Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sulzbürg (Gemeinde Mühlhausen, Kreis Neumarkt in der Oberpfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Sulzbürg wurden in jüdischen Periodika gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte ergänzt. Neueste Einstellung war am 8.2.2014
   

Allgemeines zur jüdischen Gemeinde in Sulzbürg   
"Werbung" für Sulzburg als geeigneter Urlaubsort für orthodoxe Juden (1898)  
Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg (1927)  
"Synagoge und Friedhof der Gemeinde Sulzbürg" - Betrachtungen von Rabbiner Dr. Weinberg (1928) 
Allgemeiner Bericht über Sulzbürg (1933)     
Aus der Geschichte des Rabbinates in Sulzbürg    
Über den Sulzbürger Rabbi Esra Jehuda Jakob (Beitrag 140 Jahre nach seinem Tod - Bericht von 1908)  
Der alte und der neue Rabbiner in Sulzbürg (1847)  
Gehaltsaufbesserung für Distriktsrabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1859)  
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1875)    
80. Geburtstag von Distriktsrabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1893)   
Verleihung des Michaelsordens an Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1893)   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1895)   
25-jähriges Ortsjubiläum von Rabbiner Dr. Weinberg (1920)  
Auflösung des Rabbinates Sulzbürg (1931)   
Aus der Geschichte der jüdischen  Lehrer und der Schule        
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers (Religions- und Elementarlehrer, Vorbeter) 1870 / 1872 / 1884 /1885 / 1925 /  
Theatervorführungen der Schuljugend an Purim (1893)   
Lehrer Oppenheimer führt einen Vorbereitungskurs für die Präparandenschule durch (1900)   
Vortrag von Lehrer Jakob Oppenheimer, gehalten im bayerischen israelitischen Lehrerverein (Korreferat, 1901)   
Spendenaufruf für einen bedürftigen Kollegen (Lehrer J. Oppenheimer, 1903) 
L
ehrerversammlung in Nürnberg nach Einberufung durch Lehrer Oppenheimer aus Sulzbürg (1906)     
Theatervorführungen der Schuljugend an Purim (1909)   
Verabschiedung von Lehrer Jakob Oppenheimer (1909)    
Zum Tod von Lehrer Jakob Oppenheimer (1916 in Neumarkt)  
Anstellung von M. Rosenbaum aus Poppenlauer (1909)  
Auf Grund des Lehrermangels muss ein katholischer Lehrer an der jüdische Schule angestellt werden (1910)   
Zum 80. Geburtstag des Oberlehrers a.D. Heinrich Friedmann (1929, Lehrer in Sulzbürg von 1870-1872)  
Die Stelle des Schochet / Schächters und des Kultusdieners  
Ausschreibungen der Stelle 1871 / 1872 / 1875 / 1882   
Zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Schochet S. Königshöfer in Frankfurt (1889; Schochet in Sulzbürg von 1864-1867)   
Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Schochet S. Königshöfer in Frankfurt (1904)   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Feier zum 50-jährigen Bestehen des Wohltätigkeitsvereines (1863)   
Patriotische Feier zu Ehren des Geburtstages des Prinzregenten (1901) sowie Geburtstagsfest von J. Landecker, Vorsteher des Jugendvereins   
Gottesdienst anlässlich des Geburtstages des Prinzregenten Luitpold (1904)     
Berichte zu einzelnen Gemeindemitgliedern  
Zum Tod von Mordechai (Marx) Feuchtwanger (1899)    
Zum Tod von Löw Feuchtwanger (1898) 
Die beiden Kultusvorstände - Joseph Regensburger und Seligmann Haas - werden als Mitglieder der Marktgemeindeverwaltung gewählt (1905)
Goldene Hochzeit von Moses Aron Regensburger und Anna geb. Nahm (1911) 
Zum Tod von Jakob David Neustädter (1915) 
Im Ersten Weltkrieg hatte die Familie Freising fünf Söhne im Feld (1924)     
80. Geburtstag von Moritz Wertheimer (1929)  
75. Geburtstag von Jette Neustädter geb. Feldmann (1931)  
Zum Tod von Jette Neustädter geb. Feldmann (gest. 1934 in Demmelsdorf, beigesetzt in Sulzbürg)    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des Manufaktur- und Tuchgeschäftes David Löw (Inh. Frieda Kahn, 1906)    
Sonstiges  
- Das Landheim Sulzbürg der Esra-Gruppe Nürnberg e.V.  
-
   Über das Landheim in Sulzbürg (1928)  
-   Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (Sommer 1928) 
-   Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (Herbst 1928)  
-   A
ufnahmen im Landheim Sulzbürg (Sommer 1930) 
-   Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (1933)  
-   Betrieb des Landheimes (1933) 
Sonstiges zu einzelnen Personen   
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Emanuel Dittenheimer aus Sulzbürg (gest. 1893)         

   
   
Allgemeines zur jüdischen Gemeinde  
"Werbung" für Sulzbürg als geeigneter Urlaubsort für orthodoxe Juden (1898)       

Sulzbuerg Israelit 02061898.jpg (218985 Byte)Artikel in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1898: " Aus der westlichen Oberpfalz. Für den orthodoxen Jehudi ist es sehr schwierig, aus der großen Zahl der angepriesenen Sommerfrischen ein geeignetes Plätzchen herauszufinden, wohin er sich mit Kind und Kegel zu begeben vermag, lebend, entfernt vom Jubel und Trubel der Stadt, nicht gebunden an die Etikette und Eleganz der modernen Badeorte und doch durch gute Luft, anmutige Wälder, Berge und Spaziergänge imstande, den angestrengten Nerven neue Spannkraft zu verleihen und in dem übermüdeten Organismus erneute Luft zu emsiger Berufsarbeit zu erzeugen. Einen solchen Ort recht angelegentlich zum Besuche zu empfehlen, soll der Zweck dieser Zeilen sein. Hast Du schon einmal, freundliche Leserin, geehrter Leser von der 'steinreichen' Oberpfalz, dem mit Unrecht verschrieenen Aschenbrödel der acht bayerischen Kreise, etwas vernommen, jener Gegend, die allerdings kein 'Land, in dem Milch und Honig fließt' ist, wo der Bauer alturwüchsigen Schlages noch mit der ledernen Kniehose, den weißen, selbstgestrickten Wadenstrümpfen und den großen silbernen Westenknöpfen einherstolziert und die Kartoffelpflanze an Stelle des Weinstockes üppig gedeiht? Nein? Und doch kennt man dortselbst das 'Rischus' (Antisemitismus) nur dem Namen nach, und der Jehudi erfreut sich höchster Achtung und allgemeiner Beliebtheit, ein Vorzug, der diesen weniger fruchtbaren, aber durch den Segen der Toleranz und Humanität beglückten Landstrich weit über andere emporhebt, deren Boden köstlichere Früchte zeitigt. Aber auch an Naturschönheiten besteht keine Armut, und durch solche besonders ausgezeichnet, ist der Marktflecken Sulzbürg, Eisenbahnstation, ab Nürnberg in zwei Stunden erreichbar, auf einem Bergkegel der Juraausläufer gelagert, romantisch im weitesten Sinne, umgeben von ausgedehnten Nadel- und Laubforsten, mit prachtvollen Aussichtspunkten geschmückt, von ca. 70 Dörfern umgeben, idyllisch und anmutig wie nicht leicht ein anderer Ort der weiten Runde. Was speziell für Ihr geschätztes Blatt von Interesse sein wird, ist zunächst die jüdische Gemeinde Sulzbürg, deren Geschichte bedeutungsvoll, deren Anfänge bis zum 13. Jahrhunderte zurückdatieren und mit der Schutzpatronatsherrschaft des Grafen zu Wolfstein zusammenhängt, ebenso auch mit der Ausweisung aus Regensburg. Indem ich mir vorbehalte, hierüber ein andermal ausführlich zu berichten, will ich heute konstatieren, dass in Sulzbürg für streng rituelle Kost nicht nur, sondern auch für gute Kost ausreichend gesorgt ist. Die Schechita- und alle anderen so wichtigen religiösen Institutionen unterstehen der Aufsicht des dortselbst amtierenden Herrn Rabbiner Dr. Weinberg und ermöglichen einen unbedenklichen Aufenthalt für jeden toratreu lebenden Juden, Diese, durch den dortigen Verschönerungsverein, dem Fremdenverkehr erst seit kurzer Zeit erschlossene Perle der Oberpfalz wird bald als Luftkurort ersten Ranges zur Berühmtheit gelangen, weshalb nicht verfehlt werden darf, auch an dieser Stelle den geschätzten Leserkreis Ihres weitverbreiteten Blattes für jenes reizende Fleckchen aufmerksam zu machen.   

       
Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg (1927)  

Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 13. Dezember 1927: "Bekanntmachung über die Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg. Die Israelitische Kultusgemeinde Sulzbürg hat beschlossen, ihr Gebiet auf die Gemeinden Freystadt, Kruppach, Mühlhausen, Oberndorf und Thannhausen sowie die Finanzamtsbezirke Beilngries, Velburg, Hemau und Riedenburg auszudehnen. Es ergeht hiermit die Aufforderung an alle Religionsgenossen, die in den von der Ausdehnung betroffenen Gebieten wohnen oder unabhängig vom Wohnsitz steuerpflichtig sind, etwaige Einsprüche gegen die Gebieterweiterung bis spätestens 31. Januar 1928 bei dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg schriftlich oder mündlich einzulegen. München, den 7. Dezember 1927. Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer."  

  
  
Über die wichtigsten Einrichtungen der Gemeinde
"Synagoge und Friedhof der Gemeinde Sulzbürg" - Betrachtungen von Rabbiner Dr. M. Weinberg, Neumarkt (Oberpfalz) (1928)
Erschienen in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1928   

Sulzbuerg BayrGZ 01041928.jpg (391777 Byte) Sulzbuerg BayrGZ 01041928a.jpg (372020 Byte) Sulzbuerg BayrGZ 01041928 III.jpg (190325 Byte)

Der Artikel von Rabbiner Dr. Weinberg wurde eingearbeitet in die Seiten zur Synagoge in Sulzbürg und zum jüdischen Friedhof in Sulzbürg

     
Derselbe Artikel von Rabbiner Dr. M. Weinberg erschien auch in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928:  

Sulzbuerg Israelit 24051928a.jpg (226961 Byte)

Sulzbuerg Israelit 24051928b.jpg (754447 Byte) Sulzbuerg Israelit 24051928c.jpg (296785 Byte) Sulzbuerg Israelit 24051928d.jpg (219749 Byte)

      
Allgemeiner Bericht über Sulzbürg (1933)  

