Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"  
Zur Übersicht "Synagogen im Vogelsbergkreis"   
    

Ober-Gleen (Stadt Kirtorf, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 

  
Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In Obergleen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 47 jüdische Einwohner, 1861 55 (7,9 % von insgesamt 699 Einwohnern), 1880 58 (8,2 % von 708), 1900 39 (5,6 % von 691), 1910 39 (5,6 % von 691). Die jüdischen Familienvorsteher waren als Kaufleute und Viehhändler tätig.

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Angenrod beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1842 wird der aus Bayern stammende Lehrer Meier Cahn in Ober-Gleen genannt, der damals vorübergehend auch die Israelitische Elementarschule in Kirtorf mitbetreute. Lehrer Cahn blieb bis mindestens 1871.  Um 1900/1904 wurde noch mehrmals die Stelle eines Religionslehrers gemeinsam für Ober-Gleen und Kirtorf ausgeschrieben (siehe Ausschreibungen unten). Wenig später unterrichtete, nachdem die Zahl der Gemeindeglieder und der jüdischen Kinder in Ober-Gleen und Kirtorf weiter zurückging, der jüdische Lehrer aus Alsfeld in beiden Orten.  
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 31 Personen gehörten (4,8 % von insgesamt 649 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Joseph Lamm II, Hirsch Lamm und David Lamm. Damals war - durch Lehrer Leopold Kahn aus Alsfeld - nur noch einem jüdischen Kind in der Gemeinde der Religionsunterricht zu erteilen.    

1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Ober-Gleen (in sechs Familien; 3,8 % von insgesamt 609 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Acht Personen sind in die USA emigriert, eine Familie (zusammen fünf Personen) nach Palästina/Israel. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.). Am 19. September 1939 gab es keine jüdischen Bewohner mehr in Ober-Gleen. Mehrere wurden jedoch über Frankfurt am Main deportiert. 
  
Von den in Ober-Gleen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Betty Bär geb. Sondheim (1892), Johanna Katzenstein geb. Lamm (1874), Bertha Lamm geb. Baum (1899), David Lamm (1866), Johanna (Hannchen) Lamm geb. Andorn (1875), Joseph Lamm I (1870), Joseph Lamm II (1870), Karl Lamm (1903), Minna Lamm (1868), Siegmund Lamm (1872), Willi Lamm (1902), Berta Rothschild (1878), Hermann Sondheim (1883), Auguste Stern (1878), Feist Stern (1876), Rosa Weinberg geb. Lamm (1897).        
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer       
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1900  / 1901 / 1904 - gemeinsam mit Kirtorf   

Kirdorf Israelit 08021900.jpg (54770 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1900: "Die Religionslehrer-, Chasen- und Schochetstelle in den Gemeinden Kirtorf Ober-Gleen ist bis 1. April, eventuell auch früher zu besetzen. Gehalt 7-800 Mark und ziemliches Nebeneinkommen. Bewerber, ledig bevorzugt, wollen sich unter Angabe ihrer seitherigen Tätigkeit bei dem Vorstand der israelitischen Gemeinde Kirtorf, Oberhessen, melden."
  
Kirtorf Israelit 14081901.jpg (58555 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901: "Die Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet für die Gemeinden Kirtorf - Ober-Gleen ist per 1. September dieses Jahres zu besetzen. Gehalt 700-750 Mark, freie Wohnung und Nebeneinkommen. Bewerber (ledig bevorzugt), wollen ihre Offerten nebst Zeugnisse und Photographie einsehen den den Vorstand der israelitischen Gemeinde Kirtorf, Oberhessen".  
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1901: "Lehrer-Gesuch
Die beiden Gemeinden Ober-Gleen und Kirtorf suchen gemeinschaftlich einen Religionslehrer, der auch gleichzeitig die Schechita in Kirtorf auszuüben hat. Wohnsitz ist in Ober-Gleen zu nehmen. Bewerbungen sind zu richten an den Vorsteher der israelitischen Gemeinde Herrn Lazarus Lamm in Ober-Gleen (Hessen)."   
 
Kirtorf Israelit 07031904.jpg (58103 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1904: "Die Gemeinden Ober-Gleen und Kirtorf suchen einen Religionslehrer und Vorbeter zum alsbaldigen Eintritt bei einem Gehalt von 800 Mark sowie Nebeneinkommen und freie Wohnung (Unverheiratet, seminaristisch gebildet). Bewerber wollen sich bei dem Vorstand der Israelitischen Gemeinde Ober-Gleen melden, unter Beifügung von Zeugnissen und Photographie."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1904: 
Derselbe Text wie oben; die Besetzung der Stelle gestaltete sich wohl etwas schwierig, da sie über mehrere Wochen ausgeschrieben war. 
    

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zum Tod der aus Ober-Gleen stammenden Therese Sondheim geb. Stern (1930 in Gießen)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1930: "Gießen, 14. September (1930). Am 13. Elul (= 6. September) hat ein ganz großer Kreis den Heimgang von Frau Therese Sondheim geb. Stern beweint. Eine edle, brave und fromme Frau, eine der immer seltener werdenden frommen Frauen ist in fast vollendetem 70. Lebensjahre mit ihr dahingegangen. Vor 30 Jahren siedelte sie an der Seite ihres gleichgesinnten Gatten, der ihr schon vor 15 Jahren in die Ewigkeit vorausgegangen ist, von Ober-Gleen nach Gießen, um als treue Mitglieder unserer Religionsgesellschaft ihren Kindern eine gute Erziehung, sowohl in religiöser als auch profaner Hinsicht geben zu können. Das Haus, das beide führten, war ein in jeder Weise vorbildliches, beide verstanden Tora und weltliche Betätigung zu verbinden und auf dieser Grundlage ihre Kinder - sechs Söhne und zwei Töchter - zu gesetzestreuen und wackeren Menschen heranzubilden.   
In ihrem Witwenstande verstand es Frau Therese Sondheim, ihr Haus zu einer Gaststätte zu gestalten, wo jedermann von dem Hauche mütterlicher und menschlicher Liebe sich umgeben fühlte. Eine selten harmonische Mischung von zielsicherem, starkem Willen mit warmer Gemütstiefe befähigte sie, manchen Freunden mit Rat und Tat helfend beizuspringen. Kein Bedürftiger ging von ihrer Türe, der nicht von ihrer Güte und Milde beschenkt wurde.   
Beste Kraft schöpfte sie aus echter, innerlich wahrhaftiger Frömmigkeit, und dies Gottvertrauen half ihr auch, ihren kränklichen Körper meistern und während ihres längeren Krankenlagers geradezu ergreifenden Gleichmut zu erhalten. Ihre erzieherische Saat ging in herrlichen Früchten auf. Mit beispielloser Liebe und Treue wurde sie von ihren Söhnen und Töchtern bis zu ihrem letzten Atemzuge gehegt und gepflegt, die die teure Mutter scheiden sahen in dem Bewusstsein, deren unendliche Liebe tausendfältig wiedergegeben zu haben. Ihre Bestattung gestaltete sich zu einer großen Kundgebung all der Beliebtheit und Verehrung, deren sie sich erfreuen durfte. Tief ergriffen schilderte Herr Provinzialrabbiner Dr. L. Hirschfeld die edlen Tugenden und Eigenschaften der Entschlafenen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

     
     
  
  
Zur Geschichte der Synagoge             
    
Zunächst war ein Betraum (Synagoge) in einem jüdischen Privathaus vorhanden. 1846 empfahl der großherzogliche Landrabbiner Levy bei einem Besuch in Ober-Gleen die Erweiterung der Synagoge. Ob diese damals vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. Für einen Neubau waren damals keine ausreichenden Mittel vorhanden. Immerhin wurde im Oktober 1846 ein Fonds für einen Synagogen-Neubau angelegt.   
  
