Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis )
Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes  

  

Oktober 2012: Festveranstaltung und Buchvorstellung zum 100. Jahrestag der Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes   
Bad Duerrheim Lit 030.jpg (86789 Byte)Vom jüdischen Kinderheim zur Luisenklink. Die Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim 1912-2012. Herausgegeben von Sven Wahl und Uwe Schellinger. ISBN 978-3-00-038341-0. 
Das Buch ist erhältlich in Morys Hofbuchhandlung in Donaueschingen (Website) und in der Luisenklinik Bad Dürrheim zum Preis von 14,90 €.  
Korrespondenzanschrift: Luisenklinik - Zentrum für Verhaltensmedizin 
Luisenstraße 56  78073 Bad Dürrheim 
Tel.: 0-7726-668-4 (Zentrale) E-Mail: info[et]luisenklinik.de   www.luisenklinik.de  
 
Bad Duerrheim Programm 01.jpg (142303 Byte) Bad Duerrheim Programm 02.jpg (154732 Byte) Das Buch wurde beim Festakt der 100-jährigen Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes am 10. Oktober in der Luisenklinik im Bettina-Falk-Haus vorgestellt. Beim Festakt sprachen neben den Vertretern der Luisenklink (Vorstandsvorsitzender Dipl-Kfm. Sven Wahl und Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Dr. Norbert Grulke) auch Arno Elmer vom Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg, Landrat Sven Hinterseh (Schwarzwald-Baar-Kreis), Bürgermeister Walter Klumpp (Stadt Bad Dürrheim), Tatjana Malafy (Stellvertretende Vorsitzende der Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden) sowie Landesrabbiner von Baden Moshe Flomenmann.   
     
Fotos von der Veranstaltung am 10. Oktober 2012 im Bettina-Falk-Haus der Luisenklinik    
Bad Duerrheim PA100603x.jpg (51594 Byte) Bad Duerrheim PA100625x.jpg (64716 Byte) Bad Duerrheim PA100608x.jpg (47717 Byte) Bad Duerrheim PA100613x.jpg (64606 Byte) Bad Duerrheim PA100615x.jpg (62647 Byte) Bad Duerrheim PA100622x.jpg (61568 Byte)
Die beiden Herausgeber des Buches: 
Sven Wahl und Uwe Schellinger 
 
Landrat 
Sven Hinterseh 
 
Bürgermeister 
Walter Klumpp
 
Vertreter der jüdischen Gemeinden:
Tatjana Malafy und Landesrabbiner
 Moshe Flomenmann 
       
Bad Duerrheim PA100639x.jpg (93234 Byte) Bad Duerrheim PA100642x.jpg (124146 Byte) Bad Duerrheim PA100643x.jpg (152985 Byte) Bad Duerrheim PA100645.jpg (131633 Byte)
Dankesworte und Geschenke für
 weitere Beteiligte an der 
Entstehung des Buches 
Musikalische Umrahmung 
durch das  Holzbläserensemble
 "Vientetto" 
Blick vom Bettina-Falk-Haus 
zum Altbau des
 Friedrich-Luisen-Hospizes
Gedenktafel für die in der NS-Zeit
 umgekommene letzte Heimleiterin
 Bettina Falk 
       
Presseartikel zur
 Jubiläums-Veranstaltung und
 zur Buchvorstellung 
 
(zum Lesen bitte Textabbildung
 anklicken)  
Bad Duerrheim PA Schwarzwaelfer Bote 102012.jpg (360536 Byte) Bad Duerrheim PA Suedkurier 102012.jpg (337919 Byte) Bad Duerrheim PA Suedwest-Presse 102012.jpg (560440 Byte)
   Artikel im 
"Schwarzwälder Boten" 
Artikel im "Südkurier" 
vom 11. Oktober 2012 (Link
Artikel in der 
"Südwest-Presse" 
Weiterer Artikel von Hans-Jürgen Eisenmann in der "Neckarquelle" vom 11. Oktober 2012: "Luisenklinik Bad Dürrheim 100 Jahre alt".    



Übersicht:

Zur Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes  
Berichte aus der Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes und der Pension Waldeck   
Fotos / Darstellungen  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes    
  
In Bad Dürrheim bestand von 1912 bis 1939 ein "Erholungsheim für israelitische Kinder und minderbemittelte Erwachsene" ("Friedrich-Luisen-Hospiz"). 
 
Der Synodalausschuss der badischen Israeliten fasste im September 1906 im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten der Goldenen Hochzeit des badischen Großherzogs Friedrich I. und seiner Frau Luise den Beschluss, in Bad Dürrheim ein "Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte (weibliche) Erwachsene" zu errichten. Nachdem die Standortfrage geklärt war, trat am 18. März 1907 die Synode zu einer außerordentlichen Tagung zusammen. Geleitet wurden die Verhandlungen von Stadtrat Louis Marx (Bruchsal); Vizepräsident war Rabbiner Dr. Rawicz (Offenburg). Die Vorlage des Oberrates, zur Beschaffung der zur Erstellung des Hospizes erforderlichen Mittel ein Darlehen von 150.000 Mark aufzunehmen, fand ohne Debatte einstimmige Annahme. Mit der Erstellung eines Kindererholungsheims im höchstgelegenen deutschen Solbad hatte die Landessynode ein dringendes soziales Werk geschaffen.
   
Der Bau konnte 1911 bis 1912 durchgeführt werden. Treibende Kraft bei der Erstellung des Erholungsheimes war von Beginn an (und bis zu seinem Tod 1931) der Karlsruher Geheime Oberregierungsrat Dr. David Mayer und seine Frau Marie. Den Plan für das Gebäude hatte Architekt Arthur Lehmann aus Mannheim entworfen. Das Hospiz war zunächst zur Aufnahme von 76 Kindern eingerichtet. Am 28. Juli 1912 war die feierliche Einweihung, bei der zahlreiche prominente Personen von Seiten der Behörden, des Staates sowie der Israeliten Badens anwesend waren. Die Weiherede hielt Rabbiner Dr. Steckelmacher aus Mannheim. Ein Jahr später, am 28. August 1913, beehrte die Witwe des Großherzogs - Luise von Baden - das Friedrich-Luisen-Hospiz durch ihren Besuch.      
 
Das Friedrich-Luisen-Hospiz wurde streng rituell geführt; die Aufsicht über die Küche hatte neben der Oberin der Bezirksrabbiner von Gailingen, zu dessen Bereich das Hospiz in Bad Dürrheim gehörte. Auf die Pflege des Schabbat und der jüdischen Feiertage wurde großer Wert gelegt; im Gebäude wurde zur Abhaltung von Gottesdiensten der Spielsaal neben dem Speisesaal im Erdgeschoss als Betsaal verwendet. Nach dem Bericht von Rabbiner Dr. Bohrer (Bericht unten von 1935) wurde auch der Speisesaal immer wieder als Synagoge verwendet. Regulärer Gottesdienst wurde gefeiert, wenn - häufig nur mit Hilfe von Kurgästen der Pension Waldeck (s.u.) - ein Minjan (10 religionsmündige Männer) anwesend war. Unter den zur Kur befindlichen Jugendlichen gab es meist auch ein paar Jungen, die bereits Bar Mizwa (d.h. religionsmündig) waren. Eine Torarolle war vorhanden (vgl. Bericht über die Feier des Schabbat im Hospiz von 1932 unten). 
  
Die erste Heimleiterin war Schwester Oberin Dorothea Kochmann aus Frankfurt (zuvor am Israelitischen Gemeindehospital in Frankfurt); erster Hausarzt war der Badearzt Dr. Paul Harraß. Als Lehrerin im Haus war Berta Weil, als Sekretärin Dora Marx tätig. Alle vier konnten von der Einweihung des Hauses 1912 bis über die Feier des 10-jährigen Bestehens des Hospizes gemeinsam miteinander arbeiten. Im Sommer 1924 übernahm die Heimleitung Oberin Bettina Falk aus Bad Mergentheim (geb. 1889; zuvor im Israelitischen Spital in Basel; ermordet nach der Deportation Ende September 1942 in der Tötungsstätte Raasiku bei Reval). 1924 war das Heim personell wie folgt ausgestattet: vier Personen, die für Leitung und Erziehung zuständig waren, sechs Schwestern sowie 15 Personen in Hauswirtschaft und Pflegepersonal (teilweise in Ausbildung). 1932 gab es zur Aufnahme von Kindern 105 Betten. Der Personalbestand hatte sich etwas verändert: vier Personen, die für Leitung und Erziehung zuständig waren, eine Schwester sowie 25 Personen, die für Hauswirtschaft und Pflege zuständig waren (teilweise in Ausbildung). Eine Zusammenstellung von neun in Leitung, Erziehung und Pflege tätigen Personen von 1933 siehe unten.   
 
Die im Friedrich-Luisen-Hospiz aufgenommenen, meist 3- bis 15-jährigen Kinder (Mädchen bis 25 Jahren) stammten nach einer Zusammenstellung über die ersten zehn Jahre zu etwa einem Drittel aus badischen Orten, zu zwei Dritteln aus dem übrigen Deutschland sowie aus dem Ausland. Viele Kinder stammten aus Frankfurt. 
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das "Friedrich-Luisen-Hospiz" von Nationalsozialisten überfallen. Die im Haus befindlichen Kinder konnten - nach einem vorliegenden Bericht - durch den Hausmeister der Einrichtung in den Keller des Gebäudes gebracht und hier vor gewaltsamen Übergriffen geschützt werden.
   
Bis zur zwangsweisen Auflösung des Kinderheimes 1939 fanden im Friedrich-Luisen-Hospiz zahlreiche Kinder und erwachsene Mädchen Erholung (zwischen 1912 und 1937 etwa 11.000 Kinder); viele jüdische Kindermädchen und Praktikantinnen erhielten im Haus ihre Ausbildung. 
 
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland verkaufte unter dem Zwang der Verhältnisse das Heimgebäude 1941 an die damalige Berufskrankenkasse der Kaufmannsgehilfen in Hamburg. 1941 bis 1945 wurde es als Reservelazarett zweckentfremdet. 1945 bis 1949 war in ihm ein Kinderheim der französischen Besatzungsmacht eingerichtet. 1949 erhielt die damalige Israelitische Landesgemeinde Baden, Freiburg/Br. das Heim nach einem Vergleichsverfahren zurück. Diese verpachtete das Gebäude ihrerseits an die Stadtgemeinde Bad Dürrheim.   
   
1950 wurde das Gebäude an das Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona in Bettingen bei Basel (vertreten durch den Chrischona-Schwesternverband Lörrach e.V.) verpachtet. Die offizielle Übernahme durch das Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona erfolgt am 1. April 1951. 1954 wurde das Gebäude durch den St. Chrischonaverband käuflich erworben. Von diesem wurde im Gebäude zunächst ein Kindersanatorium "Luisenheim" des Chrischonaverbandes eingerichtet. 
   
1990 hat der Chrischonaverband die Gebäude des bisherigen Kindersanatoriums an die "Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Gesundheitsforschung" verkauft. Von dieser wurde das Gebäude des früheren Friedrich-Luisen-Hospizes umfangreich saniert und äußerlich möglichst originalgetreu renoviert. Im Mai 1991 konnte die "Luisenklinik" eröffnet werden. Gründer und Leiter der Klinik war bis Anfang 2006 der im Jahr darauf verstorbene ärztliche Direktor Prof. Dr. Rolf Wahl. Die Luisenklinik - "Zentrum für Verhaltensmedizin" ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg. 
  
Über die gegenwärtige Arbeit siehe die Website der Einrichtung www.luisenklinik.de
.   

Adresse des früheren Friedrich-Luisen-Hospizes - heutige Luisenklinik - in Bad Dürrheim:   Luisenstraße 56
      

Zum Gedenken: von den Bewohnern des Friedrich-Luisen-Hospizes (Heimleitung, Angestellte und Mitglieder des Pflegepersonals) sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Brunhilde Alexander (1922), Camilla Baum (1896), Edith Dannenberg (1915), Bettina Falk (1889), Emilie Falk (1895), Anna Friedland (1890), Jenny Levi (1893), Alice Lewin (1929), Jutta Merser (1925), Anna Helene Schuss (1927), Philipp Steinbock (1932), Kurt Eli Stern (1933), Minna Stern geb. Levy (1902), Ruth Hilde Weil (1922). Zu den 1933 im Friedrich-Luisen-Hospiz wohnhaften Personen siehe weitere Informationen unten.  
Über die vermutlich größere Zahl von Kindern, die zwischen 1912 und 1939 zeitweise im Friedrich-Luisen-Hospiz untergebracht waren und umgekommen sind, können keine Angaben gemacht werden.  
An die in der NS-Zeit ermordete Heimleiterin Bettina Falk erinnert seit 2009 das neue Bettenhaus der Luisenklink mit dem Namen "Bettina-Falk-Haus"  

     
     
Jüdische Einrichtungen in Bad Dürrheim außerhalb des Friedrich-Luisen-Hospizes - die Pension Waldeck    
 
In den 1920er-Jahren und bis Anfang des 1930er-Jahre bestand die streng rituell geführte jüdische Pension "Waldeck" unter Leitung von David Frant (siehe Anzeige und Bericht unten, dazu Berichte zur Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes s.u. von 1926 und 1932). Hier fanden neben anderen Kurgästen viele Eltern Unterkunft in der Zeit, in der ihre Kinder im Friedrich-Luisen-Hospiz zur Kur waren. Gottesdienste wurden gemeinsam im Kurhospiz besucht. Die männlichen Kurgäste sorgten gewöhnlich mit dafür, dass ein Minjan zum Gottesdienst im Kurhospiz zustande gekommen ist. Die von Bad Dürrheim aus nächstgelegene Synagoge beziehungsweise ein Betsaal war in Villingen.        
      
      
      
Berichte aus der Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes und der Pension Waldeck        
 
Die - in jüdischen Periodika zwischen 1906 und 1937 gefundenen - Berichte sind in chronologischer Reihenfolge zusammengestellt.  
  
Übersicht über die einzelnen Berichte:  

Synodalbeschluss der badischen Israeliten zum Bau eines Hospizes in Bad Dürrheim (1906)    
Spende der Großherzogin für das geplante Hospiz (1907) 
Eine außerordentliche israelitische Synode berät über das zu errichtende Hospiz (1907) 
Der Antrag des Oberrates zur Errichtung des "Friedrich-Luisen-Hospizes" wird in der Synode ohne Debatte angenommen (1907)     
Architekt Arthur Lehmann gewinnt den Wettbewerb (1911)    
Ankündigungen der Eröffnung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Mai/Juli 1912) 
Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Juli 1912)   
Über Oberregierungsrat Dr. David Hugo Mayer (1854-1931) mit Frau Marie Mayer und Sohn Paul Mayer 
Erfolgreiche Arbeit des Friedrich-Luisen-Hospizes in den ersten Monaten seines Bestehens (1912) 
Zwei Halbwaisen erhalten aus einer Stiftung einen kostenlosen Aufenthalt im Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)   
Geheimer Regierungsrat Dr. Mayer ist über die Purimtage im Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)     
Die gesamten Baukosten für das Friedrich-Luisen-Hospiz betragen 258,545 Mark (Bericht von 1913)  
Besuch von Großherzogin Luise im Friedrich-Luisen-Hospiz (Ende August 1913)   
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1913)   
Das Großherzogliche Landessolbad steht für die Kinder des Friedrich-Luisen-Hospizes auch während der Wintermonate offen (November 1913) 
Stiftung von Oberregierungsrat Dr. Mayer für einen Erweiterungsbau des Friedrich-Luisen-Hospizes (Dezember 1913) 
Vor Beginn des Ersten Weltkrieges: Plan für einen Erweiterungsbau des Friedrich-Luisen-Hospizes (1914)    
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1914)  
Schwierigkeiten in der Kriegszeit (1915) 
Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist voll belegt (1915)    
Neuanschaffungen für das Hospiz - Winterkuren - Chanukkafeier - Gratulation zum Geburtstag der Großherzogin (1915)  
Spende von Karl Haas für das Hospiz (1918)  
Beschluss zur Erweiterung des Friedrich-Luisen-Hospizes (1919)  
Chanukka-Feier im Hospiz (Dezember 1921)   
10-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes (Sommer 1922) 
Das Friedrich-Luisen-Hospiz erhält als "notleidende Anstalt" eine außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen Welthilfskonferenz (1922
Versammlung für die Erhaltung der Friedrich-Luisen-Hospizes trotz der Inflationszeit (November 1922)  
Bettina Falk aus Mergentheim übernimmt die Leitung des Friedrich-Luisen-Hospizes (1924) 
Statistische Angaben - Meldungen über vorhandene Plätze - belegte Plätze / Meldungen offener Plätze 1923 - 1928    
70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)    
Anzeige des Friedrich-Luisen-Hospizes (1924)  
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz und die Pension Waldeck (Sommer 1926)   
Aus Mannheim wurden 1927 38 Kinder zur Erholung nach Dürrheim geschickt (1928)   
Nach gründlicher Renovierung - Einladung zur Anmeldung von Kindern (1929) 
Agudistischer Führerinnenkurs in Bad Dürrheim 1930 (1930)     
Kinderbericht über den Schabbos (Feier des Schabbat) im Friedrich-Luisen-Hospiz (1932) 
Die hohen Feiertage im Friedrich-Luisen-Hospiz (1934) 
Lerngemeinschaft des Badischen Oberrates der Israeliten in Bad Dürrheim (1935)      
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz von Bezirksrabbiner Dr. Bohrer, Gailingen (1935)   
25-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes - Bericht von Dr. Sigmund Heilbronn, Gailingen (1937)  
  
Zu Geschichte und Schicksal von neun im Jahr 1933 im Friedrich-Luisen-Hospiz tätigen jüdischen Personen  
   
Weiteres zur jüdischen Geschichte Bad Dürrheims
  Anzeige der Pension von Nathan Grünfeld (1904)   
  Anzeigen der Pension Waldeck (1926 / 1930)  
  Informationen über die rituell geführte Pension Waldeck (1926 / 1930)    

    
    
Synodalbeschluss der badischen Israeliten zum Bau eines Hospizes in Bad Dürrheim (1906) 
 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. September 1906: "Karlsruhe. Zum Andenken an die Jubelfeier des Großherzogpaares haben Oberrat und Synodalausschuss der badischen Israeliten den Entschluss gefasst, in dem Solbade Dürrheim ein Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte Erwachsene zu errichten."
   
