Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ansbach (Mittelfranken)
Texte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Ansbach wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte ergänzt.  Neueste Ergänzung vom 4.9.2014.   
          
Übersicht:  

Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Juden können als "nur geduldete Einwohner" nicht zu den städtischen Wachtdiensten herangezogen werden (Bericht über Dokumente von 1805; Beitrag von 1914)     
Früher Bericht zur jüdischen Geschichte in Ansbach (1842)    
Zur Geschichte des Rabbinates in Ansbach    
Aussichten auf erneute Besetzung des Rabbinates Ansbach nach Rabbiner Moses Hochheimer (1838)    
Feierliche Amtseinsetzung von Rabbiner Aron Bär Grünbaum am 12. Juli 1841      
Aufteilung des Rabbinatsdistriktes Ansbach und Ernennung von Rabbiner Aron Grünbaum (1842)    
Zum 70. Geburtstag von Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1882)    
50-jähriges Dienstjubiläum des Distriktrabbiners Aron Grünbaum (1891)     
Beerdigungsfeier für den verstorbenen Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1893)     
-  Nachruf auf Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1893)    
Zur anstehenden Rabbinerwahl (Artikel vom Februar 1894)    
Zur anstehenden Rabbinerwahl (Artikel vom Mai 1894)  
Rabbiner Dr. Pinchas Kohn wurde zum neuen Rabbiner in Ansbach gewählt (1894)    
-  
Feierliche Vereidigung von Distriktsrabbiner Dr. Pinchas Kohn (1895)     
Bezirksrabbiner Dr. Pinchas Kohn weist einen Ruf nach Nürnberg zurück und bleibt der Gemeinde in Ansbach treu (1908)  
D
r. David Brader wurde zum Distriktsrabbiner gewählt (1917)  
R
undschreiben von Rabbiner Dr. Pinchas Kohn (1919)    
Ausschreibung der Stelle des Distriktrabbiners (1925)    
Feierliche Amtseinführung des Distriktrabbiners Dr. Elie Munk (1926)    
Geburtsanzeige der Tochter von Rabbiner Dr. Elie Munk und seiner Frau Fanny geb. Goldberger (1928)     
Publikation von Rabbiner Dr. Elie Munk (1933)  
Artikel von Rabbiner Dr. Elie Munk über Pijutim (1937)     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, der Kantoren und der Schule   
Jüdische Lehrer und Kantoren  
   - Ausschreibung der Stelle des Vorsängers und Schochet (1846)  
   - Lehrer H. Hofmann kommt aus Cronheim nach Ansbach - Ausschreibung der Stelle in Cronheim (1876)     
   - Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochet (1893)    
   - Zum Abschied von Maier Sternberger, 1856-1893 Kantor, Schochet und Mohel in der Gemeinde 
   - Zum Tod von Maier Sternberger (1901 in Harburg)     
   - Zum Tod des Lehrers H. Hofmann (1894)  
   - Kantor Simon Krämer empfiehlt sich auch als Mohel (Beschneider, 1893) 
   - 70. Geburtstag von Kantor Simon Krämer (1928)  
   - Lehrer Simon Dingfelder verlässt Ansbach (1904)   
   - Zu Lehrer Nathan Adler: 1904-1923 Lehrer in Ansbach (Rückblick 1938)  
   - Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochet (1923)  
Jüdische Schulen 
   - Seit 1844: das Handels-Lehr-Institut des Gabriel Kitzinger 
         Ausschreibung 1846Ausschreibungen 1847/1859  -  Erweiterung des Instituts um eine Unterrichts- und Erziehungsanstalt (1865) 
         Anzeige von Lehrer N. Hausmann (1872)    
   - Hinweis auf eine frühere Jeschiwa = Talmud-Hochschule in Ansbach (1866)   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Unterstützung für die Armen der israelitischen Kultusgemeinde (1920)  
Gemeindewahlen (1927)  
Simchat-Tora-Feier der "Jüdischen Jugend Ansbach" (1931)  
Vortragsabend des Vereins "Jüdische Jugend Ansbach" (1931) 
Vortrag über eine Reise ins Heilige Land (1935)       
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Advokat Dr. Samuel Berlin ist beim Schwurgericht in Ansbach tätig (1850)  
Zum Tod des königlichen Hofrates Dr. Samuel Berlin (1897 in Fürth, war bis 1876 Rechtsanwalt in Ansbach)   
Dr. Obermaier aus Ansbach wird königlicher Advokat (Rechtsanwalt, 1852) 
Artikel über Dr. Marcus Elieser Bloch aus Ansbach - ein Erforscher der Fischwelt vor 100 Jahren - von Richard Lesser (Artikel von 1880)  
Zum Tod von Bernhard Mahler (1908)  
Z
um Tod des aus Ansbach stammenden Rabbiners Henry Hochheimer (1912)   
Zum Tod von Eduard Kupfer (1918)   
Zum Tod des Kempener Rabbiners Dr. Lazar Münz in Ansbach (1921)  
Goldene Hochzeit von Isidor und Babette Asch (1928)   
Zum Tod von Joseph Heilbrunn, langjähriger Kassier der Gemeinde (1929)   
Zum 70. Geburtstag von Jakob Weil, ehemaliger Gemeindevorsteher und Stadtrat (1929)  
Zum 60. Geburtstag des Gemeindevorstehers Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer (1930)   
Zum Tod von Anton Michelsohn, langjähriger Vorsteher der Chewra Kadischa (1931)   
Zum 70. Geburtstag von Leo Stein, langjähriges Verwaltungsmitglied der jüdischen Gemeinde (1935)  
Der langjährige Gemeindevorsteher Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer zieht nach Nürnberg (1936)   
Sonstige Mitteilungen  
I
n Ansbach gibt es noch eine Landjudenschafts- und Stiftungskasse (1847)  
Antijüdische Äußerungen eines Pfarrers (1870) 
D
iskussion in der Kirchensynode zur Frage, ob für die "Bekehrung der Israeliten" in den Kirchen gebetet werden sollte (1885)     
Neunte freie Konferenz der bayerischen Rabbiner in Ansbach (1904)  
Über einen Toraschreinvorhang aus Ansbach (1908)    
Bezirkstagung der mittelfränkischen Aguda-Gruppen in Ansbach am 1. Mai 1921   
Verbandstagung des Bayerischen Verbandes gesetzestreuer jüdischer Jugendvereine in der Agudas Jisroel Jugend-Organisation in Ansbach (1924) 
Bericht über die 50. Mitgliederversammlung des Jüdischen Lehrervereins für Bayern e.V. am 30. und 31. August 1931 in Ansbach   
Vorbereitungen zum Pessachfest (Artikel von 1932)  
A
uftritt von Julius Streicher in Ansbach (1934)    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Leon Joel (1936)  
Anzeige der Mechanischen Nähseiden-Fabrik Eduard Kupfer in Ansbach (1937!)   
Weitere Dokumente   
- Gerichtliche Aufforderung an Jachet genannt Jette Ickelheimer (1822)  
Hochzeitstelegramm nach Ansbach an Blumenthal im Hotel Jochsberger (1905)   
Rechnung der Bayerischen Handelsbank Filiale Ansbach, vorm. Wolf S. Gutmann (1908)      
Erinnerungsarbeit - einzelne Presseartikel   
Über die Geschichte der Familie Theobald und Lilly Hirschkind aus Ansbach (Artikel von 2009)    

    
    
    
Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde    
Juden können als "nur geduldete Einwohner" nicht zu den städtischen Wachtdiensten herangezogen werden (Bericht über Dokumente von 1805; Beitrag von 1914)   

Ansbach AZJ 20111914.jpg (305096 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1914: "Ein zeitgemäßer Beitrag zur Geschichte der Juden in Ansbach. Von Dr. A. Eckstein.  Es wird wohl gegenwärtig im ganzen Umfang des Deutschen Reiches kaum eine größere Stadt geben, in welcher nicht Freiwillige aus den Kreisen der Bürgerschaft an Stelle von zur Fahne eingezogenen Polizeimännern den nächtlichen Wachtdienst aushilfsweise mitbesorgen würden. Dass auch unsere Glaubensgenossen überall dabei sind, um in Erfüllung dieser Bürgerpflicht als Augen des Gesetzes über die Ruhe ihrer Stadtgenossen zu wachen, darf als selbstverständlich angenommen werden. Wie man aber noch vor kaum einem Jahrhundert über die Befähigung von Juden auf dem verantwortlichen Posten des städtischen Wachtdienstes im allgemeinen dachte, das kann bei dieser Gelegenheit auf Grund eines den Beständen des geheimen Staatsarchivs in Berlin (Rep. 44 C Polizei-Departement Nr. 119) entnommenen Aktenstückes an einem Beispiel aus der Geschichte gezeigt werden.  
In Ansbach war's, einer Stadt im bayerischen Mittelfranken, deren geschichtliche Bedeutung mit dem Wachstum und dem Erblühen der Fürstenfamilie der Hohenzollern aufs innigste zusammenhängt. Ehemals war Ansbach nämlich die Haupt- und Residenzstadt einer markgräflichen Seitenlinie der Hohenzollern, deren letzter Spross, ein Neffe Friedrichs des Großen, am 2. Dezember 1791 zugunsten des preußischen Königshauses der Regierung seines Ländchens, zu welchem auch Bayreuth gehörte, entsagte. An der Spitze der Verwaltung dieser preußisch gewordenen Provinz in Franken stand der nachmals berühmte Hardenberg, der 1798 nach Berlin berufen wurde, um von dort aus die fränkischen Angelegenheiten zu leiten. Als nun gelegentlich des 3. Koalitionskrieges gegen die Korsen im Jahre 1805 das Militär aus Ansbach ausmarschiert war, beschloss der dortige Magistrat, zu der dadurch notwendig gewordenen Bewachung der Stadt durch die bürgerlichen Einwohner auch die Juden heranzuziehen, aber nicht zum persönlichen Ehrendienste, sondern zur Ablösung dieser Verpflichtung durch einen 'Lohnwächter', der dafür mit einem Betrage von 35 Kreuzern pro Tag entschädigt werden sollte. Diese zweifelhafte Auszeichnung, die man ihnen zugedacht, lehnten die Juden von Ansbach dankend ab und legten dagegen eine motivierte Beschwerde ein. Mit welchen Gründen und mit welchem Rechte, das ist aus dem nachfolgenden Aktenstück zu ersehen: 
'Ansbach, den 28. Oktober 1805. Der hiesige Stadt-Magistrat hat bei den gegenwärtig eingetretenen Umständen, welche die Bewachung der Stadt durch die bürgerlichen Einwohner notwendig machten, die hiesige Judenschaft zur Leistung der Wachtdienste mit beiziehen wollen, weil
1. die Juden bürgerliches Gewerbe treiben und sonst nicht-eximierten Standes sind; 
2. weil keine Verordnung vorliegt, nach welcher sie zum Dienst der Bewachung der Stadt auf die Zeit der Abwesenheit der Garnison frei sind.
Diese Wachtdienstleistung ist ihnen unter der Eröffnung von dem Dirigenten des Magistrats auferlegt worden, dass sie der sie treffenden Reihe nach einen Lohn-Wächter, für welchen der gewöhnliche Preis von 35 kr. rh. (= rheinische Kreuzer) bezahlt werden müsse, stellen oder Exekution gewärtigen müssten.  
Die Vorsteher der Judenschaft haben gegen diese Verfügung beschwerende Vorstellung bei uns eingereicht und sich teils auf die bisher bestandene Observanz, wonach ihnen nie dergleichen Wachtdienste zugemutet worden, teils auf die ihnen schon auferlegte höhere Steuern und Schutz-Abgaben, wodurch sie dergleichen Natural-Dienstleistung reluiert (?) zu haben glauben, berufen.    
Die Observanz haben sie wirklich für sich, da sie noch niemals zur Wachtdienstleistung beigezogen worden sind, auch selbst in neueren Fällen nicht, wo die Garnison ausmarschiert war, wie dies der Fall beim Ausmarsch des v. Voit'schen Regiments im Jahre 1777 gewesen ist.   
Nach der Markgräflichen Juden-Ordnung vom Jahre 1759 Tit. VI § 2  3 müssen Juden zwar zu Marsch-Quartiers und Botenlohns Kassen Beiträge leisten. Allein es ist zweifelhaft, ob dies analogisch auf Wachtdienstleistungen angewendet werden kann. Es scheinen verschiedene nicht unerhebliche Gründe dem entgegen zu stehen.  
Die Bewachung zur inneren Sicherheit ist eine polizeiliche Anstalt, die nur von wirklichen Staatsbürgern vollstreckt werden kann. Den Juden, welche eigentlich nur geduldete Einwohner sind, diese Bewachung anvertrauen oder sie dazu mit beiziehen zu wollen, ist wohl unlängbar vielen Inkonvenientien unterworfen, und gleichwohl würde es unbillig sein, sie zur Ablösung einer Pflicht mit Gelde anzuhalten, die sie durch ihre Abgaben schon redimiert zu haben      
Ansbach AZj 20111914a.jpg (207592 Byte) glauben, und zu deren Naturalleistung sie in jedem Fall zugelassen werden müssten, wenn sie solche ohne Verletzung ihrer Religions- und Sittengrundsätze übernehmen zu können vermeinen sollten, welches wohl der Fall sein könnte. Wenigstens würden sie die Wachtdienste, nach Anleitung der erwähnten Juden-Ordnung, außer den Sabbattagen, wo man ohnehin solche von ihnen nicht fordern könnte, selbst in natura durch ihre Glaubensgenossen verrichten wollen, und dadurch zu mancherlei Unordnungen Anlass geben. So dringend notwendig scheint uns diese Beiziehung der Juden zu den Wachtdiensten überhaupt noch nicht zu sein, um solche auf Kosten und Gefahr der allgemeinen Ordnung und Ruhe einführen zu wollen.   
Zwar ist nicht zu leugnen, dass der hiesigen Bürgerschaft gegenwärtig die beschwerliche Wachtdienstleistung sehr hart falle, indessen würde die Erleichterung für sie durch die Beiziehung der Judenschaft nicht bedeutend sein, weil zu den täglich auf die Wache ziehenden 72 Mann, die Juden nur 6 Mann beistellen sollen. Wir sehen uns jedoch veranlasst, bei Eurer Königlichen Majestät alleruntertänigst anzufragen, 
ob ohngeacht der bisher bestandenen Observanz die Juden zur Leistung der Stadtwachtdienste während der Abwesenheit der Garnison, und zu deren Bezahlung in Gelde angehalten werden sollen.  
Ansbach'sche Kriegs- und Domainen-Kammer.' 
Darauf erfolgte der folgende Bescheid: 'Berlin, den 18. November 1805. 
Wir finden die in Eurem Bericht vom 28. Oktober vorigen Monats gegen die Beiziehung der dortigen Juden zu den Stadtwachdiensten, oder statt deren Naturalleistung zu gebende Geldbeiträge, aufgestellten Gründe sehr richtig. Solange sie nicht wirkliche Bürger, sondern bloß geduldete Einwohner sind, kann ihnen die Wachtleistung nicht anvertraut werden. Die Naturalleistung des Wachtdienstes würde Aufsehen und Unordnung zur Folge haben und wird ihnen dies nicht gestattet, so kann auch keine Wachtgelderzählung von ihnen gefordert werden. Wenn die Abgaben der Juden für den Schutz als bloß geduldete Einwohner nicht beträchtlich genug sind, so müssen solche erhöht werden, bis die gänzliche Reform der Juden, die sie zu Staatsbürgern macht, eintritt, und darüber sind bereits Eure Vorschläge gefordert. Ihr habt hienach dem dortigen Magistrat das Erforderliche zu eröffnen.  gezeichnet von Hardenberg.'  
Danken wir es dem Veränderer der Zeiten, dass die Juden der Gegenwart überall im deutschen Vaterlande zum Ehrendienste eines Stadtwächters 'in natura' zugelassen werden, ohne die Erregung öffentlichen Aufsehens und die Störung der öffentlichen Ordnung aus solcher Veranlassung befürchten zu müssen."    

