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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Göppingen (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In der altwürttembergischen Stadt Göppingen lebten Juden
zunächst im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit eigenen
Einrichtungen kam, ist nicht bekannt. Während der Judenverfolgung in der
Pestzeit 1349 wurden die Juden Göppingens ermordet. 1462 lebte wieder -
mit Erlaubnis von Graf Eberhard dem Jüngeren - eine jüdische Familie in der Stadt, die jedoch einige Zeit später wieder
ausgewiesen wurde. Wie im ganzen Herzogtum Württemberg konnten sich bis zum 19.
Jahrhundert keine Juden mehr in der Stadt niederlassen.
Erst um 1850 konnten wieder Juden in der Stadt zuziehen, unter ihnen
mehrere Fabrikanten aus Jebenhausen,
die in Göppingen bedeutende Industrieunternehmen (vor allem in der
Textilbranche) aufbauten. Eine jüdische Gemeinde wurde 1867 begründet. Die
Zahl jüdischer Einwohner in der Stadt war gestiegen von zwei jüdischen
Familien (1849; Familien der Jebenhäuser Fabrikanten Josef Raff und Salomon
Einstein) auf zehn Familien (1857) im Jahr der Gemeindegründung 174 jüdische
Einwohner. Die meisten der jüdischen Familien/Personen waren aus Jebenhausen
zugezogen, einige auch aus Ludwigsburg, Laupheim,
Lauchheim, Mühlbach
in Baden, Neckarsulm, Nordstetten
und anderen Orten.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts
eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (Schulraum bis 1881 im Gebäude der
alten Synagoge) und (seit 1904) einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem Rabbiner ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Seit 1874,
der Verlegung des Rabbinates durch Rabbiner Max Herz von Jebenhausen nach
Göppingen, war Göppingen Sitz eines der württembergischen Bezirksrabbinate
(zu den Rabbinern siehe unten).
Die Gemeinde nahm einen weiter schnellen Aufschwung: 1880 wurden 242 jüdische
Einwohner gezählt (2,2 % von insgesamt 10.851 Einwohnern), 1890 271, 1900 325
und 1910 311 (1,4 % von insgesamt 22.373 Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde in
Göppingen gehörten auch die in der Umgebung lebenden jüdischen Personen: in Jebenhausen
(nach Schließung der dortigen Gemeinde, 1924 4 jüdische Einwohner), Süßen
(1924 8), Eislingen und Kirchheim unter Teck
(Filialgemeinde, 1924 25 jüdische Einwohner).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Salo Brauer (geb.
1.3.1876 in Peiskretscham, gef. 2.12.1914), Milton Hirsch (geb. 14.1.1889 in
Göppingen, gef. 30.11.1914), Unteroffizier Albert Netter (geb. 23.2.1891 in
Göppingen, gef. 26.11.1918), Max Netter (geb. 6.5.1879 in Göppingen, gef. 11.4.1916), Eugen Rothschild (geb. 5.10.1896 in Göppingen,
gef. 5.7.1916),
Leutnant Arthur Simon (geb. 28.2.1894 in Göppingen, gef. 31.10.1918). Insgesamt nahmen 92 jüdische Gemeindemitglieder am
Krieg teil, neun davon als Kriegsfreiwillige (unter ihnen Rabbiner Dr. Tänzer
und sein Sohn Paul).
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1925 mit 351 Personen
erreicht (1,6 % von insgesamt 22.017 Einwohnern). 1925 waren die Vorsteher
der jüdischen Gemeinde: Rabbiner Dr. Arnold Tänzer, Salomon Ottenheimer,
Religionslehrer Carl Bodenheimer, David Fleischer, Sigmund Frankfurter und
Theodor Rosenthal. In der Gemeinde gab es 54 schulpflichtige Kinder, denen der
Religionsunterricht durch Rabbiner Tänzer und Religionslehrer Bodenheimer
erteilt wurde. Bodenheimer war auch als Kantor und Schochet in der Gemeinde
tätig. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere: die Israelitische Wohlfahrtszentrale
(gegründet 1922, 1924/32 unter Leitung von Rabbiner Dr. Tänzer mit 90/60
Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Wirtschafts-, Gesundheits- und
Jugendfürsorge), der Israelitische Wohltätigkeitsverein (gegründet
1876; 1924/32 unter Leitung von Rabbiner Dr. Tänzer mit 86/98 Mitgliedern;
Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenpflege), der Israelitische
Unterstützungsverein (gegründet 1901; 1924/32 unter Leitung von Rabbiner
Dr. Tänzer mit 70 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Darlehensgewährung),
der Israelitische Frauenverein (gegründet 1881, 1924 unter Leitung von
Emilie Fleischer mit 84 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Mathilde Steiner mit
95 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Krankenfürsorge, Unterstützung
Hilfsbedürftiger), der Jüdische Jugendverein (1924 unter Leitung von
Heinrich Frankfurter mit 40 Mitgliedern), der Israelitische Jungfrauenverein,
der Verein Merkuria (gegründet 1868, 1924 unter Leitung von Siegmund
Frankfurter mit 90 Mitgliedern; Ziel: Pflege der Geselligkeit), eine Ortsgruppe
des Centralvereins (1924 unter Leitung von Max Ottenheimer), eine Ortsgruppe
des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1924 unter Leitung von Dr. med.
Salinger). 1932 war 1. Gemeindevorsteher Julius Guggenheim. Als
Religionsoberlehrer war inzwischen Lehrer Levi in der Gemeinde
tätig.
Den jüdischen Einwohnern kommt ein wichtiger Anteil am wirtschaftlichen
Aufschwung Göppingens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu. Außer
den Industrieunternehmen gehörten ihnen bis nach 1933 zahlreiche andere
Handels- und Gewerbebetriebe. Um 1930 gab es auch zwei jüdische Ärzte, einen
Zahnarzt, einen Rechtsanwalt und einen Apotheker.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels-, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Familien/Einzelpersonen sind bekannt (Auswahl; die Liste
wurde am 21.12.2014 auf Grund der Recherchen von Klaus Maier-Rubner korrgiert): Borato
Destillerie, Brennerei und Likörfabrik sowie Tabakfabrikate, Inh. Eugen Bernheimer (Geislinger
Straße 3), Korsettfabrik Bergmann & Sohn, Inh. Alfred Stern und Wilhelm Eckhoff
(Ulrichstraße 16), Schürzen- und Wäschefabrik Brüder Block (Schillerstraße
48), Bahnhotel Göppingen Inh. Geschw. Dettelbacher mit Metzgerei Dettelbacher, Inh. Max Krämer
(Bahnhofstraße 4), Viehhandlung Julius Dörzbacher (Bahnhofstraße
28), Fell- und Darmgroßhandlung Josef Einstein & Söhne, Inh. Stefan Banemann und Josef Einstein
(Burgstraße 14), Textilwaren Einstein & Guggenheim (Grabenstraße 20), Mech. Buntweberei Gebr. Frankfurter, Teilh. Heinrich, Jakob und Sigmund Frankfurter
(Bahnhofstraße 34), Fa. Süßkinds Kleidermagazin, Inh. I. Fränkl (Marktstraße
5), Kurz- und Modewaren Fa. Freudenberger & Co., Inh. Wilhelm Böhm (Langestraße
11), Württembergische Filztuchfabrik, Inh. David Geschmay (Metzgerstraße 16), Schuhhaus Peter Gold, Inh. Heinrich Schiffmann
(Hauptstraße 11; wurde 1952 wieder eröffnet); Spinnereien und Webereien A. Gutmann & Co. GmbH
(Poststraße 2), Textilwaren Julius Gutmann (Marktstraße 72), Baumwollspinnerei an der Fils, Inh. R. & S. Gutmann
(Fabrikstraße 12), Gelatinefabrik Paul Hausmeister & Cie., Inh. Paul Hausmeister und Arthur Mändle
(Gartenstraße 40), Textilwaren Julius Heimann (Bahnhofstraße 26), Modewaren und Damenkonfektion Fa. Adolf Heimann
(Hauptstraße 2), Baumwollwaren Hugo Heumann (Ziegelstraße 2), Textilwaren Emil Hilb
(Poststraße 11), Textilwaren Eugen Hilb (Poststraße 6), Futterstoffe Karl Hirsch
(Spitalstraße 17), Dr. med. Salo Krämer (Marktplatz 3), Dr .med. Max Landauer
(Hauptstraße 31), Tee- und Kaffeevertretung Klara Lang (Christophstraße 59), Kaufhaus Georg Lendt (Untere
Marktstraße 8), Kolonialwaren Gisela Löwenstein (Geislinger Straße 6), Getreidegeschäft Fa. Heinrich Löwenstein, Inh. Julius Löwenstein
(Poststraße 18), Büchereinbandstoffe Fa. Netter & Eisig, Inh. Heinrich Netter und Ludwig Eisig
(Bahnhofstraße 25-27), Herrenkleiderfabrik Josef Ostertag, Inh. Paul Ostertag (Langestraße 20), Metzgerei Simon Oppenheimer (Grabenstraße 18), Mech. Weberei Gebr. Ottenheimer, Inh. Max Ottenheimer
(Marstallstraße 40), Chemische Produkte Milton Rohrbacher (Gartenstraße 31), Chemische Fabrik Fa.
Kinessa, Inh. Siegfried Rohrbacher (Filsstraße 52), Kurzwaren Leopold Rosenthal
(Poststraße 12), Korsettenfabrik Rosenthal (Poststraße 12), Korsettenfabrik Rosenthal, Fleischer & Cie., Zahnarzt Dr. Albert Sallinger
(Poststraße 25), Öl- und Leimgroßhandlung, Chemisch-technische Produkte, Wagen- und Pferdedecken, Inh. Viktor Schwab
(Karlstraße 38), Rechtsanwalt Dr. Albert Steiner (Bahnhofstraße 6), Dr. med. Erich Steinthal
(Uhlandstraße 9), Filztuchfabrik Karl Veit (Ulmer Straße 41), Viehhandlung Berthold Wertheimer
(Bleichstraße 10), Staufia-Verkaufsgesellschaft, Fa. Wohlwerth, Inh. Julius Guggenheim
(Hauptstraße 40).
