Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sarre-Union (Saarunion, Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Aus der Geschichte des Rabbinates in Saarunion  
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
    
In Sarre-Union bestand eine jüdische Gemeinde seit dem 18. Jahrhundert. Aus dem Jahr 1784 liegt keine Zahl jüdischer Einwohner vor.  

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 190 jüdische Einwohner, 1846 335, 1861 343, 1870 354, 1887 293, 1892 268 (in 65 Familien), 1898 210 (in 45 Haushaltungen), 1900 204, 1903 180 (in 40 Haushaltungen; von insgesamt 3008 Einwohnern), 1910 187. 
    
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Religions- und Elementarschule (israelitische Volksschule; vgl. Berichte unten), ein rituelles Bad sowie einen eigener Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zusätzlich zum Rabbiner (s.u.) zeitweise ein Elementarlehrer und ein Kantor (Vorbeter) bestellt (siehe unten Mitteilung von 1913 zu Kantor Weil). Der Kantor übernahm gewöhnlich auch das Amt des Schochet (1897 bei M. Keiler und 1903 bei Herrn Spiro so benannt). An Lehrern werden genannt: um 1887/1889 G. Lippers, von 1890 bis 1909 L. Bloch (danach in Schlettstadt). Die israelitische Volksschule wurde 1892/1896 von 40 Kindern besucht, 1897 noch von 21 Kindern, 1903 24 Kinder. Von den Kantoren werden genannt: Um 1887 Herr Loeb (nach 1913 noch Vertretungsdienste siehe unten), um 1896 Herr Schwartz, um 1897/1898 M. Keiler, um 1903 Spiro, bis 1913 E. Wolff (danach in Markirch), ab 1913 Raphael Weill (zuvor in Molsheim). An weiteren Ämtern wird um 1897/1899 noch der Synagogendiener J. Günsburger genannt.
  
Sarre-Union war vom 18. Jahrhundert bis 1927 Sitz eines Rabbinates. Vor 1832 wird Hirtz Lévy als Rabbiner am Ort genannt. In besonderer Erinnerung blieb Rabbiner Joseph Levy (1799-1879), der von 1829 bis zu seinem Tod 1879 Rabbiner am Ort war (siehe Bericht zu seinem Tod unten). Sein Nachfolger wurde der zuvor in Niederhagenthal tätige Rabbiner Isaac Guggenheim (1847-1918). Er blieb bis zu seiner Zurruhesetzung 1911 im Rabbinat von Saar-Union. 1912 wurde als sein Nachfolger Rabbinatskandidat Dr. Moïse Debré (1882-1919) bestimmt. Dieser starb jedoch bereits 1919 an der Spanischen Grippe. Danach waren noch Inhaber des Rabbinates: von 1920 bis 1924 Jérôme Lévy (1890-1942) und von 1925 bis 1927 Abraham Deutsch (1902-1992).   
 
An jüdischen Vereinen bestand eine Chewrat Bickur Cholim (Krankenbesuchsverein, um 1892/1896 unter Leitung von B. Wolff und E. Coblentz; 1903 E. Coblentz).   
 
Gemeindevorsteher waren unter anderem: um 1887 Herr Levy; um 1892 B. Levy, B. Wolff, H. Dreyfuß, S. Beer, L. Heß. A. Simon; um 1897/1903 B. Levy, B. Wolff, J. Cahn, D. Cerf; ab 1904 B. Levy, J. Loeb, J. Coblentz, B. W. Wolf, David Cerf, B. Meyer und Lazare Levy. 
 
1936 lebten noch 81 jüdische Personen am Ort, von denen die meisten 1940 nach Südfrankreich deportiert wurden. 
  
Von den in Saar-Union geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Andre Aron (1909), Adrienne Aze (1878), Denise Bing (1878), Roger Bloch (1897), Madeleine Brunswick geb. Lehmann (1888), Rene Cerf (1893), Irma Dehass (1906), Fernand Dreyfus (1893), Elvira Dreyfuss geb. Lion (um 1900?), Robert Dreyfuss (1894), Bernard Hanau (1873), Joseph Hanau (um 1880), Hugo Kahn (1913), Julius Kahn (1867), Leon Lehmann (1868), Julien Levy (1898), Nora Levy geb. Bloch (1900), Richard Levy (1882), Samuel Semiak (1888), Bernard Simon (1870, Jules Wolf (1877), Lucien Wolff (1907), Raymond Wolff (1908), 
  
Ein Teil der Überlebenden kam nach 1945 zurück. 1953 wurden 53 jüdische Einwohner gezählt, in den 1960er-Jahren etwa 45. 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule       
Über die Errichtung einer Schule in Saarunion in der Mitte des 19. Jahrhunderts  

Anmerkung: Eine jüdische Elementarschule gab es erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Noch 1843 wurde in einem Bericht über das Schulwesen im Elsass über die jüdische Gemeinde in Saar-Union kritisch berichtet:    

Saarunion AZJ 26061843.jpg (14045 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843: "In Saar-Union konnte auch der Herr Großrabbine die Gemeinde zur Errichtung einer Schule nicht bewegen." 

