Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

     
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg  

     
Hainstadt (Stadt Buchen, Neckar-Odenwald-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Fotos aus jüdischen Familien in Hainstadt    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

Hinweise: es gab auch in Hainstadt am Main einige jüdische Familien, es kommt u.U. zu Verwechslungen.          

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In dem zum Ritterkanton Odenwald gehörenden und als mainzisches, zum Teil würzburgisches Lehen im Besitz unterschiedlicher Adelsfamilien befindlichen Hainstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Um 1600 waren bereits zehn bis zwölf jüdische Familien am Ort. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden in dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen den genannten unterschiedlichen Grundherrschaften aufgeteilten Ort einige aus Buchen ausgewiesene Juden aufgenommen. 
    
In der Mitte des 18. Jahrhunderts (1747) lebten im Teil des Hochstiftes Würzburg zehn, im Teil der Freiherren von Rüdt acht jüdische Familien. 1803 zählte man insgesamt 28 Familien. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 160 jüdische Einwohner (13,2 % von insgesamt 1.214 Einwohnern), Höchstzahl  um 1839 mit 249 Personen, 1860 161 jüdische Einwohner, 1875 143 (12,4 % von 1.152), 1887 135, 1892 106 (in 23 Familien), 1900 93 (9,4 % von 992, in 13 Familien), 1910 59 (5,6 % von 1.056). Die jüdischen Familien lebten vom Handel, teilweise mit den Erzeugnissen der noch im 19. Jahrhunderten blühenden Hainstädter Leinenweberei. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (jüdische Konfessionsschule/Volksschule von 1820 bis 1869, danach Religionsschule) und ein rituelles Bad (zunächst im Keller der alten Synagoge, seit 1840 im Haus des Abraham Kaufmann in der Hornbacher Straße 17, nicht erhalten). Als Lehrer werden genannt: um 1881/1901 J. Israel (dazwischen um 1887 Lehrer A. Liberles; unter Lehrer Israel 1892 25 Kinder an der Religionsschule, 1903 15), bis 1909 Isaak Rabinowitz (danach in Odenheim), ab 1909
Simon Schereschewski.
 
1827
wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Merchingen zugeteilt. Die Toten der Gemeinde wurden im Friedhof in Bödigheim bzw. auch in Hardheim beigesetzt. Im 19. Jahrhundert gab es zwei jüdische Wirtschaften, die auch Zimmer für die Unterkunft wandernder Betteljuden bereit hielten. 
An jüdischen Vereinen wird 1881 eine Chebrath Talmud Thora (Talmud-Tora-Verein) genannt, ein Israelitischer Jünglingsverein (1892/1903 unter Leitung von J. Klein), ab 1911 ein Israelitischer Jugendverein (zusammen mit Buchen). Von den Gemeindevorstehern werden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts/Anfang 20. Jahrhundert erwähnt: um 1886/87 Jacob Neuberger, um 1870/1887 Feist Kaufmann, um 1892 F. Neuberger und J. Klein, um 1903 H. Lißberger, Emanuel Israel und J. Israel, um 1910 Emanuel Israel. 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Albert Neuberger (geb. 18.9.1884 in Hainstadt, gef. 2.3.1915). Sein Name findet sich auf dem Kriegerehrenmal 1914-18 der Gemeinde Hainstadt sowie auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes in Bödigheim. Vermutlich auch aus diesem Hainstadt (nicht aus dem hessischen Hainstadt) stammt der gleichfalls gefallene Hermann Kaufmann (geb. 9.7.1885 in Hainstadt, gef. 6.6.1918). Verschiedene der jüdischen Kriegsteilnehmer erhielten für ihren Kriegseinsatz Auszeichnungen: der soeben genannte Landsturmmann Hermann Kaufmann sowie Julius Hofmann (Sohn von Synagogenrat Bernhard Hofmann) erhielten das Eiserne Kreuz (EK) II; Alfred Kaufmann (aus Hainstadt, vor seiner Militärzeit Lehrer in Grünsfeld) erhielt das Bayerische Militärverdienstkreuz zweiter Klasse mit Krone und Schwertern, dazu Ernennung zum Unteroffizier.      
    
Um 1925,
als zur Gemeinde noch 43 Personen gehörten (3.9 % der Einwohnerschaft) waren Vorsteher der jüdischen Gemeinde: Josef Neuberger, Heinrich Mannheimer und Moritz Rosenbaum. Lehrer Schwarzenberger aus Bödigheim erteilte den damals noch sechs schulpflichtigen jüdischen Kindern Religionsunterricht. 1932 waren die Vorsteher Josef Neuberger und Willi Kaufmann. Moritz Rosenbaum war Schriftführer und Schatzmeister der Gemeinde. Die Vorbeterdienste übernahmen in der Synagoge Moritz Rosenbaum und Eugen Neuberger. Als Lehrer kam aus Buchen Willi Wertheimer um die im Schuljahr noch vier schulpflichtigen jüdischen Kinder zu unterrichten. 
  
1933 lebten noch 38 jüdische Personen am Ort. Im Besitz jüdischer Familien waren noch die folgenden Handels- und Gewerbebetriebe: Pferdehandlung Max Hofmann (Brunnenstraße 4 mit Scheuer und Stall in der Ziegeleistraße 1), Uhrmacher Lazarus Kaufmann (Buchener Straße 20), Landwirt Willi Kaufmann (Bürgermeister-Keller-Straße 5 mit Scheuer in der Bürgermeister-Keller-Straße 8), Zigarren- und Patentartikelhandel Julius Mannheimer (Buchener Straße 17), Viehhandlung Eugen Neuberger (Hornbacher Straße 6), Viehhandlung, Öl- und Fetthandlung Josef Neuberger (Buchener Straße 6), Manufakturwarenhandlung Fanny und Moritz Rosenbaum (Hornbacher Straße 13 und 15). Weitere Wohnhäuser in jüdischem Besitz waren: Wohnhaus Frieda Hirschberger (Buchener Straße 12), Wohnhaus Karoline Hofmann (Buchener Straße 10), Wohnhaus Heinrich Zimmern (Hornbacher Straße 6), Wohnhaus Klara Kaufmann geb. Oppenheimer (Brunnenstraße 3).    
 
Nach 1933 sind auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien mehrere der jüdischen Einwohner vom Ort verzogen oder sind ausgewandert. 20 Personen konnten in die USA emigrieren, 7 starben noch am Heimatort. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (siehe unten). Die letzten sechs jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.  
   
Von den in Hainstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Bär geb. Lissberger (1879), Amelie Bloch geb. Israel (1874), Ella Freilich geb. Hofmann (1896), Emil Gundersheimer (1871), Frieda Hirschberger (1880), Else Hofmann (1898), Karoline Hofmann geb. Zwang (1863), Klara Hofmann (1887), Sofie Hofmann (1898), Berta Kaufmann geb. Zwaab (1882), Ida Kaufmann geb. Neuberger (1881), Karoline (Lina) Kaufmann geb. Jeremias (1866), Lazarus Kaufmann (1859), Mina (Minna) Kaufmann geb. Kaufmann (1866), Simon Kaufmann (1861), Abraham Neuberger (1872), Mina Sänger geb. Israel (1877), Karoline Sommer (1878), Flora Würzburger geb. Israel (1890).   
Hinweis: die aus den Familien Rollmann und Löb umgekommenen jüdischen Personen stammen aus dem hessischen Hainstadt (Ortsteil von Hainsburg, Kreis Offenbach am Main).    
   
