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Eschwege
(Werra-Meissner-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
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zur jüdischen Geschichte in Eschwege
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Im mittelalterlichen Eschwege, das im 13. Jahrhundert Stadtrechte
erhielt, lebten vermutlich bereits in dieser Zeit jüdische Personen. 1295 wird
im Zusammenhang mit Verfolgungen gegen die jüdische Bevölkerung auch Eschwege
genannt. 1301 wird in einer Urkunde ein Sifridus Judeus in der
Stadt genannt und als "geachtete und wohlhabende Persönlichkeit"
bezeichnet. Ob es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde kam, ist unklar. Während
der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden wohl auch in Eschwege Juden
ermordet. 1367 ist in einer Geldangelegenheit der Priorin des Konvents von
Germerode wiederum von Juden in Eschwege die Rede. 1398 lieh Landgraf Balthasar
von Thüringen bei einem Eschweger Juden eine größere Summe. Dieser Jude wird
als "Hasen" (= Chasan, Vorbeter) bezeichnet, ein Indiz für eine
damals bestehende jüdische Gemeinde in der Stadt. 1457 wird eine "Judengasse"
genannt. 1507 ist vom "vicus iudaicus" die Rede. Die Judengasse befand
sich im Stadtzentrum zwischen "Marktplatz" und "Alter
Steinweg" (heutige Kniegasse).
1580 werden 30 jüdische Einwohner in der Stadt genannt. Um 1600 lebten
mehrere Jahre keine Juden in der Stadt; 1622 waren es wieder sechs jüdische
Familien. 1637 - im Jahr des großen Stadtbrandes - wurden 12 jüdische
Familien in der Stadt, 1638 fünf Familien. In der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts wohnten jüdische Familien insbesondere im Bereich Wallgasse /
Töpfergasse. Weitere jüdische Familien lebten in dieser Zeit in dem Straßenzug
Unter dem Berge, außerhalb der Stadtmauern am Ufer der Werra. Als nach 1687
eine neue Synagoge erbaut wurde, umfasste die Gemeinde 15 Familien.
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner in
der Stadt auf 171 zu (4,9 % der Gesamtbevölkerung). Die jüdischen
Familien lebten zunächst fast ausschließlich vom Vieh- und Warenhandel
(Textilien).
Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche jüdische Handels-, Gewerbe- und
Industriebetriebe, die eine überaus große Bedeutung für das Wirtschaftsleben
der Stadt hatten. Auch im öffentlichen Leben zeigte sich eine rege Beteiligung
der jüdischen Einwohner.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Niederhessen (Kassel),
hatte jedoch ein eigenes Kreisrabbinat. Unter den Rabbinern der Stadt
sind zu nennen: Simon Isaak Kalkar (1754-1812, "Departementrabbiner"
in Eschwege), 1827 bis 1831 Dr. Salomon Herxheimer aus Dotzheim
(danach Landrabbiner für Anhalt-Bernburg), 1831 bis 1894 Philipp Goldmann, ab
1896 Dr. Joseph Cohn, von 1918 bis 1923 Dr. Moritz Freier; von 1923 bis 1938 Dr.
Heinrich Bassfreund.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1835 236 jüdische Einwohner, 1855 369, 1861 470 (6,7 % von insgesamt
6.969), 1871 509 (6,8 % von 7.431), 1885 549 (5,8 % von 9.942), 1895 487
(4,7 % von 10.285), 1905 511 (4,3 % von 11.841). 1858 trennte sich eine
orthodoxe Gruppe von der liberal geprägten Hauptgemeinde und begründete ihren
eigenen minjan.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (bestand seit 1827; das Gebäude Schulstraße 3 wurde 1839
eingeweiht; die Schule bestand bis 1939), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (neben dem Rabbiner) ein Lehrer
angestellt, der teilweise zugleich als Kantor/Vorbeter und Schochet tätig war.
Der erste Lehrer der jüdischen Gemeinde nach 1827 war der bereits genannte Dr.
Salomon Herxheimer, der bis 1831 auch das Amt des Kreisrabbiner innehatte. Er
unterrichtete 1827 41 Kinder der jüdischen Gemeinde. Längere Zeit waren die Ämter
des Rabbiners und Lehrer auf zwei Personen verteilt. An Lehrern und Kantoren
werden neben dem Kreisrabbiner genannt: bis 1851 ein Lehrer Schloß, von 1851
bis 1870 Kantor M. Engelbert (1866 hatte es in der jüdischen Schule 28 Schüler),
von 1870 bis 1907 oder 1917 Kantor
Werthan,
von 1907 bis 1931 Lehrer Simon Glauberg, 1893 bis 1933 Kantor Levi Bacharach, ab
1931 Lehrer Sally Wiesenfelder, zuletzt 1937/38 Erich Neumann.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hugo Benjamin
(geb. 3.9.1897 in Eschwege, gef. 18.11.1916), Karl Eichenberg (geb. 7.6.1894 in
Eschwege, gef. 7.10.1914), Alfred Goldmann (geb. 28.4.1887 in Eschwege, gef.
28.11.1914), Btl. Arzt Dr. med. Siegmund Kahn (geb. 3.5.1876 in Eschwege, gef.
3.5.1917), Arthur Levi (geb. 7.9.1898 in Eschwege, gef. gef. 4.10.1917), Alfred
Levy (geb. 7.3.1883 in Eschwege, gef. 10.5.1915), Adolf Luss (geb. 11.3.1892 in
Eschwege, gef. 31.8.1914), Arthur Meyer (geb. 18.8.1893 in Hann. Münden, gef.
15.4.1916), Arthur Pappenheim (geb. 29.6.1897 in Eschwege, gef. 23.10.1917),
Gefreiter Isfried Stein (geb. 27.6.1889 in Eschwege, gef. 21.5.1915), Abraham
Stiefel (geb. 15.12.1889 in Abterode, gef. 28.12.1916), Carl Werner (geb.
21.2.1894 in Eschwege, gef. 25.9.1916), Ludwig Katzenstein (geb. 15.8.1890 in
Eschwege, gest. an der Kriegsverletzung 16.11.1919), Moritz Oppenheim (geb.
18.11.1873 in Bebra, gef. 29.11.1918).
Um 1925 - als noch 410 jüdische Einwohner gezählt wurden (etwa 3,15 %
von insgesamt ca. 13.000 Einwohnern) - gehörten dem Synagogenvorstand an
die Herren Abraham Goldbach, Dr. med. Bacharach und David Weinstein.
Kreisrabbiner in Eschwege war (von 1923 bis 1938) Dr. Heinrich Levi Bassfreund.
Als Lehrer wirkte Simon Glauberg. Er hatte an der jüdischen Volksschule noch 10
jüdische Kinder zu unterrichten (1932: 28 Kinder), dazu 40 Kinder in der
Religionsschule, die die allgemeinen höheren Schulen des Ortes besuchten. Als
Kantor und Schochet war Levi Bacharach angestellt, als Synagogendiener Rafael
Frenkel. An jüdischen Vereinen bestanden: der Israelitische Wohltätigkeitsverein
Chewra Gemilus Chassodim (gegründet 1857), der Israelitische
Frauenverein e.V. (gegründet 1877), die Chewra Talmud Tora (Talmud-Tora-Verein
gegründet 1727), die Chewra Zeira Kadischa (gegründet 1925, Ziel: Wohltätigkeit
und Lehrvorträge), die Israelitische Wanderarmenkasse (gegründet 1908),
eine Ortsgruppe des Central-Vereines sowie eine Ortsgruppe des Bundes
jüdischer Frontsoldaten. 1932 umfasste die jüdische Gemeinde noch 390
Gemeindeglieder.
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 421
Personen) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden
Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, ein größerer
Teil von ihnen in die USA (80 Personen). 1941-42 wurden die letzten etwa 100 jüdischen
Einwohner in die Vernichtungslager deportiert.
Die Namen der aus Eschwege stammenden, dort geborenen oder längere Zeit in der
Stadt wohnhaften, und nach den Deportationen der NS-Zeit umgekommenen
beziehungsweise ermordeten jüdischen Personen können über das Gedenkbuch des
Bundesarchives recherchiert werden: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de.
Seit 2009 wurden in Eschwege sogenannte "Stolpersteine" zur
Erinnerung an einen Teil der aus Eschwege deportierten Personen verlegt
(Verlegungen fanden statt im März 2009, August 2009, Mai 2010, Mai 2013, November
2013, März 2017).
Nach 1945 bestand für einige Jahre ein Lager für jüdische KZ-Überlebende
in der Stadt (DP-Lager unter Aufsicht der UNRRA), doch sind fast alle
Lagerinsassen nach Gründung des Staates Israel dorthin ausgewandert. Die in
Eschwege wieder lebenden jüdischen Bewohner waren jedoch zu wenige, um auf
Dauer wieder eine Gemeinde bilden zu können.
Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegerhorst_Eschwege.
Links Ausgabe einer Lager-Zeitung der Displaced Personen in Eschwege: "Unsere
Hoffnung" vom 4. Juni 1946, vgl. Literatur unten von Dieter E. Kesper.
Zur Geschichte der Synagoge
Ob im Mittelalter bereits ein Betsaal oder eine Synagoge vorhanden war,
lässt sich nicht sicher nachweisen. Immerhin spricht die Erwähnung eines Juden
mit dem Beinamen "Hasen" (= Chasan, Vorsänger) im Jahr 1398 für die
Einrichtung zumindest eines Betsaales in dieser Zeit. Auch im 16./17.
Jahrhundert dürfte ein Betsaal vorhanden gewesen sein. Beim Neubau einer
Synagoge nach 1687 wird jedenfalls ein alter Betsaal als baufällig bezeichnet.
1687 wollte die Judenschaft der Stadt eine neue Synagoge bauen und bat um Genehmigung, einen Platz hierfür kaufen zu dürfen.
Landgraf Ernst von Hessen-Rotenburg zeigte sich von seiner großzügigen Seite
und schenkte der Judenschaft einen hierzu gut geeigneten Bauplatz (Grundstück
Unter dem Berge 20).
1692
konnte auf diesem Platz eine Synagoge, neben ihr ein rituelles Bad eingerichtet werden.
