Kantoren auszubilden, wo er noch Gelegenheit fand, das Torastudium weiter
zu pflegen., Hierauf trat er das Amt eines Kantors in hiesiger Gemeinde
an, und so wirkte er seit 1877, zur größte Zufriedenheit seiner
Gemeinde, und vorgesetzten Behörde.
Seit Monaten ward in der Gemeinde der allgemeine Wunsch laut, den
Jubiläumstag ihres Kantors und Chordirigenten (eines sehr leistungsfähigen
Männerchores) festlich und wirklich zu feiern. Vor dem mit Ephen und Girlanden
geschmückten Pult sandte Herr Eichenbaum in seiner, wie vor 25 Jahren,
unverändert gebliebenen, angenehmen und herrlich klingenden Stimme, seine
aus tiefem Herzen kommenden, altjüdische Melodien zum Allmächtigen
empor, welche von den andächtigen Zuhörern mit gewohnter Aufmerksamkeit
bewundert wurden.
Nach Beendigung des Gottesdienstes begab sich der Vorstand der
israelitischen Gemeinde, Herr Josef Wertheimer, begleitet von dem
gesamten Synagogenrat, in die Wohnung des Jubilars, und überreichte
demselben mit warmen, zu Herzen gehenden Worten einen mit einer schönen
Widmung versehenen, silbervergoldeten, sehr kostbaren Pokal. Die Worte des
Redners zeugten von echter Gottesfurcht.
Der Jubilar erwiderte mit dementsprechenden Worten des Dankes.
Hierauf erschienen der Vorstand und Vorstandsmitglieder des
Synagogenchors, ebenfalls ein wunderschönes, silbernes Geschen
überreichend. Auch sonst noch wurde der Jubilar von verschiedenen Seiten
durch Geschenke beehrt, welche Zeugnis von der großen Beliebtheit
desselben ablegten."
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. Februar 1862: "Aus dem badischen Amte Ettenheim, 29.
Januar (1862). Der Bürgermeister von Kippenheim hat sämtliche
übrigen Bürgermeister unseres Bezirkes auf heute in das hiesige Rathaus
zu einer Besprechung berufen. Der Erfolg derselben soll der sein, dass
eine Petition gegen Freizügigkeit und Gleichstellung der Juden abgefasst,
eingereicht und auch andere Kollegen zum gleichen Sturmlauf eingeladen
werden. Von der Gemeinde Säckingen kam eine Petition gegen die
Juden-Emanzipation ein."
Geburtsfest des Großherzogs (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. September 1902: "Kippenheim, 14. September (1902). Wie
alljährlich, wurde auch dieses Jahr das Geburtsfest des Großherzogs
durch ein Festessen gefeiert, welche im Gasthaus zum 'Anker' stattfand.
Dabei sprach Herr Pfarrer Lorenz in schönen Worten den Toast auf
unseren Landesfürsten, besonders dessen treue Pflichterfüllung und
Leutseligkeit hervorhebend, während Herr Assistenzarzt d.R. Dr. Manes
den Kaisertoast ausbrachte. Das Festessen erfreute sich einer regen
Teilnahme aus allen Schichten der Ortseinwohner, welche bis in frühester
Morgenstunde in animiertesten Stimmung beisammen blieben. Auffallend war,
dass der hiesige Oberförster Herr Fischer, die Einladung
zurückwies mit den Worten: 'Ich gehe nicht in ein Lokal, wo Juden sind.'
Umso merkwürdiger muss dies Benehmen erscheinen, da dieser erst vor drei
Jahren hierher versetzte Herr durch das Spenden einer größeren Summe es
durchzusetzen wusste, dass sein Name mit goldenen Lettern auf dem dieses
Jahr den Söhnen 'Kippenheims' errichteten Kriegerdenkmal prangt, so er
sich doch für ewige Zeiten in jüdischer Gesellschaft befindet. Der Herr
Oberförster mag sonst denken und sprechen und sich wohl fühlen wo und
wie ihm beliebt, daran stößt sich niemand, dass er aber einen solch'
patriotischen Anlass dazu benützt, seine Denkungsart zu dokumentieren,
muss doch zu Konsequenzen führen, die dem Herrn unangenehm werden
dürften. Man ist hier gewohnt, in Frieden nebeneinander zu wohnen und
findet es unbegreiflich, wie sich dieser Herr zu einer solch'
beleidigenden Äußerung, wozu er durchaus keinen Anlass hat, hinreißen
lassen konnte."
Predigt des Bezirksrabbiners in Kippenheim
(1911)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11.
Mai 1911: "Kippenheim, 27. April (1911). Die Predigt, die
unser Bezirksrabbiner aus Offenburg
am Schabbat Hagadol (sc. "der Große Schabbat" = Schabbat vor
Pessach, das war am 8. April 1911) in Kippenheim hielt,
verdienst auch weiteren Kreisen bekannt gegeben zu werden. Sie hatte kurz
etwa folgenden Inhalt:
'Die Natur ist ewig die gleiche, die Jahreszeiten folgen sich in stets
gleicher Reihenfolge. So auch die Religion. Auch sie, das heißt ihr
Inhalt, ist ewig und unveränderlich für uns, aber auch sie hat gleichsam
ihre Jahreszeiten, ihre Formen sind dem Zeitgeist unterworfen. Unsere Tora
redet zu dem Menschen in sanften, milden Worten, darum verlangt sie von
ihm nur das, was er leicht erfüllen kann. (Also kein Opfer
persönlichen Mutes oder Verzicht auf irdische Vergnügen? Anmerkung des Einsenders.)
Nun ist vorige Woche ein Vorkommnis innerhalb der badischen Judenheit zu
verzeichnen, das ihr nicht zum Ruhme gereicht. Ein badisches
Synodalmitglied hat in fanatischer Weise gegen alle jene Richtungen die
heftigsten Angriffe gerichtet, die nicht auf dem Standpunkt der strengsten
Orthodoxie stehen. Das ist aufs tiefste zu beklagen und eine Gotteslästerung
im traurigsten Sinne des Wortes. Welche Intoleranz! Die Orthodoxie ist zu
starr für die heutige Zeit. Vergleich mit den toten Gebeinen,
die Jecheskiel auf einem Felde vorfand, von denen Gott ihm sagte, dass sie
nur durch seinen Geist wieder belebt werden könnten. Ebenso der Geist der
Neuzeit bezüglich der toten Formen der Orthodoxie!! Quintessenz der
Rede 'Gedenke der Tora Moses, meines Knechts' - aber nur in diesem
Geiste der Neuzeit!!'
Die obige Rede hat bei den Zuhörern allseitig den schärfsten, allerdings
stummen Protest hervorgerufen und dies aus ganz verschiedenen
Gründen:
1. ist die Gemeinde Kippenheim durchaus nicht der Platz, wo eine derart
hyperneologe Predigt angebracht ist, und nur der Anstand hielt manchen
Zuhörer davon ab, die Synagoge zu verlassen;
2. wurde es allgemein verurteilt, dass ein Geistlicher persönliche
Angriffe von der Kanzel herab unternahm und von dieser aus eine politisch-religiöse
Rede hielt, die natürlich unerwidert bleiben muss. Man mag über die Rede
des Abgeordneten Dr. Simon denken wie man will - eine Kritik derselben von
der Kanzel ist entschieden zu verurteilen, umso mehr, als dieser Kritiker
selbst Synodalmitglied ist und Gelegenheit hatte, seine Ansicht an
zuständiger Stelle vorzubringen.
Von großem Interesse dürfte es sein, die eben kurz erwähnten
Ausführungen zu vergleichen mit früheren Predigten des nämlichen
Rabbiners! Wie hat hat er gerade am Schabbat Hagadol von derselben
Stelle aus streng orthodoxe Mahnung an seine Zuhörer gerichtet! Wie oft
hat er sie ermahnt, das Chomez (sc. das Gesäuerte) nicht nur aus ihren
Häusern, sondern auch aus ihrem Herzen zu entfernen! Wie oft ist er sehr
warm für streng orthodoxe Erziehung der Jugend eingetreten! Und nun
dieser Wandel?
Hierfür gibt es nur eine Erklärung und diese dürfte darin zu suchen
sein, dass ein Bezirksrabbiner in liberaler Stadt- und orthodoxen
Landgemeinden eine Zwitterstellung einnimmt. Der Herr Rabbiner hat es
bisher stets verstanden, seine Worte dem Geschmack und der religiösen
Richtung seiner jeweiligen Zuhörer anzupassen. Diesmal scheint ihm ein
unliebsames Versehen unterlaufen zu sein; er scheint sich in der Adresse
geirrt zu haben. Diese Predigt dürfte für seine eigene Gemeinde Offenburg
für Pessach bestimmt gewesen sein, was schon daraus zu schließen, dass
das Gleichnis erst in der Haftoroh von Pessach enthalten ist.
Das Interessanteste ist wohl, dass der Herr Bezirksrabbiner es fertig
gebracht hat, seine Predigt auf dem Text Gedenke der Tora Moses, meines
Knechtes aufzubauen, Worte, die nur eine Deutung zulassen!! Die uns
von Moses überlieferte Lehre ist etwas ganz anderes als die vom Herrn
Rabbiner verlangte Verinnerlichung und Veredlung der jüdischen Religion
und wenn seine Hörer bereit sind, den Text der Predigt zu
beherzigen, so sind sie trotzdem weit davon entfernt, sich auch mit ihrem
Inhalt einverstanden zu erklären."
Der Schutzbrief
wurde abgedruckt in den "Mitteilungen der Gesellschaft für Jüdische
Volkskunde" 1899 S. 68-71.
Fahndung nach David Levi von Kippenheim (1837)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1837 S. 770 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Fahndung.
Am letzten Samstag hat sich David Levi von Kippenheim, dessen
Signalement und Kleidung, soweit letztere angegeben werden kann, hier
unten folgt, von Hause entfernt, nachdem er seinem Vater Baruch 30
Kronenthaler und 2 fl. in Münze, sowie drei goldene Fingerringe im Werte
von 10 fl., eine silberne Taschenuhr mit silberner Kette, Schlüssel und
Petschaft, nebst einem ganz neuen Regenschirm von rotem ... mit weißem
Stiel und schwarzharnemen Griff, entwendet hatte.
Nach eingezogener Erkundigung begab sich derselbe in das Oberland, und
wird ohne Zweifel keinen andern Ausweis, als ein ..pensammlungspatent,
welches ihm im Monat Mai zugestellt wurde, bei sich führen.
Dieses wird hiermit zur Fahndung auf den Dieb und die entwendeten
Gegenstände bekannt gemacht. Ettenheim, den 23. August 1837.
Großherzoglich badisches Bezirksamt. Signalement. Alter 26 Jahre, Größe 5 Schuh 4 Zoll, Statur hager,
Gesichtsform oval, Farbe ..., Haare schwarz, Stirne gewölbt, Augenbrauen
schwarz, Augen braun, Nase breit, Mund groß, Bart schwarz, Kinn rund,
Zähne gut, persönliche Verhältnisse: ledig. Kleidung. Ein
blautuchener Frack und eine Sommerkappe. Die übrige Kleidung sowie die
Kappe, kann nicht näher bezeichnet werden."
Zum Tod von Samuel Durlacher (1875)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. April 1875: "Kippenheim (Baden), 12. April. Am jüngsten Schabbatausgang
erlitt unsere Gemeinde einen gar herben Verlust - Herr Samuel Durlacher,
Chef der Weinhandlung, entschlummerte zu einem besseren Dasein nach einem
langen und schmerzlichen leiden. Wer den Heimgegangenen gekannt, wird uns
beipflichten, wenn wir gramerfüllt ausrufen: 'gefallen ist die Krone von
unserem Haupte!' Durlacher zeichnete sich als Jehudi durch seine strenge,
ungeheuchelte Frömmigkeit aus, eine Tugend, die ja heute leider so
selten! Er war aber auch bestrebt, in diesem Geiste seine zahlreiche
Familie zu erziehen, wobei ihm seine edle Gattin helfend zur Seite stand
und Gott sei Dank, es ist ihm gelungen, darin von Erfolg gekrönt
zu werden. Noch um sein Schmerzenslager wenige Stunden vor seinem
Heimgange versammelte er seine 12 Kinder und nahm ihnen das Versprechen
ab: nie Entweiher des Schabbat zu sein und nie Nichtkoscheres
zu genießen. Wahrlich, ein herrlich Zeugnis für den Edlen. War er als
Jude seinem Gotte und seiner Familie gegenüber äußerst pflichtgetreu
und unsäglich selbstverleugnend und hingebend, so zeichnete er sich nicht
minder durch sein allgemein anerkanntes humanitäres Wirken aus, sodass er
von weit und breit gesucht wurde. Immer war er bereit zu helfen. Sein
weiches, mildes, wohlwollendes Herz war voll der edelsten Regungen, was er
durch die Tat bewiesen. Geben und Spenden war ihm eine besondere Freude
und da ihn der liebe Gott mit Gütern gesegnet, so konnte er auch mit
vollen Händen geben. Von seinem guten Namen, seinen zahlreichen innigen
Freunden und Verehrern legte das imposante Leichenbegängnis Zeugnis ab,
zu welchem Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt telegraphisch berufen war.
