Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Biel / Bienne (Kanton Bern, CH)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

  
Neu eingestellt: die Synagoge Biel im Film:    

Video zur Synagoge in Biel - Vidéo de la synagogue de Bienne (erstellt 2020 von Haim Madjar) (bei Youtube  https://youtu.be/_9PJWPQsNRI)   
(Hinweis: bei der zu hörenden Musik handelt es sich um gemeinfreie Stücke von Wikimedia Commons - La musique à écouter est dans le domaine public par Wikimedia commons:
Birnbaum Avinu Malkeinu https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Birnbaum_Avinu_Malkeinu.ogg?uselang=de und/et Hava Nagila  https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hava_nagila.ogg?uselang=de
)   
 

   

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus den ersten Jahrzehnten der Geschichte der jüdischen Gemeinde (1857-1930)   
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Sonstiges   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletEinzelne neuere Presseberichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Biel lebten jüdische Personen/Familien bereits im Mittelalter. Die Stadt wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts durch den Bischof von Basel gegründet und erhielt ihr Stadtrecht durch Rudolf von Habsburg. 1305 erwarb die ein paar Jahre zuvor auf Grund einer Ritualmordverleumdung aus Bern vertriebene jüdische Witwe Guta mit ihrer zahlreichen Familie erneut (ex novo ut antea) das Bürgerrecht in Biel. Witwe Guta, ihre Söhne und Schwiegersöhne waren damals als Geldverleiher in der Stadt Biel willkommen. 1329 wird ein Jude namens Meier von Biel als Hausbesitzer in Basel genannt. Bei der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wird Biel nicht genannt, möglicherweise lebten damals keine Juden in der Stadt. 1375 werden wiederum ein oder mehrere jüdische Familien in Biel erwähnt. 
   
Im 15. Jahrhundert wird 1416 ein Jude in Biel genannt: Jud Isaias, der aus Bern gekommen war. 1421 zog Abraham Bellin von Murten nach Biel, doch blieb er hier nicht lange: 1424 lebte er in Solothurn. 1427 zog Isaak von Péry mit seiner Frau Merin von Bern nach Biel. 1440 waren zwei jüdische Familien in Biel (Löw und Isaak); im Juli dieses Jahres wurde Simon, Isaaks Sohn als Judenbürger aufgenommen. 1444 gab es zwischen der Stadt und Bischof Friedhof zu Rhein eine Auseinandersetzung; der Bischof behauptete, dass die Bieler ohne seine Erlaubnis Juden aufgenommen hätten. Doch wollten sich die Bieler nicht vorschreiben lassen, ob und wie sie Juden in ihre Stadt aufnahmen. 1447 werden mehrfach Simon und Moyses (von Freiburg im Breisgau) als Juden in der Stadt genannt. 1450 zogen die letzten jüdischen familien von Biel weg, nachdem der Rat ihre Aufenthaltsbewilligung nicht mehr verlängerte und die Juden ausgewiesen hat.     
 
Vom Ausgang des Mittelalters bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durften Juden nicht in Biel leben. Nach einer Bieler Verordnung von 1770 war jüdischen Händlern "jeglicher Handel zu Stadt und Land" verboten.     
   
Zur Bildung einer jüdischen Gemeinde kam es erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1819 wird erstmals wieder ein Jude in der Stadt genannt (Picard von Lutry); er hielt sich einige Monate hier auf. Bei der Volkszählung 1833 wurden keine Juden in der Stadt gezählt. Bis 1837 sind mehrere jüdische Personen / Familien aus dem Elsass (Sulz und Hegenheim) zugezogen: Nathan und Caroline Grumbach mit ihren Kindern Léon und Eugen, Nathan Nordmann, Caroline Schwob, Heinrich Bloch. Seit 1839 war eine Niederlassung in der Stadt grundsätzlich wieder möglich. 1844 beschloss die Bieler Stadtregierung Steuererleichterungen für einwanderungswillige Uhrenmacher, worauf - u.a. aus Lyon und Dresden - einige jüdische Uhrenmacher mit ihren Familien in die Stadt gezogen sind. Seit 1846 waren auf Grund der Berner Verfassung alle Schweizer Bürger unabhängig von ihrem Glauben rechtlich gleichgestellt, was zusätzlich die Zuwanderung jüdischer Familien (u.a. aus dem Elsass) nach Biel förderte. 1848 beschlossen die in der Stadt lebenden Israeliten, an jedem Sabbat gemeinsam zu beten - es entstand eine "Israelitische Corporation Biel". Nach einem Bericht von 1857 (siehe unten) war die Gemeinde noch im Entstehen; damals seien jedoch bereits mehrere "bedeutende Etablissements von Uhrenfabrikation" von jüdischen Unternehmern aufgebaut worden. Mit der Einrichtung eines Betsaales 1858 war die Bildung der Gemeinde abgeschlossen. Im August 1858 lebten 52 jüdische Personen in Biel. Innerhalb der nächsten 30 Jahre wuchs die jüdische Gemeinde auf über 200 Personen (1888 wurden 213 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt). Zuzug erfuhr die Gemeinde weiterhin u.a. aus elsässischen Gemeinden, aber auch aus dem schweizerischen Surbtal: 1863 lebte der ehemalige Vorsteher der jüdischen Gemeinde Endingens - Gustav Michael Dreifuss - in Biel. Er engagierte sich von hier aus für die weitere Gleichberechtigung der jüdischen mit den christlichen Bürgern in der Schweiz und vor allem in seinem Heimatkanton Aargau.   
  
