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in Ulm
Ulm (Stadtkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt -
Aus der Geschichte des Rabbinates, der Lehrer und der Schule sowie weiterer
Angestellter
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Ulm wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am
2.1.2020.
Übersicht:
Aus der
Geschichte des Rabbinates in Ulm
Die Rabbiner in Ulm waren im 19./20. Jahrhundert:
 | bis 1888 war der Rabbiner von Laupheim
für Ulm zuständig:
zur Zeit der Entstehung der Gemeinde in Ulm: Rabbiner Jakob Kaufmann (1835-1852
Rabbiner in Laupheim)
zur Zeit des Synagogenbaus in Ulm Rabbiner Abraham Wälder (1852 bis
1876 Rabbiner in Laupheim)
danach Rabbiner Dr. Ludwig Kahn (1876 bis 1892 Rabbiner in
Laupheim) |
 | Dr. Seligmann Fried (geb. 1847 O’Gyalla/Ungarn, gest. 1906 Ulm):
studierte u.a. am Breslauer Rabbinerseminar, nach ersten Stellen in Meisenheim
und Bernburg Rabbiner in Ratibor,
Oberschlesien (heute Raciborz); 1888 bis 1906 Rabbiner in Ulm. |
 | Jesajas Straßburger (geb. 1871 in Buttenhausen, gest.
1915): studierte in Tübingen, 1895-1897 Rabbinatsverweser in Oberdorf,
1897-1905 Rabbiner in Göppingen, 1906 bis
1915
Rabbiner in Ulm. |
 | Dr. Ferdinand Straßburger (geb. 1884 in Buchau,
gest. 1927): studierte in Berlin und Tübingen; 1909/10 Rabbinatsverweser in
Breisach, 1911 Landesrabbiner in Hoppstädten,
Fürstentum Birkenfeld, 1915 Rabbiner in Buchau,
1916 bis 1927 Rabbiner in Ulm. |
 | Dr. Julius Cohn (geb. 1878 in Graudenz,
Westpreußen, gest. um 1939/42 in England): nach 1900 Studium in Berlin und
Heidelberg; 1906-15 akademischer Religionslehrer und Hilfsprediger bei der
jüdischen Gemeinde Berlin, 1915 bis 1919 Rabbiner in Hoppstädten,
Fürstentum Birkenfeld und Landesrabbiner in Birkenfeld, seit 1919 Rabbiner
und Religionslehrer in Karlsruhe, 1924 bis 1928 Rabbiner und Religionslehrer
in Stuttgart, 1928 bis 1939 Bezirksrabbiner in Ulm; beim Novemberpogrom 1939
schwer misshandelt; emigrierte mit seinem Sohn nach England, wo er bald
darauf an den Folgen der Misshandlungen gestorben ist. |
Ausschreibung der Rabbinatsstelle in Ulm (1888)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Februar 1888: "Bewerber-Aufruf.
Das neuerrichtete Rabbinat Ulm, mit welchem ein auf die
israelitische Zentralkirchenkasse pensionsberechtigter Gehalt von 2.500
Mark nebst freier Familienwohnung und den üblichen Gebühren für
Kasualien verbunden ist, ist zu besetzen. Dem anzustellenden Rabbiner
liegt die besondere Verpflichtung ob, den größeren Teil des für die
israelitischen Schüler der höheren Lehranstalten Ulm erforderlichen
Religionsunterrichts und zwar in 12-15 Wochenstunden zu erteilen. Die
Bewerber um die Stelle werden aufgefordert, sich innerhalb vier Wochen
unter Vorlegung ihrer Befähigungsnachweise und einer eingehenden
Darstellung ihres Lebens- und Bildungsgangs bei der unterzeichneten Stelle
zu melden.
Stuttgart, den 27. Januar 1888.
Königlich Württembergische Israelitische Oberkirchenbehörde. Finckh."
|
Abschiedsrede von Rabbiner Dr.
