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Borken (Hessen)
mit Großenenglis, Kleinenglis und Freudenthal
(Stadt Borken, Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Borken bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Bereits im 14./15. Jahrhundert lebten einige jüdische
Personen in der Stadt. Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die
Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Die erste urkundliche Erwähnung von
Juden in der Stadt ist von 1596. Im 17. Jahrhundert waren im Durchschnitt
fünf bis sechs jüdische Familien in der Stadt. Im 17. und 18. Jahrhundert war
Borken Sitz der "Judenlandtage". 1777 wurden sieben jüdische Familien mit
zusammen 28 Personen gezählt. Bereits damals gab es einen Lehrer und Vorbeter
("Judenschulmeister").
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1827 83 jüdische Einwohner (7,4 % von insgesamt 1.118 Einwohnern),
1835 66, 1842 70 (5,1 % von 1.373), 1852 120 (8,5 % von 1.417, in 25 Familien), 1861 157 (10,6 %
von 1.480), 1885 182 (14,3 % von 1.273), 1895 204 (15,8 % von 1.290), 1905 171
(13,5 % von 1.266). Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten den
Lebensunterhalt ihrer Familien als Krämer, Handelsleute, Metzger,
Pferdehändler; Mitte des 19. Jahrhundert gab es auch einen jüdischen
Buchbinder und einen Schuhmacher.
Auch die in Großenenglis
und in Freudenthal lebenden jüdischen
Personen gehörten seit ca. 1890 zur Gemeinde in Borken. In Großenenglis
bestand bis dahin eine kleine jüdische Gemeinde, zu der auch die im
benachbarten Kleinenglis lebenden jüdischen
Personen gehörten. An den beiden Orten lebten jüdische Familien mit den
Familiennamen Höxter, Kugelmann, Nußbaum, Kaiser, Apt, Löwenstein und Levi.
In Großenenglis wurden gezählt: 1835: 14, 1842 5, 1861 acht jüdische
Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts lebte nur noch die jüdische Familie Kaiser
in Großenenglis. Die letzte jüdische Einwohnerin in Großenenglis, die
82-jährige unverehelichte Rosa Kaiser, wurde im Mai 1931 auf dem jüdischen
Friedhof in Borken beigesetzt (Bericht siehe unten). In Freudenthal
wurden 1893 vier jüdische Steuerzahler, d.h. Haushaltsvorstände) gezählt.
An den Freiheitskriegen 1813-1814 nahm aus Borken Isaac Lehrberger teil.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische
Schule (Israelitische Elementarschule von 1823 bis 1934, die Schule war
zunächst in gemieteten Räumen in den heutigen Gebäuden Bahnhofstraße 84 und
in der Hintergasse 1; seit 1896 in dem 1895/96 neu erbauten jüdischen Schulhaus
Pferdetränke 12; die Einweihung des Hauses war am 1. Juli 1896; große
Verdienste um den Bau hatte der damalige Gemeindevorsteher Moses Rosenmund,
siehe Bericht zu seinem Tod 1927 unten), eine Mikwe und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Zwischen 1872 und 1887 waren unter Lehrer D. Katzenstein zunächst 23,
zuletzt 43 Kinder in der Schule zu unterrichten. Ab 1888 war Lehrer Wolf Amram
in Borken. Er unterrichtete bis zu 66 Kinder (1896 im Jahr der Einweihung des
neuen Schulhauses). Als Lehrer Amram starb (1909, siehe Bericht unten), war die
Zahl der jüdischen Kinder bereits stark zurückgegangen. 1912 hatte die Schule
nur noch 17 Kinder. 1910 trat der letzte Lehrer der jüdischen Gemeinde seinen
Dienst an: Levi Katz. Er unterrichtete in der Folgezeit auch die jüdischen
Kinder in der Umgebung, u.a. in Homberg
(Efze) und Falkenberg.
Die Gemeinde gehörte mit den Gemeinden im ehemaligen Kreis Homberg
zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Nathan
Gottlieb (geb. 14.11.1891 in Borken, gef. 22.8.1915),
Willy Gottlieb (geb. 23.8.1897 in Borken, gef. 10.8.1918), Ober-Gefreiter Meyer
Lehrberger (geb. 22.1.1893 in Borken, gef. 13.3.1918), Moses Rosenbusch (geb.
19.6.1887 in Borken, gef. 18.11.1915), Gefreiter Leopold Rosenmund (geb.
18.10.1885 in Borken, gef. 13.8.1918).
1925 gehörten 145 Personen zur jüdischen Gemeinde (8,7 % von insgesamt
1.660 Einwohnern). 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Is. Appel II (1.
Vors.), Hugo Moses (2. Vors.) und Max Rosenbusch (Schriftführer und
Schatzmeister). Als Lehrer war der schon genannte Levi Katz tätig. Er unterrichtete an
der Israelitischen Volksschule (mit 4 Klassen) 1924/25 17 Kinder. An jüdischen
Vereinen gab es den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1900, 1932 unter
Leitung von Minna Kaufmann mit 35 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, vgl. Berichte unten), den Männerverein (gegründet 1920, 1932 unter
Leitung von Is. Appel II mit 16 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiete:
Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen) und die Milde Stiftung
(gegründet 1835, 1932 unter Leitung von Liebmann Kaufmann mit 17 Mitgliedern;
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), eine Ortsgruppe
des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten.
1933 lebten noch 141 jüdische Personen in der Stadt (7,2 % von 1.960).
In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits im Juni 1933
wurden jüdische wie auch andere der Partei unliebsame Personen in das damalige
Rathaus verschleppt und stundenlang misshandelt. 1934 musste die jüdische
Schule geschlossen werden (zuletzt 10 Kinder; der Religionsunterricht konnte bis
Ende des Schuljahres 1937/38 fortgeführt werden). Bis Ende September 1937 war die
Zahl jüdischer Einwohner auf 60, bis April 1938 auf 40 zurückgegangen. Im
Frühjahr 1938 kam das jüdische Gemeindeleben weitgehend zum Erliegen. Eine der
letzten besonderen Ereignisse im jüdischen Gemeindeleben war das 40-jährige
Dienstjubiläum von Lehrer Levi Katz und eine Bar-Mizwa-Feier am 1. April 1938.
Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 (s.u.) ging die Zahl der
jüdischen Einwohner bis 1939 auf 22 zurück (1,0 % von 2.109 Einwohnern). Am 25. August 1942 wurden die
letzten drei jüdischen Einwohner in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Von den in Borken geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Edith
Appel (1914), Isaak Appel (1875), Simon Appel (1881), Hermann Blum (1892),
Hildegard Blum (1923), Hugo Blum (1892), Margot Blum (1923), Martha Marga Blum
(1928), Martin Blum (1925), Moritz Blum (1867), Johanna David geb. Lehrberger
(1885), Veilchen Elias geb. Blum (1865), Berta Gottlieb geb. Bornheim (1890),
Ernst Moses Gottlieb (1923), Gustav Gottlieb (1886), Ilse Sitta Gottlieb (1921),
Jonas Hainz (1889), Rolf Jakob Hain (1924), Rosa Hain geb. Gottlieb (1895),
Susanne Hain (1926), Sara Heilbronn geb. Appel (1865), Bertha Heilbrunn (1918),
Leo Herrmann (1913), Hedwig Holzapfel geb. Lehrberger (1895), Hans Israel
(1920), Leo Israel (1923), Selma Israel geb. Rosenbusch (1892), Rosa Kanter geb.