Nicht nur im Blick auf den Aufbau von Industrie und Gewerbe in der Stadt war ein großes Engagement der jüdischen Einwohner festzustellen. Auch im allgemeinen kommunalen Bereich waren sie alsbald völlig integriert. 1879 wurde mit Max Gugenheim ein erster jüdischer Bürger in den Stadtrat gewählt. 1906 wurde das Vorstandsmitglied der Gemeinde Charles Picard auf Grund vielfältiger Verdienste zum "Offizier de l'academie française' ernannt. Als 1919 Menachem Sternbach starb, galt er trotz seiner erst 29 Jahre als "einer der angesehensten Kaufleute" in der Stadt.       
  
Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt auf etwa 300 (Jüdisches Jahrbuch für die Schweiz 1916 S. 197: "heute 60 Gemeindemitglieder mit zirka 300 jüdischen Seelen; dieselbe Angabe auch in den Jahrbüchern 1918 S. 255 und 1921 S. 177); 1917 werden 413 jüdische Einwohner in Biel angegeben.    
   
An Einrichtungen wurden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und - seit 1903 - ein Friedhof eingerichtet. Auch gab es eine "Jüdische Lesehalle" und eine "Armenkasse". 
  
Zur Besorgung religiöser Aufgaben wurden ein Lehrer, zeitweise auch ein Rabbiner angestellt; der Lehrer war auch als Kantor und Schochet tätig, sofern nicht eine weitere Person als Kantor angestellt war. Unter den Rabbinern waren in Biel tätig: Rabbiner Dr. Chaim Lauer (1916-1925 und 1939-1945), Rabbiner Dr. Aron Silberstein (1949-1970), Rabbiner Dr. Benyamin Z. Barslai (1971-1981) und Rabbiner Aharon Daum (1982-?). Als Lehrer werden genannt: Léon M. Wormser (1870-1879), Benzion Taubé (1879-1900), Kalman Rosenblatt (1900?-1919?), Abraham Langsam (1919-1925), Abraham Bronkhorst (1925-1928).  Der Gemeinde stand ein Präsident vor, u.a. Marc Goschler (erster Präsident von 1858 bis 1885), Samuel Levy (1885-1905), Israel Dreyfus (1905-1918), Naftali Schmoll (1918-1929), Charles Picard (1929-1946), Jules Hecker (1946-1953), Gabriel Picard (1953-1969), David Epelbaum (1970-1976), Josef Gefter (1976-?), Klaus Appel. 
   
In der Gemeinde gab - und gibt es teilweise bis zur Gegenwart - ein reges Vereinsleben: so waren um 1916/21 die folgenden jüdischen Vereine aktiv: den Männerkrankenverein (Chevra Bikkur Cholim, gegründet am 20. November 1866, 1918 war Präsident Israel Dreyfus, 1921 Gabriel Hess), den Zionistenverein Ohave Zion (1916/21 unter Leitung von Dr. C. Lévy), den  Israelitischen Frauenverein (1916/18 unter Leitung der Frau von Naphtali Schmoll, 1921 unter Leitung von Frau Laure Nordmann), den Zionistenverein "Hatikwa" (1918/21 unter Leitung von S. Liebmann), den Frauenverein Malbisch Arumim (1921 unter Leitung von Moise Lévy), eine Sektion der Alliance Israélite Universelle (1916 unter Leitung von Blum-Goschler, 1921 unter Leitung von R. Blum), den Jugendverein "Macabäa" (1921 unter Leitung von Gaston Bickert). 

Die zionistische Gruppe hatte in Biel relativ viele Anhänger. Mehrfach hielt sich in Biel Dr. Chaim Weizmann - der zionistische Führer und spätere israelische Staatspräsident - auf; er pflegte enge Kontakte mit dem Präsidenten des Zionistenvereins Ohave Zion Dr. C. Lévy. 1903 hatte Weizmann in Biel einen Vortrag über "Chanukka im Lichte der Gegenwart" gehalten.   
   
Einige Jahre gab es in Biel eine kleine ostjüdische Gemeinde, die sich als Verein "Achdus" mit dem Präsident J. Pintschuk organisierte und nach 1918 ein eigenes Bethaus in der Industriestraße 18 unterhielt. Mit zunehmender Integration der ostjüdischen Familien ging die Gruppe in den 1930er-Jahren in der Israelitischen Gemeinde der Stadt auf. 
  
1948 konnte die jüdische Gemeinde in Biel das 100-jährige Bestehen der Gemeinde feierlich begehen. An der Feier sprach Alt-Stadtpräsident Dr. Guido Müller, der sich in der NS-Zeit stark für Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz gegenüber den jüdischen Mitbürgern eingesetzt hatte.          
    
1964 gab sich die Gemeinde neue Statuten, nach denen sie eine Vereinigung aller Juden von Biel und Umgebung anstrebt, um namentlich folgende Zwecke zu erfüllen: Pflege des jüdischen Kultus, jüdischer Fürsorge und Wohltätigkeit; Erhaltung der Institutionen wie Synagoge, Friedhof, Religionsschule; Pflege und Förderung des religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen jüdischen Lebens, auch durch Erwachsenenbildung; Wahrung und Förderung allgemein jüdischer Interessen. 1969 hatte die jüdische Gemeinde 227 Mitglieder.
  
Seit 1996 ist auf Grund eines Beschlusses des Kantonsparlaments die "Jüdische Gemeinde Biel-Bienne" (wie auch die Gemeinde in Bern) öffentlich-rechtlich anerkannt. Die Statuten und das Beitragsreglement wurden den neuen Gegebenheiten angepasst. 1998 wurde das 150-jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert.   
 
