Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schotten mit Rainrod (Stadt Schotten, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
      
In Schotten bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1599 lebten bereits einige jüdische Personen in Schotten, doch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg zogen weitere Familien zu. Aus dem Jahr 1660 liegt eine Klage der Schuhmacher- und Löber-(=Lohgerber-)zunft über die Juden am Ort vor. 1770 waren acht jüdische Familien am Ort.
 
Aus dem 19. Jahrhundert sind genaue Zahlen der jüdischen Einwohner bekannt: 1828/30 127 jüdische Einwohnern, 1861 110 (5 % von insgesamt 2.205 Einwohnern), Höchstzahl 1880 mit 153 Personen (7,7 % von 1.978), 1895 120 (5,8 % von 2.050), 1905 110 (5,5 % von 2.009), 1910 107 (4,8 % von 2.204).  
  
Die jüdische Gemeinde in Schotten beschritt einen ungewöhnlichen Weg im 19. Jahrhundert. Mit Zustimmung der Regierung löste sich die Israelitische Gemeinde 1848 auf und bildete sich 1849 neu unter dem Namen "Neue Mosaische Gemeinde" (siehe Artikel unten, verfasst vom jüdischen Lehrer in Schotten A. Kaufmann in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1895). Sie ließ sich eigene Statuten vom Großherzoglichen Ministerium genehmigen und bildete eine selbständige, unabhängige Gemeinde, die weder unter der Aufsicht des Kreisamtes noch unter der Aufsicht des Gießener Rabbinates stand. Damit konnte sie auch völlig unabhängig ihre kultischen Angelegenheiten regeln. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts unterstellte sich die Gemeinde dem Gießener orthodoxen Rabbinat.  

Schotten Israelit 03011895b.jpg (118857 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1895: "Oder sollte das hohe Alter des Herrn sein Gedächtnis so sehr geschwächt haben? Fast scheint es so; sonst müsste er doch noch wissen, dass die israelitische Gemeinde Schotten im Jahre 1848 mit Zustimmung der Regierung aufgelöst wurde und dass sich dann im Jahre 1849 hier eine neue Gemeinde bildete unter dem Namen: 'Neue Mosaische Gemeinde' und nicht neumosaische Gemeinde, wie Ihr Korrespondent fälschlich angibt. Die Statuten dieser Gemeinde sind vom Großherzoglichen Ministerium genehmigt und können von jedermann auf ihre Kuriosität untersucht werden; unsere religiösen Satzungen aber, das sind die Satzungen unserer heiligen Tora, was für den Herrn aus Gießen natürlich nicht selbstverständlich war, da man in Gießen andere religiöse Satzungen hat, die ja weit und breit bekannt sind. Die Neue Mosaische Gemeinde dahier ist eine selbständige, unabhängige Gemeinde, die weder unter der Aufsicht des Kreisamtes, noch unter derjenigen des Giessener Rabbinates steht. Dieselbe kann ihren Rabbiner, Lehrer usw. beliebig wählen und kann die religiösen Funktionen ausüben lassen von demjenigen, der ihr gefällt. Zu den religiösen Funktionen gehört aber auch die rituelle Trauung. Der neologe Standpunkt des Herrn Dr. Levy  sagt dem größten Teile der hiesigen Gemeindemitglieder nicht zu und deshalb verzichten sie darauf, von ihm getraut zu werden. – Die religiösen Einrichtungen unserer Gemeinde, wie Synagoge, Religionsschule, Schechita (rituelle Schächtung) und Mikwe befinden sich in so gutem Zustande, dass sie für manche Gemeinde als Muster dienen können. A. Kaufmann, Lehrer."

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Elementarschule beziehungsweise Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe unten Ausschreibungen der Stelle). Bereits ab 1820 bestand eine Elementarschule, an der als erster Elementarlehrer Meyer Frank unterrichtete (vgl. unten Bericht von 1839). Nachdem seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Stelle häufig ausgeschrieben werden musste, kam es seit 1891 zu einer konstanten Besetzung mit Lehrer Abraham Kaufmann: er konnte 1931 das 40jährige Dienstjubiläum in Schotten feiern (siehe Bericht unten). Mit seinem Dienstantritt war die Elementarschule jedoch bereits aufgelöst worden: die jüdischen Kinder besuchten nun die städtische Schule und erhielten durch Lehrer Kaufmann ihren Religionsunterricht. 
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Blum (geb. 15.7.1897 in Schotten, gef. 16.9.1917) und Gefreiter Max Goldschmidt (geb. 19.5.1896 in Schotten, gef. 1.12.1917). Außerdem sind gefallen: Wilhelm (Wili) Stern (geb. 3.4.1884 in Schotten, vor 1914 in Opladen wohnhaft, gef. 17.9.1914) und Siegfried Wallenstein (geb. 28.3.1890 in Schotten, vor 1914 in Bruchsal wohnhaft, gef. 20.5.1915).       
   
Um 1925
, als etwa 100 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (etwa 4 % von insgesamt etwa 2.500 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Moritz Blum, Salli Selig, Salli Vöhl. Als Lehrer und Kantor wirkte A. Kaufmann. Er hatte in der Religionsschule 12 Kinder zu unterrichten (1932: 9 Kinder). Auch gab er neun Kindern an der Realschule Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Wohltätigkeitsverein, gegliedert in eine Männer- und eine Frauen-Chewra (beide 1877 gegründet, Ziele Wohltätigkeit und Bestattungswesen) sowie die Israelitische Armenkasse (Ziel: Durchreisendenunterstützung) und seit 1922 eine Ortsgruppe des Central-Vereins. 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Sally Kahn, Max Stern und Ludwig Stern. Lehrer und Kantor war weiterhin Abraham Kaufmann. Als Schochet war Jakob Eckstein tätig. Der jüdischen Gemeinde Schotten waren inzwischen die in Rainrod lebenden jüdischen Einwohner (1932: 3). Die jüdischen Einwohner der Stadt verdienten ihren Lebensunterhalt als Lebensmittel- und Textilkaufleute sowie als Viehhändler. Einer war Likörfabrikant, einer war Eigentümer der technische Artikel herstellenden Hassia-Werke. Die jüdischen Familien waren völlig im gesellschaftlichen Leben der Stadt integriert. 
       
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 76 Personen in 16 Familien) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1934 fand ein erster Judenpogrom statt. Die jüdischen Männer wurden aus ihren Wohnungen geholt und ins "Hessische Haus", Vogelsbergstraße 67 verschleppt. Hier wurden sie beschimpft und geschlagen. Mit schweren Verletzungen und zerschlagenen Brillen kamen einige wieder in ihren Häusern an. Auf brutale Weise betrieb der NSDAP-Ortsgruppenleiter die Ausgrenzung der Juden. Nicht einmal Brot durfte ihnen seit 1935 mehr verkauft werden. Alle öffentlichen Einrichtungen einschließlich des Krankenhauses blieben ihnen verschlossen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Wohnungen durch SA-Leute demoliert sowie die Inneneinrichtung der Synagoge und der jüdischen Schule zerstört. Damals lebten noch etwa 30 jüdische Personen in Schotten. 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner deportiert, insbesondere in das Ghetto Theresienstadt.   
    
Von den in Schotten geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):     Adolf Bauer (1883), Hermann Bauer (1887), Willy Bauer (1863), Moritz Blum (1867), Sibylla Canes geb. Wolff (1923), Agathe Cohn geb. Frank (1885), Flora Dahlheimer geb. Kahn (1897), Bella Eckstein geb. Bachenheimer (1893), Jakob Eckstein (1863), Moritz Eckstein (1890), Wilhelm Eckstein (1884), Isaak Essinger (1870), Fanny Frank geb. Kaufmann (1897), Ludwig Frank (1887), Berta Friedberg geb. Russ (1869), Siegfried Fuld (1905), Auguste Goldschmidt geb. Stern (1863), Paul Henlein (1910), Emma Homburger (1865), Lieselotte Kahn (1920), Louis (Lion) Kahn (1879), Sally Kahn (1873), Gustav Katz (1874), Ludwig Katz (1908), Nathan Katz (1878), Pauline Katz (1917), Rosa Katz geb. Bamberger (1882), Selma Katz geb. Stern (1884), Sally Kaufmann (1861), Berta Koppmaier geb. Bauer (1865), Recha Lorch geb. Wallenstein (1880, vgl. Kennkarte unten), Ida Löb (1907), Emma Löwenberg geb. Hess (1875), Clara May geb. Hess (1877), Mina Schönfeld geb. Bauer (1886), Johanna Seligmann geb. Jacobsohn (1911), Karoline Sichel geb. Bauer (1850), Betti Stern geb. Nussbaum (1875), Hedwig Stern (1905) Karl Stern (1891), Leopold Stern (1864), Salo Stern (1895), Settchen Stern geb. Katz (1870), Berta Strauss geb. Stern (1869), Kätchen Strauss geb. Kaufmann (1871), Hilda Waldner geb. Hess (1869), Albert Wolff (1892), Sara Wolff geb. Stern (1903).       
       
