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in Gailingen
Gailingen am
Hochrhein (Kreis
Konstanz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Seite 1: Berichte über das Rabbinat, die
Lehrer und weitere Angestellte der Gemeinde
sowie Berichte über Schule und Ausbildungsstätten
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Gailingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Ein Teil der Texte muss noch abgeschrieben werden - bitte zum Lesen die
Textabbildungen anklicken!
Übersicht:
Aus der Geschichte
des Rabbinates in Gailingen
1827 wurde Gailingen Sitz
eines badischen Bezirksrabbinates, das 1925 nach Konstanz verlegt wurde.
Bereits im 18. Jahrhundert gab es Rabbiner am Ort (u.a. Jacob Weil 1744 bis
1753, Isaac Warburger vor 1759 bis nach 1770, Löw Aach und Jacob Samuel
Schwabacher um 1775, Salomon Wolf Levi [Spiro] von
Pfersee (1776 bis 1825), Veit Cahn (1825 bis 1829).
Nach Errichtung des Bezirksrabbinates waren die Rabbiner:
Jacob Löwenstein (1829 bis 1851), Leopold Schott (der Rabbiner von
Randegg war
kurzzeitig Verwalter des Bezirksrabbinates), Ephraim Willstätter (1855 bis
1862), Dr. Hillel Sondheimer (1863 bis 1872), Dr. Leopold Löwenstein (1872 bis
1886), Dr. Josef Spitz (1894 bis 1925). 1926 wurde das Bezirksrabbinat
nach Konstanz verlegt; den Gemeinden
Gailingen und Randegg wurde noch ein (orthodoxes) Ortsrabbinat zugestanden, das
mit Dr. Mordechai / Markus Bohrer (Rabbiner von 1927 bis 1938) besetzt wurde. Vgl. Texte zur Geschichte des Rabbinates
in Gailingen.
Über die Verwandtschaft von Rabbiner Salomon (Salman) Levi, bürgerlich seit 1813
Salomon Spiro, später S. Levinger (Artikel zu Hermann Levi und seine Vorfahren von 1933)
Anmerkung: Rabbiner Wolf Levi = Rabbiner Benjamin-Wolf Spiro: nach "Biographisches Handbuch der Rabbiner" BHR I.2, 825 vgl.
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1687: geb. in Prag,
gest. 1792 in Pfersee; war ein Sohn des Prager Parnas und Klausrabbiners Samuel
Halevi Lichtenstadt-Wedeles (gest. 1752), welcher selbst ein Enkel des
böhmischen Landesrabbiners Wolf Wedeles war. Dajan (Richter am Rabbinatsgericht)
in Prag, 1753 Landesrabbiner in Oettingen,
1764 Landesrabbiner der Mgft. Burgau und Schwaben in
Pfersee, Vater der beiden
Rabbiner Salomon Levi (Gailingen) und
Samuel Levi (Worms,
Mainz).
Rabbiner Salomon Levi (geb. 1748 in
Pfersee, besuchte in Augsburg die Schule; gest. 13. Januar 1825 in
Gailingen) war von 1776 bis 1825 Landesrabbiner der Rotterschaft
Liebenfels am Bodensee für die Gemeinden von Gailingen (Rabbinatssitz),
Wangen und
Worblingen; war verheiratet mit Mirjam
Daniel; vgl.
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/work3?id=1075
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1933: "Die Vorfahren Hermann Levis. Zu Richard Wagners fünfzigstem
Todestag.
Die Fünfzigjahrfeier des Todestages Richard Wagners weckt auch die
Erinnerung an einen der Getreuen des Hauses Wahnfried, den 1872 von
Karlsruhe nach München berufenen Generalmusikdirektor Hermann Levi
(1839-1900), der nach dem Tode Wagners der treueste Berater seiner Frau
Cosima gewesen ist.
Der Vater, der den Künstlerdrang seines Sohnes schon früh erkannt hatte
und ihn in seinem Künstlerstreben immer zu fördern suchte, war Rabbiner
Dr. Benedict Levi zu Gießen, der 1806 als Sohn des
Rabbiners Samuel Levi in Worms geboren wurde. Dieser war der Sohn des Rabbiners Wolf Levi in
Pfersee bei Augsburg, besuchte die höhere Schule daselbst und eignete
sich die französische Sprache derart an, dass der Bürgermeister von
Worms und einige Stadträte allwöchentlich bei ihm in der Judengasse
einkehrten, um sich von ihm die französischen Zeitungen übersetzen zu
lassen. 1807 wurde er in das Synhedrion zu Paris berufen. Der französisch
sprechende Rabbiner von Worms gefiel Napoleon so gut, dass er ihn mehrmals
in Audienz empfing, und um ihm eine Gnade zu erweisen, bot er ihm das
Rabbinat Metz oder Mainz an. Levi wählte das letztere, und so wurde er
1808 zum Grab Rabbin du consistoire du département de Mont Tonnère
berufen. Dr. Levi erzählte gerne in Freundeskreisen, wie er 1812 Napoleon
auf seinem Zuge nach Russland über die Große Bleiche in Mainz ziehen sah
und wie ihn sein Lehrer in die Höhe hob und aufforderte, den Segensspruch
beim Anblick eines gekrönten Hauptes zu sprechen..." |
Auszüge
aus einer Predigt von Rabbiner Jakob Löwenstein (1846)
(veröffentlicht in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
1846)
Anmerkung: Jakob Löwenstein war von 1829 bis 1851 Bezirksrabbiner in Gailingen.
Er war 1799 in Bruchsal geboren, ließ sich
in Würzburg bei Abraham Bing und an der dortigen Universität ausbilden. Er war
Vertreter der sogenannten Neoorthodoxie. Im Juli 1852 übernahm er das
Bezirksrabbinat in Tauberbischofsheim,
das er bis zu seinem Tod 1869 innehatte.
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Teil 1 in der
Ausgabe vom 17. März 1846 |
Teil 2 in der
Ausgabe vom 24. März 1846 |
Beitrag
von Rabbiner Jakob Löwenstein "Über ernstes Bibel-Studium - Mit
besonderer Rücksichtnahme auf den Bibel-Unterricht in den jüdischen
Schulen" (1846) (veröffentlicht in der Zeitschrift "Der
treue Zionswächter" 1846)
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Teil I in der Ausgabe
vom 7. April 1846 |
Teil 2 in der
Ausgabe
vom 14. April 1846 |
Teil 3 in der Ausgabe
vom 21. April 1846 |
Teil 4 in der
Ausgabe
vom 28. April 1846 |
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Teil 5 in der
Ausgabe vom 5. Mai 1846 |
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Predigt
von Rabbiner Jakob Löwenstein im Revolutionsjahr 1848 "zur Würdigung der
gegenwärtigen Bestrebungen Deutschlands vom israelitischen Standpunkte"
(1848)
Liedgedichte
- verfasst von Bezirksrabbiner Jakob Löwenstein (1850)
Artikel
im "Treuen Zionswächter" vom 18. Januar 1850:
"Zwei Lieder, verfasst von Bezirksrabbiner J. Löwenstein in
Gailingen.
Zur Feier der öffentlichen Prüfung in den Grundbegriffen der
israelitischen Religion. Die drei Zeichen der drei Grundgeschichten.
Drei G'schichten alter Zeit, Des Glaubens Fundamente,
Soll Israel, geweiht, Stets tragen bis an's Ende:
Der Schöpfung Wunderhand, Des Ahnherrn Tugendbahn,
Der Gang aus Sklavenland Geleiten himmelan.
Drei Zeichen gab Gott d'rum Für jene drei Geschichten;
Sie gründen Judentum, Sie gründen unsre Pflichten.
Wir nennen Zeichen sie, Ein Banner hehr und klar,
Sie weicht, sie zaget nie, Des Banners treue Schar.
Des Schöpfer Größe Kund' Der Tag der Ruhe bringet:
Mit Abraham im Bund' Beschneidung uns umschlinget;
Gebrochen ward das Joch, Mizraijims Übermut,
Und T'fillin zeigen noch, Der Freiheit edles Gut.
So lasset uns denn treu Bewahren diese
Zeichen,
Mit Lust und Lieb auf's Neu' Das große Ziel
erreichen,
Mit Schöpfung, Abraham, Mizraijim lenken wir
Den Schritt stets aufmerksam, O großer Gott, zu dir.
