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Saarlouis (Kreisstadt,
Saarland)
mit Fraulautern, Lisdorf, Wadgassen, Schwalbach
(Saar), Bous, Differten und Felsberg
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Saarlouis bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits wenige
Jahre nach Gründung der Stadt konnten sich zwei jüdischen Familien in der
Stadt ansiedeln (1685). Mindestens eine davon stammte aus Wallerfangen.
1710 wurden die jüdischen Familien auf Betreiben der Zünfte
ausgewiesen. Doch konnten sie 1715 unter bestimmten Auflagen wieder ihren
Gewerben nachgehen (insbesondere als Metzger). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
nahm die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt zu (1788: 15 Familien),
darunter waren mehrere sehr wohlhabend. Die beiden Familien Cerf und Hayem kamen
als erfolgreiche Armeelieferanten zu Wohlstand.
1824 wurden bereits 240 jüdische Einwohner gezählt. Auch die im
benachbarten Roden und in Lisdorf lebenden jüdischen Personen gehörten zur
Gemeinde in Saarlouis (1824 16 bzw. 14 Personen). Das Verhältnis zwischen
Christen und Juden war auf Grund der Konkurrenzsituation zeitweise gespannt,
andererseits liest man in einem Artikel der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" von 1840: "Von Gehässigkeiten zwischen Juden und
Christen ist hier keine Spur zu finden" (s.u.). Bereits im 19.
Jahrhundert hatten die jüdischen Gewerbebetriebe eine große
wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt.
Nachdem seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in anderen Orten der Umgebung
einzelne jüdische Personen/Familien zuzogen, gehörten diese auch zur
jüdischen Gemeinde in Saarlouis (vgl. unten Angaben aus der Zeit um 1925). In Schwalbach
zog im Herbst 1896 der Kaufmann Salomon Ermann zu, der hier ein
Manufakturwarenlager S. Ermann in der Hauptstraße eröffnete. Um 1920 betrieb
Ermann ein Textil- und Möbelgeschäft. In Schwalbach wurden um 1900 sieben
jüdische Personen gezählt, 1905 9, 1912 10. Es handelte sich um Mitglieder der
Familien Kahn, Ermann, Gottschalk und Lichtenstein.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Von 1828 gab es bis 1875 eine jüdische Konfessionsschule (Elementarschule), doch wurde diese auf Grund
von Unstimmigkeiten im Blick auf die
erzieherischen Grundlagen zwischen orthodoxen und liberalen Kreisen in der
Gemeinde wieder geschlossen. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat
in Trier, bemühte sich jedoch einige Zeit um den Sitz des oder zumindest
eines eigenen Rabbinates. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt (bis 1875 Elementarlehrer, danach Religionslehrer), der
zugleich als Vorbeter (Kantor) tätig war. Seit der Zeit um 1880 gab es
zusätzlich einen Gemeindebediensteten, der als Hilfsvorbeter und Schochet
tätig war (vgl. Ausschreibungen unten).
1895 lebten 239 jüdische Personen in der
Stadt, 1910 307 (von insgesamt 15,364 Einwohnern). 1910 gab es im Besitz
jüdischer Personen/Familien 60 Gewerbetreibende, denen mehrere Textil-, Kleider- und
Schuhgeschäfte sowie Handlungen aller Art und einige Industriebetriebe
gehörten. Nachdem
das Saarland 1919 unter die Verwaltung des Völkerbundes kam, verzogen
auf Grund der verschlechterten wirtschaftlichen Situation mehrere jüdische
Familien in andere Städte.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Bonnem
(geb. 18.2.1890 in Saarlouis, gef. 30.3.1918), Gustav Hanau (geb. 27.12.1887 in
Saarlouis, gef. 28.3.1918), Sigmund Hanau (geb. 24.7.1889 in Roden, gef.
31.7.1916), Gefreiter Julius Lazar (geb. 23.7.1892 in Saarlouis, gef. 3.6.1917),
Karl Levy (geb. 9.8.1899 in Saarlouis, gef. 18.10.1918), Gefreiter Myrtil Lewy
(geb. 1.2.1873 in Saarwellingen, gef. 19.4.1918), Walter Lewy (geb. 3.6.1895 in
Saarwellingen, gef. 16.8.1918), Gefreiter Josef Simon (geb. 19.7.1897 in
Saarlouis, gef. 13.8.1917), Max Simon (geb. 3.2.1899 in Saarlouis, gef.
6.6.1918), Siegmund Stern (geb. 3.4.1890 in Rohrbach Krs. Büdingen, gef.
24.5.1916), Hugo Wertheim (geb. 2.11.1869 in Oestrich, gef. 10.6.1915).
Außerdem sind gefallen: Gefreiter Ernst Hanau (geb. 16.6.1892 in Saarlouis, vor
1914 in Darmstadt wohnhaft, gef. 27.10.1917), Manfred Levy (geb. 2.9.1899 in
Saarlouis, vor 1914 in Saarbrücken wohnhaft, gef.
27.10.1918).
Um 1925 gehörten etwa 480 Personen der Synagogengemeinde in Saarlouis an
(von insgesamt etwa 16.000 Einwohnern). Davon wohnte ein Teil in den Orten der
Umgebung (die in Klammern angegebenen Zahlen von 1932): Fraulautern (37),
Lisdorf (9), Wadgassen (6), Schwalbach, Bous (5), Differten (8).
Auch einige in Felsberg lebende jüdische Personen gehörten zur Gemeinde
in Saarlouis. Diese hatten bis 1863 zur jüdischen Gemeinde Wallerfangen
gehört, danach bis 1904 zur jüdischen Gemeinde Beaumarais,
schließlich zur Gemeinde in Saarlouis.
Dem Gemeindevorstand gehörten damals an: L. Wollheim, M. Schloss, Hermann Wolff
und Carl Levy. Zur Repräsentanz gehörten Josef Schoemann, Jakob Juda, Aron
Zander, Emil Levy, Isidor Lazar, Salomon Lazar, J. Kirstein, Jacob Hanau, Gustav
Marx. Als Kantor und Lehrer war Rudolf Loewy angestellt (Vater von Esther
Loewy verheiratete Bejarano, seit 2014 Ehrenbürgerin von Saarlouis, siehe
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano). Er erteilte damals 22
Kindern den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. An jüdischen
Vereinen gab es: die Männer-Vereinigung, der Israelitische Frauenverein
(Ziel: Unterstützung Ortsarmer, Liebesdienste in Krankheits- und Todesfällen),
einen Wohltätigkeitsverein Caritas (Unterstützung jüdischer Armer und
Minjan-Verein), ein Israelitischer Handwerker-Unterstützungs-Verein (Ziel:
Ausbildung jüdischer Handwerker), den Synagogen-Chor (seit 1841), ein
Israelitischer
Armenverein (bzw. Armenkasse; Ziel: Unterstützung durchziehender Armer), den
Israelitischen Jugendbund und den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. 1932
gehörten der Gemeinde noch 274 Personen an. Die Gemeindevorsitzenden waren
inzwischen L. Wollheim, Hermann Wolff und Josef Schoemann. Die Repräsentanz
hatte 12 Mitglieder unter dem Vorsitz von Jacob Juda, G. Max Weil und Louis
Eppstein (siehe unten). Kantor und Lehrer war inzwischen Fr. Nathan.
1933 lebten 364 jüdische Personen in Saarlouis und den Orten der
Umgebung. Nach der Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich 1935
verzogen zahlreiche jüdische Familien von hier, viele nach Lothringen oder nach
Luxemburg. Ende 1935 waren nur noch 95 jüdische Einwohner geblieben. 1938
gab es noch fünf jüdische Geschäfte, die in der Pogromnacht 1938 von
SA-Leuten und zahlreichen Einwohnern der Stadt heimgesucht, geplündert und
verwüstet wurden. Mehrere jüdische Einwohner wurden dabei verletzt. Im Mai
1939 waren noch 41 jüdische Personen in der Stadt. 1940 wurden die letzten
Verbliebenen nach Gurs deportiert.
Von den in Saarlouis geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Auguste Alexander
geb. Mayer (1874), Isidor Alexander (1871), Gustave Alexandre (1872), Kurt Aron
(1908), Eugene Bass (1934), Leonie Beer geb. Cahn (1864), Flora Berger geb.
Zimmt (1893), Arthur Blum (1886), Ida Blum geb. Bravmann (1887), Sofia
Blumenthal geb. Wollheim (1868), Karl Leopold Brach (1859), Flora Brendel geb.
Hanau (1891), Emilie Cahn geb. Fribourg (1879), Leopold (Leo) Cahn (1867), Paul Cahn (1897), Ernst
Eppstein (1920), Fanny Esser geb. Zimmt (1893), Hilde Goldberg geb. Mendel (1896), Siegfried Goldberg (1899), Aron
Goldstein (1897), Fred Gottlieb (1933), Walter Günzburger (1899), Adolf Hanau
(1878), Alfred Hanau (1886), Emilie Hanau geb. Marx (1910), Golda Hanau (1888), Irma Hanau (1906), Leo Hanau
(1907), Ludwig Hanau (1906), Martin Hanau (1878), Rosa Hanau geb. Lazar (1886),
Theodor Hanau (1884), Toni Ella Hanau (1896), Ruth Hirsch (1928), Ilse Julia Joseph geb. Wolfsheimer
(1921), Else Juda (1900), Felix Juda (1899), Isidor Juda (1872), Louis Juda
(1896), Mathias Judciwitz (1893), Marthe Kahn geb. Hanau (1907), Bianka Kamm geb. Freuthal (1900), Elise
Kamp geb. Moses (1874), Fanni Kellermann geb. Zander (1881), Alice Kirchner geb.
Levy (1896), Margot Koppel (1931), Leonie Krauss geb. Moses (1882), Jakob Lazar (1866), Erich Lazard (1899), Max
Michel Lazard (1889), Klara Leva geb. Hanau (1882), Heinz Levi (1922), Johanna
Levi (1923), Bella Levy geb. Samiel (1881), Eugen Levy (1876), Ferdy Levy (1916), Jacob (Jacques)
Kurt Levy (1912), Martha Levy geb.
Gottlieb (geb. ?), Julie Loose geb. Kronenberger (1873), Anna Luebeck geb.
Rosenthal (1863), Käthe Marcus geb. Israel (1892), Herbert Marx (1903), Leon
Marx (1893), Andrée Mayer (1892), Palmyre Dalmira Mayer (1867), Else Mendel
(1906), Hans Meyer (Meijer)
(1901), Helga Meyer (Meijer) (1929), Martha Rosa Meyer (Meijer) geb. Hanau (1904), Karla
B. Michel (1934), Max Michel (geb. ?), Eleonore Nussbaum geb. Stern (1893), Paula Ochs geb. Hanau (1904), Walter Ochs
(1894), Martha Petuchowsky geb. Lazard (1896), Moses Petuchowsky (1885), Alice
Reinheimer geb. Bonnem (1897), Leopold Roelen
(1866), Alfred Rosenthal (1865), Fredi Salomon (geb. ?), Louis Salomon (1900),
Reny Yvonne Schiff (1923), Leonie
Schlochauer geb. Israel (1890), Lothar Schömann (1901), Joseph Schwarz (1889),
Ida Simmenauer geb. Wolff (1885), Albert Simon (1903), Helene Simon geb. David (1900), Rosi Steinfels geb. Michel
(1888), Herbert Sternheimer (1898), Simon Stiefelzieher (1896), Friedrich
(Fritz) Strauss (1873), Rosa Wagner geb.
Aron (1880), David Otto Weil (1884), Johanna Weil geb. Jakob (1884), Siegfried
Weil (1871), Emma Woelfler geb. Samuel (1858), Clara Wolff (1877), Eugen
Wolff (1889), Rosa Wolff geb. Emsheimer (1857), Victor Wolff (1887), Else Wolfsheimer geb. Lazar
(1890), Siegmund (Sigismund) Wolfsheimer (1888), Leo Wollheim (1902), Ludwig
Wollheim (1871), Flora Zander geb. Heiser (1881).
Aus Bous sind umgekommen: Melanie (Minna) Deichmann geb. Kahn (1880),
Eugenie Fanny Mayer geb. Kahn (1878).
Aus Differten sind umgekommen: Samuel (Sally) Nussbaum (1886), Siegfried
Schwartz (1925), Fanny Schwarz geb. Nussbaum (1890), Sigmund Schwarz
(1891).
Aus Felsberg sind umgekommen (nicht alle sicher nachzuweisen, es kann
Verwechslungen mit Felsberg in Hessen
geben): Palmyra Aron geb. Salomon (1901), Johanna Jeanne Bing geb.
Salomon (1903), Selma Blumenkron (1892), Minna Goldmann geb. Schloss (1868),
Sidenia Kahn geb. Salomon (1895), Helena Levie geb. Weingarten (1863), Sophie
Meier geb. Weingarten (1870), Salomon David (1863), Lion Salomon (1869).
Aus Fraulautern sind umgekommen: Kurt Aron (1908), Rosa Gödhart geb.
Hanau (1889), Albert Simon (1903), Sigismund Wolfsheimer (1888).
Aus Lisdorf ist umgekommen: Alfred (Fredy) Salomon (1931).
Aus Schwalbach sind umgekommen: Moritz Gottschalk (1896), Erna Gottschalk
geb. Ermann (1891), Ferdinand Lichtenstein (1903), Herta Lichtenstein geb.
Ermann (1905); vermutlich sind auch umgekommen: August Kahn (1889), Gundella
Kahn geb. Levy (1892), Ruth Kahn (1925). Vgl. weitere Informationen bei
Ferdinand Müller: Das
Schicksal der Schwalbacher jüdischen Mitbürger (2017).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Kultusbeamten
(vgl. auch die allgemeinen Berichte aus dem Gemeindeleben)
Ausschreibungen der Kultusbeamtenstellen: des Lehrers (Elementar-, ab 1876
Religionslehrer), verbunden mit dem Amt des Vorbeters/Kantors 1846 / 1852 / 1857
/ 1863 / 1865 / 1873 / 1876 / 1904 / 1905; dazu Ausschreibungen der Stelle eines
Gemeindebediensteten, Schochet und Hilfskantors 1885 / 1893 / 1901.
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar 1846:
"Gesuche. Die hiesige Gemeinde sucht für nächsten August
oder später einen tüchtigen Lehrer, der die israelitische
Elementarschule übernehme, darin hebräischen, deutschen und womöglich
französischen Unterricht erteilen könnte, auch als Kantor in der
Synagoge einen Chor zu leiten verstehe, außerdem auch in der
Elementarschule Gesangunterricht erteilen kann. Gute Zeugnisse müssen
beigebracht werden. Der jährliche Gehalt beträgt 250 bis 300 Taler.
Nähere Auskunft erteilt auf frankierte Anfragen der
Israelitische Vorstand. Emanuel Rouff, Sohn. L. Lazard. J. Mayer.
