Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Langstadt (Stadt Babenhausen, Kreis Darmstadt-Dieburg) 
mit Schlierbach (Gemeinde Schaafheim) und Kleestadt (Stadt Groß-Umstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Reiner Haberstock, Frankfurt am Main)   

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Familien und einzelnen Personen der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarten aus der NS-Zeit     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort (Stolpersteine)    
bulletLinks und Literatur  

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
   
In Langstadt bestand eine kleine jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1707 werden in einer Statistik zwei jüdische Familien am Ort angegeben. 1748 wird in einer Steuerliste der Jude Moses genannt (wohnhaft Hauptstraße 27, vermutlich = Moses Isenburger), dazu der Jude Nehm (wohnhaft Hauptstraße 12, vermutlich = Nehm Östreich). Weiteres zu den Familiengeschichten siehe unten
  
Zunächst gehörten die am Ort lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Babenhausen. Zeitweise bildeten jedoch im 19. Jahrhundert die in Langstadt, Schlierbach und Kleestadt lebenden jüdischen Personen eine selbständige Gemeinde. Als die Zahl der jüdischen Einwohner zurückging, gehörten die in Langstadt lebenden jüdischen Personen wieder zur Gemeinde in Babenhausen.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Langstadt 1830 25, um 1865 ca. 50, 1905 22, 1910 14 jüdische Einwohner. In Kleestadt wurden 6 jüdische Einwohner gezahlt (nach Arnsberg, ohne Jahreszahl). Jüdische Familiennamen am Ort waren: Isenburger (siehe oben und unten), Lichtenstein, Oestreich (ursprünglich wohl Oestreicher, siehe oben und unten) und Wetzler (siehe unten). Die Familie Lichtenstein war nachweisbar ab 1780 in Langstadt beheimatet. Als Berufe der jüdischen Haushaltsvorsteher werden Mitte des 19. Jahrhunderts genannt: Spezereikrämer, Viehhändler, Rindviehhändler, Fuhrmann, Schneidermeister.     
    
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), möglicherweise auch ein Raum für den Unterricht der jüdischen Kinder und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Babenhausen beigesetzt. Zeitweise war sogar ein jüdischer Lehrer am Ort: genannt wird Jacob Katz (geb. ca. 1818 in Kirch-Brombach, gest. 1897 in Langstadt). 
 
1925 wurden noch 10 jüdische Einwohner gezählt, 1936 waren es 11. Der Vorsteher der Langstädter Juden war damals Viehhändler Julius Lichtenstein. Er wohnte mit seiner Frau Lina geb. Wolf und den beiden Kinder Hedwig und Walter Mühlstraße 129. In der Hindenburgstraße 83 lebte der Viehhändler Isidor Lichtenstein mit Frau Rosel geb. Waller und den Kindern Karola und Erich. Die dritte Familie am Ort war die Witwe Sara Oestreich geb. Adler mit ihren Kindern Max und Berta. Max Oestreich heiratete 1937 Gertrud geb. Fuld. Den Familien Julius Lichtenstein und Max Oestreich gelang die Auswanderung nach Amerika.     
    
Von den in Langstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Abraham geb. Wetzler (1891), Betty (Bertha) Aumann geb. Oestreich (1913), Bernhard Fuld (1873), Adele Hanau geb. Lichtenstein (1888), Carola (Karola) Lichtenstein (1933), Elias Lichtenstein (1884), Erich Isak Lichtenstein (1935), Ferdinand Lichtenstein (1903), Isidor Lichtenstein (1900), Moritz Lichtenstein (1894), Moses Lichtenstein (1861), Rosa (Rosel) Lichtenstein geb. Waller (1907), Mathilde Michel geb. Lichtenstein (1895), Leo Oestreich (1886), Sara Oestreich geb. Adler (1880), Benzion (Zion) Wetzler (1877), Hermann Wetzler (1881).    
   
