Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rhoden (Stadt Diemelstadt, Kreis Waldeck-Frankenberg) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
   
Siehe Seite zur Synagoge in Rhoden (interner Link) 
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes       
    
Der jüdische Friedhof in Rhoden wurde im 18. Jahrhundert angelegt. 1821 wird er erstmals in einer Eingabe der "Judenschaft" an den "hochlöblichen Stadtrat" erwähnt. In der Eingabe wird darauf hingewiesen, dass der "Heithübel" (heute: "Heidhügel") in den 1760er-Jahren der Judenschaft für die Beisetzungen ihrer Toten übergeben wurde. Die ersten Gräber wurden vermutlich mit Rücksicht auf den Bewuchs des "Heidhügels" unsystematisch (keine Gräberreihen) angeordnet. Erst im 19. Jahrhundert ging man, noch im alten Friedhofsteil, zu einer Reihenbelegung über. Seit 1878 wurde ein neuer Friedhofsteil (Erweiterungsfläche) belegt.  
 
Erstmals wurde der Friedhof 1924 geschändet (siehe Bericht unten).   
  
Der Friedhof wurde bis 1942 (Schwestern Anna und Ella Baer, gest. am 30. Mai 1942 an Suizid am Tag vor der Deportation) und letztmals 1966 (Robert Levie) belegt. Es sind noch 88 Grabsteine erhalten (Stand: 2010). Das Friedhofsgrundstück umfasst 33,50 ar. In der NS-Zeit kam es nur zu relativ geringen Beschädigungen des Friedhofes. 1946/47 mussten ca. 15 Grabsteine wieder aufgestellt werden. Von ihnen sollen nach einem Bericht der Stadtverwaltung Rhoden von 1946 "nur zwei" gewaltsam umgeworfen worden sein. 1961 wurde auf Veranlassung des Rhoder Bürgermeisters A. F. Runte ein Gedenkstein "Den Opfern des Faschismus 1933-1945" aufgestellt, auf dem die Namen von 28 aus Wrexen und Rhoden umgekommen jüdischen Personen genannt werden: in der linken Spalte stehen die Namen von Personen aus Rhoden, rechts aus Wrexen. Die Einzäunung wurde nach 1945 mehrfach erneuert (ein älterer Latten- bzw. Staketenzaun wurde durch einen Drahtzaun ersetzt).     
   
Der Friedhof wurde 1981 von Jugendlichen aus Rhoden erneut instandgesetzt. Seit 1987 grenzt der neue städtische Friedhof (Erstbelegung 1989) unmittelbar an den jüdischen Friedhof. 1997 wurde vom neu angelegten Friedhofsparkplatz aus ein zusätzliches Eingangstor zum jüdischen Friedhof eingebaut.    
    
2010 wurde eine Dokumentation des Friedhofes auf Grund einer Bestandsaufnahme des Friedhofes in den Jahren 2002 bis 2008 veröffentlicht (siehe Berichte unten). 
    
    
Aus der Geschichte des Friedhofes - Schändung 1924  
"Tafel der Schmach" - von 1923 bis 1927 wurden 39 jüdische Friedhöfe geschändet (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. Juli 1927: 
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.  
Berlin.
(J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die Daten:  
1. Sandersleben (November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben (März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen - Hessen (April 1924), 6. Ribnitz / Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg (August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld (November 1924, 11. Kleinbardorf bei Königshofen, 12. Binswangen Bez. Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen (August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen (Mai 1925), 17. Plauen i.V. (Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße, 19. Hockenheim / Baden (Januar 1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch (März 1926), 22. Erfurt (März 1926), 23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf / Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26. Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen (Dezember 1926), 28. Ermetzhofen / Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim / Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31. Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32. Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34. Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf / Bezirk Kassel (April 1927(, 36. Ansbach (April 1927), 37. Regensburg (Mai 1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen (Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz (Mai 1927)."      

    
    
    
Lage des Friedhofes     
    
Der Friedhof liegt auf dem "Heidhügel" am östlichen Ortsrand unmittelbar beim neuen allgemeinen Friedhof der Gemeinde (Zufahrt vom Warburger Weg). 
  