  
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Allgemeine Berichte    
 
Kurze Gemeindebeschreibung (1931) 

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 2. Juli 1931: "Hainstadt, 600 Einwohner, ca. 35 jüdische Seelen. Die Gemeinde mag etwa 200 Jahre bestehen, wird 1745 als Ort eigener Synagoge genannt, besitzt um die Mitte des 19. Jahrhunderts sogar eine jüdische Volksschule, die nicht mehr besteht. 1900 hatte die Gemeinde etwa 70 Seelen, 1918 noch 60, 1924 noch 43, heute mögen es rund 35 sein. Sie besitzen eigene Synagoge, aber keinen eigenen Lehrer mehr und werden von Lehrer Wertheimer in Buchen betreut. Friedhof in Hardheim. Von Buchen aus 1 3/4 Stunden, von Hainstadt 1 1/2 Stunden entfernt liegt
Walldürn..."

 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 / 1907 / 1909 / 1910  

Hainstadt Israelit 30111870.jpg (75509 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1870: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist vakant und bis 1. Januar 1871 zu besetzen, da der bisherige Lehrer gänzlich aus dem Lehrfache tritt. Die Stelle ist verbunden mit einem jährlichen Gehalt von Gulden 265 für den Religionsunterricht, Gulden 35 für den Vorsängerdienst, dem gesetzlichen Schulgelde von 22 Schülern, freier Wohnung und den üblichen nicht unbedeutenden Nebengefällen. Rezipierte Schulkandidaten wollen sich baldigst unter Anschluss von Zeugnissen beim unterzeichneten Vorstande melden. 
Hainstadt (Großherzoglich Badisches Bezirksamt Buchen), den 22. November 1870.
Feist Kaufmann
".  
  
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1907: "Vakanz.
Die mit einem festen Gehalt von 900 Mk., Nebengefällen von 2—300 Mk. nebst 100 Mk. aus Filialdienst und freier Wohnung verbundene
Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle

in Hainstadt ist auf 15. Oktober dieses Jahres zu besetzen. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnisabschriften baldigst uns zusenden. Mosbach (Bad.), 2. Septbr.
Die Bezirks-Synagoge. Dr. Löwenstein."     
  
Hainstadt Israelit 21101909.jpg (62046 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1909: "Vakanz.
Die mit Religionsschule, Vorbeter und Schächterdienst verbundene Lehrerstelle in Hainstadt in Baden ist per 1. Dezember dieses Jahres zu besetzen. Das Fixumgehalt beträgt Mark 900 - Filialgemeinde Walldürn Mark 100, außerdem entfallen für Nebenverdienste Mark 5-600. Geeignete Bewerber belieben sich an den Unterzeichneten zu wenden. 
Der Synagogenrat Hainstadt in Baden
."    
               
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. Mai 1910: "Die mit Religionsschule, Vorbeter- und Schächterdienst verbundene
Lehrerstellen
Hainstadt in Baden
ist durch Abberufung des Herrn Lehrer Hobel durch Großherzoglichen Oberschulrat Karlsruhe in den Volksschuldienst frei geworden und ist dieselbe per sofort zu besetzen. Das Fixumgehalt beträgt Mk. 900, Filialgemeinde Walldürn Mk. 100, Nebengefälle Mk. 500 nebst freier Wohnung. Geeignete Bewerber Belieben sich an den unterzeichneten Synagogenrat zu wenden.
Der Synagogenrat.
Emanuel Israel, Hainstadt in Baden.
   "              

   
Lehrer Isaak Rabinowitz wechselt nach Odenheim (1909) 

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 16. Dezember 1909: "Mitteilungen. Aus Baden. Herr Lehrer Isaak Rabinowitz in Hainstadt wurde nach Odenheim bei Bruchsal versetzt. Die Religionsschulstelle Hainstadt ist dem Herrn Hobel aus Tauberbischofsheim nach Ableistung seiner Militärpflicht vom großherzoglichen Oberrat übertragen worden."  

  
Lernen bei Lehrer Simon Schereschewski (1915) 

Hainstadt Israelit 08041915.jpg (57600 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1915: "Hainstadt, 28. März (1915). Vor kurzem wurde unseren Schülern und deren Vätern eine große Freude zuteil. Im Hause unseres Lehrers, Herrn Simon Schereschewski, wo wir regelmäßig am Schabbat unseren Schiur Mischnaot (Lernstunde zu Abschnitten aus der Mischna / Talmud) lernen, konnten wir den Schiur über den (Mischna-Traktat) Berachot (Segenssprüche) abhalten. Dass wir das Pensum nicht nur durchgenommen, sondern auch verarbeitet haben, beweisen die vielen Stellen, die geläufig und verständnisvoll vorgetragen wurden. Viele Toraworte unseres Herrn Lehrers verschönerten die Feier. Wie bei jedem Abschluss fand auch bei uns gleichzeitig die Einführung und zwar über (Talmud-Traktat) Pessachim statt." 

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben         
Ergebnisse von Spendensammlungen in Hainstadt und Walldürn (1879 / 1887 / 1894)   
Anmerkung: Ergebnisse von Spendensammlungen erschienen regelmäßig in jüdischen Periodika. Die Hainstadter zeigen sich dabei als sehr großzügige und spendenfreudige Gemeinde.      