       
       

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet  1853 / 1867 / 1872 / 1874 / 1876 / 1877 / 1882 / 1889 / 1890    

Schotten AZJ 11071853.jpg (26652 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1853: "Offene Lehrerstelle
Ein unverheirateter Religions- und Elementarlehrer, der auch Chasan (Vorbeter) und Schochet (Schächter), streng religiös, und in der Schriften des Judentums bekannt ist, kann Anstellung finden bei der mosaischen Gemeinde zu Schotten, im Großherzogtum Hessen. Briefe und Zeugnisse franko an den Vorstand Jakob Kaufmann."
    
Schotten AZJ 24091867.jpg (31721 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1867: "Die Lehrerstelle der israelitischen Gemeinde zu Schotten (Großherzogtum Hessen) ist zu besetzen, und wollen sich unverheiratete tüchtige Reflektanten wegen des Nähern an den unterzeichneten Vorstand wenden. Jacob Kaufmann."    
  
Schotten Israelit 02101867.jpg (30543 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1867: "Offene Lehrerstelle. In hiesiger israelitischer Gemeinde ist die Religions- und Elementar-Lehrer-Stelle erledigt, und wollen sich tüchtige, unverheiratete Bewerber wegen des Näheren an den unterzeichneten Vorstand wenden. Schotten, den 8. September 1867. Jacob Kaufmann".
    
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  9. Januar 1872: "Annonce. Die Lehrer- und Kantorstelle der israelitischen Gemeinde zu Schotten (Oberhessen), ist durch Berufung unseres Lehrers Herrn Eckmann nach Bernburg anderweitig zu besetzen, und wollen sich tüchtige Reflektanten wegen des Näheren, an den unterzeichneten Vorstand wenden. Seligmann Kaufmann."       
 
Schotten AZJ 03031874.jpg (39295 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1874: "Die hiesige Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem fixen Gehalt von 500 Gulden, entsprechenden Nebeneinkünften und freier Wohnung, soll sofort besetzt werden. Qualifizierte Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Unverheiratete werden bevorzugt. Schotten, im Februar 1874. Der Vorstand Seligmann Kaufmann."
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. November 1874: "Die hiesige Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem fixen Gehalt von 1200 Reichsmark, freier Wohnung, Garten und entsprechende Nebenverdienste, soll per 1. Januar 1875 besetzt werden. 
Qualifizierte Bewerber, welche ihre Leistungsfähigkeit nachweisen können, wollen sich an den Unterzeichneten wenden.
Schotten, im Oktober 1874. Der Vorstand Seligmann Kaufmann."    
 
Schotten Israelit 07061876.jpg (34628 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1876: "Die hiesige Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem fixen Gehalt von 1.200 Mark, freier Wohnung, Garten und entsprechenden Nebenverdiensten soll sofort besetzt werden. Qualifizierte Bewerber, welche ihre Leistungsfähigkeit nachweisen können, wollen sich an den Unterzeichneten werden, Unverheiratete werden vorzugsweise berücksichtigt. 
Schotten, im Mai 1876. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Seligmann Kaufmann."
  
Schotten AZJ 24071877.jpg (28762 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juli 1877: "Ein musikalisch gebildeter unverheirateter Kantor und Elementarlehrer wird gegen ein jährliches Gehalt von 1.200 Mark und entsprechenden Nebenverdiensten per 1. Oktober dieses Jahres gesucht. Reflektanten wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden. 
Schotten, den 15. Juli 1877. Der Vorstand Seligmann Kaufmann."
  
Schotten Israelit 05091877.jpg (25189 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1877: "Ein tüchtiger Kantor und Elementarlehrer wird gegen ein jährliches Gehalt von 1.200 Mark und entsprechende Nebenverdienste per 1. Oktober dieses Jahres gesucht. Reflektanten wollen sich an den Unterzeichneten werden. 
Unverheiratete werden bevorzugt. Schotten, 20. August 1877. Der Vorstand S. Kaufmann."
  
Schotten Israelit 15031882.jpg (50227 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1882: "In der israelitischen Gemeinde der Kreisstadt Schotten (Hessen) ist die Stelle eines Elementarlehrers, musikalisch gebildeten Kantors und Predigers per 1. Mai dieses Jahres, verbunden mit einem fixen Gehalt von 1.200 Mark, freier Heizung, eleganter Wohnung und Garten, zu besetzen. Entsprechendes Nebeneinkommen wird garantiert. Bewerber wollen sich unter Einreichjung ihrer Zeugnisse und Angabe des bisherigen Wirkungskreises an den Unterzeichneten werden. 
Schotten, am 5. März 1882. 
Der Vorsitzende des Vorstandes der israelitischen Gemeinde Schotten. Seligmann Kaufmann."  
  
Schotten Israelit 23051882.jpg (45911 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1882: "Die Elementarlehrer- und Kantorstelle dahier, verbunden mit einem Fixum von 1.250 Mark, freier eleganter Wohnung, Garten, und entsprechenden Nebeneinkommen, soll sofort besetzt werden. Qualifizierte Bewerber, welche die Leitung eines Synagogenchors übernehmen können, wollen ihre Meldungen bis zum 30. dieses Monats an uns einreichen. Schotten (Oberhessen), 14. Mai 1882. 
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Seligmann Kaufmann."
 
Schotten Israelit 21101889.jpg (20268 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1889: "In der israelitischen Gemeinde Schotten (Oberhessen) ist die Stelle eines unverheirateten Religionslehrers, Kantors und Schochet alsbald zu besetzen. Einkommen nebst eleganter Wohnung circa 1.100 Mark – Musikalische gebildete Bewerber werden bevorzugt. 
Offerten sind an den unterzeichneten Vorstand einzusenden. 
Seligmann Kaufmann
."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1890: "In hiesiger Gemeinde ist per 1. Februar, eventuell 1. März 1891 die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochet, verbunden mit einem Fixum von Mark 800.- bei feiner, eleganter Wohnung, und ca. 300-400 Mark Nebeneinkommen zu besetzen. 
Unverheiratete Reflektanten, welche einen Synagogenchor zu leiten imstande sind, werden bevorzugt. 
Der Vorsteher: Seligmann Kaufmann. 
Schotten,
9. Dezember 1890."      

    
Lehrer Meyer Frank spricht zu einer Goldenen Hochzeit in Geis-Nidda (1839)  

Nidda IsrAnnalen 01031839.jpg (116583 Byte)Artikel in den "Israelitischen Annalen" vom 1. März 1839: "Großherzogtum Hessen. – Eine rührende Feierlichkeit fand am 30. Januar in dem Dorfe Geisnidda (Kreis Nidda) statt. Die goldene Hochzeit eines stets durch tugendhaften und friedsamen Wandel geachteten jüdischen Paares, - der Mann, Herr Meyer, zählt 80 und seine Frau 83 Jahre – ward von der ganzen Bevölkerung des Ortes, ohne Unterschied der Religion, festlich begangen. Das ganz unbemittelte Paar war von Katholiken, Protestanten und Israeliten der Umgegend sowohl für den Tag, als auch zur künftigen Unterstützung, vielfältig beschenkt. Bürgermeister, Beigeordnete und Rat des Ortes veranstalteten eine solenne Mahlzeit, an welcher die verschiedenen Konfessionen des Ortes vereint waren. Die Trauung verrichtete der jüdische Religionslehrer, Meyer Frank aus Botzen*, nachdem er durch eine kräftige Predigt alle Anwesenden erbaut hatte. – Diese Feierlichkeit hat einen tiefen Eindruck hinterlassen, und ein wahrhaft herzerhebendes Beispiel von Eintracht gegeben, womit dieser durch allgemein herrschende Tätigkeit und Mäßigkeit ohnehin sehr emporgekommene Ort, noch insbesondere gesegnet ist. 
Anmerkung. Wir sind doch hoch gestellte Menschenfreunde ersucht worden, eine ausführliche Schilderung dieses Festes hier einzurücken, haben dies aber als unserm Zweck fremd ablehnen müssen. Doch durfte die Sache nicht ganz unerwähnt bleiben, und wir fügen schließlich hinzu, dass wir uns freuen würden, wenn es beiläufig dazu dienen könnte, der Mildtätigkeit einen Wink zu geben, welcher hinreichen möchte, um dem hochbejahrten Jubelpaare den kurzen Rest der mühseligen Wanderschaft hienieden zu erleichtern. Beiträge wird gern annehmen und zur zweckmäßigen Verwendung befördern, die Redaktion der Annalen."
* Dazu Hinweis in "Israelitische Annalen" vom 8. März 1839: "Berichtigung: Bogen 9 Seite 72 Spalte 2, Zeile 5 von oben statt Botzen lies Schotten."  

