Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hungen mit Inheiden, Utphe und Villingen (Stadt Hungen, Kreis Gießen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zwei Dokumente aus der NS-Zeit     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Hungen bestand eine jüdische Gemeinde bereits im späten Mittelalter. Schon im 14. Jahrhundert könnten Juden in der Stadt gelebt haben, doch liegen urkundliche Nachweise erst seit 1426 vor. Damals wird eine Familie genannt, die aus Wölfersheim (Jakob von Wölfersheim und Moses von Wölfersheim) zugezogen war, eine andere aus Langsdorf (Moses von Langsdorf 1458). Die jüdischen Familien lebten von Einnahmen aus dem Pfandleihgeschäft. Da 1463 ein jüdischer "scholemeister" (Schulmeister; Schule = Synagoge) genannt wird, ist davon auszugehen, dass noch mehrere jüdische Familien in der Stadt lebten und diese einen Betsaal oder eine Synagoge hatten. 
  
Auch im 16. Jahrhundert bestand eine jüdische Gemeinde mit eigenen Einrichtungen: 1510 erteilte Graf Bernhard III. (Ortsherrschaft Grafen von Solms) der Judenschaft das Recht auf einen Friedhof. Einschränkungen gab es in der Zeit des Dreißigjähriges Krieges: 1623 wurde den Hungener Juden auf Grund einer Klage der Krämerzunft das Hausieren verboten; 1633 wurden auf Befehl Graf Wilhelm II. verarmte Juden ausgewiesen. 1655 gab es in der Stadt fünf jüdische Hausbesitzer, 1666 wurden 53 jüdische Einwohner in acht jüdischen Familien gezählt. Im 18. Jahrhundert dürften kontinuierlich acht bis zehn jüdische Familien in Hungen gelebt haben. Damals gehörten auch die in Langsdorf lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Hungen. Nach 1765 bildeten die Langsdorfer Juden jedoch eine eigene Gemeinde. 
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1818 62 jüdische Einwohner, 1828 54, 1861 83 (6,6 % von insgesamt 1.251 Einwohnern), 1880 105 (7,8 % von 1.350), 1900 93, 1910 85 (5,1 % von 85). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert begann der Prozess der Ab- und Auswanderung. So sind mehrere der jüdischen Einwohner nach Nordamerika ausgewandert. 
  
Um 1800 lebten die jüdischen Familien noch in sehr bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen, erst im Laufe des 19. Jahrhunderts besserte sich die Situation nach Eröffnung mehrerer Handlungen und Läden.
  
Zur jüdischen Gemeinde in Hungen gehörten auch die in Inheiden und Utphe lebenden jüdischen Personen (Inheiden: 1830 13, 1905 7, 1924 6, 1932 6; Utphe: 1830 9, 1905 6, 1924 4; 1932 5). 
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 52 Jahre wirkte allein (von 1842 bis 1894) der Lehrer Salomon Salomonsohn. Um 1865 wird als Lehrer aus Hungen bei einer Lehrerkonferenz in Nidda V. Cosmann genannt.
  
Um 1924, als 73 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,2 % von 1.748), waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Gustav Löb und Gustav Gonsenhäuser. Als Lehrer und Kantor wirkte Jacob Höhnlein. Er hatte damals acht jüdische Kinder in Religion zu unterrichten (1932 gleichfalls acht Kinder). An jüdischen Vereinen bestand insbesondere der Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Gustav Gonsenhäuser). Von 1925 bis 1927 war Lehrer in Hungen Leo Singer. Seit 1929 war jüdischer Lehrer und Kantor Edwin Seelig aus Nordhausen im Harz (bis September 1934; danach in Kirchhain, 1936 nach Palästina emigriert). Anfang der 1930er-Jahre waren von den etwa 18 jüdischen Familien zwei Getreidehändler, sieben Textilhändler, fünf Viehhändler. Außerdem gab es einen jüdischen Arzt (Dr. Siegfried Maier) und den jüdischen Lehrer. 

1933 lebten noch 63 jüdische Personen in Hungen (3,7 % von 1.800). In den folgenden Jahren ist ein Großteil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der  zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (insbesondere nach Frankfurt) beziehungsweise ausgewandert. Bereits im März 1933 hatte ein SA-Trupp Gustav Gonsenhäuser in seiner Wohnung überfallen (Kaiserstraße 27). Seit Oktober 1933 wurden die jüdischen Viehhändler vom Viehmarkt in Hungen ausgeschlossen. Bauern, die noch mit Juden Handel trieben, durften ihre Milch nicht mehr in der Molkerei Hungen abliefern. Ernst Katz, der von einem SA-Mann aus Hungen angegriffen wurden war, hatte sich gewehrt und wurde dafür ins KZ Osthofen eingewiesen. Auf Grund eindeutiger Zeugenaussagen wurde er jedoch wegen Notwehr freigesprochen und konnte Deutschland verlassen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde nicht nur die Synagoge geschändet: SA-Leute überfielen auch jüdische Häuser und Wohnungen. Vier Männer wurden festgenommen, in das Gefängnis gesperrt und misshandelt. Unter den in das KZ Buchenwald verschleppten Personen war der letzte Vorsteher Salomon Wiesenfelder, der am 20. November 1938 an den Haftfolgen starb. 1939 wurden noch 13 jüdische Einwohner in Hungen gezählt, am 31. Dezember 1940 waren es noch sieben. Am 15. September 1942 wurden die letzten drei jüdischen Einwohner Hungens deportiert. Aus Inheiden wurden 16 jüdische Personen deportiert, darunter das Ehepaar Meier und Rosa Steinhauer sowie Frieda Steinhauer, die bis Oktober 1941 in Hungen gewohnt hatten und dann in ein "Judenhaus" in Inheiden ziehen musste (Haus der Familie Katz Seestraße 21). 
  
Von den in Hungen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Anna Gallinger geb. Hess (1875), Samuel Gerendasi (1886), Gustav Gonsenhäuser (1869), Paula Gonsenhäuser geb. Steinheiner (1874), Florenze Grünebaum geb. Kahn (1900), Alexander Hirsch (1901), Bertha Kahn geb. Kaufmann (1871), Hermann Kahn (1895), Julius Kahn (1867), Milli Martha Kahn (1887), Simon Kahn (1863), Gerda Kaufmann geb. Sulzbach (1909), Emma Mannheimer geb. Stern (1861), Rosalie Nelkenstock geb. Kahn (1870), Helene Oppenheimer geb. Klebe (1855), Hermann Oppenheimer (1881), Ida Oppenheimer geb. Grünebaum (1884 oder 1885), Johanetta Oppenheimer geb. Eichel (1881), Katharina (Karola) Oppenheimer (1915), Karoline Oppenheimer (1891), Ruben Oppenheimer (1883), Berta Saalberg geb. Katz (1864), Amalie Seckbach geb. Buch (1870)*, Johanna Stahl geb. Cahn (1888), Frieda Steinhauer (1886), Meier (Moritz) Steinhauer (1884), Rosa Steinhauer geb. Klein (1879), Susanne Steinhauer (1893), Lina Stern geb. Katz (1865), Clementine Strauss geb. Stern (1882), Alfred Sülzbach (1877), Gertrud(e) Wassermann geb. Meyer (1897), Salomon Wiesenfelder (1875, siehe unten Dokument aus dem KL Buchenwald). 
*) Frau des Architekten Max Seckbach
Von den in Inheiden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Rosalie Joseph geb. Wallenstein (1881), Julius Katz (1886), Levy Katz (1862), Recha Katz geb. Simon (1888), Emma Kuttner geb. Gutmann (1874), Julius Kuttner (1876), Marta Kuttner (1912), Paula Löwenberg geb. Katz (1890), Elfriede Löwenstein geb. Katz (1914), Jennie Löwenstein (1941), Otto Löwenstein (1909), Hilda (Henel) Simon geb. Eckstein (1861). 
  
Nach 1945 kam ein jüdisches Ehepaar aus Theresienstadt nach Hungen zurück: Jeremias Oppenheim und seine Frau Hedwig geb. Wiesenfelder. Herr Oppenheim starb bereits 1946, seine Frau starb in Frankfurt am Main im September 1991.   
   
