Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sommerhausen am Main (Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Kennkarte aus der NS-Zeit      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
     
In Sommerhausen bestand eine jüdische Gemeinde seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück: 1532 werden in einer Urkunde die Juden "Samvuel vnd Abraham zu Sumerhausen" genannt (Urkunde auf der Seite zu Goßmannsdorf).   

1813
wurde die Zahl der Matrikelstellen (Zahl der am Ort erlaubten jüdischen Familien) auf 19 festgesetzt (s.u.). Die Zahl der jüdischen Einwohner im 19. Jahrhundert entwickelte sich wie folgt: 1816 105 jüdische Einwohner (8,9 % von insgesamt 1.180 Einwohnern), 1867 78 (6,5 % von 1.201), 1888 70, 1890 62 (5,2 % von 1.201), 1893 71 (in 14 Familien), 1900 59(5,1 % von 1.155), 1910 37 (3,2 % von 1.150). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Ab- und Auswanderung somit stark zurück. Die jüdischen Familien lebten insbesondere vom Handel mit Wein. 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sommerhausen auf insgesamt 19 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen, das Gewerbe wird nur in einem Fall angegeben): Moses Samuel Adler, Seeligmann Jacob Traub, Schmai Isaac Stopp, Benedikt Moses Rosenfelder, Abraham Jakob Stern, Elias Beer Stahl, Abraham Salomon Dorn, Nathan Samuel Grünkorn, David Jonas Franck, Jacob Wolf Strauß (Kleinhändler), Hertz Benjamin Baum, Nathan Beer Adler, Isaac Wolf Strauß, Aron Seeligmann Traub, Benjamin Isaac Schloß, Aron Levy Adler, Feifel Jüdlein Palm, Abraham Wolf Strauß, Joseph Benedikt Rosenfelder. Nicht in die Matrikel wurden aufgenommen, aber am Ort toleriert: Joseph Aron Barth, Samuel Aron Barth.     
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) mit einer Religionsschule und der Lehrerwohnung sowie ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof Allersheim beigesetzt. Die jüdischen Kinder besuchten außerhalb des Religionsunterrichtes die allgemeine Ortsschule; nach einem Bericht des Herrschaftsgerichtes von 1820 gab es damit keine Probleme. Für den Religionsunterricht und die Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. unten die Anzeigen zur Ausschreibung der Stelle). Von den Lehrern werden genannt: um 1869/1871 Lehrer Löwenthal, von 1879 bis 1891 Siegmund Pollack (wohnte vermutlich zeitweise in Goßmannsdorf), bis 1884 Isak Bischkowitz (siehe unten), um 1893/1896 David Sonn (unterrichtete um 1896 auch die Kinder in Goßmannsdorf). In besonderer Erinnerung von den Lehrern blieb Philipp Mandelbaum, der seit 1899 in Sommerhausen angestellt war. Von seinem Sohn Hugo Mandelbaum (1901-1997) liegen die Lebenserinnerungen und damit auch Beschreibungen des jüdischen Lebens in Sommerhausen Anfang des 20. Jahrhunderts vor (s.Lit. und Text). Die Religionsschule wurde 1893 von 13 Kindern besucht.
  
Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Kitzingen
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1867/1869 Julius Palm; um 1888 M. Palm; um 1892/1900 Julius Sichel.
  
An jüdischen Vereinen gab es: den Wohltätigkeitsverein Chewra Gemilus Chasodim (1872 genannt). 
     
Um 1925, als noch 24 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (2 % von ca. 1.200 Einwohnern) waren die Vorsteher der Gemeinde E. Stahl, R. Landecker und Max Strauss. 1932 ist Richard Landecker als einziger Vorsteher vermerkt. Er blieb dies bis zur Auflösung der Gemeinde (1938, siehe Bericht unten zu seinem 80. Geburtstag 1937).  
   
1933 lebten noch 21 jüdische Personen in Sommerhausen. Am 28. Juli 1938 wurde die Gemeinde offiziell aufgelöst. Damals lebten nur noch sechs jüdische Personen am Ort. Die anderen waren bis dahin emigriert oder in andere Orte verzogen. Auswandern konnten u.a. Hannchen Dorn (1936 nach New York) sowie Irma Lindner geb. Strauss mit den Kindern Erich und Ludwig Lindner (1938 nach Mexiko). Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Wohnungen der letzten jüdischen Einwohner demoliert. Anfang 1941 wurden noch drei jüdische Einwohner gezählt. Sie verließen am 6. Februar 1941 den Ort, darunter Mathilde Landecker, die bis zuletzt in der Lehrerwohnung der Synagoge lebte.    
     