Saarlouis in Januar 1846." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. November 1852:
"Die Stelle eines Lehrers, der, zugleich Vorsänger, einen Chor
leiten und Vorträge halten kann, ist in Saarlouis den 1. Januar 1853 zu
besetzen. Das Gehalt ist 250 Taler fix. Bewerber wollen sich unter
frankierter Einschickung ihrer Zeugnisse an den israelitischen Vorstand
daselbst in Bälde melden." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar 1857: "Die
Israeliten-Gemeinde zu Saarlouis sucht für kommende Ostern einen
Kantor, der eine angenehme Stimme hat, einen Chor zu leiten versteht, die
Religionsschule übernehmen kann und zuweilen eine Predigt vorzutragen
versteht. Fixer Gehalt Francs 1.000., Aussichten auf viele
Nebenverdienste. Der israelitische Vorstand." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. November 1861: "Die israelitische Gemeinde dahier
wünscht sofort, respektive bis Januar 1862 einen musikalisch
gebildeten Religions- und Elementarlehrer , welcher den Gottesdienst
leiten und einen religiösen Vortrag zu halten im Stande ist, mit einem fixen
Gehalt von 450 Thalern zu engagieren.
Reflektanten wollen sich baldigst in frankierten Briefen wenden an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."
|
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 9. Dezember 1862: "Für die hiesige Gemeinde wird ein
Kantor gewünscht, der die Religionsschule übernimmt und deutsche Vorträge
abhalten kann. Fixer Gehalt Thaler 500. Offerten franco.
Die Repräsentanten der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1863:
"Die Stelle eines Predigers, Religions- und Elementarlehrers mit
einem jährlichen Gehalt von 400 Talern ist vakant und sofort zu besetzen.
Reflektanten wollen sich in portofreien Briefen wenden an den
Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Januar 1865:
"'Die Stelle eines Elementarlehrers, der zugleich die Funktionen
eines Predigers und Vorbeters zu versehen hat, dabei einige musikalische
Kenntnisse besitzt, mit einem jährlichen Gehalte von 500 Talern, ist hier
vakant.
Reflektierende hierauf wollen sich in portofreien Briefen wenden
an den Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde in Saarlouis, wobei noch
bemerkt wird, dass sich Mittel darbieten, in freien Stunden durch
Privatunterricht die pekuniären Verhältnisse zu verbessern." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1867:
"Die Stelle eines Religionslehrers und Predigers, der auch besonders
ausgebildete musikalische Kenntnisse mit einer guten Gesangstimme besitzen
muss, um als Kantor fungieren zu können, ist mit einem jährlichen Gehalt
von 600 Talern hier vakant.
Reflektierende hierauf wollen sich in portofreien Briefen an den
Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde in Saarlouis wenden,
wobei aber bemerkt wird, dass keine Reiseentschädigung zur Abhaltung
eines Probevortrages gewährt wird." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juli 1873:
"Die israelitische Gemeinde zu Saarlouis sucht zum baldigsten
Eintritte einen musikalisch gebildeten Kantor und geprüften
Elementarlehrer bei einem Gehalte von 600 Talern. - Qualifizierte Bewerber
wollen sich unter Angabe ihrer früheren Stellung und Einsendung ihrer
Zeugnisse baldmöglichst an den Unterzeichneten franco wenden. Der
Verwaltungsrat M. Rosenthal." |
1876 wurde nach Schließung der
Elementarschule die Vorbeterstelle erstmals ohne Anforderung der
Ausbildung zum Elementarlehrer ausgeschrieben: nur noch die Qualifikation
zur Erteilung des Religionsunterrichtes war gefragt: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1876:
"Kantor und Lehrer gesucht. Die hiesige israelitische Gemeinde
sucht bis zum 1. April dieses Jahres einen musikalisch gebildeten Kantor,
welcher zugleich den Religionsunterricht zu erteilen hat. Gehalt 1.800
Mark fix mit nicht unbedeutenden Nebeneinkünften. Erwünscht wäre noch,
wenn derselbe Baal Tokea ist. Qualifizierte Bewerber, welche sich
über ihre Leistungsfähigkeit und frühere Tätigkeit genügen ausweisen
können, blieben sich baldigst an den Unterzeichneten zu wenden.
Saarlouis, 24. Februar 1876. Der Verwaltungsrat M. Rosenthal." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1876:
nachdem erstmals eine Suchanzeige für einen Kantor und Lehrer der
israelitischen Gemeinde Saarlouis in der orthodox-jüdischen Zeitschrift
"Der Israelit" erschienen war (s.o.), wurde weiterhin - mit
demselben Ausschreibungstext - auch über die liberale "Allgemeine
Zeitung des Judentums" ausgeschrieben. |
1879 sollte erstmals - wie in vielen anderen
Gemeinden auch - in Saarlouis die Vorbeterstelle mit der Schächterstelle
verbunden werden |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1879:
"Kantor- und Schächterstelle zu Saarlouis. Den Reflektanten
auf obige Stelle diene zur Beachtung, dass durch ein Engagement ein braver
Schochet, der bereits 15 Jahre hier funktioniert, mit seiner zahlreichen
Familie, ohne jeglichen Grund, brotlos gemacht werden soll. Mir sollte das
Amt eines Schochet aufgedrungen werden; weil ich aber meine Mitwirkung zu
einer solchen ungerechten Handlung nicht bieten wollte, war ich gezwungen,
auch meine Stellung zu kündigen. L. Wolff, Prediger der israelitischen
Gemeinde zu Saarlouis." |
|
Hinweis: die nachfolgende Stelle des
Gemeindedieners/Stadt-Schochet wurde wiederum zunächst in der
orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit", wenig später
auch in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
ausgeschrieben. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1885:
"Saarlouis.
In der hiesigen Gemeinde soll die
Gemeindedienerstelle, verbunden mit den Funktionen des Stadt-Schochet,
bis
zum 1. Juli, spätestens bis zum 1. August dieses Jahres besetzt werden.
Gehalt per Jahr 600 Mark exklusive der Gebühren als Schochet. Bewerbungen
aus Rheinland-Westfalen oder Suddeutschland werden bevorzugt. Reisekosten
werden nur beim Engagement vergütet.
Meldungen nimmt entgegen Robert
Mayer, Saarlouis." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Mai 1885: "Saarlouis.
In der hiesigen Gemeinde soll die Gemeindedienerstelle, verbunden
mit den Funktionen eines Hilfskantors, sowie die eines Stadt-Schochet,
bis zum 1. Juli spätestens bis zum 1. August dieses Jahres besetzt
werden. Gehalt per Jahr 600 Mark, exklusive der Gebühren als Schochet.
Bewerbungen aus Rheinland, Westfalen oder Süd-Deutschland werden
bevorzugt. Reisekosten werden nur beim Engagement vergütet.
Meldungen nimmt entgegen Robert Mayer, Saarlouis."
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|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1893:
"Die Gemeinde Saarlouis sucht für die hohen Feiertage einen
tüchtigen Hilfs-Kantor.
Offerten und Gehaltsansprüche sind zu richten an
Lion Hanau I., Saarlouis." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900: "Wir
suchen für die hohen Feiertage einen Hilfs-Kantor. Der Vorstand der
israelitischen Gemeinde Saarlouis." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901:
"Hilfskantor zu Rosch haschono (Neujahrsfest) und Jom
Kippur (Versöhnungstag) sucht die Israelitische Gemeinde
Saarlouis.
Der Vorsitzende des Vorstandes: J. Lazard." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902:
"Wir suchen für die hohen Feiertage einen Hilfs-Kantor.
Bewerber wollen sich melden an den Vorsitzenden der israelitischen
Gemeinde Saarlouis. J. Moses." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1904:
"Die Vorbeter- und Lehrerstelle der Synagogengemeinde Saarlouis,
mit einem Anfangsgehalt von 1.800 Mark per Jahre exklusive
Nebenverdienst, ist baldigst zu besetzen. Geeignete Bewerber, welche über
eine schöne Stimme verfügen, und das Lehrerexamen bestanden haben,
wollen dem Gesuche ihre Zeugnisse beifügen. Der Vorstand."
|
|
Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1905:
"Vakanzen. Saarlouis. Vorbeter und seminaristisch
geprüfter Lehrer per 1. Juni. Anfangsgehalt Mark 1.800." |
Vorbeter in Fraulautern gesucht (1902)
Offenbar bestand in Fraulautern zeitweise ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. August 1903: "Für die hohen Feiertage suchen wir einen
Vorbeter.
Fraulautern a.d. Saar. Der Vorstand: A. Baum." |
Suchanzeige von Prediger S. Wolff (1877)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1877:
"Gesucht gegen hohes Salair eine tüchtige israelitische Köchin in
gesetzten Jahren, welche befähigt ist, einem kleinen Hausstand
selbständig vorzustehen. Antritt kann sofort oder zum 1. Oktober
erfolgen. Offerten mit Angabe des bisherigen Wirkens nimmt entgegen
K.
Wolff, Prediger, Saarlouis." |
Über Kantor Rudolf Loewy (Vater von Esther
verheiratete Bejarano, geb. 1924 s.u.)
Rudolf Loewy (geb. 1893 in Bad Freienwalde) war seit 1916 verheiratet mit
Margarete (Grete) geb. Heymann (geb. 1896 in Gräfenthal/Saalfeld). Er
war im Ersten Weltkrieg eingezogen und wurde schwer verletzt (ausgezeichnet mit
EK I). Früh war er als Komponist tätig. 1919 bekam er eine Anstellung als
Lehrer und Kantor in Hoppstädten, seit
Ende 1924 in Saarlouis, seit Ende 1925 in Saarbrücken. In der NS-Zeit nach Ulm,
beim Novemberpogrom 1938 verhaftet und in das Gefängnis nach Augsburg
verbracht. 1939 nach Berlin, von Ende 1939 bis zur Deportation im November 1941
Direktor des Waisenhauses Breslau sowie Kantor und Lehrer in der
Storch-Synagoge. Am 25. November 1941 wurden Rudolf und Margarete Loewy nach
Kowno/Kaunas deportiert und ermordet.
Siehe http://rsg-saarlouis.de/wp-content/uploads/2015/08/Rudolf_Loewy.pdf
Aus dem
jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
November 1840 - Gemeindevertreter von Saarlouis
engagieren sich in der Wahl des Bezirksrabbiners zwischen Joseph Kahn (Trier)
und Moses Levy (Merzig) für den erstgenannten
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. November 1840:
"Saarlouis, 6. Oktober 1840: [Nach unserem schon öfter
ausgesprochenen Grundsatze, bei vorkommenden Wahlen eines geistlichen
Oberhauptes, so lange die Wahl noch nicht festgestellt ist, angemessener
Polemik Raum zu geben, um den Interessenten über die Richtung der
Kandidaten, sowie über die Wichtigkeit der Besetzung ein Urteil zu
schaffen, wo hingegen nach geschehener Wahl nur Fakta zur Sprache kommen
dürfen: gestatten wir auch folgenden, uns zugekommenen Zeilen den
Abdruck, Redaktion]. Nach dem Konkurrenzausschreiben des israelitischen
Konsistoriums hoffen wir auf einen wissenschaftlichen Rabbinen, der den
Bedürfnissen der Zeit entspräche.
Diese Hoffnung steigerte sich noch mehr bei uns, als wir mehrere
Rabbinatskandidaten genauen kennen lernten, worunter sich besonders Herr
Kahn durch sein mehrmaliges Auftreten dahier bemerklich machte. Allein zu
unserem Leidwesen erfahren wir nun, dass mehrere Stimmen in unserer Nähe,
sowie in Trier sich zu Gunsten des Rabbinatskandidaten Moses Levy in Merzig
kund geben. Dagegen müssen wir in diesem trefflichen Organe der
israelitischen Angelegenheiten öffentlich protestieren. Denn so
bewanderte derselbe auch im Talmud ist und soweit er es auch in der
spitzfindigen Disputierkunst gebracht hat; so passt derselbe doch
keineswegs 1840 in Preußen an die Spitze der geistlichen Angelegenheiten
eines ganzen Regierungsbezirkes gestellt zu werden. Wie könnte auch ein
Mann, dem jede Sprache außer die des Talmuds, jede Wissenschaft, jede
Grammatik selbst die der hebräischen Sprache unbekannt sind, der daher
ganz folgerichtig neulich bei einer Unterredung mit einem hiesigen Bürger
diejenigen, welche glauben, dass unsere Erde sich um die Sonne bewege (das
kopernikanische System) Kofrim und Apikorsim nannte und zu exkommunizieren
kein Bedenken trug, berufen werden, unsere Schulen zu inspizieren, die
Lehrer zu überwachen und überhaupt unserer Religion auch nur die Achtung
erhalten, deren sie bereits schon gewürdigt wird? Wir bitten daher im
Interesse unserer heiligsten Angelegenheiten die hochlöblichen Behörden,
die Notabeln und alle die, welche bei der bevorstehenden Wahl mitzuwirken
im Stande sind, sich wenigstens darüber zu verständigen, dass wir von
einer solchen Landplage befreit bleiben. x.y.z." |
November 1840: ein Gemeindeglied aus Saarlouis beklagt die Zustände in der
Gemeinde
Artikel
in den "Israelitischen Annalen" vom 20. November 1840:
"Rheinpreußen, November. - Hierzulande herrscht noch ein
bemerkenswerter Stillstand, und eine fast unerträglich Indolenz, während
man von allen Seiten Nachrichten von eingetretenen Verbesserungen
vernimmt. Sehr oft frage ich mich selbst woher es wohl kommen mag, dass
namentlich in Saarlouis und dem ganzen Kreise von den Fortschritten
anderer Gegenden durchaus gar nicht zu einiger Tätigkeit angeregt wird.
Am genannten Orte zählte die Gemeinde etwa 50 Familien, größtenteils
nicht unbemittelt, aber obwohl es weder an Kräften noch an Subjekten
mangelt, so vermisst man doch die anderswo längst ins Leben getretenen
nützlichen Vereine, eine zweckmäßige Bildungsanstalt für die Jugend,
und alles, was die Verhältnisse und die Intelligenz bessern könnte. Die
Schuld mag einzig und allein an der Zaghaftigkeit des Vorstandes liegen,
welcher in seinem guten Willen nicht immer von Kraft und Beharrlichkeit
unterstützt wird, vielmehr in allem zu viel Privatrücksichten obwalten
lässt. In der jüngsten Zeit ist daher hier nicht weiter vorgefallen, als
dass der wohlunterrichtete Kandidat Herrn Cahen aus Wawern öfters seinen
sehr erbaulichen Predigten die Mängel, welche hier wahrgenommen werden,
uns in ein helleres Licht gestellt hat, ohne dass an Abhilfe gedacht wird.
Man hat hier eine prachtvolle Synagoge erbaut, deren Kosten mancher
Familie sehr drückend waren, aber leider muss man sagen, dass dies
schöne Gebäude durch keinerlei Dienst-Ordnung verherrlicht, vielmehr
durch die stehende Unregelmäßigkeit verunstaltet wird. Die Gemeinde hier
und in der Umgegend sind eine hirtenlose Herde, die Rabbiner haben sich
nie um uns bekümmert und die Jugend befindet sich in einem Zustande
gänzlicher Verwahrlosung. Selbst die bevorstehende Wahl eines Rabbinen in
Trier gewährt uns keine Aussicht auf innere Umwandlung; das Einzige, was
hier heilsam sein dürfte, wäre eine gänzliche Trennung der Gemeinden
dieses Kreises von dem Trier'schen Rabbinate. Dieser Gegenstand ist schon
einmal zur Sprache gekommen, allein ungeachtet wir auf Unterstützung der
Stadtbehörde wie der Genehmigung hoher Regierung zu solchem Schritte
gewiss sein könnten, so fehlt doch alle Energie. Früher zählten wir in
unserer Mitte einige Männer von gehöriger Tatkraft, welche sich nicht
scheuten, ein offenes Wort zu reden, und sich für das Gute eifrig zu
verwenden; sie haben uns aber verlassen, und wir müssen es beklagen, dass
sie nicht Nachfolger finden. Wir sprechen dies öffentlich aus, um damit
darzutun, dass nicht Alle die Indolenz teilen; aber nicht jedem steht zu
wirksam einzugreifen. Möchte die öffentliche Stimme dazu dienen, auf
das, was Not tut, aufmerksam zu machen und die schlummernden Kräfte zu
wecken.