  
Früher Bericht zur jüdischen Geschichte in Ansbach
 (1842)    

Ansbach AZJ 24091842ag.jpg (75104 Byte) Ansbach AZJ 24091842a1.jpg (153838 Byte) Ansbach AZJ 24091842bg.jpg (140520 Byte)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. September 1842: "(Aus dem neuen Jahresberichte des historischen Vereins für Mittelfranken. 1839). ‚Über die ersten Niederlassungen der Juden in Mittelfranken.’ Mitgeteilt von J.M. Fuchs, Professor in Ansbach. (Fortsetzung.).
Ansbach. Der erste Bürgermeister der Stadt Ansbach, Herr Endres, hat über die ersten Ansässigmachungen von Israeliten in genannter Stadt einen sehr interessanten Bericht mitgeteilt, welchen wir in seinen Hauptmomenten bekannt machen. Die magistratische Registratur ist im Besitz von Akten über die Judenverhältnisse, welche die Nachrichten, die Fischer in seiner Geschichte und Beschreibung der Stadt Ansbach, Abschnitt XIV S. 168 über die ersten Ansiedelungen der Israeliten in hiesiger Stadt gegeben hat, näher bestimmen.
Durch ein Ausschreiben der markgräflichen Regierung vom 27. März 1564 wurden alle Ämter aufgefordert, die in ihrem Amtsbezirk befindlichen Juden vorkommen zu lassen, Abschriften von ihren Freiheitsbriefen zu nehmen, und diese Abschriften unverzüglich einzusenden; wenn ein Amt keine Juden haben würde, solle dies ebenfalls gemeldet werden, es solle ferner kein Amt einen Juden in seinen Amtsbezirk einkommen lassen und wissentlich gedulden.
Hierauf berichteten unter dem 2. Juni 1564 Bürgermeister und Rat (umgeschrieben): ‚Dass wir hier in der Stadt keine wissentliche Juden haben, auch sonst auf unseren und gemeinen Stadtgütern keine leiden und gedulden außerhalb was je zu Zeit auf den Jahr- und Wochenmärkten und… sich von fremden Juden zutrept, die wöchentlich ab- und zuziehen.’ ‚Was sie aber für Freiheitsbrief oder von wem dieselbigen sie haben, ist uns unbewusst’.
Hierdurch ist also aktenmäßig festgestellt, dass im Jahre 1564 noch keine Juden in hiesiger Stadt waren, wohl aber dass fremde Juden von Zeit zu zeit in die Stadt kamen und besonders auf den Jahr- und Wochenmärkten Verkehr trieben.
In den Lichtmesssteueranlagsregistern (sie gehen bis in das 15. Jahrhundert zurück), oder in den Anlagsregistern über eine Art Gemeindeumlage hiesiger Stadt, Lichtmesssteuer genannt – finden sich zum erstenmal in den Registern von 1642 unter den am Schlusse eingetragenen ‚Eingeflohene Bauers- und andere Leut’ ganz am Ende zwei Juden aufgeführt, wie folgt: Mosche Jud, Schmul Jud.
Im Register von 1643 finden sich beide wieder so vorgetragen: 3 Gulden Mosch, Jud. 3 Gulden Schmul, Jud. Im Register von 1644 findet sich bloß: 3 Gulden Mosch Judt verzeichnet; ebenso in den Registern von 1645 und 1646. In dem Lichtmesssteueranlagsregister von 1647 sind wieder unter der oben bezeichneten Rubrik am Schlusse vorgetragen: 3 Gulden Mosch Jud, und so noch 6 andere, und so findet man ferner in den spätern jährlichen Registern bald mehr bald weniger Juden dieser Art verzeichnet. – In den ältern Rathhausakten Tom. I. Judensachen von 1560-1715 ist ein Bericht vom Bürgermeister und Rat allhier enthalten dessen Eingang so lautet: ‚Euer fürstlicher Gnaden sollen wir nicht pergen, wie das die sich im Zeithero allhie uff gehalten: sogenannte Schmul und Mosch die Juden wie ingleichen Moschens Tochtermann eine solche Anzahl ihrer Mitjudengenossen hieherziehen, dass fast Niemand mehr im Hand und Wandel vor ihnen einkommen kann etc.
Es bitten Bürgermeister und Rat ‚Diese gottlosen wucherlichen Juden ausschaffen zu lassen.’ Datum dieses Berichtes ist von schwarzer Tinte 9. Januar 1641. Dieses ist aber mit roter Tinte durchstrichen und mit rother Tinte darüber gesetzt: 23. Juni 1643. Sogleich nach diesem Berichte findet sich in den Akten ein Verzeichnis der Juden, so sich allhier zu Onolzbach in den Vorstädten und Stadt aufhalten, d.d. Oktober 1631. Nach diesem Verzeichnis waren die eingewanderten Juden aus Obernzenn, Jala (wahrscheinlich Ickelheim bei Windsheim), Leutershausen, Berolzheim, Crailsheim, Feuchtwangen, Bechhofen, Fürth, Hafefeld, Mainstockheim, Gunzenhausen.
Im Lichtmesssteuerregister von 1657 sind die Juden das Erstemal auf folgende Weise eingetragen: 4 Gulden Ambsen Jud, 3 Gulden Mosch Jud, 2 Gulden Loew Jud vermöge seines Schutzbriefes vom 21. August 1651. 2 Gulden Judas Jud inhalt fürstlichen Dekrets vom 21. Oktober 1655. ebenso finden sie sich 165
8 und 1659 wieder vorgetragen. Ferner findet sich in den genannten Akten eine Schrift an Seine Fürstliche Durchlaucht: Untertänigste Ableinung und Gegenverantwortung, Simon Models Hochfürstlich Brandenburgische Schutzverwandten Juden allhie zu Onolzbach etc. ferner ein Verzeichnis Fol. 75 d.d. 23. Dezember über die jüdischen Haushaltungen und ihr Vermögen allhier zu Onolzbach etc. In demselben sind acht Haushaltungen angegeben, die Zahl und das Alter der Familienglieder, ihre liegenden Güter, ihr Vermögen an Geld, ihre Steuern und Abgaben…"      

  
  
Aus der Geschichte des Rabbinates in Ansbach 
 
Im 19./20. Jahrhundert waren Rabbiner in Ansbach:   

1793-1835 Rabbiner Moses Hochheimer (geb. 1755 in Veitshöchheim, Studium an der Fürther Jeschiwa und in Frage, 1777 Ordination, 1790-93 Lehrer in Fürth, dann nach Ansbach berufen, ab 1793 Distriktsrabbiner in Ansbach, gest. 1835 in Ansbach) 
1835-1841 Rabbinatsverweser Jacob Oberdorfer (geb. 1807 in Wallerstein, nach der Rabbinatszeit in Ansbach Prediger in Wandsbek, Hamburg, 1857 Rabbiner in Pniewy (Pinne), Posen, 1861-1884 Rabbiner im württembergischen Oberdorf, gest. 1884 in Oberdorf)   
1841-1893 Rabbiner Aron Bär Grünbaum (geb. 1812 in Gunzenhausen, Abitur am Gymnasium Carolinum in Ansbach, lernte in der Stadt bei Rabbiner Hochheimer; 1835 Ordination in Bamberg, seit 1841 Rabbiner in Ansbach, gest. 1893 in Ansbach) 
1894-1915 / 1919 Rabbiner Pinchas Kohn (geb. 1867 in Kleinerdlingen als Sohn von Rabbiner Marx Michael Kohn, Enkel von Rabbiner David Weiskopf): Besuch des Realgymnasiums in Halberstadt, Studium in Berlin und Besuch des dortigen Rabbinerseminars, 1890-1893 Rabbiner in Burgkunstadt, 1893 Promotion und Rabbinatsverweser in Mannheim, 1894 Distriktrabbiner in Ansbach, Mitbegründer der "Agudat Israel", vgl. unten 1937-1939)   
1915-1917 Rabbinatsverweser Dr. Chaim Heinrich Cohn (geb. 1889 in Basel, Studfien in Pressburg, Lausanne und Straßburg, Staatsexamen als Oberlehrer für Englisch und Französisch, 1914 Ordination in Berlin, nach seiner Zeit in Ansbach 1917/18 Militärrabbiner an der Westfront, 1939 nach London emigriert, gest. 1966 in London)   
1917-1925 Rabbiner Dr. David Brader (geb. 1879 in Ichenhausen, Studium in München, 1906-1908 Rabbinatssubstitut in Ansbach, 1912-1917 Reallehrer in Nürnberg, 1925 in die Schweiz verzogen, weitere Geschichte unbekannt). 
1926-1937 Rabbiner Dr. Eli Munk (geb. 1900 in Paris, Studien am Rabbinerseminar in Berlin, nach seiner Zeit in Ansbach 1937 nach Frankreich emigriert, bis 1943 Rabbiner in Paris und Nizza, 1943 in die Schweiz geflohen, 1945 in die USA, gest. 1980 in New York).   
1937-1939 Rabbiner Pinchas Kohn (vgl. oben 1894-1915; 1923-1937 Präsident der "Agudat Israel" in Wien; 1937 nach Ansbach zurückgekehrt; im Februar 1938 in die Schweiz emigriert; bei Kriegsausbruch 1939 nach London, wo er am 12. Juli 1941 starb).    

   
   
Aussichten auf erneute Besetzung des Rabbinates Ansbach nach Rabbiner Moses Hochheimer (1838)
  

Ansbach AZJ 17021838r.jpg (38341 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Februar 1838: "Ansbach, 8. Februar (1838). Es ist Hoffnung vorhanden, dass die einflussreiche, seit Jahren nur verweste Rabbinatsstelle in der Kreishauptstadt Ansbach demnächst besetzt werden wird. In einem allerhöchsten Reskripte auf eine Reklamation der zu dem Rabbinatssprengel gehörigen Gemeinde Schopfloch ist dies mit Bestimmtheit ausgesprochen. Möchte sie doch einem tüchtigen Bewerber zuteil werden, - der Halbgebildeten haben wir schon genug!".


Feierliche Amtseinsetzung von Rabbiner Aron Bär Grünbaum am 12. Juli 1841   

Ansbach IsrAnnalen 17091841.jpg (188195 Byte)Artikel in den "Israelitischen Annalen" vom 17. September 1841: "Altenmuhr, 19. Juli 1841. - Die unterm 25. Mai letzten Jahres Ihnen gemeldete Rabbinerwahl für den Distrikt Ansbach erhielt, wie vorauszusehen war, ungesäumt die Bestätigung der Regierung, und erfolgte der Installationsakt in der dortigen Synagoge nach beifolgendem Programm am 12. Juli (1841) unter dem Zuströmen eines zahlreichen teilnehmenden Publikums von nahe und ferne auf eine ebenso feierliche als erhebende Weise. 
Es hatten sich auch, außer einer Kommission des hochlöblichen Stadtmagistrats, eingefunden: Seine Exzellenz der Regierungspräsident Herr von Andrian, viele Mitglieder der königlichen Regierung und des königlichen Stadtgerichts, der königliche Landrichter der treffenden Landgemeinden, die protestantische Stadtgeistlichkeit (im Ornate) und viele Honoratioren der Stadt. Das Innere der Synagoge mit einer neu erbauten Kanzel war sinnig ohne Überladung ausgeschmückt und beleuchtet, und die Ausführung der Gesänge ließ nichts zu wünschen übrig. 
Einer noch höheren Anerkennung hatte sich die von dem neu ernannten Rabbiner, Herrn Grünbaum, mit vieler Würde und mit einem kräftigen und wohlklingenden Organ vorgetragene Predigt zu erfreuen, und wurde besonders hervorgehoben, dass er in derselben, fern von aller affektierten Priesterlichkeit, über seine künftige Amtsführung unumwunden, ohne seine Ansichten und Grundsätze auf Schrauben zu stellen oder so zu verallgemeinern, dass sie auch in jeder Kirche vorgetragen werden können, als ein Rabbiner sich ausgesprochen hat, der seine Stellung begreift und Kraft und Willen hat, ihre Ehre zu machen. 
Dies wollen Sie aus der im Druck herausgekommenen anliegenden Predigt ersehen. 
Später gab die Gemeinde in dem Lokale der 'Harmonie' ihrem Rabbiner ein Souper, nach dessen Beendigung das schon länger bestehende Liebhabertheater genannter Gesellschaft ein auf die Feier des Tages Bezug habendes Stück recht brav aufführte und mit einem passenden Transparent in später Nacht die Feier würdig schloss. 
Wer nur einigermaßen mit den Verhältnissen vertraut ist, der muss freudig den großen Fortschritt anerkennen, welcher die Gemeinde Ansbach durch die Art der Feier dieses schönen Tages bestätigt hat. Noch vor wenigen Jahren wäre dort die Ausführung eines deutschen Gesanges in der Synagoge als Todsünde betrachtet worden; alle ihre Einrichtungen hatten noch jenen vermoderten Anstrich; man war gewohnt, sie in den ersten Reihen der blinden Eiferer zu sehen. Alles dies ist nun anders; ein frischer Lebensgeist waltet in ihr und übt wohltätigen Einfluss auf die benachbarten Orte. Ehre den würdigen Vorständen dieser Gemeinde! Ehre aber auch den einzelnen Gliedern derselben, die weit entfernt von der jetzt so sehr gehegten Oppositions- und Parteisucht, sich auch in das in Liebe fügen, was ihren Ansichten nicht immer zusagt. Möge es nur immer so bleiben! -  K."

  
Aufteilung des Rabbinatsdistriktes Ansbach und Ernennung von Rabbiner Aron Grünbaum (1842)     

Ansbach AZJ 17091842r.jpg (77172 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1842: "Aus Mittelfranken, 13. März (1842. – Der Rabbinatsdistrikt Ansbach, welchem früher der ehrwürdige Moses Hochheimer, seligen Andenkens, vorstand, ist, da er 23 Gemeinden enthielt, in 3 Rabbinate geteilt worden, nämlich Ansbach, Schopfloch und Welbhausen. Herr Grünbaum wurde zum Rabbinen in Ansbach, Herr Ehrlich zum Rabbinen in Schopfloch ernannt, und beide in einer Woche, Mitte Juli 1841, in ihr Amt feierlich eingesetzt, seit welcher Zeit beide Männer auch zum Segen ihrer Gemeinden und zum Heile Israels wirken. Langsamer geht es mit der Besetzung des neu gebildeten Distrikts Welbhausen…"

 
Zum 70. Geburtstag von Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1882)      

Ansbach Israelit 01111882r.jpg (32794 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1882: "Ansbach, 15. Oktober. Heute wurde der 70. Geburtstag des Herrn Distriktsrabbiners Grünbaum, sowohl von der hiesigen als auch von den Distriktgemeinden und den Lehrern des Bezirks feierlich begangen. Zahlreiche Gratulationen, sowie mehrere prachtvolle Geschenke gingen dem Jubilar von verschiedener Seite zu." 

