Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Crumstadt (Stadt Riedstadt, Kreis Groß-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Crumstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden Juden in Crumstadt in Abrechnungen von Steuerkollektoren der Jahre 1642 und 1645 genannt. In Gemeinderechnungen wird 1684 Jud Zadok, 1694 Jüdin Güthe und Jud Aron genannt. 
  
1720 hatte Jud Baruch Hausbesitz in Crumstadt. 1725 wurden drei, 1770 vier jüdische Familien am Ort gezählt. Eine besondere Rolle spielte bei Landjudentagen in Groß-Gerau der Jude Mosche Crumstadt (1723 bis 1752 genannt). Eine eigenständige jüdische Gemeinde wurde 1796 in Crumstadt gegründet.
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1828 46 jüdische Einwohner, 1861 82 (5,9 % von insgesamt 1.380 Einwohnern), 1875 62, 1880 84 (6,2 % von 1.358), 1895 80, 1900 64 (4,6 % von 1.394), 1905 65 (4,6 %), 1910 54 (3,8 % von 1.419). Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Vieh- und Futtermittelhandel.
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof Groß-Gerau, teilweise auch in Alsbach beigesetzt. Die Gemeinde war dem orthodoxen Rabbinat Darmstadt II zugeteilt.  

Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Moritz Bruchfeld (geb. 7.8.1886 in Crumstadt, gef. 30.10.1915). 
 
Um 1924, als 61 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,1 % von insgesamt 1.491), waren die Vorsteher der Gemeinde Gustav Bruchfeld, Abraham Bruchfeld I und Abraham Bruchfeld III. Als Lehrer, Kantor und Schochet war W. Bergen angestellt. Er unterrichtete an der Religionsschule damals vier Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Frauenverein (1932 unter Leitung von Kätchen Mayerfeld, Arbeitsgebiet: Krankenpflege) und der Israelitische Männerverein (1932 unter Leitung von Isidor Heim, Arbeitsgebiet: Krankenpflege). 1932 waren die Gemeindevorsteher Leopold Bruchfeld (1. Vors.), Leo Fr. Bruchfeld (2. Vors.) und Isidor Heim (3. Vors.). Inzwischen war als Lehrer, Kantor und Schochet Eugen Groß tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 sechs Kinder.   
  
1933 lebten noch 46 jüdische Personen am Ort (2,9 % von 1.567). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien sowie der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Letzter Gemeindevorsteher war Isidor Heim. Beim Novemberpogrom 1938 überfielen SA- und NSKK-Trupps die Synagoge und jüdische Wohnungen, die geplündert und verwüstet wurden, so bei der Familie des Viehhändlers Isidor Heim (Friedrich-Ebert-Straße 12), bei Familie David Sonnheim (Friedrich-Ebert-Straße 32), bei Familie Grünewald (Rathenaustraße 11) und bei der Familie Albert Wolf (Modaustraße 7). Ab 1939 ging die Zahl von elf jüdischen Einwohnern (1939) auf fünf (am 31. Dezember 1940 und am 2. April 1942) zurück. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden von Crumstadt aus deportiert.   
    
Von den in Crumstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei Schleindl s.Lit. S. 232): Abraham Bruchfeld II (1854), Abraham Bruchfeld (1878), Leopold Bruchfeld (1867), Maier Max Bruchfeld (1877), Mathilde Gottschall geb. Bruchfeld (1865), Erna Grünewald (1923), Hanna Grünewald (1925), Karl Grünewald (1892), Otto Grünewald (1929), Dina Heim geb. Bruchfeld (1870), Isidor Heim (1879), Johanna Hirsch geb. Bruchfeld (1890), Leopold Hirsch (1886), Bertha Mainzer geb. Morgenthau (1882), Babette Mayer (1859), Franziska Morgenthau (1888), David Sonnheim (1885), Gretel (Gretl) Sonnheim (1920), Klara Sonnheim geb. Bruchfeld (1885), Otto Trepp (1903), Albert Wolf (1881), Manfred Wolf (1923), Margot Käte Wolf (1925), Selma Wolf geb. Hahn (1891). 
    
Zur Erinnerung an die Geschichte und das Schicksal der früheren Crumstädter jüdischen Einwohner wurde 1988 ein Gedenkstein auf dem Platz zwischen Kirche, Kindergarten und Heimatmuseum eingeweiht mit der Inschrift: "Crumstädter Bürger starben, weil sie Juden waren" und den Namen der umgekommenen Personen. 
Mehrfach wurden in Crumstadt "Stolpersteine" für Opfer der NS-Zeit verlegt. Im Januar 2015 vor dem Haus Modaustraße 7 für Angehörige der Familie Wolf: Albert Wolf und Selma Wolf geb. Hahn mit den Kindern Manfred und Margot Käte; im Juli 2016 vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 2 für Angehörige der Familie Mayer: Josef und Regine Mayer mit den Kindern Robert, Flora, Frieda, Rosa und Gerdi; vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 12 für die Familie Heim: Isidor und Dina Heim mit der Tochter Elsa (Isidor Heim war letzter Gemeindevorsteher; Elsa konnte mit ihrem Mann Theo Wallach in die USA emigrieren); vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 18 für das Ehepaar Willy und Berta Bach (hatten einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine Matzenbäckerei); im November 2017 wurden vor dem Haus Walter-Rathenau-Straße 23 "Stolpersteine" verlegt für Angehörige der Familie Mayerfeld. 
  
Zur Geschichte von Leopold Hirsch und Johanna Hirsch geb. Bruchfeld siehe Seite zu Büttelborn.  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
   
Allgemeiner Bericht    
 
Gemeindebeschreibung von Crumstadt anlässlich der Einweihung einer Torarolle (1930)    

