Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Tübingen (Universitäts- und Kreisstadt, Baden-Württemberg)
Texte zur jüdischen Geschichte der Stadt

    
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Tübingen wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt
   
Es konnten noch nicht alle Texte abgeschrieben und gegebenenfalls kommentiert werden. Zum Lesen in diesem Fall bitte die Textabbildung anklicken.   
    
    
Übersicht:   

bulletAllgemeine Beiträge und Mitteilungen   
Artikel über die jüdische Geschichte in Wankheim und die Entstehung der jüdischen Gemeinde in Tübingen (1915)
In Tübingen darf immer noch kein Jude wohnen (1850)  
Der Stadtrat muss einem jüdischen Mann das Bürgerrecht verleihen (1852) 
Einladungen zum Universitätsjubiläum an Vertreter des Israelitischen Oberrates und des Württembergischen Rabbinervereins (1927) 
Vortrag vor der Ortsgruppe des Württembergischen Frauentierschutzvereins über das Schächten (1931)  
Auf Antrag der Nationalsozialisten soll "Juden und Fremdrassigen" der Zutritt zum städtischen Freibad verboten werden (1933)       
bullet Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1893 / 1934) 
Spendenaufruf des Lehrers Ad. Ehrlich (1891)  
Zum Tod von Lehrer Leopold Polack (1923, Lehrer in Tübingen 1914-1923)     
Entlassungsfeier der Religionsschüler in der Synagoge (1928)  
Religionsoberlehrer Josef Wochenmark hat sein Doktorexamen abgelegt (1933)   
Religionsoberlehrer Dr. Josef Wochenmark bietet einen hebräischen Sprachkurs an (1933)  
Religionsoberlehrer Dr. Josef Wochenmark besteht die pädagogische Staatsprüfung (1934) 
Hauptlehrer a.D. Zivi ist Nachfolger für Religionsoberlehrer Dr. Wochenmark   -   Vortrag von Lucie Levi über Henriette Herz und ihren Kreis (1935)     
bulletBeiträge aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Neuwahl in das Vorsteheramt (1927)  
Jahresversammlung der Ortsgruppe des Centralvereins (1927) 
Vortrag mit Lehrer Spier aus Haigerloch zu "Judentum und Friedensidee" (1927)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über Moses Mendelssohn (1928)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Familie und Politik" (1928)  
Mitgliederversammlung der Ortsgruppe des Central-Vereins (1928)  
Vortragabend mit Oberlehrer Wochenmark über Walter Rathenau (1928)  
Mendelssohn-Gedenkfeier in der Gemeinde (1929) 
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Gegenwartsfragen der jüdischen Frau" (1929)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein "Über die neuen Lebensformen der Frau" (1930)  
Purimfeier auf Einladung des Synagogenchors (1930)   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die Bedeutung des Sabbats und seine Geschichte" (1930)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Selbständigkeit als Ziel der Erziehung" (1931)   
Mitgliederversammlung der Ortsgruppe des Central-Vereins (1932)   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die Mischehe im Judentum" (1932)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die jüdische Frau" (1933)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über eine Palästina-Reise (1934)  
Vortrag mit Syndikus Dr. Julius Weil über den Central-Verein (1934)  
Vortrag zum Purimfest mit Heinrich Frankfurter über Erez Israel sowie Kinder-Purim-Feier (1935)    
bullet Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
Dr. Hayum wird zum Obmann des Bürgerausschusses gewählt (1911)  
Gustav Hirsch wird zum Israelitischen Kirchenvorsteher wiedergewählt (1912)  
Stiftung der Söhne und Töchter des ehemaligen Lehrers Maier Jacobi für die Tübinger Synagoge (1926)    
60. Geburtstag von Rechtsanwalt Dr. Hayum (1927)  
75. Geburtstag von Adolf Dessauer (1927) 
80. Geburtstag von Fanny Liebmann, Witwe von Max Liebmann (1928)  
Zum Tod von Lenchen Dessauer geb. Halle (1928)  
80. Geburtstag von Gustav Hirsch (1928) 
Rechtsanwalt Dr. Hayum wurde in den Gemeinderat der Stadt gewählt (1928)    
25-jähriges Bestehen der "Tübinger Chronik" unter Verleger Albert Weil (1929)  
Der Verlag der "Tübinger Chronik" (Verleger Albert Weil) geht in den Besitz von Dr. Höhn in Ulm über (1931)   
Silberne Hochzeit von Jakob Oppenheimer und Karoline geb. Seemann (1931)  
60. Geburtstag von Bankier Siegmund Weil (1931)   
70. Geburtstag von Johanna Hilb geb. Jacobi und gleichfalls 70. Geburtstag von Emma Seemann geb. Fleischmann (1931)  
70. Geburtstag von Albert Weil (1932)  
Zum Tod von Synagogenverwalter Elias Wassermann (1932)  
Silberne Hochzeit von Leopold Hirsch und Johanna geb. Rotschild (1932)   
80. Geburtstag von Adolf Dessauer (1932)  
Zum Tod von Gustav Hirsch (1933)   
Zum Tod von Emma Seemann geb. Fleischmann (1934)  
75. Geburtstag von Salomo Spiro aus Reutlingen (1934)    
bulletBerichte zu jüdischen Studierenden und Professoren 
Bericht über die Prüfung jüdischer Studierender an der Universität  (1836) 
Aus dem Semesterprogramm der Universität (1846)  
Bericht über die jüdischen Studierenden (1852)  
Lehrer Alexander Elsässer (Jebenhausen) weist auf Besprechungen einer Schrift von Professor Dr. Leopold Pfeiffer hin (1859)  
Antrittsrede von Prof. Dr. Gundelfinger (1874) 
Ehrendoktorate der Universität für jüdische Forscher (1877)  
Duell zwischen jüdischem und nichtjüdischem Studenten mit tödlichem Ausgang (1880)  
Zum Tod von Prof. Dr. Leopold Pfeiffer (1821-1881) 
Prof. von Martitz spricht sich für Juden als "gute Deutsche" aus (1886)  
Erneuerung des Doktor-Diploms für Gustav Weyl und Jacob Auerbach (1887)  
Antijüdische Beschlüsse der Satisfaktion gebenden Korporationen der Studentenschaft (1904)  
Auszeichnung für den Jurastudenten W. Tennenbaum (1910)   
Im Wintersemester 1927/28 waren zehn jüdische Studierende an der Universität immatrikuliert (1928)    
bulletWeitere Berichte aus der Universität  
Vortrag von Prof. Sellin - nicht frei von antisemitischen Äußerungen - über neue Ausgrabungen in Palästina (1928) 
Antrittsvorlesung von Prof. Gerhard Kittel (1926)   
Erinnerungen an Ereignisse bei der 400-Jahrfeier der Universität (1877; Berichte von 1927)  
Letzte Semesterzusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft für rabbinische Texte (1928) 
Vortrag von Privatdozent Rengstorf über "Moderne Kräfte und Bewegungen im Judentum" (1933)    
bullet Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Jüdische Haushälterin sucht eine Stelle (1867)   
Anzeige von Kaufmann M. Jacobi (1885)  
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Leopold Hirsch (1916) 
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Dr. Siegfried Koppel und Edith geb. Hayum (1924) 
Hochzeitsanzeige von Dr. Heinz Oppenheim und Dr. Dorothee geb. Hayum (1935)    
bulletSonstiges  
Aus einem Abschnitt der Zeitschrift "Der Israelit" über eine obskure, in Tübingen erschienene christliche Schrift (1841)    
Postkarte an Lenchen Dessauer in Tübingen (1900)  
Gründung eines liberalen jüdischen Landesverbandes in Tübingen (1913)  
Prof. Dr. Nägele verhält sich für den Schwäbischen Albverein judenfreundlich (1930) 
Hässlicher Antijudaismus im benachbarten Derendingen wird nur milde bestraft (1931)  
Kennkarten aus der NS-Zeit für Lina Mayer geb. Degginger und Karl Weil     

      
      
Allgemeine Beitrage und Mitteilungen    
Artikel über die jüdische Geschichte in Wankheim und die Entstehung der jüdischen Gemeinde in Tübingen (1915)     

Artikel in der Zeitschrift "Das jüdische Echo" vom 8. April 1915: "Aus der Geschichte der württembergischen Judenheit
Entstehung der Gemeinde Tübingen.