Die - in den vergangenen Jahren zahlenmäßig kleiner gewordene - Gemeinde hat derzeit (2009) keinen Präsidenten; verschiedene Aufgaben in der Verwaltung sind an Gemeindeglieder verteilt. Einen eigenen Rabbiner hat die jüdische Gemeinde in Biel nicht mehr. Zuständig für Biel ist inzwischen der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Bern, David Polnauer. Eine eigene Religionsschule wird derzeit nicht betrieben; die jüdischen Schüler aus Biel besuchen den Religionsunterricht in Bern. Gottesdienste in der Synagoge finden regelmäßig an den Schabbatot zu jedem Rosch Chodesch (jüdischer Monatsbeginn) und an den Feiertagen statt. Zu den Hohen Feiertagen im Herbst kommt seit vielen Jahren regelmäßig Kantor Gabriel Strenger aus Jerusalem in die Gemeinde. Einige Vereine der Gemeinde sind weiterhin - auch durch größere Veranstaltungen - aktiv, darunter der Israelitische Frauenverein. 
 
Aktuelle Informationen über das jüdische Gemeindeleben in Biel finden sich regelmäßig im "JGB-Forum", hrsg. von der jüdischen Gemeinde Bern.  
Link zu den aktuellen Ausgaben des JGB-Forums seit 2007.            
    
    
    
Berichte aus den ersten Jahrzehnten der Geschichte der jüdischen Gemeinde (1860-1930) 
 
Aus der Geschichte des Rabbinates  

Rabbiner Dr. Chaim Lauer wechselt von Biel nach Mannheim (1925)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1925: "Biel, 9. Februar (1925). Der Synagogenrat in Mannheim hat Herrn Rabbiner Dr. Ch. Lauer in Biel als Direktor der hebräischen Schule der Lemle Moses-Klaus-Stiftung berufen. Herr Dr. Lauer hat den Ruf angenommen und gedenkt schon am 1. Mai sein neues Amt anzutreten. Herr Dr. Lauer lernte lange Jahre auf der Jeschiwa des weit über die Grenzen seines Landes berühmte Gaon R. Elieser Deutsch seligen Andenkens in Bonyhad (Ungarn), dessen Lieblingsschüler er stets war (siehe R.G.A. Peri-ha-Sode, Bd. 1-3). Später kam er mit reichen talmudischen Kenntnissen nach Deutschland und war mehrere Jahre Rabbinatsassistent bei Herrn Provinzialrabbiner Dr. M. Cahn seligen Andenkens in Fulda. In Basel war er anfangs einige Jahre lang Lehrer des 'Schomre-Thora'-Vereins, und dann mehrere Jahre geistiger Leiter der Gemeinde Liestal bei Basel. Nachdem er in Basel die Maturitätsprüfung bestanden hatte, studierte er an der dortigen Universität Orientalia, Philosophie und Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion in Basel besuchte er das Rabbinerseminar in Berlin, das er mit großem Erfolg absolvierte. Im Sommer 1914 hat ihn der Verwaltung der 'Ica' zum Oberrabbiner ihrer Kolonien in Argentinien ernannt. Infolge des Weltkrieges konnte Herr Dr. Lauer sein Amt in Argentinien nicht antreten. Ungern sehen seine zahlreichen Freunde in der Schweiz, seine Schüler - and last not least - seine Gemeinde ihn in das Ausland scheiden; wir hätten ihn gerne zurückgehalten mit den Worten des R. Josua: so viele geistige Schätze besitzest du und du willst uns verlassen. Wir sind überzeugt, dass er durch sein charakterfestes und taktvolles Wesen, durch seine großen Kenntnisse auf religiösem und profanem Gebiete, durch seine aufrichtige, ungeheuchelte Religiosität sich auch in seinem neuen Amte bald die Sympathie und Wertschätzung aller erringen wird. Wir wünschen ihm, dass sein Streben, die ihm anvertraute Jugend zu edlen Menschen und aufrichtigen Juden zu erziehen, von reichem Erfolge gekrönt werde."    
   
Biel Rab Lauer 010.jpg (43163 Byte)Rabbiner Dr. Chaim Lauer (Quelle für das Foto: Volker Keller: Bilder vom jüdischen Leben in Mannheim 1988 Foto Nr. 137) - ergänzende Informationen zum obigen Artikel: Lauer ist als Sohn des Gerson Lauer und der Rahel geb. Seelengut am 25.8.1876 im galizischen Bobowa (heute polnisches Karpatenvorland, Kreis Gorlice) geboren. Über seine Ausbildung siehe oben. 
Rabbiner Chaim Lauer war von 1916 bis 1925 Rabbiner in Biel. Nach einer erfolgreichen Tätigkeit als Rabbiner in Mannheim war er zum Verlassen Deutschlands 1939 gezwungen. Er konnte nochmals bis zu seinem Tod am 11. August 1945 in Biel als Rabbiner tätig. sein. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Biel beigesetzt.   

  
   

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Über Abraham Bronkhorst (Lehrer in Biel von 1925-1928) 
(Quelle für das Foto siehe bei Heldenbergen)  

Heldenbergen LBronkhorst 010.jpg (56638 Byte)Lehrer Abraham Bronkhorst (geb. 1890 in Arnheim NL): 1922 bis 1925 Lehrer, Vorbeter und Schochet der jüdischen Gemeinde in Heldenbergen, danach in Biel, 1928-1933 in Esens; war verheiratet mit Dora geb. Landau (geb. 1891 in Hannover; Sohn Hermann, geb. 1922 in Heldenbergen). Da die Familie die niederländische Staatsangehörigkeit hatte, floh sie 1933 nach Holland. 1942 wurde das Ehepaar in Amsterdam verhaftet, nach Westerbork transportiert und von dort in das Vernichtungslager Sobibor, wo beide am 4. Juni 1943 ermordet wurden. 