     
Versetzung des Lehrers L. Bloch nach Schlettstadt (Selestat) (1909)
 

Saarunion Israelit 13051909.jpg (20667 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1909: "Schlettstadt, 6. Mai (1909). An die israelitische Schule dahier ist Herr Lehrer Bloch aus Saar-Union versetzt worden. Herr Bloch leitet seit 19 Jahren die dortige jüdische Elementarschule."  
 
Artikel in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 14. Mai 1909: "Schlettstadt im Elsass. Der seit langen Jahren hier amtierende Lehrer Bloch tritt mit dem 15. Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Herr L. Bloch in Saarunion ernannt. Die jüdische Schule unserer Stadt weist zwar eine geringe Schülerzahl auf, was im allgemeinen in sämtlichen Orten unseres Landes von den jüdischen Elementarschulen konstatiert werden kann; dennoch ist die Stelle eine sehr gute, weil das städtische Gehalt der Lehrer eine nette Skala aufweist. " 

     
Kantor Wolff bewirbt sich vergeblich in Saarburg und Colmar und wird schließlich in Markirch als Kantor gewählt (1913)      

Bewerbung in Saarburg: 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 14. März 1913: "Saarburg. Um die hiesige Kantorstelle haben sich zahlreiche Kandidaten beworben. Nach einer Gesangesprobe sämtlicher Bewerber sind zur engeren Wahl zugelassen die Herren: Wolff - Saarunion, Weill - Winzenheim, Jakob - St. Ludwig und Becker - Weißenburg. "   
 
Bewerbung in Colmar:  
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 11. April 1913: "Colmar. Zwölf Kandidaten waren zum Wettbewerb um die vakante Oberkantorstelle zugelassen worden. In die engere Wahl sind nunmehr gekommen die Herren Kantoren Weill - Winzenheim (geb. in Biesheim); Wolff - Saarunion (geb. in Zabern); Wolff - Dijon (geb. in Gebweiler) und Wormser - Müllheim (geb. in Grussenheim). Diese vier Bewerber werden noch einen Probevortrag an einem Sabbat halten müssen. " 
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Colmar. In unserer Khillo (Gemeinde) geht es ganz demokratisch zu. Hier ein Beispiel. Von den hierher berufenen Chasonim (Kantoren) sollte einer als Oberkantor gewählt werden. Da die Verwaltungskommission die Verantwortung nicht übernehmen wollte, sollten alle Wähler der Kultusgemeinde ihr Votum abgeben. Zu diesem Zwecke wurde ein Zirkular verschickt folgenden Inhalts:
An die geehrten Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde. Hier.
Die Verwaltungskommission im Bewusstsein in ihrer Verantwortung der Kultusgemeinde gegenüber hat in der Sitzung vom 14. dieses Monats beschlossen, sämtlichen Gemeindemitgliedern Gelegenheit zu geben, sich darüber zu äußern, welchen der vier Kandidaten für die Oberkantorstelle sie für die geeignetsten erachten. Diese allgemeine Kundgebung findet am nächsten Sonntag, den 18. dieses Monats, von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags im Sitzungssaal des Konsistoriums, Chauffeurstraße 13, statt.
Die in Betracht kommenden Kandidaten sind: 1. Herr Wolff - Saarunion; 2. Herr Weil - Winzenheim; 3. Herr Wormser - Müllheim; 4. Herr Wolff - Dijon.
Wir bitten die geehrten Gemeinde Mitglieder ganz ergebenst, auf dem unten angefügten Abrisszettel den Namen eines der vier Kandidaten und dessen Wohnort angeben und diesen Zettel gefälligst in die Urne werfen zu wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung: für die Verwaltungskommission: der Präsident: Paul Wurmser.
Von den 300 Wählern erschienen nur 132! Es erhielten: Herr Wurmser - Müllheim 85 Stimmen; Herr Wolff - Saarunion 26 Stimmen; Herr Weill - Winzenheim 16 Stimmen; Herr Wolff - Dijon 5 Stimmen.
Herr Wurmser - Müllheim, der eine sehr starke Stimme besitzt, ist also gewählt. Es bleibt nur abzuwarten, ob das Konsistorium seine Wahl bestätigen wird."  
 