 
50-jähriges Dienstjubiläum des Distriktrabbiners Aron Grünbaum (1891)     

Ansbach Israelit 23071891r.jpg (241119 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1891: "Ansbach, im Juli (1891). Vergangenen Sonntag feierte unser allverehrter Distrikts-Rabbiner Herr Aron Grünebaum sein 50jähriges Dienstjubiläum. Je näher der Festtag kam, desto mehr zeigte es sich, welch’ seltener Beliebtheit und Popularität sich unser Herr Rabbiner erfreut. Zeichen der Verehrung wurden schon tags vorher in verschiedenster Art gegeben. Aus den entferntesten Gegenden Deutschlands liefen die wertvollsten Präsente ein. Zum gewöhnlichen Frühgottesdienste versammelte sich in Festeskleidung unaufgefordert fast die Gesamt-Kultusgemeinde, bei welchem der Kantor, Herr Sternberg, mit seiner sonoren Stimme ein der Feier entsprechendes Gebet vortrug. Die ersten Glückwünsche brachte eine kleine Anzahl Mädchen der israelitischen Elementarschule, geführt von ihrem Lehrer. Das 10jährige Töchterchen des Fabrikanten Herrn Eduard Kupfer trug ein Gedicht recht hübsch vor. Lehrer Hofmann übergab zunächst ein Kollektiv-Glückwunschschreiben der jüdischen Lehrer des Distrikts und hielt dabei eine Ansprache an den Herrn Jubilar, dabei auf den blühenden Aronsstab Bezug nehmend. Hierauf erschien eine Deputation der Kultusverwaltung; Herr Vorstand Selling stattete mit beredten Worten die Dankes- und Glückwünsche der Muttergemeinde Ansbach, sowie der israelitischen Gemeinden, welche zum diesseitigen Rabbinatsbezirke gehören, ab. Hierbei übergab Herr Selling dem Jubilar das Ergebnis einer Sammlung mit der Bitte, mit diesen Wertpapieren eine Stiftung zu machen, welche den Namen des Herrn Rabbiners tragen solle. Der Jubilar erwiderte hierauf mit einer längeren, tiefergreifenden Ansprache. Um ¼ 12 Uhr kam der Vorstand in einer Equipage, um den Jubilar zum feierlichen Festakte im Rathause abzuholen. Dort hatten sich eingefunden Herr Bürgermeister Keller, angetan mit goldener Amtskette, viele Herren Magistratsräte, die israelitische Kultusverwaltung in corpore. Herr Bürgermeister Keller hielt dabei eine ergreifende Rede, in der er mitteilte, dass auch unser Landesfürst, unser vielgeliebter Prinzregent gnädigst geruht hat, der hohen Verdienste des Jubilars gerecht zu werden. Nach Signat des Königlichen Staatsministeriums vom 3. laufenden Monats hat sich Seine Königliche Hoheit bewogen gefunden, den allerhöchsten Verdienstorden vom heiligen Michael – eine seltene Auszeichnung – dem Herrn Distriktsrabbiner zu verleihen.  
Hierauf dankte der greise Jubilar, von Rührung übermannt, in zu Herzen gehenden Worten und schloss mit einem Hoch auf Seine Königliche Hoheit unseren allverehrten Prinzregenten.
In der Wohnung des Jubilars erschienen zahlreiche Gratulanten. Wir bemerkten die Herren: Seine Exzellenz Königlicher Regierungspräsident Ritter von Zenetti, Präsident von Meinel, Königlicher Regierungsdirektor von Roman, Königlicher Kreisschulinspektor Methsieder, Königlicher Oberlandesgerichtsrat Greiner, Königlicher Oberamtsrichter von Krafft, eine Deputation der Königlichen Realschule, die katholische Pfarrgeistlichkeit, das protestantische Konsistorium und das Rektorat des königlichen Gymnasiums. Auch auswärtige Gemeinden ließen sich durch Deputierte vertreten, um persönlich ihre Glückwünsche darzubringen, unter anderen Windsbach durch Herrn Lehrer Maier, Roth durch Herrn Kultusvorstand Niederheimer. Über Hunderte von Telegrammen liefen an diesem Tage bei dem Gefeierten ein. Es war ein Ehren- und Jubeltag im schönsten Sinne des Wortes. Möge es dem allverehrten Jubilar vergönnt sein, den Abend seines Lebens in Gesundheit und Frohsinn und ungetrübtem Glücke zu genießen. Amen."    

 
Beerdigungsfeier für den verstorbenen Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1893)     

Ansbach Israelit 18121893r.jpg (173030 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1893:  "Ansbach, 12. Dezember (1893). (Beerdigungsfeier des Distriktsrabbiners Grünbaum). Selten noch dürfte in hiesiger Stadt einem Manne das ehrende Geleite zum Grabe zuteil geworden sein, wie die Leiche des Herrn Distriktsrabbiners Aron Bär Grünbaum. Nach Hunderten zählten die Bürger hiesiger Stadt, die auf diese Weise ihre Pietät für den Entschlafenen zu erkennen gaben. Kein Unterschied in der Konfession hielt den Schmerz um den Toten zurück; die protestantische wie die katholische Geistlichkeit sah man an dem Sarge des Ehrenmannes, von dem man in Wahrheit sagen konnte: er hatte keinen Feind. Auch die Stadtgemeinde, Magistrat wie Kollegium, schlossen sich dem langen, langen Trauerzuge an. Am Grabe angekommen, hielt Herr Rabbiner Dr. Neuburger von Fürth die Leichenrede und gab in von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten ein Bild von dem edlen Wirken des Dahingeschiedenen als Seelsorger und von der Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit, die ihn als Menschen zierte. Herr Rabbiner Dr. Bamberger von Würzburg drückte im Namen der übrigen Rabbiner Bayerns dem Verblichenen seinen Dank für das kollegiale Wirken und die erwiesene kollegiale Freundschaft aus. Nach ihm ergriff der Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Herr Kaufmann Selling das Wort, als Kultusvorstand, um als Vertreter der Distriktsgemeinde dem teuren Heimatgegangenen für die große väterliche Liebe und Fürsorge, welche er seiner hiesigen, wie der Distrikts-Gemeinde während seines 52jährigen ersprießlichen Wirkens zuteil hat werden lassen, in warmen Worten zu danken. Herrn Selling folgte Herr Rechtsanwalt Justizrat Josephthal, der in meisterhafter Rede verschiedener freudiger und trauriger Episoden aus dem Leben des verstorbenen Herrn Rabbiners gedachte und am Schlusse als einer der ältesten Schüler im Namen der früheren Schüler des Heimgegangenen diesem für den von ihm in ihre jungen Herzen gelegten guten Samen wärmsten Nachruf widmete. Zum Schluss folgten noch als weitere Redner der II. Kultusvorstand von Gunzenhausen, Herr Blumenthal, in welcher Stadt Grünbaums Wiege stand, und ein Lehrer aus dem Distrikte. Möge dem Manne, der als Seelsorger wie als Bürger sich unsere höchste Achtung errang, die Erde leicht und sein Andenken ein gesegnetes sein!".    


Nachruf auf Distriktsrabbiner Aron Grünbaum (1893)      

Ansbach AZJ 22121893r.jpg (194533 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember 1893: "Ansbach, 14. Dezember (1893). Am 9. dieses Monats verschied nach kurzer Krankheit Herr Distriktsrabbiner A. B. Grünbaum im 82. Lebensjahre. Der Verstorbene war im Jahre 1811 in Gunzenhausen geboren, besuchte nach dem früher Verluste seiner Eltern das hiesige Gymnasium und kam nach dem Besuche der Universität München als Kandidat nach Ansbach, wo er unter dem damaligen Oberrabbiner hier wirkte, bis er nach dessen Ableben auf die Stelle seines Vorgängers berufen und am 12. Juli 1841 durch Bürgermeister Stirl feierlich installiert wurde. Seit mehr als 52 Jahren versah er die hiesige Seelsorge mit seltener Treue und unermüdlichem Eifer zum Besten seiner Kultusgemeinde; selbst in seinem hohen Alter oblag er seiner Pflicht in einer Weise, die neben der Bewunderung für den greisen Rabbiner oft das Gefühl der Rührung hervorrufen musste. Weit in den bayerischen landen wurde sein Name mit Achtung genannt; denn er war bekannt als einer der besten Kanzelredner. In hiesiger Stadt war er bekannt und beliebt als ein edler, duldsamer, ruhiger Charakter, der bloß seiner Pflicht zu genügen suchte und in andere Kreise nie störend eingriff; auch seine nichtjüdischen Mitbürger verehrten und schätzten ihn hoch. Selten noch dürfte hier einem Manne das ehrende Geleite zum Grabe zuteil geworden sein, wie der Leiche Grünbaums. Kein Unterschied in der Konfession hielt den Schmerz um den teuren Toten zurück; die protestantische wie die katholische Geistlichkeit sah man an dem Sarge des Ehrenmannes. Auch die Stadtgemeinde, Magistrat wie Kollegium, schlossen sich dem langen, langen Trauerzuge an. Am Grabe angekommen, hielt Herr Rabbiner Dr. Neubürger von Fürth die Leichenrede und gab in von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten ein Bild von dem edlen Wirken des Dahingeschiedenen als Seelsorger und von der Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit, die ihn als Menschen zierte. Herr Rabbiner Dr. Bamberger von Würzburg drückte im Namen der übrigen Rabbiner Bayerns dem Verblichenen seinen Dank für das kollegiale Wirken und die erwiesene kollegiale Freundschaft aus. Nach ihm ergriff der Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Herr Kaufmann Selling das Wort, als Kultusvorstand, um als Vertreter der Distriktsgemeinde dem teuren Heimatgegangenen für die große väterliche Liebe und Fürsorge, welche er seiner hiesigen, wie der Distrikts-Gemeinde während seines 52jährigen ersprießlichen Wirkens zuteil hat werden lassen, in warmen Worten zu danken. Herrn Selling folgte Herr Rechtsanwalt Justizrat Josephthal, der in meisterhafter Rede verschiedener freudiger und trauriger Episoden aus dem Leben des verstorbenen Herrn Rabbiners gedachte und am Schlusse als einer der ältesten Schüler im Namen der früheren Schüler des Heimgegangenen diesem für den von ihm in ihre jungen Herzen gelegten guten Samen wärmsten Nachruf widmete. Zum Schluss folgten noch als weitere Redner der II. Kultusvorstand von Gunzenhausen, Herr Blumenthal, in welcher Stadt Grünbaums Wiege stand, und ein Lehrer aus dem Distrikte. Möge dem Manne, der als Seelsorger wie als Bürger sich unsere höchste Achtung errang, die Erde leicht und sein Andenken ein gesegnetes sein!"    

   
Zur anstehenden Rabbinerwahl (Artikel vom Februar 1894)    
Anmerkung: Lehrer Oppenheim aus Leutershausen setzt sich für die Wahl eines streng orthodoxen Rabbiners ein und bekommt Schwierigkeiten mit verantwortlichen Personen der Ansbacher Gemeinde, die einen ‚gemäßigt konservativen’ Kandidaten bevorzugen.  

Ansbach Israelit 15021894.jpg (274150 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1894:  "Zur Rabbiner-Wahl im Distrikts-Rabbinat Ansbach. Dr. Carl du Prel bemerkt in einer Polemik als Verteidigung seiner Weltanschauung: ‚Die Stärke einer Sache lässt sich direkt abschätzen aus den Argumenten ihrer Vertreter, indirekt aus den Gegenargumenten ihrer Widersacher. Wenn die Gegner, weil ihnen die Verstandesgründe ausgehen, Angriffsmittel von moralischer Bedenklichkeit anwenden – so kann man sicher darauf rechnen, dass die von ihnen bekämpfte Sache auf starken Füßen stehe.’  Herr du Prel! – Sie haben Recht, Sie flößen mir Mut ein, da auch ich die Anwendung von Angriffsmitteln moralischer Bedenklichkeit erfahren musste; was hatte ich denn eigentlich verbrochen? Ich will in objektiver Weise den Hergang erzählen: Das Distrikts-Rabbinat Ansbach ist durch den Tod des seitherigen Inhabers erledigt, und muss nun neu besetzt werden. Da erschien vor kurzem ein Ausschreiben der israelitischen Kultusverwaltung in Ansbach, wonach zur Bewerbung um die erledigte Stelle nur Kandidaten ‚gemäßigt konservativer’ Richtung eingeladen waren. Voraus gegangen war eine Versammlung am 31. Dezember vorigen Jahres, in welcher allgemein betont wurde, der anzustellende Rabbiner müsse streng religiös sein. Man vergleiche nun die Übereinkunft: ‚streng religiös’ – und das Ausschreiben: ‚gemäßigt konservativ’ – ist das kein Widerspruch? In der gleichen Versammlung wurde auf Antrag des Verwaltungsrates in Ansbach auch der seitherige Wahlmodus geändert, indem auf je 15 Mark Rabbinatsbeitrag für die Landgemeinden 1 Stimme kommen solle, in Ansbach jedoch solle jeder Wahlberechtigte auch wahlfähig sein. Mit anderen Worten: Nicht mehr die persönliche Überzeugung sollte in die Wagschale gelegt werden, sondern – der Geldbeutel; - ist das nicht moralisch bedenklich? Diese Wahlmodus wurde inhibiert und die Wahl nach Maßgabe der allerhöchsten M.E. vom 24. Dezember 1844 von hoher königlichen Regierung angeordnet. Ich war der Urheber der betreffenden Eingabe an die königliche Regierung und wurde deswegen vom Verwaltungsrate in Ansbach in öffentlicher wie privater Weise in der moralisch bedenklichsten Art behandelt. Denunziationen, Insinuationen und ähnliche Waffen wurden gegen mich geführt, allein ich wurde nicht getroffen; weil ich eben dem Schützen zu hoch stand, reichte seine Kraft nicht aus, mich zu erreichen.    Dem ‚gemäßigt konservativen’ Ausschreiben des Verwaltungsrates in Ansbach folgte ein Inserat meinerseits, worin ich in Übereinstimmung meiner Freunde der Tatsache Ausdruck verlieh, die Wählerschaft wünsche einen streng orthodoxen Rabbiner. Das brachte den Verwaltungsrat in Ansbach außer Rand und Band. Auf solche Weise seine Kreise gestört zu sehen, das ist auch zu arg! Der Plan war doch zu schön:   1) Gibt uns der Wahlmodus ohnehin die Schwerkraft,  2) Hält  das ‚gemäßigt konservative’ Ausschreiben überhaupt jeden Orthodoxen fern, - und das alles durch den verflixten ‚Leutershäuser Lehrer’ vereitelt – Grund genug, ihn zu hassen! Der macht sich aber daraus gar nichts. Er hat seinen Plan auf Wahrheit und Recht gegründet, und weicht nicht von seinem Wege weder rechts noch links.   Die gescheiterten Pläne haben natürlich eine neue Versammlung nötig gemacht und hier sollte mir der letzte Stoß versetzt werden.  Meine Absicht habe ich durch meine Tätigkeit nicht erreicht, ich täuschte mich nämlich an meinem Gegner. Ich habe ihm soviel Noblesse zugetraut, dass er wegen prinzipieller Fragen keinen persönlichen
Ansbach Israelit 15021894a.jpg (292860 Byte)Hass aufkommen lasse. Ich wurde von der Gemeinde Jochsberg, woselbst ich gleichfalls die Lehrerstelle versehe, als deren Delegierter zu dieser Versammlung geschickt. Meine Absicht war die edelste von der Welt. Ich wollte von Mund zu Mund auf die Gefahren einer gegenseitigen Bekämpfung wegen interner Angelegenheiten aufmerksam machen, ich wollte meine Anschauung über den Begriff ‚orthodox’ klar legen – meine mit Herrn Rabbiner Dr. Marx in Darmstadt darüber gepflogene Korrespondenz, die ich vor Beginn der Versammlung offen legte, beweist das - - aber – aber, hier kommt wieder ein Angriff von höchst moralischer Bedenklichkeit – ich wurde vom Vorstande der israelitischen Kultusgemeinde unter Androhung der ‚Johannsdienste’ aus dem Saal gewiesen, noch ehe überhaupt die Versammlung begonnen hatte. Meine schriftliche Vollmacht, die Erläuterung meiner Wahlfähigkeit – alles half nichts – ‚der Jude wird verbrannt’ heißt es. Von diesem Augenblicke an sah ich ein, dass es unmöglich ist, mit solchen Leuten einen ehrlichen Kampf durchfechten zu können. Von diesem Augenblicke an bin ich aber über nichts mehr erstaunt, es ist ja klar: ‚Sie wissen nicht, was sie tun;’ ich bin sogar nicht mehr erstaunt, wenn die Ansbacher Herren einen orthodoxen Kandidaten in Vorschlag bringen würden! Doch bin ich nicht so optimistisch, dies zu glauben. Die Ansbacher Verwaltungsräte sind auf das Wort ‚orthodox’ bitter bös zu sprechen. Woher das wohl kommen mag? Ist doch eins ehr einflussreiches Mitglied des Verwaltungsrates ein Schüler eine sehr orthodoxen Mannes, des seligen Rabbiner S. B. Bamberger  - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Würzburg! Das Resultat der von der Anwesenheit meiner Person befreiten Versammlung ist in einer Erklärung in Nr. 12 dieses Blattes den Lesern bekannt. Es haben da eine Anzahl Männer mich als Friedensstörer hingestellt. Ich finde es fast für überflüssig, zu betonen, dass nur die Absicht, den Rabbinatsbezirk Ansbach dem unverfälschten Judentume zu erhalten, mich zur Tätigkeit angespornt hat. Wer das nicht glauben will, der kann es bleiben lassen. Freilich Leute, welche es als einen Ruhm betrachten, in religiösen Dingen auf der äußersten Linken zu stehen (Anmerkung: Vom Vorstande in Ansbach unter Zeugen gesprochen), haben keine Ahnung davon, dass man religiöse Fragen aus edlem Antriebe behandelt.    Zum Schlusse möchte ich den Hauptcoup der Ansbacher Herren ins rechte Licht setzen: Sollte trotz aller Mittel und Mittelchen die Kultusverwaltung in Ansbach unterliegen – so, wird der gewählte Kandidat mit einer Strafe von 1.000 Mark belegt!! Anders ist doch der Zusatz zur Erklärung, wonach dem nicht gewünschten Rabbiner ein Gehaltsabzug von Mark 1.000. – in Aussicht gestellt wird, nicht zu verstehen? Formell ist die Kultusverwaltung in Ansbach im Recht, da diese 1.000 Mark ein großmütiges Zugabeopfer der Gemeinde Ansbach sind; aber moralisch? Liegt hier nicht die Rohherrschaft des Geldbeutels auf platter Hand? Erinnert das nicht an jenes Geschichtsblatt in Israel, das immer und ewig mit Trauerrand versehen, berichtet, dass die hohe Priesterwürde dem Meistbietenden übergeben wurde? War jene Zeit nicht die Ursache des traurigsten Ereignisses, das Israel je betroffen?   Noch ist es Zeit, einzulenken; ich habe die fadenscheinige Hoffnung, dass die Kultusverwaltung in Ansbach der Orthodoxie im Distrikte durch den Vorschlag geeigneter Persönlichkeiten entgegenkommt. Mag es aber kommen, wie es will, so sollte es doch nicht vergessen sein, dass ein alter jüdischer Brauch es ist, dass die Mehrheit entscheidet. Mag sie für mich oder gegen mich ausfallen, ich gebe mich zufrieden und werde niemandem einen Groll nachtragen. Leutershausen, 12. Februar 1894. Lehrer Oppenheimer."

