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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Lehrensteinsfeld, Ortsteil Lehren (Kreis
Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts reichsritterschaftlichen Ort Lehren
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 16./17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1592 Jud Jacob von
Lehren genannt.
Anfang des 18. Jahrhunderts werden in verschiedenen Verzeichnisses neun bis 15
Familien in Lehren gezählt. Die jüdischen Familien lebten insbesondere im
Bereich der bis heute sogenannten "Judengasse".
Lehren entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum jüdischen Lernens
im Unterland (vgl. auch Bericht unten von 1867). 1725 wird Lämlin Moses als
Schulmeister und 1729 als Rabbiner genannt. Im 18. Jahrhundert werden als
Rabbiner außerdem Oscher Lämlein (1735), Aaron (1745), Abraham Halberstadt
(1753), Löb David (um 1760) und von etwa 1791 bis zu seinem Tode 1833 Salomon
Abraham genannt. Es bestand am Ort ein jüdisches Lehrhaus (Beth HaMidrasch).
Die Rabbiner waren spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts auch für die
Juden in Affaltrach
und Eschenau
tätig. Eine Rabbinatsstiftung wurde von Aaron Nathan initiiert. Sie sorgte dafür,
dass auch künftig Rabbiner mit einer fixen Besoldung in Lehrensteinsfeld
gehalten werden konnten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1831 108, 1843 124, 1844 Höchstzahl mit 133 Personen, 1854 122, 1869 85,
1886 80, 1900 64, 1910 39.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (1832 bis 1904 jüdische Volksschule in einem eigenen
Schulhaus, das als Wohnhaus Lehrener Straße 35 bis heute erhalten ist) und ein
rituelles Bad (am Kaltenbrunnenbach, nicht erhalten; Flurname für die Flurstücke
am Kaltenbrunnenbach Nr. 1309-1310, 1329-1345, 1373 "Judenbad"
noch vorhanden). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Affaltrach beigesetzt. Von Lehren über Willsbach führte zum jüdischen
Friedhof Affaltrach ein "Totenweg". Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. 1828 wurde als Lehrer Joseph Wolf genannt, der sich damals
den Familiennamen Cahn beilegte. 1861 hatte die jüdische Schule 20 Schüler.
von 1858 bis 1910, also 52 Jahre lang, diente als Lehrer, Kantor und Schochet Ruben
Gummersheimer in Lehrensteinsfeld (geb. 1838 in Bonfeld, studierte 1856 bis
1858 am Lehrerseminar in Esslingen).
1832 wurde Lehrensteinsfeld Sitz eines Bezirksrabbinates, dem auch
die Gemeinden Affaltrach, Eschenau, Kochendorf (mit Neckarsulm, Ödheim und
Gundelsheim), Sontheim (mit Horkheim und Talheim) und Massenbachhausen (mit
Massenbach und Bonfeld) zugeordnet wurden. Zunächst waren auch andere Gemeinden
im Gespräch für den Sitz des Bezirksrabbinat, doch bestand in Lehren eine
Rabbinatsstiftung von 1.250 Gulden, durch die die Unterbringung eines Rabbiners
ermöglicht wurde. Als Rabbiner beziehungsweise Rabbinatsverweser wirkten
in Lehren: Dr. Naphtali Frankfurter (1834-1835), Seligmann Grünewald
(1835-1844), Maier Hirsch Salem-Löwengard (Löwengardt, Löwengart, 1844-1857), Max (Marx) Bär Kallmann
(1858-1861), und Dr. Moses Engelbert (1862-1864). 1864/67 wurde das Rabbinat
nach Heilbronn verlegt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Josef Henle (geb.
24.6.1890 in Lehrensteinsfeld, gef. 29.9.1916) und Vizefeldwebel Hirsch
Hirschheimer (geb. 11.12.1894 in Lehrensteinsfeld, gef. 15.4.1918). Ihre Namen
stehen auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes
in Affaltrach. Leutnant Max Thalheimer kehrte mit hohen Auszeichnungen aus
dem Krieg zurück (Eisernes Kreuz I. Kl., Württembergische Goldene
Verdienstmedaille, Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens).
Die meisten jüdischen Einwohner lebten vom Viehhandel, doch betrieben seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts auch einige Landwirtschaft und Viehzucht. Bis nach
1933 gab es in Lehrensteinsfeld folgende Gewerbebetriebe in jüdischem Besitz:
Viehhandlung Maier Falk (Lehrener Straße 69), Viehhandlung und Gastwirtschaft
Leopold Henle (Lehrener Straße 40), Viehhandlung und landwirtschaftlicher
Betrieb (22 Morgen Land!) Wolf Hirschheimer (Lehrener Straße 32),
Aussteuergeschäft der Familie Thalheimer (Carl-Dietzsch-Straße 32).
1933 lebten noch elf jüdische Personen in Lehrensteinsfeld. In
den folgenden Jahren sind zunächst nur wenige von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. In der ehemaligen
jüdischen Schule (Gebäude Lehrener Straße 35) war 1935/36 ein
landwirtschaftliches Lehrgut (Hachschara) eingerichtet, auf dem zahlreiche junge
Juden ihre Ausbildung erhielten. Beim Novemberpogrom 1938 kam es am Ort
zu schweren Ausschreitungen. Jüdische Wohnungen wurden überfallen und
demoliert, jüdische Einwohner wurden misshandelt.
