Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Barr (Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Barr   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Kantoren sowie der jüdischen Schule 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen 
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Barr bestand eine jüdische Gemeinde im 19./20. Jahrhundert. Sie konstituierte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1866), nachdem im Jahr 1863 eine erste jüdische Familie (Léon Bloch aus Zellweiler) zugezogen ist und andere Familien gefolgt sind. Die neue Gemeinde schloss sich dem Rabbinat Dambach an.    
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1861 noch keine jüdischen Einwohner, 1870 49, 1900 125, 1910 124 (etwa 40 Familien). Die jüdischen Haushaltsvorsteher waren als Kaufleute tätig (Textilhandlungen, Pferde- und Viehhandlungen, Getreidehandlungen, Drogeriemarkt) oder als Arbeiter und Angestellte tätig. Gabriel Acker betrieb die Chemiefabrik Mosses an der Avenue de la Gare.   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller beigesetzt, bis unmittelbar bei evangelischen Kirche des Orte ein kleiner jüdischer Friedhof angelegt wurde (besteht nicht mehr!). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde wurde 1868 als erster Kantor Mose Wolff angestellt wurde.. 1910 wurde das Rabbinat von Dambach (Dambach-la-Ville) nach Barr verlegt, nachdem bereits 1902 Barr anstelle von Dambach als Rabbinatssitz genannt wurde (siehe Bericht von 1902). Der bisherige Rabbiner von Dambach - Dr. Joseph Bloch - wurde nun Rabbiner in Barr, wo er bis 1940 amtieren konnte. 1913 wird als Kantor ein Herr Weill genannt, der noch in diesem Jahr von Barr nach Dieuze wechselte (zunächst erfolglose Bewerbung in Markirch s.u.).
 
Gemeindevorsteher (Gemeindepräsident) war um 1913 der Beigeordnete Elie Weil.
 
1936 wurden noch 108 jüdische Einwohner in Barr gezählt. 1940 wurden unter der deutschen Besatzung die noch in Barr verbliebenen jüdischen Einwohner nach Südfrankreich deportiert.     
   
Von den in Barr geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Corinne Bloch geb. Moise (1885), Lucien Blum (1882), Achille Ellenbogen (1879), Alice Grumbach geb. Levy (), Ernestine Kahn (1889), Camil Lehmann (1870), Edith Levy (1910), Emile Isaac Lieber (1876), Justine Lieber geb. Lazard (1885), Jacob Strauss (1889), Julien Strauss (1889), Valerie Strauss (1881), Henri Weill (1933), Jacques Weill (1897), Lise (Liza) Weill (1940), Lucie Weill (1903), Roger Weill (1924), Marie Welnermann (1880), Jean Wolff (1915).   
   
Nach 1945 entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Barr, zu der 1953 etwa 12 Familien mit 41, 1965 46 Personen gehörten. Um 1980 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst, die Synagoge abgebrochen.          
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Barr  
Besetzung des Rabbinates Barr mit Rabbiner Dr. Josef Bloch (1902; Rabbiner in Barr bis 1940)  
Anmerkung: Rabbiner Dr. Joseph Bloch (geb. 1875 in Grussenheim, gest. 1970 in Haguenau) studierte an den Universitäten Straßburg und Berlin, 1898 bis 1901 am Rabbinerseminar in Berlin; 1902 bis 1910 war er Rabbiner in Dambach-la-Ville, bis der Rabbinatssitz 1910 nach Barr verlegt wurde, wo Dr. Bloch bis 1940 amtierte. In diesem Jahr floh es nach Chamalières, Auvergne und war bis 1945 Rabbiner der Flüchtlingsgemeinde in Clermont-Ferrand bei Chamalières und Dozent am dorthin von Paris verlegten Séminaire Israélite de France. Nach 1945 Rabbiner in Haguenau; 1960 Ruhestand.    