1933 wurden 314 jüdische Einwohner in Göppingen gezählt (1,4 % von
insgesamt 23.007 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf
Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und
der Repressalien aufgewandert oder in andere Orte verzogen. Da sich der
nationalsozialistische Rassenhass in Göppingen jedoch nicht ganz so stark wie
in anderen Städten hervortat, sind andererseits nach Göppingen zwischen 1933
und 1940 noch 189 jüdische Personen zugezogen. Dennoch wurden auch hier die
jüdischen Einwohner immer mehr isoliert und zur Aufgabe ihrer Betriebe und
Geschäfte gezwungen. Die letzten jüdischen Betriebe wurden im November und
Dezember 1938 zwangsenteignet. 1936 musste eine eigene jüdische Schule
eingerichtet werden, da die jüdischen Kinder die öffentlichen Schulen nicht
mehr besuchen durften. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
zerstört (s.u.). Zahlreiche jüdische Männer wurden verhaftet und einige von
ihnen monatelang im KZ Dachau festgehalten. Am 1. Dezember 1941 wurden 40
jüdische Göppinger ins KZ Riga/Jungfernhof deportiert, am 26. April 1942 weitere sieben
Personen nach Izbica bei Lublin (Polen). 26 Personen wurden am 22. August 1942
in das Ghetto Theresienstadt verbracht. Nur sechs Göppinger Juden kehrten,
abgesehen von den Dachau-Häftlingen, aus
den Konzentrationslagern zurück, unter ihnen die 1934 geborene Inge Auerbacher
und ihre Eltern (siehe Hinweis unten bei der Literaturliste).
Von den in Göppingen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", korrigiert und ergänzt
am 21.12.2014 auf Grund der Recherchen von Klaus Maier-Rubner): Paula Adelsheimer (1914),
Martha Bär geb. Rohrbacher (1901), Erich Banemann (1922), Hedwig Banemann geb.
Wortsmann (1890), Inge Banemann (1930), Stefan Banemann (1891), Elise Bensinger
geb. Wertheimer (1877), Erna Bechhöfer (1901), Elise Bensinger (1877), Hermine Bernheimer (1870), Sofie Bodenheimer geb.
Dettelbacher (1863), Erna Brandt (1902), Gretchen Babette Brauer (1900), Rosa
Bühler geb. Heumann (1870), Julian Cohn (1911), Robert Leopold Einstein (1902),
Albert Erlanger (1879), Fritz Erlanger (1913), Josef Fellheimer (1889), Theodor Fellheimer (1886),
Rosalie Felsenthal (1891), Arthur Fleischer (1888), Bernhard Fleischer (1879),
Irma Fleischer geb. May (1894), Julius Fleischer (1882), Rosa Fleischer geb.
Goldstein (1874), Wilhelm Fleissig (1906), Isidor Fränkl (1885), Minna Fränkl
geb. Reilinger (1881), Marianne Frank geb. Rosenthal (1921), Rosa Frank (1920),
Hedwig Frankfurter geb. Epstein (1877), Jakob Frankfurter (1868), Sigmund Frankfurter (1866),
Johanna Frey (1872), David
Geschmay (1859), Pauline Geschmay geb. Schlossberger (1865), Emilie Goldstein
(1875), Pauline Guggenheim geb. Hammel (1887), Elsa Hammer geb. Fellheimer
(1884), Betty Heimann geb. Bergmann (1888), Felicia Heimann (1906), Jenny
Heimann geb. Sicher (1873), Ludwig Heimann (1877), Rosa Herzberger geb.
Mannheimer (1870), Emil Hilb (1864), Elsa Hirsch (1898), Hedwig Hirsch geb.
Löwenstein (1871), Max Hirsch (1859), Jenny Hirschhahn (1882), Ernst Hofmann
(1872), Pauline Israel geb. Gutmann (1852), Rosa Jacobsohn (1886), Heinrich
Jochsberger (1909), Thekla Kahn geb. Rohrbacher (1868), Friedrich Katz (1906), Gerhard Katz (1933), Herbert Katz (1909), Ilse Katz geb.
May (1913), Johanna Katz geb. Frank
(1874), Rosa Katz (1905), Else Kooperberg geb. Sinn (1904), Esther Kutner geb. Zitter
(1882), Else Ledermann (1898), Friederike Lehmann geb. Raff (1857), Georg
Lendt (1873), Martha Liebermann (1890), Ida Löwenstein geb. Gunz (1875), Wilhelm Löwenstein (1874), Bodo Löwenthal (1911), Edith
Löwenthal (1922), Elsa (Else) Maier geb. Weinstock (1883), Rosa Maier geb.
Weinstock (1880), Friederike Mayer geb. Freudenberger (1888), Paula Mendle geb.
Hirsch (1892), Felix Morgenroth (1891), Elsbeth Oberdorfer geb. Hilb (1900),
Franz Sepp Oberdorfer (1938), Ludwig Oberdorfer (1893), Frida Oppenheimer geb.
Ullmann (1888), Simon Oppenheimer (1877), Isaak Piotrkowski (1881), Rebekka
Piotrkowska geb. Goldmann (1885), Siegmund Piotrkowska (1912), Julius Raff (1868), Jacob Regensburger (1890),
Julius Regensburger (1881), Doris Rödelsheimer (1930), Liese Rödelsheimer
(1928), Hedwig Rosenbusch geb. Rohrbacher (1877), Arnold Rosinberg (1936), Fritz
Rosinberg (1901), Heinz Rosinberg (1933), Irma Rosinberg geb. Hirschhahn (1906),
Selma Schottländer (1885), Hannacha Schwab (1941), Marianne Schwab geb. Frank
(1921), Max Schwab (1909), Marianne Schwenzer (1879), Helene
Simon geb. Hirsch (1863), Sofie Simon (1891), Lotte Sinn geb. Dreifuss (1880),
Gretchen Steiner geb. Kirchhausen (1903), Erna Stern geb. Strauss (1893), Hilde
Berta Stern (1929), Leo Stern (1892), Isaak Wassermann (1888), Therese Wassermann (1884), Alice Weil
(1906), Hedwig Weil geb. Rosental (1881), Lina Weil (1887), Paula Zitter (1881),
Rosa Zitter geb. Rottmann (1907), Sara Zitter
(1910).
Hinweis: der in einigen Listen genannte Emil Katz (1904) ist nicht
umgekommen, sondern bereits 1924 in seinem Herkunftsort
Rodalben eines natürlichen Todes gestorben.
- Die in einigen Listen genannte Elsa Falkenstein geb. Bergmann (1881) hat die
NS-Zeit gleichfalls überlebt. Sie ist 1949 in München gestorben. Ein
Stolperstein soll für sie in Konstanz 2025 verlegt werden.
Im Göppinger Schlossgarten steht seit 1995 ein Gedenkstein für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft.
– Ende November 1941 wurden die zur Deportation bestimmten Göppinger Juden in der Turnhalle der Schiller-Realschule gesammelt; seit Januar 2003 erinnert am Eingang dieser Schule eine
Gedenktafel an dieses Geschehen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe zwei weitere Seiten:
Allgemeine
Berichte, Berichte zu den Rabbinern und Lehrern sowie Berichte aus dem
jüdischen Gemeinde und Vereinsleben
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde / Anzeigen / weitere
Dokumente
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Nach dem Zuzug mehrere jüdischer
Personen/Familien von Jebenhausen nach Göppingen baten diese im Mai 1857
bei der Israelitischen Oberkirchenbehörde um die Erlaubnis, in Göppingen einen
Filialgottesdienst einzurichten. Damals wurde das Gesuch noch abschlägig
beschieden. Im Mai 1860 erneuerten die Göppinger Israeliten ihr Gesuch. Die
Kosten wollten sie selbst tragen. Wenig später erhielten sie die Genehmigung,
doch verzögerte sich die Einrichtung eines Betsaales, da man sich nicht über
den Erwerb eines Gebäudes für Gottesdienst und Schule einigen konnte. Nachdem
am 1. Juli 1867 eine selbständige israelitische Gemeinde in Göppingen
gegründet werden konnte, wurden noch im selben Monat in einem Gebäude (heutige
Anschrift des Nachfolgegebäudes: Schützenstraße 2) zwei Wohnungen gemietet
und mit einem Kostenaufwand von 1.074 Gulden zu einem Betraum
umgewandelt. Torarolle und andere Kultgegenstände sowie ein Harmonium wurden
angeschafft beziehungsweise gespendet. Auch die Wohnung des Vorsängers, das
Sitzungszimmer des Synagogenvorstandes und ein Schulraum befanden sich in diesem
Gebäude (es wurde 1897 abgebrochen).
Nachdem dieser erste Betsaal sich innerhalb von wenigen
Jahren als zu klein für die wachsende Gemeinde erwies, wurde 1872 eine erste
Synagoge in dem 1871 erbauten Haus Pfarrstraße 33 eingerichtet. Am
Neujahrstag im Herbst 1872 wurde die Synagoge eingeweiht, die 55 Sitzplätze für
Männer und 45 für Frauen bot. Beide saßen - getrennt voneinander – auf
derselben Höhe im Betsaal. Die Empore war für jüngere Leute sowie den Chor
und das Harmonium bestimmt. Auch diese erste Synagoge war nach 10 Jahren zu
klein. 1881 wurde sie verkauft. In ihr konnte dann für einige Jahre ein Betsaal
der methodistischen Kirche eingerichtet werden. Nach 1885 wurde sie zu einem bis
heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut.