Dieses Bethaus bestand - vermutlich immer wieder renoviert - bis zum Neubau
einer Synagoge 1838. Diese wurde von Landbaumeister Johann Friedrich Matthei
erstellt. Über den bevorstehenden Bau der Synagoge liegt ein Bericht
vor in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1837:
Aus Eschwege, im August (1837). Erlauben Sie,
verehrtester Herr Redakteur, Ihnen, zur gefälligen Aufnahme in Ihr sehr
geschätztes Blatt, das sich auch in hiesiger Gegend der allgemeinsten Teilnahme
erfreut, eine Mitteilung zu machen, aus welcher jeder Menschenfreund mit
Vergnügen entnehmen wird, wie sehr sich der Sinn für alles Bessere und Heilige
immer allgemeiner unter unsern Glaubensgenossen verbreitet, und wie dieser
heilige Sinn kein Opfer scheut, sich in der Wirklichkeit zu betätigen.
Seit einigen Jahren wurde in der hiesigen israelitischen Gemeinde das lebhafte
Bedürfnis gefühlt, ein Gotteshaus zu besitzen, das die edelsten Bedürfnisse
des Geistes und des Herzens befriedigen, das Stärkung im Glauben, Trost im
Leiden, und Wonne in höhern Freuden gewähren könne. - Dass die alte Synagoge,
an einem sehr dumpfen Orte liegend, für die hiesige Gemeinde viel zu klein,
zudem sehr baufällig, dieses alles nicht genügend gewähren konnte, sah jeder
Humane ein. - Ebenso war an hiesigem Orte ein geeignetes Lokal für die
öffentliche israelitische Schule, welche von 50 Kindern besucht wird, sehr
wünschenswert. - Um nun allen diesen geistigen Bedürfnissen Genüge zu
leisten, wurde von dem Vorstande der Gemeinde, Herrn Kreisvorsteher Kugelmann
und Herren Ältesten J.V. Plaut und J.C. Plaut mit höherer Genehmigung, ein
sehr geeigneter Platz, mitten in der Stadt gelegen, für circa 600 Reichstaler
angekauft, und zwei herrliche Gebäude, ein Gotteshaus und ein Schulhaus,
welches letztere zugleich Wohnungen für die Lehrer enthält, werden dermalen
dort aufgeführt.
Wenn auch diesem, für die hiesige kleine Gemeinde allerdings kostspieligen Bau,
in pekuniärer Hinsicht sich manche Schwierigkeit darbot: so wurden doch alle
diese Hindernisse, durch die tätige und umsichtvolle Ausdauer genannten
Vorstandes glücklich überwunden, und wir sehen nun freudig und hoffnungsvoll
der baldigen Erfüllung unseres sehnlichen Wunsches, wieder ein anderes und
herrlicheres, seinem heiligen Zwecke angemessenes Gotteshaus zu besitzen,
entgegen. Seiner Zeit werde ich Ihnen, wenn Sie es gütigst erlauben, von der
innern Einrichtung beider Gebäude, von der Einrichtung, von der zu erwartenden
Umgestaltung des Gottesdienstes Mitteilung machen. Doch darf ich am Schlusse
dieses Schreibens nicht vergessen, der liebevollen Sorgfalt unserer väterlichen
Regierung, welche alles Edle und Gute zu befördern sucht, lobend zu erwähnen.
Nicht nur, dass von derselben, der angekaufte Platz, ein früheres Lehen,
sogleich zu diesem Behufe zu verwenden, gestattet wurde, sondern sie bot auch
Alles auf, um das, zur Ehre Gottes beabsichtigte Vorhaben des Vorstandes
reüssieren zu lassen. Gott erhalte unsere Regierung!
|
Zeitgleich mit dem Bau der Synagoge wurde ein jüdisches
Schulhaus unmittelbar unterhalb der Synagoge in der Schulstraße
erstellt.
Die
Einweihung der Synagoge war am 14. Dezember 1838 durch Rabbiner Philipp
Goldmann, der 1838 bis 1894 Kreisrabbiner in Eschwege war. Über das Fest
erschien ein kurzer Bericht in der Zeitschrift "Allgemeine Zeitung des
Judentums" vom 12. Januar 1839:
Eschwege,
21. Dezember (1838). Lange fühlte die hiesige israelitische Gemeinde den Mangel
eines entsprechenden Gotteshauses. Der Zahn der Zeit hatte einesteils an der
alten Synagoge sehr genagt, andernteils war sie der Gemeinde zu beschränkt
worden. Nach langem Zögern endlich ergriffen die Gemeindevorsteher, die Herren
J. V. Plaut und und J. C. Plaut den Plan zur Erbauung eines neuen Gotteshauses
mit wahrhaftem Eifer, und ihren Bemühungen verdankt man die glückliche
Realisierung des Planes - ein neues Gotteshaus, zur Ehre der Religion, zur
Verschönerung der Stadt. Ich sende Ihnen anbei einen Bericht über die
Einweihung, die am 14. Dezember statt fand, ein schönes Fest, das ohne Störung
und zur Befriedigung aller Teilnehmer gefeiert ward. Hervorheben dürfen wir
wohl auch eine für dieses Fest vom katholischen Seelsorger hiesigen Orts, Herrn
Ritz gedichtete Ode, deren Mitteilung gewiss interessieren und erfreuen wird. |
Der in dem obigen Bericht angekündigte ausführliche Bericht über die
Einweihung wurde leider nicht in der "Allgemeinen Zeitschrift des
Judentums" veröffentlicht. Monate später findet sich in der Ausgabe vom
26. Oktober 1839 allerdings die Ode, die der katholische Pfarrer Ritz zur
Einweihung der Synagoge vorgetragen hatte:
Eschwege. Sie haben, Herr Redakteur, in einer frühern
Nummer dieser Zeitung versprochen, einen nähern Bericht über die Einweihung
des israelitischen Tempels allhier, die am 14. Dezember 1838 statt fand, zu
geben. Ist nun auch hierzu die günstige Zeit vorüber, so ward doch der
Umstand, dass der hiesige katholische Geistliche, Herr Ritz, uns mit einer Ode
zu diesem Feste beschenkte, von Ihnen selbst als besonders bezeichnend für
unsre Zeit hervorgehoben, dass Sie nicht, erinnert daran durch die Einweihung
der Synagoge zu Kassel, dieses Gedicht noch nachträglich geben sollten, welches
hier unten folgt. Die Predigt des Herrn Kreisrabbinen Goldmann zu diesem Feste,
ist im Druck erschienen. Der Herr Ritz leitete sein Gedicht durch folgendes
Schreiben ein.
Geehrter Herr Kreisrabbiner!
Wenn Feste der Religion gefeiert werden, wie Ihnen ein solches bevorsteht, so
kann ein Diener der Religion nicht leicht müßiger Zuschauer bleiben. Auch ich
vermochte dies nicht und habe den Anteil, welchen ich an Ihrer Freude nehme, in
einer kurzen Ode ausgesprochen, welche ich mir erlaube, Ihnen, und durch Sie,
Ihrem Gemeinde-Vorstand zum Geschenke zu machen. Ich ergreife die Gelegenheit,
Ihnen meine vollkommenste Hochachtung auszudrücken, mit welche ich bestehe Ihr
ergebenster Ritz, katholischer Seelsorger.
Eschwege, den 13. Dezember 1838.
Tempelweihe
Psalm 26,9 (hebräisch zitiert): "Ewiger, ich liebe die Stätte
deines Hauses, und den Ort, wo deine Herrlichkeit thront".
Freundlich schwebte herab einst Weltbeherrscher Jehova,
Streute Segen und Glück häufig in Israels Haus;
Hörte der Kinder Gebet, das flehende Sehnen der Väter,
Machte die flehende Brust himmlischer Seligkeit voll,
Als durch Salomos Hand, des weisesten Herrschers von Juda,
Zions Heiligtum hoch glänzende Zinnen erhob.
Wie wenn das freundliche Wort des liebenden Vaters erschollen,
Söhne und Töchter vereint eilen mit kindlicher Lust,
um zu schließen den Kreis, der liebend von Liebe umschlungen
Lauschet dem mahnenden Wort, höret die sehnende Lehr:
1. Könige 8,65 (hebräisch zitiert): "eine große Versammlung, von der
Gegend um Hamat".
Also strömten heran die Gottgeheiligten Stämme
Wogend in brünstiger Flut, pilgernd zum heiligen Haus.
Sidons blühend Gestad, wie Libanons luftige Höhen
Sandten von Andacht erfüllt jubelnde Scharen dahin;
Hermon's schattiges Haupt und Jordans üppige Gauen
Waren von Wallern erfüllt strömend nach Israels Stadt;
Dort von heiliger Glut aufwalleten liebliche Düfte
Zu Jehovas Sitz, welcher in Herrlichkeit thront.
eben dort Vers 36 (hebräisch zitiert: "Und es opferte Salomo das
Opfer".
Duftend wogte nach oben des Opfers dampfende Wolke;
Also schwebte das Herz brünstiger Beter empor.
Hymnen erfüllten mit Jubel des Heiligtums glänzende Hallen,
Lieder priesen den Herrn laut im begeisterten Chor. -
Dich auch Jakobs erzeugte Gemeinde in Hassias Gauen,
Lächelt im festlichen Schmuck prangend ein Heiligtum an.
Feierlich tönet sein Ruf zum heiligen Werke des Glaubens,
Freundlich erschallet das Wort: "Israel eile heran,
"Höre begeisterte Lehre verkünden, die Weisheit von oben,
"Wachse an Weisheit und Kraft, werde des Himmlischen voll.
"Werfe die kindliche Brust voll Demut im Staube danieder
"Stimme mit Seraphen ein, preisend den Namen des Herrn:
Jesajas 6,3 (hebräisch zitiert): "Und es rief einer dem anderen zu:
Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr Zebaoth..."
"Heilig, erhabener Gott bist du, dessen Herrlichkeit füllet,
"Deine Geschöpfe Mund, das unermessliche All. -
Freude durchglühe das Herz Euch eifrige Söhne des Ostens,
Wonne durchstrahle die Brust, Jubel verkünde der Mund;
Denn noch preisen die Lippen des Enkels die Andacht der Väter,
Dankend glühet das Herz, segnend der Vater im Grab. -
Eschwege, den 14. Dezember 1838. Ritz."
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Auch wenn in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" über die Einweihung kein ausführlicher Bericht erschienen war, so
konnte man einen solchen lesen im "Frankfurter Journal" im Januar 1839
(Presseartikel erhalten von Karsten Heuckeroth):
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Artikel
im "Frankfurter Journal" im Januar 1839, abgedruckt in der "Werra-Rundschau"
vom 22. Februar 1985: "Eschwege, in Kurhessen, 16. Dezember (1838).