Wittmüller (1860), Flora Katten geb. Appel (1885), Bertha (Herta) Katzenstein
geb. Weiler (1853), Max Kaufmann (1898), Paula Kaufmann geb. Sauer (1893),
Siegfried Kaufmann (1882), Emma Kohlhagen geb. Appel (1874), Emil Lehrberger
(1880), Leopold Friedrich Lehrberger (1888), Margot Lehrberger (1923), Max
Moritz Lehrberger (1879), Menny (Henny) Lehrberger (1882), Lina Levi geb.
Rosenmund (1883), Max Mordechai Nadel (1884), Siegfried Nagel (1903), Eduard
Nussbaum (1878), Friederike Nussbaum geb. Nussbaum (1893), Leopold Nussbaum
(1901), Minna Nussbaum (1922), Moritz Nussbaum (1888), Pauline Nussbaum geb.
Blach (1873), Johanna Oppenheim (1880), Frieda Philippsohn geb. Rothschild
(1893), Frieda Poortje geb. Lehrberger (1888), Jettchen Rosenberg geb. Kaufmann
(1900), Flora Rosenbusch geb. Katzenstein (1894), Hanne Rosenbusch (1860), Max
Rosenbusch (1890), Adele Emma Rosenmund (1878), Hedwig Rosenmund (1893), Sara Sauer geb. Guttheim (1871), Margareta (Grete) Schönfeld
geb. Katz (1909), Franziska Speier geb. Rosenbusch (1893), Levi Speier (1885),
Ursel Speier (1924), Berta Stern (1869), Delfine Stern geb. Katzenstein (1888),
Franziska Stern geb. Rosenbusch (1886), Rosa Stern geb. Appel (1879), Gerti
Wallach geb. Rothschild (1889).
Achtung: es kann bei einzelnen Recherchen zu Verwechslungen von Borken in
Hessen mit Borken in Westfalen kommen.
Anmerkung: die in einigen Listen genannte Jenni Rosenmund (1892) hat die NS-Zeit
überlebt. Sie konnte 1940 nach Argentinien emigrieren und starb 1969 in Buenos
Aires
(Hinweis von Dennis Aron vom 31.8.2016; vgl. http://cemla.com/buscador/
und https://archive.org/stream/Boletin_Oficial_Republica_Argentina_2da_seccion_1969-12-30/1969-12-30_djvu.txt).
Von den in Großenenglis geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Josef Kaiser (1873).
Von den in Kleinenglis geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften
jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen: Frommet Kugelmann
(geb. 1867 in Kleinenglis, später wohnhaft in Fritzlar).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Zum Tod von Lehrer Wolf Amram (1909)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1909: "Aus
Kurhessen, 19. Oktober (1909), am 15. dieses Monats wurde Lehrer Amram,
Borken, unter großer Beteiligung zu Grabe geleitet. Es ist leider nicht
erlaubt, die vielfachen Verdienste des Verstorbenen um die Lehrerfrage zu
würdigen, da er letztwillig sich jeden Nachruf verbeten hat und dieses so
verklausuliert, dass diese Zeilen wohl schon zu viel sind. Er ruhe in
Frieden!" |
Anmerkung:
Lehrer Wolf Amram war u.a. langjähriger Vorsitzender der israelitischen
Lehrerkonferenz Hessens; er sprach als solcher bei der Feier zum Abschied
von Lehrer Aron Katz 1905 in Fritzlar.
Zur Person und Familie: Lehrer Wolf Amram ist um 1850 (?) in
Diemerode geboren. Er ließ sich zum
Lehrer ausbilden und unterrichtete nach 1872 an der Israelitischen
Elementarschule in Zwesten, seit
1888 in Borken, wo er 1909 gestorben ist. Er war verheiratet mit
Julie geb. Lomnitz (geb. 1857 in Bischhausen).
Seine Tochter Frieda (geb. 6. Oktober 1885 in Zwesten)
wurde später Oberin des Kinderhauses der Weiblichen Fürsorge in
Frankfurt am Main. Zeitweise wurde sie in dieser Aufgabe unterstützt von
ihrer jüngeren Schwester Goldine (Dina) Hirschberg geb. Amram, die mit
dem 1894 in Zwesten geborenen
Lehrer Seligmann Hirschberg verheiratet war. Die Mutter Julie Amram ist
1942 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. Ihre Tochter Frieda wurde 1942
in Auschwitz ermordet.
vgl. zu Frieda Amram die biographischen Anmerkungen zu ihr in www.juedische-pflegegeschichte.de.
|
Lehrer Levi Katz und seine Frau Berta geb. Wolf danken für die
Glückwünsche zur silbernen Hochzeit (1927)
Anmerlung: Lehrer Levi Katz ist am 23. Dezember 1876 in Beiseförth
geboren als Sohn von Daniel Katz und Bertha geb. Lange. Er war seit 1902
verheiratet mit Bertha geb. Wolf, mit der er neun Kinder hatte: Nora
(1903), Siegfried (1904), Frieda (1905), Margarete (geb. 1909 in Ottweiler, 1943
in Auschwitz ermordet), Käthe (1912), Robert (1914), Rut (1915), Lotte (1918),
Werner (1922). Levi Katz hat die Lehrerseminare in Würzburg und Kassel besucht
und wurde zunächst Lehrer in Bosen, danach in Ottweiler;
1910 übernahm er die Stelle des Lehrers und Kantors in Borken, wo er bis 1938
blieb, unterbrochen von der Zeit als Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg 1916
bis 1918. Bereits 1933 kam er für fünf Wochen in das KZ Buchenwald. 1939 Umzug
zu seiner Tochter Margarete nach Amsterdam. Im Mai 1943 kam er in Haft in das KZ
Waaterborg (bis Januar 1944). 1944 wurde er in das Ghetto Theresienstadt
deportiert, wo er das Kriegsende erlebte. Er emigrierte nach Amerika, 1949 nach
Israel, wo er 1953 gestorben ist..
Quelle: Robert Katz: Zur Familie des Lehrers Levi Katz. In: Eva
Tigmann / Michael Landau. Unsere vergessenen Nachbarn. St. Ingbert 2010. S.
385-386; http://www.saarland-biografien.de/Katz-Levi
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 1. Juli 1927:
"Allen unseren Freunden und Bekannten sagen wir auf diesem Wege
herzlichsten Dank für die zahlreichen Glückwünsche zu unserem
25-jährigen Ehejubiläum.
Borken (Kreis Kassel), den 27. Juni 1927.
Lehrer L. Katz und Ehefrau Berta geb. Wolf."
|
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Levi Katz (1938)
Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 25. März 1938: "Borken.
Am 1. April dieses Jahres kann Herr Lehrer L. Katz - Borken auf
eine 40-jährige Dienstzeit zurückblicken." |
|
Anzeige
im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 8. April 1938:
"Für die mir anlässlich meines 40-jährigen Dienstjubiläums
übermittelten Glückwünsche und erwiesene Aufmerksamkeit seitens der
hiesigen Gemeinde und meines Kollegen- und Freundeskreises spreche ich
allen meinen verbindlichsten Dank auf diesem Wege aus.