Von den in Lehrensteinsfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Falk (1884),
Hermann Falk (1878), Isak Falk (1888), Julius Henle (1886), Moritz Henle (1886),
Elise Hirsch geb. Henle (1891), Julie Kaufmann geb. Hirschheimer (1884), Mina
Lämle geb. Meyer (1870), Cilli Levi geb. Hirschheimer (1881), Bella Lißberger
(1879), Cäcilie Müller (1904), Bertha Thalheimer geb. Hirschheimer (1876),
Hirsch Thalheimer (1867).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Es konnten noch nicht alle Berichte abgeschrieben
werden - bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.
Aus der
Geschichte des Rabbinates in Lehrensteinsfeld
Zum Tod der Frau von Rabbiner Grünewald - der
evangelische Pfarrer hält eine Ansprache (1837)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. August 1837: "Heilbronn, 30. Juli (1837). In dem Orte Lehrensteinsfeld,
Oberamts Weinberg, starb am 14ten die Frau des Rabbinen Grünewald, welche
allgemein geachtet war. Viele Freunde der Verstorbenen wünschten, dass
ihr Andenken durch eine Denkrede an ihrem Grabe geehrt werde. Da aber ihr
Gatte zu sehr erschüttert war, um seinem Schmerze Worte geben zu können,
so erbot sich der würdige christliche Geistliche, Pfarrer Stockmaier, der
Verewigten auf dem israelitischen Friedhofe die Grabrede zu halten, und
sein Anerbieten wurde mit verdientem Danke angenommen. Am 16. Juli wurde
die Verstorbene auf dem Friedhofe des Israeliten beerdigt, wo der würdige
Pfarrer über den Text 4. Buch Moses 23,10 (O dass ich stürbe den Tod der
Gerechten, mein Ende wäre, wie das Ihre!) Worte der Liebe und des
Friedens sprach, welche die zahlreiche, meist als Israeliten bestehende
Versammlung tief ergriffen. Von allen Seiten wurde ihm das verdiente Lob
und herzlicher Dank, und gewiss ist nichts mehr, als ein solches Beispiel
geeignet, den Geist der Liebe unter den Bekennern verschiedener Religionen
zu verbreiten, und zu beweisen, wie Vorurteile und gegenseitige
Antipathien von allen Seiten immer mehr
verschwinden." |
Publikation einer Predigt von Rabbiner Grünewald
(1841)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. April 1842: "Israel's Trost und Hoffnung, vorgetragen
von Rabbine Grünewald, am Samstag den 31. Juli 1841 in der Synagoge zu
Lehrensteinsfeld, nebst Anhang. 8. broch.
Preis 3 3/4 Rgr." |
Die zum Rabbinat Lehrensteinsfeld
gehörenden Gemeinden (1847)
Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 29. November 1847
(die Zahlen beziehen sich auf die Zahl der jeweiligen jüdischen Einwohner
in den Orten):
"VIII. Lehrensteinsfeld 1) Lehrensteinsfeld Oberamt Weinsberg 133
(Rabbiner Löwengard)
2) Affaltrach mit den Israeliten daselbst und in
Eschenau 180/108
3)
Kochendorf Oberamt Neckarsulm mit den Israeliten daselbst und in Gundelsheim,
Neckarsulm und
Oedheim 129/6/50/3 und 90.
4) Massenbachhausen Oberamt
Brackenheim mit den Israeliten daselbst
und in Bonfeld 89/124
5) Sontheim Oberamt Heilbronn mit den Israeliten daselbst und in
Heilbronn,
Horkheim und
Talheim 103/115/66/81. " |
Erwähnung des Rabbiners M. Salem - Löwengard in einem
Reisebericht (1851)
Aus
einem Reisebericht durch Württemberg - erschienen in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Oktober 1851:
"...Nicht weit von Löwenstein ist mein literarischer Freund
Löwengard Rabbiner. Es wollte mich nicht recht ruhen lassen an ihm
vorbeizugehen, allein er hat eine Metamorphose mit seinem Namen
vorgenommen, er nennt sich jetzt 'Salem', das ist der friedliche Salem,
der einst löwenmutig als Löwengard gekämpft hat in der jüdischen
Literatur und nun behaglich im dolce far niente Hymnen auf seine
Schlafmütze macht. Schlafender Freund, ich will dich nicht stören:
farewell!" |
Weggang von Rabbiner M. Salem - Löwengard (1857)
(Anmerkung: wurde als Maier Hirsch Löwengard am 5. März 1813 in Rexingen
geboren)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Oktober 1857: "Aus Württemberg, September.
