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Bad Vilbel (Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In (Bad) Vilbel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1689
gab es drei jüdische Familien am Ort. In den 1930er-Jahren lagen im Archiv der
jüdischen Gemeinde noch Kassenbücher vom Anfang des 18. Jahrhunderts. 1715
waren fünf Familien in der Stadt, 1775 acht Familien. Das jüdische
Wohngebiet lag vor allem in der früheren Judengasse (heutiger
Wasserweg).
Unter den jüdischen Familien des 18. Jahrhunderts gab es auch Familien
sephardischen Ursprungs wie die Familie des Abraham Bachenheimer, der 1765 in
Bad Vilbel genannt wird. Sein Sohn Markus (geb. 1796) ließ sich später in Wetter
nieder.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1817 108 jüdische Einwohner, 1828 86 (4,2 % von insgesamt 2.042
Einwohnern), 1850 120, 1861 107 (3,6 % von 2.931), 1871: 101, 1880 113 (3,1 %
von 3.628), 1900 92 (2,1 % von 4.353), 1910 83 (1,5 % von 5.192). Die jüdischen
Einwohner lebten zunächst vor allem vom Handel mit Vieh und Landesprodukten. In
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen offene Läden
und Handlungen am Ort. Häufig vorkommende jüdische Familiennahmen waren u.a.
Schönfeld, Goldberg, Grünebaum, Strauß, Wechsler, Weil.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule), ein rituelles Bad (im Garten hinter der Synagoge) und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der
Stelle unten). An jüdischen Lehrern sind bekannt: um 1840 Markus Frank, 1846
Salomon Rosenthal, 1877 Lehrer Schwanthaler, von 1886 bis 1901 Lehrer Sally Katz
(geb. 1864 in Guxhagen;
nach Bad Vilbel war er Lehrer in Windecken),
um 1920 Lehrer Kestrich. Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat
in Gießen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Ludwig Goldberg
(geb. 8.6.1895 in Vilbel, gef. 11.7.1917).
Um 1924, als zur Gemeinde 69 Personen gehörten (1,2 % von insgesamt
5.733 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hugo Strauß, Dr. med. Ludwig (Lajos)
Szametz, Lehrer Kröger und Julius Grünebaum. Den Religionsunterricht der
damals neun schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erteilte cand. phil.
Cohen. 1932 war Gemeindevorsteher der Bäcker Julius Strauß.
Der als Mitglied des Gemeindevorstandes genannte Dr. Ludwig Szametz
stammte aus Ungarn (geb. 1882) und war bis 1936 als Arzt in Bad Vilbel. Er war
sehr früh aktiv in zionistischen Gruppierungen (als zionistischer
Korporationsstudent und in zionistischen Verbindungen), emigrierte 1936 nach Palästina,
später in die USA. In den 1920er-Jahren setzte er sich in Bad Vilbel u.a. für
Schulspeisungen und arme Kinder ein. Er genoss durch sein soziales Engagement
hohe Anerkennung am Ort. Unter den bekannten Bad Vilbeler jüdischen Einwohnern
war auch Dr. Albert Chambré (geb. 1888 in Gießen), der Direktor der
Realschule in Vilbel war (1933 aus dem Dienst entlassen).
Um 1930 gab es unter den jüdischen Gewerbebetreibenden vier Metzger, zwei Bäcker
und einige Handwerker.
1933 lebten 75 jüdische Personen in Bad Vilbel (1,2 % von insgesamt
5.999 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen
Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise
ausgewandert. Der letzte Gemeindevorsteher war Bäcker war Julius Strauß. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die damals bereits in nichtjüdischem Besitz befindliche Synagoge
überfallen und die Einrichtung mit den Ritualien völlig zerstört. Aus
Aufregung über die Ereignisse ist der jüdische Nachbar Schönfeld an einem
Herzinfarkt zusammengebrochen. Nach der Demolierung der Synagoge stürmten
SA-Leute die Wohnungen und Geschäfte jüdischer Familien. Simon Wechsler wurde,
nachdem die Flaschen seiner Handlung zerschlagen worden waren, in die Scherben
gestoßen und erlitt dadurch so schwere Verletzungen, dass er kurz danach starb.
Einrichtungen und Inventar wurden völlig zertrümmert oder geplündert. Aus der
Gemeinde konnten mindestens vier Personen in die USA emigrieren, neun nach Palästina,
sechs nach Uruguay, je eine Abmeldung erfolgte nach Italien und der Schweiz.
Viele der jüdischen Einwohner verzogen nach Frankfurt am Main. Nach 1939/40
waren nur noch einige ältere jüdische Menschen in sehr bedrängten Verhältnissen
am Ort. Sie wurden im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Von den in Bad Vilbel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Irene Berenz geb. Schiff
(1893), Albert Chambré (1888), Salo F. Elk (1885), Adolf Goldberg (1867), Fanny
(Franziska) Goldberg geb. Lilien(1869), Wilhelm Goldschmidt (1893), Clara Grünebaum
geb. Levi (1900), Bertha Lewi geb. Schönfeld (1868), Hermann Rothschild (1890),
Karoline Schiff (1874), Julius Schönfeld (1877), Leopold Schönfeld (1884),
Sophie Schwarzschild geb. Goldberg (1865), Elise Strauß (1871), Ella (Amalie)
Strauß (1908), Emma Strauss geb. Goldberg (1874), Hugo Strauss (1876),
Siegfried Wechsler (1892), Amanda Weil (1912).
Auf Grund der Forschungen des Arbeitskreises "Jüdische Kultur" in Bad
Vilbel (in den 1980er-Jahren) konnte eine Liste zum Schicksal von 68 jüdischen
Einwohnern Bad Vilbels erstellt werden, von denen das weitere Schicksal bekannt
ist. Mindestens 22 Personen sind nach dieser Liste in der NS-Zeit ermordet
worden.
Vor dem Alten Rathaus in Bad Vilbel befindet sich seit 1999 ein Gedenkstein zur
Erinnerung an die aus Bad Vilbel umgekommen jüdischen Personen. Außerdem
wurden in der Stadt in mehreren Aktionen "Stolpersteine" für
in der NS-Zeit umgekommene oder vertriebene Personen verlegt.