Am 26. August 1990 wurde am jüdischen Friedhof in Hungen ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner von Hungen, Bellersheim, Obbornhofen und Utphe eingeweiht. Auf dem Denkmal stehen die Namen der "in der Zeit der Gewaltherrschaft 1933 bis 1945 ermordeten, vertriebenen und gedemütigten jüdischen Bürger". Auf Grund der Forschungsarbeit der "Arbeitsgemeinschaft Spurensuche" in Hungen konnte die Zusammenstellung vorgenommen werden. 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1862 / 1870 / 1875 / 1894 / 1901/ 1915 / 1921 (Hilfsvorbeter) / 1923 / 1925  

Hungen AZJ 26081862.jpg (43833 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1862: "Für einen braven, tüchtigen Religionslehre rund Vorsänger ist eine sehr empfehlenswerte Stelle in meinem Rabbinate: zu Hungen in der Wetterau, offen mit 250 Gulden fixem Gehalt, freier Wohnung und Akzidenzien, und nehme ich portofreie Bewerbungen um dieselbe gern entgegen. Gießen, den 4. August 1862. Rabbiner Dr. Levi."
Hungen Israelit 13071870.jpg (45114 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1870: "Konkurrenz-Eröffnung. Die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters bei der israelitischen Gemeinde zu Hungen, mit einem jährlichen Gehalt von 350 Gulden nebst freier Wohnung und Akzidenzien ist zu besetzen. Konkurrenzfähige Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse binnen sechs Wochen bei dem unterzeichneten Vorstand melden. Hungen (Oberhessen), den 4. Juli 1870. 
Der Vorstand. S. Salomonsohn".
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. September 1875: "Die Religionslehrer- und Vorbeter-Stelle in der israelitischen Gemeinde zu Hungen ist zu besetzen. Gehalt bei freien Wohnungsräumen 700 Reichsmark. Bewerber wollen sich alsbald unter Beifügung ihrer Zeugnisse bei uns melden. 
Hungen in Oberhessen, im August 1875. Der Vorstand der israelitischen Religions-Gemeinde dasselbst."     
 
Hungen Israelit 16081894.jpg (48887 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1894: "Die Stelle eines Lehrers, Kantors und Schochets an hiesiger Gemeinde ist per alsbald zu besetzen. Tüchtige Bewerber wollen sich schriftlich unter Beifügung ihrer Zeugnisse an unterzeichneten Vorstand wenden. 
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Hungen. 
B. Stern."  
      
Hungen Israelit 18031901.jpg (60846 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1901: "Wir suchen zum alsbaldigen Eintritt für hiesige israelitische Religionsgemeinde einen Lehrer, Kantor und Schochet, mit einem fixen Gehalt von 1.000 Mark nebst Schächterdienst, welcher ungefähr 300 Mark einbringen kann. Ebenso ist ein dauernder Nebenverdienst mit mehr als 200 Mark zu erwarten. Bewerber wollen gütigst unter Beifügung ihrer Zeugnisse sich an den unterzeichneten Vorstand wenden.  
Hungen, Oberhessen, 16. März. 
Der Vorstand: H. Stern
."  
    
Hungen Israelit 21101901.jpg (61925 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901: "Da unser seitheriger Lehrer unerwartet zur Absolvierung seiner Militärzeit einberufen worden, so suchen wir möglichst per sofort einen Religionslehrer, der zugleich Vorbeter und Schochet ist, mit einem Jahresgehalt von Mark 1.000 nebst Schechita, welche mindestens 200 Mark einbringt, nebst freier Wohnung etc. Bewerbungen mit Lebenslauf und Zeugnisse erbitten wir bald. Hungen, Oberhessen, 17. Oktober. 
Der Vorstand: Heinemann Stern."
  
Hungen Israelit 11031915.jpg (47756 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1915: "Infolge Berufung unseres Lehrers Herr Isak, der 10 Jahre in unserer Gemeinde amtierte, nach Limburg a. Lahn ist die Stelle als Lehrer, Kantor und Schochet für alsbald neu zu besetzen. Der Grundgehalt beträgt 1.200 Mark, Nebeneinkommen ca. 1.000 Mark. Reisekosten werden jedem zur Probe berufenen vergütet. Meldungen nebst Zeugnisabschriften von seminaristisch gebildeten, stimmlich begabten Herren erbeten an den 
Vorstand der israelitischen Religions-Gemeinde Hungen. Salomon Kahn."  
  
Hungen Israelit 15091921.jpg (35460 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Die Israelitische Religionsgemeinde Hungen sucht für die hohen Feiertage respektive für Rausch Haschonoh und Jom Kippur einen Hilfsvorbeter gegen freie Station und freie Verpflegung. Bewerber wollen sich mit ihren Gehaltsansprüchen an den Unterzeichneten werden. 
Salomon Kahn, 1. Vorsteher."
   
Hungen Israelit 01031923.jpg (37132 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1923: "Die hiesige israelitische Religionsgemeinde sucht per 1. März dieses Jahres eventuell etwas später einen Lehrer und Schochet. Gehalt nach Übereinkunft. Reisekosten bei Vorstellung wird vergütet. 
Israelitische Religionsgemeinde Hungen (Oberhessen). J. Kahn."
  
Hungen Israelit 19041923.jpg (50870 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1923: "Religionslehrer, Kantor und Schochet zum alsbaldigen Eintritt für unsere Gemeinde gesucht. Gehalt unter Zugrundelegung von Gruppe 7 der Staatsbeamten. Reichsdeutsche mit seminaristischer Ausbildung und guter Stimme wollen Bewerbungsschreiben unter Beifügung von Zeugnissen und Lebenslauf richten an Israelitische Religionsgemeinde, Hungen (Kreis Gießen in Oberhessen)."
   
Hungen Israelit 23041925.jpg (36543 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1925: "Infolge Berufung unseres seitherigen Lehrers an die Präparandenschule Höchberg ist die Stelle eines orthodoxen Lehrers, Vorbeters und Schochet per sofort neu zu besetzen. Gehaltsgruppe VII der Staatsbeamten. Meldungen erbeten an den Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Hungen (Oberhessen)."
     
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1925: Infolge Berufung unseres seitherigen Lehrers an die Präparandenschule Höchberg ist die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schochets neu zu besetzen. Gehalt nach Gruppe 8 sowie größeres Nebeneinkommen. Angebote an den Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Hungen, Gustav Löb."  

     
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Salomon Salomonsohn (1892)   

Hungen Israelit 20061892.jpg (98081 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1892: "Hungen (Oberhessen). Allen Freunden, Schülern und Gönnern unseres allverehrten Lehrers Herr S. Salomonsohn, diene zur Nachricht, dass derselbe in Kürze nicht nur seinen 80. Geburtstag zurücklegt, sondern auch auf eine segensreiche 50jährige Dienstzeit zurückblicken kann. Ein halbes Jahrhundert der Arbeit und des Kampfes, der Erfolge und Verdienste, welch’ eine riesige Spanne Zeit! Und doch hat Herr Salomonsohn mit kurzen Unterbrechungen ausgefüllt im Dienste seiner Gemeinde Hungen, im Dienste des Judentums, im Dienste der gesamten Menschheit und dabei die Liebe und Achtung aller kreise zu erringen gewusst. Zahlreich werden die Sympathieäußerungen sein, die ihm an seinem Jubiläumstag entgegengebracht werden. Seine dankbare Gemeinde hat deshalb auch Vorbereitungen getroffen, diesen Tag, es ist der 4. August dieses Jahres in festlicher Weise zu begehen. Über den Verlauf der Feier werden wir später berichten."
   
Hungen Israelit 18081892.jpg (107157 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1892: "Hungen, 5. August (1892). Die gestrige Feier des 50jährigen Dienstjubiläums unseres verehrten Lehrers, Herrn Salomonsohn, verlief in sehr würdiger Weise. Nach dem Festgottesdienste, während welchem Herr Rabbiner Dr. Levi die Festrede hielt und in warm empfundenen Worten das Leben und die Verdienste des Jubilars schilderte, begab man sich zur gemütlichen Feier in das Hotel zur Traube. Bis spät in die Nacht blieben die Teilnehmer zusammen. Der Jubilar wurde in der mannigfachsten Weise geehrt. Abgesehen von den zahlreichen Glückwünschen und Huldigungen, die ihm zuteil wurden, hatten ihm viele seiner Schüler, Freunde und Gönner ein Ehrengeschenk, seine Kollegen respektive der israelitische Landeslehrerverein Hessens eine prachtvolle Gedenktafel gewidmet. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, alle die Wünsche, die ihm entgegen gebracht wurden, auch in Erfüllung gehen zu sehen."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1892: 
ähnlicher, noch etwas ausführlicherer Bericht als in der Zeitschrift "Der Israelit", siehe oben.    
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.     

