Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Homberg (Efze) (Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal

Hinweis: Homberg (Efze) sollte nicht mit Homberg / Ohm verwechselt werden.    
   
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Beträume   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Homberg (Efze) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Zu vorübergehenden Niederlassungen einiger jüdischer Personen kam es wohl bereits im 17. Jahrhundert (1636, 1679 genannt), dann jedoch erst wieder in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zunächst gehörten die in Homberg - wie auch die in Hebel - lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Falkenberg. Erst 1909 konnte in Homberg eine selbständige jüdische Gemeinde begründet werden. 
  
Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1871 6 jüdische Einwohner (0,2 % von insgesamt 2.996 Einwohnern), 1880 11 (0,3 % von 3,551), 1895 25 (0,8 % von 3.321), 1905 37 (1,9 % von 3.596), 1908 11 jüdische Familie mit 47 Personen.  
  
An Einrichtungen bestanden ein Betsaal (s.u.), eine jüdische Schule und ein Friedhof. Die jüdische Schule war 1908 von Falkenberg nach Homberg verlegt worden (hier als private jüdische Elementarschule mit Lehrer Wolf Lotheim; Finanzierung durch die jüdischen Gemeindeglieder in Homberg; 1913 12 Kinder, 1918-19 noch 4-5 Kinder; nach Schließung um 1920 noch Religionsschule). Die Gemeinde gehörte mit den anderen jüdischen Gemeinden des ehemaligen Kreises Homberg (jüdischer Kreisvorsteher war 1924 Josef Heilbronn aus Homberg) zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Max Heilbronn (geb. 26.5.1893 in Falkenberg, gef. 26.5.1915) und Gefreiter Siegfried Lotheim (geb. 22.2.1892 in Baumbach, gef. 12.4.1918). Außerdem ist gefallen: Moses Max Frenkel (geb. 6.4.1881 in Homberg, vor 1914 in Geiswald, Sieg wohnhaft, gef. 19.2.1917). 
  
Um 1924, als 36 jüdische Einwohner gezählt wurden (1,9 % von 3.520 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Robert Katz. Den Religionsunterricht der Kinder der Gemeinde erteilte Lehrer Levi Katz aus Borken. Auch 1932 war Vorsteher der Gemeinde Robert Katz. Im Schuljahr 1931/32 gab es vier schulpflichtige jüdische Kinder in Homberg, die Religionsunterricht erhielten.   
  
1927 wurden die nur noch wenigen Gemeindeglieder der jüdischen Gemeinde Raboldshausen-Mühlbach der jüdischen Gemeinde in Homberg/Efze zugeteilt.   
  
Unter den jüdischen Familienvorstehern gab es um 1909 vier Kaufleute, dazu ein Viehhändler, ein Güterhändler und ein Trödelhändler; Anfang der 1930er-Jahre gab es zwei Textilkaufleute, einen praktischen Arzt (Dr. Heinemann Goldschmidt, Schenkenweg 6), einen Altwarenhändler und einen Gütermakler. Weit bekannt in der Region war das Kaufhaus der Brüder Julius und Robert Höxter (seit 1902 bis 1938; das Kaufhaus wurde beim Bau der Wallstraße 1938 abgebrochen, vgl. Presseartikel zur Familie unten). 
  
1933 lebten noch 32 jüdische Personen in sechs Familien in Homberg. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (nach Luxemburg die Familie des Kaufmanns Moritz Heilbronn). 
      
Von den in Homberg (Efze) geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch die Angaben aus der unten genannten Dokumentation der "Stolpersteine" in Homberg): Bertha Frenkel (1893), Henriette Goldschmidt (1876), Max Goldschmidt (1902), Paul Goldschmidt (1902), Siegfried Fritz Goldschmidt (1899), Alfred Gotthelf (1930), Amanda Gotthelf (1930), Edeltrud Gotthelf (1932), Klara Gotthelf (1937), Adolf Heilbronn (1898), Claire Heilbronn (1903), Frieda Heilbronn (1899), Julius Heilbronn (1897), Minna Heilbronn geb. Goldstein (1865), Selma Heilbronn (1894), Robert Höxter (1875), Selma Höxter (1881), Auguste Kann (1873), Julius Kann (1905), Meta Kann (1901), Frieda Katz (1896), Robert Katz (1884), Julius Lotheim (1906), Emil Moses (1879), Emil Moses (1906), Rebecca Moses (1871), Abraham Vogel (1884), Hedwig Vogel (1898), eventuell weitere Personen. 
 