Eingesendet. Lange fühlte die hiesige israelitische Gemeinde den Mangel
eines entsprechenden Gotteshauses. Der Zahn der Zeit hatte einesteils an der
alten Synagogen sehr genagt, und andernteils war dieselbe für die Gemeinde
zu beschränkt. Niemand wollte es wagen, Hand an dieselbe zu legen, und sie
mit einer neuen angemesseneren zu vertauschen. Die Vorsehung stählte das
Herz der Gemeinde-Vorsteher J.B. Plaut und J.C. Plaut, und ihren Bemühungen
verdankt man ein neues Gotteshaus, zur Ehre Gottes und zur Verschönerung der
Stadt. Am 14. Dezember fand die Einweihung desselben statt. Um 7 Uhr morgens
versammelte sich die Gemeinde in der alten Synagoge und verrichtete daselbst
das Morgengebet. Nach Beendigung desselben hielt Kreisrabbiner Goldmann eine
Abschiedsrede. Um 1/2 10 Uhr versammelten sich sämtliche Beamten, nebst den
übrigen Honoratioren, der Bürgermeister samt dem Stadtrate, alle hiesigen,
sowie mehrere auswärtigen Geistlichen, die Vorsteher sämtlicher Gilden und
Innungen, und die israelitische Gemeinde auf dem Rathause.
Um 3/4 10 begaben sich mehrere israelitische Gemeindeglieder in die
bisherigen Interi = Gebetshäuser, nahmen die daselbst befindlichen
Gesetzesrollen (= Torarollen) in Empfang und verfügten sich damit, in
Begleitung der israelitischen Schuljugend, welche Fahnen trugen, nach dem
Rathause. Daselbst angelangt, begab sich der Zug in folgender Ordnung nach
der neuen Synagoge: 1) die Schuljugend, Fahnen tragend, dann 2) die
Gemeindeglieder mit den Gesetzrollen, 3) weiß gekleidete Mädchen mit
Blumenguirlanden in den Händen und Blumenkörbchen am Arm hängend, 4) der
Chor der Sänger, 5) die anwesenden Geistlichen aller Konfessionen, 6) die
Behörden, der Stadtrat und andere Honoratioren, 7) alle übrigen Eingeladenen
und Gemeindeglieder. Sobald der Zug sich der neuen Synagoge näherte, war
solches aus derselben durch Musik verkündet.
Vor der Synagoge überreichten zwei Mädchen, welche den Schlüssel zur
Synagoge auf einem seidenen Kissen trugen, solchen dem Herrn Landrat von
Ende, behufs Eröffnung derselben. Herr Landrat von Ende nahm den Schlüssel
zwar mit Dank an, gab denselben aber an die Gemeindevorsteher mit den Worten
zurück: 'Sie haben bei dem Baue alle Last und Mühe getragen; Ihnen gebührt
auch diese Ehre.' Beim Eintreten in die Synagoge streuten die Mädchen bis an
die Stufen der heiligen Lade Blumen. Hierauf erfolgte vom Vorsänger das
matowa Gebet, und nach Beendigung desselben vom Sängerchor das Lied:
'Du, dessen Haus die weite Welt etc.' - Hierauf hielt Herr Kreisrabbiner
Goldmann die Einweihungsrede. (Sie ist im Drucke erschienen). Derselbe
sprach sich darin über den eigentlichen Endzweck eines Gotteshauses und über
den wahren Sinn der Religion aus. Die Herzen aller Anwesenden wurden dadurch
ergriffen. Nach Beendigung der Rede erfolgte das Lied: 'Wie lieblich sind,
Herr Zebaoth' etc. und seine schöne Kirchenmusik. - Hierauf wurden die
Psalmen 15, 24, 30, 65, 100 vom Vorsänger und einigen Gemeindegliedern
abgesungen. Sodann zündete der Vorsänger die auf den Stufen der heiligen
Lade stehenden Wachslichter an, überreichte solche den Schulknaben, öffnete
die Lade und übergab die Gesetzrollen an die Gemeindeglieder, welche solche
in folgender Ordnung um die Tribüne herumtrugen: 2 Knaben mit Wachslichtern,
dann eine Gesetzrolle etc.
Während des Umgangs wurden vom Vorsänger das Gebet agol weesmach
gesungen und von der Musik begleitet. Hierauf erfolgte das Gebet für Seine
königliche Hoheit den Kürfürsten, Seine Hoheit dem Kurprinzen und
Mitregenten, sowie das ganze Kurhaus. Zum Schluss folgte der Segensspruch
der Gemeinde, aller Anwesenden und unserer lieben Stadt Eschwege. Der
katholische Geistliche, Hr. Ritz, hatte zur Feier der Einweihung unserer
Synagoge ein schönes Gedicht angefertigt. - Auch ließ die hiesige Gemeinde
Brot von 4 Malter Korn verbacken und unter die hiesigen Armen verteilen."
|
Die Synagoge war 100 Jahre lang Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens in Eschwege. Von den vielen Höhepunkten im Leben der Gemeinde
seien die Feierlichkeiten zur fünfzigjährigen Amtstätigkeit von Rabbiner
Philipp Goldmann hervorgehoben. Dieser hatte 1838 die Synagoge eingeweiht und
konnte nach einer gründlichen Restaurierung des Gebäudes 1881 sein
50-jähriges Amtsjubiläum in dem Gebäude feiern. Darüber liegt ein Bericht in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1881 vor:
Eschwege, 2. Dezember (1881). Die gestrige Feier der
fünfzigjährigen Amtstätigkeit des Herrn Kreisrabbinen Goldmann dahier war,
den allseitig anerkannten Verdiensten des hochgeehrten Mannes entsprechend, eine
sehr würdige und hat sicherlich bei den vielen Teilnehmern einen bleibenden
tiefen Eindruck hinterlassen. - Eine vortreffliche Morgenmusik begrüßte den Jubilar in der Frühe seines Ehrentages. Um 10 Uhr empfing derselbe die
Glückwünsche der Deputationen, zu welchem Akte sich u.A. auch der Königliche
Landrat, Herr Groß, Vertreter der städtischen Behörden, die Geistlichkeit der
christlichen Kirche, die Vorstände unserer sämtlichen Lehranstalten
eingefunden hatten, um ihrer Teilnahme an dem Jubeltage in trefflichen, bewegten
und bewegenden Worten gleichfalls Ausdruck zu geben. - Besonders feierlich war
der am Mittag beginnende Festgottesdienst in der schön restaurierten, reich
geschmückten Synagoge, welche die Versammelten, darunter die erwähnten
Deportationen usw., Mitglieder des Stadtrates und Bürgerausschusses und andere
christliche Mitbürger, kaum zu fassen vermochte. Hier hielt Herr Landrabbiner
Dr. Adler aus Kassel, die Festpredigt, welche mit einer an den Jubilar
gerichteten, dessen amtliche Wirksamkeit in glänzendes Licht setzenden
Ansprache und mit warmen Glück- und Segenswünschen endigte. Bescheidenen
Sinnes drückte der Gefeierte seinen Dank für die ihm gewordene reiche
Anerkennung aus und sprach in seiner darauf folgenden, Rückblicke in sein Leben
enthaltenden Rede ergreifende Worte und flehte zum Schluss dankerfüllten Herzens
den Segen herab auf unseren Kaiser und sein Haus, auf die Stadt, auf seine
Gemeinde. Der Vortrag einer Motette durch den Sängerchor, welcher durch seine
Gesänge die festliche Stimmung erhöhen half, beschloss die Feier in der
Synagoge.
Die Beteiligung an dem Festmahle im Stadtbausaale am Abend war ebenfalls eine
sehr zahlreiche; auch Herr Landrabbiner Dr. Adler, Herr Landrat Groß,
städtische Beamte, Mitglieder des Stadtrates und des Bürgerausschusses und
andere der israelitischen Gemeinde nichtangehörige Bürger waren erschienen.
Und nicht nur für das leibliche Wohl war hier vortrefflich gesorgt, auch der
Geist erhielt fortwährend Anregung und Nahrung durch unzählige Ansprachen und
Toaste, bald ernsten, bald launigen Inhaltes, auf Zustände der Gegenwart und
Vergangenheit sich beziehend, sehr beherzigenswerte Worte auch enthaltend über
das einträchtige Zusammenleben konfessionell geschiedener Bürger. Das erste,
begeistert aufgenommene Hoch wurde nach gutem altem Brauch Seiner Majestät dem
Kaiser durch Herrn Vizebürgermeister Döhle gewidmet; ihm folgte der Toast des
Herrn Landrabbinen auf den Jubilar.
|
Unserer Stadt und der städtischen Behörden
wurde unter anderem von Herrn Landrat Groß und Herrn Dr. med. Stern, welch
ersterer damit ein ihm von Herrn Aron Levy in schmeichelhaften Ausdrücken
dargebrachtes Hoch erwiderte, in trefflicher Weise gedacht. Herr Lehrer Werthahn
feierte den Herrn Landrabbinen, Herr Seminardirektor Dr. Stein aus Kassel
verdienter Weise die unermüdliche Fürsorge des Festkomitees. Der Bedürftigen
in der Freude des Tages nicht zu vergessen, regte Herr M. Plaut den bewährten
Wohltätigkeitssinn der Versammlung an und konnte als Resultat der Sammlung - in
einem der beiden dem Jubilar von seiner Gemeinde und der Stadt gewidmeten Pokale
- 70 und einige Mark dem Herrn Vizebürgermeister, an Stelle des infolge
längeren Unwohlseins abwesenden Herrn Bürgermeisters Gebhard, überreichen.
Auch die hiesige Kinderbewahranstalt wurde durch eine spätere Sammlung riech
bedacht.
Der Verlauf der ganzen Feier, welche zahlreiche Glückwünsche und Gäste auch
aus weiter Gerne herbeigeführt hatte, wird ein die Veranstalter und Teilnehmer
in hohem Grade befriedigender gewesen sein. Überall fand die Verehrung für den
Gefeierten schönen Ausdruck. Möge ihm der Tag der Ehren nicht nur eine
beglückende, frohe Erinnerung, sondern auch eine Quelle sein: neuen Mutes und
mit frischer Kraft für die Fortsetzung seiner Amtstätigkeit in dem nun
begonnenen sechsten Jahrzehnt.
|
Von der Architektur her handelte es sich bei der Synagoge um einen zweigeschossigen,
verputzten Massivbau mit einem Walmdach. Charakteristisch ist bis heute die Straßenansicht
mit dem Säulenportikus, der von Rundbogenfenstern im Obergeschoss und
Rechteckfenstern im Untergeschoss flankiert wird. Die Fenster waren
ursprünglich mit Glasmalerei versehen.