       
Der jüdische Lehrer Abraham Kaufmann muss sich gegen Vorwürfe und Missverständnis zur Wehr setzen (1895)    

Schotten AZJ 04011895.jpg (106033 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Januar 1895: "Gießen, im Dezember (1895). Dem israelitischen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter Abraham Kaufmann zu Schotten (Rabbinats Gießen) ist von dem Großherzoglichen Kreisamt dort unter Strafandrohung verboten worden, religiöse Trauungen zu vollziehen. Auf geschehenen Vorhalt, warum er dem ungeachtet bald darauf in dortiger Synagoge die Tochter des Herrn S.K. dort mit dem Sohn des Herrn K.M. getraut habe, erklärte er vor dem Großherzoglichen Kreisamt: 'Es habe in vorliegendem Fall keine rituelle Trauung stattgefunden; er habe nur eine Ansprache gehalten und einige Segenssprüche gesprochen.' Darnach ist also das gedachte Ehepaar nach israelitischem Ritus nicht getraut und lebt fort und fort in Zivilehe. Sollte man für möglich halten, dass ein Religionslehrer sich das erlaubt? - Als Kuriosum noch Folgendes: Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Schotten, unter dessen Auspizien sich das zugetragen, unterschreibt: 'Vorstand der Neumosaischen Gemeinde.' Was ist das für eine Gemeinde? Unseres Wissens gibt es im Großherzogtum Hessen nur israelitische Religionsgemeinden und Religionsgesellschaften, nicht aus Neumosaischen Gemeinden. Wir wären begierig, die Statuten und religiösen Satzungen dieser Neumosaischen Gemeinde kennen zu lernen. Religiöse Trauungen scheinen nicht zu denselben zu gehören."   
  
Schotten AZJ 01021895.jpg (92317 Byte)Leserbrief von A. Kaufmann in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 1. Februar 1895: 
"Geehrter Herr Redakteur! Der Artikel 'Gießen' in Nr. 1 Ihres geschätzten Blattes veranlasst mich, Sie um Aufnahme folgender Erklärung freundlichst zu ersuchen. 
1. Es ist nicht wahr, dass mir vom Großherzoglichen Kreissamte verboten wurde, religiöse Trauungen vorzunehmen.  
2. Die von mir getrauten Paare leben nicht in Zivilehe, wie jener Artikel behauptet, sondern sind in alter, streng ritueller Weise getraut und leben in jüdische Ehe, kedath Mose be-Jisroel (gemäß dem Gesetz Moses in Israel). 
3. Es ist nicht wahr, dass der Vorstand der hiesigen Gemeinde unterschreibt: Vorstand der Neumosaischen Gemeinde, sondern: Vorstand der 'Neuen Mosaischen Gemeinde'; dies ist der Name der hier im Jahre 1849 gebildeten Gemeinde. Die Statuten dieser Gemeinde sind vom Großherzoglichen Ministerium genehmigt; unsere religiösen Satzungen aber, das sind die Satzungen unserer heiligen Tora. Ich begreife nicht, wie man darüber im Zweifel sein kann.  
4. Die Neue mosaische Gemeinde dahier ist eine freie, unabhängige Gemeinde, die weder unter der Aufsicht des Großherzoglichen Kreisamtes, noch unter derjenigen des Gießener Rabbinates steht.  
Schotten
(Oberhessen), 22. Januar. A. Kaufmann, Lehrer."   

    
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Abraham Kaufmann

Schotten Israelit 16071931.jpg (57703 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1931: Schotten, 14. Juli. Am 25. Juli (Schabbos Nachamu) sind es 40 Jahre, dass Herr Lehrer Kaufmann in unserer Gemeinde als Lehrer und Kultusbeamter wirkt. Mit dem 40jährigen Ortsjubiläum kann auch das 50jährige Dienstjubiläum verbunden werden. Herr Kaufmann hatte im Herbst des Jahres 1881 das Kölner Lehrerseminar absolviert und begann seiner Lehrtätigkeit als Religionslehrer in Langen bei Darmstadt von 1881 bis 1882, in Bad Homburg von 1882 bis 1885 und war von 1885 bis 1891 an der jüdischen Volksschule in Ahaus in Westfalen. Am 25. Juli 1891 kam dann Herr Kaufmann nach Schotten. Die 1. und 2. Lehrerprüfung hat er an den preußischen Lehrerseminaren in Montabaur und Soest abgelegt. Im Jahre 1906 wurden Herrn Kaufmann die Rechte eines Volksschullehrers verliehen. Herr Kaufmann erfreut sich in Schotten in allen Bevölkerungsschichten großer Beliebtheit. Wir wünschen ihm zu seinem Jubiläum nur das Beste und wollen hoffen, dass er zum Wohle unserer Gemeinde noch recht lange wirken möge."
   
Schotten Israelit 23071931.jpg (93303 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1931: "40jähriges Ortsjubiläum. Am Schabbat Nachamu hat Kollege Kaufmann - Schotten, die Freude, sein 40jähriges Ortsjubiläum zu feiern. Ebenso rundet sich in diesem Jahre das Halbjahrhundert, seitdem Herr Kaufmann sein Lehramt angetreten. Nachdem er ein Jahrzehnt in verschiedenen Gemeinden (Langen, Bad Homburg, Ahaus) tätig war, kam er vor 40 Jahren nach Schotten. Dort hat er es verstanden, sich die Verehrung und Wertschätzung aller Kreise der Bevölkerung zu erringen. Stets gemüht, die Einigkeit und den Frieden seiner Gemeinde zu erhalten und jedem seiner Gemeindemitglieder mit Rat und Tat treu zur Seite zu stehen, zeigt er so das Bild eines gewissenhaften, gut jüdischen Lehrers. Auch in der jüdischen Lehrerwelt hat der Name Kaufmann – Schotten seit langem einen guten Klang. Seit vierzig Jahren ist kaum eine hessische Lehrerversammlung vorübergegangen, zu der er nicht als gern gesehener und ebenso gern gehörter Teilnehmer erschien. So entbieten auch der Unabhängige Verein israelitischer Lehrer im Freistaate Hessen und der Bund gesetzestreuer jüdischer Lehrer ihrem treuen Mitgliede zu seinem Jubiläumstage Gruß und herzlichen Glückwunsch. Wir wünschen ihm Kraft und Gesundheit zu weiterem, jugendfrischen Wirken im Dienste des Judentums und seiner Gemeinde Schotten. 
Die ‚Ehemaligen Kölner’ gratulieren ihrem treuen Mitglied Kaufmann - Schotten recht herzlich zum 40jährigen Orts- und 50jährigen Dienstjubiläum. Gott gehe ihm Frische des Geistes und Gesundheit des Körpers zu noch langjähriger, rüstiger Tätigkeit. J.A. Apt, Hannover, Birkenstr. 21".

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Spendenaufruf für einen verarmten Mann aus der Gemeinde (1909) 

Schotten Israelit 28011909.jpg (49604 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1909: "Aufruf. Ein achtbarer Mann in einer ganz kleinen jüdischen Gemeinde, der sich früher anständig ernährte, ist durch ein schweres Herzleiden in bittere Not geraten. Selbst nicht mehr imstande, für seine Familie zu sorgen, bittet er dringend um milde Gaben. - Gütige Unterstützungen nehmen entgegen A. Simon, Vorsteher. Lehrer Kaufmann, Schotten, Oberhessen, 18. Januar 1909".

   
Gründung einer Ortsgruppe des Centralvereins (1922) 

Schotten CV-Ztg 26101922.jpg (21860 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1922: "Schotten (Oberhessen). 10.9. Lehrer Halberstadt (Büdingen): 'Wehr dich, du ehrst dich!'  Gründung einer Ortsgruppe. Vorsitzender: Lehrer Kaufmann; Schriftführer: S. Rothschild; Kassierer: L. Kaufmann."  

    
Spendenaufruf für arme Familie (1922)  

Schotten Israelit 03081922.jpg (59670 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922: Aufruf! Für eine arme Familie bitten wir wohltätige Glaubensgenossen um milde Gaben. Das Elend ist sehr groß: der Mann schwach und kränklich und nicht in der Lage, etwas zu verdienen; die Frau sehr leidend und guter Verpflegung bedürftig. Schnelle Hilfe dringend geboten. - Freundliche Gaben neben dankend entgegen. A. Kaufmann, Lehrer, Moritz Blum, Vorsteher. Schotten (Oberhessen), 28. Juli 1922."   