Die israelitische Gemeinde Wankheim,*) aus der die israelitische Gemeinde Tübingen hervorgegangen ist, datiert seit etwa anno 1775, in welcher Zeit Israeliten aus Braunsbach, dem Schwarzwald und namentlich Hohenzollern (wo die Juden unter gar vielen kleinen und kleinlichen Bedrückungen zu seufzen hatten, wie zum Beispiel nur der älteste Sohn gegen ein festgesetztes Entgelt heiraten durfte, während die Jüngeren erst mit dem Eintritt in das, ich glaube 35. Lebensjahr mit dieser Erlaubnis beglückt wurden) von dem damaligen Grundherrn Wankheims, Freiherrn von Saint-Andre die Genehmigung zur Niederlassung erhielten. Ihnen folgten bald weitere Familien nach, bis sich eine kleine, arme, dürftige Gemeinde bildete.
Arm und dürftig deshalb, weil sie mit Lasten und Abgaben in überreichem Maße gesegnet war; außerdem musste jedes Familienoberhaupt dem Gutsherrn jährlich 12 fl. Schutzgeld zahlen. Nichtsdestoweniger wurde, obwohl von keiner Seite irgendein Zuschuss gewährt wurde, in einem gemieteten Lokal ein Betsaal hergerichtet und ein Vorsänger angestellt, der auch den Kindern Religionsunterricht zu erteilen hatte.
Für den Begräbnisplatz sorgte der Gutsherr, dem aber für jeden Sterbefall eine Gebühr zu entrichten war, und zwar für einen Erwachsenen 2 fl., für ein Kind 1 fl. Erst im Jahre 1845 ging der Friedhof an die israelitische Gemeinde über.
Gemäß dem Erlass von 1828 und 1832 wurde die Gemeinde Wankheim (-Tübingen-Dußlingen) dem Rabbinat Mühringen unterstellt. Nunmehr begnügte sie sich nicht mehr mit dem Betsaal, der an hohen Festtagen so wie so die Anzahl der Beter nicht fassen konnte (unter welchem Übel zum Beispiel die jetzige Tübinger Synagoge gewiss nicht leidet) und machte es mit großen Opfern und Kollekte möglich, an den Bau eines Gotteshauses zu gehen, das auch im Jahre 1835 durch den damals zuständigen Rabbiner, späteren Kirchenrat Herrn Dr. Wassermann eingeweiht wurde.
Nachdem sich durch die 1848er Revolution die namentlich uns Juden einengenden Fesseln etwas gelockert hatten, verzogen viele Familien nach Tübingen, Reutlingen, Nürtingen, Stuttgart, Regensburg und so kam es, dass die Gemeinde Wankheim bis auf einige Familien herabsank.
Die Stadt Tübingen, deren Pflaster seit der Universitätsgründung (1477) von keines Juden Fuß mehr entweiht war, öffnete ihnen seine Tore ebenfalls erst nach dem Sturmjahr 1848, und zwar erhielt als erster Zuzugsrecht Herr Leopold Hirsch (Vater des jetzt noch in Tübingen lebenden Herrn Gustav Hirsch, der in seiner 48jährigen Tätigkeit als Gemeindevorsteher sich um das Ge­meindeleben sehr verdient gemacht hat), dem erst nach mehr als zehnjähriger Pause weitere jüdische Familien aus Wankheim nachfolgten.
Im Jahre 1882 stellte sich, nach vielen Anstrengungen der Kirche gegenüber der Oberkirchenbehörde, an denen besagter Herr G. Hirsch hervorragenden Anteil nahm, die Gemeinde auf eigene Füße durch den Bau einer Synagoge, zu der Utensilien aus dem Gotteshaus der Muttergemeinde verwendet wurden, mit Zweigfilialen in Reutlingen und neuerdings auch Rottenburg, welch ersterer ein dem eben beschriebenen analoger Werdegang zu prophezeien sein dürfte.
Als Lehrer haben seitdem in Tübingen gewirkt: Thalmann, Ehrlich, Kann, Marx, Strauß, Gideon, Adler, Pollak, Lehrmann. Kuno Lehrmann." 
*) Das Dörfchen Wankheim liegt eine Stunde Wegs von Tübingen entfernt.    


In Tübingen darf immer noch kein Jude wohnen (1850)     

Tuebingen Israelit 11111850.jpg (136840 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1850: "Tübingen, im November (1850). Ich befinde mich hier im Württemberger Land, in welchem in diesem Augenblicke wenigstens noch die deutschen Grundrechte geltend sind, in welchem, was noch viel mehr sagen will, die Duldung und Gleichberechtigung seit langer Zeit schöne Triumphe gefeiert, tief gewurzelt hat. Und gerade in Tübingen werde ich daran erinnert, dass der gerühmte Geist der Neuzeit noch lange Zeit nicht überall im deutschen Vaterland zur Herrschaft gelangt ist, dass nicht bloß im großen 'Vaterland des Deutschen', sondern in kleinem Lande dicht nebeneinander der verschiedenste Geist sich betätigt. Wie nahe ist Stuttgart der Universitätsstadt Tübingen – und welch anderer Geist wehet an beiden Orten! In Stuttgart kaum eine Spur von Religionshass noch, und in Tübingen – darf noch heute kein Jude wohnen. Er darf gesetzlich wohl, aber faktisch darf er es nicht wagen, ich glaube, die Stadt stünde auf. Nein, in einem nahen Dorfe müssen sie wohnen (sc. Wankheim), und so beschwerlich dies für Beide ist, für die Juden und die Tübinger, es muss so sein. Welch dichte Finsternis herrscht hier in den Köpfen des Volkes in dieser Beziehung noch, auf welche Hindernisse stößt die Besserung noch, als ob noch Jahrhunderte dazu gehören möchten. Sie liegt Tübingen im gesegneten Württemberg wie eine Insel des Religionshasses – aber schade, dass es nicht einmal die einzige Insel da ist. Ein Stück Spanien und Neapel mitten in Deutschland."   

  
Der Stadtrat muss einem jüdischen Mann das Bürgerrecht verleihen (1852)  

Anmerkung: Es ging um die Niederlassung des Wankheimer Synagogenvorstehers Leopold Hirsch, der 1859 die Firma Leopold Hirsch, Herrenkonfektion, in der Kronenstraße 6 in Tübingen begründete. Sein Sohn war Gustav Hirsch (geb. 1848 in Wankheim, gest. 1933 in Tübingen), der später Mitglied des Tübinger Bürgervereins und zugleich dessen Schriftführer und Kassier war. 

Tuebingen AZJ 06091852.jpg (38847 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September 1852: "Der demokratische Stadtrat von Tübingen wurde von der königlichen Regierung gezwungen, einem Israeliten das Bürgerrecht zu verleihen, jetzt verweigert derselbe die Bürgeraufnahme dessen Kindern. Solche Humanitätsbeweise liberaler Stadträte hat Württemberg vielseitig aufzuweisen."

    
Einladungen zum Universitätsjubiläum an Vertreter des Israelitischen Oberrates und des Württembergischen Rabbinervereins (1927)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. August 1927: "Stuttgart. Tübinger Universitätsjubiläum. Auf Einladung des Senates der Universität Tübingen haben als Vertreter des Israelitischen Oberrates Regierungsrat Dr. Nördlinger und als Vertreter des Württembergischen Rabbinervereins Stadtrabbiner Dr. Rieger an den Festlichkeiten als Ehrengäste teilgenommen."      

  
Vortrag vor der Ortsgruppe des Württembergischen Frauentierschutzvereins über das Schächten (1931)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1931:     


Auf Antrag der Nationalsozialisten soll "Juden und Fremdrassigen" der Zutritt zum städtischen Freibad verboten werden (1933)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1933:    

 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1893 / 1934   

Tuebingen Israelit 06031893.jpg (45758 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1893: "Universitätsstadt Tübingen. Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- & Schächterstelle soll durch einen tüchtigen, geprüften, militärfreien, ledigen Mann zum 15. Mai dieses Jahres besetzt werden. Bewerber wollen sich sofort zur Einleitung des Weiteren unter Beischluss von Zeugnissen wenden an das Israelitische Kirchenvorsteheramt."
 
Tuebingen Israelit 14061934.jpg (63629 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1934: "Wir suchen a) für die Israelitische Religionsgemeinde Tübingen zu sofortigem Antritt möglichst einen auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (BBG) zur Ruhe gesetzten Vorbeter und Religionslehrer (liberal). Gewährt wird eine Zulage, durch die die vollen Bezüge eines Beamten der zuständigen Besoldungsgruppe abzüglich der besonderen württembergischen Kürzung erreicht werden…
Meldungen sind unter Beifügung eines Lebenslaufes und beglaubigten Zeugnisabschriften bis zum 28. Juni einzureichen beim Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Stuttgart, Königstraße 82."

  
Spendenaufruf des Lehrers Ad. Ehrlich (1891)   

Tuebingen Israelit 28051891.jpg (69027 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1891: "Edle Glaubensgenossen! 
Obwohl Euer Wohltätigkeitssinn immer in Anspruch genommen ist, sehe ich mich dennoch veranlasst, an Eure Mildtätigkeit zu appellieren. In dem benachbarten R. befindet sich eine Familie, welche dem größten Elende preisgegeben ist, wenn nicht rasche Hilfe eintritt. Der Ernährer der 11 Köpfe zählenden Familie kann die wegen Erkrankung seiner Frau schon gesteigerten Bedürfnisse unmöglich erschwingen und deshalb befindet sich die Familie in bitterster Not. 
Der Unterzeichnete ruft daher das Mitleid seiner Glaubensgenossen an und gibt die Versicherung, dass es nicht für einen Unwürdigen geschieht. 
Milde Gaben wolle man gefälligst richten an die Expedition dieses Blattes und an den Unterzeichneten. 
Tübingen, den 25. Mai 1891. Ad. Ehrlich, Lehrer."

      
 Zum Tod von Lehrer Leopold Polack (1923, Lehrer in Tübingen 1914-1923)  

Olnhausen Israelit 19071923.jpg (117460 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1923: "Tübingen, 16. Juli (1923). Am Freitag wurde auf dem Friedhof Wankheim (nicht: Werkheim) (bei Tübingen) der Lehrer der Tübinger Gemeinde, L. Pollak, zu Grabe getragen. Ein echter Jehudi ist mit ihm gestorben, der in vierzigjähriger Tätigkeit, kurze Zeit in bayrischen Gemeinden, dann 26 Jahre in Olnhausen (bei Heilbronn) und zuletzt neun Jahre in Tübingen das Banner des toratreuen Judens hochgehalten und Generationen in diesem Geiste erzogen hat. Was er am letzten Orte seiner Wirksamkeit in anders gesinnter Umgebung für Schechita und Religionsunterricht getan hat, kann nicht genug gerühmt werden; selbst in den kranken Tagen hat er seine Schüler in seinem Hause mit der Lehre Gottes bekannt gemacht. Seine Beerdigung legte durch die übergroße Beteiligung noch einmal Zeugnis für seine Leistungen ab; kurz, wegen des nahenden Sabbats, sprachen der Bezirksrabbiner Herr Dr. Schweizer (Horb), als Vertreter des Kirchenvorsteheramtes der israelitischen Gemeinde Tübingen Herr Rechtsanwalt Dr. Katz, im Auftrage der Nachbargemeinde Hechingen Herr Lehrer Schmalzbach, als Vertreter des württembergischen Lehrerverbandes Herr Lehrer Rothschild, Esslingen. Herr Rabbiner Posner widmete dem Verstorbenen kurz vor Schabbat-Eingang warme Worte der tiefsten Verehrung und Hochschätzung. Als die letzten Schollen das Grab deckten, zog fast der Monat Aw ein und die Kinder kehrte ohne Aw (= Vater) an die leere Stätte ihres Elternhauses zurück. Möge Gott ihnen und der betrübten Witwe beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
  
Tuebingen Israelit 19071923a.jpg (53431 Byte)Traueranzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1923: "Statt besonderer Anzeige! Am 28. Tammus verschied nach längerem, in großer Geduld ertragenem Leiden, mein lieber Gatte, unser fürsorglicher guter Vater, Schwiegervater, Bruder und Schwager, der Lehrer und Vorsänger Leopold Pollak im noch nicht vollendeten 65. Lebensjahre. 
Pauline Pollak geb. Heidelberger. Tübingen, im Aw 5683 - Juli 1923. 
Die Beerdigung hat bereits stattgefunden."  

