Laudenbach (Stadt Karlstadt, Landkreis
Main-Spessart)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des Förderkreises
ehemalige Synagoge Laudenbach e.V. www.synagoge-laudenbach.de
In Laudenbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942, deren Entstehung in
das 16. Jahrhundert zurückgeht. Damals war Juden durch ein Gesetz des
Würzburger Fürstbischofes untersagt, ihren Wohnsitz im benachbarten - zum
Hochstift Würzburg gehörenden - Karlstadt
zu nehmen. In mehreren Orten der Umgebung wurden Juden dagegen aufgenommen. Nach
Quellen im Staatsarchiv Wertheim (Angaben von Dr. Robert Meier / Universität
Würzburg, erhalten über Georg Schirmer im Oktober 2015) lassen sich
Laudenbacher Juden bereits in der Reformationszeit ab 1516 nachweisen:
eine Urkunde aus diesem Jahr belegt ein Verbot des Zugangs im Hochstift
Würzburg für die Laudenbacher Juden. Demnach gab es bereits lange vor der endgültigen Vertreibung aus dem Hochstift Würzburg Juden
am Ort, der seinerzeit im Besitz der Grafen von Wertheim war. Auch die Voite von Rieneck hatte territoriale Ansprüche.
Wertheimische Schutzjuden aus Laudenbach müssen also damals bereits sehr zum Ärger des Fürstbischofs Handel auf hochstiftischem Gebiet betrieben haben. Weitere
Quellen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sprechen von einer Schuldforderung des Karges Schrauttenbach aus Karlstadt an Moses Jude aus Laudenbach
(1524), von Forderungen des Juden Moses am Erbe seines Bruders in Kassel
(1526) und von der Abschaffung der Rienecker Juden in Laudenbach (1542).
1579 werden die Juden Salomon, Seligmann und Jacob aus Laudenbach
genannt.
1623
wurden acht jüdische Einwohner (oder Familien?) in Laudenbach gezählt.
Im 19.
Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816
179 jüdische Einwohner (29,1 % von insgesamt 892), 1867 129 (14,3 % von
903), 1890 141 (14,9 % von 944), 1910 117 (11,5 % von 991). Die Gemeinde
gehörte zum Bezirksrabbinat
Würzburg, zuletzt ab 1937 zum Bezirksrabbinat Aschaffenburg.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) mit einem Schulraum, ein
rituelles Bad, ein Friedhof und eine
Mazzenbäckerei. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. An Lehrern waren
insbesondere in der Gemeinde tätig: Lazarus Blumenthal (1872-1905), Hirsch
Oppenheimer (1905-1932), Theodor Rosenfelder (1933-?).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Max Hirsch (geb.
29.8.1887 in Laudenbach, gef. 14.8.1915), Rudolf Berney (geb. 14.6.1893 in
Laudenbach, gef. 5.10.1914), Siegfried Rothschild (geb. 15.4.1894 in Laudenbach,
gef. 26.2.1915), Amson Birk (geb. 29.7.1893 in Laudenbach, gef. 25.9.1916) sowie Isidor
Berney (geb. 18.9.1890 in Laudenbach, gef. 30.1.1915). Ihre Namen stehen
auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Weltkriege an der Kreuzung
Brunngrabenweg/Rathausstraße (siehe Bericht zur Einweihung des
Gefallenendenkmals von 1928 unten).
Um 1924, als 90 jüdische Einwohner gezählt wurden (9,0 % von insgesamt
etwa 1.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Nathan Adler und Aron
Siegel. Als Lehrer, Kantor und Schochet wirkte der bereits genannte Hirsch Oppenheimer. Er erteilte
drei schulpflichtigen jüdischen Kindern den Religionsunterricht. An jüdischen
Vereinen bestanden eine Chevre Gemilut Chassodim (spätestens 1781
gegründet, 1932 unter Leitung von Jakob Hirschenberger; Zwecke und
Arbeitsgebiete: Wohltätigkeit, Krankenfürsorge, Bestattung) sowie ein IsraelitischerWohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Moses
Hecht mit 20 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Jakob Hirschberger, Ziel:
Wohltätigkeit). 1932 werden als Vorsteher genannt: Nathan Adler (1.
Vors.), Aron Siegel (2. Vors.) und Leopold Hirsch (3. Vors.). Im Schuljahr
1931/32 war die Lehrerstelle - nach der Zurruhesetzung von Lehrer Hirsch
Oppenheimer - zeitweise vakant. Zu unterrichten waren damals neun
jüdische Kinder in Religion. Inzwischen gab es unter den Vereinen auch eine
Zweigstelle der Zionistischen Organisation. 1933 wurde als Lehrer Theodor
Rosenfelder in sein Amt eingesetzt (siehe Bericht unten).
1933 wurden noch 79 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren
konnte ein Teil der Gemeindeglieder auswandern,
die Mehrzahl verzog in andere deutsche Orte. Bis 1939 ging die Zahl der
jüdischen Einwohner auf 24 zurück.
Im September 1938 brachen ortsansässige Jugendliche, ermuntert durch die
während der Sudetenkrise entfachte Propaganda, in zehn jüdische Häuser ein
und zerschlugen die Fenster. Auch die Fenster der Synagoge wurden
zertrümmert. Am frühen Morgen des 10. November 1938 kamen einige Dutzend
uniformierter SA-Leute aus Karlstadt und Wiesenfeld nach Laudenbach. Unter
Beteiligung zahlreicher Ortsbewohner drangen sie in Gruppen von drei bis vier
Personen in die jüdischen Häuser ein und richteten hier und in der Synagoge
(s.u.) schlimmste Verwüstungen an.
Von den in Laudenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isaak Adler (1867),
Manfred Adler (1894), Frieda Berney (1879), Hannchen Berney geb. Adler (1885),
Julius Berney (1881), Else Bernheimer geb. Kaufmann (1889), Anna (Nanni)
Blumenthal (1883), Moses Blumenthal (1885), Emma Dessauer geb. Hirsch (1883),
Hannchen Fleischmann geb. Hirsch (1876), Karl Frank (1937), Lothar Frank (1906),
Moses Frank (1876), Wolf Löb Frank (1935), Ettel Ida Freudenberger geb. Höbel
(1881), Berta Friedmann geb. Kaufmann (1890. Foto siehe Seite zu Frankenwinheim), Jakob Hirschberger (1879), Lina
Hirschberger geb. Blumenthal (1884), Hedwig Höbel (1884), Hirsch Höbel (1886),
Julius Höbel (1933), Helene Kaufmann (1859), Hilda (Hilde) Landauer geb. Adler
(1893), Nanni Rothschild (1895), Aron Siegel (1884), Hedwig Siegel geb. Adler
(1881), Elise (Esther) Süsser geb. Süsser (1857).
Hinweis: Es kann zu Verwechslungen in den Listen der Umgekommenen mit Personen
kommen, die aus der jüdischen Gemeinde in Laudenbach
(Stadt Weikersheim)
stammen.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1872:
"Die israelitische Gemeinde Laudenbach, Bezirksamt Karlstadt in
Unterfranken, will einen israelitischen Religionslehrer und Vorsänger
aufnehmen. Fixer Gehalt 320 Gulden nebst ca. 200 Gulden Nebenverdienst.
Bewerber haben innerhalb 4 Wochen legale Zeugnisse an die unterzeichneten
Kultusvorstände franko einzusenden.
Die Kultus-Vorstandschaft: Salmon Kahn. N. Adler."
25-jähriges Amtsjubiläums des Lehrers Lazarus Blumenthal (1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1897: "Laudenbach.
Am Schabbat Paraschat Chukat (Schabbat mit der Toralesung Chukat
= 4. Mose 19,1 - 22,1, das war am 10. August 1897) wurde von der Gemeinde
Laudenbach bei Karlstadt am Main das 25-jährige Amtsjubiläum des Lehrers
Lazarus Blumenthal feierlich begangen. Am Schabbat morgens vor
sieben Uhr begab sich die ganze israelitische Gemeinde in die dekorierte
Wohnung des Jubilars, um denselben zum Gottesdienste abzuholen. Zuvor
wurde ihm jedoch von dem Kultusvorstande Sandel Frank namens der Gemeinde
Glückwünsche entgegengebracht, sowie auch zwei schöne und wertvolle
Geschenke überreicht, in Formen eines silbernen Pokals und eines
hübschen Regulators. Nachdem noch der Jubilar von zwei Schülern namens
der Schuljugend zwei Blumensträuße nebst Beglückwünschungen in
poetischer Form entgegengenommen hatte, begab sich der Festzug in die
schmuckvoll dekorierte Synagoge, woselbst nach Absingen des Mah towu
der Vorstand Sandel Frank warme und zu Herzen gehende Worte an den Jubilar
richtete, indem er ihm für seine 25-jährige segensreiche Amtstätigkeit
namens der Gemeinde den tief gefühlten Dank aussprach und unter Anwendung
der Bibelstelle der betreffende Sidre 'Auf gebahnter Straße
wollen wir gehen' (4. Mose 20,19) besonders hervorhob, wie der Jubilar
stets bestrebt war, durch Wandeln auf der geraden Straße und durch
freundliches Zuvorkommen gegen jedermann, den Frieden aufrecht zu
erhalten.
Der zweite Redner Seligmann Bach, Mitglied der neu gegründeten Chewra
Gemillut Chassodim (Wohltätigkeitsverein) bekundete in seinen Worten
nicht nur seine Gesinnungen gegen den Jubilar selbst, seine Achtung vor
ihm und seine Liebe und Anhänglichkeit zu ihm, sondern zeigte an der Hand
der Mischna-Stelle (Pirkei Awot 6 Mischna 3), wie man dem
gesamten jüdischen Lehrerberufe achtungs- und ehrfurchtsvoll
entgegenkommen müsse.
Sichtlich gerührt von den Worten seiner Vorredner dankte der Jubilar der
zu Tränen gerührten Gemeinde für ihre aufrichtige Liebe und
Anhänglichkeit zu ihm, sowie für ihr freundliches
Entgegenkommen.
Einen gemütlichen Abschluss fand die Feier durch ein Gartenfest, zu
welchem sich auch die benachbarte israelitische Gemeinde Karlstadt
eingestellt hatte. Hierselbst wechselten Gesänge und Toaste miteinander
ab, unter welch letzteren auch seiner Königlichen Hoheit des
Prinzregenten Luitpold ehrfurchtsvoll gedacht wurde.
Seitens Privatleuten wurde der Jubilar ebenfalls mit schönen Geschenken
bedacht. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch recht lange - bis
100 Jahre - in seiner Gemeinde segensreich zu
wirken."
Anmerkungen zu den Kindern von Lehrer
Lazarus Blumenthal: außer der Tochter Ricka geb.
Blumenthal, die sich 1905 mit Lehrer Hirsch Oppenheimer verlobte, nennt
Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 99-100 die Kinder
Simon, Maier und Anni (Nanni) aus der Ehe von
Lazarus Blumenthal mit Zerline geb.
Guttmann; auf Grund der Forschungen von Elisabeth Böhrer hatte das
Ehepaar einen weiteren Sohn David. Weiteres zu den Kindern nach den
Angaben von Strätz und Böhrer: Simon Blumenthal (geb. 1872 in Laudenbach): war nach der Ausbildung
an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt
in Würzburg Lehrer in Hofheim; war
verheiratet mit Sara geb. Rosenthal; zog Ende 1933 nach Würzburg;
emigrierte im August 1939 nach London. David Blumenthal (geb. 1874 in Laudenbach): heiratete 1902 nach Obbach
und lebte hier mit seiner Frau Jeanette geb. Sonnenberger. Er war als
Kaufmann tätig. Das Paar hatte drei Kinder, die nach 1933 frühzeitig emigrierten. Nach kurzem Aufenthalt in
Aschbach zog er am 5. August 1936 nach
Niederwerrn, wo er als Vorbeter
gewirkt hat und hier am 25. August 1940 gestorben ist. Seine Frau wurde am 23.
September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und ist dort am 16.
Oktober 1942 umgekommen. Maier Blumenthal (geb. 1876 in Laudenbach), war nach Ausbildung an
der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
Religions- und
Volksschullehrer in Unsleben. Lebte
von 1935 bis 1939 in Würzburg, emigrierte im Dezember 1939 mit seiner
Frau Selma geb. Lehmann in die USA (New York). Anna (Nanni) Blumenthal (geb. 1883 in Laudenbach, umgekommen nach
der Deportation 1942 in Riga).
Kinder waren vermutlich auch die in der Liste der aus Laudenbach
umgekommenen Personen Lina Hirschberger geb. Blumenthal (geb. 1884 in
Laudenbach) und Moses Blumenthal (geb. 1885 in Laudenbach).
Anzeige zur Verlobung von Ricka Blumenthal und Lehrer Hirsch Oppenheimer (1905) Die Verlobung wird kurz vor Lehrer Oppenheimers Dienstantritt
in Laudenbach stattgefunden haben, da er Mitte Mai 1930 sein 25-jähriges
Amtsjubiläum feiern konnte. Zum Zeitpunkt der Verlobung war er noch als
Präzeptor (Seminarhilfslehrer) an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in
Würzburg tätig. Ricka geb. Blumenthal war die Tochter des o.g. Lehrers Lazarus
Blumenthal und seiner Frau Zerline geb. Gutmann.
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1905: "Statt jeder besonderen Mitteilung
Ricka Blumenthal - Hirsch Oppenheimer, Präzeptor
Verlobte.
Laudenbach am Main bei Karlstadt - Würzburg, Bibrastraße
6."
Lehrer Hirsch Oppenheimer war 10 Jahre an der Israelitischen
Lehrer-Bildungs-Anstalt in Würzburg tätig (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Januar
1906: "Würzburg. Wir nehmen von Ihrer Mitteilung, dass auch
Herr Lehrer Oppenheimer in Laudenbach, der mehr wie 10 Jahre als
Präzeptor an der dortigen Israelitischen Lehrer-Bildungs-Anstalt tätig
war, in dem Berichte derselben nicht erwähnt worden ist, Notiz.
Hoffentlich holt der nächstjährige Bericht sein Versäumnis zwei so
verdienten Männern gegenüber, wie die Herren Dr. Bamberger und Lehrer
Oppenheimer, nach. Hat doch Herr Lehrer Oppenheimer sogar längere Zeit
unentgeltlich Unterricht an der Anstalt erteilt, und hätte ihm schon
deswegen anlässlich seines Scheidens öffentlicher Dank
gebührt."
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Hirsch Oppenheimer und Ernennung zum
Ehrenbürger von Laudenbach (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1930: "Laudenbach bei Karlstadt. Am Lag B'aumer (16. Mai)
feierte unser Lehrer Herr Hirsch Oppenheimer sein 25-jähriges
Amtsjubiläum als Kantor, Schochet und Verwalter des Israelitischen
Distriktsfriedhofs und gleichzeitig das Fest der Silbernen Hochzeit mit
seiner Gattin Ricka geb. Blumenthal.