1874
konnte in der Obergasse eine neue Synagoge fertiggestellt werden, ein zweigeschossiger Fachwerkbau, zu dem auch ein Gemeindehaus gehörte. Bis dahin hatte man die Gottesdienste unentgeltlich in der oben genannten Privatsynagoge abgehalten. Die Synagoge hatte - trotz der räumlich kleinen Verhältnisse ein würdiges Aussehen mit den sie prägenden Rundbogenfenstern. Der Zugang zur Frauenempore erfolgte durch das angebaute Gemeindehaus (der Zugang ist noch erkennbar, das Gemeindehaus ist abgebrochen).    
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute völlig zerstört. Das bei den Aktionen beschädigte Gebäude wurde an einen Schmied verkauft, der die ehemalige Synagoge als Schmiede beziehungsweise als Maschinen- und Autoreparaturwerkstatt verwendete und dazu entsprechend umbaute. Später wurde das Gebäude als Lagerraum verwendet.  
  
Die Sanierung des Gebäudes der ehemaligen Synagoge wurde im Rahmen der Dorferneuerung seit 2008 geplant (vgl. pdf-Datei vom April 2008 der Stadt Kirtorf: Dorferneuerung Ober-Gleen sowie Pressebericht von September 2013 unten). Ziel der Sanierung war die Herrichtung und Nutzung des Gebäudes als Kulturstätte mit Ausstellungsbereich, in Federführung des Heimatvereins Kirtorf. 
2013 bis 2017 wurde die ehemalige Synagoge durch die Stadt Kirtorf saniert und in Teilbereichen rekonstruiert. Die Einweihung des restaurierten Gebäudes war am 11. November 2017
Vgl. Pressebericht von Joachim Legatis in der Wetterauer Zeitung vom 13. November 2017: "Neue Kultur in alter Synagoge..." (Link zum Artikel, weiterer Artikel zur Einweihung siehe unten).    
        
        
Adresse/Standort der Synagoge   Obergasse 48     
        
        
Fotos
(Quelle des Planes von 1873: Ortsarchiv Ober-Gleen; Quelle der sw-Fotos aus den 1980er-Jahren: Altaras s.Lit.; neuere Farbfotos von Monika Felsing)   

Pläne zum Bau der Synagoge von 1873    Ober-Gleen Synagoge Plan 10.jpg (120165 Byte) Ober-Gleen Synagoge Plan 10a.jpg (117537 Byte)
   Die südliche Giebelseite   Der Eingangsbereich (westliche Seite) 
     
Ober-Gleen Synagoge Plan 10b.jpg (114709 Byte) Ober-Gleen Synagoge Plan 10c.jpg (111344 Byte) Ober-Gleen Synagoge Plan 10d.jpg (137241 Byte)
 Plan des Innenbereiches: Blick auf die
 Ostwand mit dem Toraschrein  
Plan des Innenbereiches: Blick auf die Frauenempore 
mit dem Durchgang zum Schulhaus  
 Die nördliche Giebelseite des Synagogengebäudes mit dem 
ursprünglichen Durchgang vom Schulhaus zur Frauenempore 
     
Ober-Gleen Synagoge Plan 10e.jpg (142975 Byte) Ober-Gleen Synagoge Plan 12.jpg (111542 Byte) Ober-Gleen Synagoge Plan 13.jpg (131209 Byte)
Grundrissplan (Erdgeschoss) des alten jüdischen Schulhauses 
mit Schulstube, Hausflur und Stallung, rechts das 
Synagogengebäude mit Markierung des Grundrisses der 
Empore und des Standortes des Toraschreines 
Antrag der Israelitischen Gemeinde zu Ober-Gleen vom 25. Januar 1873 
zum Bau einer neuen Synagoge und Baugenehmigung durch das Großherzogliche Kreisamt Alsfeld    
 
     
     
     
Das Synagogengebäude im September 1985     
Ober-Gleen Synagoge 133.jpg (79064 Byte) Ober-Gleen Synagoge 131.jpg (50496 Byte) Ober-Gleen Synagoge 130.jpg (40696 Byte)
Blick auf das ehemalige Synagogengebäude von Westen beziehungsweise Nordwesten; 
zu sehen ist der Eingang zur Frauenempore, der vom angebauten und schon länger 
abgebrochenen ehemaligen jüdischen Gemeindehaus her erfolgt. 
   Blick in die ehemalige Synagoge im
 September 1985, die als Lagerraum 
verwendet wurde.
      
Das Synagogengebäude im Sommer 2015 
- vor Beginn der Restaurierungsarbeiten 
(Fotos: Monika Felsing) 
   
Ober-Gleen Synagoge 150.jpg (156375 Byte) Ober-Gleen Synagoge 151.jpg (214429 Byte) Ober-Gleen Synagoge 152.jpg (233540 Byte)
Früherer Zugang zur Frauenempore ursprünglich 
vom oberen Geschoss des inzwischen abgebrochenen Schulhauses  
Blick von Nordosten; rechts Nordseite mit dem Zugang zur
 Frauenempore, links Ostseite (Bereich des Toraschreines)  
 Blick auf die Westseite der ehemaligen Synagoge
mit dem früheren Eingangsbereich 
Das Foto oben in hoher Auflösung    Das Foto oben in hoher Auflösung    Das Foto oben in hoher Auflösung  
     
  Ober-Gleen Synagoge 153.jpg (137741 Byte)   
  Im Inneren des Synagogengebäudes   
     
      
  Erinnerungen vor Ort 
(Fotos: Monika Felsing)  
Obergleen Gedenken 266.jpg (183069 Byte) Obergleen Gedenken 799.jpg (91021 Byte) 
   Erinnerungstafel für Familie Jakob und Johanna Lamm
eine der Tafeln, die 2010 in die Feldsteinmauer 
des Dorffriedhofes eingesetzt worden sind  
 Erinnerung an Johanna Lamm und 
Bertha Rothschild (Foto von 1912) - 
Fototafel aus dem Museum Kirtorf 
     
     
Das Synagogengebäude nach der Restaurierung
 im Herbst 2016 
(Fotos: Justus Randt, obere zwei Fotos; 
Monika Felsing, untere zwei Fotos)    
Ober-Gleen Synagoge 183.jpg (422915 Byte) Ober-Gleen Synagoge 182.jpg (135682 Byte)
  Blick auf das Synagogengebäude    
     
  Ober-Gleen Synagoge 180.jpg (365974 Byte) Ober-Gleen Synagoge 181.jpg (216134 Byte)
  Blick auf den Eingangsbereich   
     

