Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Schweiz"
   
   

Montreux (Kanton Waadt, Schweiz) 
Jüdische Geschichte / Geschichte der Jeschiwa Ez Chajim 
mit Beiträgen zu ihrer Geschichte aus jüdischen Periodika bis in die 1930er-Jahre 

  

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und der Jeschiwa Ez Chajim ("Lebensbaum") in Montreux  
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Montreux von ca. 1900 bis in die 1930er-Jahre   
Allgemeine Berichte über jüdisches Leben in Montreux   
Empfehlung von Montreux als "schweizerisches Nizza" mit dem israelitischen Hotel "Joli Site" (1900)   
Aus der Geschichte der Jeschiwa "Ez Chajim" in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens (1927-1937)   
Über die Jeschiwa in Montreux (1927)   
Vortrag von Rabbi Botschko in Luzern über die Jeschiwa in Montreux (1928)   
Sitzung des engeren Ausschusses des Jeschiwa-Kuratoriums (1928) 
Besuch in der Jeschiwa von Dr. M. Ascher (1928)   
Schwester Recha Feuchtwanger aus Berlin hilft bei der Einrichtung der Jeschiwa mit (1928) 
Bericht über "eine Jeschiwo im Schnee" (1929) 
Zwei Jahre Jeschiwa in Montreux (1929) 
Elijahu Botschko referiert bei einer Tagung des Schweizer toratreuen Zentralvereins im Bet-ha-midrasch in Basel (1930)  
Bericht über das Wintersemester in der Jeschiwa (1930)  
Drei Jahre Jeschiwa in Montreux (1930)  
J
ahresversammlung des Kuratoriums der Jeschiwoh Ez-Chajim (1930)    
Semesterschlussfeier und Einweihung einer Torarolle in der Jeschiwa (1930) 
"Sonne hinter den Bergen" - über die Jeschiwa in Montreux (1930)   
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1930)   
Chanukkafest in der Jeschiwa in Montreux (1930/31)   
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1931)  
Semesterschlussfeier in der Jeschiwa (1933)  
Über die Jeschiwa in Montreux (1933) 
Die Jeschiwa in Montreux ist zur Weltbedeutung gelangt (1933) 
Semesterbeginn in der Jeschiwa (1933)   
Hespedreden des Leiters der Jeschiwa auf bedeutende Rabbiner (1934)  
Mitteilung der Jeschiwa für Neuanmeldungen (1934)    
Abschluss des 14. Semesters an der Jeschiwa mit einem Sijum (1934)   
Erinnerungen an große Juden (1934)      
Hinweise zum Studium an der Jeschiwa in Montreux (1934) 
Sukkot-Tage in der Jeschiwa (1934) 
Eröffnung des 16. Semesters in der Jeschiwa (1934)   
Semesterschlussfeier in der Jeschiwa (1935)   
Empfehlung zum Studium an der Jeschiwa (1936) 
R
abbi Elijahu Botschko setzt sich für die russischen Juden ein (1936)  
S
emestereröffnung in der Jeschiwa (1936)       
Beginn des 20. Semesters an der Jeschiwa (1936)   
Zum Tod von Naftali Sternbuch (Schwiegervater von Rabbi Botschko): "der Stolz seines Lebens war die Jeschiwa in Montreux" (gest. in St. Gallen 1937) 
"Vorfrühling am Genfersee. Ein Sabbat in Montreux" (1937)  
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1937)   
Der Präsident der Aguda Jisroel, Jacob Rosenheim zu Besuch in der Jeschiwa (1937)         
Sonstiges      
Werbung für das Töchterpensionat und die Haushaltungsschule von Marta Marcus (1931)  
Anzeige von "Reislers Hotel" (1934) 
Zum Tod von Cilly Lemberger geb. Erlanger (1944)     
Neuere Presseartikel  
Beitrag von J. Sternbuch zum Tod von Rav Mosche Botschko sZl (2010)              
Fotos / Darstellungen 
Links und Literatur    
    

     
    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und der Jeschiwa Ez Chajim ("Lebensbaum") in Montreux  
       
Jüdische Gemeinde: In Montreux sind seit Ende des 19. Jahrhunderts einige jüdische Personen/Familien zugezogen. In den Sommermonaten hielten sich regelmäßig jüdische Kurgäste in der Stadt auf, für deren Unterbringung und Verpflegung es einzelne Einrichtungen gab, darunter die Israelitische Restauration / Hotel "Pension Levy". 1917 bildete sich eine kleine jüdische Gemeinde, die 1954 mit der Nachbargemeinde Vevey fusionierte. Sie bestand bis 2008 als "Communauté Israélite Vevey-Montreux" mit etwa 20 Familien. In diesem Jahr fusionierte die jüdische Gemeinde mit der Gemeinde Lausanne zur "Israelitischen Gemeinde Lausanne und des Kantons Waadt" (CILV). Die Synagoge in Montreux befand (befindet?) sich in der 25, Avenue des Alpes. Der mit Vevey gemeinsam belegte jüdische Friedhof der Gemeinde liegt auf dem Gemeindegebiet von La Tour de Peilz.           
  
Jeschiwa Ez Chajim: Große Bedeutung für die orthodoxe jüdische Welt bekam die Stadt mit der Gründung der Jeschiwa "Ez Chajim" im Jahre 1927. Gründer der Einrichtung war Rabbi Jerachmiel Elijahu Botschko (1892-1956), der an der Jeschiwa jahrzehntelang neben anderen bedeutenden Lehrern als Tora-Gelehrter unterrichtete. Botschko stammte aus Slobodka in Litauen, wo er an verschiedenen Talmudhochschulen ausgebildet worden war. Im Ersten Weltkrieg ist er in die Schweiz eingewandert. Botschkos Wirken an der Jeschiwa hatte große Bedeutung für die Entwicklung der orthodoxen jüdischen Gemeinde in der Schweiz und in Westeuropa. 
 
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges studierten zeitweise 120 junge Männer an der Jeschiwa. Für viele von ihnen war Montreux Zufluchtsort vor den Verfolgungen in der NS-Zeit.         
  
Um 1956 übernahm Moses Botschko, der 1916 geborene Sohn von Jerachmiel Elijahu Botschko die Leitung der Jeschiwa. Unter den Lehrern an der Jeschiwa war bis zum seinem Tod im Januar 1966 in Montreux u.a. Rabbiner Dr. Jechiel Jakob Weinberg (geb. 1884 in Ciechanowiec, 1931 bis 1939 letzter Rektor des Berliner Rabbinerseminars, 1945 aus dem Internierungslager Wülzburg bei Weißenburg in Bayern befreit; bis 1947 in Weißenburg, Vorsitzender des dortigen "Jüdischen Komitees" der bis etwa 100 Displaced Persons), ein führender talmudischer Gelehrter und halachische Autorität.  
  
1985 wurde die Jeschiwa nach Kokhav Yaaquov in der Nähe von Jerusalem verlegt, wo sie seitdem unter dem Namen "Jeschiwat Heichal Elijahu" besteht und für 200 Talmidim Gelegenheit zum Studium gibt. Moses Botschko unterrichtete bis zu seinem Tod im September 2010 an dieser Schule (vgl. Bericht unten zu seinem Tod von J. Sternberg). 
  
Nachfolger in der Leitung der Jeschiwat Heichal Elijhahu wurde nach dem Tod Moses Botschkos sein Sohn Schaul David Botschko.    
     
     
     
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Montreux    
  
Hinweis: ein Teil der Berichte konnte noch die abgeschrieben werden, kann jedoch durch Anklicken der Textabbildungen gelesen werden.           
 
Allgemeine Berichte über jüdisches Leben in Montreux    

Empfehlung von Montreux als "schweizerisches Nizza" mit dem israelitischen Hotel "Joli Site" (1900)     