   
Zum Tod von Lehrer Salomonsohn (1894 - 52 Jahre Lehrer in Hungen)  

Hungen Israelit 15111894.jpg (140503 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1894: "Hungen im Oktober (1894). Am 7. dieses Monats starb Herr Lehrer Salomonsohn, der Senior der jüdischen Lehrer Hessens, im Alter von 82 Jahren. 52 Jahre lang hat er in hiesiger Gemeinde als Lehrer amtiert und gleichzeitig auch als Vorsteher während eines langen Zeitraumes seine Dienste ihr gewidmet. Wenn auch ursprünglich dem Handwerkerstand zugehörig, hatte der Verblichene trotzdem im Laufe der Jahre ein reiches Wissen gesammelt und stand mit seinen Ansichten über Erziehung und Unterricht, sowie in seiner Amtsführung überhaupt, vollkommen auf der Höhe unserer Zeit. Von der Saat, die er in hiesiger Gemeinde gesät und von der warmen Verehrung und Anerkennung, die man seinem Wirken zollte, legte sein vor wenigen Jahren begangenes 50jähriges Jubiläum das beredteste Zeugnis ab, indem die Beteiligung aus dem Kreise seiner Schüler, Freunde und Bekannte eine sehr große war. Wenn auch von harten Schicksalsschlägen nicht verschont, hatte der Dahingeschiedene sich doch eine seltene Körper- und Geistesfrische bewahrt, und mit staunenswertem Eifer kam er noch im hohen Alter bis vor 4 Monaten seinen Berufspflichten nach, wo er in würdiger Anerkennung seiner Wirksamkeit von der Gemeinde mit vollständigem Gehalt in den Ruhestand versetzt wurde. Möge der wackere Lehrer, der Kinder und Kindeskinder erzogen und gebildet, seiner Gemeinde unvergessen bleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Über Lehrer Leo Singer (Lehrer in Hungen von 1925 bis 1927)  

Lehrer Leo Singer wurde am 3. September 1897 in Moglino (Provinz Posen, Polen) geboren. 1925 bis 1927 war er Lehrer in Hungen. 1927 wechselte er nach Northeim. Hier blieb er bis zum Herbst 1938 im Dienst der jüdischen Gemeinde. Danach war er in der jüdischen Volksschule Hannover als Lehrer tätig. Am 15. Dezember 1941 wurde er nach Riga deportiert. Er wurde im KZ Kaiserwald bei Riga ermordet. Ein "Stolperstein" erinnert an ihn in Northeim vor dem Anwesen Untere Straße 27. 
Quelle: Lehrer Leo Singer und der Betsaal der jüdischen Gemeinde Northeim.  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  

Antisemitische Äußerungen des Hungener Amtsrichters (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1901: "Aus Hessen, 10. September (1901). Zur der Notiz in Ihrer Nr. 71 des 'Israelit' betreffs Gebrauches eines ungeziemenden Ausdruckes 'Judenschule' seitens eines den Vorsitz führenden Gerichtsassessors in einer rheinischen Stadt, wird uns als Gegenstück Folgendes mitgeteilt: In dem oberhessischen Landstädtchen Hungen hatte sich der jüdische Lehrer vor Gericht zu verantworten weil er angeblich in der Amtstracht der evangelischen Geistlichen die Leiche 'des Juden G. Kahn' begleitete. In Gemäßheit des Paragraphen 300 (8) des Strafgesetzbuches wurde der Angeklagte zu einer Geldstrafe von 5 Mark verurteilt. Die seinerzeit gegen das Urteil eingelegt Berufung musste aus formalen Gründen abgelehnt werden, sodass das Erkenntnis die Rechtskraft erhalten hat. (In Rosenberg sprach die dortige Strafkammer den jüdischen Kultusbeamten von einer ähnlichen Anschuldigung frei.)
An der ganzen Sache wäre jedoch nicht sonderlich viel gelegen, wenn nicht die Begründung des Urteils eine derartige wäre, die, was Form und Ausdruck anbelangt, geradezu Unerhörtes leistet und wahrlich nicht den Anforderungen entspricht, die man sonst an einen deutschen Richter zu stellen gewöhnt ist. Das angezogene Urteil spricht sich zunächst in einer solch' beleidigenden Weise gegen den gesamten jüdischen Lehrstande aus, dass es Wunder nehmen muss, dass hiergegen noch keine energischen Maßnahmen unternommen worden sind. Das Urteil sagt wörtlich von den jüdischen Lehrern: 'Ihre Vorbildung und ihre soziale Stellung ist niedrig', Man glaubt des Ferneren einer antisemitischen Versammlung beizuwohnen, wenn man die Ausdrücke wie 'Judenbestattung', 'Judenlehrer', 'Jude' liest. 'Der evangelischen Kirche kann es', so wird in dem Urteil ausgeführt, 'nicht gleichgültig sein, ob ein jüdischer Vorleser, Kantor oder Lehrer von einer niederen Bildung und sozialer Stellung, der auch gleichzeitig das Amt eines Schächters versieht, sich die beregten Eingriffe in die Rechte des Geistlichen straflos gestatten darf.'   
Gegen dieses Urteil, das auch in anderen Beziehungen höchst charakteristisch ist, und noch zahlreiche andere Angriffspunkte enthält, wurde bei dem Landgerichtspräsidenten in Gießen Beschwerde erhoben; dieser jedoch ja entschieden, dass zum disziplinarischen Einschreiten  gegen den betreffenden Amtsrichter keine Veranlassung vorläge. In dem Antwortschreiben des Landgerichtspräsidenten wird alsdann des Weiteren ausgeführt: 
'Da indessen einzelne Stellen der Urteilsbegründung, wie die Eingabe zeigt, zu irrigen Schlussfolgerungen Anlass gegeben haben, so habe er dem betreffenden Richter empfohlen, bei der Abfassung gerichtlicher Entscheidungen Ausdrücke und Wendungen tunlichst zu vermeiden, die unter Umständen Anlass zu Missdeutungen oder als polemische, über den Rahmen der zu treffenden Entscheidungen hinausgehende Erörterungen angesehen werden könnten.' 
Ob diese 'Empfehlung' des Gießener Landgerichtspräsidenten genügen wird, dass der Hungener Amtsrichter in Zukunft derartige Ausdrücke und Redewendungen, welche geeignet sind, den ehrenwerten Stand israelitischer Lehrer in der Öffentlichkeit herabzuwürdigen und u beleidigen, vermeidet, müssen wir bezweifeln. Von viel heilsamerer Wirkung wäre eine wirksame Bestrafung des Richters gewesen, dessen Ausdrucksweise auf das Schärfste gegeißelt und zurückgewiesen werden muss. Wenn der Antisemit Böckel, ein Landsmann des Richters in Hungen, derartige Redewendungen gerbacht, wie sie das angezogenen Urteil enthält, so ist das mit seiner Gesinnungs-tüchtigkeit zu entschuldigen, bei einem Richter aber muss ein Urteil, ob es einen Christen oder Juden betrifft, in Form und Ausdruck den billigen Anforderungen entsprechen, welche man in Deutschland an die Vorurteilslosigkeit der weder 'sozial nieder stehenden, noch ungebildeten' Richter zu stellen gewohnt ist. L.-"    

    
Streit in der Gemeinde (1906)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Januar 1906: "Hungen (Oberhessen). 
Unerquickliche Gemeindeverhältnisse. 
Der Artikel wird nicht ausgeschrieben. Bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. 
Erstaunlicherweise wurden solche Konflikte einer großen Öffentlichkeit über die Presse bekannt gemacht.  

    
Antisemitische Regungen (1909) 

Hungen Israelit 01041909.jpg (106669 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1909: "Hungen, 20 März (1909). Von vertrauenswerter Seite war dem Vorstand des Zentralvereins in Berlin mitgeteilt worden, dass der Leiter der höheren Bürgerschule in Hungen, Herr Otto Steuernagel, in den Unterrichtsstunden jüdischen Schülern gegenüber verletzende Bemerkungen gemacht habe, die sie umso mehr schmerzen mussten, als dies in Gegenwart der christlichen Mitschüler geschehen war. Von der Ansicht ausgehend, dass die jüdische Jugend gegen solche, das kindische Gemüt verbitternde Beleidigungen geschützt werden müsse, erachtete es der Vorstand des Zentralvereins für angezeigt, die Angelegenheit dem Großherzoglichen hessischen Ministerium des Innern, Abteilung für Schulangelegenheiten, mit der Bitte um Abhilfe zu unterbreiten. Darauf ist dem Zentralverein der Bescheid zugegangen, dass der Leiter der höheren Bürgerschule zu Hungen mit aller Bestimmtheit bestreite, die betreffende Äußerung gebraucht zu haben. Er gebe aber zu, dass einige Ausdrücke besser unterblieben, bei ruhiger Überlegung auch nicht erfolgt wären. Aus diesem Grunde sei vom Großherzoglichen Ministerium des Innern der Direktor Steuernagel für die Zukunft entsprechend belehrt worden." 