Sulzbuerg Israelit 11051933.jpg (53953 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1933: "Sulzbürg. Von Obermedizinalrat Dr. J. Weigl. Seligen Andenkens in Hilpoltstein. Südwärts von Neumarkt, der freundlichen oberpfälzischen Stadt an der Bahnlinie Nürnberg – Regensburg, grüßt weit hinaus ins Land der Sulzbürg. Das ist ein Höhenzug des Jura, mannigfach gegliedert durch Erhebungen und Senken, gekrönt durch Kirchtürme, umgürtet von Waldungen. Um ihn breitet sich flaches Land, das zufolge geschichtlicher Vergangenheit heute noch im Volksmund 'das Landl' heißt. Hier verläuft von Ost nach West eine Nebenbahn Neumarkt – Freystadt, von Nord nach Süd die Bahn Neumarkt – Beilngries; noch
Sulzbuerg Israelit 11051933a.jpg (328614 Byte)weiter östlich ist der Ludwig-Donau-Main-Kanal, ein in neuer Zeit wieder gesuchter Frachtverkehrsweg. Eine biedere Bevölkerung siedelt im Lande seit vierzehnhundert Jahren: Oberpfälzer. Ein guter, fleißiger Volksschlag, genügsam, gutmütig. Als um des 5. Jahrhunderts Wende die Bayern aus Böhmen her in breiten, tief gestaffelten Wellen einmarschierten, zur Donau und im Westen zur Rednitz, nahmen sie das Gebiet fest in die Hand und besetzten alle Höhen mit Wachtürmen, so unser Hilpoltstein, den Wolfstein, Stauferberg, den Sulzbürg. Mit dem weiteren Vordrängen nach dem Süden und der Einteilung des bayerischen Gebietes erhielt unseres Gegend die Bezeichnung 'Nordgau'. Dynastische Rücksichten gaben ihr anfangs des 16. Jahrhunderts den Namen 'Oberpfalz' im Gegenhalt zur 'unteren Pfalz' oder 'Rheinpfalz'. Die volkliche Entwicklung brachte es mit sich, dass im 12. und 13. Jahrhundert aus dem Gefolge der Landesherren, sowie der Gaugrafen verdiente Mannen in die gehobene Stufe der Ministerialen aufrückten. Solche wurden dann vielfach die Ahnherren von 'Edlen' und 'Reichsfreien'.    
Im Anfang des 13. Jahrhunderts erscheint urkundlich der 'Edle Godefried Herr von Sulzbürg'. Das weit verzweigte Geschlecht der Herren von Stein ist sodann mit dem oberen und niederen Sulzbürg begabt. Die Hippolte vvon Stein starben 1385 aus. Des letzten dieses Hauses Schwager Swigger von Gundelfingen verkaufte 1403 Niedersulzbürg an die Herren von Wolfstein, die Obersulzbürg schon besaßen. Diese Herren – später Grafen – hatten ausgedehnten besitz. Sie starben 1740 aus. Ihr Gebiet kam zum Kurfürstentum Bayern, das Näheren zur Oberpfalz. Die Zuteilung blieb bis heute, geschichtlich und wirtschaftlich begründet.     
Die Ansiedelung jüdischer Familien auf dem Sulzbürg geht zurück auf den Beginn des 14. Jahrhunderts. Wir verdanken dem Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weinberg eine sehr wertvolle Arbeit. Sie bildet in den Schriften der Historischen Kommission des Verbandes der bayerischen israelitischen Gemeinden, Band I, Geschichte der Juden in der Oberpfalz, das Bändchen: IV. Sulzbürg (Kommissionsverlag der Ewer-Buchhandlung München 1927). Blutige Judenverfolgungen im Nürnbergischen, Eichstättischen, Bayerischen ließen die gequälten und gehetzten Juden nach einem Asyl suchen. Sie fanden ein solches im Wolfsteinischen Land. Die für das ganz ehemalige Deutsche Reich gültigen Ausnahmebestimmungen der Fernhaltung von Landwirtschaft und Gewerben waren auch da in Kraft; aber im Übrigen erwiesen sich die Grafen von Wolfstein gerecht und wohlwollend. Die Juden belebten Verkehr und Handel; insbesondere Neumarkt hatte davon große Vorteile, und die Neumarkter Stadterwaltung trat deshalb für sie sein, insbesondere wenn es galt, Sonderzölle und erhöhte Marktabgaben, welche die Juden leisten sollten, fernzuhalten.       
Urkundlich ist 1496 in einem Schuldbrief Moses von Sulzbürg, 1580 Rabbi Moses (genannt);  1650 lebten dort Meir Sulzberger, der Elieser Sohn, sowie David und Jakob. Meir ist Stammvater einer weit verbreiteten Geschlechts; von ihm stammt die als Philanthropenfamilie bekannt Sulzberger in Nordamerika, New York und Philadelphia. 1705 zählte Sulzbürg 12, im Jahre 1740 19 Familien, 1755 durch Zuwanderung 30 Familien, darunter viele von gutem Ansehen durch ihre Verbindungen mit Juden anderwärts. Die Gebetsübungen der Gemeinde fanden lange Zeit im oberen Geschoss eines jüdischen Privathauses statt. Um 1705 wurde die erste Synagoge, 1799 die neue gebaut; letztere erhielt 1849 eine Erneuerung und andere Raumeinteilung. Der Friedhof wird 1600 genannt, ist aber wohl älter; er hat schöne, ansprechende und sprechende Denkmäler. Wir lasen darüber im 'Israelit' und sagen die Abbildungen. Er liegt im unteren Sulzbürg, 1855 und 1905 wurde er vergrößert. Die Synagoge, zu deren Bau die christlichen Mitbürger freiwillig Arbeitsdienste leisteten, ist in das Gefels gebaut; als richtige Schul hat sie Wohnräume, Schulzimmer, Verwaltungszimmer unter dem gleichen Dach. Der Frauenraum besteht in einer, drei Seiten beanspruchenden Galerie. Zierlich ist die Toralade. Das rituelle Bad ist ein herrliches Quellbad. Das synagogale Ritus hat Eigenarten aus alter Zeit, herrliche Melodien und alte Bräuche.  Die Gemeinde gehörte einst zum Rabbinat Schnaittach. Der erste Ortsrabbiner war Esra Jehuda Jakob, genannt Löb Sußmann aus alter Sulzbürger Familie; seine Frau Sara war Tochter des Schnaittacher Parnes Mordechai Katz, eines angesehenen Gelehrten. 1762 bis 1794 folgte Rabbiner Jakob Levi ben Ahron Lochi ben Salomon. Neben dem Rabbiner fungierte ein Religionslehrer, der zugleich Vorbeter und Schochet war. Der Gemeindevorsteher hatte von der staatlichen Behörde die Amtsbezeichnung 'Judenrichter'; ihm oblagen alle Rechtsstreite zwischen den Juden in erster Instanz, sowie die Bestrafung von Vergehen der Juden, wie Schlägereien untereinander.   Die Bayerische Landesregierung setzte die Zahl der Familien auf 30 fest; aber es blieb nicht dabei. Durch Aufnahme von 'Schutzjuden' wurden deren mehr. 1925 zählte man jedoch nur noch 50 jüdische Personen, jetzt indes nur noch 15. Die Schule, 1835 eingerichtet, wurde 1923 aufgegeben wegen ungenügender Schulkinderzahl. Die Gemeinde gehört nunmehr zum Rabbinat Regensburg, das zurzeit Dr. Weinberg betreut."

   
   
Aus der Geschichte des Rabbinates   
Über den Sulzbürger Rabbi Esra Jehuda Jakob (Beitrag 140 Jahre nach seinem Tod - Bericht von 1908)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Rabbi Esra Jehuda Jakob in Sulzbürg. Am 8. Schewat sind es bereits mehr als 140 Jahre, dass der Rabbi Esra Jehuda Jakob, der so überaus segensreich in der Gemeinde Sulzbürg (Oberpfalz() wirkte, in hohem Greisenalter aus dieser Welt geschieden ist.  Seine letzte Verfügung, ein Meisterstück nach Form und Inhalt, lässt uns eine Vorstellung von der Geistesgröße des Verfassers gewinnen. Die Stiftung des Talmud-Torafonds, welche der edle Menschenfreund mit 400 Gulden begründete. Ist im Laufe der Zeit zu einem beträchtlichen Kapitalstock angewachsen, welcher der der Mitgliederzahl nach in fortwährendem Rückgange begriffenen jüdischen Gemeinde zur Erhaltung ihrer Institutionen wesentliche Dienste leistet. So wirkt dieser Fromme und Gerechte auch noch im Tode zum Besten der Gemeinde fort. Die Gehaltsbezüge des Rabbi Esra Jehuda Jakob waren sehr gering und die Familie dabei recht groß, sodass er sich gezwungen sah, neben dem Hauptberufe auch noch im Nebenamte als Kaufmann tätig zu sein. Er ging mit dem schweren Packen auf dem Rücken über Land und hatte guten Erfolg, da er in der ganzen Gegend bekannt und beliebt war und jeder gerne bei ihm kaufte. Einst traf es sich, dass er durch den Burggriesbacher Wald ging, woselbst sich eine Räuberhöhle, das so genannte Hesenloch befand. Und richtig! Kaum war er in die Nähe desselben gekommen, als man ihn anhielt, fesselte und in den Schlupfwinkel schleppte. Furchtbare Gesichter starrten ihm entgegen, die schlimmen Gesellen durften aber nicht Hand anlegen, ehe der Hauptmann zur Stelle war. Nach einigen Stunden des Hangens und Bangens traf der Gefürchtete ein. Doch wer vermöchte den Eindruck zu schildern, den die ganze Rotte bekam, als ihr Anführer, nachdem er den in einer Ecke kauernden alten Mann eine Weile betrachtet hatte, plötzlich ausrief: 'Freunde und Kameraden! Diesem hier darf kein Haar gekrümmt werden, Dieser Judenrabbi ist es, welcher mir jede Woche, wenn ich, als Bettler verkleidet, durch Sulzbürg wandere, an seinem Tische zu essen gibt. Lieber hungert er mit seiner Familie, als dass er jemanden, der nach Speise verlangt, von seiner Türe weist.' Mit verbundenen Augen wurde der Rabbi in Freiheit gesetzt und man zeigte ihm dann den Weg durch das Dickicht des Waldes. Infolge seiner peinlichen Redlichkeit, von der seine Nachlassschrift beredtes Zeugnis ablegt, brachte er es zu einem für die damalige, anspruchslose Zeit ansehnlichen Vermögen und er leistete damit unendlich viel Gutes."

  
Der alte und der neue Rabbiner in Sulzbürg (1847)  

Sulzbuerg Orient 05031847.jpg (31580 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847: "Sulzbürg wird von 52 Familien gebildet und hat Rabbiner und Lehrer in einer Person. Sein Name ist Löwenmeier. Doch führt dieser nur den Titel Rabbinats-Adjunkt, da der alte Rabbiner Weil körperlich noch lebt."  

   
Gehaltsaufbesserung für Distriktsrabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1859)  

Sulzbuerg AZJ 26121859r.jpg (86645 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Dezember 1859: "Rabbiner Dr. Löwenmeier (richtig für Lehmeier) in Sulzbürg war zum Distrikts-Rabbiner in Burgebrach designiert, erhielt aber von seiner Gemeinde eine derartige Aufbesserung seiner Stellung, dass er in seinem bisherigen Wirkungskreise verbleibt. Jedenfalls für beide Teile gleich ehrenhaft. Nicht minder erfreulich ist es, meinem Jüngsten berichtigend nachtragen zu können, dass die israelitischen Gemeinden zu Baiersdorf und Markt-Erlbach das Einkommen ihrer Lehrer um je 50 Gulden jährlich erhöht haben. Möchten sich recht viele andere Gemeinden hieran ein Beispiel nehmen."  

   
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1875)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November 1875: "Sulzbürg in der Oberpfalz. Am 6. November wurde in unserer Gemeinde ein seltenes Fest gefeiert. Die hiesige israelitische Kultusgemeinde ehrte ihren Rabbiner, Herrn Dr. Löwenmayer, dadurch, dass sie sein 25-jähriges Amtjubiläum in solenner Weise feierte. Schon in der Frühe waren alle Häuser der Israeliten dekoriert und beflaggt. Nachmittags 1 Uhr sammelten sich vor der Wohnung des HJerrn Kultusvorstandes Heinrich Burger sämtliche israelitischen Bewohner, die Schuljugend in Begleitung irhes Lehrers; ferner als Ehrengäste die Geistlichen der beiden christlichen Konfessionen Sulzbürgs, der Bürgermeister mit enigen Verwaltungsmitgliedern, die Lehrer aller drei Konfessionen, der Kommandant der Feuerwehr, sowie der zur Mitbeteiligung an der Feier eigens hierher gekommene Kultusvorstand von Neumarkt, Herr S. Oettinger, nebst Herrn Lehrer Friedmann aus Neumarkt. 
Unter Vorantritt eines Musikchores bewegte sich der Festzug zur Wohnung des Jubilars, woselbst Herr Kultusvorstand Burger mit einer sehr inhaltsreichen Ansprache das prachtvolle Ehrengeschenk der israelitischen Gemeinde Sulzbürg dem Jubilar durch eine Schülerin mit einer entsprechenden Anrede überreichen ließ. Der Jubilar, von den Ortsgeistlichen in die Mitte genommen, verfügte sich samt dem Festzuge in die Synagoge, wo zunächst von der Schuljugend unter Leitung ihres Lehrers ein Choral gesungen wurde; dann rezitierte der Rabbiner drei Dankpsalmen, darauf folgte eine angemessene Anrede des Lehrers an den Jubilar, an welche sich eine nach Form und Inhalt meisterhaft gehaltene und vorgetragene Rede des protestantischen Pfarrers Holzinger anreihte. Hierauf hielt der Jubilar selbst seine Festrede über das Thema: 'Was hab' ich in dieser Gemeinde in einem 25-, beziehungsweise 37-jährigen Zeitraum als Lehrer und Rabbiner erstrebt und gewirkt?' Nach dieser Festrede wurde die gottesdienstliche Feier mit der Rezitierung des 136. Psalms geschlossen. Dann verfügte sich der Festzug in das schön dekorierte Gasthaus, woselbst die Ehrengaben von den drei Filialgemeinden Regensburg, Neumarkt und Thalmessingen dem Jubilar samt ihren Adressen überreicht wurden. Der Nachmittag verlief in der heitersten, gehobensten Stimmung und unter Ausbringung vieler Toaste, in welchen dem so vielseitigen Wirken des Jubilars in religiöser, pädagogischer und staatsbürgerlicher Hinsicht Ausdruck gegeben wurde, am alleransprechendsten und beredtesten von Herrn Pfarrer Prandl.   
Erst in später Nacht fand das Fest, bei welchem kein einziger Misston vernommen wurde, und die Brüderlichkeit der Konfessionen einen so erhebenden Triumph feierte, seinen würdigen Abschluss mit einem Nachtständchen, das dem Jubilar ausgebracht wurde."         