Crumstadt Israelit 05061930.jpg (405712 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1930:  "Eine Landgemeinde feiert ein Fest..
Beim großen Abbau des jüdischen Landlebens, der mit dem 'Aufbau' der modernen Kultur einsetzte, scheinen ein paar Gemeinden im Hessischen und Bayrischen zu ihrem Glücke vergessen worden zu sein. Zu ihnen gehören Pfungstadt und Crumstadt. Von letzterer Gemeinde soll hier die Rede sein.   
Crumstadt, ein idyllisch gelegenes Dort mit sauberen Straßen und schönen Häuschen hat eine jüdische Gemeinde von 12 bis 15 Familien. Als aber die Gemeinde am Donnerstag das Fest eine Toraeinweihung feierte, waren an hundert Menschen in der kleinen Synagoge und später an der langen Tafel im Festsaale versammelt. Das macht: weil die kleineren jüdischen Niederlassungen rundherum alle sich um die Gemeinde Crumstadt wie um einen Brunnpunkt scharen und ihre Feste als die eigenen mitfeiern; ferner weil die Kinder, die Crumstadt in die Großstadt, in die weite Welt, ja über das Meer hinausgeschickt hat, noch treu zur alten Muttergemeinde halten und es sich nicht nehmen lassen, sie gelegentlich im Festschmucke zu sehen. Es waren wirklich auch Amerikaner mit dabei, die ihre fällige Europareise so eingerichtet haben, dass sie in ihrer Heimatgemeinde das Fest mitfeiern könnten.   
Dabei kann uns, wie ein Frankfurter Redner an der Tafel betonte, ein Zug an der Gemeinde Crumstadt gar nicht gefallen, er verleidet uns sogar das Hinkommen. Das ist nämlich der Zug, der von Darmstadt nach Goddelau fährt und nicht weiter, und uns dann einem Untier von Omnibus überantwortet, der uns für fünfzig Reichspfennige eine halbe Stunde so durchschüttelt, dass wir mitten im Starkenburgischen Hochlande 'seelkrank' werden und schließlich beglückt wie Kolumbus beim Anblick der ersten Häuser rufen: Land! Land! ... Aber man ist bald entschädigt. Unter dem gastlichen Dach - nein, wir sitzen obdachlos im Hof der Familie M. - harret unserer ein Käsekuchen von Dimensionen, die die ganze Schowuausfreude uns vorauskosten lassen. Die unversiegbaren Kaffeekannen dampfen, und dazu die strahlenden Gesichter der Gastgeber. Hausherr, Hausfrau, Söhne und Töchter überbieten sich förmlich in der Bewirtung und Betreuung der Stadtgäste. Man erhebt sich nun, um zur Feier in die Synagoge zu gehen, und nur, um nachher wieder zu kommen.   
Man tritt in einen langen Vorhof. Zwischen Kartoffelpflanzen, eingebettet steht die kleine Synagoge, eine Puppensynagoge, wie aus dem Baukasten von Kinderhand sauber dahingestellt. Um zwei Uhr sollte es beginnen. Aber zwei volle Stunden warten die Frauen auf der Galerie oder im Hofe in der Sonnenglut, indes die Männer im Nebenraum, der eine Schule darstellt, die Tora zu Ende schreiben. Diesen Nebenraum haben die Großväter vor hundert Jahren mit der Synagoge für Kinder und Kindeskinder gebaut, aber an die Festzylinder ihrer Urenkel haben sie dabei nicht gedacht. sie hätten dann die Deckehöher legen müssen. Alle Männer und Frauen der Gemeinde sind festlich gekleidet, festlich gestimmt und tief bewegt. Die letzten Buchstaben werden versteigert und zu verhältnismäßig hohen Preisen an den Mann gebracht. 'Jedes Los gewinnt', und der Gewinnende bekommt noch dazu einen Mischeberach, alles gegen bar.... Die Herzen sind offen und die Hände nicht minder.    
Die Synagoge ist mit Laub und Tannen geschmückt und gestopft voll.- Die Männer der Gemeinde haben einen halben Arbeitstag dafür geopfert und alles mit eigener Hand geschafft. Die elektrischen Birnen bestrahlen das frische Grün und mit dem Violett des Tageslichtes ergibt es einen schönen Zusammenklang. Die neue Tora, vom Herrn Rabbiner getragen, wird von den trägern der anderen heiligen Rollen vor der Türe empfangen. Rundgänge und Chorgesänge, Einheben. Dann die Predigt. Eine der schönen, herzenswarmen und lebensfrischen Reden des Herrn Dr. Merzbach. Ein Sinaifest feiert die Gemeinde, und das Doppelgelöbnis: 'Wir wollen tun und hören', erfülle, wie damals, alle Herzen. Dank der Gemeinde, Dank den Spendern, (deren manche besonders ehrend genannt werden), Dank dem Lehrer (Herr Beni Saffra, ein Frankfurter Kind), der mit Einsetzung seiner ganzen Kraft, seit zwei Jahren Leben aus Ruinen zaubert und ein wahrer Führer seiner Gemeinde ist.
Es folgt eine kurze Ansprache des Herrn Lehrers, der das Wort 'Chinnuch' aufgreift, um auch auf die andere Bedeutung dieses Wortes: 'Erziehung' hinzuweisen und nach dieser Richtung ein wenig zu ermahnen. Noch einige Gesänge, und wir sind wieder im Hofe unseres 'Stammlokales'.  
Wer die in der Großstadt längst vergessene alte echte jüdische Gastfreundschaft unter dem Eschel Abrahams kennen will, der komme nach Crumstadt und gleich in den Hof der Familie M. Man hatte für die Gäste aus 'Extraaufsicht' alles bezogen, und der Oppenheimer Wein trägt Aufsichtssiegel für Pessach. Es ist alles in bester Ordnung. 
Aber das alles ist nur kulinarischer Auftakt. Das Festmahl beginnt eine Stunde später im großen Saale und wickelt sich nach einem feststehenden Programm mit Ansprache, Theaterstücken, Couplets, Musikeinladen und allem anderen ab, wie in der Großstadt auch. Auch die Menschen, einschließlich der Einheimischen, sind        
Crumstadt Israelit 05061930a.jpg (160452 Byte)  durchaus großstädtisch - die Grenze ist längst mehr oder weniger verwischt - städtisch i Kleidung, Sprache und Benehmen, nur von gesunderem Aussehen, und im Herzen wohnt mehr Ruhe, mehr Ausgeglichenheit, etwas von der Geruhigkeit und Ebenheit der Korn- und Kartoffelfelder draußen, und viel von der alten, unverfälschten Opferfreude und Gastfreundlichkeit.  
Es spricht und begrüßt der erste Vorsteher, Herr Leopold Bruchfeld; der Herr Rabbiner, der ein gut Teil des Verdienstes um die Erhaltung dieser letzten jüdischen Werte auf dem platten Lande seines Bereichs für sich in Anspruch nehmen darf; Herr Rabbiner Wassermann eindringlich und lebendig; Herr Mayerfeld, ein Crumstädter Kind, aber längst Weltkind im Großbetriebe der Weltstadt. Ein Frankfurter Gast hält eine Rede voll lustiger Einfälle, versteckt sich aber hinter den Späßen viel Ernstes und Nachdenkliches über die jüdischen Dinge in Stadt und Land. Die Theaterstücke werden von temperamentvollen jungen Damen und Herren charmant gespielt, und ein kleiner Junge geigt zwischendurch ganz vortrefflich. Anzügliche 'Neuigkeiten' werden in einem Couplet verlesen, das mehr Strophen hat als die Gemeinde Häuser. Und alles trägt den Charakter des Intimen. Jeder ist mit jedem glücklich und zufrieden. Wir haben einen halben Tag nichts von der Not der Zeit gehört....   
So verlaufen die Stunden. Er wird neune und zehne. Bald ist schon elf. Unten wartet geduldig der Omnibus. Er kann warten, er hat Zeit. Wir werden ihm nciht entgehen. Und hat er uns, dann schüttelt und rüttelt er uns wieder eine halbe Stunde hübsch durcheinander bis Goddelau, wo ein Züglein von nicht viel aufregenderer Konstruktion als der Omnibus gemütlich unserer harret. Es fährt so, als müsste der Zugführer in jeden Bauernhof am Wege einen schönen guten Abend hineinrufen. In Darmstadt aber kommt auf Geleise vier der Zug von irgendwo wie der Wind angesaust, hält nur drei Minuten. Einsteigen! Abfahrt! Tempo! Tempo! Die Maschine der Zeit mit ihrem gewaltigen Räderwerke hat uns wieder in ihrer Gewalt.  
Es war ein schöner Traum. Möchte er sich öfters wiederholen. -tz".   

