Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heilbronn 
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt    
 
Hier: Allgemeine Texte zur jüdischen Geschichte der Stadt  
sowie Texte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Heilbronn wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
      
Hinweis: viele Texte auf dieser Seite müssen noch abgeschrieben und teilweise mit Anmerkungen versehen werden, können jedoch durch Anklicken der Textabbildung bereits gelesen werden
     
   
  
Übersicht:

bulletAllgemeine Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
-  Rückblick auf die jüdische Geschichte der Stadt - erste jüdische Personen sind wieder zugezogen (1845)    
-  Turnfest in Heilbronn unter Teilnahme jüdischer Sportler (1846)    
-  In Heilbronn leben 12 jüdische Personen (1847)  
-  In Heilbronn, Ulm und Esslingen bestehen wieder große jüdische Gemeinden (1867)   
-  Zur Geschichte der Juden in Heilbronn (Beitrag von 1868)        
-  Zur Geschichte der Juden in Heilbronn (Beitrag von Bezirksrabbiner Dr. Beermann, 1919)   
-  Publikation von Dr. Oskar Mayer zur Geschichte der Juden in Heilbronn zum 50-jährigen Bestehen der Synagoge (1927)   
bullet Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
-  Über den 1863 durch Lehrer und Vorsänger Jakob Löwenstein gegründeten Armenunterstützungsverein (1865)    
-  Unruhe durch Veränderungen der Leichenordnung und der Rabbinatsfrage (1866)    
-  5. Jahresbericht des Armenunterstützungsvereins (1868)    
-  Außerordentliche Generalversammlung des Israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1868) 
"Interessanter Fall" bei der Ergänzungswahl von israelitischen Kirchenvorstehern (1869)   
-  Die jüdischen Landesproduktenhandlungen wollen das Sabbatgebot achten (1869)    
-  Erstes Stiftungsfest des Synagogenchores (1869)    
-  Generalversammlung des Israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1870)   
-  Einige Eltern weigern sich, ihre Kinder konfirmieren zu lassen (1870)  
D
ie jüdische Gemeinde engagierte sich bei der Aufnahme von westrussischen Waisen im Waisenhaus Wilhelmspflege in Esslingen (1870)   
-  Verschiedene Mitteilungen aus dem jüdischen Gemeindeleben (1870)   
-  Generalversammlung des Armenunterstützungsvereins (1872)      
-  11. Generalversammlung des Armenunterstützungsvereins (1874)   
-  Der Antisemitismus macht sich auch in Heilbronn bemerkbar - die Gemeinde führt eine neue Gottesdienstordnung ein (1876)  
-  Kritisches zur neuen Gottesdienstordnung aus konservativ-orthodoxer Sicht (1876)  
-  Der Heilbronner Armenunterstützungsverein ist Vorbild auch für andere Gemeinden (1877)   
-  Ein orthodoxes Gemeindeglied ist aus der "Reformgemeinde" ausgetreten (1877)  
-  Hetze gegen die jüdischen Metzger im Schlachthaus (1878)   
-  25-jähriges Jubiläum des "Wohltätigkeitsvereins" (1882)    
-  6. und letzter Jahresbericht des "Vereins zur Unterstützung armer durchreisender Israeliten" (1884)  
Vortrag des Schriftstellers Arnold Perls über den Prozess gegen den antisemitischen Hofprediger Stöcker (1885)    
-  25-jähriges Bestehen des "Esrog-Vereins" (1894)   
-  Ball an Simchat Tora - organisiert vom Verein "Einklang" (1886)  
-  Oberbürgermeister Paul Hegelmeier besucht das Schlachthaus und informiert sich über das Schächten (1890)    
-  Gemeindemitglieder aus Heilbronn unterstützen die landwirtschaftliche Schule in Ahlem (1898)    
-  Gründung eines "Vereins für jüdische Geschichte" (1899)   
-  Vortrag von Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart (1901)
-  Orthodoxe Kritik an den zu liberalen Zuständen in Synagoge und Gemeinde (1902)    
-  50-jähriges Jubiläum des Israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1907)    
-  50-jähriges Bestehen der Israelitischen Gemeinde (1911)   
-  Über aktuelle Aktivitäten im jüdischen Vereinsleben der Stadt - Vortag von Nachum Goldmann im Jugendverein (1913)   
A
nsprache von Rabbiner Kahn bei der Vereidigung der Rekruten für alle Konfessionen (1914)     
-  Vorträge von Rabbiner Dr. Tänzer (Göppingen) und Rechtsanwalt Scheuer (Heilbronn) über die Palästinafrage (1921)   
-  Die jüdischen Seminaristen des Heilbronner Lehrerseminars nehmen an einem Ferienkurs für Rabbiner und Religionslehrer teil (1930)   
-  Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte (1933)    
-  Das Strandbad ist für jüdische Besucher geschlossen (1934)    

   
   
   
Allgemeine Texte zur jüdischen Geschichte in Heilbronn  
Rückblick auf die jüdische Geschichte der Stadt - erste jüdische Personen sind wieder zugezogen (1845)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1845: "21. August (1845). Zu Heilbronn am Neckar wohnen seit einigen Jahren wieder etliche Juden. Über die früher dort ansässig gewesenen entnehmen wir einem dortigen Blatt folgende Notizen aus glaubwürdiger Hand. Die älteste Synagoge soll da gewesen sein, wo jetzt die Neubauer'sche Apotheke steht. Sie wurde um das Jahr 1347 bei der Judenverfolgung verbrannt. 1357 wurde eine neue Synagoge auf der Stelle der Lohthorstraße erbaut, wo jetzt das Haus No. 456 steht; diese Straße hieß bis 1826 'Judenstraße'. Hinter diesem Haus war der Friedhof der Juden, bis diese zwischen 1470-1476 vertrieben wurden. Die Synagoge wurde in ein Wohnhaus verwandelt, das 1771 abbrannte. Bis dahin hatte es noch mehrere hebräische Inschriften. Das Eckhaus schräg an der Lammgasse No. 686 war das Judenbad; hierzu gehörte der Brunnen vor diesem Haus. Nach Vertreibung der Juden wurde jenes eine öffentliche Badestube. 1837 wurde in der Nähe des Wilhelmskanals ein nun 437 Jahr alter Grabstein aufgefunden."         

      
Turnfest in Heilbronn unter Teilnahme jüdischer Sportler (1846)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. September 1846: "Aus Württemberg, 20. August. (Privatmitteilung) Am 3. August fand in Heilbronn ein großes Turnfest statt, wobei gegen 1000 Turner aus Stuttgart, Ulm, Ellwangen, Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Mainz, Hanau, Köln, Schleswig usw. mitwirkten und durch die Schönheit und Riesenhaftigkeit ihrer körperlichen Übungen allgemeine Bewunderung erregten. Das Interessanteste am Feste war übrigens die allgemeine Versammlung der Turner am Vorabende, die zur Beratung der für ein kräftiges Gedeihen des Turnwesens förderlichen Interessen abgehalten wurde. Hier galt es namentlich die geistige Seite des Turnens - die Heranbildung eines kräftigen, gesitteten und für alles Gute empfänglichen, gleich gesinnten deutschen Männerstammes - zu vertreten und wurden hierbei die schönsten Reden gehalten. Diese Versammlung ist es aber auch, welche in diesen Blättern Erwähnung verdient, denn hier zeichnete sich ein Israelit - Hofgerichtsadvokat Eller von Mannheim - am Vorteilhaftesten aus. Derselbe wusste durch die Herzlichkeit, Klarheit und Freisinnigkeit seiner Rede alle Anwesenden so zu begeistern, dass er sich eines allgemeinen, fortwährenden Beifalls zu erfreuen hatte. Unbeschreiblich gut war daher auch der Eindruck, den das Auftreten eines solch wackern Israeliten auf das Volk machte. Männer, die früher die abgeschmacktesten Vorurteile gegen Israeliten äußerten, hört man jetzt mit Begeisterung von diesem Ehrenmanne sprechen und so äußerte sich aller Orten eine günstige Rückwirkung hievon für Israeliten.
Es ist erfreulich, diese rühmliche Anerkennung und Auszeichnung eines Israeliten bei Gelegenheit eines Turnfestes mitteilen zu können. Möchten diesem ehrenden Beispiele recht viele folgen und die Israeliten, um mit den Worten eines unserer berühmtesten Abgeordneten zu sprechen, sich nicht so sehr an die großen Machthaber anlehnen, als vielmehr sich mit dem Volke befreunden und wir werden alsdann schneller und auf festerem Grunde emanzipiert werden.  Ein Turner aus Schwaben."        

