Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Monsheim mit Kriegsheim (Kreis Alzey-Worms)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Grafschaft Leiningen gehörenden Monsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Um 1800 lebten am Ort 41 Juden, 1806 waren es 13 jüdische Familien. In den folgenden Jahrzehnten wurden gezählt: 1824 64 jüdische Einwohner, 1828/30 74, 1855 62, 1861 46 (6,9 % von insgesamt 663 Einwohnern), 1880 47 (5,5 % von 853), 1900 28 (2,8 % von 985), 1905 28 jüdische Gemeindeglieder. In der Mitte des 19. Jahrhunderts (1855) gehörten zur jüdischen Gemeinde Monsheim auch die in Kriegsheim lebenden 20 jüdischen Einwohner. Hier in Kriegsheim lebten spätestens seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Juden, zwei in Kriegsheim geborene Juden wohnten später in Nieder-Flörsheim). Die in Hohen-Sülzen lebenden Juden hatten bereits im 19. Jahrhundert eine enge Beziehung nach Monsheim, jedoch hatten sie einen eigenen Betsaal (1855 28, 1894 15 unter dem Vorsteher H. Klein). 
 
Um 1873 gab es zeitweise eine enge Verbindung zwischen den Gemeinden Monsheim und Wachenheim ("vereinigte Gemeinden Wachenheim und Monsheim", siehe Ausschreibung der Lehrerstelle 1873 unten.    
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Zunächst hatte Monsheim einen eigenen Religionslehrer. Um 1884/1888 wird Moritz Nathan Karasch als Lehrer genannt, um 1889 J. Vorenberg (= der ab 1891 in Reinheim tätige Lehrer Josef Vorenberg, geb. 1865 in Meimbressen), bis 1893 J. Singer. Als die Zahl der Gemeindeglieder in Monsheim (mit Kriegsheim) und den benachbarten Orten Hohen-Sülzen und Nieder-Flörsheim zurückging, stellte man (seit 1893) einen gemeinsamen Religionslehrer für diese Gemeinden an. 1894 erteilte A. Katzenstein den Unterricht in Monsheim (12 Kinder), den umliegenden Orten und Eppelsheim (vier Kinder), um 1896/1898 wird Lehrer Hirsch genannt. 1899 unterrichtete Lehrer Silberstein aus Monsheim die Kinder in Monsheim, Eppelsheim und Umgebung. Um 1904 gehörten zum Unterrichtsbezirk Monsheim die in Hohen-Sülzen, Nieder-Flörsheim, Wachenheim, Mölsheim, Pfeddersheim und Pfiffligheim lebenden jüdischen Familien.    
Gemeindevorsteher waren um 1887/1888 D. Scheuer, um 1889 J. Goldschmidt, um 1893/1897 Moses Goldschmidt, L. Löb und D. Klein. Als Rendant wird um 1895/1897 C. Frank genannt. 
 
Im Ersten Weltkrieg wird aus Eppelsheim der Kriegsfreiwillige Otto Süß genannt, der 1915 mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Auch Albert Scheuer (Unteroffizier beim Landwehr Infanterieregiment Nr. 24, Sohn des Landesproduktenhändlers David Scheuer) wurde 1915 mit dem Eisernen Kreuz II ausgezeichnet (Israelitisches Familienblatt vom 19.11.1915 S.3); 1916 erhielt er die Hessische Tapferkeits-Medaille (Israelitisches Familienblatt vom 24.2.1916 S. 2). Ernst Löb (Unteroffizier, Sohn des Witwe von Ludwig Löb) erhielt 1917 das Eiserne Kreuz II (Israelitisches Familienblatt vom 29.3.1917). Adolf Scheuer erhielt für seinen Kriegseinsatz die Hessische Tapferkeits-Medaille (Jüdische Volkszeitung vom 9. August 1918 Nr. 32).  
       