   
Antijüdische Maßnahme setzen 1933 ein  

Schotten Israelit 28091933.jpg (47204 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1933: "Gießen. Wie in Hungen, so hat, nach Wagners Süddeutschem Nachrichtendienst, auch in Schotten eine außerordentliche Generalversammlung der Molkereigenossenschaft Hoherodskopf einstimmig beschlossen, jedes Mitglied aus der Genossenschaft auszuschließen, das künftig mit Juden in geschäftliche Beziehungen tritt."   

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde       
Artikel zu jüdischen Persönlichkeiten mit dem Familiennamen "Schotten"    

Schotten Israelit 26121866.jpg (137346 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Dezember 1866: "Rabbi Schmuel Schotten. 
Schotten, Hebräisch: (zwei Variationen der hebräischen Schreibweise des Namens werden aufgeführt), ist eine kleine Stadt am Flusse Nidda und dem Vogelsberg, in der Wetterau, gab seinen Namen an mehrere Rabbiner, die dorther stammten. Wir nennen unter andern Rabbi Salomon Schotten, der in Oppenheim und Rabbi Samuel Schotten, der in Frankfurt am Main lebte. Samuel Schotten war im Talmud, in der Kabbala und der Poesie ein sehr geübter Rabbiner. Seine vielseitigen Kenntnisse im Gebiete der jüdischen Literatur verschafften ihm 1688 den Platz des Rektors an der Rabbiner-Schule, genannt Klaus, welche die Erben des Mannes Darmstadt in Frankfurt gründeten. Er stand diesem Institute mit Ehre mehr als dreißig Jahre vor und starb den 1. Juli 1719. Sein Leichenzug war sehr feierlich, er wurde zur Seite des Oberrabbiners Abraham Brod begraben. Samuel Schotten schrieb viel; im Druck erschienen jedoch außer einigen Gelegenheitsgedichten und Approbationen auf verschiedene Werke, nur folgende Schriften: ‚Kos Jeschuato’, Observationen über den Talmud, über die Traktate Babot, Makkot, Schebuot, Sanhedrin und Aboda Sara, Frankfurt 1711 in Folio. Das Chronogramm der Druckzeiten dieses Buches ist höchst sonderbar und verdient als Nugae difficilia erwähnt zu werden.
Buß-Gebet auf den großen Frankfurter Brand im Jahre 1711; abgedruckt nebst der deutschen Übersetzung von J.J. Schudt’s. Jüdische Merkwürdigkeiten, III, 74.
Brief an Meelführer. Dieser weitläufige Brief befindet sich in Meelführers Disp. de faria erudit. Oriental. P. 16.
Schotten war auch oft Korrektor der hebräischen Bücher, die in Frankfurt erschienen; namentlich korrigierte er die Fortsetzung des in Amsterdam angefangenen babylonischen Talmuds. Er hinterließ mehrere Söhne, unter andern Salmon Schotten und Moses Schotten, der 1757 starb."

    
Der aus Schotten stammende Moses Bauer feiert seinen 100. Geburtstag in New York (1887)   

Schotten AZJ 28041887.jpg (103485 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. April 1887: "Seltene Feier. Aus New York wird geschrieben: In der Wohnung seines Schwiegersohnes Jonas Besthof feierte am 3. April Herr Moses Bauer sein 100jähriges Geburtstagsfest. Bauer wurde am 3. April 1787 in Schotten, Großherzogtum Hessen, geboren, machte die Befreiungskriege gegen Frankreich mit, verheiratete sich im Jahre 1824 im Alter von 37 Jahren und betrieb das Fleischerhandwerk. Der Ehe entsprossen acht Kinder, von denen sieben in den Vereinigten Staaten wohnen. Mit seiner Gattin kam Herr Bauer vor 31 Jahren in dieses Land und lebt hier im Hause seines Schwiegersohnes. Die Gattin starb ihm vor 9 Jahren und vor 4 Jahren erblindete der Greis. Sonst ist derselbe noch körperlich rüstig, geht ohne Stock und besucht jeden Samstag regelmäßig in Begleitung seiner Enkel die Synagoge."

   
Seligmann Kaufmann wird wieder in den Gemeinderat gewählt (1892)

Schotten Israelit 08091892.jpg (40861 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1892: "Schotten (Oberhessen). Bei der am Mittwoch stattgehabten Gemeinderatswahl  wurde unser erster Vorsteher, Herr Seligmann Kaufmann trotz einer kleinen antisemitischen Gegenagitation wieder gewählt. Derselbe erhielt von den drei Gewählter die meisten Stimmen, ein Beweis, dass der gesunde Sinn des größten Teils der hiesigen Einwohnerschaft durch den Gifthauch des Antisemitismus nicht getrübt werden konnte. Hoffen wir, dass die schöne Eintracht unter den Angehörigen der verschiedenen Konfessionen unseres Städtchens von steter Dauer sei und der Frieden bald einziehe in die Herzen aller Menschen."

    
Julius Kaufmann wurde in die Handelskammer gewählt (1906)
   

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November 1906: "Friedberg. Herr Julius Kaufmann - Schotten wurde in die Handelskammer gewählt."      

    
100. Geburtstag von Jakob Bauer (1907)

Schotten Frf IsrFambl 06091907.jpg (9422 Byte)Meldung im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 6. September 1907. "Schotten, 5. September (1907). Heute feiert Herr Jakob Bauer in voller Rüstigkeit seinen 100sten Geburtstag."

   
Goldene Hochzeit von Salomon Heß und Frau (1914)

Schotten Frf IsrFambl 13111914.jpg (8707 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. November 1914: "Schotten. Salomon Heß und Frau begingen die goldene Hochzeit. D."

    
Bei der Einweihung des neuen jüdischen Friedhofes in Friedberg wird als erster Adolf Simon aus Schotten beigesetzt (1934)  

Schotten Israelit 17051934.jpg (115869 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1934: "Friedberg (Hessen), 8. Mai (1934). Der 9. Ijjar (24. April 1934) wird in den vom Alter zerfurchten Memorbüchern unserer Gemeinde für alle Zeiten als ein denkwürdiger Tag verzeichnet sein. An ihm nahm die Gemeinde Abschied von dem fast ein halbes Jahrtausend alten Friedhofe und beging die Weihe des neuen Begräbnisplatzes. Der größte Teil der Gemeindemitglieder (auch die Jugend beteiligte sich geschlossen) verbrachte diesen Tag als Fasttag. Fast die ganze Gemeinde war schon zum Morgengottesdienste zu andächtigem Gebete versammelt. - Am Nachmittag nahm Herr Lehrer Seelig auf dem alten Friedhof in zu Herzen gehenden Worten Abschied von den dort ruhenden großen Lehrern, die den Glanz und die Größe der einstigen großen Kehila (Gemeinde) und Jeschiwa (Talmudschule) ausmachten. Die Weihe des neuen Friedhofes vollzog sich dann in der vorgeschriebenen Form. Auch hier ergriff Lehrer Seelig das Wort, dankte dem Allmächtigen, dass uns, trotz mancher Schwierigkeiten, wieder ein Begräbnisplatz zuteil wurde, der ewiges Eigentum der Gemeinde bleibt. Die Namen der beiden Vorsteher, der Herren Siegfried Rothschild und Adolf Kann, welche die Verhandlungen mit den Behörden führten, seien deshalb für alle Zeiten mit dieser ehrwürdigen und heiligen Stätte verbunden. Nach einer weiteren Ansprache des Ehrenvorsitzenden der Gemeinde, des Herrn Ferdinand Krämer, schloss sich die erste Bestattung von Adolf Simon an, einem würdigen Greis, der vor einigen Jahren als Vorsteher seiner Heimatgemeinde Schotten sich um die Schaffung eines neuen Friedhofes verdient gemacht hatte*. - Mit dem Minchogebet mit Toravorlesung des wejachel (2. Mose 35,1 - 38,20) im Trauerhause fand der denkwürdige Tag würdigen Ausklang."
* Der Text ist nicht ganz klar. Offenbar hat sich der aus Schotten stammende Adolf Simon in Friedberg um den neuen Friedhof bemüht. 

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
W. Frank sucht eine Stellung für ein Mädchen (1884)  

Schotten Israelit 06031884.jpg (37368 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März n1884: "Ein ansehnliches, 17 Jahre altes, religiös erzogenes Mädchen, der Hausarbeit kundig, sucht Stellung gegen mäßiges Honorar in einem Hause, wo Gelegenheit zur Ausbildung im Kochen geboten wird. Bitte Adressen an den Unterzeichneten aufgeben zu wollen. 
W. Frank
, in Schotten (Oberhessen)."   