Homberg Efze Sto 120.jpg (110185 Byte)In Homberg wurden im März 2005 und im März 2006 "Stolpersteine" für die vertriebenen und umgekommenen jüdischen Homberger verlegt: Stolpersteine liegen für die Familie Dr. Goldschmidt (Schwenkenweg 6), Auguste Kann mit Kindern (Lange Straße 23), Familie Höxter (Bahnhofstraße 1, heute Drehscheibe), Familie Moses (Bischofstraße 5), Familie Sussmann Heilbronn (Salzgasse 9), Familie Moritz Goldschmidt (Untergasse 30), Familie Robert Katz (Holzhäuser Straße 3). 
Siehe Online-Dokumentation der "Stolpersteine" in Homberg (Efze) (Foto aus dieser Dokumentation)  .   
  
Nach 1945 gab es durch die im Bereich von Homberg untergebrachten jüdischen Displaced Persons vorübergehend eine neue jüdische Gemeinde. Im September 1950 zählte sie noch 21 Mitglieder, in Mai 1951 16 Mitglieder, darunter drei in den Jahren zwischen 1946 und 1949 geborene Kinder.  
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
  
Der Dörrishof bei Homberg kommt in den Besitz des jüdischen Landwirts Grunewald aus Metzebach bei Spangenberg (1927)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. September 1927: "Homberg. Der in der Nähe gelegene 200 Morgen große Gutshof Dörrishof ist mit allem Inventar in den Besitz des Landwirts Grunewald aus Metzebach bei Spangenberg übergegangen. Die Familie Grunewald, die noch treu zum Judentum hält, bringt den Beweis, dass auch Juden tüchtige Landwirte sein können. In landwirtschaftlichen Kreisen wird der Rat Grunewalds hoch geschätzt."             

   
Die Gemeinde Raboldshausen wird auf drei Jahre der Gemeinde Homberg/Efze zugeteilt (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 23. Dezember 1927: "Raboldshausen. Die Gemeinde Raboldshausen wurde vorerst auf drei Jahre der Gemeinde Homberg zugeteilt."  

 
Versammlung in der Ortsgruppe des Centralvereins (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 23. Dezember 1927: "Homberg (Bezirk Kassel). Die hiesige Ortsgruppe des Centralvereins, die sämtliche Familien unserer Gemeinde umfasst, hielt am Samstag, den 4. Dezember, eine Versammlung ab, in der Herr Erwin Baer - Frankfurt am Main über 'Die kommenden Reichstagswahlen' sprach. In der Aussprache tauschte man die Erfahrungen der persönlichen Wirksamkeit in der Bekämpfung des Antisemitismus aus. An der Debatte beteiligte sich besonders Herr Dr. med. Goldschmidt. Den Vorsitz führte Herr Robert Höxter."            

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
  
50-jähriges Geschäftsjubiläum des Kaufhauses J. Höxter (1929)   
Vgl. ein Artikel in hna.de mit Foto des Kaufhauses Höxter: http://www.hna.de/lokales/fritzlar-homberg/wenige-haben-ueberlebt-3001635.html.   
Das Kaufhaus Höxter galt in den 1920er- und 30er-Jahren als eines der modernsten und umsatzstärksten in der Textilbranche im Kreis Homberg. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Familie enteignet, das Inventar versteigert und das Haus 1938 abgerissen..  