     
Entlassungsfeier der Religionsschüler in der Synagoge (1928)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1928:      

   
Religionsoberlehrer Wochenmark hat sein Doktorexamen abgelegt (1933)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1933:      

    
Ergänzender Hinweis: In der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1932 findet sich ein Artikel von Religionsoberlehrer Wochenmark zum Thema "Weshalb Luther ein Judenfeind wurde": https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pagetext/4907494?query=Tübingen  
   
Religionsoberlehrer Dr. Wochenmark bietet einen hebräischen Sprachkurs an (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1933:    

  
Religionsoberlehrer Dr. Josef Wochenmark besteht die pädagogische Staatsprüfung (1934)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1934:      


Hauptlehrer a.D. Zivi ist Nachfolger für Religionsoberlehrer Dr. Wochenmark - Vortrag von Lucie Levi über Henriette Herz und ihren Kreis (1935)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1935: "Tübingen. Religions-Oberlehrer Dr. Wochenmark hat in Hauptlehrer a. D. Zivi einen Nachfolger gefunden, der für die Wahrung jüdischer Belange ebenso fleißig eintritt. Auf Anregung der Gemeinde findet jeden zweiten Sabbath-Ausgang ein Bibelabend statt, an dem sich die Gemeinde fast vollzählig beteiligt. Auch Reutlinger Gäste nehmen an ihm teil. Die Frauen der Gemeinde halten sich zu einer Arbeitsgemeinschaft über Werke moderner jüdischer Dramatiker zusammengeschlossen. - Sehr dankbar wurde ein wertvoller Vortrag von Frau Lucie Levi (Stuttgart) über Henriette Herz und ihren Kreis aufgenommen. All das zeigt, dass auch in Tübingen reges jüdisches Leben pulsiert und wach gehalten wird."      

  
  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Neuwahl in das Vorsteheramt (1927)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1927:          

   
Jahresversammlung der Ortsgruppe des Centralvereins (1927)  

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1927:     

  
Vortrag mit Lehrer Spier aus Haigerloch zu "Judentum und Friedensidee" (1927)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1927:     

   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über Moses Mendelssohn (1928)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1928:      

   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Familie und Politik" (1928)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1928:    

    
Mitgliederversammlung der Ortsgruppe des Central-Vereins (1928)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1928:      

  
Vortragsabend mit Oberlehrer Wochenmark über Walter Rathenau (1928)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928:      

  
Mendelssohn-Gedenkfeier in der Gemeinde (1929)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1929:      

      
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Gegenwartsfragen der jüdischen Frau" (1929)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1929: "Tübingen. Am 20. Oktober hielt die erste Vorsitzende des württembergischen hohenzollerischen Landesverbandes des jüdischen Frauenbundes, Frau Else Bergmann, Laupheim, im Frauenverein Tübingen-Reutlingen einen Vortrag über Gegenwartsfragen der jüdischen Frau. Sie behandelte die Fragen der Erziehung, Berufswahl, Berufsbildung und Berufstätigkeit des jüdischen Mädchens und wies besonders auf die Notwendigkeit hin, den jüdischen Mädchen eine gründliche Berufsausbildung angedeihen zu lassen, da die wirtschaftlichen Verhältnisse selbst von der verheiraten verheirateten Frau häufig mit Betätigung im Berufe des Mannes erfordern und die Verheiratungsmöglichkeit sehr erschwert ist. Namentlich empfahl die Rednerin die Ausbildung und berufliche Betätigung in der Hauswirtschaft. Zu gemeindepolitischen Fragen übergehend, stellte die Rednerin die Forderung des passiven Wahlrechts für die Frau in den Gemeindevorsteherämtern und schilderte ihre Bedeutung für die religiöse neue Belebung des Judentums. Sie unterstützte diese Ansicht durch Verlesung der Schlussworte einer Ansprache des Rabbiners Dr. Baeck auf der Berliner Jubiläumstagung des jüdischen Frauenbundes, worin gerade die religiöse Bedeutung der jüdischen Frauenbewegung gekennzeichnet wird.
Die Versammlung nahm die vortrefflichen, mit Begeisterung vorgetragenen Ausführungen mit großem Beifall auf. Besonders interessant gestaltete sich dieser Vortragsabend dadurch, dass das Mitglied der Landesversammlung Rechtsanwalt Dr. Hayum das Wort ergriff und in klarer und instruktiver Weise die Frage des passiven Frauenwahlrecht für die Kirchenvorsteherämter und ihre bisherige Behandlung auf den Tagungen der Landesversammlung beleuchtete. Zum Schluss dankte die Vorsitzende des Frauenvereins, Frau Karoline Löwenstein, der Referentin mit herzlichen Worten."        

   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein "Über die neuen Lebensformen der Frau" (1930)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1930: "Tübingen. Am 26. Januar hielt Frau Jella Lepman, Stuttgart, im Frauenverein Tübingen-Reutlingen einen Vortrag 'Über die neuen Lebensformen der Frau'. Sie beleuchtete in interessanten Ausführungen die neuen Aufgaben, welche die Frau in den Lebenskreisen von Natur, Familie, Beruf und Öffentlichkeit zu erfüllen hat. Stärkere Betätigung in allen ihren Lebenskreisen sei notwendig, wobei aber ihr Leben und Wirken in der Familie Mittelpunkt bleiben müsse. Dem Vortrag schloss sich eine Aussprache an, an der sich stud. jur. H. Erlanger und Oberlehrer Wochenmark beteiligten."     

   
Purimfeier auf Einladung des Synagogenchors (1930)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1930: "Tübingen. Am 8. März trafen sich die Gemeindemitglieder auf Einladung des Synagogenchors im Sängerkranzsaal des Museums zu einer gemütlichen Purimfeier. Nach einem von stud. iur. Walter Erlanger verfassten und von Frl. Ilse Löwenstein vorgetragenen Prolog und einem von Frl. Stern gespielten Musikstück von Chopin konnte die Vorsitzende, Frl. Weil die zahlreich Erschienenen willkommen heilten. Ein Tanz 'Die Puppe', von Frl. Lore Hirsch schloss sich an. Darauf lud die vorzügliche Musik zum Tanze ein, dem von jung und alt bis fast vor Mitternacht gehuldigt wurde. Nun tat sich das Nachtkabarett mit seinem vorzüglichen Konferenzier Rechtsanwalt Dr. Heinz Hayum auf. Frl. Schäfer führte einen spanischen Tanz vor, der mit großem Beifall aufgenommen wurde. so dass sie eine Dreingabe geben musste. Die einzelnen Tänze wurden von Frau Paula Marx am Flügel begleitet. Drei glänzend gespielte Sketches, die in den Hauptrollen von Frl. cand. phil. Moses und den Herren Ludwig, Lothar, Viktor und Egon Marx, in den Nebenrollen von Frl. Pollack, Frl. Stern und Herrn Löwenstein gespielt wurden, beschlossen das Kabarett. Natürlich fehlte auch nicht der lokale Teil, der von Ludwig Marx verfasst und von Frl. Hayum ausgezeichnet vorgetragen wurde. Der Beifall zeigte, dass der Synagogenchor den Gemeindemitgliedern einige gemütliche Stunden geboten hatte. Rechtsanwalt Dr. Katz und Religionsoberlehrer Wochenmark sprachen noch zum Schluss den Dank der Anwesenden aus."       

  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die Bedeutung des Sabbats und seine Geschichte" (1930)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1930: "Tübingen. Am 6. Mai sprach Oberlehrer Wochenmark im 'Israelitischen Frauenverein Tübingen-Reutlingen über 'Die Bedeutung des Sabbats und seine Geschichte'. Er bezeichnete nach Hermann Cohen den Sabbat als den Schutzengel des Judentums und zeigte, wie der Sabbat in der Vergangenheit tatsächlich für die Juden ein Schutzengel gewesen. dass aber dieser Schutzengel in der Gegenwart die Judenheit zu verlassen droht. Jüdischer Optimismus lässt aber hoffen, wenigstens die wichtigsten Einrichtungen des Sabbats, seine häusliche Feier und den öffentlichen Sabbatgottesdienst mit ihren versittlichenden und erzieherischen Wirkungen neu beleben zu können. Denn die Geschichte des Sabbats und des Sonntags zeigen, dass dieser den Sabbat nicht ersetzen kann, dass vielmehr bis auf den heutigen Tag von nichtjüdischer Seite erstrebt wird, die Ideen des Sabbats im Sonntag zu verwirklichen. In der Diskussion führte stud. jur. Erlanger aus, dass die bestehende Form des Sabbatgottesdienstes das Gemüt nicht mehr zu erfassen imstande sei, und dass eine Reform des Gottesdienstes die Voraussetzung dafür bilde, dass die Jugend mit größerer Teilnahme sich ihm zuwende."        