Vor Eingang des Freudentages ehrten die Schulkinder den Jubilar in seiner
Wohnung durch einen Prolog. Nach dem Abendgebet in der dicht besetzten,
festlich geschmückten Synagoge fand ein Festgottesdienst statt. Seine
Ehrwürden, Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover (Würzburg) und von der
Ortsgemeinde der Gemeinderat mit den Herren Bürgermeister Pfrenzinger und
Schmitt nahmen an der Feier teil. Auch die Einwohnerschaft beteiligt sich
zahlreich. Kultusvorstand Nathan Adler schilderte in kurzen Worten die
Amtstätigkeit des Jubilars und wünschte seinem weiteren Wirken Glück
und Segen.
Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover gab seine Freude darüber zum Ausdruck,
dass er heute seinem pflichtgetreuen und frommen Beamten und Kollegen für
die arbeitsfreudige Hingabe danken dürfe. Denn 25 Jahre als Lehrer in
einer Kultusgemeinde zu sein und die Wertschätzung aller zu gewinnen, sei
eine besondere Leistung. Auch Frau Oppenheimer als der braven, frommen,
echt jüdischen Frau galten seine Wünsche.
Als Vertreter der Israelitischen Filialkultusgemeinde Karlstadt
gratulierte Herr Willi Süsser. Auch der Israelitische
Wohltätigkeitsverein Laudenbach gedachte seines Jubilars in den beredten
Worten seines Vorstands, des Herrn Jakob Hirschenberger.
Der Vertreter der Israelitischen Distriktsfriedhofverwaltung, Herr Aron
Siegel (Laudenbach) beglückwünschte mit Dankesworten den Gefeierten für
die langjährige schwere mühevolle Arbeit als Friedhof-Verwalter. Die
Ortsgemeinde Laudenbach überbrachte mit den vortrefflichen Worten des
Herrn Bürgermeisters Pfrenzinger Dank und Glückwunsch. Dem Jubilar wurde
als treuem Religionslehrer das Ehrenbürgerrecht unter
Überreichung einer prachtvollen Urkunde verliehen. Herr Oberlehrer
Weigand und Herr Lehrer Schmitt brachten mit Dankesworten die Freundschaft
der bisherigen Lehrerschaft zum Ausdruck. Inzwischen hatte sich auch der
Herr Pfarrer Scheurich in die Lehrerwohnung eingefunden und
beglückwünschte das Jubelpaar aufs herzlichste. Mit besonderer Freude
gereiche es ihm, das gute Einvernehmen der beiden Konfessionen zu
bekunden. Reichen Anteil daran gebühre in erster Linie dem Jubilar. Die
verschiedenen Vereine Laudenbachs trugen ihr Bestes zur Verschönerung des
Festes bei. Mit gerührten Worten dankte der Jubilar für alle Ehrungen.
Die Feier wird der Gesamteinwohnerschaft stets in Erinnerung bleiben. Aron
Siegel, Laudenbach."
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
30.Mai 1930: "Laudenbach..., 25. Mai (1930). Herr Lehrer Hirsch
Oppenheimer verband mit der Feier seiner Silberhochzeit (Frau Ricka
geb. Blumenthal) sein 25-jähriges Jubiläum im Dienste der Israelitischen
Kultusgemeinden Laudenbach-Karlsstadt. Herr Oppenheimer war an diesem Tage
Gegenstand vielfacher Begrüßungen und Huldigungen. Schulkinder kamen mit
Blumen und Fähnchen. Beim Festgottesdienste in der geschmückten Synagoge
sprachen nach der Festrede des Bezirksrabbiners Dr. Hanover aus
Würzburg, die Kultusvorstände, sowie der Herr Bürgermeister, wie
Vertreter der Lehrerschaft und vieler Vereine. Auch Herr Pfarrer
Scheurich sprach Worte der Begrüßung und Anerkennung. Der
Gemeinderat von Laudenbach verlieh Herrn Oppenheimer das Ehrenbürgerrecht
mit Überreichung einer Ehrenurkunde in kunstvoller
Ausführung."
Anmerkung zu Hirsch Oppenheimer nach
Angaben von Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. 2 S.
427: Hirsch Oppenheimer ist am 30. Dezember 1867 in Miltenberg
geboren. Er ließ sich an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in
Würzburg zum Lehrer ausbilden (Examen 1887). Seine erste Stelle war im
mittelfränkischen Leutershausen, bis er Ende 1896 als Seminarhilfslehrer
(Präzeptor) an die Israelitische Lehrerbildungsanstalt berufen wurde.
Daneben war er als Schächter für die Israelitische Kultusgemeinde in
Würzburg tätig. Von 1905 bis 1932 in Laudenbach tätig. 1932 kehrte er
nach Würzburg zurück. Er ist im September 1936 mit seiner Frau Ricka
geb. Blumenthal nach Palästina emigriert (Sde Jaakow). Kinder des
Ehepaares (alle in Laudenbach geboren): Lazarus (geb. 1906), Zerline verh.
Berney (geb. 1907), Isaak (geb. 1910), Abraham Löb (geb. 1912). Auch die
Kinder sind nach Palästina/Erez Israel emigriert. Informationen zu Lehrer Hirsch Oppenheimer auch über https://www.bllv.de/index.php?id=7729&einzelname=Oppenheimer,%20Hirsch
Ergänzende Dokumente zu Lehrer Hirsch Oppenheimer (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; ergänzender
Hinweis 9/2018: das Dokument des Staatsangehörigkeitsausweises wurde inzwischen
an Angehörige der Familie weitergegeben und ist nicht mehr in der Sammlung von
Peter Karl Müller)
Staatsangehörigkeitsausweis
von
Isaak Oppenheimer (Sohn von Lehrer
Hirsch Oppenheimer) (1926)
Der bereits oben genannte Isaak
Oppenheimer, Sohn von Hirsch Oppenheimer und seiner Frau Ricka geb.
Blumenthal, ist am 30. September 1910 in Laudenbach geboren. Der
abgebildete Staatsangehörigkeits-Ausweis (des Volksstaates Bayern) wurde
am 26. April 1921 vom Königlich Bayerischen Bezirksamt Karlstadt
ausgestellt. Isaak Oppenheimer konnte in der NS-Zeit noch rechtzeitig nach
Palästina / Erez Israel emigrieren.
Nachnahmekarte
an Lehrer
Hirsch Oppenheimer (1927)
Die Nachnahmekarte
wurde an Lehrer Oppenheimer aus Leipzig am 29. April 1928
verschickt.
Zurruhesetzung des Lehrers Hirsch Oppenheimer (1932)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1932: "Laudenbach bei Karlstadt. Am 15. März trat Herr Lehrer
Hirsch Oppenheimer nach 27-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Am
Sabbat, dem 12. März, dankte in der Synagoge der 1. Vorstand der
Kultusgemeinde, Herr Nathan Adler, dem aus dem Lehrerdienst Scheidenden
für seine aufopferungsvolle, segensreiche Wirksamkeit. Der 2. Vorstand,
Herr Aron Siegel, dankte Herrn Lehrer Oppenheimer namens der
Distrikts-Friedhofsverwaltung für seine selbstlose Hingabe in seinem
Aufgabenkreis. Herr Lehrer Oppenheimer war Gründungsmitglied der Tagung
des Verbands bayerischer Israelitischer Gemeinden. Der 1. Bürgermeister
von Laudenbach, Herr Pfrenzinger (statt Frenzinger), Herr Pfarrer Scheurig,
Herr Oberlehrer Weigand und Herr Lehrer Schmitt nahmen gleichzeitig unter
herzlichen Dankesworten Abschied von dem treuen und beliebten Beamten. Der
Gesangverein unter Leitung von Herrn Lehrer Schmitt brachte dem
Scheidenden ein Ständchen mit Heimatliedern dar."
Lehrer Theodor Rosenfelder tritt sein Amt am (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Laudenbach
am Main, 8. Januar (1933). Am Sonntag, den 1. Januar, nahm der neu
gewählte Lehrer, Herr Theodor Rosenfelder (seither Lehrer an der
Israelitischen Handels- und Bürgerschule in Burgpreppach) sein Amt als
Kantor und Religionslehrer der Gemeinden Laudenbach, Karlstadt und
Wiesenfeld auf. Zu seinem Empfang hatten sich Gemeinde und Schulkinder in
der Lehrerwohnung eingefunden. Das Haus war mit Grün und
Begrüßungsplakaten geschmackvoll geschmückt, desgleichen die Synagoge.
Für den Vorstand begrüßte Herr Nathan Adler, Laudenbach, den neuen
Lehrer mit herzlichen Worten. Alsdann überreicht mit Spruch im Auftrage
der Schüler ein Mädchen dem Lehrer einen Blumenstrauß. Lehrer
Rosenfelder dankte der Gemeinde und den Schülern für ihr Erscheinen und
für die Begrüßung. Seine Antrittsrede hielt Herr Rosenfelder am
vergangenen
Artikel
im "Lohrer Anzeiger" vom 5. Juni 1866: "Wegen vorgekommener
Exzesse gegen die Israeliten wurde Laudenbach (bei Karlstadt) durch
eine Kompanie Soldaten von Würzburg besetzt, welche auf Gemeindekosten so
lange bleibt, als die Ruhe bedroht
erscheint."
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1866: "Regensburg,
1. Juni (1866). Das schändliche Treiben der Judenverfolgung, wie es vor
Kurzem in Böhmen stattgefunden, scheint sich leider jetzt auch in Bayern
einstellen zu wollen. In Laudenbach, Wiesenfeld
und Thüngen (Bezirksamt Karlstadt)
ist der Krawall bereits losgegangen. Schon seit 14 Tagen werden den Juden
die Fenster eingeworfen, die Läden gesprengt, die Hausdächer demoliert,
und wird verdorben, was verdorben werden kann. Trotzdem, dass der
Bezirksamtmann eine Mahnung an die betreffenden Gemeinden ergehen ließ,
wiederholten sich die Exzesse; mitten in der Nacht, halb angekleidet,
flüchteten sich die Juden, namentlich das weibliche Geschlecht, auf
Schiffen nach Karlstadt. Es ist sogar Militär nach Laudenbach requiriert
worden."
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1866:
"Würzburg, 12. Juni (1866). Wegen Teilnahme an den
Ruhestörungen wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag 17 Individuen
verhaftet: von diesen wurden sieben gestern in öffentlicher Sitzung des Stadtgerichts
abgeurteilt und zu Arreststrafen von 10-20 Tagen verurteilt; bezüglich
der übrigen, welche heute in die Fronfeste abgeliefert wurden, ist
strafrechtliche Untersuchung beim königlichen Bezirksgericht im Gange. Im
Laufe des gestrigen Tages und in der Nacht von gestern auch heute wurden
weitere 17 Personen in Haft gebracht (N.W.Z.).
Aus unseren Privatmitteilungen fügen wir noch hinzu, dass in dem Dorfe Laudenbach,
wo die Exzesse am ärgsten waren, eine Abteilung Militär von 150 Mann
stationiert ist, die von der Gemeinde erhalten
wird."
Vorstandswahlen (1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. April
1907: "Laudenbach in Bayern. Am 24. März fand hier
Vorstandswahl statt. Die alte Verwaltung wurde wiedergewählt. Herr Sandel
Frank, der nunmehr schon 22 Jahres Kultusvorstand ist, lud die Gemeinde zu
einem Bankett im Gasthaus zum Stern. Unter ernsten und launigen Reden, in
welchen der Kultusvorstand, die anwesenden Frauen, der Herr
Bürgermeister, der selber auch die Verdienste des Herrn Frank innerhalb
der politischen Gemeinde-Verwaltung feierte, entsprechend gewürdigt
wurden, verlief in stimmungsvoller Weihe der Abend, der ein schönes Beispiel
von dem Gemeindefrieden als auch von dem Zusammenstreben der verschiedenen
religiösen Bekenner innerhalb der politischen Gemeinde lieferte. Wir
wünschen der Gemeinde und seinem Vorstande auch fernerhin eine
segensreiche Zukunft."
Einweihung der Kriegerdenkmales in Laudenbach (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Dezember 1928: "Laudenbach am Main. Bei der am Landestrauertag
vollzogenen Kriegerdenkmalsweihe dahier fand der hochwürdige Redner, Herr
Stadtpfarrer und ehemaliger Divisionsgeistlicher Borst aus Karlstadt am
Main, wohltuende Worte höchster Anerkennung auch für die
Kriegsteilnehmer jüdischen Glaubens. Aus eigener Erfahrung wisse er,
dessen Seelsorge ihn in die vorderste Linie der Ost- und Westfront
brachte, dass neben ihren christlichen Kameraden auch jüdische Kämpfer
mutig und entschlossen für das Vaterland in den Tod gingen. Die
gefallenen Mitkämpfer verlangten, dass wir den gehässigen Angriffen
gegenüber jüdischen Mitbürgern, wo auch immer es sei,
entgegentreten.
Herr Lehrer Berendt aus Veitshöchheim,
der in Vertretung unseres in Rekonvaleszenz befindlichen verehrten Herrn
Lehrers Oppenheimer namens der Israelitischen Kultusgemeinde tief
empfundene Worte treuen Gedenkens und des Dankes den gefallenen Helden
weihte, legte seinen Ausführungen den 6. Vers des 8. Kapitels im
'Hohelied' zugrunde: 'Stärker als der Tod ist die Liebe.' Überaus
wirkungsvoll unterstrich der Redner die Mahnung des Geistlichen zu
einträchtigem Wirken für des Vaterlandes Wohl, hinweisend auf das
gemeinsame Schicksal der Opfer des Krieges im allgemeinen und der
Gefallenen unseres Ortes im besonderen, deren Namen ja auch ohne
Unterschied des Bekenntnisses auf den Tafeln des Denkmals eingegraben
stehen. Wir handelten im Sinne der Toten, wenn wir frei von Bruderhass und
Parteizwist an dem Wiederaufbau unseres schwer geprüften Vaterlandes
arbeiteten.
Im Auftrage des Bayerischen Kriegerbundes sprach Herr Bezirksobmann
Scheurig, der das Moment der Eintracht unter den Konfessionen gleichfalls
betonte.
Die kleine Kultusgemeinde Laudenbach am Main beklagt den Verlust von fünf
Kriegsopfern."
