Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kirchheimbolanden mit Marnheim und Morschheim (Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Kirchheimbolanden 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
   
In Kirchheimbolanden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird ein jüdischer Einwohner 1537 genannt. 
 
1718
waren zehn jüdische Familien am Ort. Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl schnell zu: von 40 jüdischen Gemeindegliedern 1804 auf 201 im Jahr 1825

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner allerdings wieder zurück: von 1848 167 Personen in 31 Familien auf 111 1875, 83 1900. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten auch die in Marnheim und Morschheim lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Kirchheimbolanden (1925/32 nur noch eine Person aus Marnheim). 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgabe der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Erster Lehrer an der jüdischen Schule war ab 1832 Lehrer Adler, gefolgt 1834 von Jakob Sulzbacher (bis 1866, gest. 1868). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern, hatte aber noch im 19. Jahrhundert zeitweise einen eigenen Rabbiner (vgl. den bei der Synagogeneinweihung 1836 genannten Rabbiner H. Kohn, und wiederum nach 1863 Rabbiner Seligmann aus Kaiserslautern, siehe Bericht unten). 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Oberarzt Dr. Josef Schwarz (geb. 12.6.1887 in Kirchheimbolanden, gef. 22.3.1918).   
   
Um 1925, als noch 70 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (knapp 2 % der insgesamt ca. 3.600 Einwohner) waren die Gemeindevorsteher H. Decker, Dr. Stern, A. Metzger (1932: 1. Vors. D. Stern, 2. Vors. Sigmund Metzger, 3. Vors. Fritz Schwarz). Den jüdischen Religionsunterricht erhielten im Schuljahr 1932/33 acht schulpflichtige jüdische Kinder. Von 1927 bis 1929 war Religionslehrer David Bär (siehe Bericht unten). Nach seinem Weggang wurde die Stelle erneut ausgeschrieben (siehe unten). 
 
1933 gehörten der jüdischen Gemeinde noch 65 Personen an. Mit Zunahme der Entrechtung in der NS-Zeit und den Auswirkungen des wirtschaftlichen Boykotts verzogen immer mehr von ihnen in andere Städte oder wanderten aus. Bis 1938 war die Zahl auf 30 zurückgegangen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.), jüdische Wohnungen und Geschäfte wurden verwüstet. Am 1. September 1939 wurden 16 jüdische Einwohner gezählt. Im Oktober 1940 wurden zehn der letzten elf jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert. 
  
Von den in Kirchheimbolanden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna (Anna) Baer geb. Metzger (1878), Thekla Decker (1879), Pauline Ewers (1864), Emilie Goldmann (1881), Eugenie Goldmann (1883), Lilli (Karoline) Goldmann (1878), Caroline (Karoline) Haußmann geb. Rosenthal (1890), Günter Jacob Haußmann (1928), Johanna Haußmann (1885), Karl Haußmann (1933), Ludwig Haußmann (1877), Karl Hohmann (1886), Isidor Schwarz (1880), Elise Kahn (1861), Elfriede Klein (1920), Herbert Klein (1917), Ludwig Lindt (1870), Hannelore Marx (1928), Alfred Metzger (1880), Paula Metzger (1885), Anna Neumond geb. Schwarz (1889), Luise Ottenheimer geb. Kaufmann (1889), Hermine Scholem (1878), Ludwig Scholem (1875), Isidor Schwarz (1880, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Rosa (Rosalie) Wassermann (1864), Benjamin Weiss (1892), Elisabeth Weil geb. Schwarz (1886).
  
Von den in Marnheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Arthur Decker (1881), Frieda Decker (1871), Gustav Decker (1890), Helene Decker (1860), Hedwig Weil geb. Decker (1886. 
    
    
    

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stellen des israelitischen Lehrers an der Kommunalschule 1873 
sowie des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 / 1878 / 1929 bzw. eines Hilfsvorbeters 1903 / 1904

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1873: "Schuldiensterledigung. Kirchheimbolanden, bayerische Rheinpfalz. 
Die Lehrerstelle der unteren Abteilung der I. Knabenklasse an der hiesigen Kommunalschule ist durch Übernahme einer anderweitigen Stellung des seitherigen Lehrers in Erledigung gekommen und soll, und zwar mit einem israelitischen Lehrer sofort wieder besetzt werden. 
Der Gehalt beträgt jährlich: 
1. bar aus der Gemeindekasse fl. 500  
2. außerdem bei Übernahme des Vorbeterdienstes aus dem israelitischen Kultusfonds   fl. 300  
3. für Erteilung des Religionsunterrichtes der israelitischen Schüler an der Lateinschule hier   fl. 42  
Zusammen: fl. 892.  
Bewerber um diese Stelle wollen ihre desfallsigen Gesuche mit den erforderlichen Zeugnissen versehen, binnen 14 Tagen bei dem unterfertigten Amte einreichen. 
Kirchheimbolanden
, den 22. August 1873. 
Das Bürgermeisteramt. Gez. W. Ritterspach
Bezugnehmend auf vorstehendes Ausschreiben, erlaube ich mir, die Bewerber darauf aufmerksam zu machen, dass ad. 2 diejenigen mit musikalischen Kenntnissen bevorzugt werden, und dieselben alsdann auch einen nicht unbedeutenden Nebenverdienst hierdurch erhalten. 
Der Vorstand Gez. L. Goldmann."    
 
 
Kirchheimbolanden Israelit 11071877.jpg (56646 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1877: "Die hiesige Kantorstelle ist erledigt und soll alsbald wieder besetzt werden. Gehalt 800 Mark nebst freier Wohnung mit 2 Gärten. Das Schlachten, welches mit verbunden ist, trägt außerdem 500 Mark ein. Derselbe hat Gelegenheit sein Einkommen zu vergrößern. Musikalische Ausbildung ist erwünscht. Lusttragende belieben ihre Gesuche an den hiesigen unterzeichneten Kultusvorstand einzureichen. Kirchheimbolanden. M. Decker,  Vorstand."
  
Kirchheimbolanden Israelit 28081878.jpg (53725 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1878: "Die hiesige Kantorstelle soll provisorisch auf die Dauer eines Jahres besetzt werden mit einem Gehalte von 800 Mark. Mitverbunden wird der Religionsunterricht mit einem Gehalte von circa 350 Mark. Auch kann das Schächten mit übernommen werden, welches mehrere hundert Mark einträgt. Musikalische gebildete Bewerber haben den Vorzug. Diesbezügliche Gesuche werden sofort erbeten. Kirchheimbolanden, bayrische Pfalz, im August 1878. Der Kultusvorstand M. Decker."
   