Quatzenheim Israelit 24021902.jpg (50143 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1902: "Straßburg, 18. Februar (1902). Es wird vielleicht nicht uninteressant sein, zu erfahren, dass unter den sechs Kandidaten, die dieses Jahr vom Rabbinerseminar in Berlin das Rabbinerdiplom erhielten, vier Elsässer sind. Diesen hat jetzt das unterelsässische Konsistorium die seit längerer Zeit unbesetzten Stellen übertragen und zwar sind ernannt die Herren Dr. Josef Bloch nach Barr, Camille Bloch nach Sulz unterm Wald, Max Guggenheim nach Quatzenheim und Dr. Sylvain Lehmann nach Schirrhofen - Bischweiler."     

   
Verlegung des Rabbinats von Dambach nach Barr (1910)   

Barr Alsace Israelit 30121909.jpg (13408 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1909: "Barr im Elsass, 4. Dezember (1909). Der Gemeinderat erklärte sich mit der Verlegung des Rabbinats von Dambach nach Barr einverstanden." 
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Dezember 1909: "Barr im Unter-Elsass. Der Gemeinderat erklärte sich mit der Verlegung des Rabbinats von Dambach nach Barr einverstanden. Barr hat 5.000 Einwohner, darunter 130 jüdische Seelen, während Dambach nur 2.500 Einwohner, darunter 100 jüdische Seelen hat."

   
Neujahrsgrüße von Rabbiner Dr. Josef Bloch und Frau (Berthe geb. Debré, 1911)
 

Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 22. September 1911:
"Allen Freunden und Bekannten auf diesem Wege die innigsten Wünsche
Gute Einschreibung und Besiegelung
.
Rabbiner Dr. Josef Bloch und Frau. Barr, 28. Elul 5671."    

    
Homiletische Besinnungen von Rabbiner Dr. Josef Bloch (1913/1914)    
Anmerkungen: solche Besinnungen zu den Wochenabschnitten aus der Tora https://de.wikipedia.org/wiki/Parascha erschienen in der Zeitschrift "Das jüdische Blatt" über mehrere Jahre; da nur die Jahrgänge 1913/14 eingesehen werden konnten, sind nur drei der Beiträge von Dr. Bloch wiedergegeben.  

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 14. Februar 1913: "Das ewige Licht". Bei seiner Besinnung zur Paraschat Tezawe vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Tezawe beschäftigt sich Dr. Bloch mit dem "ewigen Licht" von biblischen Zeiten bis dem Licht der "Jahrzeit" beim Zurückdenken an einen Verstorbenen.       
 
        Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 16. Mai 1913: "Bilder aus dem Brachjahr". Bei seiner Besinnung zum Wochenabschnitt Behar vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Behar_(Sidra) beschäftigt sich Dr. Bloch mit der Bedeutung von Brachjahren in der jüdischen Tradition.       
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 28. November 1913: "S'chus Ovaus". Bei der Besinnung zum Wochenabschnitt Paraschat Toledot vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Toledot beschäftigt sich Dr. Bloch mit der Frage nach dem "Verdienst der Väter" Israels, u.a. "Nur Abrahams, des Vaters, Verdienst wird es demnach zugeschrieben, wenn dieser Segen dem Sohne wiederholt und seinen Nachfahren gewahrt wird..."     

  
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke nach Auflösung des Rabbinates in Mutzig (1915)    

Artikel in "Die jüdische Presse" vom 25. Juni 1915: "Straßburg im Elsass. Das Gesetzblatt für Elsass-Lothringen veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, nach der das Rabbinat Mutzig aufgehoben und die Bezirke der drei Rabbinate Barr, Fegersheim, Oberehnheim neu umgrenzt werden. Barr umfasst die Kantone Barr und Weiler und die Orte Burgheim, Walf und Zellweiler vom Kanton Oberehnheim; Fegersheim die Kantone Erstein, Benfeld und Geispolsheim ohne Düppigheim, Düttlenheim, Enzheim, Holzheim, Lingolsheim; Oberehnheim die Kantone Rosheim, Molsheim, Schirmeck, Saales, den Rest des Kantons Oberehnheim und die Orte die Düppigheim, Düttelnheim, Enzheim, Hangenbieten und Kolbsheim aus den Kantonen Geispolsheim und Schiltigheim."      