Unsere Rabbinennot wächst; nach dem Königlichen Staatsanzeiger hat
Rabbiner M. Salem - Löwengard in Lehrensteinsfeld seine Entlassung
gefordert und erhalten. Dem Vernehmen nach wird derselbe nach Jerusalem
übersiedeln, um dort ein fromm-beschauliches Leben zu führen. Bei der
Wissenschaftlichkeit und poetischen Begabung Salems dürfen wir hoffen,
dass sein Aufenthalt in der heiligen Stadt von ihm für die jüdische
Literatur benutzt wird. Salem, ein Schüler des talmudisch tiefgelehrten
Gabriel Adler, der zu Schellings Füßen gesessen und ein von ihm
ausgezeichneter Jünger war, trug jahrelang den innern Zwiespalt der
Skepsis mit dem Glauben kämpfend in sich herum, sodass er sich selbst zum
Gegenstand seiner beißenden Satire machte und auch seine Schriften trugen
den Stempel dieser inneren Unvergorenheit. Nun ist er zum Selbstabschlusse
mit sich gekommen und hat sich dem Glauben ganz in die Arme geworfen. Wir
sind von dem Ernste seiner Bestrebungen überzeugt und wünschen, dass er
sein Licht nicht unter den Scheffel stelle, wenn er auch aufgehört hat,
königlich württembergischer Rabbine zu
sein." |
Zum Tod von Rabbiner Maier Löwengard-Salem (1886 in Basel)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juni 1886:
"Wieder ist ein Veteran der jüdischen Theologie heimgegangen, der in
den 1840er-Jahren einige Aufmerksamkeit durch seine mystisch angehauchte
Orthodoxie machte, dann aber so gut wie verschollen war. Der 'Schwäbische Merkur' schreibt: 'In der letzten Maiwoche ist in Basel
als Privatgelehrter der Landsmann, Jugend- und Studiengenosse Berthold
Auerbachs, M. Löwengard-Salem, gebürtig von Rexingen
bei Horb, im 74. Lebensjahr zu Grabe getragen worden. Derselbe betrat die gleiche
Bildungslaufbahn mit Berthold Auerbach, genoss den ersten rabbinischen
Unterricht mit demselben bei Rabbiner Gabiel Adler in Mühringen
und auf der Talmudschule in Hechingen.
Am Gymnasium in Stuttgart trafen die beiden Jünglinge wieder zusammen, um
auf den Universitäten Tübingen und Heidelberg gemeinsam dem Studium der
mosaischen Theologie obzuliegen. Ihre philosophischen Richtungen gingen
auseinander. Löwengard-Salem bezog die Universität, um ein Jünger
Schellings zu werden, und vertiefte sich in dessen philosophische
Richtung. Nachdem er die beiden Staatsprüfungen in Tübingen und
Stuttgart bestanden, wurde er im Kirchendienst als Rabbiner in Berlichingen,
Jebenhausen und Lehrensteinsfeld
verwendet. Er schrieb einige Monographien im Sinne Schellings'scher
Philosopheme und beteiligte sich durch einige Schriften am sog. Hamburger
Tempelstreit für die Reform des jüdischen gottesdienstlichen Kultus.
Später drängte ihn seine philosophische Richtung mehr und mehr in
mystische Anschauungen und der innere Konflikt zwischen Lehre und Leben
veranlasst ihn, aus dem praktischen Dienst der Synagoge auszutreten. 1859
nahm er seine Entlassung als Rabbiner in Lehrensteinsfeld und
folgte einem Rufe nach Mainz an die Redaktion des 'Israelit' von Dr.
Lehmann. Nur 2 Jahre hielt er dort aus; er zog sich dann ins Privatleben
zurück. Etliche 20 Jahre lebte er zurückgezogen als Privatgelehrter in Basel.
Sein Leichenbegängnis bewies, in welch' hoher Achtung er dort stand,
wofür auch die Nachrufe an seinem Grabe beredtes Zeugnis ablegten.' Im
Jahre 1841 gab er unter dem Pseudonym 'Juda Leon' heraus: 'Beiträge zur
Kritik der Reformbestrebungen in der Synagoge' (Stuttgart 1841) und 1843
in Berlin gegen die berüchtigte Schrift Ghillany's ''Die Menschenopfer
der alten Hebräer' eine Gegenschrift: 'Jehova, nicht Moloch, war der Gott
der Hebräer'." |
Zum Tod von Rabbiner Max (Marx) Bär Kallmann aus Kochendorf (1865, Rabbiner in
Lehrensteinsfeld von 1858 bis 1861)
Anmerkung: Rabbiner Max Bär Kallmann ist am 26. März 1795 als
Sohn des Kochendorfer Rabbiners Löw Kallmann (gest. 1825) und der Edel Joseph
in Kochendorf geboren. Er studierte
u.a. bei Seckel Wormser in Michelstadt
und 5 1/2 Jahre bei Joseph Maier Schnaittach in Freudental.
1830 bis 1833 Studium an der Universität in Heidelberg; bestand 1834 die Erste
württembergische Staatsprüfung; Juni 1834 Rabbinatsverweser in Buttenhausen,
seit 1841 Bezirksrabbiner in Buttenhausen; seit Dezember 1842 verheiratet mit
Jette geb. Hechinger aus Bayreuth; 1858 wurde er zum Bezirksrabbiner in Lehrensteinsfeld
ernannt. 1861 wurde ihm von der Oberkirchenbehörde nahegelegt, in den Ruhestand
zu treten. Nach seinem Tod 1865 wurde er auf dem jüdischen
Friedhof in Neckarsulm beigesetzt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1866: "Neckarsulm.