(Beschluss folgt)." |
Die Fortsetzung des Gedichtes wird noch
eingestellt. |
Liedgedichte von Bezirksrabbiner J. Löwenstein
"Zur Feier der öffentlichen Prüfung in den Grundbegriffen der
israelitischen Religion" (1850)
(veröffentlicht in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
1850)
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Lied 1 in der
Ausgabe
vom 18. Januar 1850 |
Lied 2 in
der
Ausgabe vom 25. Januar 1850 |
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Rabbiner Jakob Löwenstein wäre beinahe neuer
Landrabbiner in Emden geworden (in der Nachfolge von Samson Raphael
Hirsch) (1847)
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
vom 21. Dezember 1847: "Emden. Unsere Rabbinerwahl ist so gut
als erledigt anzusehen. Die Gemeinden der hiesigen Landdrostei nämlich
haben den Dr. Isaaksohn, bisher Rabbiner zu Frankfurt an der Oder zum
Landrabbinen erwählt, und ist es keinem Zweifel unterworfen, dass der
Landdrosteibezirk Osnabrück in demselben Sinne wählen wird. Der
Gewählte wird in einigen Wochen zur Abhaltung der Probepredigt hieselbst
erscheinen. Als zweiter Wahl-Konkurrent war allseitig Herr
Bezirksrabbiner J. Löwenstein zu Gailingen anerkannt, dessen
zahlreichere Familie aber bei dem nur mäßigen Einkommen der Stelle, die
Wähler zum Gunsten des Erstgenannten stimmten. Beide Rabbinen indess
gehören der orthodoxen Richtung des Judentums an." |
Zum
Tod von Rabbiner Jakob Löwenstein siehe Artikel auf der Seite
zu Tauberbischofsheim
Zum
Tod von Rabbiner Ephraim Willstätter (1862)
Anmerkung: Ephraim Willstätter (geb. 1810 in Karlsruhe, gest. 1862 in
Gailingen): studierte in Mannheim und Würzburg, 1837
Rabbinatsverweser in Bühl, 1839 Bezirksrabbiner
in Bühl, 1850 Amtssitz nach Rastatt
verlegt, 1855-1862 Bezirksrabbiner in Gailingen.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Juli 1862:
"Gailingen, im Mai (1862). Am 19. dieses Monats verschied
(also 19. Mai 1862) verschied nach einer 14-tägigen Krankheit in seinem
52. Lebensjahre unser geschätzter Bezirksrabbiner Ephraim Willstätter,
nach einer fast 2-jährigen treuen Amtsverwaltung (in Bühl,
Rastatt und
seit 7 Jahren in Gailingen). Sein Tod versetzte Alle in die tiefste
Betrübnis und sein Leichenbegängnis war das größte, welches man je
hier gesehen. Die Gemeinden seines Bezirks Wangen,
Merchingen*, Randegg waren herbeigeeilt,
um dem geliebten Seelenhirten die letzte Ehre zu erweisen, über 1.800
Menschen, darunter 5 Geistliche christlicher Konfession, die ganze
Schuljugend folgte seiner Bahre, Herr Rabbiner Dr. Kayserling, welcher auf
besonderen Wunsch des Verstorbenen von Endingen
berufen war, hielt die Leichenrede, welche alle aufs Tiefste
ergriff." |
*Anmerkung: vermutlich Worblingen
gemeint und nicht Merchingen! |
Ausschreibung
des Bezirksrabbinates (1887)
Anmerkung: die Stelle wurde vom Großherzoglichen Oberrat (Karlsruhe) in der
liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" ausgeschrieben,
wenig später direkt vom Rabbinatsbezirk aus in der orthodox geprägten
Zeitschrift "Der Israelit".
Die Ausschreibung erfolgte nach dem Weggang von Rabbiner Dr. Leopold Löwenstein
(geb. 1843 in Gailingen als Sohn des früheren Gailinger Rabbiners Jakob
Löwenstein), der von 1872 bis 1886 als Bezirksrabbiner in Gailingen tätig war.
1886 übernahm er das Bezirksrabbinat in Mosbach, wo er bis zu seinem Tod 1923
geblieben ist.
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. März 1887:
"Das in Erledigung gekommene Bezirksrabbinat Gailingen mit dem
Wohnsitze in Gailingen soll wieder definitiv besetzt werden.
Bewerber haben ihre Gesuche unter Anschluss einer Darlegung ihres
seitherigen Lebensganges, ferner der Nachweis über ihre allgemein
wissenschaftliche und fachliche Ausbildung sowie über verlangte
Autorisation zur Ausübung von Rabbinatsfunktionen und über ihre
seitherige Berufstätigkeit binnen 6 Wochen bei der unterzeichneten
Behörde einzureichen. Über die Einkommensverhältnisse der Stelle wird
der Bezirksälteste, Herr S. H. Guggenheim in Gailingen nähere
Auskunft erteilen.
Karlsruhe, den 4. März 1887. Großherzoglicher Oberrat der Israeliten.
Joos. Willstätter." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1887: "Das
in Erledigung gekommene Bezirks-Rabbinat Gailingen (Baden), mit dem
Wohnsitze in Gailingen, soll wieder definitiv besetzt werden.
Bewerber haben ihre Gesuche unter Anschluss einer Darlegung ihres
seitherigen Lebensgangs, ferner der Nachweis über ihre allgemein
wissenschaftliche und fachliche Ausbildung, sowie über erlangte
Autorisation zur Ausübung von Rabbinatsfunktionen und über ihre
seitherige Berufstätigkeit binnen 4 Wochen beim Großherzoglichen Oberrat
der Israeliten in Karlsruhe einzureichen. Über die
Einkommensverhältnisse der Stelle gibt die Bezirkssynagoge Gailingen
nähere Auskunft |
Frage
nach der Verlegung des Rabbinatssitzes von Gailingen nach Konstanz (1887)
Anmerkung: im Zusammenhang mit der Neubesetzung der Rabbinatsstelle nach dem
Weggang von Rabbiner Dr. Leopold Löwenstein war bereits die Frage diskutiert
worden, den Rabbinatssitz nach Konstanz zu
verlegen. Doch sprachen sich die Bezirksgemeinden dagegen aus.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1887: "Gailingen,
5. Juni (1887). In Nr. 38 des 'Israelit' ist am Schlusse einer von
Sulzburg datierten Korrespondenz die Bemerkung enthalten, der
Großherzogliche Oberrat der Israeliten in Karlsruhe sei durch die Drohung
der israelitischen Gemeinde Gailingen, aus dem Verbande der israelitischen
Religionsgemeinschaft des Großherzogtums auszutreten, dazu gezwungen
wurden, von der Verlegung des Rabbinatssitzes nach Konstanz
abzustehen.
Mit Bezug hierauf wird die Redaktion ersucht, in die nächste Nummer des
genannten Blattes nachstehende Berichtigung aufzunehmen:
1. Das Gesuch des Synagogenrats zu Konstanz um Verlegung des
Rabbinatssitzes ist mit Entschließung Großherzoglichen Oberrats der
Israeliten abgelehnt worden, weil die überwiegende Mehrheit der
Bezirksgemeinden sich für die Belassung des Bezirksrabbinats in Gailingen
ausgesprochen hatte.
2. Von der angeblichen Drohung, seitens der israelitischen Gemeinde
Gailingen, ist hier nichts bekannt.
3. Die Lossagung einer israelitischen Gemeinde des Großherzogtums von dem
Gesamtverbande der badischen Judenschaft, wäre nach unserem Erachten
gesetzlich - rechtlich wirkungslos.
Die Bezirkssynagoge S.H. Guggenheim - G. Rosenthal." |
Rabbiner
Dr. Joseph Spitz wechselt von Haigerloch nach Gailingen (1888)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Juni 1888: "Bonn, 17. Juni (1888). Man
schreibt uns aus Haigerloch
(Hohenzollern): Unser Rabbiner Dr. Spitz hat einen Ruf nach Gailingen
angenommen. Es ist fraglich, da die Mittel der Gemeinde nicht ausreichen,
ob wieder ein Rabbiner angestellt wird; aus demselben Grunde hat auch Hechingen
keinen Rabbiner mehr." |
Zum
Tod von Minna Spitz, Frau von Bezirksrabbiner Dr. Spitz (1909)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Joseph Spitz war von 1888 bis 1925 Bezirksrabbiner in
Gailingen. Zuvor ist er Rabbiner in Haigerloch
gewesen. Er war am 16. August 1856 im damals ungarischen Bike (heute Bilki,
Ukraine) geboren. Nach der Pensionierung von Dr. Spitz 1925 wurde das
Bezirksrabbinat nach Konstanz verlegt. Dr.
Spitz war verheiratet mit Minna geb. Eichenberg, die eine Tochter eines
Pferdehändlers aus Adelebsen war. Josef und Minna Spitz hatten eine Tochter
Jenny, die am 10. September 1896 in Gailingen geboren
ist.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1909: "Gailingen,
18. März (1909). Letzten Donnerstag starb nach schwerer Krankheit im
Alter von 43 Jahren die Gattin unseres Bezirksrabbiners, Frau Dr. Minna
Spitz. Am Sonntag fand unter außerordentlicher Beteiligung die Beerdigung
statt. Sämtliche Gemeinden des Bezirks hatten Abordnungen entstand, um
der beliebten und hochgeachteten Frau die letzte Ehre zu erweisen.