1924 gehörten zur jüdischen Gemeinde Monsheim noch 18 jüdische Einwohner des Ortes (1,63 % von insgesamt 1.100). Auch die nur noch fünf in Hohen-Sülzen und sechs in Nieder-Flörsheim lebenden jüdische Personen waren inzwischen Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Monsheim. Die Orte waren dem Rabbinatsbezirk Worms zugeteilt. Die Vorsteher der jüdischen Gemeinde waren um 1924/32 Adolf Scheuer, Ferdinand Löb und Otto Goldschmidt. 1932 gab es keinen eigenen jüdischen Religionslehrer mehr. Der Religionsunterricht der (im Schuljahr 1931/32 nur noch drei) jüdischen Kinder wurde durch den Lehrer Salomon aus Worms erteilt. An jüdischen Vereinen gab es vor allem den Männer-Kranken- und Unterstützungsverein (gegründet 1854; Vorsitzender Adolf Scheuer; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger in Krankheitsfällen). Gemeinsam mit der Gemeinde Wachenheim gab seit seit 1923 eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1923 Vorsitzender Ernst Kehr, Wachenheim; Beisitzer Adolf Scheuer, Monsheim).
   
Jüdischen Familien gehörten in Monsheim bis nach 1933 mehrere Gewerbebetriebe und Handlungen: 1933 waren es noch zwei Landesproduktenhandlungen, eine Schuhwarenhandlung und eine Metzgerei. 
         
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933 zusammen mit Hohensülzen: 20 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Erster Gemeindevorsteher war noch bis 1935 Adolf Scheuer. In diesem Jahr verzog er nach Stuttgart, wo er im August 1939 gestorben ist. Ausgewandert ist unter anderem der Sohn des Metzgermeisters Josef Löb mit seiner Familie; die Eltern verzogen 1938 nach Flonheim. Die beiden anderen Familien (Goldschmitt und Beerwald) verzogen nach Bonn beziehungsweise Frankfurt am Main. 1939 hatte die letzte jüdische Familie den Ort verlassen. 
    
Von den in Monsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Beerwald geb. Goldschmitt (1883), Ruth Beerwald (1922), Selma Braun geb. Löb (1895),  Pauline Cono geb. Goldschmitt (1873), Alice Goldschmitt (1890), Emil Goldschmitt (1881), Otto Goldschmitt (1877), Bertha Kahn geb. Scheuer (1868), Flora Kapellner geb. Goldschmitt (1886), Nora Rosa Kapellner (1922), Regina Löb (1873), Olga Löb (1875), Hermine Löwensberg geb. Scheuer (1876), Julie Mamber geb. Goldschmidt (1887), Auguste Weissmann geb. Löb (1871).
Hinweis: der Familienname Goldschmitt wird häufig auch Goldschmidt geschrieben.
Weiterer Hinweis: für Alice Goldschmidt und Flora Kapellner geb. Goldschmitt liegen seit 9. November 2022 "Stolpersteine" in Berlin-Zehlendorf (Hermannstraße 11):  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Berlin-Zehlendorf mit Angaben zur Biografie der beiden Frauen (weitere Informationen auch unten).
     
Aus Kriegsheim werden in den genannten Listen keine Personen aufgeführt.  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1873 / 1886 / 1893 / 1895 / 1896 / 1900     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. März 1873: "In den vereinigten Gemeinden Wachenheim und Monsheim ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters sofort zu besetzen. Gehalt 300 Gulden, Nebeneinkünfte ungefähr 75 Gulden. Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten melden. 
Worms am Rhein, im Februar 1873. Dr. Alex. Stein, Rabbiner."    
  