Mitteilung in "Der Israelit" vom 20. Oktober 1879: "Hainstadt. Durch Lehrer Israel, Challah-Geld von nachfolgenden Frauen: Luise Gundersheimer 2, Mina Gundersheimer 2, Babette Gundersheimer 1, Fanny Israel 2, Hannchen Israel 1.50, Sara Neuberger Wwe. 1, Babette Neuberger 2, Sara Neuberger 2, Ricka Neuberger Wwe. 1, Babette Alexander 1.50, Elise Goldschmidt 1, Nanette Kaufmann 2 44, Mina Kaufmann 2.50, Adelheid Kaufmann 2. Klara Kaufmann 2.50, Emma Kaufmann 1.50, Ricka Kaufmann 1, Fanny Lißberger 2.50, Hanna Reiß 0.90, Fanny Sommer 1.50, Karoline Rothschild 0.60, Mina Rothschild Wwe. 1, Adelheid Oppenheimer Wwe. 1, Babette Hnschberger 0.84, Therese Hirschberger 0.74, Ricka Neuberger 1, zus. 39.37 M."     
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 19. Mai 1887: "Hainstadt. Durch den Gemeindevorstand Herrn Neuberger: Challogeld von den Frauen: Mina Kaufmann 1.30, Klara Kaufmann 1.20, Adelheid Oppenheimer 1. Sara Neuberger 1.50, Karoline Kaufmann 1.50, Babette Neuberger 1, Sophie Neuberger 1.64. Rika Neuberger 1, Sara Neuberger Witwe 1, Witwe Gundersheimer 1.45, durch Lehrer Biberles, Challogeld von den Frauen: Hanna Reis 2.30, Sophie Reis 1.50, Fanny Lissberger 1.50, Fanny Israel 1.45, Mina Gundersheimer 1.29, Ricka Kaufmann 0.50, Sara Klein 1. Fanny Alexander 0.50. Emma Kaufmann 1.20, Rifka Kaufmann 0.50, Hannchen Israel 1, von demselben aus Walldürn: Karolina Zimmern 0.50, Justine Rödel 0.40. Jette Riselsheimer 0.20, Bertha Hammer 0.20 Mark."                 
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 10. Dezember 1894: "Hainstadt. Durch Lehrer J. Israel, Challah-Geld von nachgenannten Frauen: Louise Gundersheimer 1.50, Fanny Israel 1.50, Mina Israel 1.30, Hanchen Israel 1, Emma Kaufmann 1.50, Klara Kaufmann 1.50, Ricka Kaufmann 0.50, Rifka Kaufmann 0.50, Babette Neuberger 1.50, Sara Neuberger 1.50, Sophie Neuberger 1.50, Sara Neuberger Wwe. 1, Ricka Neuberger 1, Fanny Lißberger 1, Karoline Zimmern 1.30, Sara Klein 1, Lazarus Kaufmann 5, zusammen abzüglich Porto 23.80 M., wovon 2.80 M. für die Armen im Heiligen Land.
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 20. Juni 1901: "Hainstadt. Durch Lehrer J. Israel, Challah-Geld von den Frauen: Sophie Neuberger 1.20, Sara Neuberger 1.50, Ricke Neuberger 1, Emma Neuberger 1, Babette Neuberger 1, Fanny Israel 1.30, Mina Israel 1.20, Hanchen Israel 1, Klara Kaufmann 1.50, Emma Kaufmann 1, Rifke Kaufmann 0.50, Ricke Kaufmann 0.50, Fanny Lissberger (statt Leheberger) 2, Sara Klein 1, Klara Mannheim 1.30 M. — Aufrufspende von Jacob Neuberger 1 M. — Lazarus Kaufmann: die Hälfte einer Vergleichssumme mit Würth in Buchen 10 M. — Isaak Kaufmann in New York 2 M. Zusammen abzüglich Porto 27.30 M..."   

  
Gründung des Israelitischen Jugendvereins Hainstadt - Buchen (1911)  

Hainstadt Israelit 28121911.jpg (47995 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1911: "Hainstadt (Baden), 4. Dezember (1911). Unter Vorsitz des Herrn Benjamin Lißberger wurde am 29. November dieses Jahres ein 'Israelitischer Jugendverein Hainstadt-Buchen' gegründet. Seine Begründung hat der Verein Herrn Lehrer Schereschewski zu verdanken. Der Verein bezweckt, das jüdische Wissen der jüdischen Jugend von Hainstadt-Buchen zu bereichern und ihr Interesse für das Judentum durch Vorträge und geeignete jüdische Lektüre zu wecken."
  
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1911: "Hainstadt in Baden. Israelitischer Jugendverein Hainstadt – Buchen. – Unter diesem Namen ist hier ein Jugendverein ins Leben gerufen worden, der den Zweck hat, jüdische Literatur zu pflegen und ideale Interessen des Judentums zu wecken. Um dieses zu erreichen, sind für das Winterhalbjahr neben der reichhaltigen jüdischen Leihbibliothek und jüdischen Zeitungen im Vereinslokal Vorträge und Vorlesungen vorgesehen. Die Mitgliederversammlung wählte folgenden Vorstand: Benjamin Lißberger (1. Vors.), Lehrer Schereschewski (2. Vors. und Bibliothekar), Lehrer Weingarten – Buchen (Schriftführer), Albert Neuberger – Hainstadt (Kassierer) und Josef Neuberger (Beisitzer). 
Bei der ersten Zusammenkunft, welche Freitagabend (1. Dezember) stattfand, erschien eine stattliche Zahl der aktiven und passiven Mitglieder, sodass das große Lokal kaum die Menge fasste. Benjamin Lißberger hielt die Eröffnungsrede. Lehrer Schereschewski sprach über die Ziele und Zwecke des Vereins und gab einen klaren Überblick über die Entstehung der Jugendvereine im Deutschen Reiche. Derselbe ging von der Begründung des 'Montefiore-Vereins' in Frankfurt am Main aus und führte uns bis zum Delegiertentag der Jugendvereine in Berlin. Darauf las der Vorsitzende ein schönes Gedicht 'Beruria' von Berthold Feiwel (sc. Zionist und Dichter, lebte 1875-1937), und zum Schlusse las Lehrer Schereschewsky noch einiges in prosaischer und dichterischer Form über dasselbe Thema vor. – Der Abend fand ungeteilt Befriedigung, und alle gingen froh und vergnügt nach Hause. Ein großes Verdienst um das Zustandekommen des Vereins hat sich Frau Sophie Neuberger – Hainstadt erworben, die dem Verein ein Zimmer als Vereinslokal unentgeltlich zur Verfügung stellte."
     
 
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 1912: "Hainstadt in Baden - Buchen. Unter reger Anteilnahme hat sich unter dem Vorsitz des Herrn B. Lißberger - Hainstadt ein 'israelitischer Jugendverein Hainstadt - Buchen" gegründet. Der Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens 14 aktive und eine größere Anzahl passive Mitglieder erworben. Durch Vorträge und Vorlesungen aus der jüdischen Geschichte und Literatur einerseits und durch Halten von jüdischen Zeitungen, Zeitschriften und eine Leihbibliothek anderseits sollen die idealen Interessen des Judentums bei der Jugend gefördert werden."   

  
Vortragsabend des Israelitischen Jugendvereins (1912)  

Hainstadt FrfIsrFambl 26041912.jpg (63718 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "Buchen-Hainstadt (Baden). Der Israelitische Jugendverein konnte vergangenen Schabbos Rabbiner Dr. Löwenstein – Mosbach als Redner begrüßen. Der allverehrte Herr Rabbiner sprach über das Thema 'Jüdischdeutsche Volkslieder'. Unser Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens durch die rührige Tätigkeit seines Gründers, Lehrer S. Schereschewski – Hainstadt, günstig entwickelt. Zu seinem größten Bedauern verliert er das Vorstandsmitglied, Lehrer Weingarten – Buchen, der mit dem 1. Mai eine Lehrerstelle in Sinzig am Rhein antritt."  