Von den in Sommerhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Paula Adler geb. Lindo (1882), Sofie Adler geb. Strauss (1881), Isidor Buchmann (1875), Max Buchmann (1879), Philipp Buchmann (1882), Martha Heinemann geb. Klaber (1900), Emma Jüngster geb. Stahl (1887), Grete Klaber (1907), Martha Klaber geb. Klaber (1900), Pauline Klaber geb. Strauss (1871), Mathilde Landecker geb. Strauss (1875), Ermestine Lichtenstein geb. Buchmann (1878), Leopold Löwenthal (1871), Rina (Rica) Lucas geb. Strauß (1869), Berta Malsch (1876), Elise Mantel geb. Palm (1865), Julius Palm (1869), Moritz Palm (1889), Lina Rapp geb. Adler (1872), Grete (Gretchen) Rosenzweig geb. Stahl (1888), Hede Rosenzweig (1924), Karl Stahl (1882), Lazarus Stahl (1881), Paula Stahl geb. Östreicher (1889), Ernst Strauss (1896), Hedwig Strauss (1897), Jenny Strauss (1894), Luise Therese Strauss (1911), Mary Strauss geb. Dessauer (1885), Milton Strauss (1899), Samuel Siegfried Strauss (1878), Selma Sundheimer geb. Gallinger (1903), Sigmund Sundheimer (1885), Therese Gertrud Sundheimer (1927), Frieda Wolff geb. Buchmann (1873), Helene Wolf geb. Buchmann (1872).        
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungstexte für die Stelle des Religionslehrers, Vorsängers und Schächters 1879 / 1891 / 1892 / 1898 / 1900

Sommerhausen Israelit 08011879.jpg (39006 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1879: "Vakanz. Durch Berufung unseres Herrn Lehrers nach Frankfurt am Main ist die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle dahier erledigt. Dieselbe trägt: Persönlichen festen Gehalt  Mk. 470, Beheizung der Schule Mk 50, Wohnungs-Anschlag im neugebauten Gemeindehause  Mk 100, Erträgnisse der Schächterfunktion ohne Garantie ca. Mk. 400 und noch besondere Nebenverdienste. 
Gesuche sind franco zu richten an den Vorstand der israelitischen Kultgemeinde zu Sommerhausen bei Würzburg."   
 
Sommerhausen Israelit 31081891.jpg (32593 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle dahier ist vakant. Der Gehalt ist 400 Mark freue Wohnung nebst 25 Mark Entschädigung für Heizung des Schullokales. Das Erträgnis der Schächterfunktion beträgt mit den sonstigen Nebenverdiensten ca. 4-500 Mark. Bewerber wollen sich innerhalb 14 Tagen anher melden. 
Sommerhausen, 26. August 1891. Der Israelitische Kultus-Vorstand."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1892: "Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle dahier ist in Folge Ablebens der seitherigen Inhabers vakant. 
Der Gehalt ist 400 Mark, freie Wohnung nebst 250 Mark Entschädigung für Heizung des Schullokales. 
Das Erträgnis der Schächterfunktion beträgt mit den sonstigen Nebenverdiensten ca. 4-500 Mark. 
Dem Gewählten ist die Aussicht geboten, wahrscheinlich die Schächterfunktion und die Erteilung des Religionsunterrichtes einer Nachbargemeinde übertragen, zu erhalten. 
Bewerber wollen sich innerhalb 14 Tag anher melden. Sommerhausen, 6. Mai 1892. 
Der Israelitische Kultus-Vorstand: Julius Sichel".
    
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Januar 1897:
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle dahier ist vakant. Der Gehalt ist 425 Mk., bei freier Wohnung. Material zur Beheizung des Schullokals wird von der politischen Gemeinde verabreicht.
Das Erträgnis der Schächterfunktion beträgt mit den sonstigen Nebenverdiensten circa 5-600 Mark.
Bewerber wollen sich innerhalb 14 Tagen anher melden.
Sommerhausen, 26. Januar. Julius Sichel, Kultus Vorstand."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1898
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle dahier ist vakant. Der Gehalt ist Mark 425, bei freier Wohnung. Material zur Beheizung des Schullokales wird von der politischen Gemeinde verabreicht. Das Erträgnis der Schächterfunktion beträgt mit den sonstigen Nebenverdiensten ca. 5 - 600 Mark. Bewerber, wovon verheiratet mit kleiner Familie den Vorzug erhalten, wollen sich innerhalb 14 Tagen anher melden. 
Sommerhausen, 11. September (1898). 
Julius Sichel,
Kultusvorstand."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1900
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist vakant. Das Erträgnis derselben beläuft sich auf ca. 1.200 Mark. Reflektanten (wovon verheiratete bevorzugt werden), belieben Zeugnisse einzusenden an 
Julius Sichel
Kultusvorstand, Sommerhausen am Main."