Kirchheimbolanden Israelit 31081903.jpg (29551 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Vorbeter zur teilweisen Übernahme des Vorbeterdienstes am Versöhnungstage gesucht. Offerten an 
Adolph Kaufmann, Kirchheimbolanden (Pfalz)."   
  
Kirchheimbolanden Israelit 01091904.jpg (33097 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1904: "Vorbeter zur teilweisen Übernahme des Vorbeterdienstes am Versöhnungstage gesucht. Offerten an 
Adolph Kaufmann, Kirchheimbolanden."
  
Kirchheimbolanden CV 20091929.jpg (33489 Byte)Anzeige in der Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 20. September 1929: "Israelitische Kultusgemeinde Kirchheimbolanden (Pfalz) sucht möglichst sofort einen seminaristisch gebildeten Lehrer als Religionslehrer und Kantor. Gehalt nach Besoldungsverordnung. J. Decker".

      
Nennung von Lehrer Adler in Kirchheimbolanden (ab 1832; 1841)     

Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16. Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831 (Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle jetzt Mandel.) 
5) Steinbach, S. Frenkel, 11. August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15. Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler, 28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23. Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4. August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30. Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20. Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28. Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11. Oktober 1837. 
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März 1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S. Wolff)."   

     
Lebensgeschichte des Lehrers Jacob Sulzbacher (geb. 1809 in Sulzbach, gest. 2. Dezember 1868 in Kirchheimbolanden)  
Anmerkung: Jacob Sulzbacher war der Sohn des jüdischen Lehrers in Pfarrweisach Samson Wolf (Sulzbacher), der nach 1817 und bis um 1832 in Pfarrweisach als Lehrer tätig war. Sein Sohn Jacob lernte in Memmelsdorf, dann Burgpreppach und schließlich an der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Zunächst war er an verschiedenen Gemeinden jeweils kurzzeitig Lehrer, u.a. in Obrigheim, wo er seinen erblindeten Bruder unterstützte, dann von 1834 bis 1866 bzw. 1868 in Kirchheimbolanden.   