  
Vorträge von Lehrer Wertheimer (1932 / 1933)
     

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 4. Februar 1932: "Hainstadt (Baden). Einen sehr lehrreichen Vortrag über Palästina auf Grund einer Lichtbildserie, die der Oberrat der Israeliten Badens zur Verfügung gestellt hatte, hielt Religionslehrer Willi Wertheimer (Buchen) nacheinander in den Gemeinden Hardheim, Buchen und Hainstadt. Der Vortragende verstand es, vor einer aufmerksamen, zahlreichen Zuhörerschaft aus nicht nur jüdischen Kreisen ein anschauliches Bild des biblischen Palästina zu entwerfen. Oberlehrer Zubrod in Hainstadt steuerte noch einige Aufnahmen von Jerusalem, der Klagemauer und dem alten Tempel bei."    
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1933: "Buchen in Baden, 3. Dezember (1933). in den vergangenen Wochen hielt Herr Lehrer Wertheimer in unserer Gemeinde als auch in der Nachbargemeinde Hainstadt zwei ausführliche Vorträge über 'Messianismus und messianische Gestalten' und 'Antisemitismus und Judenschicksal', welche allseitigen Beifall fanden."    

    
Gemeindeabende in den Gemeinden Buchen, Hainstadt und Hardheim (1933)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1933: "Buchen, 26. Dezember (1933). In der Zeit vom 23. bis 25. dieses Monats fanden in den Gemeinden Buchen, Hainstadt und Hardheim Veranstaltungen, sogenannte Feier- und Weihestunden statt, die alle gut besucht waren und allseitigen ungeteilten Beifall fanden. Im Mittelpunkt dieser Feiern stand ein Vortrag über 'Erez Jisrael' mit Lichtbildern von Tel Aviv und der Orangenküste, gehalten von dem die oben angeführten Kleingemeinden betreuenden Lehrer W. Wertheimer, der die zahlreich Erschienenen zur Mitarbeit am Palästinawerk aufforderte. - Ein kleines Chanukkaspiel von den Kleinen der Religionsschulen und das Stück einer Frankfurter Schriftstellerin Irma Dresdner 'Drei treffen sich vor dem Jugendheim' , von Jugendlichen aufgeführt, lösten bei der Zuhörerschaft großen Beifall aus. Eine Reihe Gedichte, darunter ein historisches 'Raschi und Gottfried von Bouillon' wurden geradezu künstlerisch vorgetragen. - Die Herren Synagogenräte der einzelnen Gemeinden sprechen Allen, die zu den glänzend verlaufenen Veranstaltungen beigetragen haben, den Dank aus mit dem Wunsche, in nicht allzu langer Zeit wieder ähnliche Abende zu veranstalten. - Eine Sammlung für Erez Jisroel brachte ein recht befriedigendes Ergebnis."   

    
Vorträge von Lehrer Schwarzenberger aus Bödigheim (1934)  

Hainstadt Hardheim JuedRundschau 30011934.jpg (10217 Byte)Mitteilung in der "Jüdischen Rundschau" vom 30. Januar 1934: "Hainstadt. Lehrer Schwarzenberger (Bödigheim) hielt hier einen Vortrag über 'Jüdischer Geist zu Chanukkah'."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1934: "Hainstadt, 14. Januar (1934). In unserer Gemeinde sprach Lehrer Schwarzenberger, Bödigheim über das Thema 'Jüdischer Geist und jüdische Geschichte'. Umrahmt wurde der Vortrag von Darbietungen des Jugendbundes Mosbach unter bewährter Führung von Herrn Baracker jun. 

     
Verschiedene Vorträge in der Synagoge (1934)   

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. April 1934: "Hainstadt (Baden). Hier hielt Synodalabgeordneter Dr. Otto Simon (Mannheim), Leiter des Palästinanebenamtes für Baden-Württemberg in Mannheim, einen Vortrag über 'Vor verschlossenen Toren!' Die Veranstaltung, von Lehrer Willi Wertheimer (Buchen) veranlasst und geleitet, erfreute sich reichen Besuches aus den umliegenden Gemeinden. Anschließend konnte eine 'Misrachi-Gruppe' für den Bezirk Buchen ins Leben gerufen werden."   
 
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1934: "Hainstadt (Baden), A. Kaufmann (Tauberbischofsheim) sprach in der Synagoge bei einem Treffen der losen ZOG Main-Tauber-Odenwald über 'Vor verschlossenen Toren.' Zwei Chaluzim, Anschel und Leistner, sprachen über 'Wir Chaluzim und Erez Jisroel'. Bez.-Rabb. Greilsheimer (Mosbach) zeichnete den agudistischen Aufbauweg für Erez Jisroel und gedachte Bialiks (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Chaim_Nachman_Bialik). W. Wertheimer (Buchen) zeigte den neuesten KKL.-Lichtbildstreifen (Messe in Tel Aviv). Umrahmt wurden die Vorträge von Liedern der Chaluzim des Hachscharah-Zentrums Buchen-Walldürn."  

  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Erinnerung an die Rabbinerfamilie Eschelbacher  

Vgl. weitere Texte zu Rabbiner Dr. Josef Eschelbacher in der Textseite zur jüdischen Geschichte in Bruchsal
   

Links: Grab von Josef und Ernestine Eschelbacher auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee (Foto: Bernhard Kukatzki, August 2025).  
Nach dem Wikipedia-Artikel zu Josef Eschelbacher: Josef Eschelbacher (geb. 12. September 1848 in Hainstadt, gest. 3. Dezember 1916 in Berlin) war Autor und Bezirksrabbiner in Baden. Die Geschichte der Familie Eschelbacher lässt sich zunächst zurückverfolgen nach Hardheim. Ein Jude namens Joseph kam wohl in den 1730er-Jahren aus Eschelbach im Kraichgau nach Hardheim kam. Er wurde 1787 auf dem jüdischen Friedhof Külsheim begraben. Der Enkel dieses Joseph, Michael Seligmann, nahm den Namen Eschelbacher an. Einer seiner Söhne, Löb Eschelbacher, wurde Hauptlehrer an der Israelitischen Gemeindeschule in Hainstadt und war der Vater von Josef Eschelbacher. Josef heiratete am 26. März 1879 Ernestine geborene Benario (geb. 1858; gest. 1931 in Berlin) aus Wertheim. Aus dieser Ehe entstammten sechs Kinder: Max (géb.1880 in Bruchsal; gest. 20. April 1964 in London), späterer Rabbiner, Bertha, Johanna, Klara und Julie. Das sechste Kind verstarb früh.
Josef Eschelbacher ging nach dem Abitur von 1868 bis 1877 an das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau, um eine Rabbinerausbildung zu erhalten. Gleichzeitig studierte er an der Universität Arabisch, Geschichte und Philosophie. An der Universität Halle-Wittenberg wurde er im April 1873 zum Dr. phil. promoviert. 1876 trat er die Stelle des Bezirksrabbiners in Bruchsal an. 1895 wurde er zum Vizepräsidenten der neu eingerichteten israelitischen Landessynode gewählt. In seiner Zeit in Bruchsal wurde 1880 die neue Synagoge gebaut und mit anderen Bruchsaler Juden gründete er 1888 den Landesverein zur Erziehung israelitischer Waisen im Großherzogtum Baden. 1899 wurde Eschelbacher als Rabbiner nach Berlin berufen. Ihre letzte Ruhe fanden Josef und Ernestine Eschelbacher auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee (Feld G1, Ehrenreihe)." 