Friedrich_I_und_Luise_von_Baden.jpg (69972 Byte)Anmerkung: Der badische Großherzog Friedrich I. hatte am 20. September 1856 Prinzessin Luise von Preußen geheiratet. Die beiden konnten - ein Jahr vor dem Tod Friedrichs I. - im September 1906 ihre Goldene Hochzeit feiern. Nach den beiden erhielt das Bad Dürrheimer Hospiz den Namen "Friedrich-Luisen-Hospiz".  
  
Foto links: aus dem Wikipedia-Artikel für Luise von Preußen (1838-1923)     

   
Spende der Großherzogin für das geplante Hospiz (1907)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Januar 1907: "Karlsruhe. Unsere Großherzogin hat aus der Jubiläumsspende der Frauen und Jungfrauen des Landes dem Großherzoglichen Oberrat der Israeliten für das in Bad Dürrheim zu errichtende Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte Erwachsene die Summe von 8.000 Mark zugewiesen und dabei ihrem Interesse an der baldigen Entstehung dieser Anstalt Ausdruck verliehen."        
 
Bad Duerrheim Israelit 07021907.jpg (33479 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1907: "Karlsruhe, 6. Februar (1907). Die Großherzogin von Baden hat von der ihr anlässlich des goldenen Ehejubiläums von den Frauen Badens gewidmeten Spende von 140.000 Mark dem künftigen Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte Erwachsene in Dürrheim (nicht Dürkheim) 8.000 Mark überwiesen."     

  
Eine außerordentliche israelitische Synode berät über das zu errichtende Hospiz (1907)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. März 1907: "Karlsruhe. Am 18. März findet hier eine außerordentliche israelitische Synode statt, bei welcher namentlich über das zu errichtende Hospiz für Kinder und Erwachsene in Dürrheim, beziehungsweise über ein dafür aufzunehmendes Anlehen beraten wird."        

  
Der Antrag des Oberrates zur Errichtung des "Friedrich-Luisen-Hospizes" wird in der Synode ohne Debatte angenommen (1907) 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März 1907: "Karlsruhe, 18. März (1907). Heute Vormittag 11 Uhr fand im Sitzungssaale der 2. Kammer die feierliche Eröffnung einer außerordentlichen Tagung der israelitischen Landessynode statt. 
Geheimer Rat Becherer eröffnete als staatlicher Kommissar die Synode. Das vorliegende Material sei nur wenig; außer der Vorlage, eine Verordnung über den Bezug und den Preis des Verordnungsblattes des Oberrats betreffend, stehe nur der Antrag auf Genehmigung zur Errichtung eines dem Andenken an das goldene Ehejubiläum des Großherzogpaares gewidmeten Hospizes im Solbade Dürrheim, zu dem die Großherzogin 8.000 Mark gespendet hat, zur Beratung.
 Nachdem Alterspräsident Kahn - Mannheim ein Hoch auf den Großherzog ausgebracht hat, wird zur Wahl geschritten. Fabrikant Louis Marx wird zum Präsidenten, Dr. Rawicz zum Vizepräsidenten und Dr. Hannes und Dr. Pinkus zu Sekretären erwählt.  
Der Antrag des Oberrats, das Hospiz unter dem Namen "Friedrich-Luise-Hospiz' als Anstalt der Landes-Synagoge zu errichten und zur Beschaffung der hierzu erforderlichen Mittel 150.000 Mark  3 % Schulverschreibungen auszugeben, wird debattelos angenommen. - Nächste Sitzung nachmittags 3 Uhr."        


Architekt Arthur Lehmann gewinnt den Wettbewerb (1911)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1911: "Das zur Prüfung der Entwürfe für die anlässlich der goldenen Hochzeit des verstorbenen Großherzogs von Baden von den badischen Israelitischen beschlossene Kinderheilstätte 'Friedrich-Luisen-Hospiz' berufene Preisgericht hat einstimmig den ersten Preis dem Architekten Arthur Lehmann in Mannheim, den 2. Preis dem Architekten Josef Picard in Konstanz zuerkannt."       
 
Bad Duerrheim Plan 015 Pläne Isoliergebaeude.jpg (85182 Byte)Links: Unterschrift und Stempel von Architekt Arthur Lehmann unter einem der im Kreisarchiv in Villingen erhaltenen Baupläne für das Friedrich-Luisen-Hospiz.   
 
Näheres zur Person von Arthur Lehmann (1877-1948)       
Mannheim Aufbau 05031948.jpg (149711 Byte)vgl. Artikel zum Tod von Abraham Arthur Lehmann in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 5. März 1948: "Nach einer kurzen schweren Krankheit verschied am 3. Februar 1948 in Niagara Falls, der aus Würzburg stammende Architekt und Kunstschriftsteller Abraham Arthur Lehmann. Seit 1907 war er als selbstständiger Architekt mit großem Erfolg in Mannheim tätig gewesen; unter anderem stammen das Ludwig Frank-Denkmal, die Klaus-Synagoge, der Liederkranz und das jüdische Kindersolbad in Bad Dürrheim von ihm.  
Sein besonderes Interesse galt dem Theater; er war 30 Jahre lang Theaterkritiker der 'Volksstimme' Mannheim und verschiedener südwestdeutscher Zeitungen, für die er vor allem die Aufführungen des Mannheimer Nationaltheaters besprach.  Mit der Fort Ontario-Gruppe kam er nach USA und hatte sich seit 1946 in Niagara Falls niedergelassen." 
  
Ergänzende Informationen zur Familie von Abraham Arthur Lehmann: Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945 Bd. 1 S. 338; demnach lässt sich zusammenfassen: 
Arthur Abraham Lehmann ist am 23. August 1877 in Mönchengladbach geboren. Sein Vater war der Kultusbeamte Samson Lehmann (1847 Wenkheim - 1915 Würzburg), der 1870 bis 1878 Lehrer und Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde Mönchengladbach war und im November 1878 als Kantor und Sekretär der Israelitischen Kultusgemeinde nach Würzburg berufen wurde, daneben war er Fachlehrer für das Kantorat an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg; Seine Mutter war Babette geb. Finke (1854 Theilheim - 1920 Würzburg), verheiratet seit 1876 in Theilheim mit Samson Lehmann. Arthur Abraham Lehmann ist somit in Würzburg aufgewachsen, wo er das Realgymnasium besuchte. Ab 1897 studierte er an der Technischen Hochschule in München und war seit 1907 als selbständiger Architekt in Mannheim tätig. Von ihm stammen u.a. das Ludwig Frank-Denkmal (1924 im Luisenpark Mannheim, in der NS-Zeit zerstört), nach Angaben des "Aufbau" auch die Klaus-Synagoge in Mannheim. 
Sein besonderes Interesse galt dem Theater; er war 30 Jahre lang Theaterkritiker der "Volksstimme " Mannheim und verschiedener südwestdeutscher Zeitungen, für die er vor allem die Aufführungen des Mannheimer Nationaltheaters besprach. In der NS-Zeit konnte er in die USA emigrieren. 1946 ließ er sich in Niagara Falls nieder, wo er am 3. Februar 1948 gestorben ist."     

     
Ankündigungen der Eröffnung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Mai/Juli 1912)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai 1912: "Karlsruhe, Das Friedrich-Luisen-Hospiz, Solbad und Erholungsheim für israelitische Kinder und erwachsene Mädchen in Bad Dürrheim, eine für 70 Insassen bestimmte und mit den modernsten Einrichtungen versehene Anstalt, wird Anfang August eröffnet werden. Zur Oberin ist Schwester Dorothea Kochmann - Frankfurt am Main berufen worden."     
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Juli 1912: "Karlsruhe. Das von dem Oberrat der Israeliten zum Andenken an die goldene Hochzeit des Großherzogpaares begründete 
Friedrich-Luisen-Hospiz in Dürrheim
, dem höchstgelegenen Solkurort Europas, wird am 28. Juli seiner Bestimmung übergeben werden. 
Der Bau und seine Einrichtungen entsprechen den höchsten Anforderungen der Hygiene. Die Anstalt, die 70 Kinder und erwachsene Mädchen aufnehmen kann, ist während des ganzen Jahres geöffnet. Der Pensionspreis beträgt Juli bis Mitte September Mark 4.- täglich für Bemittelte und Badekosten und Mark 100 vierwöchentlich für Unbemittelte, in der übrigen Zeit des Jahres Mark 3,25 täglich beziehungsweise Mark 75 monatlich. Adresse für Anmeldungen: Verwaltungskommission für das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, Karlsruhe, Stefanienstraße 9."   

 
Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Juli 1912)
  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. August 1912: "Bad Dürrheim, 9. August (1912). Unter zahlreicher Beteiligung wurde am 28. vorigen Monats das Friedrich-Luisen-Hospiz für israelitische Kinder und erwachsene weibliche Personen seiner Bestimmung übergeben. Der Einweihungsakt begann vor dem Hause mit einem Gesangsvortrag des Synagogenchors Gailingen. Unter Worten des Dankes für die Übertragung der schönen Bauaufgabe überreichte alsdann der Erbauer des Hospizes, Herr Arthur Lehmann, Mannheim, den Schlüssel des Hauses dem Vertreter der Regierung im Großherzoglichen Oberrat der Israeliten, Ministerialrat Schwörer; dieser übergab ihn dem Vorsitzenden der Verwaltungskommission des Hospizes, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer, der mit einem Segensspruch die Pforten des Hauses öffnete. In gehobener Stimmung traten die Festteilnehmer ein und begaben sich in den Speisesaal, der kaum die zahlreichen Gäste fassen konnte. Unter diesen bemerkte man: die Minister Dr. Böhm und Dr. Rheinboldt, Geheimer Rat Tröger, den Großherzogllichen Landeskommissär, Geheimer Rat Straub von Konstanz, Geheimer    
Bad Duerrheim AZJ 16081912a.jpg (315486 Byte)Rat Rosin von Freiburg, Ministerialrat Schäfer, Geheimer Finanzrat Reinach und Bergrat Neumann von Karlsruhe, den Großherzoglichen Amtsvorstand, Oberamtmann Bauer usw. Mit einem feierlichen Gesangquartett und einem reizenden Gedicht, das ein Knabe frisch vortrug, eingeleitet, vollzog sich hier der eigentliche Eröffnungsakt. Als erster sprach Herr Ministerialrat Schwörer. Er begrüßte die zahlreichen Gäste mit warmen Worten, gab der Freude über die nunmehrige Fertigstellung der Anstalt Ausdruck, die der Nächstenliebe und dem traditionellen Familiensinn der Israeliten ihre Entstehung verdanke und hob insbesondere das warme Interesse hervor, das das Unternehmen von Anbeginn an bei dem verstorbenen Großherzog Friedrich I. und der Großherzogin Luise, und in der Folge auch bei dem jetzigen Großherzogspaare gefunden habe; er wies auf die hohe Auszeichnung hin, die der Anstalt durch die Verleihung des Namens 'Friedrich-Luisen-Hospiz' geworden sei und führte in sinnigen Darlegungen aus, wie der Name 'Luise' stets gemahnen werde, im Sinne der reichen Liebestätigkeit, die die hohe Frau entfalte, auch durch das Hospiz zu wirken und wie der Name 'Friedrich' daran erinnere, dass Großherzog Friedrich I. den erhabenen Traditionen der Zähringer folgend, den Angehörigen der jüdischen Glaubensgemeinschaft allezeit Wohlwollen und Gerechtigkeit habe angedeihen lassen. Schließlich dankte er allen, die an dem schönen Werke mitgearbeitet haben, insbesondere aber dem Vorsitzenden der Verwaltungskommission, Herrn Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer, auf dessen tatkräftiges Wirken die Errichtung der Anstalt in erster Linie zurückzuführen sei. Die schöne, von edlem Schwung getragene Rede fand allgemeinen Beifall. Nach ihm teilte Herr Geheimrat Dr. Mayer die Geschichte des Baues mit. Er knüpfte daran an, dass die Anstalt einer Stiftung anlässlich des goldenen Ehejubiläums Ihrer Königlichen Hoheiten Großherzogs Friedrich I. und Großherzogin Luise ihren Ursprung verdanke, er schilderte die lebhafte Teilnahme, die das Werk bei den höchsten Herrschaften gefunden habe. Er hob insbesondere hervor, wie Großherzogin Luise das Werden des Baues stetig verfolgt habe, und zeigte, welch freudiges Interesse die Anstalt in allen Teilen des Landes gefunden hat und wie sich an der Mitarbeit und an der Aufbringung der Mitte alle Israeliten Badens ohne Unterschied der religiösen Richtung beteiligt haben, wie aber auch aus nichtjüdischen Kreisen dem Werke vielseitige Sympathie entgegengebracht worden ist. Mit Genugtuung konnte er andererseits darauf hinweisen, welchem Bedürfnis die Errichtung des Hospizes entsprach, da für August bereits 76 Kinder Unterkunft finden werden und auch für den Herbst schon zahlreiche Anmeldungen vorliegen. Er dankte all den vielen, die ihr Interesse für das Unternehmen bekundet haben, insbesondere Frau Dr. Friedberg aus Karlsruhe, die die innere Einrichtung überwachte, und gelobte für die Verwaltung, dass sie sich der Pflichten, die der ehrenvolle Name der Anstalt auferlege, stets bewusst sein werde. Auch seine Worte fanden bei den Anwesenden freudigen Widerhall, indem gleichzeitig auch der Dank für die hingebungsvolle aufopfernde Tätigkeit des Redners enthalten war. Hierauf legte der Hausarzt der Anstalt, Herr Dr. Harraß, die Ziele und Heilmittel der Hospizes dar. Er konnte zur Freude aller darauf hinweisen, dass die ersten Kinder, die bereits vor wenigen Tagen, sehr übel aussehend, in die Anstalt eingezogen seien, schon jetzt eine bessere Gesichtsfarbe, gerundete Wangen und leuchtende Augen zeigen. Den Schluss der Ansprachen bildete die zu Herzen gehende und tiefgründige Weiherede des Herrn Konferenzrabbiners Dr. Steckelmacher von Mannheim. Unter Zugrundelegung des Psalmverses: 'Diesen Tag hat Gott gemacht; an ihm wollen wir jubeln und uns freuen', hob er den Fortschritt vom klassischen Altertum, das die Barbarei der Aussetzung schwächlicher Kinder kannte, und unter Billigung selbst so hervorragender Geister, wie Aristoteles, übte, zum Judentum und den anderen monotheistischen Religionen hervor, bei denen Liebe und Barmherzigkeit gegen alle Menschen, zunächst aber gegen die Schwachen und Elenden, zu den obersten religiösen Grundsätzen gehört. Mit einem weihevollen Sologesang und einem begeistert aufgenommenen Hoch auf der Großherzogpaar, Großherzogin Luise und das ganze Großherzogliche Haus, schloss die Feier, der eine Besichtigung des prächtigen Gebäudes folgte."            
   