 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1890 / 1893 / 1897 / 1901  

Crumstadt Israelit 20031890.jpg (28888 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1890: "Die israelitische Religionsgemeinschaft Crumstadt sucht per 1. April diesen Jahres einen Lehrer, Vorsänger und Schächter ledigen Standes. Gehalt 450 Mark. Nebenverdienst ca. 200 Mark nebst freier Wohnung. 
Der Vorsteher:
A. Bruchfeld."  
 
Crumstadt Israelit 31071890.jpg (37521 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1890: "Die israelitische Religionsgemeinde Crumstadt sucht sofort einen Lehrer, Vorsänger und Schächter nicht verheiratet, mit einem jährlichen Gehalt von 450 Mark und ca. 250 Mark Nebenverdienst nebst freier Wohnung. Lehrer können sich wenden an den 
Vorstand A. Bruchfeld."
 
 
Crumstadt Israelit 05101893.jpg (43429 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1893: "Die israelitische Gemeinde Crumstadt bei Darmstadt sucht zum alsbaldigen Eintritt einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt Mark 450 nebst Nebenverdiensten, freier Wohnung und Heizung. Seminaristisch gebildeter junger Mann bevorzugt. 
Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei dem Vorstand A. Bruchfeld melden." 
   
Crumstadt Israelit 16091897.jpg (53475 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1897: "Die israelitische Gemeinde Crumstadt bei Darmstadt sucht zum sofortigen Eintritt einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Derselbe muss die Befähigung durch ein von einer staatlichen Prüfungsbehörde ausgestelltes Zeugnis nachweisen können. Gehalt Mark 550, nebst ca. Mark 300 Nebenverdienst, freier Wohnung und Heizung. Bewerber wollen sich bei dem Vorstand A. Bruchfeld melden."   
 
Crumstadt Israelit 03011901.jpg (41802 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1901: "Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen Vorsänger, Lehrer und Schochet. Gehalt 750 Mark, freie Wohnung und Nebenverdienst. 
Der Vorstand: 
Gustav Bruchfeld,
 
Crumstadt bei Darmstadt."  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 

Zum Tod von Blimchen Bruchfeld (1893)  

Crumstadt Israelit 30011893.jpg (76428 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1893: "Crumstadt bei Darmstadt, 10. Januar. Es war ein sehr schmerzlicher Gang, von dem soeben die sämtlichen Gemeindemitglieder sowie auch eine große Anzahl Teilnehmender aus allen umliegenden Orten zurückgekehrt sind, sie hatten einer edlen frommen Israelitin, Frau Blimchen Bruchfeld zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet. Sie war ein wahres Vorbild echt jüdischer Frömmigkeit, im Stillen übte sie große Wohltaten, wenn es ihr möglich war, fehlte sie nie in unserer Synagoge. Nicht allein ihrem Gatten und Kindern ist sie nun entrissen, unsere ganze Gemeinde verliert in ihr eine fromme, wohltätige Frau. Im Trauerhause sprach unser verehrter Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt tief empfundene und zu herzen gehende Worte. Möge der liebe Gott dem Gatten, den Kindern und Verwandten seinen Trost spenden.  G."

 
Zum Tod des aus Crumstadt stammenden Kultusbeamten Samuel Montag (1903 in Friedrichstadt)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1903: "Friedrichstadt, 30. April (1903). Plötzlich und unerwartet starb heute am Herzschlag im Alter von 55 Jahren der Kultusbeamte, Herr Samuel Montag, gebürtig in Crumstadt. Derselbe war hier 9 1/4 Jahre, vorher 19 Jahre in Griesheim bei Darmstadt. Herr Ober-Rabbiner Dr. Lerner aus Altona kam zur Beerdigung und hielt am Grabe eine ergreifende Rede. Frau und Kinder des Heimgegangenen sind nun plötzlich ihres Ernährers beraubt. Hoffentlich nimmt sich die Gemeinde der Witwe und Waisen an."        

   
Goldene Hochzeit von Moritz Grünebaum und seiner Frau (1903)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1903: "Friedrichstadt, 3. Mai (1903). Herr Moritz Grünebaum und Frau, geb. Montag, in Crumstadt bei Darmstadt (Pension für Nervenleidende), feierten am 1. Mai dieses Jahres das Fest ihrer silbernen Hochzeit."         

  
Zum Tod von Hannchen Reinhardt geb. Montag (Tochter von Lehrer Montag s.o., 1910)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Dezember 1910: "Hanau. Ein schier endloser Leichenkondukt bewegte sich am letzten Monat aus den Straßen von Wachenbuchen dem hiesigen Friedhofe zu. Es galt die irdischen Überreste der Frau Hannchen Reinhardt geb. Montag zur letzten Ruhestätte zu geleiten, einer Esches-chajil (wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinne. Schon in ihrem elterlichen Wohnhause - sie war die Tochter des ehemaligen Lehrers N. Montag in Crumstadt bei Darmstadt - genoss sie eine gute religiöse Erziehung zur Gottesfurcht und pflanzte auch diese Emmah tief in die Herzen der Kinder ein."  

 
 Zum Tod von Käthchen Grünebaum geb. Montag (Tochter von Lehrer Montag, s.o., 1921)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom  17. November 1921: "Darmstadt. Am 2. Marcheschwan verstarb in dem benachbarten Crumstadt Frau Witwe Käthchen Grünebaum im 72. Lebensjahr nach längerem Leiden. Sie war eine Tochter des verstorbenen Lehrers Montag in Griesheim und eine gottesfürchtige Frau und wohltätig gegen Arme. Die Bestattung fand in Groß-Geraus statt und gestaltete sich als eine Wertschätzung allgemeiner Hochachtung. Möge sie sanft ruhen". 

 
Zum Tod von Babette Mayerfeld (1922)  

Crumstadt Israelit 08061922.jpg (93786 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1922: "Crumstadt, 31. Mai (1922). Am Sonntag, 28. dieses Monats, haben wir die älteste Frau unserer Gemeinde, Witwe Babette Mayerfeld im 83. Lebensjahre zu Grabe getragen. Sie war eine Enkelin des Rabbi Löb Mahr, des berühmten Mitarbeiters des Baal Schem von Michelstadt. Ein großes Trauergefolge legte Zeugnis ab von der Beliebtheit, deren sich die Entschlafene allerseits erfreute. Mit ihr ist eine Mutter aus dem Leben geschieden, deren Sinn immer nur auf Edles, Schönes und Hohes gerichtet war, die in diesem Sinne ihre Kinder erzog, die nach dieser Richtung hin ihren heilsamen Einfluss auf die sie umgebenden Enkelkinder ausübte. Sie nahm sich der Armen und Dürftigen an, denen sie nach Möglichkeit zu helfen suchte. Arme Wanderer fanden bei ihr gastfreundliche Aufnahme und Verpflegung. Als Vorsitzende unserer Chewra Noschim (Frauen-Wohltätigkeitsverein) hatte sie reichlich Gelegenheit Wohltätigkeit zu üben. Möge ihr Andenken unserer Gemeine zum Segen werden! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

  
Zum Tod von Abraham Levi (1929)    