 
 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Die jüdische Gemeinde ist im Entstehen (1857)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juni 1857 (aus einem längeren Artikel über den Stand der Entstehung jüdischer Gemeinden in der Schweiz): "Auch in Neuenburg, Stadt, hat sich erst seit Kurzem eine Miniaturgemeinde von Israeliten gebildet. Biel im Kanton Bern scheint auch etwas derartiges werden zu wollen, indem nun dort bedeutende Etablissements von Uhrenfabrikation durch Juden gegründet werden."      

  
Delegiertentag der schweizerischen Zionisten in Biel (1908)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Juni 1908: "Zürich. Der Delegiertentag der schweizerischen Zionisten wird am 28. Juni in Biel, Hotel Bielerhof, abgehalten."   

   
Gemeindebeschreibung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" (1916)       

Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1916 S. 197: "Biel
In Biel besteht seit dem Jahre 1865 eine jüdische Gemeinde, welche heute 60 Gemeindemitglieder mit zirka 300 jüdischen Seelen zählt. Vorstand: Israel Dreyfus, Präsident; Charles Picard, Sekretär; N. Schmoll, Kassier; M. Levy, Dr. Levy, S. Frank, Jules Picard (Beisitzende). Beamte: Kantor (vacat), Lehrer: Herr Rosenblatt.  
Institutionen
: Synagoge und Religionsschule (Rüschlistraße 3). 
Vereine
: Männerkrankenverein (Chevra Bikkur Cholim), Ohav Zion (Dr. C. Levy), Israelitische Frauenverein (N. Schmoll), Sektion der Alliance Israélite Universelle (Blum-Goschler). Jüdische Lesehalle."   

    
Statistik der jüdischen Einwohner 1917      

Artikel im "Jüdischen Jahrbuch der Schweiz" von 1917 S. 220: Es werden angegeben an jüdischen Einwohnern: 
"Kanton Zürich: Zürich 5212, Winterthur 133, Bülach 24; 
Baselstadt 2452; 
Genf 2236; 
Kanton Bern
: Bern 1062, Biel 413, Delsberg 75, Burgdorf 50, Langental 32, Laufen 27, Thun 27; 
Kanton Waadt:
Lausanne 989, Vevey 127, Yverdon 102, Montreux 96, Avenches 74, Nyon 64, Morges 40, Mondon 32, Cossonay 24".      


Gemeindebeschreibung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" (1921)     

Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1921 S. 177: "Biel
In Biel wurde im Jahre 1848 eine jüdische Gemeinde gegründet, welche heute 60 Gemeindemitglieder mit zirka 300 Seelen zählt. Vorstand: N. Schmoll, Präsident; Achilles Dreyfus, Sekretär; Léon Nordmann, Kassier; weitere Mitglieder: S. Frank, Dr. Camille Lévy, M. Lévy, Charles Picard. Beamte: Rabbiner Dr. Ch. Lauer und A. Langsam. 
Institutionen
: Synagoge (Rüschlistraße 3). Religionsschule (Präsident: N. Schmoll). Armenkasse. Friedhof.  
Vereine
: Männerkrankenverein (Präsidentin: Frau Léon Nordmann). - Frauenverein Malbisch Arumim (Präsidentin: Frau Moise Lévy). - Zionistenverein 'Hatikwa' (Präsident: S. LIebmann). - Sektion der Alliance Israélite Universelle (Präsident: R. Blum). - Verein "Achdus'. Bethaus, Industriestraße 18 (Präsident: J. Pintschuk). - Jugendverein 'Maccabää' (Präsident: Gaston Bickert)."   

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Max Guggenheim ist erster jüdischer Stadtrat in Biel (1879)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1879: "In Biel, wo früher kein Jude wohnen durfte, ist nun ein Glaubensgenossen, Herr Max Guggenheim, als erster Stadtrat gewählt worden."  

  
Mitteilung des Todes des Präsidenten der jüdischen Gemeinde Samuel Levy (1906)   

Artikel im "Frankfurter Israeliltischen Familienblatt" vom 9. Februar 1906: "In Biel verschied Herr Samuel Levy, der Präsident der jüdischen Gemeinde, 80 Jahre alt."    

   
Charles Picard wird zum "Offizier de l'academie française' ernannt (1906)  
Armand Dreyfus-Marx aus Biel wird Direktor des Schweizerischen Bankvereins in Zürich (1906)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. September 1906: "Biel (Schweiz). Herrn Charles Picard, Vorstandsmitglied der hiesigen israelitischen Gemeinde, ist letzthin eine ehrenvolle Auszeichnung zuteil geworden. Der Genannte, der schon seit einer Reihe von Jahren Präsident der hiesigen Société française ist, und als solcher seinen französischen Landsleuten vielfache schätzenswerte Dienste erwiesen hat, ist durch Vermittlung der französischen Gesandtschaft in Bern vom Minister des öffentlichen Unterrichts und der schönen Künste in Frankreich zum 'Officier de l'academie française' ernannt worden.  
Zürich. Herr Armand Dreyfus-Marx von Biel, bisher Vizedirektor des Schweizerischen Bankvereins in Basel, ist als Direktor derselben Bank in Zürich ernannt worden."   

  
Mitteilungen zu öffentlichen Ämtern einzelner Personen der Gemeinde (1907)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar 1907: "Biel (Schweiz). Herr Gabriel Heß ist wieder zum Mitgliede der 'städtischen Schulkommission' gewählt worden. Er ist außerdem in Gemeinschaft mit Herrn Leopold Dreyfus Mitglied der 'städtischen Steuerkommission'. Auch im 'großen Stadtrat' sitzt ein Jude, nämlich Herr Blum-Goschler".       