Monsheim Israelit 11021886.jpg (43124 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1886: "In hiesiger Gemeinde ist die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle mit einem festen Gehalt von 450 Mark nebst 200 Mark Nebenverdienst und freier Wohnung sofort zu besetzen. Bewerber wollen sich an Unterzeichneten wenden.
Monsheim (Hessen), 1. Februar 1886. Der Vorstand David Scheuer."
Monsheim Israelit 16031893.jpg (33443 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1893: "Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters der israelitischen Gemeinde zu Monsheim, Rheinhessen, zu zu vergeben und für sofort zu besetzen. Näheres daselbst bei dem Vorsitzenden Moses Goldschmitt". 
Möglicherweise konnte die Stelle auf Grund der Ausschreibung im März 1893 nicht besetzt werden, worauf man sich - auch um den Gehalt des Lehrers erhöhen zu können, zur Ausschreibung gemeinsam mit den in Nieder-Flörsheim lebenden jüdischen Einwohnern entschloss: 
N Floersheim Israelit 05061893.jpg (42410 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1893: "Die israelitischen Religions-Gemeinden Monsheim und Nieder-Flörsheim in Rheinhessen suchen per sofort einen Religionslehrer, der zugleich Vorbeter und Schochet sein muss. Fixes Gehalt Mark 500, Nebenverdienste ungefähr Mark 300 per Jahr. Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. Monsheim, den 1. Juni 1893. M. Goldschmitt."
     
Anzeige in der "Allgemeinen Israelitischen Wochenschrift vom 12. Juli 1895: "Monsheim (nebst Niederflörsheim): Per 1.8. Lehrer, Kantor. Schule. Gesamteinkommen 8-900 Mark, freie Wohnung. Meldung an M. Goldschmidt, Monsheim (Hessen)."   
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 23. Juli 1896: "Die israelitische Religions-Lehrerstelle, verbunden mit Vorbeter- und Schächterdienst zu Nieder-Flörsheim - Monsheim ist wieder zu besetzen. Gehalt 450 Mark, nebst 200 Mark Nebenverdienst. Geeignete Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten einsehen.
Nieder-Flörsheim, 19. Juli.
Der Vorstand: Josef Mayer."      
 
Monsheim Israelit 28061900.jpg (40088 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1900: "Die israelitische Lehrerstelle verbunden mit Vorbeter- und Schächterdienst zu Monsheim, Nieder-Flörsheim, ist neu zu besetzen. Gehalt 500 Mark nebst 300 Mark Nebenverdienst. Geeignete Bewerber wollen ihre Zeugnisse dem Unterzeichneten einsenden.
Monsheim, 25. Juni.  
Der Vorstand:
Ludwig Löb."      

     
Neuregelung für die Lehrer und Unterrichtsbezirke im Kreis Worms (1904)     

Artikel in "Der Israelit" vom 28. Januar 1904: "Mainz. (Israelitisches Religionsschulwesen im Großherzogtum Hessen). Das Großherzogliche Ministerium plant die definitive Anstellung israelitisches Religionslehrer, welche ein den Volksschullehrern gleiches Gehalt beziehen und dieselben Recht genießen sollen, sobald sie wöchentlich 20 Stunden Religionsunterricht erteilen. Die nötigen Mittel sollen von den Gemeinden, die zu dem betreffenden Bezirk gehören, aufgebracht werden. An die Vorstände der israelitischen Gemeinden des Kreises Worms ist bereits der ausgearbeitete Plan gesandt worden. Nach demselben sind die Gemeinden in vier Unterrichtsbezirke eingeteilt, und zwar folgend: 1. Alsheim, Gimbsheim, Eich und Hamm; 2. Osthofen, Rhein-Dürkheim, Herrnsheim, Abenheim und Gundheim; 3. Heßloch, Monzernheim, Eppelsheim, Gundersheim und Westhofen; 4. Monsheim, Hohen-Sülzen, Nieder-Flörsheim, Wachenheim, Mölsheim, Pfeddersheim und Pfiffligheim. Die Gemeinden Heppenheim a.d.W. und Offstein sollen der Gemeinde Worms zugeteilt werden. Bis zum 1. Februar müssen die Gemeinden dem Kreisamte Worms Bericht erstattet haben."    

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
Junges Mädchen sucht Stelle als Verkäuferin (1885)
      

Anzeige in "Der Israelit" vom 23. April 1885: "Für ein junges gebildetes Mädchen wird in einem Kurz-, Weiß- und Wollwaren-Geschäft eine Stelle als Verkäuferin gesucht.
Offerten unter S.N. Nr. 1866 postlagernd Monsheim bei Worms."    