Derselbe erklärte jedoch im MonatNisan keine Trauerrede
halten zu können, hielt jedoch auf Ersuchen nach dem Begräbnis vor Mincha
im Trauerhause vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft einen religiösen
Vortrag Musar über einen Vers der Sidre, der mit größtem
Beifalle aufgenommen wurde. 'Sich in den Geist der Gotteslehre vertiefen -
das biete den besten Trost', sagte er und wir pflichten ihm bei . ja er
hat uns getröstet und die Familie gab dieses auch durch ihre würdige
Haltung zu erkennen. - Samuel Durlacher ist uns nun körperlich entrückt
- aber im Geiste lebt er bei uns fort, lebt fort in seinen edlen
Handlungen und wird stets seiner Familie und allen, die ihn gekannt,
unvergesslich bleiben."
Moritz Durlacher übersiedelt nach Hamburg (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1891: "Aus Schmieheim
(Baden) wird uns geschrieben: anlässlich der Übersiedelung nach Hamburg
des Bezirksältesten und Gemeindevorstehers, Herrn Moritz Durlacher in Kippenheim
wurde demselben von den Bezirksgemeinden Altdorf,
Diersburg, Ettenheim,
Friesenheim, Kippenheim, Nonnenweier,
Rust und Schmieheim
(Offenburg und Lahr
waren nicht vertreten) durch Delegierte dieser Gemeinden eine Adresse
überreicht.
Nachdem Herr Bezirksrabbiner Dr. Rawicz an der Spitze der Vertreter in
warmer und ergreifender Rede die feierliche Handlung eingeleitet hatte,
verlas er mit sichtlich erregter Stimme die in Inhalt und Ausführung
wohlgelungene Adresse. Es sollte dies ein bescheidener Tribut der
Anerkennung für die Verdiente sein, die sich Herr Durlacher in
beispielloser Uneigennützigkeit als Bezirksältester erworben. Herr
Durlacher war und ist ein Vater der Armen, ein Ernährer der Hilflosen.
Mit Treue, Eifer und unerschütterlicher Festigkeit waltete er während
zahlreicher Jahre seines Amtes.
Die Erwiderung des Herrn Durlacher gipfelte in dem Jedermann zu Gemüte
redenden Bekenntnisse, dass ihm alles das, was er geleistet, lediglich
sein Pflichtgefühl eingegeben habe, und was an guten Werken ihm
nachgerühmt werde, nichts weiter als der Ausdruck der Pflicht sei, wie
sie das einmal übernommene Amt und das Verhältnis des Menschen zum
Menschen für ihn involviere.
An dieser Stelle sei noch der Ansprache gedacht, die Herr Bürgermeister
Kalt von Kippenheim zur Seite des Herrn Ratschreibers und eines Mitglieds
des Gemeinderats an den Gefeierten richtete und die lautes Zeugnis von dem
friedlichen Einvernehmen und dem gemeinschaftlichen Zusammenwirken der
Vorsteher der politischen und israelitischen Gemeinde
ablegte."
Abschiedsveranstaltung für den nach Baden-Baden verziehenden Arzt Dr. Stern
(1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Mai 1901: "Lahr in Baden, im Mai (1901). Anfang Mai
fand zu Ehren des von Kippenheim nach Baden-Baden übersiedelnden Arztes
Herrn Dr. Stern ein Abschiedsbankett im 'Badischen Hof' in Kippenheim
statt, zu dem von Nah und Fern Freunde und Bekannte des Scheidenden in
großer Anzahl sich eingefunden hatten. Herr Medizinalrat Dr. Schmidt -
Lahr hatte auf Ersuchen des Herrn Altbürgermeisters Jenne das Präsidium
übernommen. Es wurden verschiedene zu diesem Zwecke zusammengestellte
Tischlieder gesungen und zahlreiche Reden gehalten, unter denen wir
diejenigen des Herrn Bezirksrates Oehler aus Wittenweier, Rektor Dr.
Schmidt - Lahr, Bezirksrabbiner Dr. Rawicz - Offenburg,
Bürgermeister Schell - Kippenheim, Hauptlehrer Hummel - Schmieheim,
und Vorsteher Dreyfuß - Nonnenweier
hervorheben wollen. Ein Vorstandsmitglied der Bezirkskrankenkasse Lehr,
die ebenfalls Vertreter entsendet hatte, erfreute die Anwesenden durch
wohlgelungene Gesangsvorträge.
Der ganze Verlauf des Abends, sowie die stattliche Anzahl der Erschienenen,
unter denen wir u.a. den vollzähligen Kippenheimer politischen
Gemeinderat, wie auch Vertretungen der politischen Gemeinden Mietersheim, Nonnenweier,
Schmieheim und Kippenheim weiter
bemerkten, legten für die allseitige Anerkennung der langjährigen,
erfolgreichen Tätigkeit des allgemein beliebten Arztes beredtes Zeugnis
ab.
Einige Tage darauf veranstaltete der Militärverein Kippenheim zu Ehren
des Scheidenden, der Stabsarzt d.L. ist, ein
Abschiedsbankett.
Zunächst gab der Vorstand des Vereins dem Bedauern Ausdruck, dass Herr
Dr. Stern nach 15-jähriger beispiellos erfolgreicher Tätigkeit seinen
Wirkungskreis verlasse. Dr. Stern hätte hauptsächlich dazu beigetragen,
dass der Verein zu solch hoher Blüte gelangt wäre.
Der Sohn des Bürgermeisters sprach im Namen der jungen Mitglieder: Herr
Dr. Stern war nur stets ein Beispiel, wie im Verein gearbeitet werde. Er
war der Eckpfeiler des Militärvereins, um den sich die anderen geschart
haben. Der Bürgermeister stattete im Namen der alten Krieger
und Invaliden den Dank für sein Arbeiten und Wirken im Verein
ab.
Herr Dr. Stern selbst dankte in längerer Rede und brachte zum Schluss ein
Hoch auf den Großherzog Friedrich aus, der keine Opfer, keine Mühe
scheute und das Einzelne hinter das Ganze stellte.
Am folgenden Abend brachte der jüdische Gesangverein Frohsinn in
Kippenheim dem Scheidenden einen Fackelzug mit Serenade dar. Auf die
Hunderte von Zuschauern machte die Ovation vor dem Hause des Herrn Dr.
Stern einen gewaltigen Eindruck. Manch ergrauter Mann vermochte wohl im
Hinblick auf das Scheiden des treuen Hausarztes, der jedem zugleich ein
mitfühlender Freund war, eine Träne nicht zurückzuhalten. Ein daran
sich schließendes Bankett schloss auch diese Feier.
Ziehen wir das Fazit aus diesen Veranstaltungen, so müssen wir sagen,
dass Herr Dr. Stern es verstanden hat, sich bei Juden und Christen in
diejenige Achtung zu setzen, die man einem Manne schuldet, der mit einem
untadelhaften Betragen, mit einer sich stets gleichbleibenden
Liebenswürdigkeit gegen jedermann, miteiner steten Hilfsbereitschaft für
Arme zugleich eine außerordentliche Fach- und Sachkenntnis in seinem
Berufe verbindet und dem deshalb auch die verdiente Anerkennung zuteil
wurde.
Möge es dem Scheidenden vergönnt sein, in seinem neuen Wirkungskreise in
Baden-Baden noch lange Jahre zum Wohle seiner Mitmenschen zu wirken!
K."
Der Landarzt Dr. Julius
Stern
war von 1886 bis 1901 als Arzt
in Kippenheim tätig (Fotos aus
der Publikation des Historischen
Vereins Ettenheim s.Lit. S. 339)
Dr. Julius Stern
(1861 Malsch - 1908 Baden-Baden) war seit 1887 mit Emilie geb. Durlacher
(1865 Kippenheim - 1931 Frankfurt) verheiratet. Das Foto links zeigt ihn
mit seiner Kutsche bei einem Krankenbesuch. Auf dem Foto rechts trägt er
die Uniform eines Stabsarztes (vgl. Bericht oben). Ehepaar Stern hatte
vier Kinder: Anna (geb. 1888), Selma (geb. 1890, die spätere Selma
Täubler-Stern s.u.), Friedrich (1894-1895) und Margarete (1899, die
spätere Margarete Horovicz-Stern).
Zum Tod von Heinrich Weill (1901)
Nachruf
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Nachruf.
Ein in weiten Kreisen beliebter und hochgeachteter Bürger, Herr Heinrich
Weill zu Kippenheim, wurde am 9. August dieses Jahres im 71.
Lebensjahre vom Tode abgerufen.
Bis in sein hohes Alter bewahrte der Verstorbene einen hochedlen,
aufrichtigen Charakter, er war ein Vater der Kultusbeamten und manchen
herben Schmerz hat er durch stille Wohltätigkeit gelindert.
Durch sein frommes, liebenswürdiges und offenes Wesen war er bei
Jedermann beliebt und geachtet und wird sein großer Name in stetem
Angedenken bleiben.
Kippenheim, 15. August. S. Eichenbaum, Kantor."
Samuel L. Wertheimer wird in den Gemeinderat gewählt (1910)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. November
1910: "In Kippenheim wurde Samuel L. Wertheimer in den Gemeinderat
gewählt."
Goldene Hochzeit von Heinrich Wachenheimer und seiner
Frau (1910)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18.
November 1910: "In Kippenheim wurde das Heinrich
Wachenheimer'sche Ehepaar anlässlich seiner goldenen Hochzeit vom
Großherzogspaare ausgezeichnet. Herr Wachenheimer erhielt vom Großherzog
eine silberne Medaille und Frau Wachenheimer als Vorstandsdame des
Frauenvereins von der Großherzogin ein Bild."
Auszeichnung des Großherzoglichen Oberrates für die
Witwe von Maier Auerbacher (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen
Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise
von je 400 Mark verliehen: der Witwe von Maier Auerbacher in Kippenheim,
der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg
und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen.
Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen Unterbringung
je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz
in Bad Dürrheim übernommen.
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen
erhielt den Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat Salomon
Rosenstiel in Schmieheim das
Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen in Gold."
Zum Tod des aus Kippenheim stammenden Leopold Weill (gest. in Zürich 1927,
Gründer der Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. Oktober 1927: "Zürich, 4. Oktober (1927). Letzten
Donnerstag haben wir auf dem Friedhof der Israelitischen
Religionsgesellschaft Leopold Weill zu Grabe getragen. Ein Baal-Habajis
(Hausvater), vorbildlich in Begeisterung für die Ausübung jüdischen
Pflichtenlebens ist mit ihm dahingegangen. Vor 40 Jahren nach Zürich
übergesiedelt, vertrat er hier mit seinem ganzen Sein den Glauben und die
Tradition, die sein Elternhaus in Kippenheim (Baden) ihn gelehrt. Als Mann
von Tat und Zielbewusstsein öffnete er sein Haus jungen Leuten und lieh
sein Ohr neuen Wünschen und Anregungen. Jahrelang unterhielt er ein
eigenes Minjan, förderte einen allwöchentlichen Schiur (Lehrvortrag) und
ermöglichte so vielen, nach altehrwürdigem Brauch zu beten und zu leben.
Er erstellte als erster eine Sukkoh (Laubhütte) in Zürich und selbst die
Erde, die nach fast 80-jährigem Erdenwallen seine Gebeine nun
umschließt, ist erworben auf seinen Namen und dank seiner angestrengten
Bemühung. Kein Hindernis vermochte ihn zu hemmen im Erstreben seines
Zieles, und so wurde er der eigentliche Gründer und geistige Vater der
Israelitischen Religionsgesellschaft. Eine sinnige Ehrung bedeutete es
deshalb, wenn man Leopold Weill vor vier Jahren den ersten Hammerschlag
zur Grundsteinlegung des Synagogenbaus führen ließ. An der Bahre sprach
zuerst Herr Rabbiner Kornfein, sodann dankte Herr Ettlinger
im Namen der Gemeinde, erzählte von Zeiten, wo er und mancher
Gesinnungsfreund im Hause Weills für alle jüdische Interessen auf
weitgehendes Verständnis stießen. Mit Leopold Weill schwang ein
lebensechtes Beispiel wahrer Emunoh aus unserer Mitte. Sein Andenken wird
in der Geschichte der Gemeinde ein gesegnetes bleiben. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
93. Geburtstag von Rosa Wertheimer geb. Weil
(1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12.