   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Josef Eschelbacher (1848 Hainstadt - 1916 Berlin)  

Artikel in der Zeitschrift "Ost und West" 1917 Heft 1-2 Sp. 31-34:   "RABBINER DR. JOSEF ESCHELBACHER der am 3. Dezember im Alter von 68 Jahren nach langem schweren Leiden verschieden ist, war in Hainstadt in Baden geboren. Fast ein Vierteljahrhundert hatte er in seiner Heimat als Bezirksrabbiner von Bruchsal gewirkt, bis er 1900 als Vertreter der konservativen Richtung nach Berlin berufen wurde. Eschelbacher war ein begeisterter Anhänger Zacharias Frankels. Sein Standpunkt war derselbe, den er als die Anschauung seines Lehrers formuliert hat*), 'dass das Judentum in seiner Eigentümlichkeit erhalten werden müsse und in seinen ewigen Bestimmungen und Formen den Forderungen der vergänglichen Tagesmeinung gegenüber nicht zum Opfer gebracht werden dürfe, dass es aber andererseits in dem Bewusstsein aller Geschlechter seinen unerschütterlichen Boden haben und darum mit den bewegenden Ideen der Zeiten in steter Verbindung bleiben, von ihrem Lichte sich erleuchten und aus ihnen die Kraft gewinnen müsse, die das Ewige im Judentum den wechselnden Generationen stets in frischer belebender Anziehung erhält.'
Diesen Standpunkt vertrat er mannhaft und charaktervoll, unbekümmert um Anerkennung oder Anfechtung von außen, aber doch in versöhnlicher, friedfertiger Weise. Dadurch hat er der Berliner Gemeinde viele Kämpfe erspart. Mehr als ein Menschenalter währte der Streit, ob ein Rabbiner der konservativen Richtung an die Gemeinde berufen werden sollte. Eschelbacher war der erste und hatte als solcher gewiss einen schweren Stand, er hat durch seine vorbildliche Amtsführung der Gemeinde diesen Übergang erleichtert; er hat seinen Anhängern weitgehende Zugeständnisse errungen, ohne dass dadurch einer andern Richtung ihr Recht geschmälert worden wäre.
Seine Wirksamkeit fasste er nicht vom Standpunkt einer Partei auf, er verfolgte den Weg, den sein Gewissen ihm vorschrieb, tatkräftig und aufrecht, ohne anderen seine Meinung aufzudrängen. Darum konnte er mit den Vertretern anderer Richtungen zusammen arbeiten, wo es galt, gemeinsame Aufgaben zu lösen. Er hat auch nach dieser Richtung hin als Berliner Rabbiner vorbildlich gewirkt und an den mannigfaltigsten gemeinnützigen Institutionen hervorragend mitgearbeitet. So wie er es in Bruchsal gehalten hatte, setzte er es trotz der weit schwierigeren Amtspflichten in der Hauptstadt fort. Uneigennützig und hilfsbereit, von echt sozialer Fürsorge erfüllt, von großer persönlicher Herzensgüte und feinstem Zartgefühl durchdrungen, hatte er stets Zeit und Kraft, seinen bedrückten Mitmenschen Zuspruch und Beistand zu gewähren. In Baden kündet der 'Landesverein zur Erziehung israelitischer Waisen' seinen Ruhm, in Berlin  
*) Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums XLV, 1901, S. 229..
wirkte er, um nur einige hervorragende Einrichtungen zu nennen, bei der Begründung der Toynbee Halle, des Jaffaschen Waisenheims, der Vereine zur Unterstützung der jüdischen Taubstummen und der Blinden, im Lokal-Komitee der Alliance, im Vorstande des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur mit, von der Standesvertretung im Rabbinerverband, von seiner Zugehörigkeit zum Ausschuss des Verbandes der deutschen Juden ganz zu schweigen.
Neben der angestrengten amtlichen und sozialen Tätigkeit fand Eschelbacher Muße zu Wissenschaftlichen Arbeiten; seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind vorwiegend hier entstanden und gewissermaßen aus seiner amtlichen Tätigkeit her vorgegangen. Harnacks Vorlesungen über das Wesen des Christentums regte ihn zur Abwehr an; so entstand sein viel gelesenes Buch über 'Das Judentum und das Wesen des Christentums', seine Abhandlung über 'Das Judentum im Lichte der modernen protestantischen Theologie'. Auf demselben Wege entstanden seine Paulinischen Studien, Arbeiten, die vermöge ihrer Gründlichkeit und Gelehrsamkeit auch bei den Gegnern hohe Achtung gefunden haben. Aus seinem Amte schöpfte er die Anregung zur Abfassung des lebensvollen Charakterbildes von Michael Sachs, das er diesem berühmten jüdischen Prediger zu seinem hundertsten Geburtstage gewidmet hat. In den letzten Jahren beschäftigte ihn die Geschichte der Alten Synagoge, die zu deren 200 jährigem Bestehen, 1914, erscheinen sollte; sein schweres Leiden hat ihn an der Vollendung des mit großer Liebe gearbeiteten Werkes gehindert, es liegt jedoch soweit fertig vor, dass es als ein Denkmal seiner segensreicher Wirksamkeit der Gemeinde wird zugänglich gemacht werden können.
'Nehmt alles nur in allem, er war ein ganzer Mann.' Ein Mann von anspruchslosester Schlichtheit, aber tiefster Innerlichkeit, ein aufrechter, gerader Charakter, ein pflichttreuer, hingebender Führer, ein gütiger, hilfsbereiter Mensch. Sein Andenken wird in der Berliner Gemeinde und in der deutschen Judenheit zum Segen fortleben, Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. I. E.".

   
Julius Hofmann erhält das Eiserne Kreuz (1916)  

Hainstadt FrfIsrFambl 15121916.jpg (23713 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Dezember 1916: "Hainstadt (Baden). Für tapferes Verhalten gegen den Feind an der Somme erhielt Julius Hofmann, Sohn des Synagogenrats Bernhard Hofmann, das Eiserne Kreuz."  

   
Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Emanuel Israel (1929)  
Vgl. unten Fotos

Hainstadt Israelit 10051929.jpg (37387 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1929: "Hainstadt (Baden), 3. Mai (1929). Am 7. April beging in aller Stille Herr Emanuel Israel seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar ist noch einer von jener 'alten Garde', die in den kleinen Gemeinden leider immer seltener werden. Herr Israel wirkte auch jahrelang als Vorsteher in der Gemeinde. Möge dem Jubilar ein heiterer Lebensabend bescheiden sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

         
70. Geburtstag des Philanthropen Hermann Reiss (1930 in Würzburg) 
Anmerkung: Hermann Reiss ist am 10. Februar 1860 in Hainstadt geboren als Sohn des Pinchas Reiss (geb. 1819 Hainstadt, gest. 1902 Würzburg) und der Hanna geb. Luck (1818-1902). Hermann Reiss heiratete 1885 in Adelsheim Sofie geb. Hanauer (geb. 1867 Adelsheim, gest. 1941 Würzburg). Hermann Reiss lebte seit 1887 in Würzburg, wo er als Fabrikant tätig war (Teilhaber der Branntweinbrennerei und Likörfabrik seines Schwiegervaters M. Hanauer & Sohn). Er wurde zum Kommerzienrat ernannt und war Handelsrichter. Weiteres siehe R. Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945 Bd. II S. 456. Weitere genealogische Angaben über die Biographische Datenbank Unterfranken https://juf.stadtarchiv-digital.de/render/82. Zur Firmengeschichte mit Abbildungen: https://spirits.com.pl/historia-destylarni-m-hanauer-sohn-z-wurzburga/ (polnisch). 