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. Januar 1929:  "Homberg (Bezirk Kassel). Das Kaufhaus J. Höxter, Homberg, Inhaber die Herren Robert und Julius Höxter, beging am 2. Januar sein 50-jähriges Geschäftsjubiläum. Die Firma wurde von dem Seniorchef Herrn Isaac Höxter am 2. Januar 1879 in Frielendorf gegründet. Im Jahre 1901 siedelte sie nach Homberg über und erwarb das der Firma J.H. Becker gehörende Grundstück Bahnhofstraße Nr. 1 käuflich. Die von letzterer Firma innegehabten Räume wurden dabei vergrößert. Die Firma J. Höxter hat im Jahre 1927 einen abermaligen Umbau ihres Geschäftshauses durchgeführt, da die bisherigen Räume nicht mehr ausreichten. Ein das Vorder- mit dem Hinterhaus verbindender Mittelbau wurde errichtet, vier große, moderne Schaufenster mit neuzeitlicher Lichtanlage eingebaut und taghelle Verkaufsräume geschaffen. Durch diesen Umbau hat die Firma wesentlich zur Verschönerung des Stadtbildes beigetragen und zählt heute zu den führenden Geschäften am Platze."             

 
70. Geburtstag von Sußmann Heilbronn (1929)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 26. Juli 1929: "Homberg (Bezirk Kassel). Am 29. Juli feiert der Senior unserer Gemeinde, Herr Sußmann Heilbronn, in geistiger Frische seinen 70. Geburtstag. Annähernd 40 Jahre war derselbe Gemeindeältester in Falkenberg und später in unserer Gemeinde Homberg, zur größten Zufriedenheit der Gemeindemitglieder. Ebenso lange war er auch als Schauchet (Schächter) für die Gemeinde tätig. Die Gemeinde hat ihm besonders die Anlage unseres herrlich gelegenen Friedhofs zu verdanken. Vor ca. 5 Jahren musste er aus Gesundheitsrücksichten seine Ämter niederlegen, doch interessiert er sich heute noch sehr für alle Angelegenheiten der Gemeinde. Wir wünschen ihm noch eine lange Reihe von Jahren in ungetrübter Gesundheit zu verbringen."            

   
Silberne Hochzeit von Robert Höxter und Selma geb. Oppenheimer (1930)  
Anmerkung: Robert und Selma Höxter sind nach der Deportation 1941 in Litzmannstadt umgekommen (s.o.). Vor dem früheren Kaufhaus Höxter wurden für die beiden "Stolpersteine" verlegt:  http://www.boelling.de/homberg/bilderbuch/bilder/stolpersteine/stolpersteine_03.htm . Den Kindern von Robert und Selma Höxter - Herbert und Beate sowie deren Cousin Helmut - gelang die Flucht in die USA.      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 2. Mai 1930: "Homberg (Bezirk Kassel). Herr Robert Höxter und seine Frau Selma geb. Oppenheimer, feiern am 4. Mai dieses Jahres ihres silberne Hochzeit."             

    
    
    
Zur Geschichte der Beträume    
                 
    
Zunächst wurden die Gottesdienste in Falkenberg besucht. In Homberg richtete 1901 die Familie Heilbronn einen Betraum in ihrem Haus ein. Beim Haus der Familie Heilbronn handelte es sich um ein dreigeschossiges Fachwerkhaus zwischen der Salzgasse und der Engen Gasse. Der Betraum wurde im Erdgeschoss eingerichtet. Daneben war vermutlich auch ein Raum für den Unterricht der jüdischen Kinder der Gemeinde.     
    
Einrichtung eines Betsaales (1901)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1901: "Homberg (Reg.Bez. Kassel). Während in letzterer Zeit die traurige Erscheinung zutage tritt, dass die alten Judengemeinden sich auflösen, und die einzelnen Leute kaum in der Lage sind, an den hohen Feiertagen ihren heiligsten Gefühlen Genüge zu leisten, sind wir hier in der glücklichen Lage, einen günstigen Bericht zu erstatten. 
Seit Menschengedenken gab es hier keine Stätte, wo die einzelnen Glaubensgenossen ihre Gebete verrichten konnten; teils fehlte es an Minjan, oder es scheiterte an dem Mangel der nötigsten Einrichtungen. 
Diesmal ist es uns durch die Opferwilligkeit der Herren Goldschmidt, Katz, Höxter und Heilbronn gelungen, unseren lang gehegten Wunsch, ein Betlokal einzurichten, auszuführen. Besonders verdient gemacht hat sich um das Zustandekommen dieses heiligen Zweckes Herr Jakob Goldberg aus Kassel, der überall, wo es sich um die orthodoxen Interessen des Judentums handelt, mit der größten Opferwilligkeit und Selbstverleugnung eifrig mitwirkt. Von Herrn Goldberg erhielten wir die Einrichtung für unser Betlokal und ging er uns auch mit Rat und Tat an die Hand. Es sei ihm auch an dieser Stelle unser herzlichster Dank ausgedrückt. Möge dieses edle Beispiel nacheifernd wirken und unsere junge Gemeinde gedeihen und blühen."      