Eine neue Synagoge wurde 1880/81 erbaut,
nachdem bereits seit 1878 ein Grundstück in der Freihofstraße hierfür
vorgesehen war. Der Spatenstich erfolgt am 1. März 1880, die Grundsteinlegung
war am 23. April. Die Synagoge wurde nach den Plänen von Christian Friedrich
von Leins erbaut, Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Die
Bauleitung hatte Ingenieur Elsässer. Der Bau erhob sich (nach der
Baubeschreibung von Harold Hammer-Schenke, Synagogen in Deutschland Teil 1, S.
353f) über einem "quadratischen Grundriss. Diesem Quadrat, das den Kultraum mit
dreiseitig umlaufenden Emporen enthielt, wurde ein querrechteckiger Westbau
vorgelegt, der im Untergeschoss die Eingangshalle, ein Sitzungszimmer mit
Garderoben und im Obergeschoss die Orgelempore beherbergte. Im Äußeren war der
Kultbau durch Lisenen und Gesimse, sowie durch Maßwerkfenster gegliedert; ein
Quergiebel deutete eine kreuzförmige Raumgestalt an. Über der ‚Vierung’
erhob sich, auf achtseitigem Tambour, eine hohe Kuppel. Der im Äußeren
basilikal wirkende Westvorbau öffnete sich in einer hohen, rundbogig
geschlossenen, von einem dreieckigen Giebel überfangenen Eingangshalle. Der
Emporenraum darüber wiederholte das Motiv, wobei ein Rundfenster mit Sechspass
für die Beleuchtung sorgte. Den Giebel krönten die Gesetzestafeln". Die
Baukosten der Synagoge betrugen etwa 60.000 Mark. Sie verfügte über insgesamt
278 Sitzplätze. Im Hauptraum waren es 136 Plätze für Erwachsene, dazu 40 für
die schulpflichtige Jugend. Auf den Emporen gab es 102 Plätze (je 51 auf der Männer-Galerie
und der Frauen-Galerie).
Am 16. und 17. September 1881 fand die Einweihung
der Synagoge statt. Am Nachmittag des 16. September bewegte sich ein festlicher
Zug vom bisherigen Betsaal in der Pfarrstraße zur neuen Synagoge. Voran ging
die Schuljugend, der Sängerchor, die Träger mit den Torarollen, Rabbiner Max
Herz und die Kirchenvorsteher. Es folgten die Ehrengäste, das Baukomitee und
Baupersonal sowie viele Gemeindeglieder und Interessierte aus der ganzen Bevölkerung.
Der Einzug in die Synagoge geschah unter Psalmgesang, worauf die Torarollen in
den Toraschrein gestellt wurden. Rabbiner Herz hielt die Festpredigt. Von der
israelitischen Oberkirchenbehörde waren unter anderem der Stuttgarter
Bezirksrabbiner und Kirchenrat Dr. Moses von Wassermann sowie Hofrat Adolf Levi
anwesend. Am Nachmittag und Abend des 17. September fanden im Gasthaus
Dettelbacher ein großes Fest-Bankett mit Grußworten, ein Vortrag über die
Geschichte der jüdischen Gemeinden in Jebenhausen und Göppingen und weitere
Darbietungen statt.
Die Einweihung der Synagoge (1881)
Aus
einem Bericht über die Einweihung mehrerer Synagogen in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
11. Oktober 1881: "…Indem wir daher heute über die Einweihung von vier
Synagogen zu berichten haben, nämlich zu St. Gallen in der Schweiz, zu Göppingen
in Württemberg, zu Altona und zu Schwetz, werden wir der ersteren eine größere
Aufmerksamkeit zuwenden, weil dieselbe in der Ostschweiz die erste
Synagoge ist und die Einweihung die Teilnahme der christlichen Bevölkerung
ungewöhnlich in Anspruch nahm…" |
Auch
in Göppingen (Württemberg), das jüdischerseits erst in neuerer Zeit
durch Zuzug aus der älteren Gemeinde Jebenhausen bevölkerter geworden,
hatte man sich bisher mit einem Mietlokal begnügt, welches jetzt durch
eine neu erbaute Synagoge ersetzt worden ist. Sie steht in der neuen Straße
mitten zwischen den Kirchen der beiden christlichen Konfessionen und ist
mit ihrer hoch anstrebenden Kuppel stilvoll gebaut. Eine hübsche Terrasse
führt zu dem reich geschmückten Eingang hinauf, über welchem wie an
anderen passenden Stellen hebräische Inschriften angebracht sind. Das
Innere ist durchaus harmonisch gehalten. Die Teilnahme der christlichen
Bevölkerung war eine allgemeine. An dem Wege, den der Zug vom alten
Betsaale her nahm, war Alles reich beflaggt. An dem Zuge selbst nahmen
auch die Geistlichen der christlichen Konfessionen und die Mitglieder der
bürgerlichen Kollegien teil. Über die Festpredigt des Rabbiners Herz
sagt der Berichterstatter: ‚Die
jetzt folgende Festpredigt können wir hier natürlich nicht wiedergeben,
da der Raum nicht hinreichen würde. Anknüpfend an das Schicksal der noch
jungen israelitischen Gemeinde hier, führte Herr Rabbiner Herz in edler
gewählter Sprache die Bedeutung des Tages für seine Gemeinde, das Wesen
ihrer Gottesverehrung, die sich nach außen in der Nächstenliebe ohne
Ansehen der Person, des Standes oder Glaubens betätigen müsse, auf
eindringliche Weise aus, die jedem seiner Zuhörer zu Herzen ging.’"
|
|
Bericht im "Göppinger Wochenblatt" vom 17. September 1881 (Quelle: aus Tänzer s.u. S. 493ff):
"In der Neuen Straße, dem schönsten Teile der Stadt, und mitten
zwischen den Kirchen der beiden christlichen Konfessionen gelegen, ergebt sich
seit einiger Zeit ein Bau, dessen Stil und himmelanstrebende Kuppel dem
Beschauer schon von ferne anzeigen, dass er zu einem Gotteshause bestimmt sei:
es ist die neue Synagoge der israelitischen Gemeinde. Eine hübsche Terrasse
führt von der neuen Strasse zu dem reichgeschmückten Eingang hinauf, durch den
man in ein geschmackvoll ausgestattetes Vestibül tritt, zu dessen beiden Seiten
Treppen zu den Emporen führen. Gegen Süden ist ein Lehr-Zimmer zum
Religionsunterricht, gegen Norden das Sitzungszimmer der Kirchenvorsteher
eingerichtet. Über dem Haupteingang und an anderen passenden Stellen sind
hebräische Inschriften angebracht. Die eigentliche Synagoge zeigt im untern
Raume mit ihren Sitzplätzen, den Emporen, der Orgel, große Ähnlichkeit mit einer
christlichen Kirche, während der Altar, das Allerheiligste, die Sitze des
Rabbiners, des Vorsängers, diejenigen der Kirchenvorsteher, die Leuchter usw.,
alles auf der Ostseite angebracht, den mosaischen Ritus andeuten. Die Malerei
stimmt zu der ganzen Einrichtung und so bildet das Innere ein harmonisches
Ganzes. Dieses neue Gotteshaus wurde gestern unter großer Beteiligung auch der
christlichen Einwohnerschaft feierlich eingeweiht. Um 4 Uhr nachmittags
versammelten sich die israelitischen Gemeindeglieder und die übrigen
Festgenossen in und vor dem seitherigen, gemieteten Betsaal. Um 4 1/2 Uhr
bewegte sich der festliche Zug über den Schlossplatz, einen Teil der
Pfarrstraße, um beim neuen Schulhause in die reichbeflaggte Neue Straße einzulenken,
in der sich eine Menge von Zuschauern jeden Alters und Geschlechts drängte.
Voraus zog die festlich geschmückte israelitische Schuljugend, dann folgten der
Synagogenchor, die Toraträger, Rabbiner und Kirchenvorsteher, die Ehrengäste,
darunter die Geistlichen der christlichen Konfessionen, die Mitglieder der bürgerlichen
Kollegien usw., dann das Baukomitee und Baupersonal, die Männer der israelitischen
Gemeinde und die übrigen Teilnehmer. An dem Portal der neuen Synagoge überhab
Herr Architekt Elsässer namens seines Prinzipals, der Herrn Oberbaurats Dr. von
Leins, des Erbauers der Synagoge, den Schlüssel derselben mit den besten
Wünschen für die Gemeinde dem ältesten Mitgliede des Kirchenvorsteheramts;
Herr Ottenheimer erwiderte ihm dankend im Namen der Kirchenvorsteher. Dann
füllten sich rasch die Räume des neuen Gotteshauses.
Der Synagogechor begann die kirchliche Feier mit einem Begrüßungsgesang in
hebräischer Sprache, während dessen Vorsänger, Toraträger, Rabbiner und
Kirchenvorsteher eintraten und sich aufstellten. nach einem Vortrage des
Vorsängers wurden die Torarollen durch den Rabbiner in das Allerheiligste
gebracht, worauf der Chor die Hymne "Hoch tut euch auf, ihre Tore der
Welt" sang. Die jetzt folgende Festpredigt können wir hier natürlich nicht
wiedergeben, da der Raum nicht hinreichend würde. Anknüpfend an das Schicksal
der noch jungen israelitischen Gemeinde hier, führte Herr Rabbiner Hertz in
edler gewählter Sprache die Bedeutung des Tages für seine Gemeinde, das Wesen
ihrer Gottesverehrung, die sich nach außen in der Nächstenliebe ohne Ansehen
der Person, des Standes oder Glaubens betätigen müsse, auf eindringliche Weise
aus, die jedem seiner Hörer zu Herzen ging. Der Psalm 118: "Danket dem
Herrn", vom Chor gesungen, machte den Beschluss der eigentlichen
Einweihungsfeier, an welche sich noch ein Abendgottesdienst mit Chorbegleitung
anschloss.