  
80. Geburtstag von Distriktsrabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1893)  

Sulzbuerg AZJ 19051893r.jpg (168570 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. mai 1893: "Sulzbürg, in der Oberpfalz (Bayern), 14. Mai (1893): Eine seltene und erhebende Feier wurde am 4. Mai in dem sonst so stillen Marktflecken Sulzbürg begangen. Herr Distriktsrabbiner Dr. M. Loewenmayer daselbst wurde an seinem 80. Geburtstage nach einer 55-jährigen rühmlichen Amtstätigkeit in diesem seinen Geburtsorte von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpold mit dem Verdienstkreuze des Michaelsordens ausgezeichnet. Die ganze Bevölkerung, Israeliten, Protestanten und Katholiken, die Geistlichkeit und Lehrer aller Kulten, der Bürgermeister und die Verwaltung der politischen Gemeinde, sämtliche Vereine in corpore, die Vorstandschaft der zum Rabbinatsbezirk gehörigen israelitischen Gemeinden Sulzbürg, Neumarkt und Thalmässing (die israelitische Gemeinde gehörte früher über 20 Jahre lang ebenfalls diesem Rabbinate an) und viele auswärtige Freunde wohnten der Feier an, zu deren Verherrlichung der Ort in Flaggenschmuck prangte und jede Berufsarbeit ruht. Nachdem der ehrwürdige, geistig und körperlich noch rüstige Jubilar in feierlichem Zuge unter Vorantritt einer Musikkapelle in das reich dekorierte Festlokal geleitet wurde, überreichte ihm Herr Regierungsrat und Königliche Bezirksamtmann Roder aus Neumarkt nach einer warmen Ansprache  unter Betonung, dass er nicht nur als Königliche Kommissär funktioniere, sondern auch als Freund mitfühle, die allerhöchst verliehene Ordensauszeichnung. Herauf erwiderte der ehrwürdige Jubilar in beredten Worten und tief gerührt, ehrfurchtsvollen Dank aussprechend. Hieran reihte sich eine herzliche Ansprache des Herrn Pfarrer Felsenstein von Sulzbürg, sowie eine solche der Vorstände der israelitischen Gemeinden Sulzbürg, Neumarkt und Thalmässing und der israelitischen Lehrer des Bezirkes, die wertvolle Ehrengeschenke überreichte. Zahllose telegraphische und briefliche Gratulationen liefen von nah und fern ein. Eine Glückwunschadresse des Konferenzverbandes der bayerischen Rabbiner, unterzeichnet von dessen Vorsitzenden Herrn Rabbiner Dr. Perles, wurde von dem Schwiegersohne des Gefeierten, Herrn Religionslehrer etc. Friedmann aus München, überreicht und verlesen, der auch in tief empfundenen Worten den Jubilar als mustergültigen Familienvater feierte. Möge dem Jubilar ein schöner Lebensabend noch beschieden sein."

 
Verleihung des Michaelsordens an Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1893)
 

Sulzbuerg Israelit 15051893.jpg (83903 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1893: "Sulzbuerg (Oberpfalz), 9. Mai (1893). Eine sehr große Ehre widerfuhr am Lag BaOmer (4. Mai dieses Jahres) unserem 80jährigen Herr Distriktsrabbiner Dr. Löwenmayer und mit ihm der gesamten jüdischen Bevölkerung Bayerns, da derselbe von unserem allergnädigsten Prinzregenten mit dem Verdienstkreuze des Michaelsordens dekoriert wurde, und überreicht der Königliche Kommissär diese allerhöchste Auszeichnung im Beisein der hiesigen hochwürdigen Geistlichkeit, Lehrer, sämtliche Vereine, Gemeindeverwaltungen usw. unter Widmung einer die Verdienste des Jubilars hervorhebenden Ansprache, in der sich der Königliche Regierungsrat und Bezirksamtmann, Herr Reder aus Neumarkt, als Freund des Jubelgreises bezeichnete. Es war wirklich eine seltene, erhebende Feier, bei der es so recht zur Geltung kam, dass der konfessionelle Friede als unschätzbares Gut zu betrachten ist. Möge es dem ehrwürdigen Greise, der heute noch in seltener Rüstigkeit funktioniert und wahrhaft die Tora mit der Tradition des Landes zu verbinden und segensreich zu verbreiten versteht, ad multos annos (noch für viele Jahre) vergönnt sein, zu wirken und zu streben 'zur Ehre des Ortes und zur Ehre der Tora'."  

  
Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1895)   

Sulzbuerg Israelit 07031895r.jpg (247269 Byte)Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer 1895 (aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1895): Sulzbürg (Oberpfalz), 4. März 1895. (hebräisch und deutsch): 'Wehe über die Verlorenen, welche nicht wieder gefunden werden', rufen wir aus ob des Verlustes, welches die hiesige Gemeinde durch das Ableben des 82jährigen Herrn Distriktrabbiners Dr. Meier Löwenmayer erlitten hat. Seine ganze Lebenszeit war eine ununterbrochene Epoche treuester Pflichterfüllung, rastlosen Fleißes, eifrigen Studiums, das er auch im höchsten Alter unermüdlich fortsetzte und beim ersten Tagesgrauen erschienen die Sefarim (Bücher) auf dem Tische, Mikro, Mischna, Talmud. An Kenntnissen auf rabbinisch-talmudischem Gebiete überaus reich, ebenso in profanen Wissenszweigen vorzüglich bewandert, durchglüht und begeistert von unserer heiligen Sinailehre, verherrlichte er dieselbe durch Lehre und Beispiel. Auch im hohen Greisenalter besuchte der Entschlafene fast jeden Tag, der Ungunst der Witterung trotzend, das Beit Haknesset (Synagoge) und grämte sich, wenn er solches auch nur ausnahmsweise meiden musste. Einer Familie entstammend, deren Ahnen bis in die fernsten Zeiten zurück fast alle zu den Führern und Leitern unseres Volkes gehörten, besuchte, nachdem er bereits dahier in der Schule seines Onkels Reb Moscheh sich bedeutendes Wissen erworben, die Jeschiba in Fürth, hierauf die Lateinschule, Gymnasium und Universität in Erlangen-München, vervollkommnete sich dann noch weiter in rabbinischen Fachstudien, so dass er mit drei Morenu-Titeln versehen, die hiesige Stelle, nebst der eines Religions- und Elementarlehrers übernahm. Im Lehramte war der überaus talentierte, allgemein beliebte Mann 36 Jahre tätig und als Rabbiner fungierte er 57 Jahre. Vor zwei Jahren wurde er mit dem Michaelsorden dekoriert.
Am Schabbat, dem 25., übermannte den teuren Entschlafenen in der Synagoge bei Tefilat Schacharit (Morgengebet) ein Ohnmachtsanfall, dem Lungenentzündung folgte. Menschliche Kunst bemühte sich vergebens und konnten die von den aufopfernden Angehörigen berufenen drei tüchtigen Ärzte das teure Leben nicht erhalten, und am Sonntag nach Beginn des Monats Adar kehrte die lautere Seele des edlen Mannes in die Hand ihres Urhebers zurück. Bei der Beisetzung, die am Dienstag nach Beginn des Monats Adar stattfand, zeigte es sich, welcher Beliebtheit sich der ehrwürdige Diener des Herrn zu erfreuen hatte, nicht nur die hiesigen Gesamteinwohner, die protestantische und katholische Geistlichkeit von hier und Umgebung, die Verwaltung der politischen Gemeinde und viele, viele Freunde und Bekannte beteiligten sich an derselben, auch der Königliche Bezirksamtmann, Herr Regierungsrat Roder aus Neumarkt und zahlreiche Honoratioren erwiesen dem großen Menschenfreunde die letzte Ehre. Der Sarg wurde zunächst in die Synagoge verbracht, woselbst die Herrn Rabbiner Dr. Meyer – Regensburg und Dr. Deutsch – Burgpreppach-Fürth warmempfundene Worte sprachen, anlehnend an den Text Exodus 25,8 und Psalm 73,24, den Kronenschmuck des so gelehrten, frommen, anspruchslosen Amtsbruders hervorhebend. Kein Auge blieb tränenleer, als das Bild des Edlen entrollt, als der große Verlust geschildert, als Abschied für immer von dem 'Großen in Israel' genommen wird.
Auf dem Beit HaChaiim (Friedhof) gab Herr Josef Regensburger im Auftrage der Kultusgemeinde den Gefühlen der Erkenntlichkeit und dem bitteren Seelenschmerze der zahlreichen Schüler und Freunde gebührenden Ausdruck, während die Herren Lehrer Kahn-Neumarkt und Oppenheimer-Sulzbürg nach der Beisetzung in der Synagoge auf das Gemüt einwirkende Ansprachen hielten. Möge Gott die in tiefe Trauer versenkte Familie und Gemeinde trösten. Die Seele des edlen Dahingeschiedenen möge am Throne des Höchsten Fürsprecher für uns ein.... Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  
Ein ähnlicher Nachruf erschien in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. März 1895.

  
25-jähriges Ortsjubiläum von Rabbiner Dr. Weinberg (1920) 

Sulzbuerg Israelit 09121920r.jpg (230973 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920: "Sulzbürg, 29. November (1920). Am 18. dieses Monats feierte Herr Dr. Weinberg sein 25jähriges Jubiläum als Rabbiner des Distrikts Sulzbürg. Dem Jubilar wurden an dem Tage seitens der hiesigen Kultusgemeinde wohlverdiente Ehrungen zuteil. Nach einem feierlichen Gottesdienste und nach einer Ansprache des Herrn Kultusvorstandes Dreichlinger wetteiferten die Gemeindeangehörigen, ihrem Seelsorger ihre Glückwünsche mit ehrenden Anerkennungen zu überbringen. Besonders herzerfreuend war die Ehrung der Schuljugend, welche unter Leitung des Herrn Hauptlehrers Nussbaum ihre Wünsche in poetischen Worten überbrachten. Der Tag bot ein Bild harmonischen Gemeindelebens. – Zu Ehren des Jubilars veranstalteten sämtliche Anschlussgemeinden des Distrikts eine größere Feier in Sulzbürg, zu der die Geistlichkeit, der Marktrat und außer den Gemeindemitgliedern viele Bürger erschienen waren. Der Saal war prächtig geschmückt. Der Kultusvorstand, Herr Siegfried Regensburger eröffnete die Versammlung und richtete herzliche Glückwunschworte an den Jubilar im Namen des Bezirkes Neumarkt. Er sprach ihm die Anerkennung für sein Wirken aus, das in unserer heutigen Zeit des Hasses und der Zersplitterung besonders schwierig, aber umso erfolgreicher gewesen ist. Hochwürden Herr Pfarrer Buchner von hier, beglückwünschte den Gefeierten in besonders ehrender Weise durch schöne markante Worte. Der Jubilar habe stets friedliebend unter den sämtlichen Konfessionen gewirkt, die Katholiken Sulzbürgs hätten allen Grund, an dessen Jubiläum innigsten Anteil zu nehmen. Auch die Forschungen des Herrn Rabbiners als Historiker fanden lobende Anerkennung. Ferner beglückwünschten den Jubilar in herzlichen Worten Herr Bürgermeister Dollinger, Herr Lehrer Rosenbaum und Fräulein Martha Regensburger von hier. Sodann der Vorstand der Kultusgemeinde Neumarkt, Herr Fabrikbesitzer Dreichlinger, Herr Hauptlehrer Nussbaum in Neumarkt, sowie die Herren Wilmersdörfer in Amberg und Kantor M. Godlewsky in Cham. Dieselben überreichten dem Gefeierten zum Zeichen der Anerkennung für sein segensreiches Wirken ansehnliche Geschenke. Nach diesen Reigen von Reden erhob sich Herr Rabbiner Dr. Weinberg selbst und dankte in längeren Ausführungen tief gerührt für die unerwartete ihm bereitete Ehrung. (Auch wir stimmen in den Glückwunsch der Gemeinden ein. Red.)."   