Anschläge auf die Synagoge gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts, als sich
der Antisemitismus vielerorts bemerkbar machte. So wurden 1890 in der Synagoge
zahlreiche Fensterscheiben eingeworfen.
In der Synagoge wurden Fensterscheiben
eingeschlagen (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. Dezember 1890: "In Eschwege geht die
christlich-soziale Friedenssaat auf. In der Nacht von Sonnabend auf
Sonntag ist nämlich in der hiesigen Synagoge eine größere Anzahl
Fensterscheiben eingeworfen, wobei die Ampel zertrümmert wurde. Vom
Bürgermeisteramt ist auf die Ermittlung der Täter eine Belohung
ausgesetzt worden." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten geschändet und
demoliert. Dabei wurden die Fenster eingeschlagen
sowie die Inneneinrichtung vollkommen zerstört. Einige Torarollen konnten von Gemeindeglieder
rechtzeitig versteckt werden, doch sind dies später verloren
gegangen. Nach dem Novemberpogrom wurden die Fenster des Gebäudes von der Stadt
mit Brettern geschlossen und sind später wieder verglast worden, um das Gebäude
im Krieg als Depot für die Fliegerabteilung zu verwenden. Nach 1945 wurde das
Gebäude vorübergehend von den wenigen überlebenden Rückkehrern und den
KZ-Überlebenden des DP-Lagers wieder als Synagoge verwendet. Mit der Auflösung
der jüdischen Gemeinde wurde die Synagoge wieder geschlossen.
Im März 1954 konnte durch den
damaligen Vorsteher der Neuapostolischen Kirchengemeinde in Eschwege, Priester Willi Pempel, nach längeren
Verhandlungen mit maßgeblichen Mitgliedern der früheren jüdischen Gemeinde, unter
Federführung von Herrn Moritz Werner die ehemalige Eschweger Synagoge käuflich erworben werden.
Das Gebäude wurde in den folgenden Monaten umfassend renoviert und als
Neuapostolische Kirche eingerichtet. Bis heute gilt die ehemalige Synagoge als
eine der schönsten neuapostolischen Kirchen im Bezirk Hessen. Am 30. September 1954 fand durch Bezirksapostel Gottfried Rockenfelder die
feierliche Einweihung im Beisein der Bischöfe Seibert und Weine sowie der
Bezirksältesten Schäfer und Tromp, der Bezirksevangelisten Karl Isenberg,
Ernst und Rudolf Schilling sowie vieler Amtsträger aus dem damaligen großen Ältestenbezirk
Kassel statt. 50 Jahre nach Einrichtung der Kirche in der ehemaligen Synagoge
wurde das Gebäude zuletzt im Jahr 2004 umfassend renoviert.
Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Straße "Vor dem Berge" 4 /Ecke
Schulstraße
Fotos
(neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2009)
Die mittelalterliche
"Judengasse",
die heutige "Kniegasse" |
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Blick vom Marktplatz in
die Kniegasse |
Straßenschild |
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Die
Töpfergasse, wo in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mehrere jüdische
Familien lebten |
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Blick in die Töpfergasse |
Alte Fachwerkhäuser in der
Töpfergasse |
Straßenschild |
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Historische Aufnahmen der Synagoge
(Fotos: Website der Neuapostolischen Kirche in
Eschwege; Foto erste Zeile rechts: P. Arnsberg)
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Außenansichten
der Synagoge |
Das klassizistische
Eingangsportal |
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Die Synagoge in ihrer
Umgebung |
Innenansicht der Synagoge mit
Blick zum Toraschrein |
Innenaufnahme,
vermutlich vor 1899;
Quelle: Kollmann/Wiegand S. 52. |
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Die geschändete Synagoge nach dem
Novemberpogrom 1938 |
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Die eingeworfenen
Fenster sind
notdürftig verschlossen |
Innenansicht: Quelle:
Pinkas Hakehillot
s.Lit. S. 374 |
Quelle:
Kollmann/Wiegand
S. 67 |
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Obiges
Foto in höherer Auflösung |
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Seit 1954: die ehemalige Synagoge
als
neuapostolische Kirche |
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Die ehemalige Synagoge als
neuapostolische Kirche |
Die neuapostolische
Kirchengemeinde
vor der ehemaligen Synagoge |
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2004: 50 Jahre Neuapostolische Kirche in
der ehemaligen Synagoge. Das Gebäude
wird umfassend renoviert und neu
eingeweiht |
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Art. vom 21.09.2004:
"Synagoge
in guten Händen" |
"Neuapostolische Kirche
weihte ihr Gotteshaus" |
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Die ehemalige
Synagoge
im Frühjahr 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2009) |
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Die ehemalige Synagoge
(rechts)
in ihrer Umgebung |
Blick auf die
ehemalige Synagoge, seit 1954 Neuapostolische Kirche |
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Charakteristisch
für die Eschweger Synagoge: ein vorgesetzter Mittelrisalit mit
einem
Schauportal, das an einen Tempel des klassischen Altertums erinnert:
vier
Sandsteinsäulen tragen einen griechischen Dreiecksgiebel. |
Hinweistafel:
"Ehemalige Synagoge.
Klassizistischer Bau der Jahre 1837-38.
Am 9.
November 1938 geschändet und
verwüstet. Heute Neuapostolische Kirche.
Im
Mittelalter befand sich hier der
Burgsitz der Familie von Keudell". |
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Das Schulgebäude der
jüdischen
Gemeinde in der Schulstraße 3 |
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Die ehemalige jüdische
Schule, dahinter
die ehemalige Synagoge |
Das Schulhaus wurde
gleichzeitig
mit der Synagoge erbaut (1837/38) |
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Hinweistafel.
"Schulgebäude der jüdischen
Gemeinde Eschwege. Erbaut 1839. Schule
aufgehoben am 1.10.1939, bis 1952 im
Besitz der israelitischen Gemeinde,
seitdem in Privatbesitz." |
Rückseite des Schulgebäudes |
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Ehemaliges jüdisches
Geschäft |
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Gebäudes eines
der früheren jüdischen Geschäfte: "Stad 27/29". Es handelte
sich um das 1882 von den Kaufleuten Bernhard und Philipp Goldmann
erworbene Gebäude Stadt 27 sowie das 1931 dazu übernommene Gebäude
Stadt 29. 1933 war das Kaufhaus Goldmann ein Hauptziel des NS-Boykotts.
Wenig später wurde es "arisiert" (Textilkaufhaus Eduard
Messerschmidt, 1967 Kaufhaus Karstadt, seit 2007 Hertie) |
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"Denkmal
gegen Gewalt" gegenüber der Synagoge |
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Informationstext
zum "Denkmal gegen Gewalt": "Erinnern - Widerstehen - für
Menschenwürde. Denkmal gegen Gewalt von Christ K. Bayer 2008, Bronze. Die
Skulptur erinnert an alle Menschen, die in der Vergangenheit unter
Demütigungen, Verachtung, Misshandlungen und Folter litten, und an alle,
die in der Gegenwart alltäglicher Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt sind.
Die Skulptur lässt die 1657 als Hexe verbrannte Eschwegerin Catharina
Rudeloff als ein Beispiel für Widerstand und Würde erkennen... Das
Denkmal soll Mut machen, gegen Gewalt einzutreten, Zivilcourage zu zeigen
und sich aktiv für Selbstbestimmung, Freiheit und Menschenwürde
einzusetzen." |
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Gedenken |
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Sehr versteckt
befindet sich im Treppenhaus des Rathauses (2. Stock) eine Gedenktafel mit
dem Text: "Zum Gedenken. Seit dem 13. Jahrhundert lebten in dieser
Stadt Menschen jüdischen Glaubens. Während der nationalsozialistischen
Herrschaft in den Jahren von 1933 bis 1945 wurden die Mitglieder der
ehemaligen jüdischen Gemeinde gedemütigt, entrechtet, vertrieben,
verschleppt und ermordet. Ihr Schicksal darf nicht vergessen werden. Es
mahnt uns, auch der anderen Opfer der Hitlerdiktatur zu gedenken. Die
Kreisstadt Eschwege 1997." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März und August
2009: erste Stolpersteine wurden
verlegt am Obermarkt und Stad, im Alten Steinweg sowie in
Forst- und Schildgasse. |
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Juni 2011:
am 21. Juni 2011 weitere zwölf Stolpersteine
wurden verlegt in der Eschweger Innenstadt, u.a. vor
Schlossplatz 8 für Ludwig Pappenheim, in der Niederhoner Str. 54 für
Julius und Selma Kahn. . |
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Mai 2013:
Weitere zehn Stolpersteine wurden
verlegt
Anmerkung: es wurden im Mai 2013 Stolpersteine verlegt: in der
Friedrich-Wilhelm-Straße insgesamt zehn Gedenksteine (darunter am Haus 44
für Martha Cahn und ihre Tochter Toni Cahn). |
Artikel in der Hessisch-Niedersächsichen
Allgemeinen (hna.de) vom 14. Mai 2013 (Link
zum Artikel):
"Projekt Stolpersteine: Verbeugung vor den Opfern
Eschwege. Noch in diesem Jahr soll das bereits seit vier Jahren laufende Projekt zur Verlegung von Stolpersteinen für jüdische Nazi-Opfer aus Eschwege abgeschlossen werden. Einen weiteren wichtigen Schritt dorthin markierte die jüngste Aktion des Erinnerungskünstlers Gunter
Demnig.
Am Samstag ließ er in der Friedrich-Wilhelm-Straße insgesamt zehn Namenstafeln für Deportierte und Ermordete vor ihren letzten,
selbstgewählten Wohnsitzen in den Bürgersteig ein. Möglich gemacht hatte das die Sparkassen-Stiftung, die für die Finanzierung der Stolpersteine gesorgt hatte:
'Für uns war das keine Frage', so Sparkassen-Chef Frank Nickel während der Verlegung,
'wir verstehen uns in der Verantwortung zur Etablierung einer angemessenen Erinnerungskultur als Partner und Wegbegleiter der Stadt Eschwege und haben daher nicht gezögert, hier zu
helfen.' Das Haus Nummer 44, vor dem zwei Stolpersteine für Martha Cahn und ihre Tochter Toni Clara verlegt worden waren, befindet sich heute im Besitz der Sparkasse.