    
Fotos zur Geschichte jüdischer Familien  
Fotos aus der Familie Sondheim 
(Quelle der Fotos: Sammlung der Familie Herbert Sondheim mit freundlicher Genehmigung von Robin Smolen, vermittelt durch Monika Felsing; die Abbildungen gingen auch ein in die Bücher zu Ober-Gleen von Monika Felsing, s.Lit.)   
Zur Familie: Hirsch Sondheim in Ober-Gleen war ein Sohn von Joseph Sondheim und seiner Frau Adelheid. Er heiratete Rebekka geb. Katz. Die beiden hatten fünf Kinder: Berta Sondheim (geb. 1883), Hermann Sondheim (geb. 1883), Siegmund Sondheim (geb. 1885), Betty Sondheim verh. Baer (geb. 1892) und Joseph Sondheim (geb. 1898 in Kirtorf). 
Zu den Kindern: - Berta Sondheim (geb. 18. Oktober 1883), blieb unverheiratet, starb in den USA. 
- Hermann Sondheim (geb. 18. Oktober 1883 in Ober-Gleen) war verheiratet mit Fanny Grethe geb. ?. Die beiden hatten einen Sohn: Curtis Sinclair.   
- Siegmund Sondheim (geb. 20. September 1885 in Ober-Gleen, gest. 20. Februar 1945 in New York) war verheiratet mit Jettchen geb. Worms (aus Laudenbach). Die beiden hatten drei Kinder: Addi (geb. 1923 in Ober-Gleen, verh. Loewenberger, gest. 1980), Rita (geb. in Ober-Gleen, in den USA verh. Halpern) und Robert. Addi heiratete in den USA Jack Loewenberger. Die beiden hatten zwei Kinder: Marvin und Laura Sue (verh. Miller; geb. 1950 in New York, gest. 1978). 
- Betty Bär geb. Sondheim (geb. 1892 in Ober-Gleen) ist in der NS-Zeit in die Niederlande emigriert und wurde ab Westerbork am 1. Juni 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie am 4. Juni 1943 ermordet wurde. Sie war verheiratet mit Karl Bär und hatte zwei Kinder: Alfred Josef (geb. 15. Januar 1921 in Köln; mit Mutter emigriert, am 26.2.1943 ab Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo er am 11. April 1943 ermordet wurde) und Herbert Sondheim (kam mit einem Kindertransport nach England, dann Australien, gest. 2015). 
- Joseph Sondheim (geb. 1898 in Kirtorf) ist 1920 unverheiratet gestorben.   

Ober-Gleen Hirsch Sondheim.jpg (103559 Byte) Ober-Gleen Rebekka Berta Addi Sondheim.jpg (110130 Byte) Ober-Gleen Siegmund Sondheim.jpg (85010 Byte)
Hirsch Sondheim, Vater von Berta, Hermann
Siegmund, Betty und Joseph 
(Grab im jüdischen Friedhof in Angenrod)   
Hirschs Frau Rebekka geb. Katz, mit ihrer Tochter 
Berta und der Enkelin Addi (rechts) und zwei weiteren 
Kindern vor dem Haus der Familie in Ober-Gleen 
Siegmund Sondheim (geb. 1885; rechts) 
im Ersten Weltkrieg  
  
     
Ober-Gleen Hermann Sondheim.jpg (144695 Byte) Ober-Gleen Jettchen uSiegmund Sondheim.jpg (108109 Byte) Ober-Gleen Berta Sondheim.jpg (89329 Byte)
Hermann Sondheim, Siegmunds Bruder 
(geb. 1883; wurde im Holocaust ermordet) 
  
 Siegmund Sondheim und Jettchen geb. Worms
die Eltern von Addi, Robert und Rita; gemeinsam mit 
Berta Sondheim 1939 in die USA emigriert 
Berta Sondheim, unverheiratete Tante von Addi 
(Aufnahmeort vermutlich Atelier von Hugo Grün in Alsfeld; 
sie verstarb in den USA)  
     
Ober-Gleen Betty Alfred Herbert Baer.jpg (551473 Byte) Ober-Gleen Addi uKurt Sondheim.jpg (178221 Byte) Ober-Gleen Addi Sondheim.jpg (117906 Byte)
Betty Baer geb. Sondheim (geb. 1892 in Ober-Gleen
- ermordet 1943) mit ihren Söhnen Alfred Josef (geb. 1921;
rechts) und Herbert 
(kam mit einem Kindertransport nach England, war einer der
 'Dunera Boys' die nach Australien verschifft wurden; gest. 2015)
 (Aufnahmeort unbekannt, eventuell in Köln).  
Addi Sondheim (rechts) mit ihrem Cousin Kurt 
und einem unbekannten Mädchen (Aufnahmeort 
unbekannt; eventuell Frankfurt am Main)  
 
  
Addi Sondheim (Aufnahmeort unbekannt, 
eventuell Fotostudio in Kirtorf oder Alsfeld; 
lebte 1923-1980; war verh. Löwenberger)  
 
   
        
 Ober-Gleen Jettchens Music Group.jpg (197280 Byte) Ober-Gleen Jettchens Music Group 01.jpg (68776 Byte)   Ober-Gleen Jettchen Sondheim 1913.jpg (212383 Byte) Ober-Gleen Jettchen Sondheim 1913 01.jpg (23302 Byte)  Ober-Gleen Herbert Sondheim.jpg (45183 Byte)
 Jettchen Sondheim geb. Worms mit Freundinnen 
und Freunden ("Jettchen's Music Group") 
 
Hedwig Sondheim geb. Worms 
mit Freunden an Purim 1913
    
  Herbert Sondheim, vermutlich kurz vor der 
Auswanderung (Addi und Herbert waren im Internat in 
Bad Nauheim; Herbert starb 2015 in den USA)  
     

Quellen: Addi Löwenberger geb. Sondheim: https://www.geni.com/people/Addi-Loewenberger/6000000003698911457 und von dort ausgehende Links zu den anderen Familienmitgliedern.   
Das Leo Baeck Institut hat eine Willi Sondheim Collection; er war ein gebürtiger Ober-Gleener (geb. 1. Februar 1887). Er ist nach dem Ersten Weltkrieg, seinem Einsatz in Palästina, in die USA ausgewandert.   

      
     
Drei Grabsteine von Angehörigen der Familie Sondheim 
aus Ober-Gleen
im jüdischen Friedhof Angenrod  
(Fotos von Justus Randt)   
   
Angenrod Grab Hirsch Sondheim.jpg (179636 Byte) Angenrod Grab Rebecka Sondheim.jpg (188050 Byte) Angenrod Grab Robert Gabriel Sondheim.jpg (203849 Byte)
Grabstein für Hirsch Sondheim
 (Zwi Bar Josef, 15.3.1854-31.8.1927) 
  
   
Grabstein für Rebecka Sondheim geb. Katz 
(Riwka Bat Naftali HaKohen, 22.11.1856-8.8.1929) 
  
   
Grabstein für Robert Gabriel Sondheim 
(Gabriel Bar Elieser, 17.5.1926-6.8.1930; war ein Sohn 
von Siegmund und Jettchen Sondheim bzw. ein Enkel 
von Hirsch und Rebecka Sondheim, ) 

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
 

Oktober 2010: Vortrag über die Geschichte des Landjudentums und der Ober-Gleener Juden  
Artikel im "Gießener Anzeiger" vom 28. Oktober 2010 (Artikel): "Geschichte der Ober-Gleener Juden in prosaischer Form erzählt
OBER-GLEEN. Vortrag von Kathrin Jacob spannte einen Bogen über die Geschichte des Landjudentums. 
(la). Ehemals jüdische Mitbewohner Ober-Gleens erhielten jetzt, neben der Einweihung der Gedenkstätte auf dem alten Friedhof, auch mit einem von Kathrin Jacob (Lauterbach) ausgearbeiteten Vortrag wieder Name und Gesicht. Der Vortrag im Dorfgemeinschaftshaus, getitelt 'Meier, der Bayer: Lehre Meier Cohn und das Leben in Ober-Gleen' spannte in prosaischer Form einen weiten Bogen über die Geschichte des Landjudentums der Region. Der Vortrag am Sonntagnachmittag, für die beruflich verhinderte Autorin gelesen von Ernst A. Bloemers, brachte den gut 20 Besuchern in bewegten, zugleich aber auch historisch-fundierten, Ausführungen die ehemalige Zeit Ober-Gleener Bürger christlicher und israelitischer Konfession nahe: vor der NS-Zeit eine Ära der selbstverständlichen Gemeinsamkeit der beiden Bürgergruppen. Der Vortrag basierte auf wochenlanger Erarbeitung Jacobs zusammen mit Bloemers, im Ortsarchiv. Jacob habe dabei 'sehr viel Interessantes aus der jüdischen Zeit Ober-Gleens' gefunden, allerdings nicht aus den dreißiger Jahren: 'Da ist so gut wie nichts zu finden.'..."     
 
