Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Oberfranken"
   

Aschbach (Stadt Schlüsselfeld, Kreis Bamberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge   
     

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte aus dem Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Weitere Dokumente 
Kennkarte aus der NS-Zeit  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Aschbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1725 wird erstmals der Friedhof am Ort genannt. 1731 wurde ein Matrikelbuch der Gemeinde angelegt. 

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1811/12 91 jüdische Einwohner (19,7 % von insgesamt 461), 1824/25 115 (21,3 % von 541), 1840 107 (20,6 % von 520), 1852 115 (21,3 % von 540), 1875 119 (16,6 % von 718), 1880 131 (17,0 % von 770), 1890 101 (15,0 % von 672), 1900 93 (14,2 % von 653). Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Vieh- und Warenhandel, gegen Mitte des 19. Jahrhunderts teilweise auch von der Landwirtschaft oder vom Handwerk (1846 wird ein Tuchmacher genannt).

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Religionsschule (von 1890 bis 1920/23 Israelitische Elementarschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Die jüdische Schule war bis um 1835 im Synagogengebäude. Seitdem war in einem Haus neben der Synagoge ein Schulzimmer eingerichtet. 1890 wurde die Elementarschule im 2. Stock des Schulgebäudes eingerichtet. Nach 1923 besuchten die jüdischen Kinder die katholische Volksschule am Ort. Erster und letzter israelitischer Volksschullehrer war Abraham Wechsler, der seit 1882 Lehrer (zunächst Religionslehrer, seit 1890 Volksschullehrer) der jüdischen Gemeinde war. Sein Vater, Rabbi Samuel Wechsler (Sohn des Schwabacher Rabbiners Abraham Wechsler) hatte 35 Jahre in Aschbach gewirkt und die Gemeinde in ihrer (orthodoxen) Frömmigkeit geprägt. Nach Auflösung der Israelitischen Elementarschule war Wechsler wieder - wie zu Beginn seiner Zeit in Aschbach -  Religionslehrer der Gemeinde. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Lnt. Dr. Josef Lehmann (geb. 19.11.1884 in Aschbach, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 24.3.1917) und Gefreiter Julius Seemann (geb. 19.7.1891 in Aschbach, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 9.10.1914). Der Name von Josef Lehmann steht auch auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege zwischen den beiden Kirchen schräg gegenüber dem Rathaus am "See" an der Seestraße.            
   
Um 1924, als noch 50 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (7,7 % von insgesamt etwa 650 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Abraham Seemann, Moritz Bayer I und Jakob Seemann III. Als Kantor, Schochet und Religionslehrer wirkte weiterhin Abraham Wechsler. Er unterrichtete damals noch drei jüdische Kinder. An Stiftungen waren in der Gemeinde vorhanden: Die Oppenheimer-Jahrzeit-Stiftung (18 Mitglieder), die Keren-Kajemes-Stiftung (18 Mitglieder). An Vereinen bestand u.a. der "Israelitische Wohltätigkeitsverein" (Chewra Kadischa, 1932 unter Vorsitz von Adolf Süß, 17 Mitglieder). Die Gemeinde gehörte im 19. Jahrhundert zum Distriktsrabbinat Burgebrach, von 1906 bis 1920 zum Distriktsrabbinat Burgkunstadt, das durch den Distriktsrabbiner in Bayreuth mitbetreut wurde. 1920 schloss sich die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Kitzingen an. Sie war auch Mitglied des Reichsbundes gesetzestreuer jüdischer Gemeinden Deutschlands. 1932 waren die Gemeindevorsteher Josef Seemann (1. Vors.) und Moses Fleischmann. Schriftführer und Schatzmeister war Jakob Seemann III. Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete Lehrer Wechsler vier jüdische Kinder.

1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Aschbach (6,1 % von insgesamt 652). Nach 1933 nahmen die Repressalien der jüdischen Einwohner alsbald zu: im Dezember 1935 wurde der Viehhändler Leopold Oppenheimer wegen "Hamsterns von Butter" verhaftet. Im April 1937 wurde Gustav Seemann wegen angeblicher Steuerhinterziehung zu einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Im April 1938 wurden mehrere jüdische Familien gezwungen, ihre Häuser zu verkaufen und bei anderen Familien unterzukommen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden zahlreiche Fenster jüdischer Häuser eingeworfen (zur Synagoge s.u.). 1939 konnten fünf jüdische Einwohner emigrieren (Argentinien, Schweiz). Einige andere verzogen in andere Orte Deutschlands. 1942 wurden die letzten13 Gemeindeglieder deportiert, sieben im April 1942 nach Krasniczyn bei Lublin, weitere sechs im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt. 
   