   
Anzeigen des Metzgermeisters und Viehhändlers Ferdinand Löb (1895 / 1896)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 7. Mai 1894: "Ein kräftiger Junge kann per sofort oder auch später die Metzgerei und Viehhandel erlernen bei
Ferdinand Löb,
Monsheim bei Worms."     
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 9. Oktober 1913: "Ein kräftiger Junge kann bei mir sofort Metzgerei und Viehhandel erlernen.
Ferdinand Löb,
Metzgermeister und Viehhandlung,
Monsheim
bei Worms (Rheinhessen)."    

             
Verlobungsanzeige für Meta Scheuer und Julius Dannheisser (1928)    
Anmerkung: Zu Julius Dannheiser (1897-1976) vgl. genealogische Informationen und Foto unter https://www.geni.com/people/Julius-Dannheisser/6000000102753152131; Meta geb. Scheuer wird hier nicht genannt.      

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 31. Mai 1928:
"Meta Scheuer  -  Julius Dannheisser  
Verlobte  
Monsheim (Rheinhessen) -  Pirmasens."     

             
Über die Geschichte von Ernst Löb (1886-1954) siehe Seite zu Oppau-Edigheim   
       
Über die Familie Goldschmitt - Kapellner 
Martin Goldschmitt (geb. 1812) war verheiratet mit Johannette geb. Kühn (geb. 1812, gest. 1873).
Ihre Söhne waren: 1) Moses Goldschmitt (geb. 1843 in Wachenheim, gest. 1900), verheiratet in 1. Ehe mit Franziska geb. Simon (geb. 1843, gest. 1883, in 2. Ehe mit Lina geb. Blum (Lebensdaten fehlen).
2) Heinrich Goldschmitt (geb. 1845, gest. 1930), verheiratet mit Rebecka geb. Herf (geb. 1845, gest. 1917).
In einem Nachkommenstammbaum, der von Miklas Weber erstellt wurde, finden sich Informationen zu den Nachkommen. Link zum Stammbaum Goldschmitt (eingestellt als pdf-Datei).        
   
Hinweis auf Flora Kapellner geb. Goldschmitt und Alice Goldschmitt (in Monsheim geborene Töchter von Moses Goldschmitt und Lina geb. Blum) 
Anmerkung: Flora Kapellner geb. Goldschmitt (geb. 22. März 1886 in Monsheim als Tochter von Moses Goldschmitt und Lina geb. Blum s.o.) war verheiratet mit Heinrich Kapellner (geb. 1889), der Ende 1936 starb. Die beiden hatten zunächst in Potsdam (siehe Anzeige unten, ab 1936 in Berlin-Zehlendorf) ein Kinderheim geleitet. Danach führten Flora Kapellner und ihre Schwester Alice Goldschmidt (geb. 22. Oktober 1890 in Monsheim) das Kinderheim allein, in dem zwischen 1926 und 1941 40 Kinder lebten. Anfang 1942 wurde es zwangsweise geschlossen. Die Kinder wurden - genauso wie Flora Kapellner und Alice Goldschmitt - deportiert und ermordet.
Dazu Beitrag von André Simon: Das Kinderheim Kapellner in der Hermannstraße. Idee - Suche - Beweise - Erkenntnisse. In "Zehlendorfer Heimatbrief". Regionalgeschichtliche Beiträge und Mitteilungen. Hrsg. vom Heimatverein Zehlendorf - Museum und Archiv. 65. Jahrgang Nr. 1 April 2022. Eingestellt als pdf-Datei
Weiterer Beitrag von André Simon: Suchen – Beweisen – Erkennen. Das Kinderheim Kapellner in der Hermannstraße 11, in: Jahrbuch 2023 für Zehlendorf. Altes und Neues von Menschen, Landschaften und Bauwerken, 27. Jg., Berlin-Zehlendorf 2022, S. 29-38. André Simon ist Lehrer am Droste-Hülshoff-Gymnasium, das am 9. November 2022 eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht durchführte, in der u. a. ein im Rahmen eines Wahlpflichtkurses Geschichte durchgeführtes Projekt zum Kinderheim Kapellner vorgestellt wurde.
Am 9. November 2022 wurden in der Hermannstraße 11 vier Stolpersteine verlegt – zur Erinnerung an Alice Goldschmidt, ihre Schwester Flora Kapellner geb. Goldschmidt und deren beiden Töchter Ingeborg und Nora. Siehe Übersicht 'Liste der Stolpersteine in Berlin-Zehlendorf' - https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Berlin-Zehlendorf.  
Informationen und Fotos auch in der Seite https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/politik-und-verwaltung/beauftragte/antisemitismus/artikel.1263393.php   