    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Kantoren sowie der jüdischen Schule 
Kantor Weil bewirkt sich vergeblich auf die Stelle in Markirch 1913)
Anmerkung: wenig später hat sich Lehrer Weil erfolgreich in Dieuze beworben und verließ noch 1913 die Gemeinde Barr.    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 25. Juli 1913: "Markirch. Herr Kantor E. Wolff aus Saarunion wurde mit 50 Stimmen zum Kantor hier gewählt, 8 Stimmen fielen auf Herr Herrn Weil aus Barr. [Siehe auch Sprechsaal. Die Red.]"  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Rückblick auf 50 Jahre jüdische Gemeinde Barr (1913)        

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 7. November 1913: "Barr. Es sind jetzt genau 50 Jahre, seitdem der erste Israelit (Léon Bloch aus Zellweiler) sich in hiesiger Stadt niederließ. Dieser Umstand bot unserem verehrten Gemeindepräsidenten, Herrn Beigeordneten Elli Weil, Veranlassung, den Gemeindemitgliedern die geschichtliche Entwicklung der hiesigen israelitischen Gemeinde vorzuführen. Es geschah dies während der Pause des 'Hauschanoh-Rabbo-Lernens' (Lernen in den Tagen zum Neujahrsfest). An der Hand der aus den städtischen und Kehilloh-(jüdische Gemeinde-)Archiven zusammengestellten Dokumenten zeigte der Vortragende, wie aus den kleinen Anfängen innerhalb dieses halben Jahrhunderts ein blühendes Gemeinwesen entstanden ist: der ersten jüdischen Familie folgten bald andere, so dass schon im Jahre 1866 sich eine jüdische Gemeinde konstituieren konnte, die auf Wunsch ihrer Mitglieder und des betreffenden Rabbiners (Seligmann Weil) dem Rabbinat Dambach angeschlossen wurde. Im Jahre 1868 wurde als erster Kantor Herr Moise Wolff angestellt. Der Gottesdienst wurde zumeist in einem von einem Mitglied zur Verfügung gestellten Saale abgehalten. Im Jahre 1878 wurden Synagoge und Mikweh errichtet; zum Bau hatte die Stadtgemeinde 8000 M. bewilligt. Da aber Bauplatz und Bau auf circa 40.000 M sich beliefern und zudem anfangs der 80er-Jahre mehrere zahlungskräftige Gemeindeglieder wegzogen, hatte man in der Tilgung der eingegangenen Schuld eine schwierige Aufgabe zu lösen. Durch weise Sparsamkeit und geordnete Finanzverwaltung des Vorstandes einerseits, sowie durch den guten Willen und das friedliche Übereinkommen der Gemeinde andererseits wurde dieselbe in etwa 25 Jahren gelöscht, sodass man sich den weiteren Ausbau der Gemeindeinstitutionen zuwenden konnte. So wurde im Jahre 1908 die Synagoge einer vollständigen Restaurierung unterzogen und 1912 Uhr der Gemeindesaal für Versammlungs- und Unterrichtszwecke auf dem Synagogenhof errichtet. Inzwischen war Barr (wo schon früher der Rabbiner vorübergehend gewohnt hatte) bei der neue Einteilung der Rabbinate im Jahre 1910 dank den Bemühungen seines Gemeindevorstands als Rabbinatssitz gegründet worden. Die Gemeinde zählt heute über 40 jüdische Familien. – Für diese interessanten Ausführungen wurden dem Herrn Präsidenten allgemeiner Beifall gezollt." 

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Rabbiner E. Roller (1900)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1900: "Vorletzten Donnertag, am Tag vor dem 1. Aw (= 26. Juli 1900, der 1. Aw, hier der Menchaem Aw = tröstender Aw, war am 27. Juli 1900) starb in Barr, Elsass, der Rabbiner E. Roller im 75. Lebensjahre, der Offizier d'Akademie und Verfasser mehrerer in hebräischer, französischer und deutscher Sprache verfassten Werke war. Die Beerdigung fand unter großer Beteiligung Freitag vormittags 11 Uhr statt. Die Leidenreden hielten der Oberrabbiner aus Straßburg und der benachbarte Rabbiner aus Oberehnheim, letzterer im Trauerhause, ersterer in der Synagoge. Der Verstorbene hinterlässt eine alte, unglückliche, trauernde Witwe und zwei untröstliche, unversorgte Töchter, deren die Stütze und der Ernährer entrissen worden ist. Hoffentlich wird sowohl die Gemeinde Barr, als auch das israelitische Konsistorium des Unter-Elsass den unglücklichen Zurückgebliebenen hilfreichen Beistand leisten!"  