Am 6. Tage der Selichot-Tage, dem 24. Elul war es ein Jahr, dass
der selige, fromme Rabbiner Kallmann aus Kochendorf in die ewige
Ruhe eingegangen ist. Auf Anordnung seiner Witwe wurde am
Jahrgedächtnistage beim Setzen der sehr schönen Mazebah (Grabstein)
Minjan (gottesdienstliche Versammlung) auf seinem Grabe
gemacht und vom Rabbiner Dr. Engelbert ein deutsches und ein hebräisches
Gebet verrichtet, und dann Kaddisch gesagt. Es fanden sie viele auf dem
Friedhofe ein, um dem würdigen Seelensorger die letzte Ehre zu erweisen.
In der Synagoge zu Kochendorf wurde am darauf folgenden Sonntag ein
Hesped (Trauerrede) für den selig Verblichenen gleichfalls von
Rabbiner Engelbert abgehalten; den Anfang, sowie den Schluss des
Trauervortrags, in welchem er die vielen guten Eigenschaften des
Dahingeschiedenen hervorhob, bildeten die schönen Worte, (hebräisch und
deutsch:) das Andenken des wahrhaft Frommen gereicht zum Segen." |
Ausschreibung des Bezirksrabbinates Lehrensteinsfeld
(1861)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. März 1861: |
Ausschreibung der Stelle von Dr. Engelbert in Colberg -
nach dessen Berufung nach Lehrensteinsfeld (1862)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. Juli 1862: |
Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Engelbert
(1862)
Rabbiner Dr. Moses Engelbert ist am
18.6.1830 als Sohn des Kaufmanns Hermann Engelbert in Gudensberg
geboren. Er studierte - wie der gleichaltrige Hermann Engelbert s.o. -
zunächst bei Rabbiner Wetzlar in seiner Heimatstadt, später in
Würzburg, dann in Frankfurt/Main; ab 152 Studium in Göttingen, 1855 in
Jena. 1855 Religionslehrer und Prediger in Waren (Mecklenburg-Schwerin),
1857 Prediger und Lehrer in Toruń (Thorn, Westpreußen), 1860
Rabbiner in Kołobrzeg (Kolberg, Pommern); seit 1862 Bezirksrabbiner
in Lehrensteinsfeld - Verlegung des Rabbinatssitzes 1864 nach
Heilbronn, 1889 krankheitshalber Ruhestand, gest. 1891 in Heilbronn. |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 9. September 1862: "Lehrensteinsfeld (Württemberg),
im August. Am 9. dieses Monats feierte die hiesige israelitische Gemeinde
ein erhebendes Fest. Es wurde nämlich durch den Oberamtmann Burger aus
Weinsberg der neu ernannte Bezirksrabbiner, Herr Dr. Engelbert aus Colberg,
auf eine ansprechende Weise in seine Stelle eingeführt. Mit sehr
entsprechenden Worten wies der Herr Oberamtmann auf die erst in der
neuesten Zeit des Israeliten eingeräumten Rechte hin und hob die
bedeutenden Anforderungen hervor, welche aus dieser günstigen Stellung
für das geistliche Oberhaupt wie für die gesamte Gemeinde
erwachsen." |
Kritik an Rabbiner Dr. Engelbert in der
konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember
1863: |
Die Gemeinde Lehrensteinsfeld wehrt sich gegen den
Wegzug des Rabbiners nach Heilbronn (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar
1867: |
Verlegung des Rabbinatssitzes nach Heilbronn (1866/67)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai
1866: "Lehrensteinsfeld bei Weinsberg. Die Frage über die
definitive Rabbinatssitz-Verlegung von hier nach Heilbronn ist dem
Vernehmen nach in ein neues Stadium vorgerückt. Das Ministerium will dem
- beiden Gemeinden lästigen - Provisorium, während dessen der Rabbiner
seinen Wohnsitz teilweise auf eigene Kosten in Heilbronn genommen hat,
spätestens am 1. Juli 1867 ein Ende machen und der hiesigen Gemeinde
nimmer länger zumuten, ein leerstehendes teures Rabbinatshaus zu
erhalten. Auf Ansuchen des jetzigen Stelleninhabers soll nun eine schon
oft wiederholte Sitzung der weltlichen Mitglieder des Heilbronner
Kirchenvorsteheramts unter hohen Orts angeordneter Leitung des
Oberamtmannes in der Mitte April dieses Jahres stattgefunden haben, in der
verhandelt worden sei, ob die Vorsteher, deren Majorität durch den
Eintritt eines neugewählten Mitgliedes sich umgestaltet haben dürfte,
geneigt wären, die Kosten des definitiven Rabbinatssitzes auf Heilbronn
zu übernehmen, da das Ministerium zu einer beantragten zwangsweisen
Sitzverlegung sich nicht entschließen kann. Doch auch die neue Mehrheit