 
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Selbständigkeit als Ziel der Erziehung"  (1931)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1931:    

  
Mitgliederversammlung der Ortsgruppe des Central-Vereins (1932)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1932:       

   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die Mischehe im Judentum" (1932)  

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1932:      

  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über "Die jüdische Frau" (1933)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1933:     

   
Vortrag im Israelitischen Frauenverein über eine Palästina-Reise (1934)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1934: "Tübingen. Am 18. März sprach Dr. Heinz Hayum auf Veranlassung des Jüd. Frauenvereins in ausgezeichneter Weise über die Eindrücke, die er auf einer Palästina-Reise gewonnen hatte. In anschaulicher Schilderung entwarf der Redner ein Bild von Land und Leuten. Er behandelte besonders das Problem der jüdischen Siedlung und zeigte durch sachliche Kennzeichnung der klimatischen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Verhältnisse die Schwierigkeiten auf, die der nach Palästina auswandernde deutsche Jude berücksichtigen muss. Der Redner betonte, dass für die Besiedlung des Landes nur derjenige in Frage kommen dürfe, der seine ganze Lebenskraft für die Zukunft des jüdischen Volkes einsetzen wolle. Die zahlreichen Anwesenden dankten für das Referat mit lebhaftem Beifall."        

  
Vortrag mit Syndikus Dr. Julius Weil über den Central-Verein (1934)  

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1934:       

 
Vortrag zum Purimfest mit Heinrich Frankfurter über Erez Israel sowie Kinder-Purim-Feier (1935)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1935: "Tübingen. Am Purimfest hielt Heinrich Frankfurter einen sehr instruktiven Lichtbildervortrag über Erez Israel, der sehr dankbar aufgenommen wurde. — Die Verunstaltung einer Kinder-Purimfeier, die Hauptlehrer Zivi zu danken ist, war für unsere Gemeinde etwas völlig Neues. Das Fest, bei dem so viel Schönes und Heiteres geboten wurde, wurde durch die hervorragende Gastfreundschaft von Familie Bernheim ermöglicht, der deshalb auch besonderer Dank gebührt."      


    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Dr. Hayum wird zum Obmann des Bürgerausschusses gewählt (1911)   

Tuebingen FrfIsrFambl 20011911.jpg (34658 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Januar 1911: "Stuttgart. In Laupheim wurde Direktor Julius Hirsch in den Bürgerausschuss, dem er schon bisher als Obmann angehörte, wiedergewählt und in Tübingen Rechtsanwalt Dr. Hayum zum Obmann des Bürgerausschusses gewählt." 

  
Gustav Hirsch wird zum israelitischen Kirchenvorsteher wiedergewählt (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  19. Januar 1912: "Bei der am 29. vorigen Monats in Tübingen vorgenommenen Wahl eines Kirchenvorstehers wurde das austretende Mitglied, Herr Gustav Hirsch, mit allen abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Derselbe gehört seit 36 Jahren ununterbrochen dem Kollegium an".         

    
Stiftung der Söhne und Töchter des ehemaligen Lehrers Maier Jacobi für die Tübinger Synagoge (1926)  
Anmerkung: es handelt sich um Maier Jacobi (geb. 20.1.1827 in Aufhausen), der 21 Jahre lang Lehrer in Haigerloch war, anschließend 1878 mit seiner Familie nach Tübingen zog, wo er als Kaufmann tätig war und am 19. Januar 1901 verstorben ist. Er war verheiratet mit Friederike geb. Hirsch aus Haigerloch (geb. 9. April 1838 in Haigerloch, gest. 3. Juni 1925 in Tübingen). Die Tochter Johanna (geb. 17. September 1861 in Haigerloch, gest. 5. Oktober 1845 in England) heiratete am 8. Juli 1885 den Kaufmann Josef Hilb aus Haigerloch (geb. 18. Dezember 1851 in Haigerloch, gest. 13. Januar 1900 in Ludwigsburg). 
Quelle: J. Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg S. 406. L. Zapf: Die Tübinger Juden S. 135-138.     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1926: "Tübingen. (Hochherzige Stiftung). Die Söhne und Töchter des verstorbenen einstigen hiesigen Lehrers Maier Jacobi haben der hiesigen israelitischen Gemeinde zwecks Einrichtung der elektrischen Beleuchtung in der hiesigen Synagoge einen größeren Betrag gestiftet. Dank dieser Stiftung erstrahlte die hiesige Synagoge am vergangenen Pessachfeste zum erstenmale in festlicher elektrischer Beleuchtung".        

 
60. Geburtstag von Rechtsanwalt Dr. Hayum (1927)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1927:    

  
75. Geburtstag von Adolf Dessauer (1927)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1927:       

  
80. Geburtstag von Fanny Liebmann, Witwe von Max Liebmann (1928)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1928:      
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1928:    

        
Zum Tod von Lenchen Dessauer geb. Halle (1928)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1928: "Tübingen. Am Vortage des Versöhnungsfestes wurde Frau Lenchen Dessauer geb. Halle unter großer Beteiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung Tübingens und der Umgegend auf dem israelitischen Waldfriedhof bei Wankheim zur letzten Ruhe gebettet. Die Verstorbene, eine ebenso kluge wie bescheidene Frau, war als feingebildete hilfsbereite Persönlichkeit überall hoch geachtet. In ihrer letztwilligen Verfügung hatte sie gewünscht, dass die übliche Grabrede bei ihr nicht gehalten werde. Die schlichte Schilderung ihres Lebens und ein deutsches Gebet brachten dafür dir Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit, die ihre Angehörigen wie ihre vielen Tübinger und Stuttgarter Freunde für die Entschlafene hegten, zu ergreifendem Ausdruck."         

 
80. Geburtstag von Gustav Hirsch (1928)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1928: "Tübingen. Am 28. Oktober dieses Jahres feiert Gustav Hirsch, das älteste Mitglied unserer Gemeinde, den 80. Geburtstag. Gustav Hirsch, dessen Eltern als die erste jüdische Familie im Jahre 1852 von Wankheim nach Tübingen zogen, wurde im Jahre 1877 zum Vorsteher und 1878 zum ehrenamtlichen Gemeindepfleger der Gemeinde Wankheim-Tübingen gewählt und bekleidete beide Ämter ununterbrochen, auch nachdem 1882 Wankheim in eine Filial- und Tübingen in die Hauptgemeinde umgewandelt wurde, bis zum Jahre 1925, wo das hohe Lebensalter ihn zwang, sich von der öffentlichen Tätigkeit zurückzuziehen. Gustav Hirsch hat sich um die jüdische Gemeinde Tübingen große Verdienste erworben. Er hat ihr seine Fähigkeiten und seine Arbeitskraft jahrzehntelang in selbstloser Weise zur Verfügung gestellt. An der Umwandlung der ursprünglichen Filialgemeinde Tübingen in die Hauptgemeinde im Jahre 1882 sowie an dem in demselben Jahre erfolgten Bau der Synagoge in Tübingen hatte er den hervorragendsten Anteil. So verkörpert Gustav Hirsch ein halbes Jahrhundert Tübinger Gemeindegeschichte, und sein 80. Geburtstag wird nicht nur für ihn und seine Familie, sondern auch für die ganze Gemeinde ein Freudentag sein. Mögen dem Jubilar noch viele gesegnete Jahre beschieden sein."      
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928: "Tübingen. Der Rentier Gustav Hirsch konnte hier am 28. Oktober in ungebrochener Kraft seinen 8O. Geburtstag feiern. Der Jubilar ist in Wankheim geboren. Seine Eltern zogen 1852 von dort als die ersten Juden nach Tübingen. 1877 wurde Gustav Hirsch hier zum Vorsteher und im Jahre daraus zum ehrenamtlichen Gemeindepfleger gewählt. Bis 1925 hat er diese beiden Ehrenämter in vorbildlicher Treue verwaltet und sich selbstlos allen Aufgaben seiner Gemeinde gewidmet. Oberlehrer Wochenmark beglückwünschte den Jubilar an seinem Ehrentage und überreichte ihm die Ehrenurkunde, in welcher der Oberrat die wertvolle Lebensarbeit des Jubilars dankbar anerkennt."     
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1928: "Tübingen. Unter vielfachen Ehrungen beging unser ältestes männliches Gemeindemitglied Gustav Hirsch am 28. Oktober seinen 8O. Geburtstag. Am Sabbath, den 27., würdigte Oberlehrer Wochenmark in der gottesdienstlichen Ansprache die Verdienste des Jubilars um das religiöse Leben der Gemeinde. Der Vorsitzende des Vorsteheramts, Rechtsanwalt Dr. Katz, überbrachte mit einer Abordnung des Vorsteheramts dem Jubilar eine Ehrengabe der Gemeinde und übermittelte ihm in einer längeren Ansprache die Glückwünsche und den Dank der Gemeinde für jahrzehntelange treue Dienste. Der Israelitische Oberrat in Stuttgart würdigte in einem herzlich gehaltenen Schreiben die Tätigkeit des Jubilars im Dienste der Gemeinde Tübingen. Der Bürger- und Verkehrsverein Tübingen, dessen Kassier der Jubilar von 1891 bis 1924 war, ehrte ihn durch eine schöne Blumenspende und eine herzliche Zuschrift. Unter den vielen Glückwunschschreiben befand sich auch ein solches des hiesigen Oberbürgermeisters und Landtagsabgeordneten Scheef."     

