Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Münzenberg (Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 
  

2014: Publikation zur Geschichte der jüdischen Familien in Münzenberg, Gambach und Fauerbach II ist erschienen   
Muenzenberg Lit 025.jpg (83491 Byte)Hanno Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald 2014. 
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet. 
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über: 
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de  
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg  www.muenzenberg.de   
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de/       

   
Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
- Allgemeine Berichte     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)             
   
In Münzenberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.  

Bereits im Mittelalter lebten Juden spätestens seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts in der Stadt. Zu Beginn des Jahres 1188 floh (am 2. Februar 1188) nach einem Bericht von Eleasar ben Jehuda aus Worms der größte Teil der Mainzer Juden in die feste Stadt Münzenberg, von wo aus sie erst am 26. April 1188 nach Mainz zurückkehrten. Während der Zeit ihres Aufenthaltes in Münzenberg waren sie jedoch auch großer Gefahr ausgesetzt, nachdem am 2. März 1188 eine Christin in einen Brunnen gefallen war, der sich auf einem öffentlichen Platz befand, wo Juden wohnten. Die Christen beschuldigten die Juden, die Frau in den Brunnen geworfen zu haben. Burgherr Graf Kuno I. von Münzenberg nahm die Juden jedoch in Schutz.   
Auf Grund der Tatsache, dass die Mainzer Juden 1188 nach Münzenberg flohen, kann davon ausgegangen werden, dass schon längere Zeit  in der Stadt eine jüdische Ansiedlung bestand. Kuno I. von Münzenberg hatte um das Jahr 1180 den Juden David-ha-Kohn als Münzmeister in Diensten. Dieser stammte vermutlich aus Frankfurt. 1195 siedelte ein bedeutender jüdischer Gelehrter - David ben Kalonymos ben Meir ben Kalonymos - vermutlich aus Speyer nach Münzenberg über und nannte sich nun David aus Münzenberg. Er war einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten seiner Zeit und stand mit anderen hervorragenden jüdischen Gelehrten in engem Kontakt. Er verfasste neben gelehrten halachischen Ausführungen auch liturgische Lieder, in denen er u.a. die durch Christen geschehenen Entweihungen heiliger jüdischer Orte beklagte. Durch David aus Münzenberg und vermutlich noch andere jüdische Gelehrte war Münzenberg in dieser Zeit ein geistiges Zentrum des Judentums in der weiteren Region. Die Juden lebten in der Stadt unterhalb der Burg - zwischen Burg und der heutigen evangelischen Kirche.       
     
Auch im 13. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt. 1277 versetzte Rudolf von Habsburg dem Ulrich I. von Hanau die Steuer der Juden zu Assenheim, Münzenberg und Nidda für 300 Mark Kölner Pfennige, zahlbar in Jahresraten von 30 Mark. König Albrecht I. bestimmte im Juli 1306, dass die Steuer der Juden in den Orten Münzenberg, Assenheim und Königstein je zur Hälfte ihm und den Grafen von Falkenstein zufallen sollte. Die Juden lebten vor allem vom Geldverleih. Namentlich genannt werden die Brüder Samuel und Abraham von Münzenberg und Abrahams Sohn Judeman (1328) sowie Josep und sein Schwiegersohn Falk (1329); ein anderer Falk von Münzenberg wird 1349 als Bürger in Frankfurt erwähnt. Zwischen 1340 und 1349 ließen Jutte und Snye (Sne) von Münzenberg in Frankfurt ihre Schuldforderungen in die dortigen Gerichtsbücher eintragen. Bei der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden die Juden der Stadt vermutlich Opfer der Verfolgung, doch liegen keine Nachweise vor. 1351 ließ sich Ulrich von Hanau seine Recht über die Juden zu Münzenberg erneut bestätigen, doch ist unklar, ob damals schon wieder Juden in der Stadt lebten. 1355 werden "judenhuser" (Judenhäuser) genannt, die damals jedoch nicht mehr in jüdischen Besitz waren. 
  