  
Zum Tod von Moritz Meyer (1907)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juli 1907: "In Biel verschied im Alter von 52 Jahren der allgemein hochgeschätzte Seniorchef der dortigen bedeutenden Warenhausfirma Knopf, Herr Moritz Meyer. Herr Meyer gehörte dem Vorstande der jüdischen Gemeinde an und betätigte sich innerhalb der jüdischen Gemeinde sehr lebhaft."  

      
Salomon Heß wurde in den Großen Stadtrat gewählt (1908)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juni 1908: "Biel (Schweiz). Salomon Heß wurde auf Vorschlag der Freisinnigen Partei ohne Opposition in den Großen Stadtrat gewählt".           

 
Zum Tod des Kaufmanns Menachem Sternbach (1919)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Januar 1919: "Biel (Schweiz). Menachem Sternbach, Vorstandsmitglied der Zionistischen Ortsgruppe, trotz seiner Jugend einer der angesehensten Kaufleute der Stadt, verschied - 26 Jahre alt - an der Grippe."   

  
Naftali Schmoll wird zum Präsidenten der Gemeinde gewählt (1919)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Januar 1919: "Biel (Schweiz). Naftali Schmoll wurde einstimmig zum Präsidenten unserer 300 Seelen zählenden Jüdischen Gemeinde gewählt."    


Zum Tod von Salomon Heß (1921)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Januar 1921: "In Biel verschied - 63 Jahre alt - Salomon Heß, ein Mann, der im politischen und sozialen Leben seiner Stadt eine führende Rolle spielte."  

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des Apothekers J. Bucher (1918)     

Biel Anzeige Jb 1918 S26.jpg (81511 Byte)Anzeige im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz"  Jahrgang 1918 S. 26: 
"Pharmacie-Seeland-Apotheke
Biel - Bienne. 
J. Bucher, pharmacien-chimiste, Rue Nidau 54..."

   
  
Sonstiges 
Dokument aus der Verfolgungszei

 Postkarte von Rosa Levi aus 
Buttenhausen nach Biel (CH) (1935)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, 
D - Kirchheim / Ries)  
Buttenhausen Dok 120170a.jpg (216205 Byte) Buttenhausen Dok 120170.jpg (191325 Byte)

Die Karte wurde am 23. September 1935 von Rosa Levi in Buttenhausen an Frau Henriette Levy bei Herrn J. Weil, Schuhgeschäft, nach Biel in die Schweiz geschickt mit den besten Wünschen zum Jahreswechsel (Rosch Haschana war 1935 am 28. September). 
Zum Text der Karte: "Buttenhausen, 22.9.35. - Liebe Frau Levy.
Hoffe Sie mit Ihren Lieben Allen gesund, was doch die Hauptsache ist. Auch wir sind es so ziemlich, d.h. die Nerven machen eben einem viel zu schaffen und hoffen wir, dass es bald besser wird. Von Bern höre auch hier und da von Ihrem l. Herrn Levy, auch Ludwig erzählte mir von Euch. L. Hedwig hat mich so lieb eingeladen nach den Feiertagen, einige Zeit zu kommen. Wie gerne würde dies annehmen, aber es kann leider nicht sein, habe bis dorthin kein Mädchen und kann somit unmöglich fort von meinem l. Mann und Paul. Wie geht es Euch allen. Würde Euch so gerne wieder einmal sehen. Von uns kann Euch nicht viel berichten. Man macht eben so fort. Zum Jahreswechsel sende Euch Allen meine besten Wünschen und Grüße. Eure Rosa Levi. - Auch von meinem l. Mann herzl. Gratulation." 
Die Absenderin der Karte und ihre Mutter starben am 28. Oktober 1940 in Furcht vor einer bevorstehenden Deportation. Weiteres siehe auf der Seite Texte zur jüdischen Geschichte in Buttenhausen (interner Link).   

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge         
    
1848 beschlossen die Israeliten der Stadt, an jedem Sabbat gemeinsam zu beten. Man traf sich zunächst in den Wohnungen einzelner Familien. Zehn Jahre später - am 27. Oktober 1858 - wurde mit Schreiben des Regierungsrates an den Regierungsstatthalter in Biel die Einrichtung eines Betsaales genehmigt. Ein solcher konnte zunächst im  Hause Girard in der Neustadt angemietet werden, doch wechselte die Gemeinde wenig später in einen Saal des ehemaligen Fabrikationsgebäudes der Familie Neuhaus (heutiges Museum Neuhaus).
 
Im Laufe der 1870er-Jahre gab es auf Grund der größer werdenden Gemeinde immer stärker werdende Bemühungen, eine Synagoge zu erbauen. Im Juli 1882 konnte ein geeignetes Grundstücke an der Rüschlistraße gefunden werden. Die Pläne für die neue Synagoge wurden von den Architekten Johann Jakob Frey (1848-1890) und August Eduard Haag (1850-1918) gezeichnet. Die beiden hatten seit 1874 ein gemeinsames Architekturbüro in Biel gegründet. Sie schlugen für den Baustil der Synagoge den im 19. Jahrhundert über mehrere Jahrzehnte weit verbreiteten neo-orientalischen ("maurischen") Baustil vor.      
  
Die Einweihung der neuen Synagoge fand am 7. September 1883 unter Beteiligung mehrerer Vertreter von Kirche und Stadt sowie anderer jüdischer Gemeinden statt. Die Weihepredigt hielt der Genfer Rabbiner Joseph Wertheimer (1833-1908). 

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1883: "In Bienne (Schweiz) ist eine Synagoge durch Rabbiner Wertheimer aus Genf feierlich eingeweiht worden."   