Seligmann Fried an seinem bisherigen Wirkungsort Ratibor (Racibórz) (1888)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. November 1888: "Bonn, 25. November (1888). Wir geben genau
folgende Notiz aus dem 'Oberschlesischen Anzeiger' vom 18. November
wieder. 'Der Rabbiner der hiesigen Synagogengemeinde (sc. Ratibor) Herr
Dr. Fried, welcher einem ehrenvolle Rufe der Synagogengemeinde in Ulm
folgt, hielt heute im Betsaale der hiesigen jüdischen Gemeinde seine
Abschiedsrede. Die Gemeinde verliert in Herrn Dr. Fried einen gewandten,
vorzüglichen Kanzelredner, einen bewährten Schulmann, und vor allem
einen überaus edlen Charakter, der seinen Edelmut und humanen Sinn
vielfach bewährte, wovon die wohltätigen Institutionen, die er ins Leben
gerufen, beredtes Zeugnis ablegen. Herr Dr. Fried hat, um nur Einzelnes zu
erwähnen, hier einen Armenverein gegründet, durch dessen reichliche
Mittel (1.500 Mark jährlich) so manche Tränen armer Witwen und Waisen
getrocknet, das tiefe Weg so vieler Dürftigen und Leidenden gemildert
wurde. Außerdem wurden hier alljährlich zur Chanukkafeier die armen
Kinder auf Anregung des Herrn Dr. Fried bekleidet. Freilich hat derselbe
auch manche Anfeindungen gefunden, aber unbekümmert um dieselbe folgte er
unentwegt der Verwirklichung seiner wahrhaft erhabenen Ziele. Dem überaus
friedlichen Charakter des Herrn Dr. Fried, seinen mit wahrer Begeisterung
gesprochenen und deshalb auch begeisternden Reden gelang es, selbst die
Widersacher in Freunde und Verehrer zu verwandeln, sodass wohl allgemein
das Scheiden dieses reichbegabten Mannes von Herzen bedauert wird, und
dass ihm nur die innigsten Wünsche für sein ferneres Wohlergehen
begleiten." |
Zum Tod von Rosa Fried geb.
Halberstam, Frau von
Rabbiner Dr. Fried (1894)
Anmerkung: Rosa Fried geb. Halberstam war eine Tochter des in Bielitz wirkenden
Gelehrten und Herausgebers zahlreicher Publikationen Solomon Joachim Halberstam
(1832-1900; = S.J. Halberstam bzw. Solomon Hajim Halberstam = S.H. Halberstam).
Siehe: Wikipedia-Artikel
(englisch) über Solomon Joachim Halberstam
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. September 1894: "Bielitz, 3. September (1894). Das Haus
unseres verehrten Gemeindemitgliedes, des durch seine Gelehrsamkeit und
seine Schriften berühmten S. J. Halberstam, ist von einem tief
empfindlichen Verluste betroffen wurden. Am 20. vorigen Monats starb die
einzige Tochter, die Frau Rosa Fried, Gattin des Rabbiner Dr. Fried in
Ulm, in der Nähe Wiens, wo sie nach einer längeren Krankheit, die sie
überstanden, sich zu erholen hoffte. Fromm und züchtig, bescheiden und
liebevoll, ausgezeichnet in moderner Bildung, wusste sie in allen Kreisen,
sowohl in der Heimat wie in der Gemeinde ihres Gatten, Liebe und Verehrung
sich zu erwerben. Ihr Andenken wird stets zum Segen
gereichen." |
Zum Tod von Rabbiner Dr.
Seligmann Fried
(1906)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Februar 1906: "Ulm, 8. Februar (1906). Am 2. dieses
Monats in den ersten Morgenstunden ist sanft und kampflos, nach langem,
schweren Leiden, infolge einer Herzlähmung, unser Rabbiner Herr Dr. M.
Fried entschlafen. Er hat in unserer Gemeinde 18 Jahre lang gewirkt,
nachdem er zuvor in Meisenheim, Bernburg und Ratibor gewesen. Eine große
Menschenmenge, aus allen Ständen und Konfessionen, wie Ulm wohl noch kein
Trauergefolge gesehen haben mag, begleitete den Entschlafenen zur letzten
Ruhestätte, die er auf dem interkonfessionellen Friedhofe gefunden hat.
Unter dem Trauergefolge bemerkten wir den Regierungspräsidenten von
Schmiedlein, den Oberbürgermeister von Wagner, die Geistlichkeit beider
Konfessionen, sämtliche Direktoren der städtischen Lehranstalten und
andere Notabilitäten mehr. In der stattlichen Leichenhalle, die ebenfalls
allen drei Kulten zur Benutzung dient, sprach zuerst der Nachbarkollege
des Verblichenen, Rabbiner Dr. Treitel - Laupheim.
Er schilderte den Lebensgang des Entschlafenen, mit dem ihn gemeinsame
rabbinische Studien schon auf dem Breslauer Seminar verbunden hatten, hob
seine Bedeutung als Gelehrter, sein rabbinisches Wirken im Leben hervor,
würdigte seine Eigenschaften als Mensch und schloss mit der
Dichterstelle: 'Sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr.' Im
Namen der Oberkirchenbehörde, als dessen theologisches Mitglied, zugleich
im Namen des württembergischen Rabbinerverbandes, widmete Kirchenrat Dr.