    
Salomon Reiss sucht Stellung als Metzgergeselle (1891)   

Schotten Israelit 20051891.jpg (16904 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Ein tüchtiger Metzgergeselle (Israelit) sucht per sofort Stellung. 
Salomon Reiss
, Schotten."   

     
Verlobungsanzeige von Selta Stern und Albert Wolff (1921)       

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1921: "Statt Karten. 
Selta Stern - Albert Wolff.
Verlobte. 
Schotten in Hessen - Frankfurt am Main Schwanenstraße 6 pt. 
Empfang Samstag, den 24. Dezember - Samstag, den 31. Dezember."      

       
Anzeige der Firma Stein & Co. (1929)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 4. Januar 1929: 
"Jüngerer Commis 
aus der Textilbranche mit schöner Handschrift zum baldigen Eintritt gesucht. Schriftliche Angebote mit Bild und Gehaltsansprüchen an 
Stein & Co. Schotten/Oberhessen."           

     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Schotten geborenen 
Recha Lorch geb. Wallenstein 
Schotten KK MZ Lorch Recha.jpg (88629 Byte)   
  KK (ausgestellt in Dieburg 1939) für Recha Lorch geb. Wallenstein (geb. 13. Oktober 1880 in Schotten),
 wohnhaft in Frankfurt und Dieburg; am 22. November 1941 deportiert ab Frankfurt nach Kowno (Kauen), 
Fort IX, umgekommen     
 

       
       
   
    
Zur Geschichte der Synagoge      
      
1789
wurde eine erstes jüdisches Gemeindezentrum erstellt. Es handelte sich um ein kleines Gebäude, in dem der Betsaal, ein Unterrichtsraum und die Lehrer-/Vorbeterwohnung eingerichtet worden waren. Das Gebäude diente über 70 Jahre der Gemeinde, bis es sich um 1860 in einem baufälligen Zustand war. Nachdem 1861 eine neue Kirche in Schotten eingeweiht worden war, bestand auch in der jüdischen Gemeinde das Bedürfnis, eine neue Synagoge zu erstellen. In den folgenden beiden Jahren wurde das neue Gotteshaus erstellt und am 31. Juli 1863 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit feierlich eingeweiht. Darüber liegt ein Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vor: 
   
Die Einweihung der Synagoge in Schotten (1863)     

Schotten Israelit 07101863sa.jpg (124009 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1863: "Schotten, 3. August (1863): Am 31. vorigen Monats (31. Juli 1863) feierten wir ein Fest, welches auch in weiteren kreisen Erwähnung verdient. An diesem Tage wurde nämlich die neue Synagoge eingeweiht, nachdem die israelitische Gemeinde sich vierundsiebenzig Jahre in einem kleinen baufälligen Hause, das zugleich als Schullokal und Lehrerwohnung diente, beholfen hatte. Durch Aufnahme eines Kapitals von der Gemeinde, durch aufopfernde Mildtätigkeit einzelner Gemeindeglieder, sowie durch reges Interesse einzelner derselben für den speziellen Teil des Baues, wurde das einfache, jedoch schmucke Gebäude geschaffen. Doch legt es auch Zeugnis ab für die Humanität unserer Tage, denn nicht nur dass viele der christlichen Bewohner der Stadt und Umgegend bei Beschaffung des Baumaterials tätig mitwirkten, so gab auch die hiesige Stadtgemeinde einen namhaften Beitrag zum Baue. Drängte es ja auch bei der vor zwei Jahren stattgefundenen erneuten Einweihung unserer umfassend restaurierten altehrwürdigen Kirche die israelitische Gemeinde, Zeugnis abzulegen von dem Geist der Liebe und des Friedens, indem sie der christlichen Gemeinde ein sinniges Geschenk zur inneren Ausschmückung ihres Gotteshauses übergab. Und wie schon beim Baue der Geist der Liebe gewaltet, so sollte er nicht minder sich zeigen bei der Einweihungsfeier, welche an gedachtem Tage um 3 Uhr Nachmittags stattfand. Die Stadt prangte in festlichem Flaggenschmucke. An dem provisorischen Betlokale der israelitischen Gemeinde versammelten sich die an der Feier teilnehmenden: die Glieder der hiesigen israelitischen Gemeinde und eine große Anzahl ihrer teils aus der Ferne herbeigeeilten Glaubensgenossen, die Staats und Kommunalbehörde hiesige Stadt, die Geistlichen und Lehrer etc. Von hier bewegte sich der Zug, in seiner Mitte die Gesetzesrollen, getragen von den Ältesten der Gemeinden, denen der Provinzialrabbiner voranging, unter dem Klange des Musikchors des hiesigen Musikvereins, durch die festlich geschmückte Stadt zur neuen Synagoge. Angekommen in dem Vorhofe derselben, hielt der Vorstand der Gemeinde eine Ansprache an die Versammlung, in welcher er seinen Dank, nächst Gott, Allen abstattete, welche die Gemeinde beim Baue unterstützt.
Schotten Israelit 07101863sb.jpg (107677 Byte)Er stellte das Gebäude unter den Schutz der Öffentlichkeit, und betonte, dass es ein Zeichen der vorgeschrittenen Gesittung sei, dass wir dieses Fest in dieser Weise heute begingen. Nachdem er den Schlüssel dem anwesenden Mitgliede der Verwaltungsbehörde, dieser denselben dem Rabbiner, und dieser einem Vorstandsmitglieder übergeben, öffnete sich die Pforte unter dem Gesange des Chors: "Hoch tut euch auf!" und das freundliche Gotteshaus nahm die zahlreiche Versammlung bequem auf. Nach einleitendem Chorgesange vollzog der Provinzialrabbiner Herr Dr. Levi die Einweihung und hielt im Gefolge derselben eine Predigt über das Thema: "Die jüdische  Religion ist keine Vernunftreligion, jedoch eine vernünftige Religion!" und suchte das durch die Bekenntnisse des Judentums zu beweisen. "Wir glauben an einen Gott, wir glauben an die Unsterblichkeit unserer Seele, wir glauben an einen gnädigen barmherzigen Gott, wir kennen keine Hölle;" das waren die hellen Punkte seiner erbauenden, von dem Strahle der vernünftigen Anschauung erleuchteten Predigt, die auf alle Anwesenden einen sichtlichen Eindruck machte. Jedoch wollen wir als Glanzpunkt derselben seine Anschauung über den Messias des Judentums wiedergeben, indem er sagte: "Wir hoffen auf den Messias, es wird der Tag kommen, und dass er kommt, dazu sind alle Anzeichen vorhanden, an dem er erscheint; ich meine den geistigen Messias, den Inbegriff des Sieger der Humanität, der reinen Menschen- und Nächstenliebe, wo wir uns alle unter Ausübung derselben begegnen werden." Gerade in unserer Zeit, wo auch in der protestantischen Kirche ein kleines Häuflein scharf an dem starren Buchstaben festhält, machen solche Auslegungen des Messias der Menschheit einen umso wohltuenderen Eindruck. Ebnen wir Alle, soviel es an uns liegt, diesem Messias die Wege, und streuen wir ihm Blumen überall, wo er erscheint, um seinen Einzug bei uns zu halten".

Bericht von der Renovierung und Ausmalung der Synagoge (1929) 

Schotten Israelit 29101929s.jpg (131662 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1929: "Schotten, 3. Oktober (1929). Am vergangenen Schabbat wurde unsere Synagoge nach vollständiger und wohl gelungener Renovierung wieder neu geweiht. Die kunstvolle Ausmalung war von Kunstmaler Velte – Darmstadt ausgeführt wurden. Die Synagoge, ein massiver Basaltsteinbau, gebaut 1863, war im Innern kahl und eintönig; jetzt erscheint sie im herrlichsten Schmucke, farbenprächtig und würdig ausgestattet. Die gewölbte Decke, in 90 quadratische, gleichmäßig gemalte Felder – Kassetten – eingeteilt, wirft aus ebenso vielen matten Kugeln ein herrliches Licht hernieder. An den Wandsimsen glänzen in großen, goldenen Lettern Bibelsprüche und in den prächtig gemalten Fensternischen biblische Namen. 
Der Festgottesdienst, zu dem eine große Anzahl geladener Gäste – Bürgermeister, Stadtvorstand, evangelische und katholische Geistliche, Kirchenvorstände, Bauamt etc. – erschienen waren, wurde durch einen Umzug mit den Torarollen eingeleitet. Lehrer Kaufmann begrüßte sodann anknüpfend an die Bibelverse, die die Wände zieren, die Erschienenen und dankte allen, die an dem schönen Werk mitgearbeitet und allen edlen Spendern, hiesigen und auswärtigen, die in anerkennungswerter Weise zur Deckung der Kosten beigetragen, unter denen auch die Stadt Schotten genannt werden muss. Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld – Gießen behandelte in seiner Festpredigt die Frage: was ist eine Synagoge, was ist ein jüdische Gotteshaus? Seine gehaltvollen Ausführungen machten auf alle Anwesenden einen tiefen, nachhaltigen Eindruck."
 