Januar 1933: "Kippenheim in Baden, 10. Januar (1933). Am 11.
Januar beging Frau Rosa Wertheimer Witwe ihren 93. Geburtstag in
seltener Rüstigkeit. Sie entstammt einer alten echt jüdischen Familie.
Ihr ganzes Leben bewegt sich auf dem Wege der Thauro (Tora), und selbst
heute, in ihrem Greisenalter, ihr ihr keine Mizwoausübung
(Gebotserfüllung) zu viel. Sie hat das große Glück, das
Familienoberhaupt von 6 Kindern, 24 Enkeln und 21 Urenkelkindern zu sein.
(Alles Gute) bis 120 Jahre".
Zum Tod von Emil Weill (1934 in Breslau)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 22. November 1934: "Kippenheim, 18. November (1934).
In Breslau starb im Alter von 57 Jahren Emil Weill. Der
Verstorbene entstammt unserer Gemeinde. Sein Hinscheiden erweckte hier
allgemeine Trauer, denn der Verstorbene erfreute sich in seiner
Heimatgemeinde großer Beliebtheit. Versah hier in früheren Jahren die
Stelle eines Baal Tefilloh, beherrschte alle unsere alten, hiesigen
traditionellen Nigunim (Melodien), und war langjähriges Mitglied der von
seinem seligen Vater gegründeten Chewra Kadischa. Mit den Hinterbliebenen
des Herrn Emil Weill trauern zugleich alle, die ihn kannten. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Über die Familie Weill in Kippenheim (Artikel von
1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1935: "Zur
jüdischen Familienforschung.
Zum 70. Geburtstag von Leopold Weill in Mannheim hat Alfred
Sonder eine ebenso reich wie geschmackvoll ausgestattete Ahnentafel
der Kinder des Nathan Weill in Kippenheim veröffentlicht, die von
der Offizin Schirmer und Mahlau in Frankfurt am Main in mustergültiger
drucktechnischer Form hergestellt worden ist. Abgesehen von
altangesessenen Adels- und Patriziergeschlechtern gibt es wenige Familien,
die in der Lage sind, ihre Vergangenheit, wie es hier bei der Familie
Weill der Fall ist, mehr als ein halbes Jahrtausend zurückverfolgen zu
können. Die Kippenheimer Weill-Familie steht in verwandtschaftlichen
Beziehungen zu dem bekannten badischen Oberlandesrabbiner Nathaniel
Weill in Karlsruhe (Korban Netanel), dessen Geschichte
bekanntlich von dem vormaligen Mosbacher Bezirksrabbiner Dr. Loewenstein
in einer besonderen Monographie eine fesselnde Darstellung gefunden hat.
Die Ahnentafel bringt zunächst eine historische Einleitung von Berthold
Rosenthal in Mannheim und alsdann erläuternde Bemerkungen zu den
einzelnen Generationen und ihren hauptsächlichen Trägern, wobei
zahlreiche noch zuverlässigen Originalen aufgenommene Bilder die
Darstellung illustrieren. Das Stammhaus der Familie Weill in Kippenheim
und das Bildnis des Korban Nethanel geben wir in der vorliegenden Nummer
wieder."
Fotos
zum Artikel: links Oberlandesrabbiner Nathaniel Weill in Karlsruhe,
Verfasser des Korban Nethanel; rechts das Stammhaus der Familie Weill in
Kippenheim.
Link: vgl. Wikipedia-Artikel
zu Nathanael Weil.
Zum 70. Geburtstag des aus Kippenheim stammenden David
Weill (in Frankfurt 1936)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt"
vom April 1936 S. 264: "David Weill zum 70. Geburtstag.
Am 29. März beging Herr David Weill seinen 70. Geburtstag. Seit fast 3
Jahrzehnten in Frankfurt ansässig, hat sich David Weill nur seine nie
ermüdende Tätigkeit in gemeindlichen und privaten
Wohlfahrtsinstitutionen einen wahrhaft guten Namen geschaffen.
Der Jubilar stammt aus der bekannten Familie Weill in Kippenheim in
Baden. Nach einer überaus erfolgreichen kaufmännischen Tätigkeit in
Pirmasens, die ihm Kenntnis des In-
und Auslands verschaffte und ihn zum klugen Beurteiler der Dinge und
Menschen reifen ließ, hat er seine Erfahrung und seine Energie der jüdischen
Allgemeinheit unserer Stadt zur Verfügung gestellt. Der 'Almosenkasten
der Israelitischen Gemeinde', die Institution, der früher ein Hauptteil
der fürsorgerischen Tätigkeit zufiel, wählte ihn kurz nach seiner
Niederlassung in Frankfurt zum Mitglied ihres Vorstands. Durch seine
Berufung zum Vorsitzenden des Vorstands im Jahr 1928 wurde seinen
Verdiensten um diese wichtige Einrichtung gebührende
Anerkennung.
Die Jüdische Wohlfahrtspflege berief David Weill bei ihrer Gründung zum
Mitglied ihres Vorstands. In dieser Tätigkeit, der er auch heute noch in
fast täglicher Arbeit nachkommt, hat er viel beigetragen, um Not und
Sorge zu lindern. Das Vertrauen in seiner Hilfsbereitschaft und seine
Arbeitsfreude veranlasste auch seine Wahl in den Vorstand der
Königswarter'schen und Cohen-Kuhn'schen Stiftung für wohltätige Zwecke
und in den Vorstand des Budge-Heims. Dem Vorstand der Westendsynagoge
gehörte David Weill während mancher Jahre an und als Mitglied der
liberalen Kultuskommission hat er auch in diesen Arbeitsgremien zum Wohle
unserer Gemeinde gewirkt.
Wer den zielsicheren Mann an der Arbeit für seine Organisationen, denen
er mit Hingabe und Freude dient, kennen gelernt hat oder wer ihn als
gütige, wohltätige, allem Guten und Jüdischen Aufgeschlossene
Persönlichkeit begegnet ist, wird den aufrichtigen Wunsch seiner
zahlreichen Freunde und seiner Mitarbeiter aufnehmen: Mögen David Weill
noch viele Jahre in Gesundheit beschieden sein und möge sich unsere
Gemeinde noch lange seiner Mitarbeit erfreuen dürfen!"
Zum Tod von Rosa Wertheimer geb. Weil
(1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. November 1937: "Kippenheim (Baden), 1. November
(1937). Im selten hohen Alter von nahe 98 Jahren starb im Krankenhaus in
Straßburg Frau Rosa Wertheimer geb. Weil aus Ihringen.
In Gemeinschaft mit ihrem Gatten Simon Wertheimer gründete die
Verstorbene hier ein streng frommes Haus und in gleichem religiösen Sinne
erzog sie auch ihre Kinder. Nie fehlte die Verstorbene im Gotteshause und
war ein treues Mitglied der Chewrah Kadischa und des Frauenvereins.
Sie erfreute sich hier allgemeiner Wertschätzung und wird bei allen, die
sie kannten, in steter Erinnerung bleiben. Ihre Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens."
Zum Tod von N.L. Weill aus Kippenheim (gest. 1938 in
Freiburg) Anmerkung: bei dem Verstorbenen handelte es sich um Nathan Leopold
Weill, geb. 20.8.1870 in Kippenheim als Sohn von Leopold Weil(l) (1842-1910)
und seiner Frau Mathilde geb. Liebmann (1848-1871).
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. Januar 1938: "Freiburg im Breisgau, 17. Januar
(1938). Wieder ist eine klaffende Lücke im Kreise der Freiburger (Gottes-)fürchtigen
entstanden. Nur wenige Monate nach dem Heimgang seines Freundes und
Nachbarn Jacob Picard - er ruhe in Frieden - ist N.L. Weill leider
plötzlich abberufen worden. N.L. Weill stammte von Kippenheim, war
lange Jahre in Metz Mittelpunkt der gesetzestreuen Einheimischen und
Fremden und verzog nach dem Weltkriege nach Freiburg. Hier hat er seine
guten Eigenschaften besonders zur Geltung gebracht. Wie freute er sich
immer den Gottesgeboten nacheilen und insbesondere an allen Schiurim
(Lernstunden) teilnehmen zu können. Er war ein wahrer Freund der Tora und
der Mittelpunkt des frommen Kreises und des konservativen Bethauses. Mit
seinem heiterfrohen Gemüte schuf er eine Atmosphäre des Gottvertrauens
um sich.
Bei der am Montag unter außergewöhnlicher Beteiligung von nah und fern
stattgefundenen Beisetzung bezeichnete Herr Bezirksrabbiner Dr.
Scheuermann in kurzen Worten den Verblichenen das Mann der Wahrheit in
jeder Weise, in Anlehnung an die Worte der Sidra (sc. Wochenabschnitt der
Tora) 'und seine Hände blieben aufrecht bis zum Sonnenuntergang'
(2. Mose 17,12), bei dessen Eingang die reine Seele N.L. Weills in die
Höhen stieg. Herr Prof. L.D. Maier dankte als Gemeindevorsteher dem
verewigten Mitgliede des Synagogenrats herzlich, besonders wegen seiner
eifrigen Mitarbeit und seiner Friedensliebe. Im Namen der Chewra
KadischaKippenheim, deren eifriges Mitglied N.L. Weill bis zu
seinem Ableben blieb, sprach Herr Lehrer Schwab warme Dankesworte. Möge
sein Verdienst der gleichgesinnten Gattin und den in der Ferne weilenden
Söhnen beistehen und ihnen reiches Trost zuteil werden. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Erinnerung an den in Auschwitz ermordeten Hans
Durlacher - im September 2010 auf dem Flohmarkt in Müllheim entdeckt
Hans Durlacher ist am 23. Juni
1925 in Kippenheim geboren als Sohn des Kaufmanns Salomon Durlacher und
der Flora geb. Epstein. Er hatte eine Schwester Gretel, die am 25. Oktober
1921 in Kippenheim geboren ist. Der Vater Salomon Durlacher ist bereits am
4. Januar 1929 gestorben. Seine Witwe und die Kinder verließen kurze Zeit
nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 Kippenheim und flüchteten
nach Frankreich. In St. Junien im Departement Haut-Vienne wurden jedoch in
der Kriegszeit verhaftet und mit dem Transport Nr. 26 am 31. August 1942 zusammen mit den in Gurs
inhaftierten badischen Juden nach Auschwitz verschleppt. Alle drei wurden
ermordet. Im September 2010 fand Richard Ernst (Mitglied der Chawurah
Gescher Freiburg) auf dem Flohmarkt in Müllheim eine Buch mit einer
hebräisch-deutschen Ausgabe der "fünf Bücher Moses" mit
weiteren biblischen Texten (gedruckt Frankfurt-Rödelheim 1936). Im
Buchdeckel ist der Name von Hans Durlacher erwähnt, sein Geburtsdatum
sowie das Datum "2. VII. 1938", ein Schabbat nach seinem 13.
Geburtstag. Eindeutig hat Hans Durlacher dieses Buch zu seiner Bar Mizwa
in der Kippenheimer Synagoge erhalten. Über die Geschichte des Buches
zwischen 1938 und dem Fund auf dem Müllheimer Flohmarkt im September
2010, wo es für 10 € angeboten wurde, liegen keine Informationen
vor.
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 15. Dezember 1852 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Geld
auszuleihen. Kippenheim. Kapitalien beliebiger Größe, jedoch nicht unter
1000 fl. - sind dem Unterzeichneten zum Ausleihen in Auftrag
gegeben.
Demselben möge man sofort die Liegenschafts-Taxationen portofrei
einsenden, und werden die Herren Bürgermeister besonders ersucht, dies
gelegenheitlich bei einer Gemeinde-Versammlung wohlgefälligst verkünden
zu wollen.
Hierzu empfiehlt sich Carl Weill, Kommissionär."
Anzeige der Dampfbrennerei Heinrich Wertheimer Söhne (1892)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. März 1892: "Koscher - Pessach.
Schwarzwälder Kirschwasser
unter Aufsicht der hiesigen Kultusbeamten empfiehlt die
Dampfbrennerei
Heinrich Wertheimer Söhne, Kippenheim (Baden)."
Lehrlingssuche der Herrenkleiderfabrik Josef Wertheimer &
Sohn (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
29. Januar 1903: "Lehrling.
Für unsere kaufmännische Abteilung suchen per sofort einen Lehrling, mit
guten Schulkenntnissen, aus achtbarer Familie, Kost und Logis im Hause.