Diese erhebliche Feier wird wohl bei den meisten Teilnehmern in gutem
Gedächtnis bleiben. - Unter den Festgenossen bemerkten wir gestern unter
anderen den Herrn Kirchenrat Dr. Wassermann und den früheren langjährigen
Lehrer der israelitischen Gemeinde in Jebenhausen, Herrn Elsässer."
|
1925 wurde die Synagoge umfassend modernisiert. An
Stelle der bisherigen Gasbeleuchtung trat elektrische Beleuchtung. Zusätzliche
Bänke für die Schulkinder der Gemeinde wurde aufgestellt. Zur Innenausstattung
der Synagoge gehörten damals elf Torarollen, von denen sich eine in der
Filialgemeinde in Kirchheim unter Teck befand, neun Toravorhänge, 24 Toramäntelchen,
zwei Chanukka-Leuchter, verschiedene Garnituren für den Toraschmuck,
Kidduschbecher und anderes mehr.
Gedenkfeier für die Kriegsopfer in der Synagoge (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1928: |
In der Geschichte der Synagoge war ein besonderes Ereignis eine am 22.
September 1929 vom Synagogenchor gemeinsam mit Oberkantor Hermann J.
Fleischmann aus Köln gestaltete Morgenfeier. Fleischmann war einer der
prominentesten Kantoren Europas. Diese Morgenfeier in der Göppinger Synagoge
wurde damals vom Süddeutschen Rundfunk übertragen und war die erste Rundfunkübertragung
aus einer Synagoge. Der Synagogenchor unter der Leitung von Siegfried Löwenstein
war erst 1926 gegründet worden.
Morgenfeier des Synagogenchors in der Synagoge (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1929: |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1929: |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1929: |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1929: |
|
Gottesdienst zu Schawuot (Wochenfest) (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1931: |
Konzertveranstaltung des Vereins "Merkuria"
mit der Stuttgarter Kunstgemeinschaft unter Direktor Adler in der Synagoge
(1934)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1934: "Göppingen. das vom
Verein 'Merkuria' am 23. April veranstaltete und von Stefan
Frenkel, Berlin, mit der Stuttgarter Kunstgemeinschaft unter Leitung
von Direktor Adler ausgeführte Konzert gestaltete sich zu einem
vollen Erfolg. Es war zugleich ein Ereignis für die Göppinger Gemeinde
und die vielen auswärtigen Gäste, die sich zu dieser Veranstaltung
eingefunden hatten.
Bis auf den letzten Platz war die Synagoge gefüllt. Mit Spannung und
innerer Begeisterung lauschten die überaus zahlreichen Zuhörer einem
zweistündigen Programm, das in seiner Zusammenstellung kaum besser sein
konnte und das auf einem künstlerischen Niveau stand, das auch
verwöhntesten Anforderungen gerecht wurde.
Die vielfachen Würdigungen des Könnens von Stefan Frenkel und des
Orchesters der Stuttgarter Kunstgemeinschaft erübrigen eine eingehende
Kritik. Es darf aber gesagt werden, dass die Erwartungen vieler bei weitem
übertroffen wurden.
Der 'Merkuria' kann man dankbar sein für diese einzigartige
Veranstaltung, und es ist der Wunsch vieler Gemeindemitglieder, bald
wieder einen solchen genussreichen Abend erleben zu
dürfen." |
Gottesdienstzeiten in der Synagoge in Februar 1936
(1936)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1936:
"Gottesdienstzeiten für die Synagoge in Göppingen.
1.-16. Februar
Freitagabend. 6.30 Uhr Samstagvormittag 9.00
Uhr Samstagnachmittag Jugendgottesdienst 3.00
Uhr". |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Brandstiftung völlig
zerstört. Die Aktion wurde durchgeführt durch SA-Männer der SA-Standarte
Geislingen und einige Personen aus Göppingen. In der Nacht vom 9. auf den 10.
November hatten sie sich gegen 2 Uhr gewaltsam in den Synagogenraum Zutritt
verschafft. Um die Synagoge wurden einige Straßen abgesperrt und die Anwohner
aufgefordert, ihre Fenster zu schließen. In der Synagoge wurde das mitgebrachte
Stroh deponiert und darüber sowie über zusammengerollte Teppiche Benzin geschüttet.
Um 3.30 Uhr wurde Feuer gelegt. Die Synagoge brannte völlig aus, die
kupferverkleidete Kuppel stürzte in den Innenraum, die rußgeschwärzten
Backsteinwände blieben stehen. Erst während des Brandes wurde dem
diensthabenden Feuerwehrführer angerufen. Ihm wurde verboten, den Brand zu löschen.
Nur die umliegenden Gebäude durften durch einen Feuerwehrzug geschützt werden.
Nachdem die Synagoge völlig ausgebrannt war, konnte die Feuerwehr die
Brandreste ablöschen.
In den folgenden Tagen wurde die Brandruine gesprengt und der Schutt durch Göppinger
Fuhrunternehmer beseitigt. Das Grundstück wurde von der Stadt erworben. Nach der Zerstörung ihrer Synagoge konnte die jüdische
Gemeinde bis 1939 noch im Haus Frühlingsstraße 29 zu Gottesdiensten und Gebet
zusammenkommen.
Nach
1945 kam das Grundstück der Synagoge zunächst an die jüdische Vermögensverwaltung JRSO. In einem
Vergleich zwischen der Stadt und der JRSO wurde geregelt, dass die Stadt zur
Abfindung sämtlicher Rückerstattungsansprüche für den Synagogenplatz, das
benachbarte Rabbinat und einen Teil des Grundstückes des jüdischen Friedhofes
53.000 Mark bezahlte.
1948/49 fand vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Ulm ein Prozess gegen
15 Personen wegen des Brandes der Göppinger Synagoge statt. von den Angeklagten
wurden zwei frei gesprochen, die anderen mit ein bis zwei Jahren Gefängnis, der
ehemalige Kreisleiter Immanuel Baptist mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft.
Der Synagogenplatz an der Ecke Freihof-/Burgstraße wurde in den
Nachkriegsjahren teilweise als Schrebergarten genutzt. Er blieb unbebaut. Am 31.
Januar 1971 ließ die Stadt zum 100. Geburtstag des letzten Göppinger Rabbiners
Dr. Aron Tänzer (1871-1937) eine Gedenktafel aufstellen und den Platz zu einer
Parkanlage herstellen. Seit 1999 heißt das Grundstück "Synagogenplatz".
Adresse des Synagogengrundstückes:
Ecke Freihof-/Burgstraße / Synagogenplatz
Fotos / Darstellungen
Die erste Synagoge 1871-1881
Historische Fotos/Pläne:
(Quelle: Stadtarchiv Göppingen)
Plan für die Herstellung
eines neuen
Wohngebäudes mit Betsaaleinrichtung für
den Göppinger
Schreinermeister W. F. Boger
(heutiges Gebäude Pfarrstraße 33, um 1870) |
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Ansicht des Gebäudes von der Pfarrstraße
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Erdgeschoss mit Betsaal |
1. Stock mit Frauenempore
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2. Stock mit Wohnung und Schulzimmer |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985
(Fotos: Hahn) |
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Ansicht des ehemaligen
Synagogengebäudes |
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Foto 2003:
(Foto: A. Winkler) |
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Die neue Synagoge 1881-1938
(Quelle: wenn nicht anders angegeben: Stadtarchiv Göppingen und Sammlung
Hahn)
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Karte
von Göppingen (verschickt nach Furtwangen
am 5. Januar 1906) mit Abbildung der Synagoge
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim /Ries) |
Die Synagoge im Jahr
der Fertigstellung |
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Die Synagoge als Postkartenmotiv (Karte rechts aus Sammlung Peter Karl
Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die Synagoge um 1930 (Quelle: Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in
Württemberg. 1932 S. 78) |
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Grundrissplan
(Quelle: Stadtarchiv Göppingen) |
Innenaufnahme der Synagoge
nach der Einweihung 1881 |
"Musikalische Morgenfeier" 1929, übertragen
vom Rundfunk aus
der Synagoge Göppingen |
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Die Zerstörung der Synagoge in
der
Pogromnacht 1938
(Quelle: Stadtarchiv Göppingen) |
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Die ausgebrannte Ruine der Synagoge,
vermutlich am 10. November 1938 |
Verkohlte und rauchende Trümmer
in der Synagoge
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Gedenktafel für die ehemalige
Synagoge |
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Fotos 2003:
(Fotos: A. Winkler) |
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Aufgang zum ehemaligen
Synagogengrundstück |
Gedenktafel |
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Fotos 2009:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 4.10.2009) |
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Das Grundstück
der ehemaligen Synagoge |
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Gedenktafel mit
Kerzen |
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Das
Rabbiner-Tänzer-Haus |
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Neben dem Platz
der Synagoge: Gebäude des ehemaligen Rabbinates,
heute:
"Rabbiner-Tänzer-Haus" mit Gedenkinschrift |
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Eingangstür mit
Spuren der Mesusa |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Seit 2005: Erinnerung an ermordete
jüdische Göppinger durch die Aktion
"Stolpersteine" |
Bericht von Margit Haas in den "Göppinger Kreisnachrichten" vom
9. Februar 2009: Stolpersteine wider das Vergessen - Großes Interesse an besonderer Stadtführung in Göppingen
Sie sind Mahner gegen das Vergessen, die Stolpersteine, die an die während der NS-Diktatur ermordeten Menschen erinnern. Das Interesse an ihrem Schicksal ist ungebrochen, wie eine Stadtführung zeigte.
Das Interesse an der NS-Vergangenheit ist groß, wie eine besondere Stadtführung zeigte.