Bewerbung in Markirch:  
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 25. Juli 1913: "Markirch. Herr Kantor E. Wolff aus Saarunion wurde mit 50 Stimmen zum Kantor hier gewählt, 8 Stimmen fielen auf Herr Herrn Weil aus Barr. [Siehe auch Sprechsaal. Die Red.]"  
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 25. Juli 1913: "Sprechsaal.
(Für die in dieser Rubrik erscheinenden Artikel übernimmt die Redaktion keine Verantwortung). Geehrter Herr Redakteur!
Wir bitten Sie, um Aufnahme folgender Zeilen: für die hiesige Kantorenwahl versandte die Verwaltungskommission unterm 18. dieses Monats an die Gemeindemitglieder folgendes Schreiben:
Am Sonntag, den 20. Juli 1913, von 11-12 Uhr, findet in der Synagoge die Wahl des neuen Kantors statt. Die Verwaltungskommission, durch drei Mitglieder verstärkt, schlägt Ihnen Herrn E. Wolf aus Saarunion vor. Den Mitgliedern ist gestattet, ihre Stimme durch einen Vertreter oder durch den Vorsitzenden abgeben zu lassen.
Markirch, den 17. Juli 1913. Der Vorsitzende: Dreyfuss.
'Ein Stimmzettel für Herrn E. Wolff, Saarunion lag bei. Die Einsender
Letztere bemerken dazu: wenn gewisse Kreise hier im voraus entschlossen waren, der Kandidatur Wolff coûte que coûte zum Sieg zu verhelfen, hätte man den Mut haben müssen, solches gleich zu sagen und hätte man nicht Herrn Weil, Barr (welcher übrigens allgemein gefallen hat), zur Probe kommen lassen zu dürfen. Ein solches Verfahren ist nicht gebräuchlich und ist zu verwerfen. Über das Wahlverfahren (Herr Wolff erhielt 50, Herr Weil 8 Stimmen) erlauben wir uns, den Herrn Präsidenten anzufragen, wieviel Stimmen direkt durch Gemeindemitgliedlieder abgegeben wurden und wieviel von seiner liebenswürdigen Erlaubnis Gebrauch gemacht haben, par procuration zu wählen. Der für hier sehr hohen Stimmenzahl zufolge scheint es uns, als ob bei ziemlich zahlreichen 'membres honoraires', welche weder den einen noch den anderen Herren gehört oder gesehen haben und sich für die Sache überhaupt nicht interessieren, letzterer Wahlmodus in Anwendung kam.
Mancher, der diese Zeilen liest, wird wohl über unsere 'demokratischen' Zustände erstaunt sein."   

     
Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochets (1913)      

Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 12. September 1913: "Kantor- und Schächterstelle
in der israelitischen Gemeinde Saarunion ist vakant und demnächst zu besetzen. Fixes Gehalt 1800 M., neben Einkünfte circa 600 M.  Sich zu wenden an Herrn Ellir Coblentz, Vorsteher. "       

       
Kantor Weill wechselt von Molsheim nach Saarunion (1913)  

Saarunion FrfIsrFambl 30091913.jpg (8760 Byte) Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. September 1913: "Saarunion. Kantor Weil - Molsheim ist nach hier berufen worden."  
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 26. September 1913: "Molsheim. Der hiesige Kantor, Herr Weill, ist nach Saarunion berufen worden und wird die dortige Stelle am 1. November antreten. Herr Weill, der seit zehn Jahren hier fungiert, ist allgemein beliebt. Sein Scheiden wird von der Gemeinde Monsheim sehr bedauert. "
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 10. Oktober 1913: "Molsheim. Anstelle des Herren Weill, der auf den 1. November nach Saarunion versetzt wird, ist Herr Stüffel, zur Zeit in Bergheim zum Kantor in Molsheim ernannt worden. "

  
Während der Vakatur der Kantorenstelle versieht Kantor Löb den Vorbeterdienst (1913)         

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 21. November 1913: "Saarunion. Unsere Kantorstelle war mehrere Wochen verwaist, bis der neue Kantor am 1. November seine Stelle antrat. In anerkennenswerten Weise versah inzwischen unser vor circa 20 Jahren ausgetretener Kantor, Herr Bankverwalter Löb, den Dienst und zwar mit einer Frische und Präzision, um die ihn mancher Kantor beneidet hätte. Nebst unserem innigsten Danke, den wir Herrn Löb an dieser Stelle aussprechen, drücken wir auch gleichzeitig den Wunsch aus, dass sein Interesse sowie seine Rüstigkeit auch fernerhin standhalten möge."        

  
  
Aus der Geschichte des Rabbinates in Saarunion 
Zum Tod des Rabbiners Joseph Levy im Juli 1879 

Saarunion Israelit 13081879.jpg (162451 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1879: "Saarunion (Elsass). Man schreibt uns unterm 9. Juli: Die israelitische Gemeinde unserer Stadt hat einen herben und schwer ersetzlichen Verlust erlitten durch das Hinscheiden seines ehrwürdigen Rabbiners, Herrn Joseph Levy, welcher letzten Dienstag in einem Alter von 80 Jahren gestorben ist. Während der 50 Jahre, die er in Ausübung seines Amtes in unserer Mitte zubrachte, hatte Herr J. Levy durch seine Herzensgüte, durch seinen biederen Charakter und durch seine Wohltätigkeit sich die Sympathie nicht nur der Gemeindemitglieder, sondern auch aller seiner Mitbürger aller Konfessionen zu gewinnen gewusst. Eine große Menschenmenge drängte sich am Montag in die mit schwarzem Tuch verhängte Synagoge; von weit und breit war man gekommen, um dem Manne, dessen Andenken lange im Herzen seiner Glaubensgenossen fortleben wird, die letzte Ehre zu erweisen. Der Kondukt wurde durch die beiden Söhne des Verstorbenen, wovon einer selbst Rabbiner ist, geführt; in dem Leichenzug bemerkt man den Oberrabbiner von Metz, die Rabbiner von Zabern, Saargemünd und Pfalzburg, den Maire und den Munizipalrat, den Kirchenvorstand und Delegierte der eingeladenen Gemeinden. Dem Sarge voran, der abwechselnd durch Notabilitäten der Stadt getragen wurde, gingen die Kinder der israelitischen Schule. 
Nach einem Gesang bestieg der Oberrabbiner Bicard die Kanzel und hob in einer französischen Rede alle die Verdienste hervor, welche sich der Verstorbene in der langjährigen Ausübung seines geistlichen Amtes erworben. Die Rabbiner Dreyfuß und Bernheim hielten nachher jeder eine Rede, in welcher sie besonders der unerschöpflichen Wohltätigkeit des Verstorbenen ein Lob zollten. Nach Absingung eines Psalms verließ der Zug die Synagoge und begab sich auf den Friedhof, wo der Rabbiner Weil ungeachtet des strömenden Regens einem alten israelitischen gebrauch gemäß den Verstorbenen in seinem Namen und im Namen aller zum Oberrabbinat gehörenden Gemeinden um Verzeihung bat. Nach einer kurzen Rede eines Neffen des Verstorbenen wurde der Sarg in das Grab gesenkt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Neubesetzung des Rabbinates mit Rabbiner Isaac Guggenheim nach dem Tod von Rabbiner Joseph Levy Ende 1879
 