Anmerkung des Herausgebers: Ähnliche Bemerkungen sind uns aus jenen
Gegenden bereits mehrere Male zugekommen; wir mögen indes nicht gern in
Allgemeinheiten uns verlieren. Spezielle Übersichten der statistischen
Verhältnisse ganzer Kreise, mit Weglassung dessen, was nur lokales
Interesse hat, werden wir gern aufnehmen." |
März 1841 - Aktivitäten des "Vereins zur Unterstützung des Handwerks und
Ackerbaus"
Artikel
in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 26. März 1841: "Kreis
Saarlouis. Hier ist seit kurzem durch die Vorsteher Joseph Mayer und
Emanuel Rouff, Sohn, manche Verbesserung durchgeführt. Das Wichtigste ist
ein ‚Verein zur Unterstützung des Handwerks und Ackerbaues’,
dessen Mitglieder zugleich sich zur Belehrung über Bibel und jüdische
Literatur versammeln. Der würdige und kenntnisreiche Lehrer, Herr Levy,
hält jeden Sabbat Vorträge, worin er den Mitgliedern das Wissenswerte
erklärt. Man hält zu diesem Ende die Zeitschriften und schafft die
neuesten Erscheinungen dieses Faches an, welche unter den Teilnehmern
zirkulieren. Das treffliche Streben findet bei der Humanität der Zivil-
und Militärbehörden wie der Geistlichkeit gebührende Anerkennung und
jeden erwünschten Vorschub." |
April 1845 - Fortschritte im Synagogen- und Schulwesen der Gemeinde
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 13.
April 1845: "Fortschritte im Synagogen- und Schulwesen. Saarlouis,
1. März (1845). Die Reform-Bestrebungen machen hier und in der Umgegend
sichtbare Fortschritte. Die Elementarschule unter der Leitung des
Herrn Blüth ist in gutem Stande; die Kinder werden regelmäßig in allen
Elementarfächern und in der Religion nach Herxheimers Handbuch
unterrichtet; auch in der französischen Sprache durch den Lehrer Herrn
Levy, der zugleich Lehrer dieser Sprache an der evangelischen vereinigten
Militär- und Zivilschule ist; endlich auch im Singen durch den besten
Gesanglehrer des 36. Regiments. Die alljährlichen Prüfungen sind stets
mit großem Lob der Schulkommission unter Vorsitz des Königlichen
Schulinspektors abgehalten worden. Die Stadtkasse gibt eine jährliche
Steuer von 25 Talern zur Erhaltung der Schule. In der Synagoge ist
der Mizwot-Verkauf längst abgeschafft. Heute, am 1. März, wurde der
Gottesdienst zum ersten Male mit Chorgesang nach der
Braunschweigschen Agende abgehalten. Dieser Chor bildete sich durch das
Bestreben der angesehensten und wohlgebildetsten jungen Leute hiesiger
Gemeinde von selbst. Der würdige Vorsteher, Herr Emanuel Ruof, befördert
und unterstützt alle diese Reform-Bestrebungen auf das lebhafteste; auch
ist er der erste und Haupt-Kommissarius der Schule und nimmt sich
derselben sehr an. Wenn hier der einzige Übelstand gehoben wäre, der
darin besteht, dass die Synagoge noch zur Zeit ein Privateigentum von 6
Familienvätern ist, die zum Teil noch steif orthodox sind, so würde das
Gute und das Bessere hier Riesenschritte machen, namentlich durch den
guten Willen der jungen Leute und durch das edle Streben des genannten
Herrn Rouf." |
März 1847 - die Gemeinde Saarlouis als
"mustergebende" Gemeinde im trier'schen Rabbinatsbezirk
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 14.
März 1847: "Israelitische Zustände. (Von der Mosel, im Februar). –
Langsam, aber desto friedlicher und gesegneter gedeihen auch bei uns die
Früchte der gegenwärtigen Bestrebungen bezüglich der Umgestaltung
unserer religiösen Verhältnisse. Die Gemeinde Saarlouis, offenbar die
gebildetste des trierischen Rabbinates, geht den anderen Gemeinden
mustergebend voraus. Sie hat seit Kurzem auf die Empfehlung unseres Herrn
Oberrabbiners Kahn einen wissenschaftlich gebildeten Lehrer und
Prediger angestellt, der sich bemüht, den reformatorischen
Errungenschaften der Gegenwart in dem Kreise seines Wirkens Geltung zu
verschaffen. Während der kurzen zeit seiner Anstellung wurde das Äußere
des Gottesdienstes würdiger gestaltet, Choralgesänge eingeführt
und der so genannte Tropp beim Vorlesen der Tora abgeschafft.
Weitergehende Reformen werden hoffentlich nicht lange auf sich warten
lassen." |
Juni 1847 - "Religiöse
Fortschritte"
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 20. Juni
1847: "Religiöse Fortschritte. (Saarlouis, im April).
Schon in einer früheren Nummer dieser Blätter sucht uns ein
Korrespondent von der Mosel über den religiösen Stand der
hiesigen Gemeinde zu unterhalten und hebt besonders die Weglassung des so
genannten Trops als sehr lobenswert hervor. Einsender kann der
Unvollständigkeit jenes Referats wegen nicht umhin, dasselbe im Interesse
der guten Sache und als Beispiel für ähnliche kleinere Gemeinden zu
vervollständigen und zu ergänzen.
Der Gemeinde Saarlouis, welche durch das Streben bewährter Männer und
namentlich durch längeres dasiges Verweilen des Oberrabbiners Kahn aus
Trier einsehen gelernt, dass die Religion mit den Erfordernissen der Zeit
Hand in Hand gehen müsse, ist wirklich vor allen anderen israelitischen
Gemeinden unseres Bezirkes das Verdienst zuzuschreiben, dass in ihr schon
mehrere Jahre der Gottesdienst durch Choralgesang verherrlicht wird
und deutsches Wort sich schön längst durch Rabbiner und Lehrer in
der Synagoge eingebürgert hat. Seit einem halben Jahr nun seiht
sie durch Bestellung des Lehrers und Predigers Herrn Haase, einen
Mann an ihrer Spitze, welcher nicht nur seinem Amte als Heranbilder der
Jugend und Verkünder des heiligen Wortes, Ehre macht, sondern als wahrer
Volkslehrer die Gemeinde, soviel in seinen Kräften steht, nach innen zu
bilden und nach außen zu heben sucht. Über dessen gehaltvolle Predigten,
die nicht nur Erbauung, sondern auch Belehrung des wahrhaft Zeitgemäßen
zum Ziele haben, behaltet sich Schreiber dieses in einem besonderen
Artikel zu referieren vor.
Was Kultusverbesserungen betrifft, sieht man hier ganz geräuschlos
manche zeitgemäße Abänderungen eingeführt. So zum Beispiel wird das
Gebet für den Landesvater durch den Prediger in deutscher Sprache
abgehalten, bei welchem am Schlusse für die Erlösung und Befreiung von
allem Drucke Herzerhebende Worte gesprochen werden. Die Haftara wird jedes
Mal ins Deutsche übersetzt. Ferner sieht man in der nächsten Zukunft
einer geregelten Synagogenordnung entgegen, nach welcher die Weglassung
der Piutim und sonstiger veralteten Gebetstücke in Aussicht steht.
Möchten doch unsere Nachbargemeinden solche und ähnliche Verbesserungen,
welche selbst bei der Orthodoxesten nicht den mindesten Anstoß finden und
dennoch den Weg zum allgemeinen Besseren anbahnen, einzuführen beginnen.
Einsender dieses ist selbst Augenzeuge des wohltätigen Einflusses solcher
Verbesserungen besonders auf die jüngere Generation, welche sich mit
Interesse und Wärme der Religion zuwendet. Auch dies ist ein Beweis, wie
wohltätig dennoch die viel angegriffenen und unwürdigen Verunglimpfungen
ausgesetzten Beschlüsse der Rabbinerversammlung auf empfänglichere
Gemeinden wirken.
Besonderer Erwähnung in diesen Spalten verdient nun noch ein neu
entstandenes, für die Zukunft viel versprechendes Institut. Durch Aufruf
des genannten Herrn Haase an die hiesigen Gemeindeglieder und durch dessen
rastloses Bemühen hat sich nämlich ein Verein gebildet, dessen
Hauptaufgabe die religiöse Erkenntnis der Gegenwart und mäßiges
Fortschreiten durch dieselbe, nächstdem aber die Verbreitung auserlesener
literarischer besonders jüdischer Produktionen. In einem eigens zu diesem
Zwecke eingerichteten Lokale wird das Beste aus des Tagespresse und
sonstigen literarischen Erscheinungen mit besonderer Rücksicht auf
jüdisches Gebiet in geselligen Kreisen gelesen und besprochen. Außerdem
werden allwöchentlich Vorlesungen und religiöse Betrachtungen abgehalten.
In letzteren hat Herr Haase es sich zur Aufgabe gestellt, die Bibel und
zwar bis jetzt die Schöpfungsgeschichte auf biblischer Grundlage vom
philosophisch kritischen Standpunkte und soviel möglich populär zu
erklären. Dieses Verfahren scheint wirklich der geeignetste Weg um wahre
Aufklärung zu verbreiten, indem hierbei das Volk auf dem Wege der
Belehrung auf die Grundlage seiner Religion zurückgeführt wird. Dieser
Verein hat sich durch seine Tendenz und besonders durch die erwähnten
gehaltvollen Vorträge der allgemeinen Teilnahme der Wohlgesinnten aller
Konfessionen zu erfreuen. Der beste Beweis hierfür ist, dass gleich nach
der feierlichen Eröffnung, bei welcher viele achtbare christliche Bürger
zugegen waren, mehrere sich demselben anschlossen. Ferner bestieg eines
der christlichen Vereinsmitglieder, der Herr Zivil- und Garnisonsprediger
Rindfleisch, in voriger Woche die Tribüne und richtete herrliche
kräftige Worte über die Hoffnungen, die von dem Streben einer solchen
Gemeinde, besonders aber von diesem jungen Institute, zu hegen seien und
über die Mittel, diese Hoffnungen verwirklicht zu sehen, an die
Versammlung. Besonders nahm er Bezug, nachzuweisen, wie solche Vereine und
Vereinigungen zum allgemeinen Interesse für Belehrung, Veredlung und
Bildung die geeignetsten Mittel seien, die noch vorhandenen Klippen der
menschlichen Gesellschaft zu ebnen. Den Schluss machte ein allgemein
gehaltenes kurzes Gebet. Solche Ereignisse geben gewiss das beste Zeugnis,
dass bei unserer gebildeten christlichen Bevölkerung die
Emanzipationsfrage zu unseren Gunsten gelöst ist, obgleich dies von oben
herab noch nicht geschehen.
Möge die hiesige Gemeinde in diesem Sinne unter der Leitung ihres
würdigen Predigers in ihren Bestrebungen zur Veredlung und Verherrlichung
unseres Teuersten, des Glaubens, unter Hintansetzung aller Selbstsucht und
alles Eigennutzes fortfahren und die Früchte zu deren besserem Gedeihen
werden sicher nicht ausbleiben." |
November 1854 - angesichts der Berichte aus den 1840er-Jahren nicht ganz
verständliche Kritik an der Gemeinde und ihrem Prediger
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1854: "In
Saarlouis ist der Indifferentismus zuhause, es ist ein Prediger
angestellt, der predigt nicht, wenn er predigt, lässt man ihn stehen;
selbst eine Elementarschule kommt nicht gut fort." |
1879 - Zwei jüdische Bürger werden in den Stadtrat gewählt
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Januar 1879: "Saarlouis,
27. Dezember (1878). Der geehrte Korrespondent aus Hannover frägt in Nr.
52, indem er die Berufung von zwei jüdischen Sachverständigen zur
Reichsenquete für die Baumwollen und Leinenindustrie nach Berlin
erwähnt: ‚Was wird die Saarzeitung dazu sagen?’
Da dieses ultramontane Organ wohl größtenteils durch meine Kämpfe mit
ihr in den jüdischen Kreisen bekannt wurde, so glaube ich das Recht und
die Pflicht zu haben, auf diese Frage einzugehen. Obwohl das erwähnte
Blatt, sowohl in Hinsicht des geistigen Inhalts, wie auch des Leserkreises
mit zu den geringsten Presseprodukten Deutschlands gehört, so hat es
trotzdem stets den besten Willen gezeigt, gegen alles, was Juden und
Judentum heißt, zu Felde zu ziehen. Doch Amalek ist gefallen, ist in
seinem eigenen Lager tief gedemütigt worden. Nicht allein, dass die
Saarzeitung durch Entziehung des Postdebits für Elsass-Lothringen den
größten Teil ihrer Abonnenten verloren, sie musste es erleben, musste es
mit ansehen, musste ihre eigenen Spalten zu der Mitteilung eröffnen, dass
in Saarlouis, dem Sitze des unverfälschten protestierenden Franzosentums,
dem Sitze des schwärzesten Ultramontanismus, zwei Juden in der
Stadtrat gewählt wurden; noch mehr, dass von 6 neu gewählten
Stadträten 5 Liberale aus der Urne hervorgingen. Was die Saarzeitung dazu
sagt? – Sie verhüllt weinend ihr Haupt und muss trotz ihrer dunklen
Umhüllung erkennen, dass es auch hier Gott sei Dank beginnt, lichter zu
werden, dass selbst ihre eigenen Anhänger ihr den Rücken kehren. Von den
zwei zu Stadträten gewählten Israeliten gehört der erstere, Herr Moses
Cahn (nicht: Cuhn) – welcher auch, nebenbei gesagt, ein eifriger
Beförderer aller jüdischen Institutionen ist, - schon mehrere Jahre zu
den Vätern der Stadt. Der zweite Herr Cerf Sribourg, ein junger
intelligenter Kaufmann, wird sich durch seine allgemeine Beliebtheit
ebenfalls einen dauernden Platz neben seinem älteren und tüchtigen
Kollegen erringen."
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1879 - Die Rabbinerfrage
führt zu Spannungen zwischen den Gemeinden |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Februar 1879:
"Saarlouis, Februar 1879. Im Anschluss an meine Korrespondenz in Nr. 2
dieser geschätzten Zeitung bin ich heute wieder in der Lage, aus der
dunkelsten Ecke des deutschen Vaterlandes einen Lichtblick melden zu
können. Wir zählen unter den Vätern dieser ultramontanen Stadt nicht
allein, wie schon mitgeteilt, zwei jüdische Stadtverordnete, sondern
einer derselben, Herr Moses Cahn (nicht Cohn, wie es irrtümlich in Nr. 2
heißt)., ist als Mitglied des Schulkuratoriums gewählt und bestätigt
worden. In hiesigem Kuratorium haben nun Sitze: der katholische Dekan, der
Kaplan, protestantische Geistliche und – ein Jude! Hoffentlich wird
dieses Quartett immer recht harmonisch gestimmt sein. – Die Rabbinerfrage
hält seit einem Jahre die Gemüter der israelitischen Bewohner des
Regierungsbezirks Trier, speziell des Saarkreises in steter Bewegung.
