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Niederkirchen (Westpfalz)
(VG
Otterberg, Kreis Kaiserslautern)
mit Relsberg (VG Wolfstein, Kreis Kusel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Niederkirchen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück, doch werden bereits in einer Einwohnerliste von 1696
zwei Juden am Ort genannt. 1769 gab es fünf jüdische Familien in
Niederkirchen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1801 48 jüdische Einwohner (15,6 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808
64 (in 13 Familien), 1825 79 (15,9 %), 1848 112 (in 22 Familien), 1859 22
Familien, 1875 80 jüdische Einwohner, 1900 58.
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände in
Niederkirchen genannt:
Abraham Dalsheimer (Händler), David Heymann (Händler), Marx Heymann
(Händler), Joseph Neu I (Händler), Joseph Neu II, Gabriel Weltz
(Kleinhändler), Michel Weltz (Kleinhändler).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (im Synagogengebäude s.u.), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war - bis 1918 - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. Unter den letzten Lehrern war Salomon Waldbott. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat
Kaiserslautern.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 25 Personen gehörten (3,2 % von insgesamt
etwa 800 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Elias Herz, Emanuel Berg und
Sylvain Levy.
1933 lebten noch 19 jüdische Personen in Niederkirchen. In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 wurden jedoch noch 21
jüdische Bewohner festgestellt, 1937 18 und 1938 13. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Im Oktober 1940 wurde ein
jüdischer Einwohner (Samuel Forst) in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert;
1942 ist die letzte jüdische Einwohnerin deportiert worden.
Von den in Niederkirchen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gustav Erich Felsenthal
(1874), Samuel Forst (1871), Ida Fränkel geb. Dalsheimer (1865), Karoline
Fränkel (1870), Ernst Heimann (1897), Berta Herz geb. Rosenberg (1866), Karl
Herz (1889), Melanie Loeser geb. Waldbott (1876), Antonie Therese Neuberger geb.
Mayer (1891), Josef Ney (1863), Ludwig Strauß (1855), Leo Waldbott (1875).
Aus Relsberg sind umgekommen: Henriette Herz geb. Felsenthal (1892), Karl
Herz (geb. 1889 in Niederkirchen, wohnte später in Relsberg).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Niederkirchen und Relsberg gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum vorhanden. 1842/43 konnte die
jüdische Gemeinde eine 1833 von Michael Göttel erbaute Scheune erwerben. Diese
wurde zwischen 1852 und 1858 zu einer Synagoge mit Schule und Lehrerwohnung umgebaut.
Bis 1918 wohnte der jeweilige Lehrer in der Wohnung. Danach konnte die Gemeinde
keinen eigenen Lehrer mehr anstellen, sodass die Wohnung im Synagogengebäude an
andere Gemeindeglieder vermietet werden konnte. Bei der Synagoge handelte es
sich um ein 13,20 m x 10 m großes repräsentatives Gebäude. Charakteristisch
waren die Hufeisenbögen an Fenstern und Eingangsportal. Im Giebel über dem
Eingang war ein Zwillingsfenster. Im Betsaal hatte es 90 Plätze für Männer;
auf der Empore 50 für Frauen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Beim Brand
wurde auch das Reisegepäck von Bella Mayer zerstört, die vorübergehend in der
Synagoge wohnte, während sie sich an diesem Tag auf dem amerikanischen Konsulat
in Stuttgart aufhielt, um die Ausreisepapiere abzuholen. Die Brandruine wurde
wenig später abgebrochen. Das Grundstück der Synagoge wurde 1949 an die
Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz rückübertragen und von diese 1961
an einen Landwirt verkauft. Diese erstellte auf dem Grundstück einen großen
Stall.
Adresse/Standort der Synagoge: Talstraße
15 (früher: Haus Nr. 38)
Fotos
(Quelle: obere Reihe links Weber s.Lit. S. 129; andere
Abbildungen: Landesamt s.Lit. S. 290-291)
Historische Ansichten |
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Die Synagoge links im
Vordergrund vor 1938 |
Die Synagoge um 1930
(Ausschnitt aus einer Ortsansicht) |
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Rekonstruktionen |
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Seitenansicht |
Synagoge von
Westen
mit Eingangsbereich |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
 | Karl Bäcker: Die Juden in Niederkirchen. In:
Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern. 1991. S. 36-39. |
 | Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 146-147. |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 291-292 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.

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