Von den in Kleestadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Amalie Mirjam Dahlberg (1874), David Dahlberg (1866), Emanuel Dahlberg (1873), Jakob Dahlberg (1881), Mathilde Jacob geb. Hecht (1871), Meta Mannheimer geb. Dahlberg (1900), Rosa (Rosy) Wartenberg geb. Hecht (1873).       
  
   
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
    
 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben      
Aufruf zu Spenden für die in Not geratene einzige jüdische Familie in Kleestadt (1902) 

Babenhausen Israelit 05051902.jpg (57640 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1902: "Bitte um schnelle Hilfe!  Am 20. April wütete in der Gemarkung Kleestadt bei Babenhausen ein furchtbares Unwetter. Gewaltige Wassermassen stürzten von den Bergen auf das Häuschen des dort wohnenden, einzigen Glaubensgenossen. Sein ganzes Hab und Gut stand unter Wasser. Die Spezereiwaren in seinem Lädchen sind fast alle verdorben, das angekaufte Brennholz ist fortgeschwemmt. Da nun von Seiten des Staates oder der Versicherungsgesellschaft eine Entschädigung nicht geleistet wird, so wenden wir uns an das edle Herz braver und wohltätiger Menschen und bitten um rasche Beihilfe.
Julius Seewald, Babenhausen (Hessen) und Lehrer Stein, Groß-Umstadt

   
   
Berichte zu einzelnen Familien und einzelnen Personen der jüdischen Gemeinde  
(zusammengestellt von Reiner Haberstock, Frankfurt am Main, anlässlich eines Besuches von Kantor Bruce Wetzler und seiner Ehefrau in Langstadt am 15. Juli 2006 und in Vorbereitung der Verlegung von "Stolpersteinen" in Langstadt; Quellen sind u.a. Dokumente im Pfarrarchiv Langstadt sowie im Stadtarchiv Babenhausen; u.a. hat Pfarrer Haberkorn in Langstadt 1813 eine Liste aller Familien Langstadts angefertigt (siehe eingestellte pdf-Datei) und dabei auch die jüdischen Familien mit einzelnen Familienmitgliedern und deren Geburtsjahr aufgeführt; dazu wurde auch ausgewertet: das Buch von Klaus Lötzsch Georg Wittenberg (Hrsg.): Die Juden von Babenhausen. 1988).   

Die Familie Isenburger wohnte bis ca. 1815 in der Hauptstraße 27. Dann tauschte Löb Isenburger das Haus mit dem Schultheißensohn Christoph Sauerwein II. und zog in dessen Haus Bürgermeisterstraße 8. 1891 ist Joel Isenburger, Sohn von Löb geb. 1823, der zuletzt in der Hauptstraße 10 wohnte, mit seiner Familie nach Nord–Amerika ausgewandert.

Die Familie Oestreich wird 1748 in Hauptstraße 12 erwähnt. Um 1814 wohnte sie im Nachbarhaus Hauptstraße 10. Hier heiratete die Witwe von Nehm Oestreich: Jendel geb. Isenburger, vor 1820 den Emanuel Lichtenstein, den Stammvater der Langstädter Familie Lichtenstein.
Später wohnte die Familie Lichtenstein in der Hauptstraße 3 und kaufte in den 1880er Jahren von Ludwig Diehl I. die Hofreite Hauptstraße 7. Hier wohnte bis 1941 Isidor Lichtenstein mit seiner Familie.
Der Enkel von Nehm Oestreich, Nathan Oestreich, Sohn von Isaak, wohnte um 1870 in Hintergasse 12 (das Haus steht nicht mehr, es war das Eckhaus links von Sehrig, zuletzt wohnte Karl Bellon dort, bevor er sein Haus in der Limesstraße ? baute) und kaufte 1874 die Hofreite Hauptstraße 35, wo die Familie bis Ende der 1930er Jahre wohnte, bis sie nach Frankfurt zwangsweise umgesiedelt wurde. Von hier wurden Sara Oestreich geb. Adler, die Schwiegertochter von Nathan, und ihre Tochter Betty Aumann in die Vernichtungslager verschleppt und ermordet. 
Link zur Website von Daniela Tobias: http://tobiasherz.de/familie-isaak-oestreich-langstadtbabenhausen    