Neue jüdische Gemeinde: Auf Initiative des
seit 1979 in Bad Vilbel lebenden Rafael Zur wurde Mitte der 1980er-Jahre eine
jüdische Gemeinde in der Stadt wiederbegründet. Gründungsmitglieder waren
Erwin Braun, Anat Ausländer, Dovon Schakan und Vered Zur. Rafael Zur wurde
erster Vorsitzender der neuen Gemeinde; inzwischen ist Vered Zur-Panzer
Gemeindevorsitzende (Stand: 2017). 2017 hat die Gemeinde etwa 90
Mitglieder. Zu religiösen Anlässen fahren diese meist nach Frankfurt oder nach
Bad Homburg und Offenbach. Die Suche nach einem Betraum in Bad Vilbel gestaltet
sich seit Jahren schwierig. Die kleine jüdische Gemeinde könnte sich die
Nutzung des früheren Synagogengebäudes in Bad Vilbel vorstellen, doch ist
dieses in Privatbesitz, an dem - auch Mangels der Unterstützung durch
Stadtverwaltung und Gemeinderat - bislang nicht einmal eine Gedenktafel
angebracht werden konnte.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 /
1886 / 1900
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1877:
"Die israelitische Gemeinde zu Vilbel bei Frankfurt am Main
suchte einen Religionslehrer und Vorbeter, welcher ein Seminar besucht und
seine Prüfung bestanden hat. Gehalt Mark 900 und Nebeneinkünfte.
Eintritt womöglich sofort.
Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse wenden an Wechsler,
Vorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1886:
"Die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle ist mit dem 1. Mai
dieses Jahres Militärverhältnisse wegen neu zu besetzen. Fixer Gehalt
800 Mark. Nebenverdienst geboten durch Erteilung von Privatunterricht.
Konkurrenzfähige Bewerber wollen ihre Gesuche unter Vorlage ihrer
Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand einsenden.
Vilbel, 25. März 1886. Der israelitische Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1900:
"In der Religionsgemeinde Vilbel an der Main-Weser-Bahn, 1/2 Stunde
von Frankfurt gelegen, soll die Stelle eines Lehrers, Kantors,
Schächters und Bal Tokea (Schofarbläser) mit einem festen
Gehalte von 800 Mark und 300 Mark Nebenverdiensten von den Erträgnissen
der Schächterfunktion, sofort besetzt werden. Seminaristisch gebildete
Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften melden. Vilbel,
22. Mai 1900. Der Vorstand: Herz Strauß." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1900:
"In der Religionsgemeinde Vilbel an der Main-Weser-Bahn, 1/2 Stunde
von Frankfurt gelegen, soll die Stelle eines Lehrers, Kantors, Schächters
und Bal Tokea (Schofarbläser) mit einem festen Gehalte von 800
Mark und 300 Mark Nebenverdiensten von den Erträgnissen der
Schächterfunktion, sofort besetzt werden. Seminaristisch gebildete
Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften melden.
Für den Vorstand: Herz Strauß." |
Über den Lehrer Sally Katz (1884 bis 1886 Lehrer in Bad Vilbel)
Von
den früheren Religionslehrern der Gemeinde ist zu nennen (Foto: Quelle Pinkas Hakehillot
s. Lit. S. 83 / Sammlung Monica KIngreen).
Sally Katz ist am 20. Juli 1864 in Guxhagen
geboren. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Köln und einer ersten
Anstellung ab 1884 in Vilbel kam er nach Windecken.
Hier blieb er bis 1907 und wechselte dann nach Babenhausen. Er war
(in zweiter Ehe) verheiratet mit Hedwig geb. Goldschmidt (geb. 1874 in
Sterbfritz; drei Kinder: Lucia geb. 1902, Arnold geb. 1905 und Sophie geb.
1906, dazu aus erster Ehe Jenny und Max geb. 1896). Sally Katz starb im
Dezember 1939 in Frankfurt, seine Witwe Hedwig Katz konnte noch nach
Amerika emigrieren, wo sie 1943 starb. |
Links: Sally Katz in der Synagoge in Babenhausen (Quelle:
Sammlung Monica Kingreen) |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spende des nach Amerika ausgewanderten J. M. Rosenthal
für die Einfriedung des jüdischen Friedhofes (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1914:
"Vilbel. Ein geborener Vilbeler, der jetzt in Amerika lebende
Kaufmann J.M. Rosenthal, hat der israelitischen Gemeinde für ihren
Friedhof eine neue Einfriedung in Form einer zwei Meter hohen Mauer aus
Blendsteinen und einem schönen Portal aus Kunstschmiedeeisen
gestiftet." |
Gemeindebeschreibung von Bad Vilbel
(1936!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
August 1936 S. 435: "Vilbel. Uraltes Dorf in Oberhessen an der
Nidda, ca. 6.000 Einwohner, schon 774 erwähnt, diente 1255 bis 1816
'zween Herren', denen von Nassau und denen von Falkenstein. 1664 erhielt
es Stadtrechte, wurde aber, als es 1816 an Hessen-Darmstadt fiel, wieder
Dorf. - Auf der Burg, deren Reste noch vorhanden sind, saßen die Herren
von Vilbel, deren einer, Bechtram von Vilbel, 1390 den Frankfurt Juden
Fehde ansagte, weil er ihnen Geld schuldete. Erst durch einen Vertrag der
Stadt Frankfurt mit den Vertretern des gesamten umwohnenden Adels wird
1391 die Fehde geschlichtet. Ob in Vilbel selbst damals Juden gewohnt
haben, ist unbekannt. Um 1700 sind sie ziemlich sicher dort, da aus dem
Anfang des 18. Jahrhunderts schon Kassenbücher der Gemeinde vorliegen.
Heute finden sich in Vilbel kaum 20 jüdische Familien bei
augenscheinlichem Rückgang. Synagoge Frankfurter Straße 95,
hinter den Häusern an der Straßenfront versteckt. Ziemlich stattlicher
Fachwerkbau, daneben das Mikwoh-Häuschen. Friedhof
nordöstlich der Stadt auf dem Weg nach Gronau. Vilbel besitzt vor allem
im Zuge der Hermann Göring- und der Adolf-Hitler-Straße eine Anzahl von
kohlensäurehaltigen Heilquellen, deren eine schon seit 1569 benutzt
wird." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über Löb Merkel, von 1871 bis 1878 als Weichensteller in Vilbel tätig (zu
seinem 90. Geburtstag 1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1903: "Messel,
9. Oktober (1903). Das 'Darmstädter Tagblatt' schreibt: Am 15. Oktober
dieses Jahres begeht der älteste Einwohner hiesiger Gemeinde und das
älteste Glied der israelitischen Religionsgemeinde, Herr Löb Merkel,
seinen 90. Geburtstag. Derselbe ist geboren am 15. Oktober 1813 zu Messel,
trat am 1. April 1834 in den hessischen Militärdienst und war 22 Jahre 7
Monate ununterbrochen in demselben; er machte den Feldzug 1848/49 in Baden
mit, schied am 24. Oktober 1856 aus dem Militärdienste aus und wurde als
Bahnwärter in Großen-Linden bei Gießen angestellt, welchen Dienst er
zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versah. Am 1. Januar 1871
wurde er als Weichensteller nach Vilbel bei Frankfurt versetzt, wo
er bis zu seiner Pensionierung am 1. Mai 1878 verblieb und dann wieder
hierher zurückkehrte. Herr Merkel erfreut sich trotz seines hohen Alters
noch ziemlich guter Gesundheit.