Rabbiner Hoffmann - Randegg hielt die
Leichenrede. Er entwarf ein Charakterbild der edlen Entschlafenen als
treue Gattin, welche die Tugenden einer echt jüdischen Hausfrau
entfaltete, als ebenbürtige Gefährtin wie eifrige Helferin ihres Mannes
bei der Lösung der verantwortungsvollen Aufgabe seines Berufes. Er sprach
dem tief gebeugten Gatten, dem durch den Verlust seiner Mirjam wie einst
Israel in der Wüste der Wunderbrunnen versiegt schien, aus dem er stets
frische Lebenskraft schöpfte, herzlich zu, Trost zu finden in der Liebe
zu seinem einzigen Kinde und der herzlichen Anteilnahme seiner Gemeinde.
Nach ihm gab der so schwer getroffene Gatte selbst in ergreifenden, alle
Hörer zu Tränen rührenden Worten seinem tiefen Schmerze Ausdruck. Er
dankte der teuren Verschiedenen für alle Liebe und Treue, die sie ihm in
bald zwei Jahrzehnte langem Ehebunde erwiesen und schilderte in
schmerzdurchbebter Rede, was sie ihm gewesen und war er an ihr verloren.
Aufrecht halte ihn nur der Gedanke, dass er der Schwergeprüften in langer
Leidenszeit jeden Wunsch erfüllt und die tröstliche Zuversicht auf ein
Wiedersehen in einer besseren Welt. Möge das Andenken der Frau zum Segen
sein." |
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Weitere Anmerkung: Dr. Joseph Spitz hat am
31. Mai 1912 in Neckarbischofsheim wieder geheiratet: seine zweite Frau
war Hedwig Frank, eine am 28. Februar 1870 geborene Tochter des
Viehhändlers Samuel Frank.
Nach seiner Pensionierung 1926 verzog Dr. Spitz mit Familie nach Frankfurt
am Main, wo er am 28. November 1931 gestorben ist (siehe Bericht
weiter unten).
Die Tochter Jenny Spitz hatte die Volksschule in Gailingen besucht, danach
die Höhere Töchterschule in Diessenhofen. Sie heiratete 1929 in
Frankfurt Josef Altmann, mit dem sie ein Kind hatte: Margot, geb. 1934.
Alle drei wurden im Oktober 1940 von Karlsruhe nach Gurs deportiert. Josef
und Jenny Altmann wurden später ermordet, die Tochter Margot überlebte
in der Schweiz und übersiedelte nach Israel (genauere Lebensgeschichte zu
den Familien Altmann und Spitz siehe unter den Gedenkbiographien
Karlsruhe). |
Zum Tod der
zweiten Frau von Rabbiner Dr. Spitz - Hedwig Spitz geb. Frank (1936, beigesetzt in Frankfurt)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. April 1936: "Karlsruhe, 23. April (1936). Am
Rosch Chodesch Nisan (1. Nisan = 24. März 1936) wurde Frau Rabbiner
Dr. Spitz plötzlich dem Kreise ihrer Lieben entrissen und
wunschgemäß an der Seite ihres Gatten, des ehemaligen Gailinger Raws,
Dr. Josef Spitz - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - auf
dem Friedhof der Israelitischen Religionsgesellschaft in Frankfurt am Main
zur Ruhe gebettet. Die durch den Festmonat gebotene nachruflose Beisetzung
entsprach ganz dem Wesen dieser Frau, deren Sinnen und stilles Wirken nur
dem Wohle ihrer Mitmenschen galt. Einem früh der Mutter beraubten
Elternhaus wurde sie zielbewusste Erzieherin der zahlreichen Kinder, an
der Seite ihres Gatten - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen,
besonders in den Kriegsjahren, war sie Helferin in allen Nöten ihren
Kehillomitgliedern (sc. Gemeindemitgliedern). Sie übte treue Fürsorge
für die zahlreichen Kriegsgefangenen und Internierten auf dem Heuberg.
Auch die wenigen Jahre ihres Weilens in Frankfurt und zuletzt hier im
Hause ihrer Kinder waren dem unauffälligen Helfen gewidmet, sodass
besonders in diesen beiden Orten ein zahlreicher Kreis tiefen Schmerz
empfindet über den Heimgang dieser klugen Beraterin und stets
hilfsbereiten Freundin. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Über
die Zukunft des Bezirksrabbinates in Gailingen (1926)
Anmerkung: im nachstehenden Artikel wird der Protest orthodoxer Kreise gegen die
Verlegung des Bezirksrabbinates nach Konstanz laut.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1926: "Das
Bezirksrabbinat in Gailingen. Endlich ist der Stein ins Rollen
gekommen, nachdem die Allgemeinheit auf die eminente Gefahr der Auflösung
des Bezirksrabbinates in Gailingen, für die Erhaltung des konservativen
Judentums im Oberland aufmerksam gemacht wurde. Es ist einfach eine in
keiner Weise zu rechtfertigende Tatsache, dass der Oberrat von zwei
orthodoxen Bezirksrabbinaten in Gailingen und Mosbach eines einfach durch
Abstimmung in mangelhaft besuchter Sitzung auflöst und ohne Befragen der
Gemeinden diese Konstanz zuteilt. Nachdem durch Petition dem Oberrat
wiederholt das Unmögliche dieses Aktes dargelegt worden ist, sieht man
sich gezwungen, die Flucht in die Öffentlichkeit zu ergreifen. Es ist
keine Gehässigkeit dem Oberrat gegenüber, denn ehrenamtliche Tätigkeit
muss heute hoch eingeschätzt werden. Nichtsdestoweniger muss eine nötige
Kritik doch einsetzen. Das Mitglied des Oberrats, Herr Prof. Levy in
Freiburg, auf welchen das Judentum stolz sein darf, tritt für alle
religiösen Fragen lebhaft ein, ebenso hat derselbe für die Erhaltung des
Bezirksrabbinates in Gailingen wie ein Löwe gekämpft, nur ist es nicht
jedermanns Sache, dies in der Öffentlichkeit breitzuschlagen. Nicht
weniger darf man auch anderen Herren des Oberrats für ihre warme
Unterstützung dankbar sein. Der Oberrat ist nun bereit, einem anzustellenden
Privatrabbiner eine Subvention zu bewilligen, jedoch eine tüchtige Kraft,
die hier nur allein in Betracht kommen könnte, wird nur unter Übernahme
des Bezirksrabbinates auf längere Dauer eine Stelle auf dem Lande
annehmen, denn die Betätigung ist ja viel schwieriger als in der Stadt.
Diese Stellen sind nicht für Repräsentation geschaffen, sondern zur
Erhaltung des religiösen Lebens. Der Oberrat wird seine Gründe haben,
als Überzeugend können diese niemals wirken. Man kann es nicht
verstehen, warum gerade Konstanz vom Oberrat so verhätschelt wird.
Dasselbe ist der Fall mit der Zuteilung von Singen nach Konstanz,
hierüber ein anderes Mal. Es wäre jedenfalls für manche Angelegenheit
nur förderlich, wenn auch ein Landbewohner als Mitglied dem Oberrat
angehören würde. Denn nicht allein die badische Orthodoxie muss in Baden
mobil gemacht werden, um das Unrecht der Auflösung des orthodoxen
Bezirksrabbinates in Gailingen wieder gutzumachen. Nein, wo Orthodoxe sich
noch befinden, müssen sie sich zusammenscharen, um durch Proteste dem
Oberrat zu zeigen, dass er hier einen falschen Weg beschritten hat und
dieses Entschlusses nie froh werden wird. Die eminente Gefahr, die dem
Judentum droht, wird heute noch nicht scharf genug in allen ihren Folgen
erfasst. Von Konstanz bis Mannheim kein orthodoxer Rabbiner! Wenn dies
Wirklichkeit wird, so kann das badische Judentum und mit ihm die gesamte
Orthodoxie an seiner Zukunft verzweifeln; mögen nun die Großen in Israel
ihre Stimmen erheben. M." |
Frage
der Wiederbesetzung des Rabbinates Gailingen-Randegg (1926)
Anmerkung: die Synode der badischen Israeliten beschloss im Juli 1926 die
Errichtung eines orthodoxen Ortsrabbinates Gailingen für die Gemeinden
Gailingen und Randegg.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1926: "Aus
der badischen Synode. Karlsruhe, 25. Juli (1926). Der wichtigste
Gegenstand, mit dem sich die am 4. und 5. Juli tagende badische Synode
diesmal zu beschäftigen hatte, war eine Frage, die in den Spalten des
'Israelit' ausführlich erörtert worden ist und deren Bedeutung in der
Tat über den engeren Bereich des badischen Heimatlandes hinausreicht: die
Frage der Wiederbesetzung der Bezirkssynagoge Gailingen-Randegg.