Antijüdische Vorkommnisse und entsprechender Pressebericht (1934) Offenbar gab es in Laudenbach Anfang September 1934
Ausschreitungen gegen jüdische Viehhändler, bei denen mindestens Viehhändler
Josef Hirsch verletzt wurde.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1934: "Zwischenfall
in Mainfranken. Würzburg, 6. September (1934). Die in Würzburg
erscheinende 'Mainfränkische Zeitung' meldet aus Laudenbach bei
Karlstadt:
'...Zu unerlaubter Selbsthilfe gegriffen haben in den frühen
Morgenstunden hiesige Einwohner, die, wie uns berichtet wurde, durch
übermäßiges Geschrei jüdischer Viehhändler aus dem Schlafe geweckt
wurden. Es wird weiterhin erzählt, die Juden hätten sich auch schwere
Tierquälereien zuschulden kommen lassen. Der Viehhändler Josef Hirsch
musste seine Rücksichtslosigkeit und seine Tierquälereien büßen. Er
begab sich in die Behandlung eines Naturheilkundigen. Über dieses
Vorkommnis kursieren die tollsten Gerüchte, und man muss sich nur
wundern, dass die Juden noch so viele mitfühlende Freunde ihr eigen
nennen können. Wenn wir auch die Gemütsaufwallung der aus dem besten
Schlafe geweckten und durch Tierquälereien empörten Volksgenossen nur zu
gut verstehen können, so können wir jedoch die Ausschreitungen im
Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit nicht für gut heißen.
Die Gendarmerie Karlstadt hat sich des Vorfalles bereits angenommen und
wird in objektiver Weise dazu Stellung nehmen.'
Man wird über die Vorkommnisse in Mainfranken über die das Blatt nur
dunkle Andeutungen macht, vielleicht aus den Berichten der Polizei, die
sich erfreulicherweise der Sache angenommen hat, etwas Näheres
erfahren."
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Lisette Oppenheimer (1890) Anmerkung: Lisette Oppenheimer wie auch ihr Mann Simon H. Oppenheimer
wurden auf dem Friedhof in Laudenbach beigesetzt. Aus dem Artikel geht nicht
hervor, dass sie auch in Laudenbach selbst gelebt haben.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1890: "Mainz,
17. Juni (1890), Gestern früh starb dahier Frau Lisette Oppenheimer, die
Gattin des im Jahre 1870 in Würzburg verstorbenen Simon H. Oppenheimer,
nach mehrmonatlichem, schmerzlichen Krankenlager im Alter von 72 Jahren.
Wenn irgendeine Frau es verdient, dass ihr im 'Israelit' ein Nachruf
gewidmet werde, so ist es bei der Dahingeschiedenen der Fall. Sie war der
Besten und Edelsten eine, sie vereinigte in sich alle Tugenden einer
wackeren Frau. Wahre, ungeheuchelte Frömmigkeit gepaart mit innigem
Gottvertrauen, das sie in allen Lagen des Lebens aufrecht erhielt,
bildeten die Grundzüge ihres Charakters; sie verstand es, ihr Haus zu
einem wahren Tempel ehelichen Glücks zu gestalten. Ihrem Gatten war sie
in dem 34-jährigen Zusammenleben eine treue und liebevolle Gefährtin,
ihren Kindern eine zärtliche Mutter, deren Erziehung und Wohl die Ziele
ihres unausgesetzten Denkens und Strebens waren. dahier lebte sie seit
1884 und zählte zu den treuesten Anhängern der israelitischen
Religionsgesellschaft. In ihrem, in an ihre Kinder gerichteten Briefen
niederlegten letzten Willen drückte sie die dringende Bitte aus, dass
dieselben immer religiös leben und auch ihre Kinder in diesem Sinne zu
treuen Anhängern der jüdischen Religion und zu guten, braven Menschen
erziehen möchten.
Die Krone ihrer Tugenden aber war ihr mitfühlendes Herz, ihr
wohltätiger, von wahrer Menschenliebe erfüllter Sinn, der sich durch
reichliche Unterstützung der Armen und Wohltätigkeitsanstalten,
namentlich auch der in der heiligen Stadt betätigte. Was Wunder daher,
dass sie sich bei allen, die sie näher kannten, einer ungeteilten Liebe
und voller Achtung erfreute.
Ihrem Wunsche zufolge wurde sie auch dem Friedhof zu Laudenbach
bei Karlstadt am Main begraben, wo auch ihr Gatte und ihre im Tode ihr
vorangegangenen Kinder ruhen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens.
Im Trauerhause schilderte Herr Rabbiner Dr. Bondi in beredten Worten die
vielen guten Eigenschaften der Verstorbenen und gab dem großen Schmerz
und der tiefen Trauer der Verwandten und Freunde um dieselbe gebührenden
Ausdruck."
Zum Tod von Lehrer Samuel Adler
(1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9.
Februar 1927: "Samuel Adler seligen Andenkens.
Am 8. Tag Chanukka (8.
Dezember 1926) wurde Lehrer Samuel Adler von Laudenbach zur letzten Ruhe
gebettet. Lehrer Adler war der Welt, auch der Lehrerwelt, eine unbekannte
Größe; er war indes wirklich eine Größe, eine überragende Größe an
Wissen, an Einfachheit, an Demut. Miltenberg
und Lendershausen waren seine
ersten Schulstellen. Es war in der Zeit des Deutsch-französischen
Krieges. Der Dienst als Religionslehrer befriedigte ihn nicht. Seine
Befähigung, die leichte Fassungskraft, das wunderbare Gedächtnis, das
ihm bis zum Grabe treu blieb, drängten ihn zu weiteren Studien. Musik,
Literatur und Sprachen waren seine Lieblingsfächer. Er bezog die
Universitäten München und Berlin, studierte dann in Paris und London und
übernahm nach einem vorzüglichen Examen ein Lehramt für Deutsch,
Englisch und Französisch an einer staatlichen Mittelschule. Das war die
erste Stufe seines äußeren Aufstiegs - und leider auch seine letzte.
Sein Leben wurde zur Tragödie. Bei einem Festgelage unterhielt er sich
wohlgemut und freundschaftliche mit Bekannten. An einem entfernten Tisch
entsteht ein lauter Diskurs. Von dort her wurde ein Bierkrug als Waffe
geschleudert und traf den ahnungslos, ganz unbeteiligten Samuel Adler. Ein
Auge verlor er ganz, das andere war schwer beschädigt und der Sehkraft
fast ganz beraubt. Adler zog sich buchstäblich ins Dunkle zurück. Aber
niemals kam eine Klage über seine Lippen. Im Gegenteil. Er wurde ein
Verehrer und Verkünder der Armut. Im Jahre 1901 erschien von ihm ein
Bändchen Gedichte: 'Denken und Dichten'. Er singt darin:
Viele gibt es in dem Land, Die über Armut klagen, Ich hab als Wohltat sie
erkannt, Muss offen das hier sagen.
War ihm so die Außenwelt verschlossen, so leuchtete das Licht seines
Geistes um so heller. Neben dem Studium der heimatlichen Pflanzenwelt,
trieb er besonders Sprachstudien, namentlich vergleichende
Sprachwissenschaft, wobei er in tiefem Forschergeist auf Grund eigens
konstruierter Gesetze dem Zusammenhang der europäischen Sprachen mit dem
Hebräischen, das er als Ursprache ansah, nachging. In den hebräischen
Gebetsdichtungen fand er sprachliche Schönheiten von wunderbaren
Zusammenhängen v0on Seele und Körper, Mensch und Gott. Es war wie eine
Offenbarung, wenn ihm ein Wort davon über die Lippen floss.
Adler kam täglich, nicht Alter, Kälte oder schlechtes Wetter
vorschützend, zum gemeinsamen Gottesdienst. Er erlebte sein Gebet
täglich aufs neue. Bei besonderen Anlässen versah er den Vorbeterdienst.
Wie lauscht die Gemeinde tief andächtig seinem Gebet, seinem geschulten
lyrischen Tenor. Er betete ohne Buch. Gebet oder Psalm, Bibel- oder
Mischnawort, alles floss ihm auswendig vom Mund.
Sein Leichenbegängnis legte Zeugnis ab von seiner hohen Verehrung bei
Juden und Nichtjuden. Mit seinem Tode wurde viel Wissenschaft begraben.
Wird sie den Erdhügel durchbrechen und aufblühen? (Vom Schriftleiter
gekürzt.)."
Aus der Publikation
von Samuel Adler "Denken und Dichten"
(Scans der Seiten aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries) Die Publikation wird im Nachruf oben genannt; diese Publikation
befindet sich inzwischen in einer Vitrine im Synagogengebäude neben
anderen Objekten ehemaliger Laudenbacher Juden.
Titelseite
S. 3-4: Gedicht
über "Laudenbach"
S. 12-13: Gedicht
"1892"
S. 42-43: Gedicht
"Am schönen Main"
S. 61-62: Gedicht
"Die Warnung"; S. 63-64 Inhaltsverzeichnis
Dazu eingestellt
(Hinweis von Georg Schirmer, Laudenbach): G. Schirmer fand bei seiner Archivarbeit
im Staatsarchiv Würzburg Dokumente, die Samuel Adler betreffen. Er stellte dort im Jahr 1892 den Antrag auf einen Wandergewerbeschein, weil er sein Gedichtbüchlein unterwegs verkaufen will.
Eingestellt als pdf-Datei: Abschrift
dieses Vorganges und eine Zusammenfassung.
Silberne Hochzeit von Aron Siegel und Hedwig geb.
Adler (1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1933:
"Laudenbach am Main, 14. Juni (1933). Am Samstag, den 10.
Juni, begingen hier die Eheleute Aron Siegel und Frau Hedwig geb. Adler
das Fest ihrer silbernen Hochzeit. Die hiesige israelitische
Kultusgemeinde ließ es sich nicht nehmen, das Fest ihres langjährigen
Vorstehers in gebührender Weise zu feiern, nachdem sich das Paar um
unsere Gemeinde schon seit Jahren sehr verdient gemacht hat. (Alles
Gute) bis 120 Jahre."
Hohe Auszeichnung für den Kriegsteilnehmer Manfred Adler (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1933: "Laudenbach
am Main, 13. November (1933). Eine hohe Auszeichnung wurde dieser Tage
unserem Gemeindemitglied, Herrn Manfred Adler, zuteil. Er, der von
1912-1914 aktiv diente, und von 1914-1919 als Soldat mit kurzen
Unterbrechungen an der Front kämpfte, und zwar sowohl in Frankreich als
auch in Polen und Rumänien (bei der 10. bayerischen Division, 9.
Infanterie-Regiment), der wiederholt verwundet wurde und während des
Krieges sowohl das EK II und das Verwundetenabzeichen erhielt, bekam am
11. November dieses Jahres mit feierlicher Urkunde vom Ungarischen
Konsulat in Berlin die 'Ungarische Kriegsverdienstmedaille mit Schwert und
Helm' zugestellt. - Es dient dies wiederum als Beweis, dass deutsche Juden
im Weltkrieg 1914-1918 ihre Pflicht als wahre Deutsche in vorbildlicher
Weise erfüllten."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1900:
"Für
ein 15-jähriges, intelligentes Mädchen, welches der Stenographie,
einfacher und doppelter Buchführung mächtig mit schöner Handschrift und
ganz vorzüglichen Zeugnissen wird Stellung als
Lehrmädchen
gesucht. Verlangt wird, dass das Geschäft an Feiertagen geschlossen und
volle Pension im Hause. Reflektanten, wollen ihre Bedingungen richten an
Frau B. Mannheimer,
Laudenbach bei Karlstadt am Main."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1900:
"Eine erfahrene Hausfrau, Witwe sucht Stellung als Haushälterin,
eventuell auch Wärterin. Offerten an Frau B. Mannheimer, Laudenbach bei Karlstadt am
Main."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901:
"Eine
in der Hausarbeit erfahrene Hausfrau sucht Stellung als Haushälterin.
Ein Mädchen, 14 Jahre alt, wünscht als Lehrmädchen in ein
Manufakturwarengeschäft einzutreten, woselbst es Buchhaltung und
Korrespondenz erlernen kann. Ia Schulzeugnisse stehen zu Diensten in
beiden Fällen.
Offerten an Frau B. Mannheimer Witwe, Laudenbach bei Karlstadt am
Main, Bayern".
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1901:
"Tüchtige Hausfrau, Witwe, sucht Stellung als
Haushälterin oder Wärterin.
Gefällige Offerten an
Frau B. Mannheimer, Laudenbach bei Karlstadt am
Main".
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Oktober 1902: "Ein Mädchen, 15 Jahre alt,
sucht Stellung als Hausmädchen in einem kleinen Haushalt.
Kinderlos bevorzugt. Es wird mehr auf gute Behandlung als auf Lohn
reflektiert. Offerten an
Frau B. Mannheimer,
Laudenbach bei Karlstadt am Main.
Ein Mädchen, 16 Jahre alt, sucht Stellung als Lehrmädchen
in einem Manufaktur- und Konfektions-Geschäfte. Gute Schulzeugnisse
vorhanden. Bedingungen. freie Kost und Logis. Offerten an
Frau B. Mannheimer,
Laudenbach bei Karlstadt am Main."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904:
"Tüchtige Hausfrau, Witwe, sucht Stellung als Haushälterin
oder Wärterin, sofort anzunehmen.
Adresse: Frau B. Mannheimer in Laudenbach bei Karlstadt am
Main."
Anzeige von J. Mannheimer (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1901:
"Junger Mann, 19 Jahre alt, mit der Manufaktur-, Kolonial-, Holz- und
Getreidebranche, sowie Buchführung vertraut, sucht Stellung per
15. Mai. Offerten an
J. Mannheimer,
Laudenbach bei Karlstadt am
Main."
Anzeige von Sophie Mannheimer
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Ein
16-jähriges, intelligentes Mädchen, Waise, sucht Stellung als
Lehrmädchen in ein Putzgeschäft. Bedingung Samstags und Feiertage
geschlossen. Offerten an Frl. Sophie Mannheimer, Laudenbach bei
Karlstadt am Main."
S. Bach bietet koscheren Landhonig an (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1903: "Landhonig
garantiert reinen auf Pesach à Pfund, 73 Pfennige, weniger als 25 Pfr.
werden nicht angegeben, gegen Nachnahme. S. Bach, Laudenbach bei Karlstadt.
Referenz: Herr Lehrer Blumenthal in Laudenbach."
Anzeige zur Verlobung von Sofie Korn und Selli Nussbaum (1934)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1935:
"Statt Karten Sofie Korn - Selli Nussbaum. Verlobte.
Laudenbach bei Karlstadt am Main - Kassel, Bismarckstraße 10.
20. Tebet 5695 / 26. Dezember 1934."
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; Erläuterungen
gleichfalls von Peter Karl Müller)
Ansichtskarte
aus Kleinwallstadt
an Flora Adler in Laudenbach (1910)
Die Ansichtskarte aus Kleinwallstadt
wurde im September 1910 an Fräulein Flora Adler per Adresse Herrn Samuel Adler
II verschickt (nicht zu verwechseln mit dem Lehrer Samuel Adler). Samuel Adler
II war der Kaufmann Samuel Adler aus Laudenbach (verheiratet mit Fanny
geb. Landauer aus Urspringen). Flora Adler war eine Tochter des Ehepaars.
Leider erschließt sich aus dem Text nicht wer die Absenderin in
Kleinwallstadt ("Freundin Martha") war.
vgl. Quellen: http://www.stolpersteine-wuerzburg.de/wer_opfer_lang.php?quelle=wer_paten.php&opferid=380.