Wir empfehlen diese Notiz der
'Staatsbürger-Zeitung' zum freundlichen Abdruck." |
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Derselbe
Bericht erschien in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
6. November 1903. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum beziehungsweise eine erste Synagoge
vorhanden (18. Jahrhundert).
Im 19. Jahrhundert wurde die bis zuletzt benutzte Synagoge in einem
Gebäude hinter dem
Haus Frankfurter Straße 95 eingerichtet. Dieses Gebäude stammt vermutlich aus
dem Ende des 18. Jahrhunderts und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zur Synagoge
umgebaut. Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein zweigeschossiges
Gebäude mit massivem Unterbau und einem in Fachwerk aufgeführten Obergeschoss.
Auffallend sind das steile Mansard-Walmdach und im Obergeschoss die
"französischen Fenster" (Fenster, die bis zum Fußboden reichen und
verglast sind). Neben der
Synagoge befand sich die Mikwe. Die Festlichkeiten der jüdischen Gemeinde - vor
allem die 'Simchas Thora-Bälle - fanden im gegenüber der Synagoge liegenden
Haus "Stadt Kassel" statt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
geschändet. Das Gebäude selbst war seit Juli 1938 in nichtjüdischem Besitz
und wurde dennoch geplündert und das gesamte Inventar zerschlagen. Mit den
neuen Besitzern war vereinbart worden, dass die Synagoge noch so lange genutzt
werden könnte, "bis die Juden ausgewandert sind". Die christliche
Hausbesitzerin wollte noch zwei Tora-Rollen retten, die ihr jedoch aus der Hand
gerissen wurden.
Das ehemalige Synagogengebäude ist weiter in Privatbesitz. Der Eigentümer
wünscht nicht die Anbringung einer Gedenktafel am Haus. Wünschenswert wäre
die Nutzung des Gebäudes für die kleine jüdische Gemeinde in Bad Vilbel, die
seit einigen Jahren wieder entstanden ist. Doch scheiterten bisher die
Bemühungen in dieser Richtung (vgl. Presseartikel unten).
Adresse/Standort der Synagoge: hinter
dem Haus Frankfurter Straße 95
Fotos
(Quelle: obere Zeile links: Stadtarchiv Bad Vilbel [aus der
Website der Vilbeler Landboten, s.u. Links]; rechts: Altaras 1988 S. 182)
Die ehemalige Synagoge
in
Bad Vilbel |
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Skizze der
ehemaligen
Synagoge |
Fassadenteil der ehemaligen
Synagoge
(Aufnahme vom August 1984) |
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Neuere Fotos werden noch
erstellt |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
1988-1993:
Ein vorübergehend bestehendes "Jüdisches
Diaspora-Museum" in Bad Vilbel |
Fotos aus dem
"Jüdischen Diaspora-Museum"
(Dezember 1992); auf den Fotos
ist u.a. eine
Chuppa (Baldachin) für Trauungen erkennbar. |
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Zur Geschichte des Museums
(zitiert aus Altaras 1994 S. 147-148 und dies. 2007 S. 375): "Das
private 'Jüdische Diaspora Museum' im Obergeschoss des Gebäudes in der
Frankfurter Straße 70 entstand bereits im Sommer 1988 allein auf
Initiative des Frankfurter Kaufmanns Messmer. Nach jahrelangen Bemühungen
ist es ihm gelungen, eine Vielzahl von bedeutenden, wertvollen und
künstlerischen Gegenständen aus jüdischer Religion und Kultur
anzusammeln und in einer sehr guten Art zu präsentierten.
Die Mannigfaltigkeit der Exponate, ihre Überschaubarkeit durch gute
Anordnung und die begleitenden Führungen oder Vorträge des Michael
Messmer selbst konnten vor allem Schülern und Jugendlichen das Judentum näher bringen.
Dabei verdient die didaktische Bedeutung dieses Museums besonderer Erwähnung:
Mit der guten Dokumentation über das Schicksal von Anne Frank und u.a.
durch die verschiedenen Handzeichnungen und Aquarelle der KZ-Häftlinge in
Theresienstadt konnte die jüngere deutsche Generation den leidvollen Teil
der jüdischen Geschichte, verbunden mit der eigenen, kennen lernen. Umso
mehr ist es zu bedauern, dass dieses verdienstvolle Engagement Michael
Messmers aufgehört hat, weil er wegen finanzieller Schwierigkeiten sein
kleinen Museum schließen musste. Eventuelle Sponsoren oder großzügige
Spender, die das hätten verhindern können, sind nicht gefunden worden,
aber auch Behörden, öffentliche Instanzen oder jüdische offizielle
Institutionen zeigten leider kein Interesse für den Erhalt dieses privaten
Museums. Am 28. März 1993 wurde das Museum offiziell
geschlossen." |
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1994-1999:
Über die von Berta Ritscher (gest. 1996)
erstellte Dokumentation "Geschichte der Vilbeler Juden" |
Anmerkung: nachfolgender
Beitrag erschien einige Monate vor dem Erscheinen der Dokumentation Im
"Vilbeler Landboten" (August 1998; hrsg. von der SPD Bad Vilbel)
und beschreibt in Kürze das das Werden der Dokumentation (Quelle):
"Die Veröffentlichung der Dokumentation ging einen langen schwierigen Weg. Zweimal waren die beauftragten Autoren ihren Aufgaben nicht gewachsen und gaben auf. Ein Geschäftsmann
musste sich einschalten, um das Werk zum Rollen zu bringen. Die Regensburgerin Dr. Berta Ritscher wurde für das Projekt durch Michael Messmer (Gründer des Jüdischen Diaspora Museums Bad Vilbel) gewonnen. Frau Dr. Ritscher
musste bis zur Beendigung der Dokumentation viele Hürden überwinden. Teilweise wurden vor Ihr plötzlich Türen geschlossen.. Vorübergehend erhielt die ältere Historikerin nicht einmal finanzielle Mittel und
musste in Bad Vilbel auf einem Klappbett schlafen. Doch sie hatte einen Narren am Thema gefressen. Das Thema ließ sie nicht mehr los, und sie blieb hartnäckig dran. Sie verstarb 1996...."
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November
1999: Aufstellung eines Gedenksteines
vor dem "Alten Rathaus" |
Pressemitteilung vom November
2009 (Quelle):
Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung soll am Alten Rathaus ein Denkmal zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Bad Vilbeler Juden aufgestellt werden. Am 28.09.1999 trafen sich nun Baudezernent Peters, Rafael Zur, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, Mitarbeiter der städtischen Ämter, sowie der Steinmetz Ruths und die Steinbildhauerin Ruths. Nach einer etwa halbstündigen Diskussion stand die Gestaltung des Denkmals fest: Das Denkmal wird in dem Rondell zwischen Lohstraße und Hanauer Landstraße nach einigen Schönheitsreparaturen errichtet. So muss das Schild vor dem Rondell entfernt werden, um den Blick auf das Denkmal zu ermöglichen. Der Stein des Denkmals muss in das Rondell zwischen Pflanzen, Baum und Steinpflaster eingepasst werden und ein kleiner Zugang zum Denkmal geschaffen werden..."