     
In Heilbronn leben 12 jüdische Personen (1847)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 7. März 1847:        

 
In Heilbronn, Ulm und Esslingen bestehen wieder große jüdische Gemeinden (1867)       

Artikel in der Zeitschrift "Chananja" vom 15. Mai 1867: "Aus Württemberg, im Mai (1867). Die drei größten ehemaligen Reichsstädte Württembergs Ulm, Heilbronn und Esslingen, die durch ihre Judenhetzen und Vertreibungen ihrer Mitbürger berüchtigt waren, beherbergen jetzt große Judengemeinden. In Ulm haben die dortigen Israeliten ein Haus um 30.000 fl. gekauft, um an dessen Stelle einen israelitischen Tempel zu errichten. In Heilbronn wird eben ein jüdischer Friedhof angelegt, in Esslingen fällt der bisherige Friedhof in den städtischen Bauplan und muss geschlossen werden. Der Stadtrat will der jüdischen Gemeinde das Recht einräumen, ihre Toten in den allgemeinen städtischen, bis jetzt spezifisch-christlichen Friedhof zu beerdigen, die Juden aber wollen einen besonders abgeteilten Raum und der Stadtrat will auf dem Totenfelde kein Ghetto dulden. Die Frage ist von ihrer rituellen Seite noch nicht erledigt, man ist auf die Entscheidung gespannt, da Gutachten von Rabbinen eingefordert sind"         

   
Zur Geschichte der Juden in Heilbronn (Beitrag von 1868)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1868: "Zur Geschichte der Israeliten in Heilbronn.
Der israelitische Friedhof in Heilbronn, welcher am 31. v. M. (August) feierlich eingeweiht wurde, ist die erste Eigentumserwerbung dieser erst seit dem Januar 1862 kreierten israelitischen Gemeinde, welche bereits über 100 Familien zu ihren Genossen zählt, und in welche seit etlichen Jahren, um ihrer Lage und Größe willen, der Sitz des Bezirksrabbinats, früher in Lehren, vermöge allerhöchster Entschließung verlegt worden ist. Die zweite Erwerbung wird wohl eine Synagoge sein, wozu zur Zeit ein kürzlich neueingerichteter Saal in der Deutschhofkaserne mietweise benützt wird. Es sei uns hierbei ein historischer Rückblick gestattet. Aus den Geschichtswerken von Jäger, Sattler und Kopp etc. geht hervor, dass die erste geschichtlich verbürgte Nachricht über die Juden in Heilbronn dem Ende des 13. Jahrhunderts angehört, während über die noch ältere Geschichte derselben die Quellen schweigen. Übrigens war ihre Anzahl anno 1316 schon so bedeutend, dass die von ihnen entrichtete Steuer 666 2/3 Pfund Heller betrug. Im Jahre 1348 waren sie eine so zahlreiche Menge, dass sie eine eigene Gasse vom Hafenmarkt bis gegen das Lohtor inne hatten. Die dortige Synagoge wurde damals ein Raub der Flammen; allein im Jahre 1357 hatte die Gemeinde schon wieder eine neue Synagoge erbaut, obgleich die zu jener Zeit vorgekommenen Erpressungen und Beraubungen dem Gedeihen dieser Corporation sehr hinderlich gewesen waren. Im Jahre 1401 wohnten wieder nur 3 Judenfamilien in der Stadt. Auch im Jahre 1417 muss die Anzahl der in Heilbronn wohnenden Israeliten noch eine sehr geringe gewesen sein, da die gesamte an die Herren von Weinsberg von ihnen zu zahlende Steuer damals nur 10 Gulden betrug.              
Heilbronn Israelit 23091868a.jpg (401042 Byte)Von dem dortigen 'Judenkirchhofe', in welchen auch die Israeliten aus den umliegenden Ortschaften gegen einen Zoll ihre Leichen brachten, nahm die Stadt in jenem Jahre 1/4 jährig 8 Gulden auf. Der Rat der Stadt dehnte auch auf sie das Stadtprivilegium aus, nach welchem keiner ihrer Einwohner vor ein auswärtiges Gericht geladen werden sollte, indem z. B. der Unterschreiber Ostertag von Heilbronn laut seinem Gewaltbriefe von 1473 vor dem Freigrafen von Brunkhausen erschien, um die Juden der Stadt von einem ihnen angesetzten Rechtstage abzufordern. Dennoch treffen wir anno 1476 nur wenige Juden mehr in der Stadt an und 1490 überließ der kaiserliche Kammerfiscal die 'Judenschule' und das 'Judenbegräbnis" dem Rate um 250 Gulden rheinisch, ungeachtet Philipp von Weinsberg gegen diesen Verkauf sich aufgelehnt hatte. Der erwähnte Begräbnisplatz wurde später, nachdem die Juden die Stadt gänzlich verlassen hatten, überbaut und zwar 1589 mit der Amtswohnung des städtischen Syndicus (jetzt die Oberamtei) und 1765 mit dem Stadtarchiv. Von den jüdischen Leichensteinen wurden mehrere bei der Anlegung einer Schießstätte, da wo jetzt der neue Hafen ist, verwendet, jedoch in umgekehrter Lage, und hierdurch blieben zwei derselben, von denen der eine im städtischen Archive zu Heilbronn und der andere auf dem Sontheimer israelitischen Begräbnisplatze zu sehen ist, wohl erhalten. Sie datieren aus den Jahren 1408 und 1420. (Sollten diese Denkmale nicht in den neuen hiesigen israelischen Friedhof versetzt werden?) Erst vor etlichen Jahren fand man auch bei dem Umbau des Hintergebäudes zum früheren 'Dreikönig' (an der Ecke der Kram- und Gerberstraße) Bruchstücke von jüdischen Grabsteinen mit erhabenen Buchstaben; es fehlte jedoch Namen und Jahreszahl auf dem Reste des Grabdenkmals. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte in 'Heilprun" der bedeutende Talmudist R. Salomo Spiro, wahrscheinlich als Rabbiner, der später in gleicher Eigenschaft nach Landau ging.
Um das Jahr 1524 bat ein jüdischer Arzt, Gumprecht von Löwenstein, den Rat, seine Kunst und Arzenei ausüben, den Armen um Gottes Willen und den Reichen um eine geziemende Belohnung dienen zu dürfen. Er motivierte seine Bitte auch damit, der Rat möchte doch die gemeinen kranken Bürger und Bürgerinnen der Stadt bedenken, dass sie ihn mit großen Kosten holen lassen müssten. Ihm und einem andern jüdischen Arzte von Wimpfen wurde der Zutritt gestaltet, aber nur so lange es einem Rate gefalle. Die Judenschaft in Neckarsulm bestand damals fast ganz aus früher Heilbronner Juden, während jetzt nur ein Filial mit 4 - 5 Familien in der Nachbarstadt existiert, das allerdings noch Spuren ehemaliger Größe besitzt, z. B. einen Friedhof, Thoraschmuck und dergleichen. - 
In den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges kamen auch auswärtige Juden wieder in die Stadt. Es geschah am 21. August 1645, als das feindliche schwedisch-französische Heer vor der Stadt ankam. Ein Aktenstoß auf dem Stadtarchive enthält Mitteilungen hierüber. Im Jahre 1667 wurde über diese Eingewanderten eine besondere Verordnung verfasst.
Im Jahre 1831 wurde erstmals ein Israelite der gegenwärtigen israelitischen Kirchengemeinde Bürger der Stadt. Im Jahre 1861 waren bereits 21 jüdische Familien hier bürgerlich geworden und am 23. November desselben Jahres bezogen sie provisorisch einen Betsaal in den Räumen des ehemaligen Deutschordenkommando, dessen Gebäude jetzt zu einem Sitze des Kreisgerichtshofs umgeschaffen wird. In Folge dieses Umbaues ist die Synagoge, wie schon Eingangs erwähnt wurde, in einen andern Bau dieses Staatsgebäudes verlegt und mit nicht unerheblichen Kosten von der israelitischen Gemeinde hiezu eingerichtet worden. Heute besteht die israelitischen Gemeinde aus 54 bürgerlichen und 57 domizilierenden Familien, also aus etwa 555 Seelen.
Die Stadtgemeinde hat sich bei Anlegung des neuen Friedhofes vielfach freundlich und unterstützend bewiesen. Der Stadtrat hat durch eine besondere Kommission den schön gelegenen Acker zu dem jetzigen Begräbnisplatze empfohlen; die bürgerlichen Kollegien haben vorläufig 300 fl. zu den Kosten, die sich im Ganzen auf 10.000 fl. belaufen mögen, verwilligt und die Straße und den Pfad vom Wärterhäuschen an bis zum Tore des Friedhofs auf Stadtkosten schön herrichten lassen. Auch die K. Staatsbehörden dahier haben das Werk gefördert, indem sie es bei Seiner Majestät dem Könige befürworteten, dass ein Teil von dem Güterkomplexe zu diesem Zwecke käuflich überlassen und die Pflanzen aus dem exotischen Garten zu Hohenheim um einen ermäßigten Preis für den Friedhof abgegeben werden.
So konnte sich denn am Tage der Einweihung die ganze Einwohnerschaft jeglicher Konfession und aller Stände an der Feier beteiligen, welche durch die Reden sowohl des Rabbinen, Dr. Engelbert, als des Lehrers und Vorsängers, J. Löwenstein, eine sehr würdige geworden ist. Es mögen 500 Personen im festlichen Zuge gewesen sein, und eine mindestens eben so große Menge von Menschen sammelte sich vor der Umzäumung, um die Feierlichkeit mit anzusehen, weil sie in der Eile sich nicht mehr festlich hatten umkleiden können, als sie von der Einweihung Kunde erhalten hatten. Ern eingetretener Sterbfall hatte solche Beschleunigung geboten.
Möge dieses Werk des Friedens ein ewiges Zeichen der Liebe und Harmonie sein, in der hier die Einwohner verschiedener Religionen neben und füreinander wirken und leben.".  