Die dritte jüdische Familie in Langstadt war die Familie Wetzler. Um 1814 wird Simon Wetzler mit seiner Familie in der Bürgermeisterstraße 4 erwähnt. Simon Wetzler und seine Ehefrau Güdele geb. Kassel hatten fünf Kinder: Joel (geb. 1804), Süßkind (geb. 1806), Isaac (geb. 1808), Reichele (Regina; verheiratete Steinberg; geb. 1811, gest. 1890 in Altena/Westfalen), Hanele (geb. 1812). 1822 und 1825 wird Simon Wetzler mit seiner Familie im Haus Hauptstraße 35 erwähnt. Dieses Haus gehörte zuvor der Leineweberfamilie Voltz, deren Nachkommen alle von Langstadt weggezogen sind. 1831 wohnte die Familie Simon Wetzler in Hintergasse 7. Simon Wetzler hatte das Anwesen Hauptstraße 35 an Casimir Metzler verkauft und dessen Anwesen in der Hintergasse 7 gekauft. Dort wohnte die Familie des ältesten Sohnes von Simon Wetzler - Joel Wetzler - bis zur Auswanderung nach Amerika im Jahr 1885.
1885 wanderte Süßkind Wetzler II., ein Sohn von Joel Wetzler mit seiner Ehefrau Nannchen geb. Lichtenstädter und seinen Kindern nach Nord–Amerika aus. Die Langstädter Gemeindekasse gab finanzielle Unterstützung zur Auswanderung. Das Haus kaufte Levi Lichtenstein I. Bis 1933 wohnte dort Julius Lichtenstein, Sohn von Isaak, geb. 31. Januar 1888 in der Hauptstraße 7, mit seiner Familie. Er konnte 1933 über Metz in Frankreich in die USA emigrieren. Sein Nachbar Konrad Erbes fuhr die Familie mit einem Kleintransporter bis zur Grenze. 
Simon Wetzlers Söhne - Süßkind Wetzler I. und Isaac Wetzler - erwarben vermutlich in den 1840er Jahren von der Familie des Joel Isenburger das Haus Schiemesgasse 1. Im Grundbuch aus den 1860er Jahren sind als Hausbesitzer eingetragen: Süßkind Wetzler und Isaak Wetzler und Ehefrau und Benjamin Wetzler und Ehefrau. Im Haus befindet sich noch der Kaufbrief in dem der Verkauf des oberen Stockwerks im Haus und Teile der Nebengebäude an Benjamin Wetzler verkauft werden. 
Benjamin Wetzler, geb. am 3.6.1844 in Langstadt, Hintergasse 7, ist ein Neffe von Süßkind und Isaac, er ist der Sohn von Joel Wetzler und Sifra geb. Frohmann (geb. 1818).
Isaac Wetzler wanderte 1869 nach Nord–Amerika aus. Der Sohn von Isaac Wetzler und Caroline geb. Ullmann war Simon Wetzler geb. am 2.3.1853 in Langstadt, Religionslehrer und Kantor in Aschaffenburg, er starb am 30. Juni 1919 in einem Sanatorium in der Nähe von Bad Homburg.
Ludwig Diehl V., ein Langstädter Bauer in der Hintergasse 20, der Vater von Dr. Heinrich Diehl schreibt in seiner Chronik: "Am 30. Juni 1919 – mein Freund Simon Wetzler, Religionslehrer und Kantor in Aschaffenburg, an einem Nervenleiden in einem Sanatorium bei Homburg gestorben. Er war dahier am 2. März 1853 geb. 66 Jahre 4 M. alt. (Israelit)".
1873 wurde der Anteil von Süßkind Wetzler und Isaac Wetzler verkauft an Konrad Breitwieser II., der aus der Unteren Haggasse 5 stammt und dessen Ehefrau Katharina geb. Heyl (Urgroßeltern von Helene Kruschina geb. Roth). Der Schneidermeister Benjamin Wetzler (geb. 1844) wohnte mit seiner Familie weiter im oberen Stockwerk des Hauses. In erster Ehe verheiratete er sich 1869 mit Settchen geb. Kahn aus Schlierbach, sie starb am 9. August 1889 in Langstadt. Fast alle Kinder aus dieser Ehe starben als Kleinkinder, nur zwei Kinder aus dieser Ehe überlebten: der Sohn Benjamin (geb. 21. Mai 1877) und der Sohn Hermann (26. Oktober 1881). In zweiter Ehe verheiratete sich Benjamin Wetzler mit Auguste geb. Tannenbaum (geb. 15. Juni 1863). Am 20. Juli 1891 wurde die Tochter Jenni geboren, am 14. Februar 1894 der Sohn Samson, am 3. Februar 1897 die Tochter Recha. Benjamin Wetzler starb am 14. Februar 1899 in Langstadt. Seine Witwe verkaufte das Haus an Michael Breitwieser I. und dessen Ehefrau Elisabethe Margarethe geb. Willmann, die Großeltern von Pfarrer Richard Felsing. 1916 kauften die beiden auch die andere Haushälfte von Konrad Breitwieser II. dazu. Die Witwe von Benjamin Wetzler, Auguste geb. Tannenbaum verzog mit den Kindern nach Frankfurt am Main. 
Zusätzlich eingestellt: Zusammenstellung: Stammbaum der Familie Wetzler - Nachkommen von Simon Wetzler und Güthel geb. Kassel (eingestellt als pdf-Datei)    