Link: Rede von Rafael Zur zur Einweihung des Gedenksteines |
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November
2007: Die CDU-Mehrheitsfraktion
verhindert den Antrag, Rafael Zur zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen |
Mitteilung im "Bad Vilbeler
Anzeiger" vom 29. November 2007: "Bad Vilbel.
Rafael Zur wird kein Vilbeler Ehrenbürger – Grüne wollen den Antrag jedes Jahr neu stellen
Bad Vilbel. Rafael Zur wird nicht Ehrenbürger der Stadt Bad Vilbel. Die CDU-Mehrheitsfraktion sagte im Stadtparlament
'Nein' zum Antrag der Grünen. Sie musste dafür Beschimpfungen von Mitgliedern anderer Fraktionen und Zuschauern einstecken.
Ulrich Rabl (Grüne) kündigte an: 'Wir werden diesen Antrag jedes Jahr wieder
einbringen.' 'Rafael Zur und seine Frau hatten den Mut und das Vertrauen, in ein Land zurückzukehren, das die Vernichtung der Juden ersonnen und ausgeführt hat. Er gab uns damit ein Stück Menschlichkeit zurück', sagte Hannelore Rabl (Grüne) in der Begründung des Antrags. Zur habe das jüdische Leben und jüdische Kultur nach Bad Vilbel zurück gebracht, indem er 1986 wieder eine jüdische Gemeinde gegründet habe. Auch die Fraktionsvorsitzenden der SPD, Hans-Ulrich Callies, und FDP, Heike Freund-Hahn, würdigten Zurs Verdienste nicht nur um die jüdische Gemeinde, sondern auch als Stadtverordneter der SPD. Callies stellte klar, dass die Initiative für eine Ehrenbürgerschaft
'ausschließlich von der SPD' ausging. (bep)" |
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September
2008: Aktivitäten von Rafael Zur und
der neuen Jüdischen Gemeinde in Bad Vilbel |
Artikel von Ute Vetter in der
"Frankfurter Rundschau" vom 13. September 2008 (Artikel
in fr-online.de): "Aufklären, ohne zu verletzen.
Bad Vilbel. Rafael Zur informiert über Verbrechen der Nationalsozialisten in der Stadt.
70 Jahre nach Raub und Mord an der jüdischen Bevölkerung stehen NPDler am Zentralparkplatz und werben um Parteimitglieder - und einige Bürger tragen sich tatsächlich in die die Liste ein. Da kriege ich das Kotzen!". Rafael Zur (75), langjähriger SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, fasst es kaum. "Haben die nichts gelernt aus der Geschichte?", fragt er. Der einstige Taxiunternehmer lebt seit 1979 in Bad Vilbel.
Seine 16 Zuhörerinnen waren das erste Mal auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau (die im nächsten Jahr das 25-jährige Bestehen feiert), in Bad Vilbel..." |
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2006 -
2007 - 2009: Verlegung von
"Stolpersteinen" in Bad Vilbel |
Foto
links - Stolpersteine für die Familie des Arztes Dr. Szametz in der
Homburger Straße 15: Quelle).
An drei Tagen zwischen 2006 und
2009 wurden in Bad Vilbel "Stolpersteine" des Kölner
Künstlers Gunter Demnig verlegt: am 21. Oktober 2006, am 6. März 2007
und zuletzt am 18. Februar 2009 (darüber nachstehender Bericht). |
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Februar 2009:
Über die dritte
Verlegung von "Stolpersteinen" |
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 19. Februar 2009 (Artikel):
"Steine des Erinnerns vor fünf Häusern verlegt
Bad Vilbel (koe). Steine gegen das Vergessen, die sogenannten Stolpersteine wurden am Mittwochnachmittag vor dem Haus in der Homburger Straße 15 verlegt. Bereits zum dritten Mal war Künstler Gunter Demnig vor Ort, um durch seine mit Gedenktafeln besetzten Pflastersteine an jüdische Mitbürger zu erinnern, die durch das NS-Regime umkamen oder vor
diesem fliehen mussten.
An fünf Plätzen in der Stadt sind seit gestern weitere 'Stolpersteine' zu sehen. In der Homburger Straße, vor den Häusern der Nummer 20, 104, 119 und 173 in der Frankfurter Straße. Die Verlegung begann in der Homburger Straße 15, wo einst
Familie Dr. Szametz wohnte. 'Sie stellen einen besonderen Fall dar, da alle fünf Familienmitglieder emigrierten und vier von ihnen überlebten', erklärte Claus-Günther Kunzmann. Er war in seiner Funktion als Fachbereichsleiter Kultur und als Vorsitzender des Geschichtsvereins bei der Verlegung dabei. Die anderen vier Vilbeler Familien, derer gedacht wurde, sind durch die Nationalsozialisten ermordet worden.
Das Leben Dr. Ludwig Szametz’ habe Parallelen zum Wirken des Dr. Albert Chambrés. Szametz sei den Vilbeler Bürgern als Arzt durch sein soziales Engagement bekannt gewesen. Er setzte sich in den 1920er-Jahren für Schulspeisungen und arme Kinder ein. Bei der Bevölkerung habe er daher hohes Ansehen genossen. Dazu habe auch seine offene Art bei verschiedensten gesundheitlichen Problemen und Fragen beigetragen, fasste Kunzmann zusammen...".
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Januar
2009: Vortrag von Monica Kingreen
über Albert Chambré |
Artikel von Ben Reichardt in der
"Frankfurter Rundschau" vom 17. Januar 2009 (Artikel
in fr-online.de): "Das Schicksal des Albert Chambré
Bad Vilbel. Vortrag und Buch erinnern an den einstigen Leiter der Realschule.
Sein Markenzeichen war der Homburger Hut. Grüßte Albert Chambré auf der Straße, dann "fasste er den Hut rechts hinter dem Ohr und hob ihn einige Zentimeter in die Höhe. Das war eine liebenswerte Marotte, die unbedingt zu ihm gehörte", erinnert sich ein ehemaliger Schüler.