    
Rechtsanwalt Dr. Hayum wurde in den Gemeinderat der Stadt gewählt (1928)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928:     

 
25-jähriges Bestehen der "Tübinger Chronik" unter Verleger Albert Weil (1929)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Januar 1929:      

   
Der Verlag der "Tübinger Chronik" (Albert Weil) geht in den Besitz von Dr. Höhn in Ulm über (1931)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1931:     

   
Silberne Hochzeit von Jakob Oppenheimer und Karoline geb. Seemann (1931)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1931:      

 
60. Geburtstag von Bankier Siegmund Weil (1931)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Oktober 1931: "Tübingen. Am 2. Oktober durfte unser Gemeindemitglied Bankier Siegmund Weil seinen 60. Geburtstag begehen. Zwar hatte sich der Jubilar durch eine Reise jeder Ehrung entzogen; die 'Tübinger Chronik' widmete ihm jedoch einen ehrenden Glückwunschartikel, in dem es u. a. heißt: 'Als tüchtiger, hervorragender Geschäftsmann erfreut sich Siegmund Weil hohen Ansehens in weiten Kreisen, wo man ihm unbedingtes Vertrauen entgegenbringt, was sich namentlich in der letzten Zeit der Geld- und Wirtschaftskrise gezeigt hat. Gewerbe und Handel nehmen freudigen Anteil an dem 60. Geburtstag Siegmund Weils, dessen Bank für sie eine Lebensfrage ist. Trotz aller Vorsicht und Umsicht. die ein Bankier bei seinen Geldaktionen walten lassen muss, lässt sich Siegmund Weil doch auch von sozial-menschlichen Gesichtspunkten leiten, wie überhaupt sein und seiner Gemahlin stets offenes Herz für Wohltätigkeit rühmlichst anerkannt werden muss.'
Mit vielen wünschen auch wir dem Jubilar noch viele Jahre in Gesundheit und Schaffensfreude zum Wohle seiner Familie und der Gesamtheit!"       


70. Geburtstag von Johanna Hilb geb. Jacobi und gleichfalls 70. Geburtstag von Emma Seemann geb. Fleischmann (1931)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1931:      

 
70. Geburtstag von Albert Weil (1932)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1932:         

 
Zum Tod von Synagogenverwalter Elias Wassermann (1932)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1932:     


Silberne Hochzeit von Leopold Hirsch und Johanna geb. Rothschild (1932)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1932: "Tübingen. Am 15. Oktober feierten Leopold Hirsch und seine Ehefrau Johanna geb. Rothschild unter freudiger Anteilnahme der ganzen Gemeinde das Fest der Silbernen Hochzeit. Die allgemeine Wertschätzung, die das Jubelpaar genießt — Leopold Hirsch wurde vor kurzem zum Mitglied des Vorsteheramts gewählt und die Jubilarin versieht seit Jahren in vorbildlicher Weise das Amt einer Schatzmeisterin des Synagogenchor-Vereins — kam auch dadurch zu besonderem Ausdruck, dass es beim Gottesdienst durch eine Ansprache des Religionsoberlehrers Wochenmark und durch den Gesang des Synagogenchores geehrt wurde. Mögen dem Jubelpaar noch viele Jahre beglückender Gemeinsamkeit im Kreise seiner Kinder vergönnt sein!"        

 
80. Geburtstag von Adolf Dessauer (1932)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1932:       

    
Zum Tod von Gustav Hirsch (1933)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1933: "Tübingen. Am 16. September verschied das älteste Mitglied unserer Gemeinde. Gustav Hirsch, im 84. Lebensjahre. Hirsch war eine in allen Kreisen hoch geachtete Persönlichkeit. Besondere Verdienste hat er sich um die Gemeinde  Tübingen erworben. Von 1876 - 1924 war er ununterbrochen Vorsteher und Gemeindepfleger zuerst der Gemeinde Wankheim und seit 1882 der Gemeinde Tübingen, deren eifriger Mitbegründer er war. Seiner Tatkraft hat die hiesige» Gemeinde hauptsächlich ihre schöne Synagoge zu verdanken.
Bei der Beerdigung Gustav Hirschs kam noch einmal die Liebe und Verehrung zum Ausdruck, die der Entschlafene überall genoss. Oberlehrer Dr. Wochenmark und Vorsteher Dr. Katz rühmten die hohen Verdienste des Verstorbenen mit trefflichen Worten. Auch Bezirksrabbiner Dr. Schweizer widmete dem verdienten Manne dankbar«» Abschiedsworte. Sein Andenken wird stets in hohen Ehren gehalten werden."         

 
Zum Tod von Emma Seemann geb. Fleischmann (1934)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1934:      

     
75. Geburtstag von Salomo Spiro (1934)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1934: "Tübingen. Am 15. Juli beging unser Gemeindemitglied Salomo Spiro aus Reutlingen in voller Rüstigkeit seinen 75. Geburtstag. Der Jubilar, der sich in allen Kreisen der Bevölkerung wegen seines ehrenhaften Charakters und bescheidenen Wesens hoher Achtung erfreut, hat sich um die Gemeinde besonders dadurch verdient gemacht, dass er seit langen Jahren an den Hohen Feiertagen das Ehrenamt des Hilfsvorbeters versieht. Das Vorsteheramt hat Salomo Spiro herzliche Glückwünsche und besonderen Dank für die der Gemeinde geleisteten trefflichen Dienste zum Ausdruck gebracht. - Auch wir entbieten dem Jubilar unsere besten Wünsche!"       

   
   
Berichte zu jüdischen Studierenden und Professoren
  
Bericht über die Prüfung jüdischer Studierender an der Universität (1836)   
Der Bericht erschien in "Wissenschaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie" 1836 Heft 1 S. 192-195: eingestellt als pdf-Datei      
   
Aus dem Semesterprogramm der Universität (1846)     

Tuebingen AZJ 20041846.jpg (56824 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. April 1846: "2. April. An unserer Landesuniversität werden nächstes Sommerhalbjahr unter Anderem folgende Vorlesungen gehalten: Geschichte der hebräischen Nationalliteratur, alttestamentliche Interpretations-Übungen, Erklärung des Deutero-Jesaja und ausgewählter Psalmen, arabische, aramäische, Zend- und neupersische Sprache. Die Hochschule besuchen gegenwärtig 9 Israeliten. Die israelitischen Studierenden dort bilden schon seit mehreren Jahren einen Verein, der die besseren jüdischen Tagblätter, und sonstige, auf diesem Gebiet erscheinende Schriften liest."

 
Bericht über die jüdischen Studierenden (1852)  

Tuebingen AZJ 22111852.jpg (58393 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November 1852: "Die Hochschule in Tübingen ist gegenwärtig stark von Israeliten frequentiert, doch interessieren sich dieselben weniger für das Judentum, als die früheren. Die Promotion aus den Jahren 1837 bis 1842 hat jüngst eine Zusammenkunft gehabt, bei der besonders die Tagesfragen des Judentums zur Sprache kamen. Es ist eine erfreuliche Erscheinung, dass die gelehrten Israeliten von Beruf in Württemberg sich lebhaft an der Gestaltung der Synagoge beteiligen."

         
Lehrer Alexander Elsässer (Jebenhausen) weist auf Besprechungen einer Schrift von Professor Dr. Leopold Pfeiffer hin (1859)   
Anmerkung: Dr. jur. Leopold Pfeiffer (geb. 25. Oktober 1821 in Weikersheim, gest. 4. November 1881 in Tübingen), war seit 1851 bis zu seinem Tod 1881 Rechtslehrer (außerordentlicher Professor) an der Universität Tübingen (im Bereich Zivilprozess und Strafprozess in Verbindung mit Strafrecht; veröffentlichte wichtige rechtswissenschaftliche Arbeiten; wohnte in Tübingen am Hirschauer Tor, Neckarhalde 27). War seit 1860 verheiratet mit Jeanette geb. Ezechiels (geb. 28. Juli 1829 in Rotterdam, gest. 20. März 1915 in Tübingen). Leopold und Jeanette Pfeiffer wurden im israelitischen Teil des Pragfriedhofes in Stuttgart beigesetzt; ihre Gräber sind erhalten. Literatur: Joachim Hahn: Pragfriedhof Stuttgart, israelitischer Teil S. 167; Lilli Zapf: Die Tübinger Juden. 1978² S. 31ff.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1859: "Jebenhausen, im September (1859). Schon früher haben wir auf die Schrift von Professor Dr. Leopold Pfeiffer in Tübingen: 'Das gemeine deutsche Strafrecht der Gegenwart, 1. Abteilung, Tübingen, Laupp, XIX. u. 415 S. gr. 8' aufmerksam gemacht, den Fachmännern das Urteil über dieselbe überlassend; wir sind jetzt in der Lage, auf gewichtige anerkennende Urteile über diese juridisch bedeutende Schrift hinzuweisen. Gersdorfs Repertorium in dem ersten Hefte, die Jahrbücher der deutschen Rechtswissenschaft und Gesetzgebung von Dr. H. Z. Schletter V. Band 2. Heft, Erlangen, bringen letztere, S. 124 von Geheimjustizrat Dr. Krug rühmliche Kritiken über dieses Werk. Dr. Julius Friedrich Heinrich Abegg stellt in seiner neulichst erschienenen Schrift: 'Die Berechtigung der deutschen Strafrechtswissenschaft der Gegenwart' das Werk Pfeiffers dem von Wächters rühmlich an die Seite, rühmt die scharfsinnige Auffassung und stellt dem II. positiven teil ein günstiges Prognostikon. - Herr Professor Dr. Pfeiffer hat sei seiner Lehr- und literarischen Tätigkeit sein Herz für jüdische Literatur und israelitisches Leben offen behalten und folgt mit besonders warmem Interesse den Kundgebungen des jüdischen Literaturvereins, dessen Mitglied er ist. Auch Nichtjuristen werden in seinem neuesten Werke seine philosophische und juridisch-historische Durchbildung leicht erkennen; der positive 2. Teil seines Werkes, der demnächst erscheint, dürfte Epoche in der deutschen Strafrechtsliteratur machen und werden wir seinerzeit wieder in diesen Spalten darüber Bericht erstatten. A. Elsässer."           

 
Antrittsrede von Prof. Dr. Gundelfinger (1874) 
Anmerkung: es handelt sich um Prof. Dr. Sigmund Gundelfinger (geb. 1846 in Kirchberg an der Jagst, gest. 1910 in Darmstadt): war seit 1869 Privatdezent an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen, seit 1874 außerordentlicher Professor der Mathematik; 1879 wurde er an die Technische Hochschule in Darmstadt berufen. War zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Mathematiker Deutschlands.       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. August 1874:  "Tübingen, 23. Juli (1874). In der Aula der hiesigen Universität hielt heute Dr. Gundelfinger seine akademische Antrittsrede als außerordentlicher Professor in der naturwissenschaftlichen Fakultät über die Entwicklung der Geometrie, besonders im 19. Jahrhundert."         