   
Zur Geschichte der Juden in Heilbronn (Beitrag von Bezirksrabbiner Dr. Beermann, 1919)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Juni 1919: "Aus Heilbronns jüdischer Vergangenheit. Von Bezirksrabbiner Dr. Beermann (Heilbronn).
Soeben ist der 19. Band des großen Werkes ' Württembergische Geschichtsquellen" erschienen, den die Königliche Kommission für Landesgeschichte herausgibt. Auch der Geschichtsschreiber des Judentums wird das stattliche Buch von fast 890 Seiten gern befragen und hier wie bei den vorhergehenden Zeilen des 'Urkundenbuches der Stadt Heilbronn' von der zuverlässigen Darbietung Dr. Moritz v. Rauchs mancherlei Förderliches erfahren.
Der 3. Band umfasst etwa die ersten 30 Jahre des 16. Jahrhunderts. — Ehe wir hier die neu gebotenen Tatsachen aus der jüdischen Geschichte Heilbronns bieten, wollen wir die wesentlichen Einzelheiten, die man über Juden in Heilbronn bis zu dieser Zeit hat feststellen können, kurz skizzieren.
Ein Grabstein der Gutlis beweist, dass Juden bereits zur Römerzeit in der Gegend Heilbronns wohnten. Gelegentlich der Judenverfolgung unter Rindfleisch (1298) wird Heilbronn im Mainzer Memoirenbuch erwähnt.
1316 schenkt Ludwig der Bayer das an Juden Heilbronns geschuldete Geld der Stadt Heilbronn.
1348 während des Schwarzen Todes werden Juden in der Lohtorstraße verbrannt und ihre Synagoge zerstört.
1385 nimmt König Wenzel Heilbronner Juden gefangen und erpresst ihnen Geld.
1414 scheinen nur drei Juden in Heilbronn gelebt zu haben. 1467 wird einem Juden Mose von Augsburg mit Gesinde (Schulklopfer und Totengräber) die Aufenthaltserlaubnis gegeben und zu gleicher Zeit werden in rabbinischen Quellen ein Rabbi Spiro und die jüdischen Bewohner Heilpruns erwähnt.
1482 empfiehlt Kaiser Friedrich, dem Juden Levi das Wohnrecht in Heilbronn zu geben-
So spärlich die Quellen fließen, sie zeigen, wie sehr die Juden Heilbronns an dem schweren Schicksal teilhatten, das ihre Geschichte im mittelalterlichen Deutschland so tief traurig gestaltete. Weiter: 1502 werden zwei Talheimer Juden misshandelt und die Täter beim Torwart des Fleiner Tors gefangen gesetzt.
1521 beklagt sich ein Jude Abraham, dass man ihn nicht in Heilbronn einlasse. Bernhard von Liebenstein bittet den Rat von Heilbronn, diesem Juden Wohnrecht zu geben, da dieser Jude bei 30 Jahren im Lande gesessen sei und sich keines Wuchers schuldig gemacht habe. Ebenso bittet Kunigunde von Heimberg, ihre Juden in die Stadt zu lassen. Desgleichen verhandelt Eberhard von Frauenberg seiner Juden halber mit dem Rat, die Juden an Markttagen einzulassen, während die Juden gehalten seien, ihre Abzeichen öffentlich zu tragen und das bestimmte Schirmgeld zu geben.
1523 soll nur noch der Jude Aron von Wimpfen in die Stadt gelassen werden; zu dieser Zeit scheinen Juden als ständige Bewohner in Heilbronn nicht Vorhanden gewesen zu sein, denn der Rat erklärt, an Kaiser Karl kein Judengeld mehr geben zu müssen.
1529 müssen aber schon wieder Juden dort gewesen sein, denn die Barfüßer beklagen sich über sie; ein jüdischer Arzt Gumprecht von Löwenstein wird ausdrücklich erwähnt.
Der Vollständigkeit halber auch ein paar Data aus späterer Zeit:
1540 erfolgt eine Beschwerde an Kaiser Ferdinand gegen die unverschämte und gräuliche Judenheit.
1712 schreibt der Rat, dass seit Menschengedenken keine Juden in Heilbronn wohnen.
5. Mai 1831 wird der erste Jude wieder Bürger, am 23. November 1861 werden 21 Familien erwähnt mit einem Synagogensaal im Deutsch-Ordens-Kommando.
1865 schreibt Dr. Wiener im Jahrbuch 'Achawa" über die Juden in Heilbronn:
'Hoffentlich gelingt es der Gemeinde, eine selbständige Synagoge zu errichten, um Gott in seiner heiligen Wohnung zu preisen, der die Vereinsamten zur Heimat zurückbringt.'
Heute hat die Gemeinde Heilbronns nicht nur eine Prachtsynagoge, eine der schönsten in ganz Deutschland, sondern sie ist zu der stattlichen Seelenzahl von 1200 und zu 320 Familien angewachsen und zeichnet sich durch ein vorbildliches Interesse auf allen Gebieten jüdischen Lebens und durch rege Mitarbeit an allen vaterländischen Aufgaben aus."  

   
Publikation von Dr. Oskar Mayer zur Geschichte der Juden in Heilbronn zum 50-jährigen Bestehen der Synagoge (1927)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1927: "Die Geschichte der Juden in Heilbronn. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Synagoge in Heilbronn. Verfasst von Rechtsanwalt Dr. Oskar Mayer. Heilbronn am Neckar. Mai 1927.
Das 78 Seiten starke Buch präsentiert sich äußerlich schon durch seine vorzügliche Ausstattung. Es ist ja eine Festschrift. Dem entspricht auch der innere Gehalt. Heilbronn kann auf ein hohes Alter der jüdischen Gemeinde zurückschauen. Vom Jahre 1298 meldet das Nürnberger Memorbuch 243 Märtyrer Heilbronns infolge der grässlichen Verfolgungen. Im Dreißigjährigen Krieg finden die Juden von Neckarsulm Schutz in Heilbronn, befürwortet vom französischen Kommandanten. Für die späteren Jahrhunderte ist das Schutzjudenwesen maßgebend, bis es 1828 aufgegeben worden ist. 1885 zählte Heilbronn 1013 jüdische Seelen. Von den 861 Mitgliedern der Gemeinde beim Kriegsausbruch (sc. 1914) nahmen 191 am Kriege teil, davon 128 Frontsoldaten; gefallen sind 28, verwundet wurden 48. Für den 1891 verstorbenen Rabbiner Dr. Engelbert übernahm Rabbiner Kahn - Laupheim das Rabbinat. Seit 1913 amtiert dort Rabbiner Dr. Beermann, früher Insterburg. Die Festschrift dürfte namentlich in Württemberg hohes Interesse finden, da Heilbronn mit zu den ersten Gemeinden des Landes zählt."        