L. Katz, Lehrer i.R. Kantor und Prediger.
Borken (Kassel), den 3. April
1938." |
Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins
(1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 28. Januar 1927: "Borken. Am Samstagabend fand die
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins statt. Der Vorsitzende
gedachte in seinem Jahresbericht der verstorbenen Mitglieder Sara Appel
und Klara Appel seligen Andenkens. Nachdem dem Rechnungsführer
Entlastung erteilt worden war, wurde der alte Vorstand, Frau Minna
Kaufmann und Frau Sophie Vogel, wiedergewählt. Zum Schluss
hielt Herr Lehrer Katz einen Vortrag 'Die Königin Esther im Lichte
des Midrasch', zu dem auch mehrere Nichtmitglieder sich eingestellt
hatten. K." |
Chanukka-Ball der Ortsgruppe des Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 16. Dezember 1927: "Borken (Hessen). Am 18. dieses Monats
findet unser diesjähriger Chanukkah-Ball statt. Wir laden hierzu alle
Kameraden mit ihren Damen herzlichst ein und hoffe, eine große Anzahl bei
uns begrüßen zu können. Eventuelle Anmeldungen sind an den 1.
Vorsitzenden des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten, Kamerad Leopold
Lehrberger - Borken, zu richten." |
Unterhaltungsabende in der Gemeinde (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 31. Januar 1930: "Borken. Auch der diesjährige Winter hat
unserer Gemeinde schon drei Unterhaltungsabende auf jüdischem Gebiet
gebracht. Zu Chanukkah führte die Jugend 'Das Lichtfest' von Böhm neben
anderen Darbietungen auf. Anlässlich der Generalversammlung des
Frauenvereins hielt Herr Lehrer Katz einen Vortrag über
'Eindrücke vom jüdischen Berlin'. Am vorigen Sonntag hatten sich von der
Loge in Kassel Frau Rosenbaum und die Herren Dessauer und
Markus eingefunden. Sowohl die Ausführungen des Referenten Dessauer
über 'das jüdische Lied' sowie auch die musikalischen Darbietungen des
Paares Rosenbaum-Markus hinterließen einen überaus nachhaltigen
Eindruck, sodass ihnen an dieser Stelle nochmals für ihr uneigennütziges
Wirken im Dienste der guten Sache gedankt sei." |
Vortragsabend im jüdischen Frauenverein (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 28. März 1930: "Borken. Im hiesigen Frauenverein
sprach Frau Kommerzienrat Eugenie Wertheim - Kassel über
'Öffentliche und private Fürsorge'. Die überaus glänzenden
Ausführungen zeugten von der umfassenden Kenntnis der einschlägigen
Fürsorgebestimmungen der Vortragenden und von ihrer weiten Tätigkeit auf
dem Gebiete der Liebestätigkeit. Frau Wertheim fordert auch für das Land
den Anschluss an die Zentralwohlfahrtsstellen, und es wäre dringend zu
wünschen, dass der Ruf nicht umsonst hinausgeht. Nur eine organisierte
Wohltätigkeit kann Ersprießliches leisten." |
Gemeindeversammlung zu Etatfragen und der Wahl von Max
Rosenbusch zum neuen Rechnungsführer (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 6. Februar 1931: "Borken. Am vergangenen Sonntag fand hier
auf Anordnung des Landratsamtes eine wichtige Gemeindeversammlung statt.
Einige Gemeindemitglieder glaubten den Etat dadurch zu entlasten, dass sie
dem Rechnungsführer der Gemeinde für seine Bemühungen eine Vergütung
von 3 Prozent statt wie bisher 4 Prozent gewähren wollten. Auf der
Tagesordnung stand deshalb die Wahl eines neuen Rechnungsführers.
Nach eingehender Beratung wurde Herr Max Rosenbusch mit
Stimmenmehrheit wiedergewählt, da er die Arbeiten zur vollsten
Zufriedenheit der Gemeinde geführt hat." |
Vortragsabend in der Ortsgruppe des Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten (1931)
Anmerkung: Das von Meier Spanier herausgegebene Buch "Leutnant Sender.
Blätter der Erinnerung für seine Freunde. Aus seinen Feldpostbriefen
zusammengestellt" erschien in 3. Auflage Hamburg 1916. Es ist online
einsehbar über das Internet Archiv der Calfornia Digital Library https://archive.org/details/leutnantsenderbl00send.
Gottfried Sender ist am 18. März 1882 in Tholey
als Sohn des Lehrers German Sender und seiner Frau Pauline geb. Wolf geboren.
Das Buch erschien nochmals als reprint 2012.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 20. März 1931: Borken. In der hiesigen Ortsgruppe
des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten am 14. März sprach Lehrer Katz
über 'Leutnant Sender'. Sender, Rheinländer von Geburt, Schüler
des Münster'schen Lehrerseminars, und Hörer der dortigen Universität, zog
als Lehrer der Lehrerbildungsanstalt in Berlin in den Krieg. In seiner
Heldenlaufbahn, die er schon im Juni 1915 mit dem Heldentode beendigte,
rückte er schnell vom Gefreiten zum Leutnant und Offizierstellvertreter,
geschmückt mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse und dem Eisernen Kreuz II.
Klasse, empor. An Hand der von Dr. Spanier - Berlin herausgegebenen
Feldpostbriefe Senders weckte der Vortragende alte Kriegserinnerungen bei
den Kriegsteilnehmern, und auch die zahlreich anwesenden Damen durchlebten
im Geiste die sorgenvollen Stunden eines Frontsoldaten. Der Vortrag
bewies, dass nicht nur recht wertvolles Blut der jüdischen Gemeinschaft
geflossen, sondern auch, dass die Juden ihre Pflicht voll und ganz im
Weltkrieg erfüllt haben." |
Gottfried Sender
(geb. 1882 in Tholey, gefallen
1915)
stand im Mitteilpunkt des
Vortrages von Lehrer Katz |
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Das Hakenkreuz des Kranzes der Nationalsozialisten am
Kriegerdenkmal wurde entfernt (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 20. März 1931: "Borken. Am hiesigen Kriegerdenkmal,
das zu Ehren der im Weltkrieg 1914/18 Gefallenen errichtet ist, hatten
auch die Nationalsozialisten einen Kranz mit dem Hakenkreuz niedergelegt.
Von unbekannter Seite war das Abzeichen und auch eine schwarz-weiß-rote
Schleife des Kriegervereins entfernt worden. In einer öffentlichen
Versammlung, an der sich auch der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten
beteiligte, wurde gegen diese ungebührlichen Handlungen schärfster
Protest eingelegt. In einer besonderen Versammlung fasste der Reichsbund
jüdischer Frontsoldaten folgende Entschließung: Der Reichsbund
jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Borken, teilt die Missbilligung und
Verurteilung der Öffentlichkeit darüber, dass von den Kränzen, die
anlässlich der Totengedenkfeier am hiesigen Kriegerdenkmal niedergelegt
wurden, von unbekannten Tätern zwei Schleifen heimlich entfernt worden
sind. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Borken, bedauert
aber zugleich, dass man die Ehrung der Gefallenen des Weltkrieges nicht
von parteipolitischen Demonstrationen zu trennen wusste. Vor allem sieht
der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten in der Anbringung des Hakenkreuzes
am Ehrenmal eine parteipolitische Demonstration. Das Hakenkreuz ist das
Symbol des Judenhasses. Von den 46 gefallenen Helden, deren Namen durch
dieses Denkmal der Nachwelt überliefert werden sollen, sind nicht weniger
als acht Juden. Sie vor jeder Verunglimpfung zu schützen, ist unsere
vornehmste Aufgabe. - Die Entschließung wurde der Polizei übergeben und
in der Borkener Zeitung veröffentlicht." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Goldene Hochzeit von Levi Kaufmann und Rebecka geb. König
(1895)
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12.