Ansichtskarte
aus Buttenwiesen
an Flora Adler in Laudenbach (1921)
Die Ansichtskarte wurde im August 1921 an
Fräulein Flora Adler in Laudenbach verschickt. Da in beiden Ortschaften (Buttenwiesen
und Laudenbach) jüdische Gemeinden bestanden, könnten Schreiberin und
Adressatin verwandt sein. Die Schreiberin Rosalie unterzeichnet jedoch nur
mit dem Vornamen.
Das Alter des bis heute erhaltenen Synagogengebäudes
ist nicht bekannt. Möglicherweise stammt sie aus dem 17. Jahrhundert.
Aus dem Jahr 1736 liegt eine Bittschrift der Laudenbacher jüdischen
Gemeinde an die fürstbischöfliche Kammer vor, in dem die Gemeinde bittet, dass
die seit "unvordenklichen Jahren" bestehende alte Synagoge renoviert
werden würde. Weitere Renovierungen fanden 1794 und 1836 statt. Das Jahr 1736 (beziehungsweise
hebräisch "496 nach der kleinen Zählung") ist auf dem Chuppastein
(Hochzeitsstein) an der Außenmauer der ehemaligen Synagoge zu lesen. Fast 200
Jahre war das Gebäude Zentrum des jüdischen Gemeindelebens am Ort.
Unmittelbar neben der Synagoge gab es eine Mikwe (vermutlich Kellermikwe
unter der Synagoge, später zugeschüttet, als die Mikwe auf dem Grundstück
Mühlecke notwendig geworden war) und einen Tahara-Raum zur rituellen
Waschung der Toten der Gemeinde, die dann auch dem jüdidschen Friedhof der
Gemeinde beigesetzt wurden.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge und die Ritualien zerschlagen beziehungsweise auf
einen Haufen geworfen und in Brand gesteckt. Das Gebäude kam wenig später
in Privatbesitz und wird seitdem als Werkstatt und Lagerraum verwendet. Die Portalinschrift wurde vom
neuen Besitzer teilweise ausgemeißelt und ist nur noch schwer erkennbar
(hebräische Inschrift: "Gebaut habe ich ein Haus zur
Wohnung dir" aus 1. Könige 8,13). Der
Chuppastein ist nicht von außen erkennbar (unter Vorbau unterhalb der
Mühlbacher Straße). Das Gebäude befindet sich inzwischen in baulich
schlechtem Zustand.
Im Januar 2013 wurde ein "Förderkreis ehemalige Synagoge
Laudenbach e.V." gegründet (erster Vorstand: Vorsitzender Georg
Schirmer, zweiter Vorsitzender Oswald Heppel, Kassenwart Monika Tröster und Schriftführer
Karl-Heinz Stumpf). Ziel des Förderkreises ist es, das Synagogengebäude mit Hilfe
der Denkmalpflege und der Unterstützung von Sponsoren zu sanieren und für die
Nachwelt zu erhalten. Im Oktober 2023 begann die Restaurierung.
Standort der Synagoge: oberhalb Bandwörthstraße,
angebaut an das Gebäude Mühlbacher Straße 6, Karlstadt-Laudenbach
Fotos der Synagoge (Historische Fotos: Central Archives Jerusalem, abgebildet
in: Th. Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in
Bayern, hg. vom Jüdischen Museum Franken usw. Bd. 2 S. 374-378; neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.10.2006; weitere Fotos bei www.laudenbach-main.de
übernommen: Seite zur Synagoge: hier
anklicken)
Historische Fotos aus den
1920er-Jahren
Eingang zur Synagoge
(Nordseite)
mit Pfosteninschriften
Eingang zur Synagoge (Westseite)
mit noch
nicht ausgemeißelter
Portalinschrift (s.u.)
Mauerinschrift an der
Südseite: Jahreszahl
1794 und
entsprechende hebräische
Jahreszahl (5)"554 nach der kleinen
Zählung"
Blick von der Mühlbacher
Straße
auf den Hochzeitsstein (heute
durch Anbau nicht mehr sichtbar)
Inschriften unter Fenster
rechts vom Hochzeitsstein
Ausschnittvergrößerung des
Fotos
links: der Hochzeitsstein
Die
hebräischen Inschriften konnten noch nicht gedeutet werden. Th. Harburger
schreibt in seinen Notizen über Laudenbach:
"Die an einer Fensterumrahmung und an der Eingangstür zum
Metaher-Raum im N-O-Eck eingemeißelten zahllosen und meist unregelmäßig
verstreuten
hebräischen Buchstaben sind entweder willkürlich oder in
kabbalistischer Absicht (z.B. einmal hebräisch "A B C" oder
"1 2 3" angebracht".
Blick auf den Aron Ha-Kodesch;
die
beiden Fotos rechts sind
Ausschnittsvergrößerungen
Gebotstafeln über Aron
HaKodesch mit
Ner Tamid (ewigem Licht) und
Inschrift: "Wisse vor dem
du stehst"
Parochet (Toravorhang) mit
Widmungsinschrift von 1849/50
(hebräische Jahreszahl 5610)
Besuch eines
ehemaligen jüdischen Laudenbachers (1985) (Foto: Hans L. Müller, Karlstadt)
Vor der
Eingangstür der ehemaligen Synagoge: von links: Rudolf Adler, der hier
1915 Bar Mizwa feierte,
Israel Schwierz (Würzburg), David Schüster
(Würzburg)
Das ehemalige
Synagogengebäude
im Herbst 2006
Die ehemalige Synagoge
zwischen Bandwörthstraße
(links) und Mühlbacher Straße
Blick auf die
ehemalige
Synagoge
Eingang mit Inschrift
(siehe
unten)
Links: Gedenktafel für die jüdische
Gemeinde mit der Inschrift: "In Laudenbach
bestand eine jüdische
Kultusgemeinde, Synagoge Bandwörthstraße. Sie wurde in der
Pogromnacht
im November 1938 verwüstet. Die Gemeinde gedenkt ihrer jüdischen
Mitbürger. Zur Erinnerung und Mahnung"; bei der Verzierung unter
Verputz (rechts) handelt es
sich um den Sockelstein des "Aron Ha-Kidesch" in der
nordöstlichen Außenwand der Synagoge.
Teilweise ausgemeißelte
Portalinschrift
aus 1. Könige 8.13: "Gebaut habe ich
ein Haus zur
Wohnung dir".
Die ehemalige Synagoge
von der Bandwörthstraße
Drei Fotos von
Hans L. Müller, Karlstadt (eingestellt bei www.synagogen.info
am 17./19.3.2009)
Der Hochzeitsstein
Im früheren Betraum -
erkennbar
ist das Tonnengewölbe
Hinter der Eingangstür:
die
Fußbodenplatten sind noch erhalten
Zwei Fotos von
Hans L. Müller, Karlstadt
vom September 2012 (eingestellt
in www.synagogen.info)
Die
ehemaligen Synagoge ist ausgeräumt und gesäubert - Aufnahmen vom 2.
September 2012.
November 2008:
Gedenken zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms (Bericht erhalten von Fred G.
Rausch)
Artikel
im "Lohrer Echo" vom 5. November 2008 (nur die erste Hälfte
des Artikels ist links abgebildet, da sich die zweite Hälfte nicht auf
Laudenbach und Karlstadt bezieht): "Zeitzeugen, Führungen und
Gedenken. Reichspogromnacht: Zwei Veranstaltungen in Karlstadt -
Jugendliche beteiligen sich an Programm in Aschaffenburg.
Karlstadt. Mit zwei Veranstaltungen wird in Karlstadt der Pogromnacht
am 9. November vor 70 Jahren gedacht. Georg Schnabel führt am Sonntag, 9.
November, um 13030 Uhr von der ehemaligen Synagoge in Laudenbach zum
'Guten Ort' der Juden, der Matzebäckerei Jakob Hirschenberger..." Zum weiteren Lesen der Artikel bitte Textabbildung anklicken.
Untertext zum Foto von Sylvia Schubart-Arand: 'Im Karlstadt wird am
Sonntag, 9. November, der Pogromnacht vor 70 Jahren gedacht. Georg
Schnabel führt um 13.30 Uhr von der ehemaligen Synagoge in Laudenbach zum
'Guten Ort' der Juden. Im Mittelpunkt steht die Matzebäckerei Jakob
Hirschenberger (Bild)...".
März 2009: "Stolpersteine"-Verlegung
in Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld
Artikel von Michael Moldenhauer in der "Mainpost" vom 10. März 2009 (Artikel): "KARLSTADT. Stolpersteine: Zeichen für eine offene Stadt
Gunter Demnig verlegt die ersten 17 Stolpersteine in Karlstadt und Laudenbach
17 Stolpersteine wird der Künstler Gunter Demnig an je vier Standorten in Karlstadt und in Laudenbach am Mittwoch, 18. März, ab 14.30 Uhr verlegen. Insgesamt sollen 51 Steine in Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld an die ehemaligen jüdischen Bürger erinnern.
Wie berichtet, wird mit der Aktion der Menschen gedacht, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet oder in den Freitod getrieben wurden. Die ersten vier Steine werden in
Karlstadt in der Hauptstraße 26 zum Gedenken an Moses Strauss, Bertha Strauss, Siegfried Bamberger und Meta Bamberger verlegt. An diesem ersten Standort wird die Musikschule Karlstadt die Verlegung musikalisch begleiten.
Wie an allen weiteren Stellen auch wird der jeweilige Pate des Opfers die biografischen Daten vortragen. Am Kirchplatz 7 wird ein Stein an Israel Rosenbaum erinnern, in der Ringstraße 18 an Jda Freudenberger, im Laudenbacher Weg 22 an Paula Bermann.
In Laudenbach im Brunngrabenweg 8 werden Steine für Isaak Adler und Jeanette Adler liegen. Im Brunngrabenweg 4 wohnten Lothar Frank, Rosa Frank, Wolf Frank und Karl Frank. Die Steine an der Mühlecke 5 erinnern an Julius Berney und Hannchen Berney. In der Rathausstraße 10 liegen die Steine zum
Gedenken an Jakob Hirschenberger und Lina Hirschenberger. Der städtische Bauhof übernimmt die vorbereitenden Arbeiten an den Standorten, damit der Künstler seine Steine einlassen kann – vor der letzten frei gewählten Wohnung des Opfers. Gunter Demnig fertigt einen Würfel, der mit einer Messingplatte abschließt. Darauf steht in der Regel der Schriftzug
"Hier wohnte", Name, Geburtsjahr, meist das Datum der Deportation oder des Todes. Der Pate wird nicht vermerkt. Finanziert werden die
"Stolpersteine" durch Patenschaften. Ein Stein kostet 95 Euro. "Die Aktion hat eine sehr positive Resonanz
gefunden", sagt Anna Elisabeth Hennrichs, Leiterin der Karlstadter Volkshochschule.
"Für über 40 Steine sind schon Patenschaften angemeldet." Unter dem Dach der Vhs hat sich, wie berichtet, der
"Arbeitskreis Stolpersteine" formiert, der die Aktion für Karlstadt initiierte. Der Stadtrat sprach sich einstimmig dafür aus.
Besonders beeindruckt und erfreut zeigt sie sich darüber, dass einige heutige Hausbesitzer von sich aus auf den Arbeitskreis zugegangen sind und Patenschaften übernommen haben.
"Das ist der Idealfall." Obwohl die Steine in öffentlichem Grund liegen, wollte man nicht gegen den Willen der Hausbesitzer agieren. Aber in Karlstadt und Laudenbach verlaufe die Aktion
"völlig unproblematisch". Durch die Steine werde öffentlich und sichtbar der jüdischen Opfer gedacht, sagt Georg Schnabel, Mitglied des Arbeitskreises und Betreuer des Judenfriedhofs in Laudenbach.
"Die Stadt steht zu ihrer jüdischen Geschichte." Die Steine transportierten Karlstadt als eine offene, eine weltoffene Stadt. Er wird bei der Verlegung der Steine jeweils das
"Gebet für die Opfer des Holocausts" sprechen. "Das Judentum bereicherte unsere Gesellschaft, machte sie leuchtend wie die
Steine", ergänzt Anna Elisabeth Hennrichs. Mit dieser Aktion stehe die Stadt Karlstadt dazu, dass es jüdische Opfer gab. Sie verdränge die Erinnerung nicht, sondern, im Gegenteil, sie pflege sie.
Im Herbst 2009 soll die Aktion abgeschlossen werden und alle Steine für die jüdischen Bürger in Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld sollen verlegt sein. Aber auch in Karlstadt habe es Euthanasie-Opfer gegeben, sagt
Hennrichs. "Das ist Fakt, aber da müssen noch die Details recherchiert
werden." Und noch wisse man nichts über andere Opfer wie Deserteure oder Homosexuelle.
Begleitend zur ersten Stolperstein-Verlegung in Karlstadt führt die Theatergruppe des Johann-Schöner-Gymnasiums im Theater in der Gerbergasse
"Die Karlstadter Juden unter dem Hakenkreuz" auf. Die Szenenfolge wird am Donnerstag, 12. März, und am Sonntag, 15. März, jeweils um 19.30 Uhr gezeigt.
Artikel von Michaela Moldenhauer in der "Mainpost" vom
19.3.2009:
KARLSTADT. Das Grauen begann vor der Haustür - Stolpersteine als Bekenntnis zu dunklem Kapitel in der Karlstadter Geschichte.
Nicht erst in Treblinka oder Ausschwitz, sondern bereits vor der eigenen Haustür, im eigenen Haus, begann das unvergleichliche Grauen der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. 17 Stolpersteine erinnern nun vor den Türen der letzten freigewählten Wohnungen an die jüdischen Opfer in Karlstadt und in Laudenbach. Der Künstler Gunter Demnig ließ die Steine an acht Verlegeorten in den Boden ein.
Anna Elisabeth Hennrichs, Leiterin der Karlstadter Volkshochschule, unter deren Dach der Arbeitskreis Stolpersteine agiert, eröffnete am ersten Verlegeort in der Hauptstraße 26 den feierlichen Akt, zu dem sich etliche Teilnehmer eingefunden hatten. 1910 habe es noch 72 jüdische Bürger in der Karlstadter Kernstadt gegeben, 1939 waren es sechs, und seit 1941 gibt es keine mehr. Sie passten nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten und wurden, wie Homosexuelle, Wehrdienstverweigerer, Deserteure und viele andere, deportiert und umgebracht.
Mit der Aktion Stolperstein wolle der Künstler Gunter Demnig verhindern, dass die Opfer vergessen werden, so
Hennrichs. Über die Steine solle der Betrachter nicht mit den Füßen, sondern mit den Augen stolpern, wenn sie messing-glänzend aus dem grauen Straßenbelag hervorleuchten. Mit der Verlegung bekenne sich die Stadt Karlstadt zu einem der dunkelsten Kapitel ihrer über 800-jährigen Geschichte.
"Die Stadt als solche steht hinter der Aktion", sagte Karlstadts Bürgermeister Paul
Kruck. Die Verlegung werde von vielen begleitet. Die Stadt blende dieses dunkle Kapitel nicht aus.