Von den in Aschbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben in Mesusa 2 s.Lit. S. 212-214): Eugen Bayer (1899), Hanna (Hannchen) Bayer geb. Birn (1864), Max Bayer (1906), Meier Bayer (1861), Meier Mayer (1861), Mina Bayer geb. Oppenheimer (1894), Jeanette Blumenthal geb. Sonnenberger (1873), Cäcilie Braunschweiger geb. Löwenthal (1897), Josef Braunschweiger (1900), Brigitte Gieta Flamm (1886), Hannchen Fleischmann geb. Hirsch (1876), Ida (Ethel) Friedmann geb. Bayer (1862), Joseph Grünebaum (1879), Philipp Habermann (1868), Jonathan Kohn (1874), Philipp Kohn (1869), Sara Lichtenauer geb. Sussmann (1860), Heinrich Lindo (1875), Lina Lindo geb. Sussmann (1883), Leo Löb (1864), Hanna Löwenthal (1893), Paula Löwenthal geb. Lederer (1897), Justin Marx (1891), Rosa Marx geb. Wechsler (1864), Aaron Ignaz Mayer (1876), Hannchen Mayer (1864), Herrmann (Hesslein) Mayer (1878), Karoline Mayer (1874), Justin Marx (1891), Benno Oppenheimer (1907), Fanni (Jenny) Oppenheimer (1882), Fanny Oppenheimer geb. Marx (1887), Irma Oppenheimer (1923), Isaak Oppenheimer (1879), Johanna (Hanna) Oppenheimer (1867), Jeanette Oppenheimer (1882), Jenny Oppenheimer (1862), Justin Oppenheimer (1928), Leopold Oppenheimer (1880), Mina Oppenheimer geb. Sussmann (1890), Betty Reiß geb. Bayer (1893), Therese (Treinle) Rosenberg geb. Wechsler (1872), Jeanette Rosenbusch geb. Bayer (1866), Karoline Rosenthal geb. Habermann (1872), Selma Schäfer geb. Seemann (1887, siehe unten; "Stolperstein" in Tübingen), Lea Schloß geb. Wechsler (1870), Gustav Seemann (1880), Rosa Seemann geb. Kuhn (1867), Siegfried Seemann (1910), Hermann Süss (1865, vgl. Kennkarte unten), Max Sussmann (1889), Mina Wertheim geb. Löwenthal (1892), Paula Wolfrom (1885), Agathe Wortsmann (1875), Heinrich Wortsmann (1878), Julie Zacklikowesky geb. Bayer (1886), Zerline Zedermann geb. Habermann (1865)*. 
*) Zerline Zedermann wird im Gedenkbuch des Bundesarchivs unter dem falschen Namen Berline Ledermann genannt (Auskunft eines Urenkels aus Israel vom 1.11.2011); in der Liste von Yad VaShem Jerusalem und der Liste Theresienstadt findet sich jeweils die korrekte Nennung.  
 
Hinweis: Für Karoline Oppenheim geb. Schäfer (geb. 1883 in Aschbach, gest. 1944 in Philadelphia/USA) und für ihre Schwägerin Selma Schäfer geb. Seemann (geb. 1887 in Aschbach, ermordet 1942 bei Riga) wurden in Tübingen (Ecke Holzmarkt/Neue Straße "Stolpersteine" verlegt.  https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Tübingen_Innenstadt.     
       

Nach 1945 wurde im Schloss Aschbach von Januar 1946 bis zur Schließung im März 1948 eine Lager für Displaced Persons (Überlebende der KZ) zur Vorbereitung der Ausreise nach Palästina/Israel eingerichtet. Das Lager nannte sich Kibbuz Lajwer Hajardejn (Hachschara). Hier waren etwa 100 Personen untergebracht (März 1946 90, November 1946 101, Juli 1947 60, Januar 1948 107).    
Informationen siehe https://www.after-the-shoah.org/aschbach-kibbuz-laejwer-hajardejn-hachschara-kibbutz-laejwer-hajardejn-hachsharah/
Wikipedia-Artikel zum Schloss Aschbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Aschbach       
 
      
     
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 

25-jähriges Amtsjubiläum des Lehrers Abraham Wechsler (im April 1907)  

Aschbach Israelit 23051907.jpg (49156 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1907:  "Aschbach (Oberfranken), 12. Mai. Nachdem unsere Gemeinde fast 35 Jahre hindurch das Glück gehabt hatte, die segensreiche Wirksamkeit des durch seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit weithin bekannten Rabbi Samuel Wechsler - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - zu genießen, sind nun wieder 25 Jahre verflossen, seitdem man ihm in seinem Sohne einen würdigen Nachfolger gegeben hat. Dem idealen Streben und dem Einflusse dieser beiden Männer verdankt es unsere Gemeinde, dass sich religiöser Sinn und religiöses Leben nach den überlieferten Grundsätzen des Judentums in ihrer Mitte erhalten haben, und sie rüstet sich nun, das 25-jährige Amtsjubiläum ihres jetzigen Lehrers, des Herrn Abraham Wechsler, am Schabbat Naso (Schabbat mit der Toralesung Naso, d.h. am 25. Mai 1907) und am darauffolgenden Tage, dem 26. dieses Monats, festlich zu begehen. Auch der zuständige Rabbiner, Herr Dr. Gothein - Burgkunstadt, wird der Feier beiwohnen." 

   
Gründung des "Verbandes der Sabbatfreunde" durch Lehrer Abraham Wechsler (im März 1907)  

Aschbach Israelit 21031907.jpg (18329 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907: "Aschbach (Oberfranken), 26. März. Durch Herrn Lehrer Wechsler wurde kürzlich hier eine Ortsgruppe des 'Verbandes der Sabbatfreunde' begründet, welche infolge allgemeiner Beteiligung die für unsere kleine Gemeinde recht befriedigende Zahl von 18 Mitgliedern zählt." 