'Wir wollen diesen Menschen ihre Namen zurück geben und uns an sie
erinnern', so Frank Nickel, der im Hinabbeugen zu den Steinen eine 'Verbeugung vor den
Opfern' sieht. Es gehe nicht darum, Täter zu benennen und Wohnhäuser zu brandmarken, sondern allein um die Ehrung der Opfer.
Auch Landrat Stefan Reuß, hier als Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, unterstrich die Notwendigkeit, sich den dunklen Kapiteln der Vergangenheit zu stellen und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholten. Mitunter sei er erschreckt darüber, dass gerade junge Menschen zu wenig über die Geschichte Deutschlands wüssten und auch die Demokratie als Errungenschaft nicht angemessen zu würdigen wüssten.
In diesem Zusammenhang bemerkte er ebenfalls, dass auch im Werra-Meißner-Kreis rechtsgesinnte Menschen leben würden, die sich immer weiter formierten.
'Diesen Menschen dürfen wir keine Chance geben, sich hier zu etablieren', so Stefan Reuß. Auch deswegen sei die lebendige Erinnerungskultur, die in Eschwege so erfolgreich auf den Weg gebracht worden sei, unbedingt unterstützenswert. Anfang November soll nach Angaben von Stadtarchivar Karl Kollmann eine abschließende Stolpersteinverlegung stattfinden." |
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August 2014:
Weitere "Stolpersteine" wurden verlegt
Anmerkung: im August 2014 wurden an dreizehn Orten Gedenksteine verlegt
in der Friedrich-Wilhelm-Straße, in der Schillerstraße, in der
Beethovenstraße, An den Anlagen im Blauen Steinweg, in der
Klosterstraße, am Hospitalplatz, im Alten Steinweg, in der Forstgasse, im
Neuen Steinweg und in der Schulstraße. Bei dieser Aktion wurde erstmals
auch für zwei deportierte nichtjüdische Personen Gedenksteine
verlegt. |
Artikel in der "Werra-Rundschau"
vom 3. August 2014: "Letzte Stolpersteine für Eschwege werden
verlegt..."
Link
zum Artikel |
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Dezember 2015:
drei "Stolpersteine" wurden
verlegt |
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März 2017:
Weitere "Stolpersteine" wurden verlegt
Anmerkung: es wurden verlegt: Am Brückentor 4 für Richard Altschul;
in der Schulstraße für Erich Neumann (Lehrer, konnte 1938 nach England
fliehen, danach in die USA), seine Frau Franziska (Fränze) Neumann geb.
Müller (1909, ermordet in Auschwitz) sowie die Söhne Ludwig (Lutz)
Neumann (1934, ermordet in Auschwitz) und Wolfgang Neumann (1938, ermordet
in Auschwitz); in der Reichensächser Straße für Irmtraud Lieberknecht
und in der Wallgasse 18 für Viktor Heilbrunn. |
Artikel in lokalo24.de vom 17.
März 2017: "Sieben neue Stolpersteine in Eschwege verlegt.
Die vier Stolpersteine erinnern in der Eschweger Schulstraße an Erich,
Franziska, Ludwig und Wolfgang Neumann.
Eschwege. 'So lange der Name eines Menschen nicht vergessen ist, ist
auch der Mensch nicht vergessen', sagte Paul Müller anlässlich der Verlegung
von vier Stolpersteinen für Erich, Franziska, Ludwig und Wolfgang Neumann in
der Eschweger Schulstraße. Er war mit seinem Bruder Arne eigens aus Dänemark
angereist, um dem Schicksal seiner Tante sowie dem ihres Ehemannes und ihrer
beiden Söhne zu gedenken, die von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer
jüdischen Herkunft verfolgt wurden.
Grüße aus den USA. Während Erich Neumann über England in die USA
auswandern konnte, wurden Franziska, genannt Fränze, der neunjährige Ludwig
und der siebenjährige Wolfgang 1943 von den Nazis im Konzentrationslager
Auschwitz ermordet. 'Für uns ist es ein sehr emotionaler Tag', bekannte Paul
Müller, dessen Familie sich im Zuge der Verfolgung in der NS-Zeit in zig
Länder auf fünf Kontinenten verteilt hat. Er überbrachte auch die Grüße der
beiden Töchter Erich Neumanns aus zweiter Ehe, die in den USA leben.
York-Egbert König vom Stadtarchiv zeichnete bei der Verlegung der
Stolpersteine noch einmal die Geschichte der Lehrerfamilie Neumann nach und
berichtete von den zahlreichen gescheiterten versuchen des Familienvaters,
Frau und Kinder außer Landes in Sicherheit zu bringen.
Rundgang durch Eschwege. Dies nutzte Paul Müller für einen
eindringlichen Appell: 'Unsere Familie und viele weitere Menschen haben ihr
Leben verloren, während sie auf Wartelisten für Flüchtlinge standen – daran
muss man in diesen Zeiten erinnern.' Ihren Anfang hatte die Verlegung der
Stolpersteine in Eschwege bereits zuvor Am Brückentor 4 genommen, wo ein
solches Denkmal an den von den Nazis ermordeten Richard Altschul erinnert –
einen zum Christentum konvertierten jüdischen Eschweger. Von der Schulstraße
ging es weiter in die Reichensächser Straße, wo der Initiator der
europaweiten Gedenkaktion, Gunter Demnig, einen Stolperstein für Irmtraud
Lieberknecht ins Pflaster einließ, die einen Tag vor ihrem zwölften
Geburtstag der Kinder-Euthanasie der Nazis zum Opfer fiel. Ihren Abschluss
fand die Veranstaltung in der Wallgasse 18, wo nun ein Stolperstein an die
Ermorrdung des psychisch kranken jüdischen Mitbürgers Viktor Heilbrunn
erinnert. Finanziert wurden die Stolpersteine vom Diakonischen Werk, der
DiaCom Altenhilfe und der Sparda Bank."
Link
zum Artikel |
Bis März 2017 wurden in Eschwege
insgesamt 141 Stolpersteine verlegt. |
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März
2018: Weitere "Stolpersteine"
wurden verlegt
Anmerkung: es wurden verlegt: im Alten Steinweg 29 für Nanny Steindler,
in der Forstgasse 13 vier Stolpersteine für die Lehrerfamilie Erich
Narewczewitz (mit Ehefrau, Mutter und Sohn), in der Hindenlangstraße vier
Stolpersteine für die Zahnarztfamilie Dr. Georg Narewczewitz (mit Ehefrau
und die beiden Töchter). |
Artikel von Elisabeth Bennighof
im "Marktspiegel" Eschwege vom 28. März 2018: "Neue
Stolpersteine. Neun Gedenksteine wurden in Eschwege verlegt..."
Link
zum Artikel (als pdf-Datei eingestellt)
Artikel von Maurice Morth in der "Werra-Rundschau" vom 24. März
2018: "Weitere Mahnmale für Opfer der Nazizeit..."
Link zum
Artikel (als pdf-Datei eingestellt) |
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2018: Besuche
von Nachkommen ehemaliger Eschweger Juden |
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Artikel in
der "Werra-Rundschau" vom 14. März 2018: "Argentinier
auf Spurensuche in Eschwege"
und "Zurück zu den Wurzeln" |
Artikel in der
"Werra-Rundschau" vom 22. März 2018: "Weite Reise über
den Ozean.
Brasilianerinnen besuchen in Eschwege einstige Lebensorte
vertriebener Familienmitglieder |
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Artikel in
der "Werra-Rundschau" vom 18. September 2018: "Von Barcelona nach Eschwege.
Ehepaar Lipschütz war in Eschwege auf den Spuren der Großeltern
unterwegs..." |
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November 2018:
Schüler gestalten Ausstellung
zu "80 Jahre Pogromnacht" |
Artikel in
"lokalo24.de" vom 27. Oktober 2018: "Schüler gestalten Ausstellung zur
Reichspogromnacht in Eschwege
Schülerinnen und Schüler des Oberstufengymnasiums haben eine Ausstellung zur
Reichspogromnacht in Eschwege erarbeitet und stellen sie am Stad aus.
Eschwege. Elf Schülerinnen und Schüler des Oberstufengymnasiums haben in
einer Geschichtswerkstatt die Ausstellung zum Thema Reichspogromnacht
in Eschwege erarbeitet, die vom 5. bis 7. November in dem leerstehenden
Ladenlokal am Stad 11 bis 13 gezeigt wird. Thematisch behandelt werden das
jüdische Leben vor dem Holocaust, die Rechtsnormen mit denen die Übergriffe
auf jüdische Mitbürger, deren Vertreibung und Ermordung legalisiert wurden,
Biografien jüdischer Mitbürger und die historische Einordnung der
Pogromnacht.
Ausstellung mitten in der Innenstadt. Mit unterschiedlichen Formen
der Darstellung werden die verschiedenen Gesichtspunkte aufgearbeitet. 'Es
ist unser Ziel, diese Arbeit nicht nur für uns zu machen, wir wollen damit
in die Öffentlichkeit gehen. Deshalb gehen wir mitten in die Stadt, so dass
man die Ausstellung einfach im Vorbeigehen besuchen kann', erläutert Ulrike
Arnold, die zusammen mit Margret Schulz-Bödicker die Geschichtswerkstatt als
Lehrerin begleitet. Die Schüler wollen die Besucher nicht nur über diese
Phase der Eschweger Stadtgeschichte informieren, sie wollen auch mit ihnen
ins Gespräch kommen. Das Projekt wird von der Bürgerstiftung Werra-Meißner
unterstützt. Zu sehen ist die Ausstellung montags bis freitags von 16 bis 18
Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr."
Link zum Artikel |
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November 2018:
Auch in Ebersbach an der Fils
werden "Stolpersteine" für die Familie des Kantors Erich Neumann verlegt
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Artikel von Harald
Beck in den "Stuttgarter Nachrichten" vom 14. November 2018: "
Stolpersteine
in Ebersbach. Versteckt, verraten, deportiert und ermordet
Drei Stolpersteine vor dem Ebersbacher Pfarrhaus an der Büchenbronner Straße
erinnern an die Familie Neumann, die dort 1943 zeitweise Zuflucht gefunden
hatte, später aber denunziert und im KZ Auschwitz umgebracht wurde.