      
Spendenaufruf und erste Spenden für die Witwe des Lehrers Isak Bischkowitz (1884)   

Anzeige in "Der Israelit" vom 5. Mai 1884: "Edle Glaubensgenossen!
In der Gemeinde Sommerhausen, diesseitigen Rabbinates, wirkte seit mehreren Jahren als Religionslehrer, Vorsänger und Schächter Herr Isaak Bischkowitz, aus Russland gebürtig. Derselbe wurde leider vor einigen Wochen im besten Mannesalter von dieser Welt abberufen und hinterließ ohne irgendwelche Subsistenzmittel eine Witwe mit sieben unversorgten Kindern, von denen das jüngste erst nach dem Tode des Vaters geboren wurde. Die Lage dieser unglücklichen Witwe und Waisen ist eine höchst bedauernswerte. Die Gemeinde Sommerhausen tut ihr Möglichstes, sie ist aber zu klein, um eine nachhaltige Unterstützung gewähren zu können. Es ergeht daher hiermit die ergebenste die Bitte an alle edle Glaubensgenossen, sich dieser unglücklichen Familie erbarmen und reichliche Gaben zu deren nachhaltiger Unterstützung spenden zu wollen. Er, der (Hebräisch und Deutsch aus Psalm 68,5) 'der Vater der Waisen und der Richter der Witwen', wird sicherlich seinen himmlischen Lohn den edlen Spendern nicht vorenthalten, und es wird an ihnen das Wort in Erfüllung gehen: (Hebräisch und Deutsch) 'wer sich der Menschen erbarmt, dessen erbarmt sich auch der Himmel'.
Die gefälligen Gaben wollen an Herrn Moritz Palm in Sommerhausen am Main gesandt werden. Auch die verehrliche Expedition dieses Blattes wird wohl die Güte haben, Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern. Kitzingen, 25. April 1884. Hochachtungsvollst Der Distrikts-Rabbiner: Adler.
Wir sind gern bereit, gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'. "      
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 4. August 1884: "Für die Witwe Bischkowitz in Sommerhausen.
(Aufruf in Nummer 36 des 'Israelit'.)
New York. M. B. 10 Mark. "      
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 18. September 1884: "Für die Witwe Bischkowitz in Sommerhausen.
Abonnent in G. 5 Mark.
Kleinerdlingen. Durch S. Ettenheimer: Ungenannt in Mühringen fünf Mark. "  

   
Ergebnis der Spendensammlung für die Witwe des Lehrers Isak Bischkowitz (1884) 

Sommerhausen Israelit 01121884.jpg (317461 Byte)  Sommerhausen Israelit 01121884a.jpg (318129 Byte) Links: Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1884: Ergebnis der Spendensammlung für die Lehrerwitwe Bischkowitz - ein Musterbeispiel hervorragender jüdischer Solidarität und gegenseitiger Wohltätigkeit. 

       
Über Lehrer Sigmund (Siegmund) Pollack (Lehrer in Sommerhausen von 1879 bis 1891) 
  
Anmerkung: Lehrer Sigmund Pollack ist 1854 geboren. Er war von 1879 bis 1891 Lehrer in Sommerhausen, danach als Kultusbeamter, Religionslehrer und Synagogendiener in Marktbreit (um 1900 für die Gemeinde Goßmannsdorf tätig, dort offenbar auch zeitweise wohnhaft). Er war verheiratet mit Therese geb. Bein (geb. 30.9.1857 in Westheim als Tochter von Salomon und Marianne Bein), die im hohen Alter aus den Niederlanden deportiert und im KZ Sobibor im Juli 1943 ermordet wurde. Eine Tochter der beiden war Clara (geb. 27.9.1888 in Sommerhausen, verheiratet mit Moritz Weinreb, gest. 11.7.1921; Grab in Bad Soden (Foto siehe interner Link) und weitere Informationen siehe  https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/juf/id/16764), ein Sohn der beiden war Max Louis Pollack in Würzburg (geb. 1897 in Marktbreit, gest. 1972 in den USA). Sigmund Pollack starb im Dezember 1934 in Marktbreit.  
     
Über Lehrer David Sonn (Lehrer in Sommerhausen von 1891 bis 1896) 
Anmerkung: Lehrer David Sonn ist am 19. Mai 1871 in Mainstockheim geboren als Sohn des Lehrers Jakob Sonn und seiner Frau Fanny geb. Heinemann. Er wuchs in Mainstockheim und Theilheim auf und studierte in der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg bis zu seinem Examen 1891. Anschließend wurde er Lehrer in Sommerhausen, wo er bis 1896 blieb. In diesem Jahr wechselte er als Religionslehrer, Kantor und Schächter nach Miltenberg, wo er bis 1898 tätig war. In diesem Jahr bekam er eine Anstellung in Würzburg als Kantor und Schächter der dortigen Israelitischen Kultusgemeinde. Er heiratete 1901 Hedwig Salomon aus Mandel. Mit ihr hatte er die Kinder Moses, Berta, Semi und Naftali Hermann. David Sonn war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. In der jüdischen Gemeinde Würzburg war er für verschiedene Sonderaufgaben tätig. 1932 starb seine Frau Fanny. In diesem Jahr trat er auch in den Ruhestand. David Sonn starb 1939 in Würzburg. Seine Kinder konnten in die USA emigrieren.       