Anmerkung: Rabbiner Isaac Guggenheim (Gugenheim, geb. 1847 in Dornach, gest. 1918 in Sarre-Union) war von 1874 bis 1879 Rabbiner in Hagenthal-le-Bas, 1879 bis 1918 Rabbiner in Sarre-Union (seit 1912 im Ruhestand)
Rabbiner Guggenheim schrieb verschiedene wissenschaftliche Beiträge, u.a. über:
Ofot hetameim (unreine Vögel). Eine wissenschaftliche Abhandlung über talmudische Systematik und Namen der biblischen Vögel von I. Gugenheim, Rabbiner in Saarunion. Erschienen in 12 verschiedenen Ausgaben der Zeitschrift "Der Israelit" 1897/1898. Eingestellt als pdf-Datei.  

Niederhagenthal Israelit 10121879.jpg (37867 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1879: "Aus dem Elsaß. Herr Isaac Guggenheim, bisher Rabbiner in Niederhagenthal, ist als solcher nach Saar-Union berufen worden. Herrn Rabbiner Salomon Bamberger, bisher in Lengnau (Schweiz), ist das Rabbinat in Niederhagenthal übertragen worden. - Herr Bloch, Sohn des Rabbiners von Hagenau, ist in der genannten Stadt als Gymnasial-Lehrer angestellt worden. Es ist dies der erste Elsässer Israelit, welcher seine Studien auf einer deutschen Universität vollendet hat."

    
Rabbinische Diskussion um die Frage, ob in einem Synagogenhof ein Lindenbaum gepflanzt werden soll - zwischen Rabbiner Dr. Aschkenaze (Straßburg) und Rabbiner Gugenheim (Saar-Union, 1896)       

Artikel in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 3. April 1896: "1. Ist es wahr, dass man in einem Synagogenhof keine Lindenbäume pflanzen soll? Ist dies noch bei anderen Pflanzen der Fall? Grund? 2. Welches interessante Werk, hauptsächlich homiletischen Inhaltes, raten Sie mir für 'Chewra lernen'? (Mit Abhandlungen über den Pentateuch bin ich versehen.) Es dürfte auch ein hebräisches Werk wenn möglich mit Übersetzung sein. J. P., Romansweiler (Elsass)."      
  
Artikel in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 17. April 1896: "Lindenbäume vor einer Synagoge. Dem Herrn J. P., Romansweiler (Elsass) möge folgendes zur Antwort dienen: in Dietrichs 'Vollständigem Lexikon der Gärtnerei und Botanik' Berlin 1810, Bd. X, wird auf S. 34, Nr. 3 über die tilia europea, unsere Linde, folgende Schilderung mitgeteilt: dieser allgemein beliebte Baum, welcher in Böhmen, Kärnten und in Deutschland wächst, erreicht ein hohes Alter und in günstigem Boden eine bewunderungswürdige Größe, sowohl in Ästen als im Stamme… Nach dem Schulchan Aruch O. Chaim § 115, Abs. 2, soll die Synagoge, soweit es in der Macht der israelitischen Gemeinde liegt, das höchste Gebäude unter den übrigen Häusern der Stadt bilden. Nach Abs. 4 daselbst müssen die Nachbarn bei ihrem Baue an der Lichtseite der Synagoge eine größere Entfernung, als die sonst nach dem mosaischen Kanon vorgeschriebene, einhalten. Auf diesen beiden Vorschriften beruht also das in manchen Orten sich eingebürgerte Verbot, Lindenbäume, die bewunderungswürdig groß und ästenreich werden, im Synagogenhof zu pflanzen. Selbstverständlich ist hier nicht nur die Linde gemeint, sondern dergleichen Bäume, die die Möglichkeit nicht ausschließen, durch ihr Wachstum einst die Synagoge an Höhe zu überragen und deren Helle durch starke, dichte Ausbreitung der Äste zu benachteiligen. Hingegen kann man diese Sitte nicht etwa damit begründen, dass durch das Wandeln unter den Linden im Synagogenhof derselbe dann nach dem Talmud Megillah 28 II profannisiert beziehungsweise entweihet würde. Nach M. Abraham § 154 ! ist es nur dann der Fall, wenn der Garten an der Ostseite der Synagoge, bzw. an der Seite der heiligen Lade sich befindet. Rabbiner Dr. Aschanaze, Straßburg (Elsass)."   
 