Ebersbach - Das Pfarrerehepaar Hermann und Anneliese Diem hat –
unterstützt von der Vikarin Ilse Härter – während des
nationalsozialistischen Terrors verfolgte Menschen, vor allem Juden, im
Ebersbacher Pfarrhaus versteckt und so vor Verhaftung und Deportation
bewahrt. ...Knapp ein Vierteljahr bevor die damals 14-jährige Anita 1943 ins
Pfarrhaus kam, waren dort Franziska Neumann und ihre beiden Söhne Ludwig und
Wolfgang versteckt. Ihr Aufenthalt wurde verraten. Anfang April verhaftete
die Gestapo die jüdische Familie. Alle drei wurden im Juni 1943 von
Stuttgart aus ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet. An ihren
Aufenthalt im Pfarrhaus und die späteren Morde erinnern nun drei
Stolpersteine an der Büchenbronner Straße..."
Link zum Artikel |
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2019/2020:
Veranstaltungsreihe zu den "Spuren
jüdischer Kultur in der Region" |
In der Region
Werra-Meißner gab es über Jahrhunderte hinweg jüdische Gemeinden. An
verschiedenen Orten haben sich Synagogen, Friedhöfe, Textdokumente, Bücher
und Kultgegenstände erhalten. Mit einer Veranstaltungsreihe in 2019 sollen
Spuren jüdischen Lebens in der Region neu entdeckt und bewusst gemacht
werden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wird am 2. November 2019 ein Lern-
und Gedenkort für jüdisches Leben in der ehemaligen Synagoge in Abterode
eröffnet werden.
Übersicht über die Veranstaltungen 2019/2020 (Flyer, pdf-Datei)
Presseartikel in der "Werra-Rundschau" vom 19. Dezember 2019: "Spuren des
jüdischen Lebens: Arbeitskreis und Aufwind stellen Veranstaltungsreihe im
Kreis vor..."
(auch als
pdf-Datei eingestellt)
Presseartikel in der "Werra-Rundschau" vom 28. Januar 2019 über die
Auftaktveranstaltung in der ehemaligen Synagoge Eschwege (pdf-Datei)
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Artikel in
"lokalo24.de" vom 31. Januar 2019: "Veranstaltungsreihe zum jüdischen
Leben hat begonnen.
In der Neuapostolischen Kirche wurde die Vortragsreihe zum Jüdischen Leben
im Werra-Meißner-Kreis eröffnet. Weitere Termine folgen.
Eschwege. In der voll besetzten ehemaligen Synagoge (heute
Neuapostolischen Kirche) in Eschwege eröffneten Landrat Stefan Reuß und
Bürgermeister Alexander Heppe die Veranstaltungsreihe zum jüdischen Leben im
Werra-Meißner-Kreis. 'Ich habe gerne die Schirmherrschaft über diese
Veranstaltungsreihe übernommen, um die Geschichte wach zu rufen', sagte
Landrat Reuß. Er berichtet, dass er in seiner Funktion als Präsident des
hessischen Fußballverbandes in den letzten zwei Jahren immer wieder mit
Fällen von antisemitischen Angriffen gegen Fußballer jüdischen Glaubens zu
tun bekommen habe. Die Frage, was man dagegen tun könne, beschäftigt den
Fußballverband derzeit. Bürgermeister Heppe überbrachte die Grüße der
Kreisstadt und warnte vor einem 'Verkommen der Erinnerungskultur'. Er sprach
den Machern der Veranstaltungsreihe seinen Respekt aus, gerade weil in
diesem Fall nicht der Focus auf die zwölf schlimmen Jahre der Verfolgung
gelegt würde, sondern auf die 5000 Jahre gemeinsamer Geschichte. 'Wir
sollten Mut schöpfen und das Judentum als Teil unserer eigenen Kultur
verstehen', sagte er. Annemarie Zimmer führte in ihrem Vortrag durch die
Geschichte des Judentums und berichtete insbesondere über die Herkunft, das
Leben und die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger im
Werra-Meißner-Kreis in den letzten 800 Jahren. Umrahmt wurde die
Veranstaltung durch jüdische Lieder, vorgetragen von Dany Bober und als
Abschluss gab es nicht nur die Möglichkeit zu Gesprächen, sondern auch einen
Imbiss mit Speisen nach jüdischen Rezepten, die in Kooperation mit 'Aufwind-
Verein für seelische Gesundheit' angeboten wurden.
Nächste Termine:
Samstag, 1. Februar 2020, im 'Blickpunkt' in Sontra Samstag,
25. Mai 2019, an der ehemaligen Synagoge Witzenhausen Samstag,
31. August 2019, in Harmuthsachsen (Beginn vor der ehemaligen Synagoge)
Samstag, 2. November 2019, in der Synagoge Abterode Eröffnung des Lern- und
Gedenkortes."
Link zum Artikel |
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August 2024:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Eschwege
Hinweis: zu den "Stolpersteinen" in Eschwege vgl. Übersicht
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eschwege
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Artikel von Tobias
Stück in hna.de vom 20. August 2024: "Eschwege: 17 neue Stolpersteine
werden am Donnerstag verlegt.
Eschwege – In der Kreisstadt Eschwege werden am Donnerstag (22. August)
17 weitere Stolpersteine verlegt. Damit soll weiterer Opfer des
Nationalsozialismus im Dritten Reich gedacht werden. 150 Stolpersteine gibt
es im Stadtgebiet von Eschwege schon, die an das Schicksal der Opfer
erinnern. Bei den Stolpersteinen handelt es sich um einen Betonwürfel in der
Größe 10x10x10 Zentimeter, mit einer darauf verankerten Messingplatte. Auf
dieser werden Name, Lebensdaten und Schicksal der betroffenen Person
angegeben. Es erinnert an die Menschen, die in den Jahren 1933 bis 1945 von
den Nationalsozialisten vertrieben, verfolgt und ermordet wurden. Die Steine
werden jeweils vor dem letzten freiwilligen Wohnsitz der Betroffenen in das
Straßenpflaster eingelassen. 'Jeder Stein bringt einen Namen zurück', sagt
der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er hatte das Projekt 'Stolpersteine' 1992
ins Leben gerufen.
2008 hatte die Eschweger Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen,
am Projekt 'Stolpersteine' teilzunehmen. Die Aktion wurde in den Folgejahren
fortgeführt und fand im März 2018 mit insgesamt 150 Steinen einen
vorläufigen Abschluss. Seitdem können nur weitere Steine gesetzt werden,
wenn sich Sponsoren finden. 'Für 120 Euro können Einzelpersonen oder Gruppen
und Institutionen die Patenschaft zur Verlegung eines Stolpersteins
übernehmen', heißt es vonseiten des Stadtarchivs, die sich im Vorhinein um
die Recherchen zu den Verfolgten kümmern.
York-Egbert König vom Eschweger Stadtarchiv kümmert sich hier im Besonderen
um die Aufarbeitung der Geschichte. Inzwischen hat er sich ein weltweites
Netz an Kontakten aufgebaut. 'Die noch lebenden Nachfahren sind unheimlich
dankbar, wenn sie etwas zur Geschichte ihrer Vorfahren erfahren – und wenn
es nur eine Meldekarte, eine Heiratsurkunde oder der Standort ihres
ehemaligen Wohnhauses ist', sagt König. Er hat eine größere Zahl weiterer
Aspiranten für Stolpersteine schon recherchiert. Geplant ist eine Auflistung
aller Gedenksteine in einer Broschüre. Im November werden weitere Steine
verlegt. Für spätere Aktionen werden noch Sponsoren gesucht. Für die am
Donnerstag zu verlegenden Stolpersteine haben Torsten Breuer und die
Sparkassenversicherung sowie der Lions-Club Eschwege gespendet. Sie waren
beim Freiwilligentag im vergangenen Jahr auf die Idee gekommen, als sie
bereits vorhandene Steine gereinigt hatten. Auch in diesem Jahr soll es die
Aktion wieder geben. Interessierte können sich im Rathaus bei Judith
Vopicka-Rode
(judith.vopicka-rode@eschwege-rathaus.de) melden. Mit den Stolpersteinen
soll an diese Menschen erinnert werden:
Neuer Steinweg 9: Elsa Kahn geb. Falkenfeld, *1880 in Schwerin,
wohnte seit 1921 im Neuen Steinweg und verzog im Oktober 1934 nach Berlin.
Von dort wurde sie im März 1943 nach Theresienstadt deportiert und am 7. Mai
1943 ermordet. Tochter Edith Kahn, *1907 in Eschwege, war Schauspielerin.
1929 hatte sie den RA Dr. jur. Albert Narewczewitz (*1894 in Eschwege)
geheiratet, 1931 kam der gemeinsame Sohn Hans-Werner zur Welt. 1943 wurden
alle nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sohn Hans-Peter Kahn, *1912 in
Eschwege, konnte über die Schweiz in die USA emigrieren.
Wallgasse 18: Erich Heilbrunn, *1912 in Eschwege, ging im Frühjahr
1933 mit Hilfe einer zionistischen Jugendorganisation nach England. 1935
wanderte er nach Palästina aus. In Haifa gründete er eine Tischlerwerkstatt
und eine Möbelfabrik. Erich Heilbrunn starb 1979. Grete Körner geb.
Heilbrunn, *1907 in Eschwege, war als Künstlerin nach 1933 Repressalien und
Berufsverboten ausgesetzt. Ihr Sohn wurde bei Freunden außerhalb Jenas in
Sicherheit gebracht. Im Februar 1945 wurde Grete Körner nach Theresienstadt
deportiert, wo sie überlebte, weil das KZ rechtzeitig befreit wurde. Sie
starb 1983 in Berlin. Für den Bruder Victor Heilbrunn, der 1940 der
NS-Euthanasie zum Opfer fiel, und die nach Riga deportierten Eltern
Ferdinand und Clara Heilbrunn wurden hier bereits Stolpersteine gesetzt.
Obere Friedenstraße 20: Alfred Abraham Katin, *1883 in Ostpreußen,
Kaufmann, seit 1908 in Eschwege ansässig und ab 1933 unter dieser Adresse
gemeldet, und seine Ehefrau Ida geb. Katzenstein, *1886 in Eschwege, flohen
1939 nach Holland. 1943 wurden sie im Lager Westerbork interniert, 1944 nach
Bergen-Belsen deportiert und ermordet. Sohn Erich Katin, *1910 in Eschwege,
war bereits 1934 nach Rotterdam und von dort in die USA emigriert, er starb
1990 in Kalifornien. Tochter Edith Katin, *1913 in Eschwege, wanderte 1936
mit ihrem späteren Ehemann Simon Fuchs von Frankfurt nach Palästina aus.