Seit Mitte des 15. Jahrhunderts lebten Juden wieder in der Stadt (1450). 1502 waren es sieben Schutzjuden und einige weitere, die keine Schutzzusagen hatten, also insgesamt etwa 10 jüdische Familien. Auch in der Zeit des 15./16. Jahrhunderts lebten die Juden vor allem vom Geldhandel, hauptsächlich auf Pfänderbasis. Auch erste jüdische Viehhändler werden erwähnt; ein Juden war "Kartenmacher", ein anderer war vielleicht als Glaser tätig. In der Stadt wird 1436 eine "Judenschule" (Synagoge) genannt beziehungsweise eine "Synagoge" (1499) wie auch ein "Judenbad" (1423, 1499). Erst 1549 wird erstmals eine "Judengasse" erwähnt. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Frankfurt beigesetzt (1495), ausnahmsweise auch in Butzbach (1455). 1508 wollten die Ganerben zu Münzenberg die Ausweisung der Juden der Stadt erreichen. 1512 wurde diese zwar durchgeführt - in diesem Jahr war nur noch eine jüdische Familie in der Stadt, doch konnte wenige Jahre später wieder jüdische Familien zuziehen (1526 vier jüdische Familien aufgenommen). Vermutlich lebten dann ohne Unterbrechung bis zum 20. Jahrhundert Juden in der Stadt.         
       
Im 17. Jahrhundert werden 1601 acht, 1631 fünf, 1668 zehn jüdische Familien in der Stadt genannt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts stellte die jüdische Gemeinde etwa ein Drittel der Gesamteinwohnerschaft des Ortes. 1751 werden als jüdische Steuerzahler aufgeführt: Meyer Salmon Sohn, Mardachai Isaacs Sohn, Nathan Mardachai Sohn, Simson Isaacs Sohn, Simson Isaacs Eydam, Abraham Davids Sohn, Raphael Davids Sohn, Jacob Isaacs Sohn.         
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 97 jüdische Einwohner, 1861 138 (14,0 % von insgesamt 987), 1880 44 (4,9 % von 891), 1900 27 (3,3 % von 815), 1914 32 (3,5 % von 905). Die Zahl der jüdischen Einwohner ging vor allem durch Abwanderung nach Friedberg und Frankfurt zurück. Die Familienvorstände waren vor allem als Kaufleute und Viehhändler tätig; es gab zeitweise zwei jüdische Metzger. Alle lebten in einfachen Verhältnissen.   
    
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (Reste wohl um 1900 beseitigt) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. 1860 wird als jüdischer Lehrer am Ort ein Lehrer Fürth genannt (erwähnt in einem Bericht über eine Lehrerkonferenz in Gießen 1860). Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat in Gießen.         
 
Um 1924, als zur Gemeinde 31 Personen gehörten (3,2 % von insgesamt 968 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Sigmund Metzger, Louis Stein und Emil Katz. Als Rechner der Gemeinde war Karl Katz tätig. Die damals neun schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer M. Fuld aus Butzbach. 1932 waren die Gemeindevorsteher Daniel Katz (1. Vors.), Simon Bing (2. Vors.) und Ludwig Karbe (3. Vors.). Die Repräsentanz der Gemeinde stand unter Vorsitz von Emil Katz. Im Schuljahr 1931/32 erhielten drei jüdische Kinder Religionsunterricht.   

1933 lebten noch 27 jüdische Personen in der Stadt (2,9 % von 943).
In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.); auch das Kolonialwarengeschäft der Familie Katz und das Geschäft Stern wurden geplündert. 1939 wurden noch 17 jüdische Einwohner gezählt, zum 31. Dezember 1940 noch 16. Der letzte Gemeindevorsteher Emil Katz konnte noch in die Dominikanische Republik auswandern. Die letzten elf, nach anderen Angaben sieben jüdischen Einwohner wurden 1942 aus der Stadt deportiert. 
  