Später - vermutlich erst Anfang der 1930er-Jahre - wurde ein Betraum im Haus der Familie Goldschmidt eingerichtet. Herr Goldschmidt betrieb einen Vieh- und Fellhandel. Der gleichfalls im Erdgeschoss gelegene Betraum war zwar etwas kleiner als der Raum im Haus der Familie Heilbronn, doch reichte er aus, da Anfang der 1930er-Jahre die Zahl der jüdischen Einwohner Homberg bereits zurückgegangen war. Bereits Anfang 1938 - noch rechtzeitig vor dem Novemberpogrom 1938 - wurde das Haus der Familie Goldschmidt mit den dazu gehörigen Stallungen und der Scheune an einen Schäfer verkauft.     
    
Beide Gebäude mit den früheren Beträumen der Gemeinde sind als Wohnhäuser erhalten.    
    
    
Adresse/Standort der Synagoge       
    
Betraum im Haus der Familie Heilbronn: zwischen der Salzgasse und der Engen Gasse     
Betraum im Haus der Familie Goldschmidt: Webergasse 10     
    
    
Fotos
(Quelle: Altaras 1988 S. 53; dies. 2007 S. 156)

Ehemalige jüdische Häuser 
mit Beträumen
(Aufnahmen Juni 1987)
Homberg E Synagoge 111.jpg (81121 Byte) Homberg E Synagoge 110.jpg (66589 Byte)
  Ehemaliges Haus der Familie Heilbronn 
mit Betraum (vermutlich auch Schulraum) 
im Erdgeschoss 
Ehemaliges Haus der Familie 
Salomon Goldschmidt mit Betraum im
 Erdgeschoss links des Eingangs
     
      Homberg Haus Fam Heilbronn 010.jpg (43384 Byte)  
   Haus der Familie Heilbronn (neuere
 Aufnahme von Klaus Bölling, siehe Website
 unten zur Dokumentation der "Stolpersteine") 
 
     
     
 Haus der Familie Heilbronn
(Fotos: Hahn, Aufnahme vom 12.10.2019)
   
  Haus Salzgasse Nr. 9 mit Hinweistafel: "Schulraum und <Synagoge> der kleinen jüdischen Gemeinde von 1908 bis 1930. Ab 1930 bis 1938 befand sich der Synagogenraum in der Webergasse 10." 
     
Haus der Familie Goldschmidt
(Fotos: Hahn, Aufnahme vom 12.10.2019) 
 
  Haus Webergasse 10 mit Gedenktafel: "Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde Homberg 
 die bis zu ihrer Vernichtung hier ihren Betsaal hatte". 

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
    

November 2011: Gedenken an den Novemberpogrom 1938 - Spaziergang zu den "Stolpersteinen"      
Artikel in der "HNA" vom 10. November 2011: "Spaziergang zu den Stolpersteinen. 
Homberg.
Mit einem Spaziergang zu einigen der Stolpersteine in der Homberger Innenstadt machten sich am Mittwochabend rund 80 Menschen auf. Dabei wurde den Opfern der Nationalsozialisten gedacht..." 
Link zum Artikel.     
 