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige von Siegmund Dahlberg (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Suche 
für meine Tochter, 16 Jahre alt, in einem israelitischen Hause eine Stelle. Dieselbe ist in aller Hausarbeit, sowie auch im Kochen bewandert. Eintritt kan in ersten Tagen erfolgen. 
Siegmund Dahlberg
Kleestadt, Post Klein-Umstadt."   

        

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Langstadt geboren sind
 
 Langstadt KK MZ Abraham Jenny.jpg (95529 Byte)  Langstadt KK MZ Aumann Berta.jpg (86302 Byte)  Langstadt KK MZ Frommann Recha.jpg (96570 Byte)
   Kennkarte (Frankfurt) für Jenny Abraham 
geb. Wetzler
(geb. 20. Juli 1891 in Langstadt, 
später wohnhaft in frankfurt), deportiert 
am 11./12. November 1941 von Frankfurt
in das Ghetto Minsk, umgekommen  
 
  
 Kennkarte (Frankfurt) für Berta Aumann geb. 
Östreich
(geb. 23. Dezember 1913 in Langstadt, 
später wohnhaft in Bensheim, Bergen-Enkheim
 und Frankfurt), Hansangestellte, deportiert am 
15. September 1942 von Frankfurt in das 
Ghetto Theresienstadt, Oktober 1944 
nach Auschwitz, ermordet    
 Kennkarte (Frankfurt) für 
Recha Frommann geb. Wetzler
 
(geb. 3. Februar 1897 in Langstadt) 
 
 
       
Langstadt KK MZ Lichtenstein Elias.jpg (92730 Byte) Langstadt KK MZ Lichtenstein Isidor.jpg (94730 Byte) Langstadt KK MZ Lichtenstein Moritz.jpg (109733 Byte) Langstadt KK MZ Lichtenstein Moses.jpg (93492 Byte)
 Kennkarte (Dresden) für Elias Lichtenstein
 (geb. 7. September 1884 in Langstadt, später 
wohnhaft in Dresden), Kaufmann, deportiert 
am 2. März 1943 in das Vernichtungslager 
Auschwitz, ermordet  
 Kennkarte (Dieburg) für Isidor Lichtenstein 
(geb. 29. November 1900 in Langstadt), 
Viehhändler, deportiert am 22. November 1941 
ab Frankfurt nach Kowno (Kauen), Fort IX,
 umgekommen  
 Kennkarte (Groß-Gerau) für Moritz Lichtenstein
 (geb. 6. Juli 1894 in Langstadt, später wohnhaft 
in Heppenheim, Frankfurt, Groß-Gerau), Metzger,
 deportiert am 25. März 1942 in das Ghetto Piaski, 
August 1942 in der KZ Majdanek, umgekommen  
Kennkarte (Köln) für Moses Lichtenstein 
(geb. 16. Mai 1861 in Langstadt, später 
wohnhaft in Köln), deportiert am 
15. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt,
am 3. Juli 1942 umgekommen    
       