   
Zur anstehenden Rabbinerwahl (Artikel vom Mai 1894)     

Ansbach Israelit 21051894r.jpg (151582 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1894: "Aus dem Rabbinats-Distrikte Ansbach. Die Rabbinatswahl ist vom Stadtmagistrat Ansbach auf Mittwoch, 25. Mai anberaumt. In den letzten Tagen geht es da natürlich lebhaft zu. Ca. 20 Bewerbungen sind eingelaufen, von diesen dürften diejenigen des Herrn Dr. Löwy in Birkenfeld und die des Herrn Dr. P. Kohn in Mannheim die meiste Aussicht auf Erfolg haben. Ersterer, der Schwager einer angesehenen Persönlichkeit in Ansbach, ist das enfant gatée der Verwaltung in Ansbach, während letzterer von den Orthodoxen des Wahlkreises bevorzugt wird. Interessant ist die Agitationsweise der Ansbacher, dieselben drohen nämlich, es gehe schlimm, wenn der Wille der Verwaltung nicht durchgesetzt werde. Aber bange machen gilt nicht. Da die Verwaltung noch nicht weiß, ob Herr Dr. Kohn in Mannheim trotz der anfänglichen Gegnerschaft eines Teiles der Gemeindemitglieder nicht später noch die Sympathie derselben erwerben kann, so ist es wohl etwas gewagt, wenn Mitglieder der Verwaltung erklären, es sei auch ferner nicht zu erwarten, dass sich Herr Dr. Kohn ‚einleben’ könne. Auch die Orthodoxie ist nicht lässig in der Agitation, was aus nachfolgendem Zirkular an die Wähler erkenntlich ist. Dasselbe lautet:
Der Stadtmagistrat Ansbach hat die Wahl eines Rabbiners für den Distrikt Ansbach auf Mittwoch, den 23. Mai 9-1 Uhr im Magistrats-Saale festgesetzt. Es ist nun die Frage: ‚Welchen der in Vorschlag gebrachten Kandidaten sollen wir wählen?’
Gewiss nur einen Mann, der das Vertrauen genießt, dass er nicht nur den berechtigten Wünschen und Anforderungen entgegenkommt, die heutzutage allgemein an einen Rabbiner gestellt werden, sondern auch einen solchen, dessen Charakter dafür bürgt, dass er den eigenartigen Verhältnissen in unserem Distrikte gewachsen ist. In Erkenntnis dessen hat die erste Versammlung der Vorstände der einzelnen Kultusgemeinden am 31. Dezember vorigen Jahres der Meinung Ausdruck verliehen, ein Rabbiner aus Bayern verdiene den Vorzug.
Ansbach Israelit 21051894a.jpg (175167 Byte)Wenn sich dazu noch ein Mann findet, der sogar aus unserem Distrikte stammt, ein Mann, dessen Familie seit uralter Zeit einen europäischen Ruf besitzt, ein Mann, der mit den glänzendsten Zeugnissen geschmückt ist, ein Mann, der durch seine tief durchdachten, wohl tönenden Reden berühmt ist, ein Mann, dessen seitherige Tätigkeit davon Zeugnis gibt, dass er frei von Fanatismus und Parteihader versöhnend auf alle religiösen Richtungen gewirkt hat, ein Mann, dem in Folge seiner gründlichen Gelehrsamkeit auch in profanen Wissenschaften eine Professur angeboten war, so müssen wir es als Glück bezeichnen, wenn ein solcher Mann geneigt ist, jene Kanzel zu betreten, wo auch ein Grünbaum seligen Andenkens ein Menschenalter hindurch das Wort der Liebe und des Friedens, das Wort der Lehre und Unterweisung so eindrucksvoll gepredigt hat.
Herr Rabbiner Dr. P. Kohn in Mannheim aus Gunzenhausen beziehungsweise Kleinerdlingen stammend, ist der Mann, dessen Wahl wir Ihnen dringend ans Herz legen. Wir können mit gutem Wissen behaupten, dass Herr Rabbiner Dr. P. Kohn in Mannheimer in seltener Harmonie all’ das in sich vereinigt, wodurch er für Ansbach geeignet erscheint. 
Eine Rabbiner-Wahl ist ein seltenes Ereignis; sie ist aber äußerst sichtig für die Erhaltung eines Kleinods, für die Erhaltung unserer heiligen Religion; sie ist so wichtig, dass nach Ministerial-Entschließung von 28. Dezember 1844 die Gültigkeit der Wahl vom Erscheinen zwei Drittel aller Wahlberechtigten abhängig gemacht ist.
Welch’ schlechten Eindruck würde es auf die Behörde machen, welche Waffen würden Sie den Antisemiten in die Hände liefern, wenn Sie durch Fernbleiben die Wahl als einen Akte der Gleichgültigkeit hinstellen würden. Wir bitten: Kommen Sie am 23. Mai nach Ansbach und wählen Sie Herrn Rabbiner Dr. P. Kohn in Mannheim.
Das vereinigte Wahl-Komitee Ansbach und Gunzenhausen: Nath. Obermeyer, Wolf Rosenfeld, S. Hausmann, Dr. Jochsberger, S. Hamburger, B. Wurzinger, A. Brunn, L. Guggenheimer, M. Kellermann, M. Joelsohn, R. Seeberger, M. Neuburger, S. Kellermann, S. Seelberger, Albert Hellmann, S. Joelsohn.
Sehr naiv ist die Zumutung der Ansbach Herren, Herr Kohn solle zurücktreten: Nein, den Gefallen tut er ihnen nicht, nachdem selbst die nächsten Verwandten des Vorstandes in Ansbach für denselben tatsächlich begeistert sind. W.C."     

    
Rabbiner Dr. Pinchas Kohn wurde zum neuen Rabbiner in Ansbach gewählt (1894)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juni 1894: "Zum Distriktsrabbiner in Ansbach ist Rabbiner Dr. P. Cohn in Mannheim gewählt worden".          

 
Feierliche Vereidigung von Distriktsrabbiner Dr. Pinchas Kohn (1895)       

Ansbach Israelit 25031895ar.jpg (149264 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1895: "Ansbach, 13. März (1895). Heute Vormittag 11 Uhr fand im Rathaussaale durch Herrn Bürgermeister Keller als Regierungskommissar die feierliche Vereidigung des nach Wahl vom 23. Mai 1894 laut hoher Regierungsentschließung zum Distriktsrabbiner ernannten Rabbiners Herrn Dr. Pinchas Kohn aus Kleinerdlingen statt. Nach der vorgenommenen Vereidigung beglückwünschte Herr Bürgermeister Keller den neu ernannten Distriktsrabbiner, dabei wünschend, dass es ihm trotz der derzeitigen misslichen Verhältnisse mit Gottes Hilfe gelingen möge, den Frieden und die Einigkeit in der israelitischen Gemeinde wieder herzustellen. Zum Schluss stellte der Herr Bürgermeister Herrn Rabbiner Dr. Kohn den sehr zahlreich anwesenden Vertretern der zum Distriktsrabbinat gehörigen Kultusgemeinden als den von der königlichen Regierung ernannten neuen Distriktsrabbiner vor, dessen Weisungen sie nachzukommen hätten. An diese Vereidigung schloss sich um ½ 2 Uhr die feierliche Antrittsrede des Herrn Dr. Kohn in der Synagoge, die ihres versöhnlichen, zum Frieden und Eintracht mahnenden Charakters wie auch der gezeigten oratorischen Begabung wegen ungeteilten Beifall fand und gewiss dahin führen wird, des Vergangenen zu vergessen und die Streitaxt endgültig zu begraben. 
An dem nachmittags stattgehabten Festessen zu Ehren der Installierung des neuen Rabbiners in der königlichen Orangerie nahmen ca. 100 Personen teil. Dasselbe verlief in der heitersten Stimmung und war durch Reden und Toaste abwechslungsweise gewürzt.
Zunächst ergriff Herr Jakob Weil das Wort, um in kerniger Sprache ein Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten auszubringen, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Auf ein gleichzeitig an Seine Königliche Hoheit abgesandtes Huldigungstelegramm lief Rückantwort ein, welches besten Dank besagte. – Hierauf sprach Herr Gustav Weil im Auftrag des hiesigen Festkomitees um in längerer  
Ansbach Israelit 25031895br.jpg (214743 Byte)Rede Herrn Dr. Kohn als Gast zu begrüßen. Anschließend hieran reihte sich der Toast des Herrn Apothekers Hirschheimer auf die Mutter des zu Feiernden, welcher ebenso wie die Worte des Herrn Neuburger, der Armen bei diesem Feste nicht zu vergessen, lebhaften Anklang fand. – Herr Dr. Kohn dankte dann in langer, lebhaft applaudierter, geistreicher Rede für die Worte der Begrüßung, versprach, allen ein treuer Berater sein zu wollen, namentlich den fest vollzählig erschienenen Herren Lehrern, und stellte seinen Besuch den zum Rabbinatsdistrikte gehörigen Gemeinden bald in Aussicht, betonend, wie er sich glücklich schätzen würde, überall, wie er nicht zweifle, als Friedensbringer einziehen zu können. – Im Namen der Herren Kantoren und Lehrer dankte nun deren Senior Herr Hofmann aus Rothenburg, welcher sich freute, namens der Kollegen sagen zu können, dass sie in ihren Gefühlen mit Seiner Ehrwürden sich eins wissen. Seine zündende, beifällig aufgenommene Rede endete mit einem Hoch auf Herrn Dr. Kohn. – Später folgte von Seiten der anwesenden Herren Lehrer ein erhabener, zu Herzen gehender Gesang. – Herr Lehrer Oppenheimer-Leutershausen, welcher einen humoristischen Vortrag, dem das Wetter als Grundlage diente, mit einem Toaste vereinte, erntete verdienten Beifall. – Die begeisterte Festesstimmung wurde noch durch einen weiteren Toast des Herrn G. Weil auf die so zahlreich anwesenden auswärtigen Kultusvorstände und deren Mitglieder erhöht und der Dank für die gebrachten zeitlichen und pekuniären Opfer ausgesprochen. – Ferner wurde des Herrn Bürgermeister Keller in freundlichster und rühmender Weise gedacht, welcher unsern Herrn Distriktsrabbiner in so liebenswürdiger Weise eingeführt, welcher so herzliche Worte für ihn hatte, kurz und gut, es herrscht die freudigste Feststimmung. – Viele Telegramme, welche von Freunden aus nah und fern, darunter mehrere aus London, und von seinen Amtsbrüdern eingelaufen waren, wurden verlesen und jubelnd aufgenommen. Bevor die teilweise weit hergereisten Mitglieder, Freunde und Verwandte der Herrn Dr. Kohn sich verabschiedeten, sprachen noch einige, wie Herr Fabrikant Grünbaum-Nürnberg, Herr Weißkopf und Herr Ansbacher aus Würzburg. Ersterer gab einen reichen Schatz passender biblischer Zitate zum Besten, letzterer unter Anspielung auf seinen Namen reizende bon mots. Reicher Beifall belohnte auch diese Redner. Inzwischen war es Abend geworden und die Eisenbahn entführte uns unsere lieben Gäste nach allen Windrosen. Sicherlich haben sie alle nur angenehme Erinnerungen mit nach hause genommen. – Allgemein auffallend war es den zahlreich erschienenen Vorständen der Distriktsgemeinden und den christlichen Mitbürgern, welche dem Gottesdienste in der Synagoge anwohnten, dass die hiesige Kultusverwaltung nicht nur bei diesem Gottesdienste, bei der feierlichen Einholung des Herrn Rabbiners, sondern auch bei dessen Installierung auf dem Rathause und dem Festmahle durch ihre Abwesenheit glänzte. Heißt das den Frieden in der Gemeinde und im Distrikte fördern?"     