      
Zum Tod von Amalie Löwenthal, Witwe des Lehrers J. Löwenthal (1928)  

Sommershausen Israelit 23081928.jpg (75780 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Frau Amalie Löwenthal - sie ruhe in Frieden. Im hohen Alter von fast 87 Jahren verschied plötzlich am ersten Tag der sieben Wochen des Trostes (erster Tag ist der 10. Aw = 27. Juli 1928) Frau Amalie Löwenthal, die Gattin des ihr um etwa zwei Jahrzehnte im Tode vorausgegangenen, als besonders gottesfürchtiger Mann allbekannten Lehrers und Schochets J. Löwenthal - seligen Andenkens. Unermüdlich war sie darauf bedacht, ihr Haus zu einem kleinen Heiligtum zu gestalten und die von ihr und ihrem Gatten gehegten Ideale zur Entfaltung zu bringen, was ihr auch gelungen ist. In den Gemeinden Karbach, Lohr und Sommerhausen in Bayern hatte sie reichlich Gelegenheit, mustergültig und beispielgebend zu wirken. Später zog sie mit ihrem Gatten hierher (= Frankfurt). Nach dem Heimgang ihres Gatten und der Verheiratung ihrer Kinder zog sie sich zurück, sich an dem Gedeihen ihrer Kinder und Enkel erfreuend. Möge ihnen allen der Verdienst der frommen Frau beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
Mitteilung des Todes von Sigmund (Siegmund) Pollack (1935)    

Mitteilung in "Mitteilungen des Jüdischen Lehrervereins in Bayern" vom 15. Januar 1935: "Vereinsmitteilungen
 1. In den letzten Wochen sind uns die Kollegen Siegmund Pollack und Salomon (falsch für Samuel) Schwarzenberger in Bödigheim (Baden), früher in Kleineibstadt, durch den Tod entrissen worden. Pollack war Gründungs- und Ehrenmitglied des Vereins (sc. Jüdischer Lehrerverein in Bayern) und Schwarzenberger zählte seit 1887 zu unseren Mitgliedern. Wir werden den treuen Freunden und Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren. "       

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  

Herausgabe u.a. des Memorbuches der jüdischen Gemeinde Sommerhausen (1937)   

Artikel in der "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland" Jahrgang 1937 S. 121 (nur Anfang zitiert): "M. Weinberg: Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Bayern. Erste Lieferung. Verlag S. Neumann, Frankfurt am Main, 1937. 130 Seiten.
Durch seine früheren Veröffentlichungen über Memorbücher hat sich Weinberg als autoritativer Fachmann auf diesem Gebiet erwiesen. Er beabsichtigt nunmehr, zusammenhängend die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Bayern herauszugeben und legt hier das erste Heft vor, das zunächst die Memorbücher unterfränkischer Gemeinden enthält, und zwar die von Aub, Eibelstadt, Goßmannsdorf, Sommerhausen, Heidingsfeld, Höchberg, Bibergau, Veitshöchheim, Tauberrettersheim, Gaukönigshofen, Giebelstadt, Rimpar, Thüngen, Theilheim, Niederwerrn, Urspringen, Kissingen, Neustadt an der Saale und Marktbreit. Während die früheren Arbeiten nur Auszüge enthielten, sind aus diesen 19 Memobüchern sämtliche Einträge genau wiedergegeben."   

   
    
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde 
Zum Tod von Fanni Strauß geb. Flamm (1876)  

Sommerhausen Israelit 13091876.jpg (97253 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1876: "Sommerhausen, 4. September (1876). Wohl nur, weil ein solches Wesen zu gut für diese Welt, hat es der Allgütigen Vorsehung gefallen, Frau Fanni Strauß, geb. Flamm von Nenzenheim, Gemahlin des Seligmann Strauß in Sommerhausen abzuberufen, nachdem es ihr kaum vergönnt war, die Freuden des Lebens kennen zu lernen, sterbend, nachdem sie kaum ihr neugeborenes Knäblein, die Frucht ihrer bloß 1 1/2jährigen Ehe, an ihr brechendes Herz drücken konnte, scheidend einen Tag bevor ihr Allerliebstes in den Abrahamsbund aufgenommen.
Wohl selten wird der Beschneidungsakt in solcher Traurigkeit vollzogen worden sein, als hier. Dieses Biederweib - eine tüchtige Frau - lebte als Israelitin fest nach den Satzungen, als Gattin treue Liebe und Milde spendend, als Frau bescheiden, anspruchslos und überaus mildtätig. Durch ihr bescheidenes anspruchsloses Wesen sowie durch ihre Nächstenliebe und Leutseligkeit hatte sie die Herzen aller gewonnen und wurde ihr die Liebe und Achtung in reichstem Maße erwiesen, sodass ihr Scheiden allseitig die schmerzlichste Teilnahme von allen Konfessionen hat. (hebräisch und deutsch:) Hinweg ist der Glanz, geschwunden die Pracht, dahin ist die Herrlichkeit! Doch ihr besseres Ich lebt in jenen höheren Sphären als Schutzgeist ihres leider nur allzu früh verwaisten Söhnchens fort. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   J.L."   