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 13. März 1930: "Würzburg. Unter allgemeiner Anteilnahme vollendete Herr Geh. Kommerzienrat Hermann Reiss sein 70. Lebensjahr. Der vollauf rüstige Jubilar, der nun 21 Jahre ununterbrochen dem Würzburger Synagogenrat angehört, genießt weithin als großer Philanthrop einen ehrenvollen Ruf. Seine Heimatgemeinde Hainstadt (Baden) erfuhr schon vielmals seine Unterstützung, so bei Errichtung einer Schwesternstation oder für Verschönerungsanlagen. Die dortige Synagogengemeinde wurde schon oft durch namhafte Geldmittel (so bei Renovierung der Synagoge) von ihm bedacht. Die alte Synagoge im Luitpoldmuseum in Würzburg ist eine Stiftung des vielseitigen und kunstsinnigen Mannes."  

    
Zum Tod von Sara Neuberger (1933)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1933: "Hainstadt - Mannheim, 27. Februar (1933). Am 12. Februar wurde Frau Sara Neuberger Witwe, im Alter von 76 Jahren, unter großer Beteiligung auf dem Beth Aulom (Friedhof) in Bödigheim beigesetzt. Seit dem vor 18. Jahren erfolgten Ableben ihres Gatten und dem Verluste eines hoffnungsvollen Sohnes im Kriege, wohnte sie in Mannheim bei ihrer Schwester. Am Grabe sprach Lehrer Wertheimer, Buchen, welcher in feinsinniger Weise ein Lebensbild der Heimgegangenen entwarf und Lehrer Strauß, Nördlingen, als Schwiegersohn, nahm in rührend bewegten Worten des Dankes im Auftrag der Verwandten von der wahrhaft Frommen Abschied. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

        
75. Geburtstag von Emanuel Israel (1934)  
Anmerkung: Foto von Emanuel Israel siehe unten.

Mitteilung im "Israelit" vom 3. Mai 1934: "Hainstadt (Baden), Herr Emanuel Israel feiert Anfang Mai in vollster Gesundheit seinen 75. Geburtstag. Die hiesige Gemeinde ehrt in dem Jubilar einen frommen, wohltätigen Mann, der 13 Jahre Synagogenrat und 9 Jahre Vorsteher war."  

   
Moritz Rosenbaum wird Bezirksältester (1936)  

Mitteilung im "Israelit" vom 4. November 1936: "Hainstadt (Baden), 1. November (1936). Herr Synodalabgeordneter und Synagogenrat Moritz Rosenbaum wurde anstelle des ausgeschiedenen Herrn Max Mai - Merchingen zum Bezirksältesten ernannt."  

    
Zur Geschichte der Familie Kaufmann   
Anmerkung: Informationen nach Auskunft von Karl-Heinz Nieren in Geilenkirchen und Tobias-Jan Kohler, Stadtarchiv Buchen.
Vgl. zu Lazarus Kaufmann https://www.joodsmonument.nl/en/page/187449/lazarus-kaufmann  und zu Berta Kaufmann geb. Zwaab  https://www.joodsmonument.nl/en/page/187448/berta-kaufmann-zwaab 
Bei geni.com https://www.geni.com/people/Lazarus-Kaufmann/6000000119725693899 und https://www.geni.com/people/Berta-Zwaab/6000000119724698117.  

Rena (Rifka) Kaufmann ist am 16. Juni 1910 in Hainstadt geboren als Tochter des Uhrenmachers Lazarus Kaufmann (geb. 22. Februar 1859 in Hainstadt) und der Bertha geb. Zwaab (geb. 3. Februar 1882 in Mülfort [Rheydt]). Das Ehepaar hatte noch einen Sohn Harry Hirsch Kaufmann, geb. am 26. April 1913 in Hainstadt (1939 über Amsterdam in die USA emigriert). Die Familie wohnte in der Buchener Straße 20 in Hainstadt, wo Lazarus Kaufmann vermutlich sein Uhrengeschäft betrieb. Im Mai 1939 emigrierte das Ehepaar Lazarus und Bertha in die Niederlande (Amsterdam), wo es bis zum 25. September 1941 gemeldet war. Beide wurden nach der Deportation von Westerbork nach Auschwitz am 19. Februar 1943 in Auschwitz ermordet.
Rena war seit dem 17. Oktober 1936 in Wiesbaden verheiratet mit Paul K. Meyer (geb. 27. November 1901 in Wiesbaden). Die beiden konnten in der NS-Zeit in die USA emigrieren.      

  
 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Verlobungsanzeige von Elsa Israel und Moritz Rotschild (1923)  

Anzeige in "Der Israelit" von 11. Oktober 1923: "Statt Karten!
ELSA ISRAEL   -   MORITZ ROTSCHILD
Verlobte
Hainstadt    -   Michelstadt
(Baden)       -   im Odenwald  
Oktober 1923."  

 
Lazarus wirbt für "Prima Grünkern" (1928)  
 

Anzeige in "Der Israelit" vom 11. Oktober 1923: "Prima Grünkern neuer Ernte,
in Postpaketen zu 9 Pfund à Pfund 43 Pfennig.
Lazarus Kaufmann, Hainstadt in Baden." 

   
Todesanzeige für Jakob Neuberger (1937)  

Anmerkung: siehe Foto und weitere Informationen unten 

Anzeige in "Der Israelit" von 11. Februar 1937: "Heute früh verstarb ganz unerwartet unser lieber Vater, Großvater und Schwiegervater
Jakob Neuberger

im Alter von 86 Jahren.
Hainstadt i. Baden, 2. Februar 1937
Die trauernden Kinder" 


Todesanzeige für Mina Israel geb. Sommer (1937)  

Anmerkung: siehe Foto und weitere Informationen unten 

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. April 1937: "Am Schabbos Tasria m’zora, 17. April 1937. 6. Ijar 5697 ist meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwieger­und Großmutter, Frau
Mina Israel geb. Sommer
nach kurzem, schwerem Leiden, im Alter von 73 Jahren, sanft verschieden.
Im Namen der Hinterbliebenen Hainstadt i. Baden Emanuel Israel


   
Fotos aus jüdischen Familien in Hainstadt    
(Die Fotos stammen aus dem Bildarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Weiß (1876-1956); Quelle: https://nat.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=1246#objects; Erläuterungen zu den Fotos nach den Recherchen von Dr. Axel Burkhardt, Landesstelle für Museumsbetreuung, Stuttgart)     

Ehepaar Israel (rechts). Es handelt sich wahrscheinlich um Emanuel Israel (geb. 7. April 1859) und Mina Israel (geb. 12. Nov. 1863, gest. 17. April 1937) aus Hainstadt. Emanuel (genannt Mengko oder Mengo) Israel war Textilhändler und Gemeindevorsteher. Die Aufnahme könnte 1929 zum 70. Geburtstag von Emanuel Israel entstanden sein (vgl. oben Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1929). 

