Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Marköbel mit Hirzbach (Gemeinde Hammersbach, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Kennkarte aus der NS-Zeit     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

                

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Marköbel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Jedoch werden bereits in früheren Jahrhunderten jüdische Personen am Ort genannt: in Windecken wird 1412 Joselin Wonnecker erwähnt, der nun in Marköbel leben soll. 1588 gab es zwei "Schutzjuden" am Ort, die vor allem vom Geldhandel lebten. In Mansbach wird 1599 Abraham, Sohn des Saul genannt, der wenig später nach Marköbel gezogen ist.  
    
1632
gab es vier jüdische Familien an Marköbel. 1691-92 wird Jud Löb genannt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten 33 jüdische Personen zu der Gemeinde; mehrere davon lebten im benachbarten Hirzbach.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 79 jüdische Einwohner, 1861 73 (6,6 % von insgesamt 1.113 Einwohnern), 1871 88 (7,8 % von 1.127), 1885 91 (7,8 % von 1.162), 1895 56 (4,5 % von 1.244), 1905 70 (5,7 % von 1.233). Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Viehhandel sowie vom Handel mit Textilien und Landesprodukten/Lebensmitteln. Einige waren als Metzger tätig. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen Läden und Handlungen am Ort errichtet.  
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer (Religionslehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Zeitweise übernahmen auch auswärtige Lehrer den Unterricht der Kinder und andere Aufgaben (Schächten), wie aus der Ausschreibung der Lehrerstelle für Windecken 1901 (siehe unten) deutlich wird bzw. aus der Angabe von 1924, wonach der Lehrer von Assenheim in Marköbel unterrichtete. Die Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat Hanau.         
    
Um 1924, als 66 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,8 % von insgesamt 1.374 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Siegfried Lichtenstein. Als Vorbeter/Kantor war Siegfried Löbenstein tätig, als Lehrer und Schochet Lehrer Markus aus Assenheim. Er unterrichtete damals acht Kinder der Gemeinde in Religion. 1932 waren die Gemeindevorsteher Louis Lichtenstein (1. Vors.) und Max Fuld (2. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch drei Kinder der Gemeinde Religionsunterricht vor Ort.  
  
1933 lebten noch 46 jüdische Personen in Marköbel (3,1 % von insgesamt 1.476 Einwohnern). Es waren insgesamt 16 Familien: Gottfried Appel, Marx und Sally Fuld, Julius und Seligmann Katz, vier Familien Lichtenstein, drei Familien Löwenstein, Max Reichenberg, Leopold Stern sowie Julius und Leopold Stern. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Insgesamt gelang 20 Personen die Auswanderung (in die Vereinigten Staaten, nach Palästina/Israel, nach Südafrika). Die übrigen verzogen in größere Städte, insbesondere nach Frankfurt. Beim Novemberpogrom 1938 kamen SA-Leute aus Altenstadt (Wetterau-Kreis) nach Hammersbach. Sie zerstörten die Synagoge (s.u.) und drangen in das Haus der Familie Lichtenstein in der Rüdigheimer Straße ein, wo sie die Einrichtung zerschlugen und die Bewohner misshandelten. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und - zusammen mit den jüdischen Männern aus Höchst a.d.Nidder, Himbach und Hainchen - in das Amtsgerichtsgefängnis nach Altenstadt gebracht. Wenige Tage später wurden diese Männer in das KZ Buchenwald eingeliefert. Nach ihrer Rückkehr verließen auch die letzten jüdischen Familien den Ort (bis Mai 1939). 
      
Von den in Marköbel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "
Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gottfried Appel und seine Frau Melitta Appel geb. Löwenstein (wohnten in der Nordstraße 14), Max Fuld und seine Frau Bertha Fuld geb. Löbenstein (Manufakturwarengeschäft in der Hauptstraße 14), Gerty Katz geb. Weichsel und Sohn Semy Katz, Julius Lichtenstein (1893) und Sohn Herbert Lichtenstein (Rüdigheimer Straße 2), Eduard Lichtenstein und seine Frau Lina Lichtenstein geb. Zimmermann (1869) sowie Rosa Lichtenstein (Rüdigheimer Straße 3), Abraham Löbenstein (Ringstraße 19), Helene Löbenstein geb. Reinhardt und Tochter Fanny Löebenstein (Hauptstraße 30), Max Reichenberg und seine Frau Else Reichenberg geb. Hecht (Hauptstraße 15), Leopold Stern und seine Tochter Hedwig Stern (Hauptstraße 31).      
Außerdem sind aus Marköbel umgekommen: Selma Elsoffer geb. Lichtenstein (), Paula Heller geb. Stern (), Anselm Katz (1867), Samuel Katz (1880), Franziska Lederer geb. Katz (1872), Seligmann Löbenstein (1882), Johanna Mayer geb. Lichtenstein (1868), Mathilde Nachmann geb. Katz (1877), Blanka Rosenfeld geb. Strauss (1908), Ida Strauss (1902).  
Anmerkung: die Auswertung der Listen ist noch nicht abgeschlossen.  
     