"Auch das gehört zur Aufarbeitung der Geschichte." Nachdem Gunter Demnig die Steine in die vom Karlstadter Bauhof vorbereiteten Löcher eingelassen hatte, verlasen die Paten der Stolpersteine in kurzen Worten die biografischen Daten der Opfer. Die ersten vier Steine in der Hauptstraße 26 wurden zum Gedenken an Moses Strauß, Bertha Strauß, Siegfried Bamberger und Meta Bamberger verlegt. Axel von Erffa hat mit seiner Frau Susanne die Patenschaften für die Familie Bamberger übernommen:
"Siegfried Bamberger wurde am 22. Mai 1896 in Wiesenfeld geboren. Er war mit Meta Strauß, geboren am 11. Februar 1909 in Rieneck, der Tochter von Moses und Bertha Strauß, verheiratet. Als er am 30. August 1937 in dies Haus seiner Schwiegereltern einzog, gab er als Beruf Privatier an. Nachdem sie das Haus nach dem November-Pogrom 1938 verkauft hatten, zogen Siegfried und Meta Bamberger nach Würzburg. Von dort wurden sie nach Riga deportiert und am 27. November 1941
ermordet." Georg Schnabel, im Arbeitskreis und Betreuer des jüdischen Friedhofs in Laudenbach, sprach das
"Gebet für die Opfer der Shoa, der Massenvernichtung. Nach jüdischem Brauch legte er als Zeichen der Ehrerbietung je einen kleinen Stein auf die im Pflaster liegenden Mahnmale. Teilnehmer schmückten die Steine mit Blumen. Alexander
Streib, Leiter der Karlstadter Musikschule, und Tochter Franziska untermalten an Klavier und Klarinette mit Klezmer-Klängen den Auftakt der Verlegung in der Hauptstraße.
Am Kirchplatz 7 erinnert nun ein Stein an Israel Rosenbaum, in der Ringstraße 18 an Jda Freudenberger, im Laudenbacher Weg 22 an Paula Bermann.
In Laudenbach wurde die Verlegung ebenfalls mit der kleinen Ansprache von Anna Elisabeth Hennrichs und musikalischer Begleitung von Karlheinz Haase auf der Geige eingeleitet. Auch hier nahmen etliche Bürger teil. In Laudenbach gab der Künstler Demnig einen kleinen Abriss über sein Leben und Werk. Er sprach von der Zustimmung, auf die er mit seiner Aktion stößt, aber auch von Ablehnung, die bislang in drei Morddrohungen gipfelte.
Im Brunngrabenweg 8 liegen nun Steine für Isaak Adler und Jeanette Adler. Im Brunngrabenweg 4 wohnten Lothar Frank, Rosa Frank, Wolf Frank und Karl Frank. Die Steine an der Mühlecke 5 erinnern an Julius Berney und Hannchen
Berney. In der Rathausstraße 10 liegen die Steine zum Gedenken an Jakob Hirschenberger und Lina
Hirschenberger. Die Paten sind: katholische Kirche St. Andreas, evangelische Kirche St. Johannis, Axel von
Erffa, Susanne von Erffa, der Historische Verein, Gustav Eichler, das Furnierwerk Kohl, Dagmar
Kretzinger, Peter Kretzinger, Karl-Heinz Stumpf, Marliese Stumpf, die Laienspielgruppe Laudenbach, die Theatergruppe des Johann-Schöner-Gymnasiums, Georg Schnabel und Marlene Schnabel.
Im Herbst sollen weitere Steine verlegt werden.
Januar 2013:
Ein Förderverein zum Erhalt des
Synagogengebäudes wird gegründet
Artikel
in der "Main-Post" vom 28. Januar 2013:"Basis für
Sanierung der Synagoge.
In Laudenbach wurden die Weichen ur Gründung eines Förderkreises
gestellt. Laudenbach (am). In Laudenbach wird ein neuer Verein gegründet:
der 'Förderkreis ehemalige Synagoge Laudenbach e.V.'. Mehr als 50
Interessierte besuchten die Informationsveranstaltung in der Gaststätte
der Mehrzweckhalle. Knapp 40 füllten an Ort und Stelle die
Beitrittserklärung zu dem neuen Verein aus.
Ziel des neuen Förderkreises ist es, das Gebäude mit Hilfe der
Denkmalpflege und der Unterstützung von Sponsoren zu sanieren und für
die Nachwelt zu erhalten..." Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung
anklicken
Februar 2013:
Der Förderverein nimmt seine Arbeit auf
Artikel von Sylvia Schubart Arand im
"Main-Netz" (Main-Echo-Onlinedienst, Link
zum Artikel) vom 23. Februar 2013: "Geschichte der Synagoge soll erforscht werden.
Förderverein: Suche nach historischen Quellen über das Gebäude - Dach ist an mehreren Stellen undicht geworden Karlstadt-Laudenbach Ankauf und Sanierung der ehemaligen Synagoge in Laudenbach sowie ein pädagogisch-kulturelles Nutzungskonzept verfolgen die Freunde des Gebäudes, die im Januar einen Förderverein gegründet haben, weiter. Um mehr Licht in die Baugeschichte der Synagoge zu bringen, suchen sie historische Quellen.
Es wurden Kontakte zum Staatsarchiv Würzburg und Stellen aufgenommen, die sich mit Synagogen und dem Landjudentum in Unterfranken beschäftigen. So das Johanna-Stahl-Zentrum Würzburg, der Lehrstuhl für Fränkische Landeskunde und das Projekt Synagogen-Gedenkband Unterfranken. Diese Fachleute waren bereits vor Ort und erwägen eine mögliche Zusammenarbeit, berichtete Vereinsvorsitzender Georg Schirmer unserer Zeitung.
Eine Gruppe aus dem Freundeskreis - in erster Linie Lehrer und Pädagogen - kümmert sich um eine didaktische Aufarbeitung für die spätere Nutzung des Gebäudes. Ein Schwerpunkt liegt auf der Jugendarbeit. »Die große Geschichte stellt sich ja meist in den kleinen Alltagsbegebenheiten dar und findet dort ihren symbolhaften Ausdruck«, so Schirmer.
Die Vorstandsmitglieder fahren am 9. März nach Obernbreit und Arnstein sowie am 22. März nach Memmelsdorf und besuchen die dortigen sanierten Synagogen. Bei dem Informationsaustausch geht es auch darum, wie die Restaurierung angegangen wurde und welche Fördertöpfe angezapft wurden. Der nächste Schritt seitens der Stadt Karlstadt müsste die Einleitung einer Befunduntersuchung sein, um die Sanierungskosten abschätzen zu können.
Schon jetzt wären einige Sicherungsmaßnahmen an dem Gebäude in Laudenbach nötig: Das Dach ist an mehreren Stellen undicht, weil im Winter Ziegel abgerutscht sind, so dass Wasser eindringt. Außerdem ist das Dach auf einer Seite stark verformt."
Juli 2013:
Vortrag zur Geschichte der Synagoge in Laudenbach
Hinweis: am 22. Juli 2013 hielt um
19.30 Uhr im alten Rathaus in Laudenbach (Rathausgasse 6) Pfarrer Hans Schlumberger
- Mitarbeiter am Synagogen-Gedenkband Unterfranken - einen Vortrag zum Thema:
"...von unvordenklichen Jahren her hier unsere eigen Synagoge."
- Neue Ergebnisse zur Geschichte der Laudenbacher Synagoge: Flyer zum
Vortrag Vorderseite (pdf-Datei) - Rückseite
(pdf-Datei)
Artikel von Armin Marschall in der
"Main-Post" vom 25. Juli 2013: "Alter der Synagoge ist unbekannt
Mit so vielen Zuhörern hatte kaum einer gerechnet. Der Saal des alten Rathauses in Laudenbach war bis auf den letzten Platz besetzt, als Pfarrer Hans Schlumberger bei einer Benefizveranstaltung des Förderkreises
'ehemalige Synagoge Laudenbach' von seinen Forschungsergebnissen über die Laudenbacher Synagoge berichtete. Mit so vielen Zuhörern hatte kaum einer gerechnet. Der Saal des alten Rathauses in Laudenbach war bis auf den letzten Platz besetzt, als Pfarrer Hans Schlumberger bei einer Benefizveranstaltung des Förderkreises
'ehemalige Synagoge Laudenbach' von seinen Forschungsergebnissen über die Laudenbacher Synagoge berichtete.
Aus einer im Staatsarchiv Würzburg gefundenen Bittschrift der Laudenbacher jüdischen Gemeinde vom Frühjahr 1736 an die fürstbischöfliche Kammer geht hervor, dass ein Baugesuch für die Renovierung der Synagoge gestellt wurde. Diese Bittschrift schildert, wie marode und baufällig die seit
'unvordenklichen Jahren' bestehende alte Synagoge sei. Das genaue Alter der Laudenbacher Synagoge ist nicht bekannt.
Seit den Funden von Hans Schlumberger weiß man jedoch sicher, dass sie lange vor dem bisher angenommenen Baudatum am gleichen Ort bestanden haben muss und im Jahr 1736 nicht erbaut, sondern renoviert und erweitert wurde. Das ursprüngliche Baudatum reicht wahrscheinlich in das 17. Jahrhundert hinein.
Das Hochstift Würzburg antwortete rasch auf das Baugesuch der jüdischen Gemeinde zu Laudenbach und bat den damaligen katholischen Pfarrer J. Georg Matthes Ganß um eine Prüfung, ob die Erneuerung wirklich zwingend notwendig sei. Der Pfarrer bestätigte den schlechten Zustand des Gebäudes. So renovierten die damals acht jüdischen Haushalte in Laudenbach ihre Synagoge an gleicher Stelle.
Der Bach im Ort war damals zweigeteilt: Ein Teil des Baches floss nur wenige Meter an der Synagoge in der Bandwörthstraße vorbei. Eine alte Mikwe muss sich in unmittelbarer Umgebung der Synagoge befunden haben. Schlumberger geht davon aus, dass sie als Kellermikwe direkt unter den Fußboden der Synagoge gebaut und später zugeschüttet wurde, als ein Neubau der Mikwe auf dem Grundstück Mühlecke notwendig geworden war.
Sehr ungewöhnlich an der Synagoge Laudenbach ist der Tahara-Raum. Dort wurden die Verstorbenen rituell gereinigt und auf die Beerdigung vorbereitet. Ein Tahara-Haus steht zwar auch auf dem Friedhof, jedoch musste das dafür benötigte
'lebendige Wasser' erst mühsam auf den Berg gebracht werden.
Über den Flur im ersten Stock der Synagoge konnte man über einen schmalen Durchgang die Frauenempore betreten, die hufeisenförmig im Gebäude integriert war. Auch ein Schulraum zur Unterrichtung der jüdischen Schüler befand sich im gleichen Haus.
In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Inneneinrichtung restlos zerstört und wertvolle Gegenstände gestohlen. Die späteren Besitzer nutzten das Gebäude bis vor kurzem als Lagerraum für landwirtschaftliche Maschinen.
Das Nutzungskonzept steht auf vier Säulen: Der im Januar gegründete Förderkreis hat sich die Aufgabe gestellt, die ehemalige Synagoge zu erhalten und sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Nutzungskonzept des Vereins leitet sich dabei aus den wichtigsten Funktionen einer Synagoge in der jüdischen Kultur ab: Sie soll wieder zu einem Haus der Versammlung und zu einem Haus des Lernens für die Jugendarbeit werden. Darüber hinaus soll sie ein Haus der Erinnerung und ein Haus der Kultur sein.
Da alle sakralen Gegenstände bis auf wenige Einzelstücke vernichtet wurden, wird die ehemalige Laudenbacher Synagoge keine religiöse Gedenkstätte mehr sein können. Vorsitzender Georg Schirmer ist sich jedoch sicher, dass das Gebäude für öffentliche und private Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, für Familienfeiern oder Begegnungen zwischen Jung und Alt genutzt werden kann.
Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck bestätigte, dass das Gebäude in seiner Substanz gesichert werden muss. Die derzeitige Besitzerin möchte das Haus verkaufen, und die Stadt hat ihr Interesse an einem Ankauf angemeldet. Kruck ist sich aber jetzt schon sicher, dass dies nicht von heute auf morgen passieren wird und noch einige Gespräche stattfinden müssen.
Zu Schluss bedankte sich Georg Schirmer bei den über 70 Besuchern für das Interesse. Hans Schlumberger fügte hinzu:
'Wir dürfen nur eines nicht tun, was die Nationalsozialisten wollten:
Vergessen.' " Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei
November 2013:
Erinnerung an den Novemberpogrom und das
Schicksal zweier jüdischer Familien aus Laudenbach
Artikel von Herbert Grundel in der
"Main-Post" vom 8. November 2013: "Laudenbach. Als in
Dörfern Feuer brannten..." Link
zum Artikel
Zum Zustand des
Gebäudes im Sommer 2013: die ehemalige Synagoge in Laudenbach gilt als einsturzgefährdet. Bereits im Mai
2013 musste ein Sicherungszaun zum Schutz vor herabfallenden Dachziegeln aufgestellt werden.
Durch Witterungseinflüsse hat sich das Dach der Synagoge an einigen Stellen stark verformt, einige
Dachlatten sind eingesunken und drohen durchzubrechen. Das Dach ist an mehreren Stellen undicht geworden, sodass Regenwasser eindringt.
Der Förderkreis ist mit dem Bürgermeister der Stadt Karlstadt in Verhandlungen getreten, damit das Gebäude möglichst bald gekauft und
eine Notsicherung begonnen werden kann. Ohne entsprechende Sicherungsmaßnahmen wird das Dach den nächsten Winter voraussichtlich
nicht überstehen. Damit droht das gesamt Gebäude Schaden zu nehmen, der nicht mehr wiedergutgemacht werden kann. Die Stadt Karlstadt hat
mittlerweile eine mündliche Zusage gemacht, sich demnächst um die ersten
Sicherungsmaßnahmen kümmern zu wollen.
Der Zustand des
Synagogengebäudes
im Juni 2013 (Fotos erhalten von
Georg Schirmer)
Der Verein
benötigt für seine Arbeit Ihre Unterstützung. Finanzielle
Zuwendungen bitte an den Förderkreis ehemalige Synagoge Laudenbach
e.V.
Konto-Nr. 47 311 097 bei der Städtischen Sparkasse Mainfranken BLZ 790
500 00 bzw. IBAN: DE98 7905 0000 0047 3110 97 BIC: BYLADEM1SWU
Spendenquittungen zur Vorlage beim Finanzamt werden gerne ausgestellt.
Oktober 2013:
Die Stadt kauft das Synagogengebäude
Artikel
im "Lohrer Echo" vom 26./27. Oktober 2013: "Stadt
Karlstadt kauft die alte Synagoge. Sanierung: Denkmalamt untersucht das Gebäude. Karlstadt-Laudenbach. Die sanierungsbedürftige ehemalige Synagoge
im Karlstadter Ortsteil Laudenbach kauft die Stadt. Das hat der Stadtrat
bereits im September einstimmig in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen,
wie erst jetzt bekannt wurde..."