Montreux Israelit 05021900.jpg (213357 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1900: "Aus der Schweiz. Wir glauben den zahlreichen, während der Frühlingsmonate nach der Riviera reisenden, jüdischen Erholungsbedürftigen einen Gefallen zu erweisen, wenn wir sie auf eine Zwischenstation aufmerksam machen, die von vielen Ärzten mit Recht als eine überaus günstig gelegene klimatische Übergangsstation von dem rauen, deutschen Winter, zu dem warmen Süden erachtet und empfohlen wird. In anmutigster Lage, zwischen Weinbergen eingebettet, liegt dicht am Ufer des Genfer Sees das seit Jahrhunderten von Erholungs- und Ruhebedürftigen mit Vorliebe aufgesuchte Städtchen Montreux. Auf der Nordseite von den hohen Bergen des Berner Oberlandes begrenzt, ist es so völlig geschützt gegen die rauen Winde, während von Süden her die milden Lüfte des unfernen Italiens über den lieblichen See herüberwehen. das fast immer wolkenlose blaue Firmament erhöht den landschaftlichen Reiz dieses von Mutter Erde so besonders bevorzugten Fleckchens Erde.  
Der von Jahr zu Jahr steigenden Zahl der Kurgäste entsprechend, haben Stadt- und Kurverwaltung Alles aufgeboten, um den Ansprüchen und Bedürfnissen der Besucher in jeder Hinsicht entgegenzukommen und finden wir dort ein sehr schönes Kurhaus, mit vorzüglichen, zweimal täglichen Konzerten, Theater, Lese- und Spielsäle etc. Seit vorigen Herbst hat die renommierte israelitische Restauration 'Pension Levy', welche während der Sommermonate in Interlaken für die leiblichen Bedürfnisse der rituell lebenden Kurgäste sorgt, ein Hotel eröffnet, das sich trotz des kurzen Bestehens durch seine vorzügliche Küche, peinlichste Sauberkeit, aufmerksamste Bedienung und trotz dieser Vorzüge sehr mäßigen Preise einen zahlreichen Passanten- und Touristen-Verkehr zu gewinnen wusste.  
Das Hotel ist während der Wintersaison, also von Oktober bis März, geöffnet und verdient in der Tat die lebhafteste Frequenz seitens der zahlreichen, nach dem Süden pilgernden und rituell lebenden Erholungsbedürftigen und dürfte wohl kein Besucher dieses Hotels dasselbe und die freundliche und aufmerksame Bewirtung anders als dankbar in Erinnerung behalten. Der Name des Hotels 'Joli Site' spricht für dessen wunderbare Lage. Fast unmittelbar am Ufer gelegen, gewähren die Zimmerbalkons eine herrliche Aussicht auf den glänzenden See, der bei dem regen Verkehr der Dampf- und Segelschiffe an dieser Stelle ein stets abwechslungsreiches Bild zeigt.  
Wir können aus all diesen Gründen, zu welchen sich noch die absolute, religiöse Zuverlässigkeit der von Interlaken ohnedies bestrenommierten Wirte gesellt, den Besuch Montreux's aufs Wärmste empfehlen. Auch Vergnügungsreisende werden sich bei einem Aufenthalte in Montreux überzeugen, dass dieser Ort mit Recht seinen Beinamen 'Das schweizerische Nizza' verdient."              

   
   
Aus der Geschichte der Jeschiwa in Montreux in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens (1927-1937)      
Über die Jeschiwa in Montreux (1927)
    

Montreux Israelit 08121927.jpg (126962 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1927: "Die Jeschiwa in Montreux. 
In Montreux, in der Mitte der Schweizer Riviera, von der Außenwelt gänzlich isoliert, wirkt die einzige Jeschiwa in der Schweiz. Diese Institution in Montreux, obwohl sie noch im zarten Alter steht, erreichte schon jetzt bedeutende Resultate. Ihr Name 'Ez-Chaijim' ist das Symbol, das Sinnbild der Unverwüstlichkeit des jüdischen Lebensbaumes: Aus allen Gebieten der Schweiz, Ungarns und Deutschlands kommen die Toradurstigen Jünglinge und widmen ihre Zeit mit hervorragendem Fleiße dem Studium der Thora; schon dies ein schönes Ergebnis, wenn wir bedenken, dass sozusagen auf Wüstenland diese Edelfrüchte tragende Oase entstanden ist. Und dies alles ist das Verdienst des Herrn Botschko in Montreux, der mit aufopfernder Hingebung und edlem Eifer die Jeschiwa gegründet hat und auch ihr väterlicher Leiter sowohl in geistiger als auch in materieller Hinsicht ist. Zur Befestigung der Jeschiwoh wurden Dozenten aus der Elite der berühmten Telscher Jeschiwoh (Litauen) berufen, die mit musterhaftem Eifer und hoher Intelligenz die ihnen übertragene heilige Aufgabe ausführen und den anderen Bachurim ein gutes Vorbilde geben. Die Jeschiwa wirkt im strengsten Sinne der Tradition und ist der litauische Derech Halimud eingeführt, der sich dadurch auszeichnet, dass er stets bestrebt ist, durch Logik und Klarheit über manche Stelle im Talmud aufzuklären.  
Wollte Gott, dass dieses schöne Beispiel auch in anderen Städten des Auslandes nachgeahmt werde."            

      
Vortrag von Rabbi Botschko in Luzern über die Jeschiwa in Montreux (1928)
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Luzern, 17. April. Dem Talmud Thora-Verein Luzern war es gelungen, Herrn R. Botschko aus Montreux für einen Vortrag zu gewinnen. Vor einem zahlreich erschienenen Publikum sprach der Gründer der Jeschiwah in Montreux über das Thema: Wohin steuert unsere Zukunft? In anschaulichen, aus dem täglichen Leben gegriffenen Bildern zeigte der Redner, wie die heutige Jugend vielfach im Materialismus aufgehe. Keine hohen Ideale seien mehr zu finden. Sport und Lebensgenuss werden als die erstrebenswertesten Güter hingestellt. Das ist die Frucht der heutigen Kultur, der modernen Lebensanschauungen, die das Geistige zurückdrängen. Ist es da verwunderlich, dass der jüdische junge Mann unser dem Einfluss seiner Umgebung auch ihre Anschauungen übernimmt, dem schillernden Gefunkel ihrer falschen Kultur zum Opfer fällt und sich immer weiter von der Tauroh (Tora), dem Born der höchsten Weisheit und Wahrheit, entfernt? Da muss das Elternhaus eingreifen, muss in die Seelen der Kinder, die auf den Straßen und in der Schule allen Verlockungen ausgesetzt sind, den Geist der Tora einpflanzen, damit sie die Nichtigkeit und Äußerlichkeit der weltlichen Kultur durchschauen lernen. Deshalb ist in Montreux, auf dem ‚steinigen Boden’ der Schweiz, eine Jeschiwoh gegründet worden, um dem Schweizer Judentum ein höheres Ideal zu geben als nur Gelderwerb und Genuss. Und so schloss der Redner seinen mit vielen Zitaten aus dem Talmud gewürzten Vortrag mit einem Aufruf an die Eltern, ihm ‚Bachurim’ zu senden, nicht Geld, denn wenn einmal der Geist der Tora sich Weg gebahnt, ist das andere eine Leichtigkeit. Herr J. Herz dankte für die mit großem Beifall aufgenommene Rede und eröffnete die Diskussion, an der sich Herr Eisenberg und Herr cand. phil. L. Schochet beteiligten. Mit einem kurzen Schlusswort des Präsidenten endete dann der interessante, lehrreiche Abend."

  
Sitzung des engeren Ausschusses des Jeschiwa-Kuratoriums (1928)  

Montreux Israelit 16081928.jpg (265173 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Für die Jeschiwah Montreux.  
Zürich
, 10. August (1928). Am vorletzten Sonntag trat hier unter dem Vorsitz von Herrn Saly Harburger der engere Ausschuss des Jeschiwa-Kuratoriums zusammen. In Anbetracht, dass mehrere Herren des Kuratoriums gegenwärtig in den Ferien sind, konnte das gesamte Kuratorium nicht einberufen werden. Herr Harburger berichtete von der schönen Entwicklung dieser Institution, die er jüngst persönlich anlässlich seines Aufenthaltes in Montreux wahrnehmen konnte. Die Jeschiwa ist innerhalb genau so aufgebaut und geleitet, wie die bekannten Jeschiwaus des Ostens, während sie äußerlich einen ganz modernen Charakter trägt und den Verhältnissen des Westens durchaus entspricht; die Jeschiwa sei daher ein Segen für die schweizerische Judenheit.   
Herr A. W. Rosenzweig verlas einen Statutenentwurf, der vom Ausschuss genehmigt wurde und der dem Gesamt-Kuratorium übergeben werden soll.   
Herr Botschko berichtete ausführlich über die großen Fortschritte der Kinder und betonte, dass sie durch ihren großen Fleiß und die intensive Studiumsvertiefung uns große Freude bereite. Die Begeisterung fürs Lernen, die bei den Jüngeren allgemein herrscht, ist vorbildlich. Die erfreuliche Tatsache, dass sich bereits im 2. Jahre die Schülerzahl mehr als verdoppelt hat, kann als großer Erfolg des Jeschiwa-Gedankens bezeichnet werden.
Sodann berichtete Herr Botschko über den finanziellen Stand der Jeschiwa und dass mit der Vermehrung der Schüler auch die materiellen Mittel erheblich zugenommen haben. Es ist besonders erfreulich, dass ein Teil der Eltern, deren Kinder die Jeschiwa besuchen, selbst ca. Fr. 2.000.- monatlich beitragen. Die Jeschiwa hat zwar einen internationalen Charakter, ist aber vorwiegend eine schweizerische Institution, da von ihren 30 Schülern über zwei Drittel schweizerische Kinder sind, und daher soll die Institution auch von der Schweiz erhaltne werden. Wenn auch die Schweiz viele Institutionen erhält, ist die Jeschiwa auf dem geistigen Gebiet doch die einzige.  
Herr Botschko legte alsdann dem Ausschuss ein Projekt vor, ein großes Anwesen zu mieten, in dem die Jeschiwa ganz untergebracht werden soll; es handelt sich um das berühmte Schloss 'Quisisana'. Dieses Projekt wurde vom Ausschuss gutgeheißen und Herr Botschko zur Unterzeichnung eines längeren Vertrages ermächtigt. - Sodann entspann sich eine lebhafte Debatte, wie die im Jahresbudget an Fr. 50.000 noch fehlenden Fr. 15.000 aufgebracht werden sollen. An der Debatte beteiligten sich die Herren: Rabbiner Kornfein, S. Harburger, A. W. Rosenzweig, Tepliz, Eiß, Pines und J.M. Herz. Wichtige Beschlüsse der Genehmigung des Kuratoriums vorbehalten wurden hierüber gefasst.  
Allgemein kam der Wunsch zum Ausdruck, sämtliche Gemeinden und Vereine zur Mitarbeit und zur weiteren Ausgestaltung dieses Werkes heranzuziehen. - Ein Gesuch des Rabbiner-Seminars aus Paris, eine Gruppe seiner Schüler für einen Kurs in die Jeschiwa aufzunehmen, wurde unter gewissen Bedingungen gutgeheißen. Herr Camille Lang und A. W. Rosenzweig wurden um weitere Beibehaltung der Zentralkasse gebeten. - Für den Monat September soll das gesamte Kuratorium nach Montreux einberufen werden."                 