Von den in Münzenberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Adler geb. Katz (1889), Irene Artmann geb. Katz (1912), Berta Bing geb. Rosenstein (1885), Simon Bing (1879), Fanny Kahn geb. Katz (1887), Adolf Karbe (1911), Rosa Karbe (1901), Susanne (Sannchen) Karbe geb. Grünebaum (1879), Adolf Katz (1914), Emil Katz (182), Hermann Katz (1878), Karl Katz (1877), Kathinka Katz geb. Wetterhahn (1876), Selma Katz (1884), Simon Katz (1881), Fanny Meier geb. Oppenheimer (1851), Arnold Metzger (1921), Erna Rosenthal geb. Katz (1905), Ruth Rosenthal (1834), Martha Stein (1888), Minna Stein geb. Katz (1892).      
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
 
Allgemeine Berichte  

Hinweis auf die Ereignisse im Jahr 1188 (Artikel zum Darmstädter Codex von 1926)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die Israelitischen Gemeinden Württemberg" vom 1 April 1926: "...Der größte Teil des Kommentars stammt von dem schon erwähnten E. Eleasar b. Jehuda aus Worms, wie ich durch Vergleich mit verschiedenen Handschriften der Bodleina in Oxford und des British Museum in London festgestellt habe. Bemerkenswert ist die Erwähnung des Kommentars, dass während des 3. Kreuzzuges im Jahr 1188 die Juden von Münzenberg (Oberhessen) beschuldigt wurden, eine Christin in einen Brunnen geworfen zu haben und von dem damaligen Dynasten von Münzenberg beschützt wurden. Merkwürdigerweise wurde im Jahre 1920 in der Nähe von Darmstadt bei einem größeren Münzenfund im Odenwald auch ein Münzenbergischer Brakteat mit hebräischer Umschrift aus dem Ende des 12. Jahrhunderts entdeckt, der das betreffende Ereignis überraschend bestätigt..."         

     
Gemeindebeschreibung von Münzenberg (1936!)          

Muenzenberg GBlIsrGF Okt1936S28.jpg (283279 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" Oktober 1936 S. 28-29: "Münzenberg.  Städtchen mit kaum 1.000 Einwohnern, darunter etwa 20 jüdische Seelen. Uralte Siedlung, wahrscheinlich schon aus vorrömischer Zeit, auf dem 'Müntzenberg', der nach dem auf ihm wachsenden Minzen hieß: schon um 1170 krönten ihn Burg und Schloss des Grafen Kuno I. von Müntzenberg (1151-1212), dessen Geschlecht Jahrhunderte blühte und zeitweise sehr mächtig und den Juden fast immer wohlgesinnt war. - Die Judenschaft ist die unter allen Gemeinden der Wetterau am frühesten beglaubigte. Während der Judenverfolgungen zur Zeit der Kreuzzüge fanden Juden hier Aufnahme und Erwerbsmöglichkeit. 1188 erlebt Rabbiner Eleasar ben Jehuda, der 'Rokeach', der aus Mainz nach Münzenberg geflohen war, auch hier eine Judenverfolgung. Das Volk beschuldigte die Juden, eine in einen Brunnen gefallene Christin hineingeworfen zu haben. Kuno I., ein aufgeklärter Dynast, dem damals oder schon einige Jahre vorher auch der jüdische Münzenmeister David ha Cohen dient, rettete sie. 1223 nimmt an einer bedeutsamen Rabbinersynode in Mainz Rabbi David ben Kalonymos, genannt David Münzberg, teil, der einst vor Unruhen aus Speyer nach Mainz geflohen war. - Die Gemeinde hat eine stattliche Synagoge und ihren eigenen Friedhof. - In der Synagoge, 1848 eingeweiht, etwa 120 Plätze - 2 Frauen-Emporen - zählend, steht eine Torarolle, 1771 in Münzenberg ausgebessert, aber viel älter; auch einige Wimpel deuten auf höheres Alter der heutigen Gemeinde hin, die 1848 reichlich 30, heute noch 5 Familien zählt. Auskunft durch Vorsteher Emil Katz. - Sehr sehenswert die Ruine der 1689 zerstörten Burg, teils romanisch, teils gotisch, mit außerordentlicher Aussicht von der oberen Plattform auf Westerwald, Taunus und Vogelsberg, Rhön, Spessart und Odenwald. Die einstige Nikolauskapelle, heute Scheune, hat interessante Überreste frühgotischen Stils. Daneben ein uralter Ziehbrunnen (wohl jener aus der Zeit des Rokeach) mit Barock-Überbau aus 1776. - Eine halbe Stunde südöstlich von Münzenberg vereinigen sich, aus Südwest und Südost kommend, zwei Römerstraßen. Von hier aus fast genau nördlich in 45 Minuten oder von Münzenberg (blauer Kreis) durch Trais-Münzenberg, bei einem Haus mit ganz besonders schönen Giebelschnitzeien auf die Römerstraße treffend, dann nordwärts, am Wetterbergskopf - davor Dolmengrab - vorbei, kommen wir in 40 Minuten zum teilweise gut erhaltenen Römerkastelle Alteburg und zur großartigen gotischen Klosterruine Arnsburg (besichtigen!), die von den Münzenberger Herren angelegt wurde. - Nun auf schönem Weg in 1 Stunde (rotes Kreuz) bis Garbenteich und (roter Strich) in einer weiteren Stunde bis (Giessen)".
(Untertext zum Foto: Alter Brunnen in Münzenberg. Er stammt aus der Zeit vor 1188, der Überbau erst 1776. In diesem Brunnen kam 1188 die Christin um, weshalb dann eine Judenverfolgung in Münzenberg ausbrach. Die Scheune neben dem Brunnen 13. Jahrhundert, als Kapelle anstelle einer älteren erbaut, die Zeitgenossin jenes Geschehnisses war."              