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. November 1934: "Ersatz für Elternhaus.
Jüdisches Landhaus
mit parkartigem Garten nimmt Kinder in Pension.
Gute Verpflegung / mäßige Preise / sehr günstige Schul-Verhältnisse - beste Empfehlungen. Kapellner, Potsdam. Gr. Weinmeisterstraße 26/27. Tel. 1786."    

   
    

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Monsheim 
geborenen Hugo Loeb
 
 Monsheim KK MZ Loeb Hugo.jpg (81437 Byte)  
   Kennkarte (Mainz 1939) für Hugo Loeb (geb. 11. März 1882 in Monsheim), Kaufmann    

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge         
    
Eine Synagoge gab es bereits in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Davon schreibt der lutherische Pfarrer Georg Klein im Kirchenbuch von Monsheim anlässlich eines Eintrages im Pestjahr 1666. Die Synagoge war in Kirchennähe. Eine neue Synagoge soll um 1840 erbaut worden sein. Sie wird 1851 erstmals genannt. Es handelte sich um einen einfachen zeittypischen Bau (ursprünglich unverputzter Backsteinbau mit Rundbogenfenstern). Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Synagoge in Monsheim auch von den in Kriegsheim lebenden jüdischen Personen besucht.
 
Das Synagogengebäude wurde vermutlich bereits vor 1938 verkauft. Über Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Pogromnacht 1938 ist nichts bekannt. Das Gebäude wurde zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 80    
   

   
Fotos
(Quelle des Fotos von 1996: Landesamt s. Lit. S. 273)   

Historische Fotos   Historische Fotos sind bislang nicht bekannt; Hinweise bitte an den Webmaster der
 "Alemannia Judaica"; Adresse siehe  Eingangsseite.  
     
Das ehemalige 
Synagogengebäude 1996
 
Monsheim Synagoge 200.jpg (75630 Byte)  
  Das Gebäude der ehemaligen Synagoge (1996)  
     
     
Das ehemalige Synagogengebäude 
Im März 2013 

(Fotos: Michael Ohmsen; 
vgl. Fotoseite von M. Ohmsen 
zu Monsheim-Kriegsheim
)  
 Monsheim Synagoge 050.jpg (60110 Byte) Monsheim Synagoge 051.jpg (105641 Byte) 

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge mit Inschriftentafel - Text: "Ehemalige Synagoge. 
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Monsheimer Synagoge im Jahr 1851; er ist anzunehmen, dass sie um 1840 erbaut wurde.
Das Gebäude wurde vermutlich bereits vor 1938 verkauft, als nur noch wenige Juden im Ort wohnten. Über Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Pogromnacht 1938 ist nichts bekannt. Bekannt ist aber aus den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, dass 7 in Monsheim geborene oder hier lebende Juden in der NS-Zeit umgekommen sind.  
Eine Jüdische Gemeinde Monsheim gab es seit ca. 1800. Damals lebten hier 41 Juden in 13 Familien. Die Gemeinde wurde betreut von einem Religionslehrer, der zugleich als Vorbeter und Schächter fungierte. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beigesetzt.  
Das Gebäude ist in Privatbesitz."    

     

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Monsheim  

Literatur:  

bulletDie Geschichte der Juden in Monsheim. In: Blätter für jüdische Geschichte und Literatur. Jg. 1902 Nr. 17,32 und 33,43. 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 273-274 (mit weiteren Literaturangaben).  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 233.  
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 93.  

    
     


 
   
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Monsheim  Hesse.  The community, numbering 46 (7 % of the total) in 1861, underwent a process of decline and the last 12 Jews probably emigrated to the United States before Worldwar II.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020