Zuerst war es die Hauptgemeinde Trier, die wie natürlich, als künftiger
Sitz des Rabbiners, eifrigst für die Neubesetzung Propaganda machte. Die
unteren Saarkreise konnten sich mit der Hauptgemeinde nicht einigen und
wollen jetzt ebenfalls einen Rabbiner. In einer Delegierten-Versammlung zu
Saarbrücken wurde beschlossen, den Sitz des Rabbiners nach Saarbrücken
zu bestimmen. Nun wollen die Vertreter von Saarlouis den Rabbiner; der
Delegierte für Neunkirchen will ihn dorthin. Alle diese Vertreter handeln
ohne Einverständnis ihrer Gemeinden. – Saarbrücken
hat keine Synagoge und keinen Gottesdienst (das Minjan in einem gemieteten
Lokale am Sabbat kann wohl dafür nicht gelten. – Die Gemeinde Saarlouis
besoldet mit großen Opfern einen eigenen Prediger; Neunkirchen
ist ein Dorf und herzlich froh, einen jährlichen Gehalt für den Lehrer
aufbringen zu können. Die größte Gemeinde Merzig
hat seit Jahren einen als talmudische Kapazität bekannten More-Zedek und
will sich unter keiner Bedingung einem Rabbiner anschließen. – Also
Spaltung von allen Seiten." |
Eine ungewöhnliche Beisetzung (1878) - eine mit einem
christlichen Mann verheiratete jüdische Frau wird beigesetzt
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. November 1878:
"Saarlouis, 14. November (1878). Ein ebenso seltenes wie ungewöhnliches
Leichenbegängnis sahen wir in diesen Tagen durch die Straßen unserer
Stadt ziehen: an der Seite des christlichen Leidtragenden der jüdische
Geistliche im Ornat und dahinter eine ebenso große Zahl israelitischer
wie christlicher Einwohner von hier und Umgegend. Der Sarg enthielt die
Überreste einer im 26. Jahre verstorbenen Jüdin, welche vor einem Jahre
mit ihrem Manne, einem christlichen Musikdirektor, hierher gekommen. In
der Lebensgeschichte der Verstorbenen machte sich eine alte Erfahrung
geltend: solange der Mensch im Vollbesitze seiner Gesundheit ist, glaubt
er oft ohne Religion und Gotteswort recht gut leben zu können; sobald
aber Not und Krankheit an ihn herantreten, da erwacht das Gewissen, die
längst verblichenen Bilder der Jugend drängen sich hervor und die lange
vernachlässigte Religion fordert wieder ihre Rechte. So auch hier, die
Frau erkrankte und als die Ärzte ihren Zustand für hoffnungslos
erklärten, wurde der Prediger der israelitischen Gemeinde, Herr L. Wolff,
zu der Kranken gerufen, welcher Trost bringen sollte. Als derselbe sich
überzeugte, dass die Frau, trotz der Zivilehe mit einem Christen, Jüdin
geblieben, geschah von Seiten der israelitischen Gemeinde und von dem
Frauenvereine alles Mögliche, um das Leiden der Kranken zu mildern und
das Gemüt zu erheben. Nach dem längst erwarteten Tode war die
Bevölkerung, welche mit regem Interesse diese Vorgänge verfolgte, nicht
wenig auf das Begräbnis gespannt. Man durfte mit Recht erwarten, dass der
Prediger Wolff, welcher durch seine zahlreichen Kämpfe mit den
ultramontanen Organen ebenso gefürchtet wie allgemein geachtet wird,
diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen würde, ohne über die
eigentümlichen Umstände, sowie über die Zivilehe sich auszusprechen.
Wenn die Zuhörer aus allen Konfessionen sich je nach ihrer Stellung zu
dieser Frage eine Verdammung oder eine Beschönigung erwartet haben, so
wurden alle getäuscht. Als er die äußeren Kämpfe der Heimgegangenen
schilderte, welche in der frühesten Jugend von der Heimat sich trennen
musste und im vorigen Jahre an einem Tage zwei Kinder verlor, kam der
geschätzte Redner auf die inneren Kämpfe ihres Lebens und sprach
ungefähr Folgendes: ‚Wer kennt nicht das Verlangen des Weibes nach
einer festen, männlichen Stütze im Leben, besonders wenn es allein
steht, allein auf seine schwachen Kräfte angewiesen ist? Und wenn sie nun
einem Manne die Hand zum ewigen Bunde reichte, der ihr wohl sein ganzes
Herz, sein redlich Streben widmete, nicht aber in einer Sprache mit ihr zu
dem Vater über den Sternen betete – wenn sie anstatt der Verfügung der
Weltstadt zu verfallen, dem Manne ihrer Wahl in rechtlicher Ehe angehören
wollte, auch wenn nicht des Priesters Hand den Bund segnete, wer wollte da
den Stab über sie brechen, wer wagt es, den ersten Stein auf diese Sünde
zu werfen? Wahrlich m.A., ich bin kein Verehrer, viel weniger |
denn
ein Lobredner jener modernen Ehen, die da glauben, ohne Religion, ohne
Kultus recht gut leben zu können; alle Erfahrungen zeigen uns, dass in
einer solchen ehe nie eine vollkommene Übereinstimmung herrschen kann,
aber ich kenne die Anforderungen des Lebens und weiß zu unterscheiden
zwischen dem Zwange der Armut und der Hilflosigkeit und dem Reichtum,
welcher in bodenloser Gleichgültigkeit oft der Religion den Rücken
kehrt. Wenn ich hier und in diesem Falle kein Vergehen finde, so verdamme
ich dagegen die Sucht der Großen, welche um ein Adelsdiplom oder um eine
Herzogskrone ihren Gott, den Glauben ihrer Väter verkaufen. Mir aber ist
jetzt die Aufgabe geworden, als jüdischer Prediger einem Christen Trost
zu sprechen, eine Aufgabe, vor der ich nicht zurückschrecke, denn Gottes
Wort ist dasselbe, in welcher Sprache es auch geschrieben, Gottes Wort und
Trost findet Eingang in die Herzen aller Leidenden und Gebeugten.’
Keiner der Teilnehmer verließ trockenen Auges die Stätte der Trauer. Die
Israeliten hörten mit gerechtem Stolze solche Worte aus dem Munde ihres
verehrten Predigers, die Christen erkannten rückhaltlos, dass eine solche
Sprache, erfüllt zugleich von innigem Glauben und wahrer Menschenliebe,
die Herzen aller rechtlichen Menschen erheben müsse. Der Leidtragende
ehrte den Frauenverein und den Prediger Wolff durch eine öffentliche
herzliche Danksagung." |
Spendenaufruf für eine in Fraulautern in Not geratene
jüdische Familie (1885)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1885: "Dringende
Bitte! Den Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen kennend,
erlaube ich mir, an alle Wohltätigen Israels, mit der bescheidenen Bitte,
Linderung des Elends, zu wenden.
Am verflossenen Donnerstag, starb in
unserer Filialgemeinde Fraulautern, in Folge eines unglücklichen
Falles, ein armer Mann, der eine Frau mit fünf unerzogenen Kindern in den
drückendsten Verhältnissen hinterließ. Die Kinder sind, sozusagen,
nackt und schreien um Brot, und die unglückliche Mutter kann ihnen keines
geben. Wohl wurde in der Eile gesorgt, das augenblickliche Elend zu
mildern, aber es genügt nicht, die Kinder wollen gekleidet sein, und der
Winter ist vor der Tür. Darum Glaubensgenossen! Helft! Und übet diese
wahrhaft große Mizwa. Etwaige Spenden beliebe man gefälligst an
mich oder an die Expedition dieses Blattes zur Weiterbeförderung gelangen
zu lassen. Saarlouis, 24. August 1885. A. Wolff, Kantor.
Wir sind gerne
bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern." |
Ein jüdischer Vizefeldwebel wird auf Grund seiner
Religionsangehörigkeit nicht in das Offizierscorps befordert (1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Dezember 1889: "Saarlouis, 13. Dezember (1889). Man
schreibt der 'Frankfurter Zeitung': Anknüpfend an den im heutigen zweiten
Morgenblatt Ihrer geschätzten Zeitung enthaltenen Artikel über den
Ausschluss der Juden vom Offizierscorps gestatte ich mir, Ihnen in
Nachstehendem eine Tatsache zu berichten, die zwar älteren Datums ist,
aber deshalb nichts an Aktualität verloren haben dürfte. Im Jahre 1861
trat bei dem damals hier garnisonierenden Hohenzollern'schen
Füsilier-Regiment Nr. 40 der Sohn einer hiesigen, hochangesehenen
israelitischen Familie zur Ableistung seiner Dienstpflicht als
Einjährig-Freiwilliger ein. Nach Ablauf der Dienstzeit und nach
Absolvierung der vorgeschriebenen Dienstleistungen wurde er zum
Vizefeldwebel befördert und schließlich, nach Ablegung der
Offiziersprüfung, im Jahre 1864 zur Wahl als Reserveoffizier
vorgeschlagen und vom Offizierscorps auch gewählt. Dennoch wurde der
Beförderungsvorschlag an höchster Stelle abgelehnt. Da diese Ablehnung
nicht von Motiven begleitet war, so muss der Grund derselben wohl oder
übel in der Religionsangehörigkeit des Aspiranten gesuchten werden, und
zwar schon deshalb, weil jede andere Vermutung, der ganzen Lage der Sache
nach, völlig ausgeschlossen erscheint. (Das Resultat dieser und anderer
Nachrichten ist, dass alle militärischen Instanzen an dem Ausschluss der
Juden vom Offizierscorps beteiligt sind. Redaktion der Allgemeinen Zeitung
des Judentums)." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Myrtil Lazard und Leopold Lazard werden im
Militärdienst befördert und dekoriert (1867)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Januar 1867: "Saarlouis, im Dezember (1866). Welcher
Fortschritt in der zwingenden Macht der Verhältnisse liege, deren
Einwirkung sich auch der strengste Konservatismus auf die Dauer nicht
erwehren kann; wie dem Rechte sein Sieg endlich wired, - wenn auch stetig
und langsam - so nur auf Seiten der Rechts-Entratenden die treue
Pflicht-Übung gegen das Vaterland nie fehlt und bis zur Musterhaftigkeit
hervorleuchtet; dies beweisen auf dem Gebiete der neuesten
vaterländischen Geschichte die Dekorationen, deren auch Militärpersonen
jüdischen Glaubens teilhaftig wurden.
Der Umschwung der Ideen zum Bessern, selbst in den höchsten Kreisen,
tritt, - so will es das neckische Geschick - diesmal hierorts
beispielsweise an einer und derselben höchst achtbaren Familie
zutage.
Während nämlich dem ältesten Sohne des jüdischen Bankhauses Witwe
Louis Lazard dahier, Herrn Myrtil Lazard, der vor einigen
Jahren, nach zurückgelegtem einjährigen Freiwilligendienst vom ganzen Offizier-Corps
seines Regiments einstimmig als Landwehroffizier erwählt worden
war, die allerhöchste Bestätigung aus Rücksicht auf sein
Glaubensbekenntnis versagt blieb, ist nunmehr dessen jüngster Bruder Leopold
Lazard Unteroffizier vom 70. Infanterie-Regiment, in Folge des
jüngsten Feldzuges mit der Dekoration als Inhaber der Militär-Auszeichnung
bedacht worden. Derselbe soll nämlich in dem Gefechte
bei Werbach im Großherzogtum Baden, mit einer von ihm geführten, nur
10 Mann starken Patrouille, im dichtesten Kugelregen die Verbindung seiner
Waffengefährten hergestellt haben. Ungeachtet der Nichtbestätigung des
älteren Bruders, hat doch auch dieser während des ganzen Feldzuges bei
der Main-Armee Offizierdienste versehen. Bekanntlich ist das, dem Herrn
Leopold Lazard verliehene, Militär-Ehrenzeichen am 30. September 1866 in
zwei Klassen als Auszeichnung vor dem Feinde gestiftet, und stehen
Schildwachen vor diesem Ehrenzeichen mit Gewehr über still. Möge es
Herrn Leopold Lazard vergönnt sein, sich und seinen Glaubensgenossen auch
fernerhin Ehre zu machen. S...." |
Zum
50. Geburtstag von Bruno Weil (1933)
Anmerkung: Dr. Bruno Weil (geb. 1883 in Saarlouis, gest. 1961 in New York)
war seit 1910 Rechtsanwalt beim Landgericht Straßburg, seit 1920 Rechtsanwalt
und Notar in Berlin. 1936 emigrierte er nach Argentinien, später in die USA.
Literatur: Peter C. Keller (Hrsg.): Mutterkorn Vaterland: Bruno Weil: Autor -
Advokat - Politiker. Ein Lesebuch. St. Ingbert 1988.
Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins"
("CV-Zeitung") vom 4. April 1933: "Bruno Weil 50 Jahre
alt.
Als am 4. April unser altbewährter Freund Bruno Weil die Feier seines 50.
Geburtstages beging, konnte er auf ein ebenso arbeitsreiches wie
wechselvolles Leben zurückblicken. Im Saarlande geboren, ist Weil
in frühester Jugend nach Metz übergesiedelt und dort aufgewachsen.
Bereits als Student trat er für seine Ideale, für die Vermählung von
Deutschtum und Judentum ein; als Angehöriger einer K.C.-Verbindung (sc.
Kartell-Convent
der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens) war er
in diesem Sinne organisatorisch, schriftstellerisch und rednerisch tätig.
Ee ist getragen von seinem süddeutsch-elsässischen Einschlage, der im
Gesamtrahmen der deutschen Vaterlandes auf die Sonderart seiner Heimat
besonders stolz gewesen ist. Bruno Weil hat später die K.C.-Jahrbücher
geschaffen, in denen unter seiner Leitung und maßgebenden Mitarbeit
große grundsätzliche Fragen der deutschjüdischen Jugend erörtert
wurden. Sein Werk 'Juden in der deutschen Burschenschaft' schaffte ihm
einen wohlbekannten Namen. Als Anwalt ließ er sich in Straßburg nieder.
Nach dem Kriege aber traf ihn das Schicksal der Ausweisung aus dem Elsass.
Er musste Straßburg verlassen. Sein neuer Wohnsitz war Berlin. Hier hat
er sich seiner vertriebenen Landleute außerordentlich angenommen und in
den Kreisen der ihrer Heimat beraubten Elsass-Lothringer viel Elend
lindern können. Er verfasste mehrere schwierige juristische Fragen
lösende Werke über die Rechtslage der verdrängten Auslandsdeutschen,
die auf diesem verwickelten Rechtsgebiet viel Klärung geschaffen
haben.
Bereits in Straßburg hatte Bruno Weil sich im Centralverein betätigt. In
Berlin stellte er sich pflicht- und überzeugungsgetreu zu seiner
Verfügung und wurde bald zu einem der Stellvertreter des Vorsitzenden
gewählt. Literatisch trat er durch eine Reihe von geschichtskritischen
Werken hervor.
In Weils starker Vitalität verkörpert sich seine Heimat. Sie zeigt sich
namentlich in einer glänzenden Rednergabe, die auch den großen Kreis
unserer Freunde oft erfreut und erhoben hat. Ihm ist die Kunst
feingeschliffener Ausführungen, besonders in der Debatte, gegeben. Sein
starker Wille ist für seine Mitarbeiter gewiss nicht immer bequem; aber
die Fülle der Anregungen, die er gibt, die sichere Art, in der er
entscheidende Gesichtspunkte sucht und findet, lassen aus seinen
Ausführungen stets reiche Anregungen und fortreißende Lebendigkeit
fließen.