Artikel in "Der israelitische Lehrer" vom 23. Dezember 1868: "Jacob Sulzbacher
ist tot, entrissen den liebenden Kindern, den zahlreichen Freunden. Wir standen weinend an seinem Grabe; die endblätterten Bäume, die winterliche Natur rings um uns her schien mit uns zu trauern. Doch über Berg und Tal, über Bäume, Gräber und Leichensteine hinweg glänzte ein heller Sonnenstrahl und spiegelte sich in unseren Tränen, dass sie wie Perlen, wie Tautropfen erglänzten; - die Liebe stirbt nicht.
Die Liebe lebt ewig. Sie ist das Wahrzeichen der Menschheit, der Unsterblichkeit. 'Die Lehrer werden erglänzen wie der Strahl des Himmels und die Viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne immer da und ewig'. (Daniel 12,3, hebräisch und deutsch).
So wollen wir denn in diesen Zeilen dem heimgegangenen Freunde ein Denkmal unvergänglicher Liebe, heiliger und erhebender Erinnerung an sein Sterben und Wirken im Leben setzen; uns zum Troste, Allen ein leuchtendes Vorbild.
'Ich bin' -  so schrieb der Verblichene in den uns vorliegenden Aufzeichnungen aus den letzten Monden seines Lebens - 'am 9. Februar 1809 zu Sulzbach in der bayerischen Oberpfalz geboren, woselbst mein Vater seligen Andenkens, damals noch Samson Wolf genannt, Unterkantor war. Er war selbst in Sulzbach geboren, Sohn des gedachten Wolf und der Frau Rachel geb. Katzenellenbogen. Diese war die älteste Tochter des berühmten Gelehrten Naphtali Hirsch Katzenellenbogen*, weiland Pfalzrabbiners zu Mannheim, und soll nach den vielen Erzählungen meines seligen Vaters eine sehr fromme, geistreiche Frau gewesen sein'.
Nach einem Stammbaum (sefer hajuchasin), der sich in den Händen der Kinder unseres seligen Freundes befindet, gehören dieselben demnach der hochberühmten und ehrwürdigen Familie Katzenellenbogen an, die ihren Ursprung bis auf jenen Saul Wahl, der Rabbiner zu Brisk (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Saul_Wahl) und, der vielbekannten Sage nach, eine Nacht Wahlkönig von Polen war (sc. man lese das herrliche: 'Mendel Gibbor' von Bernstein: 'Wir sinnen von Königlichem Geblüt') und weiter auf Rema (Rabbi Moses Isserles https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Isserles), Raban (Rabbi Elieser ben Natan https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz) und Eljakim aus dem Geschlechte Raschis (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Raschi) zurücklenkt, welcher Familie bekanntlich auch Gabriel Rieser (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Riesser) und die edlen Montefiore (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Montefiore) angehören.
Einige Jahre nach der Geburt unseres Sulzbacher zog der Vater nach Pfarrweisach; dort war er Lehrer, Vorsänger und Schächter. Da aber die Erträgnisse der Stelle nicht ausreichten, die Familie zu ernähren - es waren vier Söhne und eine Tochter da - so beschäftigte sich Samson Sulzbacher auch damit, Privatbibliotheken, die verkäuflich waren, aufzuspüren, anzukaufen, die wertvolleren Werke von Kennern ausscheiden zu lassen und die übrigen zu Tüten zu verarbeiten, bei welcher Fabrikation eigene Kinder und Schüler gemeinschaftlich beschäftigt und auch zugleich unterrichtet wurden. Unseren Jakob aber, welcher, weil er Fähigkeit verriet, zur Tora bestimmt wurde, tat der Lehrer der Vater nach Memmelsdorf, zwei Stunden von Pfarrweisach, wo damals ein guter Talmudlehrer und auch schon eine gute deutsche Schule sich befand. Der kleine, kluge und zutunliche Junge, welcher von seinem 11. bis 13. Jahre dort weilte, war allgemein beliebt, machte gute Fortschritte in den deutschen Schul-, sowie auch in den hebräischen und talmudischen Kenntnissen, und offenbarte auch schon musikalische Befähigung. Von seinem 13. Jahre an war er etwa zwei Jahre lang in Burgpreppach, anderthalb Stunden von Pfarrweisach, um das Talmudstudium fortzusetzen, und auch hier mit gutem Erfolg. Im 20. Jahre seines Lebens kam er ins Seminar nach Würzburg. Dort war dazu mal eine Zeit des regsten Emporstrebens. Eine Reihe vorzüglicher Jünglinge, von denen viele später und auch noch jetzt als Männer segensreich wirken in verschiedenen Berufen, studierte auf der Universität oder suchte sich auf dem Seminar zum Lehramt vorzubereiten. Es war eben die neue Zeit mit ihren äußeren und inneren Umwandlungen, die die jüdischen Jünglinge jener Epoche zur kräftigsten Entfaltung ihrer Geisteskräfte anregte. Von dem Geist dieser Zeit genährt, trat Sulzbacher als Lehrer in die Schule, wirkte zuerst in einigen kleineren Gemeinden Unterfrankens, dann als Gehilfe bei seinem, auch in Gott ruhenden, erblindeten Bruder, dazumal Lehrer in Obrigheim in der Pfalz, und wurde alsdann vor 34 Jahren als Lehrer und Kantor nach Kirchheimbolanden berufen. Hier wirkte er, bis vor etwa zwei Jahren zunehmende Schwäche und Kränklichkeit ihn mahnte, das schwierige Amt niederzulegen. Die Regierung sendete ihm einen Gehilfen, und als die Kränklichkeit nicht abnahm, versetzte sie ihn in huldvollster Weise in den wohlverdienten Ruhestand. Die Pension trug teilweise der Staat, teilweise der Lehrerpensionsfonds. Er hätte sich nun in Ruhe seines Lebens erfreuen mögen. Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen.
Sulzbacher war vermählt mit einer Cousine, Regine Schwarz aus Sulzbach, ebenfalls aus der obengenannten berühmten Familie. Die Ehe war eine gottgesegnete, bis der Tod dieses herrliche Band vor nun sechs Jahren löste. Von fünf Kindern - vier Söhnen und einer Tochter - ging ihm der Jüngste - ein hoffnungsvoller, zum Lehramte vorgebildeter Jüngling von 21 Jahren - am 5. Juni 1866 im Tode voraus. Nur durch die ausdauerndste und hingebenste Pflege der liebenden Tochter und einer ebenso liebevollen verwaisten Nichte - die in seinem Hause reichen Ersatz für Eltern- und Geschwisterliebe gefunden hatte und diese Liebe in edelster Weise erwiderte - konnte der schwächliche Körper so lange erhalten werden. Nach langem, in den letzten Monaten hoffnungslos gewordenen Leiden, hauchte er im Arme seiner liebenden Kinder in der Nacht nach dem 2. Dezember seine edle Seele aus, nachdem er noch fast unmittelbar vor seinem Tode einem verwandten Knaben Unterricht erteilt hatte.
An seinem Leichenzuge beteiligten sich neben den Gliedern der israelitischen Gemeinde und den sämtlichen Lehrern des Kreises, die Professoren der Lateinschule mit ihren Schülern, die Mitglieder des städtischen Liederkranzes und ein großer Zug von Leidtragenden aus allen, auch den besten, Kreisen und Ständen der     
Bürgerschaft, die Beamten und so fort. An seinem Grabe sangen der Liederkranz vereint mit den Lehrern und die jüdischen Schülerinnen. Herr Dr. Rothschild aus Alzey war von den Hinterbliebenen berufen, am Grabe zu sprechen und er sprach mit gewohnter Beredsamkeit und in tiefergreifendster Weise, indem er das Feld der Ehre, auf dem dieser Kämpfer gefallen, verglich mit jenem Felde, auf welchem Blut gesäet und Tränen geerntet werden. Er zeichnete den edlen Jakob, der mit finsteren Mächten gekämpft in der Nacht und dem es nun tagte, wie er war im Leben: als Lehrer, als Vater, als Mensch.
Noch eine Scholle Erde auf seinem Sarge - dann zogen wir heim, um einen herrlichen Freund ärmer.
Sulzbacher war ein ausgezeichneter Lehrer, voll ausdauerndsten Berufseifers, ausgerüstet mit hingebendster Begeisterung, mit einem reichen Fond von Kenntnissen auf allen einschlägigen, besonders aber auf dem jüdischen Gebiet; voll unwandelbarer Treue und wahrer Hillel'scher Sanftmut, Geduld und Bescheidenheit, mit einem reichen Herzen voll Liebe. So sehr seine Kräfte abnahmen - er konnte nicht sein ohne praktische Beschäftigung in seinem Berufe, und wie er bis jetzt in die letzten Tage und Stunden seines Lebens zu unterrichten strebte, so liebte er auch fortbildende Studien, wissenschaftliche, ernste, pädagogische Unterhaltung. Noch im jüngsten Sommer, als ich zum letzten Male das Glück genoss, ihn zu sehen, sprach er mit Begeisterung von Raschi, den er in jenen Tagen eifrig studierte. Alles Neue im Leben der Schule, auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts regte ihn an, suchte er zu prüfen, und er handelte stets nur nach festen, klaren und anerkannten Prinzipien. Sein Unterricht zeichnete sich durch sinnreiche Anordnungen aus, und er verstand es, trotz seiner unvergleichlichen Sanftmut, oder gerade wegen derselben, die Herzen der Kinder zu fesseln, die ihm eine unbegrenzte Ehrerbietung zollten, sodass er eigentlich nie strenge disziplinarische Mittel anzuwenden hatte.
Er war ein ganzer Lehrer; die Berufstreue war ihm so sehr Lebens- und Gewissensache, dass er schon darum in nichts sich ein liest, als was direkt darauf Bezug hatte; in der Beschränkung lag für ihn die Freiheit, die intensivste Wirksamkeit.
Er war ein liebender Gatte, ein edler, vortrefflicher Vater. Seinen Kindern gab er die trefflichste Erziehung und sie hingen ihm an mit musterhaftester Kindesliebe, mit unbegrenzter Verehrung. Bei der Kunde von seiner Todesnähe eilte sein Sohn von Paris herbei - und traf leider erst eine halbe Stunde nach der Beerdigung ein. Das reiche, durch den Hauch der Bildung und die geistige Regsamkeit ausgezeichnete Familienleben übte einen beglückenden Zauber auf jeden aus, der es kennenzulernen Gelegenheit hatte.
Sulzbacher war ein vortrefflicher Mensch
, voll unvergleichlicher Herzensgüte, voll tiefen Gemüts. Wohl kein lebendes Wesen ist je von ihm mit Wissen oder vorsätzlich gekränkt oder beleidigt worden. Im Gegenteil! Wenn wir auch im Geiste dessen, dem wir dieses Denkmal der Liebe weihen, Vergangenes unberührt lassen, so wissen wir doch, dass so manche Unbill und Ungerechtigkeit nur allzu tief sein Gemüt verwundete; und dennoch ließ er alles über sich ergehen, ohne sich und seinem Berufe untreu zu werden. Er verbarg den Schmerz, den die Undankbarkeit der Menschen in seinem Gemüte erregte, in seinem Herzen und war gütig und liebevoll gegen Alle, nach wie vor.
Diese Liebe, diese Treue, diese edlen Eigenschaften des Geistes und Herzens gewannen ihm die Hochachtung und Zuneigung aller derer, die ihn kannten. Die Bürger Kirchheims brachten ihm eine unbegrenzte Hochachtung und Verehrung entgegen. Insbesondere aber liebten und verehrten ihn seine Kollegen, für welche er stets und überall ein treuer Freund und wo er nur konnte ein Helfer in der Not war.
Er war ein Mann, der mit klarem denkenden Geist die Gegenwart und, was ihr Not tut, erkannte; der aber auch mit seinem ganzen großen Herzen, mit heilige Begeisterung das Judentum umfasste, dass er wie wenige unserer Zeit kannte und liebte. Mit rührender Anhänglichkeit war er den edleren religiösen Gebräuchen zugetan und bedauerte lebhaft den Indifferentismus und den Verfall des religiösen Lebens. Ja er war Einer von den edlen Männern unserer Übergangsperiode, der mit der ganzen Kraft des Wissens und Geistes das Neue erkannte, den Fortschritt anstrebte, aber mit ebenso edlem Eifer und rührender Gemütstiefe den bedeutungsvollen Eigentümlichkeiten des jüdisch-religiösen Lebens zugetan war und blieb. Er hatte ein jüdisches Herz.
Solch einen treuen redlichen Freund haben wir verloren! Rings um uns lichten sich die Reihen, und der Männer aus jener Zeit, welche mit Wissen und Charakter zu kämpfen für die neue Zeit ausgerüstet waren, werden immer weniger. Wer wird mit starker Kraft und frischem Mut die ausgestreute Saat schützen und - die Zeit der Ernte schauen?
Was Sulzbacher mir und wohl auch seinen übrigen näheren Freunden war, die ich hier nicht nenne, die aber am Schlage ihres Herzens fühlen, wen ich meine vermag ich nicht auszusprechen. Wir - ich und noch ein Anderer - hatten ihn spät gefunden. Nur tiefe und ernste Motive bilden den Grund für Freundschaften, die auf der Höhe des Lebens geschlossen werden. Aber umso köstlicher sind diese Blumen auf unserem ernsten Lebenswege. Sie werden ein Talisman bleiben für unser ganzes Leben.
Ja, in unserem Herzen steht ein Denkmal für dich, dass nicht schwinden wird, solange wir hier weilen auf Erden. Schlafe wohl, teurer Freund, edler Genosse. Deinem Wirken ist ein unvergänglicher Lohn beschieden. Unter den Besten und Edelsten, die ihrer Pflicht voll genügt haben hier im Leben, wird stets und immerdar von denjenigen, die dich kannten, der Name genannt werden: Jakob Sulzbacher!".  
Anmerkungen:
- Naftali Hirsch Moses Katzenellenbogen (geb. ca. 1715 Schwabach, gest. 1800 Mannheim; Sohn des Rabbiners Moses): studierte in Frankfurt, 1741-1763 Rabbiner für den Tauber-Neckar-Kreis des Deutschen Ordens mit Sitz in Mergentheim, 1763-1800 Landesrabbiner der Kurpfalz mit Sitz in Leimen/Heidelberg, zugleich 1763-68 Hausrabbiner bei Hoffaktor Aron Elias Seligmann in Leimen, 1768 verlegte er den Amtssitz als Landesrabbiners nach Mannheim, hier gleichzeitig Oberrabbiner an der Klaus, entfaltete eine reiche Lehr- und Forschungstätigkeit (insbesondere zum Talmud)