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Formationen von auswärtigen Orten zerstört. Die wertvollen Ritualien wurden zerstört oder gestohlen. Auf Grund der engen Bebauung der Umgebung unterblieb ein Anzünden des Gebäudes. 
    
Nach 1945 kam das Gebäude in Privatbesitz und wurde in ein Wohnhaus mit Lagerraum umgebaut. Aus dem ehemaligen, unmittelbar benachbarten jüdischen Schulhaus, in der auch die Lehrerwohnung und das rituelle Bad waren, wurde ein Lebensmittelgeschäft. Zwei Lisenen am Synagogengebäude erinnern noch an die Zeit als jüdisches Gotteshaus. Seit einem Umbau in den 1960er-Jahren wurde die ehemalige Synagoge ganz als Wohnhaus benutzt.  
    
Eine Hinweistafel ist vorhanden.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeVogelsbergstraße 146 (alte Adresse: Hauptstraße 54)    
   
   
Fotos  

Historische Innenaufnahme 
der Synagoge
(Quelle: Arnsberg Bilder s. Lit. S. 185;
 ursprünglich aus "Israelitisches Familienblatt
 Hamburg", November 1929) 
Schotten Synagoge 100.jpg (85640 Byte)
  Inneres der Synagoge mit Blick zum Toraschrein nach der Renovierung 1929.
   
  Historische Außenaufnahmen sind noch nicht vorhanden; über Zusendungen freut sich 
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
      
Das Synagogengebäude nach 1945
(Quelle: Altaras s.Lit. 1988 S. 113)
Schotten Synagoge 130.jpg (63583 Byte) Schotten Synagoge 131.jpg (70941 Byte)
   Links im Hintergrund der Rest der 
ehemaligen Synagoge mit den beiden 
Lisenen (Aufnahme aus den 1960er-Jahren) 
Die ehemalige Synagoge 
von der Straße gesehen 
(August 1985)
           
Das Synagogengebäude 
mit Gedenktafel 2004 
(Quelle: W. Weber in www.synagogen.info
 
Schotten Synagoge 151.jpg (95426 Byte) Schotten Synagoge 150.jpg (40203 Byte)
    Fotos von 2004: Gebäude der ehemaligen Synagoge mit der Hinweistafel: 
"Ehemalige Synagoge, erbaut 1862, renoviert 1925. Im Inneren zerstört und 
die Kultgegenstände vernichtet am 9. November 1938."
      
        
Das Synagogengebäude 
mit Gedenktafel 2008 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 24.3.2008) 
Schotten Synagoge 150.jpg (74356 Byte) Schotten Synagoge 151.jpg (71745 Byte)
  Blick auf die Reste des ehemaligen Synagogengebäudes 
(links des Gebäudes mit dem Fachwerkgiebel)
   
Schotten Synagoge 159.jpg (77515 Byte) Schotten Synagoge 156.jpg (56005 Byte) Schotten Synagoge 153.jpg (68816 Byte)
  Die Lisenen am Gebäude  Gedenktafel 
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

November 2010: Gedenken an die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938  
Artikel von im "Lauterbacher Anzeiger" vom 12. November 2010 (Artikel): 
"'Niemals darf so etwas wieder passieren'
SCHOTTEN. Schüler der Digmudisschule und Pfarrer Frank Eckhardt gestalten Gedenkfeier zur Reichspogromnacht - Auch Mitglieder des Magistrats zugegen. 

(sw). 'Am Morgen danach' - unter diesem gedanklichen Stichwort stand die kleine Gedenkfeier am Mittwoch, mit welcher Schüler zweier Religionskurse der Digmudis-Schule an die Ereignisse der Reichspogromnacht vor 72 Jahren erinnerten. Damals wurden die Synagoge und die Häuser der jüdischen Bewohner Schottens geplündert und verwüstet..."    
 
August 2014: In Schotten werden "Stolpersteine" verlegt    
Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom 16. August 2014: 16 durch Gewalt beendete Leben (Kreis-Anzeiger, 16.08.2014) 
Anmerkung: Stolpersteine" wurden verlegt: für Siegfried Fuld vor der ehemaligen Synagoge Vogelsbergstraße 154; vor dem Gebäude Petersiliengasse 12 für Moritz Eckstein und Bella Eckstein geb. Bachenheimer sowie für Jakob Eckstein; vor Marktstraße 12 für Moritz Blum, vor Marktstraße 31 für Moritz Katz und Rosa Katz geb. Bamberger, vor Marktstraße 38 für Leopold Stern und Settchen Stern geb. Katz sowie deren Kinder Salo Stern und Hedwig Stern (ehemals Stoff- und Kurzwarengeschäft Stern), vor Marktstraße 65 für Kaufmann Löb und Tochter Ida Löb, vor Karlstraße 9 für Nathan Katz und Selma Katz geb. Stern sowie deren Tochter Pauline Katz.   
 