Beide nahmen 1989 am Treffen ehemaliger jüdischer Mitbürger in Eschwege
teil. Edith Katin starb 1991.
Reichensächser Str. 6: An Mathilde Kahn geb. Hesse, *1857 in
Bleicherode, und Witwe des
Fabrikanten Isaac Kahn, wird unter der Adresse ihrer Tochter Käthe und ihres
Schwiegersohns Dr. Siegmund Doernberg erinnert. Sie war 1942 nach
Theresienstadt deportiert und ermordet worden. Dr. jur. Siegmund Doernberg,
*1880 in Eschwege, war nach den Novemberpogromen 1938 zeitweilig in
Buchenwald inhaftiert. Ihm und seiner Ehefrau Käthe geb. Kahn, *1890 in
Eschwege, gelang 1939 die Flucht nach Santiago de Chile, wo sie ihren Sohn
Justus wiedersahen. Der jüngere Sohn Walter gelangte wenig später ebenfalls
dorthin.
Schillerstraße 8: Der alleinstehende Kaufmann Hermann Plaut, *1884 in
Eschwege, wohnte ab 1940 in einem jüdischen Altersheim in
Berlin-Lichterfelde. Im Januar 1942 wurde er von dort nach Riga deportiert
und vermutlich dort ermordet.
Friedrich-Wilh.-Str. 24: Dr. jur. Wilhelm Kahn, *1903 in Eschwege,
hatte nach dem Abitur an der Friedrich-Wilhelm-Schule Rechtswissenschaften
studiert. In Berlin unterhielt er eine Kanzlei, wo er durch einen
nächtlichen Fenstersturz am 30. September 1933 aus dem Leben schied. Seine
Mutter Clara Kahn geb. Silberberg starb zwei Jahre später, Vater Simon Kahn
wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 dort ermordet. An ihn
erinnert bereits ein Stolperstein. Die Schwester Irmgard Kahn, *1913, konnte
1938 in die USA fliehen.
Friedrich-Wilh.-Str. 14: Isfried Freund, *1870 in
Fulda, war verheiratet mit Rosa Löbenstein
(*1885) aus Datterode. Sie blieb zurück, um
sich um ihre kränkelnde Mutter Bertha Löbenstein zu kümmern. Als diese im
Oktober 1941 in Eschwege starb, wurde Rosa Freund am 8. Dezember 1941 nach
Riga deportiert. Für sie wurde schon 2010 ein Stolperstein gesetzt. Auf
Wunsch der Enkelin soll nun an gleicher Stelle auch an den Großvater
erinnert werden."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 226; III,1 S. 332. |
| Joseph Cohn: Das Eschweger Memorbuch. Hamburg 1930. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 167-170. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. 1971 S. 49. |
| Erich Hildebrand: Die Juden in Eschwege, in:
Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung. Bd. 9. Gießen 1979. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 73-74. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch). |
| Anna Maria Zimmer: Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Eschwege. In: Geschichte der Stadt Eschwege. Eschwege 1993 S.
341-357. |
|
dies.: Juden in Eschwege - Entwicklung und Zerstörung der
jüdischen Gemeinde von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eschwege 1993. |
|
Dieter
E. Kesper: "Unsere Hoffnung". Das Schicksal Überlebender des Holocaust im
Spiegel einer Lagerzeitung von 1946, hrsg. von Bewohnern des Lagers für "Displaced
Persons" auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes in Eschwege. Mit
Bemerkungen zum historischen Rahmen von Alfred Wirkner. Peter Kluthe Verlag
Eschwege 1996. 152 S. DIN A 4. |
|
Karl
Kollmann / Thomas Wiegand: Spuren einer
Minderheit. Jüdische Friedhöfe und Synagogen im Werra-Meissner-Kreis.
Hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes. Kassel 1996. S.
81-85 u.ö. |
| York-Egbert
König / Christina Prauss / Renate Tobies: Margarete
Kahn und Klara Löbenstein. Mathematikerinnen, Studienrätinnen,
Freundinnen. Hrsg. von Hermann Simon. Verlag Henrich &
Hentrich. 2011 (Jüdische Miniaturen Bd. 108).
Zu dieser Publikation (Informationen
von Verlagsseite): "Margarete Kahn und Klara Löbenstein gehören zu einer kleinen Elite junger Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Abitur extern an Knabenschulen ablegen. Danach studieren sie in Berlin und Göttingen zunächst als Hörerinnen, weil das Land Preußen Frauen erst zum Wintersemester 1908/09 das reguläre Studium gewährt. Die AutorInnen zeichnen die Wege dieser beiden Pionierinnen des Frauenstudiums nach, die bei einem der bedeutendsten Mathematiker, David Hilbert, zeitgleich zur Doktorwürde streben. Sie rekonstruieren ihre herausragenden Leistungen, berichten über die Hürden, die Gegner des Frauenstudiums errichteten, über ihre Tätigkeit als Studienrätinnen im preußischen Schuldienst, sowie über das Ende ihrer Karrieren und das Schicksal ihrer Familien im Nationalsozialismus.
"
English Edition:
York-Egbert König / Christina Prauss / Renate Tobies:
Margarete Kahn - Klara Loebenstein. Mathematicians - Assistant Headmasters -
Friends. Published in 2011 by Henrich & Hentrich Verlag (Berlin) / Centrum
Judaicum. Volume 108 of "Jewish Miniatures" edited by H. Simon. ISBN
978-3-942271-23-3. Translated in 2014 by Jeanne M.L. Selker with assistance
by Eric U. Selker.
Englische Fassung zum Download - online eingestellt (pdf-Datei).
Der Bezug zu Eschwege: Margarete Kahn ist am 27. August 1880 in
Eschwege als Tochter des Fabrikanten Albert Kahn und seiner Frau Johanne
geboren. Sie besuchte von 1887 bis 1896 die Volksschule, dann die Höhere
Töchterschule in Eschwege und legte 1904 die Reifeprüfung am Königlichen
Gymnasium Hersfeld ab. Vgl. weitere Informationen
auf einer Seite der Universität Kaiserslautern. |
| Eschweger Geschichtsblätter Jg. 23 2012. Hrsg. vom
Geschichtsverein Eschwege e.V.. Mit mehreren Beiträgen zur jüdischen
Geschichte. 104 S. 10,00 €. Bezugsmöglichkeit
auf einer Seite von vhghessen.de. Auch
online zugänglich (Gesamtheft als pdf-Datei).
|
Beiträge: Dietfrid Krause-Vilmar: Die Vernichtung der Firma Herzog & Co. und die Erinnerungen Werner Kahns.
S. 3-15.
Online zugänglich (pdf-Datei).
York-Egbert König: 'Ich habe nichts zum Leben …' Zum Schicksal der Familie Ferdinand Heilbrunn in Eschwege, Wallgasse 18.
S. 16-21.
Online zugänglich (pdf-Datei).
ders.: 'Zwei Paar Schuhe … ganz verbraucht …' Dr. Margarete Kahn (1882–1942) aus Eschwege erklärt ihr Vermögen.
S. 22-30.
Online zugänglich (pdf-Datei).
Jochen Schweitzer Nachforschungen über das Schicksal der Eschweger Familie Julius und Selma Klara Kahn.
S. 31-48.
Online zugänglich (pdf-Datei).
York-Egbert König und Karl Kollmann: Anwälte ohne Recht. Zum Schicksal jüdischer Juristen in und aus dem Werraland.
S. 49-53.
Online zugänglich (pdf-Datei).
dies.: 'In Vierbach versteckt …' Hedwig Schlier und Else Vocke – zwei Frauenschicksale in bewegter Zeit.
S. 54-58.
Online zugänglich (pdf-Datei).
Christina Prauss: Vom Untergang bürgerlicher Lebenswelten – Der Kaufhausgründer Lehmann Löbenstein aus Datterode und seine Kinder.
S. 59-84.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
|
| Karl Kollmann / York-Egbert König: Namen und
Schicksale der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Eschwege. Ein
Gedenkbuch. Hrsg. von der Nicolas-Benzin-Stiftung. Eschwege 2012. 254 S.
11,00 €. ISBN 978-1-4709-7182-3 - Bezug über Buchhandel oder online
z.B. über
Amazon (Link zum Buch)
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| York-Egbert
König / Dietfrid Krause-Vilmar / Ute Simon: Ludwig
Pappenheim. Redakteur - Sozialdemokrat - Menschenfreund. Reihe Jüdische
Miniaturen Bd. 140. Verlag Hentrich & Hentrich 2014. 98 Seite, Broschur,
25 Abbildungen. ISBN: 978-3-942271-94-3. € 9,90.
Informationen
in der Website des Verlages
Ludwig Pappenheim (geb. 1887 in Eschwege, gest. 1934 im KZ
Neusustrum) gehörte aufgrund seiner familiären Herkunft und seiner politischen Tätigkeit zu den Ersten, die bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im März 1933 verhaftet und wenig später ermordet wurden.
Die Autoren zeichnen den Lebensweg dieses aufrechten Demokraten nach, der schon früh zur SPD gestoßen war. Seine aktive politische Laufbahn beginnt in der Stadtverordnetenversammlung seiner hessischen Heimatstadt
Eschwege. Allerdings entscheidet er sich schon bald für das damals ebenfalls noch hessische
Schmalkalden am südlichen Rand des Thüringer Waldes, wo er neben seinem kommunal- und sozialpolitischen Engagement noch die Leitung einer Tageszeitung übernimmt.
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| Bernd
Fechner / York-Egbert König: Paul Westheim. Kunstkritiker -
Publizist - Sammler. Reihe Jüdische Miniaturen Bd. 172. Hentrich &
Hentrich 2017. 126 Seiten, Broschur, 10 Abbildungen.
ISBN: 978-3-95565-095-7. € 12,90.
Informationen
in der Website des Verlages
Paul Westheim (geb. 1886 in Eschwege und hier aufgewachsen; gest.
1963) gehört zu den großen Namen des 20. Jahrhunderts. Bis zu seiner Emigration 1933 war er Herausgeber des Kunstblatts, der tonangebenden Publikumszeitschrift zur Kultur der Weimarer Zeit. Sie erschien erstmals im Januar 1917.
Im Zentrum seines Schaffens standen der Expressionismus, die Neue Kunst, aber auch die Architektur, der Film und Fragen des Kunstmarkts. Seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus setzte er im Pariser Exil fort. In Mexiko fand er in Arbeiten zur präcortesianischen Kunst eine neue Lebensaufgabe. 30 Jahre nach seiner Flucht kehrte Westheim für eine Vortragsreise zurück nach Berlin, wo er plötzlich verstarb.