Juli 1895: "Am 8. Juli feierten Herr Levi Kaufmann und
dessen Ehefrau Rebecka geb. König, zu Borken, Hessen-Nassau, die
goldene Hochzeit. Das Jubelpaar, im 83. Lebensjahr stehend, ist noch recht
rüstig." |
Frau Rosenbusch und Frau Bachrach feiern hohe
Geburtstage (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Mai 1911: "In seltener körperlicher Rüstigkeit und
Geistesfrisch begingen vor einigen Tagen zwei Greisinnen in Borken
(Hessen) ihren Geburtstag: Frau Rosenbusch ihren 95. und Frau
Bachrach ihren 92. Beide Frauen beschäftigen sich noch im Haushalt
und Geschäft den ganzen Tag über." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindeältesten Moses
Rosenmund (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927: "Borken (Bezirk
Kassel), 19. Juni (1927). Im 76. Lebensjahr verschied hier der langjährige
Gemeindeälteste Moses Rosenmund. Er machte sich um das 1896 erbaute
Schulhaus mit Mikwoh sehr verdient". |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 17. Juni 1927: "Borken. Am vorigen Freitag
bestattete man hier den im 76. Lebensjahre verstorbenen früheren
Gemeindeältesten Moses Rosenmund. Sein Name ist mit der Erbauung des
hiesigen Schulhauses und Frauenbades verknüpft. Die Gemeinde, die damals
an 65 schulpflichtige Kinder Hatte, hatte sich mit gemieteten Räumen
beholfen. Das Schulhaus wurde am 29. Mai 1895 begonnen und konnte am 1.
Juli 1896 bezogen werden. Herr Lehrer Katz zeichnete am Sarge den
Verblichenen als einen 'Wächter des göttlichen Gutes'." |
Zum Geburtstag von S. Kaiser in Großenenglis (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925:
"Fritzlar, 14. Juni (1925). In vollkommener Rüstigkeit beging in
Großenenglis der Rentier S. Kaiser seinen 80. Geburtstag. Dem Jubilar
wurden von nah und fern zahlreiche Ehrungen zuteil." |
95. Geburtstag von Feist Rosenbusch (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 21. Januar 1927: "Fest Rosenbusch aus Borken.
Herr Feist Rosenbusch aus Borken begeht am 24. Januar seinen 95.
Geburtstag in geistiger und körperlicher Frische. Sein Wiegenfest ist
nicht nur immer ein frohes Ereignis für seine Angehörigen, für die
Gemeinde und die Stadt, sondern erweckt auch beim weiteren Bekanntenkreis
die größte Teilnahme. Herr Rosenbusch bestreitet seinen Lebensunterhalt
noch selbst. In Rechts- und Grundstücksfragen ist heute noch sein Urteil
begehrt. Ist doch hier so manches Haus und Grundstück, dessen Verkauf er
vermittelt hat. Ebenso nimmt Herr Rosenbusch noch regelmäßig am
Gottesdienst wie auch an den Lehrvorträgen des Chewro teil und
interessiert sich für alle Fragen der Öffentlichkeit. Möge ihm noch
eine Reihe Jahre solch körperlicher Rüstigkeit beschieden bleiben. Ad
meo w'esrim schonö (alles Gute bis 120 Jahre). Katz." |
Zum Tod von Jakob Appel, Sohn des Metzgermeisters
Abraham Appel (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 18. Februar 1927: "Borken. Einen schweren
Verlust erlitt die Familie des Metzgermeisters Abraham Appel, indem
ihr einziges Kind, ihr Sohn Jakob, nach schwerem Krankenlager im
Roten Kreuz zu Kassel im Alter von 19 Jahren entrissen wurde. Eine
überaus zahlreiche Menschenmenge aus nah und fern hatte sich eingefunden,
um den so früh Entschlafenen zu Grabe zu tragen. Herr Lehrer Katz hob
in seiner Gedächtnisrede die Beliebtheit und Freundlichkeit des
Verstorbenen besonders hervor. p." |
Zum Tod von Moses Höxter
(1927)
Anmerkung: der Artikel bezieht sich ganz auf Zimmersrode,
wo Moses Höxter langjähriger Gemeindeältester war.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 26. August 1927: "Borken. Im Alter von 84
Jahren starb hier der Gemeindeälteste a.D. Moses Höxter, der 47
Jahre die Gemeinde führte und vor fünf Jahren sein Amt, das ihm seitens
der Behörden die größte Anerkennung eingebracht, niederlegte. Unter
seiner Verwaltung ist die öffentliche Schulstelle wegen geringer
Kinderzahl im Jahre 1912 aufgelöst worden. Seitdem nun der Privatlehrer
Nußbaum im Weltkrieg gefallen, hat die Gemeinden keinen Kultusbeamten
mehr. Höxter hat an den beiden Feldzügen 1866 und 1870/71 mit
Auszeichnungen teilgenommen und wurde auch im letztgenannten Feldzuge
verwundet. Der Kriegerverein Zimmersrode,
dem er über fünfzig Jahre angehörte, begleitete den Veteranen bis zur letzten
Ruhestätte in Haarhausen und ehrte ihn durch eine Ehrensalve. Die
Ortsgruppe jüdischer Frontsoldaten Zimmersrode
hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Ein zahlreiches Gefolge begleitete
die sterbliche Hülle. Herr Katz - Borken zeichnete das segensvolle
Wirken des Verblichenen als Mensch, Bürger und
Gemeindeleiter." |
70. Geburtstag von Jeanette Rosenbusch geb. Adler
(1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 15. Juni 1928: "Borken. Am 13. Juni feierte Frau Jeanette
Rosenbusch geborene Adler, in geistiger und körperlicher Frische
ihren siebzigsten Geburtstag. Von sehr vielen Seiten wurden ihr zahlreiche
Beweise der Beliebtheit entgegengebracht, die sie überall genießt. Möge
sie in alter Frische noch lange Jahre ihren Lebensabend
verbringen." |
96. Geburtstag von Feist Rosenbusch (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Borken (Bezirk
Kassel), 29. Januar (1928). Seinen 96. Geburtstag beging dieser Tage in größter
Rüstigkeit und Geistesfrische, Herr Feist Rosenbusch, früher
Metzgermeister und jetzt Rentner. Der alte Herr hat noch für alles
Interesse." |
Silberne Hochzeit von Louis Kaufmann und Minna geb.
Hirsch (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 24. Februar 1928: "Borken. Die Eheleute Louis
Kaufmann und Minna geb. Hirsch, begingen am letzten Sonnabend
das Fest der silbernen Hochzeit. Frau Kaufmann ist im Vorstand des
israelitischen Frauenvereins." |
80. Geburtstag von Rosa Kaiser in Großenenglis (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 20. April 1928: "Großenenglis bei Borken.