      
Besuch in der Jeschiwa von Dr. M. Ascher (1928)      

Montreux Israelit 27091928.jpg (163690 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Ein Besuch in der Jeschiwa Montreux.   
Es gibt doch nichts Herrliches als die Heilige Tora. Das ewig lebendige Gotteswort ist weiter als das Meer, tiefer als der Tiefen Grund, erhabener als der Berge Höhen. Die Quellen der Heiligen Tora laben das Herz, erfreuen das Gemüt, erleuchten das Auge, erweitern den Blick, stärken den Geist, veredeln den Menschen. Je weiter man sich von diesen Quellen entfernt, umso mehr entfernt man sich von der Wahrheit, umso mehr Fehler entstehen und Missverständnisse machen sich breit. Wohl dem, der nach der Tora Lehren sich richtet. Diese Lehren bedeuten Glück und Frieden, Trost und Labsal selbst in den Tagen des Leids und eine Quelle des Heils in allen Lagen des Lebens. Um in die Kämpfe und Gefahren des Lebens hinauszuziehen., ist Kunst, sogenannte Bildung und Wissenschaft ein zu schwacher Schutz für des Jünglings Herz. Da ist es erst das ewig Leben spendende Gotteswort, welches der Jüngling studiert haben muss, um allen Stürmen und Anfechtungen des Schicksals trotzen zu können, sodass alle Verlockungen des Lebens ihm nichts anhaben können. 'Gras dorrt und Blume welkt, das Wort unseres Gottes blüht ewiglich.'   
Am 6. Tischri wurde in dem paradiesisch gelegenen wunderschönen neuen Heim der Jeschiwa Montreux Prüfung abgehalten, die phänomenale Leistungen seitens der Schüler und - last not least - seitens der Lehrer aufwies. Es wurde der Inhalt einiger Perekim aus Bava Metzia und Kidduschin durchgenommen. Schon die unterste Klasse bewies, dass dort, wo echter Torageist herrscht, auch in kurzer Zeit Grandioses erzielt wird. Kinder, die noch vor Kurzem kaum über die Anfangsgründe hinaus waren, entpuppten sich als kleine Gelehrte, die nicht nur mit gutem Verständnis die erlernte Gemara nachzusagen verstanden, sondern die auch wussten, allen kreuz- und Querfragen geschickt zu begegnen. Die zweite und dritte Klasse zeigte so erstaunliches Wissen, dass man als Besucher sich unwillkürlich fragte: was mag wohl an höherer Leistung noch für die vierte Klasse übrig geblieben sein?  
Wir mussten, um noch rechtzeitig nach Hause zu gelangen, vorzeitig die Prüfung verlassen, was wir sehr bedauerten. Die Leiter, Herr Botschko und seine Herren Mitarbeiter, haben Großes geschaffen. Die Schweiz und die Judenheit können stolz auf dieses Werk sein, das Ewigkeitswerte in sich birgt.     Dr. M. Ascher."              

  
Schwester Recha Feuchtwanger aus Berlin hilft bei der Einrichtung der Jeschiwa mit (1928)      

Montreux Israelit 08111928.jpg (68245 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1928: "Montreux, 5. November (1928). Schwester Recha Feuchtwanger aus Berlin hat sich freiwillig und uneigennützig in den Dienst der hiesigen Jeschiwoh gestellt. Sie kam für eine Monate hierher, um das neue Jeschiwa-Heim in Villa Quisisana für ca. 35 Schüler einzurichten und zu ordnen, wobei sie wirklich Großes vollbrachte. Sie tat alles, um die Räume den Lernenden wohnlich und angenehm zu machen. Schwester Recha hat selbst nach ihrem Verlassen der Jeschiwa weiter für dieselbe gewirkt und sie steht immer noch in engster Verbindung mit ihr. Durch ihre Bemühungen in ihrem weiten Bekanntenkreis erhielt die Jeschiwa letzthin eine große Kiste neuer prachtvoller Silberbestecke. Schwester Recha, die keine Danksagung will, wird der Lohn für ihre aufopfernde Arbeit zum Guten der Tora und ihres Studiums von höherer Stelle werden."             

  
Bericht über "eine Jeschiwo im Schnee" (1929)     