der Vorsteher hat die Annahme des Sitzes von mehreren für die Gemeinden
des Rabbinatssprengels und für die Zentralkirchenkasse finanziell sehr
lästigen Bedingungen abhängig gemacht und uns so die Hoffnung gelassen,
der Rabbinatssitz werde hier in Lehren bleiben, wo er seit einem
Jahrhundert gewesen ist. Die Minorität soll opferwilliger sein, wenn ihr
Antrag durchgeht, das zu errichtende Rabbinat Heilbronn zur Konkurrenz
für die berechtigten Bewerber ordnungsmäßig auszuschreiben, da sich
hoffen lasse, dass sich dann die tüchtigsten Kandidaten um die Stelle in
dieser sich schnell vermehrenden Stadtgemeinde melden würden. Die hiesige
Gemeinde jedoch beharrt bei ihren wohlerworbenen Rechten und verlangt
jedenfalls Ersatz früherer Auslagen. H." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Moses Engelbert (1891 in Heilbronn)
Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Moses Engelbert in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1891: "Heilbronn,
18. Januar (1891). Gestern Abend verschied nach schweren leiden der
hochgeachtete Rabbiner Dr. Moses Engelbert im Alter von 60 Jahren. Er ist
geboren in Gudensberg (statt
Gutenberg) bei Kassel und war vorher Rabbiner in Kolberg, Waren und seit
1863 in hiesigem Rabbinatsbezirk. Schon seit mehreren Jahren leidend,
wurde ihm als Hilfsgeistlicher Dr. B. Einstein aus Ulm beigegeben. Das
Andenken des Dahingeschiedenen wird hier in in weiteren Kreisen ein
gesegnetes bleiben". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1891: "Heilbronn,
17. Januar (1891). Allgemeine Teilnahme findet die Kunde von dem gestern
Abend halb 8 Uhr erfolgten Tode des Herrn Rabbiners Dr. Moses Engelbert.
Die hiesige israelitische Gemeinde verliert an ihm einen begabten,
hochgeachteten Prediger und Religionslehrer, der auch in den weiteren
Kreisen der Einwohnerschaft wegen seiner Herzensgüte und seines
ausgezeichneten Charakters, verbunden mit liebenswürdigen Umgangsformen,
allgemein geschätzt und verehrt wurde. Der Verstorbene erreichte ein
Alter von 60 Jahren; er war geboren in Gudensberg
(statt Gutenberg) bei Kassel, wurde nach beendetem Studium Rabbiner in
Kolberg, dann in Waren (Mecklenburg-Schwerin), hierauf in Lehrensteinsfeld
und zuletzt, 1863 nach Selbständigmachung der israelitischen
Kirchengemeinde, hier in Heilbronn. Schon seit mehreren Jahren leidend,
musste er noch den Schmerz erfahren, dass ein hoffnungsvoller Sohn und
eine verheiratete Tochter vor ihm aus dem Leben schieden. Dies trug mit
dazu bei, dass sich sein körperliches Leiden verschlimmerte, bis endlich
gestern die Auflösung eintrat." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Anzeige von Lehrer Kahn (1912)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember
1911: |
Aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Über das jüdische Leben in Lehrensteinsfeld (Bericht von 1867)
Anmerkung: in konservativ-jüdischen Kreisen wurde die Entstehung des
städtischen liberalen Judentums seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (z.B. in
Heilbronn) außerordentlich kritisch beurteilt. Man klagte über die sich bald
abzeichnende Auflösung des frommen jüdischen Landjudentums mit seinen
Einrichtungen. Dies kommt auch im nachfolgenden Artikel in geradezu wehmütiger
Weise zum Ausdruck.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1867: "Aus
Württemberg. I. In der Nähe Heilbronns, im Weinsberger Tal, liegt
ein Dorf Lehren-Steinsfeld, umgrenzt von Rebhügeln, inmitten von
lachenden Obstgärten. Die Doppelgemeinden Lehren und Steinsfeld
sind getrennt durch einen Raum von 100 Schritten ins Geviert. In
Steinsfeld ist der Sitz einer alten freiherrlichen Familie, die hier ein
schönes Schloss mit Hofgarten und Orangerien besitzt; in Lehren wohnen
seit undenklichen Zeiten Israeliten. Die Namen der berühmten Männer, Rabbi
Hirsch und Akiba Lehren, weisen auf diesen kleinen Ort hin. In
Frankfurt am Main sind bedeutende Familien, deren Stammbaum in Lehren
wurzelt. In diesem Dörfchen bestand schon vor Jahrhunderten eine
israelitische Gemeinde; sie war der Sitz berühmter Rabbinen, unter deren
Leitung ein vielbesuchtes Lehrhaus, Beit HaMidrasch, bestand.