Rechts: ein weitgehend identischer Bericht wie in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" erschien im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1912  Bad Duerrheim FrfIsrFambl 02081912a.jpg (256304 Byte)   
       
Nachstehend zwei Artikel aus nichtjüdischen Periodika
(Quelle der Artikel: Stadtarchiv Donaueschingen)  
Artikel im "Donau-Boten" vom 1. August 1912: "Bad Dürrheim, 29. Juli (1912). Gestern Nachmittag 3 Uhr fand unter zahlreicher Beteiligung der Israeliten aus allen Teilen Süddeutschlands, die feierliche Eröffnung und Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes statt. Der Entwerfer und Erbauer des Hospizes, Herr Architekt Lehmann - Mannheim, überreichte nach einer feierlichen Ansprache Herrn Regierungsrat Dr. Mayer den Schlüssel und nachdem dieser, sowie Herr Ministerialrat Schwörer durch eine kurze Rede den üblichen Formalitäten Genüge getan, öffnete Herr Dr. Mayer das Hauptportal. Anwesend waren die Herren Finanzminister Rheinboldt, Kultusminister Böhm, Geheimer Rat Tröger, Ministerialrat Schäfer, Geheimer Finanzrat Reinach, Bergrat Naumann, Landeskommissär Geheimer Rat Straub - Konstanz. Die Gesamtherstellungskosten des Hospizes belaufen sich auf ca. 300.000 Mark."    
 
Artikel im "Donaueschinger Tagblatt" vom 30. Juli 1912: "Bad Dürrheim, 29. Juli (1912). Gestern fand hier unter großer Beteiligung der Israeliten des ganzen Landes die feierliche Eröffnung und Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes statt. Als Vertreter der Regierung wohnte Herr Ministerialrat Schwörer der Feier bei. Die Festrede hielt Herr Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer. Es sprachen ferner die Herren Ministerialrat Schwörer, Anstaltsarzt Dr. Harras und Konferenzrat Rabbiner Dr. Steckelmacher (Mannheim). Die Feier, die durch musikalische und gesangliche Vorträge verschönt wurde, nahm einen stimmungsvollen Verlauf. Das Gebäude, das dem Erbauer, Herrn Architekt Lehmann (Mannheim) alle Ehre macht, ist mit einem durch freiwillige, mildtätige Gaben gedeckten Kostenaufwand von 300.000 Mark erstellt worden und dient der Aufnahme erholungsbedürftiger israelitischer Kinder".  

      
Über Oberregierungsrat Dr. David Hugo Mayer (1854-1931) mit Frau Marie Mayer und Sohn Paul Mayer     

Der im obigen Bericht mehrfach genannte Geheime Oberregierungsrat Dr. David Mayer, der auch in der Folgezeit als Vorsitzender der Verwaltungskommission des Hospizes große Bedeutung für das Friedrich-Luisen-Hospiz hatte, war Mitglied des Karlsruher jüdischen Gemeinde und von 1883 bis 1930 Mitglied des Oberrates der Israeliten in Baden. Er war in Karlsruhe im Ministerium des Innern tätig, dann im Verwaltungshof, seit 1904 als Vorsitzender Rat. Seine Frau Marie Mayer war in vielen Bereichen der jüdischen Gemeinde und darüber hinaus engagiert, u.a. als langjährige Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins in Karlsruhe und als Vorsitzende der Israelitischen Kinderkrankenkasse. Sohn der beiden war Sänger und Komponist Paul Mayer; er schrieb Melodien für hebräischen Lieder bei der Feier des Schabbat und der Feiertage im Friedrich-Luisen-Hospiz (vgl. unten Bericht von 1937). Paul Mayer war überzeugter Zionist.  
 
Duerrheim Ost und West Nov 1912.jpg (530465 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Ost und West" vom November 1912: In einem Artikel über die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums wird mit Foto der Geheime Oberregierungsrat Dr. Mayer, Karlsruhe vorgestellt als Mitglied des Ausschusses der Gesellschaft.   

   
Erfolgreiche Arbeit des Friedrich-Luisen-Hospizes in den ersten Monaten seines Bestehens (1912)
      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Oktober 1912: "Bad Dürrheim, 20. Oktober (1912). Das Friedrich-Luisen-Hospiz, Solbad und Erholungsheim für israelitische Kinder und erwachsene weibliche Personen, kann mit großer Befriedigung auf die ersten Monate seines Bestehens zurückblicken. Die Anmeldungen waren so zahlreich, dass die Anstalt gleich nach ihrer Eröffnung Ende Juli dieses Jahres Vollbesetzung aufwies und dass es sogar nötig war, im August über die ursprünglich in Aussicht genommene Höchstzahl der aufzunehmen den Kinder etwas hinauszugehen. So sind bis Mitte Oktober bereits über 100 Kinder, nicht nur aus Süddeutschland, sondern auch aus Mittel- und Norddeutschland und der Schweiz, der Segnungen der Anstalt teilhaftig geworden. Trotz der ungünstigen Witterung in den Sommermonaten war der Gesundheitszustand ein vorzüglicher und der Erfolg, der in Gewichtszunahmen bis zu 8 Kilogramm hervortrat, ein ganz ausgezeichneter, bei manchen körperlich zurückgebliebenen Kindern ein geradezu überraschender. Viele Kinder sind schon jetzt für die Weihnachtsferien oder für den kommenden Sommer wiederum angemeldet. Das Hospiz soll das ganze Jahr hindurch offen bleiben, um auch zu den von den Ärzten so sehr empfohlenen Kuren im Herbst, Winter und Frühjahr Gelegenheit zu geben. In diesen stilleren Monaten ist es auch möglich, heranwachsende Mädchen und erwachsene weibliche Personen, vor allem auch Krankenpflegerinnen, zur Erholung und Kur aufzunehmen, sowie den der Einzelpflege Bedürftigen besondere Sorgfalt zuzuwenden. Um den Betrieb auch in den Nichtferienmonaten, die naturgemäß einen geringeren Besuch aufweisen, finanziell sicher zu stellen, ist die Gründung eines umfassenden Vereins mit Jahresbeiträgen geplant."          
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1912: "Bad Dürrheim (Badischer Schwarzwald). Mit großer Befriedigung kann das Friedrich-Luisen-Hospiz auf die ersten Monate seines Bestehens zurückblicken. Die Anmeldungen waren so zahlreich, dass die Anstalt gleich nach ihrer Eröffnung Ende Juli dieses Jahres Vollbesetzung aufwies und dass es sogar nötig war, im August über die ursprünglich in Aussicht genommene Höchstzahl der aufzunehmen den Kinder etwas hinauszugehen. So sind bis Mitte Oktober bereits über 100 Kinder, nicht nur aus Süddeutschland, sondern auch aus Mittel- und Norddeutschland und der Schweiz, der Segnungen der Anstalt teilhaftig geworden. Trotz der ungünstigen Witterung in den Sommermonaten war der Gesundheitszustand ein vorzüglicher und der Erfolg, der in Gewichtszunahmen bis zu 8 Kilogramm hervortrat, ein ganz ausgezeichneter, bei manchen körperlich zurückgebliebenen Kindern ein geradezu überraschender. 
Viele Kinder sind schon jetzt für die Weihnachtsferien oder für den kommenden Sommer wiederum angemeldet. 
Das Hospiz soll das ganze Jahr hindurch offen bleiben, um auch zu den von den Ärzten so sehr empfohlenen Kuren im Herbst, Winter und Frühjahr Gelegenheit zu geben. In diesen stilleren Monaten ist es auch möglich, heranwachsende Mädchen und erwachsene weibliche Personen, vor allem auch Krankenpflegerinnen, zur Erholung und Kur aufzunehmen, sowie den der Einzelpflege Bedürftigen besondere Sorgfalt zuzuwenden. 
Um den Betrieb auch in den Nichtferienmonaten, die naturgemäß einen geringeren Besuch aufweisen, finanziell sicher zu stellen, ist die Gründung eines umfassenden Vereins mit Jahresbeiträgen geplant."   

   
Zwei Halbwaisen erhalten aus einer Stiftung einen kostenlosen Aufenthalt im Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise von je 400 Mark verliehen: der Witwe von Maier Auerbacher in Kippenheim, der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen. Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen Unterbringung je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim übernommen.   
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen erhielt den Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat Salomon Rosenstiel in Schmieheim das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen in Gold."            

 
Geheimer Regierungsrat Dr. Mayer ist über die Purimtage im Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)
      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. März 1913: "Randegg. Ein Bild echten jüdischen Lebens bot sich im Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim im Schwarzwald. Geheimer Regierungsrat Dr. Mayer aus Karlsrufe weilt in der Anstalt während der Purimtage und ließ es sich nicht nehmen, am Purimabende vor der aufmerksam und begeistert lauschenden Kinderschar selbst die Meggiloh zu leisen. Ein herzerhebender Anblick war es, zu sehen, mit welcher Freude sich die Kleinen herandrängten, um eins nach dem andern dem Gaste mit der Kerze in der Hand licht senden zu können. Auch erfreuten die Kinder den Herrn Geheimen Regierungsrat durch ein Purim-Festspiel, das sie mit kindlicher Begeisterung spielten. 
Möge die Anstalt auch ferner, vom Geiste des wahren Judentums getragen, den erholungsbedürftigen Kindern zum Segen gereichen!"     

 
Die gesamten Baukosten für das Friedrich-Luisen-Hospiz betragen 258.545 Mark (Bericht von 1913)
  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1912: "Karlsruhe, 22. August (1913). Das neue Verordnungsblatt vom 15. August bringt in genauer spezialisierter Aufstellung die Einnahmen und Ausgaben der israelitischen Zentralkasse, des israelitischen Landesstiftes, des Religionsschul- und Pensionsfonds pro 1912. In dem Landesfonds für soziale Zwecke sind pro 1912 im ganzen eingegangen 309.072 Mark, und es wurden ausgegeben für das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim an Baukosten pro 1908/1912  258.545 Mark. Auch die übrigen Ausgaben für Einrichtungsgegenstände sind in dieser Aufstellung verrechnet."        


Besuch von Großherzogin Luise im Friedrich-Luisen-Hospiz (Ende August 1913)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1913: "Bad Dürrheim, 5. September (1913). Bei prachtvollem Wetter traf am 28. vorigen Monats Großherzogin Luise mit Gefolge hier ein, um das Landessolbad, das Kindersolbad des badischen Frauenvereins und - zum erstenmal - unser Friedrich-Luisen-Hospiz zu besuchen, das sie in vollem Betriebe sehen wollte. Zum Empfang der hohen Frau waren Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer und Gemahlin von Karlsruhe gekommen, außerdem von Seiten der Zentralverwaltung der zurzeit in der Nähe weilende Kinderarzt Dr. Th. Homburger mit Gemahlin, und vom Lokalkomitee die Damen Lion von Villingen, Gugenheim von Donaueschingen und Marx von Geisingen. Ferner war die Vorsitzende des Karlsruher Zweigvereins des jüdischen Frauenbundes, Frau Emilie Strauß, erschienen. Bei der Einfahrt in den zum Hospiz ansteigenden Torweg wurde die Großherzogin von den 95 Kindern, die festlich gekleidet Spalier bildeten, mit jubelnden Zurufen empfangen. Vor dem bekränzten Nordportale fand die Begrüßung durch Herrn Geheimrat Mayer statt, der in seiner Ansprache betonte, wie der Name des Hauses nicht nur eine Ehre für dasselbe, sondern zugleich ein dauernd wirksamer Ansporn für alle an der Verwaltung und Bewirtschaftung Beteiligten sei, stets das Höchste zu leisten. Dank der Anspannung aller Kräfte habe sich denn auch die Anstalt schon im ersten Jahre über Erwarten entfaltet und den guten Ruf Dürrheims weit über Badens Grenzen hinaus verbreiten helfen. Die Großherzogin erwiderte mit Worten herzlichen Dankes für Unternehmen und Ausführung der schönen Anstalt und erinnerte namentlich daran, welch große Freude dem teuren verewigten Großherzog und ihr zu ihrer goldenen Hochzeit durch die Widmung dieses menschenfreundlichen Werkes bereitet worden sei, dem sie deshalb besonders warme Teilnahme entgegenbringe. Auch der Frau Geheimrat Mayer dankte die Großherzogin für die hingehende Tätigkeit im Interesse der Anstalt und ließ sich hierauf die Schwester Oberin Dorothea Kochmann und den Hausarzt Dr. Harraß vorstellen. In der Empfangshalle wurden die anderen oben genannten Damen und Herren vorgestellt und von der Großherzogin einzeln ins Gespräch gezogen. Inzwischen hatten sich die Kinder auf anderem Wege in den Spielsaal begeben und mit den Schwestern und Helferinnen Aufstellung genommen. Hier überraschten sie die Großherzogin mit dem Sang 'Aus Badenerland', der aus den frischen Kinderkehlen ergreifend klang. Hierauf überreichte ein liebreizendes Mädchen, Selma Fröhlich aus Karlsruhe, mit einer poetischen Ansprache einen Nelkenstrauß und wurde dafür von der Großherzogin sehr belobt. Die Verse gefielen der hohen Frau so gut, dass sie sich auch nach dem Verfasser erkundigte und, nachdem sie erfahren, dass es der Vater der Helferin Gretel Strauß von Pforzheim sei, dieser Grüße für ihn auftrug. An die Schwestern und Helferinnen sowie an viele aus der großen Kinderschar richtete die Fürstin liebe Worte; sie war nicht wenig verwundert, zu hören, dass unter diesen sich nicht nur solche aus Süddeutschland und der Schweiz, sondern auch aus Berlin, England, ja aus Algier befinden. Auf die große Liegeterrasse heraustretend, bemerkte sie zwei nahezu unbekleidete, von der Sonne ganz dunkelgebrannte Knaben (aus Nürnberg und Würzburg) und ließ sich vom Hausarzt erklären, dass er hier mit bestem Erfolge in geeigneten Fällen die ganztätigen Sonnen- und Luftbäder anwende, wie sie in den schweizerischen Höhenkurorten gebraucht werden, und dass er dies ebenso an sonnigen Wintertagen getan habe. Die Großherzogin bekundete ihre Freude darüber, dass das Haus schon im ersten Jahre auch in den Herbst-, Winter- und Frühjahrsmonaten eine befriedigende Belegung von Kindern und weiblichen Erwachsenen aufgewiesen habe, und sprach die Erwartung aus, dass von den in diesen Monaten besonders wirksamen Kuren immer häufiger Gebrauch gemacht werden würde. Die weitere Besichtigung erstreckte sich auf zahlreiche Räume und Einrichtungen des großen Hauses, und die Großherzogin war voll Lobes darüber, wie praktisch und hygienisch alles bedacht und ausgeführt sei. Auch der Leibarzt Geheimer Hofrat Prof. Dr. Dreßler sprach seine Befriedigung darüber aus, dass hier in seltenem Maße allen Anforderungen der modernen Hygiene entsprochen sei. Nachdem die Großherzogin und das Gefolge sich noch in das Gedenkbuch des Hospizes eingezeichnet hatten, verabschiedete sie sich von der Oberin und dem Hausarzt sowie von den Herren und Damen der Verwaltung mit herzlichen Segenswünschen für das weitere Gedeihen der Anstalt."       
  
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: "Bad Dürrheim. Unsere Großherzogin hat das hiesige israelitische Kinderhospiz ('Friedrich-Luisen-Hospiz') besucht und sich über die unter der Leitung der Schwester - Oberin Dorothea Kochmann - früher am Israelitischen Gemeindehospital in Frankfurt - stehende Anstalt aufs lobendste ausgesprochen."        