Wir wünschen unserem Freunde zur Feier der Höhe seines Lebens von Herzen
alles Gute. Mögen ihm noch viele Jahrzehnte segensreichen Wirkens
beschieden sein. L.H." |
Hinweis auf die in Saarlouis geborene
Esther Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis)
Esther
Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des
Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie
nach Saarbrücken, wo ihr Vater fortan als Oberkantor tätig war. 1936 verzog
die Familie nach Ulm, wo er eine neue
Stelle als Kantor fand. Nun besuchte Esther Loewy das
Jüdische Landschulheim Herrlingen.
Ihre Geschwister konnten alsbald emigrieren, Esther blieb allein bei ihren
Eltern, die nach Neu-Ulm zogen. Ihre
Eltern versuchten auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater
wurde 1939 nach Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte
ein zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern
wurden im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943
von Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen
Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer
erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück
überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die
Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).
|
Esther Bejarano ist seit 2008 Ehrenbürgerin
von Saarlouis.
Artikel zum 95. Geburtstag von Esther Bejarano:
http://www.hagalil.com/2019/12/esther-bejarano/ |
Jüdische Familiengeschichte
Über die Familie Mayer Eppstein, darunter der
Vorsitzende der Repräsentanz der jüdischen Gemeinde Ludwig Eppstein (um 1932)
- eine exemplarische süddeutsch-jüdische Familiengeschichte von Rolf Michael
Mayer (2009)
HaLevi – Eppstein – Eppler – Mayer. Vier Namen – eine Familie
1335 erteilte Kaiser Ludwig IV. (Ludwig der Bayer) Gottfried von Eppstein die Erlaubnis, im Tal und an seiner Burg Eppinstein im Taunus 10 jüdische Familien anzusiedeln. 1392 siedelte sich die Familie Eppstein in Frankfurt am Main an. Ihr ursprünglicher Name war HaLevi gewesen, was sie als Angehörige des Stammes der Leviten auswies.
Wie bei vielen Juden wurde dieser Herkunftsort zum späteren Nachnamen - hier
Koppelmann (von) Eppstein. Nathan HaLevi Eppstein war von 1450 - 1470 Oberrabbiner in Frankfurt. Gegen Ende des Fettmilch-Aufstandes 1612 - 1614 wurden alle Juden aus Frankfurt vertrieben und die inzwischen weit verzweigte Familie Eppstein zerstreute sich in alle Richtungen.
1674 tauchte der Name erstmals in Mannheim auf, als ein
Jesaias Eppstein als Mitbegründer des jüdischen Begräbnisvereins genannt wird. Ab 1730 wird ein
Jacob Eppstein mehrmals in den Mannheimer Ratsprotokollen erwähnt. 1743 saß er wegen nicht bezahlter Verbindlichkeiten zeitweise im Arrest.
Drei Kinder seines Sohnes Mayer Löb Eppstein gingen in die Pfalz: Sara als Dienstmagd nach
Mutterstadt, ebenso ihr Bruder Joseph, der in der dortigen jüdischen Gemeinde Vorsänger wurde. Er nannte sich später
"Eppler" und ist der Ur-Urgroßvater von Heinz Eppler, der mit seinen Eltern vor den Nazis flüchten musste und heute in den USA lebt. Heinz Epplers Großvater Isidor starb 1941 im Lager Gurs in den Pyrenäen und dessen zweite Frau Bertha 1944 in Marseille.
Joseph Eppler starb 1869 in Mutterstadt und wurde auf dem
jüdischen Friedhof in Fußgönheim beigesetzt.
Der dritte, Jacob Mayer Eppstein arbeitete 1806 und 1807 als Lehrer in Iggelheim und heiratete 1807 in
Fußgönheim die Tochter des Händlers Moyse Hirsch. 1808 ging er nach
Ruchheim, wo er bis 1814 Lehrer der jüdischen Gemeinde war. Hier wurde 1810 der Sohn Jacob geboren, der später ebenfalls Lehrer wurde und im Saarland und Hunsrück tätig war. Als
Mayer Eppstein wurde er 1880 in St. Wendel
begraben (Link
zum Grabstein). Sein Sohn Ferdinand Eppstein wirkte als Lehrer in
Hoppstädten (Kreis Birkenfeld, siehe
Artikel zu ihm auf der Textseite zu
Hoppstädten) und wurde 1859 Abgeordneter des Provinzialrats in Birkenfeld.
Dessen Sohn Ludwig Eppstein war 1932 im Vorstand der jüdischen Gemeinde von
Saarlouis. Ludwigs Sohn Ernst Eppstein, am 27.1.1920 in Saarlouis geboren, wurde im französischen Lager Trancy interniert, am 14.8.1942 mit Transport 19 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet
Aus dieser Linie stammen viele Eppsteins, die heute in Israel, USA und anderen Teilen der Welt leben.
Ein weiterer Nachkomme ist Dr. Paul Eppstein, der 1902 in Ludwigshafen geboren wurde und von 1928 - 1933 Leiter der Volkshochschule
Mannheim war, bis die Nazis ihm die weitere Ausübung dieser Tätigkeit untersagten. Er ging daraufhin nach Berlin in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, von wo er im Januar 1943 mit seiner Frau, Dr. Hedwig Strauss, ins Lager Theresienstadt deportiert wurde. Dort angekommen, wurde er zum
"Ältesten der Juden" bestimmt. In dieser Funktion hatte er die Anordnungen der Lagerleitung umzusetzen und musste unter anderem auch Transporte in die Vernichtungslager zusammenstellen. Am 27. September 1944 wurde er von der SS verhaftet und erschossen.
Aus der Ruchheimer Linie stammt auch
Eugen Eppstein, der als Mitglied der Kommunistischen Partei 1924 Reichstagsabgeordneter der Weimarer Republik war und 1943 im KZ Lublin-Majdanek ermordet
wurde (siehe Wikipedia-Artikel
"Eugen Eppstein"). Sein Name findet sich auf einer Liste mit 33 Namen bekannter deutscher Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Heinrich Mann oder Kurt Tucholsky, welche die Nationalsozialisten 1933 (bis auf Albert Einstein) ausbürgerten.
Der offizielle Name der Familie war seit 1807 Mayer, ohne dass der Name Eppstein gänzlich abgelegt wurde und die meisten Familienteile nannten sich später wieder Eppstein. In verschiedenen Dokumenten wird der Name mit
"Eppstein oder Mayer genannt Eppler" angegeben.
Nach seiner Tätigkeit als Lehrer der jüdischen Schule von Ruchheim ging
Jacob Mayer Eppstein nach Fußgönheim zurück, wo 1814
Salomon Mayer (der Ur-Urgroßvater des Verfassers) geboren wurde. Im Hungerjahr 1817 war Jacob Lehrer in
Frankenstein, 1818 ging er mit der Familie wieder zurück nach
Fußgönheim, wo er später den Namen Eppler annahm. Unter diesem Namen ist er im Haus-Steuer-Kataster von 1841 genannt. Das Haus stand in der heutigen Ruchheimer Straße 11. Er starb 1845 in Worms, wo er von einer Pferdekutsche überfahren wurde.
Salomon Mayer behielt diesen Nachnamen bei. Mit seiner Ehefrau Esther Levi aus
Altdorf bei Edenkoben hatte er acht Kinder. Sohn Emanuel - Geschäftsagent - war 1895 Mitbegründer des Männergesangvereins Germania und wird 1901 als Synagogenvorstand erwähnt. Er war mit Susanna Joel verheiratet, deren Familie ebenfalls in
Fußgönheim wohnte. Emanuels Tochter Bertha und ihr Ehemann Alfred Bernstein wurden ins französische Lager Gurs deportiert. Bertha starb 1944 in Limoges, ihr Mann im gleichen Jahr im Lager
Nexon.
Welche Mitglieder der Familie im sogenannten "Mayer-Haus" wohnten - es stand damals als zweites Haus rechts neben der protestantischen Kirche - ist nicht bekannt. Die Gräber von Emanuel Mayer und seiner Frau Susanna findet man ebenfalls auf dem
jüdischen Friedhof in Fußgönheim.
Moses Mayer, ein weiterer Sohn Salomons, zog nach Oggersheim, wo 1882 Sohn
Albert Mayer (der Großvater des Verfassers) geboren wurde. Albert war 1914 nach Mannheim verzogen und betrieb dort eine Fischhandlung.
Er war mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten regelmäßig von der Gestapo bedrängt wurde, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen, was sie jedoch strikt ablehnte. Die Ehe mit einer
"arischen" Frau hat Albert Mayer letztendlich das Leben gerettet, denn er wurde – wie die meisten Juden aus Mischehen – erst spät, im Frühjahr 1945 in das KZ Theresienstadt deportiert. Zu dieser Zeit gingen von dort keine Transporte mehr in die Vernichtungslager im Osten.
In Theresienstadt traf er seine Schwester Ella wieder, die bereits im Januar 1944 deportiert worden war.
Im Juni 1945 kehrten beide unversehrt nach Deutschland zurück, doch mindestens 18 Mitglieder der Familie Eppstein - Eppler - Mayer verloren im Holocaust ihr Leben.
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeigen der Manufaktur- und Tuchhandlung von M. Rosenthal (1865 / 1872 / 1873)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1865:
"In meiner Manufaktur- und Tuchhandlung, welche Samstags und
Feiertage geschlossen, können einige Lehrlinge, sowie einige Commis oder
Ladenmädchen, letztere tüchtige Verkäufer, sofort engagiert werden.
M. Rosenthal in Saarlouis." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. Januar 1872: "Für mein Manufakturwarengeschäft,
Samstags geschlossen, suche ich einen Commis, guter Verkäufer, welcher
auch mit der Buchführung vertraut, für sofort zu engagieren. M.
Rosenthal in Saarlouis." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 15. Januar 1873: "Für mein Tuch- und
Manufakturwarengeschäft (Samstags geschlossen) suche ich einen Commis,
sowie eine Ladengehilfin, welche tüchtig im Verkauf sind. Eintritt
baldigst. M. Rosenthal in ." |
Anzeige der Feinbäckerei Albert Levy
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901:
"Für
meine Filiale suche ein braves
Mädchen
von anständiger Familie,
im Alter von 16-18 Jahren. Besondere Kenntnisse sind nicht erforderlich.
Anfangsgehalt 20 Mark. Eintritt per sofort.
Albert Levy, Feinbäckerei,
Saarlouis." |
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes A. Baum in Fraulautern (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901:
"Zum baldigen Eintritt Lehrling mit guter Schulbildung gesucht.
Kost und Logis frei.
A. Baum, Manufaktur und Konfektion, Fraulautern a. Saar." |
Anzeige der Lederhandlung Gebr. Bickart (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Oktober 1902: "Lehrling gesucht.
Kost und Logis im Hause.
Gebrüder Bickart, Lederhandlung, Saarlouis." |
Anzeige des streng rituell geführten Hotels zwei Hasen
(1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. August 1903: "Hôtel zwei Hasen. Saarlouis.
Neu renoviert. - Gute streng rituelle Küche. - Reine Weine. -
Aufmerksame Bedienung.
J. Juda, Neuer Besitzer.
Geräumige Lokalitäten zur Abhaltung von Hochzeiten und sonstigen
Festlichkeiten." |
Anzeige des Herren- und Damenkonfektions- usw.-Geschäftes M. Schloß (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1904: "Lehrling
mit guten Schulkenntnissen gesucht.
M. Schloß, Herren- und Damenkonfektion, Manufaktur- und Schuhwaren.
Saarlouis." |
Anzeige der Ochsenmetzgerei und Wurstfabrikation L. Deutsch (1906)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. November
1906: "Für meine Ochsenmetzgerei und Wurstfabrikation suche ich
einen jüngeren Gehilfen, der seine Lehrzeit bestanden, und sich
weiter auszubilden wünscht, als Zweitbursche. Gehalt nach Übereinkunft
und Leistung. Familienanschluss.
L. Deutsch, Saarlouis." |
Anzeige der Fa. Gebr. Lazard, Bergwerks- und
Hüttenprodukte (1907)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 31. Mai 1907:
"Gesucht Lehrling
mit guter Schulbildung, aus achtbarer Familie. Selbstgeschriebene Offerte
mit Photographie erbeten an
Gebr. Lazard, Bergwerks- und Hüttenprodukte, Saarlouis."
|
Hochzeitsanzeige für Dr. Max Hess und Dr. Ruth geb. Schereschewsky (1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1931: "Mit
Gottes Hilfe:
Dr. med. Max Hess - Dr. med. Ruth Hess geb. Schereschewsky.
Vermählte.
Saarlouis - Königsberg.
Trauung 2. September 1931 - 20. Elul 5691 Berlin Oranienburgerstraße 18
'Ressource'". |
Sonstiges
Generalversammlung des Vereins israelitischer
Lehrer und Kultusbeamten Südwestdeutschlands in Saarlouis
(1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai
1890: "Wittlich, 9.
Mai (1890). Eine stattliche Anzahl Mitglieder des Vereins
israelitischer Lehrer und Kultusbeamten Südwestdeutschlands hatte
sich am 13. und 14. April in Saarlouis zur Generalversammlung
eingefunden. Der Vorsitzende Eppstein - Hoppstädten
eröffnete die Verhandlungen mit dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes
und teilte u.a. mit, dass die im vorigen Jahre gewählte Kommission, die
bezüglich der Anstellungsverhältnisse der Lehrer eine Petition an den
Kultusminister richten sollte, am 19. August 1889 in Ottweiler
getagt und sich ihres Auftrage entledigt habe. Ein Bescheid auf ihre
Bittschrift sei noch nicht ergangen. Im Auftrage des Gemeindebundes und
als dessen Delegierter begrüßte Herr Sender - Tholey
die Versammlung und wünschte den besten Erfolg aller Besprechungen und
Verhandlungen. Zugleich forderte er die Anwesenden auf, kräftig für die
Interessen des so segensreich wirkenden Bundes einzutreten und die
demselben noch nicht angehörenden Gemeinden zum Beitritte zu veranlassen.