   
  
   
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Über den 1863 durch Lehrer und Vorsänger Jakob Löwenstein gegründeten Armenunterstützungsverein (1865)
   
Anmerkung: hebräische Zitate sind noch zu übersetzen    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1865: "Heilbronn am Neckar. Hervorgerufen durch die unermüdete Tätigkeit für die Entwicklung der Gemeinde-Institute, welche unser Lehrer und Vorsänger Löwenstein entfaltet, wurde im Jahr 1863 in hiesiger Gemeinde auch ein Verein unter dem Namen Chewrat osrei dalim (Armenunterstützungsverein) gegründet, der die Aufgabe hat, auswärtigen hierher kommenden jüdischen Armen aus der durch die Beiträge der Mitglieder gebildeten Kasse eine Unterstützung zu reichen, um hierdurch zugleich den lästigen Hausbettel zu beseitigen.
Dem Vereine traten alsbald 36 Genossen bei, und heute ist die Zahl der Mitglieder schon auf etwa 70 angewachsen, durch deren regelmäßige Beiträge und Spenden die Kasse pr. Nissan 1863/64 circa 600 fl. in 510 Portionen, und pr. 1864/65 ungefähr 850 fl. in 664 Gaben an in- und ausländische Armen verabreichen konnte. — Man hat der Berichterstattung in den Generalversammlungen der Vereinsmitglieder mit Vergnügen entnommen, dass die Zahl der Württemberger von der der Fremden, die nicht bloß aus den Nachbarländern und den übrigen deutschen Gebieten, sondern auch aus dem fernen Osten, Westen und Süden Europas und dem Orient uns besuchen, kaum ein Achtel beträgt. Sehen wir hier einerseits das Schriftwort ... in Erfüllung gehen, so bewährt sich andererseits - Gott sei Dank - auch die Verheißung: ..., indem nicht bloß wenige Inländer die Gaben suchen, sondern in der Gemeinde selbst Keiner ist, der daraus Unterstützung empfängt und nicht vielmehr einen Beitrag zur Linderung der menschlichen Leiden leistet. ...  Dankenswert ist auch die Bereitwilligkeit, wie von Jahr zu Jahr einzelne Bürger dem lästigen Geschäfte der Anweisung und Ausbezahlung der Armengaben und der Buchführung hierüber sich unterziehen ... "         

   
Unruhe durch Veränderungen der Leichenordnung und der Rabbinatsfrage (1866)    
Anmerkung: hebräische Zitate sind noch zu übersetzen  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1866: "In Heilbronn soll, wie man hört, die Veränderung der bisherigen Leichenordnung, wonach bisher am Scheideorte, wo die Mehrzahl der Begleiter den Leichenzug verlässt, während nur etliche Verwandte bis auf den entfernten Friedhof mitgehen, Gebet und Leichenrede gehalten worden sind, große Aufregung machen. Die lokalen Blätter haben die Sache bereits ventiliert und eine Beschwerde gegen die Neuerung soll viele Unterschriften erhalten haben. Ja, bei der jüngsten Beerdigung soll sogar trotz der missliebigen, vom Rabbinen provozierten Anordnung, dennoch ... an dem Scheideorte gebetet worden sein. .... — Auch die Rabbinatsfrage, die in dieser Gemeinde so viel Zwiespalt erzeugt, ist noch immer nicht definitiv erledigt und die hiesige politische Krisis ist nicht geeignet, große Finanzoperationen zu unternehmen, weil die Zunahme der Gemeinde gehemmt und der Wohlstand des Einzelnen großen Gefahren ausgesetzt ist. S."             

  
5. Jahresbericht des Armenunterstützungsvereins (1868)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868: "Heilbronn. Am 5. Halbfeiertag von Pessach wurde in der Generalversammlung der hiesigen chewrat osrei dalim (Armenunterstützungsverein) der 5. Jahresbericht von dem Lehrer Löwenstein daselbst erstattet. Die Einnahmen des Vereins, fl. 1310. 37 kr. betragend, blieben hinter den Ausgaben für 1031 durchreisende Armen um fl. 3. 8 kr. zurück, obschon die Hälfte des Reservefonds durch Verkauf einer der Obligationen zu den laufenden Ausgaben verwendet worden und die Zahl der Mitglieder des Vereins auf 88 gestiegen war. Das Kriegsjahr von 1866 und die Hungersnot in den preußischen und russischen Provinzen hat die Zahl der Armen, unter welchen sich Gott sei Dank nur 47 Inländer befanden, leider bedenklich erhöht und den Antrag auf Erhöhung der Jahresbeiträge wirksam unterstützt. Fast alle Vereinsgenossen, deren Anzahl im laufenden Jahre auf über 100 anwachsen wird, erhöhten ihre bisherigen regelmäßigen Quartalzahlungen um 25 bis 100, ja 200 %, und der Ausschuss des Vereins (Chewra) ist in die angenehme Lage versetzt, auch die Gaben in entsprechendem Maße zu erhöhen. Diese Erhöhung wird aber nur dann von Dauer sein, wenn die Armen dem lästigen und entehrenden Hausbettel ganz und gar entsagen, dessen Aufhören die Wohltäter zur unerlässlichen Bedingung ihres löblichen Entschlusses gemacht haben.
Möge sich an den osrei dalim (Armenunterstützern) das Prophetenwort bewähren: 'Bringet alle Zehnten in das Schatzhaus, dass Vorrat sei in meinem Hause, und prüfet mich doch damit, spricht der Ewige der Heerscharen, ob ich euch nicht öffne die Schleusen des Himmels und euch herabschütte Segen bis zum Unmaße (Maleachi 3,10)."       
Anmerkungen: Halbfeiertage https://de.wikipedia.org/wiki/Chol_HaMoed
       

  
Außerordentliche Generalversammlung des israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1868)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1868: "Heilbronn, 8. Oktober. Am vorigen Sonntag-Abend hielt der hiesige israelitische Wohltätigkeitsverein im Saale zum 'Württemberger Hof' eine außerordentliche Generalversammlung seiner Mitglieder ab, in welcher die - in Folge der Anlegung eines eigenen israelitischen Friedhofs auf städtischer Markung nötig gewordene - Revision seiner Statuten zur Beratung gebracht wurde. Der hierzu vom Ausschuss vorgelegte Entwurf wurde von der Versammlung fast einstimmig genehmigt und dabei den Prinzipien, welche bei Beerdigungen auf Einfachheit und Pietät Rücksicht nehmen, der Vorzug eingeräumt. Dieser vor 7 Jahren gegründete Verein, im Besitze eines rentierenden Vermögens von circa 1200 fl., zählt jetzt, einschließlich der neuesten Angemeldeten, 67 Mitglieder und umfasst also etwa 2/3 aller Kirchen-Gemeindegenossen. Derselbe übernimmt, obgleich seine Einnahmen sich aus ein Eintrittsgeld von 15 fl., einen Jahresbeitrag von 2 fl. 24 kr. und auf freiwillige Spenden beschränken, für seine Mitglieder nicht nur sämtliche Beerdigungskosten, als für Leichenwärter, Leichenschauer, Leichenordner, Sarg, Leichenwagen, Begleitung, Träger, Totengräber und Grabfläche, sondern die Vereinskasse stellt und bezahlt auch Krankenwärter, die Mitglieder besuchen die Kranken nach einer bestimmten Reihenfolge, leisten Sterbenden den üblichen religiösen Beistand und versammeln sich im Trauerhaus zu Gebeten und Vorträgen zum Heile der Verstorbenen in der Trauerzeit. Es darf erwartet werden, dass in Kurzem alle Gemeinde­genoffen in ihrem eignen Interesse dem Vereine beitreten werden und dann das Kirchenvorsteheramt in der Lage sein wird, dem Verein die Überwachung und Ausführung der Leichenordnung für die ganze Kirchengemeinde zu übertragen. Rühmlich verdient noch erwähnt zu werden, dass die Vereinskasse im Bunde mit den meisten Gemeindemitgliedern die Anlegung des eigenen Friedhofs auch durch niedrig zu verzinsende Anlehen an die Gemeindepflege opferwillig und kräftig unterstützt hat."  