  
Visitation des Religionsunterrichtes durch Rabbiner Dr. Landsberg aus Kaiserslautern (1890)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Oktober 1890: "Rabbiner Dr. Landsberg aus Kaiserslautern nahm gestern in Kirchheimbolanden die übliche Visitation des israelitischen Religionsunterrichtes vor und gedachte in seiner Predigt unter anderem auch in zündenden Worten der großen Verdienste unseres greisen Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke."                  

 
Simon Silbermann wird zum Hauptlehrer ernannt (1908)  

Kirchheimbolanden Israelit 09011908.jpg (25778 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Aus Bayern, 3. Januar (1903). Den Titel Hauptlehrer erhielten am 1. Januar die Herren Max Behr in Regensburg, Jakob Heß in Treuchtlingen, Simon Silbermann in Kirchheimbolanden und Michael Wolf in Winnweiler."

 
 Lehrer David Bär und seine Frau verlassen Edenkoben (1938; Lehrer Bär war von 1927 bis 1929 Lehrer in Kirchheimbolanden)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom  1. April 1938: "Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz. Abschied von Herrn Lehrer Bär - Edenkoben. David Bär, seit 1920 ununterbrochen im Dienste, wirkte in der Pfalz zum Wohle seiner Gemeinden von 1927 bis 1929 in Kirchheimbolanden und von 1929 bis heute in Edenkoben hauptamtlich als Religionslehrer und Kantor. Außerdem erteilte er in vielen kleinen Gemeinden den Religionsunterricht. Er ging stets diensteifrig und beflissen seinem Berufe nach ohne in seiner Bescheidenheit Ansprach auf öffentliche Anerkennung zu erheben. Nun verlässt dieser allseits beliebte Kollege die Stätten seiner Tätigkeit. 
Wir können zum Abschied unserer beiden Kollegen Schottland (siehe Frankenthal) und Bär keinen besseren Wunsch zurufen als: (hebräisch und deutsch:) Gesegnet seid Ihr bei Euerem Auszuge und gesegnet seid Ihr bei Euerem Einzuge."    