September 2013: Die Synagoge in Ober-Gleen soll erhalten bleiben    
Artikel im "Lauterbacher Anzeiger" vom 5. September 2013: "'Großes Bestreben im Ort, die Synagoge zu erhalten'
OBER-GLEEN. AUFTAKT Am Tag des offenen Denkmals ist ehemalige Synagoge in Ober-Gleen zu besichtigen.

(gsi). ... Zum Tag des offenen Denkmals unter dem Motto 'Jenseits des Schönen und Guten – unbequeme Denkmale' öffnet am kommenden Sonntag erstmals wieder die ehemalige Synagoge Ober-Gleen ihre Pforten.  
'Schon lange ist die zukünftige Nutzung der ehemaligen Synagoge ein Thema in der Dorfgemeinschaft', erzählt Ortsvorsteher Armin Becker. Nun soll das alte Bethaus, das nach dem Krieg als Schmiede genutzt wurde, wieder hergerichtet und so weit wie möglich in den Originalzustand versetzt werden. Von großer Bedeutung sind dabei alte Pläne und Zeichnungen. Auch Vorarbeiten durch das Amt für Denkmalpflege haben erste Eindrücke des 1873 erbauten Hauses zutage gefördert, etwa die Wandbemalung, die unter den Putzschichten liegt. 'Nicht immer war es ein leichtes Unterfangen', erinnert sich der Ortsvorsteher, aber nun stehe fest: 'Es gibt ein großes Bestreben im Ort, die Synagoge zu erhalten.' Sein Herzenswunsch sei es allemal.
Die Realisierung möglich macht nun die Dorferneuerung: Alle wesentlichen Anträge zur Restaurierung der ehemaligen Synagoge sind gestellt, ein Architekt ist mit den Planungen beauftragt und bald schon soll die ehemalige Synagoge, in Ober-Gleen zentral in der Nähe des Dorfmittelpunkts 'Am Komp' gelegen, ähnlich wie die ehemalige Synagoge in Kestrich als Haus der Kultur und der Begegnung fungieren.
Zum ersten Mal wird sie diese Funktion nun am kommenden Sonntag haben: Zum Tag des offenen Denkmals stellen Gemeinde und der Heimatverein der Stadt Kirtorf der interessierten Öffentlichkeit das Gebäude vor. Auch eine Ausstellung wird direkt darin Platz finden: Das Leben der Juden in Ober-Gleen thematisiert diese und erinnert damit an die neun jüdischen Familien, die während der Nazidiktatur das Dorf verlassen mussten und nie wieder zurückkehrten. Die Größe des einst lichtdurchfluteten Raumes lässt vermuten, dass es sich in Ober-Gleen um eine aktive, wenn auch nicht besonders reiche jüdische Gemeinde handelte. Um auch die gut erhaltene Frauenempore betreten zu können, wird am Sonntag eigens eine Treppe an der Außenfassade errichtet werden.
Wie genau die Synagoge aussah, was sich wo befand und ob vielleicht irgendwo noch Inventar aus Ober-Gleen erhalten ist, das herauszufinden wird noch eine Menge Recherche-Arbeit fordern, das weiß man in Ober-Gleen. Dennoch: Ein Anfang ist gemacht, freuen sich Becker und Helmut Meß vom Heimatverein, und: 'Vielleicht kommt ja durch die Öffnung der ehemaligen Synagoge heute jemand auf die Idee, sich hier einzubringen oder wird an alte Gegenstände auf dem Dachboden oder an Ereignisse in der Vergangenheit erinnert.' Über eine rege Beteiligung der Bevölkerung sowohl am Tag des offenen Denkmals als auch bei der geschichtlichen Aufarbeitung wird man sich in den verantwortlichen Gremien freuen.
Die Eröffnung der Veranstaltung mit einer Ansprache findet am 8. September um 14 Uhr in der Synagoge statt. Wanderwillige können sich bereits um 12.30 Uhr in Kirtorf treffen und gemeinsam auf dem neu ausgewiesenen Judenpfad von dort nach Ober-Gleen laufen. Für das leibliche Wohl sorgen die Landfrauen des Ortes, für eine ansprechende musikalische Umrahmung Veronika Bloemers." 
Link zum vollständigen Artikel mit Foto: '     
 
Oktober 2016: Vierter Band der Ober-Gleen-Reihe wird vorgestellt   
"Schbille gieh un feiern. Geschichtsverein stellt den vierten und letzten Band der Ober-Gleen-Reihe vor
Ober-Gleen.
Vier Jahre, vier Bücher. Der Bremer Geschichtsverein Lastoria legt noch in diesem Monat den vierten und letzten Band der Reihe über Ober-Gleen vor. Nach dem Reise- und Sprachführer 'Gliesbeurel inner sich' und den Bänden 'Naut wie Ärwed' und 'Himmel un Höll' ist es Zeit für den Band über die Freizeit und übers Verlieben, über christliche, jüdische und weltliche Feste und über die Geschichte der Fortbewegung am Beispiel eines oberhessischen Dorfes. Die öffentliche Buchpremiere ist am Sonntag, 30. Oktober, um 15 Uhr im Gasthaus 'Zum Stern' in Ober-Gleen. Bei Eggschdäis, wie Ober-Gleener sagen.
Die Ober-Gleen-Serie, ein Großprojekt des Bremer Geschichtsvereins, umfasst insgesamt mehr als 1850 Buchseiten, mehrere Hundert Tonaufnahmen und Tausende von reproduzierten und aktuellen Fotos. Beteiligt haben sich mehr als 130 Gliesbeurel, wie Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener im Vogelsberg genannt werden, und einige ihrer Nachfahren in den USA und Kanada. Die von Profis in ehrenamtlicher Arbeit erstellte Buchreihe versteht sich als Beitrag zur europäischen und zur jüdisch-christlichen Geschichte, zur Erinnerung an viele einzelne Menschen und zur Rettung einer vom Aussterben bedrohten Mundart und als Bekenntnis zu den Menschenrechten. Zusätzlich zu den vier Sachbüchern gibt es die CD-Reihe 'So klingt Owenglie', das Hörbuch über Friedrich Ludwig und Amalie Weidig ('Sbäschel Eddischen: Friedrich Ludwig Weidig') und den Blog Owenglie, geschrieben in Ober-Gleener Dialekt, Hochdeutsch und Englisch. 
Der vierte Band, 'Schbille gieh un feiern', verfasst von der in Ober-Gleen aufgewachsenen Historikerin und Journalistin Monika Felsing (Bremen), gestaltet von Wolfgang Rulfs (Delmenhorst), in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit Justus Randt (Bremen), Sabine Kirchner (Ober-Gleen), Matthias Eislöffel (Frankfurt am Main), Erika Thies (Worpswede) und Rosemarie Francke (Bremen). Zu den Themen gehören unter anderem die Jugendkultur, vor allem auch die Spinnstube und die Jugendgruppe, Walpern, Ostern, Pessach, die Kirmes, Laubhütten- und Straßenfeste, Weihnachten, Chanukka, Hochzeit, Reisen und Silvester. Die Kapitel über Fortbewegung drehen sich ums Wandern, Rad-, Motorrad-, Auto- und Schifffahren und Fliegen. 
In keinem der anderen Bücher über Ober-Gleen werden so viele andere Gemeinden aus dem Vogelsbergkreis, der Schwalm und dem Kreis Marburg-Biedenkopf erwähnt wie im vierten Band, was nicht verwundert, denn beim Schbillegieh kommen Menschen in ihrer Region herum. Der Band hat zwei rote Fäden. Einer ist die Geschichte der Fortbewegung, der andere sind die Feste, die im Laufe eines Jahres gefeiert werden. Im Anhang werden Schicksale ausgewanderter Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener geschildert, die Zeitleiste fortgesetzt und viele weitere Redewendungen aus dem Dialekt erklärt. 'Ober-Gleen hat vieles mit anderen Dörfern gemeinsam', sagt die Autorin, 'die Mundart aber ist unverwechselbar, ein kostbares Kulturgut. Jedes Dorf im Vogelsberg schwädsd annerschd. Und nur Ober-Gleen hat das Owengliejer Platt.'
Die öffentliche Buchvorstellung ist am Sonntag, 30. Oktober. Der Eintritt ist frei. Spenden für Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener in Kassel, Frankfurt oder Amsterdam werden erbeten. Um 12 Uhr besteht die Möglichkeit zum Mittagessen im 'Gasthaus zum Stern' (bei Anmeldung unter 06635/218). Um 13.30 Uhr schließt sich ein Rundgang durchs Dorf an. Kinder und Jugendliche können bei einer Rallye das Gliesbeurel-Diplom machen. Um 14.30 Uhr beginnt der Einlass in den Saal, die Buchvorstellung um 15 Uhr. Um 17 Uhr gibt es unter dem Motto 'So klingt Owenglie' Musik-Kostproben aus den neuen CDs und Gelegenheit zum Austausch.
'Schbille gieh un feiern' hat 508 Seiten, davon 16 in Farbe, und mehr als 250 Fotos aus rund 100 Jahren. Er kostet 28 Euro und ist anschließend in Deutschland, Kanada und den USA im Buchhandel erhältlich. Die dazu gehörenden CDs der Reihe 'So klingt Owenglie', auch das Hörbuch Weidig, gibt es nur über den Verein. Kontakt unter mail@lastoria-bremen.de und über den Blog Owenglie.    
Weitere Informationen über das Projekt Ober-Gleen und den Bremer Geschichtsverein Lastoria e.V. siehe eingestellte pdf-Datei mit einer Selbstvorstellung des Vereins.   
Internetseite http://www.lastoria-bremen.de/      
 