Bekanntlich hat der Oberrat das Bezirksrabbinat nach Konstanz verlegt,
sodass die Gefahr einer allmählichen völligen Verwahrlosung der uralten
Gemeinden Gailingen und Randegg vorhanden war, neben der für die
Gesamtheit verhängnisvollen Tatsache, dass es in ganz Südbaden
überhaupt kein orthodoxes Rabbinat mehr gab. Eine Zurückverlegung der
Bezirkssynagoge von Konstanz nach Gailingen konnte nun in der Synode aus
Gründen, die sich der öffentlichen Erörterung entziehen, nicht erreicht
werden. Jedoch wurde nach langen und schwierigen Beratungen die Errichtung
eines orthodoxen Ortsrabbinates Gailingen mit dem Wohnsitz Gailingen
oder Randegg beschlossen unter Befreiung dieser beiden Gemeinden von den
Beiträgen zur Besoldung des Bezirksrabbiners in Konstanz. Der
Ortsrabbiner wird mit allen badischen Rabbinen im Range gleichberechtigt
sein und Anspruch auf Pension und Reliktenversorgung besitzen. Wenn es
gelingt, die richtige Kraft zu gewinnen, dann kann von den beiden
altehrwürdigen Gemeinden aus im ganzen badischen Oberland im Sinne des
gesetzestreuen Judentums außerordentlich segensreich gewirkt werden. Zu
dieser günstigen Lösung der Rabbinerfrage hat der 'Israelit' durch die
Aufrüttelung der öffentlichen Meinung sehr viel beigetragen; ebenso der
Verein zur Wahrung der Interessen des orthodoxen Judentums in Baden, sowie
insbesondere der Synodal-Abgeordnete Rothschild aus Randegg, der seine
ganz Energie für die Sache einsetzte. Auch die liberalen Abgeordneten
konnten sich schließlich seinen Gründen nicht entziehen. Es ist nun
durchaus möglich, als Zukunftsforderung des orthodoxen Judentums in Baden
die Errichtung eines Bezirksrabbinates Gailingen im Auge zu behalten,
sofern die Entwicklung der Verhältnisse dies
gestattet." |
Ausschreibung
des Rabbinates Gailingen-Randegg (1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1927: "Mit
Genehmigung des Oberrats der Israeliten Badens ist für die Gemeinden Gailingen
und Randegg mit Filialen die Stelle einer Rabbiners mit dem
Sitz in Gailingen, zunächst auf 3 Jahre, sofort zu besetzen. Gehalt:
Anfangsgehalt der Gruppe X nebst Kasualien und schöner Dienstwohnung.
Bewerber, die auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums stehen, wollen
sich mit dem Synagogenrat Gailingen in Verbindung setzen und Abschrift
ihrer Bewerbung an den Synagogenrat Randegg senden. Der
Synagogenrat Gailingen." |
Amtseinführung
von Rabbiner Dr. Bohrer (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1927: "Gailingen,
18. September (1927). Der Beginn des Jahres 5688 bedeutet für die
Gemeinden Gailingen - Randegg, aber auch zugleich für das Gesamtjudentum
und dessen gesetzestreuen teil in Baden ein wichtiges Datum. Wird doch am
25. dieses Monats der neugewählte Rabbiner Dr. Bohrer aus
Königsberg feierlich in sein Amt eingeführt. Der 'Verein zur Wahrung der
Interessen des gesetzestreuen Judentums in Baden' begrüßt mit besonderer
Freude dieses Ereignis. Er hat nach mancherlei Schwierigkeiten, die es zu
überwinden galt, nunmehr die Genugtuung, im badischen Oberland auch
wieder einen Vertreter des gesetzestreuen Judentums als Raw amtieren zu
sehen. Möge seine Tätigkeit, die in so bedeutsamen Tagen beginnt, vom
Segen Gottes begleitet sein und segensreich sich gestalten für die Wahrheit." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1927:
"Amtseinführung des neuen Rabbiners. Randegg, 2. Oktober (1927). Wer
die gehobene und zufriedene Stimmung anlässlich der Amtseinführung des
Ortsrabbiners Gailingen-Randegg, Herrn Rabbiners Dr. Bohrer, beobachtete,
musste sich sagen, diese konnte nur der Liebe zu unserer heiligen Tora
entspringen. Eine große Versammlung hatte sich Sonntagmittag, den 25.
September in der Synagoge in Gailingen eingefunden. Nach dem Minchogebet
und Gesängen des Synagogenchors begrüßte Herr Vorsteher Neuburger die
Anwesenden, insbesondere die Ehrengäste, und entbot dem Herrn Rabbiner
Dr. Bohrer den herzlichen Willkommensgruß mit dem Wunsche, dass dessen
Amtsführung eine segensreiche sein möge. Alsdann sprach Herr
Bezirksrabbiner Dr. Chone als Vertreter des Oberrats in Karlsruhe. Unter
großer Spannung bestieg nun Herr Dr. Bohrer die Kanzel, um seine
Pflichten als orthodoxer Rabbiner darzulegen, ferner sein Bemühen, den
Frieden zu erhalten und zu fördern.
Anschließend wurde die weltliche Feier im Kaffee Biedermann abgehalten.
Hier erhielt zuerst das Wort der Vertreter des Vereins zur Wahrung der
Interessen des gesetzestreuen Judentums in Baden. Mit großem Beifall
wurde das von Liebe durchdrungene Glückwunschschreiben für die zwei
Gemeinden des obengenannten Vereins angehört und spontan beschlossen, an
Herrn Prof. Darmstäter ein Danktelegramm abzusehen. Fast in allen
folgenden Reden wurde hervorgehoben, welch dornenvoller Weg mit Kämpfen
und Mühe zurückgelegt werden musste, um endlich die durch die Verlegung
der Bezirksrabbinerstelle nach Konstanz notwendig gewordene
Ortsrabbinerstelle mit denselben Rechten für Gailingen-Randegg zu
erhalten. Ausführliche Eingaben waren nötig, um den Oberrat und die
Synode zu überzeugen, dass es ein Bedürfnis sei, den Gemeinden ein
orthodoxes Rabbinat zu genehmigen. Öffentlicher Dank gebührt einzelnen
Personen, welche unter Opfern an Zeit und Geld die Sache zur Entwicklung
bringen mussten. Sodann der Presse, ganz besonders auch dem 'Verein zur
Wahrung der Interessen des orthodoxen Judentums', welcher eine ganz
besonders rege Tätigkeit entfaltete, und endlich dem Oberrat und der
Synode. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Gemeinden in Herrn
Rabbiner Dr. Bohrer den richtigen Seelsorger für diesen schweren, aber
dankbaren Posten erhielten.
Nicht unerwähnt mögen bleiben die goldenen Worte des Herrn Pfarrers von
Büsingen, welcher u.a. in seiner Rede ausführte, er begreife nicht, dass
die Menschen trotz anderer Überzeugung nicht in Eintracht und Frieden
zusammen leben sollten. Nicht weniger herzlich waren die Worte des Herrn
Bürgermeisters von Gailingen.
So dürfen wir hoffen, dass die Gemeinden Gailingen-Randegg von dem Los
der Landgemeinden bewahrt und dass die äußerste Ecke Deutschlands auch
fernerhin ein Bollwerk für das orthodoxe Judentum sein und bleiben
möge." |
Über
die Arbeit von Bezirksrabbiner Dr. Bohrer (1927)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1927: "Gailingen,
24. Oktober (1927). Ein neues Jahr, ein neuer Geist. Noch sind es kaum
einige Wochen, dass der neugewählte, orthodoxe Rabbiner, Herr Dr. Bohrer,
mit frischer Energie und tatkräftiger Hand die Leitung unserer jüdischen
Gemeinde übernommen hat, und schon zeigen sich überall Spuren seines
Wirkens in unserem Kehilloleben (sc. Gemeindeleben). Von dem richtigen
Gedanken ausgehend, dass die Grundlage jüdischen Lebens jüdisches Wissen
ist, dass das 'Lernen' Voraussetzung jeglicher Aufbauarbeit sein muss,
sind folgende Einrichtungen getroffen: neben den lehrreichen, packenden
Predigten ist jeden Schabbos Nachmittag, eine Stunde vor Mincha
Schiurlernen. Jeden Morgen nach Schacharis: Mischnajos für Anfänger und
jeden Abend für einen kleineren, fortgeschrittenen Kreis Gemorohlernen.
Die alte Chevro Talmud-Thora, die nur noch dem Namen nach ihren
eigentlichen Zweck erfüllte, wurde neu organisiert und bildet jetzt den
Stamm eines Lernvereins. Die Gemeinde, zuerst überrascht und zögernd,
geht nun hingerissen durch den edlen Eifer ihres Führers, freudig mit.
Wie sehr, dafür ein kleines Beispiel. Seit Menschengedenken war hier
Simchas Thora und Ball am gleichen Abend unzertrennbar.