Crumstadt Israelit 28031929.jpg (114746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Crumstadt bei Darmstadt, 20. März (1929). Der hiesigen Gemeinde wurde ihr Gemeindeältester, Abraham Levi, im Greisenalter von 81 Jahren durch den Tod jäh entrissen. Mit ihm ist eine Stütze der Gemeinde dahingegangen. Der Verstorbene zählte noch zu den wenigen, die auf dem Lande dem alt-orthodoxen Judentume treu geblieben. So wich das Buch der Psalmen nicht von seiner Hand. Übermäßig groß war bei ihm die Wohltätigkeit den Armen gegenüber. Ein alter Veteran des Jahres 1870/71 wurzelte er fest in der Heimat, aber auch im Glauben seiner Väter, was er in der Lebensart bis zuletzt noch voll zum Ausdruck brachte. Die überaus große Beteiligung bei der Beisetzung legte beredtes Zeugnis davon ab, dass er auch bei Andersgläubigen wohlgeachtet war. Im Trauerhause entwarf Herr Rabbiner Dr. Merzbach in tief zu Herzen gehenden Worten noch einmal das Lebensbild dieses Mannes. Kurze Abschiedsworte zollte ihm noch Herr Lehrer B. Saffra namens der Gemeinden. In endloser Reihe setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Wenn ihn auch der Ewige ins Gottesreich zu sich gerufen hat, sein jüdischer Geist aber wird im Elternhause sowie in der Gemeinde weiter fortleben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
Zum Tod von Gustav Bruchfeld, 30 Jahre Gemeindevorsteher (1929)  

Crumstadt Israelit 17101929.jpg (98901 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1929: "Crumstadt bei Darmstadt, 4. Oktober (1929). Unter überaus großer Beteiligung wurde kurz vor dem Rausch-Haschanoh-Feste (Neujahrsfest) der erste Vorsteher unserer Gemeinde zu Grabe getragen. Gustav Bruchfeld, der vor 30 Jahren das Amt des 1. Vorstandes der Gemeinde übernommen hatte, verstand es, die Gemeinde in altjüdischem Sinne zu führen. Aufopfernd, keine Mühe und Arbeit scheuend, bekleidete er dieses Amt zur Ehre Gottes. Einen schweren überaus großen Verlust hat die Gemeinde dadurch zu verzeichnen. Es gab kein Minjan (gemeint: gottesdienstliche Veranstaltung), bei dem der Verstorbene fehlte. Galt es Zedokoh (Wohltätigkeit) auszuüben, so war auch er es, der mit tatkräftigstem Beispiele voranging. Welche Beliebtheit der Heimgegangene sich bei der Allgemeinheit erworben hatte, ließ das überaus große Geleite der Ortsbevölkerung erkennen. Am Trauerhause würdigte Herr Rabbiner Dr. Merzbach in tief zu Herzen gehenden Worten das Lebensbild des Verstorbenen. Namens der Gemeinde und des Vorstandes überbrachte Herr Lehrer Saffra Abschiedsworte des Dankes. In der heiligen Stätte ist sein Platz verwaist, gar bitter und groß ist die Lücke, die unserer kleinen Gemeinde gerissen wurde, sein Name jedoch wird in den Annalen der Gemeinde unauslöschlich bleiben. Möge dies der Trost der Hinterbliebenen und der Gemeinde sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Geburtstage von Josef Mayer und seiner Frau Regina geb. Mayerfeld (1934)  

Crumstadt Israelit 31051934.jpg (40092 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1934: "Crumstadt bei Darmstadt, 22. Mai (1934). In diesen Tagen feierten Herr Josef Mayer und Gemahlin Frau Regina geb. Mayerfeld ihren 73. resp. 74. Geburtstag. In ihrer körperlichen und geistigen Frische erfreut sich das jugendliche Greisenpaar in näherer und weiterer Umgebung Crumstadts in allen Schichten der Bevölkerung größten Ansehens und wird verehrt von ihren Kindern in Birkenau im Odenwald, in Biebesheim und Amerika. Wir schließen uns deren innigen Wünschen an. (Alles Gute) bis 120."  

     
Zum Tod des aus Crumstadt stammenden Sally Grünbaum (gest. 1938 in Frankfurt) 
    

Crumstadt JuedGblFfm August 1938 S11.jpg (128814 Byte)Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt Frankfurt" August 1938 S. 11: "(Frankfurt). Sally Grünebaum seligen Andenkens
Am 25. Juni ist der Bestattungsleiter unserer Gemeinde und Synagogenwart der Hauptsynagoge Sally Grünebaum plötzlich verstorben. Sally Grünebaum, der am 14. Mai 1880 zu Crumstadt (Kreis Groß Gerau) geboren wurde, ist seit 1910 in unserer Gemeinde tätig gewesen. Zunächst in der Westendsynagoge und im Bestattungswesen beschäftigt, kam Sally Grünebaum im Jahre 1923 als Synagogenwart in die Hauptsynagoge. Zu dieser Funktion übernahm er 1928 die Leitung des Bestattungswesens. In diesen seinen Tätigkeiten ist Sally Grünebaum mit weitesten Kreisen unserer Gemeinde in schönen und schweren Stunden in Beziehung gekommen. Überall hat er sich durch sein taktvolles, freundliches Wesen, seine Ruhe und Hilfsbereitschaft Dank und Zuneigung gesichert. 
Sally Grünebaum hat den Weltkrieg während seiner ganzen Dauer mitgemacht. Mehrmals verwundet und mit höchsten Auszeichnungen geehrt - Grünebaum hatte u.a. das Eiserne Kreuz, die Hessische Tapferkeitsmedaille - hat er sich mit gleicher Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit den Aufgaben gewidmet, die sein Beruf ihm stellte. Der Mann, der im Kreise seiner Mitarbeiter Freundschaft spendete und empfing, hat auch ins einer engeren und weiteren Familie Liebe gesät und geerntet. Seine Gattin und seine Söhne verlieren in ihm den treusorgenden Mann und Vater, mit ihnen trauern die Freunde und Mitarbeiter um den geschätzten Freund.   
Bei der Beerdigung am 27. Juni ließ Rabbiner Dr. Salzberger ein Bild Sally Grünebaums erstehen, auf den er die Worte anwendete, die vom Hohepriester Aaron zu lesen sind: 'Er eilte mitten hinein in die Gemeinde' und 'Er stand zwischen den Lebenden und den Toten'. Ein Mitglied des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten zeichnete Sally Grünebaums Verdienste als Soldat und Kamerad. 
Das Andenken dieses Mannes wird bei allen, die ihn kannten, in hohen Ehren gehalten werden""  

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen        
  
Verlobungsanzeige von Clara Tannenwald und Max Mayerfeld (1930)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17, Juli 1930: 
"Clara Tannenwald - Max Mayerfeld.  Verlobte.  
Nürnberg Zufurstraße 15   -   Crumstadt (Hessen)   Juli 1930".      


Anzeige zur Geburt eines Sohnes von Sali Mayerfeld und Helene geb. Heidingsfeld (1933)  

Crumstadt Israelit 30031933.jpg (35781 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1933: "Die - Gott sei gepriesen - glücklich erfolgte Geburt unseres Erstgeborenen zeigen in dankbarer Freude an  
Sali Mayerfeld und Frau Helene geb. Heidingsfeld. 
Crumstadt/Ries, 26. Adar 5693 - 24. März 1933. z.Zt. Rothschild'sches Hospital."   