 
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
 
Über die gottesdienstlichen Verhältnisse in der jüdischen Gemeinde Kirchheimbolanden (1838)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Oktober 1838: "Vom Haardt-Gebirge, Juli 1838. Bürgerliche und kirchliche Verhältnisse. (Der Beitrag wird nur teilweise wiedergegeben, da er sich nur in einem Teil auf Kirchheimbolanden bezieht). Und ein anderes als von solcher Seite ausgehende Fortschreiten ist bei uns - so scheint es nach den bisherigen Erfahrungen wenigstens - auch nicht wohl denkbar. Den Synagogen-Vorständen ist hierin de facto eine große Machtvollkommenheit gegeben. Was die Mehrheit des Vorstands unter Genehmigung des Rabbinen vorschlägt, wird in der Regel von den Königlichen Land-Kommissariaten gutgeheißen und erlangt hierdurch gesetzliche Kraft. Auf diese Weise ist schon manches geschehen, namentlich für einen verbesserten oder gereinigten Gottesdienst. An der Spitze steht hier die Kultgemeinde Kirchheimbolanden (Rabbinatsbezirk Kaiserslautern, Rabbiner Cohen) - durch die Bemühungen des Vorstands-Präsidenten Herrn Leo Levy. In einem Aufsatze, wie dem gegenwärtigen, dessen Tendenz eine unparteiische Schil-     
Kirchheimbolanden AZJ 04101838b.jpg (252409 Byte)derung der dermaligen Verhältnisse der Israeliten in der Pfalz ist - von diesem Manne schweigen, hieße, dem Verdienste seine Krone rauben. Herr Levy tat bereits im Jahre 1835 als Ausschuss-Mitglied der Synode zu Speyer alles Mögliche für Herstellung eines verbesserten Gottesdienstes und Vereinfachung der Gebete. Seine Bemühungen um die Bildung eines Vereins, Hebung der Bettelei bezweckend, wären in der Tat eines besseren Erfolgs würdig gewesen. Hingegen gelang ihm die Errichtung eines Vereins für Handwerks-Lehrlinge und Schuldienstexpektanten vollkommen; die Statuten sind von Königlicher Regierung genehmigt, und wurden seitens der Königlichen Land-Kommissariate den Synagogen-Vorständen zur Bekanntmachung und Provozierung der Teilnahme übergeben. Das Städtchen Kirchheimbolanden allein steuert jährlich - viele christliche Bewohner leisten Beiträge - fl. 250 - bei, und viele andere Orte folgten diesem schönen Vorgange. Privatverhältnisse - die wir hier nicht berühren dürfen - hinderten in unserer nächsten Umgegend und im sogenannten Oberlande (Bezirk Landau) die Vorbereitung der Teilnahme an den Verein. Da diese jetzt beseitigt sind, so dürfte eine erneute Aufforderung des Vorstandes an seinem Platze sein, und sicher nicht ohne guten Erfolg bleiben.    
Diesem Manne, Herrn Leo Levy, dem die Pfälzer Israeliten schon so viel verdanken, ist es, unterstützt von dem ebenso tätigen als kenntnisreichen Lehrer J. Sulzbacher, gelungen, den Gottesdienst in der neu und würdig erbauten Synagoge zu Kirchheimbolanden auf eine Weise zu ordnen, welche dieselbe zum Muster für den ganzen Kreis gemacht. Choral-Gesang ist Grundzug des Gottesdienstes, über welchen im Ganzen ich Ihnen nächstens als Augenzeuge berichten zu können hoffe. 
Nachdem die Gemeinden Neuleiningen und Grünstadt (Bezirk Frankenthal, Rabbiner A. Merz) durch eigene Abgeordnete von der Trefflichkeit des zu Kirchheimbolanden organisierten Gottesdienstes sich überzeugt, wurde derselbe in Neuleiningen durch die Bemühungen des Herrn Kaufmann, unterstützt von dem Privaten Herrn Schwarz, (einem vielseitig gebildeten, früheren Rabbinatskandidaten, jetzt Associé einer Weinhandlung) - und in Grünstadt, wo sogar ein Rabbiner alten Schlags seinen Sitz hat, freilich nicht ohne Widerstreben, durch Herrn Levy und Lehrer Heß eingeführt. Dasselbe geschieht nun in Edenkoben (Bezirk Landau, Rabbiner E. Grünebaum), wo der Lehrer Herr M. Elsasser (von welchem auch die Stiftung des israelitischen Lesevereins ausging, von dem in einem Ihrer früheren Blätter als von hiesiger Gemeinde ausgehend, gesprochen wurde) segensreich wirkt. Choral-Gesang ist ferner eingeführt in Kaiserslautern (durch den Lehrer Herrn Walz), in Niederhochstadt (Lehrer Herr Rothschild), wo der alte Rabbiner (Raw Abraham) zu den kräftigsten Verteidigern des verbesserten Gottesdienstes gehört, und gewiss in noch vielen andern Gemeinden, die Ihrem Berichterstatter noch nicht bekannt sind..."     


Zur Problematik des Eides in der Synagoge (Artikel von 1840)  

Kirchheimbolanden AZJ 29021840.jpg (144629 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Februar 1840: "Frankenthal (Pfalzbayern), 4. Februar (1840). Sie werden bereits von Ihren französischen Korrespondenten die nötigen Berichte über den Rechtsfall in Saverne, betreffs des Eides more judaico, und die herrliche Rede des Herrn Crémieux erhalten haben. 
In unserer Pfalz (Rheinbayern) hat sich ein ähnlicher Fall ereignet, welcher zeigt, dass dieser Missstand auch hier tief gefühlt wird, und es nur an tüchtigen Männern fehlt, um ihn, sowie bei unseren Nachbarn, zu bekämpfen. In Kirchheimbolanden, einer Gemeinde, welche sich besonders durch eine herrliche Synagogenordnung vortrefflich vor den anderen Städtchen der Pfalz auszeichnet, sollte ein Jude in der (schönen) Synagoge einen Judeneid nach alter Weise schwören. Allein der würdige Vorstand, Herr Leo Levi jun., weigerte sich, die Synagoge zu diesem Akte herzugeben, und verharrte bei diesem schönen Entschlusse. So blieb denn nicht anderes übrig, als eine gefügigere Gemeinde zu finden, wo der Eid geschworen werden konnte – und diese fand sich denn leider auch! Es hätte damals nur einer edlen Nachahmung bedürft, um diesen, von jedem Gebildeten so tief empfundenen kränkenden Missbrauch auch aus unserem Gerichtsgebrauche verschwinden zu lassen. - 
Doch noch Vieles bleibt bei uns zu tun übrig, da Gemeindevorstände, welche Ernsteres, Besseres wollen, meistens jene kräftige Unterstützung von Seiten der Rabbinen nicht finden, welche doch zum Gelingen dieser so zeitgemäßen Bestrebungen – vorzüglich der Reorganisation des Gottesdienstes – so notwendig wären. Diese Missstände sind bei uns fühlbarer, als anderswo, da sie bei unserer öffentlichen Gerichtsbarkeit schroffer hervortreten."