Oktober 2016: Elfriede Roth aus Lauterbach erinnert sich  
Ober-Gleen Elfriede Roth.jpg (127423 Byte) Ihre Eltern übernahmen Hausmeistertätigkeiten in der Synagoge Lauterbach und versorgten Juden in der NS-Zeit mit Lebensmitteln. Elfriede Roth war Schabbesmädchen bei Rosa Weinberg geb. Lamm aus Ober-Gleen und deren Familie. Monika Felsing hat ein Porträt über die couragierte Zeitzeugin geschrieben: "Das Schabbesmädchen. Elfriede Roth (91) - eine NS-Zeitzeugin aus Lauterbach (Oberhessen)" (pdf-Datei)   
 
November 2017: Die Restaurierung der ehemaligen Synagoge ist abgeschlossen - Feier zur Einweihung als "Haus der Geschichte, Kultur und Begegnung"  
Artikel von Linda Buchhammerin der "Oberhessischen Zeitung" vom 12. November 2017: "'Eine Brücke in die Gegenwart'.
OBER-GLEEN
- Denkmale werden errichtet, um zu erinnern an Menschen, Ereignisse und deren Geschichte. Lange Zeit war die Instandsetzung und Nutzung der ehemaligen Synagoge im Kirtorfer Stadtteil Ober-Gleen in der Diskussion - am Samstag wurde in einer Feierstunde das Gebäude nach einer Bauzeit von zwei Jahren seiner neuen Bestimmung als 'Haus der Geschichte, Kultur und Begegnung' übergeben.
Emotional eröffnete Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz im Kreise der Stadtverordneten, Magistratsmitglieder und weiteren Ehrengästen die Feierlichkeiten mit einem Rückblick in ein düsteres Kapitel der Geschichte - die Auslöschung jüdischen Lebens, auch in Ober-Gleen und der Region. Denkmale seien Zeugen der Vergangenheit, gefrorene Geschichte. Gleichzeitig aber schlügen sie eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. 'Man kann die Gegenwart jedoch nur verstehen, wenn auch die Vergangenheit bekannt ist', machte der Rathauschef deutlich und ermutigte die Besucher, das restaurierte jüdische Bethaus zukünftig als Sinnbild der Toleranz für Frieden und Menschlichkeit zu sehen. 'Wie wir uns erinnern, ist mitentscheidend für das, was aus uns wird', spannte Künz mit einem Zitat des Philosophen Karl Jaspers den Bogen. Die Entscheidung der Kirtorfer Stadtpolitik, die alte Ober-Gleener Synagoge so weit wie möglich wieder in den Originalzustand zu bringen, setzte ein richtiges Zeichen. Im Anschluss sprach Architekt Herbod Gans die Bauphase an und erläuterte in vielen Details die Sanierungsmaßnahmen und Rekonstruktion der alten Synagoge aus dem Jahre 1873/1874. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zur Schmiede umfunktioniert. 'Ursprünglich muss an das Bethaus ein weiteres Gebäude angeschlossen gewesen sein', forschte der Bauexperte nach und rekonstruierte am äußeren Zugang zur ehemaligen Frauenempore den Gebäudeanbau eines Lehrerhauses und einer kleinen Schule. Das Wesentliche am Gebäude sei der sparsame Bau einer typisch ländlichen Synagoge mit zurückhaltender Farbgebung, mit Wänden mit kleinen Holzschindeln, den Wiedereinbau von gebogten Fenstern und dem wieder zum Haupteingang errichteten zentralen Eingang, erläuterte Gans das Äußere der Synagoge. Im Inneren wurde der Raum bewusst 'weiß' gehalten, um die Schlichtheit des Raumes hervorzuheben. Adäquat abgestimmte flexible, moderne Bestuhlung sowie ein neuzeitlicher Kronleuchter spiegeln im Raum einen unvergleichlichen Charakter wieder. 'Wir haben jetzt ein Kulturhaus der Stadt Kirtorf', schloss der Gebäudeplaner und überreichte mit guten Wünschen dem Bürgermeister den symbolischen Schlüssel in Form einer Tora-Rolle. Die Kultur ließ nicht lange auf sich warten. Veronika Bloemers und ein feines Gesangs-Quartett umrahmten die Feierlichkeiten mit jiddischen Gesängen. Schon am Abend folgte der US-Klezmer-Virtuose Yale Strom der Einladung von Ortsbeirat Ober-Gleen und Heimatverein Kirtorf. Er legte in Begleitung seiner Frau Elisabeth Schwartz und des Frankfurter Jazz-Gitarristen Nikolai Muck ein konzertantes Gastspiel ein." (siehe Fotos unten) 
Link zum Artikel  
 
November 2017: Klezmer-Konzert zur Einweihungsfeier der restaurierten ehemaligen Synagoge   
 Ober-Gleen Synagoge P1010739.jpg (109941 Byte)  Ober-Gleen Synagoge P1010741.jpg (92336 Byte)  Ober-Gleen Synagoge P1010781-1.jpg (99402 Byte)  
Am 11. November 2017 traten in der ehemaligen Synagoge der Klezmer-Musiker Yale Strom sowie der Gitarrist Nikolai Muck auf. Das Konzert wurde gemeinsam vom Ortsbeirat Ober-Gleen und dem Heimatverein Stadt Kirtorf e.V. veranstaltet.  
Weitere Informationen dazu in einer Presse-Mitteilung von Monika Felsing, Geschichtsverein Lastoria, Bremen (eingestellt als pdf-Datei; englischer Text). 
Weitere Fotos http://monikafelsing.de/WordPress_03/    
  