Sodann bot der Vorsteher der israelitischen Gemeinde Saarlouis, Herrn
R. Mayer, den versammelten Lehrern seinen und seiner Gemeinde
herzlichen Willkommensgruß, dankte für die der Gemeinde Saarlouis
erwiesene Ehre und widmete den Bestrebungen des Vereins warme Worte
freundlicher Anerkennung. Nach der Rechnungsablage ward dem
Kassenführer Decharge erteilt und man schritt zur Vorstandswahl. Der
bisherige Gesamtvorstand - Eppstein - Hoppstädten
als erster, Nußbaum - Trier als
zweiter Vorsitzender und Nußbaum - Wittlich
als Schriftführer und Kassenführer - wurde wiedergewählt. Die durch den
Ausfall des ersten Referats freigewordene Zeit wurde für eine eingehende
Beratung über die nächstjährige Versammlung verwendet. Eine stärkere
Heranziehung der Kollegen im Reichslande (sc. Elsass-Lothringen)
hoffte man durch ein Tagen im Reichslande selbst anzubahnen. Vom Lehrer
Leeser - Forbach wurde Straßburg
als Versammlungsort vorgeschlagen, und der Antragende wusste den Gedanken
so warm zu befürworten, dass die Versammlung ihm trotz der nicht
wegzuleugnenden Schwierigkeiten zustimmte. Als Zeit für diese Versammlung
wurde der 17. und 18. Mai festgesetzt. Die schon früher festgesetzte
Abgrenzung der Spezialbezirke - Trier, Saarbrücken,
Hoppstädten - wurde in Erinnerung
gebracht und für jeden von ihnen ein Ordner berufen. Zugleich wurde den
Spezialkonferenzen aufgegeben, den Stoff der Hauptversammlung
vorzuberaten. Am zweiten Verhandlungstage hielt Herr Sender - Tholey
einen interessanten Vortrag über 'biblische Geographie und Chronologie
in der Religionsschule'. Nachdem der Vorsitzende für die trefflichen
Ausführungen des Referenten bestens gedankt und auch die Zuhörer durch
Ergeben von den Sitzen ihren Dank bekundet, entspann sich eine längere
auf den Inhalt des Vortrages bezügliche Debatte, die sich bis zu so
später Stunde hinzog, dass man an den Aufbruch denken musste. Der
Vorsitzende dankte noch dem Kollegen Kohn - Saarlouis für
seine liebenswürdigen Bemühungen um den gemütlichen Verlauf der
Konferenz und beauftragte ihn, auch dem Vorstande der israelitischen
Gemeinde den Dank der Versammlung für die herzliche Begrüßung und
freundliche Aufnahme zu übermitteln. Mit dem Wunsche eines gesunden,
heiteren Wiedersehens in Straßburg wurden die Verhandlungen geschlossen. Sender
- Tholey dankte noch dem Vorsitzenden
für die außerordentlich geschickte Leitung der Verhandlungen und brachte
dem gesamten Vorstande für seine Mühewaltung ein dreifaches 'Hoch' aus,
in das die Versammelten kräftig einstimmten. R. Nußbaum, Schriftführer."
|
Zur Geschichte des Betsaales / der
Synagoge
Ein erster Betsaal war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
vorhanden (spätestens um 1770).
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein weiterer
Betsaal in einem privaten jüdischen Haus eröffnet (1802/03). Sie wurde von den
recht wohlhabenden Familien Worms und Lazard unterhalten. Einer dieser beiden
Beträume befand sich auf dem Grundstück Weißkreuzstraße 19.
In den
1820er-Jahren gab es Bemühungen um den Bau einer neuen Synagoge, doch kamen die
Planungen nicht so recht voran, da sich die Gemeindeglieder - vermutlich infolge
von Spannungen zwischen orthodoxen und liberalen Kreisen - nicht einigen
konnten. Schließlich taten sich sechs der wohlhabenden jüdischen
Gemeindeglieder zusammen und brachten das nötige Geld für eine für die
damalige Gemeinde große Synagoge auf. Diese konnte 1828 eingeweiht werden.
Über den Vorgang berichtet im Rückblick ein Artikel der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" vom 19. September 1840 im Zusammenhang mit der
Neubesetzung des Rabbinates in Trier, das die Gemeinde in Saarlouis gerne selbst
übernommen hätte.
Saarlouis, 23. August (1840). Nirgends in unserm ganzen
Regierungsbezirke ist die Sehnsucht nach einem wissenschaftlich gebildeten
Rabbinen so groß als hier. Aber man will sich nicht mehr mit der Teilnahme an
dem trierschen Rabbinate begnügen, man wünscht vielmehr hier selbst an dessen
Reden sich zu erbauen. Schon vor fünfzehn Jahren gaben die hiesigen
israelitischen Bewohner den Wunsch zu erkennen, den Sitz des trierschen Rabbinen
nach Saarlouis zu bringen, was ihnen aber nicht gelungen ist.
Von welchem Geiste man hier beseelt ist und welche Mittel den hiesigen
Mitgliedern der israelitischen Gemeinde zu Gebote stehen, geht aus folgenden
zwei Tatsachen hervor.
1) Die hiesige Synagoge, welche gegenwärtig noch von den Erben des Herrn H.
Worms und Herrn Louis Lazard unterhalten wird, und wo der Religionslehrer Jakob
Blüth Vorsänger ist, war für die hiesige Gemeinde zu klein geworden und man
konnte sich über den Neubau einer Synagoge nicht vereinigen, da verabredeten
sich folgende sechs israelitische Bürger von hier, Joseph Mayer, der Vorsteher,
Isak Samuel, Emanuel Rouff, Samuel Brach, Philipp Meier, seitdem ausgewandert
nach Metz, und Lazard Friesburg, und schossen die Summa von sechs und zwanzig
tausend Franks zusammen, wodurch die schöne Synagoge zu Stande kam, welche noch
lange allen Ansprüchen eines Gotteshauses für eine noch dreimal so starke
Gemeinde genügen kann. |
2) Unter den verschiedenen Vereinen zu wohltätigen Zwecken hat einer noch die
Nebenabsicht, durch allmähliche Beiträge zu Gunsten der Gemeinde eine Wohnung
für den Lehrer oder Vorsänger und ein warmes Bad zum religiösen Gebrauche zu
erbauen.
Ungeachtet dieser Mittel und des besten Willens ermangelt diese Gemeinde von
vierzig Familien einer Schule für die israelitische Jugend, so wie eines
geordneten Religionsunterrichtes, und doch könnte dies hier um so leichter
eingerichtet werden, als es hier nicht nur keineswegs an Intelligenz fehlt zur Beaufsichtigung
und Einrichtung einer solchen Anstalt, ich erinnere nur an Herrn Landau, der
eben im Begriffe ist, eine sehr gefällige Weltgeschichte mit Abbildungen
herauszugeben, sondern auch das Lehrerpersonal würde sogleich durch den
Sprachlehrer, Herr Levy, und den Religionslehrer, Herr Blüth, sehr würdig
repräsentiert werden können. Ersterer, ein feiner Kenner der hebräischen
Sprache, ist bereits bei einer christlichen Schule als Lehrer der französischen
Sprache angestellt. Von Herrn Blüth meldete bereits die triersche Zeitung, dass
seine Rede in der Synagoge dahier den 2. Juli bei der Trauerfeier für unsern
hochseligen König sehr wohlgefällig aufgenommen werden, wobei der Stadt- und
Festungskommandant, alle oberen Civil- und Militärbehörden, die Geistlichen
beider christlichen Konfessionen und viele angesehene Bürger zugegen waren,
welcher von der trierschen und Koblenzer Regierung als Lehrer konzessioniert ist
und früher in Saarbrücken und Merzig segensreich in dieser Eigenschaft zur allgemeinen
Zufriedenheit gewirkt hat. Gegenwärtig wird der jüdische Religionsunterricht
von demselben nur privatim erteilt, wodurch viele Vorteile verloren gehen. Es
wird nun darauf ankommen, wie die Rabbinatsangelegenheit in Trier geordnet
werden wird.
Gestern hielt der Rabbinatskandidat, Herr Moses Heß von Trier, auf Verlangen
dahier eine sehr erbauliche Rede, wobei derselbe Veranlassung nahm, die Gemeinde
auf den mangelnden Religionsunterricht aufmerksam zu machen. Mögen die Notabeln
einsehen, wie sündhaft eine Verzögerung in dieser heiligen Angelegenheit ist
und welche Wichtigkeit ihr Beruf hat.
Von Gehässigkeiten zwischen Juden und Christen ist hier keine Spur zu finden. |
|
Zu weiteren Angaben zur Geschichte des
gottesdienstlichen Lebens vergleiche oben die allgemeinen Berichte zum
Gemeindeleben; die Begriffe "Synagoge", "Gottesdienst"
usw. sind hervorgehoben. |
Zusammenfassung einer Predigt von Rabbiner Joseph Kahn in der Synagoge
Pessachfest 1841
Artikel
in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 17. September 1841: "Das Pessach- als Aussöhnungsfest. Predigt gehalten in der Synagoge zu Saarlouis
am Sabbat vor dem Pessachfeste 5601 (1841) von Joseph Kahn.
Saarbrücken 1841. Indem wir über vorliegende Predigt referieren,
gestehen wir, dass dazu nur von dem befriedigenden Eindrucke bestimmt
werden, den selbige auf uns gemacht hat. Die Wahl des Textes (Maleachi 3,
22-24) und dessen Anwendung zeugen von einem feinen Takte des Predigers,
von richtiger und sicherer Auffassung der Zeitverhältnisse und von der
lautersten und segensreichsten Tendenz in seinen Bestrebungen. Während
wir nicht verhehlen, dass die Sprache im ersten Teile derselben markiger,
kerniger und die Schilderung der vier Parteien in den vier Partien (den 4
Kindern der Hagada) lebendiger und markierter zu wünschen wäre, müssen
wir mit Dank anerkennen, dass die Deutung dieses Stückes der Hagada recht
geistreich ist und der Sache in den Herzen der Zuhörer eine Bedeutung
muss gegeben haben, die gewiss nicht unfruchtbar für die Feier des
Osterabends geblieben sein kann. Der zweite Teil ist ein seelenvolles
Gemälde dieses heiligen Abends, dessen würdige Feier früher die ganze
große Gemeinde der (von aller Welt verhöhnten und bedrückten)
Leidensbrüder in ein höheres geistiges Leben entrückte, wo sie in der
Ahnung einstiger Wiederbefreiung schwelgte und sich Hunderttausende, die
nicht öffentlich ihres Daseins sich freuen durften, im Stillen und
geheimnisvoll die Hand des Friedens und der Eintracht reichten und den
tränenvollen Blick zum Himmel richteten. Hier spiegelt sich der einfachen
Darstellung eine solche Wahrheit ab, dass kein Israelit, der von der
Wahrhaftigkeit und Erhabenheit unseres Berufes nur den geringsten Begriff
und für echte Menschenwürde nur das leiseste Gefühl hat, diesen Teil
wird lesen können, ohne dass sich ihm seine Augen befeuchten, ohne sich
einer tiefen Sehnsucht und Rührung erwehren zu können.
Menschenfreundliche Entschlüsse, von so eindringlicher Sprache
hervorgelockt, können unmöglich verfehlen, sich zur schönen
nachhaltigen Blüte zu entfalten. Predigten solchen Inhalts, die auf eine
so zarte und sinnige Weise an die Ausfüllung des großen Risses in der
Synagoge gehen, sind wahrhaft willkommen, um uns für die viele Langeweile
schadlos zu halten, die uns in diesem Fache, mehr als in irgend einem
anderen, so oft geboten wird. Weitere Gaben in demselben Geiste dürften
gewiss so von Zuhörern wie von Lesern mit Dank aufgenommen werden.
L.S." |
Die Synagoge wurde mehrfach instandgesetzt und modernisiert (1878, 1915).
Das Synagogengebäude war ein zweigeschossiger Saalbau mit Krüppelwalmbach, in
rundbogig-klassizistischem Stil erbaut.
Besondere Ereignisse im Synagogengottesdienst wurden auch in der allgemeinen
Presse angekündet wie der Besuch von Oberrabbiner Dr. Bassfreund aus Trier, der
am 31. August eine "Festpredigt" in der Synagoge hielt (sc. es war
kein jüdisches Jahresfest zu feiern; Anlass zum Fest war wohl der Besuch des
Oberrabbiners).
Links:
Anzeige in der "Saar-Zeitung" vom Freitag, 30. August 1901
(erhalten von Ferdinand Müller) |
Beim Novemberpogrom
1938 wurde das Innere der Synagoge von SA-Leuten, unterstützt von
Personen aus Saarlouis völlig zerstört. Nach Aussagen eines städtischen
Arbeiters beim Synagogenprozess 1949 wurde das Inventar auf den Anhänger eines
Traktors geladen und in mehrmaliger Fahrt zum Bauhof gebracht. Die Bänke sollen
später verfeuert worden sein, "die anderen Sachen" wie Bücher usw.
wurden dem Verfall preisgegeben und lagen noch längere Zeit auf dem Bauhof.
Das
Synagogengebäude wurde nach 1938 als Lager und Schreinerei verwendet,
von 1968 bis zum Abbruch 1983 als Gottesdienstraum einer freikirchlichen
Gemeinde. Obwohl die Synagoge in Saarlouis eine der wenigen Synagogen im
Saarland war, die das Novemberpogrom 1938 und den Krieg weitgehend überstanden
hatte, wurde das Gebäude Anfang 1983 abgebrochen.
1986/87 wurde in freier Anlehnung an die
ursprünglichen Formen ein Neubau erstallt, in dem sich ein Gedenkraum für die
Synagoge und die jüdische Geschichte der Stadt befindet.
Standort der Synagoge: Silberherzstraße 18 (Postgässchen)
Pläne / Darstellungen / Fotos
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Dezember 2010:
In Saarlouis sollen im April 2011
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in der "Saarländischen
Online-Zeitung" vom 10. Dezember 2010 (Artikel):
"Stolpersteine für Saarlouis – Eine Gedenkaktion im Rahmen des Europäischen Netzwerkes
Kulturamt der Kreisstadt Saarlouis fragt: 'Wer hat biografische Informationen über Opfer der NS-Zeit bzw. Briefe, Berichte, Bildmaterial aus dieser
Zeit?'
Saarlouis – Am 8. April 2011 werden in Saarlouis die ersten Stolpersteine verlegt. Stolpersteine sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der mit diesen kubischen Gedenksteinen an das Schicksal der Menschen erinnern will, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die ersten Stolpersteine für Saarlouis werden an fünf Standorten ebenerdig verlegt, in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS- Opfer. Die Kreisstadt Saarlouis hatte bereits Anfang November zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. In dieser sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung hat sich ein Arbeitskreis
'Stolpersteine für Saarlouis' gegründet, der als Findungskommission für die zuerst zu ehrenden Gewaltopfern dienen wird.
In die Projektarbeit mit eingebunden ist das Adolf-Bender Zentrum e.V. St. Wendel, das mit einer Schülergruppe vom Max-Planck-Gymnasium Saarlouis Zeitzeugenbefragungen und Recherchearbeit durchführt. Parallel sind die übrigen weiterführenden Schulen der Kreisstadt Saarlouis, der Ökumenische Arbeitskreis, der Frauenbeirat, der Migrationsbeirat, die Synagogengemeinde Saar, das Lokale Bündnis für Familie Saarlouis, das Institut für aktuelle Kunst, alle Parteien, Gewerkschaften und die Katholische sowie die Evangelische Kirchengemeinde in das Projekt Stolpersteine mit eingebunden.
Den Mitgliedern des Arbeitskreises Stolpersteine ist es wichtig, dass sowohl Frauen wie auch Männer Berücksichtigung finden. Auch sollten verschiedene Opfergruppen, wie z.B. jüdische Mitbürger, Sinti und Roma, Opfer der Euthanasie, politisch und religiös Verfolgte, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer und Zwangsarbeiterinnen berücksichtig werden.
Obwohl aufgrund der Öffnung zahlreicher Archive inzwischen über 120 Namen von Saarlouiser Opfern bekannt sind, ist das Schicksal jedes Einzelnen/jeder Einzelnen leider oft in Vergessenheit geraten. Aufgrund der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit bis zur Verlegung der ersten Stolpersteine ist eine grundlegende intensive Recherche nur mit großen Einschränkungen möglich. Deshalb startet der Arbeitskreis Stolpersteine einen Aufruf an die gesamte Bevölkerung.