Es bedurfte nur der Belehrung des Herrn Rabbiners und sofort wurde mit
dieser alten, eingewurzelten Tradition gebrochen. Die Gemeinde versammelte
sich am Simchas-Thora-Abend mit ihrem Rabbiner ohne Tanz, ohne Musik und
war noch nie so vergnügt und freudig beisammen. Diese Kleinigkeiten sind symptomatisch
für den neuen Geist, der hier herrscht. Es geht aufwärts mit uns und mit
Gottes Hilfe wird die Zeit nicht gerne sein, in der wieder mit Stolz von
der Kehillo Kedauscho (Heiligen Gemeinde) Gailingen gesprochen werden
kann." |
Öffentliche
Religionsprüfung durch Rabbiner Dr. Bohrer (1928)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1928: "Gailingen,
15. April (1928). Am Halbfeiertag des Pessach-Festes fand, wie
alljährlich, die öffentliche Religionsprüfung statt. Es kamen so viel
Zuhörer, dass das geräumige Prüfungszimmer die Menge kaum fassen
konnte. Eindringlicher hätte den Schülern nicht gezeigt werden können,
dass der jüdische Unterricht wichtigster Bestandteil des Gemeindeaufbaues
ist. Den staunenden Zuhörern aber präsentierte sich eine frohe,
aufgeweckte, lernbegeisterte, arbeitsfreudige Jugend, die in flottem Frag-
und Antwortspiel eine Fülle von Kenntnissen auf den verschiedensten
gebieten wie Bibel, Grammatik, Übersetzen offenbarte. Eindrucksvoll war
die in Hebräisch geführte, wenn auch auf elementarste Sätze sich
beschränkende Unterhaltung mit den Kleinsten, den Schülern der beiden
untersten Klassen. Herr Rabbiner Dr. Bohrer leitet den Gesamtunterricht
der ganzen Schule, und ist dieser Erfolg seiner Liebe zur Jugend und
seiner Hingabe zu danken. Den Mitgliedern, die so oft voll banger Sorge an
die immer kleiner werdende Gemeinde dachten, war diese Stunde Trost,
Erhebung und Zuversicht für die Zukunft. Nicht die Zahl entscheidet das
Schicksal einer Gemeinde, sondern der Geist, mit der sie erfüllt
ist." |
Merkblatt
des Rabbinates zum Koscherfleischeinkauf (1930)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1930: "Gailingen
- Randegg, 26. November (1930). Das Ortsrabbinat Gailingen - Randegg
(Rabbiner Dr. Bohrer) versendet ein Merkblatt für die Frauen seiner
Gemeinde, beim Koscherfleischeinkauf, das zum teile auch anderswo zur
Beachtung empfohlen sei:
'Deinen Einkauf besorge prinzipiell nur persönlich. So
wirst du besser und schneller bedient. Jede Bestellung, die durch einen
nichtjüdischen Boten besorgt wird, wird in Zukunft plombiert. Einzig die
Koscherplombierung garantiert Koscherfleisch. Weise jede unplombierte
Lieferung prinzipiell zurück! Wässere das Fleisch immer sofort ein! So
fährst du am sichersten. Beachte unbedingt die Verkaufszeiten! Denke an
den Opferwillen und die Gesundheit der Aufsichtsbeamten! Sei bescheiden
und nachgiebig in deinen Ansprüchen. Der Mensch lebt nicht, um zu essen.
Sei vorbildlich in deiner Rücksichtnahme. Beanstandungen und Wünsche
richte an den Aufsichtsbeamten oder Rabbiner, sonst an niemand. Denke
immer daran, dass das Kaschrus das Fundament einer jüdischen Gemeinde
ausmacht. Bringe freudig ein persönliches Opfer im Dienst der Gemeinde.
Das Glück der Gemeinde garantiert auch dein Glück! Denke daran, dass nur
durch die restlose Mitarbeit aller die Koscherfleischversorgung
ermöglicht wird." |
Zum
Tod von Rabbiner Dr. Joseph Spitz (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: "Bezirksrabbiner
Dr. Joseph Spitz - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Mit
Sabbatausgang hauchte Rabbiner Dr. Joseph Spitz seine reine Seele aus, und
am Montagvormittag kam er unter großer Beteiligung auf dem Friedhofe der
Israelitischen Religionsgesellschaft (sc. in Frankfurt) zur letzten Ruhe.
Er hatte sich alle Würdigungen und Nachrufe in Wort und Schrift verbeten.
Wir müssen uns hier deshalb darauf beschränken, die Trauerkunde mit
einigen wenigen personellen Angaben zu vermitteln. Rabbiner Dr. Spitz
wirkte annähernd 30 Jahre als Bezirksrabbiner in der Gemeinde Gailingen
in Baden. Nach seiner Pensionierung nahm er seinen Wohnsitz in Frankfurt,
wo er mit seiner Gattin einen ruhigen, glücklichen Lebensabend führte
und in der Israelitischen Religionsgesellschaft eine zweite geistige
Heimat fand. Er hatte sich in der kurzen Zeit seines hiesigen Aufenthaltes
einen großen kreis von treuen Freunden erworben, die den Menschen wie den
Gelehrten in ihm hoch schätzten. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Über die Zukunft des Rabbinates in Gailingen-Randegg
(1932)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
30. Juni 1932: |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des
Lehrers / Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1846 / 1847 / 1850 / 1851 / 1884 / 1885 / 1904 / 1924 / 1928
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 19. September 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"An der israelitischen Volksschule in Gailingen ist eine mit
dem gesetzlichen Gehalte von 135 fl. verbundene Unterlehrerstelle,
besonders für die weltlichen Unterrichtsgegenstände zu besetzen; wobei
bemerkt wird, dass bei einer guten Befähigung der Kandidaten zur
Erteilung des Unterrichts in der hebräischen und französischen Sprache
derselbe auf ein ansehnliches besseres Einkommen rechnen kann.
Die berechtigten Bewerber um diese Stelle werden daher aufgefordert, ihre
Gesuche binnen vier Wochen durch die betreffende großherzogliche
Bezirksschulvisitatur bei der großherzoglichen Bezirksschulvisitatur
Radolfzell in Friedingen einzureichen". |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 3. Februar 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"An der israelitischen Volksschule in Gailingen ist eine mit
dem gesetzlichen Gehalte von 135 fl. verbundene Unterlehrerstelle
besonders für die weltlichen Unterrichtsgegenstände zu besetzen; wobei
bemerkt wird, dass bei einer guten Befähigung des Kandidaten zur
Erteilung des Unterrichts in der hebräischen und französischen Sprache
derselbe auf ein ansehnliches besseres Einkommen rechnen kann.
Die berechtigten Bewerber um diese Stelle werden daher aufgefordert, ihre
Gesuche binnen 4 Wochen durch die betreffende großherzliche
Bezirksschulvisitatur bei der großherzoglichen Bezirksschulvisitatur
Radolfzell in Friedingen einzureichen". |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 13. März 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"An der israelitischen Volksschule in Gailingen ist die mit
dem gesetzlichen Gehalte von 135 fl. verbundene Unterlehrerstelle zu
besetzen.
Die berechtigten Bewerber um diese Stelle werden daher aufgefordert, ihre
Gesuche binnen 4 Wochen durch die betreffende großherzogliche
Bezirksschulvisitatur bei der großherzoglichen Bezirksschulvisitatur
Radolfzell in Randegg unter Anfügung ihrer Rezeptionsurkunden und der
Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel
einzureichen." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. Januar 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen. An der israelitischen Volksschule in
Gailingen ist die mit einem Gehalte von 160 fl. verbundene
Unterlehrerstelle zu besetzen, wobei bemerkt wird, dass der Unterlehrer
täglich 6 1/2 Stunden Unterricht zu erteilen hat, und dass bei der
Überzeugung von dessen Tüchtigkeit und Berufstreue, demselben später
eine Gehaltserhöhung in Aussicht stehe.
Die berechtigten Bewerber um diese Stelle werden aufgefordert, ihre
Gesuche binnen vier Wochen durch die betreffende großherzogliche
Bezirksschulvisitatur, bei der großherzoglichen Bezirksschulvisitatur
Radolfzell in Randegg, unter Anfügung ihrer Rezeptionsurkunden und der
Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel,
einzureichen." |
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 5. März 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"In Beziehung auf die in dem Anzeigeblatt vom 11. Januar dieses
Jahres, Nr. 4, enthaltene Auskündigung der Unterlehrerstelle an der
israelitischen Volksschule in Gailingen wird nachträglich bekannt
gemacht, dass der mit dieser Stelle verbundene feste Gehalt von der
israelitischen Gemeinde Gailingen von 160 fl. auf 200 fl. erhöht
wurde." |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Juni 1884: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
27. August 1885: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. Juli 1904: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. April 1924: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Juni 1924: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. März 1928: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Mai 1928: |
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 17. Juli 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die erledigte Unterlehrerstelle an der israelitischen Volksschule in
Gailingen wurde dem Schulkandidaten Bernhard Bär von Breisach
übertragen". |
Auszeichnung
für Hauptlehrer Moses Halle nach 50-jährigem Dienst (1862)
40-jähriges
Ortsjubiläum von Lehrer Lißberger (1881)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. August 1881: |
50-jähriges
Dienstjubiläum von Lehrer S. Lißberger (1890)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. August 1890: |
Publikationen
von Lehrer Jakob Eisenmann (1891 / 1894)
Anmerkung: es handelt sich um Jakob Eisenmann aus
Marktbreit, der als Religionslehrer in
Gailingen tätig war, zugleich auch als Religionslehrer an der
am 3. November 1892 eröffneten "Handelsschule mit Pensionat zu Gailingen am
Rhein" (siehe Anzeigen usw. unten) tätig war. Direktor der Handelsschule
war Salomon Eisenmann. Lehrer Eisenmann ist am 24. Januar 1912 in Gailingen
gestorben und wurde ebd. beigesetzt.
