Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Naumburg (Saale) (Burgenlandkreis) 
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof 
    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
In Naumburg gab es eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Auch im 19./20. Jahrhundert lebten einige jüdische Familien in der Stadt; es kam jedoch nicht zur Bildung eines selbständigen jüdischen Gemeinde. 
 
Im Mittelalter werden jüdische Einwohner erstmals 1348 genannt (darunter der jüdische Arzt Jakob), doch waren sie bereits in den Jahrzehnten zuvor in der Stadt ansässig geworden. 1329 verlieh Ludwig der Bayer seinem Schwiegersohn Markgraf Friedrich von Meißen die Reichssteuer der in Naumburg und Zeitz wohnhaften Juden und teilte dies dem Bischof von Naumburg mit. Die Juden der Stadt bewohnten südöstlich des Marktes ein eigenes Wohnquartier ("Jüdengasse") mit einer Synagoge (1354 erstmals genannt), einer Schule und einem rituellen Bad (Mikwe). Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit wurden 1349 die Juden der Stadt ermordet (verbrannt). 
  
1354 werden wiederum Juden in der Stadt erwähnt (drei Juden). Der Rat erhob damals von ihnen 50 Schock Groschen, davon 20 für den Bischof. 1384 brannte ein Teil der Stadt nieder, darunter auch die Häuser in der "Jüdengasse". Zwischen 1399 und Mitte des 15. Jahrhunderts lassen sich in der Stadt mindestens 13 jüdische Familienvorstände nachweisen. So waren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehr als 100 jüdische Einwohner in der Stadt.  Sie lebten insbesondere vom Geldhandel, aber auch vom Handel mit Pferden und Waren. 1410 wird durch den "Judenbrief" des Naumburger Rates festgelegt, dass höchsten 22 jüdische Familien in der Stadt leben dürfen. Für ihre Schule und Synagoge sollen die Juden fortan 40 rheinische Gulden bezahlen. 1494 wurden die Juden der Stadt auf Betreiben des sächsischen Landesherren Kurfürst Friedhof die Juden aus allen sächsischen Städten und damit auch aus Naumburg vertrieben. Jahre zuvor hatten christliche Prediger für eine antijüdische Stimmung in der Bürgerschaft besorgt. Zwei Jahre nach der Vertreibung später wurde die Synagoge abgebrochen (1496). 1499 wurde vertraglich festgelegt, dass künftig keine Juden mehr in der Stadt leben dürfen.  
 
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich Juden wieder in der Stadt niederlassen (1859). 1862 wurden 9 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt, 1910 42, 1925 39 jüdische Einwohner.  
 
1933 lebten in der Stadt 35 jüdische Personen. Unter den damals bestehenden etwa zwanzig jüdischen Geschäften und Kanzleien sind u.a. zu nennen: Kaufhaus Max Cohn, Inh. Jonas (Herrenstraße 16/17), Kaufhaus Max Ahlfeld (Große Salzstraße 35), Konfektionsgeschäft Hardt (Markt 15), Textilgeschäft/Kurzwaren Josef Gross (Salzstraße 40(, Haus der Damenhüte (Inh. William Wolff, Lindenring 14), Darmgroßhandlung & Fleischereiartikel (Inh. Friedmann, Am Georgentor 16), Viehhandlung Gebr. Männheimrt (Roßbacher Str. 5c), Rechtsanwalt Justizrat Adolf Landsberg (Kösener Str. 27), Rechtsanwalt Dr. Otto Hollaender (Spechsart 5). Auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts sind mehrere der jüdischen Familien emigriert (USA, Palästina, Brasilien). 1939 wurden noch neun jüdische Einwohner gezählt.  
 
Nach 1933 wurden die jüdischen Geschäfte enteignet beziehungsweise "arisiert". Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Textilgeschäft von Josef Gross in der Salzstraße von jungen Nationalsozialisten demoliert und geplündert. 1939 wurden noch acht jüdische Einwohner gezählt. 1942 wurden die bis dahin verbliebenen, meist älteren Juden in das jüdische Altersheim nach Halle verbracht und von dort  aus wenig später deportiert.    
 
An die jüdische Geschichte der Stadt erinnern Gedenktafeln im Tor vom Topfmarkt zur "Jüdengasse". Darunter ist auch eine Tafel zur Erinnerung an die in der NS-Zeit umgekommenen / ermordeten jüdischen Einwohner aus Naumburg: Eva Gross geb. Grossmann (1896), Josef Salomon Gross (1889), Annemarie Gutkind (1906), Gustav Gutkind (1860), Peter Hollaender (1919), Otto Hollaender, Fritz Jonas (), Lotte Jonas (), Adolf Landsberg (), Elly Landsberg geb. Mockraner (1873), Simon Mannheimer, Dr. Arthur Samter (1886). Dazu werden in der Liste des Bundesarchivs Berlin folgende in Naumburg geborene beziehungsweise längere Zeit wohnhafte jüdische Personen genannt, die in der NS-Zeit umgekommen sind: Ernst Berwin (1892), Heinrich Buchsbaum (1878), Margarete Grüß geb. Wormann (1875), Johannes Ernst Ludwig Hollaender (1928), Kurt Kaiser-Blüth (1903), Sally Lazarus (1901), Rudolf Fritz Ferdinand Müller (1897), Henriette Oppenheim geb. Weiser (1889), Heinz Kurt Peller (1914), Max Peller (1907), Friederike (Friedel) Weinberg geb. Schwarz (1893).      
  