 
Zum Tod und der Trauerfeier von Fabrikant Charles Moise (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 12. Dezember 1913: "Barr. Eine in weiten Kreisen rühmlichst bekannte Persönlichkeit ist uns plötzlich entrissen worden: Herr Fabrikant Charles Moise hat in der Frühe des dienstags nach einem arbeits- und segensreichen Leben – erst 63 Jahre alt – die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. Im Jahre 1878 ließ sich Herr Moise hier nieder und hat seitdem aus kleinen Anfängen heraus in energischer und geschäftskundiger Tätigkeit das zur Zeit wohl blühendste Fabrikunternehmen gegründet und gefestigt. Die israelitische Gemeinde verliert in ihm eines ihrer treuesten und besten Mitglieder; 25 Jahre lang hat er der Verwaltungskommission angehört und hat mit Rat und Tat alle gemeinnützigen Werke unterstützt und die Gemeindeinstitutionen gefördert; eben so lange dürfte er als Delegierter der Friedhofsverwaltung von Rosenweiler tätig gewesen sein. Die Familie verliert in ihm einen zärtlichen Gatten, einen herzensguten Vater, seine Freunde einen biederen, treuen Menschen. – Die Beerdigung findet Donnerstag Vormittag statt."      
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 19. Dezember 1913: "Barr. Die Bestattung des Herrn Fabrikanten Charles Moise legte Zeugnis ab von dessen allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung in weitesten Kreisen. Nach vielen Hunderten zählte die Menge, die am Donnerstag früh zu seiner letzten Ehrung von hier und auswärts erschienen war. Im Trauerhause zeichnete der Ortsrabbiner in Worten der Verehrung und des Trostes für die Hinterbliebenen ein Bild des Verklärten; was und wie er gewesen als Gatte und Vater, als Bürger und Jude. Dann startete Herr Rabbiner Dr. Bloch - Oberehnheim namens der Verwaltung des Friedhofs von Rosenweiler dem Verstorbenen den Dank ab für seine 22-jährige hingebende Tätigkeit in dieser Körperschaft. Der Bahre voraus schritten in langem Zuge die Arbeiter und Arbeiterinnen der Fabrik, die in Herrn Mose nicht nur den Begründer ihrer Arbeitsstätte, sondern auch einen gutgesinnten und wohlwollenden Chef beweinen. Hinter dem Sarg folgte nach den Leidtragenden die Verwaltungskommission der israelitischen Gemeinde in corpore, Vertreter der Rosenweiler Friedhofsverwaltung und eine große Schar von Freunden und Verehrung des Toten. Auf dem Friedhof zu Rosenweiler, wohin neben den Familienangehörigen die Kollegen in der Gemeindeverwaltung und einige intime Freunde der Familie den Sarg begleitet hatten, ist er zur ewigen Ruhe gebettet werden: ein Guter und Edler ist mit ihm dahin gegangen; möge aus diesem Bewusstsein den trauernden Hinterbliebenen Trost erstehen!"    

  
Zum Tod von Frau Levy geb. Cerf (1914)  
Anmerkung: es handelt sich um Fanny Levy geb. Cerf, die am 13. November 1840 in Itterswiller geboren ist und mit Jacques Levy (geb. 27. April 1828 in Buswiller, gest. 1901) verheiratet war. Genealogische Informationen - auch zu Vorfahren und Nachkommen - siehe https://www.geni.com/people/Fanny-Levy/6000000030968305511.  

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 13. Februar 1914: "Barr. Am vergangenen Freitag wurde Frau Witwe Levy geb. Cerf unter großer Beteiligung hiesiger und auswärtiger Freunde zu Grabe getragen. Die Verstorbene – im nahen Ittersweiler geboren – war nach dem vor zwölf Jahren erfolgten Ableben ihres Mannes von Buesweiler hierher verzogen, wohin sich eben ihre Tochter verheiratet hatte. Sie hat sich hier, wie in ihrer alten Heimat allgemeiner Wertschätzung und Sympathie erfreut. Im Alter von 73 Jahren ist sie von einem kurzen aber schmerzlichen Leiden durch den Tod erlöst worden. Ihr Andenken wird ein gesegnetes bleiben." 

