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Friedhöfe in der Region"
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Kriegshaber
(Stadt Augsburg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Kriegshaber
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Kriegshaber zugezogenen
jüdischen Familien bestatteten ihre Toten zunächst auf dem jüdischen Friedhof
in Burgau. Nach Ausweisung der Juden aus Burgau 1617 bemühten sie sich um
Anlage eines eigenen Friedhofes. 1627 konnte ein Friedhof auf einer großen -
der Markgrafschaft Burgau gehörenden - Viehweide im Süden von Kriegshaber
angelegt werden. In den Jahren 1695 und 1722 wurde der Friedhof erweitert. Er wurde von den jüdischen Gemeinden
Pfersee, Steppach, Schlipsheim,
Fischach und
Kriegshaber gemeinsam belegt. Nachdem sie im Laufe des 19. Jahrhunderts wiederum
jüdische Personen in Augsburg niederlassen konnten, wurden die Toten der
Augsburger Gemeinde bis zur Anlage eines eigenen Friedhofes in Augsburg
(1867/68) gleichfalls in Kriegshaber beigesetzt.
Der Friedhof ist mit einer massiven Steinmauer
umgeben, für deren Anlage die drei Gemeinden gemeinsam sorgten. Direkt
gegenüber dem schmiedeeisernen Eingangstor befindet sich das Friedhofswärterhaus, über dessen
Eingang sich eine Inschrift befindet ("1636 wurde dieser Friedhof
eröffnet 1802 Der leidenden Menschheit jüdischer Nation dieses Haus
erbauet u. gewid. von Pfersee, Steppach u. Kriegshaber 1871 Die
Umfassungsmauer neu aufgeführt"). Die Neuaufführung der
Umfassungsmauer 1871 hatte den Grund, dass der Besuch des Friedhofes in der
ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (bis 1867) teilweise eine
lebensgefährliche Angelegenheit war, da sich unmittelbar neben dem
Friedhofsgelände ein Schießgelände der Artillerie befand. Der Kugelfang lag
ausgerechnet entlang der Friedhofsmauer. Oft schlugen jedoch die Geschosse auf
dem Friedhof ein, sorgten für schwer verletzte Personen, schwere Zerstörungen
an der Friedhofsmauer und an vielen Grabsteinen und Gräbern. Erst auf Grund
einer Eingabe von Seligmann Lazarus Skutsch bei bayerischen König 1867 hatte
Erfolg. Die Kugelfänge wurden auf die andere Seite des Übungsgeländes verlegt
und Übungen mit schweren Geschützen auf das Lechfeld verlegt.
Die Friedhofsfläche umfasst 94,01
ar. Der Friedhof ist zu drei Viertel mit Grabstätten belegt. Vom Eingang aus
befindet sich auf der linken Seite der ganz alte Teil, wo die Grabsteine bereits
großenteils versunken sind. Die ältesten Grabsteine sind von 1662, 1673 und
1695. Insgesamt sind etwa 700 Grabsteine erhalten. Eine Gedenkstele zum Gedenken an die KZ-Opfer wurde
nach 1945 aufgestellt.
Die bislang letzte Beisetzung auf dem Friedhof war 1951.
Wie auf vielen anderen jüdischen Friedhöfen auch gab es bis in 19. Jahrhundert
hinein neben steinernen Grabmalen auch hölzerne Stelen. Eine Eichenholzstele
für den im November 1805 gestorbenen (vermutlich ermordeten) Sohn des Mordechai
aus Kassel befindet sich heute im jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben.
Cemetery Documentation / Dokumentation des Friedhofes
(erarbeitet 2011 von Yehuda Shenef, Jüdisch
Historischer Verein Augsburg, www.jhva.de)
Jewish Cemetery
Kriegshaber - Jüdischer Friedhof Kriegshaber
(pdf-Dateien)
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Text zur Geschichte des Friedhofes
Probleme um den beim Friedhof gelegenen militärischen
Schießplatz und ihre Behebung (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1867:
"München, im August (1867). Zur Dokumentierung der hohen, bis jetzt
nur selten übertroffenen Menschenfreundlichkeit des seligen Königs
Maximilian II. von Bayern halte ich es für geeignet, der löblichen
Redaktion und den geehrten, zahlreichen Lesern dieses Blattes von einem
Akte Kenntnis zu geben, welcher selbst aufs Beste das oben Gesagte
rechtfertigt.
Es befindet sich nämlich unmittelbar neben dem Friedhofe der Israeliten
zu Kriegshaber, an welchem noch drei Gemeinden Anteil haben, - Augsburg
(bis zur Herstellung des eigenen), Pfersee und Steppach - ein von dem
bayerischen General Fürst von Wrede (vor circa 60 Jahren) dahin
gestellter Kugelfang mit den Gräber etc. dazu. Durch die Schieß-Übungen
der Artillerie aber, welche daselbst abgehalten wurden, ist nicht nur die
Ringmauer des genannten Friedhofes fast zerstört worden, - es wurden
förmliche Breschen in dieselbe geschossen - sondern auch Gräber samt den
Leichensteinen wurden arg verwüstet. Es wurden alljährlich in den
Sommermonaten nicht nur Andächtige von dem Besuche der Gräber ihrer
teueren Verstorbenen abgehalten, sondern auch christliche Passanten waren
beschädigt, mitunter sogar schwer verletzt worden.
Diese Tatsachen hat nun Herr Kommissionsbüro-Inhaber Seligmann Lazarus
Skutsch dahier in einer Eingabe Seiner königlichen Hoheit dem Prinzen
Karl, Feldmarschall von Bayern, ehrfurchtvollst vorgelegt und damit die
Bitte verbunden: um Entfernung dieses Kugelfangs und Verlegung des
Schießübungen auf das (ohnehin sterile) Lechfeld bei Augsburg.