     
Hochzeitsanzeige von Flora Plaut und Manfred Rabenstein (1936)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1936: "Gott sei gepriesen
Flora Plaut - Manfred Rabenstein   zeigen ihre - so Gott will - am Dienstag, den 31. März 1936 - 8. Nissan 5696, in Eschwege, Hotel Löwenstein, stattfindende Vermählung an. 
Frankershausen Bezirk Kassel  - Crumstadt/Darmstadt."    

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Zunächst war ein Betsaal vorhanden.
    
1826 kaufte das jüdische Gemeindeglied Zacharias Bruchfeld ein Grundstück mit einem Gebäude und schenkte es der jüdischen Gemeinde. Auf dem Grundstück konnte bis zur Einweihung 1828 eine neue Synagoge erbaut. werden Sie hatte nach einer Erweiterung von 1890 72 Männer- und 32 Frauenplätze.
  
1928 konnte das hundertjährige Bestehen der Synagoge feierlich begangen werden:    
   
Hundertjahrfeier der Synagoge 1928  

Crumstadt Israelit 05011928s.jpg (34305 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1928: "Crumstadt bei Darmstadt, 3. Januar (1928). Am 14. Januar 1928 Schabbat Koddesch Paraschat Schemot (Schabbat mit der Toralesung Schemot) begeht die israelitische Kultusgemeinde Crumstadt das Fest des hundertjährigen Bestehens ihrer Synagoge. Dem am Vormittag stattfindenden Festgottesdienst schließt sich eine öffentliche akademische Feier an." 
  
Crumstadt Israelit 09021928.jpg (192073 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Crumstadt, 14. Januar. Am Schabbat Kodesch Paraschat Schemot beging die Israelitische Gemeinde Crumstadt das Fest des Hundertjährigen Bestehens ihrer Synagoge. Schon der Rüsttag des Sabbat und der Freitagabendgottesdienst in einer festlich geschmückten Synagoge ließen erkennen, welche Arbeit ein rühriges Festkomitee unter der bewährten Leitung des Herrn Leo F. Bruchfeld geleistet hatte. Die Feier, die um 1/2 11 Uhr ihren Anfang nahm, versammelte neben den Gemeindemitgliedern und ehemaligen Crumstädtern eine Reihe auswärtiger Ehrengäste u.a. Herrn Kreisdirektor Dr. Merk, den Bürgermeister und den Vertreter des evangelischen Kirchenvorstandes. Als Einleitung diente ein Prolog einer kleinen Schülerin zu Ehren des Stifters Zacharias Bruchfeld, dem sich ein Chorgesang anschloss, worauf der zweite Vorsitzende, Herr Max Bruchfeld, die Begrüßungsansprache hielt, in der er ganz besonders die Verdienste der seit 27 Jahren amtierenden ersten Vorsitzenden Herrn Gustav Bruchfeld würdigte. Dem folgte Herr Rabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt mit einer groß angelegten Festrede, in deren Verlauf er es meisterhaft verstand, den höheren Gottesbegriff und den erzieheríschen Wert der Synagoge sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesamtheit klarzulegen. Nach einem Tenorsolo des Herrn Gottlieb - Frankfurt brachten nacheinander Kreisdirektor Dr. Merck für die hessische Regierung, Bürgermeister Heil für die politische Gemeinde und Pfarrer Högy für den evangelischen Kirchenvorstand der israelitischen Kultusgemeinde ihre besonderen Glückwünsche dar, alle immer wieder betonend, welch gutes Einvernehmen zwischen den einzelnen Bürgern und den Konfessionen her herrscht. Den Schluss der Ansprachen bildete die des seit kurzem hier amtierenden Lehrers Herrn Benjamin Saffra, der in markanten Worten auf die Bedeutung des Gotteshauses im öffentlichen wie im privaten Leben hinwies. Er dankte nochmals der politischen und kirchlichen Gemeinde für ihr freundliches Erscheinen und mit einem kurzen Überblick über die Geschichte der Emanzipation, der Entstehungszeit der Synagoge, im Vergleich zum momentanen Stande des jüdischen Volkes wünschte er allen Anwesenden, dass diese Stunden recht lange bei ihnen nachhalten mögen. Ein Chorgesang beschloss die ca. zweistündige Feier, die auf jeden einen tiefen Eindruck machte. Der Abend versammelte sämtliche Gemeindemitglieder und auswärtige Gäste zum gemütlichen Zusammensein bis in die späten Nachstunden hinein. Es wird dieser Tag der Gemeinde sowie den Gästen ein Tag besonderer Erinnerung sein."  
 
Crumstadt JuedlibZtg 27011928.jpg (24601 Byte)Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 27. Januar 1928: "Crumstadt. (Synagogen-Jubiläum). Die kleine jüdische Gemeinde konnte letzten Sabbat die Feier des hundertjährigen Bestehens ihres Gotteshauses durch Festgottesdienst mit nachfolgender gemütlicher Zusammenkunft der Mitglieder und Gäste würdig begehen".     

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge stark beschädigt und wenig später durch einen Maurermeister abgetragen. Das Grundstück wurde nach 1945 mit einer Scheune und Stallungen überbaut; der genaue Standort der Synagoge ist heute nicht von der Straße einsehbar.
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:   Walter-Rathenau-Straße 33 (frühere Bismarckstr. 33) 
(Für den Hinweis danken wir Klaus Bitsch, Mitarbeiter im "Förderverein für Heimat und Geschichte Crumstadt im Ried"; die zunächst hier angegebenen Adresse Friedrich-Ebert-Straße 33 war nicht korrekt).  
 
 
Fotos
(Quelle: oberes Fotos links Arnsberg Bilder S. 33; übrige historische Fotos Schleindl S. 349; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.7.2007)  

Historisches Foto      
Crumstadt Synagoge 010.jpg (43362 Byte) Crumstadt Synagoge 011.jpg (76516 Byte) Crumstadt Synagoge 013.jpg (63719 Byte)
Außenaufnahme um 1935   Innenaufnahme von 1928 
(Jubiläum der Synagoge)  
    
      
Das Synagogengebäude nach 
den Zerstörungen in der
 Pogromnacht 1938  
Crumstadt Synagoge 012.jpg (84192 Byte)    
              
             
Das Denkmal bei der Kirche Crumstadt Denkmal 015.jpg (80720 Byte) Crumstadt Denkmal 012.jpg (80355 Byte)
"Einen Gedenkstein zu Ehren früherer jüdischer Mitbürger, die durch das Nazi-Regime ihr
 Leben lassen mussten, wurde am gestrigen Sonntag nach dem Gottesdienst auf dem Platz
 neben der Kirche enthüllt. Die Errichtung des Gedenksteins geht auf die Initiative von
 Georg Karl Wenner zurück (links), der auch die Gedenkrede hielt. Wenner ist Leiter des
 Crumstädter Heimatmuseums". Heimatzeitung vom 5.12.1988
Standort des Gedenksteins 
neben der Kirche  
  
  
    
Crumstadt Denkmal 010.jpg (99364 Byte) Crumstadt Denkmal 013.jpg (91466 Byte) Crumstadt Denkmal 011.jpg (95175 Byte)
Namen der ermordeten jüdischen Crumstädter      
   
     
Familienfoto der
Familie Abraham Bruchfeld III
in Crumstadt 
(um 1925; erhalten von 
Else Levy geb. Hirsch 2011) ) 
Crumstadt Dok 270.jpg (182661 Byte)
  Auf dem Foto sind zu sehen: obere Reihe von links nach rechts: Leo Friedrich Bruchfeld, Johanna Hirsch geb. Bruchfeld, Leopold Bruchfeld, Lina Fuchs geb. Bruchfeld, Jakob Fuchs, Max Bruchfeld; untere Reihe von links nach rechts: Rosa Bruchfeld geb. Liebmann, Else Hirsch (später verheiratete Levy, wohnt 2011 in den USA), Abraham Bruchfeld III.
Zur Familiengeschichte Hirsch - Bruchfeld siehe auf Seite Büttelborn.  
     