   
Zum Tod von Babette Stahl (1908)  

Sommerhausen Israelit 02041908.jpg (64593 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1908: "Sommerhausen, 12. März (1908). Heute wölbte sich der Grabeshügel über die irdischen Reste einer Frau, die sich durch ihre Frömmigkeit und Herzensgüte ein unvergängliches Denkmal im Herzen aller, die sie kannten, gesetzt hat. Frau Babette Stahl erreichte nur ein Alter von 54 Jahren und erfreute sich allgemeiner Verehrung und Wertschätzung, was sich bei der überaus großen Beteiligung an der Beisetzung zeigte. Die Herren Distriktsrabbiner Adler aus Kitzingen und Lehrer Goldstein aus Heidingsfeld gaben der allgemeinen Trauer beredten Ausdruck. Das Andenken der Frommen wird ein gesegnetes sein! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

  
Zum Tod von Abraham Rosenfeld aus Sommerhausen (gest. 1909 in London)    
Anmerkung: Bei Lazarus & Rosenfeld war eine international bekannte Porzellanfabrik in London.    

Mitteilung in der "Neuen Jüdischen Presse" vom 25. Juni 1909: "London. .…
Im 70. Lebensjahr verschied Abraham Rosenfeld, Seniorchef der Weltfirma Lazarus and Rosenfeld. Rosenfeld war aus Sommerhausen in Bayern gebürtig. In verschiedenen jüdischen Organisationen Londons hat er sich in leitender Stelle betätigt."       

    
Auszeichnungen an jüdische Kriegsteilnehmer aus Sommerhausen (1915)       
Anmerkung: Karl und Justin Stahl waren Söhne von Elias Stahl und seiner Frau Babette geb. Kahn  (s.u. bei den Anzeigen für seine Eisenhandlung). Karl (geb. 1882) wurde in der NS-Zeit ermordet, Justin (1890-1964 New York) konnte 1938 in die USA emigrieren. Quelle: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.   

Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 11. Juni 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze. (Bisher wurden 2899 mitgeteilt, in der vorliegenden Nummer 68, zusammen 2967.)
  . . .
Duisburg. Leutnant Karl Stahl, beim Eisenbahnregiment München, zur Zeit bayerische Eisenbahnbaukompagnie 2, Militärdirektion 2, Sohn des Herren Elias Stahl in Sommerhausen."        
 
Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 24. Dezember 1915: "Sommerhausen. Dem Lazarettinspektor Justin Stahl wurde das Bayerische Militärverdienstkreuz zweiter Klasse mit Krone und Schwertern verliehen." 

              
Zum 80. Geburtstag des Kultusvorstehers Richard Landecker (1937!)
     

Sommerhausen Israelit 03061937.jpg (85691 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1937: "Sommerhausen, 30. Mai (1937). Am 9. Juni begeht der Kultusvorsteher, Herr Richard Landecker, seinen 80. Geburtstag. Nach einem arbeitsreichen Leben übernahm er als Siebzigjähriger die Leitung der alten fränkischen Kleingemeinde und konnte sie bis heute vor dem Verfall retten. Obwohl seit einiger Zeit nur noch wenige Familien hier wohnen, hat er es, unterstützt vom Verband bayerischer israelitischer Gemeinden und der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg, fertig gebracht, den Gottesdienst an den Feiertagen aufrecht zu erhalten und den Religionsunterricht den Kindern zu sichern. Dass ihm das gelingen konnte, ist ein Erfolg seiner überragenden Persönlichkeit. Möge seine sichere Hand noch lange die Geschicke der Gemeinde zum Guten lenken. (Alles Gute) bis 120 Jahre." 