Montreux Israelit 03011929.jpg (632011 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929: "Eine Jeschiwo im Schnee. Der Höchstpunkt von Montreux.  
Ein Stückchen Schweizererde, auf die der Weltenschöpfer seinen ganzen Farbenkessel ausgegossen hat. Gewaltig erheben sich die weißgekrönten Höhen in Zacken und Ketten über den glitzernden, in allen Farben spielenden Genfersee. Unten alabasterweißer, hartgefrorener Schnee, und von oben eine warme strahlende Sonne, als käme der junge Frühling zum alten Winter zu Besuch und küsste ihn so herzhaft, dass der Alte lachen muss. Sind alle Menschen hier nur deswegen so froh, so heiter, so freundlich und voller Entgegenkommen, weil die Sonne über den schneeigen Höhen alles, alles, selbst die hartgefrorene Wintererde, zum Lachen bringt?!   
Es gab wohl Zeiten, da die Menschen auch hier zwischen Berg und See dieses Lachen des Schöpfers nicht verstanden. In den See direkt hineingebaut, steht das Chateau de Chillon, ein graues, hartgebautes Schloss, tausend Jahre alt, mit Zinnen und Kuppeln, mit einem Labyrinth von Zimmern, Gemächern, Dunkelkammern, Prunksälen mit altem Zinn und geschwungenen Waffen, mit Kellern, Ketten und Gefängnissen, Foltermaschinen und Galgen. Hier kann man das Grauen lernen. Hier hatten sich Ritter befestigt. Wehe dem Armen, der als Gefangener in diese Katakomben hinuntergeführt wurde. Er sah das Sonnenlicht über den weißen Bergen nie mehr und den See vielleicht nur durch die schmale Schießscharte in der Mauer, kurz bevor er als Leiche zu den französischen Bergen hinübertrieb. 
Und Menschen kommen aus allen Erdteilen, aus Amerika und Australien und allen Ländern Europas, um zu schauen und zu staunen, sich von einem Führer die Keller und Ketten zeigen zu lassen und die Steine, die durchweicht waren von Tränen Unglücklicher und Unschuldiger. Welche Worte des Hasses, des Flehens, der Verzweiflung, der Sehnsucht nach Sonne und Leben sind in diese grauen Quader mit zittriger Hand eingegraben! Jeder Stein spricht von einer versunkenen Welt des Leides und des Lasters, der Zechgelagen oben und der dumpfen Verzweiflung unten. Versunken ist diese Welt, Gott sei es gedankt. Der unweit von dieser Stadt tagende Völkerbund sieht sich zuweilen diese Stätte an. Aus den kalten, grauen Gräbern der Menschenschändung in der Ritterzeit mag etwas Licht und Freude für ein Geschlecht der Gegenwart und für die Zukunft erblühen!   
Auf der anderen Seite erhebt sich der Hügel Chatelard, und darauf ein noch nicht so altes Schlösschen, die Villa 'Quisisana'. Wir steigen die vierhundert Meter hinauf und stehen wiederum auf Geschichtsboden: mitten in der jüdischen Vergangenheit, die gar nicht Vergangenheit ist, sondern lebendige Gegenwart und erst recht Zukunft. Die Steine und Mauern, eingerahmt von weitem Baum- und Gartengelände, besagen nicht so viel. Hier hat vor noch nicht so langer Zeit ein ägyptischer Chediv seine Sommerresidenz gehabt. Heute wohnt darin die Tora, eine Jeschiwo, eine regelrechte Jeschiwo, wie man sie, wohl in größerem Ausmaße, aber in ihrer inneren Struktur nicht anders auch in Litauen oder Ungarn sehen kann. 
Eine Jeschiwo! Du lieber Himmel! Wenn ich in meiner Kindheitszeit aus dem Fenster des Jeschiwobaues hinausschaute, da sah ich graue Haufen, graue Holzhäuschen, graugelbe Schindel- und Strohdächer, weißgrauen Rauch aus dem steilen Schornstein des Gemeindebades, graue Sorgenfurchen auf schmalen Gesichtern von gebeugten Menschen, einen Tümpel, in dem Frösche im Chore quakten vor einer grauen Sandebene, die man die 'Sarde' nannte. Hier stehe ich auf dem Gipfel des Chatelard vor der Jeschiwo zu Montreux und sehe hinab auf den leuchtenden See zu meinen Füßen, sehe hinüber zu den schneebedeckten Bergketten, die die französische Erde einsäumen. Unten zwischen Berg und See langen drei Häuserzungen, die am Abend lichtgarniert sind wie bei einer italienischen Nacht in einem Park, mitten in das Wasser hinein. Und darüber ein kristallblauer Himmel, der gegen Abend ein Feuerrot aufnimmt, das das Blau nicht verdrängt. Hellblau, Feuerrot und Violett in einem. Herr, was ist deine Welt schön!...  
Und da oben hat sich die Tora ein Schlösschen gebaut und sie sieht all das gar nciht. Sieht nicht? Sie sieht's, fühlt's zutiefst und zuinnerst, ist mit ein Stück dieser erhabenen und erhebenden Weltschönheit, und singt im Chore mit am Lobliede für den Meister und sein Werk; ja singt in Worten, was Berge, Seen, Schnee und Sonne in Leuchten, Glitzern, Scheinen sagen und singen!   
Fünfunddreißig Jungen treffe ich im großen Saale beim Lernen, beim 'Chasern'. Ein Wunder im Wunder der Schöpfung tut sich meinen Augen und Ohren auf. Ein Stück Litauen mitten in der Alpenwelt erblüht, ein Slabodjo und Telsch aus den Bergen gezaubert. Die untergehende Sonne schüttet Farbenpracht über Berg und Tal, drinnen sitzen die Fünfunddreißig und lernen, lernen und lernen; singen, schreien, reden, einzeln und im Chore. Alle Sprachen und Dialekte sind vertreten, aus sieben Ländern kommen die Jungen. Den Geist beherrscht Litauen, die Sprache die Schweiz und das liebe Schwyzerdeutsch. Dass ein Maharschoo 'chaipe' schwer sein kann, hörte ich hier zum erstenmal in meinem Leben.   
Ich wohne dem Unterricht in den einzelnen Gruppen bei. Es sind im ganzen vier Abteilungen, von Anfängern im Alter von vierzehn und fünfzehn Jahren bis zu Zwanzigjährigen, die selbstständig ein Blatt mit allen Kommentaren lernen. Ich bin in der dritten Gruppe. Fünfzehn Jungen, alle frisch, froh und sechszehnjährig. Eine schwere Sugja im Traktate Gittin wird durchgenommen. Der Schöpfer und oberste Leiter dieses Wunderwerkes, Herr Botschko, eine sittliche Persönlichkeit, aus der Mussar-Atmosphäre der litauischen Hochschulen hervorgewachsen, mit ganz hervorragender talmudischer Gelehrsamkeit und pädagogischer Begabung, bearbeitet die Materie mit aller Tiefe und Gründlichkeit, unter Heranziehung der ganzen einschlägigen Literatur. Ich fürchte, die Jungen mit den lachenden Augen in ihren großwollenen Sweatern, die eher auf Ski und Fußball hinweisen, als auf diese verschlungenen Gänge der Halacha, könnte nicht alle folgen. Aber sie sind alle dabei, und die Kleinsten wiederholen das Pensum in allen Nuancen mit einer Sicherheit, die mich frappiert. Inzwischen arbeiten im andern Zimmer die acht älteren Jünger der vierten Gruppe selbstständig an einem schweren Tossafot. Wenn sie mit ihrer Sache fertig sind, wird sie der Leiter selbst abhören und das Ganze mit einem Pilpul krönen. Und in den oberen Gemächern lernen zur gleichen Zeit je fünf oder sechs Jungen der ersten und zweiten Gruppe, einfach 'Pschat' mit Raschi und kleineren Tossafot. Ihre Lehrer sind noch selber Schüler, die ältesten Bachurim und jüngsten Dozenten. Die Luft in allen Räumen ist mit Thora angefüllt.   
Gegen acht Uhr abends sind die Schiurim zu Ende und alle sind im große Betsaale versammelt, wo das Maariwgebet mit einer Innigkeit und Inbrunst verrichtet wird, dass die Welt mit ihrem Jagen und Hasten einfach vergessen ist. Alle Schönheit der Alpennacht hat sich in die Tiefen der Seelen, der Herzen verzogen, aus denen die Andacht wie der Bergbach frisch sprudelt. Dünne, feine Stimmchen zittern wie im Märtyrerglück das 'Echod' des 'Schma' und in Sportjacken gekleidete frische Jungen schaukeln sich beim Achtzehngebet wie alte Rabbis. Und bei all dem keine Stubenhocker, die hinter Licht und Sonne leben, mit dem Buche dem Leben, der Schönheit, dem ersten Rechte der Jugend, dem Frohsinn, entführt werden. Das ist keineswegs der Fall. Den großen Schneemann mit dem Besen in den robusten Fäusten im Garten vor dem Jeschiwo-Hause muss man sehen und die große Schneehütte davor, die die Jungen in den kurzen Pausen hier mit Meisterhand errichtet haben! Es gibt auch Pausen für Spazieren gehen, sogar für Rodeln und Skifahren. Dass manche Jungen darauf verzichten, dass manche sogar nach dem Abendessen, was nicht sein soll, noch einmal nach der Gemoro greifen und ein großes Loch in die Nacht hineinlernen, ist nicht Schuld der Jeschiwo. Oder doch? ---  
Und dann kommt der Sabbat über die Alpenhöhen ins Bertal, schleicht sich mit den Abendschatten die Stufen hinauf zur Villa Quisisane. Im Schlösschen, wo früher die ägyptischen Herrschaften orientalische Fest gaben, brennen alle Lichter., Die Jungen, frisch pausbäckig und frohgemut, stecken in ihren Sabbatanzügen. Am Vorbeterpulte steht der Leiter selbst. Mit einem 'Lecho daudi' in der herzinnigen Slobodkoer Mussarmelodie wird der Sabbat empfangen. Gebete an der Peripherie werden im herrlichen Chore gesungen. Im Nebenraume sind die langen Tafeln weißgedeckt. Von unten her, aus der Küche herauf, dringt der liebliche Duft gefüllter Fische. Auch das ist litauisch.   
Eine Stunde später ist die ganze Korona unten im Tale in der Privatwohnung des Leiters, der im Nebenamte (er sagt, im Hauptberufe) Kaufmann und Besitzer eines großen Ausstattungsgeschäftes ist, versammelt. In der Sabbatstube brennen auf dem Tische, von der Decke herab, an den Wänden sämtliche Lichter und Kandelaber. So saßen wir einst, viele Jahrzehnte liegen dazwischen, um unseren Rebben in Woloschin. Der Respekt ist so grenzenlos wie die Liebe endlos ist. Schwierige Erziehungsprobleme, mit denen die moderne Pädagogik nicht fertig wird, sind hier spielend, einzig durch die Disziplin, die aus der Materie, dem Konnex zwischen Lehrer und Schüler kommt, gelöst. Schweizer Jungen, mit denen keine Schule was anfangen konnte, sind hier Menschen, Juden, echte rechte Torajünger geworden. Versuch am untauglichen Objekte, rieten Kundige ab. Von der Kraft der Tora und des Mussar erfasst, wird das Objekt tauglich. Letzteres bestätigte mir kein geringerer, als Herr Dr. Ascher in Bex, einer unserer besten jüdischen Pädagogen, der Gelegenheit hat, Geist und Gang der Jeschiwo aus nächster Nähe zu beobachten.  
Der Leiter und väterliche Hausherr ruft aufs Geradewohl den einen und den anderen auf, zieht ihn an sich heran, fragt ihn aus, hört ihn ab. Wer so ausgezeichnet ist, strahlt und zeigt, was er kann. Indes die Hausfrau und Mutter der Jeschiwo unermüdlich und unerschöpflich 'ihre Kinder' betreut und bewirtet. 'Habt Ihr, Jungens, schon den Tee?' 'So greift doch zu, hier Kuchen und Obst.' 'Du, mein Kind, gehe nicht so in die Luft hinaus, bist so leicht erkältet'. Und so weiter, und weiter. Die Jungen strahlen, singen, hören, erzählen. Einer unter ihnen wird 'Jossele' genannt, wiewohl er ganz anders heißt, Jossele Rosenblatt, wegen seiner               
Montreux Israelit 03011929a.jpg (419916 Byte)lieblichen Stimme und seiner Freude am Gesang. Er packt die schönsten Gesänge aus, die andern stimmen im Takte mit ein. Ein dreifaches Licht strahlt in diesem herrlichen Hause: Sabbatlicht, Licht der Tora, das Licht der jüdischen Gastlichkeit.   
Und von unten herauf, von der Seeseite, nähern sich bedächtige Schritte. Es raschelt auf der Veranda. Leise und unsicher klopft es an die Türe. Zwei Männer, groß, jugendlich, gut gekleidet, treten mitten in den Lichtkreis, schauen etwas verlegen und fragen höflich, ob es gestattet sei. Sie kommen, nach Kleidung und Manieren zu schließen, aus einem der vornehmsten Hotels am See, wo Engländer und Amerikaner wohnen, vielleicht schon von einem Bar. Sie sahen die Lichter, die ganz anders leuchteten, sie hörten die Töne, die anders klangen, und es zog sie mit magnetischer Kraft hinein. Ob sie eine Weile hier sehen und hören dürften.   
Gewiss. Die Fremden, mit ihren Stöcken in der Hand und dem Ulster auf dem Arm doppelt fremd in diesem Kreise, werden freundlich begrüßt, zum Sitzen eingeladen, mit Wein und Tee bewirtet. Sie schauen, sie hören, sie staunen, sie lachen und einer - zieht langsam ein weißes Tuch aus der Tasche und führt es unauffällig an die Augen. Kam eine Erinnerung aus einer entlegenen Ecke der Seele zum Auge hinauf? Gemahnte was an eine kleine Sabbatstunde irgendwo im Osten mit einer alten Mutter, deren Runzeln im Scheine der Sabbatkerzen leuchteten! Damals, damals bevor man noch über das große Wasser in das flutende Leben der neuen Welt hineintrieb. Eine Erinnerung... Die Fremden verabschieden sich mit Dank und gehen. Wer kann's sagen, ob nicht des Lichtes ein Funken sich in eine halbverlorene Seele jetzt gestohlen hatte, ob nicht eine heilige Träne einen irrenden Menschen auf den Heimweg bringt? Wer kann eine jüdische Neschomo (Seele) in ihren tiefsten Tiefen durchschauen und bewerten?    
In Montreux wohnen einige einheimische Juden seit undenklichen Zeiten. Versprengte Teile aus dem Elsässischen, die nicht die Zahl und vielleicht auch nicht den Willen hatten, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen. Als die Jeschiwo noch in primitiver Form unten in der Stadt hauste, sahen diese Juden mit Unbehagen und Argwohn zu ihr hin. Fremde Sachen, was werden die Andern sagen? Sie stehen jetzt zuweilen unten und horchen, wenn das Toralied hinunterklingt. Manch einer findet den Weg hinauf, wenn er 'Jahrzeit' hat, um Kaddisch zu sagen. Im nahen Lausanne geben Juden, die für ihre Person dem Judentum der Tora ziemlich fremd und fern stehen, sogar recht viel Geld für die Erhaltung der Jeschiwo. Wer kennt die Fernwirkung eines zündenden Blitzstrahls.   
Am Sabbatmorgen ist der Gottesdienst mit einer zündenden Mussardroscho des Leiters bereichert. Sabbats Scheidestunde ist mit einem Vortrag des Gastes ausgefüllt, und der Abend nach Sabbatausgang gehört der Geselligkeit, der frohen Gemütlichkeit, dem Gaste, den Gästen zu Ehren. Wie wir nach Mitternacht den Gipfel hinuntersteigen, stehen sie am Abhange und singen Psalmen in die blaue Alpennacht.  Wie ist dieses Wunder entstanden? Von wem und wie wird dieses Wunderwerk erhalten? Ich weiß es nciht. Ich habe in die Bilanzbücher des Unternehmens nicht geschaut. Aber zwei Aktivposten sah ich, vie vielleicht mehr wiegen als Millionen an Gold, die heißen: Freude und Vertrauen. Viele zweifelten, viele lachten. Ein Unternehmen ohne Aktienkapital, ohne Rentabilitätsaussichten... Faktoren, die zur Hilfe angerufen wurden, hielten Sitzungen und Beratungen ab, fassten Resolutionen und legten Akten an, sie liegen gut. Inzwischen ging Botschko, unterstützt von einem Weibe, das sich an jüdischen Idealen entflammt, an die Arbeit und blieb unentwegt und unbeirrt, ohne nach rechts und links zu schauen, am Bau. Er machte Reisen, hielt Vorträge und schnorrte - um Menschengut. Sein Gründungskapital bestand - in vier Jüngern, von den besten, aus Telsch, deren einer schon seit Jahren Rabbinatsautorisation hat. Diese ersten Bachurim und heutigen Unterdozenten, sie waren das lebendige Programm, sie zeigten das Muster eines Bachur, eines der Tora, dem Mussar, dem Derech Erez sich ganz hingebenden jungen Menschen. Sie schufen das Milieu, die Atmosphäre, den Rahmen, in den sich dann alle und alles von selbst einreihte. Es kamen sieben aus Ungarn hinzu, zwei aus Deutschland, aus Belgien, aus England, aus dem französischen Elsass und dann nacheinander zwanzig Schweizer. Drei von diesen Schweizern, die zum Teil ohne Anfangskenntnisse herkamen, lernen heute schon in den Obergruppen und lehren als Dozenten in den Untergruppen.   
Wie dieses Wunderwerk erhalten wird? Durch mäßige, zum Teile sehr geringe Bezahlung der Schüler, soweit sie aus wohlhabenden Familien kommen; durch beschiedene Beiträge, die Mitglieder eines gegründeten Vereins mit einem Kuratorium an der Spitze entrichten; durch freiwillige Spenden. Ob es reicht? Ich weiß es nciht. Die Lernzimmer sind schön, geräumig, mit blankgescheuertem Parkettboden, in die durch die geöffneten Fenster Sonne, Licht und Luft in vollen strömen dringen. Blitzblank die zwölf Schlafzimmer, sauber und hübsch der große Speisesaal, in denen von einer würdigen Dame, die mit Herz und Geschick bei der Sache ist, die reichlichen und gut zubereiteten Mahlzeiten verabreicht werden. ---     
Die Tora sucht ihre alte Stätte auf, sagte einstens der greise, weise Rabbi von Radin und weilt gern da, wo sie sich in früheren Generationen wohlfühlte. Suchen, sagt der weise Lehrer, ist nicht gleichbedeutend mit Finden. Suche ich das Schutzdach auf, unter dem meine Väter Asyl gefunden, und werde doch nicht eingelassen, so ziehe ich weiter. Die Tora kam vor hundert Jahren und klopfte an die Westpforte Europas. 'Habe ich doch bei euch gewohnt und unter euch so glücklich gelebt, flehte sie. Wohnten und wirkten nicht bei euch die Großen von Mainz, von Rotenburg, von Worms. Liegen nicht jenseits der Vogesen die Tossafisten begraben?' Aber kalt und taub blieb der jüdische Westen. 'Kein Platz für dich, alte Tora. Unsere Jungen müssen in die moderne Schule, müssen ins harte Leben, müssen auf Sport- und Spielplatz, müssen in die Musikstunde. Was willst du noch bei uns?' Kommt sie jetzt wieder durch das Westtor gezogen, bekommt sie Einlass?  
Und sie ging, die alte Tora, und schlug ihr Zelt da und dort auf, indes der Westen verödete, und viele kostbare Keimkräfte unter dem starren Winterboden starben und verdarben.  
In der Schweiz, wo ebenfalls einstens große Lehrer (der alte Friedhof von Endingen-Lengnau zeugt davon) wirkten, kletterte die Tora, da sie wieder kam, 600 Meter hinauf und lässt dort ihre Stimme über Berg und Tal erschallen, dass jenseits des Genfersees im französischen Boden die großen Lehrer von Zorfath in ihren Gräbern erwachen. Weiß die Schweiz, in der jetzt neues jüdisches Leben allen Poren entquillt, weiß der Westen, weiß das Judentum, was sie dem Regenerator des Toralernens in der Schweiz, dem Meister und seinem Werke schulden?  S-tz. (Schachnowitz)."           