  
 
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     

Hinweis: Im Blick auf die Erinnerungsarbeit in Riedstadt engagiert sich die PROJEKTGRUPPE DES FÖRDERVEREINS JÜDISCHE GESCHICHTE UND KULTUR IM KREIS GROSS-GERAU (FJGK)
Wer sich für die Mitarbeit in der Projektgruppe interessiert, kann bei einem der Treffen vorbeikommen. Außerdem werden weiter Sponsoren gesucht, die sich finanziell an dem Projekt beteiligen möchten. Dies ist beispielsweise durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein möglich, wofür ein Betrag von 120 Euro zu zahlen ist. 
Für weitere Auskünfte steht der Vorsitzende des Fördervereins, Walter Ullrich (Ringstraße 50, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon 06147- 83 61, E-Mail: walter.ullrich@freenet.de) zur Verfügung. 
 
Februar 2015: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in (Goddelau und) Crumstadt  
Artikel in Echo-Online.de vom 31. Januar 2015: "Riedstadt. Stolpersteine erstmals auch in Crumstadt
RIEDSTADT - Gedenksteine – Dritte Riedstädter Verlegungsaktion mit Gunter Demnig am 4. Februar in Goddelau und Crumstadt

In Riedstadt werden in der kommenden Woche zum dritten Mal Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus verlegt. Am Mittwoch (4.) ab 10.30 Uhr wird der Kölner Künstler Gunter Demnig zum dritten Mal nach Riedstadt kommen, um für 15 ehemalige Nachbarn seine Stolpersteine zu verlegen. Die Aktion ist von einer Projektgruppe des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau (FJGK) vorbereitet worden.
Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung treffen sich in Goddelau, Starkenburger Straße 17...  siehe Text auf der Seite zu Goddelau  
Mit der dritten Stolpersteinaktion am 4. Februar wird auch in Crumstadt an Nazi-Opfer erinnert. Gegen 11.45 Uhr beginnt die Gedenkveranstaltung in der Modaustraße 7 – mit Stolpersteinen für die Familie Wolf. Albert und Selma Wolf zogen nach Crumstadt, als Selma das Gebäude in der damaligen Moltkestraße erbte. Sie lebten dort mit ihren Kindern Manfred und Margot Käte, die beide in Crumstadt geboren wurden. Albert Wolf arbeitete bei Opel in Rüsselsheim, seine Frau half bei Bauern in der Landwirtschaft. Die beiden Kinder besuchten den evangelischen Kindergarten, dann die Volksschule. Der Vater war als Büttenredner bei der Fastnacht bekannt. Die gut integrierte Familie empfand für lange Zeit keine Bedrohung. Am 11. Juli 1938 zog die Familie Wolf nach Verkauf ihres Hauses nach Frankfurt um. Aus Briefen wird deutlich, dass dieser Umzug nicht freiwillig erfolgte. Weiter wird berichtet, dass zunächst Manfred zur befreundeten Familie Levi nach Montevideo fahren sollte. Margot sollte nach ihrem Lehrabschluss nachfolgen. Für beide reichte die Zeit allerdings nicht mehr. Die vierköpfige Familie wurde am 11. November 1941 in einem Massentransport nach Minsk deportiert und dort ermordet."  
Link zum Artikel:  Stolpersteine erstmals auch in Crumstadt (Echo Online, 31.01.2015)      " 
 
Juli 2016: Weitere "Stolpersteine" werden in Crumstadt verlegt
Artikel von Angelica Taubel in "Echo online.de" vom 6. Juli 2016: "Neue Stolpersteine werden in Crumstadt verlegt.
CRUMSTADT -
Bereits zum fünften Mal werden am Donnerstag, 7. Juli, Stolpersteine in Riedstadt verlegt. Dazu kommt der Kölner Künstler Gunter Demnig nach Crumstadt. Ab 9 Uhr wird er an vier Standorten zehn kleine Betonquader mit den Messingtafeln und eingravierten Namen und Lebensdaten von Crumstädter Opfern der Nationalsozialisten in den Bürgersteig einbauen. Die Kunst- und Erinnerungsaktion wird in Riedstadt von einer Projektgruppe unter der Federführung des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau und mit Unterstützung der Stadt organisiert. Start ist in der Darmstädter Straße 26. Dort wohnte einst Jakob Hiemenz, der als Mitglied der SPD und deren Unterorganisation 'Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold' zu den politischen Widerstandskämpfern zählte und seine politische Grundhaltung mit dem Leben bezahlen musste.
Verhängnisvolle Offenheit. Hiemenz berichtete im Februar 1933 bei einer Kundgebung der Crumstädter SPD-Ortsgruppe von dem Gerücht, dass zwölf seiner Kameraden ermordet werden sollten. Nach dieser öffentlichen Äußerung wurde der Pfleger im Philippshospital im Juli 1933 zusammen mit mehreren Kollegen entlassen. Das Amtsgericht Gernsheim verurteilte ihn zu sechs Wochen Gefängnis wegen 'Beleidigung, übler Nachrede und groben Unfugs'. Nachdem er der Aufforderung, sich bis zum 10. Dezember 1933 in der Strafanstalt Butzbach zu melden, nicht gefolgt war, wurde er am 28. Dezember inhaftiert. Das Gnadengesuch seiner Frau vom 4. Januar 1934 wurde nicht beantwortet. Ihr wurde später mitgeteilt: 'Hiemenz starb am 20. Januar 1934 um 4.30 Uhr infolge einer Bauchfellentzündung'. Zeugen hingegen sagten aus, dass er in der Haftanstalt ermordet wurde. Sein Bruder hat ihn im plombierten Sarg nach Crumstadt überführt und gegen das Verbot den Sarg geöffnet. Er hat so die geschundene Leiche seines Bruders mit eigenen Augen gesehen, ergaben die Nachforschungen.
An das Schicksal von Jakob Hiemenz wird der Erste Stadtrat Andreas Hirsch bei der Feierstunde erinnern. Hirsch vertritt dabei auch den SPD-Ortsverein Crumstadt, der die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, teilt die Stadtverwaltung mit. Anschließend werden die Besucher der Verlegung zur Friedrich-Ebert-Straße 2 gehen. Dort wohnte bis zum Nazi-Terror die jüdische Familie Mayer. Das Ehepaar Josef und Regine Mayer übernahm das Geschäft für Spezereien und Früchte von Regines Eltern. Josef und Regine hatten fünf Kinder: Robert (starb zwei Wochen nach seiner Geburt), Flora, Frieda, Rosa und Gerdi. Regine Mayer starb am 2. August 1935, sie wurde in Alsbach beigesetzt. Josef Mayer verkaufte wegen der Verfolgung das Haus in Crumstadt und wanderte zusammen mit seiner jüngsten Tochter Gerdi und deren Familie in die USA aus. Gerdi hatte am 12. Januar 1922 Germann Goldschmidt aus Biebesheim geheiratet, ihre Kinder hießen Else und Walter. Else, verheiratete Spitz, lebt heute in der Nähe von Chicago. Nächste Station der Stolpersteinverlegung ist in der Friedrich-Ebert-Straße 12. Dort lebte die Familie Heim – Familienvater Isidor, dessen Frau Dina sowie Tochter Elsa, die 1912 in Crumstadt geboren wurde. Isidor war im Ersten Weltkrieg Soldat und kam verwundet zurück. Er hatte militärische Ehrenauszeichnungen erhalten und glaubte, dass er dadurch vor den Verfolgungen der Nazis geschützt sei.
Letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Isidor Heim war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Crumstadt. Dina Heim nahm sich das Leben. Sie starb am 24. Juli 1942. Isidor Heim wurde als letzter Crumstädter Jude deportiert. Er wurde im April 1945 in Theresienstadt ermordet. Elsa Heim floh zusammen mit ihrem Mann Theo Wallach 1938 in die USA.
Vierte und letzte Anlaufstelle am 7. Juli wird der ehemalige Wohnsitz der Familie Bach in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 18 sein. Auch Willy Bach betrieb mit seiner Frau Berta einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine Matzenbäckerei." 
Link zu Artikel      
 