        
Über Hugo (Chaim) Mandelbaum (1901-1997)     
Aus dem Buch von Hugo Mandelbaum: Jewish Life in the Village Communities of Southern Germany 
(Auszug)    
Anmerkung zur Person von Hugo Mandelbaum (nach Strätz: Biographisches Handbuch der Würzburger Juden I,368): geb. 19. Oktober 1901 in Sommerhausen als Sohn des Lehrers Philipp Mandelheim aus Platz/Ufr. und der Rachel geb. Berlinger aus Braunsbach; aufgewachsen in Sommerhausen, wo sein Vater 1916 starb, Lehrerausbildung an der Israelitischen Präparandenschule in Höchberg. Unterrichtete dann an der Israelitischen Präparandenschule Burgpreppach, ab 1923 an der Talmud-Tora-Schule in Hamburg. In Hamburg nebenher Studium und 1934 Promotion in Geophysik; die wissenschaftliche Laufbahn wurde durch die NS-Zeit unterbrochen, im März 1939 nach Großbritannien emigriert, 1940 in die USA, 1940-1948 Lehrer und Direktor der Yeshivah Bet Yehuda in Detroit, 1948-1971 Professor für Geologie der Wayne State University in Detroit, Spezialist für Ozeanographie; lebte 1981 im Ruhestand in Jerusalem; starb am 25. Oktober 1997 in den USA). 

Memories of Early Childhood. S. 7-8: I was born in Sommerhausen, a walled townlet on the River Main in the South of Germany. Indeed the majority of the Jews in that part of the country were concentrated in small communities, each consisting of a few families living togeter in a close personal relationship, intensely interested in one another's well-being. All the people I know cared for each other, and this warm personal concern exerted a strong influence upon the younger generation. 
We lived in the Lehrer's (teacher's) house which belonged to the local Jewish community. It housed, on the ground floor, a synagogue on the right and a schoolroom on the left, while we occupied the apartment upstairs. It stood in the Hetchegass, a narrow side street paved with cobblestones. In front of the building was a narrow courtyard, surrounded by a wall, thus cutting us off from our neighbors completely. Broad stone steps led from the yard to the front entrance.  
A few elderly ladies were our next-door neighbors. One of them was hunchbacked. She would pat me gently whenever she met me in the Hetchegass. I loved this gesture, as well as the flowers on her windowsill on the first floor. Yet I felt a strange awe in her presence because of her misshapen body. To me she seemed to have some type of fairytale air about her. I had the eerie feeling that it would bode no good to dabble with such forces. Our sukkah was very near her house, on the inside corner of our yard, and I can still hear her gentle voice floating down from her window into our sukkah at night, 'Hugo, did you finish your soup?' This stimulated me more than my mother's urging. I would finish quickly to be able to reply affirmatively to her next call. She never needed to verify my reply by looking into my plate. I did not dare contemplate what consequences could result from such an inspection. Would the gentle hunchback change into a witch before coming to investigate? Or would her kindly smile disappear when I would next look at the flowers framing her window? Or would she stop patting my curly hair when we would meet again in the street?
.....
S. 13-14 My family's living quarters were, as previously mentioned, on the upper floor of the schoolhouse. In the frontroom, facing the street, stood my father's writing table and my mother's dresser. Between the dresser and the writing table was the Fensterbank, on which a chair was set for my mother. Its seat was level with the window. My mother kept all the things that needed to be repaired in a drawer of her dresser, and sitting in that chair at the window, she would do her sewing, mending, knitting, needlework and reading. She had a commanding view of the Hetchegass and could follow whatever was happening there.
In the corner facing the window stood the black iron stove. It reached from the floor to the ceiling. The wall between the kitchen and the front room was open where the stove stood, so that it stood half in one room and half in the other. The door for the firewood opened into the kitchen, and one of the stove's sides warmed the bedroom behind the living room. In winter, the food was cooked in this oven, partly in the kitchen where there was space for two pots and party in the living room where there was space for another two.
In the middle of the living room, over the table, hung a large kerosene lamp as well as our beautiful brass Shabbos-lamp. The highly polished, shiny brass of the Shabbos-lamp reflected the lights of its eight pointed star. Its quiet dignity and warm holiness permeated the room on Shabbath. 
I don't know how and when I learned to read. I do remember when I could not read but pretended to know how. In the synagogue, which was attached to the schoolhouse, I would sit on the bench behind the Almemor (bimah). Holding a small Benshele in my hand, I would pretend to daven. The synagogue was comparatively small. Yet its high windows reaching to the cealing, the aron kodesh and the Almemor of finely chiselled stone dreated a picture of splendor for my childish eyes.... 

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    

Anzeigen der Eisenhandlung E. Stahl (1881 / 1885 / 1899 / 1906)
  
Anmerkung: Elias (Behr) Stahl ist am 6. März 1847 in Sommerhausen geboren als Sohn von Lazarus und Mina Stahl. Er war ab etwa 1880 verheiratet mit Babette geb. Kahn. Die beiden bekamen die Kinder Lazarus, Karl, David und Justin. Elias Stahl führte als Kaufmann die Eisenhandlung E. Stahl. Er übergab sie 1919 an seine Söhne Lazarus und Justin. Sein Sohn Karl Stahl war später ein führender Vertreter der Münchner Kultusgemeinde und des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Elias Stahl starb am 12. September 1925 in Sommerhausen. Sohn David ist 1918 im Ersten Weltkrieg gefallen. Die Söhne Lazarus und Karl wurden nach der Deportation ermordet. Quellen: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.   