Frühjahr
2014: Das Gebäude wird vorläufig mit
einer Plane gesichert
Durch die Sicherung
des
Gebäudes mit einer Plane wird
ein weiteres Eindringen von
Wasser verhindert (Fotos von Georg Schirmer)
Oktober 2015:
An der ehemaligen Synagoge werden
Informationstafeln angebracht
Artikel in der
"Main-Post" vom 23. Oktober 2015: "Laudenbach.
Geschichte der ehemaligen jüdischen Stätten..." Link
zum Artikel (eingestellt als pdf-Datei)
Rechts: das
Synagogengebäude im
Oktober 2015 mit den Informationstafeln (Foto: Georg Schirmer)
Mai 2016:Aktuelle Informationen (erhalten von
Georg Schirmer)
1. Die
Befunduntersuchung am Gebäude ist seit Herbst 2015 angelaufen. Voraussichtlicher Abschluss der Maßnahme ist im Juni 2016. Derzeit untersucht ein Restaurator Reste der Wandbemalungen
in der Synagoge.
2. Der seitlich angebaute Schuppen wurde entfernt, erstmals seit vielen Jahren kommt wieder Licht von Westen in die Synagoge.
3. Der Chuppastein und die Schriftzeichen an den Fenstergesimsen wurden dadurch freigelegt. Die sonderbaren Zeichen konnten bisher noch nicht identifiziert werden. Vielleicht findet sich jemand, der uns Hinweise auf diese rätselhaften Schriften geben
kann. Auch an der ehemaligen Taharatür der Synagoge, von der es heute nur eine Fotografie gibt, findet sich eine große Zahl von (hebräischen?) Buchstaben.
http://www.synagoge-laudenbach.de/synagoge-3/schriftzeichen-an-der-synagoge/
4. In diesem Zusammenhang ist auch der Blick auf die westliche Außenmauer wieder möglich geworden. Dabei wurden
Spuren einer weiteren Zugangstüre in die Synagoge gefunden. Möglicherweise handelt es sich um einen früheren separaten Eingang für Frauen, der, getrennt vom Eingang der Männer, direkt zur
Frauenempore führte. http://www.synagoge-laudenbach.de/news/
5. Im Zuge einer Öffnung des Daches konnte ein kleiner Genisafund sichergestellt werden. Es handelt sich um Fragmente von gedruckten Schriften und Reste von Gebetsriemen. Bisher konnte nur ein Dachfeld geöffnet werden weil sich die Prozedur als zu aufwändig herausgestellt hat. Die restlichen Dachbereiche werden erst offen gelegt, wenn eine Sanierung durchgeführt wird. Es besteht eine begründete Hoffnung auf weitere Genisastücke
(Foto links: Genisastelle Veitshöchheim). http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Synagogen;art772,9210800.
August
2016: Aktuelle Informationen
(erhalten von Georg Schirmer)
Foto links: Bei den Restaurationsarbeiten wurden an verschiedenen Stellen
Wandmalereien entdeckt und freigelegt. Es kann erahnt werden, wie
lebensfroh der Innenraum früher ausgesehen hat. Das Foto zeigt eine Stelle
der Ostwand neben dem Aron Hakodesch (Toraschrein). Außerdem wurde bei
den Restaurationsarbeiten eine weitere Eingangstore mit Rundbogen
entdeckt, vielleicht ein separater Eingang für die Frauen. Das
Treppenhaus im Inneren des Synagogengebäudes muss früher anders
verlaufen sein als es heute zunächst zu vermuten
ist.
Oktober 2017:
Arbeit zur jüdischen Geschichte in
Laudenbach
Artikel in der
"Main-Post" vom 11. Oktober 2017: "KARLSTADT. Christina Plass schrieb
Arbeit über Juden von Laudenbach Christina Plass thematisiert in ihrer Abschlussarbeit ihres Studiums die
wechselvolle Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Laudenbach. Nach der
Arbeit von Andrea Gehring über die 'Karlstadter Juden unter dem Hakenkreuz'
ist die Arbeit von Christina Plass nun die zweite umfangreiche
Gesamtdarstellung der jüdischen Geschichte Laudenbachs aus der Feder eines
jungen Menschen. Mit ihr sprach Georg Schirmer vom Förderkreis Ehemalige
Synagoge Laudenbach. Er will wissen, wie sie auf dieses Thema gekommen ist,
und warum es wichtig ist, sich mit der Heimat und Vergangenheit zu
beschäftigen. Frage: Was hat Sie auf die Idee gebracht, Ihre Masterarbeit über die
jüdische Kultur und Tradition in Laudenbach zu schreiben? Christina
Plass: Ich habe meinen Betreuer kontaktiert und wir haben diskutiert.
Irgendwann kam ich schließlich auf die jüdischen Schauplätze in meinem
Heimatdorf Laudenbach zu sprechen. Das fand mein Betreuer sehr spannend und
so hat sich das Thema nach und nach entwickelt. Welche Rückmeldungen haben Ihnen die Dozenten über Ihre Arbeit gegeben?
Plass: Mein Erstbetreuer hat mich immer unterstützt und war bei Fragen
direkt zu erreichen. Ich habe die Masterarbeit via Skype gleichzeitig meiner
kanadischen Uni vorgestellt. Das schönste, was ich zu hören bekam, war, dass
sie es toll finden, dass junge Leute sich mit ihrer Heimat und der
Vergangenheit beschäftigen – das gerate immer mehr in Vergessenheit. Was hat Sie bei der Beschäftigung mit dem Thema am meisten beeindruckt?
Plass: Positiv beeindruckt hat mich die Unterstützung, die ich bei
meiner Arbeit vor Ort bekommen habe. Im negativen Sinn erschreckt hat mich,
wie nach der Machtergreifung Hitlers angesehene jüdische Bürger innerhalb
kürzester Zeit zu Gejagten wurden; die Einzelschicksale zu lesen hat mich
sehr bewegt. Und was hat Sie am meisten gewundert? Plass: Die Stätten der
jüdischen Kultur sind da, aber man hat das Gefühl, nur noch eine Handvoll
will etwas darüber wissen. Das finde ich sehr schade, die Geschichte ist
doch ein Teil von uns, des Dorfes und der Region. Gibt es eine wichtige Botschaft in Ihrer Arbeit, die Sie weiter geben
wollten? Plass: Die Geschichte unseres Landes ist wichtig. Unsere
Geschichte. Dazu gehört nicht immer Gutes. Wir müssen uns erinnern. In
meiner Masterarbeit habe ich eine Art Erinnerungspfad durch Laudenbach
entwickelt. Ich habe Einzelschicksale und Geschichten kennengelernt. Das
waren mal Nachbarn, das waren mal Freunde, warum sollte man sie vergessen?
Klar, die Thematik ist unangenehm, für das was passiert ist, gibt es keine
Entschuldigung. Gerade deswegen eine Art Denkmal zu setzen – das tut doch
keinem weh, oder? Ich sehe meine Arbeit als eine Art Aufarbeitung. Sie haben als Ergebnis Ihrer Arbeit Vorschläge formuliert, wie man mit
Stelltafeln die jüdische Geschichte in Laudenbach transparent machen kann.
Plass: Ja, in meiner Arbeit nenne ich das 'Erinnerungspfad'. Ich habe da
so einige Ideen. Wir haben in Laudenbach viele jüdische Spuren, sei es die
Synagoge, die Mikwe, das jüdische Tauchbad, der jüdische Friedhof, die
jüdische Bäckerei. Und natürlich nicht zu vergessen – die Häuser, in denen
Juden mal gelebt haben. Oftmals sind Namen der Familien bekannt, was deren
Funktion im Dorf war, was sie gemacht haben. Stelltafeln vor Ort würden
diese Geschichten wiedergeben und für interessierte Besucher die
Vergangenheit nahe bringen. Stolpersteine haben wir ja schon im Dorf, aber
es gibt noch viel mehr an Hintergrundwissen über die jüdischen Bewohner zu
erzählen. Viele Menschen heute sagen, dass endlich einmal ein Schlussstrich gezogen
werden müsste. Plass: Ich sage jüdische Geschichte ist ein Teil der
deutschen Geschichte. Anderes wird auch nicht vergessen, wieso sollte das
gerade bei diesem Thema passieren? Wenn das nicht mehr in den Köpfen der
Leute ist, dann gute Nacht.
Drei Dinge haben mich an Ihrer Arbeit besonders beeindruckt: der schiere
Umfang an Material, ihre Beschreibung der Judenverfolgung und des
Zusammenlebens mit den christlichen Nachbarn und Ihre Vorschläge zur
Veranschaulichung der jüdischen Geschichte in Laudenbach. Was war Ihnen am
Wichtigsten? Plass: Ich wollte so genau wie möglich die Situation der
Juden beschreiben. Wie sie war, wie sie sich urplötzlich aufgrund
politischer und nicht nachbarschaftlicher Entscheidungen gewandelt hat. Das
war spannend, das war erschreckend, und genau das soll nicht vergessen
werden, verdrängen ist für mich keine Lösung. Aus der Geschichte sollte man
lernen. Christina Plass. In München wurde Christina Plass, 26 Jahre,
geboren und sie lebt seit 1993 in Laudenbach. Sie besuchte die Grundschule
in Karlstadt, später die Gymnasien in Karlstadt und Gemünden. Nach ihrem
Abitur 2010 studierte sie zunächst Geografie in Mainz und machte hier 2013
ihren Bachelor-Abschluss. Schließlich ging sie für ein Masterstudium der
Umweltwissenschaften für ein Jahr an die University of New Brunswick nach
Kanada und studierte schließlich Forstwissenschaften in Freiburg. Frau Plass
arbeitete nach ihrem Universitätsabschluss zunächst im 'Naturpark Unteres
Saaletal' in Bernburg und seit diesem Jahr im 'Geopark Vulkanregion
Vogelsberg' in den hessischen Städten Lauterbach mit Zweitbüro im neu
eröffneten 'Vulkaneum' in Schotten. Ihre Abschlussarbeit wurde an der
Universität Freiburg, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, und an
der Fakultät für Forstwissenschaft und Umweltmanagement der University of
New Brunswick in Fredericton, Kanada vorgelegt. Unterstützt wurde Christina
Plass bei ihrer Recherchearbeit vor Ort von Georg Schnabel, Gustav Eichler
vom Historischen Verein, Georg Schirmer vom Förderkreis ehemalige Synagoge
Laudenbach und vielen anderen. Die Arbeit ist in englischer Sprache
verfasst. Sie kann in der Stadtbücherei Hohe Kemenate ausgeliehen werden."
Link zum Artikel
November
2017:Ein Sockelstein aus dem Aron
Hakodesch (Toraschrein) kehrt in die Synagoge zurück (Foto links von Georg Schirmer: der an der Main-Seite der ehemaligen
Synagoge eingemauerte Sockelstein; der andere Sockelstein kehrt nun wieder
zurück in das Gebäude)
Nach über 40 Jahren kehrte einer der beiden Sockelsteine des
Toraschreines in die ehemalige Synagoge nach Laudenbach zurück. Der Stein war in den
1970er Jahren ins Museum nach Karlstadt gebracht worden, der Historische Verein hat
dem Förderverein den Stein geschenkt, um ihn in der Synagoge als Fragment aus der zerstörten Inneneinrichtung zeigen zu können.
Die Aktion der Rückgabe hat eine große Resonanz gefunden, das Fernsehen hat Beiträge gesendet und in der Presse ist
ausführlich berichtet worden. Text und Bilder des BR findet man auf: https://www.br.de/nachrichten/unterfranken/inhalt/synagoge-in-laudenbach-sockelstein-kehrt-zurueck-100.html
und https://www.br.de/nachrichten/unterfranken/sockkelstein-fuer-synagoge-laudenbach-100.html
November 2018:
Veranstaltung zur Erinnerung an
den November-Pogrom 1938
Artikel von Günter
Roth in der "Main-Post" vom 11. November 2018: "Pogromnacht: Geschichte
ein Gesicht gegeben Der Lesesaal der Hohen Kemenate war bis auf den letzten Platz gefüllt bei
der Veranstaltung des Fördervereins 'Ehemalige Synagoge Laudenbach'
anlässlich des 80. Jahrestages der Novemberpogrome im Jahre 1938. Im
Mittelpunkt stand Frau Josefine (Finchen) Berney.
Geschichte kann ja entweder schrecklich öde oder aber genauso furchtbar
erfolglos sein, wenn immer wieder nur mit erhobenem Zeigefinger unablässig
in 'uralten Wunden gewühlt' wird. Die Veranstalter des Leseabends aber
fanden einen Weg, der einerseits bislang weitgehend Unbekanntes aus der
jüngsten Heimatgeschichte zutage förderte, der aber auch die Zuhörer im
Lesesaal tief betroffen machte. Sie referierten nicht über das Geschehene,
sie gaben den Ereignissen um die Pogromnacht im November 1938 in dem
Schicksal von Finchen Berney aus Laudenbach ein Gesicht und erreichten ihr
Publikum somit hautnah. Akribisch Fakten gesammelt. Georg Schirmer hatte als Initiator
unzählige Stunden in Archiven verbracht und akribisch Fakten gesammelt.
Dienstanweisungen der SA-Ortsgruppe, Verhörprotokolle der Gestapo oder der
Gerichtsverhandlungen nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches,
Schriftverkehr mit Behörden und vieles andere. Diese Erkenntnisse
verarbeitete er zu einer sachlichen und doch hochemotionalen persönlichen
Geschichte. Vorgetragen wurde diese unter der Regie von Wolfgang Tröster von
acht jungen und älteren Protagonisten. In einem fiktiven Zwiegespräch
zwischen einer jungen Frau der Gegenwart und der Josefine Berney wurden die
Zuhörer in die Vorgeschichte der jüdischen Familie eingeführt. Beginnend um
1750 als der 'Schutzjude' des Würzburger Juliusspitals Aaron Moses, Finchens
Urahn, für ein schäbiges Wohnhaus horrende Mieten und Sonderabgaben zahlen
musste. Die Vorschriften kamen zur Sprache, die den Juden bis ins 19.