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. Februar 1891: |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. Februar 1894: |
Lehrer
S. Lißberger wurde in den Ruhestand versetzt (1891)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. Juli 1891: |
Kantor Weiß wird auf seinen
Antrag des Amtes enthoben (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember
1905: "Karlsruhe: "Das neueste Verordnungsblatt des
Großherzoglichen Oberrates der Israeliten meldet folgende Veränderungen
in der Besetzung der Religionsschullehrerstellen: Jakob Lewin seither in Lorsch
nach Randegg, Sally Rosenfelder in Eubigheim
nach Buchen, Nathan Adler von Külsheim
nach Eubigheim, Kantor Simon Metzger
von Sulzburg nach Bretten,
Samuel Strauß von Berlichingen
nach Sulzburg, Jakob Schloß von Talheim
nach Malsch bei Ettlingen. Auf
Ansuchen wurden von ihren Stellen enthoben: Kantor Weiß in Gailingen
und Religionslehrer Jakob Lorch in Untergrombach,
letzterer behufs Übernahme der Verwalterstelle der M.A. d.
Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach." |
25-jähriges
Amtsjubiläum von Lehrer Jakob Eisenmann (1910)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. November
1910: "Gailingen. Lehrer Jakob Eisenmann feierte sein 25-jähriges
Amtsjubiläum". |
Zum
Tod von Lehrer Jakob Eisenmann (1912)
Anmerkung: es handelt sich um Jakob Eisenmann aus
Marktbreit, der als Religionslehrer in
Gailingen tätig war, zugleich auch als Religionslehrer an der
am 3. November 1892 eröffneten "Handelsschule mit Pensionat zu Gailingen am
Rhein" (siehe Anzeigen usw. unten) tätig war. Direktor der Handelsschule
war S. Eisenmann. Lehrer Eisenmann ist am 24. Januar
1912 in Gailingen gestorben und wurde ebd. beigesetzt.
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26.
Januar 1912: "Gailingen. Nach 25jähriger Wirksamkeit an der
hiesigen Gemeinde verschied Kantor und Religionslehrer Jakob Eisenmann." |
Lehrer
Isidor Marx wird Nachfolger von Lehrer
Eisenmann (1912)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. April
1912: "Gailingen. Zum Nachfolger unseres jüngst verstorbenen
Lehrers eisenmann ist Lehrer Marx - Randegg berufen worden." |
Anmerkung: Zu Lehrer Marx:
|
Isidor
Marx (geb. am 28. Januar 1886 in
Bödigheim, weitere Informationen zur Familie dort), studierte am
Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg, war zunächst jüdischer Lehrer
in
Randegg, danach in Gailingen und
seit 1918 - gemeinsam mit seiner Ehefrau
Rosa geb. Schwab (geb. 26. November 1888 in
Randegg) - Leiter des Israelitischen Waisenhauses in Frankfurt; nach
1933 Organisation der Kinderverschickung ins Ausland, über die bis 1940 ca.
20.000 jüdischen Kindern das Leben gerettet wurde; Isidor Marx konnte nach
Großbritannien emigrieren, später in die USA; seine Frau Rosa geb. Schwab
(geb. 1888) wurde 1942 deportiert und ist an unbekanntem Ort umgekommen
(nach ihr ist in Frankfurt der "Rosa-Marx-Weg" benannt). Isidor Marx starb
am 24. November 1986 und wurde beigesetzt im King Solomon Memorial Park
(Clifton, Passaic County, New Jersey, USA), Grab: https://de.findagrave.com/memorial/204634452/isidor-marx.
Zur Kinderauswanderung aus Frankfurt:
http://www.ffmhist.de/ffm33-45/portal01/portal01.php?ziel=t_jm_kinderauswanderung
Ergänzend: in Gailingen sind drei Kinder von Isidor und Rosa Marx
geboren: Hanna (geb. 27. März 1913), Esther (geb. 27. Februar 1915) und
Moses (geb. 24. Dezember 1915).
|
Über ein zu
gründendes Beth Hamidrasch in Gailingen
Zur
Gründung eines Beth Hamidrasch in Gailingen (1862)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. Juli 1862:
"Die Gründung eines Beth Hamidrasch in Gailingen (im badischen
Seekreis).
Der Born der jüdischen Erkenntnis, die Quelle des jüdischen Lebens ist
die Tora; ohne sie ist wahrhafte Gottesfurcht nicht denkbar und die
Vernachlässigung des Torastudiums muss die Erschlaffung des religiösen
Lebens zur Folge haben. Leider ist in jüngster Zeit dieses für uns Juden
so wichtige Studium bedeutend in den Hintergrund getreten. Sogar die
Kinder in der Schule erfahren nur noch wenig von der schriftlichen Lehre,
und die mündliche Lehre ist ihnen fast ganz unzugänglich geworden. Wie
in jenen Städten, in denen große jüdische Gemeinden wohnen, so ist es
auch in kleineren Städten und namentlich auch in dem Orte Gailingen
ergangen. Noch leben in unserer Mitte Männer, die in längst vergangenen
Zeiten aus der heiligen Quelle der Torakenntnis geschöpft haben, aber
diese Männe sind hochbejahrt, und an einen Zuwachs von jungen Leuten,
welche die Träger des jüdischen Wissens in unserer Gemeinde sein
könnten, ist leider nicht zu denken. Jeder Gutdenkende sieht mit Bangen
und Zagen der Zeit entgegen, in welcher - was Gott verhüten wolle - die
große Menge unserer Gemeindeglieder dem jüdischen Wissen und somit dem
jüdischen Leben entfremdet sein wird. Es ist daher das dringende Bedürfnis
vorhanden, für die Wiederkehr des Torastudiums, und somit für die
Wiederbelebung des echten jüdischen Geistes Sorge zu tragen. Dieses
Bedürfnis wird jetzt, Gott sei Dank, allüberall gefühlt und es sind in
Folge dessen bereits in großen Gemeinden wie in Berlin, Frankfurt am
Main, Mainz etc. Anstalten zur Befriedigung desselben ins Leben
gerufen worden.
Als in der ersten Nacht des verflossenen Wochenfestes, welche frommer
jüdischer Sitte gemäß in der Beschäftigung der Tora wachend verbracht
wird, während der üblichen Pause der Unterzeichnete obige Gedanken
aussprach, und namentlich darauf aufmerksam machte, dass es hauptsächlich
Sache des Talmud-Tora-Vereins sei, dieses erhabene und heilige Werk ins
Leben zu rufen und den genannten Verein in eine Beit HaMidrasch
umzubilden, da waren alsogleich die beiden Vorsteher des Vereins, Jakob
Weil sen. und Heinrich S. Guggenheim und mit ihnen sämtliche
Anwesende einstimmig bereit, dieses heilige und wichtige Werk - (hebräisch
und deutsch:) das Torastudium ist so wichtig, wie alle übrigen
göttlichen Gebote zusammen - sofort in die Hand zu nehmen. Es wurde
alsbald beschlossen:
1) Den ganzen baren Fond des Talmud-Tora-Vereins, c. fl. 500, als
Grundkapital für diesen Zweck zu stiften;
2) sämtliche Mitglieder des Vereins um fernere freiwillige Beiträge
anzugeben;
3) die Bestimmung zu treffen, dass sämtliche Einzeichnungen und Legate
jeder Art zu nichts Anderem als zum Beth HaMidrasch, zum höheren
talmudischen Studium, verwendet werden dürfen.
4) bei sämtlichen hiesigen Gemeindemitgliedern in diesem Sinne und zu
diesem Zwecke um Einzeichnungsbeiträge zu kollektieren;
5) vorläufig zwei Männer zu wählen, welche diese Kollekte sofort zu
besorgen haben, und
6) nach der Kollekte ein provisorisches Gründungskomitee zu wählen,
welches die Regelung und die einstweiligen Einleitungen zur Ausführung
dieses Unternehmens zu besogen hat.