Geschäft ist Samstags und Feiertage geschlossen.
Josef Wertheimer & Sohn,
Herrenkleiderfabrik, Kippenheim (Baden)."
Verlobungsanzeige von Regina Lauchheimer und Berthold Auerbacher (1931)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9.
Juli 1931:
"Regina Lauchheimer - Berthold Auerbacher.
Verlobte. Jebenhausen bei Göppingen
- Kippenheim Baden."
Anmerkung: Regina Lauchheimer und
Berthold Auerbacher sind die Eltern der unten genannten Inge Auerbacher
(einziges Kind des Ehepaares)
Geschäftskarte
- Besuchsanzeige
von Nathan Durlacher und Sohn (1926)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Die Geschäftskarte - Besuchs-Anzeige von Nathan Durlacher und Sohn,
wurde versandt von Kippenheim nach Waldshut am 8. Dezember 1926. Der Handel mit Wein war ein Geschäft mit Tradition. Ein Teil der Durlacher-Familie war dem Weinhandel bereits über
Generationen verbunden. Gegründet wurde der Weinhandel von Samuel und Salomon
Durlacher, Söhne von Moses und Besla Durlacher. Anfang der
19 30er- Jahre ist die Adresse der Wein - und Spirituosenhandlung von Nathan Durlacher
und seiner Schwiegertochter Flora Durlacher die Obere Hauptstraße 13. Nathan Durlacher, Weinhändler (geb. am 24. November 1858 in Kippenheim
als Sohn des Weinhändlers Salomon Durlacher, starb am 11. März 1921,
wurde beigesetzt im jüdischen Friedhof in Schmieheim) war verheiratet mit
Paulina geb. Dreifuss (geb. 15. August 1871 in Breisach, starb in
Gailingen und wurde dort beigesetzt). Die beiden hatten zwei Kinder: Zerline Durlacher,
verh. Wertheimer (geb. 29. Januar 1892, beigesetzt in den USA) und Salomon
Durlacher (geb. 30. September 1889, gest. 4. Januar 1929 in
Kippenheim, beigesetzt im jüdischen Friedhof in Kippenheim; war verheiratet mit
Flora geb. Epstein (geb. 13. Januar 1897 in Eichstetten, ermordet in Auschwitz im September
1942; die beiden hatten zwei Kinder: Hans Nathan Durlacher [geb. 23. Juni 1925, ermordet 1943 in
Auschwitz; an ihn erinnert ein Stolperstein in Kippenheim: http://www.swr.de/swr2/stolpersteine/menschen/hans-durlacher-kippenheim/-/id=12117596/did=13177254/nid=12117596/11uq96/]
und Gretel Rina Durlacher [geb. 25. Oktober 1921, ermordet am 31. August 1942 in
Auschwitz]).
Flora Durlacher zog 1938 nach der Pogromnacht mit den Kindern und Eltern nach Straßburg. Nach
dem frühen Tod ihres Mannes hatte sie das Weingeschäft noch von 1929 bis 1938
weitergeführt. Mit ihrer Flucht endete die 100-jährige Tradition des Weinhandels der Familie Durlacher in Kippenheim. Von Straßburg zog die
Familie nach St. Junien. Am 26. August 1942 wurden Flora und ihre Tochter Gretel Rina Durlacher verhaftet. Kurz danach
folgte der Weitertransport von Drancy nach Auschwitz in den Tod. Hans Nathan Durlacher wurde nach seiner
Verhaftung in Frankreich ins Zwangsarbeiterlager Fürstengrube deportiert, ein für "Kriegsrüstung" eingerichtetes
Lager der "Organisation Schmelt". Ab September erfolgte die Umwandlung des Zwangsarbeiterlagers in ein
Außenlager des KZ Auschwitz. Mit ziemlicher Sicherheit ist Hans Nathan Durlacher dort zu Tode gekommen. Quellen: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0381?sid=9959984406c34fcd88a0a3f26001cbdf https://www.geni.com/people/Hans-Durlacher/6000000000598736436 http://www.swr.de/swr2/stolpersteine/menschen/hans-durlacher-kippenheim/-/id=12117596/did=13177254/nid=12117596/11uq96/ https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=7514&klassi=003.018&anzeigeKlassi=003.018.001 Literatur: Uwe Schellinger: Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher aus Kippenheim. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 85 2005 S. 379-400.
Persönlichkeiten:
Pia
Gilbert geb. Wertheimer (geb. 1921 Kippenheim), aufgewachsen in Kippenheim (Untere
Hauptstraße 2), emigrierte 1937 mit ihrer Familie in die USA; Studium am New
York College of Music; seit 1956 Assistent Professor, 1966 ordentliche
Professorin "Professor of Dance" an der University of California in
Los Angeles; bekannte Komponistin für Ballet- und Opernmusik; seit 1986
unterrichtete sie Musikästhetik und -philosophie an der Juillard School in New
York. Sie starb am 14. Mai 2018 in den USA.
Wikipedia-Artikel zu Pia GilbertArtikel
im "Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit" zu Pia
Gilbert
Foto: Quelle.
links:
Biographie und Foto von Stef Wertheimer im Themenheft 2008 der Gesellschaften für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit "Wer nicht an Wunder glaubt, ist
kein Realist": Stef
Wertheimer (geb. 1926 Kippenheim), emigrierte mit der Familie 1937
nach Palästina/Israel; Schulbesuch in Tel Aviv mit 14 abgebrochen; Anschluss
an Palmach, Unabhängigkeitskrieg; 1952 Start als Unternehmer mit 1 Schleifmaschine und
2 Lötkolben; Gründung von ISCAR (Israel Carbide), Produktion von
Metallbearbeitungsgeräten für den heimischen Markt; 1958 ISCAR exportiert, wächst und
wächst (2008 1.000.000.000 $); 97 % Export; Filialen und Töchter in 50
Staaten; 1981 Aufbau des Industrieparks von Tefen; Tefen als
'Exportmodell'; der Industriepark als 'kapitalistischer Kibbuz'.
Jungen Firmen wird für die ersten fünf Jahre ihrer Existenz die
Infrastruktur zur Verfügung gestellt; 2008 162 Firmen in 4 Parks mit
600 Mio. $ Umsatz; 4.000 jüdische, 2.000 arabische Israelis als
Mitarbeiter; Export des Modells nach Jordanien, Ägypten und in die
Türkei; 1984 Gründung von Kfar Vradim (Rosendorf): ein
wirtschaftliches und gesellschaftliches Modell als Vorbild für ein
'neues Israel'. 1977-1981 Mitglied der Knesset für Dash und Shinui; 1990er-Jahre: Vision des Exports von Industrieparks
als 'Friedensparks'; nach 2000: Vision eines 'Marshall-Plans' für den
Nahen Osten: 'Die Menschen werden gefährlich, wenn sie nichts mehr zu verlieren
haben'.
'Sofern es um Frieden und Stabilität geht ... liegt das Problem
darin, Arbeit zu schaffen und Löhne zu sichern.'
'Wer darauf achten muss, seinen Aufträgen nachzukommen, hat keine
Zeit, Steine zu werfen.'
Ziel: Wer 6.000 $ im Jahr verdient, ist für Intifada und Terrorismus
verloren. Wikipedia-Artikel
(englisch) zu Stef Wertheimer Seite
der Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur Preisverleihung
Juli 2021: "Stef
Wertheimer 95 Jahre alt.
Am 16. Juli 2021 feiert der in Kippenheim geborene, jetzt zurückgezogen in
Tel Aviv lebende, Stefan Wertheimer seinen 95. Geburtstag. Stef besuchte
noch 1935 als Sextaner ein halbes Jahr lang das Ettenheimer Gymnasium, an
dem er als 'Judebue' von Lehrkräften ausgegrenzt wurde. Noch vor Weihnachten
1935 emigrierte seine Familie aus der Bahnhofstraße 2 in Kippenheim mit
ihrer Mehlhandlung über die Schweiz, Italien und Triest mit dem Schiff
'Marco Polo' über Alexandria nach Palästina. Ohne Kenntnis der Sprachen
Englisch, Arabisch oder Hebräisch war das Einleben für den Zehnjährigen in
Tel Aviv nicht einfach. Das Meer, der Fluss Yarkon, das Nussbaum-Café und
die Stadt boten starke Verlockungen zum Nichtstun.
Nach seinem Militärdienst in der jüdischen Brigade der Englischen Armee und
im Palmach in den Unabhängigkeitskriegen bis 1948 begann Stef Wertheimer in
einer kleinen Wellblechbaracke in Nahariya mit dem Reparieren und Fertigen
von Werkzeugen. Hieraus entstand das Weltunternehmen ISCAR - Hartmetall, Ltd,
das Wertheimer 2006 an den amerikanischen Geschäftsmann Warren Buffet
verkaufte.
Beim Hauptwerk in Tefen in Nordgaliläa hatte Stef die Siedlung Kfar Vradim,
einen Industriepark sowie das 'Jecke Museum' über die Geschichte der
deutschen Einwanderer nach Palästina errichtet und eine Ausbildungsstätte
für berufliche Qualifikation in dualem Weg nach dem Vorbild des Landes
Baden-Württemberg geschaffen. Helmut Rau war als Kultusminister deswegen
häufig in Kontakt mit Stef Wertheimer, der offiziell aber nie seinen
Geburtsort besucht hat.
Wertheimer war zeitweise Mitglied der Knesset (Israelisches Parlament) und
ist Träger vieler Auszeichnungen wie dem Europäischen Kulturpreis (2008),
der Buber - Rosenzweig Medaille (2008), dem Bundesverdienstkreuz (2008) oder
der Verdienstmedaille das Landes Baden - Württemberg (2009). Robert
Krais."
Selma Stern-Täubler (geb. 1890 Kippenheim, gest. 1981 Basel), aufgewachsen in Kippenheim (Obere
Hauptstraße 27), dann in Baden-Baden; Historikerin, emigrierte 1941 nach Cincinnati/USA, 1947 bis 1957 Archivarin der amerikanischen Jüdischen Archive, seit 1960 in Basel; bedeutende Werke auf dem Gebiet der jüdischen
Geschichte ("Jud Süß", erschien 1929, "The Court Jew /
Der Hofjude im Zeitalter des Absolutismus", erschien 1950/2001,
"Der preußische Staat und die Juden" erschien 1925-1975); gilt
als die "große alte Dame der deutsch-jüdischen
Geschichtewissenschaft". Wikipedia-Artikel zu Selma
Stern
Links: Titelbild des Buches Marina Sassenberg: Selma Stern. Erste Frau in
der Wissenschaft des Judentums. Teetz 2005. (Reihe: Jüdische Miniaturen
30).
Inge Auerbacher (geb.
1934 Kippenheim), erste Lebensjahre in Kippenheim (Poststraße
20) sowie Jebenhausen und Göppingen; 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert; nach der Befreiung durch die Rote Armee zunächst im
DP-Flüchtlingslager in Stuttgart, kurze Zeit in Göppingen; im Mai 1946
in die USA ausgewandert (New York"), von Beruf
Chemikerin.
Autorin verschiedener Bücher, u.a. autobiographisches Kinderbuch: "Ich bin ein Stern"; lebt in New York. Wikipedia-Artkel zu
Inge Auerbacher.
links:
Albert Weill (geb. 1867 in Kippenheim, Elternhaus Obere
Hauptstraße 3) und seine Frau Emma geb. Ackermann (Foto von 1897 in
Eichstetten) waren die Eltern des Komponisten Kurt Weill
(geb. 1900 Dessau, gest. 1950 New York; "Dreigroschenoper").
Albert Weill selbst war als Pädagoge und Kantor tätig. Nach seiner
Ausbildung zum Lehrer und Kantor war er 1887 als Schulaspirant auf seiner
ersten Stelle in Ettlingen, seit 1889
in Kirchen, seit 1893 in Eichstetten.
Als Lehrer und Kantor in Eichstetten veröffentlichte er eigene
Kompositionen ("Synagogen-Gesänge für Cantor und
Männerchor"). 1898 zog er mit Frau und Sohn Nathan nach
Dessau, um
dort als Kantor zu wirken. Seit 1920 war die Familie in Leipzig, wo Albert
Weill die Stelle des Direktors eines Kinderheims (Waisenhaus) der
jüdischen Loge B'nai B'rith übernahm. 1931 trat er in den Ruhestand.
1937 emigrierte er nach Palästina. Er starb am 30. Dezember 1950 in
Nahariya.
Ausführlicher Artikel (und das übernommene Foto) in: Lexikon
verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeitdes
Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität Hamburg: Artikel
zu Albert Weill.