November 2014: Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel in nh24.de vom 2. November 2014: "Das Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 in Homberg.  
Homberg. Nachdem im letzten und im vorletzten Jahr andere Formen des Gedenkens in der Kreisstadt im Vordergrund standen, findet in diesem Jahr wieder ein Gang durch die Stadt anhand der 2003 gesetzten Stolpersteine statt. Aufgrund exemplarisch ausgewählter Stolpersteine geht es in diesem Jahr um das Thema 'Von der Ausgrenzung über die Diskriminierung bis zur Auswanderung jüdischer Mitbürger'.
Es laden dazu ganz herzlich der Ökumenische Arbeitskreis Homberg und die Stadt Homberg ein. Verantwortlich sind dieses Mal erstmals Schüler und Schülerinnen der EKS und der THS (AG "Schule ohne Rassismus") gemeinsam mit ihren Lehrern, Ulf-Dieter Fink, Gunnar Krosky und Thomas Schattner, die in einem Kooperationsprojekt die Gedenkfeier mit historischen Beiträgen und Gedichten gestalten. Für musikalische Beiträge dazwischen sorgt die katholische Kirche in Homberg mit dem Klarinettisten Thomas Kirchhoffs. Der Beginn erfolgt am 8. November um 17.00 Uhr an der Ecke Webergasse/Salzgasse bei der Familie Heilbronn, deren Sohn Julius (Jahrgang 1897) ganz enorm unter der NS-Herrschaft leiden musste, ehe er im Jahr 1942 deportiert wurde und höchstwahrscheinlich noch im Zug ins Ghetto Theresienstadt sterben musste. Doch bereits im Frühjahr 1933 begann das lange Leiden von Julius Heilbronn und damit wurde der Weg zur Reichspogromnacht bzw. zur Deportation und zum Holocaust bereits vorgezeichnet..."  
Link zum Artikel     
 