Am 15. April vollendet Frl. Rosa Kaiser in selten körperlicher und
geistiger Rüstigkeit ihr 80. Lebensjahr. Die alte Dame erfreut sich im
ganzen Dorf und weit darüber hinaus größter Beliebtheit und
Wertschätzung. Ihr Haus war allzeit eine gastliche
Stätte." |
Zum Tod von Salomon Kaiser in Großenenglis (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 4. Mai 1928: "Großenenglis. Im Alter
von 83 Jahren starb hier infolge eines Schlaganfalles der Privatmann Salomon
Kaiser. Er war selten rüstig und bis einen Tag vor seinem Tode
geschäftlich tätig. Trotz seiner Schwerhörigkeit nahm er an allen
Tagesereignissen regesten Anteil. Er besaß einen goldenen Humor. Bis vor
einem halben Jahre, da die Körperkräfte nachließen, versäumte er nie,
an Sabbaten und Festtagen dem Morgen-Gottesdienst in dem dreiviertel
Stunde entfernten Borken beizuwohnen. Es hielten ihn weder Wind noch
Wetter ab. Welcher Achtung und Wertschätzung sich der Verstorbene, der
vor fünf Jahren mit seiner ihn überlebenden Gattin das goldene
Ehejubiläum feiern konnte, erfreute, zeigte sich bei der Beerdigung am
Donnerstag. Es war eine außergewöhnliche Beteiligung, wie sie
Großenenglis kaum gesehen. Herr Lehrer Katz aus Borken
hielt einen warmen Nachruf vor dem Hause und auf dem Bes
kewuraus (Friedhof) in Borken." |
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Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 27. April 1928:
Statt besonderer Anzeige.
Dienstag früh entschlief sanft mein herzensguter Mann, unser lieber
Vater, Großvater und Bruder
Herr Salomon Kaiser
im fast vollendeten 83. Lebensjahre.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen.
Großenenglis, den 24. April 1928." |
|
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 11. Mai 1928:
"Für die liebevolle Teilnahme beim Hinscheiden unseres teueren
Entschlafenen danken wir herzlichst.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau S. Kaiser.
Großenenglis, den 10. Mai 1928." |
Zum Tod von Feist Rosenbusch (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 27. Juli 1928: "Borken. Am Schabbos Chason ist
das älteste Mitglied unserer Gemeinde und der älteste Bürger unserer
Stadt, Herr Feist Rosenbusch, im Alter von über 96 Jahren
gestorben. Damit hat unsere Gemeinde ein noch bis in die letzte Zeit
hinein an allen Fragen des Kultur- und Gemeindelebens anteilnehmendes
Mitglied verloren. Rosenbusch hat gar oft von den Zeiten vor der
Emanzipation zu berichten gewusst. Jederzeit verstand er es aber, sich auf
die neuen Zeitverhältnisse umzustellen und war bis in die letzte Zeit
beruflich tätig. Er hinterlässt eine zahlreiche Nachkommenschaft von 10
Kindern, 28 noch lebende Enkel und über 25 Urenkel. Vor zwei Jahren
brachte die Israelitische Wochenzeitung sein Bild. Rosenbusch war fast 80
Jahre Mitglied der Chewra Gmillus chesed (sc.
Wohltätigkeitsverein) und bei seiner großen Thorakenntnis ein
aufmerksamer Besucher und Zuhörer der religiösen Vorträge. Seine ernste
Wissensbegierde zeigte sich in seinen tiefen Fragen. Eine große
Trauergemeinde zeugte von der Wertschätzung, die der hochbetagte Greis
genossen. Herr Lehrer Katz widmete dem Verstorbenen einen eingehenden
warmen Nachruf. K." |
80. Geburtstag von Betti Appel geb. Reuter (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Borken,
3. September (1928). In körperlicher und geistiger Rüstigkeit beging
hier Frau Betti Appel geb. Reuter im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder ihren
80. Geburtstag. Frau Appel, welche sich großer Beliebtheit erfreut, hat
stets eine offene Hand für die Armen gehabt und besonders ihre
Gastfreundschaft, auch an jedem Fremden, wird überall rührend
gelobt." |
Zum Tod von Veilchen Kaiser in Großenenglis
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1929:
"Borken, 21. Januar (1929). Im Alter von 85 Jahren verschied im nahen
Großenenglis Frau Veilchen Kaiser. Mit ihr ist eine seltene Frau
dahingegangen. Sie war erfüllt von tiefer Frömmigkeit. An jedem Schabbat
macht sie bis in ihr hohes Alter den weiten Weg zum Gotteshaus nach Borken
und verließ die heilige Stätte nicht bis abends nach Schluss. Ihr Haus
war weit und breit bekannt als ein Haus der Gastfreundschaft. Eine Freude
machte ihr, den Armen zu helfen und Tränen zu trocknen. Die Familie
Kaiser war die einzige jüdische Familie im Orte, trotzdem war jedes Haus
bei ihrer Beerdigung vertreten. Auch von nah und
fern waren sehr viele herbeigeeilt, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Herr
Lehrer Katz - Borken schilderte vor dem Hause in Großenenglis und auf dem
Friedhof in Borken die Verstorbene als eine wahre wackere Frau
und spendete den Hinterbliebenen innige Trostesworte.
Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
60. Geburtstag von Metzgermeister Isaac Appel (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 17. Oktober 1930: "Borken. Am 17. dieses Monats
begeht der Metzgermeister Isaac Appel seinen 60. Geburtstag. Der
Jubilar ist seit 1924 Gemeindeältester, und haben die
Gemeindeinrichtungen unter seiner Leitung bedeutende Verbesserungen
erfahren. Appel versieht schon 30 Jahre in erhebender Weise das Amt des
Hilfsvorbeters an den hohen Feiertagen und übt auch in gleicher Zeit die
Schechita aus. Außerdem ist er noch Vorstand der Chewra Anoschim. Auch in
seiner beruflichen Tätigkeit ist er weithin bekannt und erstreckt sich
hier sein Wirkungskreis bis an die Grenzen unserer Provinz. Möge dem
Jubilar noch eine lange segensreiche Reihe von Jahren im öffentlichen und
beruflichen Dienst beschieden sein." |
86. Geburtstag des in Großenenglis geborenen Levi
(Levy) Nußbaum (1931 in Borken)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 20. März 1931: "Borken. In der vorigen Woche
konnte der Altveteran Herr Levi Nußbaum seinen 86. Geburtstag
feiern. Nuß0baum wurde am 11. März 1845 in Großenenglis geboren.
Nach Besuch der dortigen Volksschule widmete er sich bis zu seinem
neunzehnten Lebensjahre der Landwirtschaft, trat dann als Freiwilliger
beim ersten hessischen Leibregiment in Kassel ein und wurde hier zum
Gefreiten ernannt. In den Kriegen von 1866, 1870/71 nahm er an den
Schlachten von Weißenburg und Wörth, an der Beschießung von Pfalzburg
und an der Einnahme von Sedan und Paris teil. 1873 wanderte Nußbaum nach
Amerika aus, kehrte aber dann 1875 wieder nach Deutschland zurück und
gründete am hiesigen Platze das heute von seinem Sohne betriebene Manufakturwarengeschäft.