Artikel in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 1. Mai 1896: " Lindenbäume vor der Synagoge. Die Beantwortung in Sachen der Lindenbäume durch Dr. Ashkanaze ist nicht richtig. Die allseitig anerkannte Ursache des Nichtpflanzens ist viel mehr eine Bestimmung im Gegensatz zu den Nichtjuden (Chukat HaGoi). Es wurden von jeher Lindenbäume auf christlichen Kirchhöfen gepflanzt, die sämtlich an der Kirche lagen, sodass es kaum eine alte Kirche gibt, um welche nicht Lindenbäume stehen. Um eine Synagoge von einer Kirche zu unterscheiden, ist das Anpflanzen von Lindenbäumen neben einem jüdischen Gotteshause untersagt worden. (Liegt nicht das biblische Verbot: Lo sitta lecha aschera näher? Redaktion. [vgl. 5. Mose 16,21]) Rabbiner J. Guggenheim, Saar-Union (Elsass)." 
 
Artikel in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 15. Mai 1896: "Noch einmal: Lindenbäume vor der Synagoge. In Nr. 18 dieses Blattes bezeichnet Herr Rabbiner Gugenheim in Saarunion meine in Nr. 16 gegebene Erklärung des Verbotes, Lindenbäume vor Synagogen zu pflanzen, als unrichtig. Diese Sitte wäre eine Nachahmung nichtjüdischer Gepflogenheit und sei darum als heidnische Sitte unstatthaft. Man gestatte mir im folgenden Herrn G. zu antworten: nicht alles Heidnische wird ohne weiteres als heidnische Sitte verboten. Das Kriterium von 'Nichtjüdisch' wird ihm Safre Abschnitt Achare, namentlich aber im Maimonides Hillchot Akkum XI 1 und Schulchan Aruch Jore Dea § 178 genau beschrieben und begrenzt. Was würde Herr G. dazu sagen, wenn jemand behaupten wollte, die Synagogen müssten mit Schindeln oder geteerten Pappendeckeln bedeckt sein, nicht aber mit Dachziegeln wegen heidnischer Sitte? Oder: in der Synagoge müssten die alten Ständer aber ohne Bänke mit Klappen eingeführt werden, weil in den meist nichtkatholischen Kirchen und Schauspielhäusern solche Bänke vorzufinden sind - also auch heidnische Sitte?! Maimoniedes zur Stelle belehrt uns hierrüber: 'man sollte keine Stätten bauen nach Art der heidnischen Tempel, um die Menge heranzuziehen, wie sie es zu machen pflegen'. Dazu die merkwürdigen Glossen vom Rabad: 'Ich verstehe dies nicht; meint er (Maimonides), dass man darin keine Bilder anbringe, gleich wie sie (die Heiden) es machen, oder dass man an ihren (an den Höhen der Gebäuden) keine (Chamanim) Sonnen- und Sinnbilder anbringe zum Zeichen für die Menge, um sich da zu versammeln, wie sie es machen'. Nach dem Ture Sahab zur Stelle sind beide Arten, wie sieht der Rabad definiert, verboten. Die heidnische Sitte wird also hier ausdrücklich nur dazu angewendet, um die Entfernung der Bilder (zurot) vom Inneren und der Emblemen (Chachamim, Erklärung hierüber Aben Esra Leviticus 33,30, auch Raschi und Mendelssohn) von den Höhen der Gebäuden vorzuschreiben, aber nur solche, die einen ausgeprägtem nichtjüdischen, sondern heidnischen Charakter haben. Aber daraus ein Verbot zu konstruieren, Linden in Synagogenhof zu pflanzen, weil an manchen nichtjüdischen Kirchhöfen Lindenbäume sich vorfinden, ist durchaus nicht gerechtfertigt. Bemerkt doch der Remah zur Stelle ganz deutlich: 'Auch das, was Ehren halber oder anderer Ursache wegen geschieht, ist gestattet'. Und wer wird nicht begreifen, zu welchem Zweck Linden oder andere Bäume im Kirchhof gepflanzt sind: einfach zur Verschönerung des vor Platzes und der Umgebung der Kirche. Warum soll es also uns Israeliten nicht gestattet sein? Übrigens befindet sich in der altehrwürdigen jüdischen Gemeinde in Krakau eine Synagoge, genannt 'Remahs Schul', auf dem israelitischen Kirchhof, in dem ebenfalls Bäume sich vorfinden, ob Linden oder andere Gattung, weiß ich nicht. Anders wäre es, wenn die verehrliche Redaktion mit ihrer Bemerkung recht hätte, in unserem Gegenstand nämlich einen Verstoß gegen das biblische Verbot (5. Buch Mose 16,21) zu erblicken, was aber durchaus nicht der Fall ist. Denn es heißt ausdrücklich in der Schrift: 'Beim Altar des Ewigen...' Bekanntlich befand sich aber der Altar ausschließlich in der heiligen Stadt Jerusalem. Maimonides in Jadhachasakah, der ibid. VI 9 und 10 das vorerwähnte Verbot allseitig erläutert mit dem ausdrücklichen Hervorheben der Örtlichkeit des heiligen Tempels, macht in den direkt vorhergehenden Verordnungen vielseitigen Gebrauch von diesem örtlichen Unterschied, so dass über unseren Gegenstand kein Zweifel mehr obwalten kann.
Dementsprechend ist es sogar gestattet, die inneren Wände der Synagoge mit Landschaftsmalereien, mit emporragenden Bäumen, zu dekorieren, wie dies in sehr frommen Gegenden häufig anzutreffen ist. (Rabbi Eliakim im Beth Joseph zur Tur Jore Deah § 141 ist nur gegen Tierbilder im Inneren der Synagoge). Dementsprechend ist es fast überall Sitte, am Wochenfeste, wie auch sehr häufig bei Trauungen, und endlich bei patriotischen Festen, die Synagoge speziell aber die heilige Lade mit Blumen und allerlei baumhohen Topfpflanzen zu schmücken. Dies Verbot im 5. Buch Mose 16,21 kann hierbei nicht in Anwendung gebracht werden. Wenn es also trotzdem Sitte ist, Lindenbäume im Synagogenhof nicht zu pflanzen, so kann dies nur mit einer Beantwortung in Nr. 16 der Wochenschrift seine Lösung finden. Straßburg (im Elsass). Rabbiner Dr. Aschkanaze."