So gerne sich jene, die ihn kennengelernt haben, auch an Albert Chambré erinnern - sein Name steht zugleich für eine der düstersten Epochen der Quellenstadt. Denn der einstige Leiter der Vilbeler Realschule war Jude. Als solchem entzog ihm die neue hessische nationalsozialistische Landesregierung im März 1933, wie auch anderen jüdischen und sozialdemokratischen Lehrkräften, das Amt des Schulleiters..." |
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November
2009: Gedenkfeier zur
Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 und die frühere jüdische
Gemeinde |
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 10. November 2009 (Artikel):
"Jüdische Gemeinde und Stadt erinnern an Pogrome
Bad Vilbel (pe). 'Was in 500 Jahren Geschichte zusammengewachsen war, war in nur fünf Jahren ab 1933 vergiftet und zerstört
worden.' Mit diesen Worten erinnerte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, Rafael Zur, an die Judenpogrome vom 10. November 1938. In dieser Stadt fand die systematische Hetze gegen Juden einen Tag später statt als im übrigen Deutschland:
'Die Vilbeler Jüdinnen und Juden hatten 24 Stunden Aufschub, weil die Barbaren sich noch vorbereiten
mussten', merkte Zur dazu an.
Seine Rede hatte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde am Gedenkstein vor dem Alten Rathaus begonnen, allerdings fühlten sich einige der doch zahlreich erschienenen Zuhörer durch den Verkehrslärm gestört und konnten die Worte des Redners nicht verstehen, sodass auf Anregung von Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr die Gedenkstunde in den Empfangssaal des Alten Rathauses verlegt wurde..."
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September
2010: Führung auf den Spuren der
jüdischen Geschichte in Bad Vilbel |
Artikel (cze) in der "Wetterauer Zeitung" vom 15. September 2010
(Artikel):
"Auf den Spuren jüdischer Mitbürger
Bad Vilbel (cze). Bei der Stadtführung 'Jüdisches Leben in Bad Vilbel' wird den 13 Teilnehmern eines gleich völlig klar: Die Geschichte der jüdischen Bad Vilbeler Bürger ist zu vielschichtig, um sie in 90 Minuten darzustellen.
Und es wird deutlich, die Juden, die im 19. Jahrhundert bis hin zur Zeit des Nationalsozialismus in der Quellenstadt lebten, waren bei der christlichen Bevölkerung geachtet und gesellschaftlich voll integriert. Die wenigen, die bis heute in Erinnerung blieben, haben sich vehement für das Wohl ihrer Mitmenschen eingesetzt.
Am Brunnen- und Bädermuseum begrüßt Goar Laupus – selbst Russin, aber nicht jüdisch – am Sonntagnachmittag zwölf Damen und einen Herrn, die ihr auf dem Rundgang durch die Vergangenheit folgen wollen..." |
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Oktober
2011: Ein Teil der ehemaligen
Judengasse wird durch Abriss und die anschließende Neubebauung
beseitigt |
Artikel von Detlef Sundermann in
der "Frankfurter Rundschau" vom 20. Oktober 2010: "Ein
Stück Erinnerung weniger. Mit der neuen Mitte verschwindet ein Teil der
ehemaligen Judengasse. Rafael Zur kämpft seit Jahrzehnten gegen das
Vergessen. Doch die Erinnerung an das einstige Jüdische Leben in Bad
Vilbel wird dieser Tage erneut weniger. Mit dem Abriss für die Neue Mitte
geht eine Seite des Wasserwegs - der alten Judengasse - verloren. Dort
soll die Ausfahrt für die Tiefgarage gebaut werden..."
Link
zum Artikel. |
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Januar
2012: Die Stadt hat das Gebäude
Frankfurter Straße 48 zur möglichen Einrichtung einer
"Gedenkstube" erworben |
Artikel von Meike
Kolodziejczykin der "Frankfurter Rundschau" vom 21. Januar 2012:
"Die Last der Geschichte.
Die Stadt hat das Haus erworben, in dem sich die Jüdische Gemeinde eine
Gedenkstube wünscht..."
Link
zum Artikel. |
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September 2012:
Führung auf den Spuren der jüdischen Geschichte |
Artikel von Detlaf Sundermann in
der "Frankfurter Rundschau" vom 10. September 2012: "Bad
Vilbel - Wider das Vergessen. Das einstige jüdische Leben soll mehr Präsenz erhalten. Gemeinsam wollen sich die Fraktionen von CDU, SPD und FDP dafür einsetzen, dass in der Frankfurter Straße 50 ein Lern- und Gedenkraum eingerichtet wird. Zusätzlich sollen Führungen über die Geschichte informieren.
In der Quellenstadt soll die Vergangenheit künftig stärker zur Gegenwart gehören. Gemeinsam wollen sich die Fraktionen von CDU, SPD und FDP dafür einsetzen, dass in der Frankfurter Straße 50 ein Lern- und Gedenkraum eingerichtet wird. An dem Eckhaus, das seit Kurzem im Besitz der Stadt ist, soll auch eine Gedenk-Plakette angebracht werden. Dort begann einst die Judengasse. Die einmal stadtprägende jüdische Gesellschaft soll damit nicht nur bei Führungen des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Präsenz erlangen, wie dies am Sonntag geschah.
'Der jüdische Friedhof ist fast der einzige authentische Ort des jüdischen Lebens in Bad
Vilbel', stellte Vereinsmitglied Goar Laupus bei dem Gang über besagten Friedhof fest, dessen hohe Pforten gewöhnlich verschlossen sind. Seit Ende des 17. Jahrhunderts sollen Juden in der Stadt gelebt haben. Erst 1845 überließ die Stadt nach jahrelangen zähen Verhandlungen der armen Glaubensgemeinde ein Hanggrundstück, das im Besitz der Evangelischen Kirche gelegen haben soll.
Nunmehr konnten sich die Vilbeler Juden eigenständig wähnen. Ein Gebetshaus samt Ritualbad gab es bereits seit Jahrzehnten. Noch ohne den von einem Rabbi geweihten Friedhof, mussten die Toten aber in Frankfurt oder später in Bergen beerdigt werden.
Am 24. September 1937 erfolgte die letzte Beisetzung am Gronauer Weg. Während der Nazi-Herrschaft blieb das Gelände von Friedhofsschändern und Plünderern nicht unbehelligt. Die umgebende Mauer ist abgetragen worden. 1944 kam es zu einer schweren Schändung. Heute sind noch 78 Grabsteine vorhanden. Wo die anderen Gedenksteine aus zumeist rotem Sandstein geblieben sind, ist unbekannt. Möglicherweise sind sie irgendwo als Ersatzbaustoff eingemauert worden.
Nach dem Krieg vergingen dann viele Jahre, bis der Friedhof restauriert wurde. Es soll dem großen Engagement von Karl Lapp, der mit einer Jüdin verheiratet war, und seines Sohnes Egon zu verdanken sein, dass dieser stille Zeitzeuge für die Nachwelt erhalten worden ist.
Die einstige Synagoge in einem Hinterhof der Frankfurter Straße zeigt Goar Laupus den Teilnehmern nur aus respektabler Distanz. Das Haus mit den Bogenfenster fiel den November-Pogromen der Nazis 1938 nicht zum Opfer, weil die Gemeinde – vielleicht in weiser Vorausschau – die Immobilie Monate zuvor verkauft hatte.