Wer hat biografische Informationen über Opfer der NS-Zeit bzw. Briefe, Berichte, Bildmaterial aus dieser Zeit?
Alle, die zur weiteren Recherche 'Stolpersteine für Saarlouis' beitragen können, setzten sich bitte mit dem Kulturamt der Kreisstadt Saarlouis, Tel.: 06831/443-412/413 (Monika Kaspar oder Dr. Claudia Wiotte-Franz,
E-Mail: Kaspar(at)saarlouis.de oder Wiotte-Franz(at)saarlouis.de in Verbindung." |
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April 2011:
Verlegung von "Stolpersteinen"
in Saarlouis |
Foto
links: Von links nach rechts: Helga Johanna, Martha Rosa, Hans und Paul Meyer. ©
Mark M. Meyer
Artikel in der "Saarländischen Online-Zeitung" vom 11. März
2011 (Artikel): "Stolpersteine für Gewaltopfer in Saarlouis
Gegen das Vergessen.
Saarlouis – Nun steht es also fest: die Stadt Saarlouis wird 12 Gewaltopfer des Nationalsozialismus mit sog.
'Stolpersteinen' ehren. Der für die Aktion verantwortliche und europaweit gefragte Kölner Künstler Gunter Demnig wird am 8. April vor den Häusern, wo die Deportierten zuletzt freiwillig gewohnt haben, die Steine verlegen. Damit wird Saarlouis in den Kreis von über 500 Städten aufgenommen, die die Gedenkaktion als europäisches Memorialprojekt mittragen.
Bei den Stolpersteinen handelt es sich um 10×10 cm große Beton-Pflastersteine mit einer ein wenig gold glänzenden Inschriftentafel aus Messing. Wenn sie auch kein
'körperliches Stolpern' verursachen, so bewirken sie doch ein Anhalten, um die Steinaufschrift zu lesen und lösen ein geistiges Innehalten aus. Der Betrachter gerät so gedanklich
'ins Stolpern'. Indem er sich vor dem Stein verbeugt, um ihn lesen zu können, verbeugt er sich gleichzeitig vor dem Menschen, an den erinnert wird. Der Betrachter gerät in ein stilles Nachdenken und leises Gedenken.
Das Projekt war vom Kulturamt der Stadt initiiert worden, um damit einen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Nazi-Diktatur zu leisten. Über 70 engagierte Bürger und Projektgruppen an Saarlouiser Schulen führten Recherchen durch, befragten Zeitzeugen, fertigten Dokumentationen. In Arbeitskreisen wurden die Namen von Gewaltopfern diskutiert und schließlich – der Vorgabe des Künstlers entsprechend – sechs Standorte für die Verlegung der Stolpersteine festgelegt. Da bei verschiedenen Standorten ganze Familien deportiert und umgebracht wurden, werden 12 Steine verlegt. Damit soll aber die Stolperstein-Aktion noch nicht zu Ende sein. Neue Opferdaten werden beim Kulturamt zurzeit erforscht, was zur Verlegung weiterer Stolpersteine in Saarlouis führen wird.
Bei den Gewaltopfern, denen in diesem Jahr mit Stolpersteinen gedacht werden soll, einigte man sich auf die jüdischen Mitbürger Hans Meyer, Ehefrau Martha Rosa und Tochter Helga Johanna und Leo Cahn mit Ehefrau Julie und Schwägerin Leonie sowie Dr. Ludwig Wolff, die politisch Verfolgten Nikolaus und Peter Berger sowie Fritz Ellmer und um die Euthanasieopfer Marlies Löb und Josef Keil.
Um die Öffentlichkeit für Stolpersteine zu sensibilisieren, wird es Veranstaltungen geben, die den Gedanken der Aktion verdeutlichen sollen. Für Donnerstag, 7. April, 19.30 Uhr ist ein Film- und Vortragsabend geplant. Im Theater am Ring wird der Film
'Musik zum Sterben, Musik zum Leben' gezeigt. Er hat das Schicksal von Esther Bejarano zum Inhalt, einer in Saarlouis geborenen Jüdin, die nur durch ihre Mitwirkung im Mädchenorchester von Auschwitz den Holocaust überleben konnte. Frau Bejarano, inzwischen 87 Jahre alt, wird aus Hamburg zu der Veranstaltung anreisen und als Diskussionspartnerin zur Verfügung stehen. Ebenso die Autorin Christel Priemer. Da auch der Künstler Gunter Demnig anwesend sein wird und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums ihr Projekt vorstellen werden, verspricht der Abend interessante Erkenntnisse.
Die Verlegung der Steine erfolgt in öffentlicher Aktion am Freitag, 8. April ab 9.00 Uhr. Am Abend desselben Tages um 19.00 Uhr gestalten Schüler des Technisch-Gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums und des Max-Planck-Gymnasiums einen ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Ludwig zum Thema:
'Stolpersteine heute'. Zu den Veranstaltungen ist die Bevölkerung eingeladen."
Link zum Wikipedia-Artikel über Esther Bejarano geb. Loewy: https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano
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November 2011:
Ausstellung zum Abschluss der "Stolpersteine"-Aktion
in 2011 |
Artikel in der Saarländischen
Online-Zeitung vom 18. November 2011: "Saarlouis - 'Stolpersteine'
- Ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen.
'Orte der Erinnerung' ist der Titel einer Ausstellung, die derzeit im
Foyer des Saarlouiser Rathauses zu sehen ist. Zusammen mit einer
Filmdokumentation ist damit die Aktion 'Stolpersteine' für 2011
abgeschlossen...."
Link zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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Dezember 2018:
Deutsch-israelischer
Schüleraustausch mit Rundgang zur jüdischen Geschichte in Saarlouis
|
Artikel von Axel Künkeler in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 16. Dezember 2018: "Schule : Wirkliches Leben
ist Begegnung
Saarlouis Austauschschüler aus Israel waren eine Woche zu Gast am
Robert-Schuman-Gymnasium in Sarlouis. Ein gemeinsames Konzert war der
Höhepunkt.
Erstmals fand am Robert-Schuman-Gymnasium (RSG) ein deutsch-israelischer
Schüleraustausch statt. Eine Woche lang waren 19 Schüler und vier Lehrkräfte
aus Tel Aviv und Haifa zu Besuch in der Kreisstadt. Vermittelt und
organisiert wurde der Austausch vom
Verein Begegnungen 2005, der durch Michael Krebs vor Ort vertreten war.
An internationale Austausche ist das Saarlouiser Gymnasium gewöhnt, etwa
fünfmal im Jahr finden Begegnungen vor allem mit Schülern aus Frankreich
sowie aus Spanien, Polen oder den USA statt. Aber auch mit den Israelis
'verstehen sich die Schüler super gut', berichtet Politiklehrerin Claudia
Schmidt. Neben zwölf jüdischen Musikern vom Bildungszentrum HaKfar HaYarok
bei Tel Aviv sind es sieben Tänzerinnen aus Haifa. Die Mädchen arabische
Christen im Alter von 15 Jahren, die 17- bis 18-jährigen Jungs sind
jüdischen Glaubens. Die Gruppe wurde begleitet von vier Lehrpersonen.
Nach der Ankunft am Montag standen dienstags zunächst gemeinsames
Kennenlernen und eine Tour nach Saarbrücken mit Besichtigung des
Saarländischen Rundfunks auf dem Plan.
Der Mittwoch stand im Zeichen des gemeinsamen Konzertes am Abend im Theater
am Ring. Mit Proben und Sound-Check verging der Tag wie im Flug. Zum Konzert
kam der Vorsitzende des Vereins, Dr. Karl Adenauer, der Enkel des ersten
deutschen Bundeskanlers, mit seiner Ehefrau Elisabeth angereist. Das Motto
wurde zu Beginn von zehn Schülern in sieben Sprachen verlesen: 'Wirkliches
Leben ist Begegnung'. Der Satz galt nicht nur dem Konzert, sondern
sinnbildlich für die ganze Woche.
Nach diesem Höhepunkt standen weiter gemeinsames Musizieren und
Spurensuche aus der jüdischen Vergangenheit für die Schüler an. Die
Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in Saarlouis, einige Stolpersteine, die
an jüdische Mitbürger erinnern sowie die Ludwigskirche am Großen Markt
wurden am Donnerstagmorgen besichtigt. Nachmittags wurde gemeinsam
musiziert, im Workshop 'Begegnen, Erinnern, die Zukunft gestalten'
miteinander diskutiert. Der Nationalsozialismus und der Holocaust, ein Film
mit Berichten von Zeitzeugen sowie die Rolle der Musik im Leben generell,
aber speziell im Konzentrationslager waren die Themen. Das Schicksal der in
Saarlouis geborenen Jüdin Esther Bejerano stand dabei im Mittelpunkt.
Bejerano spielte im Mädchenorchester des KZ Auschwitz Akkordeon. Dabei hatte
sie zuvor nur Klavierspielen gelernt, hatte lediglich zehn Minuten Zeit, das
Akkordeonspiel einzuüben, um so der Gaskammer zu entgehen. In einem
Workshop-Experiment mussten nun Schüler ausprobieren, wie das geht. 'Es
liegen Welten zwischen den beiden Instrumenten', sagte Jonas Lay aus
Saarlouis. Der 16-jährige Schüler der Klasse 10M spielt seit einem Jahr
Klavier und fand es 'völlig schwierig', plötzlich Akkordeon zu spielen. 'Ich
hätte es nicht geschafft', er habe vor der Leistung und dem Lebenswillen von
Esther Bejerano 'einen Riesenrespekt', meinte Lay nach dem Experiment.
Direkt mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit setzten sich der 17-jährige
Noam Kaplan (Tel Aviv) und der gleichaltrige Johannes Kockler (Elm)
auseinander. Der jüdische Schüler war erst kürzlich in Polen, hat sich die
Gedenkstätten der Konzentrationslager in Majdanek und Auschwitz sowie des
Warschau-Ghettos angesehen. 'Da sind durch Deutsche schreckliche,
unverzeihliche Dinge geschehen', klagt er, das mache ihn 'wütend'. Aber das
moderne Deutschland sein 'ein wundervolles Land', ohne dessen Hilfe Israel
nicht das geworden wäre, was es heute ist, bekräftigt er ebenso. Den jungen
Israeli mit deutschen Wurzeln hat bei der Spurensuche in Saarlouis besonders
berührt, dass die Stadtführerin betont habe, 'wir werden das Gedenken
bewahren'.
Und für Johannes Kockler waren die Stolpersteine Anlass, darüber
nachzudenken was war und die deutsche Geschichte nicht zu vergessen. Für ihn
war der Hass gegen die Juden in der NS-Zeit 'erschreckend und
unvorstellbar'. Für die junge Generation sei es wichtig, offen damit
umzugehen. Die Gespräche mit den Israelis seien 'sehr frei und unbelastet'
verlaufen.
Insgesamt nahmen 16 deutsche Schüler am Austauschprojekt teil. In deren
Familien waren die Israelis während der Woche zu Gast, konnten den
Freitagnachmittag und den Samstag noch für gemeinsame Unternehmungen wie den
Besuch von Weihnachtsmärkten nutzen. Nach der Abschlussfeier am Samstagabend
traten die Gäste die Rückreise an."
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Juli 2019:
Ankündigung eines Rundganges
auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Saarlouis
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Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 4.
Juli 2019: "Stolpersteine: Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Saarlouis
Saarlouis. Stadtrundgang mit Gilbert Jaeck zu Gedenkorten.
Im Rahmen des 'Sommerferientreffs' findet am Mittwoch, 17. Juli, um 15 Uhr
für Familien und alle Interessierten ein Stadtrundgang mit dem Thema
'Jüdisches Leben in Saarlouis und auf den Spuren der Stolpersteine in
Saarlouis' statt. Im Rahmen des Stadtrundganges begibt sich die Gruppe auf
Spurensuche jüdischen Lebens in Saarlouis. Es wird die Synagogengedenkstätte
besucht, die sich an der Stelle der ehemaligen Synagoge befindet. Es geht
zum jüdischen Friedhof und an Orte in der Saarlouiser Innenstadt, wo über
Jahrhunderte jüdisches Leben stattgefunden hat. Im Rahmen des Rundganges
geht man auch zu den bisher verlegten Stolpersteinen, die an das Schicksal
der in der Zeit der Nationalsozialisten ermordeten Mitbürger erinnern. Der
Rundgang wird von Gilbert Jaeck geleitet. Treffpunkt ist am Mittwoch, 17.
Juli, um 15 Uhr das Rathaus, Großer Markt in Saarlouis. Die Teilnahmegebühr
beträgt drei Euro. Für Inhaber des Saarlouiser Familien- und Sozialpasses
ist die Teilnahme kostenlos. Anmeldung und Information: Gabriele Jaeck,
Telefon (06831) 124077."
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August 2019:
Erinnerung an umgekommene jüdische
Pfadfinder am Platz der Synagoge |
Artikel von Johannes Werres in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 28. August 2019: "Pfadfinder: Gedenken an verfolgte
und ermordete jüdische Pfadfinder. Pfadfinder gedenken jüdischer Kameraden
in Saarlouis.
Saarlouis Erstmals in Deutschland wird der verfolgten und ermordeten
jüdischen Pfadfinder mit einer Tafel gedacht. Die Freunde und Förderer der
Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Saarland stifteten die Tafel,
die am heutigen Donnerstag an der alten Synagoge in Saarlouis enthüllt wird.
Schirmherr ist der Präsident des Saarländischen Landtages, Stephan Toscani.
Die Pfadfinder-Bewegung wurde 1907 vom Briten Robert Baden-Powell gegründet.
Wenig später gründeten sich auch in Deutschland Pfadfinder-Gruppen, die
allerdings sehr vielfältig organisiert waren. So wurde 1911 der Deutsche
Pfadfinderbund ins Leben gerufen, unter anderem von zwei jüdischen
Initiatoren. 'Das Pfadfindertum ist offen für alle, ohne Unterschied in
Herkunft, Klasse, Rasse oder Glauben', zitiert Hans Enzinger, der
Vorsitzende der Freunde und Förderer der DPSG im Saarland, den
Pfadfinder-Gründer Baden-Powell.
Auch die katholische Jugend schloss sich an. 1929 gründete sie die Deutsche
Pfadfinderschaft St. Georg. Und es gab jüdische Pfadfinder-Gruppen. Für das
Saarland, sagt Enzinger, seien Gruppen in St. Ingbert und in Saarlouis
dokumentiert. Wie viele junge Leute dort organisiert waren, sei heute nicht
mehr bekannt. Es war in Saarlouis, in der heutigen Gedenkstätte der
Synagoge, dass Enzinger einem Hinweis folgte und einen alten jüdischen
Pfadfinder-Wimpel fand. Keiner wisse, sagt Enzinger, selbst seit 1951 bei
den Pfadfindern, wie der Wimpel dorthin gekommen sei. Die Aufschrift in
Deutsch und Hebräisch sagt unter anderem, dass der Wimpel tatsächlich nach
Saarlouis gehörte. Das sei der Anstoß für die Gedenkplatte gewesen.
Auf der Granitplatte steht: 'Zum Gedenken an die ermordeten oder
vertriebenen jüdischen Pfadfinder aus Saarlouis 1935 bis 1945. Freunde und
Förderer der DPSG im Saarland e.V.'. Es sei das erste Mal, dass jüdischer
Pfadfinder auf diese Weise gedacht werde, sagte Enzinger."
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August 2019:
Über eine engagierte Gruppe von
Künstlerinnen |
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 5.