     
Zurruhesetzung von Rabbiner Guggenheim (1910)

Reichshofen FrfIsrFambl 20101911.jpg (10979 Byte) Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom  20. Oktober 1910: "Saarunion. Rabbiner Guggenheim hat seine Pensionierung beantragt."

  
Rabbinatskandidat Dr. Moïse Debré wird neuer Rabbiner (1912)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Debré ist 1882 in Westhoffen als Sohn des Anselme Debré und der Amélie geb. Cahn geboren. Er studierte 1903 bis 1909 an der Universität und am Rabbinerseminar in Berlin und wurde an der Universität Würzburg promoviert. Nach einer Zeit als Rabbinatskandidat in Augsburg war er von 1912 bis zu seinem frühen Tod am 26. Januar 1919 (er starb an der Spanischen Grippe) Rabbiner in Sarre-Union. Er wurde in seinem Heimatort Westhoffen beigesetzt. Er war seit Januar 1913 verheiratet mit Yvonne geb. Blum, mit der er eine Tochter hatte (geb. November 1913).    

Mitteilung in "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. August 1912: "Saarunion. An die Stelle unseres zum 1. Oktober pensionierten Rabbiners Gugenheim ist Rabbinatskandidat Dr. M. Debré nach hier berufen worden."    
 
Saarunion FrfIsrFambl 19091912.jpg (16783 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. September 1912: "Saarunion. Zum Nachfolger unseres pensionierten Rabbiners Guggenheim ist Rabbinatskandidat Debrex - Augsburg ernannt worden." 

    
Rabbiner Dr. Debré und Yvonne geb. Blum heiraten (1913)   
Anmerkung: es wird das Ergebnis der Kollekte mitgeteilt.    

Mitteilung in "Das jüdische Blatt" vom 24. Januar 1913: "Hochzeit Rabbiner Dr. Debré - Saarunion und Frl. Yvonne Blum - Rosheim (Teilertrag) 80 M."       

    
Geburt einer Tochter von Rabbiner Dr. Debré und seiner Frau Yvonne (1913)     

Mitteilung in "Das jüdische Blatt" vom 21. November 1913: "Geborene:  ... Tochter, Rabbiner Dr. Moise Debré und Yvonne Blum, Saarunion."      

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Ergebnisse von zwei Kollekten in der jüdischen Gemeinde Saarunion (1886)    
Anmerkung: Insming (Insmingen) gehörte zum Gebiet Lothringen.       

Mitteilung in "Der Israelit" vom 7. Juni 1886: "Saarunion, durch Rabbiner J. Guggenheim: Diemeringen, Chalogeld der Frauen: Minette Levy 8 M., Seligmann Falk 1 M., Fleurette 1 M. 80 Pfg., Abraham Simon 2 M. 14 Pfg., Nathan Falk 2 M. 44 Pfg., Witwe Bloch 1 M. 60 Pfg., David J. Falk und Abraham Schwab je 3 M., Witwe Isaak Falk 4 M. 84 Pfg.; Insming : Machazis Haschekel 3 M. 40 Pfg. ; Chalogeld: Abraham David 1 M. 24 Pfg., Simon Kahn 8 M. 60 Pfg., Leon Kahn 8 M. 90 Pfg., Jakob Bloch 18 M. 10 Pfg.; Saarunion, Chalogeld der Frauen: Bernhard Levi 6 M., Josef Coblentz 6 M. 50 Pfg., Judas Levi 2 M. 31 Pfg., Schwab 1 M. 22 Pfg., Moses Lazare Levi 4 M., Samuel Levi und Witwe Cerf Levi je 2 M. 40 Pfg., do. des M. B. Levi 19 M.; ."        
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 12. Juli 1886: "Saarunion, durch Rabbiner J. Guggenheim, Chalogeld: Alfred Simon 15 Frs., Witwe Julia Levi und Fanni Lehmann je 5 Frs., Esther Rosenwald 7 Frs. 50 ct., Frau Heß 3 Frs. 12 1/2 ct., Mathilde Lehmann 2 Frs. 50 ct., Mathilde Ascher 1 Fr. 25 ct." 