  
  
Aus der Geschichte des Rabbinates in Kirchheimbolanden  
Kirchheimbolanden wird vorübergehend Sitz des Bezirksrabbinates (1863)  

Kirchheimbolanden Israelit 15041863.jpg (219806 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1863: "Landau, Pfalz, 29. März (1863). Auf Anordnung unserer hochlöblichen Kreisregierung, die streng, gerecht und friedliebend ist, musste der Bezirksrabbiner Seligmann seinen bisherigen Amtssitz zu Kaiserslautern mit Kirchheimbolanden vertauschen, weil Rabbiner und Gemeinde sich zu sehr gehässig gegenüberstanden und an eine Aussöhnung, die von Seiten der Behörde öfters angestrebt worden sein soll, nicht mehr zu denken war. Nun befindet sich bekanntlich in Kaiserslautern das protestantische Schullehrerseminar für die Pfalz, in welchem auch die israelitischen Lehrer ihre Ausbildung erhalten und so erteilte der jeweilige Rabbiner den jüdischen Seminaristen den hebräischen Unterricht wofür er aus dem Kreis-Schul-Fond honoriert wurde. Seit dem Wegzuge des Rabbiners wurde dieser Unterricht nicht mehr fortgesetzt und die jüdischen Seminaristen waren sonach in dem Studium des Hebräischen gestört. Unsere hochlöbliche Kreisregierung, dies einsehend, bekundete auf eine gerechte und humane Weise, ‚ohne dazu aufgefordert worden zu sein,’, wie sehr ihr das Wohl aller ihrer untergebenen Staatsbürger gleichmäßig am Herzen liege dadurch, dass sie eine Entschließung des hohen Königlichen Ministeriums veranlasste, die dem Rabbinatskandidaten Herrn Moses Seligmann von hier, als Lehrer für das Hebräische an das Königliche Seminar zu Kaiserslautern beruft. Wir wünschen unserer erleuchteten Kreisregierung Glück zu der Ausführung solch humanen Werkes und doppelt Glück zu der getroffenen Wahl, da der Berufene ein in allen klassischen Wissenschaften und besonders im Hebräischen und Talmudischen ausgezeichneter Gelehrter ist, der nur wegen zu großer Bescheidenheit nicht zu bewegen war, schon früher eine öffentliche Stelle einzunehmen. Wir bedauern dessen Abgang von hier tief, da Männer wie Herr Seligmann, die ihre Gelehrsamkeit nicht (die hebräischen Wendung sind in der Richtung zu interpretieren:) stolz vor sich hertragen, in unserer Gegend leider rat oder gar nicht zu finden sind, und der Verlust, den unsere Gemeinde durch sein Weggehen trifft, ein nicht leicht zu ersetzender ist. Alle Israeliten der Pfalz und besonders diejenigen unter ihnen, deren Herz noch warm für jüdisches Wissen, Religiosität und Jugendbildung, muss die Besetzung dieser höchst wichtigen Stelle, durch einen Mann wie Herr M. Seligmann gewiss freuen, weil dadurch wieder gehofft werden darf, dass aus dem Seminar nicht nur Lehrer, sondern jüdische Lehrer hervorgehen werden, und Herr Seligmann gewiss mit aufrichtiger Hingebung diesen schönen Zweck zu erreichen suchen wird. Bedenkt man dabei, dass der bisherige Unterricht durch den Rabbiner nur ein sehr mangelhafter sein konnte, weil der Amtsberuf eines Bezirksrabbiners durch öftere Rundreisen, Schulprüfungen, Trauungen etc. ihn verhinderte, Unterricht zu erteilen, so sind wir unserer hohen Regierung umso mehr zum Dank verpflichtet, als sie eigens für dieses Fach einen so würdigen Lehrer berufen hat. Dem Vernehmen nach soll Herr Seligmann auf höhere Weisung sofort in seine neue Stellung eintreten, und so wünschen wir dem Wirkungskreise dieses edlen, charakterfesten und uneingebildeten Gelehrten den besten Erfolg, damit die Saat unserer heiligen Tora, die er nun auszustreuen den Beruf hat, gedeihlich keime, hervorsprosse und reife."

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
 
Das Goldmann'sche Ehepaar feiert Goldene Hochzeit (1894)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1894: "In Kirchheimbolanden feierte am 6. dieses Monats das Goldmann'sche Ehepaar das Fest der goldenen Hochzeit. Zu diesem Zweck war der Bezirksrabbiner Dr. Landsberg aus Kaiserslautern in die Familie des Jubelpaares berufen worden, um dem seltenen Feste auch die religiöse Weihe zu geben. Umgeben von zahlreichen Kindern und Enkeln beging das Jubelpaar in seltener Frische des Körpers und des Geistes diesen Ehrentag. Möge es noch lange sich dieser Rüstigkeit erfreuen."      

 
Zum Tod des aus Kirchheimbolanden gebürtigen Forschungsreisenden Eugen Wolff (1912) 

Kirchheimbolanden FrfIsrFambl 17051912.jpg (92879 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Mai 1912: "München. Hier verschied - 62 Jahre alt - der Forschungsreisende Eugen Wolff
Wolff, aus Kirchheimbolanden gebürtig, studierte Medizin, machte den Krieg 1870/71 mit und unternahm dann Studienreisen in der ganzen Welt. 1889 wurde er Beirat von Wißmann, 1892 leitete er die Verhandlungen mit den Buren, die er zur Übersiedlung nach Deutsch-Südwestafrika gewinnen wollte. Wolff hatte neben ethnographischen Interessen die Förderung der kolonialen Ausbreitung Deutschlands im Auge. Zahlreiche gelehrte Gesellschaften ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Seine Reiseberichte erschienen in den angesehensten deutschen Tageszeitungen. In Buchform veröffentliche er: 'Im Innern Chinas', 'Deutsch-Südwestafrika' und 'Vom Fürsten Bismarck und seinem Haus.'"   

      
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Foto des Grabsteines von Isidor Schwarz in Gurs        

Marienthal Gurs BK 020.jpg (123220 Byte) Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für 
Isidor Schwarz,  
geb. am 11. Mai 1880 in Marienthal, später wohnhaft in Kirchheimbolanden, 
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 23. Dezember 1941 umgekommen ist.     