  
Elijahu Botschko referiert bei einer Tagung des Schweizer toratreuen Zentralvereins im Bet-ha-midrasch in Basel (1930)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1930: "Basel, 30. Januar (1930). Vor kurzem hatte der vom Baseler Raw - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - gegründete 'Schweizer toratreue Zentralverein' im Baseler Beshamidrasch Zusammenkunft und gemeinsames Lernen. Nachdem der bekannte Leiter der Chewras Schaß, Herr M. Schwarz in Basel, die Gäste im Namen des Vorstandes in einer kurzen, mit Toraworten geschmückten Ansprache begrüßt hatte, hielt der Leiter der Jeschiwa in Montreux, Herr E. Botschko, einen tiefgründigen halachischen Vortrag über eine Sugja in Traktat 'Kettubot'. Zuerst gedachte er in warmen Worten des Begründers der Schweizer Lern-Vereinigung und teilte seine Erinnerungen mit, wie dieses 'Lernen' innerhalb der Chewras Schaß ihn eigentlich auf die Idee brachte, eine Jeschiwa in der Schweiz zu gründen, um den Nachwuchs für die Tora zu sichern. Darauf folgte das Lernen. Mit einem Schlusswort und der Bitte, der Jeschiwa in Montreux zu gedenken, schloss Herr Botschko seinen inhaltsreichen Vortrag. Die Aussprache der Freunde, die nicht minder interessant zu werden versprach, wurde leider durch die zu kurz bemessene Zeit verhindert.   
Die feine dem Feste zugrunde liegende Idee hat auch diesmal ihr Ziel vollauf erreicht. Der gemeinsame Aufmarsch der zerstreuten Torafreunde der Schweiz hat den Mut und die Lust der Anteilnehmer gestärkt. Der Eindruck war erfrischend und erfreuend zugleich. Mit neubelebter Liebe zur Tora im Herzen ging es froh und mutvoll nach Hause."        