Langstadt KK MZ Oestreich Leo.jpg (93086 Byte) Langstadt KK MZ Oestreich Max.jpg (101021 Byte) Langstadt KK MZ Wehler Benzion.jpg (89960 Byte) Langstadt KK MZ Wetzler Hermann.jpg (90346 Byte)
 Kennkarte (Düsseldorf) für Leo Östreich 
(geb. 2. Juni 1883 in Langstadt, später 
wohnhaft in Wuppertal, Düsseldorf und Berlin), 
deportiert am 13. Oktober 1944 in das Ghetto
 Theresienstadt, dann Vernichtungslager 
Auschwitz, ermordet  
Kennkarte (Dieburg) für 
Max Östreich 
(geb. 13. April 1909 in Langstadt),
 Kaufmann  
 
  
 Kennkarte (Frankfurt) für Benzion Wetzler 
(geb. 21. Mai 1877 in Langstadt), Schneider, 
deportiert am 15. September 1942 von Frankfurt 
in das Ghetto Theresienstadt, Mai 1944 in das
 Vernichtungslager Auschwitz, 
ermordet   
 Kennkarte (Frankfurt) für Hermann Wetzler 
(geb. 26. Oktober 1881 in Langstadt, später 
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am 
15. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt, 
Ende Oktober 1944 in das Vernichtungslager 
Auschwitz, ermordet    

      

 Kennkarten zu Personen, 
die in Kleestadt geboren sind
 
 Kleestadt KK MZ Dahlberg David.jpg (89689 Byte)  Kleestadt KK MZ Dahlberg Emanuel.jpg (90417 Byte) Kleestadt KK MZ Dahlberg Jakob.jpg (91739 Byte) 
  Kennkarte Frankfurt) für David Dahlberg 
(geb. 1. September 1866 in Kleestadt, später 
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am 7. August 
1942 in das KZ Dachau, umgekommen   
  
 Kennkarte (Frankfurt) für Emanuel Dahlberg
 (geb. 20. Februar 1873 in Kleestadt, später 
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am 
18. August 1942 ab Frankfurt in das Ghetto
 Theresienstadt, umgekommen 
 Kennkarte (Frankfurt) für Jakob Dahlberg 
(geb. 5. Januar 1881 in Kleestadt, später
 wohnhaft in Frankfurt), Kaufmann, deportiert 
am 9. Februar 1943 in das Vernichtungslager 
Auschwitz, ermordet  
       
Kleestadt KK MZ Dahlberg Maria.jpg (92878 Byte) Kleestadt KK MZ Jacob Mathilde.jpg (94022 Byte) Kleestadt KK MZ Mannheimer Meta.jpg (90840 Byte) Kleestadt KK MZ Wartenberg Rosa.jpg (93134 Byte)
 Kennkarte (Frankfurt) für Maria Dahlberg
 (geb. 29. Dezember 1874 in Kleestadt), 
Kennkarte (Alsfeld) für Mathilde Jacob 
geb. Hecht
(geb. 26. Mai 1871 in Kleestadt, 
später wohnhaft in Homberg (Ohm)), deportiert 
am 18. August 1942 ab Frankfurt in das Ghetto
 Theresienstadt, umgekommen  
Kennkarte (Frankfurt) für Meta Mannheimer 
geb. Dahlberg
(geb. 29. Oktober 1900 in Kleestadt,
 später wohnhaft in Frankfurt am Main und 
Flörsheim), deportiert nach unbekanntem Ort,
 umgekommen   
 Kennkarte (Frankfurt) für Rosa Wartenberg 
geb. Hecht
(geb. 20. Juli 1873 in Kleestadt, 
später wohnhaft in Frankfurt), deportiert 
am 15. September 1942 in das Ghetto
Theresienstadt, umgekommen 
  