Auf diese Eingabe vom 2. Juni 1863, abgesandt an Seine Königliche Hoheit
nach Tegernsee wurde Herrn Skutsch schon am 13. Juni desselben Jahres eine
Antwort zuteil, und am 23. Juni durch die königliche Polizeidirektion
München folgendes eröffnet.
(L. St.) Abschrift. Die Königliche Kommandantschaft der Hauptstadt
München
an die Königliche Polizeidirektion München.
Die Schießübungen auf dem Artillerie-Übungsplatz bei Augsburg
betreffend.
Der autorisierte Kommissions- und Schreibbüro-Inhaber Seligmann Lazarus
Skutsch (Schommergasse Nr. 3/2) dahier hat in einer, unmittelbar bei
Seiner Königlichen Hoheit dem Feldmarschall Prinzen Karl eingereichten
und mit einem Faszikel Schriftstücken an das königliche
Kriegsministerium gelangten Vorstellung vom 2. dieses Monats um Entfernung
des zunächst dem israelitischen Friedhofe zu Kriegshaber bei Augsburg
gelegenen Artillerie-Kugelfangs die Bitte gestellt, 'zu deren
Berücksichtigung eine Veranlassung umso weniger gegeben ist, als nach den
jüngst an das Artillerie-Korps-Kommando ergangenen Weisungen auf den
Garnisons-Schießplätzen der Artillerie nur mehr auf ganz kurze Distanzen
geschossen werden darf, daher Beschädigungen an Personen oder
Privateigentum voraussichtlich nicht mehr vorkommen können. Der
Unterzeichnete stellt daher auf Grund königlichen
Kriegsministerialreskripts Nr. 6088 vom 10. laufenden Monats an die
königliche Polizeidirektion das dienstfreundliche Ersuchen, den Seligmann
Lazarus Skutsch hiervon verständigen und ihm die beifolgenden Schriftstücke
aushändigen lassen zu wollen.
Wegen Beurlaubung des Stadtkommandanten
Stephan Generalmajor.
Auf diese unbefriedigende Eröffnung hin hat sich nun Herr Kutsch
unmittelbar an Seine Majestät den König Maximilian II. gewendet und in
seiner Eingabe vom 25. August 1863 die obige Bitte wiederholt. Der Erfolg
derselben war, dass die Kugelfänge auf eine andere Seite des Platzes
aufgeführt wurden, und dass zu Schießübungen mit grobem Geschütze
ausschließlich das Lechfeld benützt wird. Diese Entschließung wurde
Herrn Skutsch durch die Stadtkommandantschaft Augsburg eröffnet. Wegen
Beschädigung der Mauer etc. hat die Gemeinde selbst Klage gestellt und
Entschädigung erhalten." |
Lage des Friedhofes
Im ehemaligen US-amerikanischen Wohngebiet Center
Village an der Ecke Madison-/Hooverstraße 15 nahe der westlichen
Kriegshaberer Gemarkungsgrenze.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Kriegshaber auf dem Stadtplan Augsburg: links anklicken und über
das
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu
"Friedhof, israel. (Hooverstraße)". |
Fotos
(Fotos: obere Zeile aus der Website
von Heinz Wember mit Quelle: Archiv von Bernhard Radinger, Kriegshaber; die
Fotos vom Eingang und Friedhofswärterhaus von Jürgen Hanke, Kronach; die Fotos
vom Juli 2007 von Herbert Lechner, Augsburg)
Blick über den Friedhof
(Aufnahmedatum unbekannt) |
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Eingang und
Friedhofswärterhaus |
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Blick auf das
schmiedeeiserne
Eingangstor |
Das Friedhofswärterhaus |
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Der Friedhof
Ende Juli 2007 |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Louis Lamm: Die jüdischen Friedhöfe in Kriegshaber, Buttenwiesen und Binswangen.
Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in der ehemaligen Markgrafschaft Burgau.
Berlin 1912 - Verlag von Louis Lamm. Scans der
Publikation intern eingestellt. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Kriegshaber (Schwaben). In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in
Bayern. 9. Jg. Nr. 63 vom September 1994 S. 26; Beitrag
von Michael Trüger online zugänglich |
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Michael Brocke/Christiane
E. Müller: Haus des Lebens. Jüdische Friedhöfe in Deutschland. 2001 S.
124. |
| Yehuda Shenef: Das Haus der drei Sterne. Die Geschichte des
jüdischen Friedhofs von Pfersee, Kriegshaber und Steppach bei Augsburg, in
Österreich, Bayern und Deutschland. Kokavim Verlag. 2013.
Buchvorstellungen:
- Seite
zum Buch in der Website des Jüdisch-Historischen Vereins Augsburg.
- Artikel von Claudia Kohler in der "Augsburger
Allgemeinen" vom 7. September 2013: "Der
Friedhof als Tor zur Geschichte". |
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Kriegshaber in Bildern - Am Straßenrand der Weltgeschichte. Hrsg. von Thomas
Groll, Christian Kreilke, Claudia Böhme, Katharina Maier.
Wißner-Verlag 2016.
118 S., 130 Abb. ISBN 978-3-95786-057-6. Informationen
auf Verlagsseite.
Darin zur jüdischen Geschichte: Benigna Schönhagen – Das jüdische
Kriegshaber. S. 35-37; Yehuda Shenef: Zur Familiengeschichte jüdischer Viehbauern und Metzger in
Kriegshaber. S. 63-65; Yehuda Shenef: Der jüdische Friedhof. S. 107-109.
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