  
"Interessanter Fall" bei der Ergänzungswahl von israelitischen Kirchenvorstehern (1869)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1869: "Heilbronn. In Folge der schon im Januar 1868 vorgenommenen Ergänzungswahl von zwei israelitischen Kirchenvorstehern kam der allgemein interessante Fall vor, dass eine gleiche Stimmenzahl auf zwei der Kandidaten sich ergab, wovon der eine hier nicht Bürger war, sondern der Gemeinde bloß als Domizilierender angehörte, aber nach dem Wahlergebnis für sich und seine Familie dieses Bürgerrecht erwarb, noch bevor der Gegenkandidat oberamtlich bestätigt war. Der neue Bürger, im Lebensalter der ältere, wurde nun in erster und zweiter Instanz, gestützt auf neuere Vorgänge und ältere Ministerial-Entscheidung, vom Königlichen Oberamte und von der Königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde bestätigt. Allein die beiden höheren und höchsten Rekursinstanzen, das Kultministerium und endgültig der Königliche Geheimrat haben übereinstimmend neuestens erkannt, dass ein Nichtbürger in der Gemeinde, worin er bloß seinen Wohnsitz genommen hat, weder aktives noch passives Wahlrecht besitze und die nachträgliche Erwerbung auf die vorgenommene Wahlhandlung ohne Einfluss bleibe. Wahrscheinlich würden bei der bevorstehenden Revision des Judengesetzes den Domizilianten mit der Auferlegung gleicher Lasten auch dieselben Rechte wie den bis jetzt zu ihrer Gemeinde höher besteuerten Ortsbürgern eingeräumt werden. Bei der starken Übersiedlung aus den Dörfern in die Städte ohne Bürgerrechtserwerbung muss künftig der Wohnsitz allein auch in den israelitischen Kirchengemeinden maßgebend sein für Pflichten und Rechte."     


Die jüdischen Landesproduktenhandlungen wollen das Sabbatgebot achten (1869)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1869: "Heilbronn am Neckar. Das hiesige Tagblatt vom 14. Nov. enthält die erfreuliche öffentliche Anzeige der 17 hiesigen israelitischen Firmen von Landesproduktenhandlungen, dass sie für die Folge und zwar vom Samstag den 20. d. M. an am Sabbat keinerlei Getreide annehmen noch abgeben werden und deshalb ihre Geschäftsfreunde und Lieferanten bitten, hievon Notiz zu nehmen. Die Chefs dieser Handelshäuser haben sich zu diesem löblichen Entschlusse sowohl für sich, als für ihr israelitisches und christliches Dienstpersonal und die Sackträger verbindlich gemacht, dass nämlich auch durch diese Gehilfen weder Ein- noch Verkäufe abgeschlossen werden dürfen. Die Mitglieder haben sich hierzu nicht nur durch ihr Ehrenwort, sondern auch dadurch in einer rechtsförmigen Urkunde unterschriftlich verbindlich gemacht, dass Übertretungen mit einer Konventional-Geldbuße von 25, 50 und 100 Gulden bestraft und solche Strafen zu wohltätigen Zwecken verwendet werden.
Möchten unsere Ellenwarenhandlungen, die am Schabbat ihre Läden offen haben, diesem guten Beispiele bald folgen und so dieser heilige Tag seinem beseligenden Zwecke zurückgegeben werden um zu halten den Schabbat als ewigen Bund und als Zeichen, dass der Ewige am siebten Tag aufgehört und gefeiert hat (2. Mose 31,15f)."        

   
Erstes Stiftungsfest des Synagogenchores (1869)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1869: "Heilbronn am Neckar. Am Ausgang des Chanukka-Schabbats feierte der Synagogenchor sein erstes Stiftungsfest mit Gesangsproduktion, musikalischer Unterhaltung und Vorträgen, in denen insbesondere von dem Lehrer Löwenstein hervorgehoben wurde, dass dieser Verein nur darum fast die ganze Gemeinde als passive, materiell unterstützende Mitglieder umfasse, weil er sich bis heute auf jüdischem Boden bewege und die historische Vergangenheit des israelitischen Gottesdienstes mit den berechtigten Ansprüchen der Gegenwart durch Einführung des vierstimmigen Männergesangs und Beachtung der charakteristisch Responsorien zu verbinden sich bestreben. Die Teilnahme am Feste im jüdischen Gasthause war eine allgemeine und der dabei betätigte Eifer lässt hoffen, dass der Chor wie in der Hirsch'schen Synagoge zu Frankfurt und andern orthodoxen Gemeinden zur Andacht der Betenden beitragen und die reformistischen Gelüste unbeachtet werden. Der Charakter des Vorstandes, Herrn W. Sondheimer, und der Geist der hervorragenden Mitglieder des Chors lässt hoffen, dass es immer so bleiben werde."        

  
Generalversammlung des Israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1870)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1870: "Heilbronn. In den jüngst verflossenen Halbfeiertagen feierte die hiesige Chewrat Gemilut Chassodim (Wohltätigkeitsverein) nach Abfluss einer dreijährigen Rechnungsperiode ihre ordentliche Generalversammlung unter Leitung des Herrn Liebmann Strauß, der diesem zahl- und wirkungsreichen Vereine schon seit seiner Gründung präsidiert und auch diesmal wieder einstimmig zum Vorstande berufen wurde. Diese Chewra (Verein) leistet in der Krankheits-, Todes- und Trauerzeit sehr wesentliche Dienste ... und unterstützt in außerordentlichen Fällen auch fremde Arme, die im Spital der Stadt sich befinden, damit sie koschere Kost erhalten. Es sind auf Anregung des Vereinsausschusses mit der städtischen Spitalverwaltung Einleitungen besprochen worden, wie in diesem großartigen Spital überhaupt den Israeliten, welche dort Aufnahme finden, regelmäßige Koscherkost gereicht werden könnte und ist gute Aussicht vorhanden, dass hiezu die erforderlichen Räumlichkeiten, als: Küche, Speisekammer etc. etc. der israelitischen Gemeinde unentgeltlich überlassen werden. In Zukunft übernimmt der Verein auch noch die Kosten einer zweiten Chaise zum Friedhof, wenn der Rabbiner oder sein Stellvertreter die Leiche eines Erwachsenen ex officio zu begleiten haben; bis zum 13. Lebensjahre hingegen ist es Sache der Relikten, wenn sie die amtliche Begleitung wegen Abhaltung einer Grabrede oder Gebete verlangen sollten, da, wie der Vorstand und die Majorität motivierte, zwischen Wichtigem und Weniger Wichtigem stets unterschieden worden sei z.B. .... Hingegen wendete der anwesende Rabbiner Dr. Engelbert ein, dass, wenn man sich hier nach dem Din (rabbinischen Gericht) richten wolle, man auch zwischen ... unterscheiden müsste, was er später mit der Stelle zu begründen suchte: ... Der Prinzipienkampf auf dem ... Standpunkt der Praxis und der ... war interessant.
Am 2. Tage ... tagte die jährliche Generalversammlung der chewrat osrei dalim, welche per April 1869/70 gegen 1700 fl. an circa 1600 Arme verteilte, welche meistens aus dem östlichen und nördlichen Teile Deutschlands die hiesige Stadt passierten. Das schwierige Amt der Anweisung hat Herr Kaufmann J. Stern abermals freiwillig übernommen und dadurch den ungeteilten Dank der ganzen Versammlung geerntet. Auch eine Anregung zur Unterstützung der Bestrebungen der 'All. Isr. Univ" und des Gemeindetags, insofern er Armenunterstützung im Auge hat, kam hierbei zur Sprache und wird in besonderer Versammlung zur Beratung und Beschlussfassung kommen."           