Dem alten Herrn wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, auch der
Reichspräsident von Hindenburg übersandte sein Bild mit eigenhändiger
Namensunterschrift. Möge dem Geburtstagskind noch eine Reihe von Jahren
beschieden sein. Leider ist der Lebensabend des Herrn Nußbaum durch ein
langjähriges Leiden stark beeinträchtigt." |
Zum Tod von Kaufmann Isidor Gottlieb (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 15. Mai 1931: "Borken. Am Lag Beomor ist der Kaufmann
Isidor Gottlieb im 75. Lebensjahr gestorben. Die Familie Gottlieb
betreibt eines der ältesten Manufakturgeschäfte hier am Platze. Zwei
ihrer Söhne sind im letzten Weltkriege gefallen. Das Begräbnis, das
unter großer Anteilnahme stattfand, zeugte von der großen Beliebtheit
des Verstorbenen." |
Zum Tod der letzten jüdischen Einwohnerin Rosa Kaiser
in Großenenglis (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 27. Mai 1931: "Großenenglis (bei
Borken). Die letzte jüdische Einwohnerin, die 82-jährige unverehelichte Rosa
Kaiser, wurde am 2. Addar in Borken zur letzten Ruhe gebettet. Das
große Trauergefolge zeugte von der großen Anhänglichkeit und
Verwachsenheit der Verstorbenen mit dem Dorfe. Großen- und Kleinenglis
bildeten früher eine jüdische Gemeinde. Die hessischen Familien Höxter
Kugelmann, Nußbaum, Kaiser, Apt, Löwenstein und Levi haben dort zum Teil
ihren Ursprung. Bis zuletzt haben die Familien Kaiser dort gewohnt. Die
Auflösung der Gemeinde ist schon vor vierzig Jahren erfolgt und der Rest
ist Korken zugeteilt worden." |
78. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Liebmann Kaufmann
und
77. Geburtstag
von Sara Stern, Inhaberin eines Putzgeschäftes (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 29. Mai 1931: Borken, Bezirk Kassel. Zwei
ehrwürdige Mitglieder unserer Gemeinde begehen in seltener Geistesfrische
ihre Geburtstage. Am 28. Mai feiert Herr Liebmann Kaufmann seinen
78. Geburtstag. Schon von seiner frühesten Jugend an betreibt er als
tüchtiger, stets freundlicher und entgegenkommender Mann den Viehhandel.
Trotz der schlechten Zeit blüht das Geschäft danke seiner Reellität und
seines Fleißes. Keine Stunde ist ihm trotz des Alters zu früh und keine
zu spät. Über 30 Jahre war er in uneigennütziger Weise Vorstand der
hiesigen Israelitischen Gemeinde. Möge es ihm vergönnt sein, im Januar
1932 das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. - Nicht minder erfreut sich
Frau Sara Stern, die am 2. Juni 77 Jahre alt wird, der größten
Beliebtheit bei ihrer Kundschaft und ihren Bekannten. Über 50 Jahre
betreibt sie als alleinstehende Frau ihr weit über die Grenzen von Birken
bekanntes Putzgeschäft." |
Zum Tod des Kaufmanns Levy (Levi) Nußbaum (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 9. Oktober 1931: "Borken. Unter Teilnahme eines
sehr großen Trauergefolges fand hier am Dienstag, 6. Oktober, die
Bestattung des letzten hiesigen Kriegsveterans von 1866 und 1870/71, des
Kaufmanns Levy Nußbaum, statt. Sämtliche jüdische und
nichtjüdische Frontsoldaten, der Kriegerverein, der Bürgerverein und
viele Auswärtige schlossen sich dem letzten Geleit an. Am Grabe
schilderte Herr Lehrer Katz (Borken) in ungewöhnlich anschaulicher
Weise das 86-jährige Leben des in weiten Kreisen geachteten und verehrten
jüdischen Bürgers. Er zeichnete ihn als den vielerfahrenen, geistig
hochstehenden Menschen, der in jedem Lebenskreise, in welchen ihn das
Geschick brachte, sich bewährte, als Soldat in den Kriegen 1866 und
1870/71, als Kaufmann in seiner beruflichen Ehrenhaftigkeit, als Mensch
und als religiöser Jude, in seiner Teilnahme und Mitwirkung an allen
Angelegenheiten der Gemeinde. In seinem sehr langen Siechtum gleicht er
der Hiobsgestalt. Frau und Kinder haben ihm unter Aufbietung aller Kräfte
in der schweren Zeit beigestanden. Für den Landesverband
Kurhessen-Waldeck des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten sprach Herr
Lehrer Bacher (Kassel) unter Anlehnung an das talmudische Wort:
'Stirbt ein Bruder, so sorgen sich die zurückbleibenden Brüder, stirbt
ein Freund und Kamerad, so sorgt sich die gesamte Menschengemeinschaft'
Worte der Ehrung und Kameradschaft". |
Verabschiedung weiterer Familien aus Borken - letzte Bar-Mizwa-Feier in Borken -
der Religionsunterricht wird eingestellt (1938)
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 8. April 1938: "Borken
(Bezirk Kassel). Der letzte Sabbath brachte unsere Gemeinde, die von 140
Mitgliedern auf 40 zusammengeschmolzen ist, einen durch mehrere Anlässe
ausgezeichneten Gottesdienst. Lehrer Katz verabschiedete in seiner Sabbatbetrachtung
die Familien Katz, Appel und Buchheim und segnete den letzten
Barmizwoh-Knaben Blum ein. Gemeindeältester Nußbaum überreichte sodann
dem Barmizwoh ein Buch als Geschenk des Preußischen Landesverbandes.
Anschließend überreichte Herr Nußbaum im Namen der Gemeinde dem Lehrer
Katz eine Blumenspende anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums,
worauf Herr Lehrer Katz für die Anhänglichkeit und Treue der Gemeinde
dankte. - Mit Schluss des Schuljahres geht der Religionsunterricht ein, da
das letzte Kind in Kassel die Schule besuchen
wird." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Mitarbeitersuche der Manufaktur- und Produktenhandlung
Levy Rothschild (1900)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1900: "Suche per sofort einen
im Landgeschäft erfahrenen Commis, sowie Lehrling für meine Manufaktur-
und Produktenhandlung. Schabbat und Feiertags streng geschlossen.
Levy
Rothschild, Borken, Bezirk Kassel." |
Lehrlingssuchen des Getreide- und
Manufakturwarengeschäftes / Getreide-, Futterartikel und
Düngemittelgeschäfts Levi Rothschild (1902 / 1908)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902:
"Für mein Getreide- und Manufakturwarengeschäft suche einen
kräftigen Lehrling aus guter Familie. Samstags und Feiertag streng
geschlossen.
Levi Rothschild, Borken, Bezirk Kassel." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Mai 1908: "Suche für
mein Getreide-, Futterartikel- und Düngemittelgeschäft einen Lehrling
zum baldigen oder auch späteren Eintritt. Samstags und Feiertags
geschlossen.
Levi Rothschild Nachfolger, Borken, Bezirk Kassel." |
Todesanzeige für Salomon F. Katz (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 21. Februar 1924:
"Am vergangenen Samstagmorgen entschlief sanft infolge eines
Schlaganfalles mein innigstgeliebter Gatte, unser guter edler Vater,
Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel
Salomon F. Katz
im vollendeten 71. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Jesberg, Selters (Westerwald), Borken (Main-Weser-Bahn), den
17. Februar 1924". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst (17./18. Jahrhundert) dürfte ein Betsaal oder eine
erste Synagoge vorhanden gewesen sein.
1825 wurde eine neue Synagoge erbaut beziehungsweise in einer umgebauten Scheune
eingerichtet, der Baujahr nicht bekannt ist. Auch aus der Geschichte dieser Synagoge ist nur wenig bekannt. Von einem
besonderen Ereignis, der Schenkung und Einbringung einer neuen Torarolle
erfährt man 1887:
Levy Nußbaum stiftet eine neue Torarolle
(1887)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1887: "Borken, in Hessen, 7.