        
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1913)
    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Oktober 1913: "Aus einem Reise-Tagebuch.  
Meine diesjährigen Ferien benutzte ich, um den badischen Schwarzwald zu durchwandern. Als ich von Triberg, der Abwechslung halber, die Bahn benutzte, um ins wildromantische Höllental zu fahren, kam es mir in Erinnerung, dass in der Nähe von Villingen vor etwa Jahresfrist ein jüdisches Kinderheim in Bad Dürrheim erbaut worden war. Ich unterbrach in Villingen meine Reiseroute und benutzt die Nebenbahn, um mir einmal das Friedrich-Luisen-Hospiz anzusehen.  
Bad Dürrheim, ein kleiner Ort im badischen Schwarzwald, 700 Meter u.d.M., umringt von herrlichen Wäldern, bietet für ein solches Hospiz alle Vorbedingungen 'par excellence', umso mehr, als durch seine starke Sole im Verein mit einem ausgezeichneten Höheklima manchem Heilungsprozess tatkräftig unter die Arme gegriffen wird.   
Aber mehr als alle diese Dinge war bei mir die Sehnsucht wachgerufen worden, wieder einmal unter Juden zu sein, die ich, wenn auch erst seit einigen Tagen, schon wieder zu vermissen begann.   
So meinem Gedanken nachhängend, hatte ich die 20 Minuten Fahrt bald hinter mir, und meinen Rucksack auf dem Rücken, wanderte ich durch Bad Dürrheim und fand mich bald vor den Toren des Friedrich-Luisen-Hospizes. 
Schon hier drang mir ein vielstimmiger Kinderchor entgegen, der irgend ein Kreisspiel spielte. Lieder, die man einst selbst als Kind gesungen, kamen mir in Erinnerung, und mit Wehmut und Freude im Herzen ward ich alsbald von der dortigen Oberin empfangen, die mir mit Stolz die schöne neue Anstalt zeigte.   
Ich habe schon viele derartige Institute gesehen und habe es mir immer angelegen sein lassen, jüdische Institutionen, welcher Art sie auch seien, anzuschauen, aber was ich hier sah, war mir wirklich noch nicht vor Augen gekommen.     
Das Erdgeschoss enthält die Küche und deren Nebenräume, die Vorratsräume, die Heizungsanlage, eine Turnhalle und einen sich daran schließenden Duscheraum.   
Im Parterre fällt besonders der Speisesaal für die Kinder auf, in dem die zum Teil niedrigen Tische schon verraten, dass hier Erdenbürger ihre Mahlzeit einnehmen, die, wie man sagt, noch nicht mit den Füßen bis an die Erde reichen. An diesen Speisesaal reiht sich ein Spielsaal an, in dem die Kinder bei schlechtem Wetter oder in den Wintermonaten spielen. Der Haupttummelplatz ist jedoch die große ungedeckte Veranda, die sich daran anschließt. Den weiten, lichten Korridor entlang liegen die Zimmer der Oberin, des Arztes, der Verwaltung, sowie das Schulzimmer.  
Die beiden weiteren Stockwerke sind mit den Schlafräumen der Kinder ausgefüllt, die so licht und luftig sind, dass man ordentlich schon gesund wird, wenn man sie sieht. Damit die Kinder auch nachts nicht ohne Aufsicht sind, ist zwischen je zwei Kinderzimmern ein Schwesternzimmer angeordnet, das rechts und links durch ein Fensterchen mit den Kinderzimmern verbunden ist und so der Schwester eine leichte Bewachung der schlafenden Kinder ermöglicht, denn durch das leicht zu öffnende Fensterchen dringt das geringste Geräusch. In diesem Geschoss sind auch die Sole- und Kohlensäurebäder untergebracht.     
Am allerschönsten aber sind doch die Waschräume der Kinder. Die Waschbecken sind so nieder, dass selbst das kleinste Kind bequem hinreichen kann. Von der Schwester
Bad Duerrheim FrfIsrFambl 31101913a.jpg (258457 Byte)wird der Haupthahn geöffnet, und nun laufen alle Becken gleichzeitig voll. Der Witterung entsprechend wird das Wasser vom Haupthahn aus auch temperiert.   
Inhalatorium und Wäschevorratsraum füllen die restlichen Räume des Hauptgeschosses aus. Außer den Schlafräumen im Obergeschoss, befindet sich dort auch die Krankenstation, die von den anderen Räumen gänzlich abzuschließen ist. Waschküche und Bügelzimmer liegen auch auf diesem Stockwerk.  
Während wir bald am Ende unserer Wanderung waren, ertönte auf einmal der Gong, und bald hörten und sahen wir die großen und kleinen Knaben und Mädchen mit einem Hallo von der Veranda und dem Spielplatz in Scharen hereinströmen. Es war Mittag. Wir stiegen auch herab, denn ich musste unbedingt sehen, ob das kleine Volk auch gut essen kann.   
Und ich hatte mich nicht getäuscht. - Da saßen sie je zehn an einem Tisch und verschnabulierten ihr Mahl mit einem köstlichen Appetit. Selbst die sonst so gefürchtet kleinen schlechten Esser verzehren hier mit wahrer Andacht ihre Speisen, als hätten sie acht Tage nichts zu essen gehabt.   
Nach Tisch heißt die Parole: Liegen! Auf der großen Terrasse liegen sie dann, die Herrschaften, in der Sonne und lassen die lieben Gott einen guten Herrn sein. Manch einem von den Kindern passt es zwar nicht, so still zu liegen - aber ein Blick der Schwester, und der kleine Herr oder die Dame bequemt sich, still liegen zu bleiben.  
Nach etwa einer Stunde geht das Spielen los, entweder auf dem Spielplatz oder im Walde, der in zwei Minuten zu erreichen ist. Dann wird um vier Uhr Kakao getrunken, von neuem wieder gespielt und gesungen und auch geturnt. Das Abendbrot wird um sieben Uhr verabreicht, und dann wird noch eine Stunde gespielt. Hier erreicht die Fröhlichkeit der Kinder ihren Höhepunkt. Es ist, als ob die Kinder sich vor Lebenslust nicht zu halten wüssten, und auch ich musste mitmachen. Um acht Uhr wird energisch Schluss gemacht, und dann geht's zum Waschen und von da aus in die Betten.   
Jetzt erst können sich die Schwestern etwas Ruhe gönnen, und als wir dann im Zimmer der Oberin zusammen saßen, da erzählten sie von den einzelnen Kindern, die zuhause nicht zu halten sind, hier aber unter ihresgleichen ganz anders werden, und wie gut den Kindern der Aufenthalt bekäme.    
Die Mittel zum Bau der Anstalt sind von der Gesamtkorporation der Israeliten Badens zum goldenen Ehejubiläum Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs Friedrich I. und der Großherzogin Luise gestiftet worden. Damit es der Anstalt auch möglich ist, Minderbemittelte gegen geringes Entgelt und auch ganz Armen Aufenthalt zu gewähren, hat sich im Laufe dieses Jahres auf Veranlassung von Herrn Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer - Karlsruhe ein Verein für das Friedrich-Luisen-Hospiz gebildet, für dessen Gedeihen Frau Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer unermüdlich tätig ist.      
Großherzogin-Witwe Luise von Baden brachte der Anstalt schon von deren Gründung an warmes Interesse entgegen. Die hohe Frau beehrte diesen Sommer die Anstalt durch ihren Besuch; in einem Schreiben an den Vorstand sprach sie dann ihre Befriedigung über die schöne Anstalt aus. 
Es wäre wünschenswert, wenn eine weitere Masse jüdischer Opferfreudigkeit den Verein unterstützen würde.  
Leider erweist sich das Heim mit seinen 95 Betten in den Ferienmonaten Juli und August als zu klein. Wer sein Kind in dieser Zeit dort unterbringen will, muss es schon 1/2 Jahre vorher anmelden.   
Ich sah dort einige Kinder, die durch Sonnenbäder ihrer Heilung entgegen gingen. Diese Kinder liegen von morgens bis abends nackt in der Sonne und sehen aus wie richtige Neger-Kinder. Die Kuren sind von überraschender Wirkung.   
Selbstverständlich steht das Heim unter ärztlicher Aufsicht, alltäglich kommt der Arzt und sieht sich die Herrschaften an.  Für die streng rituelle Führung gibt die Persönlichkeit der Oberin die beste Gewähr, ferner steht die Küche unter Aufsicht von Herrn Rabbiner Dr. Spitz in Gailingen. Wer wie ich das Glück hatte, einen Freitagabend dort zu verleben, einen kleinen Jungen von 13 Jahren einen Kiddusch machen und nach Tisch Schirhamalaus singen zu hören, dem wird mit mir die Erkenntnis kommen, dass es ein wahrhaft jüdisches Haus ist. 
Als ich, nachdem ich von allen Kindern Abschied genommen, weiter wanderte, klangen mir immer noch im Ohre die Kinderstimmen und die Lieder nach, Tränen der Wehmut und der Freude standen mir im Auge.   
Jedem aber, der einmal in die Nähe dieses Ortes kommt, dem rate ich: 'Werfe einen Blick ins Kinderland.'  F.S."       

    
Das Großherzogliche Landessolbad steht für die Kinder des Friedrich-Luisen-Hospizes auch während der Wintermonate offen (November 1913)
  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. November 1913: "Bad Dürrheim (Schwarzwald). 7. November (1913). Die sehr günstigen Erfahrungen, die in unserem Friedrich-Luisen-Hospiz (israelitisches Solbad für Kinder und weibliche Erwachsene) mit Winterkuren gemacht worden sind, haben jetzt durch eine Maßnahme der badischen Regierung eine neue Bestätigung erfahren. Das Ministerium des Innern hat mit der Begründung, dass 'der hohe Wert der Winterkuren in Höhenlage in den letzten Jahren immer mehr erkannt worden ist', beschlossen, das Großherzogliche Landessolbad Dürrheim, das unserem Hospiz benachbart ist, auch während der Wintermonate offen zu halten. In der bezüglichen Bekanntmachung ist unter Hervorhebung der besonderen Stellung Dürrheims, die ihm seine Lage 705 Meter über dem Meere verleiht, bemerkt: 'Als hochgelegenes Solbad verbindet es mit einem ausgeprägten schneereichen Schwarzwaldwinter eine ausgiebige Besonnung, die einen viele Stunden langen Aufenthalt im Freien fast täglich gestattet. Dementsprechend ist dann auch der Erfolg der Winterkurzen bei Blutarmut, Nervenschwachen, widerstandsfähigen Rheumatikern und besonders bei Rekonvaleszenten ein ausgezeichneter.' Wir dürfen hinzufügen, dass auch bei Knochenerkrankungen und offenen Wundern durch die Sol-, Sonnen- und Luftbäder ganz überraschende Erfolge in unserem Hospize erzielt worden sind. Die Verwaltung desselben hat sich dadurch, dass die prächtige Anstalt auf den Rat erster ärztlicher Autoritäten von vornherein für vollen Jahresbetrieb einrichtete, ein unschätzbares Verdienst erworben. Hierin wie schon durch seine Höhenlage steht das Friedrich-Luisen-Hospiz in Dürrheim unter den jüdischen Solkuranstalten einzig da."        

    
Stiftung von Oberregierungsrat Dr. Mayer für einen Erweiterungsbau des Friedrich-Luisen-Hospizes (Dezember 1913)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Dezember 1913: "Karlsruhe. Anlässlich ihres 50. Geburtstages überreichte Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer seiner Gattin folgende Stiftungsurkunde:  
' Zum heutigen fünfzigsten Geburtstage meiner lieben Frau möchte ich ihr eine ganz besondere Freude bereiten. In dieser Absicht stifte ich für die infolge der überaus günstigen Entwicklung des Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim schon jetzt dringend nötige Erweiterung desselben auf die Zahl von 150 Betten als Grundstein den Betrag von 1.000 Mark mit dem Wunsche, dass weitere Bausteine sich bald anreihen und mit meiner lieben Frau die vielen Freunde des Hospizes des Beginn des euen Baues schon im kommenden Jahr sich erfreuen mögen."    

     
Vor Beginn des Ersten Weltkrieges: Plan für einen Erweiterungsbau des Friedrich-Luisen-Hospizes (1914)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. April 1914: "Die 7. Israelitische Landessynagoge trat (wie im Gemeindeboten der vorigen Nummer kurz mitgeteilt. D. Redaktion) Montag den 6. April, vormittags 11 Uhr zusammen. Der Eröffnung ging ein feierlicher Gottesdienst voran. Rabbiner Dr. Löb hielt die Predigt. Die Snode eröffnete der Ministerialkommissär beim Großherzogen Oberrat, Ministerialrat Schwörer, mit folgender Ansprache: Hochgeehrte...        
...  Bei dem Voranschlag für den israelitischen Landesfonds für soziale Zwecke spricht Abgeordneter Emil Weill - Karlsruhe der Verwaltung der Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim in warmen Worten für ihre aufopfernde erfolgreiche Wirksamkeit zugunsten dieser so rasch emporblühenden Wohlfahrtsanstalt den Dank der Synode aus. Ihm schließt sich Abgeordneter Dr. med. Heilbronn - Gailingen an, der auf Grund seiner praktischen Erfahrung die vielfach glänzenden Erfolge der Kuren bei leidenden und schwächlichen Kindern in dem Hospize hervorgebt. Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer dankt im Namen der Verwaltung für das gespendete Lob und hebt noch besonders die Verdienste der Oberin, des Hausarztes und der Schwestern sowie des gesamten Anstaltspersonals hervor. Den schönsten Dank aber würde er darin erblicken, wenn recht bald die Möglichkeit geboten würde, durch Erbauung eines Sommerhauses gerade in den Hauptferienzeiten weiteren 60 bis 100 Kindern die Wohltaten des Hospizes zuteil werden zu lassen."  