   
Lehrer Abraham Wechsler - zum 70. Geburtstag und zum 50jährigen Dienstjubiläum (1930)  

Aschbach Israelit 04121930.jpg (65866 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1930: "Aschbach (Oberfranken), 20. November (1930). Am 1. Dezember dieses Jahres vollendet unser Herr Oberlehrer Abraham Joseph Wechsler seinen 70. Geburtstag und zugleich kann er sein 50-jähriges Dienstjubiläum als Jugendbildner feiern, davon in hiesiger Gemeinde 49-49 Jahre. Herr Oberlehrer Wechsler genießt den Ruf eines ausgezeichneten Pädagogen, wenn auch seine ihm angeborene Bescheidenheit ein Vordringen in die Öffentlichkeit nicht zulässt. Die jüdische Volksschule hier war sein Werk, welches leider nicht mehr besteht, welcher er aber vor langer Zeit geschaffen und fast 40 Jahre innehatte. Ursprünglich amtierte er hier als Religionslehrer, als Nachfolger seines unvergesslichen Vater Rabbi Schmuel Wechsler - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Er ist ein würdiger Enkel des bekannten Schwabacher Rabbiners Rabbi Abraham Wechsler - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, dem seine Gemeinde viel zu danken hat, die heute noch ein Muster religiöser Bedeutung ist und aus welcher viele religiöse bedeutende Männer hervorgegangen sind. Möge Herr Oberlehrer Wechsler bis 120 im Dienste wahren Judentums tätig sein."

 
Lehrer Abraham Wechsler -  50 Jahre in der Gemeinde Aschbach (1932)   

Aschbach BayrIsrGZ 15011933.jpg (21704 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Januar 1933: "Wie wir sehr verspätet in Erfahrung gebracht haben, konnte unser Kollege, Oberlehrer Wechsler - Aschbach, im März vorigen Jahres auf eine 50-jährige Tätigkeit in seiner Gemeinde zurückblicken. Wir nehmen gerne  Veranlassung, unserem treuen Vereinsmitgliede noch nachträglich unsere herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Ad mëoh w'esrim schonoh (bis 120)".
  
Anmerkung (nach Angaben von Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. 2 S. 651): Abraham Wechsler verzog um 1934 nach der Pensionierung zu der Tochter Jenny (geb. 1901 in Aschbach) nach Würzburg. Sie starb durch Suizid am 10. Februar 1939 in Würzburg. Eine nichtjüdische Geschäftsinhaberin aus der Nachbarschaft, die in einem Gespräch ihr Bedauern ausdrückte, wurde denunziert und erhängte sich vor dem Verhör durch die Gestapo. Abraham Wechsler starb vermutlich um 1940 in Würzburg. 
Eine Schwester von Abraham Wechsler war vermutlich die mit dem Lehrer Moses Schloß (siehe Flehingen) verheiratete Lea geb. Wechsler (geb. 1871 in Aschbach). Sie wurde mit ihrem Mann im Oktober 1940 nach Gurs deportiert (vgl. Gedenkblatt bei Yad Vashem, allerdings nicht im Gedenkbuch des Bundesarchives genannt).   . 

      
      
Berichte aus dem Gemeinde- und Vereinsleben 
Studien des Vereins "Ahawat Tora" (1891)  

Aschbach Israelit 29011891.jpg (41619 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1891: "Aschbach (Bayern). Am Ausgang des Schabbat Chanukka (d.i. 13. Dezember 1890) beendigten die Mitglieder des Vereins Ahawat Tora (Liebe zur Tora) nach dreijährigem Bestande den Kefizir (?) Schulchan Aruch. Es schloss sich daran ein solennes Festmahl, bei welchem der Vorstand, Herr Lehrer Kissinger, eine wohl durchdachte, gediegene Rede über den hohen Wert des Torastudiums hielt. Die Mitglieder überraschten bei dieser Gelegenheit Herrn Kissinger mit einem Ehrengeschenk bestehend in einem prachtvollen Service."    

  
Spendenaufruf des Lehrers M. Keller (Kestrich) für einen verarmte Mann in Aschbach (1891)

Aschbach Israelit 19011891.jpg (60605 Byte)Spendenaufruf - Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1891: "Bitte nicht zu übersehen! 
Ein sehr achtbarer, braver und rechtschaffener Mann in Aschbach, Bayern, ist durch betroffenes, unverschuldetes Unglück in große Not geraten. Derselbe ist nun in Gefahr, sein einziges Gut, sein Häuschen zu verlieren und des Obdachs beraubt zu werden. Dieser lässt durch mich edelgesinnte Menschen bitten, damit er sein Geschäft fortführen und seine zahlreiche Familie ernähren kann, ihn gütigst möglich reichlich zu unterstützen. Indem ich den betreffenden, wirklich würdigen Mann allen Gönnern, Freunden und Kollegen angelegentlichst empfehlen kann, bin bereit, eingehende Gaben zu empfangen und darüber zu quittieren. 
M. Heller, Lehrer und Kantor, Kestrich, Oberhessen."  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeind
e
Zum Tod des Gemeindevorstehers Pfeifer Habermann (im März 1863)  