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Synagoge immer wieder renoviert, insbesondere 1923 (neue Bemalung des Inneren der Synagoge, Elektrifizierung der Leuchter, neue Fensterverglasungen) und 1995 (u.a. neue Fenster: Kunstverglasungen des israelischen Künstlers Robert Nechin). Ein Eingriff in die prägende neo-orientalischen Architektur des Synagoge wurde wieder rückgängig gemacht: nachdem 1974 die Kuppeln der vier Ecktürme abgebrochen worden waren, sind diese 1995 wieder hergestellt worden.     
 
2008 wurde das 125-jährige Bestehen der Synagoge festlich begangen.   
  
     
Adresse/Standort der Synagoge Rüschlistraße 3   
   
   
Fotos
(Quelle: Fotos oben links und Mitte sowie alle Innenaufnahmen erhalten von Haim Madjar, Jüdische Gemeinde in Biel, Juli 2010 und August 2011; 
weitere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.8.2008)

Die 1883 eingeweihte Synagoge  
Biel Synagoge 110.jpg (99482 Byte) Biel Synagoge 3016.jpg (163519 Byte)  
Blick von Westen / Südwesten auf die Synagoge mit Eingangsportal und den seitlichen
 quadratischen Ecktürmen.  Das Foto rechts in hoher Auflösung (0,7 mb).  
 
       
Biel Synagoge 173.jpg (68486 Byte) Biel Synagoge 173a.jpg (71166 Byte) Biel Synagoge 172.jpg (69544 Byte)
Die Gebotstafeln auf dem Giebel der Westfassade.   Das Eingangsportal 
        
Biel Synagoge 177.jpg (93401 Byte) Biel Synagoge 177b.jpg (75179 Byte) Biel Synagoge 177a.jpg (67847 Byte)
Blick von Süden auf die mit Hufeisenbögen verzierten Fenster der Längsfassade  "Laterne" mit Tambour in der Dachmitte
 über dem First mit kleinen Fenstern
    
         
  Biel Synagoge 176.jpg (63376 Byte) Biel Synagoge 3008.jpg (126407 Byte) 
  Rundfenster mit "Davidstern" 
von außen
 Rundfenster mit "Davidstern" 
von innen
     
Biel Synagoge 3001.jpg (164992 Byte) Biel Synagoge 3004.jpg (124916 Byte) Biel Synagoge 3002.jpg (120178 Byte)
Im Betsaal -
Blick zum Toraschrein
Die südlichen Bankreihen Die nördlichen Bankreihen
       
     
Biel Synagoge 3006.jpg (161744 Byte) Biel Synagoge 3001a.jpg (139608 Byte) Biel Synagoge 3014.jpg (179435 Byte)
Blick von der Frauenempore
zum Toraschrein
Der Toraschrein (Vorhang - Parochet 
mit Widmungsinschrift)
Blick auf die Torarollen 
(dieses Foto in hoher Auflösung)
     
Die Glasfenster des Künstlers Robert Nechin (vgl. unten bei den Links)   
Biel Synagoge 3007.jpg (75204 Byte) Biel Synagoge 3015.jpg (56664 Byte) Biel Synagoge 3009.jpg (91854 Byte)
Blick auf Fenster der Synagoge mit den 1975 angebrachten Szenen aus der Tora - 
Erinnerung an einzelne in den fünf Büchern Moses erzählte Begebenheiten 
     
Biel Fenster 01 Chaos.jpg (117858 Byte) Biel Fenster 07 Zwei Lichter.jpg (123995 Byte) Biel Fenster 02 Geschl Tor.jpg (145993 Byte)
Zu Beginn der Schöpfung - 
hebräisches Zitat aus 1. Mose 1,2:
 "und die Erde war öd' und wüst
Die Erschaffung von Sonne, Mond und
 Sternen: hebräisches Zitat aus 
1. Mose 1,14: "Es seien Lichter an der
 Fläche des Himme
l" 
Erinnerung an das Ende des Berichtes 
vom Garten Eden - hebräisches Zitat aus 
1. Mose 3,23: 'da schickte ihn weg der
 Ewige, Gott, aus dem Garten Eden'
    
     
Biel Fenster 08 Turm Babel.jpg (137065 Byte) Biel Fenster 09 Bindung Isaaks.jpg (127824 Byte) Biel Fenster 03 Jakobs Traum.jpg (146381 Byte)
Der "Turm von Babel" - bezeichnet 
in verschiedenen Sprachen 
(in der Mitte hebräisch: Migdal Babel
Erinnerung an die "Bindung" (sc.
 "Opferung") Isaaks in 1. Mose 22 -
 hebräische Worte: "Bindung Isaaks"
Jakobs Traum nach 1. Mose 28 mit
 Darstellung der Himmelsleiter und den 
auf- und absteigenden Engeln - 
hebräische Worte "Jakobs Traum"
       
     
Biel Fenster 10 Dornbusch.jpg (145727 Byte) Biel Fenster 11 Hand Gottes.jpg (130772 Byte) Biel Fenster 04 Wolkensaeule.jpg (155759 Byte)
Der brennende Dornbusch - hebräisches
 Zitat aus 2. Mose 3,2: "der Dornbusch
 brannte im Feuer, aber der Dornbusch
 wurde nicht verzehrt"
 
Erinnerung an den Auszug aus Ägypten -
 hebräisches Zitat aus 2. Mose 12,27: 
'der (=der Ewige) hinwegschritt über 
die Häuser der Kinder Israel' 
Gottes Geleit bei der Wüstenwanderung -
 hebräisches Zitat aus 2. Mose 13,21: 
"(der Ewige zog vor ihnen her des Tages)
 mit einer Wolkensäule,
(und Nachts)  
mit einer Feuersäule"
 
     
     