Artikel von Thomas Schattner in seknews.de vom 27. Oktober 2014: "Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 in Homberg
Nachdem im letzten und im vorletzten Jahr andere Formen des Gedenkens in der Kreisstadt im Vordergrund standen, findet in diesem Jahr wieder ein Gang durch die Stadt anhand der 2003 gesetzten Stolpersteine statt. Aufgrund exemplarisch ausgewählter Stolpersteine geht es in diesem Jahr um das Thema 'Von der Ausgrenzung über die Diskriminierung bis zur Auswanderung jüdischer Mitbürger'. Es laden dazu ganz herzlich der Ökumenische Arbeitskreis Homberg und die Stadt Homberg ein. Verantwortlich sind dieses Mal erstmals Schüler und Schülerinnen der EKS und der THS (AG 'Schule ohne Rassismus') gemeinsam mit ihren Lehrern, Ulf-Dieter Fink, Gunnar Krosky und Thomas Schattner, die in einem Kooperationsprojekt die Gedenkfeier mit historischen Beiträgen und Gedichten gestalten. Für musikalische Beiträge dazwischen sorgt die katholische Kirche in Homberg mit dem Klarinettisten Thomas Kirchhoffs. Der Beginn erfolgt am 8. November um 17 Uhr an der Ecke Webergasse/Salzgasse bei der Familie Heilbronn, deren Sohn Julius (Jahrgang 1897) ganz enorm unter der NS-Herrschaft leiden musste, ehe er im Jahr 1942 deportiert wurde und höchstwahrscheinlich noch im Zug ins Ghetto Theresienstadt sterben musste. Doch bereits im Frühjahr 1933 begann das lange Leiden von Julius Heilbronn und damit wurde der Weg zur Reichspogromnacht beziehungsweise zur Deportation und zum Holocaust bereits vorgezeichnet.
Zum Schicksal von Julius Heilbronn. Das Frühjahr 1933 war auch bereits von persönlichen Rachefeldzügen der Parteigenossen der NSDAP gekennzeichnet, die alte Rechnungen beglichen. Am schlimmsten traf es in Homberg wohl den 36-jährigen Juden Julius Heilbronn. Der 1,71 Meter große Mann mit den schwarzen Haaren und den grauen Augen trug den Spitznamen 'der Sternengucker' in der Stadt, weil er immer erhobenen Hauptes durch die Kreisstadt ging. Zwei Homberger, die sich vor 1933 bei der Schutzpolizei (Schupo) beworben hatten, rächten sich nun an Julius, da sie in Erfahrung gebracht hatten, dass Julius sie vor der Machtübernahme als Nationalsozialisten angeschwärzt hatte und so verhindert hatte, dass sie eingestellt wurden. Jetzt hatte das schlimme Folgen. 'Beide abgelehnte Bewerber holten sich Julius aus der Wohnung, gaben ihm ein Schild zu tragen, nahmen ihn in die Mitte und führten ihn durch Hombergs Straßen – begleitet von vielen Jugendlichen'. Auf dem Schild stand geschrieben: 'Ich habe veranlasst, dass deutsche Jugend nicht zur Schupo kann'. Das traf einen Mann, der nach einem Einsatz an der Westfront im Ersten Weltkrieg bedingt durch einen Gasangriff zunächst schwer verwundet und später aus dem Heeresdienst entlassen wurde. Die Folge war derart gravierend, dass er anschließend nur bedingt arbeitsfähig war. Wie sehr sich die Rache an Julius in das Gedächtnis einzelner gebrannt hat, zeigt die Reaktion von Margret Grundmann, geborene Goldschmidt, einer Homberger Jüdin Jahrgang 1916. Am 19. Februar 2008 schrieb sie in einem Brief an den Autor: 'Nach all den vielen Jahren bekam ich endlich die Antwort auf eine so traurige Frage. Warum führte man Julius Heilbronn, der ein Schild tragen musste, durch die Straßen in Homberg? Ich war gerade vor unserem Haus, Untergasse 30, wenn Julius vorbei getrieben wurde. Er gab mir solch einen entsetzlich traurigen Blick, Als ob es gestern war, erinnere ich mich noch daran.' Zum weiteren Schicksal von Julius Heilbronn, der noch mehrfach durch Homberg geführt wurde: Aus den 30er Jahren ist weiter überliefert, dass er zusammen mit der Kindergärtnerin Sophie Hölzer seinen Vater Sußmann nach dessen Schlaganfall 'sauber machte' und wusch. Diese berichtete später wie dankbar Julius für diese Hilfe war: '[…] jedes Mal, wenn ich auswärts gewesen war und mit dem Zug nach Hause kam, holte er mich vom Bahnhof ab. Dort stand er an der Seite und sagte kein Wort. Den Eselsweg ging ich durch, Julius immer zehn Schritte hinter mir. Einmal fragte ich: 'Warum machen Sie das?' 'Es soll Ihnen nichts passieren, Schwester', sagte er. Julius litt zu diesem Zeitpunkt schon stark an der Zuckerkrankheit, ohne Insulin konnte er nicht mehr leben. 1937 wird dann Julius nach Recherchen von Friedrich Dreytza auf offener Straße von zwei SS-Männern als 'Saujude' beschimpft. Da er wie sein Vater eine starke Persönlichkeit besaß und 1934 zudem mit dem 'Ehrenkreuz der Frontkämpfer' ausgezeichnet wurde, wehrte er sich. Nach dem zu früh verstorbenen Fritz Dreytza ließ er sich die Beleidigung nicht gefallen und zeigte deshalb die beiden SS-Männer bei der Polizei in Homberg an. 'Diese Anzeige aber wird nicht angenommen und er selbst wird als Störer aus dem Polizeiwachlokal des Rathauses hinausgeworfen', so Dreytza. Auf die Reichspogromnacht reagierte er dann ähnlich. Erneut beschwerte er sich bei der Polizei in Homberg. Wieder versuchte er Strafanzeige zu stellen. 'Seine Bemühung führt dazu, dass ihm [dieses Mal] ein Schild mit der Aufschrift: ´Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren!´ um den Hals gehängt und er von einem Polizeibeamten durch die Stadt Homberg geführt wird'. Und noch einmal sollte Julius öffentlich auffällig werden. Am 29. Dezember 1941 wurde ein großer Artikel im Kreisblatt publiziert. Seine Überschrift lautete: 'Wir helfen unseren Soldaten – Sonderdienst des Gaues Kurhessen der NSDAP zur Woll-, Pelz-, Ski und Wintersachensammlung für die Front'. Selbstverständlich hatten auch die letzten in der Region verblieben Juden zu spenden. Dagegen wehrte sich Julius bei der öffentlichen Übergabe der Spenden am 16. Januar 1942. Wiederum erscheint er auf der Polizei und wiederum wird ihm nun ein Schild mit der Aufschrift: '´Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren!´ um den Hals gehängt'. Erneut muss er nach Dreytza durch die Stadt Homberg laufen. So verwundert es nicht, dass Julius am 20. Februar 1942 wegen Aufsässigkeit gegen die Polizei in die Landesarbeitsanstalt Breitenau eingewiesen wurde. Die Gründe selbst für seine Inhaftierung sind aus den Akten nicht ersichtlich. Erst knapp zwei Monate später am 16. April 1942, wurde er wieder freigelassen. Was er dort erleiden musste, kann mit Sicherheit nicht nachvollzogen werden, da die Geheime Staatspolizeistelle Kassel am 17. März 1942 den Direktor der Landesarbeitsanstalt schriftlich anwies, Julius '[ …] besonders scharf zur Arbeit heranzuziehen'. Am Tag seiner Entlassung ordnete die Geheime Staatspolizeistelle Kassel den Landrat in Fritzlar schriftlich an, Julius ist '[…] bei der nächsten Evakuierung mit abzuschieben'. Wie sehr Julius zu diesem Zeitpunkt bedingt durch die fast zweimonatige Internierung gesundheitlich geschwächt war, geht aus einem Schreiben des Staatlichen Gesundheitsamtes in Fritzlar vom 28. Mai 1942 an den Bürgermeister in Homberg hervor. Als Fazit formuliert ein Mediziner im Hinblick auf die bevorstehende Deportation von Julius, '[…] daß m. E. ein Abtransport, wenn überhaupt, nur jetzt möglich ist. Wegen des Schwächezustandes wird empfohlen, den Abtransport im Liegen, am besten auf einer Trage vorzunehmen. Transport im Krankenauto ist nicht notwendig. Es genügt ein üblicher Wagen'."
Quellenverzeichnis:
Unveröffentlichte
: Brief von Margret Grundmann an Thomas Schattner vom 19. Februar 2008,  Personalakte von Julius Heilbronn im Archiv der Gedenkstätte Breitenau,  Hans Schmidt, Judentum in Homberg, maschinenschriftliches Manuskript o.J..
Veröffentlichte: Hans-Joachim Bauer (Hrsg.), Stadtgeschichte gestaltet und erlebt, Lebensberichte Hornberger Bürger 1916 bis 1982, Homberg/ Efze 1986.
Friedrich Dreytza / Christiane Fäcke, Spuren jüdischen Lebens im Kreis Homberg, Homberg/Efze 2004.
Gedenkstättenrundbrief Nummer 9, Hrsg.: Verein zur Förderung der Gedenkstätte und des Archivs Breitenau e.V., Kassel 1991."  
 