Göppingen Die dunkelste Zeit der Stadtgeschichte ist auch in Göppingen die Zeit der NS-Diktatur. Allerdings hat sich die Stadt dem Thema immer gestellt, nichts vom Unrecht, das an ihren Menschen verübt wurde, geleugnet. Denn auch Göppinger sind ihrer Religion, ihrer Überzeugung wegen oder einfach nur, weil sie krank waren, ermordet worden. Seit 2005 erinnern an 13 von ihnen 13 Stolpersteine. Die Aktion war vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen worden, der damit den Opfern ihren Namen wieder gibt. Über 6000 Steine gibt es in Deutschland an den letzten bekannten Wohnorten der Opfer. Sie enthalten ihren Namen und, soweit bekannt, ihre Lebensdaten.
Die Steine in Göppingen sind über das ganze Stadtgebiet verteilt, und so brauchten die Teilnehmer der Führung von Thilo Keierleber gutes Schuhwerk und warme Kleidung für ihren rund zweistündigen Gang durch die Stadt. Vor dem Christophsbad sind zwar keine Steine verlegt, doch auch hier waren Opfer zu beklagen. Waren doch die psychisch Kranken bei der
'Aktion T 4' ermordet worden. Außer dem Stolperstein erinnert in der Metzgerstraße nichts mehr an das Ehepaar Pauline und David Geschmay, die Gründer der Filztuchfabrik. Pauline war eine mutige Frau, sammelte Unterschriften gegen Hitlers Rassegesetze. David widersetzte sich der Arisierung. David
'geht in Theresienstadt elend zugrunde, von Pauline, die ins Vernichtungslager Treblinka deportiert wurde, wissen wir nicht einmal das Todesdatum'.
In der Karlstraße lebte Theodor Kynast. Als Patient des Christophsbades wurde er nach Winnenden abtransportiert und wusste ganz genau, was mit ihm geschehen würde. In den Dingen, die seinen Eltern nach der Ermordung geschickt worden waren, war auch ein Keks, auf den er schrieb
'Abteilung Mörder'. Ein Bild dieses Kekses ist heute im Haus der Geschichte in Stuttgart zu sehen. Albert Schuler, ab 1939 technischer Leitung des Schulerkonzerns, war erklärter Gegner des Regimes. Er wartete
'auf den Tag, an dem der Führer ums Leben gebracht wird', so die Anklageschrift des Volksgerichtshofes, der ihn zum Tode verurteilte.
Besonders zu Herzen gehen die vier Steine vor dem 'Reben' in der Marktstraße. Die ganze Familie Rosinberg war ausgelöscht worden, auch die 1933 und 1936 geboren Kinder Heinz und Arnold. Nichts ist bekannt über ihr Schicksal,
'verschollen in Riga', mehr wissen die Steine nicht zu berichten. Vor dem Rabbinerhaus erinnert ein Stein an Bertha Tänzer, vor dem
'Marstall' an Johann Gahr. Der Kommunist starb auf nicht geklärte Weise im Gefängnis. Die meisten Passanten
'stolpern' wohl über die Steine, die an Betty und Louis Heimann im Herzen der Stadt erinnern. |
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Mai 2010:
In Göppingen werden weitere
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel in der "Südwestpresse" vom 3. Mai 2010 (Artikel):
"Göppingen. Stolpersteine erinnern an Menschen, die von den Nazis ermordet wurden - auch in Göppingen. Zur Verlegung weiterer Gedenksteine waren überlebende Angehörige in ihre alte Heimat gekommen.
Über die Shoah zu lesen, um das Schicksal Millionen ermordeter Juden zu wissen, ist eine Sache. Den Lebens- und Leidensweg Einzelner zu erfahren, die Überlebenden des Holocaust in ihrer Erinnerung und der Trauer um den Tod ihrer Angehörigen zu erleben, eine andere.
Noch nach Jahrzehnten wirkt der Schmerz über den Verlust der Eltern in ihnen nach und so war die Verlegung weiterer Stolpersteine gegen das Vergessen am Samstagnachmittag ein bewegender Moment der Trauer und Erinnerung - auch an das eigene Schicksal, das gerade im Falle der Familien Fleischer besonders tragisch war.
Erwin Fleischer war eigens aus Israel angereist, um dabei zu sein, wenn Gunter Demnig zwei Stolpersteine vor dem Haus seiner Eltern in der Nördlichen Ringstraße verlegt. Anfangs sei er der Idee der Stolpersteine
'distanziert gegenüber
gestanden'. Jetzt sei 'gerührt, dass hier an meine Eltern erinnert wird'. Denn
'mein Vater hat kein Grab auf dieser Welt'. Jetzt werden sich Menschen seiner erinnern.
Und erinnern ist wichtig - wie die Aufzüge von Neonazis am Wochenende in Berlin einmal mehr deutlich machten. Denn
'Vergessen wäre kein Stolperstein, sondern der Grundstein für die Wiederholung des
Unrechtes', hatte Rebecca Ahrun betont. Die Schülerin des Freihof-Gymnasiums hatte mit weiteren Klassenkameradinnen die Lebenswege von Julius und Irma Fleischer nachgezeichnet. Sie wohnten in der Hauptstraße 11.
'Zwei unter vielen', angesichts deren Schicksal 'sich für uns bis heute die Frage stellt, wie es so weit gekommen
war'.
Die Kinder des Ehepaares haben das Terrorregime überlebt, waren ebenfalls mit ihren Familien nach Göppingen gekommen. Sylvia Hurst hatte mit einem Kindertransport 1939 Deutschland verlassen können und lebt bis heute in England.
'Sehr dankbar' sei sie für das Erinnerungsmal für ihre Eltern, bedankte sich bei den Initiatoren dafür auch im Namen ihres Bruders Richard. Er hat die deutsche Sprache bewusst vergessen, hasst gleichwohl die Deutschen nicht,
'nur das, wofür sie gestanden haben'. Den millionenfachen Tod, den sie planmäßig in die Welt gebracht hatten, besang die Esslinger Sängerin Marla in ergreifenden Texten, deren Traurigkeit sich niemand entziehen konnte.
Am Rande der Verlegung der Stolpersteine für 14 weitere ermordete Göppinger Juden kam es auch zu Begegnungen alter Freundinnen. Margarete Duisberg und Erela Tamri waren Nachbarskinder, haben gemeinsam ihre Kindheit in der Nordstadt verbracht.
'Schön, dass ich dich noch einmal sehe', freute sich die 90-Jährige, als 'Erika' geborene Frau, die in Israel lebt und deren
'schönstes Geburtstagsgeschenk dieses Familientreffen hier in meiner Heimatstadt Göppingen
ist'." |
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September 2010:
Rundgang am "Europäischen Tag der
jüdischer Kultur" mit Stadtarchivar Karl-Heinz Rueß |
Artikel von Margit Haas in der "Südwestpresse" (Göppingen) am
5. September 2010 (Artikel):
"Zeugnisse jüdischer Geschichte gezeigt
Göppingen. Jahrzehntelang lebten Christen und Juden in Göppingen gleichberechtigt nebeneinander. Anlässlich des
'Europäischen Tages der Jüdischen Kultur' begab sich Stadtarchivar Dr. Karl-Heinz Rueß auf Spurensuche.
In über 30 Ländern wird jedes Jahr am 'Europäischen Tag der Jüdischen Kultur' an das jüdische Kulturerbe erinnert. In Göppingen hatte Archivar Dr. Karl-Heinz Ruess gestern zu einem Rundgang zu Orten jüdischer Geschichte eingeladen, ließ dabei längst vergangene Begebenheiten lebendig werden, nahm die rund 50 Besucher auf ganz unterschiedliche Lebenswege mit. Einmal mehr wurde dabei deutlich, wie umfassend das Zerstörungswerk der Nationalsozialisten war. Denn auf den ersten Blick verraten die Örtlichkeiten nichts mehr über ihre ursprüngliche Bestimmung. Bauten werden heute völlig anders genutzt, wie ein Ärztehaus in der Kellereistraße deutlich macht. Hier lagen die Anfänge der Schuhfabrik von Max Levi, der späteren Firma
'Salamander'. Das Wohn- und Fabrikgebäude von Abraham Gutmann an der Bahnhofstraße mit dem 1903 eingebauten Aufzug wird heute als Bürogebäude genutzt. Auch ein Betsaal in der Pfarrstraße ist nicht mehr erkennbar. Andere Gebäude sind ganz verschwunden.
An die Synagoge erinnert nur noch der gleichnamige Platz. Sie war 1881 eingeweiht worden und belegt, wie nahe sich die Religionen gekommen waren: zur Weihe waren die beiden Stadtpfarrer gekommen. Überhaupt hat die Synagoge sich zu einem kulturellen Zentrum entwickelt, wofür nicht zuletzt Rabbiner Dr. Aaron Tänzer verantwortlich war. Er lebte in einer Epoche, die keine Unterschiede zwischen den Religionen machte. Denn ab 1864 waren die Juden völlig gleichberechtigt, unterlagen keinen Beschränkungen. Schnell integrierten sie sich, gaben ihre Kultur zum Teil völlig auf. Begriffe wie
'Israelitische Kirchenpflege' sind ein Beleg für die Assimilation. Gleichwohl waren sie keine homogene Gruppe. Es gab Kommunisten wie August Thalheimer und Zionisten wie die Rohrbachers. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge, wurden Geschäfte zerstört, die Männer nach Dachau deportiert. Es sollte ihnen deutlich gemacht werden: Ihr habt keine Zukunft mehr in Deutschland.
Auch Georg Lendt war mit seinem Kaufhaus in der Marktstraße betroffen. Und wurde zu der Sühneleistung herangezogen, mit der die Juden den angerichteten Schaden, den sie zunächst von den Versicherungen ersetzt bekamen, dem Reich bezahlen mussten. Lendt hatte das Land nicht verlassen.