 
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1914)
   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. August 1914: "Im Friedrich-Luisen-Hospiz zu Dürrheim.  Die ersten Bäder sind schon morgens um 6 Uhr gerichtet; immer 6 Kinder zugleich erscheinen mit noch verschlafenen Augen im Baderaum. Doch verscheucht das angenehme Nass den letzten schlaftrunkenen Zug aus ihren Gesichtern. Ein lustig Leben entwickelt sich, Badewannen fließen über, Wassersalven werden von hüben nach drüben getauscht, und trotz des eifrigen Wehrens der Schwester ist keine Ruhe in die kleine Gesellschaft zu bringen.   
Nach dem Baden geht es wieder zurück in die Schlafräume, wo die Kinder noch zwei Stunden ruhen müssen. Hier nehmen sie ihr erstes Frühstück, bestehend aus Kaffee und Butterbrötchen, ein. Beinahe unglaublich sind die Mengen von Brötchen, die hier vertilgt werden. Dreißig für sechs ältere Kinder waren nichts außergewöhnliches. Sechs besonders hungrige haben einen Rekord von 40 aufgestellt.   
Doch nicht alle Tage dürfen die Kinder Bäder nehmen; an den für sie badefreien Tagen versammeln sie sich um 8 Uhr im Speisesaal, um ihr erstes Frühstück einzunehmen.
Ist nun schönes Wetter, so werden die Kinder im Freien mit Spielen unterhalten, oder sie machen sich über die vorhandenen Schaukeln und Turngeräte her.   
Um 10 Uhr ertönt der Gong, um die Schar zum zweiten Frühstück ins Haus zu rufen. Ein mit der Kinderseele etwas Vertrauter erkennt den Speisezettel schon an den Mienen der Kleinen. Lang und länger werden die Gesichter, steht das Barometer auf Brei, und recht ungeschickt sind an solchen Tagen die Kleinen, denn wie mancher Teller wird 'aus    
Bad Duerrheim FrfIsrFambl 07081914a.jpg (236782 Byte)Versehen' umgestoßen und sendet seinen Inhalt zu Boden. Doch mit menschenfreundlicher Seele wird die Ration doppelt nachgefüllt. Schokoladenpudding oder Eier rufen meistens ein wohlgefälliges Schmunzeln auf den Gesichtern der Kleinen hervor.           
Nach dem zweiten Frühstück geht es in den Wald, wo man sich mit Beerensuchen und Blumenpflücken bis zum Mittagessen beschäftigt.    
Halb ein Uhr ist die Zeit des Mittagessens. Suppe, Fleisch und Gemüse, Dessert, so viel das Herz beliebt. Kaum ist das Mittagessen beendet, geht es wieder hinaus ins Freie. Mit Tüchern, Kissen und Plaids bewaffnet, zieht die Karawane auf die gegenüberliegende Wiese, um, in der Sonne lang ausgestreckt, sich den den Strapazen des Vormittags zu erholen. Bis drei Uhr dauert die Siesta für die, die zum Inhalieren müssen; die anderen dürfen sich bis halb vier Uhr der Ruhe erfreuen. Allzu unterhaltend sind diese Ruhestunden freilich nicht, dafür aber umso ergiebiger für die Gewichtszunahme.   
Um vier Uhr gibt es Kakao und Geleebrot. Jetzt ist der Hunger kaum zu befriedigen. Einen kleinen Begriff von dem guten Appetit der Kinder kann man sich machen, wenn man bedenkt, dass an manchen Tagen 20 Laibe Brot zu 4 Pfund gegessen wurden.    
An das Vespern schließt sich ein größerer Spaziergang in den Wald an. Unter Obhut der Schwester verbringen die Kleinen die Zeit bis zum Abendessen im Walde bei Spiel, Gesang und Marsch. Für die ganz Kleinen ist das Nachtessen um sechs Uhr gerichtet und besteht gewöhnlich aus irgend einer Mehlspeise. Fleisch gibt es nur am Freitagabend.  
Um sieben Uhr ertönt der Gong zum letzten Male, um die größeren zum Abendessen zu rufen. Diese bekommen das Gleich wie die Kleinen. Um dreiviertel acht Uhr speisen die Schwestern, und kaum haben diese ihr Mahl beendigt, so heißt es zum großen Bedauern der Kinder: ins Bett. Vor dem Schlafengehen müssen sich alle Kinder nochmals waschen und kämmen; bei den Kleineren wird diese Arbeit von den Schwestern besorgt.   
Nun liegen alle Kinder im Bett. Aber bis zur vollständigen Ruhe im Hause bedarf es noch einer geraumen Weile. Macht Schwester Oberin ihre letzte Runde durch die Schlafräume, so hat jedes der Kleinen noch einen besonderen Wunsch. Hier soll sie noch ein Geschichtchen erzählen und dort sich noch einige Minuten ans Bett setzen. 'Ach, Schwester Oberin, schreiben Sie doch heim, dass ich noch einige Tage dableiben darf', oder 'Gelt, Schwester Oberin, Sie schreiben morgen an meinem Brief', ertönt es aus den Betten. Hat Schwester Oberin alle Wünsche nach Möglichkeit befriedigt, und ihre Runde beendigt, so tritt schließlich vollständige Ruhe ein. Die Schwestern versammeln sich, bevor auch sie zu Bett gehen, nochmals bei Schwester Oberin, um sich über den vergangenen Tag auszusprechen. Um zehn Uhr ist alles dunkel im Hause; nur bei Schwester Oberin brennt noch die Schreibtischlampe, manchmal bis spät nach Mitternacht.   
Doch nicht immer vergeht der Tag so abwechslungsreich. Ist das Wetter weniger günstig, so heißt es, die Kleinen im Hause beschäftigen. Hierbei werden Knaben und Mädchen voneinander getrennt. Die ersteren ergötzen sich mit Spielen und Übungen im Turnsaale, die Mädchen im Spielzimmer. Jede Woche findet auch ein Schreibtag statt. Briefe und Karten werden oft zur Begutachtung der Schwester Oberin vorgelegt. Das ist ganz gut; denn sonst würden manche zu unglaublichen Missverständnissen Anlass gegeben. Ein Junge, der etwas erkältet war, schrieb einmal: 'Liebe Mutter, ich habe drei Tage sehr starke Lungenentzündung gehabt und dabei 6 1/2 Pfund zugenommen, also hole mich ab.' Wäre dieser Brief in die Hände der Mutter gekommen, welch heillose Verwirrung hätte er angerichtet!"  

    
 Schwierigkeiten in der Kriegszeit (1915) 

Bad Duerrheim Israelit 15041915.jpg (58647 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1915: "Bad Dürrheim, 7. April (1915). Viele Eltern hatten im Interesse ihrer erholungsbedürftigen Kinder gehofft, dass unser Friedrich-Luisen-Hospiz, nachdem es den Winter über geschlossen gewesen, im Frühjahr wieder eröffnet werden würde. Dies war jedoch nicht zu ermöglichen. Dagegen ist nunmehr die Wiedereröffnung für den Sommer beschlossen. Wenn auch infolge der Verteuerung aller Lebensbedürfnisse ein finanzieller Ausfall zu erwarten steht, hat die Verwaltung unter den gegenwärtigen schwierigen Verhältnissen sich doppelt verpflichtet gefühlt, eine so bewährte Stätte der Heilung und Kräftigung für unsere Jugend ihrer schönen Aufgabe nicht länger zu entziehen."     
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. April 1915: derselbe Text wie oben, ergänzt noch durch den Abschnitt: 
"Da für Juli und August schon zahlreiche Anmeldungen vorliegen, möge, wer sicher auf Aufnahme rechnen will, sich baldigst 'an die Schwester Oberin des Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim, Schwarzwald', wenden."   

  
Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist voll belegt (1915)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1915: "Dürrheim. Das Friedrich-Luisen-Hospiz war im Juli und August voll besetzt und wird es auch während des Septembers sein. Auch in den Wintermonaten wird der Betrieb voll offen gehalten. Blutarme, Genesende usw. jüdische Kinder und Frauen finden Aufnahme. Anmeldungen an die Oberin".       


Neuanschaffungen für das Hospiz - Winterkuren - Chanukkafeier - Gratulation zum Geburtstag der Großherzogin (1915)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember 1915:  "Bad Dürrheim. Von den in der neulichen Mitgliederversammlung des Vereins für das Friedrich-Luisen-Hospiz gefassten Beschlüssen ist neben der Anschaffung einer neuzeitlichen Röntgeneinrichtung und der Errichtung einer weiteren großen Liegehalle namentlich die Offenhalle der Anstalt während dieses ganzen Winters zur Ermöglichung der ausgezeichneten Winterkuren hervorzuheben. Zur Zeit genießen über 20 Pfleglinge die wirksamen Heilmittel unseres Hospizes, und auf die Weihnachtsferien erwarten wir eine größere Anzahl. Der schöne Ablauf der Chanukkafeier wird allen eine liebe Erinnerung bleiben.  
Als kürzlich die allverehrte Großherzogin Luise ihren Geburtstag feierte, sandte auch unser Hospiz seine Wünsche. Hierauf trat alsbald folgendes Antworttelegramm ein: 
dem Friedrich-Luisen-Hospiz Dürrheim sage ich für freundliche Wünsche zu meinem Geburtstage herzlichen Dank. Der Segen des Allmächtigen geleite auch weiterhin das Hospiz in allen seinen gemeinnützigen Bemühungen in der großen, aber schweren Zeit, deren Ein--- uns alle bewegen. Großherzogin Luise."      

  
Spende von Karl Haas für das Hospiz (1918)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juli 1918: "Karlsruhe. Der hier am 2. Dezember verstorbene Karl Haas hat die israelitische Religionsgemeinschaft Badens mit 40.000 Mark bedacht. Diese Summe ist für allgemeine Wohltätigkeitszwecke bestimmt, namentlich zur Förderung des Handwerks und der Landwirtschaft unter den Juden. Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Dürrheim erhielt von dem gleichen Erblasser ein Legat von 10.000 Mark."      

 
Beschluss zur Erweiterung des Friedrich-Luisen-Hospizes (1919)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. März 1919: "Friedrich-Luisen-Hospiz Bad Dürrheim. Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, die größte israelitische Kinderheilstätte, hat beschlossen, durch einen Erweiterungsbau die Zahl seiner Betten von 100 auf 200 zu steigern. Die erforderlichen Mittel sind auf Mark 500.000 veranschlagt. Die badische Judenheit ist zur Beschaffung der Mittel bereits in großzügiger Weise vorangegangen. Da auch in wachsendem Maße Frankfurter Kinder (25-30 %) die Wohltat der Anstalt in Anspruch nehmen, hat sich in Frankfurt ein Lokalkomitee gebildet, das sich mit einem Rundschreiben an alle Interessenten wendet zwecks Zuweisung eines einmaligen größeren Betrages. 
Es finden sowohl bemittelte als auch unbemittelte Kinder in der Anstalt Aufnahme, die in jüdisch-orthodoxer Hinsicht allen Ansprüchen Genüge leistet."        

 
Chanukka-Feier im Hospiz (Dezember 1921)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar 1922: "Chanukka im Dürrheimer Hospiz.  
Bad Dürrheim
. Endlich richtige Winterlandschaft, dabei sonnig und mild. Noch nie war das Friedrich-Luisen-Hospiz um diese Zeit von heil- und erholungsbedürftigen Kindern und Erwachsenen aus ganz Deutschland und der Schweiz so vollbesetzt, noch nie wurde Chanukka in so großem Kreise hier gefeiert. Wie strahlten die Augen der Kleinen, als sie endlich in den festlich geschmückten Saal herein durften, die vielen Lichtchen angezündet und die alten lieben Gesänge angestimmt wurden! Dann kamen für jedes einzelne süße und reizende Überraschungen, teils von ihren Angehörigen, teils in überaus reichem Maße von edeln Freundinnen des Hospizes gestiftet und von den kinderlieben Schwestern hübsch zurechtgemacht. Herz, Augen und Mund feierten ein schönes Fest. So war er erste Abend. Und der zweite stand ihm nicht nach, denn da  durften die Kinder Theater spielen. Und wie prächtig haben sie es gemacht! Die schönsten Märchen zogen an uns vorüber; über allem aber stand die Chanukkageschichte, mit Innigkeit gespielt und gesungen. Tief gerührt waren die Eltern, die an diesen freien Tagen zum Besuch ihrer Kinder gekommen waren, und voll Freude darüber, dass diese hier oben unter der liebevollen Fürsorge der allverehrten Oberin nicht bloß Gesundheit und Kräftigung finden, sondern, dass das Hospiz ihnen auch ihre Religion lieb macht und schönste Erinnerungen fürs ganze Leben mitgibt.  X." 

   
10-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes (Sommer 1922)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. August 1922: "Friedrich-Luisen-Hospiz, Dürrheim.  
Das Friedrich-Luisen-Hospiz feierte sein 10-jähriges Bestehen. Wie der Vorsitzende der Verwaltung, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer - Karlsruhe, in seiner Ansprache betonte, sollte es kein Jubiläum sein. Dafür sei die Lebensdauer des Hospizes noch zu kurz und die Zeit zu ernst. Aber man sollte gerade jetzt jede geeignete Gelegenheit ergreifen, um sich über die alltägliche Not zu erheben, über das bestehende Gute und Schöne sich zu freuen und zu mutiger Weiterarbeit sich zu ermuntern. Die Anstalt habe sich in ihrer Anlage und in ihrem Betriebe durchaus bewährt. Man dürfe sich glücklich schätzen, Frl. Dorothea Kochmann als Oberin und Badearzt Dr. Harraß als Hausarzt gewonnen zu haben, wie auch die Sekretärin Frl. Dora Marx und die Lehrerin Frl. Berta Weil während der zehn Jahre sich als vorzügliche Kräfte erwiesen hätten. Von vornherein habe der Vorstand größten Nachdruck darauf gelegt, dass im Hause keinerlei Unterschied gemacht werde zwischen arm und reich, ferner, dass der Anstaltsbetrieb den Anforderungen auch der strengsten religiösen Richtung entspreche. Die Oberin verstand es, die Schönheiten der religiösen Einrichtungen auch für solche Kinder eindrucksvoll und erhebend zu gestalten, denen sie im Elternhause nicht dargeboten worden waren. So konnten alle ohne Unterschied die schönsten Eindrücke für das ganze Leben mit fortnehmen. Das Hospiz befinde sich gegenwärtig in einer schweren wirtschaftlichen Krise, die seinen Bestand bedrohe. Es sei eine umfassende Hilfsaktion nötig, womit Frankfurt dank der Tatkraft seiner dortigen Vorstandsmitglieder vorbildlich vorangegangen sei.  
Über die außerordentliche Bedeutung des Hospizes für die jüdische Kinderhygiene sprach Hausarzt Dr. Harraß, von dem gesagt werden darf, dass er wissenschaftlich und praktisch auf der Höhe steht und sich des Vertrauens weitester ärztlicher Kreise erfreut.   
Für den Oberrat der Israeliten überbrachte dessen Mitglied Rechtsanwalt Dr. Kaufmann - Heidelberg die Glückwünsche dieser Behörde und äußere Zeichen dankbarer Anerkennung für die oben genannten bewährten Anstaltskräfte.  
Dann erbat sich der Vater eine Hospizkindes, Herr Frank aus Frankenthal, das Wort, um seiner Freude über die wundervolle Anstalt Ausdruck zu geben: er werde alles, was in seinen Kräften stehe, tun, um die ihm zugänglichen Kreise zur Mithilfe für die Erhaltung des Hospizes zu gewinnen.   
Besonders verschönt wurde die Feier durch gesangskünstlerische Darbietungen der Sopranistin Frl. Elisabeth Friedberg und des Baritonisten Paul Mayer von Karlsruhe. Später folgte eine fröhliche Veranstaltung der Kinder mit lustigen Szenen und Gesängen und graziösen Tänzen."          

   
Das Friedrich-Luisen-Hospiz erhält als "notleidende Anstalt" eine außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen Welthilfskonferenz (1922)    

Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1922, Heft 3-4: "Wirtschaftliche Fürsorge. Die 16 Millionen, die der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden vom Reichsarbeitsministerium aus der im Nachtrag zum Haushaltsetat für 1922 genehmigten Milliarde überwiesen wurden, um den notleidenden Anstalten außerordentliche Beihilfe zu gewähren, wurden gemeinsam mit der ersten Rate (5 Millionen) der von der Jüdischen Welthilfskonferenz gewährten Spende zur Unterstützung notleidender Einrichtung in Deutschland an 119 Anstalten (siehe nachstehende Aufstockung) verteilt. Die Verteilung an die der Gesundheitsfürsorge dienenden Einrichtungen erfolgte gemeinsam mit dem Bund jüdischer Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands, der an der Einleitung der Hilfsaktion beim Reich in starkem Maße beteiligt war (siehe Nachrichtendienst Nr. 2). Anstalten, die noch nicht bedacht wurden, wollen sich schleunigst bei der Zentralwohlfahrtsstelle melden. 
Nr. 45  Dürrheim, Friedrich-Luisen-Hospiz   198 000.- Mark".    

 
Versammlung für die Erhaltung der Friedrich-Luisen-Hospizes trotz der Inflationszeit (November 1922)
    

Bad Duerrheim Israelit 30111922.jpg (206329 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1922. "Friedrich-Luisen-Hospiz.  
Am Mittwoch, den 22. dieses Monats, nachmittags 4 Uhr, fand im Saale der Frankfurt-Loge eine recht zahlreich besuchte Propagandaversammlung für die Erhaltung des Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim statt. Der Vorsitzende des bereits bestehende Hilfsausschusses für die Erhaltung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Ortsgruppe Frankfurt am Main), Herr Friedrich D. Weil, begrüßte die Delegierten der verschiedenen Korporationen der drei Frankfurter B'ne Briß-Logen und den Geheimen Oberregierungsrat Dr. Mayer und Frau aus Karlsruhe, die in dankenswerter Weise als Begründer des Hospizes zur Versammlung hierher gereist sind. An Hand der genauen statistischen Tabellen überzeugte der Vorsitzende die Anwesenden, dass das Bad Dürrheimer Kinderhospiz keine badische, sondern eine allgemein deutsche, jüdische Kinderheilstätte ist, die stets nur zu einem Drittel von badischen Kindern belegt wird, während zwei Drittel aus dem übrigen Deutschland stammen, wovon die Hälfte aus Frankfurter Kindern besteht, die zum großen Teil zum ermäßigten Preise und teilweise ganz unentgeltlich aufgenommen werden. Es ist daher eine soziale Verpflichtung Frankfurts, dass weite Kreise mit dazu beitragen, das sonst unabänderliche Schicksal einer vollständigen Schließung dieser so segensreichen Kinderheilstätte abzuwenden. - In der darauf erfolgten Diskussion dankte zunächst Herr Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer der Frankfurter Ortsgruppe für ihre seitherige Tätigkeit und Anregungen, die weitgehendst berücksichtigt werden; insbesondere hat das neu ernannte kaufmännisch geleitete Finanzkomitee in großzügiger Weise für Vorräte gesorgt, sodass die seither geübte, wirklich gute und reichliche Verpflegung, auch weiterhin den Kindern geboten werden kann. Aus allen Gegenden kommen so viele Anmeldungen, dass es immer schwieriger wird, auf Grund der ärztlichen Atteste die Auswahl zu treffen. Ganz besonders sind es die Winterkuren, die hervorragenden Erfolge, selbst in ganz hartnäckigen Fällen gezeigt haben. Infolge der katastrophalen Entwertung der Mark weist auch das Bad Dürrheimer Hospiz ein Jahresdefizit auf, das jetzt gedeckt werden müsse, wenn nicht die Anstalt ganz geschlossen werden soll. Durch die kaufmännisch geleitete Neuorganisation, wobei der seitherige Charakter der Anstalt in keiner Weise, ganz besonders nicht in der Aufnahme aus unbemittelten Kreisen, verändert ist, würde die Gewähr geboten, dass das Hospiz in Zukunft sich selbst erhalten kann. Die Herren Dr. med. Gustav Stiebel und Sanitätsrat Dr. Abraham stellen vom ärztlichen Standpunkte die Notwendigkeit der Erhaltung des Friedrich-Luisen-Hospizes fest, da für die vielfach in Betracht kommenden Erkrankungen Bad Dürrheim der einzige Platz ist. Herr Rabbiner Dr. Jakob Horovitz betrachtet die Erhaltung des Hospizes vom jüdischen Standpunkte als die dringendste Notwendigkeit. Die Vertreter der B'ne Briß-Logen sagten ihrerseits jede weitgehende Unterstützung ihrer Logenbrüder zu. Der Vorsitzende dankte allen Erschienenen und forderte zur tätigen Mithilfe auf, die bereitwilligst sofort und durch reichliche Zeichnungen erfolgt. Spenden können auf das Postscheck-Konto Nr. 482 Frankfurt am Main der Firma Beer, Sondheimer u.Co. mit Kennwort 'Bad Dürrheim' überwiesen werden."         