Mai 2017: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Crumstadt   
Artikel von Sebastian Philipp in "Echo online.de" vom 13. Mai 2017: "Riedstadt. Jeder Stolperstein ein Schicksal. ERINNERUNG Künstler Gunter Demnig verlegt zwölf weitere Mahnmale in Crumstadt
CRUMSTADT -
Eine Erklärung, was der Künstler Gunter Demnig da auf den Knien macht, ist vielerorts nicht mehr nötig. Längst haben sich die sogenannten 'Stolpersteine', die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und mittlerweile über 61 000 Mal in 21 Ländern in die Bürgersteige eingelassen wurden, einen Namen gemacht. Selbstverständlich ist das Verlegen der quadratischen Betonsteine, die eine zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatte mit den Namen der Opfer ziert, allerdings nie geworden. Das ist immer dann gut, wenn damit gegen das Vergessen nationalsozialistischer Verbrechen gekämpft wird. Es kann aber auch zu Diskussionen führen, wie jetzt anlässlich der bereits sechsten Stolpersteinverlegung in Crumstadt. Denn bevor Demnig überhaupt ans Werk ging, äußerte sich Walter Ullrich, Vorsitzender des Fördervereins für Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, kritisch angesichts einer Entscheidung des Parlaments im Nachbarort Biebesheim, auf Stolpersteine verzichten zu wollen. Hatte eine Mehrheit im Parlament von Biebesheim diesen Beschluss mit bereits vorhandenen Gedenkformen vor Ort begründet, erklärte Ullrich, dass es schon ein 'Geschmäckle' habe, wenn nicht einmal dort Stolpersteine genehmigt würden, wo Angehörige von im Nationalsozialismus Geflohenen darum gebeten hätten, dass Stolpersteine vor ihrem Anwesen verlegt würden und sogar für die Kosten aufkommen wollten. 
Dann jedoch stand Crumstadt im Mittelpunkt, wo am Freitagvormittag zwölf weitere Stolpersteine unter den Augen von etwa zwei Dutzend Bürgern vor drei Häusern verlegt wurden. Neben einer musikalischen Begleitung durch Wolfgang Seidemann und Felix Brandt von der Riedstädter Musikwerkstatt war auch Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU) anwesend. 'Was die Nationalsozialisten in den dreißiger und vierziger Jahren in Deutschland und Europa angerichtet haben, übersteigt für mich sowohl vom Ausmaß als auch von der Gewalttätigkeit und Brutalität jede Vorstellungskraft.'
Kampf für Toleranz und Integration. Kretschmann mahnte, dass der Kampf für Toleranz und Integration nicht aufhören dürfe. 'Einen Schlussstrich unter die deutsche Vergangenheit darf es nicht geben.' Er verwies darauf, dass Crumstadt in den dreißiger Jahren mit insgesamt 47 Mitbürgern nach der Kreisstadt Groß-Gerau die größte jüdische Gemeinde im Kreis hatte. 'Die damals gut integrierten Nachbarn waren angesehene Geschäftsleute, Arbeitskollegen, Freunde, Stammtischbrüder, Schul- und Spielkameraden.' Erst durch ein 'ideologisch verblendetes und unmenschliches Regime' seien sie zu Volksfeinden erklärt, gedemütigt, ausgegrenzt, verfolgt, ermordet oder zur Flucht gezwungen worden. 'Viele der Deutschen machten mit, sahen zu oder ließen zumindest geschehen und schauten weg', betonte Kretschmann. Im Anschluss wurde dann ganz konkret an jene Menschen erinnert, denen am Freitag mit der Verlegung eines Stolpersteins gedacht wurde. Verlegt an jenem Ort, der der letzte Wohnort war, an dem die die Opfer freiwillig gelebt hatten. Den Beginn machte das Ehepaar Adolf und Bertha Morgenthau mit ihrer Tochter Rosa Elisabeth. Sie führten in der Friedrich-Ebert-Straße 48 bis 1935 den größten Metzgerei-Betrieb in Crumstadt. Zwei Jahre später musste das Geschäft aufgegeben werden und die Familie floh nach Argentinien.
Vor dem Anwesen in der Friedrich-Ebert-Straße 32 wurde der Familie Sonnheim gedacht. Vieh- und Textilhandel waren ein einträgliches Geschäft, bis am 18. März 1942 David und Klara Sonnheim sowie ihre Tochter Gretel von der Gestapo abgeholt wurden. Lediglich ihr zweites Kind Bertha starb nicht in einem Vernichtungslager. In der Walther-Rathenau-Straße 11 lebte einst die fünfköpfige Familie Grünewald. Die gesamte Familie wurde 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet."   
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Juli 2016: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Crumstadt   
Anmerkung: Unter den "Stolpersteinen" wurde einer für den nichtjüdischen Jakob Hiemenz verlegt.  
Artikel von Angelica Taubel in Echo-Online.de vom 6. Juli 2016: "Riedstadt. Neue Stolpersteine werden in Crumstadt verlegt.
CRUMSTADT - Bereits zum fünften Mal werden am Donnerstag, 7. Juli, Stolpersteine in Riedstadt verlegt. Dazu kommt der Kölner Künstler Gunter Demnig nach Crumstadt. Ab 9 Uhr wird er an vier Standorten zehn kleine Betonquader mit den Messingtafeln und eingravierten Namen und Lebensdaten von Crumstädter Opfern der Nationalsozialisten in den Bürgersteig einbauen. Die Kunst- und Erinnerungsaktion wird in Riedstadt von einer Projektgruppe unter der Federführung des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau und mit Unterstützung der Stadt organisiert. Start ist in der Darmstädter Straße 26. Dort wohnte einst Jakob Hiemenz, der als Mitglied der SPD und deren Unterorganisation 'Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold' zu den politischen Widerstandskämpfern zählte und seine politische Grundhaltung mit dem Leben bezahlen musste... An das Schicksal von Jakob Hiemenz wird der Erste Stadtrat Andreas Hirsch bei der Feierstunde erinnern. Hirsch vertritt dabei auch den SPD-Ortsverein Crumstadt, der die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, teilt die Stadtverwaltung mit.
Anschließend werden die Besucher der Verlegung zur Friedrich-Ebert-Straße 2 gehen. Dort wohnte bis zum Nazi-Terror die jüdische Familie Mayer. Das Ehepaar Josef und Regine Mayer übernahm das Geschäft für Spezereien und Früchte von Regines Eltern. Josef und Regine hatten fünf Kinder: Robert (starb zwei Wochen nach seiner Geburt), Flora, Frieda, Rosa und Gerdi. Regine Mayer starb am 2. August 1935, sie wurde in Alsbach beigesetzt. Josef Mayer verkaufte wegen der Verfolgung das Haus in Crumstadt und wanderte zusammen mit seiner jüngsten Tochter Gerdi und deren Familie in die USA aus. Gerdi hatte am 12. Januar 1922 Germann Goldschmidt aus Biebesheim geheiratet, ihre Kinder hießen Else und Walter. Else, verheiratete Spitz, lebt heute in der Nähe von Chicago.
Nächste Station der Stolpersteinverlegung ist in der Friedrich-Ebert-Straße 12. Dort lebte die Familie Heim – Familienvater Isidor, dessen Frau Dina sowie Tochter Elsa, die 1912 in Crumstadt geboren wurde. Isidor war im Ersten Weltkrieg Soldat und kam verwundet zurück. Er hatte militärische Ehrenauszeichnungen erhalten und glaubte, dass er dadurch vor den Verfolgungen der Nazis geschützt sei.
Letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Isidor Heim war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Crumstadt. Dina Heim nahm sich das Leben. Sie starb am 24. Juli 1942. Isidor Heim wurde als letzter Crumstädter Jude deportiert. Er wurde im April 1945 in Theresienstadt ermordet. Elsa Heim floh zusammen mit ihrem Mann Theo Wallach 1938 in die USA. 
Vierte und letzte Anlaufstelle am 7. Juli wird der ehemalige Wohnsitz der Familie Bach in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 18 sein. Auch Willy Bach betrieb mit seiner Frau Berta einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine Matzenbäckerei.
Link zum Artikel: Neue Stolpersteine werden in Crumstadt verlegt (Echo Online, 06.07.2016)     
 