 
Auflösung des Rabbinates Sulzbürg (1931)  

Sulzbuerg BayrGZ 01091931r.jpg (109733 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1931: "Neumarkt (Oberpfalz). Nach fast 200jährigem Bestehen löste sich mit dem 1. August dieses Jahres das Rabbinat Sulzbürg auf, nachdem der seitherige Bezirksrabbiner Herr Dr. Weinberg nach Regensburg berufen wurde und es dem immer kleiner und wirtschaftlich schwächer gewordenen Bezirk unmöglich war, sich weiter aufrecht zu erhalten. 
Vor der Übersiedelung des Herrn Dr. Weinberg nach Regensburg veranstaltete die Israelitische Kultusgemeinde Neumarkt eine herzliche Abschiedsfeier, der sich auch fast alle Mitglieder der Kultusgemeinde Sulzbürg angeschlossen. Kultusvorstand Baruch sprach Herrn Dr. Weinberg in bewegten Worten den Dank der Gemeinde Neumarkt aus. Oberlehrer Nussbaum schilderte den Scheidenden als religiöses und geistiges Oberhaupt wie als vortrefflichen Menschen und weltlichen Führer, der es meisterlich verstanden die Forderung Tauroh in derech erez ('Tora verbunden mit respektvollem Benehmen') seinen Betreuten vorzuleben. Zum Schlusse dankte er Herrn Dr. Weinberg im Auftrag des Männer- und Jünglingsvereins für die vielen geistvollen Vorträge, die den Vereinsmitgliedern immer wertvolle Anregung boten.
Kultusvorstand Grünebaum, Sulzbürg, widmete dem scheidenden Rabbiner Worte des Dankes. Kommerzienrat Dreichlinger, Mitglied des Rats, sprach ebenfalls herzliche Abschiedsworte und gab der Freude Ausdruck, dass wir auch ferner dessen religiöser Führung unterstehen, da ja unser Rabbinatsbezirk dem Regensburger angegliedert worden sei.
Am Schlusse der Feier, die von musikalischen Darbietungen der Frau kraus und deren Sohn umrahmt war, danke der Gefeierte in launigen Worten für die ihm dargebrachten Ehrungen. – Möge Herrn Dr. Weinberg mit seiner Familie auch in seinem neuen Wirkungskreis Gottes Segen begleiten!"  

    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers (Religions- und Elementarlehrer, Vorbeter) 1870 / 1872 / 1884 / 1885 / 1925    

Sulzbuerg AZJ 17051870l.jpg (58326 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"" vom 17. Mai 1870: "Die Vorbeter- und Elementarlehrerstelle ist in hiesiger Kultusgemeinde binnen drei Monaten zu besetzen. Hiermit ist ein gesichertes Einkommen von jährlich 400 Gulden verbunden; und kann durch Privatunterricht und sonstige Emolumente auf weitere 150  Gulden fast mit Gewissheit in dieser 45 Familien zählenden Gemeinde gerechnet werden. Anmeldungen von geprüften Bewerbern unter Anlage ihrer Zeugnisse sind frankiert zu richten an den Unterzeichneten. 
Sulzbürg bei Neumarkt in der Oberpfalz, den 3. Mai 1870. Dr. M. Löwenmayer, Distriktsrabbiner."  
     
Sulzbuerg Israelit 01061870l.jpg (46067 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1870: "Die hiesige Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem gesicherten Jahreseinkommen von 400 Gulden, das sich durch Nebenemolumente leicht auf 500 Gulden stellen wird, soll bis 1. September besetzt werden. Befähigte Bewerber wollen ihre Meldungen mit Zeugnissen möglichst bald franco einsenden an Dr. Löwenmayer, Rabbiner, Sulzbürg bei Neumarkt in der bayrischen Oberpfalz." 
Auf die Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Lehrer Heinrich Friedmann, der 1872 nach Neumarkt wechselte (siehe Bericht unten zu seinem 80. Geburtstag). Dadurch war die Stelle erneut auszuschreiben:   
Sulzbuerg Israelit 25091872l.jpg (48016 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"  vom 25. September 1872: "Unterzeichneter sucht bis Ende Oktober laufenden Jahres einen israelitischen Schulverweser zur Erteilung des Religions- und Elementar-Unterrichts anzustellen. Der fixe Gehalt ist 425 Gulden. Die Gemeinde zählt 40 Familien und ist daher zu Nebenverdiensten viel Gelegenheit geboten. Bewerber wollen sich unter Anlage legaler Zeugnisse über Befähigung und Leumund an den Unterzeichneten in frankierten Anmeldungen werden. 
Sulzbürg bei Neumarkt in der Oberpfalz, den 15. September 1872. R. M. Löwenmayer, Rabbiner."  
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  1. Oktober 1872
Die Anzeige (siehe oben) erschien auch in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums".  
  
Bis 1884 war Lehrer A. Bechhöfer in der Gemeinde tätig. Er erkrankte 1884 und suchte zunächst eine Hilfskraft an seiner Seite.    
Sulzbuerg Israelit 24031884.jpg (62385 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1884: "Annonce. Für die Dauer meines Unwohlseins suche ich sofort einen tauglichen, unverheirateten Substituten, der den Religionsunterricht in hiesiger Schule erteilt, sowie auch das Vorbeter- und Baal-Kore-Amt mit versieht. Kost und Wohnung frei. Fixum mit Nebengefälle werden nach mündlicher Vereinbarung festgesetzt. Bewerber wollen ihre Zeugnisse sofort an den Unterzeichneten einsenden. 
A. Bechhöfer, Lehrer in Sulzbürg, bei Neumarkt, in Oberbayern." 
Im Mai wurde die Stelle neu ausgeschrieben.  
Sulzbuerg AZJ 20051884l.jpg (147749 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1884: "Durch die temporäre Pensionierung des Herrn Lehrers Bechhöfer bis zum 1. Mai 1885 ist die Stelle eines Religions- und Elementarlehrers nebst dem Vorbeteramt vakant und soll dieselbe binnen 3 Wochen besetzt werden. Diese Stelle kann zwar vorerst nur bis zum 1. Mai 1885 vergeben werden, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass aus der erfolgten temporären Pensionierung eine definitive sich entwickelt, wonach auch eine definitive Aufnahme ermöglicht würde. Das Jahreseinkommen des aufzunehmenden Lehrers und Vorbeters besteht in einem Fixum von 800 Mark, 300 Mark Nebenemolumente, wovon 200 Mark garantiert werden, außerdem freie Wohnung und Beheizung derselben wie auch des Schullokals, dann noch wenigstens 100 Mark Zuschuss von der Königlichen Regierung. 
Bedingungen zur Aufnahme sind, dass der Bewerber 1. noch unverehelicht, 2. ein deutsches Lehrerseminar regelmäßig besucht und wenigstens mit der Not 'gut' absolviert hat. 
Bewerber wollen unter Beilegung ihrer Zeugnisse über Befähigung und Leumund ihre Gesuche binnen 14 Tagen bei dem Unterzeichneten einsenden, wobei noch bemerkt wird, dass Reisespesen nur demjenigen vergütet werden, welcher von der Gemeinde gewählt wird. Sulzbürg bei Neumarkt in der bayrischen Oberpfalz, den 7. Mai 1884. H. Burger, Kultusvorstand."
 
    
Sulzbuerg Israelit 18091884l.jpg (57897 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1884: "Annonce. Bei der hiesigen Kultusgemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, verbunden mit dem Vorbeteramt und Baal Kore, in provisorischer Weise sofort zu besetzen. Bewerber wollen ihre Meldungen mit Zeugnissen umgehend an den Unterzeichneten einsenden, und wird die Festsetzung des Gehaltes nach Übereinkunft erfolgen. 
Sulzbürg bei Neumarkt (Oberpfalz, Bayern). Der Kultusvorstand. Burger."  
  
Sulzbuerg Israelit 28051885l.jpg (138609 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1885: "Inserat. Die Stelle eines Religions- und Elementarlehrers mit dem Vorbeteramte soll demnächst besetzt werden. Das Jahreseinkommen des Lehrers besteht: 1) In einem Fixum von 600 Mark. 2) Aufbesserung von der Regierung approximativ 200 Mark. 3) Als Äquivalent für Wohnungsmiete 120 Mark. 4) Für Beheizung des Schullokals 80 Mark. 5) Nebeneinkünfte exklusive der durch Erteilung von Privatunterricht zu erzielenden Verdienste werden von der Gemeinde garantiert  300 Mark. 
Falls der Aufzunehmende befähigt ist, auch die Schechita zu übernehmen, so könnte seinerzeit eine weitere Einnahme von 350 Mark ihm zukommen. 
Bewerber, welche ein deutsches Lehrerseminar besucht und mit einer guten Note absolviert haben, wollen ihre Gesuche unter Anlage ihrer Zeugnisse über Befähigung und Leumund binnen drei Wochen bei dem Unterzeichneten einsenden , wobei noch bemerkt wird, dass postalische Auslagen und Reisespesen nur jenem vergütet werden, der von der Gemeinde gewählt wird. 
Sulzbürg bei Neumarkt in der bayrischen Oberpfalz, den 23. Mai 1885. H. Burger, Kultusvorstand." 
  
Sulzburg Israelit 12111925.jpg (58157 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925 (geschrieben Sulzburg statt Sulzbürg):  

 
Theatervorführungen der Schuljugend an Purim (1893)  

Sulzbuerg Israelit 27031893.jpg (73278 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1893: "Sulzbürg (Oberpfalz). Am jüngsten Purim brachte die hiesige israelitische Schuljugend unter Leitung des Lehrers J. Oppenheimer einige höchst gelungene Theaterstückchen zur Aufführung. Der Arrangeur sowohl als die kleinen Künstler ernteten den reichsten Beifall aller erschienenen Gäste, unter welchen sich Vertreter aller Konfessionen befanden. Unter den vielfach ausgebrachten Toasten sind ganz besonders hervorzuheben jener unseres greisen Herrn Rabbiners Dr. Löwenmayer – sein Licht leuchte – auf den viel geliebten Prinzregenten Luitpold, diesen mit dem frommen Mordechai in 4facher Beziehung vergleichend, und der Toast des hiesigen Königlichen Lokalschulinspektors Herrn Pfarrer Felsenstein auf das wohl des Herrn Lehrers Oppenheimer und seiner wackeren Schuljugend. Möge das herrliche Band des Friedens und der Eintracht, welches hierorts alle Konfessionen umfasst, niemals gelockert werden, zum Wohle der Gesamtgemeinde, zum Heile des engeren und weiteren Vaterlandes."