Aschbach Israelit 01041863.jpg (127626 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1863: "Nachruf. Die hiesige israelitische Gemeinde hat durch den (im 56. Lebensjahre erfolgten) Tod ihres Vorstandes, Herrn Pfeifer Habermann - Friede sei mit ihm - einen unersetzlichen Verlust erlitten. Er bekleidete das Vorsteheramt zum Frommen der Gemeinde unausgesetzt 10 Jahre lang und erwarb sich sowohl hierbei als auch im bürgerlichen Leben, von allen Seiten die größte Hochachtung. Den Frieden liebend und dem Frieden nachjagend übte er im wirkliche Sinne des Wortes, und war für die hiesige Gemeinde, als auch deren Umgebung, ein Wegweiser zum Guten. Nicht nur in der Nähe, sondern auch von weiter Ferne, hört man das allgemeine Lob seiner großen Mildtätigkeit und der herablassenden Begegnung gegen Diejenigen, welche seine Hilfe in Anspruch nahmen. Daher kam es auch, dass sein Leichenbegängnis, am Dienst, den 26. Adar (= 17. März 1863) ein so großartiges gewesen. Von der hiesigen israelitischen Gemeinde fehlte nicht ein einziges Mitglied und waren auch unsere israelitischen Nachbargemeinden vertreten. Der protestantische Pfarrer und Lehrer, die gesamte politische Gemeinde-Verwaltung, der größte Teil der christlichen Einwohner von hier und Umgegend standen wie alle Anwesende mit Tränen im Auge am Grabe. Herr B. Rosenthal aus Burghaslach, ein Freund des Verblichenen, hielt eine tief ergreifende Rede, worin er die vielen Vorzüge, unter Anderem auch was derselbe für den Talmud-Tora(-Verein) und das Land Israel geleistet, hervorhob. Diesem folgte eine herzliche Ansprache des Herrn S. Massenbacher von dort wobei gesagt wurde, dass der Verstorbene trotz seiner vielen Geschäfte sich häufig mit Talmud Tora befasste und eine Stütze des echten Judentums war. Hierauf ergriff unser verehrter Distriktsrabbiner Herr Dr. Werner aus Burgebrach, in gewählten Ausdrucken und mit seltenem Rednertalent das Wort, um das Leben und Wirken des Verlebten zu beleuchten und erklärte, wie hier die Worte - er hat das gute vollbracht usw. - ihre richtige Anwendung fänden, in glänzender Weise; worauf zum Schlusse unser Religionslehrer Herr Wechsler noch Worte des Trotzes vernehmen ließ.  
"Des Gerechten Andenken zum Segen," damit wolle sich dessen edle Witwe, welche in der Wohltätigkeit stets mit ihrem Gatten wetteiferte und auch mit seltener Selbstaufopferung, während des längeren Krankenlagers des Dahingeschiedenen, dessen Leiden durch ihre Pflege, um Vieles erleichterte, seine Kinder und auch wir uns trösten, dass das Andenken dieses edlen Heimgegangenen uns noch lange zum Muster diene und fort und fort Spuren des Segens hinterlasse. 
Aschbach. Erew Rosch Chodesch Nisan 5623 (= 20. März 1863)." 


Poetischer Nachruf zu Psalm 15 auf Kaufmann Falk Süss, verfasst vom protestantischen Lehrer G. Krauss (1863)

Aschbach Israelit 23121863.jpg (97143 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1863: 
"Eine Zypresse auf das Grab des Herrn Kaufmann Falk Süss von Aschbach. 
Psalm XV.
Trauernd steht an Deinem frühen Grabe
Deine Mutter, gram- und schmerzerfüllt;
Du, ihr Reichtum, ihre liebste Habe, 
Bist vom stummen Sarge eingehüllt.
Bruder, Schwestern, viele treue Freunde - 
Wo ist einer, der nicht um Dich weinte? 
Kurz nur war Dein viel geprüftes Leben - 
Deine edlen Werke dauern fort!
Selber hier von Schmerz und Müh umgeben - 
Heiltest Wunden Du durch Tat und Wort!
Dir galt Jeder, wenn er Hilf begehrte, 
Als Dein Glaubensbruder und Gefährte!
Wer wird, Herr, in deiner Hütte wohnen? - 
Der sein Geld hier nicht auf Wucher gibt! - 
Wer auf deinem heilgen Berge thronen? - 
Der die Menschen hier als Brüder liebt! - 
Der die Menschen hier als Brüder liebt! - 
Drum, schlaf sanft! Es winkt Dir dort die Palme! 
Ja, die Engel jauchzen Freuden-Palme. 
Aschbach.  G. Krauss, protestantischer Lehrer".

  
Zum Tod des Gemeindevorstandes Simon Habermann im Februar 1876  

Aschbach Israelit 23021876.jpg (102021 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1876: "Nekrolog. (hebräisch und deutsch:) Die Krone ist von unserem Haupte gefallen. - Der Vorstand und die Zierde unserer Gemeinde, Herr Simon Haberman, ist uns am 8. Februar 1876 in seinem 39. Lebensjahre leider plötzlich durch den Tod entrissen worden, viel zu früh für seine Gattin, mit der er 11 Jahre in glücklicher Ehe verlebte, viel zu früh für seine 5 unmündige Kinder, denen er ein liebevoller und sorgsamer Vater gewesen, viel zu früh für unsere ganze Gemeinde, deren Angelegenheiten er mit Eifer und Treue verwaltete. Wer ihn kannte, den redlichen Geschäftsmann, den glaubenstreuen Israeliten, den edlen Menschenfreund, dessen Herz warm schlug für alle Gute, der Armen und Bedrängten ohne Unterschied der Konfession eine Stütze war, wird unseren Schmerz gerecht finden und uns seine stille Teilnahme nicht versagen. 
Wie geachtet und geliebt der Verblichene war, zeigte sich bei seinem Leichenbegängnis, indem ein langer Zug von Israeliten und Nichtisraeliten von Hier und der Umgegend dem Sarge folgte, um dem Niedermann die letzte Ehre zu erzeigen. Dieser allgemeinen Trauer gab unser allverehrter Rabbiner Herr Dr. Werner von Burgebach in seiner Grabrede mit wahren Worten beredten Ausdruck.
Möge Gott dem Verblichenen das Gute, das er hieniden geübt, reichlich vergelten und uns ferner vor allem Bösen bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. 
Aschbach, den 19. Februar 1876. Die israelitische Kultusgemeinde."