     Ehepaar Israel um 1925  Ehepaar Israel, vermutlich 1929
       
Loni Hofmann (geb. am 20. Oktober 1928 in Hainstadt), Tochter von Sofie Hofmann (geb. 1898 in Hainstadt). Die Mutter wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs verbracht und ist im Sommer 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Die Tochter Loni konnte offenbar 1940 über die Schweiz der Verfolgung durch den NS-Staat entkommen. Späterer Name: Loni Croitoru-Hofmann.   Jakob Neuberger aus Hainstadt(1850-1937) war verheiratet mit Frederika geb. Freudenstein (1848-1912). Das Ehepaar hatte sieben Kinder, die bis zum Jahr 1941 alle in die USA emigriert waren: die Söhne Gerson (1877-1960), Josef (1890-1978), Berthold (1883-1965) und Sigmund (1890-1978) sowie die Töchter Emma verh. Fischl (1875-1965), die 1937 ihren Neffen Kurt Rosenbaum (1922-2012) bei sich aufnahm, dann Johanna verh. David (1878-1926), die Mutter von Friedel David, und schließlich Fanny verh. Rosenbaum (1887-1968), die Mutter von Kurt Rosenbaum.
   
        
 

Familie Josef und Jette Neuberger (unten): Josef Neuberger (geb. am 20. August 1880 in Hainstadt, gest. am 10. Dezember 1961 in Baker County/Oregon, begr. Beth Israel Cemetery in Portland) war seit dem 3. April 1913 verheiratet mit Jette geb. Braun (geb. am 31. Mai 1888 in Hochhausen/Baden, gest. am 30. September 1965 in Baker County/Oregon, begr. Beth Israel Cemetery in Portland). Ihre Söhne wurden alle in Buchen geboren: Gert (Gerson) (geb. am 27. September 1914), Berthold (geb. am 3. September 1916) und Hans Joachim (geb. am 9. Juli 1924, gest. am 1. Januar 1997, begr. Beth Israel Cemetery in Portland). Der jüngste Sohn Hans Joachim emigrierte mit seinen Eltern 1940 über die Schweiz in die USA. Die beiden älteren Söhne, Gerson und Berthold, waren schon früher in die Vereinigten Staaten ausgewandert, und wurden von ihren beiden Onkeln gleichen Namens in Oregon aufgenommen.   

          
 Familie Josef und Jette Neuberger
mit ihren drei Söhnen
 
 Josef Neuberger
(Ende der 1920er-Jahre)
  
Gert (Gerson) Neuberger  
 
  
 Hans Joachim Neuberger, links im
 Kaminfegerkostüm um 1930, rechts
bei seiner Einschulung (1931)
        

Familie Moritz und Fannie Rosenbaum. Auf dem Foto unten (erstes von links) ist Fannie (Fanny) Rosenbaum geb. Neuberger (1887-1968) abgebildet. Sie hat ihre Tochter Ruth auf dem Schoß. Sohn Kurt (1922-2012) sitzt auf der Bank, seine Cousine Friedel David (geb. 9. Oktober 1915 in Weinheim) steht hinter der Bank. Ehemann Moritz Rosenbaum (geb. 27. Juni 1885 in Münchholzhausen) fehlt auf dem Bild. Das Foto dürfte aus den Jahren 1926-1930 stammen. Die Familie hatte in Hainstadt an der Stelle, an der heute die Volksbank steht, ein Textilgeschäft (Manufakturwarenhandlung). Der linke Teil des aktuellen Bankgebäudes beherbergte das ehemalige Textilgeschäft. Sohn Kurt (geb. 1922) besuchte zunächst die Grundschule in Hainstadt. Als er 1935 auf das Gymnasium in Buchen wechselte, wurde er gemobbt und verprügelt, weil er Jude ist. Um dem ein Ende zu bereiten, schickten ihn die Eltern nach Frankfurt, damit er am Philanthropin einen Schulabschluss machen konnte.1939 gelang es der Familie noch, in die USA auszureisen. Moritz Rosenbaum starb am 2. November 1948 in Brooklyn, N.Y./USA. Kurt Rosenbaum war seit den 1970er Jahren mit seiner Ehefrau Inge und den Kindern Mike und Lisa oft zu Besuch in Hainstadt. Er ist 2012 in den USA verstorben. Seine Schwester Ruth lebte als verheiratete Ruth Goldschmidt in Brooklyn, N.Y./USA. 
Auf dem Foto unten (zweites von links) ist der für einen Festzug geschmückte Wagen der Familie Rosenbaum vor dem Haus des Fotografen in Buchen zu sehen. Anlass war das 50. Stiftungsjubiläum des Männergesangvereins Hainstadt in der Zeit vom 11. bis 13. Juli 1932. Von rechts nach links: Moritz Rosenbaum, daneben Friedel David, davor die Mutter Fannie Rosenbaum geb. Neuberger (1887-1968), die Tochter Ruth, Theodor Reinhard als Fahrer und der Sohn Kurt

       
 Fannie Rosenbaum mit ihren beiden Kindern
 Kurt und Ruth sowie Friedel David
Der Wagen der Familie Rosenbaum vor dem Haus des Fotografen in Buchen. Die Kinder Kurt und Ruth Rosenbaum,
links Kurt im Frack.  
 Kurt Rosenbaum
 bei seiner Einschulung.
       
 Kurt Rosenbaum, links als Schreiner verkleidet, rechts als Jockey. 
  
 Ruth Rosenbaum: links als kleine Dame in einem Fantasiekostüm,
rechts in demselben Kostüm ohne Hut.  

     
    
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge          
   
Das jüdische Wohngebiet lag nach einem Bericht von 1650 "von Alters her... auf dem Kellergarten". Demnach war der Bereich um die Kellerei das damalige jüdische Wohnviertel. Die Kellereistraße hieß früher auch "Judengasse".  
       