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Über die mittelalterliche Synagoge wurde bereits oben berichtet. Es ist nicht bekannt, wo sie sich befand. Auch über die Beträume der Folgezeit ist kaum etwas bekannt. Möglich ist, dass die Synagoge des 19. Jahrhunderts auf dem Platz einer alten Synagoge bzw. weiterer Vorgängerbauten stand. Nach anderen Angaben stand zumindest die mittelalterliche Synagoge näher an der Burg. Um 1600 wurde eine neue Synagoge gebaut, da 1601 von Kellerschreiber Wendel Rott berichtet wurde, dass er für seine Behausung, "so ein Juden Schul gewesen" einen Gulden Jahresmiete zahlte. Die Angabe weist auch darauf hin, dass sie der Standort der Synagoge verändert hat.    
    
Zwischen 1843 und 1848 wurde eine neue Synagoge in der damaligen Mittelgasse (heute Am Junkernhof) erbaut und eingeweiht. Erstellt wurde ein zweigeschossiger massiver Steinbau mit einem Satteldach giebelseitig zum Straßenzug. Sie hatte 120 Plätzen (zwei Frauenemporen) und barg wertvolle alte Kultgegenstände (vgl. Gemeindebeschreibung von 1936 oben). Etwa 90 Jahre war das Gebäude Mittelpunkt des religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde in der Stadt.    
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Ein etwa 15 Mann starker Nazi-Trupp hatte die Eingangstüre aufgebrochen, die Fenster zerschlagen und schließlich die Kultgegenstände und die Inneneinrichtung auf einen vor der Synagoge errichteten Scheiterhaufen geworfen. 
 
Das Synagogengebäude ging in den Besitz der Stadt über, die es zu einem Feuerwehrhaus umbaute. 1985 wurde eine Gedenktafel am Gebäude angebracht. 
 