Heute ist das Gebäude in Privatbesitz. Auf Wunsch des Eigners soll dort keine Gedenktafel angebracht worden sein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Goar Laupus an dieser Station ihrer Führung die Gruppe auf Abstand hält."
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Januar 2016:
Über die "Stolpersteine" in Bad
Vilbel |
Artikel von Anna Lena Gerlach in
der "Frankfurter Neuen Presse" vom 23. Januar 2016: "Stolpersteine
erinnern an ermordete Juden. Zum Stolpern eingeladen
'Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.' So
lautet der Grundsatz, nach dem Gunter Demnig bei seinem Gedenkstein-Projekt
handelt. Dabei geht es um eine besondere Art von Menschen, die in der
Nazi-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid
getrieben wurden. Auch in Bad Vilbel werden die Menschen zum Stolpern
aufgefordert.
'Ihre Einrichtung wurde ebenfalls demoliert, und aus dem angsterfüllten
Schreien der Frau schlossen wir Zuschauer, dass sie auch tätlich angegriffen
worden war. Diese Schreie haben uns sehr erschreckt, und mir sind sie lange
wie ein Alptraum im Gedächtnis geblieben.' Das berichtet Erich Jost in
seiner 'Erinnerung an die Reichskristallnacht' über Elise Strauß im Buch
'Geschichten der Vilbeler Juden' von Berta Ritscher. 1942 wurde die
Vilbelerin Elise Strauß, damals 28 Jahre alt, nach Theresienstadt
deportiert und ein Jahr später ermordet. 'Im Jahr 1933 umfasste die jüdische
Gemeinde in Vilbel 75 Personen', weiß Yannick Schwander, Pressesprecher der
Stadt Bad Vilbel. Elise war eine von mindestens 22 Vilbeler Juden, die
während der NS-Zeit ermordet wurden. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem
Haus im Wasserweg 2, in dem sie einst wohnte, an ihr Schicksal. 'Die
ersten Steine verlegte Gunter Demnig 2006 in Bad Vilbel. Mit weiteren
Verlegungen bis zum Jahr 2009 sind es nun insgesamt 25 Stolpersteine in Bad
Vilbel', so Schwander. Die Steine wurden vor den Häusern, in denen einst
Juden lebten, in den Boden gelegt und befestigt. Jedoch gibt es sie nicht
nur in Deutschland: Auch in 19 weiteren europäischen Ländern existieren
bereits die goldfarbenen Pflastersteine. 'Die Idee zur Verlegung der
Stolpersteine kommt ursprünglich vom Kölner Künstler Gunter Demnig, der mit
diesen Steinen an die Juden erinnern möchte, die einst in den Häusern
lebten, vor denen die Steine verlegt werden', erklärt Schwander. 'Für Bad
Vilbel entstand die Idee auf Initiative unter anderem von unserem
Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann und dem im vergangenen Jahr
verstorbenen damaligen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Rafael Zur.'
Auch vor dem Haus in der Frankfurter Straße 41 ist ein Stolperstein
zum Andenken verlegt – an Karoline Schiff. 'Die kleine alte Frau soll
sich in Todesangst unter dem Bett versteckt haben. Die Horde HJ- oder
SA-Männer, die in ihre Wohnung drang, fand sie und zerrte sie unter dem Bett
hervor. Sie soll gesagt haben: 'Was wollt Ihr denn alles mein Zeug kaputt
machen, ist alles von meiner Mutter selig', schreibt Berta Ritschler.
Karoline Schiff wurde 1874 in Vilbel geboren und im September 1942
deportiert. Etwa ein halbes Jahr später wurde auch sie in Theresienstadt
ermordet. Diese Informationen kann man nicht nur auf den Stolpersteinen
nachlesen. 'Die zentrale Stelle mit Informationen über die verstorbenen
Juden ist Yad Vashem, eine Gedenkstätte in Jerusalem', erklärt Stadtsprecher
Schwander. Die Informationen sind übers Internet unter abrufbar. Ganz
kostenlos sind die Stolpersteine jedoch nicht. Schwander: 'Inklusive
Vorbereitungsarbeiten kostet das Verlegen der Stolpersteine pro Stück 120
Euro.' Jedoch werden die entstehenden Kosten ausschließlich durch
Patenschaften und Spenden finanziert. 'Patenschaften können von
Privatpersonen, Institutionen, Ausbildungsstätten, Firmen und Vereinen oder
Parteien übernommen werden.' Ob weitere Stolpersteine geplant sind, steht
laut Schwander noch nicht fest. 'Eine Fortsetzung kann sich die Stadt Bad
Vilbel durchaus vorstellen. Zurzeit gibt es jedoch keine konkreten Planungen
dazu.' Eigentlich sind die Stolpersteine trotz ihrer geringen Größe von rund
zehn mal zehn Zentimetern gut sichtbar – sie blinken golden. Doch derzeit
wirken viele nur matt, verdreckt und kaum leserlich. 'Das liegt
wahrscheinlich an der Jahreszeit', vermutet Schwander. Grundsätzlich sei die
Stadt für die Reinigung jener Stolpersteine zuständig, die im öffentlichen
Raum liegen. Für die direkt vor den Häusern befindlichen Erinnerungssteine
sind die jeweiligen Immobilien-Eigentümer zuständig."
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Februar 2017:
Zum zweiten Jahrestag des Todes
von Rafael Zur |
Artikel von Dieter Deul in der
"Bad Vilbeler Neuen Presse" vom Februar 2017: "Vorsitzender vor zwei
Jahren gestorben
Jüdische Gemeinde: Rafael Zurs Erbe bewahren
Morgen vor zwei Jahren starb Rafael Zur, der die jüdische Gemeinde in Bad
Vilbel wiederbegründet hat. Am morgigen Donnerstag gibt es eine
Gedenkzeremonie am Friedhof in Frankfurt. Zurs Tochter Vered Zur-Panzer
erinnert sich an das Vermächtnis ihres Vaters – und etliche noch unerfüllte
Aufgaben. In Bad Vilbel, klagt sie, gebe es jedoch ein Desinteresse an der
jüdischen Geschichte. 'Rafi war ein sehr starker Mann, ein Familienmensch',
erinnert sich Vered Zur-Panzer an ihren vor zwei Jahren verstorbenen Vater,
mit dem sie 1979 als Achtjährige aus Israel nach Bad Vilbel kam. Er hatte
den Zweiten Weltkrieg überlebt, wuchs ohne Großvater auf und war 1949 nach
Israel ausgewandert. Das Erinnern und Mahnen, das Zur zuletzt sehr
verbittert machte, hat schon 1979 begonnen. Als Zur damals nach Bad Vilbel
kam, war er erstaunt über das Buch des Lokalchronisten Willi Giegerich.