 
Zwei Jahre Jeschiwa in Montreux (1929)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1929:        
Montreux Israelit 24041929a.jpg (272728 Byte)   
Montreux Israelit 24041929b.jpg (168697 Byte)    

   
Bericht über das Wintersemester in der Jeschiwa (1930)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1930:       

 
Drei Jahre Jeschiwa in Montreux (1930)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930:        

   
Jahresversammlung des Kuratoriums der Jeschiwoh Ez-Chajim (1930)          

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1930:      


Semesterschlussfeier und Einweihung einer Torarolle in der Jeschiwa (1930)      

Montreux Israelit 06101930.jpg (187154 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1930:        
Montreux Israelit 06101930b.jpg (254140 Byte)   

  
"Sonne hinter den Bergen" - über die Jeschiwa in Montreux (1930) 

Montreux Israelit 17101930a.jpg (525520 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1930:         
Montreux Israelit 17101930b.jpg (213112 Byte)   

   
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1930)     

Montreux Israelit 04121930.jpg (120792 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1930:        

  
Chanukkafest in der Jeschiwa in Montreux (1931)     

Montreux Israelit 08011931.jpg (230971 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1931:        

  
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1931)    

Montreux Israelit 29101931.jpg (123660 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1931:        

 
Semesterschlussfeier in der Jeschiwa (1933)
     

Montreux Israelit 07041933.jpg (151229 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1933:        

  
Über die Jeschiwa in Montreux (1933)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1933:        

 
Die Jeschiwa in Montreux ist zur Weltbedeutung gelangt (1933)    
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober 1933:  
 
Montreux Israelit 04101933a.jpg (92082 Byte) Montreux Israelit 04101933b.jpg (106250 Byte) Montreux Israelit 04101933c.jpg (78839 Byte)
     

  
Semesterbeginn in der Jeschiwa (1933)
    

Montreux Israelit 09111933.jpg (58177 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1933:        

  
Hespedreden des Leiters der Jeschiwa auf bedeutende Rabbiner (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1934:        

   
Mitteilung der Jeschiwa für Neuanmeldungen (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1934: "Montreux, 14. März (1934). Die Leitung der Jeschiwoh 'Ez-Chajim' in Montreux teilt mit, dass sie Neuanmeldungen für das Sommersemester nur bis zum 15. April annehmen kann. Es bestehen sowohl Kurse für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Das Sommersemester beginnt am 8. Ijar, Sonntag, den 22. April."      

    
Abschluss des 14. Semesters an der Jeschiwa mit einem Sijum (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1934: "Montreux, 26. März (1934). Am Donnerstag, den 30. Adar (15. März), wurde das vierzehnte Semester an der Jeschiwa mit einem Sijum auf einen Teil des gelernten Traktates abgeschlossen. Im Mittelpunkte der Feier stand eine längere Abschiedsrede des Rosch Jeschiwa, Herrn Rabbiner Botschko, der in seiner tiefen und eindringlichen, aus den letzten Quellen schöpfenden Art wieder alle Herzen hinriss. 'Erkenne dich selbst' ist die erste Forderung der jüdischen Mussarlehre, dann die Erkenntnis der Welt, die Erkenntnis der Tora und die Erkenntnis Gottes. Nach eingehender Besprechung dieser vier Wege richtete der Redner einen warmen Appell an die abgehenden Schüler, immer der Lehre und dem Geist von Montreux im Leben treu zu bleiben.  
Der zweite Teil des Abends verlief bei Speis und Trank, schönen Gesängen und guten Reden in voller Gemütlichkeit. Mehrere Jünger sprachen dem Rebben heißen dank aus für das, war er ihnen in aufopferungsvoller Tätigkeit fürs Leben geboten hat."       

    
Erinnerungen an große Juden (1934)  
Anmerkung: erinnert wird an Prof. Haffkine, der zeitweise in Montreux zu Gast war und den Frankfurter Prof. Caro.       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1934: "Erinnerungen an große Juden. 
Es war vor sechs Jahren, an einem Erew Peßach. Als ich da in der Hitze der Montreuxer Frühlingssonne zur Jeschiwoh am Berge hinaufstieg, begegnete ich meinem Rebben, in dessen Begleitung sich ein älterer Herr Befand. Der fast schäbige Anzug, den der Fremde anhatte, ließ auf einen der vielen durchreisenden Armen schließen, die die Montreuxer Jeschiwoh öfters aufsuchten. Nicht gering war daher mein Erstaunen, als mir der fremde Herr mit dem Namen Prof. Haffkine vorgestellt wurde. Professor?! - 'Meglech', sagte der Ostjude in zweifelhaften Fällen.   
Der alte Professor kam dann noch öfters in die Jeschiwoh, wobei wir das Glück hatten, ihn näher kennen zu lernen. Wir vernahmen da manches von seinem so überaus reichen Wissen, sahen die Demut, in der er sich mit seinem Schöpfer aussprach und sahen - last not least - die bis zur Selbstlosigkeit reichende Bescheidenheit, mit der dieser große Mann imstande war, das kleinste Kind vor sich aus dem Zimmer gehen zu lassen. Dass wir von seinem Vorhaben - eine Million Schweizer Frcs. für Jeschiwos zurückzulassen - nicht die leiseste Ahnung hatten, braucht nicht erst gesagt zu werden.   
Dieses Erlebnis fiel mir ein, als ich in der letzten Nummer des 'Israelit' die traurige Nachricht vom Hinscheiden unseres allverehrten Prof. Caro - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - las. Wie sind doch große Männer einander so ähnlich! Ihre gemeinsamen Nenner? Wissen, Gottesfurcht, Bescheidenheit.  
Wir ausländische Talmidim der Frankfurter Jeschiwoh, die das Glück hatten, bei Prof. Caro - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Deutsch und sonstige moderne Sprachen zu lernen, werden ihm stets Dank bewahren für den gewissenhaften, gründlichen Unterricht, mit dem er unser späteres Fortkommen im Leben zu unterstützen bestrebt war. 'Meine Herren, wenn Sie nach Ungarn, Rumänien oder sonst wohin kommen, dann wird man über Sie sagen: Sie sprächen Deutsch wie Schiller oder Goethe, aber mich täuschen Sie nicht, bei mir müssen Sie können' - sagte er uns einmal lächelnd.
Und wenn wir nach getaner Arbeit in seinem Zimmer Minchoh mit Minjan orten, konnten wir nicht genug die Innigkeit bewundern, mit der er ... (unklar, was mit der Abkürzung gemeint ist) stand. Es war nicht das Gebet eines gewöhnlichen Profanlehrers, es war das des Enkels großer Männer, das Gebet eines Rabbi. Hatten doch Talmud und Possekim (Talmudgelehrte, Dezisoren) einen wichtigen Teil seines Bücherschrankes eingenommen.   
Seine Bescheidenheit? Mir deucht, sie ist in seiner näheren Umgebung sprichwörtlich geworden und diejenigen, die ihn kannten, durften sich und ihren Nachkommen stets zurufen: Seid bescheiden wie Prof. Caro - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - war! Wer gibt uns einen Ersatz für ihn? Izchok Hakoton."    

  
Hinweise zum Studium an der Jeschiwa in Montreux (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1934:         

  
Sukkot-Tage in der Jeschiwa (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1934:         

  
Eröffnung des 16. Semesters in der Jeschiwa (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Semester-Eröffnung in der Jeschiwoh in Montreux.  
Montreux,
11. November (1934). Am Sonntag, den 21. Oktober, fand in Anwesenheit mehrerer Gäste von Zürich, Bern, Bex, Montreux die Eröffnung des 16. Semesters der Jeschiwoh in festlicher Stimmung statt. Der Rosch Jeschiwoh, Rabbi Elijahu Botschko, begann die akademische Feier mit einer herzlichen Ansprache, die aufnahmefreudige Hörer fand. Es war aus der Rede zu entnehmen, dass auch in diesem Semester unter den neuen Dozenten aus Litauen und den 42 Schülern eine schöne Anzahl französischer Schüler als Vollhörer für ein ganzes Jahr in der Jeschiwoh befinden. Die Jeschiwoh in Montreux wird stets darauf achten, dass das von ihr in Frankreich zu neuem jüdischen Wirken entflammte Thoralicht auch weiter genährt und verbreitet wird. Nach geistvollen halachischen und agadischen Ausführungen über Zweck und Bedeutung des Thorastudium hielt der Rosch Jeschiwoh eine talmudische Abhandlung chasaka, sefek Sefika. Hierauf begaben sich die Gäste und Schüler in das Haus des Leiters derselben, wo in fröhlichster Stimmung und heitersten Gefühlen die Semestereröffnung gefeiert wurde. Unter anderen sprach auch Herr Menki Koschland aus Zürich, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich herzliche Worte der Anerkennung."         

  
Semesterschlussfeier in der Jeschiwa (1935)
       

Montreux Israelit 17041935.jpg (150134 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1935:        

 
Empfehlung zum Studium an der Jeschiwa (1936)
    

Montreux Israelit 27021936.jpg (92472 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1936:         
 
Montreux Israelit 27021936a.jpg (76639 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1936: (hebräisch und deutsch:) 
"Jeschiwa Ez Chajim Montreux (Schweiz).   