Kroner - Stuttgart dem Verblichenen einen gehaltvollen Nachruf. Nach
kurzem Rückblick auf die jüdische Gemeinde Ulm im Mittelalter, auf das
blühende Gemeindeleben, das sich im 13. und 14. Jahrhundert dort
entwickelt hatte, ging der Redner auf die Gegenwart über und hob hervor,
dass erst nach Jahrhunderten wieder neuerdings ein erstes jüdisches
selbständiges Gemeinwesen in Ulm entstanden war, dessen erstes
geistliches Oberhaupt der Verblichene gewesen. Sinnig erinnerte er an die
Totenlade Josephs, die die Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung
begleitete, und, so schloss er, möge auch die Lade, die die Gebeine ihres
ersten Rabbiners enthält, der Gemeinde voranleuchten auf ihren ferneren
Lebenswegen. Außerhalb der Halle sprach Rabbiner Dr. Werner - München im
Namen des deutschen Rabbinerverbandes und der Benei Berit Loge (München),
deren Bruder der Entschlafene lange Zeit gewesen. Er legte seiner Rede das
am abgelaufenen Sabbat verlesene Textwort aus Jeremia zugrunde: 'Ich
vernichte Dich nicht', und führte es in mannigfachen Variationen durch.
Im Namen des israelitischen Kirchenvorsteheramts tief Rechtsanwalt Dr.
Hirsch in bewegten Worten dem Verblichenen den Dank für seine treuen
Dienste nach. Zuletzt trat Oberbürgermeister von Wagner an die offene
Gruft, legte einen Lorbeerkranz nieder und sprach im Namen der
Armenkommission, deren Mitglied Herr Dr. Fried während seiner ganzen
rabbinischen Tätigkeit in Ulm gewesen. Er dankte dem Entschlafenen, der
es verstanden hatte, an die allzeit opferbereiten Herzen seiner
Glaubensgenossen zu appellieren, wann und wo es galt, Not zu lindern. -
Dr. Fried, ein geborener Ungar, der ein Schwiegersohn von S.J. Halberstamm
war, heiratete nach dem Tode seiner ersten Gattin eine Tochter des
Rabbiners Dr. Bamberger in Königsberg. Er war ein tüchtiger Talmudist
und Redner. Seine beiden Schriften über das Buch der Elemente von Isak
Jisraeli (Leipzig 1884 und 1901) zeigen seine große Gelehrsamkeit. Friede
dem Andenken des wackern Mannes!"
|
Ausschreibung
der Rabbinatsstelle (1906)
Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20.April 1906:
"Vakanzen.
Ulm. Rabbiner. Anfangsgehalt Mark 2.700, freie Dienstwohnung.
Meldung: Israelitische Oberkirchenbehörde,
Stuttgart." |
Rabbiner Straßburger wird als Rabbiner in Ulm
gewählt (1906)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. August 1906: "Ulm. Rabbinerwahl. Das hiesige Rabbinat
wurde Herrn Rabbiner Straßburger - Göppingen
übertragen." |
Amtseinführung
von Rabbiner Dr. Julius Cohn (1928)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. September 1928:
"Ulm (Amtseinführung von Rabbiner Dr. Cohn). Die
Amtseinführung des Rabbiners Dr. Julius Cohn fand am Freitag, den 7.
dieses Monats in Verbindung mit dem Abendgottesdienst durch das
theologische Mitglied des Oberrats der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs, Stadtrabbiner Dr. Rieger,
statt.