'Wer will mir etwas tun', hatte er gefragt und sich getäuscht. Er wurde nach Mauthausen deportiert und dort angeblich
'auf der Flucht erschossen'. Deportiert wurde noch im Februar 1945, als Auschwitz bereits befreit war. Die beiden Juden, die in Mischehen lebten, überlebten. Nicht so Berta Tänzer. An die Ehefrau des Rabbiners erinnert einer der gut 40 Stolpersteine der Stadt, der auf die Menschen und ihr Schicksale aufmerksam macht - wie auch das Mahnmal im Schlosswäldle oder eine Tafel an der Schiller-Realschule. Dort mussten sich alle Juden einfinden, wurden ihnen ihre Wertgegenstände abgenommen, bevor sie in die Lager des Osten deportiert wurden.
Info Weitere Infos in der stadt-geschichtlichen Veröffentlichung 'Göppingen unterm Hakenkreuz'." |
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Juli / November
2011: Im November werden weitere
"Stolpersteine" in Göppingen verlegt |
Artikel im "Südkurier" vom 27.
Juli 2011 (Artikel):
"Stolpersteine - eine Erinnerung an Opfer der NS-Zeit
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er Gedenktafeln aus Messing verlegt. Das geschah in zwischenzeitlich über 500 Orten in Deutschland und mehreren europäischen Ländern.
Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf ihnen stehen der Name und der Geburts- und - soweit bekannt - der Todestag.
Die Patenschaft für einen Stolperstein kostet 95 Euro. Gunter Demnig wird bei der Verlegung von weiteren Stolpersteinen im November in der Göppinger Innenstadt
mit dabei sein.
Spenden können auf das Konto der Initiative - Nr. 51044 beim Bankhaus Gebrüder Martin Göppingen BLZ 610 300 00 - überwiesen werden.
Auf der Homepage www.stolpersteine-gp.de
sind die Lebensläufe der Menschen, für die bereits Stolpersteine in Göppingen verlegt sind, aufgeführt." |
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Artikel von Margit Haas in der
"Südwestpresse" (Lokalausgabe Göppingen) vom 27. Juli 2011 (Artikel):
"Göppingen. Seit vier Jahren werden in Göppingen Steine gegen das Vergessen verlegt. Die geschichtsbewussten Bürger der
'Initiative Stolperstein' haben sich jüngst zu einem Verein zusammen geschlossen.
Viel Aufwand bedeutet es für Klaus Maier-Rubner und seine Mitstreiter, die Schicksale der Menschen zu recherchieren, für die Stolpersteine vor den Gebäuden verlegt werden, in denen sie zuletzt selbst bestimmt gewohnt hatten. 2005 war der erste für den ermordeten Albert Schuler in der Wolfstraße verlegt worden. Diese private Initiative aus der Familie heraus war für Maier-Rubner,
'der Auslöser, mich zu engagieren'.
Zunächst gilt es natürlich, das Schicksal der während der NS-Zeit ermordeten Göppinger zu recherchieren und Familienangehörige und Nachkommen zu finden. Die werden nämlich in Göppingen zur Verlegung der kleinen Messingtafeln eingeladen. Viele reisen selbst noch im hohen Alter an - wie im vergangenen Jahr die Kinder der Familien Fleischer, an die Stolpersteine am Nordring und der Hauptstraße erinnern. Ist für sie doch nicht selten
'der Stolperstein Ersatz für das Grab, das es nicht gibt', sagt Maier-Rubner. Das erlebt er immer wieder.
In diesem November werden zur Verlegung weiterer 15 Stolpersteine an sechs verschiedenen Orten innerhalb des Stadtgebietes Familienangehörige aus Brasilien, Peru, Frankreich, den USA und Israel erwartet. Einen Teil der Reise- und Unterbringungskosten trägt die Stolpersteininitiative. Sie will auch am Ende der Aktion, wenn alle rund 100 Steine verlegt sind, die Recherchen zu den Schicksalen der NS-Opfer in einem Buch veröffentlichen. Das alles kostet viel Geld.
Und weil Klaus Maier-Rubner und seine Mitstreiter Claudia Liebenau-Meyer, Dr. Witgar Weber, Dr. Karl Heinz Rueß, Wolfram Hosch, Friedemann Messer oder Thomas Roos dabei zwischenzeitlich ausschließlich auf Spendengelder angewiesen sind, gründeten sie im Frühjahr den Verein
'Initiative Stolperstein', der jetzt auch Spendenbescheinigungen ausstellen kann. So hoffen die Vereinsgründer, die Beteiligung an den Reisekosten für die Angehörigen, die diese alleine nicht aufbringen können, finanzieren zu können.
Am 25. November sollen weitere 15 Stolpersteine verlegt werden. Zum 70. Jahrestag der ersten Deportation von Göppinger Juden am 28. November 1941 laden das Stadtarchiv und die
'Initiative Stolpersteine' am 6. November zu einer Veranstaltung ins Jüdische Museum ein. Dann wird an das Schicksal aller damals 41 Deportierten, von denen nur Richard Fleischer überlebte, erinnert werden." |
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- Weiterer Artikel von Margit Haas in der
"Südwestpresse" (Lokalausgabe Göppingen) vom 23. August
2011: "Wer kennt die 'Nana'?
Göppingen. Wenn am 25. November in Göppingen weitere Stolpersteine
verlegt werden, sind Nachkommen der Familie Frankfurter dabei. Diese
würden gerne die Angehörigen von Emilie Eisele treffen.... Artikel
ist zu lesen über Link
oder als pdf-Datei.
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- Weiterer Artikel von Margit Haas in
der "Südwestpresse" (Lokalausgabe Göppingen) vom 13. September
2011: "Rätsel um Nana ist gelüftet.
Göppingen. Im November treffen sich Nachkommen der Familie Frankfurter
mit Angehörigen ihrer 'Nana'. Die hatten sich bei der 'Initiative
Stolpersteine' nach einem Zeitungsaufruf gemeldet."
Artikel ist zu
lesen über Link
oder als pdf-Datei.
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April 2012:
Presseartikel zur Erinnerung an Gebhard
Müller |
Artikel in der "Südwestpresse"
(Lokalausgabe) vom 25. April 2012: "Sein Mut bleibt in Erinnerung.
Göppingen. Gebhard Müller spielte Anfang der 50er eine zentrale Rolle in
der Südwest-CDU, doch bei der Geburt des neuen Bundeslandes wurde er
übergangen. Den Göppingern bleibt er wegen seines Mutes in
Erinnerung..."
Link
zum Artikel |
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August 2012:
Im September 2012 werden weitere "Stolpersteine" verlegt |
Artikel in der "Südwest Presse"
(Lokalausgabe Göppingen) vom 28. August 2012: "15 Stolpersteine in Göppingen verlegt
Neue Stolpersteine werden am Mittwoch, 19. September, in Göppingen verlegt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert mit ihnen an weitere Opfer der NS-Zeit, indem er Gedenktafeln aus Messing in den Boden einarbeitet.
Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier selbst bestimmt lebten. Auf ihnen stehen der Name, der Geburts- und, soweit bekannt, der Todestag.
In Göppingen sind bereits knapp 70 Steine verlegt worden. In diesem Jahr werden weitere 15 folgen. Im Jahr 2013 dann soll für jeden ermordeten Göppinger Juden, Patienten des Christophsbades oder aus politischen Gründen Ermordeten ein Stolperstein verlegt sein.
In diesem Jahr werden in der Frühlingsstraße 29 acht Steine verlegt für Sofie Bodenheimer, Frida Dettelbacher, Elsbeth, Ludwig und Franz Sepp Oberdorfer, Doris und Lise Rödelsheimer und Emil Hilb. In der
Geislinger Straße 6/8 werden künftig Stolpersteine erinnern an Wilhelm Fleissig, Jenny Hirschhahn, Hannacha, Marianne und Max Schwab. Dritter Verlegeort wird die
Querstraße 16 sein, womit an Julius Regensburger erinnert wird. In der Spitalstraße 17 wird ein Stolperstein für Elise Bensinger verlegt werden.
Die Aktion finanziert sich weitgehend aus Spenden. Die Patenschaft für einen Stolperstein kostet 120 Euro. Spenden für die Steine oder die Reisekosten der Angehörigen, die eingeladen werden, können auf das Konto mit der Nummer 51 044 beim Bankhaus Gebrüder Martin Göppingen (BLZ 610 300 00) überwiesen werden. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.
Weitere Informationen zu dem Projekt als solchem sowie der Stolperstein-Verlegung gibt es bei Klaus Maier-Rubner, Telefon: (07161) 7 39 46. Die Lebensläufe aller Ermordeten, für die bislang Stolpersteine verlegt wurden, sind im Internet unter nachzulesen - auch in englischer Sprache."
Link
zum Artikel |
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Oktober 2013:
Weitere "Stolpersteine" werden am 2.
Oktober 2013 verlegt |
Siehe Informationen auf der Website der
Stolperstein-Initiative Göppingen: www.stolpersteine-gp.de |
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Mai 2014:
Im Mai 2014 wurden neun "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel in der "Südwestpresse"
(Lokalausgabe Göppingen) vom 10. Januar 2014: "Geschenkte Eier
wurden Georg Lendt zum Verhängnis..."
Link
zum Artikel
Zu den Verlegungsorten siehe http://www.stolpersteine-gp.de/?page_id=65
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Aktuelle Informationen siehe die Website
der Stolperstein-Initiative Göppingen: www.stolpersteine-gp.de |
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Dezember 2014:
Recherchen zur Arisierung der
Firma Frankfurter - Neue Broschüre zu den "Stolpersteinen" ist erschienen
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Artikel von Margit Haas in der
"Südwestpresse" vom 9. Dezember 2014: "In die gesamte Welt vertrieben.
Am Beispiel der "Buntweberei Frankfurter" hat Klaus Maier-Rubner von der
Göppinger Stolperstein-Initiative die 'Arisierung' von Firmen untersucht.