    
Bezirksrabbiner Dr. Pinchas Kohn weist einen Ruf nach Nürnberg zurück und bleibt der Gemeinde in Ansbach treu (1908)    

Ansbach Israelit 30041908.jpg (155514 Byte)Artikel in der Zeitschrift 2Der Israelit" vom 30. April 1908: "Ansbach, 29. April (1908). Heute gilt es, den Lesern dieses geschätzten Blattes von einer eigenartigen und wahrhaft erhebenden Feier unserer Gemeinde zu berichten. Unser allverehrter und beliebter Distriktsrabbiner Herr D. Kohn hat seine Liebe zu seinen Distriktsgemeinden, in denen er seit 13 Jahren segensreich wirkt, erneut bewiesen, indem er einen ehrenvollen Ruf der Gemeinde Adas Isroel in Nürnberg zurückwies, um in seinem hier lieb gewonnenen Kreise weiter zu bleiben und zu wirken. Dieses für uns so ehrenvolle und freudige Ereignis wurde nun von den Distriktsgemeinden auf Anregung der Gemeindeverwaltung Ansbach durch einen gemütlichen Abend gefeiert. Beim Eintritt in den Festsaal begrüßte ein von den herbeigeeilten Lehrern des Rabbinatsbezirks angestimmte Baruch Haba die Familie des Herrn Rabbiners. Hierauf ergriff Herr Jakob Weil, Vorsteher der Gemeinde Ansbach das Wort zu einer schwungvollen, von Herzen kommeden Rede, die in ein begeistertes Hoch auf Herrn Dr. Kohn ausklang. Gleiche Gefühle bekundete Herr Wimpfheimer als Vertreter der Gemeinde Rothenburg o.T.  Herr Kantor Krämer – Ansbach trug sodann den Psalm 30 vor, worauf Herr Dr. D. Brader, der Assistent des Herrn Distriktsrabbiners, auf die Familie des Gefeierten toastierte. Namens der Lehrer sprach Herrn Volksschullehrer Marx – Gunzenhausen und drückte den Dank derselben für das allezeit verständnisvolle Entgegenkommen und für die wissenschaftliche Leitung der monatlichen Fortbildungskonferenzen in herzlichen Worten aus. Auch die jüdischen Gymnasialschüler Ansbachs hatten ihren Sprecher in dem Oberprimaner Fritz Ansbacher entsandt. Herr Dr. Kohn – sein Licht leuchte – erwiderte nun auf all die herzlichen Worte, die ihn tief bewegten und sprach von den Gedanken und Gefühlen, die ihn in den aufregenden Wochen des inneren Kampfes beschäftigten. Die meisterhafte Rede, die in ein Hoch auf den Rabbinatsbezirk Ansbach ausklang, hinterließ einen tiefen Eindruck. Es folgten darnach noch einige humoristische Toaste, von Herrn Adler – Roth, von Herrn Lehrer Adler – Ansbach, und von Herrn Rabbiner Dr. Brader. Auch Herr Dr. Kohn sprach aus freudig gestimmtem Herzen noch einmal ein humorvolles Dankeswort. In später Stunde schieden die Gäste mit dem frohen Bewusststein unseren Herrn Rabbiner dem Distrikte wiedergewonnen zu haben. – th -."

  
Dr. David Brader wurde zum Distriktsrabbiner gewählt (1917)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1917:  "Aus Ansbach wird berichtet. An Stelle des zur Zivilverwaltung in Warschau einberufenen Distriktsrabbiners Dr. P. Kohn, hier, wurde der Königliche Reallehrer Dr. David Brader in Nürnberg zum Distriktsrabbiner dahier gewählt. Die zum Distriktsrabbinat Ansbach gehörigen 21 israelitischen Kultusgemeinden hatten sich auf die Person des neu zu erwählenden Rabbiners geeinigt und gebeten, von einem Ausschreiben der Stelle Abstand zu nehmen."         

  
Rundschreiben von Rabbiner Dr. Pinchas Kohn (1919)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. März 1919: "Deutsches Reich. Ein Rundschreiben Rabbiners Dr.- Kohn - Ansbach.
Rabbiner Dr. Pinchas Kohn - Ansbach versandte in seinem Rabbinatsbezirk folgendes Rundschreiben:
'Jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen! Angesichts des Versuches, die Juden als international zu erklären, sehen wir uns veranlasst, Folgendes zu erklären: 
1. Die Gemeinschaft der Juden beruht auf der Religion. Wer jüdische Religion verlässt, verlässt die jüdische Gemeinschaft. 
2. Alle Ansprüche, welche die so geartete jüdische Gemeinschaft an die Regierungen ihres Heimatlandes zu stellen hat, fließen lediglich aus diesem religiösen Grundcharakter. 
3. International im Judentum ist lediglich die Religion.
4. Wir haben keinerlei jüdisch-nationalistische Forderungen zu erheben. 
5. Wir bekennen uns als bayerische und deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens. 
6. Es ist Pflicht jeden bayrischen Juden, über dieses sein Verhältnis zum Staate dem Staate und seinen christlichen Mitbürgern volle Klarheit zu geben. 
7. Als Bayern und Deutsche erklären wir, im Interesse unseres Vaterlandes den Antisemitismus bekämpfen zu müssen. 
8. Wenn die Friedenskonferenz  Palästinas einer unbeschränkten Siedelung durch Juden erschließt, so gebietet es lediglich die religiöse Pflicht, diese auf Grundlage des Religionsgesetzes zu errichtenden Siedlungen zu fördern.' 
Für uns hat das Rundschreiben das besondere Interesse, dass es uns zeigt, wie Dr. Kohn seine Aufgaben - auch in Polen aufgefasst hat."    

 
Ausschreibung der Stelle des Distriktrabbiners (1925)   

Ansbach BayrGZ 03121925.jpg (54509 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 3. Dezember 1925: "Die Stelle eines Distriktrabbiners für den Rabbinatsdistrikt Ansbach ist zu besetzen. Wir bitten, Angebote von reichsdeutschen Bewerbern (orthodox) mit Lebenslauf und Lichtbild an den Vorstand, Fabrikbesitzer L. Dietenhöfer, einzureichen. Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Ansbach."
  
Ansbach Israelit 03121925.jpg (40131 Byte)Dieselbe Anzeige erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1925. 

    
Feierliche Amtseinführung des Distriktrabbiners Dr. Elie Munk (1926)    

Ansbach BayrGZ 07051926r.jpg (87238 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Mai 1926: "Ansbach. Am 15. April (1926) erfolgte in hiesiger Kultusgemeinde die feierliche Amtseinführung des neugewählten Rabbiners Herrn Distriktrabbiners Dr. Elie Munk aus Berlin. Im Gemeindesitzungssaale ging der amtliche Teil vor sich. Von dem bisherigen Verweser des Rabbinats Herrn Distriktsrabbiner Dr. Weinberg aus Neumarkt dorthin geleitet, begrüßte der Vorstand der Kultusgemeinde Ansbach Herr Ludwig Dietenhöfer im Namen der Gemeinde den geistlichen Führer mit warmen Worten, worauf die Verträge unterschrieben wurden. Nun erfolgte die Vorstellung der fast aus allen Distriktsgemeinden erschienenen Vorsteher und Beamten. Im Namen des ersteren hieß Herr Neumann (Gunzenhausen), namens der letzteren Herr Hauptlehrer Levite (Gunzenhausen) das geistige Oberhaupt des Distriktes herzlich willkommen. Eine Schülerin begrüßte unter Überreichung eines herrlichen Blumenstraußes ihren zukünftigen Lehrer. In feierlichem Zuge wurde Herr Dr. Munk in die festlich geschmückt Synagoge geleitet. Ein mächtiger Knabenchor entbot hier den Willkommengruß. In tief empfundener Rede übergab Herr Distriktrabbiner Dr. Weinberg seinem jungen Amtsbruder das Seelsorgeamt. In warmer, zündender Rede gelobte Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk Treue der Gemeinde, Treue dem Distrikt und edle Duldung gegen jedermann. Einige Gesänge des Kantors trugen zur Vervollkommnung des feierlichen Aktes bei. Im Restaurant Jochsberger kam auch der gemütliche Teil zu seinem Recht. – Möge das Wirken des neu gewählten Herrn Rabbiner Dr. Munk von reichem Erfolg gekrönt sein!"
  
Ansbach Israelit 29041926r.jpg (99724 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1926: "Ansbach, 22. April (1926). Am 2. Rosch Chodesch Ijar erfolgte in unserer Gemeinde die feierliche Amtseinführung des neu gewählten Rabbiners Herrn Distriktrabbiners Dr. Elie Munk aus Berlin. Im Gemeindesitzungssaale ging der amtliche Teil vor sich. Von dem bisherigen Verweser des Rabbinates Herrn Distriktsrabbiner Dr. Weinberg aus Neumarkt dorthin geleitet, begrüßte der Vorstand der Kultusgemeinde Ansbach, Herr Ludwig Dietenhöfer im Namen der Gemeinde den geistlichen Führer mit warmen Worten, worauf die Verträge unterschrieben wurden. Nun erfolgte die Vorstellung der fast aus allen Distriktsgemeinden erschienenen Vorstehern und Beamten. Im Namen der ersteren hieß Herr Neumann - Gunzenhausen, namens der letzteren Herr Hauptlehrer Levite - Gunzenhausen das geistige Oberhaupt des Distrikts herzlich willkommen. Eine Schülerin begrüßte unter Überreichung eines herrlichen Blumenstraußes ihren zukünftigen Lehrer. In feierlichem Zuge wurde Herr Dr. Munk in die festlich geschmückte Synagoge geleitet. Ein mächtiger Knabenchor entbot hier den Willkommensgruß. In tief empfundener Rede übergab Herr Distriktsrabbiner Dr. Weinberg dem jungen Amtsbruder das Seelsorgeamt. In warm empfundener Rede gelobte Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk  der Gemeinde, Treu dem Distrikt und edle Duldung gegen jedermann. Einige Gesänge des Kantors trugen zur Vervollkommnung des feierlichen Aktes bei. Im Restaurant Jochsberger kam auch der gemütliche Teil zu seinem Recht. – Möge das Wirken des neu gewählten Herrn Rabbiners Dr. Munk von reichem Erfolg gekrönt sein."

  
Geburtsanzeige der Tochter von Rabbiner Dr. Elie Munk und seiner Frau Fanny geb. Goldberger (1928)  

Ansbach Israelit 07061928.jpg (33072 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Mit Gottes Hilfe.  
In dankerfüllter Freude zeigen die Gott sei gepriesen glückliche Geburt einer kräftigen Tochter an 
Rabbiner Dr. Elie Munk und Frau Fanny geb. Goldberger. 
Ansbach, 31. Mai 1928/ 13. Siwan 5688".    

  
Publikation von Rabbiner Dr. Elie Munk (1933)
  

Ansbach Israelit 16031933.jpg (269944 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1933: "Verlag des Israelit und Hermon G.m.b.H. Frankfurt am Main. In unserem Verlage erscheint nächste Woche: 
Die Welt der Gebete. Olam Hatefilot. Kommentar zu den Werktags- und Sabbatgebeten, nebst Übersetzung von Rabbiner Dr. Elie Munk in Ansbach.
 
374 Seiten Groß-Oktav. - Preis in gediegenem Leinwandband Mark 6.50. 
Zum weiteren Lesen der Anzeige bitte anklicken.  

     
Artikel von Rabbiner Dr. Eli Munk über Pijutim (1937)  

Ansbach Israelit 25031937.jpg (230826 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1937: "Die Pijutim. Von Rabbiner Dr. Eli Munk in Ansbach.  Die Pijutim bilden seit alters her einen Grundbestandteil der Festgebete und reichen in ihren Ursprüngen in die Zeiten der Amoräer und Gaonim zurück, wahrscheinlich sogar bis in die Zeiten der Tannaiten. Bei ihrer Abfassung war vor allem die Absicht maßgebend, den Gottesdienst an den Feiertagen zu vertiefen, und ihn gleichzeitig auszuschmücken. Bereits die Rischonim bezeichnnen daher die Einbeziehung der Pijutim in die Gebetordnung als eine ausgezeichnete Mizwa (hebräisch: ausgezeichnete Mizwa, ‚weil durch sie die Andacht des Menschen auf Gott gerichtet wird.’ Hirsch charakterisiert das Wesen der Pijutim folgendermaßen: ‚Sie sind allesamt nichts anderes, als vollendetere Ausführung der Tagesbedeutung und der aus ihr fürs Leben fließenden Gedanken. Aus dem Schatz jüdischer Wissenschaft ist dem Paiton der Tag nach seiner geschichtlichen und gesetzlichen Seite und nach den über beides ausgesprochenen Ansichten unserer Chachomim gegenwärtig, und von ihm erfüllt tritt er uns bei den einzelnen Teilen des Gottesdienstes entgegen, den innewohnenden begriff im Lichte der Tagesbedeutung vollendend’ (Choreb § 671(. Ähnlich erläutert Sachs: ‚Der unerschöpfliche Reichtum der Hagada ergoss sich in die religiöse Poesie, die nunmehr die Nationalliteratur, die nationale Geschichte und den Glaubens-, nicht selten auch den Gesetzesinhalt in das Gebet verwebte, und selber ein Ausdruck ward der gesamten Taten und Leiden Israel’ (Religiöse Poesie, 180). Mit Hinblick auf die Tatsache, dass die Pijutim auch oftmals die im Laufe der Jahrhunderte bis tief in die Zeit des Mittelalters erlebten Verfolgungen und Leiden zum Inhalt haben und daran anschließend die wunderbare Hilfe Gottes feiern, nennt Zunz die Pijutim die ‚Begleiterin der Geschichte des Judentums. Sie sind die Denkmäler der Vorfahren, und der von ihnen erfüllte Gottesdienst wurde das in tausendjährigen Gefechten emporgehaltene Panier Israels’ (Literatur der synagogalen Poesie, Vorwort).   
Eine ganz anders gerichtete Auffassung über die Entstehungsursache der Pijutim ergibt sich aus folgender Äußerung des R. Jehuda B. Barsilai aus Barcelona: ‚Die Pijutim, die man in das Gebet einzuflechten pflegt, sind, nach Mitteilungen von Autoritäten, nur für Zeiten der Verfolgungen angeordnet worden. Die Feinde hatten nämlich das Torastudium verboten, sowie das Zitieren von Torawarten, darum haben die Weisen eingeführt, dass Dankgebete, Hymnen, Pijutim usw. eingeschaltet werden, in denen im Rahmen der Tefilla den Ungelehrten die Vorschriften über ein jedes Fest und die Einzelheiten der Mizwot vorgeführt werden’ Sefer HaEtim, ed. Schor, Berlin 1903, S. 252). Aus den weiteren Ausführungen daselbst geht hervor, dass sich die Pijutim späterhin auch nach Aufhören der Verfolgungen gegen den Willen ihrer Verfasser fest eingebürgert haben, was mit dem oben erwähnten Verlangen zusammenhängen mochte, den Gottesdienst der festlichen tage nach Möglichkeit durch poetische Einlagen zu verschönern. Auch in anderen Quellen arabischen Ursprungs wird die gleiche Ursache für die Entstehung der Pijutim angegeben und auf die persischen Judenverfolgungen hingewiesen, die im 5. und 6. Jahrhundert stattfanden. Jedenfalls gibt diese Begründung eine Erklärung für den allgemein auffallenden Umstand, dass die Ausdrucksweise die Paitanim eine sehr dunkle und rätselhafte ist. Sie waren eben gezwungen, die ‚Worte der Tora und ihre Vorschriften’ in verschleierter Form zu zitieren. Es ist aber auch möglich, dass diese Ausdrucksweise dem Wunsch entsprang, den Pijutim eine künstlerische Form zu verleihen, deren Reiz durch die Verschleierung gerade erhöht wird."   .

    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
 
Jüdische Lehrer und Kantoren 
Ausschreibung der Stelle des Vorsänger und Schochet (1846)

Ansbach AZJ 31081846l.jpg (43159 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1846: "(Offene Stelle.) Die Vorsänger- und Schächterstelle bei diesseitiger Gemeinde kommt demnächst in Erledigung und soll anderweitig besetzt werden. Befähigte Bewerber um diese Stelle wollen sich innerhalb 4 Wochen bei unterzeichnetem Vorstande unter Vorlage ihrer Zeugnisse melden, woselbst sie auch die Bedingnisse erfahren können. 
Ansbach, den 26. August 1846.
Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Josephthal. Kitzinger".