Dr. Julius Cohn wurde als Sohn eines Lehrers der dortigen israelitischen
Gemeinde am 5. Dezember 1878 in Graudenz geboren. Er besuchte das
Königliche Gymnasium zu Gnesen und studierte nach bestandener
Reifeprüfung an den Universitäten Berlin und Heidelberg semitische
Philologie, Philosophie und Geschichte; an der Hochschule für die
Wissenschaft des Judentums in Berlin jüdische Theologie. Die Doktorwürde
erlangte er an der Universität Heidelberg; das Rabbinerexamen legte er an
der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ab. - Vom Jahre 1906
bis 1915 wirkte er als akademischer Religionslehrer und Hilfsprediger bei
der jüdischen Gemeinde Berlin, von 1915 bis 1919 als Landesrabbiner im
ehemaligen Fürstentum Birkenfeld, von 1919 bis April 1924 als Rabbiner
und Religionslehrer in Karlsruhe in Baden, von April 1924 bis August 1928
als geistlicher Religionslehrer und stellvertretender Stadtrabbiner in
Stuttgart." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Zum Tod des Lehrers und Vorsängers
Simon Einstein
(1891)
sowie ein weiterer Bericht über einen antijüdischen Vorfall
Anmerkung zu Lehrer Simon Einstein: Lehrer Simon Einstein war Vater von
Rabbiner Dr. Berthold Einstein (geb. 1862 in Ulm, gest. 1935 in Landau): seit
1891 zweiter Rabbiner in Heilbronn, 1892-1894 Rabbiner in Laupheim, 1894/95-1935
Bezirksrabbiner in Landau.
Artikel in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 14. Mai 1891: "Ulm. Vor Kurzem starb der seit
November 1890 pensionierte Lehrer und Vorsänger Einstein. Derselbe
wirkte in 46-jähriger segensreicher Tätigkeit an hiesigem Platze; die
große Zahl der Teilnehmer am Leichenzug bewies, in welch hohem Maße er
sich die Achtung seiner Mitbürger erworben.
Kürzlich brach hierselbst ein großer Brand aus, bei dessen Bewältigung
die Feuerwehr äußerst angestrengt arbeiten musste, sodass mit Freude die
zur Hilfeleistung kommandierte Artillerie-Abteilung begrüßt wurde. Ein
Feuerwehrmann gab diesem Gefühle Ausdruck mit den Worten: 'Hurra, jetzt
ist's recht, jetzt kommt Militz (Lokalausdruck für Artillerie). Kaum
gesagt saust schon eine gewaltige Ohrfeige auf den Ahnungslosen herab, von
seiten eines nicht dienstlichen anwesenden Offiziers mit den Worten:
'Wart' Kerl, ich will Dir Militz sagen'. Ehe sich der Betroffene von
seiner Verblüffung über diesen 'schlagenden' Erfolg seiner harmlosen
Worte erholt hatte, war der Offizier weg; derselbe kam aber rasch zurück
und rief: 'Was für ein frecher Jud' hat Militz gesagt'?
Der Feuerwehrmann, der obigen Ausdruck gebracht hatte, war ein
christlicher Schreiber K. Übrigens verwahrte sich ein anwesender
jüdischer Feuerwehrmann energisch gegen derartige Redensarten, worauf
sich der Offizier auf des 'Königs Rock' berief. Die Entrüstung der
Umstehenden ob dieses 'schneidigen' Vorgehens eines Offiziers gegen in
freiwilligem Dienste stehende Feuerwehrleute machte das Einschreiten des
Ortsvorstandes notwendig, um dem Premier ungehinderten Rückzug zu
verschaffen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. März 1891: |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und
Kantors (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
21. Oktober 1901: "Infolge Ablebens des bisherigen Kantors soll in
hiesiger Gemeinde die Stelle des Religionslehrers und des Kantors
vereinigt und auf 1. April 1902 neu besetzt werden. Mit der Stelle ist ein
Anfangsgehalt bis zu 2.400 Mark im Jahr verbunden. Befähigte
Bewerber um diese Stelle, welche seminaristisch gebildet, musikalisch und stimmlich
gut veranlagt sind, wollen ihre Befähigungszeugnisse und Darstellung
ihres Lebenslaufes an die unterzeichnete Stelle bis zum 15. November 1901
einsenden.
Ulm an der Donau, 16. Oktober. Das Israelitische Kirchenvorsteheramt: Dr.
Fried." |
Theologischer Beitrag von Oberlehrer A. Adler zum
"Neujahr der Bäume" (1931)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. Januar 1931:
"Das Neujahr der Bäume (Zum 15. Schebat).
Von Oberlehrer A. Adler in Ulm a.D."
Der Artikel wird nicht ausgeschrieben, da er keinen Bezug zur
jüdischen Geschichte in Ulm enthält; bei Interesse bitte Textabbildung
anklicken. |
Eine jüdische Volksschule soll eingerichtet werden
(1936)
Artikel im "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt"
vom April 1936 S. 268: "Ulm. Die 'Nationale Rundschau' in Ulm
berichtet, dass in Ulm im kommenden Schuljahr die Zahl der die Volks- und
Mittelschulen besuchenden jüdischen Schüler zwischen 30 und 40 beträgt.