  
Link zu den Google-Maps   
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
  

Größere Kartenansicht    

     
     
Fotos   
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 29.3.2016)          

Rhoden Friedhof IMG_8406.jpg (301567 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8407.jpg (283695 Byte)  Rhoden Friedhof IMG_8408-1.jpg (261913 Byte)
Alter (unterer) Eingang 
zum Friedhof (bis 1997 genutzt) 
Blick vom Eingang 
auf den "Heidhügel"
Alte Grabsteine, in der Mitte für ein 
Mädchen, Tochter des Raphael 
     
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   Grabstein für die Mindel, Tochter des Raphael  Der "Heidhügel", rechts im Hintergrund Schloss Rhoden 
     
Rhoden Friedhof IMG_8413.jpg (269658 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8414.jpg (216590 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8416.jpg (244106 Byte)
Der neue, 1997 angelegte obere Eingang zum Friedhof mit Hinweistafel   Blick vom neuen Eingang auf den Friedhof 
     
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 Teilansicht im
 älteren Friedhofsteil  
In der Mitte Grabstein für 
Adele Löb geb. Stern (1879-1908) 
 Teilansicht im 
älteren Friedhofsteil 
     
Rhoden Friedhof IMG_8422.jpg (229835 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8423.jpg (277943 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8424.jpg (249306 Byte)
  Blick auf den "Heidhügel"    
     
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 Blick auf das Schloss Rhoden, 
davor der Turm der Stadtkirche 
Denkmal von 1961 für die in der NS-Zeit 
umgekommenen jüdischen Personen aus Rhoden und Wrexen 
 Teilansicht mit Rückseiten der Grabsteine 
(deutsche Grabsteininschriften)  
     
Rhoden Friedhof IMG_8431.jpg (209154 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8433.jpg (289248 Byte) Rhoden Friedhof IMG_8434.jpg (209744 Byte)
  Blicke zum jüdischen Friedhof auf dem "Heidhügel" von dem 1987/89 angelegten kommunalen Friedhof   

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

August 2010Vorstellung der Friedhofsdokumentation von Heinrich Friele und Karl Heinemann    
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 13. August 2010 (Artikel)   (als pdf-Datei eingestellt
"Eine neue Dokumentation stellt den jüdischen Friedhof in Rhoden vor. 
Jüdischer Friedhof: Aus dem Schatten ins Licht. 
Rhoden.
Sonnenstrahlen fallen durch die Blätter und sprenkeln die Steine. Ein Spiel aus Licht und Schatten. Hier, unter uralten Eichen, ruht der jüdische Friedhof. Er ist ein Schmuckstück am Rande von Rhoden, ein verwunschen wirkender Ort.
Idyllischer Ort: Der jüdische Friedhof in Rhoden liegt im Schatten alter Eichen und ist ein verwunschener Platz. Gräber aus drei Jahrhunerten sind hier erhalten. Viele Inschriften sind in hebräischer Sprache und schwer zu entziffern.
Zum Leben erweckt wird er in einer Dokumentation, die jetzt erscheint. Rhodens Stadtarchivar Heinrich Friele hat sie erstellt. Geholfen hat ihm Karl Heinemann. 'Der jüdische Friedhof Rhoden' heißt das 250 Seiten umfassende, detaillierte Werk, das morgen der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Herausgebracht hat es der Waldeckische Geschichtsverein, Bezirksgruppe Diemelstadt. Eine 'gelungene und ansprechende Dokumentation', wie der Ehrenvorsitzende des Waldeckischen Geschichtsvereins, Dr. Günter Weltecke, im Vorwort schreibt. Gelungen ist das Buch in der Tat – die Rhodener Friele und Heinemann haben viel Zeit und viel Arbeit investiert.
Aus drei Jahrhunderten. 88 Grabsteine sind auf dem Friedhof auf dem Heidhügel zu finden. Sie stammen aus drei Jahrhunderten und sind fast vollständig erhalten. Die ältesten Gräber aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind zum Teil überwuchert, schnell wächst hier das Grün. Ahorn, Haselnuss und Himbeere ranken sich über die Steine. Mit Aufwand hatte Friele sie gesäubert, um sie untersuchen zu können. Doch mittlerweile versinken sie wieder im Dschungel.
Um die hebräischen Inschriften entziffern zu können, wurde, nach jahrelanger Suche, der Kontakt zu Ada Herlinger aus Kassel geknüpft. Die Expertin für jüdische Kultur, Geschichte und Religion sei eine große Hilfe gewesen, sagt Heinrich Friele. Er und Karl Heinemann sind begeistert von dem, was Herlinger übersetzte. 'Inschriften und auch bildhauerische Darstellungen auf den Steinen sind einmalige Zeugnisse jüdischen Glaubens', sagt Friele. Noch ergänzt wurde die Übersetzung von Hanna Salomon aus Frankfurt.
Zwölf Euro kostet das neue Buch, es erscheint in einer kleinen Auflage von 125 Stück. Wenn es morgen präsentiert wird, ist die ganze Bevölkerung herzlich dazu eingeladen, betont Heinrich Friele. Zeitgleich erscheint ein Aufsatz Frieles über die Rhodener Synagoge in Heftchenform. Er ist ebenfalls zu erwerben und passt inhaltlich gut zum Buch."
   