November 2018: Dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Schotten, Einartshausen und Rainrod   
Anmerkung: In Rainrod wurden "Stolpersteine" für nichtjüdische NS-Opfer verlegt 
Artikel von S. Weil im "Kreis-Anzeiger" vom 8. November 2018: "Stolpersteine in Schotten zur Mahnung: 'Nie wieder!' Zum dritten Mal wurden 'Stolpersteine' verlegt. Die örtliche Initiative geht auf die Arbeit der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück.
SCHOTTEN - Zum dritten Mal wurden in der Schottener Kernstadt 'Stolpersteine' verlegt. Es handelt sich dabei um eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig. Die örtliche Initiative geht auf die Nachforschungsarbeit der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück. In der Kernstadt sind an sechs Stationen insgesamt 16 Steine verlegt worden. Am Mittwochnachmittag wurde die Aktion zunächst in Einartshausen und anschließend in Rainrod fortgesetzt. Am Abend fand im Bürgerhaus Rainrod ein Vortragsabend mit Gunter Demnig statt. Nach einem musikalischen Eingangsstück von Geiger Sergej Walter (Musikschule Schotten) hielt Pfarrer Frank Eckhardt eine Andacht, in der er an das für Deutschland geschichtsträchtige Datum 9. November erinnerte. Am Freitag jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht, bei der jüdische Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte geplündert und jüdische Mitbürger misshandelt und umgebracht wurden. 20 Jahre zuvor hatte Kaiser Wilhelm II abgedankt und Philipp Scheidemann die Republik ausgerufen. Und am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. 'Warum sollen wir uns überhaupt erinnern?', stellte der Pfarrer in den Raum. Es erscheine nur logisch, dass in Deutschland, wo das Ganze geplant worden sei und aus dem die meisten Täter kamen, im Nachhinein keiner mehr erinnert werden möchte. Und schon gar nicht mehr heute, so viele Jahrzehnte nach den schrecklichen Ereignissen. 'Natürlich wäre es einfacher, nur nach vorne zu schauen, anstatt immer im Vergangenen zu stochern und alte Wunden aufzureißen', sagte Eckhardt. Er nannte zwei Gründe, die das Erinnern so wichtigmachen. 'Es ist für mich ein Zeichen des Respekts diesen Menschen gegenüber, dass gerade wir in Deutschland nicht hingehen und einfach sagen: Schwamm drüber, das ist Vergangenheit', verdeutlichte Eckhardt. Und: Etwas so Grauenvolles dürfe sich nicht wiederholen. 'Dazu ist Erinnerung wichtig', so Eckhardt. Es gehe nicht darum, sich nur einmal im Jahr an das Grauen zu erinnern. 'Auch nicht darum, dass wir uns heute schuldig fühlen sollten für etwas, an dem wir nicht beteiligt waren', so der Pfarrer. Vielmehr gehe es darum, den Holocaust und seine Vorgeschichte zu verstehen lernen. 'Wir müssen versuchen zu erklären, wie so etwas möglich war im Land der Dichter und Denker. Wer waren die Täter, die das getan haben?', fragte der Pfarrer. Ängste schüren und Ressentiments wecken, das passiere auch heute wieder. 'So entstehen Feindbilder. Wenn man das über Jahre macht, dann wächst der Hass irgendwann ins Maßlose.' Damals seien die Juden aufs Korn genommen worden, und das gleiche Schema funktioniere auch heute noch. Es beginne immer mit der Ausgrenzung der Anderen, meistens einer Minderheit. Und dann sei es nur noch ein kleiner Schritt, bis den Hassgefühlen auch Taten folgten. 'Daher müssen wir uns erinnern, damit wir wachsam sind und den Anfängen wehren', betonte der Pfarrer. 'Die Stolpersteine mahnen uns: Nie wieder!' Frank Eckhardt erinnerte an jeder Verlegestation an die Lebensgeschichte der Opfer des Naziregimes und legte ihn zu Ehren eine Rose an den jeweiligen Stolperstein. Die Schicksale der Opfer waren unterschiedlich. Viele wurden deportiert und in Konzentrationslager ermordet, andere suchten den Nationalsozialisten durch Auswanderung oder Flucht, meist in die USA, zu entkommen und überlebten. In der Vogelsbergstraße 117, hier wurden drei Steine für Adolf, Herrmann und Willi Bauer verlegt, legte Monika Lehnert, eine Freundin der Enkeltochter von Willi Bauer, Bilder des Großvaters und dessen Frau Lina Strauß sowie deren Tochter Irma nieder. Die beiden Frauen kamen in Auschwitz und Theresienstadt ums Leben. Weitere Steine verlegt wurden in der Ludwigstraße 23 (Familie Hess), Ludwigstraße 16 (Hannelore Wolf, Karl Stern), Petersiliengasse 12 (Familie Eckstein), Vogelsbergstraße 73 (Adolf und Paul Heinlein) sowie in der Gederner Straße 8 (Dr. Wilhelm und Anna Seuling). Am Freitag verlegen der Bauhof und Schüler der Vogelsbergschule nochmals fünf Steine. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr in der Vogelsbergstraße 57. 
In Einartshausen erinnern nun sechs Stolpersteine an drei Orten an ehemalige Mitbürger..."  
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Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom 8. November 2018: "Schüler der Vogelsbergschule verlegen fünf Stolpersteine
Zum Abschluss der Stolperstein-Aktion haben Schüler der Vogelsbergschule und ein Mitarbeiter des Bauhofes am Donnerstag weitere fünf Mahnmale zur Erinnerung an die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus verlegt.
SCHOTTEN -
Zum Abschluss der Stolperstein-Aktion haben Schüler der Vogelsbergschule und ein Mitarbeiter des Bauhofes am Donnerstag weitere fünf Mahnmale zur Erinnerung an die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus verlegt. An der ersten Station in der Vogelsbergstraße 57, wo jetzt ein Stein an Rosi Lewinski erinnert, nahm auch Initiator Gunter Demnig teil. Ein weiterer Stein wurde in der Vogelsbergstraße 138 für Rudolf Repp verlegt, der nach Theresienstadt verschleppt wurde, weil er den Kriegsdienst verweigerte. In der Marktstraße 38 lebte Auguste Goldschmidt, die im Alter von 79 Jahren deportiert und in Theresienstadt ermordet wurde. Hermann Bauer wohnte zuletzt in der Marktstraße 24. Auch an ihn erinnert ein Stolperstein. Im Alter von acht Jahren wurde der Roma-Junge Hans Winter verschleppt. Über sein Schicksal gibt es keine Aufzeichnungen. Ein Gedenkstein wurde in der Karl-Weber-Straße an der Zufahrt zum alten Krankenhaus verlegt. "  
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November 2018: Das Projekt "Stolpersteine in Schotten" ist noch nicht abgeschlossen  
Artikel von em im "Kreis-Anzeiger" vom 8. November 2018: "Projekt Stolpersteine in Schotten noch nicht abgeschlossen.
50 Rainröder, aber auch Nachkommen der Verfolgten und historisch Interessierte kamen zur Gedenkstunde ins Bürgerhaus Rainrod, die sich an die Verlegung der Stolpersteine anschloss.
RAINROD
- 50 Rainröder, aber auch Nachkommen der Verfolgten und historisch Interessierte kamen zur Gedenkstunde ins Bürgerhaus, die sich an die Verlegung der Stolpersteine anschloss. Die Veranstaltung war zugleich eine von der Initiative 'Demokratie leben' unterstützte Demokratiekonferenz. Einfühlsame Musik umrahmte den Abend: Andreas Göbel (Klavier) und seine Tochter Ebba (Geige) spielten das Israeli Concertino von George Perlmann mit einem Zitat der israelischen Nationalhymne im ersten Satz und später die Titelmelodie des Films 'Schindlers Liste' von John Wiliams. Pfarrer Frank Eckhardt trug Texte von Martin Niemöller und Peter Härtling vor. Für die vier Mitglieder der Initiativgruppe 'Stolpersteine Schotten', Hans Otto Zimmermann, Manfred Schlosser, Frank Eckhardt und Elke Schmidt, die mit dem Künstler Gunter Demnig zusammensaßen, war es ein Atemholen nach fünfjähriger intensiver Recherche und Organisation. Das Projekt sei allerdings noch nicht abgeschlossen, sagten sie. Die Stolpersteine erinnern an 62 Verfolgte des NS-Regimes, zwischen sechs und acht weitere Schicksalen müssen nach Angaben der Gruppe noch erforscht werden. Das ist schwierig, weil in der Stadtverwaltung Einwohnerdateien einstiger jüdischer Mitbürger von einst bis auf eine verschwunden sind. Zimmermann nimmt an, dass solche Unterlagen bei Kriegsende gezielt vernichtet wurden. Er gab einen Überblick zum Verlauf des Stolpersteinprojekts und zur geplanten Herausgabe einer kleinen Publikation mit einer Karte der Stolpersteine im Stadtgebiet. Zimmermann dankte etlichen privaten Spendern, den beiden örtlichen Geldinstituten, der Jagdgenossenschaft Schotten und den Ortsbeiräten Einartshausen und Rainrod. Schon 2013 habe die Stadtverordnetenversammlung das Vorhaben der Initiativgruppe begrüßt, betonte Bürgermeisterin Susanne Schaab. In vielen Ländern erinnerten Stolpersteine an einen weithin reichenden mörderischen Apparat, der unsägliches Leid über Verfolgte und deren Angehörigen gebracht habe. Die in der Großgemeinde Schotten verlegten Steine hätten eine hohe Symbolkraft und seien Erinnerungsimpulse für nachkommende Generationen. Anschließend überreichte Schaab der Initiativgruppe eine Spende von 'Demokratie leben!'. Demnig ging auch auf Kritik an den Stolpersteinen ein, zitierte dagegen die Worte eines Schülers: 'Man stolpert doch nicht mit den Füßen, sondern mit dem Kopf und dem Herzen.' Nach den Berichten der Brüder Winnen und von Matthias Monien machte Zimmermann auf den Besuch des verwandtschaftlich mit Schotten verbundenen jüdischen Kunstprofessors Arno Stern (Paris) am 26. Januar 2019 und auf das am selben Tag geplante Konzert des Klezmer-Trios 'Naschuwa' aufmerksam."  
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Januar 2019: Arno Stern, Nachkomme der jüdischen Familie Stern kommt nach Schotten  
Artikel von "sw" im "Kreis-Anzeiger" vom 14. Januar 2019: "Erinnerung an die Heimat der Vorfahren: Arno Stern (94) kommt nach Schotten. Zu einer Vortragsveranstaltung am Samstag, 26. Januar, kommt Arno Stern nach Schotten. Der 94-jährige französische Staatsbürger hat besondere Verbindungen nach Schotten.
SCHOTTEN
- Zu einer Vortragsveranstaltung am Samstag, 26. Januar, kommt Arno Stern nach Schotten. Der 94-jährige französische Staatsbürger hat besondere Verbindungen nach Schotten. Sein Vater Isodor und sein Großvater Leopold lebten mit ihren Familien in Schotten in dem Haus, in dem heute das Café des Vulkanbäckers Joachim Haas untergebracht ist. Arno Stern wurde 1924 geboren. Später zog die Familie nach Kassel, wo er drei Jahre zur Schule ging. Häufig besuchte er in dieser Zeit seine Großeltern im Vogelsberg, wie Pfarrer Frank Eckhardt, Mitinitiator der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' berichtet. So habe Arno Stern noch gute Erinnerungen an Spaziergänge mit seinen Großeltern in der 'Spies', oder an die 'Bleiche', wo viel Schottener Bürger früher ihre Wäsche bleichten. Heute befindet sich hier die städtische Kindertagesstätte am Park und das Alten- und Pflegeheim der Schottener Sozialen Dienste beziehungsweise das Café 'CaRé'. Vor allem aber hat Arno Stern noch Erinnerungen an das Leben der jüdischen Gemeinde in der Schottener Synagoge, denn er gilt als der wohl letzte lebende Zeitzeuge. Das Haus in der Vogelsbergstraße wurde in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 von Nazis verwüstet. Über seine Verbindungen zu Schotten wird Arno Stern auf der Vortragsveranstaltung im Historischen Rathaus (Beginn: 17.30 Uhr) berichten. Arno Stern und seine Familie flüchteten nach Frankreich. Die letzten Tage vor der Flucht verbrachte die Familie in Schotten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchteten die Familie weiter in die Schweiz, wo Arno Stern seine Jugendjahre in einem umgestalteten Fabrikgebäude verbrachte. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Frankreich zurück, wo Arno Stern die französische Staatsbürgerschaft annahm. Als Lebenswerk des 94-Jährigen gilt die Entwicklung des 'Malortes'. Die Ursprünge gehen auf das Jahr 1946 zurück. Arno Stern hatte den Auftrag, in einem Heim für Kriegswaisen Kinder zu beschäftigen, die er malen ließ. So entstand der erste Malort. In den 1950er Jahre richtete er in Paris im Stadtviertel Saint Germain-des-Près ein Atelier für Kinder ein. Hier war er 33 Jahre lang tätig, bevor er in ein anderes Pariser Quartier umsiedelte. Den Ort nannte er 'Closlieu' ('Geschlossener Raum'), Stern definierte ihn auf Deutsch als 'Malort' Nach seinen Vorstellungen sollte das Malen für die Kinder unter seiner Aufsicht keine künstlerische oder therapeutische, sondern vor allem eine praktische Betätigung sein. Stern entwickelte in diesem Zusammenhang den Begriff der 'Formulation'. Demnach findet das kreative Wirken im beschützten 'Malort' ohne Leistungsdruck und ohne Erwartungshaltung statt. Stattdessen sollen sich Menschen jeglichen Alters in der Gruppe Gleichgesinnter frei entfalten und sich selbst erleben können. Noch heute, mit 70 Jahren Berufserfahrung, betreibt er seinen Malort in Paris. Dazu hält er Vorträge, auch im europäischen Ausland, und gibt seine Erfahrungen in Seminaren weiter. Die Idee der Malorte ist nicht nur auf Paris beschränkt. Neue Malorte entstanden im Laufe der Zeit in Europa und in der ganzen Welt. So auch in Gießen oder im vergangenen Jahr im Vogelsberg, in Mücke und in Stockhausen. Die Teilnahme an dem Vortrag ist kostenfrei. Um eine Spende für das Forschungsinstitut für Ausdruckssemiologie (I.R.S.E), das Stern 1987 gegründet hat, wird gebeten.
Die Veranstalter, die Malorte Mücke und Stockhausen, die den Vortragsabend in Kooperation mit Pfarrer Eckhardt und der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' organisieren, bitten um Anmeldung per E-Mail unter der Adresse: malortmuecke@posteo.de  oder telefonisch unter 0160/7535745."  
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Juni 2019: In Schotten werden 15 weitere "Stolpersteine" verlegt 
Anmerkung: es wird vermutlich die letzte Verlegung sein, danach liegen in Schotten, Einartshausen und Rainrod zusammen 72 Stolpersteine. 
Artikel von S. Weil im "Kreis-Anzeiger" vom 15. Juni 2019: " Zum Gedenken an die Opfer: Weitere 15 Stolpersteine werden in Schotten verlegt
Noch einmal werden in Schotten Stolpersteine verlegt. 15 Stück werden es sein. Die Aktion wird am Freitag, 21. Juni, stattfinden.
SCHOTTEN - Noch einmal werden in Schotten Stolpersteine verlegt. Die Aktion wird am Freitag, 21. Juni, stattfinden, wie Hans Otto Zimmermann, Pfarrer Frank Eckhardt und Manfred Schlosser von der Initiativgruppe 'Stolpersteine' Schotten mitteilen. Geplant ist die Einbringung von 15 Stolpersteinen, die von dem Künstler Gunter Demnig vorgenommen wird. 'Damit ist die Verlegung von Stolpersteinen in Schotten aller Voraussicht nach abgeschlossen', sagt Zimmermann. Seit 2014 sind auf Bestreben der Gruppe in der Kernstadt sowie in Einartshausen und Rainrod in drei Tranchen bereits 57 Steine verlegt worden. 'Sie sollen das Erinnern an die Verfolgten und Ermordeten der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus in unserer Vogelsbergstadt wachhalten', so Frank Eckhardt.
Die Verlegung von Stolpersteinen ist ein europaweit durchgeführtes Projekt von Gunter Demnig. Die rund zehn Mal zehn Zentimeter großen, auf einen kleinen Betonquader aufgebrachten Messingtäfelchen sind mit den Namen, dem letzten selbst gewählten Wohnort sowie Angaben zum Schicksal der Opfer versehen. Sie werden in den Bürgersteig vor den jeweiligen Häusern eingelassen. Der Verlegung voraus geht in allen Fällen eine intensive Recherche in verschiedenen Quellen. 'Das ist in vielen Fällen schwierig. Manchmal gibt es nur einem Namen und weitere Informationen verlieren sich in den Unterlagen', erläutert Frank Eckhardt. Bedingung für die Verlegung sind aber nachgewiesene Fakten. Mit der jetzt geplanten vierten Tranche, die wieder mit Spenden von Privatpersonen und öffentlichen Institutionen finanziert wurde, ist das Projekt in Schotten damit höchstwahrscheinlich abgeschlossen. 'Unser Kenntnisstand lässt vermuten, dass keine weiteren Namen mehr dazu kommen', so Manfred Schlosser. 'Sollten sich doch noch einmal konkrete Hinweise ergeben, können natürlich noch weitere Stolpersteine verlegt werden', betont Hans Otto Zimmermann.
Treffpunkt für die Verlegaktion in der kommenden Woche ist am Freitag um 12.30 Uhr in der Vogelsbergstraße Nummer 57/59 an der Ecke Lohgasse/Vogelsbergstraße. Hier wohnte bis 1938 Julius Kahn. Die Aktion beginnt mit einer kurzen Andacht von Pfarrer Frank Eckhardt und einem musikalischen Intermezzo von Sergej Walter (Musikschule Schotten). Das Haus Vogelsbergstraße 79 (Ecke Petersiliengasse/Vogelsbergstraße) war letzter Wohnort der Familie Hamburger. In der Vogelsbergstraße 85 (Ecke Neugasse/Vogelsbergstraße) wohnte die Familie Goldschmidt und in der Markstraße 5 (Haus Rückert) Ludwig Kaufmann. Die Marktstraße 24 war letzter freiwilliger Wohnort der Familie Ludwig, Selma und Clemmi Stern. Max Katz wohnte in der Karlstraße 9 und die Ludwigstraße 18 war Heimstatt von Leopold, Elisabethe Frieda und Amalie Stern. Nach dem offiziellen Ende des Projektes Stolpersteine in Schotten planen die Initiatoren im Nachgang ein Buch, in dem alle Opfer aufgeführt werden, an die in Schotten, Einartshausen und Rainrod mit Stolpersteinen erinnert wird. Neben einem informierenden Text sollen Fotos - soweit vorhanden - das Erinnern wachhalten. Auch werden alle verlegten Stolpersteine fotografiert und in das Buch aufgenommen, jeweils mit genauen Angaben, wo der betreffende Stein verlegt wurde."  
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Links und Literatur   