  
Einige Eltern weigern sich, ihre Kinder konfirmieren zu lassen (1870)    
Anmerkungen: die Einführung der gemeinsamen Konfirmation in der jüdischen Gemeinde - ähnlich dem Brauch evangelischer Gemeinden - anstelle der traditionellen individuellen Bar-Mizwa- beziehungsweise Bat-Mizwa-Feier stieß immer mehr auf den Widerstand konservativ-orthodox gesinnter jüdischer Familien.    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1870: "Talheim Rabbinats Heilbronn, 20. Mai (1870). Auch hier zeigt sich, wie am Sitze des Rabbinats, die erste Weigerung, Kinder konfirmieren, das heißt an dem Weiheakt in der Synagoge teilnehmen zu lassen, nachdem das Kultusministerium diese Teilnahme nach dem Grundsatze der Gewissensfreiheit bekanntlich in das Belieben der Eltern gestellt hat. In Heilbronn schlossen sich am vorigen Sabbat unter 14 Schülern zwei Mädchen von diesem Akte aus, und hier ist es ein Kind, dessen Eltern glauben, ohne Konfirmation doch ein guter Jude sein zu können. Die Rabbiner fürchten mit Recht, die Exempel könnten im folgenden Jahre größere Nachahmung finden. 
Nachträglich erfahren wir, dass auch in Lehrensteinsfeld, dem ehemaligen diesseitigen Rabbinatssitz, alle Eltern der diesjährigen Konfirmanden sich weigern, ihre Kindern konfirmieren zu lassen. Im Braunsbacher Rabbinatssprengel haben sämtliche Gemeinden des Bezirks die Vornahme des Konfirmationsaktes verweigert bis auf die Stadtgemeinde Crailsheim, wo auch Reformgottesdienst mit Harmonium eingeführt ist. Man sieht hieraus, wie wenig dieses christliche Institut der Konfirmation in den jüdischen Gemeinden Wurzel zu fassen vermochte, obgleich es schon seit 1831 zwangsweise in Württemberg existiert und wie der erste Hauch der Freiheit wegfegt, was vier Jahrzehnte nur durch kirchliche Gewalt sich zu erhalten vermochte."              

   
Die jüdische Gemeinde engagierte sich bei der Aufnahme von westrussischen Waisen im Waisenhaus Wilhelmspflege in Esslingen (1870)  

Esslingen Israelit 27071870.jpg (242098 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1870: "Heilbronn am Neckar, 19. Juni (1870). Unser diesem Datum hat der Ausschuss der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege die israelitischen Kirchenvorsteherämter Württembergs ersucht, nach tunlichster Ausholung der Gemeindegenossen sich darüber zu äußern, ob die Aufnahmen von 4-5 westrussischen Waisen in die Wilhelmspflege gutgeheißen werde und ob die Gemeinde gewillt sein, einer jener Kinder nach der Entlassung aus dieser Anstalt zum Zwecke weiterer Fürsorge an Kindesstatt anzunehmen.   
Der Vorstand der Wilhelmspflege, der bekannte Philanthrop und Oberkirchenvorsteher Dr. Adolf Levi in Stuttgart, setzt in seinem Zirkular voraus, dass der Weheruf, der in Folge der Hungersnot der jüdischen Bevölkerung Westrusslands sich vernehmen ließ, zweifelsohne zu allen Gemeinden gedrungen und auch die Aufforderung, welche in neuester Zeit seitens der 'Alliance Israelite' in Paris an die israelitischen Gemeinden Europas und Amerikas in der Richtung und zu dem Zwecke ergangen ist, dass dem Elend, in welchem Tausende von jüdischen Waisen aus jenen russischen Provinzen ohne Nahrung, Pflege und Erziehung verkümmern, durch Adoption solcher unglücklichen Wesen möglichst gesteuert werden möchte, in allen Gemeinden kundbar geworden sei. 
Die Leitung der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege, deren finanzielle Kräfte es jetzt wohl verstatten würden und deren Hilfe für inländische Waisen und verwahrloste Kinder zur Zeit in einem geringeren, die Mitte des Instituts nicht absorbierenden Maße in Anspruch genommen wird, wäre nun gerne bereit, im Sinne und Geiste von ganz Israel sind Brüder in diese Kalamität durch Aufnahme von etwa 4-5 jener russischen Waisen auch die Wilhelmspflege sich hilfreich erweisen zu lassen. 
Da aber diese Anstalt nach ihren Statuten nur für solche israelitischen Waisen, die dem Lande Württemberg angehören, bestimmt ist, so will es der Ausschuss in diesem Falle nicht wagen, diese Schranke durch Aufnahme ausländischer Kinder zum Zwecke unentgeltlicher Verpflegung zu durchbrechen, ohne sich zuvor des Einverständnisses der jüdischen Bevölkerung des Landes, mit deren Anschauung er einig gehen möchte, versichert zu haben. Diese Rücksicht ist billig, da das Vermögen und die Einnahmen der Wilhelmspflege aus Spenden, Gaben und Vermächtnissen der württembergischen Israeliten erwachsen ist und besteht.  
Überdies vermöchte der Ausschuss, die Zustimmung der Vorsteherämter vorausgesetzt, zur einer derartigen Hilfereichung an auswärtige Waisen sich nicht herbeizulassen, bevor er darüber Beruhigung und Sicherheit hat, wenn diese nach ihrer dereinstigen Entlassung aus der Wilhelmspflege, erfolge diese nach der Schulpflichtzeit oder aus dringlichen Gründen schon früher, zum Zwecke weiterer Fürsorge den Gemeinden zuzuweisen sein würden.   
Das Vorsteheramt der israelitischen Gemeinde Heilbronn hat nun nicht nur seine Zustimmung zur Aufnahme von wenigstens 4-5 solcher Waisen erteilt und die spätere Annahme eines solchen Kindes versprochen, sondern sich auch bereit erklärt, noch einige weitere dieser Kinder in der Wilhelmspflege auf Kosten hiesiger Privatleute versorgen zu lassen, wenn der Raum und die sonstigen Verhältnisse des Waisenhauses es gestatten, und wenn man erfahren haben wird, welche Entschädigung per Kind und Jahr zu bezahlen ist. Die Antwort ist noch abzuwarten. Möge dieses Beispiel andere israelitische Waisenanstalten und Gemeinden zur Nachahmung aneifern und sich allerwärts bewähren: 'nur in dir (sc. Gott) findet Liebe die Waise' (Hosea 14,4)"    

 
Verschiedene Mitteilungen aus dem jüdischen Gemeindeleben (1870)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1870: "Heilbronn a. N. Aus der hiesigen einstigen Reichsstadt, in der seit etwa einem Jahrzehnt die Zahl der Israeliten auf ungefähr 130 Familien mit circa 650 Seelen angewachsen ist, schwindet allmählich auch das Vorurteil, das noch immer insbesondere in sozialen Verhältnissen gegen die Juden herrscht und sie von geselligen Vereinen und städtischen Ehrenämtern ausschließt. Bei der Ende Juni vorgenommenen Bürgerausschusswahl wurde der auch sonst beliebte Rechtsanwalt Schloß hier in dieses Kollegium gewählt und, nachdem er sich das gesetzlich erforderliche Ortsbürgerrecht erworben hatte, öffentlich mit den andern christlichen Kollegen verpflichtet. Er ist der erste Israelit, der in Heilbronn hauptsächlich von christlichen Stimmen berufen ist, in den städtischen bürgerlichen Kollegien Sitz und Stimme zu nehmen. Dieses Beispiel und die Wirksamkeit des Gewählten lassen hoffen, dass auch bei künftigen Wahlen tüchtige und ehrenhafte israelitische Bürger in das erwähnte zweite Kollegium und endlich in den Gemeinderat werden gewählt werden. — Von geselligen Vereinen haben bis jetzt nur die 'Harmonia', die 'grüne Stube' und die 'Eintracht' Juden ausgenommen. Der 'Bürgerverein' hingegen verschließt noch immer jedem Israeliten, der sich anmeldet, den Eintritt in seine Gesellschaft, obgleich vom Jahre 1848 her noch zwei Israeliten unter seinen Mitgliedern sich befinden."          