    
Lehrer H. Hofmann kommt aus Cronheim nach Ansbach - Ausschreibung der Stelle in Cronheim (1876)     

Cronheim Israelit 19041876.jpg (68323 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1876: "Erledigte Elementarlehrer-Stelle
Durch Beförderung unseres bisherigen Lehrers Herrn Hofmann als Elementarlehrer nach Ansbach ist die hiesige Elementarlehrer-Stelle verbunden mit der Vorsängerfunktion in Erledigung gekommen und soll so rasch als möglich besetzt werden. Das Einkommen besteht aus einem fixen Ertrage von Mark 771,75 inklusive Staatszuschuss als Lehrer, Mark 175 als Vorsänger, sowie bedeutende Nebenverdienste und freie Wohnung. Bewerber, welche die Funktion eines Schlächters übernehmen könnten, würden ihr Einkommen wesentlich erhöhen, sodass sich dann das Gesamteinkommen auf 1.400 Mark beläuft. Bewerbungsgesuche mit den vorschriftsmäßigen Zeugnissen belegt, sind innerhalb 14 Tagen einzureichen an die Kultusverwaltung. Kronheim. Königliches Bezirksamt Gunzenhausen." 

    
Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochet (1893)  
Anmerkung: Auf Grund der Größe der Gemeinde wurde in Ansbach das Amt des Elementarlehrers und das Amt des Kantors und Schochet mit je einer Person besetzt.   

Ansbach Israelit 18051893l.jpg (51273 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1893: "Erledigte Kantor- und Schochet-Stelle. In der Gemeinde Ansbach, Kreishauptstadt von Mittelfranken, ist die Kantor- und Schochetstelle bei einem fixen Gehalt von 1.800 Mark und nicht unbedeutenden Nebenverdiensten nebst freier Dienstwohnung im Gemeindehaus bis zum 1. August in diesem Jahr zu besetzen.
Reflektanten, welche musikalisch gebildet, im Besitze einer guten Stimme sind, die Schochetautorisation von orthodoxen Rabbinern haben, wollen sich innerhalb 14 Tagen unter Angabe ihrer Nationalität und ihres Familienstandes, versehen mit den legalen Attesten an den Unterzeichneten wenden.
Ansbach, den 15. Mai 1893. Der Kultus-Vorstand: J. Selling."
  
Anmerkung: obige Ausschreibung wurde nach dem Weggang von Maier Sternberger s.u. vorgenommen; Nachfolger von Sternberger wurde Simon Krämer. 

   
Zum Abschied von Maier Sternberger, 1856 - 1893 Kantor, Schochet und Mohel in der jüdischen Gemeinde

Ansbach Israelit 07081893l.JPG (149728 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1893: "Ansbach, 1. August: Das Hinausziehen des Gerechten von dem Ort macht Eindruck. Die Richtigkeit dieses Satzes bestätigte sich wieder bei der Amtsniederlegung und bei dem Wegzuge unseres seit über 37 Jahren in hiesiger Kultusgemeinde lebenden Herrn Maier Sternberger. Derselbe bekleidete während dieser Zeit die Stelle eines Kantors und Schochets mit größter Gewissenhaftigkeit, mit strenger Pflichttreue und in wahrhaft religiösem Sinne. Ausgestattet mit einer prächtigen Tenorstimme, durchdringen von einer charakterfesten, religiösen Gesinnung machte sein Vortrag auch auf die Hörer einen überwältigenden, zur tiefen Andacht stimmenden Eindruck. Man merkte dem Ton und Vortrag an, dass das Herz dabei ist und deshalb gingen sie wieder zu Herzen. Als tüchtiger Mokel (Beschneider) genoss derselbe großes Vertrauen und wurde zur Ausübung dieses heiligen Aktes in die entferntesten Orte berufen. Aber auch seine Frau zeichnet sich durch echt jüdische Frauentugenden aus. Anspruchslos und bescheiden, suchte sie stets zu helfen und zu trösten, wo es Not tat. Die Armen hiesiger Stadt ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses verlieren in ihr eine große Wohltäterin. Deshalb wird der Wegzug dieses braven Ehepaares aus hiesiger Stadt allgemein bedauert. In tief ergreifenden Worten unter Zugrundelegung des Sidra-Satzes ... dankte unser allverehrter Herr Rabbiner - sein Licht leuchte - in einer Sabbat-Nachmittag-Predigt Herrn Sternberger für die der Gemeinde geleisteten Dienste, für seine Charaktersfestigkeit, für die Taten der Freundschaft und Liebe. Die hiesige Kultusverwaltung, die Chewra Kadischa, der Frauenverein suchten dem scheidenden Paare durch wertvolle und sinnige Geschenke Beweis zu geben, wie ihre Verdienste von den Beteiligten gewürdigt und anerkannt werden. 
Möchte des Herrn und Frau Sternberger vergönnt sein, in ihrem nunmehrigen Domizil Harburg viele, viele Jahre gesund, glücklich und zufrieden verleben zu können. Dies gebe der allgültige Gott.   H. Hofmann". 
  
Anmerkung: der Verfasser H. Hofmann war von 1876 bis 1893 Lehrer der jüdischen Gemeinde, siehe nächster Artikel  

  
Zum Tod von Maier Sternberger (1901) 
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901: "Harburg, Schwaben. Am Sonntag, 7. Juli, wurde ein Mann hier zu Grabe getragen, der es wohl verdient, dass seiner in diesen geschätzten Blättern gedacht werde, da sein Lebensgang für jeden wahren Jehudi vorbildlich sein dürfte. Es war Meier Sternberger seligen Andenkens, den man unter großer Beteiligung seitens der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung zur letzten Ruhe bestattete. Der reiche Lebensinhalt des Zadik hanedor kann hier nur in skizzenhafter Kürze angedeutet werden.   
Meier Sternberger war in Deggingen bei Nördlingen geboren, ein Sohn des frommen Naftali Sternberger, der dort Vorbeter und Mohel war. Den Grundsätzen und Lehren des Elternhauses blieb der Verstorbene zeitlebens treu. Nciht weniger als 37 Jahre wirkte er als Chasan und Schochet in Ansbach, und war ein gewandter, weithin gesuchter Mohel, welches Amt er so oft unter großen persönlichen Entbehrungen und pekuniären Opfern versah. Im Verein mit seiner vor 1 1/2 Jahren dahingegangenen Gattin, einer echten Esches chajil (tüchtiger Frau), gestaltete er sein Heim zu einer von allen orthodoxen Glaubensgenossen gern und oft aufgesuchten Stätte. Geradezu unmöglich ist es, all das zu schildern, was beide zusammen für die öffentlichen Bedürfnisse, insbesondere auf dem Gebiete der Wohltätigkeit geleistet. Es sei nur erwähnt, dass der Verblichene 32 Jahre lang das schwere Amt eines Verwalters der Armenkasse für Durchreisende unentgeltlich versah. Die einzelnen Jahrgänge des 'Israelit' ließ er unter den Mitgliedern der Gemeinde kursieren, um Sinn für Tora und Gottesfurcht zu erwecken. In den höchsten Gesellschafts- und Beamtenkreisen der mittelfränkischen Kreishauptstadt war der Heimgegangene angesehen und geachtet. Vor acht Jahren zog das kinderlose Ehepaar hierher, um den Lebensabend in der Nähe von Verwandten zu verbringen, freudigst begrüßt in der numerisch reduzierten Gemeinde, die dadurch eine Kräftigung und Neubelebung des Gemeindelebens erfuhr. So manches Gute hat der Verstorbene hier bewirkt. Nun sind sie beide in die Ewigkeit gegangen. leibliche Nachkommen hinterlassen sie nicht, aber ihre guten Taten sind ihre Nachkommen. 
Zur Lewajoh (Beisetzung) war der Kultusvorstand von Ansbach, Herr Selling, herbeigeeilt. In tief empfundenen Worten sprach der Herr Rabbiner von Ansbach, Herr Dr. P. Cohn namens dieser Gemeinde, nach diesem Herr A. Mannheimer, Lehrer in Dettelbach im Auftrage des engeren Verwandtenkreises, endlich für die Gemeinde Harburg Herr Lehrer Krämer daselbst.  
Möge der S'chus - das Verdienst dieses wahrhaft Frommen uns beistehen und er ein Meliz joscher - ein rechter Fürsprecher uns allen sein. Secher zadik liwrochoh - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
Wie nachträglich bekannt ward, vermachte der Heimgegangene bedeutende Lage an Moschab Sekenim und Talmud Thora im heiligen Lande, an die Präparandien Höchberg, Burgpreppach, an das israelitische Lehrerseminar und das israelitische Hospital in Würzburg, endlich an das Rabbinerseminar in Berlin."     

             
Zum Tod des Lehrers H. Hofmann (1894)   

Ansbach Israelit 29031894l.jpg (70602 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1894: "Ansbach. Der Tod hat am 2. dieses Monats (2. März 1894) einen edlen Menschen hinweggerafft. Der israelitische Lehrer, Herr H. Hofmann, ein Mann, geschmückt mit seltenen Tugenden, ausgezeichnet durch einen unerschütterlichen festen Charakter, bekannt durch unermüdliches, redliches Streben und Schaffen in und außer dem Berufe, ist in der Fülle seiner Kraft, im 54. Lebensjahre, von der Erde abberufen worden. Wer dem Leichenbegängnisse anwohnte, und es waren wahrlich nicht wenige, der konnte einen Schluss ziehen, welcher Liebe und Anerkennung sich der selig Entschlafene in weiten kreisen zu erfreuen hatte. Am Grabe sprach vor einer tief gerührten Versammlung Herr Rabbiner Dr. Neubürger aus Fürth, Herr Kultusvorstand Selling aus Ansbach und der Schwiegersohn des Verblichenen Herr Lehrer Maier aus Fürth. Möge dem Verblichenen reicher Lohn werden für die verdienstvollen Werke, die er geschaffen, möge ihm die Erde leicht sein!"

Anmerkung: Nachfolger Hofmanns wurde am 1. März 1894 Simon Dingfelder; er blieb bis 1904.


Kantor Simon Krämer empfiehlt sich auch als Mohel (Beschneider, 1893)   

Ansbach Israelit 28081893l.jpg (35030 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1893: "Als behördlich abprobierter Operateur für Circumcision, Mohel (Beschneider), empfiehlt sich einem P. T. Publikum der Kultusgemeinde Ansbach und Umgebung Simon Krämer, Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Ansbach. NB. Zeugnisse und Empfehlungen liegen zur Einsicht."

Anm.: "P.T. Publikum" heißt "pleno titulo = mit vollem Titel, gemeint eine Reihe aller möglichen Titel der Leute, die gemeint sein könnten.


70. Geburtstag von Kantor Simon Krämer (1928)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1928: "Heilbronn, 2. Juli (1928). Herr Kantor Simon Krämer aus Ansbach feierte am 15. dieses Monats seinen 70. Geburtstag. Er hat als Kantor in Aschaffenburg, in Teplitz und zuletzt in Ansbach viele Jahre amtiert und überall in seinen Gemeinden ein reiches Maß von Verehrung und Liebe gefunden. Seine kantoralen Leistungen, in denen sich moderne Gesangstechnik, hervorragende Stimmmittel und feinsinniges Verständnis für die überkommenen Sangesweisen verbanden, wurden nicht nur von Laien, sondern auch von Sachkennern hoch eingeschätzt, sodass er lange Jahre die kantoralen Fortbildungskurse leiten konnte. Zahlreiche im Stile des alten Chasonus (Tradition des Vorsingens) sich bewegende Vertonungen von ihm, werden noch im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Seine reichen religionswissenschaftlichen Kenntnisse, besonders auch im Talmud, und seine wertvollen menschlichen Eigenschaften erwarben ihm viel Freundschaft und Anerkennung. 
Wir wünschen dem lieben Kollegen, dass es ihm vergönnt sein möchte, noch viele Jahre in ungetrübter Gesundheit im Kreise seiner Familie und seiner zahlreichen Freunde zu verbringen."   

    
Lehrer Simon Dingfelder verlässt Ansbach (1904)  

Ansbach FrfIsrFambl 17061904l.jpg (22972 Byte)Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 17. Juni 1904: "Ansbach: Der seit 1. März 1894 an der hiesigen israelitischen Schule wirkende Volksschullehrer Herr Simon Dingfelder ist seitens der Kultusgemeinde München unter vielen Bewerbern als Religionslehrer an die dortigen Volksschulen vom 1. September an berufen worden."

    
Zu Lehrer Nathan Adler: 1904 - 1923 Lehrer in Ansbach  (Rückblick 1938)  

Ansbach Israelit 24031938.jpg (151538 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1938: "Hamburg, 20. März. In diesen Tagen begeht Herr Hauptlehrer Nathan Adler aus Ansbach, Lehrer an der Adaß-Schule in Nürnberg, sein vierzugjähriges Amtsjubiläum. Herr Adler verkörpert den selbstbewussten, berufsstolzen, wissensreichen und gediegenen Lehrertyp in Bayern. Es ist ein Burgpreppacher Kind und Schüler der dortigen ehemaligen Präparandenschule. Von einer kleinen Anfangsstelle abgesehen, wirkte er nur in größeren Orten wie in Fürth (Vorschule der Israelitischen Realschule), als staatlicher Volksschullehrer in Ansbach (1904-1924), nun seit 13 Jahren in Nürnberg. Wenn er auch seinem Lehramt stets seine ganze ungeteilte Kraft widmete, und jeden einzelnen seiner Schülerschar förderte, so fand er doch noch Zeit und Muße, der jüdischen pädagogischen Welt Werke von gediegenem Wert zu schenken. Hier sei nur an seine von Fachgenossen glänzend besprochenen hebräischen Buchstabenbilder (30 Steinzeichnungen für das hebräische Alphabet), an seine Jugendschriften: Aus den Tagen von Mordechai und Ester (nun vergriffen), Josua, Jona, die Richter erinnert. Am bekanntesten ist wohl sein Schiurbuch Niv Sefosajim (zwei Teile), in dem sich in glänzender Sprache der Reichtum jüdischer Gedankenwelt offenbart, und das zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für unsere Kollegen wurde. Adlers Tätigkeit als Lehrer greift über die jüdische Schule hinaus. 10 Jahre lang war er Lehrer an der gewerblichen Fortbildungsschule in Ansbach. Vielen Lehrern der pädagogischen Beilage des Israelit sind seine gehaltvollen Aufsätze über Midraschim, Psalmen, Gebete und biblische Geschichten eine Möglichkeit fortbildender Tätigkeit. Sowohl als Schriftführer des Ansbacher Bezirkslehrervereins, als auch als Schriftleiter auf der ehemaligen amtlichen Fortbildungskonferenz und als Referent bei der Tagung des Jüdischen Lehrervereins hat sich Adler einen guten Namen erworben. Mögen ihm noch angenehme Jahre verdienstvollen Wirkens in seinem jetzigen kreise beschieden sein. Zum Schlusse sei noch eine Erwartung ausgesprochen, de wir von seiner ausgezeichneten Feder erhoffen. Möge sich unser geschätzter Kollege aus seiner segensreichen Dienstzeit, in der er für nichts anderes als für seine Schule zu haben ist, soviel Kraft und Lust erübrigen, uns die sehnlichst erwartete 'Biblische Geschichte im Lichte des Midrasch für Familie und Schule'  zu schenken."