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von R.S.T. (1863)  

Kirchheimbolanden AZJ 14071863.jpg (42766 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1863: "Ein israelitisches Mädchen von angenehmem Äußeren, die im Kochen, sowie in der Haushaltung sehr erfahren ist und sehr gute Zeugnisse hat, wünscht in eine kleine Haushaltung zum Beispiel bei zwei alten Leuten oder bei einem einzelnen alten Herrn platziert zu werden. 
Adresse: R.S.T. poste restante in Kirchheimbolanden (Rheinpfalz)."  

  
Anzeige von Nachmanns Konfektionshaus (1901)
 
Anmerkung: das Konfektionshaus Gebr. Nachmann war nach dem Adressbuch 1907 in der Alleestraße 35.    

Kirchheimbolanden Israelit 19081901.jpg (36593 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Lehrling mit guter Schulbildung per sofort oder 1. September gesucht. Kost und Logis im Hause. 
Nachmann's Konfektionshaus, Kirchheimbolanden, Rheinpfalz."    

   
Anzeige von Louis Decker aus Marnheim (1901)  

Marnheim Israelit 21101901.jpg (27853 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901: "Für meine Tochter, 15 Jahre, suche Stelle als Lehrmädchen. Offerten an 
Louis Decker, Marnheim, Pfalz". 

    
Anzeigen des Altmaterial-Geschäftes usw. E. Heumann (1901 / 1906)
   

Kirchheimbolanden Israelit 15071901.jpg (52484 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1901: "Von einer kleinen Familie, bestehend aus Mann und Frau, wird aus anständiger Familie, ein fleißiges, braves jüdisches Mädchen gesucht, das in allen häuslichen Arbeiten vollständig bewandert ist. Familienanschluss und guter Lohn werden zugesichert. Eintritt kann sofort erfolgen. Offerten direkte erbeten. 
E. Heumann,
Kirchheimbolanden, Pfalz."     
 
Kirchheimbolanden FrfIsrFambl 06071906.jpg (106159 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Juli 1906: "Günstige Gelegenheit zur Existenz-Gründung! 
Ich beabsichtige, mich von meinem seit nahezu 40 Jahren ohne Konkurrenz am Platze und mit bestem Erfolge betriebenen 
Altmaterial-Geschäft en gros - vorzugsweise Alteisen, Altmetalle, Hadern etc. verbunden mit Fellgeschäft 
wegen vorgerückten Alters zurückzuziehen und einem tüchtigen Nachfolger unter sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen. Erforderliches Kapital vorläufig etwa 10 Mille. Auf Wunsch bleibe ich noch einige Zeit bis zur Einführung kostenfrei mittätig. Reflektanten belieben sich direkt an mich zu wenden. 
E. Heumann
in Kirchheimbolanden (Rheinpfalz)."   

   
Anzeige von Frau D. Stern (1916)  

Kirchheimbolanden FrfIsrFambl 07071916.jpg (48339 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Juli 1916: "Zum 1. August suche ein fleißiges, ehrliches Mädchen, nicht unter 25 Jahren, als Stütze der Hausfrau. Dasselbe muss in der bürgerlichen Küche bewandert sein und mit Kindern umgehen können. Zweimädchen vorhanden.  
Offerten mit Zeugnisabschriften unter Angabe des Lohnes erbeten an 
Frau D. Stern, Kirchheimbolanden (Rheinpfalz)."    

      
      
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben 
(aus der Sammlung von Peter K. Müller, Kirchheim / Ries; weitere Informationen gleichfalls von P. K. Müller)   

Postkarte von K. Adler & L. Goldmann 
aus Kirchheimbolanden (1883)
   
Kirchheimbolanden Dok 1883a.jpg (129016 Byte) Kirchheimbolanden Dok 1883.jpg (151709 Byte)

Die Postkarte von K. Adler & L. Goldmann wurde versandt an die Fa. Elsas in Cannstatt am 25. April 1883. Bei K. Adler könnte es sich um Kaufmann Adler handeln. Dieser war verheiratet mit der Frau des verstorbenen Moses Goldstein, der Witwe Karoline Goldstein. Bei L. Goldmann könnte es sich um den Sohn von Moses und Karoline Goldstein - Leo Goldstein  - handeln. Im Telephon-Adressbuch für das Deutsche Reich Kirchheimbolanden 1907 findet sich nachfolgender Eintrag - Adler & Goldmann, Manuf.-W., Schloßstr. 16 (Link zum Adressnachweis).  

       
       
       
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge         
    
Im 18. Jahrhundert bestand eine private Betstube im Haus einer jüdischen Familie, vermutlich im Haus Goldmann in der Schlossstraße 33. Nach einem Bericht von 1820 war die Betstube angesichts des starken Zuwachses der Gemeinde inzwischen viel zu klein geworden. Die drei Gemeindeglieder Raphael Durlacher, Daniel Levi und Moises Süskind hatten aus diesem Grund bereits zwei Jahre zuvor (1818) ein Haus im Ort gekauft, das zu einer Synagoge mit Lehrerwohnung und Schule umgebaut werden sollte. Allerdings gab es Schwierigkeiten, da das Haus neben der protestantischen Kirche St. Paul stand. Dennoch konnte das Vorhaben ausgeführt werden. Wann die Einweihung erfolgte, ist unbekannt. Nur wenige Jahre war diese erste Synagoge religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde, da es beim großen Stadtbrand am 13. Juni 1833 zerstört wurde. 
   
Zunächst plante man einen Wiederaufbau und ließ sich dazu von Bezirksingenieur Beyschlag von der Bauinspektion Kaiserslautern einen Plan erarbeiten. Dieser wurde geprüft und zunächst für gut befunden. Nachdem im Januar 1834 allerdings von der Brandversicherung 4.447,30 Gulden überwiesen wurden, entschloss die Gemeinde, einen völligen Neubau in Auftrag zu geben. Man ließ durch den Zivilbauinspektor August Voit einen Plan für einen Neubau in unmittelbarer Nähe der niedergebrannten Synagoge erstellen. Voit orientierte sich in der Architektur am Bau der Synagoge in Ingenheim und an einem geänderten Bauplan Beyschlags, in dem die Wünsche der Gemeinde zur Gestaltung der Innenräume aufgenommen wurde. Die Pläne Voits wurden akzeptiert und bereits Ende Oktober 1834 erhielt die Gemeinde die Baugenehmigung. Die Bauarbeiten begannen im April 1835 und dauerten bis zum Sommer des folgenden Jahres. Am 1. September 1836 konnte die Synagoge durch Rabbiner M. Kohn feierlich eingeweiht werden. Darüber berichtete die "Allgemeine Zeitung des Judentums" in einem kurzen Artikel am 16. September 1837:
    
Einweihung der Synagoge (1836)    

Kirchheimbolanden AZJ 16091837.JPG (78554 Byte)Zu Kirchheim-Bolland in Rheinbayern wurde am 1. September 1836 eine neue, treffliche Synagoge eingeweiht. Am Abend predigte der dortige Rabbiner M. Kohn, am andern Morgen der Kandidat Samuel Süßkind. Letzterer hielt eine gediegene Predigt in klarer, eindringlicher Sprache über "die Bestimmung des Gotteshauses nach dem Sinn und Geiste unserer Religion;" und zwar 1) dass wir darin erbaut werden sollen durch Gebet und Gesang (es ist dort auch Choralgesang eingeführt), 2) dass wir darin belehrt werden sollen durch Predigt und Vorlesung aus der Tora (bei letzterer sprach er über den alten .., der den vorgelesenen Abschnitt sogleich in die Landessprache der Gemeinde vortragen musste!).