   
Umzug des Toraschreibers Wolf Grünebaum von Aschbach nach Fulda (1882)  

Aschbach Israelit 19071882.jpg (16386 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1882: "Seit Anfang dieses Monats habe ich meinen Wohnsitz von Aschbach hierher verlegt und erlaube mir, mich für alle in mein Fach einschlägige Arbeiten in Torarollen, Tefillin und Mesusot 
sowie zur Anfertigung von Wimpeln etc. bestens zu empfehlen. 
Fulda, im Tammus 5642 (= Juni/Juli 1842).
W. Grünebaum, Sofer (= Torarollenschreiber)".  

 
Tod des Synagogenvorstehers und Rechners Salomon Fleischmann (im August 1911)  

Aschbach Israelit 24081911.jpg (66765 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" am 24. August 1911: "Aschbach in Bayern, 16. August. Herr Salamon Fleischmann von hier ist im Alter von 70 Jahren zu Grabe getragen worden. Die überaus große allseitige Beteiligung legte beredtes Zeugnis ab von der Verehrung, deren sich der Verklärte wegen seiner Biederkeit und Ehrlichkeit in Handel und Wandel erfreute. Herr Lehrer Wechsler in Aschbach würdigte in einem eingehenden Hesped (Trauerrede) die Verdienste des Dahingeschiedenen in gebührender Weise. Die Gemeinde Aschbach verliert in ihm einen frommen Glaubensgenossen, der an allen Gemeindeangelegenheiten stets teilnahm und für den Frieden in der Gemeinde strebte. Nicht unerwähnt darf es bleiben, dass der Verblichene Jahre lang das Amt des Synagogenvorstandes und Rechners daselbst bekleidete, dass in seiner Amtsperiode die Entstehung der dortigen Elementarschule ermöglicht wurde und dass er bis zu seinem Hinscheiden tätiges Mitglied des von Herrn Lehrer Wechsler zur Zeit ins Leben gerufenen Vereines Ahawat Tora (Toraliebe) war. Möge der Allmächtige den trauernden Hinterbliebenen Trost und Linderung zuteil werden lassen in ihrem herben Schmerz. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. "

   
Zum Tod von Meier Lehmann und seine Frau Amalie geb. Friedlein (1914)  

Aschbach Israelit 01011915.jpg (102038 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1915: "Aschbach bei Bamberg, 28. Dezember (1914). Der unerbittliche Tod hat leider wiederum eine schmerzlich fühlbare Lücke in die Reihen unserer Gemeinde gerissen. 
Nachdem vor kaum 3/4 Jahren der weithin hoch geachtete langjährige und verdienstvolle Vorsteher der hiesigen Gemeinde, Herr Meier Lehmann - seligen Andenkens -, der 18 Jahre hindurch das Amt eines Verwaltungsmitgliedes in der Ortsgemeinde bekleidete, das Zeitliche gesegnet, folgte demselben nach kurzem Krankenlager dessen Gattin Amalie - sie ruhe in Frieden - geb. Friedlein aus Allersheim bei Würzburg im Tode nach. 
In der ergreifenden Trauerrede, die Herr Hauptlehrer Wechsler der selig Entschlafenen widmete, bezeichnete er dieselbe als eine wahrhafte bescheidene und anmutige, bescheidene, selbstlose fromme Frau, die ein echt jüdisches Haus führte und in unermüdeter Tätigkeit für das Wohl und Beste der Ihrigen sorgte. Im harmonischen Zusammenwirken mit ihrem von hoher Lebensklugheit erfüllten, für jüdische Interessen erglühten Gatten erstrebte die Heimgegangene als Ideal, ihre Kinder zu braven, tüchtigen Menschen und gesetzestreuen Jehudim zu erziehen, was beiden trefflich gelungen, indem solche auch in angesehenen Lebensstellungen als treue, begeisterte Anhänger unserer heiligen Wahrheit sich bewähren. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Zum Tod des aus Aschbach stammenden Lehrers Maier Mayer (1927)  