November 2017: Über weitere Veranstaltungen zur Eröffnung der restaurierten Synagoge  
Artikel von Joachim Legatis in der "Alsfelder Allgemeinen" vom 13. November 2017: "Neue Kultur in alter Synagoge
Kirtorf (jol). Am Abend wurde ausgelassen zu jiddischen Liedern mitgesungen, am Nachmittag waren noch nachdenkliche Töne zu hören. So abwechslungsreich verlief der erste offizielle Tag in der ehemaligen Synagoge Ober-Gleen. Das frühere Gotteshaus wurde nach umfangreicher Sanierung am Samstag eingeweiht. Dabei warnte Bürgermeister Ulrich Künz davor, Kunst als Ablassbrief für Schuld misszuverstehen. Die alte Synagoge soll künftig als Kulturhaus von Ortsbeirat und Heimatverein Stadt Kirtorf betrieben werden. 'Schande kann nicht mittels Kunst ungeschehen gemacht werden', betonte Künz. Auch in der Region Kirtorf wurden in der Pogromnacht Synagogen demoliert und Juden verfolgt. Auch Kirtorfer und Ober-Gleener jüdischen Glaubens sind im Dritten Reich umgebracht worden. Meist hatten sie Zuflucht in größeren Orten gesucht in der trügerischen Hoffnung, dort vor Verfolgung sicher zu sein.
Die Stadtverordneten der Stadt hätten sich dazu entschlossen, sich der Erinnerung zu stellen. Denn die zivilisatorische Schicht über dem Abgrund ist brüchig, wie Künz anfügte. Die im November 1938 stark demolierte Synagoge Ober-Gleen wurde mit viel Liebe und Sachverstand restauriert. Das war im Rahmen der Dorferneuerung möglich, die Bürger des Ortes hätten ihre Chance genutzt. Damit hätten sie zum Erhalt des kulturellen Erbes der Region beigetragen, lobte der Bürgermeister.
Wenige haben geholfen. Der alte Betraum war in den Jahren nach dem 'Dritten Reich' stark verändert worden, um als Schmiede und Lagerraum zu dienen. Zuschüsse vom Land und von der Denkmalpflege hatten den Umbau ermöglicht, Bauhof und die Bürger hatten mit viel Eigenleistung ihren Beitrag geleistet. 'Sie haben ein schönes, interessantes Gebäude erhalten', sagte Künz. Nun wollen Ortsbeirat und Heimatverein dafür sorgen, dass es mit Leben erfüllt wird. Architekt Herbod Gans verwies auf Besonderheiten des zweigeschossigen Baus. So ist der alte Sandsteinboden unter dem Estrich freigelegt worden. In der Mitte ist der Kreis für den Lesepult zu erkennen. Die Bestuhlung ist auf niedriges Podest gesetzt. Die Empore haben die Bauarbeiter rekonstruiert, der Zugang ist über eine Treppe von der Seite her. Einst war der Zugang durch das inzwischen abgebrochene Nachbargebäude, in dem der Lehrer wohnte. Der Innenraum ist zurückhaltend in weiß und hellgrau gehalten. Anstelle des Kristallleuchters ist ein moderner Leuchter installiert, der den Innenraum schön illuminiert. Gans überreichte eine Dokumentation, die den Plan von 1872 und Erläuterungen zum Bauwerk beinhaltet. Die über zwei Meter lange Bahn hängten Helmut Meß und Armin Becker von Verein an der Ostseite auf, wo einst der Toraschrank stand.
Musikalisch umrahmten Veronika Bloemers und ein vierköpfiger Chor des Geschichtsvereins die Einweihung. Dabei griffen sie auf traditionelle Lieder der osteuropäischen Juden und Lieder aus der jüdischen Tradition zurück. In einem spontanen Beitrag erinnerte sich Rudolf Scheld an die Verfolgung der Kirtorfer Juden und die Verwüstung der Synagoge. Die jüdischen Kirtorfer hätten sehr gelitten, bedauerte er. Es habe wenige gegeben, die ihnen geholfen hätten."  
Link zum Artikel   
 
Januar 2018: Ein neues Hörbuch über die jüdischen Familien von Ober-Gleen ist erschienen   
Mitteilung von Lastoria e.V. Bremen: "Jiddisch Leben. Ein Hörbuch über die jüdischen Familien von Ober-Gleen, ihre Verwandten und Freunde in Europa, den USA, Australien, Israel und Südafrika.
Herausgegeben vom Lastoria e.V., Bremen.  

Der Bremer Geschichtsverein Lastoria veröffentlicht im Frühjahr 2018 'Jiddisch Leben', ein Hörbuch, das Menschen auf mehreren Kontinenten verbindet: Die sechs CDs vereinen Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Ober-Gleen, Statements von Angehörigen jüdischer Ober-Gleener in Übersee, die Ergebnisse mehrjähriger Recherchen und zwei Live-Mitschnitte von Konzerten in der alten Ober-Gleener Synagoge. Synagogale Gesänge aus Hessen sind zu hören, Klezmer, hebräische und jiddische Lieder aus Deutschland und Israel. Einige dieser Melodien erklingen zum allerersten Mal in der 1874 erbauten und nun restaurierten Ober-Gleener Synagoge – und andere nach langer Zeit zum ersten Mal wieder.
Wir erzählen die Geschichte der jüdischen Familien von Ober-Gleen und ihrer Verwandten unter anderem in Kirtorf, Angenrod, Romrod, Nieder-Ohmen, Kestrich, Homberg/Ohm, Alsfeld, Lauterbach, Nentershausen, Crainfeld, Diez/Lahn, Zierenberg, Rauischholzhausen, Waldgirmes, Gießen, Hamburg, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Bayern, Berlin, in den USA, den Niederlanden, England, Israel, Südafrika und Australien.
In dieser Collage geht es um die jüdische Identität, das Neben- und Miteinander von Juden und Christen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, um individuelle Lebensgeschichten und die kollektive Verfolgung in der Nazizeit, um die Flucht von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ins Ausland und um die Deportation ihrer Angehörigen in Ghettos oder Konzentrationslager. Wir erfahren aus erster Hand etwas über den Neuanfang der Überlebenden in Übersee und die Beziehung zur alten Heimat, zur Muttersprache und den Liedern der Kindheit. Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und das gemeinsame Gedenken an die Opfer wird verbunden mit dem Engagement einer emigrierten jüdischen Nieder-Ohmenerin für Demokratie in den USA und den Erfahrungen einer evangelischen Ober-Gleenerin, die zwei Jahrzehnte lang in Israel gelebt, dort studiert und als Organistin und Chorleiterin gearbeitet hat. 
Gesprochene Sprachen: Deutsch, Jiddisch, Hebräisch, Englisch und Owengliejer Platt, der Dialekt von Ober-Gleen.
Das Team. Zum ehrenamtlichen Team gehören die Geschichtswissenschaftlerin, Journalistin und Buchautorin Monika Felsing, die aus Ober-Gleen stammt, der Journalist Justus Randt, der Grafiker Wolfgang Rulfs, die Organistin Veronika Bloemers und mehrere Dutzend andere Freiwillige aus Hessen und Bremen. Der US-amerikanische Filmemacher, Klezmer- und Roma-Musikforscher, Autor, Völkerkundler, Musiker und Fotograf Yale Strom, Artist in Residenz an der Universität von San Diego und Professor für Jüdische Studien, hat es dem Bremer Geschichtsverein gestattet, die Live-Aufnahmen von seinem Konzert mit dem Frankfurter Gitarristen Nikolai Muck vom 11. November 2017 in der restaurierten Ober-Gleener Synagoge in das Hörbuch zu integrieren. Die Musik ergänzt und kommentiert die gelesenen Texte und die Zeitzeugenaufnahmen auf eine unnachahmliche Weise. Oral History bekommt einen Klezmer-Rhythmus. Und nicht nur das: Der 19-jährige Enkel eines ausgewanderten Ober-Gleeners, ein renommierter junger Pianist, der schon als Kind in der Carnegie Hall aufgetreten ist, steuert ein Stück von Beethoven bei. Auf der Ober-Gleener Barockorgel spielt Veronika Bloemers 'Shalom Chaverim'. Und das Hörbuch trägt als einziges in der zwölfteiligen CD-Reihe 'So klingt Owenglie' einen jiddischen Titel.
Das sechsteilige Hörbuch wird, inklusive der drei Booklets, 36 Euro plus Versand kosten. Dieser Preis gilt für Bestellungen bis 30. Januar 2018 und danach nur, solange unser erster Vorrat reicht. 
Anfragen bitte per E-Mail an mail@lastoria-bremen.de."  Weitere Informationen über die Website www.monikafelsing.de      
 