Anzeige in "Der Israelit" vom 27. April 1881: "Ich suche für mein Eisengeschäft einen Kommis, der mit dieser Branche bewandert, zum alsbaldigen Eintritt. Samstag und Feiertage geschlossen
E. Stahl, Sommerhausen am Main. " 
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 6. August 1885: "Für mein Eisengeschäft, Feiertage geschlossen, suche ich einen Kommis mit 1A. Referenzen, der Branche kundig, welcher möglich schon kleine Reisen besorgt hat.
E. Stahl, Eisenhandlung
Sommerhausen am Main. "     
   
Anzeige in "Der Israelit" vom 23. März 1899: "Suche einen Lehrling, mit guter Schulbildung, in meinem Eisengeschäfte. Samstag geschlossen.
E. Stahl, Sommerhausen am Main. " 
  
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juni 1906: "Für mein Kurz- und Grobeisenwaren-Geschäft (Samstag und israelitische Feiertage geschlossen) suche ich einen branchekundigen, jungen Mann als 
Kommis
, der auch kleinere Touren besorgen kann. Kost und Logis frei. 
Genaue Offerten mit Lebenslauf, Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen an  
E. Stahl,
Eisenhandlung, Sommerhausen am Main bei Würzburg."    

       
Anzeige der Weinhandlung von Jacob Strauss jr. (1884)      
Anmerkung: Jakob Strauß ist um 1845 in Sommerhausen geboren. Er war verheiratet mit Marianne geb. Sondfelder (?). Die Söhne Isidor und Siegfried (Weinhändler in Sommerhausen und Würzburg) sind in der NS-Zeit umgekommen. Quelle Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.     

Anzeige in "Der Israelit" vom 10. März 1884: "Ein junger angehender Kommis wird als Weinreisender per 1. April gesucht.
Samstag und Feiertage streng geschlossen.
Jakob Strauss jr., Sommerhausen am Main."      

    
J. Blumenfeld auf Stellensuche (1890)   

Anzeige in "Der Israelit" vom 13. März 1890: "Ein junger Mann, militärfrei sucht per 1. April im Eisen- oder Kolonialwarengeschäfte bei bescheidenen Ansprüchen dauernde Stellung.
Offerten an J. Blumenfeld, Sommerhausen. "     

   
Anzeige der Weinhandlung / Weinkelterei David Buchmann (1894)    
Anmerkung: David Buchmann war verheiratet mich Maria geb. Lebrecht. Quelle: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.  

Anzeige in "Der Israelit" vom 2. April 1894: "Koscher    -   Koscher
Weiß- und Rotweine
offeriert eigene Kelterei Weißwein 92er à 80 Pfennig per Liter bestes Gewächs, sowie Rot- und Weiß-Ungar-Auslese per Liter M. 1.50. Empfiehlt
David Buchmann Sommerhausen am Main "     

   
Anzeige des Waren- und Getreidekomissionsgeschäftes Julius Sichel (1896)   
Anmerkung: Julius Sichel ist am 22. Juni 1860 in Gemünden geboren als Sohn von Moses und Esther Sichel. Er heiratete Thekla geb. Palm und lebte mit ihr in Sommerhausen, wo er ein Kommissionsgeschäft für Getreide und Landesprodukte führte. Dazu war er als Versicherungsagent und Zigarrenhändler tätig. 1907 verzog er von Sommerhausen und wanderte in die USA aus (New York), wo er 1915 verstarb. Quelle: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.   

Anzeige in "Der Israelit" vom  5. März 1896: "Für mein gemischtes Waren- und Getreidekommissionsgeschäft suche per 1. April einen Lehrling mit guter Schulbildung. Kost und Wohnung im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen.
Julius Sichel, Sommerhausen bei Würzburg. "      

    
E. Stahl sucht zuverlässige Hilfe für den Haushalt (1920)   
Anmerkung: zu Elias Stahl siehe oben. 

Anzeige in "Der Israelit" vom 25. März 1920: "Zur Führung meines rituellen Haushaltes suche ich eine
Zuverlässige Persönlichkeit.
Dienstmädchen vorhanden.
E. Stahl, Sommerhausen bei Würzburg. "     

 
Kurt Strauß sucht Stelle in einer Bäckerei (1927)      
Anmerkung: Kurt Strauß war ein Sohn des Weinhändlers Max Strauß und seiner Frau Paula geb. Marx. Er ist am 10. Februar 1910 in Sommerhausen geboren. Ab 1930 arbeitete er wie seine jüngere Schwester Luise im Würzburger Central-Hotel von Jakob Strauß. Im Juni 1934 ist er nach New York emigriert. 1937 heiratete er Hetty (Hatty, Henriette) geb. Katz aus Schenklengsfeld. Seine Schwester Luise wurde nach Auschwitz deportiert und ermordet. Kurt Strauß starb am 20. Februar 1950 in New York. Quelle: Biographische Datenbank Jüdischer Unterfranken.   