Jahrhundert die 'ehrbaren Berufe' verboten, aber auch das indifferente
Verhältnis zu den christlichen Nachbarn. Zuletzt aber noch das persönliche
Schicksal Josefines als alleinerziehende Mutter, als heimliche Geliebte
eines christlichen Laudenbachers, die seit den Nürnberger Gesetzen 1935 als
'Rassenschande' mit Zuchthaus bestraft wurde. Finchens Erinnerungen an die Pogromnacht. Neben dem emotionalen
Dialog der beiden Frauen flochten andere Sprecher 'aus dem Off' sachliche
und juristische Details ein. Da kamen die Täter oder zumindest Mitläufer der
Pogromnacht von 1938 sowie der vorangehenden Übergriffe in Laudenbach zur
Sprache. Kaum einer bekannte sich anschließend zu seiner Tat, stritt sie ab
oder relativierte sie zumindest. Lebendig wurde auch das Bild der
Menschentrauben, die auf dem Karlstadter Marktplatz die Übergriffe der
SA-Männer sowie das öffentliche Verbrennen von persönlichen oder kultischen
Gegenständen billigend oder wenigstens widerspruchslos mitverfolgten. 'Sie
haben entweder mit den Wölfen mitgeheult oder aber geschwiegen', so Finchens
Erinnerungen. Josefine Berney hatte trotz allem Glück, während der
Novembernacht saß sie wegen ihrer 'Rassenschande' im Gefängnis. Aus der Haft
heraus gelang es ihr, nicht nur ihr Hab und Gut für einen Spottpreis zu
verkaufen, sondern auch die Ausreisegenehmigung für sich und ihren Sohn
Arthur zu bekommen. So entging sie den bald darauf einsetzenden
Deportationen in die Vernichtungslager, denen insgesamt über 850
unterfränkischen Juden zum Opfer fielen. Darunter waren auch elf Personen
aus Laudenbach und drei aus Thüngen. Betroffene Stille und Beifall. Am Ende der Veranstaltung war erst
einmal für gut eine Minute absolute Stille im Lesesaal – nur betroffenes
Nachdenken. Den verdienten Beifall gab es erst anschließend.
Die didaktisch hervorragend aufbereitete szenische Lesung erfüllt auch die
historischen Anforderungen aufs Beste. Es wäre zu empfehlen, die Arbeit den
Schulen für die entsprechenden Jahrgänge zur Verfügung zu stellen. Mitwirkende waren: Georg Schirmer (Text), Wolfgang Tröster (Regie)
und die Leser Johanna, Clemens und Klara Beck, Horst und Veronika Wittstadt,
Marliese Stumpf, Benedikt Frey sowie Eliza Zeilmann. Sehr einfühlsam
bereicherte Sinja Rosenberger die Lesung mit Stücken auf der Harfe."
Link zum Artikel
Artikel von Peter
Kallenbach in der "Main-Post" vom 19. Dezember 2018: "Obernbreit.
Stadträte besuchten ehemalige Synagoge.
Zusammen mit Mitgliedern des Fördervereins 'Ehemalige Synagoge Laudenbach'
besuchte der Ausschuss für Familie, Jugend, Kultur, Sport und Schule der
Stadt Karlstadt die ehemalige Synagoge in Obernbreit, um sich einen Eindruck
von der dort vorgenommenen Renovierung dieses Gebäudes zu verschaffen. Der
Vorsitzende des dortigen Trägervereins, Friedrich Heidecker, machte die
Besucher aus Karlstadt und Laudenbach mit den Sanierungsarbeiten vertraut.
Die Synagoge, in einem ähnlichen Stil wie die Laudenbacher Synagoge erbaut,
wurde unter einer konservatorischen Zielsetzung renoviert. Wie es in
Laudenbach ebenfalls nötig sein wird, musste besonders das Dachtragewerk
statisch gesichert werden. Es sollten außerdem möglichst viele Spuren
erhalten bleiben, die das Gebäude an Ein- und Umbauten erlebt hat. Das
'Filetstück' des Gebäudes ist zweifellos die neun Meter unter dem Boden
befindliche Mikwe, die dem Besucher aufgrund ihrer sehr steilen nach unten
führenden Treppe einiges an Vorsicht abverlangt. Überrascht waren die
Teilnehmer aus Karlstadt von der hohen Förderungssumme durch verschiedene
Institutionen, aufgrund deren für die Gemeinde Obernbreit selbst kein großer
Betrag mehr zu leisten war. Die gegenwärtige Nutzung nach der Renovierung
könnte auch für Laudenbach relevant sein. Es finden Konzerte, Vorträge,
Lesungen und Führungen für Schulklassen statt; die Synagoge ist zu einem Ort
der Begegnung und der Bildung geworden."
Link zum Artikel .
Januar 2019:
Der Sanierung der Synagoge einige
Schritte näher
Artikel von
Karl-Heinz Haase in der "Main-Post" vom 23. Januar 2019: "Laudenbach.
Sanierung der Synagoge könnte starten
Fast genau fünf Jahre ist es her, dass die Stadt Karlstadt die ehemalige
Synagoge von Laudenbach erworben hat. Das Gebäude ist mit einer blauen Plane
abgedeckt und statisch gesichert. Ansonsten tut sich scheinbar nichts.
Kürzlich jedoch besichtigten Stadträte des Kulturausschusses zusammen mit
Mitgliedern des Laudenbacher Synagogenvereins die ehemalige Synagoge in
Obernbreit. 'Überrascht waren die Teilnehmer aus Karlstadt von der hohen
Förderungssumme durch verschiedene Institutionen, aufgrund derer für die
Gemeinde Obernbreit selbst kein großer Betrag mehr zu leisten war', steht
auf der Homepage der Stadt Karlstadt zu lesen. Das könnte ein Signal sein,
die Sanierung in Laudenbach jetzt anzugehen. Im Haushaltsplan 2019 vorgesehen. Tatsächlich sagt Bürgermeister Paul
Kruck: 'In unserem Haushaltsentwurf 2019 ist Geld für die Synagoge drin.'
Dieser Haushalt wird noch diskutiert und dann beschlossen. In erster Linie
sollen die Statik und das Dach in Ordnung gebracht werden, so der
Bürgermeister. Er bremst allerdings die Vorstellung, es werde ein ganzjährig
nutzbarer Raum entstehen. Es werde mit geringem Aufwand saniert. 'Wir werden
dort nichts kaschieren, sondern das Gebäude weitgehend so zeigen, wie es
ist.' Das Landesamt für Denkmalpflege habe auch mitgeteilt, dass das Gebäude
keine Temperierung vertrage. Da sei es eventuell zu einem Missverständnis
gekommen, erklärt Dr. Martin Brandl vom Amt für Denkmalpflege auf die Frage,
ob tatsächlich keine Temperierung möglich sei. Er präzisiert: Es sollen
keine Heizung und Haustechnik eingebaut werden – also keine
Elektroinstallation und keine Sanitäranlagen. Darauf habe man sich schon vor
längerer Zeit mit der Stadt verständigt, sagt er. Solche Einbauten seien
stets mit Eingriffen in das Gebäude verbunden. Zudem würden dadurch die
Sanierungskosten deutlich höher. Unterschiede zu Obernbreit. Auf den Besuch in Obernbreit
angesprochen, sagt Kruck: 'Es gibt Parallelen, aber auch gravierende
Unterschiede.' Ähnlich wie in Obernbreit soll der Innenraum in Laudenbach
nicht 'aufgehübscht' werden. Einzigartig ist in Obernbreit das neun Meter
unter dem Boden liegende Ritualbad, die Mikwe. Da vermutet Kruck den Grund
für die dortige hohe Bezuschussung. Die Baukosten – ohne Voruntersuchung und
Mikwe-Freilegung – betrugen in Obernbreit 360 000 Euro. 140 000 Euro kamen
von der EU, 160 000 aus dem Entschädigungsfonds, 33 000 von der
Landesstiftung. 31 000 trug die Gemeinde Obernbreit und sorgte zudem für die
Zwischenfinanzierung. Der dortige Förderverein steuerte (auch durch
Eigenleistung) 36 000 Euro bei. Nach dem, was Brandl und Kruck sagen, wird
sich das Nutzungskonzept des Synagogenvereins wohl nicht verwirklichen
lassen. Der hatte ein Konzept vorgelegt, wonach das Gebäude 'zu einem
lebendigen Ort der Begegnung und der Nutzung durch die Bevölkerung werden'
soll. Konzept mit vielfältigen Nutzungen. Die spätere Nutzung hatte der
Verein in vier Bereiche gegliedert:
1. Öffentliche Nutzung durch die Bevölkerung: Kleine gesellige
Veranstaltungen, Versammlungen, Vereinstreffen, Feste und Feiern,
Café-Nachmittage Familientreffpunkt, Kurse, Seminare.
2. Kulturelle Nutzung für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Vorträge,
Kunstausstellungen Kabarett, Theater, Kleinkunst, Ausstellungen über
jüdische Kultur und Geschichte.
3. Museale Nutzung: Präsentation der jüdischen Kultur - Friedhof, Mikwe,
Mazzenbäckerei, Judenwege, Schicksal jüdischer Familien in Laudenbach,
Zusammenleben von Juden und Christen.
4. Jugendarbeit: Führungen für Schulklassen, kulturelle Veranstaltungen und
Projekte mit Schulklassen. Abstriche hinnehmbar. Georg Schirmer als Vorsitzender des
Fördervereins Synagoge kann sich vorstellen, Abstriche von diesem Konzept zu
machen, sodass die ehemalige Synagoge nicht ganzjährig nutzbar wäre. Er sagt
selbst: 'Es gibt ja in Laudenbach eine ganze Reihe von Treffpunkten - die
Mehrzweckhalle, das alte Rathaus und das Schützenhaus.' insofern sei der Ort
nicht auf das Synagogengebäude für Veranstaltungen im ganzen Jahreslauf
angewiesen."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Joachim Spies in der "Main-Post" vom 22. Januar 2019: "Wie
geht es weiter mit der ehemaligen Synagoge Laudenbach?..."
Link zum Artikel
Mai 2019:
Die ehemalige Synagoge - immer
noch ein "auffallender Schandfleck"
Artikel von
Karl-Heinz Haase in der "Main-Post" vom 23. Mai 2019: "Laudenbach:
Synagoge Laudenbach: Auffallender Schandfleck
Wer den Premiumradweg im Maintal fährt, kommt in Laudenbach an einem Gebäude
vorbei, dessen momentaner Zustand nicht das Prädikat 'premium' verdient.
Seit Jahren prangt auf dem Dach der ehemaligen Synagoge eine blaue Plane.
Die Laudenbacher mögen sich daran gewöhnt haben, Touristen aber sticht das
sofort ins Auge. Auf ebenfalls in Blau gehaltenen, großen Tafeln erfahren
sie Näheres zur Synagoge und weiteren früheren jüdischen Einrichtungen in
Laudenbach. Ludwig Jäger aus Fürstenfeldbruck ist nun einer, der sich die
Mühe machte, an die Stadt Karlstadt, die Fraktionen und den Verein zum
Erhalt der Synagoge zu schreiben: 'Ich möchte Ihnen mein Bestürzen und
Beschämen mitteilen. Worüber? Über den schlechten baulichen Zustand der
ehemaligen Synagoge in Laudenbach. Auf einer schönen Radtour am Main entlang
konnte ich viele schöne, alte und gut erhaltene beziehungsweise zum Teil
aufwendig restaurierte Baudenkmäler sehen – Fachwerkhäuser, Brücken,
Stadtmauern, Türme, Burgruinen und so weiter. All das kostet zum Erhalt Geld
und offenbar ist es zum Glück auch da.' Fassungslosigkeit und Trauer. Weiter schreibt er: 'Das einzige Haus
ohne Dach, nur mit einer Plane abgedeckt, fiel mir deshalb sofort ins Auge.
Dadurch aufmerksam geworden, blieb ich stehen und sah erst dann die am Haus
angebrachte Gedenktafel. Ich möchte Ihnen meine Fassungslosigkeit und Trauer
darüber ausdrücken, dass offenbar noch immer nicht die Würde der damals
vertriebenen Menschen angemessen geachtet wird.' Ludwig Jäger erklärt: 'Ich
selbst bin Jahrgang 1965, mein Vater Jahrgang 1941, die Pogromnacht war
1938, die Kinder oder Kindeskinder der Täter von damals leben noch unter
uns. Wir wollen zusammen in Frieden leben – das gelingt nicht durch eine
Aufrechnung von Taten. Hier in Karlstadt, hier in Laudenbach sollte das Geld
da sein, dieses Kulturgut ähnlich schön wie all die anderen Häuser
herzurichten.'
Am 1. Januar 2014, also vor mehr als fünf Jahren, hat die Stadt Karlstadt
die ehemalige Synagoge erworben – im Jahr, nachdem sich der Verein zu deren
Erhalt gegründet hatte. Auf Nachfrage der Redaktion zum weiteren Vorgehen
heißt es bei der Stadt kurz: 'Die Voruntersuchungen sind abgeschlossen.
Derzeit erfolgt die Angebotseinholung für den Planer beziehungsweise
Statiker.' Und wie wird es dann weitergehen? Zum zeitlichen Ablauf und den
Kosten könne derzeit noch keine Aussage getroffen werden, so die Auskunft
der Stadtverwaltung. 'Sobald alle Daten vorliegen, werden sie im
Bauausschuss vorgestellt.'"
Link zum Artikel
Dazu der Kommentar von Karl-Heinz Haase ebd.: "Laudenbach. Standpunkt:
Späte Missachtung der Opfer.
Die ehemalige Laudenbacher Synagoge ist ein miserables Aushängeschild. Sie
hinterlässt bei Touristen einen denkbar schlechten Eindruck von Karlstadt
beziehungsweise Laudenbach – welcher Fremde weiß schon, dass es sich um
einen Stadtteil von Karlstadt handelt? Aber längst nicht nur wegen diese
Eindrucks ist eine baldige Sanierung geboten. Das wäre zu simpel. Ludwig
Jäger hat es fast vollendet auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt, 'dass
offenbar noch immer nicht die Würde der damals vertriebenen Menschen
angemessen geachtet wird'. Zu ergänzen wäre: 'Der damals gepeinigten,
enteigneten und ermordeten Menschen.' In den 74 (!) Jahren seit Kriegsende
wurde in Deutschland so viel aufgebaut und neu geschaffen. Dass dieses
Gebäude 81 Jahre nach den Pogromen von 1938 immer noch so dasteht und sich
der Eindruck aufdrängt, dass hier getrödelt wird, ist eine Schande."
November 2019:
Kommunalpolitiker in der
ehemaligen Synagoge
Artikel von Andreas
Köster in der "Main-Post" vom 19. November 2019: "Laudenbach.
Förderkreis: Jüdisches Erbe in Laudenbach erhalten
Fraktion und Freunde der Freien Wähler Karlstadt informierten sich beim
Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach über den Stand der Erhaltung sowie
das Nutzungskonzept der Synagoge. Vereinsvorsitzender Georg Schirmer
referierte laut FW-Pressemitteilung zunächst über die bewegte Geschichte des
Gebäudes, dessen Bau auf das Jahr 1648 datiert wird und das nach Plünderung
durch die Nationalsozialisten und kriegsbedingten Beschädigungen Jahrzehnte
lang als Werkstatt und Scheune diente, bevor es 2013 von der Stadt Karlstadt
erworben wurde. Die Gäste inspizierten dabei den aktuellen Zustand des
Gebäudes und die Überreste der entnommenen Bauteile wie der Frauenempore.