 
Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochet (1923)  

Ansbach Israelit 10051923l.jpg (47155 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1923: "In unserer Gemeinde ist die Stelle eines 
Kantors und Schochets
 
zum 14. Juli 1923 neu zu besetzen. Nur reichsdeutsche Bewerber (gesetzestreu) mit guter Stimme und besten Zeugnissen als Schochet kommen in Frage. Besoldung nach der vom Verband bayerischer israelitischer Gemeinden festgesetzten Norm nebst freier Dienstwohnung. Bewerbungen wollen baldigst eingereicht werden. Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Ansbach in Bayern. Ludwig Dietenhöfer, Vorstand."

  
  
Jüdische Schulen 
 
Seit 1844: das Handels-Lehr-Institut des Gabriel Kitzinger   
Ausschreibung 1846   

Ansbach AZJ 28091846sch.jpg (138787 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. September 1846: "Handels-Lehr-Institut in Ansbach
Der Unterricht in meiner Anstalt für das Wintersemester 1846/47 beginnt mit dem 20. Oktober laufenden Jahres und Aufnahmen finden bis zu diesem Termine statt. Lehrgegenstände sind: Kalligraphie, deutsche Sprache und Stilübungen, Geographie und Statistik, Arithmetik, kaufmännische Formenlehre, Korrespondenz, einfache und doppelte Buchführung, Wechselkunde, allgemeine und Handelsgeschichte, Zeichnen, französische, englische und italienische Sprache. 
Diese Fächer werden teils durch mich und teils durch andere hierzu aufgestellt öffentliche Lehrer in drei Kursen gelehrt. Es wird alljährlich eine öffentliche Prüfung meiner Schüler, unter Leitung der königlichen Schulkommission und der konstituierten Handels-Prüfungs-Kommission abgehalten, und bei den zwei bisher stattgehabten Prüfungen habe ich mich auch von dieser Seite aus der besten Anerkennung meiner Leistungen zu erfreuen gehabt, indem mir jedes Mal bezeugt wurde, dass meine Anstalt als eine vorzügliche bezeichnet werden müsse. 
Für Aufnahmen von Pensionären ist in meinem Hause bestens Sorge getroffen, und die resp. Eltern oder Vormünder wollen sich versichert halten, dass die mir anvertrauten Jünglinge, bei der strengsten Aufsicht, die liebevollste Behandlung zu gewärtigen haben.
Anmeldungen bitte ich möglichst bald an mich gelangen, damit die häusliche Einrichtung für Pensionäre rechtzeitig getroffen werden kann. Alle weiteren Aufschlüsse erteilt mein Prospekt, welcher, auf Verlangen, Jedermann zu Diensten steht.
Ansbach, im September 1846.
Gabriel Kitzinger, Vorstand des obrigkeitlich autorisierten Handels-Lehr-Instituts."   

      
Ausschreibungen 1847 / 1859   

Ansbach AZJ 29031847sch.jpg (124000 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. März 1847: "Handels-Lehr-Institut in Ansbach. Der Unterricht in meinem Institute für das Sommersemester beginnt mit dem 20. April laufenden Jahres und Aufnahmen finden bis zu diesem Termine statt. Die Gegenstände des Unterrichts sind: Kalligraphie, deutsche Sprache, Geographie, Geschichte, Zeichnen, Arithmetik, kaufmännische Korrespondenz, einfache und doppelte Buchführung, Wechselkunde, kaufmännische Formenlehre, Algebra, französische, italienische und englische Sprache etc. etc. 
Zur Aufnahme von Pensionären ist in meinem Hause die geeignete zweckdienliche Einrichtung getroffen, und werden dieselben, bei einer väterlichen Behandlung, in religiöser, wie in moralischer Hinsicht überhaupt, sorgfältig überwacht.
Der überaus gute Erfolg, dessen sich meine Anstalt seit ihrem dreijährigen Bestehen zu erfreuen hat, und die rühmlichen Zeugnisse, die mir noch jedes Mal bei der jährlich stattfindenden öffentlichen Prüfung meiner Zöglinge von der vorgesetzten königlichen Schulkommission und dem Handelsstande hier zuteil wurden, lassen mich auch diesmal auf einen bedeutenden Zuwachs an Schülern hoffen, und bitte ich daher, die Anmeldungen möglichst bald an mich ergehen zu lassen, damit die häusliche Einrichtung rechtzeitig getroffen werden könne. 
Alle näheren Aufschlüsse gibt mein Prospekt, den ich auf Verlangen gerne erteile.
Ansbach, im März 1847. Gabriel Kitzinger, Vorstand des obrigkeitlich autorisierten Handels-Lehr-Instituts".  
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Oktober 1847: 
Ähnlicher Text wie in den bereits zitierten Ausschreibungen.     
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Oktober 1859: "Handels-Lehr-Institut zu Ansbach
Der Unterricht an meiner Anstalt für das kommende Wintersemester wird Mittwoch, den 2. November eröffnet. Die Unterrichtsgegenstände bilden: Kalligraphie, Geographie, deutsche Sprache, kaufmännische Rechenkunde, Korrespondenz, einfache und doppelte Buchhaltung, Konto-Korrent, Wechselkunde, französische, englische und italienische Sprache; Unterricht in der Religion und im Hebräischen (Chumasch, Mischnajot) wird von dem verehrlichen Herrn Distriktsrabbiner dahier, in einem für die Schüler meiner Anstalt besonders bestehenden Lehrkursus erteilt.  
Mit meiner Anstalt ist ein Pensionat verbunden, in welchem den Zöglingen gewissenhafte Aufsicht und sorgsame Verpflegung zuteil wird.  
Auf Verlangen werden Jünglinge auch als Lehrlinge in mein Geschäft eingeschrieben und erhalten alsdann dieselben beim Austritt aus meinem Institute auch die gesetzlich erforderlichen Lehr-Zeugnisse. Näheres besagt mein Prospektus, den ich auf Verlangen bereitwilligst einsende.  Gabriel Kitzinger, Instituts-Vorstand."        

    
Erweiterung des Institutes um eine Unterrichts- und Erziehungsanstalt (1865)   

Ansbach Israelit 13091865sch.jpg (108393 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1865: "Unterrichts-, Erziehungs- und Handels-Lehr-Anstalt in Ansbach. Mit dem Beginne des kommenden Winter-Semesters (am 23. Oktober laufenden Jahres) werde ich mit meinem seit 21 Jahren bestehenden 'Handels-Lehr-Institute" auch eine 'Unterrichts- und Erziehungs-Anstalt' für Knaben vom 9. bis zum 12. Jahre verbinden, in welcher von geprüften, anerkannt tüchtigen Lehrern Unterricht in allen Gegenständen einer guten Elementarschule, in den Naturwissenschaft, sowie in der französischen Sprache erteilt wird. Lehrgegenstände der Handels-Abteilung sind: sämtliche Comptoir -Wissenschaften, die französische, englische und italienische Sprache.  
Zweck der Anstalt ist, die derselben anvertrauten Schüler zu religiös-sittlichen Menschen zu erziehen und zu tüchtigen Kaufleuten heranzubilden. Herr N. Hausmann, welcher seit mehreren Jahren an meiner Anstalt und an anderen ähnlichen Instituten als Lehrer mit dem besten Erfolge wirkte, wird von nun an seine ganze Lehrtätigkeit der Gesamt-Anstalt widmen und vereint mit mir deren Leitung übernehmen. 
Für das mir bisher so vielfach bewiesene Vertrauen bestens dankend, bitte ich, dasselbe auch der nun erweiterten Anstalt angedeihen zu lassen. Mit dem Institute bleibt, wie bisher, ein Pensionat verbunden, in welchem die Knaben sorgfältig verpflegt und überwacht werden. - 
Näheres in meinem Prospektus, welchen ich auf Verlangen gerne verabreiche.
Ansbach, im August 1865.  Gabriel Kitzinger."

     
Anzeige von Lehrer N. Hausmann (1872)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "In meinem Pensionate finden zu Beginn des Sommersemesters (Mitte April) noch einige Knaben Aufnahme. Väterlich liebevolle Behandlung. Strenge Beaufsichtigung. Nachhilfe. Das Absolutorium der Handelsschule berechtigt zum einjährigen freiwilligen Militärdienste. Ansbach (Bayern). 
N. Hausmann
, Lehrer an der königlichen Gewerb- und Handelsschule".     

  
  
Hinweis auf frühere Jeschiwa = Talmud-Hochschule in Ansbach  

Ansbach Israelit 30051866sch.jpg (22547 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1866: "Auch in Ansbach blühte früher eine Jeschiwa (Talmudhochschule) von ca. 20 Bachurim (Knaben, Schülern) unter Rabbiner - unser Lehrer, der Herr, unser Meister - Mosche Cohn und fanden diese besonders durch die Bemühungen und die Tätigkeit zweier edler Männer - unser Lehrer, der Herr, unser Meister Uri Wiener und - unser Lehrer, der Herr unser Meister Nete (Nathanael) Oberdorfer in der Gemeinde ihr Unterkommen."

      
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Unterstützung für die Armen der israelitischen Kultusgemeinde (1920)  

Ansbach Israelit 04111920so.jpg (41606 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1920: "Ansbach, 25. Oktober (1920). Als Zeichen des Dankes für die opferbereite Mitarbeit der israelitischen Einwohnerschaft Ansbachs überwies der Hauptausschuss des Ortssammelkomitees Ansbach-(Stadt) für die Armen der israelitischen Kultusgemeinde 1.000 Mark. In einer Zeit, da die Leistungen der deutschen Judenheit während des Krieges nicht genug herabgewürdigt werden können, freuen wir uns, von maßgebender Stelle eine ehrliche Stimme der Anerkennung verzeichnen zu dürfen."

    
Gemeindewahlen (1927)  

Ansbach BayrGZ 07011927.jpg (45454 Byte)Artikel in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Ansbach. In der heute vollzogenen Gemeindewahl wurde Herr Ludwig Dietenhöfer, Fabrikbesitzer zum wiederholten Male als Vorstand der Kultusgemeinde Ansbach einstimmig gewählt. Als Verwaltungsmitglieder wurden die Herren Joseph Heilbrunn, Anton Michelsohn, Justizrat Frankenburger, Joseph Rosenfeld, Leo Steiner und Jakob Weißmann gewählt. 
Die Herren Liebermann, Max und Aal Jakob wurden als Ersatzleute bestimmt. Möge die neue Verwaltung auch weiterhin zum Wohle und Gedeihen der Gemeinde Ansbach wirken."  

  
Simchat-Tora-Feier des Vereins "Jüdische Jugend Ansbach" (1931) 

Ansbach Israelit 15101931.jpg (116224 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931: "Ansbach, 12. Oktober (1931). Gestern Abend hielt der strebsame Verein 'Jüdische Jugend Ansbach' im voll besetzten Saale des Deutschen Hofes seine Simchas Thorafeier. Dieselbe wurde deshalb auf diesen Abend verlegt, weil viel auswärtige Gäste zu erwarten waren, die sich auch zahlreich einstellten. Nachdem der 1. Vorstand, Ezechiel Wallersteiner, mit herzlichen Worten die Anwesenden begrüßt und ein Vorstandsmitglied einen Prolog gesprochen hatte, wickelte sich das reichhaltige Programm in schönster, harmonischer Weise ab. Komische Intermezzos wechselten mit musikalischen Darbietungen seitens verschiedener Mitglieder, Kinderaufführungen und Gabenverlosung. Außerdem wurden jedem Kinde eine Tüte verschiedenen essbaren Inhalts verabreicht. Sämtliche Vorführungen ernteten allgemeinen, verdienten Beifall und manche Lachsalve ertönte. Befriedigt gingen die Zuhörer in früher Morgenstunde nach Hause, im Bewusststein einer schönen, echt jüdischen Feier beigewohnt zu haben. 
Der jüdischen Jugend in Ansbach wünschen wir ein fortschreitendes Gedeihen, auch wie bisher in der Liebe zum Judentum und seiner Tora."  

  
Vortragsabend des Vereins "Jüdische Jugend Ansbach" (1931) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Ansbach, 7. Dezember (1931). Am 15. November veranstaltete der Verein 'Jüdische Jugend Ansbach' zusammen mit dem Literaturverein Ansbach im Rahmen seines diesjährigen Winterprogramms im überfällten Gemeindesaale einen Vortragsabend. Das Referat hatte Herr Justizreferendar Martin Frankenburger übernommen, und zwar über das Thema: 'Die Juden in der Darstellung Jakob Wassermanns'. Seine leicht fasslichen, geistvollen Ausführungen wurden von den Zuhörern mit regem Interesse verfolgt und ernteten allgemeinen Beifall. - Ein erfreuliches Zeichen für die Zusammenarbeit der Jugend war es, dass zu diesem Vortragsabend der Jüdische Jugendverein Gunzenhausen in stattlicher Zahl; mit seinem rührigen Vorstand, Herrn Hellmann an der Spitze, eigens erschienen war. Im Anschluss an den Vortrag versammelten sich die beiden Jugendvereine noch zu einem gemütlichen Beisammensein in ihrem Ansbacher Vereinslokal, das bis in die frühen Morgenstunden dauerte. Hoffen wir, dass die nun einmal angebahnte Verbindung der beiden Vereine zu weiterer ersprießlicher Zusammenarbeit im Geiste unseres Judentums führen wird."  

  
Vortrag über eine Reise ins Heilige Land (1935) 
    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1935: "Ansbach. Bei der letzten Veranstaltung des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur, am 2. Juni, schilderte Herr Kommerzienrat Dietenhöfer in einem fast dreistündigen Vortrag seine Reise-Erlebnisse aus dem Heiligen Land. Durch mehr als 200 Lichtbilder veranschaulichte der Redner seine Fahrt durch Italien und das Mittelmeer, vor allem die biblischen Stätten und die rasch aufblühenden Siedlungen Palästinas. Reicher Beifall lohnte dem allgemein verehrten Redner seine große Mühe."    

   
        
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
   
Advokat Dr. Samuel Berlin ist beim Schwurgericht in Ansbach tätig (1850)     

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September 1850: "Bei dem Schwurgerichte in Ansbach fungiert öfters der Advokat Herr Dr. Berlin daselbst und jedes Mal sind die Zeitungen des Lobes voll ob der Gediegenheit und Gemütlichkeit seines Plädoyers." 