 
Bettina Falk aus Mergentheim übernimmt die Leitung des Friedrich-Luisen-Hospizes (1924) 
 

Bad Duerrheim Israelit 04091924.jpg (117391 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1924: "Bad Dürrheim, 1. September (1924). Anstelle der unvergesslichen Oberin Dorothea Kochmann hat Mitte Juli die bisherige Krankenschwester am Israelitischen Spital in Basel, Bettina Falk aus Mergentheim, die Leitung des Friedrich-Luisen-Hospizes übernommen. Dank ihrer früheren Tätigkeit im Hospiz (1920-1922) und der Unterstützung durch die bestens bewährte Sekretärin Dora Marx bereitete ihr die neue Aufgabe keine Schwierigkeiten. Gleich ihrer Vorgängerin legt die neue Oberin auf die religiöse Führung der Anstalt hohen Wert. Wie die täglichen Leibesübungen zur körperlichen, so tragen die schönen Freitagabende und Sabbate zur seelischen Förderung der Kinder nicht wenig bei. Bis Ende September wird die Anstalt voll besetzt sein. Dann beginnen die Winterkuren, deren Wert schon allein wegen der während der stilleren Monate ermöglichten individuellen Behandlung der Kinder von Eltern und Ärzten immer mehr geschätzt wird. Schulpflichtige Kinder erhalten auf Wunsch gediegenen Unterricht. Die längst als notwendig empfundene Vergrößerung der Anstalt - es mussten in diesem Sommer gegen 300 Kinder wegen Platzmangels abgewiesen werden - wird sich leider vorerst nicht durchführen lassen. Umso dringender muss den Eltern, die sich die Aufnahme ihrer Kinder sichern wollen, möglichst schleunige Anmeldung - auch für die Winterkuren - empfohlen werden."        

  
Statistische Angaben - Meldungen über vorhandene Plätze - belegte Plätze / Meldungen offener Plätze 1923 - 1928 

Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1922   Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Februar 1923  
   
Duerrheim Nachrichtendienst H 3 1925.jpg (210658 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni 1925    Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1925  
   
Duerrheim Nachrichtendienst H 1 Apr 1926a.jpg (72517 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April 1926     Duerrheim Nachrichtendienst H 2 Mai 1926.jpg (167207 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Mai 1926   
   
Duerrheim Nachrichtendienst H 3 Juni 1926.jpg (114728 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni 1926  Duerrheim Nachrichtendienst H 5 November 1926.jpg (248585 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe November 1926 
   
Duerrheim Nachrichtendienst H 6 April 1927.jpg (255103 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April 1927     Duerrheim Nachrichtendienst H 7 Aug 1927a.jpg (156573 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August 1927 
   
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August 1927    Duerrheim Nachrichtendienst H 3 Maerz 1928.jpg (306193 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe März 1928     
   
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April 1928  Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni 1928 
   
Duerrheim Nachrichtendienst H 6 Aug 1928.jpg (133256 Byte) Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August 1928  Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober 1928 
     
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober 1928   Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober 1928   
   


70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)      

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Juli 1924: "Dr. David Mayer, Geheimer Oberregierungsrat in Karlsruhe, vollendet am 25. Juli sein 70. Lebensjahr. Sein Name wird nicht nur in Baden mit stolzer Verehrung genannt, sondern seine unermüdliche, rastlose Tätigkeit auf allen Gebieten öffentlich jüdischen Lebens hat ihm die Wertschätzung weitester Kreise verschafft. Ein leuchtendes Denkmal seiner umsichtigen Fürsorge ist das 1912 gegründete Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, eines der schönsten jüdischen Heime unseres Vaterlandes. Allezeit ist ihm seine Gattin eine verständnisvolle Mitarbeiterin bei seinem segensreichen Schaffen gewesen. Wir gratulieren herzlichst!"        
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 28. August 1924: "Für die zum 70. Geburtstage mir gewidmeten Zuschriften und sonstigen Liebesbeweise sage ich, auch namens meiner Gattin, allerherzlichsten Dank.
Karlsruhe, 15. August 1924. 
Geh. Oberregierungsrat Dr. D. Mayer
."        

 
Anzeige des Friedrich-Luisen-Hospizes (1924)    

Bad Duerrheim Israelit 04091924b.jpg (58611 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1924: "Bad Dürrheim - Badischer Schwarzwald
Höchst gelegenes Solbald Europas, einzigartig durch Vereinigung von Sole und voralpinem Klima. Streng rituell. Winterkuren im Friedrich-Luisen-Hospiz. Knaben werden von 3-15, Mädchen von 3-25 Jahren aufgenommen. Auf Wunsch Unterricht. Man bitten, möglichst bald direkt beim Hospiz anzumelden."     

  
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz und die Pension Waldeck (Sommer 1926)
   

Bad Duerrheim Israelit 12081926.jpg (83836 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1926: "Vom südlichen Schwarzwald. 
Bad Dürrheim,
im Juli 1926. Wenn die Sommerferien nahen, dann meldet sich die Lust zum Wandern - bei der Jugend und zum Reisen - bei den Alten. Und wenn man auch noch so häufig im Laufe der Jahre geäußert hat: 'In diesem Jahre werden wir wohl hübsch zuhause bleiben', so ändert sich doch der Sinn, je näher der Sommer rückt. Er bemalt die Erde auch gar zu schön mit seinen lockenden Farben und versteht es, daneben noch anreizend auf die übrigen Sinne zu wirken, bis man endlich seinen Widerstand aufgibt.   
Während ich den letzten Satz schreibe, überdenke ich, ob die Behauptung, dass den Sinnen beim Wandern und Reisen eine weitgehende Befriedigung geboten wird, so durchweg stimmt. Gesicht, Gehör, Geruch, Gefühl und - Geschmack. Da liegt der Hase im Pfeffer! Was kann es uns Juden berühren, ob er im Pfeffer liegt oder nicht, nachdem wir sein Fleisch doch nicht essen dürfen? Und wie selten ist überhaupt für uns die Gelegenheit, streng rituelle Verköstigung zu erhalten! Du kommst auf deinen Wanderungen durch viele Orte, in denen keine Juden wohnen, und durch nicht weniger zahlreiche Gemeinden, in denen du nicht speisen kannst.     
Bad Duerrheim Israelit 12081926b.jpg (194648 Byte)Im Mittelalter gab es in Süddeutschland kaum ein Dorf ohne jüdische Bevölkerung (Anmerkung des Webmasters: Satz stimmt nicht; im Mittelalter gab es jüdische Gemeinden überwiegend in Städten). Heute ist es oft schon schwer, die Spuren der ehemaligen Gemeinden zu entdecken. Zwischen der Urgemeinde und ihrer späteren Nachfolgerin gähnt zuweilen eine Kluft, die keine Überlieferung überbrückt hat. Da ist es für den Reisenden kaum möglich, in kurzen Stunden eines vorübergehenden Aufenthaltes der Vergangenheit forschend näher zu treten. Wir haben uns darum einige Wochen einen festen Wohnsitz gewählt, von dem aus mir die Gegend, die diesmal unser Interesse angeregt hat, besuchen können, den südlichen Schwarzwald.      
Wenn wir die Strecke von dem lieblich gebetteten Herrenalb bis Baden-Baden und gar jene von Offenburg über Triberg bis zu der Bergstadt St. Georgen durchreisen, so erhalten wir einen gewissermaßen oberflächlichen Eindruck von der Pracht dieser vom Schöpfer ganz besonders herrlich geschmückten Landschaften. Wenn wir aber erst diese unvergleichlichen Tannenwälder, wie sie zum Beispiel das 700 Meter hoch gelegene Solbad Dürrheim umgeben, an einem sonnigen Julimorgen durchwandern, wenn wir Muße haben, unser Auge in Ruhe zu richten auf die reizvollsten Landschaften, die wir hier und da durch eine Schneise hindurch erblicken, wenn wir finstere Laubenhallen betreten, in die kein Sonnenstrahl dringt, und uns wenige Minuten später plötzlich auf sonndurchglühtem, windumbraustem Bergsattel sehen, dann verstummt unser Mund ob der Fülle der Wunder, mit der der Schöpfer seine Welt ausgestattet hat.   
Bad Dürrheim gehört zu den im Schwarzwald nicht seltenen Plätzen, die einer jüdischen Gemeinde entbehren. Nur zwei seiner stattlichen Behausungen beherbergen jüdische Einwohner: das schlossähnliche, weithin bekannte Friedrich-Luisen-Hospiz und die im neuen Bebauungsgebiet gelegene, von fast allen Punkten der Umgebung aus sichtbare Pension Waldeck
Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist eine israelitische Kinderheilstätte, die zur Zeit 104 Pfleglinge beherbergt. Sie liegt am Rande einer Hochfläche in unmittelbarer Nähe des Waldes und neben ihr sind noch weitere überaus stattliche Heime, die diesen besonders günstigen Platz zum Anbau ausgewählt haben. Von allen Gegenden unseres Vaterlandes strömen zu ihr schwächliche Kinder, um in dieser herrlichen Geburtsluft, bestrahlt von natürlicher Höhensonne, gepflegt von aufopfernden Menschenfreunden, gekräftigt und in der Entwicklung gefördert zu werden. In der Anstalt selbst genießen sie die heilsamen Solbäder, die dem Badeorte eine stetig wachsende Zahl von Kurgästen verschaffen. Die Eltern, die in der Lage sind, ihre Kleinen selbst hierher zu geleiten, finden seit einigen Jahren in der Villa Waldeck ein Unterkommen und eine Verpflegung, die seit verwähnten Ansprüchen genügt.   
Den Gottesdienst besuchen diese Kurgäste im Kinderheim, denn die nächste israelitische Gemeinde ist die Kreishauptstadt Villingen. Auf sie werden wir in unserem folgenden Artikel zurückkommen. H.E."    

       
Aus Mannheim wurden 1927 38 Kinder zur Erholung nach Dürrheim geschickt (1928)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1928:  "Stuttgart. Man schreibt uns: Bei der Bedeutung, die das Friedrich-Luisen-Hospiz in dem auf der Höhe des Schwarzwalds gelegenen Solbad Dürrheim für die jüdische Kinderhygiene in ganz Deutschland erlangt hat, dürfte nachstehender Auszug aus dem Bericht der Mannheimer städtischen Schularztstelle betr. Erholungsfürsorge für jüdische Kinder im Jahr 1927 auch für die Leser der Gemeindezeitung von Interesse sein: 
'Es kamen 74 Kinder zur Entsendung, hiervon 38 nach Dürrheim. Die Zusammenarbeit mit dem Heim in Dürrheim vollzog sich stets reibungslos. Die Kurerfolge waren insgesamt zufriedenstellend. Der Durchschnittsquotient von Ernährungszustand und Aussehen hat sich beträchtlich gebessert. Die Kinder befanden sich nach der Kur und drei Monate nach ihrer Rückkehr in sehr guter Allgemeinverfassung; insbesondere waren bei den meisten die skrofulösen Erscheinungen zurückgegangen oder ganz geschwunden. Großen Wert wird man künftig darauf legen müssen, Kinder auch im Winter nach Dürrheim entsenden zu können."        

 
Nach gründlicher Renovierung - Einladung zur Anmeldung von Kindern (1929)
    

Bad Duerrheim Israelit 21021929.jpg (77689 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1929: "Bad Dürrheim. Das bekannte Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, welches in den letzten Monaten einer gründlichen Renovierung, bestehend aus neuen Anstrichen, Tapezierungen und Herstellung einer geschlossenen Liegehalle usw. unterzogen worden ist, bittet um baldigste Anmeldung für die Frühlings- und Sommermonate. Das Heim ist auch in den Osterferien und auch an den Pessachtagen vollständig geöffnet und sind gerade für diese Zeit Aufnahmen besonders empfehlenswert. Erfreulicherweise war der Gesundheitszustand auch im Herbst und Winter bisher günstiger als je. Anfragen sind nur direkt an die Verwaltung des Hospizes nach Bad Dürrheim (Schwarzwald) zu richten."     

     
Agudistischer Führerinnenkurs in Bad Dürrheim im Sommer 1930 (1930)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1930: "Agudistischer Führerinnenkurs Sommer 1930
Die 'Zentrale der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Agudas Jisroel-Mädchengruppen' wird nunmehr in diesem Sommer den schon lange gehegten Plan eines Führer-Ferien-Kursus verwirklichen. 
Herr Dr. med. Arnold Merzbach, Frankfurt am Main, hat sich in liebenswürdiger Weise für die Leitung des Kursus zur Verfügung gestellt. 
Der Kurs bezweckt, die Teilnehmerinnen mit den wichtigsten Fragen der modernen Erziehung und der jüdischen Mädchenbildung im Rahmen des überlieferten Judentums und der Zeitprobleme vertraut zu machen.
Der Kurs findet, so Gott will, vom 5. bis 19. August in Bad Dürrheim im Schwarzwald (Solbad, 700 Meter Meereshöhe) statt. 
Der geringe Pensionspreis von Mark 6.- pro Tag wird sicherlich viele veranlassen, an dem Kurs teilnehmen. Der Kurs ist nur für Damen über 18 Jahre gedacht. Die Zentrale Zürich steht zu jeder Auskunft gern zur Verfügung. 
Anmeldungen sind möglichst bis zum 5. Juli 1930 an die genannte Zentrale, Adresse: Frl. Esther Wormser, Zürich, Gartenstraße 24, zu richten."          

 
Kinderbericht über den Schabbos (Feier des Schabbat) im Friedrich-Luisen-Hospiz (1932)
    

Bad Duerrheim Israelit 13101932.jpg (97071 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1932: "Ein Schabbos im Bad Dürrheimer Kinderhospiz.   
Ich war neugierig, wie ein Schabbos in Bad Dürrheim sein würde. Am Freitag Nachmittag, als wir vom Spaziergang nach Hause kamen, wechselten wir unsere Schuhe. Schabbosanzüge hatten wir schon vorher angezogen. Dann gingen wir in den Gottesdienst. Er war im Spielsaal. Ein Sefer (Torarolle) war auch da.      
Ein junger Herr betete vor. Wir sangen Lecho Daudi und noch manches andere. Die Melodien kannte ich noch nicht. Zum Schluss sangen wir Adon Olam. Nach dem Kidduschmachen aßen wir ein gutes Schabbosessen. Wir sagen Schirhamalaus. Nach dem Benschen gingen die Kleineren ins Bett.   
Am Schabbosmorgen wurde gelaient, wenn Minjan war. Im Heim waren auch Jungen, die Barmizwoh waren. Dann kamen noch Kurgäste vom Herrn Frant (sc. aus der Pension Waldeck).   
En Kelohenu sangen wir auch zusammen. Nach dem Gottesdienst gingen wir zum Frühstück und zum Spaziergang.  
Am Nachmittag waren zwei Ruhestunden. Für uns war der schöne Schabbos um halbacht schon zu Ende, weil wir ins Bett mussten. Deshalb konnten wir beim Hawdoloausmachen (sc. Zeremonie zum Schabbatausgang) nicht dabei sein. Wein bekamen wir keinen. Denn für hundert Kinder hätten wir viele Flaschen gebraucht. Aber es war doch schön, und wir hatten beinahe immer feines Schabboswetter. 
Heinz Zach. Darmstädter, Mannheim (8 Jahre)."    