1996
wurde der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses beschlossen. Gleichzeitig begannen Überlegungen im Blick auf eine künftige Nutzung des ehemaligen Synagogengebäudes. 2003 wurde vom "Freundeskreis der Burg und Stadt Münzenberg e.V." ein Sanierungs- und Nutzungskonzept für das Synagogengebäude erarbeitet. 2005 beschloss der Gemeinderat der Stadt Münzenberg (nach Auszug der Feuerwehr aus dem Gebäude), die als "Kulturdenkmal" unter Denkmalschutz stehende ehemalige Synagoge zu sanieren und einer künftigen öffentlichen Nutzung als eines kulturelles Zentrums zuzuführen. 2007/09 wurde die Restaurierung unter großem Engagement des Vereins "Freundeskreis der Burg und Stadt Münzenberg e.V." - gemeinsam mit der Stadt Münzenberg - durchgeführt. 

Am 29. Mai 2009 konnte das Gebäude als "Kulturhaus Alte Synagoge" eingeweiht werden. Es dient seitdem für kulturelle Veranstaltungen in der Stadt (aktuelles Programm siehe unten über Links).              
   
   
Adresse/Standort der Synagoge Am Junkernhof 14 / Ecke Pfarrgasse    
  
  
Fotos
(Quelle: Plan sw-Fotos von Altaras 1988 S. 189; Farbfotos: Website des "Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg e.V.", siehe unten bei Links)  

Lageplanskizze   Muenzenberg Synagoge 140.jpg (90735 Byte)
    "Stadt Münzenberg - Burg und Neustadt nach 1300. 1. Burg a) östlicher Bergfried, 
b) westlicher Bergfried 2. Stadtmauer c. Pforte 3) Pfarrkirche mit Friedhof 
4) Rathaus, 5) Gerichtslinde  6) Standort des ehemaligen Synagoge.
    
       
Das Synagogengebäude nach 1945    
Muenzenberg Synagoge 141.jpg (79999 Byte) Muenzenberg Synagoge 142.jpg (84728 Byte) Muenzenberg Synagoge 191.jpg (26727 Byte)
Die ehemalige Synagoge wurde bis nach 1996 als Feuerwehrgerätehaus verwendet
         
Muenzenberg Synagoge 192.jpg (30322 Byte) Muenzenberg Synagoge 193.jpg (20418 Byte) Muenzenberg Synagoge 194.jpg (41048 Byte)
Während der Restaurierung der ehemaligen Synagoge - Aufnahmen von 2008 
     
     
Die ehemalige Synagoge nach Abschluss
der Restaurierung im Mai 2009  
Muenzenberg Synagoge 190.jpg (40573 Byte) Muenzenberg Synagoge 1301.jpg (19133 Byte) 
   Außenansicht   Aufgang zum Obergeschoss 
      
Muenzenberg Synagoge 1305.jpg (13503 Byte) Muenzenberg Synagoge 1307.jpg (24251 Byte) Muenzenberg Synagoge 1309.jpg (26704 Byte)
Obergeschoss auf Höhe der 
früheren Frauenempore 
Bereich des Erdgeschosses - unterer Bereich des früheren Betraumes  
   

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
  

Dezember 2007: Regionalpolitiker besuchen die ehemalige Synagoge   
Artikel in www.hallo-wetterau.de vom 17.12.2007 (Artikel): "SPD-Landratskandidat Arnold: 'Mahnendes Andenken bewahren'
Kürzlich hat sich SPD-Landratskandidat Joachim Arnold in Münzenberg auf die Spuren jüdischer Vergangenheit begeben. Gemeinsam mit dem langjährigen SPD-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Karl-Heinz Schneider sowie Wolfgang Effinger, Manfred Tschertner und Horst Metzger besuchte er die ehemalige Synagoge und den Gedenkstein für die aus Münzenberg stammenden jüdischen Bürger, die während der Nazi-Zeit ermordet wurden oder emigrieren mussten. 
Die Münzenberger Synagoge wurde am 10. November 1938 von den Nazis gestürmt und teilweise zerstört. Außerdem wurden die Thorarollen geraubt, geschändet und verbrannt. Die Synagoge, die momentan renoviert wird, soll nicht als solche wieder aufgebaut werden, sondern nach ihrer Fertigstellung als Kulturzentrum genutzt werden. Eine Gedenktafel soll jedoch an die Verbrechen der Vergangenheit erinnern, was Landratskandidat Joachim Arnold begrüßt: 'Die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit dürfen nicht verblassen. Daher sind solche Projekte wie hier in Münzenberg von großer Bedeutung, um ein mahnendes Andenken zu bewahren. Die Menschen müssen sich daran erinnern, wohin es führt, wenn man verblendeten Menschenhassern wie der NPD und Gleichgesinnten folgt.'"  
     