August 2019: "Künstlerinnengruppe: Gemeinsam Grenzen überschreiten
Saarlouis Die Frauen-Künstlergruppe 11 F formte über Jahrzehnte aus
Individuen eine Ganzheit.
Als Hildegard König-Grewenig 1977 als Abteilungsleiterin der Evangelischen
Akademie im Raum Saarlouis einen Kurs 'Kreative Wandgestaltung' anbot, ahnte
sie nicht, welche Folgen dies für sie und ihr späteres Leben haben sollte.
Ihrer Einladung auf eine neue Art kreativ zu arbeiten, gruppendynamisch und
spielerisch, folgten zahlreiche Frauen. Aus diesen Anfängen gründete sich
die Künstlergruppe 11 F (Elf Frauen), die noch heute – 42 Jahre später –
aktiv ist und die Kulturlandschaft in Saarlouis bereichert.
Oberbürgermeister Peter Demmer besuchte die Frauen im Rahmen einer kleinen
Feierstunde mit Ausstellung. 92 Jahre ist die Gruppen-Gründerin Hildegard
König-Grewenig heute und damit die älteste der noch verbliebenen Mitglieder.
Sie begrüßte neben Peter Demmer und der städtischen Kulturamtsleiterin Julia
Hennings auch den evangelischen Pfarrer Jörg Beckers im KOMM Kulturzentrum
in Saarlouis. Der Verwaltungschef bedankte sich für die Einladung und den
Einsatz über mehr als vier Jahrzehnte: 'Sie haben sich in dieser Zeit auf
eigene, ungewöhnliche Art und Weise mit Themen wie Tod und Leben, Spannung
und Harmonie oder Feuer, Wasser, Luft und Erde beschäftigt. Sich aber
auch unermüdlich 'gegen das Vergessen' der Judenverfolgung und der
Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges eingesetzt.'
'Neben zahlreichen anderen Aktionen haben sie eine Tafel aus Stein und
Eisen für die Synagogen-Gedenkstätte gestaltet und die Reststeine der
Synagoge auf dem jüdischen Friedhof als Mahnmal arrangiert. Es macht
mich traurig und betroffen, das sagen zu müssen, aber ihr Kampf gegen
Rassismus und für Völkerverständigung ist heute wichtiger denn je', betonte
Demmer.
Julia Hennings wies darauf hin, dass am Beginn nicht originär die Idee, eine
Künstlergruppe zu gründen stand, sondern die gemeinsame Auseinandersetzung
mit relevanten Themen der Zeit oder des Menschseins – des Frauseins, der
Weiblichkeit und des engagierten Kampfes für Frauenrechte. Eine reine
Frauengruppe, die sich stets eingemischt hat, die Stellung bezogen hat, die
auch unbequem sein und werden konnte, wenn es notwendig war. Und die in
ständigem Dialog war und ist, mit sich selbst und mit anderen, wie Pfarrer
Jörg Beckers sagte. Hildegard König-Grewenig und ihre Mitstreiterinnen
freuten sich sehr über die anerkennenden Worte und erzählten viele
interessante Anekdoten. Sie kamen viel rum, nicht nur gestalterisch, sondern
auch in Saarlouis. Vom evangelischen Pfarrhaus, über die Schule in Lisdorf,
die Ludwigsschule und das Theater am Ring in die heutigen Räumlichkeiten im
Kulturzentrum am Luxemburger Ring. Zwischenzeitlich wurde sogar in
Eigenregie ein kleines Frauen-Lädchen betrieben, die 'Synopse', griechisch
für 'Zusammenschau'. In der Bierstraße wurden nicht nur die aus Reststücken,
Gebrauchtem und alltäglichen anfallenden Materialien entstandenen Arbeiten
präsentiert, sondern auch für einen guten Zweck verkauft. Beim Schwelgen in
Erinnerungen gedachte man auch jenen Frauen, die bereits verstorben sind.
'Wir waren nicht immer einer Meinung, aber auch das gehörte zum Prozess, dem
anderen auch seine Sicht der Dinge zu lassen, sie aushalten zu können',
berichtete König-Grewenig, mit der Margot Bender, Marlies Eidner, Ruth
Findeklee, Christel Leber, Hilde Müller-Gräff, Elvira Porn, Rose Putze, Inge
Schmitt-Strassner, Marianne Seiler, Elisabeth Seybert, Renate Weper und
Marga Wirtz über die Jahre zu den '11 F' gehörten. Frauen, die zu
Freundinnen wurden. Sie wünschten sich, sagten die Künstlerinnen zum
Abschluss des offiziellen Teils, dass 'die Saatkörner, die wir gesät haben,
aufgehen und die nächsten Generationen in unserem Sinne weitermachen
mögen'."
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Juli 2024:
Weitere Stolpersteine werden in
Saarlouis verlegt |
Artikel/Vorbericht im "Wochenspiegel" vom
18. Juni 2024: "Niemals vergessen!
Saarlouis. Als der Kölner Künstler Günter Demnig 1996 in Köln sein
Projekt der Stolpersteinverlegung aus der Taufe hob, hätte er sich wohl
nicht träumen lassen, wie wichtig und notwendig das Thema Erinnerungskultur
noch einmal werden würde. Seit 2011 werden in Saarlouis Steine verlegt, die
sich in ein mittlerweile Europa- und weltweites Netz an verlegten
Stolpersteinen reihen. Am 3. Juli kommen 16 neue Stolpersteine dazu. Der
Arbeitskreis 'Stolpersteine für Saarlouis' hat dazu in den vergangenen
Wochen als Findungskommission gewirkt und in gründlicher Recherchearbeit die
Biografien der Opfer erarbeitet, für die am 3. Juli Stolpersteine verlegt
werden. Alle sechzehn Opfer haben zuletzt in der Saarlouiser Innenstadt
gelebt. Den Auftakt machen vier Stolpersteine, die für die jüdischen
Familien Lewy und Bloch ab 10 Uhr vor dem Rathaus von Saarlouis verlegt
werden. In der Bibelstraße 4 wird anschließend ein Stein für den politisch
verfolgten Martin Mohr verlegt. An ihrer letzten Wohnstätte am
Hohenzollernring 4 werden die Steine für Moses Petuchowski und seine Frau
Martha Adele geborene Lazar verlegt. Das jüdische Ehepaar wurde 1942 nach
Ausschwitz deportiert und ist dort verschollen. In der Titzstraße 10 wird
der Familie Sigmund, Else (geb. Lazar) und Ilse Julia Wolfsheimer gedacht.
In der Kaiser Wilhelm Straße 14 erinnert künftig ein Stolperstein an Sofia
Blumenthal geb. Wollheim. Aus diesem Haus wurde sie in das Ghetto
Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 an 'Altersschwäche' starb. In der
Alten-Brauerei-Straße 4 wurde Maximilian Kilburg geboren. Aufgrund seines
ärztlich diagnostizierten 'angeborenen Schwachsinns' wurde er 1936 in die
Landes-Heilanstalt Weilmünster eingewiesen. 1939 als 'ungeheilt' entlassen
und anschließend als 'vollständig wehruntauglich erklärt', wurde er
schließlich 1941 in Hadamar im Zuge der T4 Aktion ermordet. Auf dem Großen
Markt 17 werden zum Abschluss noch vier Stolpersteine für die Familie Karl
und Betty Schwarz geb. Friedmann sowie deren beiden Kinder Grete und
Hans-Leopold Schwarz verlegt. Schüler des Stadtgartengymnasiums sowie des
Robert-Schuman-Gymnasiums werden diesmal mit Musik und Texten das
Rahmenprogramm gestalten. An zwei Stellen tragen Frau Gudrun Lemier und Frau
Helga Koster je ein Gedicht vor. Wie immer sind alle Bürger herzlich
eingeladen, an den Stolpersteinverlegungen teilzunehmen. Selbstverständlich
ist es auch möglich, nur an einzelnen Orten dazuzustoßen. Treffpunkt und
Beginn ist am Mittwoch, 3. Juli, um 10 Uhr vor dem Rathaus Saarlouis."
Link zum Artikel
Artikel im "Wochenspiegel" vom 8. Juli 2024:
"Erinnerung behalten und wachhalten.
Saarlouis. 'Nicht der Fuß stolpert, die Gedanken tun es.' So beschrieb es
Gudrun Lemier in ihrem poetischen Geleitgruß, nachdem die ersten vier von
insgesamt 16 neuen Stolpersteinen in Saarlouis verlegt wurden. 'Noch gibt es
nicht genug Stolpersteine wider das Vergessen.' Jene vier Stolpersteine
wurden in Gedenken an die Familie Lewy / Bloch verlegt, die unter anderem in
Saarlouis ein Geschäft betrieb und zwar genau dort, wo heute das Rathaus
steht. Vor dem Haupteingang der Stadtverwaltung erinnern die Stolpersteine
an ihr Schicksal. Auch aus einem zweiten Grunde ist der Standort der Steine
symbolträchtig: Unter Menschen, denen sie gedenken ist auch Walter Bloch,
der 1935 aus politischen Gründen nach Frankreich emigrierte und der nach dem
Krieg zurückkehrte, um von 1946 bis 1949 als Bürgermeister von Saarlouis den
Wiederaufbau der Stadt in die Wege zu leiten. 'Trotz seiner Verfolgung,
trotz seiner Erfahrungen in der NS-Zeit, kehrte Walter Bloch nach Saarlouis
zurück, um Verantwortung zu übernehmen und sich am Aufbau einer
demokratischen Gesellschaft zu beteiligen', hob OB Peter Demmer hervor. 'Wir
dürfen nicht vergessen, was geschehen ist, wir müssen die Erinnerung
wachhalten und das Bewusstsein in die junge Generation tragen. Deshalb ist
es mir persönlich wichtig, dass wir heute weitere Stolpersteine verlegen und
ich freue mich, dass sich auch so viele Schülerinnen und Schüler daran
beteiligen.'
An allen sieben Standorten gestalteten Schülerinnen und Schüler von
Robert-Schuman-Gymnasium und Gymnasium am Stadtgarten die Verlegung der
insgesamt 16 neuen Stolpersteine – mit Bildern und kurzen Vorträgen gaben
sie den Schicksalen hinter den Gedenksteinen ein Gesicht. Daneben ist auch
ein neuer Flyer erschienen, der biografische Notizen und Hintergründe zu den
Personen bereitstellt, an die die neuen Stolpersteine erinnern. Zahlreiche
Gäste nahmen an der Verlegung teil, darunter neben den Schülern und OB Peter
Demmer auch dessen designierter Nachfolger Marc Speicher, Oberbürgermeister
a.D. Hans-Joachim Fontaine, Bürgermeister Carsten Quirin und weitere
Vertreter aus Stadtpolitik und Verwaltung sowie auch die Mitglieder des
Arbeitskreises Stolpersteine. Mit den Stolpersteinen erinnert der Künstler
Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihren letzten Wohnorten
Gedenksteine aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Bei der aktuellen
Verlegung konnte Demnig nicht persönlich zugegen sein, die Verlegung wurde
durch Mitarbeiter des Neuen Betriebshofes Saarlouis durchgeführt. Insgesamt
steigt die Zahl der Stolpersteine in Saarlouis damit nun auf über 50."
Link zum Artikel
Bericht auch in der Website der Stadt Saarlouis (mit Fotos) |
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Video zur Stolpersteine-Verlegung eingestellt bei Youtube
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Werner Müller: Die jüdische Minderheit im Kreis
Saarlouis. Politische, sozialökonomische und kulturelle Aspekte ihrer
Lebenssituation vom Ancien Régime bis zum Nationalsozialismus, St. Ingbert
1993. |
| Rudolf Kretschmer: Geschichte der Kreisstadt
Saarlouis. Band 4. Saarlouis 1982, insbesondere S. 780-797 u. S.
828-830. |
| Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?". Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. Saarbücken 1998. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 455-457 (Artikel von Rupert Schreiber;
mit weiteren Literaturangaben).
|
| zu Schwalbach (Saar): Ferdinand Müller:
Das
Schicksal der Schwalbacher jüdischen Mitbürger. Dezember 2017. 72 S.
zahlreiche Abb. (eingestellt als pdf-Datei). |
| Hans Peter
Klauck: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680
- 1940. 956 S. Saarlouis 2016. ISBN 10: 3933926653 ISBN-13:
978-393396654 Preis: 44 € zuzüglich
Porto und Verpackung.
Bestellungen an: Vereinigung für die
Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Kreisarchiv
Saarlouis Postfach 1840 66718 Saarlouis Tel.:
0-6831-444425 E-Mail
(heimatkunde[et]vfh-saarlouis.de)
Hinweis: Der Autor Hans Peter Klauck arbeitet seit Jahren an einer
Dokumentation aller jüdischen Mitbürger von ihrem ersten Auftreten im
Landkreis und der Stadt bis zur letzten Deportation durch die Nazis am 22.
Oktober 1940. Im Buch werden 12.483 jüdische Bewohner des Landeskreises
dokumentiert mit sehr vielen historischen Fotos und Dokumenten. Die
jüdischen Geschäfte und Gewerbe in den einzelnen Orten des Kreises sind
ausführlich beschrieben. |
| Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Saarlouis Saar. Jews from Wallerfangen
settled when Louis XIV built Saarlouis as a border fortress town in 1680. They
were expelled in 1710 at the instigation of the guilds but returned in 1715 and
established themselves as butchers. Fifteen Jewish families were present in
1788. There was little friction with the local population other than business
disputes which intensified in the 1840s when the economic situations of
Christian merchants deteriorated. Most Jews engaged in trade in the mid-19th
century, many as shopkeepers. They were also active in local life. A Jew served
in the municipal police force in the early 19th century and the first Jew
elected in the municipal council in 1847 with others following. In the
consistory period, the community was under the jurisdiction of the chief rabbi
of Trier and in 1853, as the third largest in the Prussian Rhineland, it became
the seat of a regional congregation. Most Jews were Reform in outlook. A prayer
house was opened in a private home in 1820 and a synagogue was consecrated in
1828. A Jewish elementary school was started in the same year but closed after
three years because of disputes between Orthodox and Liberal circles over
educational principles. By the 1860s, all Jewish children were attending
Christan schools. The Jewish population rose to 254 in 1833 but then dropped
over the next few decades when many left for economic reasons. The Jewish
population rose again to 307 (total 15,364) in 1910. In 1912, 60 Jews (75 %)
were engaged in trade, mostly in textiles, shoes, and clothing. The riots
accompanying the decision in 1919 to place the Saar under League of Nations
auspices caused much damage to Jewish businesses. In 1928, Jews owned a
cigarette factory and a manufactoring plant for packaging materials. In 1933,
the Jewish population was 364 (including Roden). Though the 1 April Boycott Day
instituted in the German Reich was not observed in Saarlouis, the social
isolation of the Jews intensified from mid-1934 and their economic situation
began to deteriorate as well. With the annexation of the Saar to the Reich in
1935 by plebiscite, Jewish emigration increased, mostly to France (Lorraine) and
Luxembourg. Only 95 Jews remained by late 1935 and much fewer by March 1936. By
1938, only five Jewish businesses were still open. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was wrecked along with Jewish homes. Forty-one
Jews remained in May 1939. The last 18 were evacuated on the outbreak of war, 15
of them emigrating. The other three were deported to the Gurs concentration camp
after returning to the city. In all, 45 Jews perished in the concentration camps,
including 26 in Auschwitz.
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