Unter Gottes heiligen Beistande wurde nun die Kollekte vollzogen; bei der Chewra
Kadischa war es namentlich der Vorsteher Maier E. Moos, welcher
das Interesse anregte, auch bei den übrigen israelitischen
Gemeindemitgliedern war der Erfolg ein sehr günstiger. Auch in den
umliegenden Orten, Randegg, Worblingen
und Wangen ist das
Interesse für diesen heiligen Zweck ein sehr reges und wie wir vernehmen
werden bereits daselbst Kollekten dafür veranstalten. Wir teilen unten
die bereits gezeichneten Spenden mit. Noch viel ist zu tun; jede Gabe, sei
sie groß oder klein, wird uns willkommen sein. |
Möge
der Segen des allmächtigen Gottes auf unserem Werke, das zur Ehre sSeines
heiligen Namens und zur Hebung und Kräftigung des religiösen Sinne
unternommen worden, ruhen und möge Er demselben ein glückliches Gedeihen
spenden!
Gailingen, den 16. Juni 1862. Samuel Jakob Bloch.
Wir Unterzeichneten spenden zu dem oben dargelegten heiligen Zwecke,
nämlich zur Gründung eines Beth Hamidrasch in Gailingen,
nachbenannte Summen:
es folgen die Namen der Spender für den Zweck eines Beth HaMidrasch in
Gailingen, die zusammen 2.547 fl. zusammengetragen haben. |
Wiederholter
Aufruf zur Gründung eines Beth Hamidrasch (1863)
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. August 1863: |
Spendenzusage
für das zu gründende Beth Hamidrasch (1864)
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. März 1864: "Gailingen (im badischen Seekreise), den
23. Februar. Für das hier zu gründende Beth Hamidrasch hat ein
Frankfurter Haus für den Fall des Zustandekommens 200 fl. gespendet; es
wäre sehr zu wünschen, wenn eine recht lebhafte Beteiligung Aller, denen
das wiederzubelebende Studium unserer heiligen Tora am Herzen liegt, die
baldige Errichtung dieses Beth Hamidrasch ermöglichte.
L." |
Über die
Israelitische Handelsschule in Gailingen
Anzeigen
der Handelsschule (1892 / 1893 / 1895)
Hinweis: Direktor der Handelsschule war seit 1892 Salomon Eisenmann, zuvor
Lehrer in Pfungstadt.
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. September 1892:
"Handelsschule mit Pensionat Gailingen am Rhein (Baden).
Konzessioniert vom Großherzoglich Badischen Ministerium und unter
Aufsicht desselben.
Streng religiös - angenehme, gesunde Lage - in nächster Nähe der
Schweizer Alpen und des Bodensees - sorgfältige Pflege und
Beaufsichtigung - kräftige und reichliche Nahrung, gute Lehrkräfte.
Vorzügliche Referenzen im In- und Auslande: u.A. Ihre Ehrwürden die
Herren Rabbiner: N. Bamberger in Würzburg, Dr. J. Hildesheimer
in Berlin; H. Elchanan Spector in Kowno.
Näheres respektive Prospekte durch die Direktion S. Eisenmann."
|
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5. Januar 1893:
"Handelsschule mit Pensionat Gailingen am Rhein (Baden).
Konzessioniert vom Großherzoglich Badischen Ministerium und unter
Aufsicht desselben.
Streng religiös - angenehme, gesunde Lage - in nächster Nähe der
Schweizer Alpen und des Bodensees - sorgfältige Pflege und
Beaufsichtigung - kräftige und reichliche Nahrung, gute Lehrkräfte.
Vorzügliche Referenzen im In- und Auslande: u.A. Ihre Ehrwürden die
Herren Rabbiner: N. Bamberger in Würzburg, Dr. J. Hildesheimer
in Berlin; H. Elchanan Spector in Kowno.
Näheres respektive Prospekte durch die Direktion S. Eisenmann."
|
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Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.
März 1893: Text wie oben. |
|
Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. März 1895: Text wie oben. |
Eröffnung der Israelitischen Handelsschule
(1892)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18.August 1892:
"Gailingen (Baden), 9. August (1892). Während ich erst vor
einigen Monaten den verehrten Lesern Ihres geschätzten Blattes von der
baldigen Eröffnung des hiesigen jüdischen Spitals berichtet habe, kann
ich Ihnen heute schon wieder von der Errichtung einer anderen, segensreich
wirkenden Anstalt am hiesigen Platze Mitteilung machen, es ist dies die
hiesige Handelsschule, die sofort nach den Feiertagen - so Gott will -
ins Leben gerufen werden soll.
Schon lange nämlich machte sich am hiesigen Platze, der ca. 200
israelitische Familien zählt und somit zu den größten jüdischen
Gemeinden Badens gehört, das Bedürfnis nach einer höheren Lehranstalt,
die sich die Pflege von Talmud, Tora im Derech Erez (gemeint: gute
religiöse und weltliche Erziehung) zur Aufgabe setzt, fühlbar. Viele
Eltern, die noch darauf bedacht waren, ihren Kindern eine gediegene
Bildung angedeihen zu lassen, mussten dieselben solchen Instituten
anvertrauen, die meistenteils von der hiesigen Gegend sehr weit entfernt
waren und deren Besuch mit großen materiellen Opfern verbunden war.
Diesem Übelstande abzuhelfen, entschloss sich nun auf Anraten vieler
Ortsbürger Herr Institutslehrer S. Eisenmann aus Pfungstadt,
der uns als tüchtiger Pädagoge und braver Israelite geschildert wurde
und dem auch schon mehrere gute Lehrkräfte zu Gebote stehen, hierselbst
eine Handelsschule zu errichten. Derselbe kaufte zu diesem Zwecke einige
prächtige Gebäude, die in Bezug auf gesunde Lage und geeignete
Räumlichkeiten allen Anforderungen, die man an eine solche Anstalt
stellt, in vollkommener Weise entsprechen. Bereits hat auch unser hohes
Ministerium, das diesem Projekte sehr wohlwollend gegenüber steht, seine
Genehmigung erteilt und sich bereit erklärt, die Oberaufsicht zu führen.
In der Anstalt werden außer gründlichem Unterricht in den hebräischen
Fächern, wie Pentateuch, Ritual, Mischna, Talmud, Jüdische Geschichte
und Literatur alle Disziplinen, einschließlich Musik und Zeichnen,
unterrichtet, wie an den Realschulen. Schreiber dieser Zeilen kann daher
diese Anstalt, deren eigentlicher Gründungszweck nur der ist, Männer
heranzubilden, die mit dem profanen Wissen auch ein gründliches Wissen in
der Religionsliteratur verbinden, allen Eltern aus Nah und Fern, die
darnach streben, den Geist und den Körper ihrer Kinder zu kräftigen und
zu stählen, bestens empfehlen. Dazu kommt noch, dass sich unser Ort
selbst, der fast von allen Seiten von der angrenzenden Schweiz umschlossen
ist, einer sehr günstigen Lage zu erfreuen hat. Von hier aus erblicken
wir die mächtigen Schneeberge der Alpen, die blauen Gewässer des Rheins
und die blühenden Gestade des Bodensees. Auch ist den Kindern reichlich
Gelegenheit geboten, die erhabensten Naturschönheiten (Rheinfall bei
Schaffhausen und dergleichen mehr), die auf das Gemüt des Kindes einen
besonders günstigen Eindruck ausüben, kennen zu lernen. Endlich mache
darauf aufmerksam, dass die hiesige jüdische Gemeinde zu den orthodoxen
zählt und kann daher jeder Vater - ohne jeden Zweifel - seine Kinder
dieser Anstalt, die selbstverständlich im strengreligiösen Sinne
geleitet wird, anvertrauen. Ich schließe meinen bericht mit dem Wunsche:
Möge diese Anstalt wachsen, blühen und gedeihen, möge sie eine wahre
Pflanzstätte echt jüdischen Geistes und echt jüdischen Lebens werden
und an ihr in Erfüllung gehen die Worte (Jesaja 54,13): 'Und all deine
Kinder sind Lehrlinge des Ewigen, und groß ist der Friede deiner Kinder'." |
Bericht
über die Israelitische Handelsschule (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1893: "Gailingen
am Rhein, 5. Februar (1893). Mit der Errichtung einer
israelitischen Handelsschule am hiesigen Platze, worüber Ihnen seinerzeit
Bericht erstattete, ist uns Allen ein Herzenswunsch in Erfüllung
gegangen. War es doch ein längst gefühlter Mangel, dass in einer
Gemeinde von nahezu 200 jüdischen Familien keine Gelegenheit geboten war,
die Kinder in religiösen, wie profanen Disziplinen weiter ausbilden zu
lassen. Große Hoffnungen waren es denn auch, die wir auf die
neugegründete Schule setzten, große Ansprüche, die wir an sie stellten.