   
Generalversammlung des Armenunterstützungsvereines (1872)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1872: "Heilbronn a. N. Am jüngsten ... hielt der hiesige Armenunterstützungsverein (chewrat osrei dalim) ihre ordentliche Generalversammlung, welche von den 120 vorjährigen Mitgliedern recht zahlreich besucht war, weil außer dem statutarischen Rechenschaftsbericht außergewöhnliche Anträge, insbesondere auf Verminderung der Gabenzahl und Revision der Gabenskala, Bildung von Bezirks- und Landesvereinen, Anschluss an den Gemeindetag und die 'Alliance isr. universelle' etc. auf der Tagesordnung standen. In dem Jahre p. Nissan 1871-72 hatte der Verein eine Einnahme von regelmäßigen Beiträgen, Spenden, Zinsen, Erlös aus Obligationen etc. von 2868 fl. 20 kr und eine Ausgabe für Armenunterstützung, Verwaltungskosten, Beitrag zur 'Alliance' u.s.w. von 2729 fl. 12 kr., so dass der Kassenvorrat nur noch 139 fl. 8 kr. betragen hat. — Für die Armen allein sind in 1825 Gaben 2413 fl. 55 kr. verausgabt worden. Unter dieser Armenzahl befanden sich aber bloß 173 Armen aus Süddeutschland, während 1652 Wanderbettler meist aus dem fernen Osten Europas unsere Kasse in Anspruch nahmen. Die Gaben, welche bisher an einen und denselben Armen jährlich zweimal verabreicht wurden, bewegten sich innerhalb der Skala von 24 kr. bis 5 fl. - Die überwiegende Zahl der Gaben kommt in der Gabenhöhe zwischen 48 kr. und 1 fl. 30 kr. vor. - Dennoch hat das Vereinsvermögen durch die notwendig gewordene Veräußerung von Staats- papieren um 464 fl. 23 tr. abgenommen. — Die 'Generalversammlung hat deshalb beschlossen, einerseits die Bereichsmitglieder zu einer Erhöhung ihrer Beiträge einzuladen, andererseits aber beschlossen, nur süddeutsche Arme wir bisher jährlich zweimal zu unterstützen, allen übrigen Armen aber, welche aus ferneren Ländern kom­men, nur 1 Gabe im Jahre reichen zu lassen und hierdurch den Zuzug und die Mühe des Kassiers zu vermindern. Es hält stets schwer ein anweisendes und ein auszahlendes Mitglied für den Ausschuss zu gewinnen. Auch soll die Gabenskala unter Rücksicht auf die Ein­nahme und in dem Sinne vom größeren Ausschuß (be­uchend aus den Mitgliedern, welche seit 1863 schon einmal im Ausschuss funktionirten revidirt werden, daß gnunde und junge Leute und Bettelprofessionisten nur eine ganz kleine Gabe erhalten. Diesem größeren Ausschuss bleibt auch die Ausführung des angeregten Ge­dankens der Bildung von Bezirks- u. Provinzial-
Armen-Unterstützungsvereinen und des bean­tragten Anschlusses an den Gemeinde tag in Leipzig überlassen insofern dieser die Armenfrage in seinen Bereich zieht. Der Beitrag zur 'Alliance isr. univ." soll wie bisher init 50 Frs. p. anno geleistet und dahin gestrebt werden, den Grundstock des Vereins zu refun- diren und zu vergrößern, um in außerordentlichen Zeiten leistungsfähig zu sein.
Möge andere dergleichen Vereine in gleichem Sinne ihr Augenmerk dem Armenwesen in Israel zuwenden und an den Männern der Tat — js,ssdro ervppppppppppppp — das Psalmwort sich bewähren:  'n lno^c' njn ora b“i ba bwo nt ph."         

  
11. Generalversammlung des Armenunterstützungsvereins (1874)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Mai 1874:          

       
Der Antisemitismus macht sich auch in Heilbronn bemerkbar - Die Gemeinde führt eine neue Gottesdienstordnung ein (1876)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Juli 1876:        

  
Kritisches zur neuen Gottesdienstordnung aus konservativ-orthodoxer Sicht (1876)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1876:    

 
Der Heilbronner Armenunterstützungsverein ist Vorbild auch für andere Gemeinden (1877)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1877:        

  
Ein orthodoxes Gemeindeglied ist aus der "Reformgemeinde" ausgetreten (1877)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1877:            

      
Hetze gegen die jüdischen Metzger im Schlachthaus (1878)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878:            

   
25-jähriges Jubiläum des "Wohltätigkeits-Vereins" (1882)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1882:          
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Dezember 1882: 

     
6. und letzter Jahresbericht des "Vereins zur Unterstützung armer durchreisender Israeliten" (1884)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884:           

    
Vortrag des Schriftstellers Arnold Perls über den Prozess gegen den antisemitischen Hofprediger Stöcker (1885)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. September 1885:    
Heilbronn AZJ 01091885a.jpg (282221 Byte)  


25-jähriges Bestehen des "Esrog-Vereins" (1894)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1894:         

   
Ball an Simchat Tora - organisiert vom Verein "Einklang" (1886)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1886:        

    
Oberbürgermeister Hegelmeier besucht das Schlachthaus und informiert sich über das Schächten (1890)
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1890:       

 
Gemeindeglieder aus Heilbronn unterstützen die landwirtschaftliche Schule in Ahlem (1898)
     

Wuerzburg AZJ 18031898.jpg (188382 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1898: "Würzburg, 13. März (1898). 'Das Judentum und seine Teilnahme an der Bodenkultur' lautete das Thema, das am 2. dieses Monats von Herrn Dr. Finkel im neuen Saalbau des Herrn Hotelier Goldschmidt behandelt wurde. Alle Kreise der jüdischen Bevölkerung waren vertreten und lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit den interessanten Ausführungen des Redners. Als der lebhafte Beifall verklungen war, entspann sich eine anregende Diskussion, die erkennen ließ, dass man erfasst hatte, der Beruf des Gärtners und Landwirtes sei von größter Wichtigkeit, und gerade ihm müsste die jüdische Jugend mehr als bisher zugeführt werden. Als Musteranstalt für die Heranbildung junger Leute zu tüchtigen Gärtnern und Landwirten wurde die bekannte landwirtschaftliche Schule in Ahlem erwähnt. Da bei den meisten der anwesenden Herren und Damen doch die Existenz dieser Anstalt als unbekannt vorauszusetzen war, so übernahm es ein anwesender Prediger, der einige Jahre vorher, einer Einladung des hochherzigen Gründers jener Schule folgend, diese eingehend besichtigt, eine eingehende Schilderung derselben zu geben. Die Diskussion förderte die sofortige Gründung eines Lokalkomitees, welches sich zur Aufgabe macht, für Erweiterung und entsprechende Unterstützung der landwirtschaftlichen Schule in Ahlem nach Kräften tätig zu sein. Das Komitee besteht vorläufig aus den Herren: Fröhlich sen., Hanauer, Jakobi Apotheker Landauer, Rechtsanwalt Dr. Alfred Oppenheimer, Vorsitzender der neugegründeten Loge, Rosenheim, Rechtsanwalt Dr. Stern, 1. Vorsitzender hiesiger Gemeinde, Seminarlehrer Weißbart. Herr Baron von Hirsch erklärte im Laufe der Diskussion in bereitwilligster Weise, dem wichtigen Gegenstande sein Interesse fernerhin bekunden zu wollen. Auch in anderen Städten, die der Redner mit einem Vortrage bedacht, zeigte sich der Erfolg in der Bildung eines Komitees in unmittelbarem Anschluss an den Vortrag. Ein solches setzte sich in Stuttgart- Cannstatt zusammen aus den Herren: S. Ettlinger, Gustav Gottschalk, Dr. A. Gutmann, Veit Kahn, Kirchenrat Dr. Kroner, Rabbiner Dr. Stößel, Isak Strauß. Ferner in Heilbronn aus den Herren: J. Erlanger, Bankier Gumpel, Rabbiner Kahn, Adolf Oppenheimer, Rechtsanwalt Schloß, M. Wachs. Möge es Herrn Dr. Finkel gelingen, auch in andere Gemeinden die Überzeugung zu bringen, dass er einem überaus wichtigen Faktor für die Weiterentwicklung des Judentums das Wort redet."    