   
Links und Literatur

Links:   

bulletHomberg E Synagoge 112.jpg (24297 Byte)Website der Stadt Homberg (Efze) (Hinweis: beim > Stadtrundgang unter Nr. 24 "Jüdisches Bethaus" das Foto links)  
bulletWebsite "Homberg (Efze) - ein Internet-Bilderbuch mit Dokumentation der "Stolpersteine"   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Homberg (Efze) 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Homberg (Efze)  (interner Link) 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Homberg/Efze 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Homberg/Efze ist vorhanden (zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,476   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Homberg/Efze, aufgenommen durch Curt Wolf aus Eschwege und D. Goldschmidt aus Frankerhausen im September 1938; Laufzeit 1912 - 1938; enthält hebräische und deutsche Grabinschriften auf dem jüdischen Friedhof in Homberg/Efze    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1919482     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 300-301.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 53.    
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 51 (keine weiteren Informationen).
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S. 156-157.  
bulletHans Schmidt: Judentum in Homberg. Maschinenschriftliches Manuskript o.J. (unveröffentlicht).  
bulletHans-Joachim Bauer (Hrsg.): Stadtgeschichte gestaltet und erlebt. Lebensberichte Hornberger Bürger 1916 bis 1982. Homberg/Elze 1986. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 177.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 441.  
bulletFritz Dreytza / Christiane Fäcke: Spuren jüdischen Lebens im Kreis Homberg. Homberg (Efze) 2004. 
bulletChristiane Fäcke / Sandra Höxter / Thomas Schattner - Zweigverein Homberg (Efze) im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel e.V. (Hrsg.): Das waren doch unsere Nachbarn. Zur Geschichte der Homberger Kaufmannsfamilie Höxter. Katalog einer Ausstellung. 120 S. Kassel 2012.   

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Homberg an der Efze  Hesse-Nassau. Although Jews lived there from 1679, an independent community was only established in 1909, numbering 36 (1 % of the total) in 1925. It had no synagogue and the Jews worshiped in private homes. Most left before 1939; two perished in the Holocaust
   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013