'Ich verstehe jetzt, weshalb meine Vater nie etwas über die sehr, sehr harte
Zeit erzählt hat.' Mit bewegenden Worten bedankte sich Edith Neisser am
Sonntagabend im Jüdischen Museum der Stadt für die umfangreichen und
detaillierten Recherchen von Klaus Maier-Rubner von der Göppinger
Stolperstein-Initiative zur sogenannten Arisierung des jüdischen
Unternehmens 'Buntweberei Gebr. Frankfurter'. Dem Vater von Edith Neisser -
Richard Frankfurter - war die Flucht aus Nazi-Deutschland gelungen. Ihre
Großeltern Hedwig und Sigmund aber wurden in Theresienstadt und Auschwitz
ermordet. Vorausgegangen war eine schrittweise Entrechtung und Entwürdigung
der Juden, von der auch die Frankfurters betroffen waren - nicht zuletzt
wirtschaftlich. Den Prozess der sogenannten Arisierung hat jetzt Klaus
Maier-Rubner, der erst kürzlich für sein Engagement bei der Aufarbeitung der
Schicksale ehemaliger Göppinger Juden mit der Bürgermedaille geehrt worden
war, in einer vom Stadtarchiv mit Unterstützung der Landeszentrale für
politische Bildung herausgegebenen Broschüre der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Präsentation war im gut besuchten Jüdischen Museum auch zum
Familientreffen der Nachfahren von Hedwig und Sigmund Frankfurter geworden.
Sie waren durch die NS-Diktatur in die ganze Welt vertrieben worden, waren
daher aus Peru und Israel, aus Frankreich und England angereist - und haben
in Göppingen neue Freunde gefunden. Auch darin sieht Bürgermeisterin
Gabriele Zull einen wichtigen Aspekt in der Arbeit der Ehrenamtlichen der
Stolperstein-Initiative. 'Sie haben ein weiteres wichtiges Kapitel der
Geschichte der jüdischen Gemeinde Göppingen erforscht', bedankte sie sich.
'Dass Sie als Familie angereist sind und die Forschungen mit vielen Bildern
und Dokumenten und in Gesprächen unterstützt haben, darin erkennen wir ihre
Wertschätzung für unsere Erinnerungsarbeit', wandte sie sich an die
Familienangehörigen. Diese persönlichen Erzählungen sind für Stadtarchivar
Dr. Karl-Heinz Rueß 'so wichtig wie die Akten'. Nicht nur den Göppingern
bringen sie neue Erkenntnisse. Eben auch die Nachkommen haben wichtige
Einzelheiten aus der dunkelsten Zeit ihrer Vorfahren erfahren. 'Ihre Arbeit
ist bewunderungswürdig', betonte Edith Neisser, deren Sohn Roberto das
Kaddisch, eines der wichtigsten jüdischen Gebete, zum Abschluss der sehr
emotionalen Veranstaltung sprach, in der Klaus Maier-Rubner durch
verschiedene Sprecher auch die Frankfurters in persönlichen Briefen hatte zu
Wort kommen lassen.
Die Broschüre. Stolperstein-Initiative Die Broschüre 'Die Buntweberei
Gebr. Frankfurter' ist im Stadtarchiv und im Jüdischen Museum erhältlich.
Bereits im vergangenen Jahr war die Broschüre 'Die stillen Helfer der
Familie Frankfurter' mit Recherchen von Claudia Liebenau-Meyer und Klaus
Maier-Rubner erschienen. Weitere Infos unter
www.stolpersteine-gp.de und
www.goeppingen.de."
Link zum Artikel |
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11.-13. November
2016: 27. Göppinger Staufertage:
"Jüdisches Leben in der Stauferzeit" |
Über das Programm der 27. Göppinger
Staufertage vom 11. bis 13. November 2016 in der Stadthalle Göppingen
informiert eine eingestellte
pdf-Datei. |
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November 2016:
Ein Buch zu den "Stolpersteinen"
ist geplant |
Artikel von Marcus Zecha in der
"Südwestpresse" vom 22. November 2016: "Historie - Buch zu
Göppinger Stolpersteinen geplant
In Gesprächen mit Wolfram Hosch vom Städtischen Kulturreferat und Dr.
Karl-Heinz Rueß von Archiv und Museen hat die Initiative Stolpersteine
Göppingen ein zweisprachiges, didaktisch anwendbares Buchprojekt entworfen,
das einen lokalgeschichtlichen Überblick über die Biografien der Menschen
bieten soll, die von den Nazis ermordet wurden. Dabei werden die meisten
Texte in kürzerer Form als auf der Homepage erscheinen. 'In dieser Form wäre
das Buch auch für eine didaktische Umsetzung im Schulunterricht geeignet',
schreibt Stolperstein-Sprecher Klaus Maier-Rubner. Weitere mögliche
Adressaten wären englischsprachige Nachkommen der geflohenen jüdischen
Göppinger. Fritz Waaser hat ehrenamtlich sämtliche Texte in die gewünschte
Kurzform gebracht. Jetzt geht es an die englischen Übersetzungen. 'Auch bei
umfangreicher ehrenamtlicher Vorarbeit sind die Kosten für das Layout und
die Herstellung erheblich', meint Maier-Rubner, der darauf hofft, dass im
städtischen Haushalt für 2017 dafür Geld bereit gestellt wird. Falls die
Initiatoren noch Sponsoren fänden, könne das 'Stolperstein-Buch' Ende 2017
erscheinen. Auch die Homepage macht Fortschritte: Das Ziel, alle Biografien
auch auf Englisch anbieten zu können, habe die Initiative fast erreicht, in
den meisten Fällen wird ein Stammbaum abrufbar sein. Die Homepage soll
laufend ergänzt werden. Klaus Maier-Rubner erklärt: 'Wir erhalten immer
wieder neue Informationen oder Fotos zu den bestehenden Biografien.'
Info Erst vor wenigen Tagen wurden in Göppingen vier weitere
Stolpersteine gesetzt. Für die Verlegung der Bronzetafeln für die jüdische
Familie Ottenheimer in der Schumannstraße waren William Otten, ein Enkel der
ermordeten Luise Ottenheimer, mit seiner Frau aus den USA angereist. Wer die
Initiative Stolpersteine Göppingen e.V. unterstützen will, kann dies unter
IBAN DE26 6103 0000 0000 0510 44 beim Bankhaus Martin tun."
Link zum Artikel |
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November 2018:
Gedenkveranstaltungen
zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 |
Pressemitteilung der Stadt Göppingen vom 31.
Oktober 2018: "Veranstaltungen zur Reichspogromnacht in Göppingen - Vor
80 Jahre brannte die Synagoge
In diesem Jahr jährt sich zum 80. Mal die Pogromnacht des Jahres 1938. Wie
in vielen Orten in Deutschland und Österreich wurde auch in Göppingen in der
Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Synagoge angezündet und zerstört.
Nach der Brandstiftung durch einen SA-Trupp aus Geislingen wurden in der
Stadt ein jüdisches Kaufhaus und ein Hotel demoliert, danach alle jüdischen
Männer zwischen 16 und 65 Jahren verhaftet und in den Tagen danach in das KZ
Dachau gebracht.
Am Sonntag, 4. November, um 17 Uhr hält Stadtarchivar Dr. Karl-Heinz Rueß im
Museum im Storchen einen Vortrag über die Ereignisse, die sich vor 80 Jahre
in Göppingen in dieser denkwürdigen Nacht abspielten. Ilona Abel-Utz wird im
Kontext des Vortrags Berichte von Zeitzeugen lesen. Dabei kommen auch die
couragierten Zeitgenossen wie Amtsrichter Dr. Gebhard Müller – der spätere
Staatspräsident und Ministerpräsident Baden-Württembergs – und
Feuerwehrkommandant Karl Keuler zu Wort. Die Ereignisse in dieser Nacht
waren ein Wendepunkt in der 'Judenpolitik' der Nationalsozialisten. Während
es in den ersten Jahren ihrer Herrschaft um die Diffamierung und Entrechtung
der jüdisch-gläubigen Bürger ging, wurde jetzt ihr Leben bedroht und die
Vernichtungspolitik eingeleitet
Der Vortrag behandelt auch die Verfolgung der Straftaten durch die Justiz in
der Nachkriegszeit. In den Jahren 1948/49 wurde in Ulm gegen zehn Personen
wegen des Tatbestands der Brandstiftung und des Landfriedensbruchs
verhandelt. Am Ende wurden acht Angeklagte verurteilt, die höchste Strafe
mit zwei Jahre Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für
drei Jahre erhielt der ehemalige Kreisleiter der NSDAP. Er betonte im
Schlussplädoyer seine Unschuld und insistierte auf sein Unwissen und seine
Befehlsohnmacht. Nur einer der Angeklagten war geständig und sagte, aus:
''Ich habe mich seinerzeit mit meinen übrigen Kameraden in der Absicht nach
Göppingen begeben, um befehlsgemäß an der Brandstiftung der Göppinger
Synagoge mitzuwirken, d. h. sie sogar unter Umständen selbst in Brand zu
stecken.' Ein abschließender Aspekt des Vortrags ist die Entwicklung einer
Gedenk- und Erinnerungskultur. Erstmals fand 1978 am Synagogenplatz eine
öffentliche Gedenkfeier statt, die mit rund 700 Teilnehmern eine starke
Resonanz hatte. Eintritt fünf Euro. Bis 18 Jahre frei.
Gedenken. Am Freitag, 9. November, um 14 Uhr lädt die
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Göppingen (ACK) zum Gedenken an
die Nacht der Synagogenbrände 1938 mit einem ökumenischen Friedensgebet in
der katholischen Kirche St. Maria, die Ansprache hält Pastor Hans Martin
Hoyer von der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Anschließend führt
der Friedensweg mit Kerzen zum Synagogenplatz; dort beginnt um 14:45 Uhr die
städtische Gedenkveranstaltung mit Ansprache von Oberbürgermeister Guido
Till. Im Anschluss lesen Schülerinnen und Schüler der Uhland-Realschule aus
Berichten von Zeitzeugen: das Gedenkgebet 'El male rachamim' spricht Rafael
Mizrahi, Jüdische Gemeinde Stuttgart und Mitglied der Unterstützergruppe Yad
Vashem. Die musikalische Umrahmung übernehmen Thomas Reil (Klarinette) und
Siegfried Köster (Akkordeon).