   
Rabbi Elijahu Botschko setzt sich für die russischen Juden ein (1936)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1936:       

   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1936:     

 
Beginn des 20. Semesters an der Jeschiwa (1936)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1936:        

  
Zum Tod von Naftali Sternbuch (Schwiegervater von Rabbi Botschko): "der Stolz seines Lebens war die Jeschiwa in Montreux" (gest. in St. Gallen 1937) 
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1937: 
"N. (nicht M.) Sternbuch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. 
St. Gallen
(Schweiz), 13.Januar (1937). Kurz vor Schluss der Redaktion kommt die erschütternde Nachricht aus St. Gallen (Schweiz), dass dort N. Sternbuch plötzlich an einem Schlafanfall verschieden ist. Die Trauerkunde wird in weiten Kreisen tiefen Schmerz und ehrliche Trauer auslösen. 
N. Sternbuch war ein Jude von chassidischer Prägung und eine Führernatur von großer Energie und Tatkraft. Seiner großen Toragelehrsamkeit entsprach seine tiefe Frömmigkeit. Wie früher in Basel, so führte er auch später in St. Gallen ein jüdisch-fürstliches Haus, das Jedermann offen stand und eine Pflanzstätte von Tora und Gottesdienst war. Ein Philanthrop von großem Ausmaße, war er nicht allein auf Abhilfe materieller Not bedacht, seelische Not zu lindern, war er stets am Platze. Er gehörte zu den Führern der Agudas Jisroel und war ihr mit Leib und Seele verbunden. In seiner Gemeinde St. Gallen errichtete er auf eigene Kosten das rituelle Bad, um der Familienreinheit aller, die in dieser Gemeinde und Umgebung noch treu zum Gesetze halten, zu dienen.   
Der Stolz seines Lebens war die Jeschiwa in Montreux, deren Begründer und Leiter, Rabbi Botschko, sein Schwiegersohn, deren fürsorgliche Mutter seiner Tochter ist. Nicht minder wie andere Söhne und Töchter, die im Geiste des Vaters leben und ihre Häuser führen. Der Schmerz ist zu groß und die Wunde zu frisch, um die Persönlichkeit und das Wirken N. Sternbuchs heute im Einzelnen zu schildern. Möge die aufrichtige Teilnahme min den weitesten Kreisen am schweren Schlage, der die Familie betroffen hat, dieser ein Trost sein und ihr die Gewissheit bieten, dass der Name Sternbuchs nicht vergessen und sich noch lange Jahre zum Segen in der Nachwelt auswirken sind. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."      
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1937: "Rabbi Naftali Sternbuch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
St. Gallen
, 17. Januar (1937). Am 29. Tewes durcheilte die gesetzestreue Judenheit die erschütternde Kunde vom plötzlichen Hinscheiden des weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannten Naftali Sternbuch. Jeder empfand den Verlust wie persönlichen Schmerz.  
In Kischinew als Sohn einer aristokratischen Familie geboren und auf dem Boden eines russischen Torazentrums aufgewachsen, war Rabbi Naftali Sternbuch schon in jungen Jahren durch sein phänomenales Gedächtnis und seinen Scharfsinn allgemein bekannt. Den Kaufmannsberuf ergreifend, machte er sein Haus an der Seite seiner edlen Gattin zu einem Kleinen Heiligtum, in dem Tag und Nacht Hilfe gesucht und gefunden wurde. Nach dem großen Pogrom in Kischinew wanderte Naftali Sternbuch vor 35 Jahren (1902) nach Basel aus. Bald verband ihn eine innige Freundschaft mit dem Basler Raw, Dr. Arthur Cohn - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, der in dem großen Talmudgelehrten und Gottesfürchtigen eine ausgezeichnete, vorbildliche Führernatur großen Formats erkannte. Infolge seiner Herzensgüte und seiner außergewöhnlichen Gewissenhaftigkeit wurde er von allen Kreisen, von Juden und Nichtjuden, gleich hoch respektiert. Der Name Sternbuch bedeutete ein Programm.  
 Als in Kattowitz der Grundstein zur Agudas Jisroel gelegt wurde, trat Rabbi Naftali Sternbuch mit der Festigkeit und Unbeugsamkeit seines Charakters an der Seite der damaligen Gaonim in die vorderste Reihe, und bis zu seinem letzten Atemzuge hing er mit jeder Faser seines Herzens an dem Agudaideal. Die Agudas Jisroel verliert in ihm einen ihrer markantesten Kämpfer und überzeugtesten Anhänger. Seiner chassidischen Neigung entsprechend, gründete er sich ein eigenes Minjan, und bald wurde sein Haus wieder, speziell nach dem großen Kriege, als die vielen jungen jüdischen Flüchtlinge in die Schweiz kamen, zu einem Zentrum jüdischer Menschen. Als der Basler Raw seine Augen für immer schloss, übersiedelte Rabbi Sternbuch nach St. Gallen, dem Orte seiner bedeutenden geschäftlichen Unternehmungen, und die Freunde seines Basler Kreises verbanden sich nachher bald in der durch die Initiative des Herrn Salli Guggenheim ins Leben gerufenen Israelitischen Religionsgesellschaft.  
In St. Gallen entwickelte sich das Sternbuch'sche Haus zu dem exponiertesten toratreuen Bollwerk der Schweiz. Von allen Enden des jüdischen Galut strömten hilfsbedürftige Menschen zu dem großen einzigartigen Philanthropen, und nicht selten mussten die eigenen Kinder den Meschulochim ihre Schlafplätze überlassen, da man ja jeden Fremden als ein Mitglied des Hauses ansah. Mit welchem Stolz zeigte Naftali Sternbuch seinen Besuchern die eigene Mikwe, die eine Sehenswürdigkeit eigener Prägung ist. Man muss Rabbi Sternbuch 'dawnen' gesehen haben, um sich einen Begriff von dem großen Zidkut (hier wohl: umfassende Wohltätigkeit gepaart mit Frömmigkeit) dieser Persönlichkeit zu machen. Für jede einzelne Mizwoh (religiöse Weisung) wusste er seine ganze Kraft einzusetzen. Und wer nur einmal einen Blick in seine grenzenlose Menschenliebe erhalten hatte, erkannte erst das goldene Herz eines großen Menschen. Mein seiner faszinierten Begeisterungsfähigkeit riss er alle mit. Es war ein Feuer in ihm, das auch auf andere hinausströmte und sie zur Ausübung göttlicher Mizwot hinriss. Sein geschärfter Geist blieb auch bei seinem jüdischen Wissen nicht stehen. Jeden Morgen stand er um 4 Uhr zum Lernen auf, und wer Gelegenheit hatte, seinen talmudischen Ausführungen zu lauschen, bewunderte seinen Scharfsinn und sein Bewandertsein.  
Wollten wir Rabbi Sternbuch im einzelnen schildern, wir müssten die patriarchalische Gestalt zeichnen, vor der sich jeder ehrfurchtsvoll verneigte, seine äußere und innere Ausgeglichenheit, die sprudelnde Quelle von Wahrheit, liebe und Güte in ihm beschreiben, von dem jüdischen Stolz und der jüdischen Demut, der Vornehmheit und Aufrichtigkeit,                
St Gallen Israelit 21011937a.jpg (130037 Byte)die diesen Mann auszeichneten, berichten. - Verwaist und verlassen stehen nun seine Kinder und Enkel da, die die Freude seines Lebens waren und die nun die Krone ihres Hauptes verloren haben.  
Hatte doch der Verewigte das seltene Verdienst, Kinder der Welt zu schenken, von denen jedes eine Persönlichkeit für sich ist. Erst vor einem Jahre wurde die Familie Sternbuch so furchtbar heimgesucht und nur das ungeheure Gottvertrauen konnte den Schmerz der Eltern lindern, und nun steht die teure, ihm ganz ebenbürtige Gattin wieder vom Leid niedergedrückt da.  
Unter außerordentlicher Anteilnahme des In- und Auslandes wurde Rabbi Naftali Sternbuch auf dem Friedhofe der Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich zu Grabe getragen. Herrn Rabbiner Kornfein sprach im Namen der Gemeinde und der Aguda und gab in bewegten Worten der großen Trauer Ausdruck. Als der Schwiegersohn, Rabbi E. Botschko in herzerreißender Weise die letzten Grüße und Gelöbnisse der Familie überbrachte, blieb kein Auge tränenleer. Der letzte Redner, Herr Rabbiner Dr. Heinrich Cohn, Berlin sprach im Namen eines großen Freundeskreises in bewegten Worten. Letzten Sonntag fuhren wiederum eine größere Anzahl von Freunden von allen Städten der Schweiz nach Montreux, wo die Trauernden die Schiwa halten. Hespedim (Trauerreden) hielten die Herren Oberrabbiner Rottenberg, Antwerpen, Herr Blech, Zürich, Herr Aschekenasi, Wien und Herr Dr. Ascher, Bex, wie auch der Enkel Moses Botschko.  
Mögen die schwer geprüften Hinterbliebenen sich im Bewusststein erheben, einen Gatten und Vater gehabt zu haben, der heute als Großer in Israel allgemein beweint wird. Sein Verdienst wird ihnen auch weiter beistehen. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Ph-d."       

   
"Vorfrühling am Genfersee. Ein Sabbat in Montreux" (1937)    

Montreux Israelit 18031937.jpg (507310 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937:         

 
Semestereröffnung in der Jeschiwa (1937)    

Montreux Israelit 29041937.jpg (59486 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1937:        

   
Der Präsident der Agudas Jisroel, Jacob Rosenheim zu Besuch in der Jeschiwa (1937)    

Montreux Israelit 12081937.jpg (136594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1937:        

    
  
Sonstiges  
Werbung für das Töchterpensionat und die Haushaltungsschule von Marta Marcus (1931)   

Montreux Israelit 08011931anz.jpg (50266 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1931:       

        
Anzeige von Reislers Hotel (1934)  
Anmerkung: das Symbol links des Wortes "Erholung" weist das Hotel als streng rituell geführtes Hotel aus; "Reislers Hotel" gab es nach dem Inhalt der Anzeige sowohl in Montreux als auch in Engelberg.  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1934: "Erholung in Reislers Hotel in Engelberg (1100-1800 m.ü.M.). 
Beliebtester Sommerkurort der Zentralschweiz. Alle Zimmer mit fließendem Wasser. Erstklassige Wiener Küche. Eröffnung Ende Mai. Tel. 64. Unser Haus in Montreux bleibt bis Ende Mai geöffnet."       