Links: 

bulletWebsite der Stadt Schotten  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Schotten 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Schotten (interner Link)   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 283-285.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 185. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 113. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 105 (keine weiteren Angaben).  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 201-203. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 310-311.
bulletHermann Enders: Geschichte der Juden in der Stadt Schotten. Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein 1996. 14 S.  
bullet Schotten Einartshausen Lit 2016M.jpg (107770 Byte)Hanno Müller, Monica Kingreen, Frank Eckhardt: Juden in Schotten 1629-1945 und Einartshausen 1800-1942. ISBN 978-3-96049-003-6. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2016. 
Zu beziehen über Hanno Müller  Röntgenstraße 29  D. 35463 Fernwald  E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de  Internet http://www.fambu-oberhessen.de/       
bullet Hanno Müller: Juden in Schotten Einartshausen. Nachträge Erweiterung Einartshausen. ISBN 978-3-96049-106-4. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2022.    
Zu beziehen über Hanno Müller  Röntgenstraße 29  D. 35463 Fernwald  E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de  Internet http://www.fambu-oberhessen.de/.  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Schotten  Hesse. Jews lived there from the 17th century and the community, which numbered 153 (about 8 % of the population) in 1880, was affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt*. Jews played a leading role in the town's public, musical and social life. The Nazi boycott imposed from April 1933 caused at least 40 of the 73 Jews to leave before Kristallnacht (9-10 November 1938), when SA and SS troops organized a pogrom, destroying the synagogue's interior, Torah scrolls, and Jewish homes. Twelve Jews were deported in 1942.  
      
* mistake: Schotten was not affiliated with a rabbinate   
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020