Gedenktafel
für Kurt Weill am "Kantorhaus" in Dessau
(derzeitige Synagoge der Gemeinde, Foto: Hahn, Aufnahme vom 1.6.2020).
Im Ortskern trägt
eine Verbindungsgasse zwischen Friedhofstraße und Bergstraße heute im Volksmund die
Bezeichnung "Judengäßle" (heute Teil der Bergstraße, unweit der
evangelischen Kirche).An
der höchsten Erhebung des "Judengäßle" stand vermutlich das Haus
mit dem ältesten Betsaal, der um 1750 eingerichtet wurde. Die
Erhebung des "Judengäßle" wurde von der jüdischen Bevölkerung scherzhaft auch als
"Zionsberg" bezeichnet.
Auf einem Nachbargrundstück zum Haus des ersten Betsaals
im Judengäßle wurde 1794 eine erste Synagoge
eingerichtet. Dabei handelte es sich um ein bescheidenes zweigeschossiges
Bauwerk. Beim Betsaal handelte es sich "bloß um den zweiten Stock eines alten
Stalles" (Bericht der israelitischen Gemeinde 1849), der damals für acht
israelitische Familien eingerichtet wurde. Bis 1851 diente dieser Betsaal als
Gotteshaus der Gemeinde. Seit 1852 wurde das Gebäude als Lagerraum und Schuppen
benutzt, 1983 abgebrochen.
Da die bisherige Synagoge in der Mitte des 19. Jahrhunderts
für die inzwischen 35 jüdischen Familien am Ort zu klein war, begannen um 1840
erste Überlegungen für den Neubau einer Synagoge. 1842 wurde zum Zweck
eines Neubaus eine Synagogenbaukasse eingerichtet. Das Geld wurde von den
Gemeindegliedern eingelegt. Bis 1849 waren dadurch 4.000 Gulden
zusammengekommen. Am 25. April 1849 beantragte der Kippenheimer Synagogenrat und
die Synagogenbaukommission beim Bezirksamt Ettenheim die Genehmigung zum Bau
einer neuen Synagoge und einer Anleihe von 3.000 Gulden. Schon seit April 1849
lag der Plan des Freiburger Architekten Georg Jakob Schneider vor. Der Oberrat
der Israeliten in Karlsruhe holte ein Gutachten über die Pläne und den
Kostenvoranschlag beim Großherzoglichen Hofbaumeister Künzle ein, der der
Meinung war: "Die Pläne sind ganz gut und es ist zu wünschen, dass die Ausführung
auch gut geleitet werde". Die Gemeinde erhielt von den Behörden Anfang 1850 die
Baugenehmigung.
Am 18. März 1852 wurde der Bau in verschiedenen Zeitungen
ausgeschrieben. Maurermeister Landelin Tränkle in Grafenhausen erhielt um die
Steigerungssumme von 7.370 Gulden den Auftrag zum Synagogenbau und konnte im Mai
mit den Arbeiten beginnen. Bis Oktober 1850 war der Rohbau fertig. Am 23. und
24. Januar 1852 konnte die Synagoge mit einem großen Fest der Gemeinde
eingeweiht werden. Am Freitag, 23. Januar war abends der erste Gottesdienst. In
den Gasthöfen "Zum Rindfuß" und "Zum Anker" in Kippenheim wurde ein Ball zur
Ehre der Einweihung abgehalten.
Nach der Baubeschreibung von Franz-Josef Ziwes (s. Lit. S.
48) sind die Maße des Gebäude "18,41 Meter in der Länge, 10,63 Meter in der
Breite und 12,32 Meter in der Höhe. Prägend für den Gesamteindruck ist die im
Rundbogenstil gehaltene Doppelturmfassade mit Dreiecksgiebel und zinnenbekrönten
Turmstümpfen. Schneider griff damit auf das Vorbild der 1839 vollendeten
Kasseler Synagoge von Albert Rosengarten zurück. Ein in der Mitte leicht erhöhter
Dreifachbogen mit hebräischer Inschrift (‚Dies ist nichts anderes als ein
Haus Gottes’) bildet das Eingangsportal, hinter dem sich eine kleine Vorhalle
befindet. Zwischen dem Eingangs- und Emporengeschoss verläuft ein doppeltes, im
Brüstungsbereich ornamentiertes Gurtgesims. Die Proportionen des Portals werden
in den drei darüber liegenden Rundbogenfenstern wiederholt. Eine Maßwerkrose
betont den oberen Fassadenteil, dessen Giebeldreieck mit den hebräisch
beschrifteten Gebotstafeln über einem steigenden Bogenfries abgeschlossen wird.
Die Türme neben die Wendeltreppen zu den Frauenemporen auf und wiesen in jedem
Geschoss ein schmales Rundbogenfenster sowie oben einen Sechspass auf. Ihr von
einem kräftig ausgeprägten Rundbogenfries getragener Zinnenkranz erscheint als
eine Verbindung von Rundbogen- und Kerbzinnen und erinnert so an die
Gebotstafeln. Die Fassade ist aus weißem, die Schmuckelemente sind aus rotem
Sandstein gearbeitet".
Über einen besonderen Höhepunkt in der
Synagogengeschichte berichtete 1899 die Allgemeine Zeitung des Judentums.
Es war das Gesangsfest des Oberbadischen Synagogen-Chöre-Verbandes, das am 4.
Juni 1899 in Kippenheim stattfand. Dem 1897 gegründeten Verband gehörten die
Synagogenchöre Freiburg, Bühl, Offenburg, Emmendingen, Eichstetten Kippenheim,
Lörrach, Konstanz und Gailingen an. Sie alle waren nach Kippenheim gekommen.
Dabei wurden gemeinsame Chorwerke vorgetragen, die Kantor Eichenbaum dirigierte
wie auch Stücke, die die einzelnen Chöre darboten. Den Abschluss bildete die
von etwa 120 Sängern vorgetragene Komposition des jüdischen Kantors Samuel
Welsch "Der Herr ist König".
1911 wurde die Synagoge in den Innenräumen gründlich
renoviert; eine aufgemalte Gedenktafel im Vorraum der Synagoge erinnert an die
durchgeführte Renovierung.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude von
Angehörigen der Lahrer HJ-Gebietsführerschule geschändet. Dabei wurden die
Fenster eingeschlagen, die Kronleuchter zerstört sowie das Inventar einschließlich
des Toraschreines zerstört; vieles wurde gestohlen. Kultgegenstände wurden
teilweise auf die Straße geworfen. Ein bereits gelegter Brandsatz wurde gelöscht,
weil Nachbarn um ihren Schuppen fürchteten. Auf Veranlassung von Kreisleiter
Burk wurden wenige Tage später die Gebotstafeln von Giebel der Synagoge
entfernt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in dem zur
Synagoge gehörigen Wohnhaus des Lehrers/Vorsängers ein Lager für französische
Kriegsgefangene eingerichtet. Die Gefangenen entfernten aus der Synagoge
teilweise Böden, Gebälk und Emporen, um damit ihre Wohnung zu beheizen.
Nach 1945 wurde das Gebäude beschlagnahmt und der jüdischen
Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Im Dezember 1950 kam das Gebäude zunächst
für 10.000 Mark an Privatleute und diente als Werkstatt. Im Juni 1956 kaufte
die örtliche Raiffeisen-Genossenschaft für 6.000 Mark das Gebäude für
Lagerzwecke. 1957 wurden die beiden Ecktürme abgebrochen und eine Verladerampe
angebaut. Bereits 1962 erging von Seiten des Landratsamtes der Vorschlag an die
Gemeinde Kippenheim, das Synagogengebäude wieder zu kaufen und zum Beispiel als
Bibliothek zu verwenden. 1966 bildete der Kippenheimer Gemeinderat eine
Kommission zum "Synagogenproblem". 1977 legte das Landesdenkmalamt Einspruch
gegen einen geplanten Umbau durch die Raiffeisen-Genossenschaft ein. In einer
Fragebogenaktion zum Dorfentwicklungsplan gab es in Kippenheim eine
mehrheitliche Zustimmung für den Erhalt der Synagoge. Im Juni 1977 forderte der
Gemeinderat die Raiffeisen-Genossenschaft auf, der Gemeinde ein Verkaufsangebot
zu machen. Erst drei Jahre später gab diese ihren Verkaufspreis in Höhe von
200.000 Mark bekannt. Seit 1979 gab es rege Bemühungen zur Änderung der
Nutzung des Synagogengebäudes von Seiten der Gemeinde, des Landkreises, des
Landes und des Bundes, aber auch von Parteien, Verbänden und Kirchen. 1981
wurde die Synagoge in den Rang eines "Kulturdenkmales von nationaler Bedeutung"
erhoben. Sie wurde in Baden-Württemberg neben dem Freiburger Münster und Ulmer
Münster das dritte nationale Kulturdenkmal. 1984 war die
Raiffeisengenossenschaft bereit, das Lager aufzugeben.
Nach Übernahme des Gebäudes durch die Gemeinde Kippenheim
wurde 1986/87 eine Restaurierung (äußerlich nach Originalzustand, innen
zunächst nur Konservierung der erhaltenen Substanz) durchgeführt; danach wurde
das Gebäude als Atelier und Werkstatt genutzt. 1998 wurde eine Gedenktafel für
die ermordeten Kippenheimer Juden angebracht. 2002/03 wurde eine
Innenrenovierung des Gebäudes durchgeführt. Im September 2003 wurde die
Synagoge als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte für die mittelbadische Region
eröffnet.
Standort der Synagoge: Poststraße 17 (Lagerbuch-Nr. 488).
Fotos / Abbildungen:
Historische Fotos/Plan:
Entwurf für einen Synagogenbau einer "wohlhabenderen Gemeinde"
des Architekten Georg Jakob Schneider aus dem Jahr 1859.
Dieser Bau zeigt
starke Ähnlichkeiten mit der Kippenheimer Synagoge. Allerdings werden auf
diesem Plan Fenster und Torbogen
in maurischem Stil verwendet; in
Kippenheim hat Schneider Rundbogenfenster verwirklicht (Quelle: Ziwes s.
Lit. S. 82)
Außenansicht der Synagoge
(Quelle: Ziwes S. 49)
Weitere Außenansicht
(um 1930)
Innenansicht
der Synagoge
Der Innenraum der Synagoge nach dem Pogrom 1938
(Quelle: Schellinger, Gedächtnis aus Stein s. Lit. S. 86)
Historische Fotos der
Deportation jüdischer Kippenheimer
am 22. Oktober 1940 nach Gurs
(Quelle: privat)
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos
um 1985 (Fotos: Hahn)
Beim Umbau 1957 waren die beiden
Ecktürme der Straßenfassade
abgebrochen
und die Fenster der
Fassade zugebaut worden.
Die Inschrift über dem Eingang
blieb erhalten (übersetzt):
"Hier
ist nichts anderes
als das Haus Gottes"
Seitenansicht
Blick auf die ehemalige Synagoge
Beginn der Restaurierungsarbeiten
1986 (Fotos: Baldszuhn)
Ein Gerüst ist aufgebaut - die Ecktürme
sind noch nicht
wiederhergestellt
Die Ostfassade
Die Innenräume zu Beginn der Restaurierung
Fotos nach der Außen-Restaurierung
(um 1990)
(Quelle: Prospekt des Fördervereins
"Die ehemalige
Synagoge Kippenheim...")
Die restaurierte Fassade
Gedenkkonsole
Fotos
2003 bei den letzten
Arbeiten der Innenrestaurierung: (Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 1.9.2003)
Blick auf die Außenfassade
Seitenansicht
Im ehemaligen Betsaal,
Blick
nach Osten
Blick von der
ehemaligen
Frauenempore
Seitenfenster mit Resten
der
Ausmalung
Blick zur Eingangstüre
im
Westen
Decke im Eingangsbereich mit
Sternenhimmelbemalung
Gedenktafel im
Eingangsbereich
Fotos
2004 (Fotos: J. Krüger, Karlsruhe)
Hinweistafel
Die Inschrift über dem Eingang (übersetzt):
"Hier
ist nichts anderes als das Haus Gottes"
Außenansichten
Innenansicht: im Bereich des
ehemaligen
Toraschreines ist ein historisches Foto
angebracht
Fotos vom Frühjahr
2021
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 1.6.2021)
Informationstafel
vor der Synagoge
Foto oben in hoher
Auflösung eingestellt
Hinweistafel
Das
Gursdenkmal, von dem es eine Dublette in
Neckarzimmern gibt (vgl. dort die Informationen zur Idee dieses Mahnmals
zur Erinnerung an die Deportation nach Guts 1940)
Der
Vorraum zur Synagoge mit Gedenktafeln für die Deportierten
Seitenansicht des Synagogengebäudes
Foto oben in hoher Auflösung eingestellt
Rosette an der Ostseite - früher über dem Toraschrein
Weitere Fotos zur jüdischen Geschichte
Blick
in das "Judengässle", das ehemalige jüdische Wohngebiet (17./18.