    
Ergebnis der Vorstandswahlen (1904)          

Mitteilung in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1904: "Saarunion. Bei der Neuwahl des Vorstandes der israelitischen Gemeinde wurden gewählt: B. Levy, J. Loeb, J. Coblentz, B. W. Wolf, David Cerf, B. Meyer und Lazare Levy. "       

     
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Im Krieg 1870/71 starb Henri Schwab aus Saarunion (1872)      

Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 13. Februar 1872: "Französische Soldaten jüdischer Religion. (Fortsetzung).
In Nummer 49 vorigen Jahres haben wir nach den Archives israélites die Liste der französischen Soldaten jüdischer Religion während des Krieges 1870/71 aus Lothringen gegeben. Zu den dort aufgeführten 22 mögen jetzt noch folgende hinzugefügt werden:    
Schwab (Henri), aus Saarunion, Mobilgardist, starb nach der Kapitulation von Straßburg."           

        
Dr. Auscher aus Saarunion wird Rabbiner in Dürmenach (1901)      
Anmerkung: Dr. Simon Auscher (geb. 1869 Straßburg als Sohn des Kaufmanns Marx Auscher aus Neuwiller und der Fleurette geb. Aron aus Saarunion, gest. 1933 Haguenau): studierte ab 1891 am Rabbinerseminar und an der Universität Berlin, Promotion 1897 Universität Gießen. ab 1901 Rabbiner in Durmenach, seit 1908 Rabbiner in Altkirch, ab 1921 in Haguenau.  War seit 1909 verheiratet mit Jeanne Esther geb. Schwab (geb. 1884 in M.irch / Sainte-Marie-aux-Mines; Tochter Fleurette wurde 1943 in Auschwitz ermordet).

Mitteilung in "Der Gemeindebote" vom 3. Mai 1901: "Dr. Auscher aus Saarunion, Zögling der ehemaligen Rabbinerschule von Colmar und des Berliner Seminars, ist seitens des Ministeriums zum Rabbiner von Dürmenach ernannt worden."      

        
Unglücklicher Tod der Tochter von Nathan Dreyfuß (1910)  

Saarunion FrfIsrFambl 17061910.jpg (40869 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juni 1910: "Saarunion. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich heute Morgen in der Familie des Kaufmanns Nathan Dreyfuß. Die 14 Jahre alte Tochter, welche aus dem Uhrkasten einen hineingefallenen Ball holen wollte, bekam das Übergewicht und blieb eingeklemmt im Kasten stecken. Der herbeigerufene Arzt konnte nur mehr den Tod durch Ersticken feststellen."  

     
Witwe C. Bloch - gestorben in Freialtdorf - wird in Saarunion beigesetzt (1913) 
Anmerkung: bei Freialtdorf handelt es sich um das heutige Francaltroff, ehemals Lothringen. Zwischen Francaltroff und Sarre-Union liegen 25 km. Vermutlich wurden die Verstorbenen aus der Gemeinde in Sarre-Union beigesetzt.     

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 6. Juni 1913: "Freialtdorf. Vorige Woche starb in unserer Gemeinde, die nur noch 4 jüdische Familien zählt, Frau Witwe C. Bloch im Alter von 80 Jahren. Fast die ganze christliche Bevölkerung hatte sich am Tage der Beerdigung vor dem Trauerhause eingefunden, sodass der Nachruf auf offener Straße gehalten werden musste. Ihrem Wunsche gemäß wurde ihr Sarg auf einfachem Wagen nach Saarunion gebracht, wo ihr Gatte seit acht Jahren die ewige Ruhe gefunden hat, um auch im Tode mit ihm vereint zu sein. Manche Träne wurde um diese allgemein geachtete Frau geweint."       

    
Zum Tod von Jakob David (1913)      

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 12. September 1913: "Saarunion. Unsere Gemeinde hat einen ihrer Getreuen verloren. In der fünften Sabbatstunde ist Herr Jakob David in eine Welt berufen worden, die ein ewiger Sabbat ist. Ein großer Leichenzug liegt Zeugnis ab von den Sympathien, die sich der Verstorbene bei Juden und Nichtjuden errungen hatte. Auf dem Friedhof entwarf Herr Rabbiner Dr. Debré ein Charakterbild des Verblichenen."       

      
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Rabbiner Gugenheim (1902)  

Saarunion Israelit 25081902.jpg (41163 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1902: "Zur Ausbildung eines 14-jährigen Mädchens aus besser französisch sprechender Familie, womöglich in französischer Schweiz gegen Vergütung gesucht. Näheres durch 
Rabbiner Gugenheim. Saarunion."  

    
Anzeige von Lina Lehmann, Inhaberin eines Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäftes (1909)        

Anzeige in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 14. Mai 1909: "Lehrmädchen gesucht aus achtbarer Familie, bei freier Station. Samstags geschlossen.
Lina Lehmann Saarunion im Elsass,
Kurz-, Weiß- und Wollwaren."       

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge         
    
Die heute noch stehende Synagoge wurde 1839/40 erbaut. 1913 wurde das Gebäude umfassend renoviert. In dieser Zeit fanden die Gottesdienste im Schulgebäude der Gemeinde statt.  
    