  
Zum Tod von Cilly Lemberger geb. Erlanger (1944)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944: 
"Am 26. Februar ist unsere geliebte Schwester, 
Frau Cilly Lemberger geb. Erlanger

nach kurzer, schwerer Krankheit im 62. Lebensjahr verschieden. Im Namen der Hinterbliebenen: 
Clara Henle geb. Erlanger  667 Ocean Ave., Brooklyn, N.Y.  
Montreux Territet (Schweiz), Antwerpen."      

   
   
   
Neuere Presseartikel  
Beitrag von J. Sternbuch zum Tod von Rav Mosche Botschko sZl. (2010)   

Montreux Die juedZtg 08102010.jpg (233582 Byte)Artikel in "Die jüdische Zeitung" (Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz) Nr. 40 vom 30. Tischri 5771 - 8. Oktober 2010 (Ausgabe dieser Zeitschrift als pdf-Datei):  
"Rav Mosche Botschko sZl. 
Am letzten Jom Kippur 5771 beim Eingang von Kol Nidre wurde Rav Mosche Botschko von dieser Welt abberufen. 
Seine letzten Worte, einige Stunden vor seiner Petiro geschrieben, waren Gedanken zur Parschat Wesot HaBracha, als Abschluss seiner Gedanken zur Torah: 'Warum kennen wir den Begräbnisort von Mosche Rabbenu nicht? Der Grund dafür ist, dass Mosche Rabbenu in jedem Jehudi weiterlebt, der die Torah lernt und erfüllt. Mosche Rabbenu spricht täglich weiter zu ihm und lebt tief in seinem Herzen und seiner Seele weiter.' 
Danach bat Raw Mosche schriftlich um Mechilo von jedem Menschen, dem er vielleicht je etwas zuleide getan hat. 
Es begann alles mit Rab Naftoli Sternbuch, der ca. 1905 von seinem Rebben, dem AdMorRav Dovid Mosche von Tschortkov in die Schweiz geschickt wurde, um dort Jiddischkeit und Chassidus r zu stärken. Sein Schwiegersohn wurde Rav Yerachmiel Elijohu Botschko, ein Talmud der Jeschivos Lomsche und Novardok. Rav Elijohu gründete 1927 die Jeschiwa Etz Chaim in Montreux. Das war damals ein äußerst wagemutiges Unternehmen, das nur mit viel Begeisterung und Durchsetzungskraft möglich war. Und mit der grenzenlosen Hilfe und Unterstützung seiner Frau, der Zaddekkes Rifka geb. Sternbuch
Rav Mosche, ihr Sohn, übernahm die Traditionen der Familien beider Eltern: tiefes, stetes Lernen der Torah, und chassidische Wärme und Begeisterungsfähigkeit. In jungem Alter von knapp 20 erhielt er den Heter Horo'o vom Tarnopoler Rav, Rav Babad, und machte bald darauf seinen ersten Sijum haSchas. Seither verbreitete er viele Jahrzehnte Torah. Viele Schweizer Baale Batim haben mit und bei ihm gelernt, und haben in der Jeschiwa Etz Chaim das geistige Fundament für ihr Leben erhalten. Große Marbitze Torah und Gedolim lernten und lehrten dort, unter anderen Raw Mosche Soloveitchik und Raw Ahron Leib Steinmann. Diese beiden Gedolim erhielten aufgrund von Raw Mosches Bemühungen die Erlaubnis, von Litauen in die Schweiz zu kommen. Reb Boruch Ber hatte sich bei Raw Elijahu für sie eingesetzt, da sie sonst ins Militär eingezogen worden wären. Damit rettete er diese beiden Gedolim vor dem fast sicheren Tod! 
Besonders eindrücklich waren die äußerst klaren Schiurim von Rav Mosche über Schas, die von tiefem Verständnis zeugten, seine bewegenden Worte zur Parschat haSchawua bei der Se'uda Schlischit, seine Draschot, und seine Tfila, die von tiefstem Herzen kam. Als Baal Tfila war er mitreißend. Wer je in der Jeschiwa war, kann die Villa Quisisana nicht vergessen, die oberhalb des Genfersees lag, wo natürliche und geistige Schönheit harmonisch vereint waren. Die zwei Schöpfungen von HKbH (G'tt) flossen dort ineinander: die Natur und die Torah. 
Diese Harmonie spiegelt sich auch im Leben von Rav Mosche wieder: Torah ist der Zweck des Lebens, und was man auch im Leben macht, muss harmonisch von Torah geformt sein und zu ihr hinführen. So lebte er, und das lehrte er. 
Rav Mosche übernahm die Leitung der Jeschiwa nach dem Tod seines Vaters, ca. 1956. Torah durfte für ihn aber nicht Mittel zum Zweck sein. deswegen akzeptierte er nie auch nur den geringsten Vorteil von der Jeschiwa, weder Geld noch in irgendeiner anderen Form. Das Frühstück nahm er von zuhause mit. Oft kaufte er selbst Lebensmittel für die Talmidim in der Stadt ein und schleppte sie selbst in die Jeschiwa, wobei er eine halbe Stunde den Weg hinaufging. Falls man in der Jeschiwa die Lebensmittel dringend brauchte, schickte er sie mit einem Taxi, es selbst jedoch stieg nicht ins Taxi, sondern ging zu Fuß in die Jeschiwa. Es versteht sich von selbst, dass er nie einen Lohn von der Jeschiwa bezog, sondern Parnosso von einer kleinen Fabrikation hatte, in der ihn seine Schwester, Frau Miriam Weingort, in allem unterstützte. 
Für ihn durfte die Torah nicht einmal im Geringsten ein Kardom lochpor bo sein. Er brachte bedeutende Roschei Jeschiwa nach Montreux, wie Rav Scheiner (heute Rosch Jeschiwa von Kamenitz Jerusalem), Rav Rakov (danach Rav von Gateshead) und Rav Farbstein (Rosche Jeschiwa von Chevron Jerusalem). Mit Rav Weinberg, dem Sridei Esch, der in der Jeschiwa oft Schiurim gab, war er besonders nahe. 
Mit der Zeit orientierte sich die Jeschiwa mehr an französische Jugendliche, auf die sie großen Einfluss hatte. Ein ganz bedeutendes Element seiner Haschkofo war Ahavas Eretz Jisroel. Seine Verbundenheit mit Israel, in dem er einen Fingerzeit G'ttes sah, war tief in ihm verwurzelt. Konsequent wie er immer war, machte er deshalb schließlich 1985 mit der Jeschiwa Alijah nach Jerusalem. Dort wirkt sie heute im Jischuv Kochav Yaakov neben Jerusalem weiter, unter dem Namen 'Heichal Elijahu', umbenannt nach dem Gründer der Jeschiwa. Rav Mosche hatte den S'chus, seinen Sohn Schaul David Botschko als seinen Nachfolger den gleichen Weg gehen zu sehen. Hechal Elijahu ist heute eine blühende Jeschiwat Hesder mit über 200 Talmidim, in der intensiv Torah gelernt wird. Rav Mosche lebte und unterrichtete dort, bis zu seinem Tod. Das Fundament für Torah in der Schweiz wurde durch seinen Vater und ihn gelegt, und dieses großartige Werk wirkt auch heute noch weiter, ganz im Sinn von andauerndem Sichro Boruch.  Dr. J. Sternbuch".  

           

Adresse/Standort der Jeschiwa    Oberhalb von Montreux  -  Villa Quisisana (Route des Coloncalles 80)     

Fotos

Das Israelitische Hotel "Joli Site" 
in Montreux, Mittelpunkt jüdischen
 Lebens in Montreux am Anfang 
des 20. Jahrhunderts
Joli Site Montreux 010.jpg (66175 Byte)  
        
         
 Menachem Mayer 
in Montreux
(Quelle: USHMM) 
 Montreux Mayer 010.jpg (369952 Byte)    
   http://resources.ushmm.org/inquery/uia_doc.php/photos/17588?hr=null
        
Moses Botschko (1916-2010) 
(Quelle USHMM) 
Montreux M Botschko 120.jpg (52010 Byte)  
         
          
World Jewish Congress 
in Montreux 1948  
  Montreux Weltkongress 010.jpg (523049 Byte)  
   http://resources.ushmm.org/inquery/uia_query.php/photos?hr=null&query=kw112777 
(hier zahlreiche weitere Fotos des Weltkongresses in Montreux)

    
    

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Montreux   
Website des Hechal Elijahu (Yechivat Hekhal Eliyahou)          

Literatur:  

Artikel zu Eliahu Botschko im Historischen Lexikon der Schweiz (Artikel von Ralph Weingarten)   

Wikipedia-Artikel über Mosche Botschko             

                   

        

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge    

     

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 02. April 2013