     
     

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
    
     

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorsängers und Schächters 1893, 1901 und 1904   

Markoebel Israelit 05101893.jpg (75800 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1893: "Bekanntmachung!  
In der Synagogengemeinde Marköbel ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters mit einem festen jährlichen Gehalte von 600 Mark, freier Wohnung, Heizung und einem Nebeneinkommen von ungefähr 300 Mark sofort zu besetzen. Bewerber haben sich unter Beifügung der Abschriften ihrer Zeugnisse bis zum 20. Oktober an das unterfertigte Amt zu wenden. 
Hanau, den 22. September 1893. 
Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Koref."    
   
Nachfolgende Ausschreibung bezieht sich auf die  Lehrer- und Vorbeterstelle in Windecken - der Lehrer dort sollte auch für Unterricht und Schächten in Marköbel zuständig sein.
Windecken Israelit 04031901.jpg (71369 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1901: "Die erledigte Lehrer- und Vorsängerstelle bei der Synagogengemeinde zu Windecken soll wieder besetzt werden. Mit derselben ist ein fixer Gehalt von 600 Mark jährlich nebst freier Wohnung, sowie ein Einkommen von ungefähr 400 Mark für Schächten verbunden. Dem Anzustellenden soll auch die Erteilung des Religionsunterrichtes und die Ausübung der Schächtfunktion in Marköbel, wofür ein Gehalt von Mark 250 beziehungsweise ein Einkommen von ungefähr 150 Mark angesetzt ist, übertragen werden. Bewerber um diese Stelle wollen ihre Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen versehen, bis zum 18. März einreichen.  
Hanau, 28. Februar 1901. Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Bamberger." 
  
Markoebel Israelit 24101901.jpg (55043 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1901: "Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle für die Synagogengemeinde Marköbel ist alsbald zu besetzen. Das Gehalt beträgt Mark 600 und das Einkommen für die Ausübung der Schächtfunktion Mark 400. Bewerber wollen ihre Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen versehen bis zum 10. November anher einreichen.  
Hanau, 14. Oktober (1901). 
Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Bamberger 
   
Markoebel Israelit 14091904.jpg (58377 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1904: "Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle für die Synagogen-Gemeinde Marköbel ist alsbald zu besetzen. Das Gehalt beträgt Mark 700. Nebeneinkommen Mark 100, Einkommen aus dem Schächterdienst Mark 300 und Wohnungsentschädigung Mark 50. Bewerber wollen ihre Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen versehen, bis zum 1. Oktober anher einreichen.  
Hanau, 5. September (1904). 
Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Bamberger."   

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen von Metzgermeister Abraham Lichtenstein (1901 / 1902)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: 
"Suche per sofort einen tüchtigen Metzgerburschen bei guter Bezahlung und dauernder Stellung. 
Abraham Lichtenstein, Metzgermeister, 
Marköbel bei Hanau".   
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1902: "Suche zum baldigen, eventuell sofortigem Eintritt einen tüchtigen Metzgergesellen bei gutem Lohn, dauernder und angenehmer Beschäftigung. Abraham Lichtenstein, Metzger, Marköbel bei Hanau."     
 

  
Anzeige der Bäckerei Max Reichenberg (1906)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juni 1906: "Suche für sofortigen Eintritt einen Gesellen und einen Lehrling. Schabbos und Jontof (Feiertag) streng geschlossen. 
Max Reichenberg,
Bäckerei, Marköbel bei Hanau a.M."   

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Marköbel 
geborenen Manfred Fuld
 
 Markoebel KK MZ Fuld Manfred.jpg (90571 Byte)   
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Manfred Fuld (geb. 13. März 1905 in Marköbel), Kaufmann.    

      
      
      

Zur Geschichte der Synagoge  
      
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden.   
      
In der später erbauten Synagoge gab es 38 Plätze für die Männer, 18 für die Frauen.    
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute aus Altenstadt (Wetterau-Kreis) durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern zerstört. Die Brandruine wurde wenig später abgebrochen.   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:    Nordstraße 13  
  
   
Fotos  

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Marköbel vorhanden; 
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite.
 
     

    
    
Links und Literatur     

Links:  

Website der Gemeinde Hammersbach    
Art. "Marköbel" in: Encyclopedia of Jewish Communities: Germany volume 3 (Germany). Online zugänglich.   
(Übersetzung des hebräischen Artikel von Pinkas Hakehillot s. Lit. ins Englische) 
Webportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Marköbel     

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Marköbel 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Marköbel sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,581   Trauregister der Juden von Marköbel  1825 - 1873    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782878      
HHStAW 365,579   Geburtsregister der Juden von Marköbel   1825 - 1874   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289983      
HHStAW 365,580   Sterberegister der Juden von Marköbel  1826 - 1874   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782879     

Literatur:   

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 
Keine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988. Dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. Dies. Neubearbeitung der Bände 2007².  
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 208-209.  
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 504.   
1150 Jahre Marköbel. 850 Jahre Baiersröderhof. Hg. Gemeindevorstand der Gemeinde Hammersbach. 1989. Darin: Rudolf W. Sirsch: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde, und Dirk-Jürgen Schäfer: Das Schicksal der Marköbeler Juden im Dritten Reich.  
Dieser Beitrag konnte noch nicht ausgewertet werden. 

   
    

  
  

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.   

Markoebel (now part of Hammersbach) Hesse-Nassau. Numbering 33 in 1750, the Jewish community grew to 91 (8 % of the total) in 1885 but thereafter declined to 46 in 1933. The Nazis destroyed the synagogue and by May 1939 all the Jews had left.  
        
          

                   
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Stand: 29. November 2016