Die Synagoge wird renoviert - die Gottesdienste finden im Schulgebäude statt (1913)      

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 11. Juli 1913: "Saarunion. Der Gottesdienst ist für mehrere Wochen in das Schulgebäude verlegt worden, da die Innenräume unserer Synagoge einer umfassenden Renovierung unterzogen werden. Zu diesem Zweck ist das Jahresbudget um tausend Mark erhöht worden. Trotz der Bereitwilligkeit des Gesamtvorstandes, jeden Einspruch gegen Erhöhung mit Wohlwollen prüfen zu wollen, ist von keinem Mitglied der Gemeinde Protest erhoben worden. Auch der Frauenverein, dem leider noch einige Damen fern stehen, zeigte seine Opferwilligkeit durch einen Beitrag von 300 M."       

  
Während des deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge geplündert und schließlich durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Nach 1945 wurde die Synagoge restauriert.   
    
Adresse/Standort der SynagogeRue des Juifs, 67260 Sarre-Union       
   
   
   

Fotos 
                    
Historische Fotos:  

Saarunion Synagoge 101.jpg (55677 Byte) Saarunion Synagoge 100.jpg (40415 Byte) Sarre Union Synagogue 001.jpg (15798 Byte)
Historische Karte mit Abbildung der Synagoge  Quelle: Franz. Informationsseite s.u.

   
  
Neuere Fotos  

Fotos vom Frühjahr 2004
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2004) 
Sarre Union Synagogue 101.jpg (83824 Byte) Sarre Union Synagogue 107.jpg (63180 Byte) Sarre Union Synagogue 106.jpg (58158 Byte)
Straßenschild der 
"Rue des Juifs"
Blick entlang der Rue des Juifs, 
an deren Ende die Synagoge steht
Blick auf die Synagoge 
von Südwesten
     
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Ansicht der Synagoge von Nordosten Das Eingangstor Eingangstor mit Giebel über der Westfassade
     
Sarre Union Synagogue 102.jpg (40092 Byte) Sarre Union Synagogue 105.jpg (53412 Byte) Sarre Union Synagogue 90.jpg (15594 Byte)
Zwischen der Synagoge und der 
ehemaligen jüdischen Schule /
 Lehrer-/Vorsängerwohnung besteht 
ein Übergang
Die ehemalige jüdische Schule neben 
der Synagoge; das Haus wurde im 
Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört 
und wieder aufgebaut
Innenaufnahme der Synagoge,
 Quelle: hier anklicken  
        
Fotos vom Spätsommer 2007
(Fotos: Hahn, aufgenommen beim "Europäischen Tag der Jüdischen Kultur" am 2.9.2007)
  
Auf dem Weg zur Synagoge durch 
die "Judengasse" / "Rue des Juifs"
Saar-Union Synagoge 230.jpg (75026 Byte) Saar-Union Synagoge 231.jpg (66848 Byte)
  Die "Judengasse" / "Rue des Juifs"
   
Saar-Union Synagoge 232.jpg (78990 Byte) Saar-Union Synagoge 233.jpg (72451 Byte) Saar-Union Synagoge 234.jpg (63467 Byte)
Straßenschild  Alter Hauseingang 
in der Judengasse
Am Ende der Judengasse: 
die Synagoge  
 
     
Saar-Union Synagoge 235.jpg (68552 Byte) Saar-Union Synagoge 236.jpg (80289 Byte) Saar-Union Synagoge 237.jpg (82501 Byte)
Die Synagoge   Eingangsportal mit klassizistischem Giebel  
   
Saar-Union Synagoge 238.jpg (73805 Byte) Saar-Union Synagoge 239.jpg (62366 Byte) Saar-Union Synagoge 240.jpg (58253 Byte)
Synagoge 
von Nordosten  
Verbindung zwischen Synagoge 
und jüdischem Schul-/Lehrerhaus  
Inschrift (Ma towu dreisprachig) 
über Eingangstür im Vorraum  
     
Saar-Union Synagoge 241.jpg (58689 Byte) Saar-Union Synagoge 250.jpg (62775 Byte) Saar-Union Synagoge 242.jpg (70556 Byte)
Stifter- und Gedenktafeln rechts und links der Eingangstür  Blick zum Toraschrein  
   
Saar-Union Synagoge 243.jpg (63875 Byte) Saar-Union Synagoge 244.jpg (76348 Byte) Saar-Union Synagoge 246.jpg (64283 Byte)
Chanukkaleuchter und ewiges Licht 
links des Toraschreins
Blick zur Bima / Vorlesepult 
vor dem Toraschrein
Blick vom Bereich der Frauen (eine
 Frauenempore besteht seit dem Umbau /
 Verkleinerung der Synagoge nicht mehr) 
zum Toraschrein
   
     
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Toraschreinvorhang (Parochet)  Der Bereich der Frauen  Spendenkasten / Zedakabüchse 
     
Saar-Union Synagoge 249.jpg (51612 Byte) Saar-Union Synagoge 251.jpg (65665 Byte)    
Uhr   Aufgang zur alten, nicht mehr 
bestehenden Frauenempore
   
  

   
   

Links und Literatur

Links:  

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Sarre-Union  
bulletWeitere Seite zur jüdischen Geschichte in Sarre-Union       
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Sarre-Union (interner Link)      
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture: hier anklicken  

Literatur:  

bullet

Alain Kahn: La Famille Zenou - d'Aflou à Sarre-Union: hier anklicken  

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020