Unter Einbeziehung vieler erstmals veröffentlichter Originaltexte legen Bernd Fechner und York-Egbert König die erste Biografie dieses bedeutenden Journalisten und Kunstschriftstellers
vor. |
Weitere Beiträge zur jüdischen Geschichte in Eschwege (zusammengestellt
von York-Egbert König):
| Hilde Rohlén-Wohlgemuth: Die Familie Alexander Levy in Eschwege, Eschweger Geschichtsblätter 5/1994,
S. 51-54. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Frauke Hellwig: Der Putsch gegen den Gemeindevorsteher. Die Entwicklung einer jüdischen Gemeinde am Beispiel Eschweges im Jahr 1819, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (ZHG), 99/1994,
S. 71-86. |
| Thomas Wiegand: Die Eschweger Weberei Eichmann als
Industriedenkmal. In: Eschweger Geschichtsblätter 11/2000 S. 87-100.
Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Hans-Joachim Bodenbach: Alfred Lomnitz 1892-1953. Graphiker, Kunstmaler und Designer aus Eschwege, in: Eschweger Geschichtsblätter 14/2003,
S. 45-68. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| ders.: Nochmals zu Alfred Lomnitz, in: Eschweger Geschichtsblätter 15/2004,
S. 89-91. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Karl Kollmann: Cäcilienhof nach fast 100 Jahren vor Abbruch [Firma Louis Weinstein], in: Eschweger Geschichtsblätter 15/2004,
S. 64-70.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
|
York-Egbert König: Ein Leben für die
Mathematik... Dr. Margarethe Kahn (1880-1942) aus Eschwege, in: Eschweger Geschichtsblätter 21/2010,
S. 69-74. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| ders.: Dr. Margarete Kahn (1880-1942) aus Eschwege. Ergänzungen und familienkundliche Anmerkungen, in: Eschweger Geschichtsblätter 22/2011,
S. 67-76. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| ders.: Ich habe nichts zum Leben... Zum Schicksal der Familie Ferdinand Heilbrunn in Eschwege, Wallgasse 18, in: Eschweger Geschichtsblätter 23/2012, S. 16-21. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| ders.: Zwei Paar Schuhe... ganz verbraucht...
Dr. Margarete Kahn (1880-1942) aus Eschwege erklärt ihr Vermögen, in: Eschweger Geschichtsblätter 23/2012, S. 22-30. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| ders.: Seine Bestallung als Arzt ist erloschen. Zum Schicksal jüdischer Ärzte in und aus dem Werraland, in: Eschweger Geschichtsblätter 24/2013, S. 25-34.
Online zugänglich (pdf-Datei).
|
|
ders.: Ludwig Pappenheim (1887-1934). Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren 1916/18, in: Eschweger Geschichtsblätter 26/2015,
S. 35-69. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| ders. und Karl Kollmann: Anwälte ohne Recht. Zum Schicksal jüdischer Juristen in und aus dem Werraland, in: Eschweger Geschichtsblätter 23/2012, S. 49-53. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| diess.: Ausplünderung und Deportation. Ein dokumentarischer Rückblick auf 2012, in: Eschweger Geschichtsblätter 24/2013, S. 3-16.
Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Gisela Horn: Grete Körner [geb. Heilbrunn] (1907-1983). Eine Jenaer Glaskünstlerin aus Eschwege, in: Eschweger Geschichtsblätter 21/2010,
S. 75-81. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Dietfrid Krause-Vilmar: Die Vernichtung der Firma Herzog & Co. und die Erinnerungen Werner Kahns, 23/2012, S. 3-15.
Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Jochen Schweitzer: Nachforschungen über das Schicksal der Eschweger Familie Julius und Selma Klara Kahn, in: Eschweger Geschichtsblätter 23/2012, S. 31-48.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
| ders.: Einige Gedanken zum 70. Jahrestag der Deportation der letzten Juden aus Eschwege, in: Eschweger Geschichtsblätter 24/2013, S. 17-24.
Online zugänglich (pdf-Datei).
|
| Martin Arnold: Vergebliche Bekehrungsversuche. Judenpredigten in Eschwege 1647 bis 1652, in: Eschweger Geschichtsblätter 26/2015,
S. 104-117. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Anna Maria Zimmer: Rundgang zu den Spuren des Judentums in Eschwege, in: Eschwege. Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Stadtführer, hrsg. v. Karl
Kollmann und York-Egbert König (3., aktualisierte und erweiterte Auflage), Eschwege/Kassel 2009, S. 53-56.
|
| Martin Arnold: Die jüdische Gemeinschaft in Abterode. Von der Entstehung im 17.Jh. bis zur Auslöschung im Jahr 1941, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 121/2016, S. 53-74.
Online
zugänglich (pdf-Datei)
|
| Thomas Beck: Eine alte Tür [Sukkah] aus Datterode,
in Eschweger Geschichtsblätter 20/2009,
S. 62-64. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Christina Prauss: Vom Untergang bürgerlicher Lebenswelten. Der Kaufhausgründer Lehmann Löbenstein aus
Datterode und seine Kinder, in: Eschweger Geschichtsblätter 23/2012, S. 59-84.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
| Rainer Nickel: Levy und Meyberg. Zwei jüdische
Eschweger Handwerker- und Kaufmannsfamilien im 19. und 20. Jahrhundert. In:
Eschweger Geschichtsblätter 29/2018, S. 27-55.
Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Detlev Weber mit Anmerkungen und einer Nachbemerkung
von York-Egbert König: Zu Gast bei Familie Narev (Narewczewitz) in
London. In: Eschweger Geschichtsblätter 29/2018, S. 62-65. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Ida Gassenheimer: Mein Untergrund Leben in Berlin
1938-1945. Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von York-Egbert
König. In: Eschweger Geschichtsblätter 30/2019, S. 142-163. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Klaus-Peter Friedrich: Zum Lebensweg der jüdischen
Kindergärtnerin Rosel Leschziner geb. Wolf aus
Herleshausen. In: Eschweger
Geschichtsblätter 30/2019, S. 164-194.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
| Zu Netra: Thomas Beck:
"Einer von 2 Millionen". Die Geschichte des jüdischen Soldaten Moritz
Loewenstein und seiner Familie. In: Eschweger Geschichtsblätter 30/2019, S.
100-112.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
| Gerd Strauss: Die Reichspogromnacht 1938 in
Eschwege. Wer waren die Täter? In: Eschweger Geschichtsblätter 30/2019, S.
113-141. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Andreas Lehnardt: Die Genisa aus der ehemaligen
Synagoge in Abterode. In: Eschweger
Geschichtsblätter 31/2020, S. 5-14. Online
zugänglich (pdf-Datei) |
| Karl Kollmann: Warum Abterode? Bemerkungen zur
jüdischen Gemeinde Abterode im 17. und
18. Jh. In: Eschweger Geschichtsblätter 31/2020, S. 15-20. |
| Thomas Beck: Letzter Gruß der Mutter: So Gott will
sehen wir uns gesund wieder. Margot Mezger geb. Löbenstein (geb. 06-08-1923
Datterode, gest. 06.08.2015 Buenos Aires).
In Eschweger Geschichtsblätter 31/2020, S. 21-36.
Online zugänglich
(pdf-Datei). |
| Anna-Maria Zimmer: Palästina-Eschwege. Von den
Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhundert. In Eschweger Geschichtsblätter
31/2020, S. 37-44. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Rolf Hocke: Jüdisches Leben in
Harmuthsachsen. In Eschweger
Geschichtsblätter 31/2020, S. 45-58.
Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Rolf Hocke: Von Büchern und Menschen. In Eschweger
Geschichtsblätter 31/2020, S. 59-72. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Hans Isenberg: Die öffentliche israelitische
Schule in Reichensachsen und ihr
Lehrer Samuel Blach. In Eschweger Geschichtsblätter 31/2020, S. 73-86.
Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Ludger Arnold: Anmerkungen zur Geschichte der
jüdischen Minderheit in Sontra und zur
Entstehung einer Erinnerungskultur. In: Eschweger Geschichtsblätter 31/2020,
S.87-96. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Matthias Roeper: Dokument der Unmenschlichkeit.
Zum Ende der jüdischen Gemeinde
Witzenhausen. In: Eschweger Geschichtsblätter 31/2020, S. 97-108.
Online zugänglich
(pdf-Datei). |
| Martin Arnold, Edward Stein: Der gerettete
Rest. Das "Displaced Persons"-Camp in Eschwege 1946-1949, in: Eschweger
Geschichtsblätter 33, 2022, S. 65-90. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
|
Teachers and students at
Hebrew school in Eschwege |
Eschwege Hesse-Nassau. Jews
living in Eschwege are mentioned from the end of the 13th century. They numbered
30 in 1580 and later established a synagogue in 1687. After the kingdom of
Westphalia's establishment (1807), Jews obtained civil rights and Shimon Yitzhak
Kalkar (1754-1812), the ristrict rabbi, was a member of the Kassel consistory.
During the 19th century, the community grew from 236 (in 1835) to 549 (6 % of
the total) in 1885. It built a handsome new synagogue in 1838 and maintained an
elementary school from 1839 to 1939. From 1858, it had a separate Orthodox
minyan. While fostering their own institutions, the Jews displayed an increasing
interest in public affairs. During the Weimar Republic, B'nai B'rith, the
Central Union (C.V. ) and the Jewish War Veterans Association established local
branches. Jews were elected to the city council and Jewish-owned industrial
firms (especially in textiles) employed 80 % of the labor force. Affiliated with
the rabbinate of Kassel, the community had declined to 421 (1 %) when Nazi
boycott regulations were imposed in 1933. Over the next six years, as unemployed
Jewish professionals and businessmen left Eschwege, cultural, educational, welfare, and Zionist
activity expanded. On Kristallnacht (9-10 November 1938),
SA troops destroyed the synagogue's interior; a mob looted and vandalized Jewish
property; and, after being paraded through the street, Jewish men were
imprisoned in concentration camps. Of the 535 Jews registered there after 1933,
222 emigrated (chiefly to the United States, Latin America, and Palestine); the
last 190 were deported in 1941-42. After Worldwar II, most of the Jewish
Displaced Persons housed in a local United Nations Relief and Rehabilitation
Administration (UNRRA) camp emigrated to Israel.
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|