Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zur Übersicht "Synagogen
im Elsass"
Pfastatt
(Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Pfastatt bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17.
Jahrhunderts zurück. 1660 lebten etwa 50 jüdische Personen am
Ort.
Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl an (Zählung von 1784) auf 22 jüdische
Familien mit zusammen 104 Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1846 328 jüdische Einwohner, 1861 238, 1900 68, 1910 52. Die jüdischen
Familienvorsteher war tätig als Metzger, Viehhändler, Bäcker, Kauf- und
Handelsleute (Eisen, Metalle, Tuchhandel, Landesproduktenhandel)) sowie seit der
2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als Fabrikarbeiter. Sie waren Mitglieder in
den Sport- und Musikvereinen im Dorf.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche jüdische Einwohner nach
Mulhouse und andere Städte verzogen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibung der Stelle 1875). Zeitweise war Pfastatt Rabbinatssitz. 1910 wurde
das Rabbinat allerdings aufgelöst beziehungsweise nach Dornach
verlegt.
1936 wurden 54 jüdische Einwohner am Ort gezählt. Diejenigen, die in
den folgenden Jahren den Ort nicht verlassen konnten, wurden unter der deutschen
Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Pfastatt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Bernheim geb.
Grumbach (1874), Clemence Blum (1866), Fernand Gerstle (1881), Coralie Haas
(1901), Arthur Schwob (1864), Marthe Schwob (1892), Joseph Vogel (1905), Jean
Wenger (1910), Lucie Wolff (1874).
Nach 1945 ist wiederum eine kleine jüdische Gemeinde entstanden. 1953
wurden 18 jüdische Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Lehrerstelle 1875
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1875:
"Vakante Lehrerstelle.
Die israelitische Gemeinde Pfastatt bei
Mülhausen im Elsass sucht zum alsbaldigen Eintritt einen tüchtigen
Lehrer. Honorar Frcs 1500 bis Frcs. 1800 nebst freier Wohnung.
Reflektanten belieben sich unter Beifügung von Referenzen und Zeugnissen
zu wenden an Herrn Bernheim Spira, Vorsteher." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde im 18. Jahrhundert eingerichtet. Sie wurde
bis 1901 verwendet (Abschied vom alten Bethaus siehe im Bericht unten).
1900/01 wurde eine neue Synagoge erstellt. Sie wurde am 2. Oktober 1901 durch
Rabbiner Schüler aus Bollweiler eingeweiht.
Einweihung der Synagoge (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1901: "Pfastatt
bei Mülhausen (Elsass). Am 2. Oktober wurde die neu erbaute Synagoge
eingeweiht. Wie überall, fanden sich zu dieser Feier eine große Anzahl
Israeliten, namentlich aus Mühlhausen ein.
Nachdem Herr Rabbiner Schüler aus Bollweiler im alten Bethause eine
ergreifende Abschiedsrede gehalten, setzte sich um 2 Uhr Nachmittags der
festliche Zug zur neuen Synagoge unter Musikbegleitung in Bewegung. Dort
angelangt, hielten Herr Oberrabbiner Dr. Weil in Colmar und Rabbiner Blum
in Mülhausen Weihepredigten, welche großen Beifall
fanden." |
Die Synagoge war Mittelpunkt der jüdischen Gemeindelebens in
Pfastatt bis in die 1930er-Jahre (geschlossen 1934). Unmittelbar nach Kriegsende
wurde das Gebäude 1946 abgebrochen.
Ein neue Betraum wurde in Pfastatt 1951 eingeweiht.
Adresse/Standort der Synagoge: am
ehemaligen Marktplatz (vgl. Foto
unten)
Fotos
Die 1901 eingeweihte
und
1946 abgebrochene Synagoge
(Quelle: franz. Informationsseite s. Link) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Betraum nach 1945
(Quelle: Rothé/Warschawski S. 176) |
|
|
|
Einweihung des Betraumes
1951 |
Blick in den Betraum |
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
|
Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 48.174.
|
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|