Ober-Gleen 20180304.jpg (102497 Byte) Links: Einladung zur Vorstellung des Hörbuches "Jiddisch Leben" am 3. März 2018 im Hohhaus-Museum in Lauterbach und Veranstaltung in der Ober-Gleener Synagoge am 4. März 2018.  
 
November 2018: Zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 in Kirtorf und Ober-Gleen  
Artikel von Joachim Legatis in der "Alsfelder Allgemeinen" vom 15. November 2018: "Für demokratischen Zusammenhalt
Vor 80 Jahren brannte das Mobiliar der Synagoge Kirtorf auf dem Marktplatz und SA-Männer verwüsteten Häuser von jüdischen Ober-Gleenern. Daran erinnerte eine Veranstaltung des Aktionsbündnisses für Vielfalt im Kulturhaus Alte Synagoge Ober-Gleen mit Berichten, Geräuschen und Liedern. Hinweise auf die Rückkehr einer 'völkischen' Sprache, die eine Ausgrenzung von Minderheiten möglich macht und das emotionale Lied 'Donna, Donna' bewegten die Besucher. Cynthia Lotz und Katja de Tullio-Depoi stellten die Alte Synagoge vor, die seit einem Jahr als Kulturhaus genutzt wird. Erbaut wurde sie 1874 mit einem angebauten Gemeindehaus. Damals lebten 58 Juden in Ober-Gleen, rund acht Prozent der Dorfbevölkerung. 1930 waren es noch 25 Personen. In Kirtorf wurde 1843 in einem Wohnhaus am Marktplatz eine Synagoge mit Schulraum und rituellem Bad eingerichtet. 1901 baute man ein Synagogengebäude am Alsfelder Tor. Die jüdische Gemeinde verfügte außerdem über Schule, rituelles Tauchbad und Friedhof. 1880 lebten 66 Juden in Kirtorf, 1930 noch 40 Menschen. Meist lebten die Menschen in den Dörfern friedlich miteinander, Juden kämpften als Soldaten im Ersten Weltkrieg mit, wie de Tullio-Depoi anfügte. 1933 begann das 3. Reich, in dem bald Menschen in 'höherwertige' und 'minderwertige' differenziert wurden, wie Jenny Wahl sagte. Als 'volksschädigend' sahen die Nazis Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, Sozialhilfeempfänger und Alkoholkranke an. Als minderwertig wurden Sinti, Juden und Schwarze angesehen. Valdivielso meinte, diese Einteilung wurde 'völkisch' genannt, ein Begriff, den heute Vertreter der AfD und der NPD propagierten. Mit dem Gedicht 'Reichspogromnacht' erinnerte man an eine Nacht der Grausamkeit und des Schreckens, in der viele Menschen litten. Um den 9. November 1938 wurden 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört.
Bogen zur Jetztzeit. Aus der Synagoge Ober-Gleen haben SA-Leute die Inneneinrichtung und Schriften zerstört. Auch an Häusern der jüdischen Familien vergriffen sich SA-Männer. In Kirtorf wurde die Synagoge demoliert, Ritualgegenstände und Einrichtung auf dem Marktplatz verbrannt. 'Die jüdischen Kirtorfer haben sehr gelitten', bedauerte ein Zeitzeuge. An 27 Opfer der Judenverfolgung erinnerten Abgeordnete des Kreisjugendparlaments. Sie verlasen die Namen der Getöteten und legten für jeden einen Erinnerungsstein auf das Fenstersims. Ein siebenarmiger Leuchter, die Menorah, wurde entzündet. Christiane Finking verlas das Gedicht 'Wir sind ja trotz allem Menschen', das die Ausgrenzung der Juden einst thematisiert. Der Frauenchor der evangelischen Kirchengemeinde sang das Lied 'Donna, Donna', begleitet von Veronika Bloemers auf dem Klavier. Den Bogen zur Jetztzeit schlug man mit einem Ausschnitt aus einem Rechtsrock-Konzert 2004 im Schweinestall in Kirtorf. Ein Lied forderte zum Ermorden von Juden auf. Valdivielso erinnerte an verharmlosende Worte von AfD-Spitzenleuten zur deutschen Geschichte. Helmut Gläser mahnte, alle müssten für die Untaten von einst 'die historische Verantwortung' übernehmen. Begrüßt wurde die Resolution von Vereinsvertretern und Stadtverordneten aus 2004 in Kirtorf, die sich eindeutig gegen rechte Hetze und Gewaltaufrufe richtet. Andreas Fey stellte sie noch einmal vor. Der kleine Chor um Veronika Bloemers sang zwei Lieder und alle stimmten 'Shalom Chaverim' an. Mit dem Wunsch, sich für den demokratischen Zusammenhalt der Gesellschaft einzusetzen, schloss die Veranstaltung."
Link zum Artikel  
 
März 2020: Bei einer deutsch-niederländischen Geschichtswerkstatt in Bremen wird über die Geschichte von Betty Baer geb. Sondheim aus Ober-Gleen berichtet  
Mitteilung des Bremer Geschichtsvereins Lastoria: "'Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945'
Deutsch-niederländische Geschichtswerkstatt des Lastoria e.V. am Sonntag, 22. März, 10 bis 18 Uhr, in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen
Werner Deutschland hat versucht, sein Leben zu retten. Der Hemelinger floh in die Niederlande, wie so viele andere jüdischstämmige Deutsche, und fand Zuflucht in Amsterdam Zuid, in der Nachbarschaft der Familie Frank. Deutschsprachige Verfolgte des Naziregimes aus mehreren Ländern bildeten in der Rivierenbuurt eine Schicksalsgemeinschaft. Bis zum Einmarsch der Wehrmacht konnten sie sich in Sicherheit fühlen. Woher kamen sie? Was ist aus ihnen geworden? Wie gedenken wir ihrer? Der Bremer Geschichtsverein Lastoria hat vor einigen Jahren das offene Gedenkprojekt 'Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945' gestartet, um Informationen zu bündeln und Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich auf diesem Gebiet forschen, miteinander in Kontakt zu bringen, Austausch auf lokaler, regionaler, überregionaler und internationaler Ebene zu ermöglichen und gemeinsam für die Menschenrechte einzutreten..." 
Anmerkung: Das Projekt wird betreut von der Historikerin Monika Felsing. Sie wird in Bremen über die Geschichte von Betty Baer geb. Sondheim aus Ober-Gleen berichten.
Flyer zur Veranstaltung   Weitere Informationen siehe  www.lastoria-bremen.de  

  
    