  
Die hohen Feiertage im Friedrich-Luisen-Stift (1934)  

Bad Duerrheim Israelit 11101934.jpg (107603 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1934: "Bad Dürrheim (Kindererholungsheim), 5. Oktober (1934). Während der Feiertage weilten noch 60 jugendliche Kurgäste im Friedrich Luisen-Hospiz. Ein großer Teil von ihnen lernte erst hier jüdisches Familienleben und jüdische Feste kennen. Die Leitung des Heims pflegt in vorbildlicher Bewusstheit religiöses Leben. Beim weihevollen Gottesdienst brachte der Vorbeter die Bedeutung der Feste in kurzen Ansprachen den Kindern nahe und entwickelte weiter den Gedanken, sich zu mühen, das Leben jüdisch zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde auch der wichtigen Aufgabe des Palästina-Aufbaus gedacht, der nur gelingen kann, wenn er im jüdischen Geiste vollführt wird. Höhepunkte der kindlichen Freude bildeten die Sukkot- und die Simchas-Tora-Feier. - Auch für das körperliche Wohl der Kinder sind hier die besten Voraussetzungen vorhanden. Der hochgelegene Schwarzwaldort bietet neben stärkender, ozonreicher Tannenlust, heilende Sonnenbestrahlung von intensivster Wirkung und kräftigende Solbäder. Es ist erstaunlich, zu beobachten, mit welch sicherem Einfühlungsvermögen die mütterlich fürsorgende Oberin die Eigenart jedes Kindes erkennt. Bei dieser individuellen Behandlungsart werden höchst befriedigende Kurerfolge erzielt und sogar in schwierigen Fällen überraschende Heilungen erreicht."      

   
Lerngemeinschaft des Badischen Oberrates der Israeliten in Bad Dürrheim (1935)
      

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. März 1935: "Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim.
Wir verweisen auf die im Hauptteil dieser Nummer zum Abdruck gebrachte Einladung des Oberrates der Israeliten in Baden und ersuchen die Kollegen, die sich an der Lerngemeinschaft beteiligen wollen, ihre Anmeldung sobald wie möglich mit entsprechenden Unterlagen dem Verbande zugehen zu lassen."       
  
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. März 1935: "Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim vom 3.-7. April (1935). 
Der badische Oberrat der Israeliten in Karlsruhe veranstaltet zusammen mit der Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung und dem Landesausschuss der jüdischen Jugendverbände in der Zeit vom 3.-7. April dieses Jahres eine Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim. 
Der Teilnehmerkreis soll aus Rabbinern, Lehrern, Jugendführern (diese nicht unter 18 Jahren) und anderen interessierten Männern und Frauen unserer Gemeinden bestehen. 
Die Teilnehmerzahl muss auf etwa 40 bis 50 beschränkt werden. 
Die Lehrfolge wird nachstehend bekanntgegeben:  
Mittwoch, 20-22 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer - Mannheim: 'Maimonides als Halachist'.  
Donnerstag 9-11 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer: 'Mischna Thora'.  
11-13 Uhr: Professor Dr. Bondi (Frankfurt am Main): 'Grundprobleme der Pädagogik'.  
17-19 Uhr: Privatdozent Dr. Kaufmann (Freiburg): 'Rambams Stellung in der Geschichte der Philosophie'.  
20-22 Uhr: Professor Dr. Bondi: Fortsetzung.   
Freitag 9-11 Uhr: Stadt- und Konferenz-Rabbiner Dr. Unna (Mannheim): 'T'nach'.  
11-13 Uhr: Professor Dr. Bondi: Fortsetzung.  
16-18 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer: 'More Nebuchim'.  
Schabbat 10.30 Uhr-12.30 Uhr: Stadt und Konferenz-Rabbiner Dr. Unna: 'T'nach'. 
17-19 Uhr: Privatdozent Dr. Berney (Freiburg): 'Das Leben und die geschichtliche Umwelt des Rambam'.  
Sonntag 9-12 Uhr: Musikdirektor Adler (Stuttgart): 'Theorie und Praxis eines Singkreises'. 
Dieser Arbeitsplan soll durch Predigt, Oneg Schabbath, zwanglose Aussprachen u.a. ergänzt werden.  
Herr Professor Dr. Bondi (Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung, Frankfurt am Main, Unterlindau 23) hat den Wunsch, dass die Teilnehmer Fragen der Jugendführung, die ihnen aus ihrer praktischen Arbeit erwachsen sind, ihm vorher schriftlich mitteilen, sodass er sie im Rahmen seiner Arbeitsgemeinschaft besprechen kann.  
Es ist erwünscht, dass die Teilnehmer sich so gut wie möglich vorbereiten; wenn in einer Gemeinde mehrere Teilnehmer sich finden, dürfte die gemeinsame Vorbereitung sehr zu empfehlen sein. 
Die Teilnahme an der Lerngemeinschaft ist gebührenfrei. Die Kosten für den Aufenthalt betragen voraussichtlich 3 RM. für den Tag. Angesichts der schwierigen Finanzlage sollen die Kosten (Fahrt und Aufenthalt) grundsätzlich von den Kursteilnehmern selbst getragen werden.  
Die Anmeldung soll umgehend - spätestens bis zum 18. März dieses Jahres - an den Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. München. Herzog-Max-Straße 7 erfolgen.  
Die Angemeldeten, die zur Teilnahme von uns zugelassen werden, erhalten besondere Nachricht."        

    
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz von Bezirksrabbiner Dr. Bohrer, Gailingen (1935) 

Bad Duerrheim Israelit 24101935.jpg (240717 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1935: "Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim.  
Von einer Großtat weitschauenden jüdischen Opferwillens soll die Rede sein. Doch nicht von den hygienischen oder sonstigen vorbildlichen Einrichtungen dieses Hauses will der Schreiber dieser Zeilen berichten, das mögen Berufenere tun, sondern davon, dass hier neben der Ertüchtigung des Körpers, neben der sorgfältigsten Pflege des leiblich-physischen Seins auch die Seele, die jüdische Kinderseele geformt und geadelt wird. 
Wie viele Hunderte ja Tausende Erholung und Gesundung suchender jüdischer Kinder sind in den 24 Jahren seines Bestehens schon durch die geweihten Pforten in dieses hohe Haus eingegangen, um schon nach wenigen Wochen an Seele und Körper gekräftigt und gestählt es wieder zu verlassen. Die große, prächtige Mesusoh (= Mesusa), die dem Eintretenden gleich am Hauptportale den ersten jüdischen Friedensgruß entbietet, zeugt lebendig von dem Geiste der Reinheit und der Heiligkeit, dem dieses Haus von Anbeginn diente. Nicht erst unter dem Druck äußeren Geschehens, sondern schon bei der Gründung, bewusst und gewollt, wurde dieser erstklassigen Erholungsstätte für unsere jüdische Jugend der heilige Stempel der jüdischen Tradition aufgeprägt. Vorbildlich und herzerquickend ist alles eingerichtet und organisiert, was der Erfüllung und Verwirklichung strengster jüdischer Eigenart dient. Die Priesterin dieses reinen Tempels helfender Nächstenliebe, Schwester Oberin, kräftig unterstützt von gleichgesinnten, wackeren Helfern, wacht mit Argusaugen darüber, dass die 'streng rituelle Führung' nicht nur eine theoretische, papierene Existenz friste, sondern dass - nach jenem bekannten Prophetenworte - auf jedem Topfe stehen könnte (hebräisch und deutsch:) 'heilig dem Ewigen'! Wer als Gast den Zauber eines Freitagabends oder eines Festtages in dieser jüdischen Kindergemeinde miterleben darf, der fühlt sich so beglückt, der ist so erfüllt von all dem jüdischen Erleben, dass er den innigsten Dank empfindet gegen all die Edlen, die von Gott gewürdigt wurden und gewürdigt sind, an diesem heiligen, großen Werke aufbauend und weiterbauend fördernd und erhaltend mitzuwirken. Der große Speisesaal wandelt sich unter den flinken Händen der zahlreichen Helferinnen rasch in ein Beth Haknesset, in eine Synagoge - die Torarolle fehlt nicht! -, von der man mit dem Volksdichter singen und sagen möchte, dass es 'in jedem Winkelchen lacht.'  Die langen Stuhlreihen füllen sich pünktlich mit fröhlichen, festlich gekleideten jüdischen Kinderchen, Knaben und Mädchen aus Nah und Fern, auch das Ausland ist vertreten, wobei die Mädchen die rückwärtigen Stuhlreihen besetzen. Aus dem Kreise der Kinder selbst schreitet dann ein Barmizwohknabe, seiner Würde bewusst, gravitätisch zum 'Chasen' (sc. Vorbeter) zum Vorbeterpult, ohne die Kritik seines 'Kahal' (sc. der Gemeinde) auch nur im geringsten zu fürchten, von der ganzen 'Gemeinde' in beglückender Weise begleitet. Der Sohn des verewigten Begründers selbst hat für die hohen Feiertage sehr schöne und eigenartige hebräische Melodien für die Kinder geschrieben und so einen wirklich vorbildlichen Jugendgottesdienst gestaltet. Hier wird das jüdische Kind lebendiges Glieder dieser heiligen Gemeinde, dieser heiligen jüdischen Kindergemeinde, es wird aus seiner unglücklichen geistig-seelischen Isolierung mit all den Gefahren an Minderwertigkeitskomplexen glücklich herausgehoben und mit echten, bewussten, tausendjährigen jüdischen Werten segensreich erfüllt. Von welcher Lebensnotwendigkeit ist dieses jüdische Gemeinschaftsbewusstsein für das jüdische Kind gerade in unserer Gegenwart!   
'Den Frommen setzt man keine Grabsteine, ihre Taten, das sind ihre Denkmäler!', an dieses alte jüdische Wort denkt man unwillkürlich, wenn man an dieser buchstäblich lebensspendenden herrlichen Tat, an dem Leben und Treiben in der jüdischen Kindergemeinde in Bad Dürrheim teilzunehmen das Glück hat. 
Rabbiner Dr. Bohrer, Gailingen.
"      

 
25-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes - Bericht von Dr. Sigmund Heilbronn, Gailingen (1937)
 

Bad Duerrheim Israelit 02091937.jpg (259507 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Ein Tag in Bad Dürrheim (Schwarzwald).  
An diesem denkwürdigen Tage trafen sich der Gesamtoberrat der Israeliten, das Gremium der Verwaltung, zahlreiche Mitarbeiter, geladene Freunde und Gönner im gastlichen Heime des Friedrich-Luisen-Kinderhospizes, um in einer schlichten, weihevollen Feierstunde das 25-jährige Bestehen dieses Gesundheit und Glück spendenden Hauses zu begehen. Ein Tag des Erinnern sollte er sein, und er wurde zum Gelöbnis für die Zukunft, zu einer großartigen Huldigung der Juden Badens für den verstorbenen Gründer, Geheimer Oberregierungsrat Dr. David Mayer und seine Familie. In dem von Kinderhand liebevoll geschmückten Betraum vereinigen sich die Großen mit der Schar der Kinder. Kinder verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und auch verschiedenster religiöser Schattierungen. Eines aber verbindet sie alle. Dass sie gesund werden wollen und dass sie jüdische Kinder sind. Und sie werden hier gesund, ihr Körper streckt sich und ihre oft arg verkümmerte Seele wird freier und gelöster. Und so gewissermaßen als Wegzehrung fürs Leben bekommen und sie noch einen großen Fonds Jüdischkeit mit. Denn das Haus - da es ja allen Kindern offen stehen soll - ist streng orthodox geführt, es untersteht dem Gailinger Rabbinat und ist erfüllt mit einer starken jüdischen Atmosphäre. Lieder, hebräische, versteht sich, einstudiert und teilweise auch komponiert von Herrn Paul Mayer, umrahmen die Reden. Der Vorsitzende, Dr. Fritz Strauß, begrüßt mit warmen Worten. Lässt kurz die Vergangenheit aufleuchten, wie eine Vision taucht das alte ehrwürdige Großherzogspaar auf, das dem Heim den Namen gegeben, wendet sich den schweren Aufgaben der Gegenwart zu. Herr Paul Mayer hält die Festrede. Glühend, voll innerem Feuer. Vergesst die Leidenschaft nicht, hütet die heilige Flamme der Begeisterung. Wir sind das Volk des Trotzdem. Erlahmen wir nicht in unserer Arbeit!     
Im Namen des Oberrates spricht dessen neugewählter Vorsitzende, Herr Friedrich Strauß. Und es ist schön und es möge ein gutes Vorzeichen sein, dass gerade dies seine erste offizielle Amtshandlung ist. Seine vom tiefen Wissen um jüdische Dinge erfüllten Worte sind ein einziges Danken. Und aus der mitgeführten, schier unerschöpflichen Geschenkmappe ergießt sich ein reicher Segen von Ehrungen und Auszeichnungen über all die bewährten Helfer und Diener an diesem schönen Werke edelster Menschenliebe. Eine Marie-Mayer-Stiftung für die unermüdlich, rastlos werbende Frau Geheimrat, eine Plakette für die Oberin Bettina Falk, diesen wahrhaft guten Geist des Hauses, den Tugendpreis für Dr. Strauß, und immer neue Namen werden genannt und es ist so beglückend, dass diese Reihe so groß ist. Dass es so viele sind, die helfen wollen dem jüdischen Kinde und damit dem jüdischen Volk. Herr Heinrich Maas, der getreue Sachverwalter der Finanzen, hält sein durch Schlichtheit und strenge Sachlichkeit eindrucksvolles Referat. Bewegung geht durch die Reihen, da der Erbauer des Hauses, Herr Architekt Lehmann, mit durch Rührung erstickter Stimme erinnert an die Zeit vor 25 Jahren und dann mit berechtigtem Stolz darauf hinweist, wie der Bau sich in jeder Hinsicht bewährt habe und auch heute noch den modernsten Forderungen entspräche. 
Die Kinder marschieren ab. Im frohen Gleichschritt, in schöner Ordnung, unter Gesang. Die Großen vereinigen sich nochmals bei einem Mahle, das, gewürzt durch launige Reden, Zeugnis ablegt von der guten Küche des Hauses. Das Fest ist verklungen. Die Eindrücke aber werden weiterwirken. Jeder, der daran teilnehmen konnte, wird es hinaustragen in seinen Kreis, dass es nichts wichtigeres geben kann, als zu werben und zu unterstützen diese Heilstätte der jüdischen Jugend, auf der ruht die Hoffnung unseres Volkes. Unser Wunsch aber ist, dass das Haus immer seiner Bestimmung treu bleiben kann und dass nie der Zeitpunkt eintreten möge, dass durch den Ablauf der Entwicklung sich die Notwendigkeit ergeben wird, dieses Haus für Kinder umzuwandern in eine Heimstätte für Greise.  
Dr. S. Heilbronn, Gailingen."    
 
Bad Duerrheim CV-Zeitung 05081937.jpg (135471 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 5. August 1937: "25 Jahre Jüdische Kinderheilstätte (Bad Dürrheim)
Am 28. Juli hat das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, die jüdische Kinderheilstätte auf der Hochebene des Schwarzwaldes, sein 25-jähriges Bestehen feiern können. Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist ureigenstes Werk der Juden in Baden: entstanden aus dem Gedanken und dem Herzen des vor sechs Jahren verstorbenen Geheimen Oberregierungsrat Dr. David Mayer, gebaut  nach den Plänen des Mannheimer jüdischen Architekten Arthur Lehmann und errichtet mit größtenteils von den Juden Badens  aufgebrachten Mitteln. Dieses Werk der engeren jüdischen Gemeinschaft Badens war von vornherein selbstverständlich in den Dienst der jüdischen Gesamtheit gestellt. Aus allen Teilen Deutschlands und vielfach aus dem Ausland kamen die 11.000 jüdischen Kinder, welche in diesen 25 Jahren Heilung und Erholung in diesem Hause finden. In Verbindung mit dem Hospiz wird man stets den Namen Dr. David Mayers und den seiner für das Haus wirkenden Gattin Marie Mayer dankbar nennen müssen. Ihre Namen ehrt eine Stiftung für Freiplätze im Hospiz, vom Oberrat der Israeliten Badens zum 25-jährigen Eröffnungstage auf den Namen dieser Frau erweitert und zusätzlich mit Mitteln versehen.   
Eine schlichte Gedenkfeier vereinte am Jubiläumstage einen Kreis engerer Freunde und Mitarbeiter des Hospizes. In ihrem Rahmen gab der Vorsitzende des Oberrats, Friedrich A. Straus, die Stiftungserweiterung bekannt; er überbrachte namens des Oberrats der Oberin des Hospizes, Bettina Falk, und allen langjährigen Mitarbeitern an diesem Werke Ehrung durch Überreichen von Plaketten, Preisen und Anerkennungsschreiben. Stg."      