 
Lehrer Oppenheimer führt einen Vorbereitungskurs für die Präparandenschule durch (1900)

Sulzbuerg Israelit 27091900l.jpg (59425 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1900: "Vorbereitungskurs für Präparandenschule, 1. und 2. Klasse der Real- und Lateinschule, beginnend am 18. Oktober dieses Jahres. Gründlichen Unterricht, beste Aufsicht, Privatnachhilfe gratis, Kost und Logis im Hause, bei mäßigem Preise. Über strenge Religiosität und erzielte Erfolge stehen Prima-Referenzen von orthodoxen Rabbinen und Privaten zur Verfügung. J. Oppenheimer, Elementarlehrer an der israelitischen Volksschule in Sulzbürg bei Nürnberg, Oberpfalz."

   
Vortrag von Lehrer J. Oppenheimer, gehalten im bayerischen israelitischen Lehrerverein (Korreferat, 1901)  
Thema: "Soll die systematische Religionslehre in der Volks- und Religionsschule als besonderer Unterrichtsgegenstand behandelt werden?"  
Anmerkung: Das Referat, das hier nicht ausgeschrieben wird (bei Interesse bitte Textabbildungen anklicken) erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1901 und vom 15. April 1901.      

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Spendenaufruf für einen bedürftigen Kollegen (Lehrer J. Oppenheimer, 1903) 

Sulzbuerg Israelit 31081903.jpg (73768 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Um meinen Bruder sorge ich mich! Ein braver und tüchtiger Kollege, sowie dessen Frau sind erkrankt und ist ärztlicherseits eine Badekur ordiniert, ohne dass die Mitte hierzu vorhanden wären. Diese Ausgaben auf dem Wege der Wohltätigkeit aufzubringen, bedeutet eine große Mizwah, wodurch zwei hart geprüfte Menschen ihrer Familie erhalten werden. Schnelle Hilfe - doppelte Hilfe. 'Wer den Armen gibt, leihet dem Herrn.' Jede Gabe wird dankbar angenommen und ihrem Bestimmungszwecke zugeführt durch 
J. Oppenheimer, Lehrer, Sulzbürg, Oberpfalz."  

   
Lehrerversammlung in Nürnberg nach Einberufung durch Lehrer Oppenheimer aus Sulzbürg (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. April 1906: "Nürnberg, 22. April (1906). Heute hat hier im Hotel Plaut eine Versammlung von Lehrern aus Nürnberg, Fürth und der Umgebung stattgefunden. Der Einberufer, Herr Oppenheimer - Sulzbürg begrüßte in warmen Worten die Erschienenen, unter ihnen war auch Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Weinberg aus Sulzbürg. Herr Oppenheimer ging dann zur Tagesordnung über: Konstituierung eines Fortbildungskurses für die Religionswissenschaften. Das 'alte Lernen' soll wieder auferstehen. Mit großem Beifall fand dieser Vorschlag allgemeine Zustimmung seitens der Erschienenen, unter denen sogar Herren aus Cham und Regensburg zu sehen waren. Ferner hatten eine Anzahl Herren, die diesmal nicht anwesend sein konnten, schriftlich ihr Einverständnis erklärt.   
Als Ergebnis sei erwähnt: Alle 14 Tage soll der Schiur in Nürnberg im Vereinshause der Adas-Israel (Esenweinstraße 7) stattfinden, das nächste Mal am 6. Mai, mit der Tagesordnung: 1 Stunde Mischnajis: Mas. Jebomaus (Referent: Herr Ellinger in Fürth), 1 Stunde Gemoro: Mas. Schabbos (Referent: Herr Dr. Weinberg in Sulzbürg), 1 Stunde Pausek: Orach chajim mit Mogen Awrohom von vorne (Referent: Herr Gutmann in Fürth), 1 Stunde: 1) Muser, 2) Binoh loitim, 3) Droschoh, über Aumer (Referent: Herr Oppenheimer in Sulzbürg).  
Zum Schlusse wurde seitens der Versamm,lung Herrn Oppenheimer noch warmer Dank gesagt dafür, dass er endlich eine Idee zur Ausführung gebracht hat, die seit Jahren die bayrische Lehrerschaft beschäftigt und in anderen Bezirken schon lange verwirklicht werden konnte. Besonders sei noch betont, dass sich die Versammlung einhellig bereit erklärt hat, für ein solches 'Lernen' gerne materielle Opfer aus eigenen Mitteln zu leisten, was schon aus dem Entschlusse zu erkennen ist, so oft als nur möglich das 'Lernen' stattfinden zu lassen."         

  
Theatervorführung der Schuljugend an Purim (1909)    

Sulzbuerg Israelit 01041909.jpg (60007 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1909: "Sulzbürg, 25. März (1909). Am Purimfeste veranstaltete die hiesige israelitische Schuljugend unter Leitung des Herrn Lehrer Oppenheimer  eine kleine Familien- und Abendunterhaltung. Wie vorauszusehen war, wurde die Veranstaltung so stark besucht, dass viele Leute keinen Platz finden konnten. Unter den Erschienenen befand sich auch der Herr Lokalschulinspektor. Es war eine Wonne anzuhören, wie gewandt und sicher selbst die Kleinsten ihre Gesichte vortrugen. Von Seiten des Publikums wurde Herrn Lehrer Oppenheimer in anerkennenden Worten der Dank ausgesprochen."

   
Verabschiedung von Lehrer Jakob Oppenheimer (1909)   

Sulzbuerg Israelit 23091909l.jpg (42517 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1909: "Sulzbürg (Oberpfalz), 20. September (1909). Heute schied unser Lehrer, Herr Jakob Oppenheimer, nach 24jähriger Amtstätigkeit, um den Posten eines Elementar- und Religionslehrers in Neumarkt zu übernehmen. Sein Weggang von hier wird allgemein bedauert und dementsprechend gestalteten sich auch die zu seiner Ehre veranstalteten Abschiedsfeierlichkeiten. Wir wünschen ihm in seinem nunmehrigen Wirkungskreise herzlichst Glückauf."

    
Zum Tod von Lehrer Jakob Oppenheimer (1916 in Neumarkt)    

Neumarkt FrfIsrFambl 22121916.jpg (106546 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1916: "Neumarkt, Oberpfalz. Am Donnerstag, 7. Dezember diesen Jahres starb hier der in weiten Kreisen bekannte und von Kollegen überaus höch geschätzte Hauptlehrer Jakob Oppenheimer. 23 Jahre hatte er im nahen Sulzbürg gewirkt, dem Ursitze des Rabbinats Neumarkt. Vor 7 Jahren trat er die Stelle eines Elementarlehrers hier in Neumarkt an und wirkte segensreich, bis ein schweres Leiden ihn zur Aufgabe des Lehramtes zwang. Er wurde am Sonntag, 10. Dezember auf dem altehrwürdigen Friedhof Sulzbürgs beerdigt. Aus nah und fern strömten Freunde und Verehrer herbei. Am Grabe würdigte Herr Rabbiner Dr. Weinberg - Neumarkt die vielen Verdienste des Entschlafenen, ihm folgten Herr Kultusvorstand Dreichlinger für Neumarkt, Herr Regensburger für die Gemeinde Sulzbürg, Herr Oberlehrer Friedmann - München für die Familie, Herr Rosenbaum als Amtsnachfolger und Freund, Herr Mannheimer - Dettelbach für den israelitischen Lehrerverein Bayerns, Herr Oberlehrer Nothaas für den Bezirk Neumarkt, ein Kind des Vorstandes Dreichlinger für die Schule Neumarkt. Ruhe sanft, du trefflicher Lehrer! Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen."       

    
Anstellung von M. Rosenbaum aus Poppenlauer (1909)   

Sulzbuerg Israelit 25111909l.jpg (14446 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Sulzbürg, 15. November. Herr M. Rosenbaum in Poppenlauer wurde von der hiesigen Gemeinde als Lehrer gewählt."

   
Auf Grund des Lehrermangels muss ein katholischer Lehrer an der jüdischen Schule angestellt werden (1910)   

Sulzbuerg AZJ 18021910l.jpg (34600 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1910: "In Bayern ist der jüdische Lehrermangel gegenwärtig so groß, dass an der jüdischen Volksschule in Sulzbürg (Oberpfalz) sogar ein katholischer Lehrer angestellt werden musste, da ein jüdischer Nachfolger für den an eine andere Schule versetzten Pädagogen nicht zu finden war."

 
Zum 80. Geburtstag des Oberlehrers a.D. Heinrich Friedmann (1929, Lehrer in Sulzbürg von 1870 bis 1872)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1929: "Heinrich Friedmann. Am 24. März 1929 konnte der angesehene, allseits beliebte Schulmann, Herr Oberlehrer a.D. Heinrich Friedmann, in seltener geistiger und körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag begehen. Mit seiner markanten, stets liebenswürdigen Person ist die Aufwärtsentwicklung dreier jüdischer Gemeinden Bayerns aufs engste verbunden. 1870 bis 1872 wirkte er als Schulverweser in Sulzbürg (Oberpfalz), gründete im nachfolgenden Jahre die Elementarschule der Nachbargemeinde Neumarkt und folgte in Jahre 1884 dem ehrenvollen Rufe der Israelitischen Gemeinde München als Lehrer und Leiter ihres Religionsschulwesens. Die gegenwärtigen trefflichen Führer der Münchner Gemeinde und des bayerischen Judentums zählen zu seinen ehemaligen Schülern. Die Verehrung und Wertschätzung, die dem Jubilar allseits entgegengebracht wird, ist ein sichtbares Zeichen der hohen pädagogischen und hervorragenden menschlichen Qualitäten, die er als Lehrer allezeit in jahrzehntelanger segensreicher Tätigkeit bekundet hat. Die Liebe zum Berufe ließ ihn erst im schon begonnenen Greisenalter, im Jahre 1920 von dem Unterrichte und im Jahre 1924 von der bewährten Leitung zur wohl verdienten Ruhe zurücktreten. Mögen dem Jubilar neben seiner greisen Gattin, Tochter des im Jahre 1895 verstorbenen Sulzbürger Rabbiners, Dr. Mayer Löwenmayer, noch viele gesunde und frohe Jahre beschieden sein. Ad meoh w'essrim schonoh!"

  
  
Die Stelle des Schochet / Schächters und Kultusdieners
Ausschreibungen der Stelle 1871 / 1872 / 1875 / 1882

Sulzbuerg Israelit 12071871l.jpg (39034 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1871: "Offene Stelle. Die Stelle eines Schächters und Kultusdieners in hiesiger Gemeinde ist bis zum 1. Oktober dieses Jahres zu besetzen. Der Jahresgehalt ist auf 350 Gulden nebst anderen fixierten und kasuellen Akzidenzien bestimmt. Bewerber wollen sich in frankierten Anmeldungsgesuchen unter Anlage von entsprechenden Fähigkeitszeugnissen werden an die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg bei Neumarkt in der bayerischen Oberpfalz. 
Sulzbürg bei Neumarkt in der bayerischen Oberpfalz, den 25. Juni 1871. Heinrich Burger."
  
Sulzbuerg Israelit 24071872sc.jpg (40066 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1872: "Offene Stelle. In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Schächters, verbunden mit dem Vorsänger und Schamesdienste, provisorisch zu besetzen. Fixer Gehalt 400 Gulden und ca. 100 Gulden Nebenverdienste pro anno. Auch kann mit dieser Stelle die Kultusgemeindeschreiberei mit einem jährlichen Einkommen von 25 Gulden im Falle Reflektanten die Fertigkeit dazu besitzen, verbunden werden. Bewerber wollen sich unter Einschickung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden. 
Sulzbürg bei Neumarkt in der Oberpfalz, den 14. Juli 1872. Burger II., Vorstand."
 
Sulzbuerg Israelit 03021875l.jpg (39095 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1875: "Bis zum 15. April dieses Jahres ist am hiesigen Platz die Stelle eines Schächters und Gemeindedieners mit einem jährlichen fixen Gehalt von 400 Gulden, exklusive nicht unbedeutender Nebenverdienste, neu zu besetzen. Bewerber, welche das Amt eines Gemeindedieners nicht mit übernehmen wollen, können für einen durch mündliches Übereinkommen festzusetzenden Gehalt dennoch Berücksichtigung finden. 
Sulzbürg bei Neumarkt (Oberpfalz, Bayern), 17. Januar 1875. 
Die Kultus-Verwaltung. Burger II., Vorstand."
  