August (1887). Herr Levy Nussbaum hier schenkte der Synagoge eine
prachtvolle Sefer-Thora, welches gestern Nachmittag mit entsprechenden
Festlichkeiten in Anwesenheit der ganzen Gemeinde seiner Bestimmung übergeben
wurde." |
Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein
zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Sattelbach, giebelseitig zum Straßenzug. Das
Gebäude stand auf einem hohen Quadersockel. Im Betsaal der Synagoge hatte es (zumindest zuletzt)
66 Männer- und 34 Frauenplätze. 1925 wurde zur Erinnerung an die
Gefallenen der jüdischen Gemeinde ein Gedenkleuchter eingeweiht.
Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus der Gemeinde in der
Synagoge (1926/27)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1925: "Borken (Kurhessen), 7.
März (1926). Die Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten hat
anlässlich des Volkstrauertages in der Synagoge eine Ampel mit 8
elektrischen Birnen auf achteckigem Holzuntersatz anbringen lassen zur
Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen 8 jüdischen Helden von hier.
Einmal im Jahre, an Paraschat Sachor
soll die Ampel brennen, um damit anzudeuten, dass ihr Kampf auch gegen die
Feinde und Verleumder des Judentums gerichtet war. Lehrer Katz hielt die
Weiheansprache. 8 Frontsoldaten sprachen das Kaddisch." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" von 25. August 1927. "Borken (Bezirk
Kassel(, 22. August (1927). Die vor 2 Jahren zur Erinnerung an die von
hier stammenden 8 Heldensöhne, die im Weltkriege gefallen sind,
angebrachte Gedächtniskampfe hat durch die hochherzigen Spenden der
Familie Rosenbusch in Duderstadt und des Herrn F. Gottlieb in Chicago 8
Messingschilder erhalten, auf welchen die Namen und der hebräische
Todestag der Gefallenen in schwarzem Tiefdruck eingelassen sind. Die Lampe
ist dadurch noch mehr ein Schmuckstück der Synagoge geworden."
|
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, der Innenraum
verwüstet. Die Jüdische Gemeinde verkaufte unter dem Zwang der Verhältnisse
das Synagogengebäude mit dem Schulhaus am 20. Februar 1939 an die Stadt Borken.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Synagogengebäude als "Lager für
Altmaterial" zweckentfremdet.
Nach 1945 kam das Anwesen an die jüdische Vermögensverwaltung JRSO, die es im
September 1949 an einen Privatmann verkaufte, der die inzwischen baufällig
gewordene ehemalige Synagoge 1954 abreißen ließ, um einem Stall Platz
zu machen.
1990/91 wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge eine kleine Gedenkstätte
(Gestaltung: Angelika Bernhammer, Marburg) eingerichtet. Der Steinsockel der ehemaligen Synagoge ist teilweise erhalten und
wurde in die Gedenkstätte einbezogen. Der Text der Gedenktafel lautet:
"Hier stand die Synagoge der ehemaligen jüdischen Gemeinde. Sie wurde am
9. November 1938 unter der Herrschaft des Nationalsozialismus verwüstet und
später abgerissen. Dieses Mahnmal soll an die Synagoge und die jüdischen
Mitbürger erinnern".
Adresse/Standort der Synagoge: an
der Kreuzung von Hintergasse und Dorfweg
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 27; Altaras 1988 S. 47 sowie
1994 S. 48)
Das Gebäude der
ehemaligen
Synagoge |
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Die ehemalige Synagoge
vor dem Abbruch 1954 |
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Grundstück nach Abbruch
der Synagoge
(Aufnahme vom Juli 1985) |
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Das Grundstück der ehemaligen
Synagoge |
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Die Gedenkstätte für
die
Synagoge |
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Die
Gedenkstätte für die Synagoge
im Frühjahr 2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2010) |
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Blick auf die
Gedenkstätte |
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Gedenkstein
mit Gedenktafel (Text siehe oben) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2010:
Gedenken am Jahrestag des Novemberpogroms
1938 |
Pressemitteilung der Stadtverwaltung Borken
vom 17. November 2010 (Artikel):
"Borken gedachte der Reichspogromnacht vor 72 Jahren.
Borken. 9. November 2010. Zur Gedenkstunde trafen sich um 18 Uhr rund 100 Borkener Bürger an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse. Auffallend groß die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die mit Kerzen die Szenerie zusätzlich beleuchteten. Vor 72 Jahren brannten in Deutschland nicht nur die Synagogen der jüdischen Bevölkerung. Die systematische Vernichtung eines Volkes erreichte neue Dimensionen. Als Reichskristallnacht ging der 9. November 1938 in die deutsche Geschichte ein..." |
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November 2011:
Gedenken am Jahrestag des Novemberpogroms 1938
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Pressemitteilung aus den SEK-News vom 18.
November 2011:
"Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bekämpfen. Kranzniederlegung
zum Gedenken der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.
Borken. Vertreter der Kommune, der örtlichen Kirchen und der Schule
trafen sich am frühen Abend des 9. November zur Kranzniederlegung an der
Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in der
Hintergasse..."
Link
zum Artikel. |
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Juli 2014:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Borken |
Artikel von Rainer Zirziw in der hna.de vom
12. Juli 2014: "Gedanken stolpern: Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Familie Speier
Borken. Das Haus in dem sie lebten existiert nicht mehr, aber in der Borkener Straße
'An der Kirche' erinnern jetzt vier Stolpersteine an das Schicksal der Familie Speier. Es sind die ersten Stolpersteine, die in Borken verlegt wurden.
Ausgangspunkt war im Herbst 2012 ein Gespräch zwischen Bürgermeister Bernd Heßler und dem aus den USA angereisten Dennis Aron. Dessen Mutter Brunhilde Speier, der 1937 die Flucht nach Übersee gelang, wohnte mit ihren Eltern Levi und Franziska Speier sowie ihrer Schwester Ursula, die alle drei 1941 Opfer des Holocaust wurden, in einem Haus in der Nähe der Borkener Stadtkirche..."
Link
zum Artikel |
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Mai 2017:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Borken |
Artikel in lokalo24.de vom 17. Mai 2017: "Jüdische
Zeitreise: Stolpersteinverlegung in Borken mit Programm und Friedhofsführung
Diese Woche sind die Borkener auf Spurensuche: Anlässlich der
700-Jahrfeier wird die Geschichte der Stadt und ihrer jüdischen Bürger
aufgearbeitet.
Borken. Im Rahmen des Jubiläumsjahres finden im Mai gleich drei
Veranstaltungen statt, in deren Mittelpunkt die jüdische Geschichte der
Region steht. Den Auftakt bildet am Donnerstag, 18. Mai, ab 12 Uhr eine
Stolpersteinverlegung in der Borkener Kernstadt und in Kerstenhausen.
Stolpersteinverlegung mit Gunter Demnig. Der Künstler Gunter Demnig
ist weltbekannt. Er verlegt Stolpersteine, die an die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an den Holocaust erinnern.