November 2017: In Leeheim und Crumstadt werden weitere "Stolpersteine" verlegt    
Artikel von Anke Mosch in der "Bürstädter Zeitung" vom November 2017: "Riedstadt - Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt
LEEHEIM/CRUMSTADT - Als sich am Freitagnachmittag eine große Menschenmenge mit Regenschirmen vor dem Haus auf der Kirchstraße 13 zur ersten Stolpersteinverlegung in Leeheim einfindet, gibt es immerhin längere Pausen in dem steten Nieselregen dieses grauverhangenen Herbsttages. Das war in der ersten Tageshälfte noch anders, doch das ist nicht der Grund, warum Walter Ullrich die vormittägliche Verlegung in Crumstadt in ganz besonderer Erinnerung haben wird.
Wiedersehen mit dem Geburtshaus des Vaters. Den Menschen auf der Kirchstraße erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, dass um die 20 Familienangehörige der jüdischen Familie Mayerfeld zu diesem Anlass aus England nach Crumstadt gekommen waren, darunter auch viele Kinder. Und wie Moshe Mayerfeld mit tränenerstickter Stimme in einer kleinen Ansprache gesagt habe, wie viel es ihm bedeute, vor dem Haus zu stehen, in dem seine Großeltern gelebt hätten und sein Vater geboren sei. Ein sehr eindrücklicher Moment, erklärte Ullrich und bekannte: 'Wir machen das jetzt schon so viele Jahre und doch bewegt es mich immer wieder aufs Neue.' In der Walter-Rathenau-Straße 23 hatten Moshes Urgroßeltern Ferdinand und Katharina Mayerfeld eine Mehl- und Getreidehandlung betrieben. Ihr jüngster Sohn Sali heiratete 1932 Helene Heidingsfeld aus Frankfurt. In Crumstadt wurden 1933 und 1935 ihre Söhne Martin und Bernhard geboren, bevor die junge Familie 1938 vor dem Naziterror in die USA auswanderte. Erst 1940 folgten auch Katharina und Ferdinand. Salis Enkel Eli und Moshe sind heute Rabbis in Detroit und London.
Nach der Verlegung der sechs Stolpersteine für die Familie Mayerfeld in Crumstadt folgte am Nachmittag die erste Gedenkveranstaltung dieser Art für die Opfer des Nationalsozialismus in Leeheim. Vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Familie Moses auf der Kirchstraße 13 setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig unter musikalischer Begleitung der Riedstädter Musikwerkstatt vier Betonquader mit den Namen von Samuel und Hedwig Moses sowie ihrer Kinder Hertha und Erich in den Bürgersteig ein. 'Mit diesen Gedenksteinen geben wir den Opfern ein Stück Identität zurück und erinnern an die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die Schulfreunden und Nachbarn aus dem Ort geschehen ist', erklärte Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU). Mit Blick auf die vielen Menschen auf der Kirchstraße zeigte er sich froh über die große Beteiligung und Unterstützung aus der Bevölkerung. Schüler der Martin-Niemöller-Schule erinnerten in Kurzbiografien an das Schicksal von Samuel und Hedwig Moses, die ein kleines Kolonialwarengeschäft und einen Viehhandel betrieben hatten, bevor sie ihr seit 100 Jahren im jüdischen Besitz befindliches Haus verkaufen und 1937 mit ihren Kindern nach New York fliehen mussten.
Die letzten vier Gedenksteine an diesem Tag wurden vor dem Haus auf der Hauptstraße 50 in Erinnerung an Sally Löwenthal, seine Frau Berta und ihre Kinder Kurt und Edith gesetzt. Sally Löwenthal war seit dem Ersten Weltkrieg 'schwerbeschädigt' und starb 1935 mit 40 Jahren. Nach seinem Tod flüchtete seine Frau mit den Kindern zu ihrem Bruder Max nach New York, wo Berta nur wenige Monate nach der Ankunft starb. In dem Haus auf der Hauptstraße hatten die Löwenthals einen Laden betrieben, später diente es der NSDAP als Gemeindeverwaltung. Im Krieg wurde es schwer beschädigt und brannte aus.
Link zum Artikel:  Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Bürstädter Zeitung, 13.11.2017)    
bzw. Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Main-Spitze, 13.11.2017)    

   
    

      
Links und Literatur

Links:  

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Website der Gemeinde Riedstadt  

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Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau e.V.  

bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zu Crumstadt 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 111-112.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 33.
bulletAngelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn. Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Hg. Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau und Kreisvolkshochschule. Groß-Gerau 1990.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 170-171.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 295-296.

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Crumstadt  Hesse.  The community numbered 84 (6,2 % of the total) in 1880. Most Jews left before 1939, often emigrating to the United States. Some German townsfolk objected to Kristallnacht (9-10 November 1938), which resulted in the synagogue's demolition. The last Jews were deported in 1942. 
   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020