Schnaittach BayrGZ 07011927.jpg (129582 Byte)Artikel in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Personalien. In Themar, wo ihm kindliche Dankbarkeit und Liebe ein freundliches Heim geschaffen und einen sorgenfreien, heiteren Lebensabend bereitet hatten, verstarb am 24. November (18. Koslew) der Nestor und Mitbegründer unseres Vereins, Maier Mayer, im Alter von 86 Jahren und 7 Monaten. Er wurde am 22. April 1839 in Aschbach geboren, erhielt seine Ausbildung in Höchberg und Würzburg und wurde nach mehrjähriger Tätigkeit als Religionslehrer in Oberthulba und Giebelstadt in die damals noch blühende Gemeinde Schnaittach berufen, wo er nahezu ein halbes Jahrhundert in Schule und Gemeinde wirkte, bis er im Jahre 1914 in den wohlverdienten Ruhestand trat und nach Themar übersiedelte. Auch in dieser Gemeinde machte er sich besonders verdient, indem er in gottbegnadeter, körperlicher und geistiger Rüstigkeit in den Jahren 1916-1918, als sein Schwiegersohn, Lehrer Levinstein, zum Kriegsdienste eingerufen wurde, dessen anstrengenden Dienst versah. Noch als 86jähriges fungierte er am Rochhaschanah (Neujahr) und Jomkippur als Scheliach Zibbur (Vorbeter). Die hohe Verehrung und Liebe, die ihm aus allen Kreisen entgegengebracht wurde, fand noch besonderen Ausdruck, als er im Vorjahre mit seiner Gattin unter Teilnahme der ganzen Gemeinde, ohne Unterschied des Glaubens, der Vertreter aus seinem vieljährigen Wirkungsorte und der Behörden - der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden sei hierbei eigens genannt - das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feiern konnte. Bezirksrabbiner Dr. Weinberg in Neumarkt verlieh im anlässlich dieser Feier den Chower-Titel. Um den Heimgegangenen trauern mit der Gattin 10 Kinder, 7 Söhne und 3 Töchter. An seiner Bahre hielt der Schwiegersohn die Trauerrede, der älteste Sohn, Lehrer Moses Mayer, widmete dem Vater tief ergreifende Worte des Abschieds. Möge das Andenken des Zaddik zum Segen sein! Blumenthal, Neustadt a.d.A."    

  
Zum Tod von Jette Fleischmann geb. Wechsler, Tochter des Aschbacher Lehrers Samuel Wechsler und Bruder von Lehrer Abraham Wechsler  (1928)
   

Nuernberg Israelit 22111928.jpg (110327 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Nürnberg, 14. November (1928). Am Dienstag, 30. Oktober wurde hier eine Frau zu Grabe getragen, deren guter Name noch lange nach ihrem Weggange ihr nachleuchten wird. Frau Jette Fleischmann hat das Zeitliche gesegnet, und eine reiche Schar ihrer Verwandten, ihrer guten Freunde und ihrer Anhänger gaben ihr das letzte Geleite. Es waren sehr viele, die herbeigeeilt waren, um dieser wirklich frommen Frau, dieser wackeren Frau den letzten Liebesdienst zu erweisen, den sie auch tausendfach verdient hatte. Als Tochter des schon vor vielen Jahren verstorbenen Lehrers Samuel Wechsel - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, eine Enkelin des bekannten Rabbiners Abraham Wechsler - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Schwabach, hat sie sich in ihrem Leben ihrer Abstammung und Herkunft vollkommen würdig gezeigt. Am Grabe schilderte Herr Rabbiner Dr. Breslauer aus Fürth, in Vertretung des verhinderten Nürnberger Rabbiners Herrn Dr. Klein, die Vorzüge und die guten Werke der teuren Entschlafenen, deren irdisches Wirken ein fortgesetztes heiliges Tun bildete. Dann sprach ergriffen der eigene Bruder, Herr Oberlehrer Wechsler in Aschbach, seiner heimgegangenen Schwester tiefgefühlte Worte des Dankes und Gedenkens nach. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

 
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  

Neujahrswünsche von Frau Bella Wechsler und Familie (1898)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898: "Freunden und Bekannten wünschen herzlichst 
gute Wünsche zum Neujahr (wörtlich eine gute Einschreibung und Versiegelung). 
Frau Bella Wechsler und 
Familie,
Aschbach."    

 
Verlobungsanzeige von Ida Wechsler und Ludwig Hammelburger (1922)    

Aschbach Israelit 04051922.jpg (22554 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1922: "Statt Karten     
Ida Wechsler - Ludwig Hammelburger     Verlobte    
Aschbach (Ofr.) - Burghaslach (Mfr.)"    

       
Verlobungsanzeige von Jenny Süss und Ernst Levite (1925)  

Aschbach Israelit 20081925.jpg (25969 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1925: 
"Jenny Süss - Ernst Levite.  Verlobte.  
Aschbach Oberfranken - Mönchsroth Mittelfranken."   

   
    
Weitere Dokumente  

Postkarte an Rosa Rindskopf c/o 
Moses Fleischmann in Aschbach (1920)  

 Aschbach Dok 15150.jpg (152574 Byte)  Aschbach Dok 15150a.jpg (163216 Byte)
Die Postkarte an Frau Rosa Rindskopf - per Adresse Herrn Moses Fleischmann - wurde versandt aus Kitzingen am 9. August 1920. Moses Fleischmann wird 1932 neben Josef Seemann (1. Vorsitzender) als Gemeindevorsteher in Aschbach genannt. Rosa Rindskopf war höchstwahrscheinlich die 1878 in Aschbach geborene Ehefrau von Ignaz (Ignatz) Rindskopf in Würzburg. So wird auf der Karte auch vom überraschenden kurzen Besuches von "Ignatz" gesprochen. Rosa Rindskopf geb. Lehmann ist 1878 in Aschbach geboren, hat in der NS-Zeit das Ghetto Theresienstadt überlebt und emigrierte 1948 zu Verwandten nach Israel. Ihr Mann Ignaz Rindskopf (geb. 1871 in Großlangheim, ist am 12. Dezember 1944 in Theresienstadt umgekommen). 
Quelle: http://www.stolpersteine-wuerzburg.de/wer_opfer_lang.php?quelle=wer_paten.php&opferid=237  
sowie Strätz  Biographisches Handbuch Würzburger Juden Band II, S. 462.   