Lehrhaus und Synagoge waren fromme Stiftungen, fundiert durch reiche
Kapitalien. In den napoleonischen Kriegen ging von dem Grundstock Vieles
verloren, und der damalige Rabbine verlor dadurch an Einkommen; aber er
harrte ruhig auf seinem Posten aus und lebte treu seinem Amte auch unter
Mangel und gedrückten Verhältnissen. - Mit der Organisation der
bürgerlichen Verhältnisse der Israeliten wurde die fromme Stiftung
säkularisiert, das Beth HaMidrasch ging ein und aus den Mitteln
der Stiftung wurde ein stattliches Rabbinatshaus (!) erbaut. Der jetzige
Rabbiner nun zog in die Stadt, nach Heilbronn, und verwaist steht der
Lehrstuhl in der Gemeinde, in welcher Jahrhunderte lang würdige Rabbinen
die Lehre Gottes verbreitet; die Stiftungsgelder sind gegen den Willen der
Stifter verwendet, ja verschleudert, und die Protestation der Gemeinde
wird für Nichts geachtet." |
Widerstand orthodoxer Familien gegen die Durchführung
der Konfirmation (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni
1870: |
Ergebnisse eines Spendenaufrufes für die Familie Thalheimer in Lehrensteinfeld
(1872)
Bekanntgabe
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Für
die Familie Thalheimer in Lehrensteinsfeld.
J.G. in F. 2 Thr. - Aus Hanau 3 Gulden 30 Kr." |
|
Bekanntgabe
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1872: "Für
die Familie Thalheimer in Lehrensteinsfeld.
N.N. in Pappenheim 33 Kr. - Durch Kahn und Kirschbaum in Frankfurt am
Main: Ungenannt 2 Gulden. - Durch S. Bamberger in Frankfurt am Main von
mehreren Ungenannten 2 Gulden 30 Kr." |
Berichte zu einzelnen Personen
Über die jüdische Familie Lehren (in Amsterdam)
Vorbemerkung: Die drei aus Lehren stammenden
Brüder waren die Begründer der angesehenen jüdischen Familie Lehren in
Amsterdam, die sich auf dem Gebiet des Handels wie im Gemeinde- und Staatsleben
große Verdienste erworben haben. Alle drei waren viele Jahre Vorsteher der
jüdischen Gemeinde Amsterdams. Sie organisierten Sammlungen für die jüdischen
Armen Palästinas.
Rabbi Hirsch Lehren (= Zwi Hirsch Lehren) ist erkrankt - in Jerusalem gehen weniger
Spendengelder ein (1848)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 25. Januar
1848: "Jerusalem, 1. Dezember 1847, Mittwoch, 23. Kislew
5608. Groß ist der Schmerz, den wir hier im heiligen Lande fühlen
wegen der Krankheitsfälle des Herrn H. Lehren. Kaum ein halbes Jahr,
seitdem dieser unser edler Wohltäter krank daniederliegt, und schon,
obwohl auch jetzt noch das würdige Amsterdamer Komitee, wie früher, mit
regem Eifer für uns strebt und unermüdlich unserer Not gedenkt, fühlen
wir dennoch den großen Verlust seiner Verwaltung. Die Geldspenden laufen
immer weniger und weniger für Jerusalem ein. Möge der liebe Gott dem
Biedermanne bald seine frühere Gesundheit ganz wiederschenken. Und Euch,
Mitbrüder im Ausland, bitten wir, erbarmet Euch gerner auch Eurer Aller
Mutter, Jerusalem, sie schmachtet und lechzet im Trauerschleier gehüllt,
ruft laut ihre verstoßenen Kinder. Wendet Euch nicht ab, gedenkt ihrer
Vergangenheit, mehr noch ihrer Zukunft. M.
Sachs." |
Zum Tod von Rabbi Hirsch Lehren (1853 in
Amsterdam)
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 25. November
1853: |
Zum Tod von Meyer Lehren (Jacob Meir Lehren; geb. 1793,
gest. 1861)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1861: |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Juni 1861: |
Zum Tod von Rabbi Akiba Lehren (1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November
1876: |
|
Zu der von Hirsch Lehren begründeten und von N.H. van
Biema in Amsterdam weitergeführten Sammlung erscheint ein Katalog (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 6. Januar 1905: |
In der Kirche von Lehrensteinsfeld wird auch für einen
jüdischen Bürger gebetet (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November
1887: |
Aaron Juda aus Lehrensteinsfeld wird in
Rheinbischofsheim wegen "Gotteslästerung" verurteilt (1842)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 13. April 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Rheinbischofsheim.
[Landesverweisung]. Gegen den unten signalisierten Israeliten Aaron
Juda aus Lehrensteinsfeld, königlich württembergischen Oberamts
Weinsberg, welcher wegen Gotteslästerung dahier in Untersuchung gekommen,
hat das großherzogliche Hofgericht des Mittelrheinkreises unterm 17.
März dieses Jahres Nr. 3017 das Urteil erlassen:
'Aaron Juda sei der Gotteslästerung für schuldig zu erklären,
und deshalb zu einer Schellenwerksstrafe von vierzehn Tagen, sowie zu
Tragung der Untersuchungs- und Straferstehungskosten zu verurteilen und
nach erstandener Strafe der großherzoglichen badischen Lande zu
verweisen.'
Dieses wird zum Zweck der Arretierung des Aaron Juda für den Fall, als er
die Landesverweisung brechen sollte, hiermit öffentlich bekannt
gemacht.