     
Versammlung des "Central-Vereins" in Nidda und Gründung einer neuen Ortsgruppe für Hungen, Nidda und Umgebung (1912)   

Artikel in "Im Deutschen Reich" vom Mai 1912 S. 236-237: "In der am 24. März in Nidda im Gasthaus zur Traube stattgehabten Versammlung des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, hielt Herr Dr. Geiger über die Ziele und Bestrebungen des Vereins einen mit lebhaften Beifall aufgenommenen Vortrag. Nach Herrn Dr. Geiger sprach Herr Lehrer Rom in Nidda, der die Anwesenden, soweit sie noch nicht dem Verein angehörten, veranlasste, ihren Beitritt zu erklären. Es wurde alsdann zur Gründung einer Ortsgruppe für Hungen, Nidda und Umgebung geschritten. Als Sitz des Vereins wurde Hungen bestimmt, zum Vorsitzenden Herr Max Stern - Hungen, zum Schatzmeister Herr Adolf Salzbach - Hungen und zu Beisitzern die Herren Siegmund Sommer und Theodor Levi Nidda, A. Simon Echzell (statt Erbzell), Simon Rothschild - Schotten, S. Heynemann - Laubach gewählt wurden. Die Ortsgruppe Hungen, Nidda und Umgegend zählt bereits 62 Mitglieder."   

 
Der Nationalsozialist Haselmeyer hetzt in einer Versammlung in Hungen gegen Juden und wird angezeigt (1927)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. Mai 1927:  "Gießen. (Verworfene Revision des Hakenkreuzlers Haselmeyer). Die Strafkammer Gießen verurteilte seinerzeit den Journalisten Haselmeyer (Frankfurt, jetzt Erlangen) zu zwei Monaten Gefängnis wegen Vergehens nach § 8,1 des Republikschutzgesetzes, sowie nach § 130 Strafgesetzbuch (Aufreizung zum Klassenhass). Der Angeklagte hatte in einer erregt verlaufenden Versammlung in Hungen die Republik einen 'Saustall' genannt, die mit Gewalt von den Juden gereinigt werden müsse. Er hatte aufgefordert, die Juden zu beseitigen, da sie einer Spinne gleichend ihre Netze überall hin ausbreiteten und alles auslaugten. Sie schändeten deutsche Frauen und Mädchen, und das einzige Mittel gegen sie bestehe darin, sie, wie die Drohnen im Bienenvolke, mit Gewalt zu beseitigen. Der üble Hetzer muss nun wohl oder übel seine Gefängnisstrafe abbrummen, da die dritte Instanz, der erste Strafsenat des Reichsgericht die Revision kostenpflichtig verwarf."

 
Antijüdische Maßnahmen setzen 1933 ein  

Schotten Israelit 28091933.jpg (47204 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1933: "Gießen. Wie in Hungen, so hat, nach Wagners Süddeutschem Nachrichtendienst, auch in Schotten eine außerordentliche Generalversammlung der Molkereigenossenschaft Hoherodskopf einstimmig beschlossen, jedes Mitglied aus der Genossenschaft auszuschließen, das künftig mit Juden in geschäftliche Beziehungen tritt."   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Adolf Löb (1915)
Anmerkung: Adolf Löb ist 1837 in Wohnbach geboren, wo er von 1861 bis 1889 als Ellenwarenhändler und Handelsmann lebte (Braugasse 60). 1889 zog er mit seiner Familie nach Hungen, wo er als Kaufmann tätig war (im Laufe der Jahre sehr unterschiedliche Waren). Er war verheiratet mit Bettchen geb. Stern (1837-1875), seit 1876 mit Mathilde geb. Kahn (1850-1905). Adolf Löb hatte aus den beiden Ehe zusammen neun Kinder, von denen fünf zum Zeitpunkt seiner Todes bereits gestorben waren. Bei den zwei im Artikel genannten verheirateten Töchter handelt es sich wohl um Olga (geb. 1861), Soffi/Cäcilie (geb. 1877, lebte später in Endingen - CH), Hedwig (1883) und den Sohn Gustav (1879-1927).   

Hungen Israelit 23121915.jpg (107741 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1915: "Hungen (Oberhessen), 19. Dezember 1915. Im Alter von 79 Jahren wurde Herr Adolf Löb unter zahlreichem Trauergefolge zu Grabe getragen. Er war der Typus eines jüdischen Biedermannes, dessen an Kampf, Erfolg, Leid und Enttäuschung reiches Leben getragen war von den Grundsätzen der Redlichkeit und Rechtlichkeit, der schlichten, tief sitzenden Frömmigkeit und des unerschütterlichen Gottvertrauens. Als langjähriger Verwalter des Unterstützungsvereins hatte er reichliche Gelegenheit, sich der Armen und Bedürftigen anzunehmen und ihnen sein gastliches Haus zu öffnen. Um den Toten trauern zwei verheiratete Töchter und ein Sohn, der zurzeit an der Westgrenze unter den Waffen steht. Am offenen Grabe verlieh der Schwiegersohn der Verewigten, Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main, dem Schmerze der Familie und der Gemeinde Ausdruck und widmete dem scheidenden Vater und Schilderung seines Lebensganges und vorbildlichen Lebenswandels Worte liebenden Gedenkens. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Zum Tod von Mathilde Löb geb. Gernsheim (1922)  
Anmerkung: Mathilde Löb war die Frau von Gustav Löb (1879-1927) und damit Schwiegertochter des oben genannten Adolf Löb. 

Hungen Israelit 30111922.jpg (100891 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1922: "Hungen (Oberhessen), 24. November (1922), Eine unserer besten Frauen hat uns der Tod mitten aus blühendem Leben entrissen. Frau Mathilde Löb geb. Gernsheim, war ein Musterbild von Treue, Tapferkeit und Tüchtigkeit, wahre Helferin ihres Gatten, liebreiche und zielbewusste Mutter und Erzieherin ihrer Kinder, zärtliche Verwandte und Freundin aller, die gleich ihr geraden Wesens und offenen Charakters dem Guten und Rechten dienten. Von ihrem kurzen 42jährigen Lebensalter gehörten 17 Jahre der treuesten aufopferndsten Pflichterfüllung an der Seite ihres Mannes in Haus und Geschäft. Ihren Kindern suchte sie das Beste zu geben, was eine Mutter geben kann: Bildung und Lauterkeit der Gesinnung, den Nebenmenschen, die ihre Freundschaft suchten oder ihrer Hilfe bedurften, ein liebevolles, mitempfindendes Herz. So wird ihre Bild unverwischlich im ehrenden Andenken ihres Kreises fortleben. 
An der Bahre, die von einer großen Trauerversammlung aus Nah und Fern umringt war, entwarf Herr Lehrer Stein, Hungen, ein ergreifendes Lebensbild der Frühverstorbenen, dem noch Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main, herzliche Worte letzten Dankes im Namen der Familie anfügte. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

      

Zwei Dokumente aus der NS-Zeit            
               
Zur nachstehenden Kennkarte: am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 Kennkarte des in Hungen 
geborenen Alfred Sulzbach
 
 Hungen KK MZ Sulzbach Alfred.jpg (88745 Byte)  
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Alfred Sulzbach (geb. 7. September 1877 in Hungen), Kaufmann,
 wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen  
 
     
Dokument aus dem KL Buchenwald zu einem Todesfall unter den nach dem Novemberpogrom 1938 nach Buchenwald Eingewiesenen  

Anzeige des Todes von Salomon Wiesenfelder in den Unterlagen des KL Buchenwald: zum "Dienst vom 20.11.38 7.00 Uhr bis 21.11.38 7.00 Uhr": "Folgende Häftlinge verstarben am 20.11.38: ... 3.30 (Uhr) der Jude Salomon Wiesenfelder, N 30428..."; Quelle: YIVO Institute for Jewish Research https://www.yivo.org/Holocaust-Archive, Logbook from Buchenwald concentration camp, March 1938-January 1939. Seite 276 Signatur ist nicht verfügbar".
Das Dokument wurde vermittelt über Andreas Hanke, der über das KL Buchenwald recherchiert und dabei das Diensttagebuch des Blockführers vom Dienst aus dem Jahr 1938 bearbeitete. A. Hanke wäre interessiert, mit Angehörigen von Salomon Wiesenfelder in Kontakt zu treten: Mail: hanke.a@live.de.   
Salomon Wiesenfelder ist nach Hanno Müller u.a. "Judenfamilien in Hungen" S. 17 am 21. März 1875 in Eiterfeld geboren, war Handlungsreisender in Montabaur, von wo er 1901 nach Hungen kam. Er war zwischen 1931 und 1935 Gemeindevorsteher. Er war verheiratet mit Hilda geb. Kahn (geb. 1863, gest. 1941), mit der er eine Tochter hatte: Hedwig (geb. 1903, gest. 1991). Hedwig war verheiratet mit Jeremias Oppenheim, geb. 1893; nach 1945 einziger Rückkehrer nach Hungen, wo er am 3. Mai 1946 verstarb: Grab im jüdischen Friedhof Hungen: https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/juf/id/18364.       
 