  
  
Fotos zur jüdischen Geschichte  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 15.5.2013)     

Naumburg Stadt 014A.jpg (93478 Byte) Naumburg Stadt 014.jpg (204314 Byte) Naumburg Stadt 014B.jpg (66093 Byte) Naumburg Stadt 020.jpg (97861 Byte)
Hinweistafel am "Topfmarkt", 
u.a. zur jüdischen Geschichte 
Historische Ansicht des Eingangs 
in die "Jüdengasse" 
Der Eingang in die "Jüdengasse" 
vom Topfmarkt 
     
Naumburg Stadt 021.jpg (98752 Byte) Naumburg Stadt 022.jpg (80617 Byte) Naumburg Stadt 023.jpg (64886 Byte)
 Der Eingang in die "Jüdengasse"    Blick in die "Judengasse"  Straßenschild "Jüdengasse"  
     
Naumburg Stadt 025.jpg (77627 Byte) Naumburg Stadt 027.jpg (109004 Byte) Naumburg Stadt 029.jpg (61152 Byte)
Kopf eines Juden, 
vermutlich aus dem Mittelalter   
Gedenkrelief zur jüdischen Verfolgungs-
 geschichte vom Mittelalter bis zur NS-Zeit   
 Die Namen der aus Naumburg in der NS-Zeit
 umgekommenen / ermordeten Juden 
     
Naumburg Stadt 030.jpg (115354 Byte) Naumburg Stadt 031.jpg (115406 Byte) Naumburg Stadt 032.jpg (119610 Byte)
Ansichten der "Jüdengasse"     
     

   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes   
   
Ein jüdischer Friedhof soll in Naumburg 1794 angelegt worden sein. Auf ihm wurden bis zur Anlage eines Friedhofes in Leipzig (1864) zumindest teilweise auch die Leipziger Juden beigesetzt. 1883 wurde der Naumburger Friedhof aufgelöst. Die in Naumburg lebenden jüdischen Familien brachten nun ihre Toten nach Weißenfels. Das Gelände des Naumburger jüdischen Friedhofes wurde nach 1883 eingeebnet und völlig überbaut. Es gibt heute keine sichtbaren Spuren mehr. Nur eine Inschrift, die vom Eingang zum Friedhof stammen soll (Text: "Tod ist nicht Tod, ist nur Veredlung sterblicher Natur") ist noch im Straßenzug "Neumauer" erhalten. Sie wurde in die Mauer des seit 1939 stillgelegten Domfriedhofs eingesetzt.  
  
  
Lage des Friedhofes 
  
Der jüdische Friedhof, der nach 1883 eingeebnet wurde, befand sich hinter dem Straßenzug "Hinter der Post" zwischen Hallescher Straße und Thomas-Müntzer-Straße. Die "Neumauer" befindet sich am ehemaligen Domfriedhof (Ecke Lindenring).  

Ungefähre Lage des ehemaligen jüdischen Friedhofes in Naumburg auf dem dortigen Stadtplan: 
links anklicken und über das Straßenverzeichnis weiter zu "Hinter der Post" 

    
    
    
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 15.5.2013  

 Die ungefähre Lage des nicht 
mehr bestehenden 
jüdischen Friedhofes 
Naumburg Stadt 010.jpg (86857 Byte) Naumburg Stadt 008.jpg (138439 Byte)
  Der nicht mehr bestehende Friedhof lag im Bereich "Hinter der Post"
 zwischen Hallescher Straße und Thomas-Müntzer-Straße. Die Grundstücke
 sind großenteils überbaut.   
     
 Vermutliche Erinnerung an 
den jüdischen Friedhof 
Naumburg Stadt 003.jpg (140623 Byte) Naumburg Stadt 001.jpg (161156 Byte)
  Die Inschrift "Tod, ist nicht Tod, ist nur Veredlung sterblicher Natur" soll vom
 jüdischen Friedhof stammen. Sie findet sich an der Straße "Neumauer" 
an der Mauer des ehemaligen Domfriedhofes.   
     

   
   

Links und Literatur 

Links: 

Website der Stadt Naumburg (Saale)    
Seiten zur jüdischen Geschichte in der Website naumburg-geschichte.de   

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 570-571; III,2 S. 928-934, jeweils mit Quellennachweisen und Literaturangaben.  
Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992. S. 201.    
Michael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 515. 
Martin Onnasch: Die Ausweisung der Juden aus Naumburg vor 500 Jahren. In: Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Thüringen. Heft. 29. Jena 1996. 
ders.: Verfolgt - vertrieben - umgebracht. Naumburger Juden 1933 - 1945. In: Saale-Unstrut-Jahrbuch 4 1999. S. 97-98.    

    

    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 21. Mai 2013