   
Zu Geschichte und Schicksal von neun im Jahr 1933 im Friedrich-Luisen-Hospiz tätigen jüdischen Personen  
(Quelle: Stadt Bad Dürrheim) 

Bettina Falk, ledig, geb. am 28.03.1889 in Bad Mergentheim Oberin/Heimleiterin des Friedrich-Luisen-Hospizes, lebte von 1924 bis 1940 in Bad Dürrheim Umzug am 24.6.1940 nach Frankfurt am Main, Sandweg 7; deportiert ab Frankfurt am Main - Berlin - 24./26.09.1942, Raasiku (b. Reval), Tötungsstätte
     
Emilie Falk, ledig, geb. am 25.02.1895 in Mergentheim Sekretärin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 02.04.1925 bis 29.08.1940 in Bad Dürrheim Umzug am 29.08.1940 nach Frankfurt am Main, Röderbergweg 30; deportiert ab Frankfurt am Main - Berlin - 24./26.09.1942, Raasiku (b. Reval), Tötungsstätte
     
Gretel Adler, ledig, geb. am 22.09.1909 in (Bad Mergentheim -) Markelsheim Bürolehrling, Aushilfe im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 09.09.1928 bis 06.111936 und vom 13.05.1937 bis 18.05.1938 in Bad Dürrheim Umzug am 06.11.1936 nach Markelsheim
Umzug am 18.05.1938 nach Markelsheim
     
Jenny Levi, ledig, geb. am 31.10.1895 in Homberg (Hessen) Kinderpflegerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 15.05.1921 bis 01.10.1939 in Bad Dürrheim Umzug am 01.10.1939 nach Nordrach, deportiert 1942 nach Auschwitz 
     
Hilda Hirsch, ledig, geb. am 08.12.1910 in Berwangen (Baden) Lehrerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 11.12.1930 bis 21.03.1931 und vom 31.03.1932 bis 01.04.1935 in Bad Dürrheim Umzug am 01.04.1935 nach Eschwege  
     
Johanna Bastanski, ledig, geb. am 25.03.1915 in Wiesbaden Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 22.12.1932 bis 25.02.1933 und vom 26.03.1934 bis 28.03.1935 in Bad Dürrheim Umzug am 28.03.1935 nach Wiesbaden
       
Anny (Anna) Friedland, ledig, geb. am 09.12.1896 in Darmstadt (Hessen) Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 25.04.1929 bis 04.07.1939 in Bad Dürrheim Umzug am 04.10.1939 nach Berlin-Niederschönhausen, Molflenstr. 1-11; deportiert am Berlin am 14. April 1942 nach Warschau, Ghetto, umgekommen  
     
Camilla Baum, ledig, geb. 07.02.1896 in Nonnenweier Kinderpflegerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 07.11.1932 bis 02.05.1933 in Bad Dürrheim Umzug am 02.05.1933 nach Nonnenweier; deportiert 1942 von Frankfurt aus mit unbekanntem Deportationsort.  
     
Hedwig Grebenau, ledig, geb. am 24.09.1910 in Frankfurt am Main Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 20.05.1930 bis 27.10.1930 und vom 28.05.1931 bis 27.06.1934 in Bad Dürrheim  Umzug am 27.06.1934 nach Frankfurt am Main

   
   
   
Weiteres zur jüdischen Geschichte Bad Dürrheims     
Anzeige der Pension von Nathan Grünfeld (1904)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1904: "Streng Koscher - Pension - Streng Koscher
Dürrheim
(badischer Schwarzwald). 
Höchst gelegenes Solbad in ganz Europa, besonders empfehlenswert für Kinder. Milchkur im Hause. Wagen etc. zur Verfügung. 
Ab Juni neu eröffnet. Inh. Nathan Grünfeld. 
NB. Gefällige Anfragen an mich bitte nach Karlsruhe."       


Anzeigen der Pension Waldeck (1926 / 1930)
  

Bad Duerrheim Israelit 24061926.jpg (44662 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926: "Bad Dürrheim (Schwarzwald). 
Höchstgelegenes Solbad Europas. Höhenluftkurort 700-800 m über dem Meer.  
Koscher
. Pension Waldeck. Koscher. Inhaber David Frant. 
Schönste Lage - Angenehmer Aufenthalt - Mäßige Preise."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Menorah" Heft 6/7 1926:     
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930:    

   
Information über die rituell geführte Pension Waldeck (1926 / 1930) 
 

Bad Duerrheim Israelit 01071926.jpg (70329 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1926: "Die Pension Waldeck (D. Frant) bietet in Bad Dürrheim, dem 700-800 Meter über dem Meer gelegenen Schwarzwald-Bade, dem höchstgelegensten Solbad Europas, zwischen dem Ursprung der Donau Gelegenheit, in streng rituell geführter und sehr gemütlich eingerichteten Pension seine Ferien zu verbringen. Die besonders schöne Lage des Hauses, nächste Nähe des Waldes, Kurparks und der Bäder, bieten dem Gesunden körperliche wie geistige Erholung. Die herrliche Umgebung und die benachbarte Schweiz geben Gelegenheit zu schönen Ausflügen. Für Schwächliche und Kranke, besonders für Kinder und Jugendliche ist Bad Dürrheim sehr zu empfehlen. Die Gäste werden in Pension Waldeck billig und gut bedient. (Auf Verlangen besondere Diät).  In der Vor- und Nachsaison wird besondere Ermäßigung gewährt."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930: "Dürrheimer Aufenthalt. Zu Beginn der Reisezeit möchte ich besonders die Eltern von blassen, schwächlichen Kindern auf das prächtig im Schwarzwald gelegene, von Licht und Sonne paradiesisch durchflutete Dürrheim hinweisen. Nie in all den Jahren, in denen wir mit unsern Kindern 'Ferien' machten, hatten wir das, was nötig, in solchem Maße gefunden. Sole - herrlicher Wald und Ruhe - Verpflegung - und einen Stamm prächtiger Menschen vom alten Schlage. Nahe all den schönen Orten und Fleckchen, die zu besichtigen lohnen. Die Schweiz, der Bodensee mit den Anziehungspunkten sind im Gesellschaftsauto bequem und billig in kurzen Stunden erreichbar. Das vorbildlich geführte Kinderheim 'Friedrich-Luisen-Hospiz' ist eine Welt für sich. Das müsste jede Mutter gesehen haben. Welche Fülle Liebe und Sorgfalt, Treue und Pflicht dort den Kindern angedeiht, ist wunderbar. Das Heim ist nach strengsten jüdischen Vorschriften geführt. Leitung und Schwestern sind Tag und Nacht nur auf das seelische und körperliche Wohl der ihnen anvertrauten jungen Zöglinge bedacht. - Pension Waldeck, das gut geführte, idyllisch an Wald und Wiesen gelegene, streng fromme Hotel, bietet seinen Gästen angenehmen Aufenthalt."     

      
Adresse/Standort des ehemaligen Friedrich-Luisen-Hospizesheutige Luisenklinik in der Luisenstraße 56  
   
   
Fotos / Abbildungen  
(Historische Karten: Sammlung Hahn; Karten in der 3. Fotozeile und Dokumente zu Bettina Falk in der 4. Fotozeile: Sammlung der Luisenklink Bad Dürrheim) 

Historische Ansichtskarte 
(gelaufen 1913) 
Duerrheim AK 170.jpg (98776 Byte) Duerrheim AK 171.jpg (98607 Byte)
   Das Friedrich-Luisen-Hospiz links neben dem Kindersolbad (Mitte) und dem Landessolbad (rechts) mit Ausschnittvergrößerung 
         
Historische Ansichtskarte 
von Bad Dürrheim 
Bad Duerrheim Hospiz AK 011.jpg (88799 Byte) Bad Duerrheim Hospiz AK 011a.jpg (80250 Byte)
   Die nicht gelaufene Karte dürfte aus den 1920er-Jahren stammen 
       
Historische Karten des
Friedrich-Luisen-Hospizes 
Bad Duerrheim Dok 183.jpg (99893 Byte) Bad Duerrheim Dok 182.jpg (81198 Byte)
  Karte des Friedrich-Luisen-Hospizes     
      
Bettina Falk, Oberin / Heimleiterin 
von 1924 bis 1940
 
(ermordet nach der Deportation 1942) 
Bad Duerrheim Dok 180.jpg (64366 Byte)  
  Bettina Falk mit Kindern vor dem Eingang
 zum Friedrich-Luisen-Hospiz 
  
  
         
Andernorts entdeckten: die Gräber 
der Eltern von Bettina Falk
 
Unterbalbach Friedhof 810.jpg (173988 Byte) Unterbalbach Friedhof 811.jpg (278985 Byte) Unterbalbach Friedhof 811q.jpg (70484 Byte)
  Die Gräber der Eltern von Bettina Falk befinden sich im jüdischen Fredhof in Unterbalbach (Fotos von Hartwig Behr, Bad Mergentheim): Abraham Falk (1852-1929) und seine Frau Hannchen Falk geb. Frankenburger (1862 in Thüngen - 1935 in Bad Dürrheim)   
     
     
 Fotos der "Luisenklinik" 
im Sommer 2009
 Bad Duerrheim Luisenklinik 068.jpg (80180 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 069.jpg (76018 Byte) 
   Blick auf den Eingangsbereich zum ehemaligen "Friedrich-Luisen-Hospiz" 
     
Bad Duerrheim Luisenklinik 067.jpg (75323 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 070.jpg (59102 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 072.jpg (59649 Byte)
Das Eingangsportal   Originale Eingangstüre mit 
Portalinschrift "Friedrich-Luisen-Hospiz" 
Spur der früheren Mesusa, genannt im 
oben zitierten Bericht von Bezirksrabbiner Dr. Bohrer von 1935
   
     
Bad Duerrheim Luisenklinik 073.jpg (89960 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 074.jpg (64646 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 066.jpg (78302 Byte)
Glasfenster im Treppenhaus  Heutige Cafeteria im Erdgeschoss 
     
      Bad Duerrheim Luisenklinik 060.jpg (97650 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 065.jpg (88115 Byte)
   Blick auf das ehemalige "Friedrich-Luisen-Hospiz" von Süden 
     
Bad Duerrheim Luisenklinik 077.jpg (56791 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 076.jpg (42609 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 078.jpg (50734 Byte)
Das modern ausgebaute Dachgeschoss  Blick in die Flure der oberen Stockwerke 
        
Erinnerungen an die frühere 
Geschichte in der 
heutigen Luisenklinik 
Bad Duerrheim Luisenklinik 062.jpg (104800 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 061.jpg (62175 Byte)
   Gesamtansicht von Bad Dürrheim von 1915:
 Im Vordergrund das Landessolbad, 
rechts das DRK-Kindersolbad und das
 Friedrich-Luisen-Hospiz.
Unter Ölgemälde des ehemaligen
 Friedrich-Luisen-Hospizes: 
Siebenarmiger Leuchter (Menora) 
  
     
Bad Duerrheim Luisenklinik 075.jpg (70365 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 064.jpg (79328 Byte) Bad Duerrheim Luisenklinik 063.jpg (63498 Byte)
Ölgemälde im Treppenhaus: Großherzogin
 Luise, die 1913 das nach ihr und dem
 Großherzog Friedrich benannte Hospiz
 besuchte 
Fliegeraufnahme vom 10. August 1926 mit Blick auf das Friedrich-Luisen-Hospiz 
(links im Vordergrund, Ausschnittvergrößerung rechts) und das DRK-Kindersolbad rechts;
 im Hintergrund die Stadt Bad Dürrheim. 
  
       

In der Nachbarschaft: das frühere DRK-Kindersolbad 

 
Bad Duerrheim UmgLuisenklinik 052.jpg (85733 Byte) Bad Duerrheim UmgLuisenklinik 050.jpg (96775 Byte) Bad Duerrheim UmgLuisenklinik 051.jpg (77289 Byte)
Das frühere DRK-Kindersolbad (erbaut 1902 bis 1905) bildete zusammen mit dem schon längere Zeit abgebrochenen Landessolbad 
(siehe historische Ansichten oben) und dem Friedrich-Luisen-Hospiz ein Ensemble von Erholungseinrichtungen in den ersten
 Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Das frühere DRK-Kindersolbad war bis 2004 das "Haus Hohenbaden", eine Mutter-Kind-Klinik des Badischen Roten Kreuzes. 
2008 wurde das Gebäude verkauft und wird in den nächsten Jahren zu einem Vier-Sterne-Hotel umgebaut.  
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar 2010: Das "Bettina-Falk-Haus" wird eröffnet   
Artikel im Lokalteil Bad Dürrheim im "Süd-Kurier" vom 21. Januar 2010 (Artikel): "Bad Dürrheim. Großer Tag für die Luisenklinik.  
In Bad Dürrheim steht Gesundheit weiter ganz im Mittelpunkt: Mit dem nun eröffneten Erweiterungsbau 'Bettina-Falk-Haus' will sich die Luisenklinik neuen Raum schaffen und das Traditionshaus fit für die Zukunft machen. Der Anbau bietet auch Bad Dürrheimer Familien die Möglichkeit, ihre Kleinkinder betreuen zu lassen. Bei der Einweihungsfeier fand der Direktor der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg, Hubert Seiter, klare Worte zugunsten von Rehamaßnahmen. 'Wir erleben schwierige Zeiten, daher gibt es auch einen steigenden Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen.' 
Es müsse auch mit 67 Jahren noch Spaß machen, zu arbeiten, anstatt schon mit 56 oder 58 Jahren in den Vorruhestand zu gehen. Zirka drei Prozent der Arbeitnehmer in Baden-Württemberg würden an einer Reha-Maßnahme teilnehmen, dies würde in etwa 400 Millionen Euro kosten. Allerdings seien dies wichtige Maßnahmen für die Gesundheit.  
Über einen Anbau hatte man in der Luisenklinik schon seit 2007 nachgedacht. Bereits dem verstobenen Professor Rolf Wahl schwebte ein Erweiterungsbau vor. 'Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wir haben ein wahres Schmuckkästchen hier', sagte Sven Wahl, Vorstandsvorsitzender der Luisenklinik AG. Es ginge der Luisenklinik um eine Verbesserung der Strukturqalität für die Patienten, ein Einzelzimmer für jeden Patienten sei in diesem Gebäude Standard. Aber auch neue und helle Gruppenräume habe man geschaffen, sowie eine Kinderkrippe für die Kinder der Patienten, des Personals und in begrenztem Umfang auch für die Bad Dürrheimer Kinder. 'Die Raumnot für unsere Mitarbeiter hat ein Ende, wir haben sogar eine Tiefgarage unter diesem Gebäude, um der andauernden Parkplatznot zu entgehen', führte er aus."  
 
Juni 2012: Eine Publikation zur Geschichte des Hauses wird erscheinen   
Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 20. Juni 2012: "Bad Dürrheim. Klinik hält Geschichte in Buchform fest...."  
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Links und Literatur

Links: 

Website der Stadt Bad Dürrheim     
Luisenklinik Logo.jpg (5601 Byte)Website der Luisenklinik  - Zentrum für Verhaltensmedizin - Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg   
In der Website des Deutschen Roten Kreuzes Ortsverein Bad Dürrheim e.V. wird auf einer Seite zur Chronik des Ortsvereins auch Dr. Paul Harraß genannt, der die seit 1926 Kolonnenarzt in Bad Dürrheim wurde. 

Literatur:  

Berthold Rosenthal: Heimatgeschichte der badischen Juden. Bühl 1927. S. 410. 
Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 105. 
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   

  
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Stand: 15. März 2015