Jahrhundert);
hier lag auch die erste Synagoge
Stolpersteine für Salomon und Gerda Auerbacher
am Haus vor dem Eingang zum "Judengässle" Bergstr. 10
September 2010:Veranstaltung in der ehemaligen Synagoge zum
Europäischen Tag der jüdischen Kultur
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 7. September 2010 (Artikel):
"Ein textsicheres Publikum auch bei hebräischen Liedern -
Die israelische Sängerin Odelia Silbermann gastierte zum Europatag der jüdischen Kultur mit ihrer Band in der ehemaligen Synagoge in Kippenheim..."
Oktober
2010: Veranstaltungen mit Inge
Auerbacher - Gedenktafel an ihrem früheren Wohnhaus
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 16. Oktober 2010 (Artikel):
"Eine Gedenktafel für Inge Auerbacher
Die gebürtige Kippenheimer Jüdin kommt in der nächsten Woche in die Ortenau / Besondere Ehrung am Montag in ihrem Heimatort..."
Januar
2011: Das "Ortenauer
Gedenkbuch" in der ehemaligen Synagoge wird durch neue Blätter
ergänzt
Artikel in der "Badischen
Zeitung" vom 24. Januar 2011 (Artikel):
"Neue Gedenkbuchblätter werden eingebracht. KIPPENHEIM (BZ). Am Donnerstag, 27. Januar, 19 Uhr – dem Tag der Opfer des Nationalsozialismus – werden in der ehemaligen Synagoge Kippenheim wieder neue Gedenkblätter in das Ortenauer Gedenkbuch eingebracht. Das Gedenkbuchprojekt will verhindern, dass die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hinter den riesigen und zugleich anonymen Opferzahlen verschwinden...
"
Mai
2011: Kurt Maier berichtet über seine
Erinnerungen in der ehemaligen Synagoge (vgl. Literaturangabe)
Foto
links (privat): Kindheit in Kippenheim: Christliche und jüdische Kinder spielen zusammen (etwa 1936), Kurt Maier ist vorne links zu sehen.
Artikel von "eri" in der "Badischen Zeitung" vom 23.
Mai 2011 (Artikel):
"Wie ein Junge dem Holocaust entkam
Der Jude Kurt Maier stellt an seinem Geburtsort Kippenheim sein neues Buch vor..."
Eingestellt bei Youtube:
Zeitzeugengespräch mit Kurt Maier (ekiba-tv):
April
2012: Gedenkfeier zum Gedenken an die
Deportation Ortenauer Juden nach Izbica
Artikel von Eri Sieberts in der
"Badischen Zeitung" vom 27. April 2012: "Lieder singen
von Hoffnung angesichts der Vernichtung. Gedenkfeier in der ehemaligen
Synagoge Kippenheim aus Anlass der Deportation Ortenauer Juden nach Izbica
vor 70 Jahren..." Link
zum Artikel
Januar
2014: Der Förderverein
Ehemalige Synagoge Kippenheim wird mit der Hermann-Maas-Medaille
ausgezeichnet
Oktober 2014:
Jüdischer Gottesdienst der
egalitären Jüdischen Gemeinde Freiburg in der Kippenheimer Synagoge
Artikel von Andrea Bär in der
"Lahrer Zeitung" vom 6. Oktober 2014: "Kippenheim In die Synagoge kehrt
Leben ein
Kippenheim. 1938 wurde die Kippenheimer Synagoge während der
Novemberpogrome verwüstet. Am vergangenen Wochenende fanden nun erstmals
wieder jüdische Gottesdienste in den historischen Mauern statt. Eingeladen
hatten die Egalitäre Jüdische Gemeinde Gescher aus Freiburg und der
Förderverein Ehemalige Synagoge. Gefeiert wurde der höchste jüdische
Feiertag: Jom Kippur – der Tag der Versöhnung. Dass dieser erstmals in der
Kippenheimer Synagoge stattfand, geht auf eine Begegnung in Sulzburg zurück,
wo die jüdische Gemeinde das Fest bisher gefeiert hat. Jürgen Stude vom
Förderverein freute sich besonders, dass wieder Leben in Form von
Gottesdiensten in die Synagoge eingezogen ist. Eine Wiederholung an
besonderen Feiertagen hält er für möglich. Für Heide Fischer, die
Kulturbeauftragte der Jüdischen Gemeinde, war es ein sehr emotionaler und
intensiver Moment, die Atmosphäre im Raum bezeichnete sie in einem
Pressegespräch als eine besondere. Der Name 'Gescher' bedeute Brücke. Er
stehe nicht nur dafür, Brücken für ein lebendiges Judentum zu bauen, sondern
auch für den Kontakt und den Austausch mit allen Konfessionen. Die sechs
Jom-Kippur-Gottesdienste waren eingebettet in ein verlängertes Wochenende,
das am Donnerstagabend begann und am Sonntag mit einer Führung über den
jüdischen Friedhof endete. Esther Krüger, die Vorsitzende der Jüdischen
Gemeinde, hatte einen Meditationsweg entlang des Mühlbachs eingerichtet.
Denn der Jom-Kippur-Tag fordere innere Einkehr. An diesem Tag gedenke man
der eigenen Fehlbarkeiten sich selbst und den anderen gegenüber. Dazu wird
25 Stunden gebetet, gesungen und gefastet. Höhepunkt war am Freitagabend mit
dem Kol Nidre und dem Ma'ariv-Gottesdienst. Zelebriert wurde er von der
Bibelwissenschaftlerin und Dozentin für Liturgie Annette Böckler. Der
Gottesdienst wird auf Hebräisch und Deutsch gehalten, die Gebetshefte
beinhalten russische und deutsche Übersetzungen sowie eine Lautschrift,
sodass jeder mitbeten und teilnehmen kann. Man trägt eine Kippa und legt
sich einen weißen Gebetsschal um. Materielle Gegenstände wie Schmuck oder
Lederschuhe sind nicht erwünscht. Im Mittelpunkt des Gottesdiensts steht der
Thoraschrein. Der Holzschrank ist mit vielen bunten Perlen und dem
Davidstern geschmückt. Er ist eine Leihgabe des Künstlers David Ernst.
Mehrmals wird dieser Schrein im Gottesdienst geöffnet, die Thorarolle mit
den fünf Büchern Moses herausgeholt, gesungen und gebetet. Dem
Hauptgottesdienst folgten am Samstag fünf weitere Gottesdienste. Bis die
Tage der inneren Einkehr mit dem Fest des 'Anbeißens', sprich dem
Fastenbrechen endeten."
Link zum Artikel
März
2014: Bericht über einen Vortrag
zur Architektur der Kippenheimer Synagoge
April 2016:
Bericht über die Arbeit des
"Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim"
Artikel von Andrea Bär in der
"Badischen Zeitung" vom 11. April 2016: " Herausforderung: Gedenkarbeit ohne
Zeitzeugen
Kippenheim. Förderverein Ehemalige Synagoge arbeitet an neuen Formen der
Erinnerung an ehemalige jüdische Gemeinden in der Region.
KIPPENHEIM (ab).' Der Förderverein Ehemalige Synagoge hat sich bestens
entwickelt', erklärte dessen Vorsitzender Jürgen Stude in der
Hauptversammlung. Lange sei er 'ein Stachel im Fleisch gewesen',
mittlerweile sei es dem Verein aber gelungen, die ehemalige Synagoge als
Gedenkstätte zur Erinnerung an das jüdische Leben im Ort und in der Ortenau
zu etablieren. Ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen
von Zeitzeugen, Ausstellungen und Filmvorführungen würde jährlich viele
Besucher anziehen. Höhepunkte im vergangenen Jahr waren ein Konzert mit
einem Schulchor aus Haifa/Israel sowie ein Benefizkonzert zu Gunsten der
Lahrer Flüchtlingshilfe und ein Konzert mit der Vetterliswirtschaft.
Insgesamt gab es 17 Veranstaltungen. Hinzu kamen im vergangenen Jahr um die
2000 Besucher, darunter etwa 500 Schüler, die sich für die jüdische
Geschichte interessierten und sich informierten. Damit habe sich die Zahl
der Besucher gegenüber den Vorjahren nahezu verdoppelt. 17 Veranstaltungen in der ehemaligen Synagoge. Großes Interesse
fanden auch 56 Führungen über den jüdischen Friedhof in Schmieheim, so Stude
weiter. Die Arbeit des Fördervereins sei ehrenamtlich, an die 20 Mitglieder
leisteten im vergangenen Jahr etwa 1000 Stunden. Mit Lehrerfortbildungen zum
Thema und einer Schulpartnerschaft mit dem Frankengymnasium in
Rheinbischofsheim werde die Gedenkarbeit außerhalb von Führungen und
Veranstaltungen im pädagogischen Bereich gefördert, so Stude in seinem
Rückblick. Besuche anderer ehemaliger jüdischer Gemeinden rundeten das
Jahresprogramm ab. Auf Anregung Studes müsse der Verein neue Formen der
Erinnerung kreieren, zumal die Zeitzeugen immer weniger würden. Eine
Herausforderung sei es, sich mehr als bisher jüngeren Menschen zu öffnen und
sie für das Thema in der Zeit nach den Zeitzeugen zu sensibilisieren.
Antworten auf die Frage, wo die Gedenkarbeit heute stehe, könne womöglich
eine geplante Podiumsdiskussion aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des
Fördervereins geben. Rechner Georg Heer sprach von einem gesunden Niveau in
der Kasse. Ein großes Plus sei ein Zuschuss in Höhe von 3000 Euro von der
Landeszentrale für politische Bildung, den der Förderverein für die
Basisarbeit seit zwei Jahren bekommt. Von Kippenheims
Bürgermeisterstellvertreter Dieter Kirschbaum gab es größtes Lob für das
Engagement des 'guten Vorstandsteams'.
Wahlen: Vorsitzender Jürgen Stude; Stellvertreterin Lisa Klevit-Ziegler;
Schriftführer Bernd Rottenecker (neu für Luzian Taeger); Rechner Georg Heer;
Beisitzer Gerd Krauss (neu)"
Link zum Artikel
2016: 20
Jahre "Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim" - "Alemannia
Judaica" gratuliert zur erfolgreichen Arbeit des Vereins - Feier am
11. September 2016
Über 20 Jahre ist es her, dass am 9. November 1995 eine
"Initiative zur Gründung eines 'Förderverein Ehemalige Synagoge
Kippenheim'" in das Synagogegebäude einlud. Am 17. Januar 1996, nur zwei Monate später, wurde der Förderverein gegründet. Heute dürfen wir dankbar feststellen: Es ist gelungen, die Ehemalige Synagoge als Gedenkstätte zur Erinnerung an das jüdische Leben im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Am 11. September 2016 wird das 20jährige Jubiläum des
Fördervereins gefeiert. Um 14.00 Uhr und um 16.00 Uhr werden Führungen durch die ehemalige Synagoge angeboten. Dazwischen gibt es Kaffee und Kuchen. Gegen 17.00 Uhr
wird die Geschichte des Vereins vorgestellt und Kultusminister a. D. Helmut Rau würdigt die 20 Jahre Förderverein mit einer Ansprache, bis gegen 18.00 Uhr Rebekka Ziegler und Band aufspielen. Die Feier klingt aus mit Häppchen und Wein.
Der Vorstand im Jubiläumsjahr lädt zur Feier ein: Georg Heer, Gerd Krauß, Lisa
Klevit-Ziegler, Bernd Rottenecker, Jürgen Stude.
September 2016:
Zur Vorstellung des Buches
Interview mit Michael Nathanson
Artikel von Monika Korak in der "Badischen
Zeitung" vom 15. September 2016: " 'Meine Mutter hinterlässt eine Spur'.
Kippenheim. BZ-INTERVIEW mit Michael Nathanson aus Schmieheim über das Buch
seiner Mutter zum Exil der Familie in Shanghai (1939 bis 1947).
KIPPENHEIM. 'Zwischenstation. Überleben in Shanghai ' heißt das Buch,
das am Sonntag im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Fördervereins
Ehemalige Synagoge Kippenheim vorgestellt wurde. Es sind die Erinnerungen
der 2008 in Kippenheim-Schmieheim im Alter von 100 Jahren verstorbenen Ruth
Nathanson. Sie beschreibt darin die Jahre von 1939 bis 1947, die sie mit
ihrem Ehemann Ernst Nathanson und den Söhnen im Shanghaier Exil verbrachte.