Rheinbischofsheim, den 29. März 1842. Großherzogliches Bezirksamt.
Signalement des Aaron Juda: Alter 23 Jahre; Größe 5' 4"
7'"; Körperbau untersetzt, etwas vorhängenden Kopf; Farbe der Haare
braun; Augen grau; Augenbrauen dunkelbraun; Gesicht rund; Stirn niedrig;
Nase klein und spitzig; Mund klein und aufgeowrfen; Zähne gut; Kinn rund;
Bar dunkelbraun rasiert; Besondere Kennzeichen keine."
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Im Schwurgericht ist unter den Geschworenen auch Handelsmann Marx Falk (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1903: "Affaltrach,
5. April (1903). In Nr. 26 des 'Israelit' dieses Jahres wird aus Ellwangen
die erfreuliche Tatsache berichtet, dass auch beim dortigen Schwurgericht
ein Israelite ausgelost wurde. Jüdische Geschworene sind übrigens im
toleranten Württemberg keine Seltenheit. Für das Heilbronner
Schwurgericht werden fast in jeder Saison jüdische Geschworene
beigezogen. Ganz besonders zeichnet sich in der Hinsicht der Bezirk
Weinsberg aus. Kaufmann und Kirchenvorsteheramts-Mitglied Moritz Lindau
und Kaufmann Albert Grünwald, beide in Affaltrach,
waren mehrmals Geschworene. Zur Zeit üben Kaufmann und
Kirchenvorsteheramts-Mitglied Karl Bamberger von hier und das
Kirchenvorsteheramts-Mitglied unserer Nachbargemeinde Lehrensteinsfeld,
Handelsmann Marx Falk, dieses Ehrenamt in Heilbronn aus." |
50. Geburtstag des ehrenamtlichen Vorbeters Leopold
Henle (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1927: |
Zum Tod von Mina Thalheimer (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1928: |
85. Geburtstag von Lina Hirschheimer (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1928: "" |
60. Geburtstag des aus Lehrensteinsfeld stammenden
Gustav Thalheimer (1931 in Mannheim)
Anmerkung: Zur Geschichte der Firma der Brüder Isaak und Gustav Thalheimer -
zunächst Gebr. Thalheimer in Ludwigshafen, ab 1926 Hauptwerk Westag &
Getalit in Wiedenbrück (1938 "Arisierung", nach 1945 im Besitz
des Sohnes von Isaak Thalheimer - siehe Wikipedia-Artikel
Westag & Getalit. Die Firma befindet sich bis heute in Wiedenbrück. Website
der Firma.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar
1931: "Mannheim, 12. Februar (1931). Am 12. Februar beging
Herr Fabrikbesitzer Gustav Thalheimer die Feier seines 60. Geburtstages.
So wenig es in dem Sinne des Jubilars liegt, sich öffentlich gefeiert zu
sehen, so wenig darf die jüdische Allgemeinheit an diesem Ereignis
schweigend vorübergehen. Herr Thalheimer, in Lehrensteinsfeld
(Württemberg) geboren, ist der Typ jener jetzt so selten gewordenen
Männer, die von kleinsten Verhältnissen beginnend, in zäher Arbeit und
zielbewusstem Ringen auf der Stufenleiter des Erfolges immer weiter
klimmen, bis sie zu jener Höhe emporgewachsen, die wirtschaftlich durch
die Größe des Unternehmens einer Weltfirma, sozial durch die ehrenvolle
Verwaltung gekennzeichnet ist. - Hat doch Herr Thalheimer lange Zeit in
der Ludwigshafener Gemeinde und in
der bayerischen Synode an leitender Stelle gestanden und hat ihn nun die
jüdische Gemeinde Mannheims, - der er jetzt angehört - zu Stellungen
berufen, in der der Jubilar seine umfassenden wirtschaftlichen
Fähigkeiten, seine große Allgemeinbildung, sein beachtliches Wissen in
jüdisch-religiösen Angelegenheiten und nicht zuletzt die menschlichen
Wert seiner Persönlichkeit in den Dienst einer größeren Gemeinschaft
stellen darf. Und bei allem Glanze äußeren Erfolges und persönlicher
Ehrungen blieb der schlichte Kern seines Wesens und Wirkens in seiner
Einfachheit unberührt. Allen ist er gleich nahe mit seinem Herzen
geblieben. Dies alles bezeigen ihm auch öffentlich außerjüdische
Kreise. Die Fachpresse nennt ihn, den Seniorchef, einen aufrechten soliden
Geschäftsmann, die Stadt Wiedenbrück, die das ausgedehnte
Unternehmen beherbergt, hat ihn in einer Adresse einen Mann genannt mit
fühlendem Herzen für die Angestellten, sozialem Empfinden für die
Arbeiter, der durch die Geradlinigkeit seines Aufstieges, das Beispiel
einer achtunggebietenden, wirtschaftlichen und menschlichen Erscheinung
geworden ist. Wir fügen noch hinzu: Möchten doch viele so dazu
beitragen, den Klang des jüdischen Namens in der Umwelt rein erklingen zu
lassen, und möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch lange diesen Weg zu
gehen." |
70. Geburtstag von Aron Thalheimer (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1932: "Lehrensteinsfeld. Am
29. Dezember vorigen Jahres feierte Aron Thalheimer im Kreise seiner
Kinder seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar erfreut sich weit über
Lehrensteinsfelds Grenzen hinaus großer Wertschätzung. Mögen ihm auch
weiterhin viele gesegnete Lebensjahre beschieden sein."