Lesung zu Mascha Kaléko und weitere Veranstaltungen ..." siehe
Presseartikel
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Januar 2019:
Gedenken am Holocaust-Gedenktag
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Artikel von Annerose Fischer-Bucher in der
"Südwestpresse" (Lokal Göppingen) vom 27. Januar 2019: "Gedenktag
Gedenken an die Opfer des Holocaust. Göppinger erinnern im Schlosswäldle an
die Opfer des Nationalsozialismus. Schüler tragen selbst verfasste Texte
vor.
Es wurden Kerzen angezündet und Kränze am Mahnmal im Göppinger Schlosswäldle
niedergelegt, um das die Teilnehmer am Sonntag einen großen Kreis gebildet
hatten. Am Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und
Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945, der seit
2005 ein internationaler und seit 1996 ein bundesweiter Gedenktag ist,
sangen Schüler der Schiller-Realschule Lieder mit Gitarrenbegleitung. Nach
der Rede von Oberbürgermeister Guido Till sprachen sie selbst verfasste
Texte zum Thema Stolpern im Anschluss an ein Gedicht von Annegret
Kronenberg. Zuvor hatte Raphael Mizrahi von der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Stuttgart ein Gebet auf Deutsch und Hebräisch
gesprochen und gesungen, in dem an jüdische und christliche Opfer des
Nationalsozialismus in deutschen und europäischen Konzentrationslagern
erinnert wurde. Mizrahi nannte die Namen der Lager, in denen sechs Millionen
Juden gefoltert, verbrannt und vernichtet wurden. Über Erinnerung könne man
stolpern, das solle wachrütteln wie die etwa 500 Stolpersteine, von denen
100 in Göppingen vor den Häusern der von den Nazis Verschleppten erinnern
sollen, so die Schüler. Sie führten verschiedene verbale Stolpersteine auf
und äußerten dazu ihre Gedanken: Deportation, Schmerzen und Erniedrigung,
Trauer, Erinnerung, Rassismus und Gegenwart. Die Deportation der 100
Göppinger Opfer habe in der Turnhalle der Schiller-Realschule ihren Anfang
genommen. Die Schmerzen und Erniedrigungen dieser Opfer seien heute nicht
mehr vorstellbar. Man könne dies nicht mehr rückgängig machen. Aber trauern,
sich mit Respekt an die Opfer erinnern und sich bemühen, heute keinerlei
Rassismus aufkommen zu lassen, das sei Aufgabe in der Gegenwart.
OB Till sagte in seiner Rede, dass es ein Schweigen nicht mehr geben dürfe.
'Tragt die Botschaft hinaus, dass wir an die Beendigung der Nazi-Diktatur
und an ihre Opfer erinnert haben', sagte er zu den Teilnehmern der
Gedenkveranstaltung. Und man müsse wachsam sein, denn es gebe Leute, die
einfach darüber hinweg schauen wollten und Ausdrücke wie 'ein Vogelschiss
der Geschichte' benützten. Es sei wichtig, aus der Geschichte zu lernen, und
die Auseinandersetzung der Schüler zusammen mit ihren Lehrern mache
Hoffnung. Till sagte: 'Es ist Pflicht jeden Göppingers, in das
generalsanierte Jüdische Museum zu gehen.' In der Beschäftigung mit
Geschichte könnten für Gegenwart und Zukunft Lehren erwachsen, denn immerhin
habe ein ganzes Volk Hitler gewählt und mitgemacht, obwohl früh klar gewesen
sei, was die Nazis vorgehabt hätten. Nur wenige Ausnahmen hätten sich damals
dagegen gestellt."
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November 2019:
Gedenkstunde zum Novemberpogrom
1938 |
Artikel in der "Stuttgarter Zeitung" vom 10.
November 1938: "Gedenken an die Reichspogromnacht in Göppingen.
Erinnerung und Mahnung auf einem Friedensweg
Gedenkgottesdienst, Friedensweg, Kranzniederlegung: In Göppingen ist am
Samstagabend der Reichspogromnacht gedacht worden.
Göppingen. Weit mehr als 200 Menschen haben am vergangenen Samstagabend
an eines der dunkelsten Kapitel in der Göppinger Stadtgeschichte erinnert.
Nach einem Gottesdienst in der Oberhofenkirche machten sie sich auf einem
Friedensweg zum Synagogenplatz auf, um der Reichspogromnacht zu gedenken,
bei der sich am 9. November 1938 auch am Fuß des Hohenstaufen der von den
Nazis geschürte Hass gegen Juden Bahn brach. Neben der Erinnerung, dies
machte der Oberbürgermeister Guido Till in seiner Ansprache deutlich, gehe
es allerdings, nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines hierzulande
offenkundig wieder zunehmenden Antisemitismus, auch um eine Mahnung und
einen Aufruf zur Wachsamkeit, damit sich etwas Derartiges niemals
wiederholen möge. Im Anschluss daran lasen Schülerinnen und Schüler der
Uhland-Realschule aus Berichten von Zeitzeugen vor, ehe Rafael Mizrahi von
der Jüdischen Gemeinde Stuttgart ein Gedenkgebet sprach."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur (Auswahl):
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern.
1966. S. 84ff. |
| Aaron Tänzer: Geschichte der
Juden in Jebenhausen und Göppingen. Berlin/Stuttgart/Leipzig 1927. Reprint und
zusätzliche Beiträge von Karl-Heinz Rueß über "Die Israelitische
Gemeinde Göppingen 1927-1945" und "Dr. Aron Tänzer - Leben und
Werk des Rabbiners" Weißenhorn 1988. |
| Germania Judaica II,1 S. 281; III,1 S. 444. |
| Dieter Kauß: Juden in Jebenhausen und Göppingen 1777 bis
1945. (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen Band 16).
Göppingen 1981. |
| Walter Keller: Pfarrstraße
33 – Das Haus der ersten Göppinger Synagoge, in: Schwäbische Heimat (1982)
S. 190-193. |
| Doris Kühner: Der Rabbiner Dr. Aron Tänzer und die
jüdische Gemeinde in
Göppingen. Zulassungsarbeit zur Ersten Dienstprüfung für das Lehramt an
Grund- und Hauptschulen an der PH Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd
1981. |
| Karl Heinz
Burmeister (Hg.): Rabbiner Dr. Aron Tänzer. Gelehrter und Menschenfreund
1871-1937. (=Schriften des Vorarlberger Landesarchivs Nr. 3) 1987. |
| Naftali Bar-Giora Bamberger: Die jüdischen Friedhöfe Jebenhausen und Göppingen.
1990. |
| Jüdisches Museum Göppingen in der
Alten Kirche Jebenhausen. (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen
Band 29). Weißenhorn 1992. |
| Karl-Heinz Rueß: "Was in Paris geschah, das habt ihr zu büßen!". Die Reichspogromnacht in Göppingen.
Göppingen 1999.
|
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 71-74. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Zur Geschichte der Familie Geschmay: Anna Laura Geschmay
Mevorach: Von der Schwäbischen Alb zur Venezianischen Lagune.
Göppingen 2011. 176 S. mit zahlr. Abb. 10 €. Erhältlich über Archiv und
Museen der Stadt Tel. 07161-650-190 E-Mail
(museen[et]goeppingen.de).
Links: Buchbesprechung vom 24. Mai 2011 in der "Südwestpresse"
(NWZ Göppingen, Link
zum Artikel) |
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Hans Mayer: Die Firma Bernheimer und der Göppinger Kräutergeist "Borato".
Hrsg. Jüdisches Museum Göppingen 2018. 52 S. Bestellbar beim
Stadtarchiv Göppingen
(stadtarchiv@goeppingen.de) zum Preis von 3,50 €.
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Hinweis auf die Publikationen von Inge Auerbacher
Inge Auerbacher (geb.
1934 Kippenheim), erste Lebensjahre in Kippenheim (Poststraße
20) sowie Jebenhausen und Göppingen; 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert; nach der Befreiung durch die Rote Armee zunächst im
DP-Flüchtlingslager in Stuttgart, kurze Zeit in Göppingen; im Mai 1946
in die USA ausgewandert (New York"), von Beruf
Chemikerin.
Autorin verschiedener Bücher, u.a. autobiographisches Kinderbuch: "Ich bin ein Stern"; lebt in New York.
Wikipedia-Artkel zu
Inge Auerbacher.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Goeppingen Wuerttemberg. The early Jewish
community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49. The few Jews
there in 1462 were expelled soon after and only two families were present in
1849. Another two, arriving from Jebenhausen in the following year, established
the local textile industry and in a short while there were about a dozen
Jewish-owned corset factories in the town, the two largest of which each
employed nearly 1,000 people. By 1880 there were 242 Jews in Goeppingen (total
22,383). A synagogue seated 278 was opened in 1881. The textile industry
recovered after the war and included seven Jewish-owned spinning mills. In the
Nazi era, Jewish public life was maintained in the face of growing anti-Jewish
agitation. The first Zionist meeting was held in 1933, attracting most of the
town's Jews, and a Jewish elementary school was opened in 1936. The influx of
Jews from other settlements balanced those leaving, so that a population of over
300 was maintained for most of the 1930s. The synagogue was burned in Kristallnacht
(9-10 November 1938) and Jewish stores were looted. A total of 259 Jews
emigrated. The 84 who remained were expelled in 1941 and 1942, most to the Riga
and Theresienstadt ghettoes, where they met their end.
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