Sulzbuerg Israelit 19071882l.jpg (49846 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1882: "In der hiesigen Gemeinde, dem Sitze eines Rabbiners, erledigt sich vom 1. November dieses Jahres an, die Stelle eines Schochet und Gemeindedieners, mit welcher ein fixer Gehalt von Mark 650 und ein approximativer Nebenverdienst von Mark 150 verbunden sind. Bewerber wollen ihre Zeugnisse baldigst mit ihren Meldungen gelangen lassen an den Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Sulzbürg (Oberpfalz, Bayern). Burger."

   
Zum 25jährigen Dienstjubiläum von Schochet S. Königshöfer in Frankfurt (1889, Schochet in Sulzbürg von 1864-1867)

Sulzbuerg Israelit 08041889sc.jpg (85292 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1889: "Frankfurt am Main. 1. April 1889. Heute feierte Herr S. Königshöfer, Schochet bei der hiesigen Religionsgesellschaft, im engsten Familienkreise, das Fest seiner 25jährigen Funktionierung. Derselbe wurde im jugendlichen Alter von 19 Jahren am 1. April 1853 in Sulzbürg, bayerische Oberpfalz, als Schochet angestellt, woselbst er zur Zufriedenheit Aller seiner Amtspflichten oblag. Auf dringendes Verlangen des Distriktsrabbiners R. Seligmann Bär Bamberger – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der ihm Kaboloh erteilte und ihn als tüchtigen Schochet schätzte, sollte er im Jahre 1867 die Schächterstelle in Kissingen übernehmen, doch da diese nicht definitiv war, konnte sich Herr Königshöfer zur Übernahme nicht entschließen und blieb in seiner alten Stellung. Mittlerweile beschloss der Vorstand unserer Religionsgesellschaft (sc. in Frankfurt) eine zweite Schochetstelle zu besetzen, für welche alsdann Herr Königshöfer gewonnen wurde. Derselbe wirkt nun seit März 1868 in unserer Gemeinde, deren Vertrauen und Achtung er sich zu gewinnen verstand. Möge es dem Jubilar noch recht lange beschieden sein, in Kraft und Rüstigkeit weiter der heiligen Sache zu dienen."

  
Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Schochet S. Königshöfer in Frankfurt (1904)     

Memmingen Israelit 04021904.jpg (100746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904: "Frankfurt am Main. 15. Schewat (= 1. Februar 1804). Heute sind es 40 Jahre, dass Herr S. Königshöfer hier als Schochet tätig ist. Derselbe wurde am 1. Februar 1864 von der Gemeinde Sulzbürg (bayerische Oberpfalz) als Schochet engagiert. nach drei Jahren gab er diese Stelle auf und bekleidete provisorische Stellen. In Memmingen war er Schochet und erteilte auch den Religionsunterricht mit solchem Erfolg, dass der Vorstand mit Hilfe der königlichen Regierung von Schwaben-Neuburg bewirkt hatte, dass er zur Seminar-Austritts-Prüfung des nächsten Sommers in Lauingen zugelassen wurde. Kurze Zeit nachher war die zweite Schochet-Stelle der hiesigen Religionsgesellschaft vakant und meldete sich Könighöfer, gestützt auf drei Kabbalot (hier: rabbinische Gutachten) der Kapazitäten Bamberger - Würzburg, Weiskopf - Wallerstein und Wißmann - Schwabach. Der Erfolg war, dass Königshöfer von mehr als 50 Bewerbern per 1. März 1868 als Schochet engagiert wurde. Die Gemeinde ließ einen vereinbarten Vertrag auf drei Jahren sehr ungern fallen. J.E."      

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
  
Feier zum 50-jährigen Bestehen des Wohltätigkeitsvereines (1863)     

Sulzbuerg AZJ 08091863.jpg (149166 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1863: "Sulzbürg in der Oberpfalz, 21. August (1863). Der 13. August war ein weihevoller Freudentag für die israelitische Gemeinde in Sulzbürg. Es wurde an diesem Tage das fünfzigjährige Bestehen der Chewra Gemilut Chassodim (Wohltätigkeitsverein) feierlich begangen. Der ganze Verein, aus 53 Mitgliedern bestehend, fastete bis Nachmittag 1 Uhr, nachdem der Vormittag mit Umgehung des Begräbnisplatzes und mit Rezitierung des ganzen Buches der Psalmen zugebracht war. Um 1 Uhr begab sich der ganze Verein unter Vortritt des Rabbiners und der Vereinsverwaltung in das schön dekorierte Festlokal. Zuerst wurde ein Abschnitt aus dem Ein Jaakow mit passender Erklärung vorgetragen, dann hielt unser Rabbiner, Herr Dr. M. Löwenmayer, eine 3/4 Stunden dauernde Festrede über den Mischnatext: über die drei Säulen der Welt: Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit. Es war eine gediegene Rede, die eine ergreifende Wirkung auf jüdische wie christliche Zuhörer hervorbrachte. Die Vereinsverwaltung verfehlte nicht, ihrem verehrten Rabbiner und bereits 21-jährigen Vereinslehrer im Namen des Vereins einen wertvollen silbernen und vergoldeten Pokal zu überreichen; worauf derselbe mit tiefbewegter Stimme dankend vor allem einen begeisterten Toast, anknüpfend an die Worte Kos jeschuo Assa Ubeschem Adonai Akra  (Psalm 116,13: 'den Kelch des Heils erhebe ich und den Namen des Ewigen ruf ich an') Seiner Majestät, unserem geliebten König, Maximilian II, ausbrachte, dessen liebevolles Herz so väterlich gegen seine israelitischen Untertanen bewiesen hat. Auch von anderen Vereinsmitgliedern wurden passende Toaste ausgebracht. Der reichliche Spendenertrag wurde sogleich unter die Dürftigen verteilt. Es hat der Verein seit seinem 50-jährigen bestehen bereits über 4.000 Gulden zu wohltätigen Zwecken verausgabt und besitzt dennoch einen Kapitalstock von über 1.600 Gulden. Nächst diesem Vereine haben wir noch eine Chewra Neurim mit einem ungefähr gleich großen Kapitale - dann einen Religions-Schulfond mit einem Vermögen von 4.300 Gulden. So Großes konnte der religiöse Sinn der Gemeinde, die Tüchtigkeit und Pflichttreue der Gemeinde- und Vereinsverwaltungen im einträchtigen Zusammenwirken mit dem Rabbiner mit verhältnismäßig geringen Kräften zu Tage fördern. Hirsch Feuchtwanger, Kultus-Vorstand." 

      
Patriotische Feier zu Ehren des Geburtstages des Prinzregenten (1901) sowie Geburtstagsfest von J. Landecker, Vorsteher des Jugendvereins     

Sulzbuerg Israelit 28031901.jpg (186796 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: "Sulzbürg (Oberpfalz), 18. März (1901). Ein wahrer Kiddusch Haschem (Heiligung Gottes) war nebst der am Purim von Herrn Lehrer Oppenheimer veranstalteten, aus allen Bürgerkreisen zahlreichst besuchten und mit größtem Lobe durchgeführten Schulfeier auch die Festivität, welche der hiesige Wohltätigkeits- und Jugendverein am 12. dieses Monats zu Ehren des allerhöchsten Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten arrangierte, und fand Mittags 1 Uhr die Mahlzeit statt, alle Teilnehmer waren von echt jüdischem Geiste beseelt und das Fest von den umfassenden, tief durchdachten Festreden der Herren Rabbiner Dr. Weinberg und Lehrer Oppenheimer verherrlicht. Jedem einzelnen Teilnehmer war die Zunge gelöst, und die Begeisterung, Religion mit Patriotismus gepaart, erreichte den höchsten Grad, als eine Huldigungsdepesche an den glorreichen Jubilar verfasst und abgesandt wurde. Auch Herr Wertheimer gab seiner Loyalität beredten Ausdruck, und Herr Kultusvorstand Burger, gleichzeitig auch Vereinsvorstand des Wohltätigkeitsvereins, ließ mit passenden Begleitworten den in jüdischen Kreisen bekannten, bei frohen und trüben Anlässen unentbehrlichen Teller zirkulieren, und erst als die Stunde des Micha-Gebetes gekommen war, war die großartig verlaufene Festlichkeit beendet, die für lange Zeit sowohl im Herzen der Teilnehmer, als der Gesamtbevölkerung einen kräftigen Grundton hervorgerufen hat, der für unsere Heilige Wahrheit (= Religion) nur von größtem Nutzen sein kann.   
Am 12. März feierte auch der erste Vorstand des Jugendvereins, Herr J. Landecker, der schon seit ca. 20 Jahren dieses Ehrenamt mit aller Gewissenhaftigkeit, Pünktlichkeit und Hingebung bekleidet, sein Geburtsfest, und auch ihm galten die besten Wünsche der von Jubel und Frohsinn erfüllten Versammlung, auf dass er noch viele Jahre seiner Familie und dem Kinde seiner Obhut und Sorge, dem Jugendvereine, gesund und rüstig erhalten bleibe und zur Zierde und Ehre gereiche."  

  
Gottesdienst anlässlich des Geburtstages des Prinzregenten Luitpold (1904)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Sulzbürg (Oberpfalz). Am Heiligen Schabbat Paraschat Wajekahel uPekudei (das war Schabbat, 12. März 1904) fand in der hiesigen Synagoge eine sehr erhebende Feier statt. Der Krieger- und Veteranenverein wohnte anlässlich des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold dem Gottesdienst bei, welcher vormittags 10 Uhr eigens hierfür anberaumt worden war. Mit 'Matauwu' eröffnet, woran sich die Rezitierung von Mismorim reihte, erlangte er seine herrlichste Ausgestaltung durch die von Herrn Distrikts-Rabbiner Dr. Weinberg gehaltene vortreffliche Predigt, welche den Psalm 21,5 zum Texte hatte, und ebenso trugen die Knaben- und Männergesänge zur Verherrlichung der Festlichkeit bei, die als ein wahrer Kiddusch HaSchem (Heiligtum des Gottesnamens) zu betrachten ist. J. Oppenheimer, Lehrer."    

 
      
Berichte zu einzelnen Gemeindemitgliedern
  
Zum Tod von Mordechai (Marx) Feuchtwanger (1899)