Anzeige in "Der Israelit" vom 24. Februar 1927: "Israelitischer Bäckergeselle
18 Jahre, mit gutem Prüfungszeugnis sucht baldigst
Stelle
Kurt Strauß Sommerhausen".   

     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Sommerhausen geboren sind
 
 Sommerhausen KK MZ Lichtenstein Ernestine.jpg (93967 Byte)   
  Kennkarte (Dieburg 1939) für Ernestine Lichtenstein geb. Buchmann (geb. 26. August 1870
 in Sommerhausen), wohnhaft in Dieburg und Frankfurt, am 22. November 1941 deportiert 
ab Frankfurt nach Kowno (Kauen), Fort IX, umgekommen. Ernestine war verheiratet (1893 in Aschaffenburg) mit Baruch Lichtenstein aus Aschaffenburg.      
 

      
      

Zur Geschichte der Synagoge
    
            
      
Um 1819 wurde eine Synagoge erbaut; zuvor waren nach Angaben der Gemeindechronik von Sommerhausen schon zwei frühere Synagogen vorhanden, wovon die ältere 1705 abgebrochen werden musste und erst 1749 durch einen Neubau ersetzt werden konnte. Im Synagogengebäude befanden sich der Unterrichtsraum für den Religionsunterricht sowie die Lehrerwohnung (beschrieben bei Mandelbaum, siehe Text). Durch die zurückgegangene Zahl der jüdischen Einwohner fanden schon seit 1928 keine Gottesdienste mehr in der Synagoge statt. Bereits 1938 wurde das Gebäude als Getreidespeicher verwendet (seit 1941 als Unterkunft für Arbeiterinnen, später als Möbellager). Die jüdische Gemeinde wurde am 28. Juli 1938 aufgelöst. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude beschädigt (Fenster eingeschlagen). 
        
Nach 1945 kam das Synagogengebäude in den Besitz der katholischen Kirche und wird seit 1953 als Kirche verwendet. Viele Teile der alten Synagoge sind bis heute erhalten (Fenster, Eingangstür, Frauenempore, Aaron Hakodesch hinter dem Altar gut erkennbar)
.      
      
      
Adresse/Standort der Synagoge: Casparigasse 2 (frühere Anschrift Hetschengasse 100).  
    
    
Fotos 
(Fotos Hans-Werner Büscher, Bad Oeynhausen, Aufnahmedatum 2005)    

Sommerhausen Synagoge105.jpg (80779 Byte) Sommerhausen Synagoge103.jpg (54297 Byte) Sommerhausen Synagoge104.jpg (57306 Byte)
Die ehemalige Synagoge 
von Sommerhausen  
Seitenansichten
   
     
Sommerhausen Synagoge110.jpg (58786 Byte) Sommerhausen Synagoge108.jpg (85007 Byte) Sommerhausen Synagoge107.jpg (86429 Byte)
 Gedenk- und Hinweistafel    
     
Sommerhausen Synagoge102.jpg (61204 Byte) Sommerhausen Synagoge100.jpg (58417 Byte) Sommerhausen Synagoge101.jpg (65604 Byte)
Blick zum Bereich 
des früheren Toraschreines  
Blick in den 
ehemaligen Betsaal  
Menora  
   
       
    Sommerhausen Synagoge106.jpg (49228 Byte)    
         

     
       

Links und Literatur  

Links:    

bulletWebsite der Gemeinde Sommerhausen am Main  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit A 85. 1988 S. 114.  
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 403.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 499-500.  
bulletJutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Hg. vom Landkreis Würzburg. Würzburg 1988 S. 53-54. 
bulletHugo Mandelbaum: Jewish Life in the Village Communities of Southern Germany. Feldheim Publications. Jerusalem 1985. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 236-237 .   

       
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sommerhausen Lower Franconia. A Jewish community is known from the mid-18th century with a synagogue and school in the 19th. The Jews numbered 105 in 1816 and 21 in 1933 (total 1,109). Ten emigrated and nine left for other German cities in 1936-41. Jewish homes were wrecked on Kristallnacht (9-10 November 1938) and the last two Jews were deported to the Theresienstadt ghetto and Auschwitz, respectively, in 1942-43.    
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020