      
     
     

Zur Geschichte der Synagoge        
     
Zunächst (16. Jahrhundert) dürfte ein Betsaal vorhanden gewesen sein. 1673 wurde eine erste Synagoge erbaut ("Schule", später "alte Synagoge" genannt).
     
Eine neue Synagoge wurde nach dreijähriger Vorbereitung in Planung und Finanzierung 1832 eingeweiht. In der Zeit während des Baus der Synagoge wurde das davor liegende Gebäude als Synagoge verwendet. Das Nebengebäude zur Synagoge wurde als Badhaus mit Schule und Lehrerwohnung eingerichtet. Die Synagoge war ein zweigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus mit einem geschweiften Walmdach, auf dessen Spitze ein Davidstern angebracht war. Die Fenster- und Türöffnungen waren mit Rundbögen versehen. 1885 wurde eine Heizung eingebaut sowie Reparaturen vorgenommen. 

1892
beschädigten - in einer Zeit des auch in Hungen deutlich spürbaren Antisemitismus - Jugendliche die Hungener Synagoge. 1899 wurde das Gebäude gründlich renoviert.
Über 100 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Hungen.    

1932 konnte das hundertjährigen Bestehen der Synagoge gefeiert werden:

Hungen Israelit 16061932.jpg (144555 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1932: "Hungen (Oberhessen), 12. Juni (1932). Am vergangenen Samstag feierte unsere Gemeinde das 100jährige Bestehen der Synagoge. Im Rahmen des Freitagabend-Gottesdienstes begrüßte Lehrer Seelig in seiner Ansprache Herrn Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld, Gießen sowie ehemalige Hungener Lehrer und noch viele Gäste, die es sich nicht hatten nehmen lassen, in alter Anhänglichkeit und Liebe den Ehrentag der Gemeinde mitzufeiern. – Samstagmorgen nach dem Frühgottesdienst fanden sich in der schön geschmückten Synagoge Bürgermeister Fendt als Vertreter der Behörde, Pfarrer Bock als Vertreter der Geistlichkeit und Rektor Schaad als Vertreter der Schule ein. Alsdann ergriff Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld das Wort zu seiner Festpredigt, die einen tiefen Eindruck auf alle Zuhörer hinterließ. Anschließend sprachen Prediger Isaak, Limburg und Lehrer Stein, Markt Berolzheim. Sie gaben in beredten Worten ihrer Freude Ausdruck, ihrem früheren Wirkungskreise ihre Glückwünsche persönlich übermitteln zu können. Der erste Vorsteher, Herr S. Wiesenfelder, trug noch interessante Eintragungen aus der Chronik vor, um zu zeigen, wie sich die jüdische Gemeinde von jeher aufs engste mit allen Mitbürgern Hungens verbunden fühlte. Die erhebende Feier fand mit dem Olenugebet ihren Abschluss.
Anlässlich der Hundertjahrfeier stiftete der Frauenverein trotz der Not der Zeit unter großen Opfern unter der bewährten Leitung ihrer ersten Vorsitzenden, Frau Paula Gonsenhäuser, ein Porauches (sc. Toraschreinvorhang) nebst Schulchandecke (sc. Decke für den Lesepult), außerdem wurde von Familie Katz, Hungen, eine wundervolle silberne Torakrone, von Adolf Katz, Frankfurt am Main, ein herrliches Toramäntelchen gestiftet. Auch der Jugendbund Hungen überreichte ein selbst angefertigtes Toramäntelchen."   

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört. Torarollen, Gebetbücher wurden auf die Straße geworfen; die Möbel wurden auf dem Marktplatz verbrannt. Ritualien sollen teilweise auf dem Rathaus abgeliefert worden sein, sind seither jedoch verschwunden. Die politische Gemeinde erwarb wenig später für 7.600 RM das Synagogengebäude, zu dem auch Schule, Lehrerwohnung und im Keller das rituelle Bad gehörten. 
Nach 1945 ging das Gebäude in Privatbesitz über und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. 
    
1990
wurde eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht: "Ehemalige Synagoge eingeweiht 1832 unter dem Rabbinat Oberhessen - am 10. November 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft geschändet und im Innern zerstört."
  
  
Adressen/Standorte der Synagogen   

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Alte Synagoge: Saalgasse 3 (frühere Anschrift: Schlossgasse Gebäude Nr. 120)     

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Neue Synagoge: Blitzenstraße 38.         

Informationen zur jüdischen Geschichte vor Ort: über die Arbeitsgruppe Spurensuche; Kontakt gegebenenfalls über das Kulturamt der Stadt Hungen (Leiter Erhard Eller)  
  
   
Fotos
(Quelle: Altaras 1988 S. 83; Altaras 1994 S. 69; Arbeitsgruppe Spurensuche s.Lit.: Jüdisches Hungen S. 12; Fotos 2008: Hahn, Aufnahmedatum 28.3.2008)

Historische Fotos Hungen Synagoge 100.jpg (63884 Byte) Hungen Synagoge 102.jpg (102169 Byte)
   Blick zur ehemaligen 
Synagoge  
 Rechts die Synagoge. Der Fraueneingang
 führte über die kleine Treppe sowohl zur
 Frauenempore wie auch ins Gemeindehaus.
  
     
Das zum Wohnhaus
umgebaute Synagogengebäude
Hungen Synagoge 103.jpg (71260 Byte) Hungen Synagoge 101.jpg (105081 Byte)
     Ehemalige Synagoge rechts der Mitte, links
 das ehemalige Schul- Gemeindehaus. Der
 ehemalige Fraueneingang ist mit Glassteinen
 zugemauert (Foto August 1984)
Die 1990 angebrachte 
Hinweistafel
     
Das Synagogengebäude um 1970 
(Foto Else Bender, Hungen
Quelle: Umschlagbild der Dokumentation
"Judenfamilien in Hungen" s.Lit.)
Hungen Synagoge 190.jpg (63350 Byte)  
  Das Foto wurde vom Kirchturm 
aus aufgenommen
 
                 
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im März 2008  
    Hungen Synagoge 156.jpg (74747 Byte) Hungen Synagoge 152.jpg (72244 Byte)
   Das ehemalige Schule und Gemeindehaus 
und anschließend die ehemalige Synagoge
Das ehemalige 
Synagogengebäude
     
    Hungen Synagoge 155.jpg (65708 Byte) Hungen Synagoge 151.jpg (64747 Byte)
    Blick zur ehemaligen Synagoge  Die 1990 angebrachte Hinweistafel 

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar 2009: Auch in Hungen werden ab 2011 "Stolperstein" gelegt und weitere aktuelle Aktivitäten der Arbeitsgruppe "Spurensuche" 
Bericht in der Gießener Allgemeinen vom 15. Januar 2009 (Artikel): "'Spurensucher' holen 'Stolpersteine' auch nach Hungen
Hungen
(us). Seit ihrer Gründung im Jahr 1988 hat die Arbeitsgruppe 'Spurensuche' in Hungen einiges erreicht: sie hat die Errichtung des Denkmals am jüdischen Friedhof initiiert, sie organisiert dort alljährlich am 10. November die Gedenkfeiern, und sie hat vier Broschüren herausgebracht, die vor allem das Schicksal der jüdischen Einwohner Hungens während es Nationalsozialismus in den Blick nehmen. Nun will die Gruppe ihr Arbeitsspektrum erweitern...".    
 