Da nach dem bekannten Erlass des Reichs- und preußischen Ministers für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung als eine zur ordnungsmäßigen
Beschulung hinreichende Richtzahl die Zahl von 20 Kindern anzunehmen ist,
müsse für diese Schüler eine öffentliche Volksschule geschaffen
werden. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, diese Schule in dem Gebäude
neben der Synagoge unterzubringen. Durch die Errichtung dieser Schule - so
schreibt das Blatt - wird einem dringenden Bedürfnis abgeholfen und ein
schon lange bestehender Wunsch, der die deutschen Lehrer und Schüler
erfüllt." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März
1936: ähnlicher Text wie oben. |
Hinweis auf die Tochter des Ulmer Kantors (ab 1936) Rudolf Loewy: Esther
Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis)
Esther
Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des
Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in
Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie nach
Saarbrücken, wo ihr Vater fortan als
Oberkantor tätig war. 1936 verzog die Familie nach Ulm, wo er eine neue
Stelle als Kantor fand. Nun besuchte Esther Loewy das
Jüdische Landschulheim Herrlingen.
Ihre Geschwister konnten alsbald emigrieren, Esther blieb allein bei ihren
Eltern, die nach Neu-Ulm zogen. Ihre
Eltern versuchten auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater
wurde 1939 nach Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte
ein zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern
wurden im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943
von Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen
Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer
erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück
überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die
Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).
|
Esther Bejarano ist seit 2008 Ehrenbürgerin
von Saarlouis.
Artikel zum 95. Geburtstag von Esther Bejarano:
http://www.hagalil.com/2019/12/esther-bejarano/ |
Berichte
zu weiteren Kultusbeamten und Angestellten der Gemeinde
Ausschreibung der Stelle des Schochet (1886)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. September 1886: "Schochet.
Für einen Schochet ist in hiesiger Gemeinde Gelegenheit geboten, ein
gutes Auskommen zu finden. Qualifizierte Personen, welche sich zu diesem
Behufe hier niederlassen wollen, werden ersucht, sich zu wenden an
das
Israelitische Kirchenvorsteheramt Ulm." |
Der Verdacht eines Mordes
(nach den Antisemiten: "Ritualmordes") durch den Schächter
Bernheim bestätigt sich nicht (1894)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
25. Juni 1894: "Ulm. Der wegen Mordverdachts seit mehreren
Wochen inhaftierte Schächter - Bernheim in Ulm - wurde gestern aus
der Haft entlassen, nachdem der Sachverständige in Tübingen bezüglich
der bei Bernheim beschlagnahmten Werkzeuge nicht mit Bestimmtheit sich
äußern konnte, ob die daran befindlichen Flecken von Rost oder Blut
herrühren, und ebenso wenig feststellen konnte, ob die an dessen Kleidern
und Handtüchern befindlichen Blutflecken, von Menschen- oder Gänseblut
herrühren.
Die ganze Affäre erregte nicht nur wegen einer scheußlichen Lustmordes
an einem 15-jährigen Friseurlehrling berechtigtes Aufsehen, sondern
erhielt den für jüdische Kreise so schlimmen Beigeschmack, dass ein
bekanntes antisemitisches Blatt gleich wieder einen Ritualmord
herauswitterte." |
Weitere
Indizien für die Unschuld des Schächters Bernheim (1900)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. August 1900: "Ulm, 16. August (1900). Vor sechs Jahren wurde hier
der Friseurlehrling Paul Müller unter grässlichen Umständen ermordet.
Der Mordes verdächtig wurde damals der hiesige Schochet Bernheim
verhaftet, da er in der Familie viel verkehrte. Schächtmesser und Kleider
desselben wurden seinerzeit gerichtlich untersucht und längere Zeit
musste der Arme unter dem Verdacht, die Mordtat verübt zu haben, leiden.
Einige Monate nach seiner Haftentlassung starb Bernheim. Nun berichtet
heute das hiesige Tagblatt, dass der Stiefvater des Ermordeten,
Wagenwärter Eisenhardt, auf dem Bahnhofe hier verhaftet wurde, weil sich,
trotz der langen Zwischenzeit neuerdings Umstände ergeben haben, die den
dringenden Verdacht rechtfertigen, Eisenhardt sei der Täter oder doch
Mitwisser des damaligen Verbrechens. Da von einigen übelwollenden Zeitungen
seinerzeit auch ein 'Ritualmord' als Grund des Verbrechens bezeichnet
wurde, so wäre es von großer Wichtigkeit, wenn der Mörder an den Tag
käme." |
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