Ehrendoktorate der Universität für jüdische Forscher (1877)  

Tuebingen AZJ 21081877.jpg (53514 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. August 1877: "Tübingen, 9. August (1877). Wie bekannt, feiert in diesen Tagen die hiesige Universität ihr 400jähriges Jubelfest. Wie es Sitte ist, wurde bei dieser Gelegenheit eine Anzahl ausgezeichneter Männer zu Ehrendoktoren kreiert. Hierzu gehörten diesmal auch zwei Israeliten: Professor Ferdinand Cohn (Botaniker) in Breslau und Bernstein (als Naturforscher und populär-naturwissenschaftlicher Schriftsteller) in Berlin. Der von einigen Judenfeinden schon mehrere Male wiederholte Vorwurf, dass die Juden auf naturwissenschaftlichem Gebiete nichts leisteten ist hierdurch abermals widerlegt."

 
Duell zwischen jüdischem und nichtjüdischem Studenten mit tödlichem Ausgang (1880)  

Tuebingen AZJ 30111880.jpg (71832 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November 1880: "Tübingen, 15. November (1880). Die abscheuliche Anstachelung der niedrigsten Leidenschaften gegen die Juden in Deutschland bringen immer traurigere Früchte hervor. Kaum dass die Kunde von dem Duell in Hanau sich verbreitet hat, und es ist von hier aus von einem gleichen Vorfall zu berichten. Die Duellanten waren der Student Karl Grimm aus Brück in Brandenburg und Tykociner aus Warschau. Der Erstere hatte sich eine Provokation des Letzteren, der Jude ist, zu Schulden kommen lassen. Beim Duell schoss Tykociner den Grimm mitten ins Herz. Tykociner wurde, nachdem er sich freiwillig dem Gerichte gestellt hatte, gegen eine Kaution von 2.000 Mark auf freien Fuß gelassen, aber bald hernach wieder verhaftet." 

   
Zum Tod von Prof. Dr. Leopold Pfeiffer (1821-1881)   

Tuebingen Israelit 16111881.JPG (144055 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1881: "Tübingen, 4. November (1881). Prof. Dr. Pfeiffer hier wurde heute Morgen nach 9 Uhr im Lesezimmer des Museums vom Schlage gerührt und war sofort tot. Der so jäh aus dem Leben Geschiedene gehörte der juristischen Fakultät seit einer Reihe von Jahren als außerordentlicher Professor an. Am vorigen Montag wurde der Verstorbene auf dem israelitischen Friedhofe in Stuttgart vom Bahnhofe aus beerdigt. Es hatten sich zu der ernsten Feier u.a. Ministerialdirektor Dr. v. Silcher, Landesgerichtsdirektor von Firnhaber, Staatsanwalt Schönhardt und jüngere Justizbeamte, welche Schüler des Verstorbenen waren, eingefunden. Die gesamte israelitische Oberkirchenbehörde war im Leichengefolge und Kirchenrat Rabbiner Dr. Wassermann hielt die Grabrede, in welcher er darauf hinwies, wie eifrig der Verstorbene bestrebt gewesen sei, seiner Religion Achtung zu verschaffen, wie er aber auch jede andere Religion hochgehalten habe. Aus der Lebensskizze, die der Redner entwarf, entnehmen wir, dass Pfeiffer am 25. Oktober 1821 in Weikersheim geboren wurde. Das Studium der Jurisprudenz, welches er erwählt, absolvierte er an den Universitäten Berlin und Tübingen, 1861 verheiratete er sich. An der Landesuniversität war er als Privatdozent, später außerordentlicher Professor viele Jahre tätig. Hebräisch Gebet und Segen schloss die Feier, welche auf Wunsch des Dahingeschiedenen ohne jeglichen Pomp gehalten war. Er war ein Freund und Wohltäter vieler Studenten an der Landesuniversität. Die Familie ist reich und kinderlos. Merkwürdig ist, dass Prof. Pfeiffer am gleichen Tag wie sein Vater der Kommerzienrat vor 44 Jahren gestorben und am gleichen Tag wie seine Mutter vor 47 Jahren beerdigt worden ist. Seligen Andenkens."  
 
Tuebingen AZJ 29111881.JPG (136774 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. November 1881: "Aus Württemberg, 12. November (1881). Am 4. dieses Monats starb in Tübingen im Lesezimmer des Museums unerwartet schnell, vom Schlage gerührt, Prof. Dr. jur. Leopold Pfeiffer, der einzige akademische Lehrer jüdischen Glaubens in Württemberg, der mehrere Jahrzehnte lang an dieser Hochschule gewirkt hat. Seiner Majestät unser König ließ sogleich nach der Todesnachricht der Fakultät sowohl als der Familie seine Teilnahme bezeigen. Am 7. November fand die Überführung der Leiche nach Stuttgart statt. Ein fast endloser Zug von Leidtragenden, darunter sämtliche Professoren der Universität und sämtliche studentische Korporationen, gab dem Dahingeschiedenen das Ehrengeleite bis zum Bahnhofe. Die Militärkapelle spiele den 'Wal'schen Trauermarsch und den Choral: 'Süß und ruhig ist der Schlummer.' Der Verstorbene, welcher sich neben seiner erfolgreichen Wirksamkeit als akademischer Lehrer in seinem privaten Leben namentlich durch einen seltenen Grad von Mildtätigkeit, auszeichnete, war in Tübingen eine sehr populäre Persönlichkeit. Die Beerdigung fand in Stuttgart statt. Die Leiche wurde vom Bahnhof aus mit einer langen Wagenreihe nach dem israelitischen Kirchhofe gebracht und auf Wunsch des Verstorbenen ohne größere Feier zur Erde bestattet. Rabbiner Dr. Wassermann hielt die Grabrede. Unter der Verstammlung bemerkte man Ministerialdirektor Dr. Silcher, Oberlandesgerichtsdirektor Firnhaber, viele Juristen und Beamte, die Mitglieder der Israelitischen Oberkirchenbehörde, die Mitglieder der Familie Kaulla und anderer hervorragender israelitischer Familien. Pfeifer war am 21. Oktober 1821 in Weikersheim geboren und erreichte somit das 60. Lebensjahr. Der 4. und 7. November, sein Todes und Begräbnistag, waren längst Trauertage in seiner Familie, denn am 4. November vor 41 Jahren starb sein Vater, am 7. November vor 47 Jahren wurde seine Mutter begraben. Seine Ausbildung erhielt Dr. Pfeiffer auf den Gymnasien in Mannheim, in Stuttgart und auf den Universitäten in Tübingen und Berlin. Für seine Glaubensgenossen zeigte Dr. Pfeiffer stets das regeste Interesse und beteiligte sich bei allen Angelegenheiten der sich erst neu gebildeten israelitischen Gemeinde Tübingen."  

    
Prof. von Martitz spricht sich für Juden als "gute Deutsche" aus (1886)  
Anmerkung: die Links bei den Personennamen führen zu Wikipedia-Artikeln.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli 1886: "Tübingen, 20. Juni (1886). Wenn man Gelegenheit gehabt hat, zu hören, wie ein Treitschke (sc. Heinrich von Treitschke) und in früheren Jahren ein Ad. Wagner (ca. Adolph Wagner) (wir bemerken gerne , dass Wagner in neuerer Zeit sich immer mehr das Vergnügen versagt, in seinen Vorlesungen Antisemitik zu treiben, und dass er sich einen gewissen Grad von Objektivität anzueignen bestrebt ist) von dem Katheder herab vor einem gläubigen Auditorium ihr Anathema gegen die jüdische Rasse schleuderten und wie sie uns Juden das deutsche Bürgerrecht absprachen, so berührt es doppelt angenehm, von einer ähnlichen Stelle aus gerade das Gegenteil zu vernehmen. In seiner Vorlesung über 'Allgemeines Staatsrecht und Politik' kam vor einiger Zeit der hiesige Professor Dr. von Martitz (sc. Ferdinand von Martitz) auf die Frage zu sprechen: Sind die Juden Deutsche oder bilden sie eine eigene Nation? Mit aller Entschiedenheit vertrat er seine Ansicht, dass die Juden ebenso gute Deutsche wie die Anhänger jeder anderen Konfession in Deutschland sind, und dass die Behauptung des Gegenteils eine tendenziöse Einstellung sei, die leider bei dem steigenden Nationalitätsprinzipe unserer Zeit in unserem Jahrhundert zum dritten Mal wiederkehren.  
Wir wünschen nur, dass die anwesenden Zuhörer von dieser Äußerung ebenso Notiz genommen hätten, wie dies bei gegenteiligen über diesen Gegenstand der fall ist und war, und in ihrem künftigen Berufe als Beamte etc. von der Berechtigung unseres Verlangens, als jüdische Deutsche und nicht als deutsche Juden behandelt zu werden, überzeugt sein möchten."    

       
Erneuerung des Doktor-Diploms für Gustav Weyl und Jacob Auerbach (1887)  

Tuebingen AZJ 10021887.jpg (17081 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Februar 1887: "Die Universität Tübingen hat den Herren Gustav Weyl in Heidelberg und Jacob Auerbach in Frankfurt am Main das ihnen vor 50 Jahren erteilte Doktordiplom erneuert." 