Mai 2009: Publikation zu "Judenfamilien in Hungen" wird vorgestellt.  
Artikel im "Gießener Anzeiger" vom 22. Mai 2009: "Schicksale und Beziehungen rekonstruiert. "Judenfamilien in Hungen" weist Weg zu Gräbern - Reiches Archivmaterial ausgewertet - Ergänzungen früherer Werke.  
HUNGEN
(ivi). Es ist ein bemerkenswertes Werk, das Hanno Müller im Hungener Rathaussaal der Öffentlichkeit vorlegte. Hinter dem schlichten Titel "Judenfamilien in Hungen" verbergen sich 412 Seiten, gefüllt mit akribisch recherchierten Daten über das Leben von Juden in Hungen, Inheiden, Utphe, Villingen, Obbornhofen, Bellersheim und Wohnbach. Den Anstoß zu diesem Familienbuch hatten der Steinbacher und seine Co-Autoren Dieter Bertram und Friedrich Damrath durch die Schriften und Bücher erhalten, die der Hungener Arbeitskreis Spurensuche in den letzten Jahren über jüdische Familien in Hungen publizierte..."   
   
November 2010: Gedenkstunde zum Novemberpogrom 1938  
Artikel in der "Gießener Allgemeinen" vom 1. November 2010 (Artikel): "Gedenkveranstaltung in Hungen
Hungen (pm). Auch in diesem Jahr organisiert die Hungener Arbeitsgruppe 'Spurensuche' wieder eine Veranstaltung zum Gedenken an die 'Reichspogromnacht', die in Hungen am 10. November 1938 stattfand. 
Nazihorden zertrümmerten damals systematisch das Innere der Synagoge und jüdische Geschäfte...".   
  
Juni 2018: Schüler reinigen die "Stolpersteine"  
Artikel in der "Gießener Allgemeinen" vom 22. Juni 2018: "Schüler säubern Stolpersteine.
Mit den Stolpersteinen, die an vielen Orten im Landkreis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt wurden, ist es wie mit der Geschichte: Vergisst man sie, werden sie nicht mehr beachtet. Dann schreiten Menschen über sie hinweg oder an ihnen vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken. Umso wichtiger ist es, immer wieder die Bedeutung von Stolpersteinen und Geschichte hervorzuheben und darauf aufmerksam zu machen, was niemals wieder passieren darf. Mit den Stolpersteinen, die an vielen Orten im Landkreis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt wurden, ist es wie mit der Geschichte: Vergisst man sie, werden sie nicht mehr beachtet. Dann schreiten Menschen über sie hinweg oder an ihnen vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken. Umso wichtiger ist es, immer wieder die Bedeutung von Stolpersteinen und Geschichte hervorzuheben und darauf aufmerksam zu machen, was niemals wieder passieren darf. Dieser Aufgabe widmeten sich in den vergangenen Tagen Schüler der neunten Klasse der Gesamtschule Hungen: Im Rahmen einer Projektwoche beschäftigen sie sich mit den Geschehnissen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Hungen – am Anfang und Ende der Woche stand dabei jeweils ein Stolperstein im Zentrum der Aufmerksamkeit. Außerdem verschafften die Jugendlichen den Stolpersteinen in der Hungener Innenstadt neuen Glanz: Viele der Steine hatten sich mittlerweile in die umgebende Pflasterung eingepasst – auf den ersten Blick waren Namen und Lebensdaten der ehemaligen Hungener nicht mehr zu erkennen. Diesen Umstand beseitigten die Schüler und berichteten gemeinsam mit Lehrer Armin Trus und Hubert Wiesenbach vom Arbeitskreis "Spurensuche" aus dem Leben und dem Schicksal der jüdischen Mitbürger. Nur eine kleine Aktion – aber ein Wirken gegen das Vergessen. Das denken auch viele der Schüler: "Man darf nicht zulassen das so etwas wieder passiert", sagt beispielsweise Laurenz Weimer. Für seinen Mitschüler Johannes Brumhard hat es noch eine andere Bedeutung: "Man lernt die damaligen Opfer kennen – auch das ist ein Teil der deutschen Geschichte". Bereits in den Tagen vor der Putzaktion beschäftigen sich die Schüler mit der Thematik: So besuchten sie die Gedenkstätte in Hadamar." 
Link zum Artikel  
 
April 2019: In Hungen werden weitere "Stolpersteine" verlegt     
Artikel in "mittelhessen.de" vom 11. April 2019: "Gunter Demnig verlegt in Langsdorf, Hungen und Grüningen 32 'Stolpersteine'
'Die 'Stolpersteine' sollen uns an das erinnern, was die Menschheit kann, aber nicht darf, und die guten Menschen bei ihrem Tun unterstützen', sagte eine Nachfahrin jüdischer Nazi-Opfer. 32 'Stolpersteine' wurden in Hungen, Langsdorf und Grüningen verlegt.
Langsdorf/Hungen/Grüningen
(hek/ger). 'Die 'Stolpersteine' sollen uns an das erinnern', was die Menschheit kann, aber nicht darf, und die guten Menschen bei ihrem Tun unterstützen.' Yael Chalfan fasste bei der Verlegung von 'Stolpersteinen' in Hungen für ihre Großeltern und ihren Vater die Bedeutung dieser Art der Erinnerung in einfachen Worten zusammen. Insgesamt 32 der im Boden eingelassenen Steine mit den Messingtafeln mit biografischen Daten verlegte der Künstler Gunter Demnig am Mittwoch in Langsdorf, Hungen und Grüningen.
In Langsdorf wurde dabei zum ersten Mal im Licher Stadtgebiet ein solcher 'Schritt in der Erinnerungskultur an das jüdische Leben', wie es Bürgermeister Bernd Klein beschrieb, gemacht. Dieser sei umso wichtiger, da mit dem zeitlichen Abstand zu den schrecklichen Geschehnissen der NS-Zeit 'deren Bedrohlichkeit zu schwinden drohe. Deswegen müssen wir Sorge tragen, dass so etwas nie wieder passiert', betonte Klein bei der Gedenkveranstaltung in der Straße 'Im Himmerich'. Dort hatte die Familie von Max und Bertha Oppenheimer ihre letzte selbst gewählte Wohnung in Deutschland. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 wurden sie in ihrem Haus von einem in Hungen stationierten SS-Sturm mit Dolchen und Schusswaffen überfallen und schwer misshandelt. Max Oppenheimer wurde bei dem Überfall so schwer verletzt, dass er zwei Tage später im Krankenhaus in Gießen verstarb. Seine Witwe Bertha und ihre vier Kinder Zilly, Siegfried, Hugo und Gerhard verließen Langsdorf Ende 1935. Bis 1933 hatten sie dort in guter Nachbarschaft gelebt. Nach einer Station in Kulmbach gelang ihnen die Flucht in die USA. 'Enkel und Urenkel von ihnen leben noch dort, aber es ist bisher leider kein Kontakt zustande gekommen', erklärte Ursula Jack, die die 'Stolperstein'-Verlegung in Langsdorf maßgeblich vorangetrieben hat. Dass sie erst jetzt zustande kam, lag daran, dass der frühere Bewohner des Hauses sich gegen 'Stolpersteine' vor dem Gebäude ausgesprochen hatte.
DIE NEUVERLEGTEN STOLPERSTEINE. In Hungen: Vor dem Haus 'Kaiserstraße 5': Julius Katz, Jahrgang 1867, 1939 nach Palästina geflüchtet - Mally Katz, geboren 1886, 1939 nach Palästina geflüchtet - Ernst Katz, geboren 1907, 1934 nach Palästina geflüchtet
Vor dem Haus 'Kaiserstraße 9': Carl Friedrich Stein, geboren 1889, 1935 nach Palästina geflüchtet - Martha Stein, geboren 1893, 1935 nach Palästina geflüchtet - Walter Stein, geboren 1920, 1934 in die USA geflüchtet - Gerhard Stein, geboren 1922, 1935 nach Palästina geflüchtet
Vor dem Haus 'Gießener Straße 16': Helene Oppenheimer, geboren 1855, 1942 ins Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt deportiert, ermordet am 12.11.1942 - Hermann Oppenheimer, geboren 1881, 1938 in 'Schutzhaft' in Buchenwald genommen, 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, 1944 im KZ Auschwitz ermordet - Gitta Ida Oppenheimer, geboren 1884, 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, 1944 im KZ Auschwitz ermordet - Emmi Oppenheimer, geboren 1910, 1936 nach Südafrika geflüchtet - Zessi Oppenheimer geboren 1911, 1938 nach England und 1941 in die USA geflüchtet - Margit Oppenheimer, geboren 1913, 1935 nach Palästina geflüchtet - Sofie Oppenheimer, geboren 1918, 1939 nach England geflüchtet - Kurt Manfred Oppenheimer, geboren 1923, 1939 nach England geflüchtet