     
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kirtorf  
bulletWebsite des Bremer Geschichtsvereins Lastoria e.V. und die Website www.monikafelsing.de   
bulletGenealogische Seiten zu einer Familie Flörsheim aus Obergleen:  www.thekesters.netFamilie Flörsheim  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 150.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 111.    
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 102 (keine weiteren Informationen) 
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände in einem Band. 2007² S. 262-263.   
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 196-197.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 44. 
bulletDiez Lit The Gate.jpg (28462 Byte)Ruth Stern Glass Earnest: The Gate: A Childhood Memoir. Earnest Books TB 2010. ISBN-13: 978-0615320632   15,78 € Link zur Amazon-Seite.  
A memoir of what a Jewish child growing up in Germany in the 1930s learned about the intended Holocaust. Terrorist tactics informed her between the ages of three and ten. Her parents could not shield her. What motivated her to tell her story 70 years later is not vanity but anger muted by a lifetime of lucky survival. 
Die Autorin ist eine Tochter von Louis Stern und seiner Frau Johanna Stern geb. Lamm, die aus Ober-Gleen stammte. Die Familie lebte in Diez, wo Louis Stern als Viehhändler tätig war. In dem Buch "The Gate" berichtet Ruth Stern von ihrer Kindheit in Diez, von den Besuchen bei den Großeltern in Ober-Gleen und bei ihrer Tante Rosi Weinberg geb. Lamm (aus Ober-Gleen) in Lauterbach, vom Internat in Bad Nauheim (Israelitische Kinderheilstätte) und der Emigration in die USA.     
bulletMonika Felsing (Lastoria e.V.): 'Bettys Nachbarn. Betty’s buren. NS-Verfolgte im Exil in Amsterdam Zuid', Taschenbuch, 464 Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN ‎ 3757824849, 20 Euro. Als E-Book erhältlich für 14,99 Euro.
Zum Inhalt: In einem Neubauviertel im Amsterdamer Süden waren Betty Baer, geborene Sondheim aus Ober-Gleen in Oberhessen, ihr aus Frankfurt am Main stammender Mann Karl und ihr in Köln geborener Sohn Alfred während der NS-Zeit im Exil. Wie die Franks aus Frankfurt am Main und Tausende anderer deutschsprachiger Flüchtlinge aus Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Berlin, Sachsen, Thüringen, Brandenburg, aus Österreich, Breslau, Danzig, Prag oder anderen Städten. Tür an Tür wohnten die Verfolgten des Nazi-Regimes in den Mietshäusern der Rivierenbuurt und der angrenzenden Viertel. Bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1940 waren sie einigermaßen sicher in ihrem Exil. Und hatten so etwas wie einen Alltag. Die Flüchtlinge begegneten einander auf dem Merwedeplein, in Läden und Cafés, bei der Arbeit, wenn sie denn eine fanden, oder beim Jüdischen Rat. Die Gläubigen unter ihnen gingen in die Synagoge oder in die Kirche, die Kinder in den Kindergarten oder in der Schule. Wer verhaftet wurde, kam in die Hollandsche Schouwburg und wurde über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz, Sobibor oder Theresienstadt deportiert. Wer waren Bettys Nachbarinnen und Nachbarn, woher kamen sie, was ist aus ihnen geworden? In einigen Hundert biografischen Skizzen, aufgeteilt nach Bundesländern und Regionen, entsteht eine vage Vorstellung von dieser zusammengewürfelten, unfreiwilligen Schicksalsgemeinschaft. Auf der Basis von Daten, wie sie auf Joods Monument, Geni.com, Dokin, My Heritage, Stolpersteinseiten, Alemannia Judaica und anderen Websites veröffentlicht worden sind, hat die Autorin die Spuren auch von Verwandten nachgezeichnet, die nicht im niederländischen Exil waren, von Ermordeten wie von Überlebenden. 'Bettys Nachbarn. Betty’s buren' würdigt insbesondere die umfangreichen Recherchen, die von Ehrenamtlichen geleistet werden, und ist ein weiterer Beitrag des Bremer Geschichtsvereins Lastoria zum Austausch und gemeinsamen Gedenken. Jedes einzelne Schicksal, das dokumentiert wird, macht einen Unterschied.     

  
Hinweis: die nachfolgenden Bücher von Monika Felsing betrachten die Dorfgeschichte als Ganzes, die jüdische Geschichte kommt innerhalb der Darstellungen vor. So geht es in dem Reise- und Sprachführer in Band 1 auch um jiddische Worte und um die Synagoge; in Band 2 über Arbeit geht es auch um die Berufe von jüdischen Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleenern. Siehe auch die Website www.monikafelsing.de      

bulletOber-Gleen Lit 020.jpg (25365 Byte)Monika Felsing: Gliesbeurel inner sich. 1. Band der Ober-Gleen-Reihe. 348 S. Books on Demand 2013. ISBN 978-3732249633. 24,00 €.  
Im ersten Band der Reihe über Ober-Gleen sind heutige und frühere 'Gliesbeurelinner sich'. Auf eine kurze Einführung in die Geschichte des Dorfes folgt ein kleiner Sprachführer mit Hintergrundinformationen, Anekdoten, Rezepten, Gedichten, dem Ober-Gleener Lied und zahlreichen aktuellen und historischen Fotos aus Privatbesitz. Ober-Gleen für Einheimische und Zugezogene, Bekannte, Freunde und Verwandte, Einsteiger und Emigrierte.   
bulletOber-Gleen Lit 021.jpg (32327 Byte)dies.: Naut wie Ärwed. 2. Band der Ober-Gleen-Reihe. 440 S. Books on Demand 2014. ISBN 978-3732299348. 29,00 €. 
Der zweite Band der Reihe über Ober-Gleen ist dem Ernst des Lebens gewidmet und beschreibt die Schulzeit in verschiedenen Jahrzehnten, die Arbeit in Haus, Garten und Hof, in Feld und Wald, die Erwerbsarbeit und das Ehrenamt. Wieder auf Hochdeutsch und Platt, mit vielen erstmals öffentlich gezeigten Bildern aus Familienalben und privaten Sammlungen.   
bulletOber-Gleen Lit 1003.jpg (23874 Byte)dies.: Himmel un Höll. 3. Band der Ober-Gleen-Reihe. 556 S. Books on Demand 2015. ISBN 978-3738647198. 28,00 €   
Im dritten Band der Reihe über Ober-Gleen geht es um das Zusammenleben, das Auseinanderleben und das Überleben. 'Himmel un Höll' erzählt die Geschichte des Sozialrevolutionärs Friedrich Ludwig Weidig, aber auch einiger anderer Dorfbewohner, gewährt Einblicke in den Dorfalltag von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Weltkriege, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und des Neubeginns. Was ist aus den Ausgewanderten, Geflohenen und Deportierten geworden?  
bulletOber-Gleen Lit 1004.jpg (35270 Byte)dies.: Schbille gieh un feiern. 4. Band der Ober-Gleen-Reihe. 508 S. Books on Demand 2016. ISBN 978-3741240232. 28,00 €.       
Gesellig und vorwiegend heiter geht es im vierten Band der Reihe über Ober-Gleen zu. Erinnerungen an die Feste und Partys des 20. und 21. Jahrhunderts werden lebendig: Hochzeiten ab den 20er-Jahren, Konfirmationen, Faschings- und Kirmesfeiern, Umzüge, Chorfeste, Vereinsleben und vieles mehr. Die wachsende Mobilität haben mehrere Generationen als ein Stück Freiheit erlebt: Dank Fahrrad, Bus, Motorrad und Auto konnten und können Ober-Gleener auch außerhalb des Dorfes ihr Vergnügen suchen, schbille gehen.      

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ober-Gleen  Hesse. The community numbered 58 (8 % of the total) in 1880. All the Jews left by October 1939, seven emigrating.   
  
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

              

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020