        
        
        
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Angaben nach den Recherchen von Reiner Haberstock: Die Synagoge für die jüdische Gemeinde von Langstadt und Schlierbach war ein Fachwerkbau in der Friedhofstraße 1. Vermutlich ist er Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet worden. Es war ein ebenerdiger Fachwerkbau mit zwei Türen, die vordere für die Männer, die hintere für die Frauen. Im Fachwerkhaus, das sich direkt an die Synagoge anschloss, wohnte seit Mitte des 18. Jahrhunderts die Familie Breitwieser. In den 1930er Jahren verzog Konrad Breitwieser III., Totengräber von Langstadt, zu seiner Tochter Katharina Fischer nach Babenhausen. Das Haus wurde an den Schuster Ludwig Fischer verkauft, der später auch das Synagogengebäude dazu kaufte. 
 
Etwas anders die Angaben von Thea Altaras: Nach ihren Recherchen diente zunächst (nach den Balkeninschriften 1780 und 1820) die im Hof (also von der Straße zurückgesetzte Gebäudehälfte) als Synagoge. Der vordere Gebäudeteil war Wohnhaus eines Bauern. 1820 wurde im vorderen Gebäudeteil die Synagoge eingerichtet. Nun wurde der dem Hof zugewandte Teil als Wohnhaus benutzt. 
 
Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 durch SA-Leute verwüstet. Die Ritualien wurden vernichtet. Das Gebäude kam im Oktober 1939 für 370 RM in nichtjüdischen Besitz. 1964 wurde die ehemalige Synagoge abgebrochen und an ihrer Stelle ein neues Wohnhaus erstellt.
  
Eine kleine Gedenktafel ist vorhanden.  
  
  
Adresse/Standort der SynagogeFriedhofstraße 1 & 2        
    
   
Fotos / Darstellungen    

Pläne und Foto des Synagogengrundstückes von 1986 
(Quelle: Altaras 1988 S. 128)  

   
Langstadt Synagoge 080.jpg (31666 Byte) Langstadt Synagoge 081.jpg (55848 Byte) Langstadt Synagoge 082.jpg (76458 Byte)
Lageplan an der Friedhofstraße mit
 Eintragung der Synagoge 1780-1820 
und 1820-1938 (dunkel) sowie des 
neuen Wohnhauses von 1965 
  
Darstellung der Synagoge von 1780-1820
 (hell) und der Synagoge 1820-1938 (dunkel)
 sowie des neuen Wohnhauses von 1965 - 
die Zeichnung von Altaras wurde zur Angleichung
 an den Plan links horizontal gespiegelt.
Foto von 1986: das Gebäude links 
im Vordergrund steht an der 
Stelle der ehemaligen Synagoge(n) 
  
        

Historische Luftaufnahmen von Langstadt mit der Synagoge 
(zu den Fotos vergleiche den Beitrag von Reiner Haberstock: Notizen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Langstadt (eingestellt als pdf-Datei, Stand: Juni 2016)   

 
Langstadt Synagoge 060o.jpg (109832 Byte) Langstadt Synagoge 060.jpg (70815 Byte) Langstadt 1927-001.jpg (138722 Byte) Langstadt Geburtshaus H Wetzler 010.jpg (182396 Byte)
  Luftaufnahme von Langstadt 
mit Eintragung der Synagoge 
Luftaufnahme von Langstadt 1927 mit Eintragung
 der Häuser der Familie Wetzler 
Geburtshaus von Hermann Wetzler 
in der Schiemesgasse 1 
     

Fotos des Synagogengrundstücks vom Frühjahr 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.3.2009) 