 
 
Anzeigen   
Johann Elles bietet Myrthen an (1913)   
Anmerkung: Myrtenzweige werden zum Binden des Feststraußes am Laubhüttenfest verwendet. Dieser besteht aus einem gebundenen Palmzweig, drei Myrtenzweigen und zwei Bachweidenzweigen. Dazu gehört der Etrog, eine Sorte der Zitronatzitrone. Vgl. zum Laubhüttenfest https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot. Bei Johann Elles handelte es sich vermutlich nicht um ein jüdisches Gemeindemitglied.    

Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Myrthen (hadassim
empfiehlt äußerst billig en gros und en détail 
Johann Elles  
Barr
im Elsass, Hartmannsgasse 47.
Man verlange Offerte."     

    
Anzeige der Grabsteinhandlung von Jules Méon (1913)   
Anmerkung: es handelt vermutlich nicht um ein jüdisches Gemeindemitglied. 

Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 3. Juli 1913: "Monuments Funéraires en tous Genres
Pierres, Marbres, Granits et Syénites 
Jules Méon 
Sculpteur-Marbrier  Barr (Alsace)"   

  
   
  
Zur Geschichte der Synagoge            
    
In den ersten Jahren nach Zuzug der jüdischen Familien (1863ff) wurden die Gottesdienste in Räumen abgehalten, die einzelne Mitglieder zur Verfügung stellten. 1878 wurde die bis heute stehende Synagoge sowie eine Mikwe eingerichtet. Die Synagoge wurde nach Plänen des Architekten Albert Brion erbaut und am 26. September 1878 feierlich eingeweiht. Zum Bau hatte die Stadtgemeinde 8.000 Mark (in 10 Jahresraten zahlbar) bewilligt. Da aber Bauplatz und Bau der Synagoge auf ca. 40.000 Mark sich beliefen und Anfang der 1880er-Jahre mehrere zahlungskräftige Gemeindemitglieder wegzogen, hatte man mit der Tilgung der Schul eine schwierige Aufgabe zu lösen. Dies gelang im Zeitraum von etwa 25 Jahren (um 1903). 1908 konnte man die Synagoge restaurieren und 1912 im Synagogenhof eine Gemeindesaal für Versammlungs- und Unterrichtszwecke einrichten. 
 
Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude verwüstet. 
  
Nach 1945 wurde die Synagoge  renoviert und 1950 wieder eingeweiht. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde wurde die Synagoge 1982 abgebrochen.  
  
Einige Reste - die Gebotstafeln und die Portalinschrift - sind erhalten und im Park der Elisa Stiftung in Straßburg aufgestellt. 
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:       Rue des Lièvres          
   
  
Fotos 
(Quelle:  Fotos linke und mittlere Spalte: Rothé / Warschawski s.Lit. S. 57; rechte Spalte

Historische Ansichten der 
nicht mehr bestehenden Synagoge
Barr Synagogue 171.jpg (73229 Byte) Barr Synagoge 140.jpg (24953 Byte)
  Außenansichten der ehemaligen Synagoge in Barr: 1782 erbaut, 1982 abgebrochen
     
  Barr Synagogue 170.jpg (36275 Byte) Barr Synagogue 172.jpg (73239 Byte) Barr Synagoge 141.jpg (32057 Byte)
Glasfenster   Innenansichten: links Blick von der Frauenempore, rechts der Toraschrein  
     

    
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Barr  
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Barr  
bulletWeitere Informationen in einer Seite des Ministère de la Culture: https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/merimee/IA00115061  

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 41.  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Barr, Bas-Rhin-dist. The Jewish community was established in the second half of the 19th century. A synagogue was inaugurated in 1878. In 1936, the community consisted of 108 members. During Worldwar II, the Jews were expelled from their homes and deported to the south of France. In 1950, the synagogue was renovated. The community numbered 46 members in 1965.   
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020