Mit dem 78 Jahre alten Sohn Michael Nathanson, Biolandwirt im Ruhestand und
Gründungsmitglied des Fördervereins, sprach Monika Korak am Rande der Feier. BZ: Was hat Ihre Mutter Ruth Nathanson veranlasst, alles aufzuschreiben?
Nathanson: Die Erinnerung an Shanghai, das war ihr Thema, davon hat sie
immer wieder erzählt. Als Kind war mir das fast lästig, nach zehn Stationen
Straßenbahn kannten ihre Sitznachbarn ihr Leben. BZ: Shanghai war 1939 eine der letzten Fluchtmöglichkeiten für die
europäischen Juden. Warum wusste man lange kaum etwas darüber?
Nathanson: Jetzt gibt es reichlich Literatur, aber lange war das nicht
bekannt. Es waren mit den Familien über 26 000, die dort lebten. Ich habe 41
Vorträge darüber gehalten, die meisten vor Schulklassen. BZ: Ihre Mutter galt als sogenannte 'Vollarierin' und hätte gar nicht
emigrieren müssen. Dennoch hat sie es mit der Familie getan, genauso wie sie
1947 die Möglichkeit gehabt hätte, in die USA zu gehen, statt zurück nach
Berlin.
Nathanson: Ja, sie hätte sich von meinem Vater scheiden lassen können. Aber
auch mein Vater hatte wegen der Verwandtschaft in New York die Berechtigung
für ein Visa in die USA und sagte, er fährt nicht ohne die Familie. Bei der
Rückreise wiederum hatten wir schon ein Ticket nach New Jersey, doch mein
Vater bekam wegen seiner Tbc-Erkrankung keine Einreisegenehmigung. BZ: Shanghai war für die Familie ein Schock. Ihre Mutter beschreibt die
beengten Wohnverhältnisse, den täglichen Kampf ums Überleben, Hunger und
Seuchen.
Nathanson: Sie müssen sich vorstellen, sie kam aus einem guten Haushalt mit
allem Komfort in eine primitive Welt. Wir hatten keine Toilette, sondern
einen Kübel. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. BZ: Bei der Abreise 1939 waren sie ein neun Monate altes Baby. Haben Sie
eigene Erinnerungen?
Nathanson: Ja, sehr viele. An furchtbar heiße Tage. Oft lag ich im
Krankenhaus. Wovon ich lange geträumt habe, waren die vielen Kinderleichen,
die man auf die Straßen legte.
'Die ganze Auswanderung hat sie gemanagt.' BZ: Ihre Mutter schreibt lebendig und nah am Mündlichen. Sie scheint sehr
findig bei der Jobsuche gewesen zu sein, dazu recht schlagfertig. Was war
sie für eine Frau?
Nathanson: Seit 1941 musste sie die Familie allein durchbringen. Die ganze
Auswanderung hat sie gemanagt. Meine Mutter war sehr impulsiv und immer
wieder couragiert. BZ: Was hat sie veranlasst, jetzt Ihre Erinnerungen zu veröffentlichen?
Nathanson: Ich habe erkannt, dass man Spuren hinterlassen muss. Ich habe
meiner Großmutter, die nach Riga deportiert wurde, einen Stolperstein
gestiftet und jetzt mitgewirkt, dass das Buch rauskommt. Meine Mutter
hinterlässt eine Spur.
ZUR PERSON: Michael Nathanson: Neun Monate war Michael Nathanson alt, als er
gemeinsam mit den Eltern und dem vier Jahre älteren Bruder im Jahre 1939 mit
der 'Gneisenau' von Bremerhaven nach Schanghai floh. Seine Eltern lebten in
einer von den Nazis so genannten 'Mischehe': Die Mutter katholisch, der
Vater, der 1950 verstarb, war jüdischen Glaubens. Schanghai, damals von den
Kolonialstaaten England und Frankreich beherrscht, war 1939 der einzige Ort
auf der Welt, der Juden noch ohne Visum und weitere Einreisebeschränkungen
Unterschlupf bot. Im August 1947 konnten die Nathansons dann mit einem
amerikanischen Truppentransporter zurück nach Europa reisen. Die Familie
Nathanson hatte für sich und die Söhne eine Aufenthaltserlaubnis für die USA
erhalten. Dem Vater Ernst Nathanson verweigerten die Behörden aber die
Einreise auf Grund seiner Erkrankung. Ruth Nathanson zog daraufhin mit ihrer
Familie nach Berlin, wo Ernst Nathanson 1950 verstarb. Der Elektroingenieur
Michael Nathanson betrieb von 1981 bis 2002 einen Biolandbauernhof in
Schmieheim. Er ist Mitinitiator des Fördervereins Ehemalige Synagoge. "
Link zum Artikel
Link zu einer Verlagsseite (seitenweise-Verlag Bühl)
Januar 2017:Veranstaltungen
Im Januar 2017 finden zwei Veranstaltungen des
DIA - Deutsch-Israelischer Arbeitskreis Südl. Oberrhein e.V. in
Kippenheim und Friesenheim statt:
Am Donnerstag, 19. Januar 2017 um 14:30 Uhr Film "Kippenheim und seine
Phantome", Winefeld-Saal im Bürgerstift neben dem Rathaus in Ettenheim
Am Mittwoch, 25. Januar 2017 um 17:00 Uhr Zeitzeugenvortrag von Eva Cohn - Mendelsson
aus England: "Offenburg - Gurs - Ascona - London", Realschule Friesenheim,
Friedhofstr. 5, Musiksaal.
Mehr Informationen zu diesem Vortrag
in einer Anlage (pdf-Datei).
Oktober 2017:Neue Publikation zur jüdischen Geschichte
Karl
Kopp: Das Kippenheimer Lied. Eine badische Volksschule und ihre
israelitischen Kinder. seitenweise-Verlag
Bühl 2017. 156 S. mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-943874-23-5.
14,80 €. Im Kontext der badischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts steht die Volksschule Kippenheim exemplarisch für die Schulgeschichte vieler Gemeinden mit jüdischen Bürgern.
218 israelitische Schulkinder der Jahre 1880 bis 1938 konnte der Autor, Karl Kopp, aus den 2200 Namen der Schülerlisten ermitteln, in einer eigenen Liste zusammenfassen und ihr Schicksal in Stichworten darstellen. Einschließlich des bis in das Jahr 2017 reichenden Anhangs führt das Buch durch 240 Jahre Kippenheimer Geschichte.
Der Förderverein "Ehemalige Synagoge Kippenheim", der dieses Buch herausgibt, wurde im Jahr 1996 gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu
machen. Informationsseite
des Verlags zu dieser Publikation - Beitext des
Verfassers (pdf-Datei).
Vgl. Artikel von Christina Großheim im
"Stadtanzeiger" vom 24. Oktober 2017: "'Das Kippenheimer
Lied' wurde von Karl Kopp herausgegeben. Ein Buch über das dunkelste
Kapitel einer Volksschule" Link
zum Artikel
Artikel von Irene Bär in der "Lahrer Zeitung" vom 23. Oktober
2017: "Kippenheim. 156 Seiten starker Lückenschluss..." Link
zum Artikel
April 2019:
Halbjahresprogramm des
Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim
Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 4. April
2019: "Kippenheim Motto: "Erinnern, lernen, begegnen"
Kippenheim (red/jg). Das neue Frühjahr-Sommer-Programm des Fördervereins
"Ehemalige Synagoge Kippenheim" liegt vor. Es orientiert sich an den
Leitmotiven "Erinnern – Lernen – Begegnen", die sich der Verein gegeben hat.
Bei allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.
Das neue Programm eröffnet mit einem Beitrag von Rivka Holaender,
Lehrbeauftragte für Judaistik, am Sonntag, 7. April, um 17 Uhr. Unter dem
Motto "Mit einer Jüdin die Bibel lesen" wird sie das sogenannten Alte
Testament aus jüdischer Sicht auslegen. Die Besucher werden gebeten, eine
Bibel mitzubringen. Am Mittwoch 17. April, um 19 Uhr, dem 75. Jahrestag der
Ermordung von Max Joseph Metzger durch die Nationalsozialisten, wird
Christian Heß aus Freiburg über Leben und Bedeutung des katholischen
Märtyrerpfarrers mit Wurzeln in Kippenheim berichten.
Durch das jüdische Straßburg führt am Sonntag, 5. Mai, der Kehler
Literaturwissenschaftler Stefan Woltersdorff. Anmeldung für die Exkursion
ist bei Jürgen Stude, unter Telefon 07807/95 76 12 oder per E-Mail an
juergen.stude@t-online.de.
Die aus Nonnenweier stammende Jazz-Sängerin Rebekka Ziegler gastiert mit
ihrer Gruppe "Of Cabbages and Kings" am Sonntag, 19. Mai in der ehemaligen
Synagoge.
Führung über jüdischen Friedhof. Zudem bietet der Förderverein wieder eine
Führung über den jüdischen Friedhof in Schmieheim mit Bärbel Heer an,
diesmal am Donnerstag, 6. Juni, um 18 Uhr. Der Treffpunkt ist am Parkplatz
an der Friedhofsmauer. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes
Schuhwerk wird empfohlen, heißt es in der Ankündigung. Weiter sind im Juni
noch ein Konzert sowie eine Radtour zu jüdischen Stätten der Ortenau
geplant.
Das Programm schließt am Sonntag, 7. Juli, mit der Vernissage: "Das Antlitz
des Anderen – eine fotografische Litanei für Respekt und Zuversicht" mit
Fotos von Manfred Sickmann aus Lahr."
Link zum Artikel
Mai 2024:
Bericht über eine Führung durch
die Synagoge
Artikel von Annemarie Jäkle in der
"Schwarzwälder Post" vom 28. Mai 2024: "Die Synagoge in Kippenheim als
Zeitzeuge jüdischen Lebens.
Bei einem Besuch des Forums 'älterwerden' der ehemaligen Synagoge in
Kippenheim und des jüdischen Friedhofs in Schmieheim veranschaulichte Dr.
Dieter Petri in hervorragender und beeindruckender Weise das Leben Juden in
der Ortenau.
Großes Interesse fand die Halbtagesfahrt zur ehemaligen Synagoge in
Kippenheim und zum jüdischen Friedhof nach Schmieheim, die das FORUM
älterwerden Zell Mitte Mai organisierte. In der Ortsmitte von Kippenheim,
unauffällig, etwas zurückgesetzt von der Poststraße, erreicht man durch
einen Vorgarten die ehemalige Synagoge. 1852 wurde das im neoromanischen
Baustil erbaute Gotteshaus feierlich eingeweiht. Bevor die Gruppe mit Dr.
Dieter Petri das Gebäude betrat, wurde die Doppelturmfassade betrachtet. Die
Rosette über dem Portal trägt nach jüdischer Tradition den sechseckigen
Davidstern. Auf der Giebelspitze sind zwei Gesetzestafeln angebracht, auf
denen ursprünglich die Zehn Gebote eingraviert waren. Eine Besonderheit
bilden die Zinnen auf den Türmen. Am 10. November 1938 zerstörten die
Nationalsozialisten das Innere und rissen von der Fassade die Gesetzestafeln
herunter. Die Inschrift aus hebräischen Schriftzeichen, übersetzt 'Hier ist
nichts anderes als das Haus Gottes', die das Mittelportal ziert, blieb
erhalten. Jüdisches Leben bis zur Deportation.Um 1852 lebten in Kippenheim etwa
200 Menschen mit jüdischem Glaubensbekenntnis. Sie waren Viehhändler,
Textilhändler, Lederhändler, Metzger und Bäcker. 1933 waren es noch 144
jüdische Einwohner. Dr. Dieter Petri wies auf das Verkehrsschild 'Gurs 1072
km' hin, das rechts vor der Synagoge steht. Dies erinnert an die Deportation
der Juden am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Camp de Gurs des
französischen Dorfes Gurs am Fuß der Pyrenäen. Vorraum der Synagoge. Im Vorraum der Synagoge wies Dieter Petri auf
die Treppenaufgänge hin, welche die Frauen benutzten, um auf die
Frauenempore zu kommen und dem Gottesdienst beiwohnen zu können. Geradeaus
gingen die Männer und kamen in den Innenraum, in den Betsaal, um den
Gottesdienst zu feiern. In den Keller führt heute ein Abstieg, zur Mikwe,
dem Ritualbad. Eine Gedenktafel erinnert an die Renovierung im Jahr 1911.