   
Langstadt Synagoge 904.jpg (56649 Byte) Langstadt Synagoge 902.jpg (85392 Byte) Langstadt Synagoge 900.jpg (63945 Byte)
Das an Stelle der Synagoge erbaute
 Wohnhaus (zum Anbau rechts hinter 
dem Haus = Hälfte der ehemaligen Synagoge
 von 1780-1820 vgl. den Plan oben) 
Hinweistafel mit Text: "An dieser Stelle 
stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde
 Langstadt. Der letzte Gottesdienst wurde
 im September 1938 gehalten".  
Fotoperspektive ähnlich wie das 
Foto oben von 1986  
  
     
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort 
  

"Stolpersteine" in Langstadt - Bericht von Reiner Haberstock  
Vgl. eingestellte pdf-Datei von Reiner Haberstock: Stolpersteine für die ermordeten Jüdinnen und Juden aus Langstadt.    
Namen und die Adressen der Häuser in denen jüdische Personen bis in die 1930er-Jahre in Langstadt wohnten:
Bertha (Betty) Aumann geb. Oestreich: geb. 23.12.1913, verschollen (ermordet) in Auschwitz, Schwester von Max Oestreich, der in die USA emigrieren konnte, Bertha Aumann geb. Oestreich wohnte in Langstadt im Haus Hauptstraße 35. 
Sara Oestreich geb. Adler: geb. 22.5.1882 in Hintersteinau; Witwe von Julius Oestreich, Viehhändler, Mutter von Max Oestreich, der in die USA emigrieren konnte. Sara Oestreich wohnte in Langstadt im Haus Hauptstraße 35
  
Aus dem Haus Hauptstraße 35 stammten auch: 
Jettchen Oestreich: geb. 25.5.1873 in Langstadt, Schicksal unbekannt.  
Settchen Oestreich: geb. 10.2.1878 in Langstadt, Schicksal unbekannt.  
Sophia Rosenthal geb. Oestreich:  geb. 8.10.1879 in Langstadt, Schicksal unbekannt.
Leo Oestreich: geb. 2.6.1883 in Langstadt, verschollen (ermordet) in Auschwitz. 
Diese vier Geschwister von Julius Oestreich sind schon vor 1933 aus Langstadt weggezogen. 
   
   
Isidor Lichtenstein: geb.  29.11.1900 in Langstadt, Viehhändler, verschollen (ermordet) in Riga, seine Ehefrau:
Rosa Lichtenstein geb. Waller: geb. 12.12.1907 in Großkrotzenburg, für tot erklärt (ermordet) in Riga.
die beiden Kinder von Isidor und Rosa Lichtenstein:
Karola Lichtenstein: geb. 28.10.1933 in Langstadt, für tot erklärt (ermordet) in Riga.
Erich Lichtenstein: geb.  21.3.1935 in Langstadt, verschollen (ermordet) in Riga.
Die Familie von Isidor Lichtenstein wohnte in Langstadt im Haus Hauptstraße 7. Dieses Haus wurde nach dem erzwungenen Wegzug der Familie und der Enteignung durch den NS–Staat, einige Jahre als Kindergarten genutzt. 
Die Geschwister von Isidor Lichtenstein, die schon vor 1933 aus Langstadt wegzogen und ebenfalls aus dem Haus Hauptstraße 7 stammten, waren:
Max Lichtenstein: geb. 11.9.1890 in Langstadt, Schicksal unbekannt
Moritz Lichtenstein: Metzger, geb. 6.7.1894 in Langstadt, mit seiner Familie von Heppenheim/Bergstraße aus deportiert am 2.8.1942 ermordet in Majdanek/Lublin. 
Ferdinand Lichtenstein: geb. 18.9.1903 in Langstadt, er und seine Ehefrau sind verschollen (ermordet) in Auschwitz 
Der älteste Bruder von Isidor Lichtenstein: Julius Lichtenstein: geb. 31.1.1888 in Langstadt, ist mit seiner Frau Lina geb. Wolf und seinen Kindern Hedwig und Walter in die USA emigriert. Die Familie wohnte im Haus Hintergasse 7, später wohnte dort die Familie Wilhelm Blümler, die das Haus von Julius Lichtenstein gekauft hatte.