Demnig schafft damit Erinnerungsorte an Menschen, deren Schicksal oft schon
in Vergessenheit geraten ist. So verlegte er im Jahr 2014 in Borken bereits
vier Stolpersteine 'An der Kirche', die seither an die vierköpfige jüdische
Familie Speier erinnern. Jetzt steht die Verlegung weiterer 16 Stolpersteine
auf dem Programm. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 18. Mai. um 12
Uhr vor dem Historischen Rathaus am Marktplatz. Bürgermeister Marcel
Pritsch-Rehm wird dazu Nachfahren begrüßen, die aus dem Anlass der
Stolpersteinverlegung aus den USA, aus Israel und aus England anreisen
werden. Der bekannte Künstler und Musiker Dany Bober wird die
Stolpersteinverlegung musikalisch begleiten. Gerhard Willing,
Vorstandsmitglied der Jüdischen Liberalen Gemeinde Nordhessen, wird eine
Rede halten. Nach der Verlegung der ersten Stolpersteine am Marktplatz
werden weitere Erinnerungsorte in der Bahnhofstraße sowie im Gellenweg
entstehen. Schüler der Gustav-Heinemann-Schule werden sich aktiv an den
Stolpersteinverlegungen beteiligen. Es ist geplant, die Veranstaltung in der
Borkener Innenstadt um ca. 15 Uhr im Stadtpark zu beschließen. Dabei wird
Dany Bober ein 'Gebet zum Gedenken an die Opfer der Shoah Elm aale rachamiim'
intonieren. Danach ist noch die Verlegung eines weiteren Stolpersteines in
der Stiegelbachstr. 9 in Kerstenhausen vorgesehen. Alle Borkener Bürger sind
herzlich eingeladen, an der Stolpersteinverlegung teilzunehmen. Die
Veranstaltung kostet keinen Eintritt.
Buntes Programm – Jüdische Zeitreise. Am gleichen Tag, Donnerstag,
18. Mai, verbindet der Künstler Dany Bober ab 19.30 Uhr im Foyer des
Rathauses auf einer 'Jüdischen Zeitreise' Lieder, Mundartgedichte, Berichte
und humoristische Einlagen zu einem informativ-unterhaltsamen
Kleinkunstprogramm. Das Konzert wird von dem Kulturamt der Stadt Borken
(Hessen) organisiert. In der Pause werden Getränke und ein kleiner Snack
gereicht. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Führung über den Jüdischen Friedhof
Haarhausen. Am Internationalen Museumstag, Sonntag, 21. Mai., laden
das Bergbaumuseum Borken und das Stadtarchiv um 11 Uhr zu einer Führung über
den Jüdischen Friedhof in Haarhausen, Am Wasserwerk, ein. Hier finden sich
zahlreiche Gräber aus dem 19. Jahrhundert, die einen Rückschluss darauf
erlauben, dass im Jahr 1900 in Borken ca. 200 jüdische Bürger lebten, die
damals knapp 20 Prozent der Einwohnerschaft stellten. Der Jüdische Friedhof
in Haarhausen ist ein Kulturgut ersten Ranges, das Vielen noch relativ
unbekannt ist. Auf der Führung wird die Bedeutung dieses historischen Ortes
hervorgehoben. Hans-Peter Klein, Experte der jüdischen Geschichte im
Schwalm-Eder-Kreis, und Frau Willing von der Jüdischen Liberalen Gemeinde
Nordhessen werden die Führung leiten. Der Eintritt ist frei. Alle Teilnehmer
sollten feste Schuhe tragen. Männliche Gäste werden gebeten, eine
Kopfbedeckung zu tragen. Die weiblichen der Führung sollten Kleidung tragen,
die die Schultern bedeckt.
Jubiläum '700 Jahre Stadt Borken (Hessen)'. Alle drei Veranstaltungen
sind Bestandteil des diesjährigen Jubiläumsjahres der Stadt. Das
Bergbaumuseum wird in diesem Jahr Aspekte zur jüdischen Geschichte in einer
Sonderausstellung aufgreifen, deren Eröffnung für den 25. Juni vorgesehen
ist. Die Veranstaltungen des Stadtarchivs und des Bergbaumuseums stehen
unter dem Leitmotiv des diesjährigen, bundesweit begangenen Internationalen
Museumstages 'Spurensuche. Mut zur Verantwortung'."
Link zum Artikel |
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November 2018:
Raiffeisenbank spendet zwei
"Stolpersteine" |
Artikel in der hna.de vom 22. November 2018:
"Raiffeisenbank Borken spendet zwei Stolpersteine als Gedenken an
jüdische Mitbürger
Die Raiffeisenbank Borken Nordhessen möchte an die jüdische Familie von
Hermann Leichtentritt und an Adele Rosenmund erinnern und spendet zwei
Stolpersteine.
Borken. Vor 80 Jahren fanden in Nordhessen Pogrome gegen die jüdische
Bevölkerung statt. Die Raiffeisenbank Borken Nordhessen möchte an die
ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern. Der Vorstandsvorsitzende Christof
Wehrum sagte dem pensionierten Borkener Lehrer Georg Mardorf zu, zwei
Stolpersteine zu finanzieren, die an die jüdische Familie von Hermann
Leichtentritt und an Adele Rosenmund erinnern sollen. Hermann Leichtentritt
war Verleger, gab die 'Borkener Zeitung' als Amtsblatt für die Stadt Borken
heraus und besaß eine Buchhandlung in der Borkener Bahnhofstraße. Dort
befindet sich jetzt das Gebäude der Raiffeisenbank. Emma Rosenmund, die
Adele genannt wurde, wohnte ebenfalls in der Bahnhofstraße. Adele verließ
Borken kurz nach der Reichspogromnacht und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit
Opfer des Holocaust geworden. Die Verlegung der Stolpersteine soll im
nächsten Jahr stattfinden. Die Vorsitzende des Ausschusses für Soziales,
Kultur und Sport, Angelika Wiegand, hob hervor, dass die
Stolpersteinverlegungen in Borken aufeinander abgestimmt werden sollen.
Sie werde zudem das Stadtarchiv bitten, festzustellen, ob noch Nachfahren
der Familien Leichtentritt und Rosenmund leben.
Erinnerungskultur. 'Anlässlich der Terrornächte, die sich vor 80
Jahren auch hier in Borken direkt vor unserer Haustür ereignet haben, ist es
für uns wichtig, daran zu erinnern, dass jüdische Mitbürger einst eine
wichtige Rolle in unserer Stadt wahrgenommen haben', erläutert Christof
Wehrum. 'Wir wollen mit den Stolpersteinen Erinnerungsorte schaffen und
Identität stiften', fügt der Vorstandschef hinzu. Georg Mardorf hat sich
intensiv mit der jüdischen Geschichte Borkens auseinandergesetzt. Auch
früher, als Lehrer und Historiker, vermittelte der Pädagoge seinen Schülern
Fachwissen zur jüdischen Geschichte. Ihm war es wichtig, gerade mit jungen
Menschen die Zeit des 'Dritten Reichs' aufzuarbeiten und Orientierungshilfen
zu geben."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 86-87. |
 | ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 27. |
 | Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 47. |
 | dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 48. |
 | dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
147. |
 | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
168-169. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 394-395. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Borken,
Hesse-Nassau. Established in the 18th century, the community maintained a Jewish
elementary school (1823-1934), numbered 204 (16 % of the total) in 1895, and was
affiliated with Kassel's rabbinate. Of the 141 Jews living there in 1933, 71
emigrated, the last three were deported to the Theresienstadt ghetto in
1942.

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