Auch unter der später eingezogenen Bodendecke werden noch weitere
Gegenstände oder sogar eine Mikwe vermutet. Die Besuchergruppe unter Führung
des Bürgermeisterkandidaten Benedikt Kaufmann war sich einig, dass die
Chance der weiteren Entwicklung in der vom Landesamt für Denkmalpflege
angeregten 'demütigen' Sanierung liege, welche die Brüche in der Geschichte
des Gebäudes sichtbar belässt und von einer historisierenden
Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands absieht. Daran könnte auch das
geplante Nutzungskonzept anknüpfen, das bei Jugendprojekten und -seminaren
pädagogisch-didaktisch auch auf die Friktionen in der Erinnerungskultur und
dem Umgang mit dem jüdischen Erbe eingeht. Gleichwohl ist die Restaurierung
– angesichts der Kosten – in der Laudenbacher Bevölkerung nicht
unumstritten. Hier will der Förderverein angesichts dieser schwierigen
Ambivalenz Überzeugungsarbeit leisten, um den kultur-historischen Wert einer
der letzten Dorf-Synagogen Deutschlands zu verdeutlichen. Da sich eine
Nutzung im Winter angesichts der hierfür notwendigen Baumaßnahmen als
unwirtschaftlich erwiesen hat, ist aktuell eine halbjährliche Nutzung für
Konzerte, Seminare und Führungen geplant. Nachdem nun Kostenschätzung und
Konzept für die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen hinsichtlich Dachstuhl und
Statik erstellt worden sind, ist geplant, im nächsten Schritt über die Stadt
Karlstadt die entsprechenden Förderanträge zur Umsetzung der Maßnahmen zu
stellen."
Link zum Artikel
Januar 2020:
Veranstaltung zum
Holocaust-Gedenktag
Der
"Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach e.V." und die "Freunde des Johann
Schöner Gymnasiums e.V." wiederholen die Veranstaltung vom November 2018
(siehe oben): "'Mein Name ist Josefine Berney' Lesen und Musik" Regie:
Wolfgang Tröster; Text: Georg Schirmer; Musik: Maria Hussong (Violine),
Georg Schirmer (Piano und Gesang). Die Veranstaltung findet statt am 27.
Januar 2020 um 19 Uhr im 'Theatersaal des Johann-Schöner-Gymnasiums, Der
Eintritt ist frei - Spenden für den Förderkreis willkommen. Bewirtung durch
die "Freunde des Johann-Schöner-Gymnasiums e.V.".
Mai 2020:
Die ehemalige Synagoge Laudenbach
wurde in das Denkmalschutz-Sonderprogramm IX des Bundes aufgenommen
Mitteilung des
Förderkreises Ehemalige Synagoge Laudenbach e.V. vom 6. Mai 2020: "Liebe
Freunde der Synagoge Laudenbach, es gibt in diesen Tagen nicht nur negative
Schlagzeilen. Zumindest für die Synagoge in Laudenbach, um deren Erhalt wir
uns seit 7 Jahren einsetzen, gibt es heute unglaublich schöne Nachrichten:
in Berlin wurde heute über das Denkmalschutz-Sonderprogramm IX des Bundes
entschieden. In dieses Förderprogramm werden Objekte aufgenommen, die von
überregionaler oder nationaler Bedeutung sind. Ich habe heute die Nachricht
bekommen, dass die Synagoge in Laudenbach aus diesem Programm mit einem
Betrag von insgesamt 250.000.- Euro gefördert wird! Der Vorstand des
Förderkreises freut sich riesig über diese Anerkennung und Wertschätzung der
Synagoge als kulturhistorisch wertvoller Erinnerungsort an das jüdische
Leben in Laudenbach. Ermöglicht wurde der Erfolg vor allem durch das
Engagement des SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel, der sich hartnäckig
für unser Anliegen eingesetzt hat, aber auch durch das Bayerische Landesamt
für Denkmalpflege und der Stadtverwaltung Karlstadt mit Bürgermeister Paul
Kruck, die unser Vorhaben nachhaltig unterstützt haben. Aber ohne die
wertvolle Arbeit des Vorstands, der Mitglieder des Förderkreises, der vielen
Sympathisanten und Unterstützer und der vielen Kulturschaffenden, die sich
für uns kostenlos eingesetzt und Benefizveranstaltungen möglich gemacht
haben, wäre wir nie so weit gekommen. Ihnen und Euch allen gebührt unser
Dank. Vielleicht freuen Sie sich mit uns über diese Anerkennung. Auch wenn
unsere Arbeit damit noch lange nicht zu Ende ist, haben wir doch ein
wichtiges Etappenziel erreicht, um diese altehrwürdige Synagoge vor dem
Verfall zu bewahren. Wenn sich die Stadt Karlstadt mit entsprechenden
Eigenleistungen beteiligt, könnten demnächst vielleicht die ersten Schritte
gemacht werden, um das Gebäude zu sichern.
Herzliche Grüße für den Vorstand des Förderkreises: Georg Schirmer."
Oktober 2023:
Besuch von Josef Schuster und Ludwig Spaenle in der ehemaligen Synagoge
Dezember 2023:
Die Restaurierung der ehemaligen
Synagoge kommt voran
(Foto
links erhalten von Georg Schirmer: das Synagogengebäude am 9. Dezember 2023)
Aus dem
Weihnachtsrundbrief des "Förderkreises Ehemalige Synagoge Laudenbach" vom
23. Dezember 2023: "Liebe Freundinnen und Freunde der Synagoge Laudenbach,
wir wollen auch heuer wieder ganz herzlichen Dank an alle sagen, die uns im
zu Ende gehenden Jahr aktiv oder mit stiller Sympathie unterstützt haben.
Wir hätten im Sommer noch nicht gedacht, dass alles so schnell gehen würde:
Im Oktober haben die Baumaßnahmen begonnen, das Dach ist mittlerweile
fertig und mit neuen Biberschwanzziegeln gedeckt. Die Zimmerei Kraus hat
hervorragende Arbeit geleistet, hat abgesunkene Decken angehoben,
Fachwerkteile und Deckenbalken erneuert und neue Zuganker eingebaut. Die
Statik des Hauses ist wieder hergestellt, aber viele Fragen bei der
Gestaltung des Innenraumes und des Vorplatzes sind noch zu klären. 85 Jahre nach ihrer Zerstörung wird die Synagoge wieder hergestellt.
Wir sagen herzlichen Dank an die Stadt Karlstadt und das Architekturbüro
Gruber für die Vorplanungen, Organisation und die qualitätvolle Ausführung
der Arbeiten. Auch allen Unterstützerinnen und Unterstützern des
Förderkreises gilt unser großer Dank für die vielen Veranstaltungen,
Lesungen, Konzerte und Theater in diesem Jahr. Das Projekt Synagoge
Laudenbach wird durch starkes bürgerschaftliches Engagement getragen und
voran gebracht. Politisch aber sind die Zeiten äußerst beunruhigend. Hass
und Gewalt werden nicht nur mit Worten befeuert, der anhaltende Krieg in der
Ukraine, der entsetzliche Überfall der Palästinenser, das Schicksal der
Geiseln und der Krieg in Gaza schockieren uns ebenso wie der tägliche
Antisemitismus bei uns auf den Straßen. Die breite Unterstützung für das
Projekt Sanierung der Synagoge Laudenbach kann vor diesem Hintergrund auch
ein Lichtblick und ein kleines Zeichen für Hoffnung sein...
Im Namen der Vorstandschaft des Förderkreises: Georg Schirmer Email:
georg.schirmer@synagoge-laudenbach.de
Bankverbindung für Spenden: Sparkasse Mainfranken Karlstadt IBAN: DE98 7905
0000 0047 3110 97 BIC: BYLADEM1SWU
Spendenquittungen zur Vorlage beim Finanzamt werden ausgestellt.
Juli 2024:
Bayerischer Engagiertpreis für den
Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach
Artikel von Frank
Kupke in der "Main-Post" vom 16. Juli 2024: "LAUDENBACH. Förderkreis
ehemalige Synagoge Laudenbach erhält Bayerischen Engagiert-Preis.
Die Freude war riesengroß: Der diesjährige Bayerische Ehrenamtspreis in der
Kategorie "Mut" ging an den Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach für
sein herausragendes Engagement zur Erhaltung der jüdischen Einrichtungen in
Laudenbach und für seine rege Kulturarbeit zur Erinnerung an das jüdische
Leben. Das teilt der Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach in einer
Pressemitteilung mit, der auch die folgenden Informationen entnommen sind.
Innenminister Joachim Herrmann verlieh die Preise in der BMW-Welt München im
Rahmen einer Festveranstaltung. In seiner Ansprache betonte Herrmann, dass
jedes Preisträgerprojekt auf beeindruckende Weise zeige, was mit Mut,
Kreativität und Durchhaltevermögen erreicht werden könne: "Ihr Engagement
ist Vorbild und Ansporn für uns alle. Es erfüllt mich mit großem Stolz,
Ihren beeindruckenden Einsatz heute würdigen zu dürfen." Ansporn zu verantwortlichem Umgang. Der Landesvorsitzende der
Bayerischen Bergwacht, Thomas Lobensteiner, hielt die Laudatio auf den
Förderkreis, dem es nicht nur um die Erhaltung und Inwertsetzung der
erhalten gebliebenen Einrichtungen der ehemaligen jüdischen Gemeinde in
Laudenbach gehe, sondern in großem Maß auch um eine politische und
kulturelle Umsetzung und um die Erinnerung an das jüdisch-christliche Leben
gerade für die jüngeren Generationen. Die Synagoge, der große jüdische
Friedhof, die Mazzenbäckerei und das jüdische Tauchbad in Laudenbach seien
ein Vermächtnis der vielen Hunderte jüdischer Nachbarn, die hier Tür an Tür
mit den christlichen Familien gelebt hätten. Gerade vor dem Hintergrund
aktueller politischer Ereignisse sporne der Förderkreis zu einem
verantwortlichen und würdevollen Umgang mit dem jüdischen Erbe an. Mit
Konzerten, Lesungen und Führungen stehe der Verein seit Jahren gegen
jegliche Art von Antisemitismus und engagiere sich in herausragender Weise
für Toleranz in einer offenen Gesellschaft, gegen die Ausgrenzung von
Menschen und für mehr Sensibilität im Umgang mit anderen.
Eine siebenköpfige Gruppe konnte den Preis in München entgegennehmen. Neben
den Vorständen Georg Schirmer und Peter Kretzinger waren auch Vertreter
verschiedener Projektbereiche des Vereins angereist: Günther Rösch stand für
die Theatergruppe AKT, die seit Jahren mit Eigenproduktionen zu jüdischen
Autoren und Themen im Raum Karlstadt bekannt ist. Die beiden Jugendlichen
Maxime Hirt und Marcel Schwarz vertraten das Praxis-Seminar des
Johann-Schöner-Gymnasiums, das mit akribischen Recherchen Texte über die
jüdischen Einrichtungen und die Menschen geschrieben haben, um insbesondere
für junge Leute einen neuen Zugang zur "jüdisch-fränkischen Kultur zu
schaffen", so die Pressemitteilung. Vor wenigen Tagen sei das Projekt in
Laudenbach vorgestellt worden. Daniela Schirmer vertrat die Arbeit mit
Kindern und die regelmäßigen Führungen, die der Verein für Grundschulklassen
anbietet. Christof Rösel wiederum stand für die intensive und kreative
Zusammenarbeit mit dem Johann-Schöner-Gymnasium und für die Exkursionen nach
Laudenbach, die regelmäßig mit Jugendlichen durchgeführt werden. Freude auch bei Bürgermeister Michael Hombach. In einem kurzen
Filmbeitrag wurden im Rahmen der Feierstunde die Aktivitäten des
Förderkreises vorgestellt, hier brachte auch Bürgermeister Michael Hombach
seiner Freude über die wertvolle Arbeit des Vereins zum Ausdruck. Dass
dieses Engagement in München eine große Wertschätzung gefunden hat, freut
nicht zuletzt die Vorstände und die vielen Mitglieder des Förderkreises."
Link zum Artikel
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/foerderkreis-ehemalige-synagoge-laudenbach-erhaelt-bayerischen-engagiert-preis-art-11571747
Kontakt zum Förderkreis: Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach e.V. Georg Schirmer, 1.
Vorsitzender
Webseite:
http://www.synagoge-laudenbach.de Email:
georg.schirmer@synagoge-laudenbach.de
Adresse: Heldstraße 47, 97753 Karlstadt-Laudenbach Telefon: 09353/1509 Bankverbindung: Sparkasse Mainfranken Karlstadt IBAN: DE98 7905 0000 0047
3110 97 BIC: BYLADEM1SWU
Spendenquittungen zur Vorlage beim Finanzamt stellen wir Ihnen gerne aus.
Förderkreis Former Synagogue Laudenbach e.V. Georg Schirmer, first
chairman
Website:
http://www.synagoge-laudenbach.de Email:
georg.schirmer@synagoge-laudenbach.de
Adress: Heldstr. 47, 97753 Laudenbach Phone: 09353/1509
Bank details: Sparkasse Mainfranken Karlstadt IBAN: DE98 7905 0000 0047 3110 97
BIC: BYLADEM1SWU
Donations receipts for submission to the tax office, we are happy to issue.
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Laudenbach
(Karlstadt)
Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern.
Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 83-84.
Michael Trüger: Der jüdische Friedhof Laudenbach/Unterfranken. In: Der
Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jg. 1998 13.Jg. Nr.
77 vom September 1998 S. 30.
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in
Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 346-347.
Werner Zapotetzky: Jüdische Spuren in Laudenbach: Informationen für Lehrer /
zusammengestellt vom Stadtarchiv Karlstadt.
Karlstadt 1997.
Alfons Breitenbach: Laudenbach am Main : ein Ortsportrait. 750
Jahre Laudenbach. Laudenbach: Gemeinde, 1999.
Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur).
Karin Keßler: Laudenbach. Eine Perle jüdischer
Kultur in Unterfranken. Laudenbach, Germany. A Pearl of Jewish Culture
in Lower-Franconia. in: bet-tfila.org/info-2/14. S. 6-7. Eingestellt
als pdf-Datei.
"Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern.Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Laudenbach S. 234-256.
Laudenbach. The Jewish community was founded
in the first half of the 17th century. With many other communties in the
Wuerzburg region it was under the aegis of the chief rabbinate at Heidingsfeld
until the early 19th century. A synagogue war in existence in 1736 and a
cemetery known from the 17th century served numerous other communities. The
Jewish population was 179 in 1816 (total 892) and 79 in 1933. In 1933-40, 21
Jews emigrated (12 to Palestine and nine to the U.S.) and 40 left for other
German cities (half to Wuerzburg). Jewish homes were vandalized during the
Sudentenland crisis (September 1938) and on Kristallnacht (9-10 November 1938),
when the synagogue was also wrecked. Eleven Jews were deported to Izbica in the
Lublin district (Poland) on 25 April 1942 and the last two to the Theresienstadt
ghetto on 10 Sept. 1942.
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