'Darin gab es gar keine Juden', berichtet Zur-Panzer, auch der
Geschichtsverein sei an diesem Thema nicht interessiert gewesen. In der
Stadt gab es keinen Ort mehr, der an die 75 jüdischen Mitbürger erinnerte,
die 1933 in Bad Vilbel lebten. Auch an die jüdische Synagoge erinnert bis
heute nichts, dabei steht das Gebäude noch in der Frankfurter Straße 97. Es
wurde 1938 für damals eine Reichsmark verkauft. Bei den Pogromen sei es
damals nur deswegen nicht in Brand gesetzt worden, weil es zwischen zwei
anderen Wohnhäusern stand, sagt Zur-Panzer. Noch Ende 1997 habe die Chance
bestanden, dass die Stadt das Gebäude mit ihrem Vorkaufsrecht erwirbt und zu
einem Ort des Erinnerns und Begegnens macht. Der Wetteraukreis hätte ein
Drittel der Kosten getragen, die jüdische Gemeinde auch – allerdings habe
sich die Stadt geweigert. Nun geht es der jüdischen Gemeinde darum,
wenigstens eine Tafel zur Erinnerung auf den Gehweg vor dem Gebäude
anzubringen. 1984 habe ihr Vater dann die jüdische Gemeinde neu gegründet,
mit damals 40 Mitgliedern. Heute ist sie selbst die Vorsitzende der Gemeinde
mit knapp 70 Mitgliedern. Ihr Vater ist immer wieder die Vergangenheit
gestolpert, in den Achtzigern stieß er auf Steine eines Wasserschutzwalls.
Es waren Grabsteine des alten jüdischen
Friedhofs, die er dorthin zurückbrachte. Dabei hat für Juden der
Friedhof eine besondere Bedeutung, weil er ein Ort der ewigen Totenruhe ist.
Die letzten beiden Beerdigungen waren vermutlich die des Ehepaares Julis und
Flora Grünebaum, die am 13. Februar 1936 und 24. September 1937 begraben
wurden. Rafael Zur trat in den 1980ern in die SPD ein, so wie später seine
Tochter, war im Stadtparlament. Ihm ist es zu verdanken, dass im November
1999 der Gedenkstein an die ermordeten Juden gegenüber des Alten Rathauses
aufgestellt wurde. Dort findet alljährlich auch das Gedenken an die Pogrome
von 1938 statt. Zur-Panzer sagt, ihr Vater habe immer Unterstützung von dem
verstorbenen Ehrenbürgermeister Günther Biwer und dessen Nachfolger Thomas
Stöhr (beide CDU) erfahren. Dennoch habe es Dinge gegeben, die ihn
verletzten, allen voran, dass die CDU-Mehrheitsfraktion im November 2007 den
Grünen-Antrag ablehnte, Zur zum Ehrenbürger zu ernennen. Wütend und
enttäuscht sei er auch gewesen, dass das städtische Kulturamt jahrelang mit
Desinteresse auf seine Anregung reagierte, die Ausstellung 'Legalisierter
Raub' über die formaljuristisch begangene Ausplünderung jüdischer Bürger
nach Bad Vilbel zu holen. Dafür habe es keinen Platz gegeben, habe
Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann ihm gesagt. Im April 2014 kam die
Ausstellung dann doch noch ins Kurhaus. Zur saß damals, schon sehr
gebrechlich und verbittert, mit auf dem Podium. Im selben Jahr, dem letzten
vor seinem Tod, ist er mit seiner Frau nach Bad Orb gezogen. Er sei schwer
krank gewesen, konnte kaum atmen und laufen, habe tägliche Spaziergänger an
der Bad Orber Saline gemacht. Dort wurde Ende 2016 für ihn eine Parkbank
gestiftet. In Bad Vilbel aber fehlt noch immer eine Gedenktafel am Haus
Frankfurter Straße 48/Ecke Wasserweg, wo Anfang der 1940er-Jahre die letzten
Vilbeler Juden Zuflucht fanden. Bereits vor drei Jahren habe das das
Stadtparlament beschlossen, doch das Kulturamt setze das nicht um, klagt
Zur-Panzer. In dem Haus sollte, damals unterstützt von Stadtrat Klaus Minkel
(CDU), eine jüdische Gedenkstube entstehen. Aber dann kamen die Flüchtlinge.
Dafür hat Zur-Panzer Verständnis: 'Das Leben geht vor.' Doch nach deren
Auszug sollte das städtische Anwesen als Ort der Erinnerung genutzt werden.
Die Gedenkfeier für Rafael Zur findet am morgigen Donnerstag ab 16 Uhr auf
dem jüdischen Friedhof in Frankfurt statt."
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November
2017: Die Bad Vilbeler jüdische
Gemeinde sucht weiter einen Betraum - die Mehrheit des Gemeinderates der
Stadt und die Stadtverwaltung tun sich weiter äußerst schwer mit einer
Unterstützung der Gemeinde und mit der Erinnerungsarbeit in der
Stadt |
Artikel von Dieter Deul in der
"Bad Vilbeler Neuen Presse" vom 16. November 2017: "Jüdische Gemeinde.
Endlich einen Treffpunkt schaffen
Der kleinen jüdischen Gemeinde in Bad Vilbel fehlt ein Treffpunkt und ein Raum, um die eigene Geschichte darzustellen – das Gebäude der Synagoge ist in Privatbesitz. Doch es gibt Interesse, den Dialog wieder aufzunehmen. Die CDU-Fraktionschefin Irene Utter möchte von der Gemeinde ein Konzept sehen, was und für wen geplant werden soll, dann sei eine Unterstützung möglich. Auch die anderen Fraktionen signalisieren bereits Unterstützung.
Bad Vilbel. Erst vor wenigen Tagen wurde gemeinsam der Pogrome an Juden vor 79 Jahren gedacht. Dennoch ist Gesprächsfaden zwischen der Gemeinde und der Stadt Bad Vilbel sehr dünn. Noch Mitte der 1990er-Jahre eskalierte ein Streit um den Ankauf des inzwischen privatisierten ehemaligen Synagogen-Gebäudes in der Frankfurter Straße 97. Das über 200 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude ist durch einen Neubau verdeckt und aus dem Stadtbild verschwunden.
1938 wurde die Synagoge von Nazis bei den Pogromen am 10. November verwüstet. 1994 hatte der Bad Vilbeler Magistrat erfahren, dass der Eigentümer das vermietete Gebäude verkaufen wollte. Es gab Interesse an einem Ankauf, doch die Stadt wollte wegen klammer Kassen nur ein Drittel der Kosten übernehmen. Beim Kauf sollten sich Land und Bund zu je einem Drittel beteiligen, doch es gab nur Absagen.
Der Vorsitzende der damals 18 Familien zählenden jüdischen Gemeinde, Rafael Zur, suchte verzweifelt Räume für den Unterricht von Kindern und jüdische Feste. Auch wurde Platz gesucht für jene Dokumente und Exponate, die bis 1993 im Diaspora-Museum von Michael Messmer lagerten, darunter ein wertvoller Altar und kunstvoll bemalte Fenster.