Eine weitere Gedenktafel erinnert an 30 Jüdinnen und Juden, die von den
Nationalsozialisten in den Jahren 1933 bis 1945 von Kippenheim und anderen
Orten verschleppt und ermordet wurden. Am Eingang zum Innenraum ist die
Mesusa zu sehen. Dieses längliche Kästchen ist an jüdischen Häusern und
Wohnungen rechts am Türpfosten befestigt. Sie enthält ein Pergamentröllchen
mit dem 'Schma Jisrael', was übersetzt 'Höre, Israel!' heißt und zu den
bedeutendsten Gebeten des Judentums zählt. Innenraum der Synagoge. Dr. Dieter Petri führte die Gruppe in den
Vorraum des Betsaals. Er zeigte ihnen rechts und links siebenarmige
Leuchter, die in den in der Wand eingelassenen Nischen standen. Die Besucher
nahmen auf Stühlen Platz, die im eigentlich leeren, hohen Innenraum
(Betsaal) stehen. Mit 'Shalom chaverim', einer israelischen Volksweise und 'Dona,
Dona' auch unter 'Dos Kelbl' bekannt, ein jidisch verfasstes Lied, stimmte
Brunhilde Kriele auf der Flöte die Zuhörer auf diesen eindrucksvollen Ort
ein. 'Während des Novemberprogroms 1938 wurden Ritualgegenstände und die
Inneneinrichtung der Synagoge zerstört,' so Petri. Eine Ausstellung im
Innenraum dokumentiert die Verwüstungen sowie die Deportationen in Baden.
Nach der Naziherrschaft wurde die Synagoge nicht mehr als Gotteshaus
genutzt. Das Gebäude wurde an einen Maurer veräußert. 1956 erwarb die
Raiffeisengenossenschaft das Haus. Erst 1983 wurde die einstige Synagoge von
der Kippenheimer Gemeinde erworben. Es folgten umfangreiche
Außenrenovierungen. 1996 wurde der 'Förderverein Ehemalige Synagoge
Kippenheim' gegründet, der sich seither um den Erhalt des Gebäudes bemüht.
An der Ostwand des Innenraumes, an der Stelle, wo ursprünglich der
Toraschrein stand, befindet sich von diesem ein Foto. Abgedeckt wird der
Toraschrein durch einen Vorhang, der im Gottesdienst zurückgezogen wird. Das
Vorlesepult stand in dieser Synagoge rechts vorne. Petri erklärte: 'Der
Gottesdienst ist ein Lesegottesdienst. Jeder sagt die Gebete auf, die er
gelernt hat.' Die Mikwe, das Tauchbad zur Erlangung der rituellen Reinheit,
befindet sich im Keller des Gebäudes. 'Die Frauen benutzten dieses vor der
Hochzeit und nach der Menstruation. Auch die Männer benutzten das Bad,
nachdem sie den Toten gewaschen hatten', so Petri. Dauerausstellung und Stolpersteine. Nach dieser aufklärungsreichen
Führung durch Dr. Dieter Petri hatten die Besucher*innen die Möglichkeit,
sich auf den Emporen durch die Dauerausstellung über die Geschichte und
Kultur der Ortenauer Landjuden in Wort und Bild zu informieren. Außerdem
konnten Interessierte mit Brunhilde Kriele die sogenannten Stolpersteine in
der Nähe der Synagoge aufsuchen. Die Stolpersteine sind auf dem Boden
angebrachte kleine quadratische Gedenksteine, welche an die ermordeten Juden
erinnern..."
Link zum Artikel
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kippenheim
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (Staatsarchiv Freiburg) sind Personenstandsregister
jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern
einsehbar:
Zu Kippenheim ist vorhanden:
L 10 Nr. 1394 Kippenheim: Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1811 -
1842 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480830
L 10 Nr. 1395 Kippenheim: Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1843 -
1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480831
Literatur zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und zu
einzelnen Persönlichkeiten:
Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 153-156.
A. Köberle/K. Siefert/H. Scheer:
Ortssippenbuch Kippenheim. 1979.
Joachim Hahn: Synagogen in Baden-Württemberg. 1987.
S. 77ff.
Inge Auerbacher: Ich bin ein Stern. Autobiographie
einer jüdischen Frau aus Kippenheim. 1990.
dies.:
Jenseits des gelben Sterns. Nach Theresienstadt ein neues Leben in Amerika
für Versöhnung. Aus dem Amerikanischen von Irmi Cummings. Im Auftrag des
Deutsch-Israelischen Arbeitskreises südlicher Oberrhein (DIA) herausgegeben
von Erhard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag Konstanz. 2005.
Hinweis (2019): Im Hartung-Gorre-Verlag Konstanz -
http://www.hartung-gorre.de/ -
wurde das vom Deutsch – Israelischen Arbeitskreis (DIA) herausgegebene und
zwischenzeitlich vergriffene Buch neu aufgelegt und ist im Buchhandel unter
ISBN: 978-3-89649-969-1 erhältlich.
Historischer Verein Ettenheim: Schicksal und Geschichte der
jüdischen Gemeinden Ettenheim,
Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein Gedenkbuch. 1988.
1998².
Franz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S.
48-49.
Hedy Epstein: Erinnern ist nicht genug.
Autobiographie. 1999.
Uwe Schellinger: Jüdisches Kippenheim. Einladung zu
einem Rundgang. 1999.
ders.
(Hg.): Gedächtnis aus Stein
- Die Synagoge in Kippenheim 1852-2002. Ubstadt-Weiher. 2002 (mehr zu diesem
Buch beim Verlag: hier
anklicken; mehr zum Herausgeber: hier
anklicken).
ders.: Albert Weill (1867-1950) und sein Lebensweg von Südbaden
nach Israel. Teil 1 in: Dessauer Kalender 46. 2002 S. 56-69, Teil 2 in
Dessauer Kalender 47. 2003.
P. Petersen (Hg.): Lebenswege von Musikerinnen im
"Dritten Reich" und im Exil (darin Beitrag von N. Ermlich zu Pia
Gilbert).
K. Kreppel: Der Galiläer aus Kippenheimer (über
Steff Wertheimer), in: Ortenau 81 2001 S. 487-510.
Mitglieder-Rundbrief des Fördervereines Ehemalige
Synagoge Kippenheim e.V.
Robert Krais/Martin Gross: "Wer die Erinnerung
verliert, hat keine Orientierung". Ausführlicher Bericht zu den Fotos
vom Abtransport der Juden aus Kippenheim. in: Kippenheimer Ortschronik 1997,
S. 82-89.
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 476-478.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Uwe Schellinger: Familienbande. Ein Brief von Müllheim nach
Kippenheim als Indikator für die Genealogie und Verwandtschaft von Kurt
Weill und Selma Stern. In: Das Markgräflerland. Bd. 2/2004 S. 93-113.
ders.: Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die
Geschichte der jüdischen Familie Durlacher aus Kippenheim. In: Die Ortenau.
Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 85 2005 S.
379-400.
ders.: Der Kippenheimer 'Höfer-Fund': Quellen zur Sozial-
und Wirtschaftsgeschichte des Ortenauer Landjudentums im 19. Jahrhundert.
In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden 87
2007 S. 463-480.
ders.: Religionsgeschichte als Familiengeschichte: Die Chewra
Kadischa in Kippenheim. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen
Vereins für Mittelbaden. Jg. 88 2008 S. 133-146.
ders.: Das "Judewegle" in Dörlinbach. Authentischer oder
inszenierter Ort jüdischer Regionalgeschichte?, in: Die Ortenau. Zeitschrift
des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 96 2016 S. 249-258.
Lina-Mareike Dedert: Badisches Landjudentum am
Beispiel der Familie Weill zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Magisterarbeit
Historisches Seminar der Universität Freiburg. Freiburg 2008.
Kurt Maier: Unerwünscht. Kindheits- und Jugenderinnerungen eines jüdischen
Kippenheimers. Herausgegeben von der Evangelischen Landeskirche in Baden.
2011. 112 Seiten mit 69 Abbildungen.
"Dies
ist nichts als das Haus Gottes" - Führer durch die ehemalige
Synagoge Kippenheim.
Hrsg. vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. - Autor: Jürgen Stude.
Erschienen 2012 im verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher - Heidelberg
- Basel - www.verlag-regionalkultur.de Weitere
Informationen auf Verlagsseite
ISBN 978-3-89735-701-3 5,90 € 32
S., zahlr. Abb.
Günther
Mohr: "Neben, mit Undt bey Catholischen*. Jüdische Lebenswelten
in der Markgrafschaft Baden-Baden 1648-1771. Böhlau-Verlag Köln u.a. 2011.
248 Seiten. ISBN 13: 978-3412207397. Website
des Verlags mit Informationsseite
zur Publikation Die Studie widmet sich den Lebensmöglichkeiten von Juden und Jüdinnen in der katholisch geprägten Markgrafschaft Baden-Baden und damit Fragen der ländlichen Gesellschaft und Kultur in Südwestdeutschland. Es entsteht ein neues Bild des Landjudentums in seinen vielfältigen Kontakten zur christlichen Nachbarschaft und mit einem überraschenden Selbstbewusstsein. Das Buch analysiert u.a. die Aufnahme der Juden in den Schutz, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Juden und Christen, ihr spannungsreiches Verhältnis zueinander, innerjüdische Verhältnisse sowie Fragen der jüdischen Religion. Dabei stehen immer die wechselvollen Schicksale einzelner Protagonisten im Vordergrund.
Christiane
Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine
Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften
der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter
Heidelberg 2012. Zur Synagoge in Kippenheim: S. 61-67.
Ruth
Nathanson: Zwischenstation. Überleben in Shanghai 1939-1947.
Herausgeber: Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim, Seitenweise Verlag,
99 Seiten, ISBN 978-3-943874-17-4, 10 Euro. Die Aufzeichnungen Ruth
Nathansons sind ergänzt durch Fotos und ein Geleitwort von Jürgen Stude.
Vorwort von Michael Nathanson. Lebenslauf, Fluchtpunkt Shanghai und
chronologischer Überblick von Bernd Rottenecker. Erschienen 2016.
Karl
Kopp: Das Kippenheimer Lied. Eine badische Volksschule und ihre
israelitischen Kinder. seitenweise-Verlag
Bühl 2017. 156 S. mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-943874-23-5.
14,80 €. Im Kontext der badischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts steht die Volksschule Kippenheim exemplarisch für die Schulgeschichte vieler Gemeinden mit jüdischen Bürgern.
218 israelitische Schulkinder der Jahre 1880 bis 1938 konnte der Autor, Karl Kopp, aus den 2200 Namen der Schülerlisten ermitteln, in einer eigenen Liste zusammenfassen und ihr Schicksal in Stichworten darstellen. Einschließlich des bis in das Jahr 2017 reichenden Anhangs führt das Buch durch 240 Jahre Kippenheimer Geschichte.
Der Förderverein "Ehemalige Synagoge Kippenheim", der dieses Buch herausgibt, wurde im Jahr 1996 gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu
machen. Informationsseite
des Verlags zu dieser Publikation - Beitext des
Verfassers.
Hinweis auf einen Film:
"Kippenheim und seine Fantome". In diesem Dokumentarfilm (52
Min.) sind viele Szenen der Einladung der Gemeinde Kippenheim im Jahr 2003 an ihre ehemaligen jüdischen Bürger mit ausführlichen Einzelberichten von Inge Auerbacher (New York/USA), Leopold
('Poldi') Auerbacher (Kibbuz Degania/Israel), Manfred Auerbacher (USA), Hedy Epstein – Wachenheimer (St. Louis/USA), Günther Karger (USA) und Kurt Maier (Washington/USA) festgehalten.
Informationen
über diesen Film auf einem Informationsblatt des Deutsch-Israelitischen
Arbeitskreises Süd. Oberrhein e.V. Ettenheim.
Kippenheim
Baden. Jews are first mentioned in 1654, abandoning the village in 1689 on the
approach of the French in the Nine Years War. New families, expelled from
neighboring Ettenheim, were present in 1716. The Weil family played a leading
role in the community up to the 20th century. In the 18th century Imanuel Weil
held the iron and hide monopolies for the whole principality. A modest synagogue
was erected in 1793 and a Jewish elementary school was opened in the 1830s. The
Jewish population reached a peak of 323 in 1871, but then commenced to drop
steadily through emigration and the declining birthrate. In 1933, 144 remained,
subjected to increasing anti-Jewish agitation. By 1938, all Jewish businesses
hat been liquidated and 93 Jews had emigrated (58 to U.S.). On Kristallnacht
(9-10 Nov. 1938), the synagogue was vandalized and Jewish men were detained in
the Dachau concentration camp. On 22 Oct. 1940, 31 Jewis were deported to the
Gurs concentration camp, another 12 were deported from their places of refuge
after leaving Kippenheim. In all, 29 Jews perished in the camps, 17 of them in
Auschwitz in 1942-44.
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