Mit Gedanken der Langsdorfer Konfirmanden, in welcher Welt sie zukünftig leben wollen - einer friedlichen Welt ohne Rassismus und Diskriminierung - endete die Gedenkveranstaltung rund um die Verlegung in Langsdorf.
In Hungen verlegte Gunter Demnig im Anschluss 15 'Stolpersteine' vor drei Gebäuden, von denen Bürgermeister Rainer Wengorsch hofft, dass Passanten im übertragenen Sinne darüber stolpern und zum Nachdenken angeregt werden, 'wenn sie einen Blick auf das Haus werfen und an die erinnert werden, die fehlen, denen ihr Leben genommen wurde'. Und an die Nachfahren der mit einem 'Stolperstein' Bedachten, die aus Israel, Kanada und Südafrika extra für die Verlegung angereist waren, drückte er die Hoffnung aus: 'Mögen die 'Stolpersteine' einen kleinen Beitrag zur Versöhnung leisten.'
Elf 'Stolpersteine' erinnern jetzt im Pohlheimer Stadtteil Grüningen an damalige Nachbarn, Freunde und Bekannte. Der Erste davon wurde in der Langgönser Straße 1 ins Pflaster eingelassen. Nur Hammer, Meißel und Kelle mit entsprechendem Zement benötigt Demnig in ruhiger Arbeit zur Verlegung. Kurze Zeit später strahlte im Glanz der Sonne das Messingschild vor dem früheren Zuhause und erinnert an den 1867 geborenen Grüninger Adolf Hess.
Zahlreiche Bürger, darunter Bürgermeister Udo Schöffmann, würdigten in Stille den Moment der Verlegung. 2009 wurden in einer vom verstorbenen Frank Pötter initiierten Aktion 20 'Stolpersteine' in Watzenborn-Steinberg verlegt. Heute tragen unter anderem Tim und Simone van Slobbe die 'Stolperstein'-Initiative in Pohlheim. Am Abend wurde in einer Andacht mit Pfarrer Matthias Bubel und dem Chor 'Laudate' der ehemaligen Mitbürger gedacht und bei einem Rundgang durch Grüningen an den 'Stolpersteinen' Halt gemacht."
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Januar 2020: Weg nach Ingrid Meybohm benannt - engagiert in der Erinnerungsarbeit 
Artikel im "Gießener Anzeiger" vom 10. Januar 2020: "Weg in Hungen nach Ingrid Meybohm benannt. Ein beliebter Weg in Hungen erhält den Namen der engagierten Lehrerin und Kommunalpolitikerin Ingrid Meybohm.
HUNGEN - Auf einen gemeinsamen Antrag der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hin, hat die Hungener Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen, den Fußweg von der Albert-Schweitzer-Straße unterhalb des Rodtbergs entlang durch den Grassee bis zur Lindenstraße mit dem Namen "Ingrid-Meybohm-Weg" zu benennen. Ingrid Meybohm war mehr als 40 Jahre lang als Lehrerin an der Gesamtschule Hungen tätig. Gerade für die schwächeren Schüler hat sie sich eingesetzt. Um der ihr wichtigen Verbindung zu den Grundschulen willen ließ sie sich nach Villingen und Inheiden abordnen und führte ihre dortigen Klassen dann später an der Gesamtschule weiter. Ingrid Meybohm war 1984 Mitgründerin des Hungener Stadtverbandes der Grünen. Ihre Partei vertrat sie von 1997 bis zu ihrem Tode im Ortsbeirat. Dort war Ingrid Meybohm mit ihrem großen Wissen über ihre Heimatstadt immer eine kluge Ratgeberin, die mit ihrer positiven Lebenseinstellung motivierte. Neben ihrem kommunalpolitischen Engagement übte sie zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten aus, wie in der Flüchtlingshilfe und im Erzählcafé des Vereins zur Förderung einer Stätte der Kultur, Beratung und Begegnung im heutigen Hungener Kulturzentrum in der alten Grundschule. Ingrid Meybohm war gewissermaßen "Erfinderin" und bis zuletzt Motor dieser beliebten Einrichtung. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph Fellner von Feldegg hob hervor, dass Ingrid Meybohm 1988 Mitbegründerin der Arbeitsgruppe Spurensuche war. Sie gehörte zu denen, denen es gelang, die Hungener Bevölkerung und die politischen Mandatsträger davon zu überzeugen, ein dauerhaftes Gedenken an jüdisches Leben in Hungen durch das Aufstellen eines Gedenksteins mit den Namen der Ermordeten zu verankern. Mit ihrer wohltuenden tiefen Stimme und ihrem klaren Vortrag, den sie viele Jahre bei den Gedenkfeiern am Judenfriedhof übernahm, verlieh sie den ermordeten jüdischen Bürgern Hungens alljährlich den Respekt und die Würde, die ihnen die Nazis genommen hatten. Mit Nachfahren der jüdischen Familien in Hungen stand sie vielfältig in Kontakt. Zuletzt hatte sie auf die Stolpersteine verwiesen, die vor einigen Häusern in Hungen, in denen jüdische Familien lebten, auf Initiative der AG Spurensuche in den Boden eingelassen wurden. Von den Spenden bei ihrem Begräbnis wurden in ihrem Sinne weitere Stolpersteine in Hungen verlegt."
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Januar 2020: In Bellersheim und Utphe werden weitere Stolpersteine verlegt   
Artikel in der "Gießener Allgemeinen" vom 10. Januar 2020: "Stolpersteine für Utphe
Hungen. Mit Stolpersteinen erinnert der Künstler Gunter Demnig an Menschen, die von 1933 bis 1945 Opfer des Nazi-Regimes wurden. Mittlerweile hat er 75 000 der Gedenkplaketten gesetzt, jeweils vor dem letzten frei gewählten Zuhause der Betroffenen. Auch in Bellersheim und Utphe sollen nun Stolpersteine gesetzt werden.
Die 'Arbeitsgruppe Spurensuche Hungen' erforscht seit 30 Jahren die Familiengeschichte ehemaliger jüdischer Mitbürger. Die Gruppe initiierte und begleitete in den vergangenen Jahren die Verlegung von inzwischen 37 Stolpersteinen in Hungen. Im Zuge des Ortsjubiläums '1250 Jahre Bellersheim' hatte sich im Dorf eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, welche die Geschichte jüdischer Familien aus Bellersheim recherchierte. Für zwei dieser Familien sollen nun Stolpersteine verlegt werden: Für Julius Kuttner, seine Frau Emma und die Tochter Martha werden Steine vor der ehemaligen Schneiderwerkstatt in der Münzenberger Str. 22 gesetzt. Martha Kuttner wurde nach Treblinka gebracht und ermordet. Das Ehepaar Kuttner starb im KZ in Theresienstadt. Vor der Münzenberger Straße 10/12 sollen Gedenkplaketten für die Familie Löb in den Gehweg eingelassen werden.
Gleichzeitig wurde von Seiten des TSV Utphe angeregt, anlässlich des bevorstehenden 90. Vereinsjubiläums des jüdischen Mitbegründers und Ersten Vorsitzenden sowie seiner Familie mit Stolpersteinen zu gedenken. Die Recherche zur Familiengeschichte übernahm hier die 'Arbeitsgruppe Spurensuche Hungen'. Zunächst werden ab 9.30 Uhr die Steine in Bellersheim gesetzt. Im Anschluss wird Demnig in Erinnerung an die Familie Wetterhahn in der Utpher Weedstraße 12 Stolpersteine setzen.
Herstellung und Verlegung eines Steines kosten 120 Euro. Die 'Arbeitsgruppe Spurensuche' freut sich über Spenden. Das Konto der Stadtkasse ist bei der Sparkasse Laubach-Hungen eingerichtet, IBAN DE71 5135 2227 0001 0004 39, Stichwort 'Stolpersteine', gegebenenfalls den Stadtteil angeben. Für Spendenquittungen sollte auf der Überweisung die vollständige Adresse des Spenders angegeben sein."
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Artikel zum Thema auch im "Gießener Anzeiger" vom 16. Januar 2020: "Stolpersteine für Utphe und Bellersheim...
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Artikel von Christina Jung in der "Gießener Allgemeinen" vom 3. Februar 2020: "Elf neue Stolpersteine.
Wetterhahn, Kuttner, Löb. Drei Namen, drei jüdische Familien. Gelebt haben sie in Utphe und Bellersheim, die einen sind vor den Nazis geflohen, die anderen wurden deportiert. Seit gestern erinnern in den beiden Dörfern elf Stolpersteine an ihre Schicksale. Eine fremde Melodie erklingt in der Bellersheimer Ortsmitte, gespielt wird sie von einem Klarinettisten. Um ihn haben sich rund 50 Menschen versammelt, die der Hatikvah lauschen. Die Nationalhymne des Staates Israel bedeutet Hoffnung, und die ist an diesem Morgen verbunden mit der Erinnerung. Die Erinnerung an drei Hungener Familien, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Dass sie einmal im Raum Hungen gelebt haben, ist seit gestern für jeden sichtbar. Elf Stolpersteine erinnern an ihre Schicksale - sechs in Bellersheim, fünf in Utphe. Der Künstler Gunter Demnig hat sie verlegt.
Berthold Wetterhahn soll ein begeisterter Fußballer gewesen sein. Als der beliebte Sport aus England Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland immer mehr Menschen begeisterte, war es der damals 30-Jährige, der in Utphe gemeinsam mit anderen eine Mannschaft bildete. Und weil der altehrwürdige Turnverein einen Zusammenschluss ablehnte - der erfolgte erst 20 Jahre später -, gründeten die Kicker 1930 einfach einen eigenen Sportverein mit Berthold Wetterhahn an der Spitze. Dass dieser jüdischen Glaubens war, störte damals niemanden. "Auf dem Platz war es egal, welcher Religion man angehörte, entscheidend war wie heute, dass das Runde ins Eckige muss", sagte 90 Jahre später ein Nachfolger Wetterhahns, der Vorsitzende des TSV Utphe, Sven Möser, anlässlich der Stolpersteinverlegung in Utphe. Doch nur ein paar Jahre später sollte es nicht mehr egal, sondern von entscheidender Bedeutung sein, ob man zum Gottesdienst in die Kirche oder Synagoge ging. Wetterhahn, der in der Weedstraße 12 (damals Hauptstraße) mit seiner Frau Paula einen Gemischtwarenladen und einen Viehhandel betrieb, bekam die Haltung der Nationalsozialisten zu spüren. Ab 1934 boykottierten sie sein Geschäft, sein Sohn Alfred wurde in der Schule verspottet und verprügelt und später in einem Kinderheim in Dietz Opfer einer pogromartigen Aktion. Paula Wetterhahn litt an nervösen Angstzuständen und massiven Schlafstörungen. Schließlich verkaufte die Familie ihren Besitz in Utphe und zog 1936 nach Frankfurt, wo man sich in der Anonymität der Großstadt Erleichterung versprach. Vergebens. Paula Wetterhahn fand keine angemessene Arbeit, hielt die Familie mit Putzstellen über Wasser. Zu ihren Angstzuständen kam eine Asthmaerkrankung hinzu. An einer Auswanderung in die Vereinigten Staaten führte für die Wetterhahns kein Weg mehr vorbei. Doch die Bemühungen verliefen zunächst wenig erfolgreich. Lediglich Berthold Wetterhahn konnte 1937 einen Dampfer nach New York nehmen. Erst sieben Monate später gelang es ihm, die Bürgschaften für den Rest seiner Familie und die Einreisegenehmigung zu bekommen. 1938 flohen Mutter, Frau und Kinder nach Amerika und fanden in Hartford, Connecticut, eine neue Heimat.
Die Hungener AG Spurensuche hatte die Geschichte der Wetterhahns recherchiert, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Utphe gelebt hatten. 1933 gehörten Berthold Wetterhahn, seine Frau Paula, seine Mutter Friederike und zwei Kinder, Beatrice und Alfred, dazu. An ihr Schicksal erinnern seit gestern im Pflaster vor dem ehemaligen Wohnsitz der Wetterhahns fünf Messingtafeln, die übrigens alle über Spenden finanziert wurden. Vereine, Privatpersonen und ortsansässige Firmen hatten sich beteiligt. Der TSV Utphe übernahm die Kosten für jene Messingtafel, die an den ehemaligen Ersten Vorsitzenden erinnert.
Erinnern, niemals vergessen - das war auch das Thema von Bürgermeister Rainer Wengorsch. 37 Stolpersteine wurden in den vergangenen Jahren in Hungen verlegt. Seit gestern sind es elf mehr. 'Die AG Spurensuche kommt Haus für Haus voran', erklärte Wengorsch und gab angesichts des zunehmenden Populismus und Anschlägen wie den auf die Synagoge in Halle seiner Hoffnung Ausdruck, dass man auch 'von Kopf zu Kopf' vorankomme. Die Steine holten die Geschichte in den Alltag zurück, seien ein stetiges Zeichen der Erinnerung. Diese Arbeit werde vor allem deshalb immer wichtiger, weil es kaum noch Zeitzeugen gebe, die an die 'historische Schuld' erinnerten. Wengorsch betonte: 'Die Wetterhahns waren Bürger von Utphe.' So wie die Kuttners und Löbs Bürger von Bellersheim waren. Hier hatte sich während des Dorfjubiläums im vergangenen Jahr eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die sich auf Spurensuche begeben, eine Broschüre zusammengestellt und im November eine Gedenkveranstaltung abgehalten hatte (die GAZ berichtete ausführlich). Während die Familie Kuttner 1941 zunächst ins Judenhaus nach Inheiden umziehen musste und später nach Treblinka beziehungsweise Theresienstadt deportiert wurde, hatte Familie Löb - ebenso wie die Wetterhahns - die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt. Siegfried Löb wanderte 1933 nach Palästina aus und konnte später seine Eltern nachholen.'" 
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Vgl. Artikel von Rose-Rita Schäfer im "Gießener Anzeiger" vom 3. Februar 2020: "Stolpersteine in Bellersheim und Utphe verlegt.
Elf Stolpersteine wurden zum Gedenken an ermordete beziehungsweise geflohene jüdische Familien von Gunter Demnig in Bellersheim und Utphe verlegt..." 
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Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Hungen  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Hungen (interner Link)    
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Hungen  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Hungen und Orten der Umgebung 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Hungen sind bislang keine Register vorhanden bzw. eingestellt (zu genealogischen Zusammenhängen siehe unten das Buch von Hanno Müller u.a. über die Judenfamilien in Hungen u.a.); 
zu Utphe sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,981  Sterberegister der Juden von Utphe  1809 - 1875     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4610411  
HHStAW 365,979  Geburtsregister der Juden von Utphe  1809 - 1875  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v282891       
HHStAW 365,980  Trauregister der Juden von Utphe  1811 - 1875  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2949344       