Um 1600 wurde eine Synagoge im sogenannten "Judenbau" eingerichtet, die bis zum Anfang des 19. Jahrhundert gottesdienstlichen Zwecken diente. In diesem Gebäude waren auch das rituelle Bad (bis 1840), die Wohnungen zweier Familien und das Schlachthaus. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der "Judenbau" allerdings als für eine Synagoge "höchst unwürdig" empfunden. Der Eingang zur Synagoge befand sich in einem "sehr traurigen Zustand". Direkt vor dem Haus war ein "übelriechender Hühnerstall". Der Rauch aus den Feuerstätten der im Erdgeschoss lebenden Familien erfüllte regelmäßig den Raum der Synagoge, "sodass man den Gottesdienst unmöglich in würdiger Weise abwarten konnte". Dabei handelten die Hausbewohner auch noch mit Häuten, die neben und über der Synagoge im oberen Stock aufgehängt waren und einen schwer zu ertragenden Gestank verbreiteten. Das Gebäude war in einem solchen Zustand, dass es nach der Neueinrichtung der Synagoge unverkäuflich war. Viermal machte die Gemeinde vergeblich einen Versuch, ihre Räumlichkeiten im alten "Judenbau" zu verkaufen. Schließlich überließ man diese dem Simon Wolf Seldner und dem Löb Schwarzmann, denen das übrige Haus gehörten. Sie mussten sich jedoch verpflichten, das im Haus befindliche rituelle Bad zu unterhalten.  
      
Der Beschluss, eine neue Synagoge zu errichten, wurde von der jüdischen Gemeinde 1814/15 getroffen. Eine aus neun Männern bestehende Kommission sollte alle beim Synagogenbau erforderlichen Anordnungen treffen und die Verwendung der Gelder überwachen. Die Finanzierung der Baukosten bereitete große Schwierigkeiten, da die aus 28 bis 30 Familien bestehende Gemeinde größtenteils in armen Verhältnissen lebte. Ein Gemeindebeschluss vom 12. August 1815 legte jedoch fest, dass jeder Hausvater zur Zahlung der entsprechenden Anteile verpflichtet war. Sollte einer der Verpflichtung nachkommen, müsse der damalige Gemeindevorsteher Bär Goldschmidt mit diesem zu Rabbiner Metz in Bödigheim gehen, um die Sache zu klären. Die Beiträge zum Synagogenbau scheinen fleißig gesammelt worden zu sein. Die ehemaligen Inhaber der Stühle in der alten Synagoge (zusammen 29) wurden je nach Vermögen in sechs Klassen eingeteilt und hatte wöchentlich vier bis vierzehn Kreuzer zu bezahlen. Die übrigen, die keinen Platz besessen hatten (zusammen 18), bezahlten außer ihren Wochengeldern noch sechs bis zwölf Gulden. Die Baukosten der neuen Synagoge, die nach der Inschrift 1819 vollendet wurde,  berechneten sich auf mehr als 3.000 Gulden. Da die Beiträge der Gemeindeglieder hierzu nicht ausreichten, erhielt die Gemeinde vom Ministerium des Innern am 20. April 1820 die Genehmigung, eine Sammlung unter den Glaubensgenossen der unteren Kreise des Herzogtums durchzuführen.   
      
Um die restliche Bausumme erbringen zu können, beschloss eine Gemeindeversammlung 1820, dass die Plätze der neuen Synagoge sowohl für Männer wie für Frauen versteigert würden. Unter 50 Gulden sollte kein Platz abgegeben werden. Bis zur völligen Bezahlung blieb der Platz Eigentum der Gemeinde. Niemand durfte seinen Platz in den ersten fünf Jahren weiterverkaufen. Wer sich keinen besonderen Platz kaufte, zahlte für die Benützung eines angewiesenen Platzes jährlich zwei Gulden Miete.  
  
Umfassende Renovierung und Wiedereinweihung der Synagoge (1929)  

Mitteilung in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 9. Oktober 1929: "Hainstadt. (Synagogenweihe). Die hiesige im Jahre 1819 erbaute Synagoge wurde einer durchgreifenden Erneuerung unterzogen. Kürzlich wurde sie nun durch Bezirksrabbiner Greilsheimer neu geweiht. Die Opferwilligkeit der hiesigen israelitischen Gemeinde hat die Durchführung der Arbeiten ermöglicht."  

Beim Novemberpogrom im November 1938 wurden die Fenster der Synagoge von auswärtigen SA-Leuten eingeschlagen, die Inneneinrichtung und die Vortüren demoliert. Am Gebäude selbst entstand kein größerer Schaden. Dennoch wurde die ehemalige Synagoge später abgebrochen und an ihrer Stelle ein Wohnhaus erbaut (Grundstück Buchener Straße 15). 
      
An Stelle der alten Synagoge (des "Judenbaus") in der Hornbacher Strasse 6-8 wurde in den 1840er-Jahren ein Neubau erstellt.  
    
   
 
   
Fotos          
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite

 
Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.9.2003)
Hainstadt Synagoge 150.jpg (46220 Byte) Hainstadt Synagoge 151.jpg (55200 Byte)
   Von der 1819 erbauten und 1938 
zerstörten Synagoge ist nichts mehr
 vorhanden; an ihrer Stelle steht dieses
 Wohnhaus (Buchener Straße 15) 
Die Umgebung des ehemaligen Synagogengrundstückes 
  
  
     
Fotos vom Nachfolgegebäude zum "Judenbau" 
in der Hornbacher Str. 6-8 

(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.5.2004)
Hainstadt Synagoge 280.jpg (46821 Byte) Hainstadt Synagoge 281.jpg (41182 Byte)
   Grundstein mit "Händedruck" und Inschrift von 1845  
   
Hainstadt Synagoge 282.jpg (53735 Byte) Hainstadt Synagoge 283.jpg (51803 Byte) Hainstadt Synagoge 284.jpg (57310 Byte)
Verschiedene Ansichten des an Stelle des Judenbaus in den 1840er-Jahren errichteten Gebäudes

    

  
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Buchen          
bullet Archivalien zur jüdischen Geschichte Hainstadt in Leo Baeck Institut New York  (Digibaeck über Suchfunktion "Hainstadt" eingeben - online zugängliche Archivalien)   

Quellen:     

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Hainstadt 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Hainstadt sind vorhanden:    
J 386 Bü. 227 Hainstadt  Geburten 1843 - 1870, Eheschließungen 1840 - 1869, Sterbefälle 1840 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445282      
J 386 Bü. 228 Hainstadt  Geburten 1811 - 1842, Eheschließungen 1811 - 1842, Sterbefälle 1811 - 1842  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445283     

Literatur:    

bulletAmbrosius Götzelmann: Das geschichtliche Leben eines ostfränkischen Dorfes. Hainstadt im Bauland 725-1925. Würzburg 1925².
bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 118-119.
bulletElmar Weiss: Der Gerechte lebt durch seine Treue.Löb, Josef und Ernestine Eschelbacher geb. Benario (Veröffentlichungen des Vereins zur Erforschung jüdischer Geschichte … im tauberfränkischen Raum Band 3). Osterburken 1996.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 320-321.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
  

      
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hainstadt Baden.  Jews were present in the 16th century and the small community grew with the addition of refugees from Buchen in the 17th century. A synagogue was built in 1819 and a Jewish elementary school was opened around the end of the 1820s. Over half the Jews were cattle traders and Jews also pioneered the local cloth industry. The Jewish population reached a peak of 249 in 1842, subsequently declining steadily through emigration and the exodus to the big cities. In 1933, 38 remained (total 1,084). By early 1938, six had left and in the course of the year another 12 fled. Seven more emigrated after Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was vandalized. The last six were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940.
      
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

                           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 06. Oktober 2024