    

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgende Kennkarte ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des aus Aschbach 
stammenden Hermann Süß
 
Aschbach KK MZ Suess Hermann.jpg (97905 Byte)    
   Hermann Süß ist am 4. August 1865 als Sohn von Jacob Süß und Caroline geb. Buchstein in Aschbach geboren. Er wohnte später in Mainz. Am 27. September 1942 wurde er ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 13. Januar 1943 umgekommen ist.   

  
  
  

Zur Geschichte der Synagoge
        
   
Zunächst war eine erste Synagoge unbekannten Baujahres vorhanden, die bis 1763 der Gutsherrschaft von Pölnitz gehörte. In diesem Jahr kaufte die jüdische Gemeinde die "alte Sinagoge" und erbaute in in den Jahren nach 1763 eine neue Synagoge. Im Synagogengebäude befand sich auch eine Lehrerwohnung sowie das Schulzimmer. 
1854 wurde als Synagogeninventar ("Geräthschaften der Synagoge") festgehalten: "1 Thora, auf Pergament geschrieben, 1 Geschichte Esther desg., 2 Feiertags Gebetbücher, 1 Werktags Gebetnuch, 7 messinge große Leuchter, 1 desgl. Weihnachtslampe (gemeint: Chanukkaleuchter), 1 eiserner Stangenleuchter, 2 eiserne Wachsbecken, 12 Thora-Anzugsmäntel, 3 H.Lade-Vorhänge, 1 Predigtstuhldecke, 1 Beschneidungsstuhl, 3 Betstände". 

Beim Novemberpogrom 1938 drangen vier SA-Männer in die Synagoge ein, zerschlugen die Inneneinrichtung und die Fenster. Die Torarollen und andere Ritualien, Schriften, Bücher und Dokumente wurden auf dem Marktplatz verbrannt. Die jüdischen Einwohner wurden gezwungen, bei der Verbrennung zuzuschauen.  

Nach 1945 wurde die ehemalige Synagoge nach Klärung der Eigentumsverhältnisse durch das Restitutionsverfahren der JRSO New York in ein Wohnhaus umgebaut. Seitdem wird der frühere Betsaal als Abstellraum benutzt, die früheren Nebenräume der Synagoge als Wohnung. Die Bausubstanz ist noch vollständig erhalten. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude restauriert (siehe Foto unten).  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeBachgasse (im Volksmund auch "Judengasse" genannt) 8 (ehem. Haus-Nr. 23)   
   
   
Fotos
(Historische Fotos von Theodor Harburger, Aufnahmen 1928/29; Quelle: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht in Th. Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. 1998 Bd. 2 S. 22-23)

Historische Fotos Aschbach Synagoge 110.jpg (80048 Byte) Aschbach Synagoge 101.jpg (88116 Byte)
  Innenansicht der Synagoge: 
Blick zum Toraschrein
Toraschild (Tass), 1928 im Privatbesitz 
der jüdischen Familien Seemann in Aschbach
 (heute im Israel-Museum in Jerusalem)
    
     
Die ehemalige Synagoge 1987
(Quelle: Schwierz s. Lit. S. 193)
  
Bauzeichnung 1987 
(Quelle: Süss, s. Lit. S. 48)  
Aschbach Synagoge 120.jpg (81238 Byte) Aschbach Synagoge 191.jpg (42586 Byte) 
     Querschnitt mit Blick auf die Ostwand
     
Die ehemalige Synagoge
nach der Restaurierung 
(Quelle: Süss s. Lit. S. 48)  
Aschbach Synagoge 190.jpg (80161 Byte)  
   Das Gebäude von Südwesten  
     
 Gedenkstein für die in der NS-Zeit umgekommenen/ermordeten
jüdischen Personen aus Aschbach 
(Foto: Wolf-Dieter Gutsch) 
   
     Alte Gedenktafel (heute im Taharahaus
auf dem jüdischen Friedhof)

  
 
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Juli 2015: Vom Leben in der ehemaligen Synagoge - Denkmalschutzmedaille für die fachgerechte Sanierung des Hauses       
Artikel von Evi Seeger im "Fränkischen Tag" vom 10. Juli 2015: "Architektur. Leben in der Synagoge
Im früheren Gotteshaus der ehemaligen jüdischen Gemeinde Aschbach lebt Familie Schierer. Für die liebevolle, fachgerechte Sanierung gab es jetzt die Denkmalschutzmedaille.