    
Antijüdische Beschlüsse der Satisfaktion gebenden Korporationen der Studentenschaft (1904)  

Tuebingen AZJ 26021904.jpg (41529 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Februar 1904: "In Tübingen hat die Studentenschaft in einer Vertreterversammlung sämtlicher Satisfaktion gebender Korporationen den Beschluss gefasst, keinem Angehörigen einer jüdischen Verbindung mehr Satisfaktion zu geben. Schon vor einiger Zeit war eine Bitte an das Universitätsamt gerichtet worden, eine jüdische Verbindung nicht zu genehmigen. Das Universitätsamt hatte sich aber dahin ausgesprochen, der etwaigen Gründung einer solche nichts in den Weg zu legen."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1904: "Tübingen. Die hiesige Studentenschaft hat in einer Vertreterversammlung sämtlicher Satisfaktion gebenden Korporationen den Beschluss gefasst, keinem Angehörigen einer jüdischen Verbindung mehr Satisfaktion zu geben. Da die Zahl der Juden auf hiesige Hochschule in letzter Zeit bedeutend zugenommen hat, sodass man dem Entstehen einer jüdischen Verbindung hier entgegensehen konnte, war schon vor einiger Zeit eine Bitte an das Universitätsamt gerichtet worden, eine solche Korporation nicht zu genehmigen. Das Universitätsamt hatte sich aber dahin ausgesprochen, der etwaigen Gründung einer jüdischen Verbindung nichts in den Weg zu legen."   

    
Auszeichnung für den Jurastudenten W. Tennenbaum (1910)  

Tuebingen AZJ 02121910.jpg (23514 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Dezember 1910: "Stud. jur. W. Tennenbaum, Sohn des bekannten Stuttgarter Kantors, erhielt bei der jüngsten Preisverteilung in der juristischen Fakultät in Tübingen den ersten Preis mit goldener Medaille zuerkannt."

     
Im Wintersemester 1927/28 waren zehn jüdische Studierende an der Universität immatrikuliert (1928)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1928:     

     
     
Weitere Berichte aus der Universität  
Vortrag von Prof. Sellin - nicht frei von antisemitischen Äußerungen - über neue Ausgrabungen in Palästina (1928) 
Zu Prof. Dr. Ernst Sellin siehe  https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Sellin     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1928: "Tübingen. Am 29. Oktober dieses Jahres sprach Professor Sellin aus Berlin im vollbesetzten großen Saal der Alten Aula über seine Ausgrabungen auf der Stätte des alten Sichem. Er schilderte zunächst die große Bedeutung Palästinas für den Theologen. Er erzählte von den Schwierigkeiten der Ausgrabungen und wie es ihm dennoch gelang, an drei Stätten, in Taanach, in der Ebene Jesreel, in Jericho und in Sichem zwar wenige, aber wertvolle Funde zu machen. Am schwierigsten gestalteten sich für ihn durch den Weltkrieg die im Jahre 1913 begonnenen Ausgrabungen bei Sichem, dieser 'ungekrönten Königin von Palästina'. Durch die zufälligen Funde von Bronzegegenständen aus einem Hügel bei dem Dorfe Pallata in der Nähe von Nablus, die ein Fellache bei einem Hausbau 1908 gemacht hatte, kamen Prof. Sellin und seine Gehilfen, die Ingenieure Tiersch und Höllscher, auf die richtige Spur bei ihrer Suche nach dem alten Sichem. 1913 begann die Grabung, die 1914 aus Geldmangel unterbrochen werden musste. Um begüterte Juden für das Werk zu interessieren, hatte Prof. Sellin in der 'Neuen Freien Presse' und im 'Berliner Tageblatt' Berichte über die Ausgrabungen veröffentlicht. Unterstützung hat er, jedoch nur vom deutschen Kaiser erhalten, der die Arbeit zur Hälfte finanzierte. Kurz vor Kriegsausbruch befand er sich aus dem Wege nach Palästina, musste aber bei Kriegsausbruch unter großen Schwierigkeiten wieder nach Deutschland zurück. 1923 begab er sich nochmals nach Palästina und begann die Ausgrabungen 1926 wieder aufs neue, die noch weiter fortgesetzt werden sollen. Aufgedeckt sind bereits ein Mauerrest mit Tor im Norden aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. und der Rest einer jüngeren Mauer mit Tor im Osten aus dem 13. Jahrhundert v. Chr., ferner ein heidnischer Tempel mit Altar und Mazebah und ein Palast. Außerdem wurden Krüge, Vasen, Siegel, Skarabäen, Götterbilder und ein Goldschmuck aus der kanaanitischen Zeit gefunden. Sehr gering seien die Funde aus altisraelitischer Zeit. Das erklärte Professor Sellin, der zwar die Hoffnung auf solche Funde nicht aufgibt, damit, dass das israelitische Volk keinen Sinn für das Schöne hatte. Auch sonst war der Vortrag nicht frei von antisemitischen Äußerungen."      

       
Antrittsvorlesung von Prof. Gerhard Kittel (1926)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1926:      
Tuebingen GemZeitung Wue 01121926a.jpg (151227 Byte)   

     
Erinnerungen an Ereignisse bei der 400-Jahrfeier der Universität (1877; Berichte von 1927)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927:     
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1927: "Tübingen. Noch eine Erinnerung an das Jubiläum der Universität Tübingen im Jahre 1877.
Die damals sehr starke Finkenschaft organisierte sich zum Fest und schuf eine eigene Vertretung. In diesen Vertreterausschuss wurde der jüdische stud. jur. Albert Mayer aus Ulm, der nachmalige Landtags-Abgeordnete der Stadt Ulm gewählt, wo er sehr bald als geistiges Haupt der Organisation anerkannt wurde. Beim großen Kommers im Reithaus nahm er außer der Reihe der offiziellen Toaste das Wort und sprach das Beste, was an diesem Abend gesprochen wurde. Beim Fest in Bebenhausen, wo die Studentenschaft in den 4 Seiten des Kreuzgangs untergebracht war, wurde ihm das Präsidium desjenigen Gangs übertragen, in dem die Finkenschaft untergebracht war. In dieser Eigenschaft begrüßte er den König bei dessen Rundgang und die Umgebung des Königs war darüber einig, dass von den Gästen hier das Beste gesprochen worden war. Kein Mensch hat damals daran Anstoß genommen, dass es ein Student jüdischen Glaubens war. —"     

  
Letzte Semesterzusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft für rabbinische Texte (1928)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1928:      

  
Vortrag von Privatdozent Rengstorf über "Moderne Kräfte und Bewegungen im Judentum" (1933)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1933:      

   
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
 
Jüdische Haushälterin sucht eine Stelle (1867)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1867: "Ein sehr tüchtiges Frauenzimmer, Israelitin, von angenehmen Äußer, der die besten Zeugnisse ihrer bisherigen Herrschaften zur Seite stehen, wünscht als Haushälterin bei einem ältlichen Herrn plaziert zu werden. Dieselbe ist im Koch sehr tüchtig. 
Adressen beliebe man A.D.B. poste restante nach Tübingen (Württemberg) zu richten."         

      
Anzeige von Kaufmann M. Jacobi (1885)   
Anmerkung: es handelt sich um Maier Jacobi (geb. 20.1.1827 in Aufhausen), der 21 Jahre lang Lehrer in Haigerloch war, anschließend 1878 mit seiner Familie nach Tübingen zog, wo er als Kaufmann tätig war und am 19. Januar 1901 verstorben ist. Er war verheiratet mit Friederike geb. Hirsch aus Haigerloch (geb. 9. April 1838 in Haigerloch, gest. 3. Juni 1925 in Tübingen). Die Tochter Johanna (geb. 17. September 1861 in Haigerloch, gest. 5. Oktober 1845 in England) heiratete am 8. Juli 1885 den Kaufmann Josef Hilb aus Haigerloch (geb. 18. Dezember 1851 in Haigerloch, gest. 13. Januar 1900 in Ludwigsburg). 
Quelle: J. Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg S. 406. L. Zapf: Die Tübinger Juden S. 135-138.  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Oktober 1885: "Tübingen. Eine Wärterin (Israelitin), welche in einem Krankenhause als Aushilfswärterin tätig war, sucht eine passende Stellung, entweder in einem Krankenhause, oder als Privatanwärterin in einer Gemeinde gegen Wartegeld oder bei einer Privatperson. Zeugnisse stehen zu Gebot. Nähere Auskunft erteilt M. Jacobi, Kaufmann".    

  
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Leopold Hirsch (1916)       

Tuebingen FrfIsrFambl 30061916.jpg (53978 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1916:
 "Lehrlings-Gesuch.  
Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche ich zum baldigen Eintritt einen Lehrling. Eventuelle Kost und Wohnung im Hause.   
Leopold Hirsch, 
Tübingen in Württemberg.
"     

       
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Dr. Siegfried Koppel und Edith geb. Hayum (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 31. Januar 1924: 
"Statt Karten! Edith Hayum - Dr. med. Siegfried Koppel. Verlobte. 
Tübingen - Köln am Rhein. Venloer Straße 324".          
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 27. März 1924: 
"Dr. med. Siegfried Koppel - Edith Koppel geb. Hayum. Vermählte. 
Köln am Rhein-Ehrenfeld, Venloer Straße 324 - Tübingen."    

     
Hochzeitsanzeige von Dr. Heinz Oppenheim und Dr. Dorothee geb. Hayum (1935)       

Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1935:      

      
      
Sonstiges     

Aus einem Abschnitt der Zeitschrift "Der Israelit" über eine obskure, in Tübingen erschienene christliche Schrift (1841)  

Tuebingen Israelit19Jh 14031841.jpg (194688 Byte)Der Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 14. März 1841 wird nicht ausgeschrieben; bei Interesse bitte anklicken. 

 
Postkarte an Lenchen Dessauer in Tübingen (1900)   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; auch die Erläuterungen sind von P.K. Müller) 
Vgl. oben die Artikel zum 75. Geburtstag von Adolf Dessauer (1927), zum Tod von Lenchen Dessauer (1928) und zum 80. Geburtstag von Adolf Dessauer sowie ein Grabsteinfoto des Paares im jüdischen Friedhof Wankheim.      