Eine weitere Familie Lichtenstein wohnte in der Kleestädter Straße:
Es war Levi Lichtenstein II. *18.7.1859 in Langstadt (ein Onkel von Isidor Lichtenstein aus Hauptstraße 7, Bruder seines Vaters Isaak Lichtenstein. Levi Lichtenstein II. starb am 19.8.1920 in Langstadt.
Sein Sohn Moritz Lichtenstein, geb. 25.4.1894 in Langstadt, wohnte 1922 in Illingen an der Saar; er gilt als verschollen (ermordet?) 
Die Ehefrau von Levi Lichtestein II. war Johanna Lichtenstein geb. Mayer stammte aus Groß-Steinheim (heute Steinheim bei Hanau) ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. 
Ein weiterer Onkel von Isidor Lichtenstein war Moses Lichtenstein: geb. 16.5.1861 in Langstadt, Hauptstraße 3; er wurde von Köln aus nach Theresienstadt deportiert, wo er am 3.7.1942 umgekommen ist. 
  
  
Der Vater von Isidor Lichtenstein: Isaak Lichtenstein ist mit seinen Brüdern Levi Levi Lichtenstein II. und Moses Lichtenstein im Haus Hauptstraße 3a geboren, das aber später zusammen mit dem Nachbarhaus Hauptstraße 3 abgerissen wurde. An der Stelle, also auf dem Platz von zwei Hofreiten wurde um 1900 das heutige Anwesen Hauptstraße 3 gebaut. Der Vater dieser drei Brüder: Samuel Lichtenstein, geb. 16.11.1825 in Langstadt, gest. 1.10.1904 in Langstadt (= Großvater von Isidor Lichtenstein) hatte in den 1880 er Jahren sein Haus (Hauptstr. 3a) verkauft und als neuen Wohnsitz für sich und seine Familie die Hofreite Hauptstraße 7 gekauft.

Zwei weitere jüdische Familien namens Wetzler wohnten in der Schiemesgasse 1 im Haus Felsing. Diese Familien verkauften das Haus aber bereits vor 1900 und zogen von Langstadt weg.
Ein Sohn dieser Familie: Benzion Wetzler: geb. 21.5.1877 in Langstadt, wohnte seit 1899 in Frankfurt im Musikantenweg und ist in Auschwitz verschollen (ermordet)
Seine Mutter Auguste Wetzler geb. Tannenbaum: geb. 15.6.1893, ist nach Theresienstadt deportiert worden und umgekommen am 14.12.1942 in Theresienstadt. 
Nachkommen er Familie Wetzler war in Frankfurt die Familie Abraham. Für die ermordeten Familienmitglieder der Familie Abraham werden am 21. Juni 2013 in Frankfurt vor dem Haus Herderstraße 11, wo die Familie wohnte Stolpersteine verlegt.  
 


   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Babenhausen 
bulletWebsite zu Langstadt  
bulletWebsite von Daniela Tobias mit Seite zur Familie Isaak Oestreich in Langstadt http://tobiasherz.de/familie-isaak-oestreich-langstadtbabenhausen    

Literatur:      

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 52-53 (unter Babenhausen)
bulletBabenhausen Lit 140.jpg (44459 Byte)Klaus Lötzsch und Georg Wittenberger (Hrsg.): Die Juden von Babenhausen. Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinden von Babenhausen, Langstadt, Sickenhofen und Hergershausen. Hrsg. im Auftrag des Heimat- und Geschichtsvereins Babenhausen. Babenhausen einst und jetzt, Beiheft 1. Babenhausen 1988. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 127-128.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 111.   
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 31.   
bulletReiner Haberstock: Notizen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Langstadt (eingestellt als pdf-Datei, Stand: Juni 2016).       
    
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020