Biel Fenster 05 10 Gebote.jpg (133258 Byte) Biel Fenster 12 Goldenes Kalb.jpg (119760 Byte) Biel Fenster 06 Berg Nebo.jpg (123534 Byte)
Die Gebotstafeln, dahinter der Berg Horeb -
 hebräische Zitate aus 2. Mose 20: jeweils
 erste Worte der zehn Gebote 
Das "Goldene Kalb" am Berg Horeb - 
hebräisches Zitat aus 2. Mose 32,8: "sie
 machten sich ein gegossenes Kalb
Mose darf vom Horb das verheißende 
Land sehen - hebräisches Zitat aus 
5. Mose 34,1: "Und er (der Ewige) ließ ihn
 (Mose) schauen das ganze Land
      
            
        

Bericht über eine Veranstaltung u.a. in der Synagoge im Februar 2009 

Biel Synagogue 190.jpg (34187 Byte)Photo: Léon Reich a fait découvrir la synagogue de Bienne, à la rue du Rüschli, devant une salle archi-comble. (Photo: René Villars)
Artikel in "Le Journal du Jura" vom 20. Februar 2009 (Artikel): "Les quartiers biennois attirent la foule. 
La troisième édition du Parcours culturel, cette manifestation originale créée par le Musée Schwab à Bienne, a rencontré un vif succès lors de son lancement, dimanche. La synagogue, la salle du Conseil de ville ou encore l'aire Schnyder ont affiché complet, donnant lieu à des débats passionnants. 
Le premier Parcours culturel proposait de partir à la rencontre des communautés étrangères de Bienne; la deuxième édition donnait la parole aux jeunes, et ce troisième volet part à la découverte de l'histoire de Bienne et de ses quartiers. Plusieurs modules seront proposés jusqu'en août. Le premier module, dimanche, a enregistré un véritable succès, toutes les manifestations proposées affichant complet. Organisé par le médiateur culturel Ali Sylejmani, le Musée Schwab et notamment sa directrice Madeleine Betschart, ce Parcours culturel 3 commençait par une visite de la synagogue de Bienne, à la rue du Rüschli 2. Après quelques mots de bienvenue du maire Hans Stöckli, les visiteurs ont été tenus en haleine par la présentation passionante de Léon Reich, ancienne victime des camps de concentration nazis. Autre lieu, autres souvenirs, mais avec la même passion: à midi, le public a pu se remémorer les temps de la Cité Marie, à la rue Centrale. Le préfet Philippe Garbani et Mario Taddei ont échangé leurs souvenirs et leurs réflexions sur cet endroit emblématique de la ville de Bienne. La journée s'est poursuivie à l'aire Schnyder, avec un podium animé en deux langues par les journalistes Mike Sommer et Renaud Jeannerat. Ces derniers ont ensuite animé un deuxième podium, dans la salle du Conseil de ville, elle aussi archi-comble. Un podium très ouvert, qui a donné lieu à des échanges riches et variés, sur le thème des lieux de mémoire et des lieux d'identité. La question du possible déménagement du Conseil de ville dans des locaux neufs près du Palais des Congrès a suscité de nombreuses réactions, certains tenant à rappeler que le Bourg, au coeur de la vieille ville, a toujours été le lieu de pouvoir de Bienne, depuis le château du Prince-Evêque au Moyen Age, et qu'il serait malheureux de rompre cette tradition. Les débats ont aussi évoqué le Capitole, les lieux de rencontre romands, les projets culturels à la vieille ville et bien d'autres thèmes encore, pour le plus grand plaisir des participants. 

Biel Synagogue 191.jpg (27444 Byte) Biel Synagogue 192.jpg (27012 Byte) Biel Synagogue 193.jpg (30754 Byte)
Artikel in "Bieler Tagblatt" vom 23. Februar 2009 (Artikel): "Am Sonntag wurde der dritte Kulturparcours vom Museum Schwab eröffnet. Zahlreich fanden sich die Interessierten in der Synagoge an der Rüschlistrasse ein.
Nid/pl. 'Scheinbar haben die Organisatoren des Kulturparcours eine bessere Reichweite als ich', zeigte sich Léon Reich von der Synagoge ob der Besuchermenge erstaunt, 'sonst brauche ich kein Mikrofon.' In der Synagoge waren an diesem Sonntag nur noch wenige Plätze frei. Ungewöhnlich war auch, dass die Besucher gemischt saßen. 'Normalerweise sitzen die Frauen oben, was aber nicht diskriminierend gemeint ist, denn die Männer schauen zu den Frauen empor', beschrieb Reich mit einem Lächeln die Regel im jüdischen Gotteshaus.
Nach einem kurzen Abriss zur 125-jährigen Geschichte der Synagoge und der jüdischen Gemeinde in Biel würdigte Stadtpräsident Hans Stöckli den Tempel und den Kulturparcours zugleich. An der Synagoge, die zwischen seinen Arbeitsplätzen in der Präsidial- und der Finanzdirektion liege, fahre er mehrmals täglich vorbei. 'Eine gewisse Neugier ist bei ihrem Anblick immer vorhanden.' Deshalb habe er die Einladung, die Synagoge zu besuchen, nicht ausschlagen können: 'Dies vor allem in einer Zeit, wo sich Religionen bekämpfen, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen.' So diene der Kulturparcours in diesem Fall dazu, die Geschichte und Entwicklung der Gesellschaft zu verstehen, um besser 'vorausdenken zu können'.  