Juni 2008: Spenden unterstützen die Restaurierung der Synagoge      
Artikel von der Website des Freundeskreises Münzenberg (Artikel):  "Synagoge wird 'Haus der Begegnung'
MÜNZENBERG.
(pe. 3. Juli 2008) Die Stiftung der Sparkasse Oberhessen unterstützt mit 13.000 Euro die Sanierung der ehemaligen Synagoge in Münzenberg. Die finanzielle Förderung der Stiftung wird für die Renovierung des Eingangsportals genutzt. Nach der Scheckübergabe an den Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg e. V. gab es eine 'Lieder-liche Stadtführung'.
Münzenberg, im Juni 2008. Günter Sedlak geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung der Sparkasse Oberhessen traf sich jüngst zur feierlichen Scheckübergabe mit Münzenbergs Bürgermeister Hans Jürgen Zeiß sowie den beiden Vorsitzenden des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg e. V., Uwe Müller und Walter Stromeyer, vor der alten Synagoge in Münzenberg. Anlass hierzu gab die Sanierung der alten Synagoge, welche die Stiftung der Sparkasse Oberhessen mit einer Fördersumme von 13.000 Euro unterstützt. Mit der finanziellen Zuwendung werden insbesondere die Gestaltung des Portals und des Eingangsbereichs mit Treppe, Türelementen und Rundfenstern saniert. Nach der Scheckübergabe folgten der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende und Bürgermeister Zeiß der Einladung des Freundeskreises an einer der momentan stattfindenden historischen 'Lieder-lichen Stadtführungen' teilzunehmen, die am Samstag mit einem gemeinsamen Abendessen ausklang. Der Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg e. V. arbeitet eng mit den Gremien der Stadt Münzenberg und der Denkmalpflege daran, die ehemalige Synagoge einer denkmalverträglichen Nutzung zuzuführen. Dabei soll kein museales Schaustück geschaffen werden, sondern ein Ort, der in einem lebendigen Dialog mit der Vergangenheit und der Gegenwart steht. Hinter der vorgesehenen Nutzung der alten Synagoge steht die Vision von einem 'Haus der Begegnung'. Herr Sedlak erklärte abschließend: 'Die Stiftung der Sparkasse Oberhessen engagiert sich auf vielen Ebenen in der Region und unterstützt zahlreiche Projekte auch im kulturellen Bereich. Die Sanierung der alten Synagoge ist ein Kulturprojekt, das den Spagat zwischen historischer Verantwortung und innovativen Ideen für die Zukunft meistert. So freut es uns, dass mit der Fördersumme von 13.000 Euro die Münzenberger Synagoge von einem Lagerraum in ein Haus der Begegnung und des Dialogs umgewandelt wird."
 