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,1 S. 578-579.
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 406-407.
bulletFriedrich Prokosch: Chronik unserer Stadt 782-1982. Hrsg. vom Magistrat der Stadt. Hungen 1982 S. 80-94.
bulletInge Wolter: Geschichte der Juden in Hungen. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. N.F. vol. 41. 1983 S. 253-280.
bulletdies.: Der Judenpogrom in Hungen. Hungen 1988.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 82-83.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 69.
bulletGerhard Steinl: Protokollbuch der jüdischen Religionsgemeinde zu Hungen, 1826-1907: eine Transkiptions- und Judenmatrikel der Stadt Hungen, 1823-1876: eine Auswertung. Stadtarchiv Hungen 1992. 491 S.   
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 40-41. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 172-174.
bulletGabriele Reber: Lasst meine Bilder nicht sterben, Amalie Seckbach. Bruchstücke einer Biographie. Frankfurt 2006.
bulletHungen Lit 01.jpg (30878 Byte)"Arbeitsgruppe Spurensuche": Jüdisches Hungen. Einladung zu einem Rundgang. Reihe: Orte jüdischer Kultur. Haigerloch 2006.
Zur Vorstellung der Broschüre: Artikel bei www.hungen.info 
bulletHungen Lit 04.jpg (48419 Byte)Hanno Müller, Dieter Bertram, Friedrich Damrath: Judenfamilien in Hungen und in Inheiden, Utphe, Villingen, Obbornhofen, Bellersheim und Wohnbach. ISBN 978-3-940856-16-6    Hungen 2009.  
Zu beziehen über den Magistrat der Stadt Hungen - Stadtarchiv - Kaiserstraße 7  35410 Hungen   E-Mail    

        
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hungen Hesse.  Jews lived there from the 15th century and a community was established in 1700. Numbering 105 (8 % of the total) in 1880, it was affiliated with the Orthodox rabbinate of Giessen, but services held in the synagogue (built in 1832) were accompanied by an organ and choir. After Worldwar I, a local branch of the German Zionist Organization was established. In March 1933, some prominent Social Democratics (including a number of Jews) were arrested. The anti-Jewish boycott won popular support, and on the 'Night of the Long Knives' (30 June 1934) SA and SS troops beat Jews attending Sabbath services. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Nazis vandalized the synagogue's interior and attacked community leaders. Of the 66 Jews living in Hungen after 1933, at least 29 emigrated (mainly to the United States or Palestine) by 1939; more than 20 were deported to the Theresienstadt ghetto in 1942. 
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020