Die Synagoge wurde in einem klassizistisch-maurischen Mischstil errichtet. Die Westfassade war von Eckpilastern und einem Schildgiebel gerahmt. Das Portal in der Mittelachse zeigte einen charakteristischen Hufeisenbogen. Große Hufeisenbogenfenster prägten auch die Seitenwände (Traufseiten). Den Abschluss bildeten Rundbogenfriese. Im Untergeschoss des Gebäudes befanden sich ein "Schulsaal für die Kinder", das rituelle Bad (Frauenbad, Mikwe) sowie die Lehrerwohnung mit Küche, Schlafraum, Wohnzimmer und einem weiteren Zimmer. 
   
In den folgende Jahrzehnten waren immer wieder Reparaturen notwendig (1842, 1855 usw.). Dennoch blieb die Synagoge über 100 Jahre gottesdienstliches Zentrum der jüdischen Gemeinde Kirchheimbolanden.   
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von SA-Männern die Inneneinrichtung teilweise ausgeräumt, schließlich in der Synagoge mit Benzin Feier gelegt, worauf sie völlig ausbrannte. Nur die Außenmauern blieben stehen. Anfang 1941 wurde die Ruine gesprengt; der Bauschutt wurde zum Auffüllen der Bahnhofstraße verwendet. Das Grundstück kam in den Besitz der Stadt. Im Dezember 1949 erfolgte eine Rückübertragung an die Jüdische Kultusgemeinde Landau. Nach Abschluss des Restitutionsverfahrens zahlte die Stadt 1950 eine Entschädigung in Höhe von 2.300 DM und konnte im folgenden Jahr das Anwesen für 4.500 DM wieder erwerben. Bei Aufräumarbeiten des Grundstückes wurde eine Torarolle mit Wimpel gefunden und der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz übergeben.   
   
1978 wurde eine Gedenktafel am Standort der Synagoge angebracht. 1984 wurden drei Steine aus den Konzentrationslagern Natzweiler-Struthof, Dachau und Auschwitz vor der Gedenktafel aufgeschichtet. 1988 wurde eine Zusatztafel enthüllt. Das Synagogengrundstück ist als Parkanlage zwischen Paulskirche und Schlossplatz gestaltet.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeAm Husarenhof 8 (zwischen Paulskirche und Schlossplatz; ehemalige Schlossstraße 15)   
   
   
Pläne / Fotos:          

Entwürfe zum Neubau der Synagoge (1834) von August Voit 
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 208)
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Eingangsfassade 
(Westseite)
Querschnitt  Seitenansicht des zwei- bzw. 
dreigeschossigen Baus
   
     
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Bereich des 
Betsaales 
Bereich der 
Frauenempore
Grundriss des Untergeschosses mit
 Lehrerwohnung und Schulraum
       
Die Synagoge 1924
(Quelle: O. Weber s.Lit. S. 103) 
Kirchheimbolanden Synagoge 004.jpg (68338 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge 005.jpg (43901 Byte)
    Ansicht von 
Nordwesten
Sitzplatzordnung 1876 
(Quelle: Landesamt S. 208)
     
Die Zerstörung 1938/41  Kirchheimbolanden Synagoge 018.jpg (58918 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge 019.jpg (93923 Byte)
    Sprengung der Synagoge 1941 
(Quelle: links Weber S. 104, rechts Landesamt S. 208)  
       
 Die Gedenkstätte für die zerstörte Synagoge 
(Fotos: Stefan Haas, Aufnahmen vom Juni 2015)   
   
Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2140.jpg (205885 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2129.jpg (220516 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2130.jpg (157384 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2131.jpg (191031 Byte)
Die Gedenktafeln mit den Inschriften: "Hier stand die 1835 erbaute und 1938 zerstörte Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Kirchheimbolanden" und 
 "Der Synagogenbrand weitete sich aus. Die Steine aus Natzweiler-Struthof, Dachau + Auschwitz sind stimme Zeugen. Umkehr braucht Erinnerung! 9. Nov. 1988." 
Das Foto links auch in hoher Auflösung     
      
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 Gedenkstein in Form eines Grabsteines mit den Namen von Personen, die aus Kirchheimbolanden deportiert wurden.  
       
Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2138.jpg (264360 Byte) Kirchheimbolanden Synagoge IMG_2128.jpg (121785 Byte) 
 Menorah mit Datum "24.8.2010"  
  
Inschrift: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt 
und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Allgem. Erklärung der Menschenrechte. Art. 1"    
     

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kirchheimbolanden  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Kirchheimbolanden 

Literatur:  

bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 95-96.103-104. (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletBernhard Kukatzki: Jüdische Kultuseinrichtungen in der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden. Synagogen, Friedhöfe, Ritualbäder in Gauersheim, Ilbesheim, Kirchheimbolanden, Marnheim. Schifferstadt 1997 S. 5-11.       
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 208-210 (mit weiteren Literaturangaben).  

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kirchheimbolanden Palatinate. An ancient settlement apparently existed here. In the early 18th century, three Jewish families were permitted to reside in the town. The communitiy maintained a synagogue which was damaged by fire in 1833, and a cemetery. The congregation was liberal in its religious orientation. The Jewish population reached a peak of 188 in 1830 and the declined steadily. In June 1933, about four months after the Nazi rise to power, there were 65 Jews in Kirchheimbolanden. Local residents strictly adhered to the general boycott of April 1933. On October 1938, 28 Jews remained in Kirchheimbolanden and in late 1939 just 11. Of those who emigrated in 1935-39, 37-39 reached to United States. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned, Jewish homes and stores were vandalized, and Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. Ten Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940.
  
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020