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Gretel Hirschheimer und Wolf
Berlinger (1934)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934:
"Statt Karten - Gepriesen sei Gott.
Gretel Hirschheimer - Wolf Berlinger. Verlobte.
Lehrensteinsfeld - Stuttgart, Hospitalstraße 36 / Berlichingen.
Schabbat Chaje Sara." (= Schabbat, 3. November
1934) |
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1934: |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Das Wohngebiet
konzentrierte sich zunächst auf die bis heute sogenannte "Judengasse".
Seit dem 17. Jahrhundert hatte die Gemeinde eine "Synagoge",
vermutlich identisch mit dem bis ins 20. Jahrhundert als jüdisches Bethaus
genutzten Gebäude. 1860 wurde im Synagogengebäude im Stockwerk unterhalb der
Synagoge ein Schulzimmer eingerichtet.
Da bereits 1933 nur noch elf Juden in Lehrensteinsfeld ansässig waren,
konnten kaum noch Gottesdienste in der Synagoge abgehalten werden. Im Frühjahr
1938 wurde mit Zustimmung des Israelitischen Oberrates beschlossen, die Synagoge
wegen Baufälligkeit auf Abbruch zu verkaufen. Am 26. Juni 1938 wurde ein
feierlicher Abschiedsgottesdienst in der Synagoge gefeiert. Zu ihm fanden sich
Vertreter des Israelitischen Oberrates, der Israelitischen Gemeinden Heilbronn,
Öhringen
und Affaltrach
sowie viele Freunde der Lehrensteinsfelder Gemeinde ein. Die Feier war umrahmt
von Gesängen der jüdischen Schulkinder aus Heilbronn. Den kantoralen Teil
versah Oberlehrer Karl Kahn, der Jahre zuvor Lehrer in der Gemeinde war. Begrüßungs-
und Dankesworte sprach im Namen der jüdischen Gemeinde Leopold Henle.
Bezirksrabbiner Dr. Harry Heimann aus Heilbronn gab in seiner Ansprache einen Überblick
über das Werden und Vergehen der seit 200 Jahren bestehenden Gemeinde. Auch der
Präsident Dr. Siegfried Gumbel vom Oberrat fand poetisch-ergreifende Worte. Mit
einem gemeinsam gesungenen Jigdal endete der letzte Gottesdienst der jüdischen
Gemeinde Lehrensteinsfeld.
Wenig später wurde das Gebäude verkauft und zu einem Obstlagerschuppen
umgebaut. Um 1950 wurde das Gebäude bis auf Reste der Grundmauern
abgebrochen und an derselben Stelle ein neues Gebäude erstellt (Anbau zum
Anwesen Lehrener Straße 41).
Fotos
Historisches Foto:
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg. 1932. S.
97)
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Die Synagoge in Lehren um 1930,
möglicherweise bereits 1652 erbaut |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Blick in die Judengasse Lehren |
Straßenschild "Judengasse" |
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Anbau zum Haus Lehrener Straße 41, auf den Grundmauern
der ehemaligen
Synagoge erbaut |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 22.9.2003) |
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Blick in die Judengasse - auch
das Haus
links ist inzwischen in einem
baufälligen Zustand |
In der Judengasse, wo mehrere
der alten
Gebäude zwischen 1985 (siehe oben) und 2003
abgebrochen wurden |
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In diesem Haus waren 1935/36
junge
Juden untergebracht, die auf einem
jüdischen landwirtschaftlichen
Lehrgut
ihre Ausbildung erhielten |
Straßenschild "Judengasse" |
Anbau zum Haus Lehrener Str. 41,
auf den Grundmauern der ehemaligen
Synagoge erbaut
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Fotos 2021:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.10.2021) |
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Anbau zum
Haus Lehrener Str. 41, auf den Grundmauern der ehemaligen Synagoge erbaut.
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Straßenschild
"Judengasse" |
Von der alten
"Judengasse" sind nur noch wenige Häuser erhalten |
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Blick in die
"Judengasse" |
Blick in die Judengasse
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In der "Judengasse" -
fast alle alten Häuser sind abgebrochen |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 120-121. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 138-145. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Lehrensteinsfeld
Wuerttemberg. Jews settled in the 17th century. In the 18th century they were
mainly engaged in the cattle trade, their population growing to 124 in 1843 and
thereafter declining through emigration. In 1832-62 Lehrensteinsfeld was the
seat of the district rabbinate, serving ten other communities. Relations with
the local population were close, the latter even helping clean the streets
before the Jewish sabbath and later resisting Nazi anti-Jewish measures. The
four Jewsh families in the town in 1933 emigrated.
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