Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kirchhain (Kreis Marburg-Biedenkopf) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
Siehe Seite zur Synagoge in Kirchhain (interner Link)   
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes                 
    
Zunächst wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Kirchhain in Hatzbach beigesetzt. Der jüdische Friedhof in Kirchhain wurde 1743 erstmals belegt. Kurz zuvor hatten die Kirchhainer Juden "einen bürgerlichen Garten oberhalb der Stadt" gekauft (Bericht von 1786). Obwohl der Friedhof Eigentum der jüdischen Gemeinde war, musste bei jeder Beerdigung ("einerlei ob alt oder jung") Begräbnisgeld an die Stadtkasse gezahlt werden. Zwischen 1743 und 1777 fanden nach den Kämmereirechnungen 78 Beisetzungen statt, davon 33 von Kirchhainer, 45 von auswärtigen Juden (Amöneburg, Langenstein, Homberg an der Olm, Bürgeln, Neustadt, Betziesdorf, Schönstadt. Die Verpflichtung zum Begräbnisgeld an die Stadt wurde erst 1865 mit Urteil der Obergerichtes zu Marburg aufgehoben. 
 
Der Friedhof wurde mehrfach erweitert, erstmals um 1860, dann 1880, zuletzt um 1923. Die Friedhofsfläche umfasste nach diesen Erweiterungen 39,05 ar.  
 
In der NS-Zeit sollte der Friedhof aufgelöst werden. Am 12. Dezember 1938 gelangte die Stadt über einen (erzwungenen) Kaufvertrag mit Lehrer i.R. Ludwig Steinhauer in den Besitz des Friedhofes wie auch des jüdischen Gemeindehauses. Für den Friedhof wurde nichts bezahlt, er sollte zunächst weiter als Begräbnisplatz Verwendung finden. Im Juni 1940 schrieb der Bürgermeister der Stadt an den Landrat, dass beabsichtigt sei, den Friedhof einzuebnen und als Parkanlage herzurichten. Wenig später wurden 9,43 ar der Friedhofsfläche an die Reichsbahn abgetreten. Am 12. Dezember 1940 erfolgte die "Schließung" der Friedhofes. Der am 25. Januar 1942 in Kirchhain verstorbene Hugo Strauss musste in Marburg beigesetzt werden. 1941 wurden die Grabsteine der an die Reichsbahn abgetretenen Fläche abgeräumt, die hier beigesetzten Toten wurden offenbar in ein Sammelgrab umgebettet. Das Staatliche Gesundheitsamt erhob keine Bedenken gegen diese Aktion. Auf Grund dieser Abräumung wurden die meisten Grabsteine aus der Zeit von etwa 1820 bis 1907 zerstört, zwischen 1856 und 1863 (in dieser Zeit wurden 26 Beisetzungen vorgenommen) ist kein Grabstein erhalten. Der älteste sowie der jüngste Teil des Friedhofes blieben im wesentlichen erhalten. Es kam jedoch zu einzelnen Schändungen wie im März 1940, als Kinder und Jugendliche etwa 30 Grabsteine umwarfen. 
  
Nach 1945 wurde der Friedhof - soweit möglich - wieder hergerichtet. Die Fläche des Friedhofes beträgt 24,35 ar. 
   
   
Dokumentation des Friedhofes  

Hinweis: Nach dem Verzeichnis der durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen" bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in Kirchhain die Zahl von 135 vorhandenen Grabsteinen aus der festgestellten Belegzeit von 1743 bis 1939. Siehe landesgeschichtliches Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen und Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg: Dokumentation der jüdischen Friedhöfe in Hessen - Online zugänglich 

       
       
Lage des Friedhofes  
      
Der Friedhof liegt am Rötheweg beim allgemeinen Friedhof: direkt gegenüber der Friedhofskapelle befindet sich der jüdische Friedhof. 
      
      
Plan 

Kirchhain Plan 01.jpg (100290 Byte)Plan des jüdischen Friedhofes mit Eintragung des ältesten Teiles und der Erweiterungsflächen. 
Eingetragen ist auch der im Jahr 1941 zerstörte und abgeräumte Teil (9,43 ar "Schienenweg").

  
  
Fotos
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum:   

Kirchhain Friedhof 141.jpg (117726 Byte) Kirchhain Friedhof 110.jpg (82663 Byte) Kirchhain Friedhof 140.jpg (109673 Byte)
Eingangstor  Hinweistafel: "Judenfriedhof - 
belegt seit ca. 1700"
Inneres Eingangstor 
      
     
Kirchhain Friedhof 111.jpg (65131 Byte) Kirchhain Friedhof 139.jpg (102834 Byte) Kirchhain Friedhof 134.jpg (94748 Byte)
Hinweistafel   Ansichten der unbelegt gebliebenen Erweiterungsfläche aus unterschiedlichen Perspektiven 
   