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 14. August 2010 (Artikel):  
"Heinrich Friele und Karl Heinemann präsentierten Buch über jüdischen Friedhof - Ort der Erinnerung bewahrt. 
Rhoden
. Überrascht sei er und sehr erfreut, sagte Dr. Klaus Wendt vom Waldeckischen Geschichtsverein, dass so viele ihren Weg zum jüdischen Friedhof gefunden hätten, um der Buchvorstellung von Heinrich Friele und Karl Heinemann beizuwohnen. 'Warum überrascht', konterte Buchautor Friele prompt: 'Wir sind hier doch in Rhoden!'.  
Doch nicht nur Rhodener waren gekommen, auch Gäste von außerhalb, und das freute die beiden Autoren besonders, die am Freitag ihre Dokumentation 'Der jüdische Friedhof Rhoden' präsentierten. Ein Werk, das die Geschichte der auf dem Heidhügel gelegenen Ruhestätte aufarbeitet und jetzt vom Waldeckischen Geschichtsverein herausgebracht wurde (HNA berichtete).
Ort der Erinnerung. Die große Anteilnahme zeige, dass nicht nur 'irgendein' Buch vorgestellt werde, sondern ein ganz besonderes, sagte Geschichtsvereinsvorsitzender Dr. Wendt in seiner Begrüßungsrede. Der jüdische Friedhof sei nicht nur ein Kulturdenkmal, sondern vor allem ein Ort der Erinnerung. Und es sei der Verdienst von Heinrich Friele und Karl Heinemann, dass sie dieses 'steingewordene Mahnmal gegen das Vergessen' bewahrt und gezeigt hätten, was jüdisches Gemeindeleben vermocht habe.
Nach einem Rundgang über den Friedhof war zu einer Feierstunde in die Gaststätte Zum Krug eingeladen worden, wo Friele das Buch, an dem er über Jahre gearbeitet hatte, erläuterte. Mitverfasser Heinemann war dabei vor allem für den gesamten technischen Teil zuständig, samt digitaler Fotodokumentation, koordinatengenauer Einmessung der Grabsteine und PC-Verarbeitung.
Musikalisch begleitet wurde die Buchvorstellung vom Posaunenchor Rhoden unter Leitung von Oliver Klaus. Ebenfalls präsentiert wurde an dem Nachmittag ein Aufsatz von Heinrich Friele über die Rhoder Synagoge, der in den neuen Geschichtsblättern für Waldeck erscheint. Er konnte als Sonderdruck erworben werden.
Das Buch 'Der jüdische Friedhof Rhoden' kostet zwölf Euro und kann beim Waldeckischen Geschichtsverein erworben werden.".     
  

     
      

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Diemelstadt    
bulletZur Seite über die Synagoge in Rhoden (interner Link)   

Literatur:  

bulletArnsberg II,222-223.  
bulletRhoden Friedhof Lit 010.jpg (63054 Byte)Heinrich Friele/Karl Heinemann: Der jüdische Friedhof Rhoden. Hrsg. vom Waldeckischen Geschichtsverein, Bezirksgruppe Diemelstadt. 2010. 250 S. (siehe Berichte oben).  

      
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020