Wir haben gerne erst einige Monate verstreichen lassen, ehe wir Ihnen
weiter über dieselbe berichteten: es geschah aus dem Grunde, die
Wirksamkeit der Schule erst kennen zu lernen, den Geist, der darin
herrscht, zu erforschen und ihren Einfluss auf die Jugend beurteilen zu
können. Nunmehr glauben wir uns der angenehmen Gewissheit hingeben zu
können, dass unsere Hoffnungen sämtlich in Erfüllung gegangen
respektive gehen werden, denn unsere Erwartungen sind tatsächlich
übertroffen. Berührte es uns schon angenehm, als wir in Erfahrung
brachten, dass für den Religionsunterricht ein Sohn des Herrn Rabbiner
Bamberger - sein Licht leuchte - aus Würzburg engagiert sei,
dessen Name schon Bürgschaft für echte Religiosität, für wahrhafte
Frömmigkeit ist, so waren wir erst recht freudig überrascht, als die
erste Anordnung des Herrn Direktor Eisenmann, treu dem Grundsatz - der
Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht -, darin bestand, dass er
für einen regelmäßigen Synagogenbesuch der Schüler Sorge trug. Es
gewährt einen stattlichen |
und
herzerfreuenden Anblick, der gerade eine Heiligung des Gottesnamens ist,
wenn täglich die Jungen in ihren bunten Mützen von dem Herrn Lehrer, der
gerade die Aufsicht hat, in Reih und Glied zum Gottesdienst geführt
werden. - Zweimal ist die Schule an die Öffentlichkeit getreten:
gelegentlich der Veranstaltung einer Chanukka-Feier und am
Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers. - Zur Chanukka-Feier
ließ der Herr Direktor sämtliche Schüler in der großen, festlich
erleuchteten Aula der Handelsschule kurz vor Beginn der Nacht zusammen
kommen. Die Lichter wurden angezündet, Maos Zur und andere
passende Lieder wurden unter Leitung der Herrn Kantor Eisenmann
vierstimmig vorgetragen und dann folgten heitere und ernste Deklamationen
der Schüler in bunter Reihe. Die kleinen Gäste wurden mit Schokolade,
Kuchen und Obst bewirtet, gruppierten sich dann nach Lust und Neigung und
unterhielten sich mit unschuldigen Spielen, an denen der Herr Direktor mit
seiner Familie und die Herren Lehrer regen Anteil nahmen. - Die
Geburtstagsfeier Seiner Majestät wurde in demselben Saale, Vormittags 10
Uhr, abgehalten. Zur Eröffnung derselben wurde ein passendes Weihelied
gesunden, hierauf folgte eine gediegene Ansprache der Herrn Lehrer Roßmann,
in welcher er hauptsächlich auseinander setzte, warum wir gerade den
Geburtstag Seiner Majestät mit besonderer Freude und warum ihn alle
Deutsche in Nah und Fern mit besonderem Stolze begehen dürfen und die mit
einem Hoch auf Kaiser und Reich endete, an welches sich das Absingen der
Nationalhymne schloss. -
Wir waren in Gesellschaft vieler Gäste Zeugen dieser Feste und freuten
uns alle, wahrnehmen zu können, welch strenge Ordnung und Disziplin, bei
aller Zwanglosigkeit, in der Schule herrscht; welch' ein liebevolles Band
der Zusammengehörigkeit Lehrer und Schüler umschlingt, wie man
einerseits vom ernsten Bestreben getragen ist, das Beste zu bieten und
andererseits es mit aufrichtigem Danke entgegennimmt - mit einem Worte:
wir können unter dieser gewissenhaften Leitung in echt jüdischem Geiste,
unter diesen tüchtigen Lehrkräften, außer den bereits erwähnten (noch
Möllerich und Faber) der Schule eine gute Zukunft prophezeien. Unser
Bestreben aber wird es stets sein, ihr mit allen Mitteln und Kräften
beizustehen, damit sie sich zu dem entfalte, was sie zu werden verspricht,
zu einer Stätte, von welcher Licht ausgeht, zu einem Orte, wo Tora
und Derech Erez (gemeint: weltliche Bildung) stets gewissenhaft und
gefördert wird. E. Harburger, 1. Vorsteher." |
Dank
an Lehrer Eisenmann, den Direktor der Israelitischen Handelsschule (1893)
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1893: "Öffentlicher
Dank!
Wir fühlen uns gedrungen, Herr Direktor Eisemann sowie dem ganzen
Lehrpersonale der Handelsschule Gailingen am Rhein öffentlich
unsern Dank auszusprechen für die vorzüglichen Leistungen während der
kurzen Zeit des Bestehens genannter Anstalt.
Bürgermeister Auer - Dr. J. Spitz, Bezirks-Rabbiner.
Im Namen aller Eltern des Schüler: B. Harburger, Vorsteher,
Friedrich Rothschild, Konrad Auer z. Löwen, Ludwig Rothschild, Emil
Guggenheim, Seligmann Neuburger, Abraham Rosenthal, Kilian Guggenheim,
Sigmund Bloch, Emil Moos, Heinrich Kurz, Seligmann Hongard, Abraham
Seligmann, Sigmund Wolf, Emanuel Metzger, M. Schwan, Hauptlehrer,
Maier Bloch, Leopold S. Guggenheim, Samuel Jos. Guggenheim, Abraham E.
Weil Witwe, Emanuel M. Guggenheim, Salomon M. Weil, Isack M. Weil, Isidor
Isaack, Marx M. Weil, Isaack Ottenheimer, Heinrich E. Weil, Berthold H.
Guggenheim, Berthold Allmann, Heinrich Kaufmann, Jac. Bernheim,
Gemeinderat, Leopold M. Weil, Simon E. Weil, Max Ullmann sen.,
Minna Guggenheim Witwe, Anton Kadisch, D. Erlangen." |
Kurzbericht
über die Israelitische Handelsschule (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1894: "Die
Handelsschule in Gailingen am Rhein (Baden) zählte im Schuljahre
1893/94 75 Schüler, von denen der Heimat nach waren aus dem
Großherzogtum Baden 58, Königreich Württemberg 10, Königreich Bayern
1, Schweiz 2, Frankreich 2, Russland 2." |
Über
die Israelitische Handelsschule (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1894: "Gailingen,
im Mai (1894). Nachdem ich seit einem Jahre Gailingen nicht mehr besucht
hatte, war es bei meinem Hierher kommen das erste, die Handelsschule und
das Pensionat des Herrn S. Eisenmann einer Besichtigung zu unterwerfen.
Ich kann darüber nur Lobenswertes sagen. Das Gebäude macht schon von
außen einen äußerst schmucken Eindruck, die hohen Fenster lassen auf
gesunde und luftige Schulzimmer schließen. Dieser Eindruck steigert sich
aber noch beim Betreten der inneren Räumlichkeiten, überall herrscht
peinliche Reinlichkeit und ist strengstens Bedacht genommen auf Gedeihen
und Gesundheit der Schüler. Die Schulbänke nach neuester Konstruktion
bequemes Sitzen und Aufstehen gestattend, die Schlafzimmer luftig,
reinlich, nett und komfortabel. Nachdem ich auch noch dem Unterricht
angewohnt und mich überzeugt hatte, dass man nicht zu viel behauptet,
wenn man die Leistungen allgemein vorzügliche nennt, da sich die Lehrer tatsächlich
äußerst hingebend, die Schüler äußerst geweckt und wohl unterrichtet
zeigten, verließ ich die Anstalt, mit dem Wunsche, dass sie zur
Segensstätte für Viele werden möge und dass der Geist der wahrhaften
Frömmigkeit, den zu verbreiten sie sich zur Aufgabe gemacht, immer
weitere Kreise ziehen möge." |
Prüfungen
an der Israelitischen Handelsschule (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1902: "Gailingen,
3. April (1902). Am Donnerstag, den 27. vorigen Monats fand an der
hiesigen israelitischen Handelsschule die öffentliche Schlussprüfung
statt. Herr Kreisschulrat Pr. Dr. Blatz, der sonst die Prüfungen abnimmt,
war am Erscheinen verhindert. Die Leistungen der Schüler gaben ein
glänzendes Zeugnis von der Leistungsfähigkeit der Schule, sowohl in den
Fächern der Realschule, als auch in denen des Handelsunterrichts. An den
Antworten der Schüler der Unter- und Oberklassen merkte man, dass sie ihr
Pensum vollkommen beherrschten. Von ihrer Gewandtheit in der
französischen und englischen Sprache gab besonders der Schlussakt
Kenntnis, in welchem mehrere Schüler größere Akte aus 'Julius Cäsar'
und 'Minna von Bernhelm' in ganz hervorragend schöner Aussprache
vortrugen.
Die Feier schloss mit Überreichung der Zeugnisse an alle und der Diplome
an drei austretende Schüler. Von letzteren treten zwei in Bankgeschäfte
ein, während einer der Absolventen in die Handelshochschule in Leipzig,
ohne Prüfung eintritt. Nach dem Schulprogramm wurde die Schule dieses
Jahr von 50 Schülern besucht, darunter 13 Ausländern, die Pension im
Hause haben. B.R." |
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