Kirchhain Friedhof 120.jpg (111465 Byte) Kirchhain Friedhof 126.jpg (129338 Byte) Kirchhain Friedhof 130.jpg (102749 Byte)
Teilansichten des ältesten Friedhofteiles mit Gräbern aus der Zeit von 1743 bis 1790
   
Grabstein mit "Krone" für ein Menschenleben, 
das eine besondere Auszeichnung verdient hat
   
Kirchhain Friedhof 121.jpg (93233 Byte) Kirchhain Friedhof 122.jpg (90331 Byte) Kirchhain Friedhof 129.jpg (89204 Byte)
Grabstein für "den Gemeindevorsteher [Parnas uManhig R.R.] 
David Bar Chaim", gest. 
9. Cheschwan (5)504 = 25. Oktober 1754
Grabstein in der Mitte für "Breinle, Tochter 
des Elieser,
gestorben in gutem Namen am
 Montag, 2. Siwan (5)519 = 28. Mai 1759" 
Grabstein für Jakob Strauß, "ein 
schöner Jüngling von lieblicher Gestalt..."
 (1866-1904)
     
Kirchhain Friedhof 123.jpg (113663 Byte) Kirchhain Friedhof 124.jpg (101542 Byte) Kirchhain Friedhof 125.jpg (114845 Byte)
Grabstein links für Keile, Tochter des Elchanan, Frau des Ascher Josef, genannt Anschel Allendorf,
 gest. 21. Cheschwan (5)546 = 25. Oktober 1785 und Grabstein rechts mit der Symbolik
 (Beschneidungsmesser und Schofar) für R. Salomo Aaron Adzel, gest. heiligen Schabbat,
 3. Schewat (5)561 = 17. Januar 1801, beigesetzt am Sonntag, 18. Januar 1801. 
Grabstein für die Frau Vögele, Frau des 
Hirsch Strauss von Amöneburg, gest. am 
23. Schewat (5)595 = 22. Februar 1835 
  
   
Kirchhain Friedhof 112.jpg (101439 Byte) Kirchhain Friedhof 133.jpg (114388 Byte) Kirchhain Friedhof 119.jpg (124928 Byte)
Blick auf den neueren Friedhofsteil  Teilansichten des neueren Friedhofteiles 
   
Kirchhain Friedhof 114.jpg (110556 Byte) Kirchhain Friedhof 138.jpg (86645 Byte) Kirchhain Friedhof 136.jpg (82388 Byte)
Grabstein links für Meier Heching 
(1874-1935) mit Levitenkanne
Grabstein für Levi Plaut (1851-1935) und 
Sara Plaut geb. Stern (1858-1933)
Grabstein für Hermann Jacob (1879-1932) und
 Rickchen Jacob geb. Hattenbach (1884-1935)
     
Kirchhain Friedhof 137.jpg (102029 Byte) Kirchhain Friedhof 118.jpg (120083 Byte) Kirchhain Friedhof 113.jpg (102018 Byte)
Grabstein für Wolf Wertheim (1857-1928) 
mit Gedenkanschrift für in der NS-Zeit
 umgekommene Angehörige
Grabstein für Selma Goldberg
 geb. Schön
aus Treysa  
(1878-1939)
Grabstein mit "segnenden Händen" 
der Kohanim für Meier Katten 
(1862-1938)
     
Kirchhain Friedhof 135.jpg (111791 Byte) Kirchhain Friedhof 116.jpg (98674 Byte) Kirchhain Friedhof 115.jpg (73511 Byte)
Grabstein für Juda Moses aus Frielendorf
 (1869-1935)
Grabstein für Samuel Haas 
(1874-1954)  
Grabstein für 
Leo Flachsmann (1895-1954)
     
  Kirchhain Friedhof 132.jpg (83876 Byte)  
  Levitenkanne mit Wasserschüssel auf dem
 Grabstein für Jacob Bachenheimer (1840-1909)
 

   
    

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Kirchhain  
Zur Seite über die Synagoge in Kirchhain (interner Link)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kirchhain 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Kirchhain sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,498   Trauregister der Juden von Kirchhain  1824 - 1873; darin auch Angeben zu Amöneburg    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1900001        
HHStAW 365,497   Geburts- und Trauregister der Juden von Kirchhain  1824 - 1874; enthält Geburtsregister  1824 - 1874 und Trauregister 1824 - 1841; darin auch Angaben zu Amöneburg  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924721   
HHStAW 365,499   Sterberegister der Juden von Kirchhain  1832 - 1874  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289947      

Literatur:  

Arnsberg I,444-447.  
Michael Brocke/Christiane E. Müller: Haus des Lebens. Jüdische Friedhof in Deutschland. Leipzig 2001. S. 166.  
Kirchhain Lit 04.jpg (63614 Byte)Kurt Schubert: Juden in Kirchhain. Geschichte der Gemeinde und ihrer Friedhöfe. Mit einem Beitrag zur Biographie des jüdischen Dichters Henle Kirchhan 1666-1757, in: Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen IX. Wiesbaden 1987. 

  
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 13. Mai 2016