Neumarkt Israelit 08091899.jpg (246324 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1899: "Neumarkt, 2. September (1899). 'Die alte Garde ergibt sich nicht – sie stirbt'. Mordechai (Marx) Feuchtwanger, der nahezu 84-jährige, so rüstige, körperlich und geistig stets frische Mann, zählte nicht mehr zu den lebenden. Ein Schlaganfall streckte ihn am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Schefatim auf das Krankenbett, welches neun Tage später sein Sterbelager werden sollte. Tora und Derech-Erez (respektvolles Benehmen) waren so recht in ihm vereinigt, und mit der Wiedergabe seiner Biographie ist die Geschichte der alten Gemeinde Sulzbürg auf fast 100 Jahre eng verbunden, aus welcher Kehillo (Gemeinde) er stammte, woselbst der Name seiner Familie schon seit undenklichen Zeiten einen guten Klang besaß. In seiner Jugendzeit besuchte er nebst obligatorischem Religionsunterrichte (damals existierte in Sulzbürg noch keine jüdische Elementarschule) auch den Privatcheder (jüdische Privatschule) des Reb Mosche Löwenmayer das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der eine Jeschiba (Talmudschule) im Kleinen unterhielt und die Schüler der verschiedensten Jahrgänge, von 5-18 Jahren in allen Gebieten jüdischen Wissens belehrte, und Mordechai Feuchtwanger zählte mit zu den eifrigsten und wissbegierigsten. Obwohl er sich dem Handelsstande widmete, so war er doch ein Torakundiger und vervollkommnete sich späterhin noch, insbesondere am Schabbat und an den Feiertagen bei dem Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer, der ihm im Jahre … in höchst ehrender Weise den Chawer-Titel (Auszeichnung für einen Gelehrten) verlieh, welchen Herr Rabbiner Dr. Weinberg – sein Licht leuchte – am 80. Geburtstag des nunmehr selig Entschlafenen erneuerte. Das Vertrauen der Gemeinde berief ihn in die Verwaltung, ebenso zum Gaboi des Wohltätigkeits-, Talmud-Tora- und Jugendvereines und sein liebliches, angenehmes Organ, verbunden mit einem Schatze unverfälschter, althergebrachter, ortsüblicher Melodien befähigte ihn, auch in den Jomim Hanoraim (ehrfurchtgebietenden Tagen) (als Vorbeter) zu amtieren und am Schabbat Schabbaton (= Hoher Versöhnungstag, Jom Kippur) das Tefillat Mincha (Mittagsgebet) und später Tefillat Schacharit (Abendgebet) mit wahrhafter Hingabe vorzutragen. Als er daher vor ca. 18 Jahren, unter Berücksichtigung mancherlei Verhältnisse den Entschluss fasste, seine Muttergemeinde zu verlassen, um sich der aus den Fruchttrieben derselben entsprossenen Anpflanzung in Neumarkt anzuschließen, bedauerte man seinen Wegzug sehr lebhaft und die Lücke, welche hierdurch entstand, war schmerzlich, ihm selbst gereichte es ebenfalls nicht zum dauernden Glücke; denn dieses, neckisch und launenhaft, schien von ihm gewichen zu sein, als der Tod seinen wohl versorgten Sohn nach kurzem Eheglücke von seiner Seite riss und ihm die treue Gattin, eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes, raubte, und oft bereute er es, den Wanderstab ergriffen zu haben, da er zudem mancherlei Gebräuche und Einrichtungen der alten Heimat schmerzlich vermisste. In dem mit Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit, jenen Grundsäulen des Weltgebäudes Ausgestatteten lebte aber nebst dem, eine Liebenswürdigkeit und stete Freundlichkeit, eine gereifte Erfahrung und Wissen auch auf profanem Gebiete, sodass sich seine Verehrer und Freunde aus allen Bevölkerungskreisen rekrutierten und man gerne in seiner Nähe verweilte, um seinen einsichtigen, mit Witz, Gleichnis und Beispiel belegten Worten zu lauschen und seinem überlegten, vernünftigen Urteile zu vertrauen. Daher erstreckt sich der Verlust um diesen wackeren Kämpen der Vorzeit noch weiter als auf seine Familieglieder, denen er selbstredend in erster Linie das Vorbild, der Inbegriff von Tugend und Frömmigkeit, allumfassender Menschenliebe und Toleranz, Vater und Berater gewesen, und die zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängnisse bewies, dass auch weitere Kreis in Mitleidenschaft gezogen sind, welchem Gedanken auch der amtierende Geistliche, Herr Rabbiner Dr. Weinberg – sein Licht leuchte – unter Zugrundelegung der Textworte: … gebührenden Ausdruck verlieh.  Durum; sed levius fit patientia. Quidquid corrigere est nefas. 'Hart ist's, aber Geduld erleichtert, was zu ändern versagt ist'. Hebräisch und deutsch: 'Wehe um die, welche ich verloren, und die nicht mehr gefunden werden.' Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Die beiden Kultusvorstände - Joseph Regensburger und Seligmann Haas - werden als Mitglieder der Marktgemeindeverwaltung gewählt (1905)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Dezember 1905: "Sulzbürg (Oberpfalz). Am 24. dieses Monats wurden die beiden Kultusvorstände, Herr Joseph Regensburger und Herr Seligmann Haas, ersterer zum Beigeordneten, letzterer als Mitglied der Marktgemeindeverwaltung wiederum gewählt, ein erfreuliches Zeichen friedlichen Einvernehmens der hierorts wohnenden, konfessionell gemischten Bevölkerung."   

    
Zum Tod von Löw Feuchtwanger (1909)   

Sulzbuerg Israelit 18031909p.jpg (66741 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1909: "Sulzbürg, Oberpfalz, 12. März (1909). Am Purim fand die Beerdigung unseres ältesten Gemeindemitglieds, des Herrn Löw Feuchtwanger statt, der an diesem Tage seinen 88. Geburtstag gefeiert hätte. Wir verlieren in ihm einen guten Jehudi. Der Verstorbene war auch viele Jahre an den ehrfurchtgebietenden Tagen in hiesiger Gemeinde als Baal-Tefillah und Baal-Tokeah tätig und lange Zeit Mitglieder der jüdischen Verwaltung. Herr Rabbiner Dr. Weinberg widmete dem Verstorbenen, angesichts des Festes, einen nur kurzen, aber inhaltsreichen und dem Worte und der Bedeutung des Entschlafenen angemessenen, auf biographische Tatsachen sich beschränkenden Nachruf. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

      
Goldene Hochzeit von Moses Aron Regensburger und Emma geb. Nahm (1911)  

Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911: "Sulzbürg (Oberpfalz). Moses Aron Regensburger und Frau Emma geb. Nahm feierten ihre goldene Hochzeit."    

  
Zum Tod von Jakob David Neustädter (1915) 

Sulzbuerg Israelit 22071915.jpg (110027 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915: "Sulzbürg, 12. Juli (1915). Am vorletzten Sabbat starb hier Herr Jakob David Neustädter, einer der Besten unserer Gemeinde, im 66. Lebensjahre. Mit ihm ist ein wahrhaft frommer und bescheidener Jehudi dahingegangen. Selbst bewandert im Studium der heiligen Bücher, lernte er nicht nur selbst mit Fleiß Tora, er versäumte auch keine Gelegenheit, die Erläuterung von Gottes Wort durch andere zu hören. Viele Jahre schon wurden die Schiurvorträge der beiden hiesigen Chewras in seinem Haus abgehalten. Er versäumte, soweit es nur immer in seiner Kraft stand, keinen Gottesdienst und verstand es, im Vereine mit seiner gleich gesinnten Gattin meisterlich, seinen Kindern eine echt jüdische Erziehung angedeihen zu lassen. Sein Wohltätigkeitssinn machte die Armen zu seinen Hausgenossen. Viele Jahre war er Vorstand des Jugendvereins und Verwaltungsmitglied verschiedener bürgerlicher Vereine. Bezeichnend für seine Bescheidenheit ist der Umstand, dass er, als ihm der Chower-Titel verliehen werden sollte, denselben ablehnte, mit der Bemerkung: 'Er sei der Ehrung nicht würdig'. Zu seiner Beerdigung waren Verwandte und Freunde aus nah und fern herbeigeeilt. Die herrlichen Eigenschaften des Verstorbenen und der Verlust, den Familie, Gemeinde und Vereine erlitten, schilderten am Grabe die Herren Distriktsrabbiner Dr. Weinberg, Kultusvorstand Josef Regensburger, Lehrer Max Rosenbaum und namens der Hinterbliebenen ein Sohn des Verstorbenen, Herr Gustav Neustädter. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

   
Im Ersten Weltkrieg hatte die Familie Freising fünf Söhne im Feld (1924)      

Zwesten CV-Ztg 24041924.jpg (155271 Byte) Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. April 1924: "1000 Mark Belohnung setzte 
im 'Münchener Beobachter' der bekannte deutschvölkische Führer Dietrich Eckardt für den aus, der ihm eine jüdische Mutter benennen würde, die drei Söhne auch nur drei Wochen im Schützengraben aufzuweisen hätte. Durch diese höhnische Auslobung wollte Eckardt 'beweisen', dass die jüdischen Soldaten im großen Kriege ihre Pflicht schmählich vernachlässigt hätten und sich, wie er und seine Freunde tagtäglich verbreiten, in der Etappe statt im Schützengraben breit machten. 
Eckardt erlebte einen bösen Reinfall!  
Rabbiner Dr. Freund in Hannover benannte zwanzig Mütter seiner Gemeinde, die den Anforderungen entsprachen. Und als Eckardt sich die 1000.- Mark zu zahlen weigerte, verurteilte ihn das Landgericht München zur Zahlung. Die Beweisaufnahme ergab, dass in Hannover allein 20 jüdische Familien vorhanden waren, die drei Söhne und mehr drei Wochen gleichzeitig im Felde hatten und aus anderen Orten Deutschlands wurde eine lange Liste von jüdischen Familien vorgelegt, welche gleichzeitig sieben, ja sogar acht Söhne vor dem Feinde hatten.  
Die Liste begann: Frau Therese Kraemer in Crailsheim hatte acht Söhne im Felde. 
Frau David Hirschberg in Zwesten, Post Borken, hatte sieben Söhne im Felde.  
Familie L. Caminer in Charlottenburg, Kurfürstendamm 61, hatte sieben Söhne im Felde.  
Frau Delphine Loeb in Worms, Karmeliterstraße 2, hatte sechs Söhne im Felde. 
Familie Samuel Wolf in Aurich hatte sechs Söhne im Felde.  
Familie Arnold Visser in Emden, Etzardstraße 4, hatte sechs Söhne im Felde. 
Familie Meyer in Steinfurt hatte sechs Söhne im Felde. 
Familie Marx in Linz am Rhein hatte sechs Söhne im Felde. 
Simon Freising aus Sülzburg hatte fünf Söhne im Felde."       


80. Geburtstag von Moritz Wertheimer (1929)  

Sulzbuerg BayrGZ 15091929.jpg (61725 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung am 15. September 1929: "Neumarkt (Oberpfalz). Am 21. September 1929 feiert Herr Moritz Wertheimer in Sulzbürg seinen 80. Geburtstag in seltener geistiger Frische. Der ehrwürdige Jubilar ist mit seiner Glaubensgemeinde, der er 30 Jahre als Kultusbeamter treu gedient, aufs innigste verbunden; er sah sie wachsen und blühen und sieht sie nun zu seinem größten Schmerze leider auch zusammensinken. Fast alle hebräischen Inschriften der Synagoge und des Friedhofes sind von ihm geschrieben oder aufgefrischt und gar manche Zuwendung an die Gemeinde in Form von Geldspenden oder Kultusgegenständen erfolgte durch seine Anregung und Vermittlung. Das von ihm musterhaft angelegte und geführte Begräbnisbuch ermöglicht die beste Orientierung, und das staunenswerte Gedächtnis des betagten Jubilars verschaffte ihm mit Recht den Namen der lebendigen Chronik Sulzbürgs. Mögen dem wackeren Mann noch recht viele freudvolle Jahre beschieden sein. N." 

   
75. Geburtstag von Jette Neustädter geb. Feldmann (1931)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1931: "Sulzbürg, Oberpfalz, 3. Februar (1931). Am 17. Februar feiert Frau Jette Neustädter, Witwe des im Jahre 1915 in Sulzbürg, Oberpfalz, verstorbenen und in dortiger Gegend noch in bester Erinnerung stehenden J.D. Neustädter – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – im Kreise ihrer Kinder ihren 75.- Geburtstag. Frau Neustädter erfreut sich bester körperlicher und geistiger Gesundheit und gilt als eine jener frommen Frauen, für die es zu allen Zeiten nur einen Weg gibt, den von der Thauro (Tora) vorgeschriebenen. Arme und Bedürftige waren, solange sie eigenen Haushalt führte, die gern gesehenen Gäste ihres Hauses, und in gleichem, treuem Sinne hat sie ihre Kinder erzogen. Möge sie im Kreise ihrer Kinder und Enkel noch recht viele Simchaus (Freuden) erleben. (Alles Gute) bis 120."    