Fritz und Christa Schierer lieben alte Häuser: 'Sie haben eine besondere Atmosphäre', sagt Christa Schierer. 'Und Charakter', ergänzt Hans-Joachim Schierer, der Sohn der beiden. Auf der Suche nach einem alten Haus wurden sie 1984 in der Bachgasse in Aschbach fündig. Nun macht es aber einen Unterschied, ob man sich einfach nur für ein altes Haus entscheidet, oder - wie im Fall Schierer - eine ehemalige Synagoge erwirbt. Christa und Fritz Schierer ließen das verwahrloste Gebäude unter fachmännischer Begleitung behutsam instandsetzen, schreibt Projektbegleiterin Annette Faber vom Denkmalschutzamt. Jetzt wurden die Bemühungen und der Aufwand der Familie belohnt: Der herausragende persönliche Einsatz von Christa und Fritz Schierer wurde mit der Denkmalschutzmedaille gewürdigt. Nein, sie hätten nicht gewusst, dass das Haus unter Denkmalschutz steht, als sie es - nach einer langen Zeit des Leerstands - erwarben, sagt Christa Schierer. Doch das habe sich rasch geändert. Als Fenster erneuert werden mussten, schaltete sich der Denkmalschutz ein. Beim Kauf sei der Zustand des Hauses 'zum Fürchten' gewesen, erzählen die beiden. An der Vorderfront verschandelten dreiflügelige völlig unpassende Fenster das historische Gebäude. Die Fenster waren nicht intakt, es regnete durchs Dach, Wasserleitung und Elektroinstallation mussten neu gelegt werden, um das Haus überhaupt bewohnbar zu machen. Der Dachstuhl musste teils erneuert und - wegen des Hausbocks - präpariert werden. Das Mansarddach des spätbarocken Baus, vom Vorbesitzer mit Frankfurter Pfannen gedeckt, bekam eine denkmalgerechte Biberschwanz-Eindeckung. Sie habe sich von Anfang an vorstellen können, wie das Haus fertig aussehe, sagt Christa Schierer. Denn die Familie wollte ja darin wohnen. 'Alles, was markant ist, haben wir so gelassen', sagt Sohn Hans Joachim. Und da gab es viel in der 1766 errichteten Synagoge. Sie wurde auf dem Platz einer noch älteren Synagoge erbaut, nachdem die Aschbacher jüdische Gemeinde um 1850 stark zugenommen hatte. Bei jeder baulichen Entscheidung sei darauf geachtet worden, die Vergangenheit zu veranschaulichen, schreibt Annette Faber weiter. An der Außenseite zeichnet sich noch der Vorbau für den Thoraschrein ab. Im ehemaligen Synagogenraum sei noch die einstige Höhe der Fenster, die über zwei Etagen gingen, zu erkennen.
Als das Dach abgedeckt wurde, war das für den damals zehnjährigen Sohn 'wie eine Schatzkammer'. Er habe alles Mögliche gefunden, Gegenstände, die heute teilweise im Museum sind. Ein ganz besonderer Raum ist die einstige Frauenempore, die über eine alte gedrehte Treppe zu erreichen ist. Der etwa 80 Quadratmeter große Raum wird heute als großes Wohnzimmer genutzt und hat sich als ideal für Familientreffen erwiesen. Die hölzerne Tonnendecke ist im Original erhalten. Vor der Ostwand mit dem runden Misrachfenster sind jetzt Bestandteile der historischen Ausstattung in einem großen Podest so eingelagert, dass sie der Forschung jederzeit zugänglich sind. Bis zur Reichspogromnacht im November 1938 war das Gebäude in der Bachgasse Synagoge und Wohnung des Rabbiners. Sie habe zwar nicht gebrannt, sei aber geschändet worden, schreibt Annette Faber. Wenn Christa Schierer heute in ihrem Garten die Beete umgräbt, findet sie noch immer jede Menge Scherben von den zerborstenen Fenstern. Nach dem Krieg habe man in dem Gebäude Flüchtlinge untergebracht. Neben der Synagoge befindet sich in einem eigenen Häuschen die Mikwe aus dem Jahr 1912, das Tauchbad für die rituellen Waschungen, das ebenfalls liebevoll saniert wurde. Das Wasser für die Mikwe musste 'aus lebendigem Wasser' sein. Auch die Aschbacher Mikwe wurde über ein Rohrsystem mit Quellwasser gespeist, was heute noch zu sehen ist." 
Link zum Artikel  

  
   

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Schlüsselfeld  
bulletSeite bei hagalil zur jüdischen Geschichte in Aschbach: https://www.hagalil.com/2017/06/aschbach/  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Aschbach (interner Link) 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 105-107.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 193-194.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 203-204.
bulletKlaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. Zu Aschbach S. 77-91 (mit weiteren Quellenangaben).   
bulletJohann Fleischmann: Mesusa 2. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2000. 
bulletders.: Mesusa 4. Lebensbeschreibungen und Schicksale. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2004. 
Hierin u.a.: Aschbach 1893-1942. Das Leben der Mina Sussmann, verw. Bayer, verh. Oppenheimer S. 243-268. 
bulletJohann Fleischmann: Mesusa 8. Aus der jüdischen Vergangenheit von Walsdorf, Lonnerstadt, Aschbach und anderen Orten Frankens. Mühlhausen 2011. 
Mesusa 08 Lit 2011.jpg (88529 Byte)
Mesusa 8.  
Aus der jüdischen Vergangenheit von Walsdorf, Lonnerstadt, Aschbach und anderen Orten Frankens. 

Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach.  
Herausgeber: Johann Fleischmann 
Arbeitskreis "Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach" 
Mühlhausen: Selbstverlag REG, 2011    ISBN 978-3-933623-16-4 (gb)
Internet: www.mesusa.de  
E-Mail: johann.fleischmann[et]mesusa.de    

  

bullet
Synagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Aschbach S. 56-65 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).
bulletFranken Obpf Lit 010.jpg (75915 Byte)Hans-Peter Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Aschbach S. 47-48.      

        
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Aschbach Upper Franconia. The community was founded in the first half of the 18th century, with a synagogue erected in 1748 and a school building in 1831. It refused to attach itself to the liberal Bamberg district rabbinate in 1914, preferring the Orthodox of Kitzingen. The Jewish population reached 93 (total 653) in 1900, thereafter declining steadily to 40 in 1933. In 1935-41 12 emigrated and nine left for other German cities. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938) and its religious books were publicly burned. In spring 1942, 13 Jews were expelled to Bamberg and from there deported to Izbica in the Lublin district of Poland and the Theresienstadt ghetto. 
     
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                 

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020