    
   
 
Einzelne neuere Presseberichte       

März 2020: Sicherheitsvorkehrungen in der Synagoge werden erhöht        
Artikel in "20min.ch" vom 6. März 2020: " Bieler Synagoge rüstet auf – auch wegen Halle.
Die jüdische Gemeinde Biel erhöht die Sicherheitsvorkehrungen in ihrer Synagoge. Zu diesem Entscheid trug nicht zuletzt der Anschlag in Halle (D) bei.
In der Bieler Synagoge wird aufgerüstet: Mit baulichen Vorkehrungen für insgesamt 80'000 Franken soll die Sicherheit der Besucher erhöht werden. Maximal die Hälfte der Kosten übernehmen Bund und Kanton, die Stadt steuert 4000 Franken bei, den Rest übernimmt die jüdische Gemeinde Biel.
'Wir wollen keinen Bunker'. Ob Poller, Panzerglas oder Überwachungskameras installiert werden, verrät die jüdische Gemeinde nicht – man will möglichen Attentätern nicht unnötig in die Hände spielen. Haim Madjar (84) vom Vorstand lässt zumindest durchblicken, welcher Gebäudeteil mitunter wohl sicherer gemacht wird: 'Beim letztjährigen Anschlag in Halle spielte die Eingangstür eine sehr große Rolle.' Diese verhinderte, dass der Attentäter in das jüdische Gotteshaus eindringen konnte, und rettete damit wohl dutzenden Menschen das Leben. Überhaupt hatten die jüngsten rechtsextremistischen Anschläge in Pittsburgh, Christchurch, Poway und Halle keinen geringen Anteil am Entscheid der jüdischen Gemeinde, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. 'Man hört, was alles passiert und wie man gewisse Dinge vermeiden kann', sagt Madjar, der in Bulgarien geboren wurde und 1961 über Israel in die Schweiz kam. Man sehe sich daher veranlasst, auch die eigenen Leute besser zu schützen. Allerdings sollten sich die Vorkehrungen in einem gesunden Rahmen bewegen: 'Wir wollen aus der Synagoge keinen Bunker machen.'
'Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste'. Insgesamt 523 antisemitische Vorfälle registrierte der jährliche Antisemitismusbericht für das Jahr 2019 in der Deutschschweiz, die meisten davon im Online-Bereich (485). Tätlichkeiten an Juden oder Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen wurden im Berichtsjahr keine gemeldet. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund spricht von einer 'stabilen Entwicklung der Zahl physischer und verbaler antisemitischer Vorfälle'. In Biel, sagt Madjar, gebe es glücklicherweise kaum Vorfälle. Von Schmierereien oder sonstigen Vandalenakten sei die Synagoge in der Vergangenheit verschont geblieben. Das habe nicht zuletzt mit der Unsichtbarkeit der Religion zu tun, glaubt der gelernte Elektro-Ingenieur: 'Wir sind keine orthodoxe Gemeinde, man sieht in Biel keine Kippas oder schwarzen Kleider auf der Strasse.' Dennoch hält er die erhöhten Sicherheitsmassnahmen nicht für verkehrt. Man könne schliesslich nicht wissen, was in der Zukunft passiere. Madjar: 'Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.'"
Link zum Artikel   

     
     


Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Biel    
bulletArtikel in der Zeitschrift "Bilanz" zur "Odysee einer verlorenen Uhr" - aus der Geschichte des Präsidenten der Gemeinde Klaus Appel  
bulletWebsite des Glaskünstlers Robert Nechin mit einer Seite zu Glasfenstern in Synagogen 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Biel / Bienne (interner Link)      

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 81; III,1 S. 113-114.   
bulletVita Epelbaum: 125 Jahre Israelitische Gemeinde Biel. 1973. 
bulletEmil Dreifuss: Juden in Bern. Ein Gang durch die Jahrhunderte. Bern 1983. Online zugänglich (pdf-Datei).   
bulletRon Epstein-Mil:   Die Synagogen der Schweiz. Bauten zwischen Emanzipation, Assimilation und Akkulturation. Fotografien von Michael Richter  
Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz. Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, Band 13. 2008. S. 142-145 (hier auch weitere Quellen und Literatur).   
bulletAnette Brunschwig: Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Biel. In: Bieler Jahrbuch 2008. Ersch. 2009.    
bulletBiel Lit 150.jpg (59225 Byte)Anette Brunschwig: Heimat. Biel. Geschichte der Juden in einer Schweizer Stadt vom Spätmittelalter bis 1945. 
Hrsg. vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund.
Chronos Verlag Zürich 2011. ISBN 978-3-0340-1072-6.  
bulletHaim Madjar: Die Geschichte der Bieler Synagoge. Hrsg. von der Jüdischen Gemeinde Biel (Communauté Juive Bienne) 2011. 
12 S., zahlr. Abb.; online zugänglich - eingestellt in zwei Größen (Fotos unterschiedlich komprimiert): größeres Format (3,86 MB), kleineres Format (1,22 MB).
bulletBiel Lit 150.jpg (59225 Byte)Anette Brunschwig: Heimat Biel. Geschichte der Juden in einer Schweizer Stadt vom Spätmittelalter bis 1945. 
Hrsg. vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund.
Chronos Verlag Zürich 2011. ISBN 978-3-0340-1072-6. 
Link zur Verlagsseite mit Bestellmöglichkeit.     

    
      

Artikel in "Encyclopedia Judaica" Keter Publishing House Jerusalem Vol 4. Sp. 981:  
  
Biel (Bienne), town in the Swiss canton of Berne. Citizenship (Buergerrecht) was granted to several Jewish families in 1305, although Jews probably settled in Biel earlier. They were allowed to trade freely and engage in moneylending, until their expulsion from the city, the date of which is unknown. Communal life revived after 1848, when several Jewish families from Alsace-Lorraine settled in Biel. A synagogue was built in 1882. In 1969 the community consisted of 227 people and had its own rabbi. 
      
       

                   
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Stand: 18. Mai 2020