  Tuebingen Dok 201607.jpg (121710 Byte)  Tuebingen Dok 201607a.jpg (216448 Byte)  Wankheim Friedhof 150.jpg (82632 Byte)
Die Postkarte an Lenchen Dessauer (Adresse Gebrüder Dessauer in Tübingen, Uhlandstraße) wurde aus Ulm am 19. August 1900 verschickt. Die Empfängerin Lenchen Dessauer geb. Halle ist am 26. März 1857 in Hockenheim geboren. Sie war verheiratet mit Adolf Dessauer (geb. 20. Mai 1852 in Wankheim). Das Ehepaar hatte fünf Kinder:
- Ernst Nathan Dessauer, geb. 20. Januar 1882, Buchhändler in Hamburg, am 25. Oktober 1941 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 12. Januar 1942 umgekommen ist.
- Anne Dessauer verheiratete Erlanger, geb. 29. Mai 1883, am 10. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort zu Tode gekommen.
- Julie Dessauer verheiratete Berger, geb. am 29. Mai 1883, am 14. Dezember 1942 von der Gestapo Berlin mit dem 25. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
- Erich Dessauer, geb. 13. November 1887, Rechtsanwalt in Stuttgart in Stuttgart, am 17. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, am 28. September 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz und dort ermordet.
- Lucie Dessauer verheiratete Levi, geb. 1. Februar 1894, 1939 ausgewandert nach Palästina.
Lenchen Dessauer starb am 21. September 1928 in Tübingen, Adolf Dessauer am 30. November 1939 gleichfalls in Tübingen. Die beiden wurden im jüdischen Friedhof in Wankheim beigesetzt.
Adolf Dessauer war von Beruf Optiker und Graveur und in den Jahren von 1900 bis 1914 Vorsteher der Synagogengemeinde.
Text der Karte:  "Ulm, den 19. August 1900 / Meine liebe Freundin ! / Besten Dank ! für Ihre Mühe, das Paket kam / heute früh frisch und wohlbehalten an und ließen / wir uns gleich davon gut schmecken. ja meine / liebe Frau Dessauer mit Carl änderte sich die Sache und / wurde so in letzter Stunde beordert, daß /Er nicht einrücken müßte, weil es ist sehr streng / dort, kam Er nicht zum Schreiben seither entschuldigen / Sie daher. Empfangen Sie ! mit Ihrer lieben Familie / die herzlichsten Grüße von uns Allen. Ihre ergeben L.W."
Quellen: https://www.geni.com/people/Lina-Dessauer/6000000023858993250 
http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?sel=wnk&function=Ins&jahrv=1928 
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/JIFVVDT6ZDF64L3MLTVVRUVTZ6Z5ODSS    

   
Gründung eines liberalen jüdischen Landesverbandes in Tübingen (1913)          

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1913: Tübingen, 7. Januar (1913). Hier fand gestern eine zahlreich besuchte Versammlung statt, die der Gründung eines liberalen jüdischen Landesverbandes galt. Den Vorsitz führte Dr. Karl Ries- Stuttgart. Das Hauptreferat erstattete Rabbiner Dr. Tänzer - Göppingen. Nach längerer Debatte wurde einstimmig die Gründung des Landesvereins beschlossen. Zum Vorsitzenden wurde Landgerichtsrat Dr. Stern - Stuttgart gewählt."          

 
Prof. Dr. Nägele verhält sich für den Schwäbisch Albverein judenfreundlich (1930)  

Tuebingen CV-Ztg 21111930.jpg (225185 Byte)Artikel in der Zeitschrift des Central-Vereins (CV-Zeitung") vom 21. November 1930: "Vorbildliche Neutralität
Der Vaterländische Schwäbische Albverein hat aus Ersparnisgründen den Druck seines Blattes einer Tübinger Druckerei übertragen, deren Inhaber Jude ist.  Einige Mitglieder des Vereins sind deshalb aus dem Verein ausgetreten. Der Vorsitzende, Prof. Dr. Nägele (Tübingen), geht in nr. 11 der Blätter des Schwäbischen Albvereins in einem Artikel 'An unsere Mitglieder' auf den Vorfall ein. Er schreibt unter anderem: 
'… Von zehn Druckereien zwischen Tübingen, Stuttgart und Göppingen liefen, teils verlangt, teils unverlangt, Angebote ein. Weitaus das billigste war das der 'Tübinger Chronik' (Besitzer A. Weil). Ein auf Grund reicher Erfahrung abgefasster Vertrag sichert den Verein vor jeglicher Mehrforderung. Wie groß die Ersparnisse sein werden und worin sie bestehen, braucht hier nicht ausgeführt zu werden. Da schreiben nun die Nationalsozialisten: 'Wir sind dagegen, dass eine jüdische Druckerei das Blatt druckt, zu dessen Herstellung unsere Beiträge verwendet werden', ja sie fordert die Parteigenossen mit der Lösung: 'Keinen Pfennig einer jüdischen Firma!' bereits zum allgemeinen Austritt auf!
Ist das der Anfang des Kampfes gegen 'Rom und Juda' auf schwäbischem Boden? Wir wissen nicht, wie viele unserer Mitglieder zu der erwähnten Partei gehören, deren Wahlsieg am 14. September die ganze Welt überrascht hat, aber wir können nicht glauben, dass ein echter Albvereinsfreund, auch wenn er zu den Nationalsoziallisten gehört, dass überhaupt jemand, der die 42jährige Geschichte des Albvereins kennt und seine Leistungen genießt, deswegen, weil etwa der zwanzigste Teil des Jahresaufwandes durch die Druckereimaschinen eines israelitischen Besitzers geht, in der hier getroffenen Sparmaßnahme einen Grund erkennt, einem Verein den Rücken zu kehren, der jeder Politik fern steht, keine Weltanschauung verletzt und sich anerkanntermaßen im Sinne der Heimat- und Vaterlandsliebe, des sozialen Ausgleichs und der Volksgemeinschaft in gemeinnütziger, meist ehrenamtlicher Weise betätigt, und das alles zunächst auf schwäbischem Boden, dann aber auch als Glied des Reichsverbandes deutscher Gebirgs- und Wandervereine.
Gegen diesen Versuch, den Vereinsfrieden und die Vereinsarbeit durch den Angriff auf eine ganz nebensächliche Maßnahme zu stören, erhebt die Vereinsleitung entrüstet Einspruch. Nicht der Besitzer der Druckmaschinen, sondern die Vereinsleitung und mit ihr all die getreuen Mitglieder entscheiden über den Geist unseres vaterländischen Vereins…"
 
Tuebingen Israelit 06111930.jpg (62762 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1930: "Stuttgart. Die Nationalsozialisten haben ihre Parteigenossen zum Austritt aus dem weit verbreiteten Schwäbischen Albverein aufgefordert, weil die Vereinsleitung, aus Sparsamkeitsgründen, den Druck ihrer Blätter für 1931 einer Firma übertrug, deren jüdischer Inhaber von zehn Angeboten das niedrigste gemacht hatte. Der Schwäbische Albverein wendet sich gegen eine solche Hetze und bittet seine Mitglieder, welchen Glaubens sie auch sein mögen, sich von keinerlei gehässigen Verleumdungen dieser Art irre machen zu lassen."

   
Hässlicher Antijudaismus
im benachbarten Derendingen wird nur milde bestraft (1931)  

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 14. August 1931: "15 Mark Geldstrafe. 'Wenn das Judenblut vom Messer spritzt...'  
Unter den gewiss nicht zarten Marschgesängen der nationalsozialistischen Liederbücher zum Gebrauche ihrer Landsknechtstruppen finden man ein Lied nicht: Sogar die Parteileitung scheint sich des strafbaren Charakters dieses Liedes bewusst zu sein! Trotzdem wird es gesungen, obwohl es unverhüllte Morddrohung bedeutet. Denn der zweite Vers des schönen Liedes lautet folgendermaßen: '
Wenn der Sturmsoldat zu Felde zieht, 
Dann hat er frohen Mut! 
Und wenn das Judenblut vom Messer spritzt, 
Dann geht's noch mal so gut!'   

Gegen Mitglieder der SA-Abteilung, die vor kurzem, dieses Lied singend, durch Derendingen (Württemberg) hindurchmarschierten, ist Strafantrag gestellt worden. Nicht nur auf Grund des § 130 Strafgesetzbuch, für dessen Anwendung dieser Schulfall einer Aufreizung zum Klassenhass gewiss genügend Handhabe bot, sondern vor allem auf Grund des § 2, Ziffer 2 der Notverordnung schien eine strenge Verurteilung geboten und sicher zu sein.   
Was aber tat das zuständige Schöffengericht? Weder der Staatsanwalt noch der Amtsrichter hielten es für notwendig, die Notverordnung auch nur zu erwähnen. Das Gericht hat lediglich groben Unfug angenommen und demgemäss gegen einige der Angeklagten Geldstrafen in Höhe von 15 Mark (fünfzehn!) verhängt. Zumindest ist die Annahme 'groben Unfugs' beim Absingen solcher Lieder ein staatsgefährlicher Irrtum, und so lächerliche Geldstrafen wirken geradezu wie eine Prämie für die erfolgreiche Aufreizung zum politischen Mord. Ka."    

    
     

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Tübingen geboren sind
 
 Tuebingen KK MZ Mayer Lina.jpg (88986 Byte)  Tuebingen KK MZ Weil Carl.jpg (88588 Byte)  
  KK (Mainz 1939) für Lina Mayer geb. Degginger (geb. 3. Dezember 
1883 in Tübingen), emigrierte 1939 in die USA (gest. 25. August 1965 in 
Chicago; war verheiratet mit dem Weinhändler Albert Mayer aus 
Oppenheim (6. April 1879 - 23. April 1964).   
KK (Mainz 1939) für Karl Weil (geb. 18. Juni 1879 in Tübingen), Bankier, 
wohnhaft in Mainz und Ludwigsburg, 1940 nach Jugoslawien emigriert, 
1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, ermordet  
    
 

    

    

    

    

    

    

    

 

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Stand: 06. Oktober 2024