1998 stellte die SPD Anfragen im Parlament dazu, was aus dem 1987 gefassten Beschluss geworden sei, die Geschichte der Bad Vilbeler Juden zu bearbeiten. Immerhin erschien im selben Jahr endlich Berta Ritschers Dokumentation
'Geschichte der Vilbeler Juden – Von der Integration zur Deportation' im Auftrag des Magistrats.
Doch auf die Frage, wo die jüdische Geschichte angemessen präsentiert werden kann, gab es erst im November 2012 eine erste Überlegung Zur schlug eine jüdische Gedenkstube vor, die im von der Stadt angekauften Haus Frankfurter Straße 50 unterkommen könne. Bereits 2011 sagte Zur dieser Zeitung, Stadtrat Klaus Minkel (CDU) habe ihm versprochen, sich für den Ankauf des Gebäudes einzusetzen. Doch bevor ein Konzept entwickelt werden konnte, kam die Flüchtlingskrise und das Haus wurde zur Unterkunft.
Vergessen ist allerdings auch der Konflikt, den noch in den 1990ern Zur, damals auch SPD-Parteichef, und der damalige Erste Stadtrat und CDU-Vorsitzende Klaus Minkel austrugen. Damals ging es um die Nichtteilnahme der Stadt an den Pogrom-Gedenkfeiern, damals noch auf dem jüdischen Friedhof, aber auch um den gescheiterten Synagogenkauf und den Inhalt des
Rischer-Buches. Im November 1999 wurde dann der Gedenkstein zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Bad Vilbeler Juden gegenüber des Alten Rathauses aufgestellt. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) zeigt dort an den Jahrestagen der Pogrome, dass es ihm auch ein persönliches Anliegen ist, an die Schrecken zu erinnern, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Mit Eigentümern sprechen. Dennoch kommt derzeit nicht einmal die Anbringung einer Gedenkplakette vor dem ehemaligen Synagogengebäude voran.
'Sie kommt irgendwann', sagt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann dazu lediglich. Die Stadt habe vor Jahren mit den Eigentümern Kontakt aufgenommen,
'aber die wollten das nicht', merkt die Bad Vilbeler CDU-Vorsitzende Irene Utter an. Das Anbringen der Plakette müsse aber mit ihnen abgestimmt werden. Und wenn sie nicht verkaufen wollen,
'dann können wir nichts tun.' Doch Utter möchte die Diskussion wieder in Gang bringen. Sie wünscht sich, dass die jüdische Gemeinde ihre Wünsche formuliert, ein Konzept entwickelt, welchen Bedarf sie hat:
'Ist es ein Treffpunkt für Menschen aus Bad Vilbel oder eine Ausstellung?' Dann könne man darüber ins Gespräch kommen, für Zuschüsse der Stadt, aber auch Förderungen von Land, Bund und der Arbeitsgemeinschaft jüdischer Gemeinden Frankfurts, kündigt sie an. Statt bloß
'die alte Schuld hin- und herzuschieben, geht man einfach ins Gespräch und
schaut', appelliert sie.
'Ich bin auch heute noch bereit dazu, dass die Stadt Bad Vilbel – wie damals angeboten – ein Drittel der Kosten übernimmt', erklärt auch der Bad Vilbeler FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn:
'Leider hat uns die jüdische Gemeinde schon seit Jahren nicht mehr kontaktiert. Das bedauere ich
sehr.'
Tafel ist überfällig. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Lochmann erinnert an das derzeit für Flüchtlinge genutzte Haus in der Frankfurter Straße 50. Es werde im Parlament bereits darüber diskutiert
'Wohnraum auch für anerkannte Geflüchtete zu schaffen und wenn dadurch das in Rede stehende Gebäude wieder frei wird, werden wir in der Fraktion über das Thema erneut
beraten.' 'Sollte die Perspektive eines Verkaufs des besagten Gebäudes durch den derzeitigen Besitzer bestehen, würde ein erneuter Antrag Sinn
ergeben', sagt auch der Grünen-Vorsitzende Clemens Breest, schränkt aber ein:
'Wobei der Erfolg einer solchen Initiative von weiteren Detailfragen abhinge. Unabhängig davon erwarten wir die überfällige Vorstellung der angekündigten Gedenktafel, die öffentlich auf die Historie der Synagoge hinweisen
soll.' Darauf hofft auch Vered Zur-Panzer, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Vilbel. Die Plakette an dem Haus Frankfurter Straße 48, neben der ehemaligen Judengasse, sei schon vor sechs, sieben Jahren zugesagt worden,
'das Haus gehört der Stadt'. Auch habe die Stadt zugesagt, Teile der Ausstellung
'Legalisierter Raub' zu kopieren und auszustellen. Es gebe daher schon konkrete Konzepte, betont Zur-Panzer. Sie greift aber auch Utters Anregung auf und könne sich vorstellen, erneut Gespräche darüber zu führen, was die jüdische Gemeinde sich wünscht."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 324-325. |
 | Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 182. |
 | dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 147-148. |
 | dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007.
S. S. 374-375. |
 | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S.
313-314. |
 | Berta Ritscher: Geschichte der Vilbeler Juden. Von
der Integration zur Deportation. Hrsg. vom Bad Vilbeler Verein für
Geschichte und Heimatpflege e.V. im Auftrag des Magistrats der Stadt Bad
Vilbel unter Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel e.V.. 357 S.
Reihe: Bad Vilbeler Heimatblätter. Heimatkundliche Mitteilungen. Heft 45.
1998. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 274-275. |
 | Monica Kingreen: "Lehrer mit Leib und Seele" Erst geachtet, dann verfolgt. Das Leben des Dr. Albert Chambre (1888-1938), Leiter der Realschule in Bad Vilbel. Bad Vilbel
2009 (= Reihe Bad
Vilbeler Heimatblätter. Heimatkundliche Mitteilungen Bd. 51). |
 | Heike Brohm: "Von Hunden und Hasen. Die jüdische
Familie Löb aus Lengfeld". In: Hessische Genealogie 5, Heft 1, 2022. S.
7-18. Der Beitrag ist - mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von
"Hessische Genealogie" -
online zugänglich
(pdf-Datei).
Anmerkung: Julius Löb stammt aus Vilbel und heiratete nach
Lengfeld, wo er auch lebte.
|

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
(Bad) Vilbel
Hesse. Established in the 18th century, the community opened a synagogue in 1813
and developed a vigorous social and cultural life. Affiliated with Giessen's
Orthodox rabbinate, it numbered 113 (3 % of the total) in 1880. After Kristallnacht
(9-19 November 1938), only nine of the 75 Jews living there in 1933 remained. At
least 21 had emigrated (nine to Palestine); those who did not leave Germany
mostle perished in the Holocaust.

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