    
Zum Tod von Jette Neustädter geb. Feldmann (gest. 1934 in Demmelsdorf, beigesetzt in Sulzbürg)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Sulzbürg, 12. November (1934). Hier wurde Frau Jette Neustädter geb. Feldmann im Alter von fast 79 Jahren auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebracht. In Altenmuhr geboren, gründete sie in Sulzbürg an der Seite ihres noch heute in der Erinnerung der Gemeinde unvergessenen Jakob David Neustädter eine Ehegemeinschaft, in der tiefste Frömmigkeit, vorbildliche Rechtlichkeit und geradezu patriarchalische Häuslichkeit und Schlichtheit herrschten. Eine große Anzahl von Kindern wurde dem Ehepaar geschenkt. Sie alle zogen in die weite Welt hinaus und sie alle bereiteten dem Namen ihrer Eltern als treue Juden und wackere, tadellose Menschen Ehre. Bereits vor 19 Jahren ist ihr Gatte ihr im Tode vorausgegangen, und sie stand allein. Aber sie war nicht allein. Die vielen Kinder in allen Gegenden des Landes wetteiferten miteinander, sie mit ihrer Liebe zu überhäufen und ihr ein Teil dessen zu vergelten, was sie als aufopfernde Mutter ihnen getan. So verbrachte sie ihren Lebensabend in der liebvollen Umgebung und Pflege der Familien ihrer Kinder, bald hier, bald dort; und überall war sie geboren. Bei einer ihrer Töchter in Demmelsdorf, die wenige Wochen vorher erst selbst furchtbar durch den Tod ihres braven Mannes heimgesucht war, erreichte sie trotz hingebungsvoller Pflege das Ende, dem sie in frommer Ergebung sein Jahren schon ruhig entgegengeschaut hatte. Und pietätvoll erfüllte man ihren letzten Wunsch und brachte sie hier in Sulzbürg an der Seite ihres Gatten zur ewigen Ruhe. Bezirksrabbiner Dr. Weinberg aus Regensburg fand am Grabe herzliche und aufrichtige Worte des Abschiedes für diese seltene Frau, die stets auch als eine treue Freundin seines Hauses sich bewiesen hat."       

 
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige des Manufaktur- und Tuchgeschäftes David Löw (Inh. Frieda Kahn, 1906)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Januar 1905: "Suche per 1. Mai für mein Sabbath und Festtage geschlossenes Manufaktur- und Tuchgeschäft einen branche- und buchführungskundigen
Detailreisenden
Reflektierende wollen sich direkt unter Angabe ihrer bisherigen Tätigkeit und Gehaltsansprüche wenden an Firma 
David Löw, Sulzbürg i. Oberpfalz, Inhaber Frau Frieda Kahn."     

   
   
Sonstiges
  
Das Landheim Sulzbürg der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. 
Das Landheim befand sich im Haus Vorderer Berg 6. 
    
Über das Landheim in Sulzbürg (1928)  

Sulzbuerg Israelit 19011928.jpg (190328 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1928: "Landheime. Die Bedeutung der Landheime auf sozialem und erzieherischem Gebiet hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Erkenntnis, dass hier wirksamste Hilfe auf den beiden genannten Gebieten gemäß den Erfordernissen unserer Zeit geleistet werden kann, setzt sich immer mehr durch. In den verschiedensten Gegenden Deutschlands bestehen heute Landheime, die Angehörigen aller jüdischen Kreise zu den billigsten Verpflegungssätzen Aufnahme gewähren und über den rein körperlichen Erholungserfolg hinaus, auch geistige Förderung des Jugendlichen durch die Einwirkung des jüdischen Milieus erstreben.   
Das seit 5 Jahren bestehende Landheim in Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. hat, wie der in diesem Jahre erstmals im Druck erscheinende Bericht für 1927 erkennen lässt, in seinem Wirken für soziale und erzieherische Förderung von Jugendlichen durch die erzielten Erfolge seine Daseinsberechtigung bewiesen. Es hat, wie die Nachfrage zeigt, dargetan, dass hier eine Lücke in der jüdischen Wohlfahrtspflege für Süddeutschland ausgefüllt wurde. Aufnahme fanden aber auch Kinder aus dem ganzen übrigen Deutschland. Betont sei, dass das Sulzbürger Heim das einzige im Eigentum einer Esragruppe befindliche ist.   
Unter den besten Bedingungen landschaftlicher Umgebung, der Räumlichkeiten, Verpflegung und vor allem des angestrebten jüdischen Milieus, kann hier tatsächlich, wie der Bericht ersehen lässt, bei fortschreitender günstiger Entwicklung Vorzügliches geleistet werden. An Einzelheiten seien aus dem Bericht angeführt, dass im vergangenen Jahre in den Monaten Juli-August 42 Jugendliche Aufnahme finden konnten. Der Verpflegungssatz betrug Mark 3.- pro Kopf und Tag. Im nächsten Jahre wird das Fassungsvermögen des Heims auf 25 bis 30 Jugendliche für die Abteilung erweitert. Wegen Verwertung des Heims in der übrigen Zeit des Jahres, wird mit anderen Organisationen verhandelt. Geplant wird die Errichtung einer Erholungsstätte für junge Kaufleute im Heim. Die finanzielle Lage des Heims ist zurzeit, da noch der Kaufpreis abzutragen ist, eine äußerst angespannte. 
Die Unterstützung dieser wichtigen Institution kann dringend empfohlen werden. Exemplare des Jahresberichts sind bei der Geschäftsstelle: Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36 zu erhalten. Meldungen für Juli, August (Jugendliche von 12 bis 18 Jahren) können auch heute schon eingereicht werden."    
  
Sulzbuerg BayrGZ 01021928es.jpg (164586 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1928: "Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. 
Die Bedeutung der Landheime auf sozialem und erzieherischem gebiet hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Erkenntnis, dass hier wirksamste Hilfe auf den beiden genannten Gebieten gemäß den Erfordernissen unserer Zeit geleistet werden kann, setzt sich immer mehr durch. In den verschiedensten Gegenden Deutschlands bestehen heute Landheime, die Angehörigen aller jüdischen Kreise zu den billigsten Verpflegungssätzen Aufnahme gewähren und über den rein körperlichen Erholungserfolg hinaus, auch geistige Förderung des Jugendlichen durch die Einwirkung des jüdischen Milieus erstreben.
Das seit fünf Jahren bestehende Landheim in Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. hat, wie der in diesem Jahre erstmals in Druck erscheinende Bericht für 1927 erkennen lässt, in seinem Wirken für soziale und erzieherische Förderung von Jugendlichen durch die erzielten Erfolge, seine Daseinsberechtigung bewiesen. Es hat, wie die Nachfrage zeigt, dargetan, dass hier eine Lücke in der jüdischen Wohlfahrtspflege für Suddeutschland ausgefüllt wurde. Aufnahme fanden aber auch Kinder aus dem ganzen übrigen Deutschland. Betont sei, dass das Sulzbürger Heim das einzige im Eigentum einer Esragruppe befindliche ist.  
Unter den besten Bedingungen landschaftlicher Umgebung, der Räumlichkeiten, Verpflegung und vor allem des angestrebten jüdischen Milieus, kann hier tatsächlich, wie der Bericht ersehen lässt, bei fortschreitender günstiger Entwicklung Vorzügliches geleistet werden."

       
Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (Sommer 1928)    

Sulzbuerg Israelit 31051928.jpg (75307 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Nürnberg, 10. Mai (1928). Das Landerholungsheim für Jugendliche in Sulzbürg (Oberpfalz) eröffnet seinen Betrieb am 15. Juli dieses Jahres. Aufgenommen werden in zwei je dreiwöchentlichen Abteilungen Jugendliche im Alter von 10-18 Jahren. Anmeldungen oder Anfragen sind an die Geschäftsstelle, Dr. H. Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36 oder an Herrn M. Wechsler – Nürnberg, Zufuhrstraße 25 zu richten. Alle näheren Bedingungen der Aufnahme sind aus den Aufnahmebestimmungen ersichtlich, die nach Eingang der Meldung übersandt werden. Es empfiehlt sich, die Meldungen baldigst einzureichen. Nach den Bestimmungen können Meldungen, die nach dem 15. Juni einladen, nur in Ausnahmefällen berücksichtigt werden."  
   
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1928: "Landheim Sulzbürg. 
Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) eröffnet seinen Betrieb in diesem Jahre am 15. Juli. Aufgenommen werden in zwei je dreiwöchentlichen Abteilungen Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 10-18 Jahren. Die Anmeldungen müssen baldmöglichst erfolgen, Meldungen, die nach dem 15. Juni einlaufen, können in den meisten Fällen nicht berücksichtigt werden. Näheres über die Bedingungen ist aus den Aufnahmebedingungen ersichtlich, die nach Einreichung der Meldung oder auf Anfragen übersandt werden. Meldungen oder Anfragen an die Geschäftsstelle: Dr. H. Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36, oder an Herrn M. Wechsler, Zufuhrstraße 25."   

      
Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (Herbst 1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Nürnberg, 8. August (1928). Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esragruppe Nürnberg e.V. bleibt in diesem Jahre auch im September (über die israelitischen Feiertage) geöffnet. Aufgenommen werden können sowohl einzelne Personen als auch Familien. Für beste Bewirtschaftung ist Sorge getragen, betont sei, dass die landschaftlichen und klimatischen Vorzüge von Sulzbürg auch im Nachsommer noch eine hervorragende Erholungsmöglichkeit bieten. Pensionspreis wird sich auf etwa Mark 4.- bis 4.50 stellen, ist also sehr mäßig. Interessenten wollen sich baldigst an die Geschäftsstelle (Dr. H. Klein - Nürnberg, Bauerngasse 36) oder an Herrn M. Wechsler - Nürnberg, Zufuhrstraße 25) wenden."    

 
 Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (Sommer 1930)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930: "Nürnberg, 22. Mai (1930). Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. eröffnet seinen Ferienbetrieb vom 15. Juli dieses Jahres bis 31. August. Der Verpflegungssatz beträgt RM. 3. Das Heim nimmt Jugendliche im Alter von 10-16 Jahren auf. Anmeldungen wollen bis spätestens 15. Juni an die Geschäftsstelle, Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36 erfolgen."        

   
Aufnahmen im Landheim Sulzbürg (1933) 

Sulzbuerg Israelit 26011933.jpg (92868 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1933: "Nürnberg, 20. Januar (1933). Das Landheim Sulzbürg in der Oberpfalz der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. beabsichtigt neben der bisher alljährlich vorgenommenen Unterbringung der schulpflichtigen Jugendlichen in diesem Jahre in den Monaten Juni und Juli auch vorschulpflichtige Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren unter Leitung und Beaufsichtigung von Kindergärtnerinnen im Heim aufzunehmen. Sulzbürg ist mit seiner hervorragenden landschaftlichen Lage als Höhenluftkurort als Erholungsaufenthalt bestens geeignet. Um schon jetzt einen Überblick für die zu erwartende Inanspruchnahme zu gewinnen, bitten wir Interessenten sich an die Geschäftsstelle (Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Zufuhrstraße 25) zu wenden."

     
Betrieb des Landheimes (1933)  

Sulzbuerg Israelit 15061933es.jpg (46548 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1933: "Nürnberg, 11. Juni. Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esragruppe Nürnberg e.V. wird planmäßig in diesem Jahr Mitte Juli zum Sommererholungsbetrieb für Jugendliche eröffnet. Vorgesehen sind 2 Abteilungen von je 3 Wochen. Der tägliche Verpflegungssatz beträgt trotz Erhöhung der Lebensmittelpreise wie im Vorjahr Mark 2.70. Meldungen wollen bis 25. Juni an die Geschäftsstelle Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36, ergehen."

   
   
Sonstiges zu einzelnen Personen        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Babette Dittenheimer aus Hüttenbach (gest. 1904) und Emanuel Dittenheimer aus Sulzbürg (gest. 1893) 
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn. Der Geburtsname von Babette Dittenheimer wird nicht mitgeteilt. Beim Geburtsort von Emanuel Dittenheimer ist sehr wahrscheinlich Sulzbuerg statt Sulzberg zu lesen.   .      

Huettenbach NY Cyprus 1748.jpg (111987 Byte)   Huettenbach NY Cyprus 1748a.jpg (184350 Byte)   Grabstein für "Our beloved Mother 
Babette Dittenheimer   
Native of Hüttenbach Hermany  
Died Jan. 29, 1904 Aged 77 Years  und  
"My beloved Husband and our dear Father 
Emanuel Dittenheimer  
native of Sulzbuerg Germany  
Died March 23, 1893  Aged 76 Years".   

     

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten der in Sulzbürg geborenen
 Babette Kahn geb. Neustädter
 
 Suelzbuerg KK MZ Kahn Babette.jpg (93122 Byte)  
  Kennkarte (ausgestellt in Dieburg 1939) für Babette Kahn geb. Neustädter (geb. 29. Januar 1889 in Sulzbürg), wohnhaft in Dieburg, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen     

     

     

     

     

               

 

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Stand: 10. Juli 2017