  
Gründung eines "Vereins für jüdische Geschichte" (1899)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1899:            

    
Vortrag von Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1901:     

   
Orthodoxe Kritik an den zu liberalen Zuständen in Synagoge und Gemeinde (1902)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1902:       

  
50-jähriges Jubiläum des Israelitischen Wohltätigkeitsvereines (1907)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1907: ""         
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1907: "Heilbronn, 30. Oktober. Der Israelitische Wohltätigkeitsverein darf in diesen Tagen auf ein halbes Jahrhundert seines Bestehens zurückblicken, das er in würdiger Weise feierte, zugleich damit verbindend das 50jährige Jubiläum seines Vorstandes Liebmann Strauß, der seit dem Bestehen den Verein leitet und der einzige noch lebende Mitbegründer ist. In einer hübschen Festschrift, von Rabbiner Kahn im Auftrag des Ausschusses verfasst, wird ein anschauliches Bild von der Entstehung, dem Wachstum und der Tätigkeit des Vereins gegeben. Die Entstehung datiert in den November 1857 zurück. Den 7 Gründern schlossen sich bald weitere Gemeindegenossen an, und im Jahre 1864 betrug die Zahl der Mitglieder schon 36. Heute sind es deren über 200. Die Hauptaufgabe des Vereins war und blieb immer die Fürsorge für Kranke, Sterbende und Verstorbene; daneben ging eine förmliche Krankenpflege, die zunächst ausschließlich auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhte, bis 1901 zwei eigene Krankenpflegerinnen angestellt wurden, die gegebenenfalls auch außerhalb des Vereins und der Gemeinde Dienste leisten. Herr Strauß sowie der von ihm geführte Verein waren anlässlich der Jubelfeier der Gegenstand zahlreicher Glückwünsche u. a. auch von Oberbürgermeister Göbel, der für die Jubiläumsgabe des Vereins an die christlichen Armen der Stadt Heilbronn in seinem Schreiben dankte. Ein Festmahl schloss die Reihe der Veranstaltungen, bei welchem Herr Rabbiner Kahn und eine Reihe andeer Herren sprachen und das der Synagogenchor unter Leitung des Herr Oberkantor Dreyfus durch treffliche Darbietungen verschönte."  

        
50-jähriges Bestehen der israelitischen Gemeinde (1911)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Dezember 1911: "Heilbronn. Unsere Gemeinde, die zweitgrößte Württembergs, feierte am 25. November mit einem Festgottesdienst ihr  50- jähriges Bestehen.
Mehrere Jahrhunderte war Heilbronn den Juden verschlossen. Erst um die Hälfte des vorigen Jahrhunderts ließen sich wieder jüdische Familien nieder. Bis 1861, in welchem Jahre sie sich als selbständige Gemeinde organisierten, gehörten diese Familien der Gemeinde Sontheim an. Die Zahl der Juden nahm dann sehr schnell zu und besteht heute aus etwa 900 Seelen."   
  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Dezember 1911:         

    
Über aktuelle Aktivitäten im jüdischen Vereinsleben der Stadt - Vortrag von Nachum Goldmann im Jugendverein (1913)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Dezember 1913: "Heilbronner Brief. Wie überall, so hat auch hier der Winter seinen Einzug gehalten, was sich u. a. in dem leider nicht allzuregen jüdischen Vereinswesen bemerkbar macht. Allerdings gibt es hier alle möglichen jüdischen Vereine, wie Bne Brith-Loge, Talmudtoraverein, Literaturverein, Freie jüdische Vereinigung und Liberale Vereinigung; letztere zwei aber bisher nur Wahlzwecken dienend. Außerdem besteht hier noch ein 'neutraler jüdischer Jugendverein', der in den drei Jahren seines Bestehens nur wenig geleistet hat.
Nun ist im Jugendverein ein Wandel zum Besseren eingetreten. Seine Leitung hat gewechselt, und seitdem ist er im Aufwärtsstreben begriffen. Als erster Vorsitzender fungiert — horribile dictu — ein Zionist, Schon diese Äußerlichkeit allein beweist, wie revolutionierend der Zionismus auch bei den Indifferentesten wirkt.
Aber noch nicht genug damit.- Bei großer Beteiligung wurde heute ein Vortrag von Nachum Goldmann - Frankfurt angehört, der es übernommen hatte, in jener Reihe von Referaten über die Assimilation des Judentums zu sprechen.
Goldmann sprach in meisterhafter Form, und der ihm eigenen Begeisterung über das Ghettojudentum vom Standpunkte des Historikers, ohne dabei seine subjektive Auffassung der Sache in den Vordergrund zu stellen. Trotzdem wandte sich Dr. Gumbel, Vorsitzender der liberalen Ortsgruppe, in der Diskussion gegen die subjektive Darstellung des Themas. Die Behauptung Goldmanns, dass der Ghettojude die Emanzipation gar nicht gewollt hätte, was natürlich oberflächlichen Betrachtern der jüdischen Geschichte entgehe muss, suchte er durch Riesser zu entkräften.
Goldmann erwiderte im Schlussworte, dass er es für eine Verletzung der Neutralität und für ein Verbrechen an der Geschichte halten würde, wenn er den Vortrag zu irgendwelchen tendenziösen Zwecken ausbeuten wollte und protestierte entschieden gegen die Unterstellung Dr. Gumbel's. Er, so führte er aus, sehe nicht die Geschichte mit der Brille des Parteimannes an, sondern sei durch objektive Betrachtung derselben zu dem geworden, was er heute ist.
Es ist zu wünschen, dass die übrigen Vorträge mit noch mehr Aufmerksamkeit angehört werden, zumal ja der Vorsitzende des Vereins jetzt acht Tage vorher eine Besprechung des betreffenden Themas vornehmen will.
Ob die ganze Sache überhaupt viel von Nutzen sein wird, scheint mir nicht so leicht zu beantworten, da es einen gewaltigen Aufwand von Kräften erfordert, das jüdische Interesse unseres hiesigen Publikums aufzurütteln."          
Über den Referenten 1913 im jüdischen Jugendverein Heilbronn siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Nahum_Goldmann 
Nahum Goldmann (auch Nachum Goldmann oder Goldman; geboren am 10. Juli 1895 in Wischnewo, Gouvernement Wilna, Russisches Kaiserreich, heute Belarus; gestorben am 29. August 1982 in Bad Reichenhall) war als Gründer und langjähriger Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) einer der führenden Zionisten seiner Zeit.
(Foto: Wikimedia Commons). 

  
Ansprache von Rabbiner Kahn bei der Vereidigung der Rekruten für alle Konfessionen (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. September 1914: "Heilbronn, 15. September (1914). In Friedenszeiten findet die Eidesleistung der Rekruten in den Kirchen der verschiedenen Konfessionen statt; diesmal standen am 20. vorigen Monats Evangelische, Katholiken und Israeliten gemeinsam zur Eidesleistung im weiten Viereck im Kasernenhof, und die Militärgeistlichen aller drei Konfessionen auf dem großen, mit Pflanzen und Waffen geschmückten Feldaltar. Es war vereinbart, dass der Vertreter der Minderheit die religiöse Ansprache halte, und so sprach denn Rabbiner Kahn über die Heiligkeit des Eides und im Anschluss an alttestamentliche Worte und Vorbilder über die Größe und den Ernst dieser unserer Zeit. Die Vertreter der christlichen Kirchen sprachen das Eingangs- und das Schlussgebet. 'Gott ist gegenwärtig' und 'Großer Gott, wir loben dich' umrahmten die Feier, die wiederum unter Mitwirkung der Feierwehrkapelle stattfand. Eine markige Ansprache des Kommandeurs schloss das Ganze ab. Wie schwinden doch so viele Unterschiede und Gegensätze dahin in großen schweren Zeiten. Als die Geistlichen im Talar gemeinsam zu der Feier hinausfuhren und dann am Schluss nebeneinander an dem Altar standen, die ging gewiss durch viele Herzen eine Ahnung davon, dass 'ein Ziel erglänzt dem Pilgerlaufe' und 'ein Vater waltet über allen'. Vaterlandsliebe und Gottesglaube - wir haben ihr Wachsen verspürt im Sturm dieser Zeit; möchten sie mächtige Schwingen bleiben in unserem Volksleben, dann werden die schweren Opfer nicht vergebens sein, von denen jetzt jeder neue Tag uns Kunde bringt; dann erst werden wir Siegeslieder singen können im höheren Chor."          

 
Vorträge von Rabbiner Dr. Tänzer (Göppingen) und Rechtsanwalt Scheuer (Heilbronn) über die Palästinafrage (1921)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1921:       

  
Die jüdischen Seminaristen des Heilbronner Lehrerseminars nehmen an einem Ferienkurs für Rabbiner und Religionslehrer teil (1930)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930:           

 
Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte (1933)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1933:         

 
Das Strandbad ist für jüdische Besucher geschlossen (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1934:              

        

       

       

       

       

 

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Stand: 06. Oktober 2024