August 2009: Anerkennung durch Politiker für die gelungene Restaurierung   
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 21. August 2009 (Artikel): "Geschichte und Gesellschaft verträglich kombiniert
Münzenberg
(pm/dab). 'Zu diesem Kulturhaus kann man nur gratulieren.' Das war die übereinstimmende Auffassung der früheren hessischen Wissenschaftsministerin Ruth Wagner (FDP), die mit dem liberalen Bundestagskandidaten Achim Güssgen zu Besuch in Münzenberg war. 
Gemeinsam mit Bürgermeister Hans-Jürgen Zeiß und Uwe Müller, dem Vorsitzenden des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg, erkundeten die beiden Besucher das Kulturhaus Alte Synagoge.Wagner und Güssgen ließen sich anhand der Baupläne und einer Fotodokumentation den Verlauf der Restaurierungsarbeiten erläutern. 'Man kann anhand dieser Dokumentation sehr gut erkennen, wie viel Arbeit und welche enorme Leistung in diesem Gebäude stecken', sagte Güssgen. Die vom Stadtparlament formulierte Vorgabe, die historische Bausubstanz des denkmalgeschützten Hauses zu erhalten und eine neue Nutzungsform herauszubilden, ist nach Wagners Urteil bestens erfüllt worden. 'Damit berücksichtigt man nicht nur die historische Rolle des Gebäudes, sondern es wird auch den gesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung getragen', sagte die frühere Ministerin. 'Der historische Altstadtkern ist durch die Restaurierung erheblich aufgewertet worden', ergänzte Güssgen..."    
   
Juli 2013Auszeichnung für das Ehepaar Petra und Uwe Müller  
Presseartikel: „Würdige Preisträger“ (Kreis-Anzeiger, 31.07.2013) 
Anmerkung: Den Kulturpreis des Wetteraukreises 2013 erhält am 7. November bei einer Veranstaltung in der Alten Synagoge Münzenberg das Münzenberger Ehepaar Petra und Uwe Müller. Beide sind seit 25 Jahren ehrenamtlich auf vielen kulturellen Gebieten in Münzenberg und der Region aktiv. Gemeinsam mit einem Freundeskreis waren sie wesentlich an der Wiederbelebung der alten Synagoge in Münzenberg und deren Umbau zu einer Kulturstätte tätig.   

   
    


Links und Literatur  

Links:  

Website der Stadt Münzenberg    
Muenzenberg Synagoge 195.jpg (8079 Byte)Website des "Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg e.V."  mit Seiten zur Synagoge 
und zum jeweils aktuellen Veranstaltungsprogramm im "Kulturhaus Alte Synagoge" 
Zur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Münzenberg (interner Link) 

Literatur:  

Germania Judaica I S. 239-242; II,2 S. 566; III,2 S. 914-919.   
Fritz H. Hermann: Zur Geschichte der Juden in Münzenberg. Wetterauer Geschichtsblätter. 23 1947 S. 23-30. 
Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 98-99.   
ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 152 (Abbildung des alten Brunnens, in dem 1188 die christliche Frau gefallen ist)  
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 153. 
dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007 S. 215.  
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 328.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 257-258.   
Gail Schunk: Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde von Münzenberg vom 12. bis 18. Jahrhundert. Online zugänglich (pdf-Datei)  
Muenzenberg Lit 025.jpg (83491 Byte)Hanno Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald 2014. 
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet. 
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über: 
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de  
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg  www.muenzenberg.de   
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de/  
Wertheimer Mathilde Lit 005.jpg (59674 Byte) Mathilda Wertheim Stein: The Way it Was: The Jewish World of Rural Hesse. 427 pages. FrederickMax Publications 2000. ISBN 978 0 967 3282 01. 
Weitere Informationen: siehe eingestellte pdf-Datei mit Bestellmöglichkeit über www.israeled.org bzw. http://www.amazon.com/The-way-was-Jewish-world/dp/0967328209   
Darin u.a. in Kap. 2: "The Kalonymus Family and the Jews of Münzenberg".  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Muenzenberg  Hesse. Townsfolk instigated a blood libel against the medieval community in 1188, but Jews from Mainz, Worms, and Speyer found temporary shelter there during the Third crusade (1189-92). Having become a regional Torah center, the community flourished until the Black Death persecutions of 1348-49, when the Jews were expelled. They returned about 100 years later and comprised a third of the population in 1700. Numbering 138 (14 %) in 1861, they dwindled to 32 by 1914. Nazis organized a pogrom in advance of Kristallnacht (9-10 November 1938) and destroyed the synagogue's interior. Most Jews had left by 1939; seven were deported in 1942.  
   
     

                   
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Stand: 04. März 2017