  
Zum Tod des königlichen Hofrates Dr. Samuel Berlin (1897 in Fürth, war bis 1876 Rechtsanwalt in Ansbach)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1897: "München, 26. Dezember (1896). In der alten Gemeinde Fürth hat heute einer ihrer besten Söhne sein Leben beschlossen, der königliche Hofrat Dr. Samuel Berlin, ein Mann, ausgezeichnet durch seine Abkunft, hervorragend durch seine persönliche Tätigkeit. Er entstammte der Familie des bekannten Löb Berlin, einstmaligen hochfürstlich bambergischen und ritterschaftlichen Oberlandesrabbiners zu Bamberg und späteren Landrabbiners in Kassel. Bis zum Jahr 1848 war er als geprüfter Rechtspraktikant und Doktor der Rechte, da der König Ludwig I. keinen Juden als Advokaten anstellen wollte und damals andere Zweige des Staatsdienstes selbstverständlich einem Juden verschlossen waren, Kassier des israelitischen Religionsvereins in Fürth, welchen Namen, wenn ich mich nicht täusche, damals die Kultusgemeinde Fürth amtlich führte; neben ihm war der Sohn des Amtsnachfolgers seines Ahnen Löb Berlin, der Dr. Carl Feust, rechtskundiger Sekretär der Gemeinde. 1848 war Samuel Berlin der Erste, der als Jude zum Advokaten in Bayern ernannt wurde; sein erster Amtssitz war Gerolzhofen, wo er mit einem jungen Rechtspraktikanten, einem Schullehrersohne, Freundschaft schloss, dessen glänzende Zukunft er voraussagte: es war niemand anderes als der spätere bayerische Ministerpräsident Dr. von Lutz. Später wurde er nach Ansbach versetzt, wo ihn das Vertrauen seiner Mitbürger zum Vorstande des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigen wählte, in welcher Eigenschaft er durch Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens vom heiligen Michael I. Klasse ausgezeichnet wurde, während seine Standesgenossen ihn zum Vorstandsmitgliede des damaligen bayerischen Anwaltsvereins wählten. Welche Stellung er als Anwalt einnahm, beweist, dass er der Sachwalter der Familie des jetzigen bayerischen Justizministers war. 1876 gab er die Rechtsanwaltschaft auf, um sich in Fürth, seiner Heimat, von einer gesegneten und erfolgreichen Berufstätigkeit auszuruhen; die Ernennung zum königlichen Hofrate begleitete ihn in den Ruhestand, während dessen er einer der fleißigsten wissenschaftlichen Hilfsarbeiter seines bekannten Schwiegersohnes, des Justizrates Josephthal in Nürnberg, war und sich mit Eifer noch in hohen Jahren den Pflichten des Amtes eines Kollaturmitgliedes der Gabriel Riesser'schen Stipendienstiftung in Fürth widmete; es war für denjenigen, der das Glück hatte, es mit anzusehen, ein erhebender Anblick, den in hohen Achtzigern stehenden Mann mit Scharfsinn und der Gewandtheit eines Jugendlichen seine Referate vortragen zu hören. Im 90. Lebensjahre abberufen und mit einem reich gesegneten Leben gesättigt, nachdem er schon vor Jahren seine goldene Hochzeit zu feiern das Glück gehabt hatte, ist er meines Wissens der dritte Jude gewesen, der in Bayern Advokat geworden war. Die Nachkommen des Löb Berlin sind es übrigens, welche auch den ersten bayerischen Berufsrichter israelitischer Religion stellten, den Oberlandesgerichtsrat Max Berlin in Nürnberg. Vielleicht interessiert es heute, wo der neben dem Reichsgerichtspräsidenten Simson vielleicht älteste lebende deutsche Jurist jüdischer Abkunft ins Grab gesunken ist, den Lebenden zu wiederholen, wie in Bayern unter Max Joseph I. der erste Jude Mayersohn (Aschaffenburg?) die Anstellung als Advokat erlangte, unter Ludwig I. während der 23 Jahre seiner Regierung nur der einzige Dr. Samuel Grünsfeld in Fürth, während 1848 Dr. Samuel Berlin in Gerolzhofen und Dr. Carl Feust in Fürth zu Advokaten ernannt wurden, der Letztere, welcher die Staatsprüfung schon im Jahre 1826 mit I bestanden hatte und als Mitübersetzer des Corpus juris und Schriftsteller weit bekannt war, nachdem er sich vorher mit 49 Jahren noch vergeblich um die Stelle eines Stadtgerichtsprotokollisten beworben hatte. Würdige Söhne ihrer Ahnen, haben sie trotz aller Verlockungen, die auch von wohlmeinenden Jugendfreunden in hoher Stellung ausgingen, es verschmäht, den Glauben der Väter einer Anstellung wegen zu verraten. - An dem am 23. Dezember dahier stattgefundenen Leichenbegängnisse beteiligten sich die höchsten Beamten der Stadt und der Nachbarstadt Nürnberg, wie Herr Oberlandesgerichtspräsident von Schmauß, Senatspräsident Enderlein, Regierungsrat Goreis, Oberlandesgerichtsrat und Vorstand des Amtsgerichtes Nürnberg von Merz, und viele andere. Die Beteiligung war eine rege. Herr Dr. Neubürger rühmte in trefflicher Ansprache an dem Verstorbenen alle Tugenden, die einen edlen Mann zieren: seine Seelengröße, seine Duldsamkeit, seine Humanität, sein rastloses Schaffen etc. Herr Justizrat Gunzenhäuser widmete dem Verewigten namens der hiesigen Kultusgemeinde einen ehrenden Nachruf: Herr Dr. Deutsch sprach im Namen des israelitischen Waisenhauses, Herr Kantor Rosenhaupt aus Nürnberg, ein Großneffe Dr. Berlins, für die Verwandten. Möge der teure Verstorbene in Frieden ruhen!"              

 
Dr. Obermaier aus Ansbach wird königlicher Advokat (Rechtsanwalt) 1852

Ansbach AZJ 11101852p.jpg (23835 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Oktober 1852: "Die Anzahl der königlichen Advokaten jüdischen Glaubens, bei uns, ist in der Person des Herrn Dr. Obermaier aus Ansbach, bisher Stadtakzessist in Fürth und Kassier bei dem dortigen "Israelitischen Religionsverein" um ein würdiges Glied vermehrt worden."

     
Artikel über Dr. Marcus Elieser Bloch aus Ansbach  - ein Erforscher der Fischwelt vor 100 Jahren - von Richard Lesser

Ansbach Bloch 01.jpg (53073 Byte) Ansbach AZJ 27071880ap.jpg (151061 Byte) Ansbach AZJ 27071880bp.jpg (321552 Byte) Ansbach AZJ 27071880cp.jpg (291788 Byte)

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Juli 1880: "Dr. Marcus Elieser Bloch, ein Erforscher der Fischwelt vor 100 Jahren. Von Richard Lesser. 
Heute, wo alle Blicke auf die in Berlin eröffnete Internationale Fischerei-Ausstellung gerichtet sind, wo eine ungeahnte Welt die Beschauer entzückt, sollte man sich des Mannes erinnern, der als ein Patriarch der Ichthyologen sich die größten Verdienste um die Kenntnis der Fische erworben hat und schon vor hundert Jahren in seinen Werken für Pflege der Fisch-Kultur auftrat. 
Es ist Marcus Elieser Bloch, 1723 von armen jüdischen Eltern zu Ansbach geboren, wuchs er fast ohne allen Unterricht heran, der damaligen Sitte gemäß lernte er nur frühzeitig Hebräisch. Diesem einzigen Wissen verdankte er als Jüngling eine Hauslehrerstelle bei einem jüdischen Wundarzt in Hamburg, um dessen Kindern den religiösen Unterricht zu erteilen. Hier lernte er erst, schon in der Mitte der zwanziger Jahre, Deutsch lesen und schreiben. Weiter führte ihn der angefachte Wissensdrang zum Studium des Lateinischen, und mit Vorliebe begann er sich mit Anatomie zu beschäftigen. Je unwiderstehlicher er nun den Drang in sich empfand, sich Bildung anzueignen, desto schmerzlicher war ihm die Erkenntnis, wie wenig er davon besaß. Durch Unterstützung von Verwandten in Berlin ward ihm sein heißester Wunsch ermöglicht, sich dem Studium der medizinischen Wissenschaften dort gründlich zu widmen, während er mit unermüdlichem Eifer zunächst die Lücken seiner Bildung auszufüllen suchte. In Frankfurt a.O. promovierte er zum Doktor der Medizin und ließ sich alsdann als praktischer Arzt in Berlin nieder. Die Ausübung des ärztlichen Berufes hielt ihn aber in seinem Forschersinn nicht ab.  Nachdem er 1774 einen Band medizinischer Beobachtungen herausgegeben, wendete er sich immer mehr und mehr den Naturwissenschaften zu, die damals bekanntlich das Aschenbrödel unter allen Wissenschaften waren. So beteiligte er sich auch an der Lösung der Frage über die Herkunft der Eingeweidewürmer, als die Dänische Gesellschaft der Wissenschaften 1780 einen Preis hierfür aussetzte, und wurde seine Arbeit, die 1782 in Berlin im Druck erschien desselben würdig befunden. Sein größtes Verdienst erwarb er sich aber durch die eingehende und umfassende Erforschung der Naturgeschichte der Fische, welche vor ihm von keinem Naturforscher so tief ergründet war.....   
Weiterer Text nicht abgeschrieben, da es über das zur jüdischen Geschichte Ansbachs Sinnvolle hinausgeht....


Link: Wikipedia-Artikel zu Markus Elieser Bloch  

    
Zum Tod von Bernhard Mahler (1908)  

Ansbach Israelit 31121908p.jpg (88789 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1908: "Ansbach, 20. Dezember (1908). Am 13. Dezember starb Herr Privatier Bernhard Mahler dahier im nahezu vollendeten 80. Lebensjahre. Es war aus Lehrberg gebürtig, einer ehemals respektablen jüdischen Gemeinde, die längst zu bestehen aufgehört hat und nun das Schicksal vieler anderen teilt. Im Hause des Dahingeschiedenen hatten Einfachheit, Bescheidenheit und Zufriedenheit, gepaart mit reinster Gottesfurcht, dauernde Stätte. Beliebt und geehrt von allen, ohne Unterschied des Ranges und Standes, repräsentierte Herr Mahler so echt und recht den wackeren Vertreter des alten Kehillolebens (Gemeindelebens), war Vorstand der Chewro Kadischo, viele Jahre Mitglieder der Kultusverwaltung, ein eifriger, unermüdlicher Besucher der Synagoge, geschmückt mit dem Diadem eines unbefleckten guten namens. Durch den Tod seiner Gattin, das früheitige Sterben einer Tochter, sowie zweier Schwiegersöhne in der Blüte der Jahre hat er vieles Leid erduldet und in Ergebung wie ein Held ertragen. Kein Wunder daher, dass sein Tod eine gewaltige Lücke bei Familie und Gemeinde verursacht. Herr Rabbiner Dr. Kohn schilderte die edlen Tugenden dieses Mannes und zeichnete das herrliche Charakterbild des Verstorbenen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
Zum Tod des aus Ansbach stammenden Rabbiners Henry Hochheimer (1912)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Februar 1912: "Aus Ansbach wird geschrieben: Ein alter Achtundvierziger ist in dem Rabbiner Henry Hochheimer in Baltimore dahingegangen. Er war vor 92 Jahren in Ansbach geboren und mit Karl Schurz nach Baltimore gekommen. Der Hochheimer war ein Mann von gründlichem Wissen und hat eine reiche literarische Tätigkeit entfaltet."         

 
Zum Tod von Eduard Kupfer (1918)  

Ansbach AZJ 24051918.jpg (95461 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1918: "Ansbach, 16. Mai (1918). Unsere Gemeinde hat durch den Tod des Herrn Eduard Kupfer einen schmerzlichen Verlust erlitten. Ein Mann von echtem Schrot und Korn musste er auch in der Verwaltung der hiesigen israelitischen Gemeinde seinen Platz finden, der er jahrelang zur Zierde gereichte. Der Gedanke an treue Liebeserweisung bewog ihn zur Übernahme der Vorstandschaft unserer Chewra Kadischa (Wohltätigkeitsverein). Treu verwaltet er den Vorsitz der Gruppe des Hilfsvereins der Deutschen Juden hier. Seiner Tugenden gedenkend, zollte ihm auch ein sehr großes Trauergefolge aller Konfessionen, voran der Herr Oberbürgermeister, der Chevauxlegerverein (sc. Militärverein/Kavallerie) mit der Fahne, neben den Mitgliedern der israelitischen Gemeinde die Ehre des letzten Geleits. In trefflichen Worten charakterisierte Herr Rabbiner Dr. Brader den Verklärten."  

   
Zum Tod des Kempener Rabbiners Dr. Lazar Münz in Ansbach (1921)  
(Dr. Münz lebte im Ruhestand in Ansbach; seine Tochter war verheiratet mit Rabbiner Dr. Arnold Klein, Adas Israel in Nürnberg)   

Ansbach Israelit 13011921r.jpg (28798 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1921: "Rabbiner Dr. Lazar Münz das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – Ansbach, 7. Januar (1921). In Ansbach starb im Alter von 74 Jahren der allbekannte frühere Kempener Rabbiner Dr. Lazar Münz. Ein Leben reichen und segensvollen Wirkens für die Ideale von Tora und Wahrheit wurden beschlossen. Eine eingehende Würdigung folgt in nächster Nummer".   
     
Ansbach AZJ 21011921.jpg (28828 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1921: "In Ansbach starb im Alter von 84 Jahren der allbekannte frühere Kempener Rabbiner Dr. Lazar Münz. Ein Leben reichen und segensvollen Wirkens für die Ideale des Judentums wurde beschlossen."     
  
Ansbach Israelit 20011921.jpg (255523 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1921: "Rabbiner Dr. Lazar Münz - Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Ansbach, 7. Januar 1921. Ein Meister und Lehrer in Israel, ein Fürst der jüdischen Wissenschaft, ist aus unserer Mitte geschieden. Am Montag, 24. Tewet, dem 3. Januar 1921, hat Herr Rabbiner Dr. Lazar Münz im 84. Lebensjahre unerwartet seine reine Seele ausgehaucht. Als Nachkomme hervorragender jüdischer Gelehrter, Schemen Rokeach (sc. Rabbi Eleasar genannt Schemen Rokeach, über den Dr. Lasar Münz ein Buch verfasste, erschienen Trier 1895) und Keter Kehuna, hat er den hohen Geist dieser berühmten Männer in sich aufgenommen und durch sein Leben in Wort und Schrift, zum vollendeten Ausdruck gebracht. Schon mit 17 Jahren besaß er ein so umfassendes, tiefgründiges talmudisches Wissen, dass er von einigen der hervorragendsten Autoritäten jener Zeit, den Oberrabbinern in Krakau und Leipnik die Hattarat Horaa (Lehrbefugnis) erhielt.
Nach elfjähriger Tätigkeit als Kreisrabbiner in Oswiecim wurde er von der bedeutenden Gemeinde in Kempen in Posen, die damals 3.000 Juden zählte und wo Malbim gewirkt hatte, als Rabbiner berufen. In 32jähriger Tätigkeit hat er es mit Hingabe seiner ganzen Kraft verstanden, das fromme alte Leben der Gemeinde ungestört zu erhalten. Während in allen Gemeinden der Umgegend die Entweihung des Sabbats immer mehr um sich griff, blieben in Kempen die zahlreichen jüdischen Geschäfte ohne Ausnahme am Schabbat geschlossen. Nach seiner Pensionierung lebte er einige Jahre im Kreise seiner Kinder in Nürnberg und wählte nachher das ruhige, nahe gelegene Ansbach zu seinem Nuhmsitz (Ruhesitz), wo er ungestört an der Vollendung seiner Werke in bewundernswerter geistiger Frische bis zum letzten Augenblicke unermüdlich abreitet. Vor allem sei hier zweier umfangreicher Werke gedacht. Ein großes hebräisches Werk Schemot..., das diese überaus schwierige Materie systematisch behandelt. Dieses Werk ist bereits von hervorragenden jüdischen Gelehrten aufs Glänzendste begutachtet worden, die es als überaus notwendiges Handwerk auf diesem Gebiete begrüßen. Sodann ein umfassender Kommentar zu den Pirkei Awot (Sprüche der Väter), der unter Heranziehung und Deutung analoger haggadischer Stellen den eigentlichen Sinn der Sprüche der Välter ermitteln will. Von den bereits veröffentlichten Werken und Abhandlungen seien besonders hervorgehoben: 1. Religiöse Zeitfragen. 2. Drei Reden politischer Tendenz. 3. Schemen Rokeach. 4. Torat Naschim, ein Buch über Heilighaltung der Ehegesetze, das bereits in 3. Auflage erschienen ist. Wie seine Schriften, so war auch sein ganzes Leben dem Dienste des Judentums geweiht; sein ganzes Leben war eine einzige heilige Handlung, dem Torastudium und der Betätigung frommer Werke gewidmet. Aus dieser wahren Gottesfurcht strömte echte Menschenliebe, eine Milde und eine Sanftmut, wie sie nur einem wahren Weisen eigen ist. 
Die Beerdigung des Dahingeschiedenen, welche am Donnerstag (6. Januar 1921) in Ansbach stattfand, hatte eine große Anzahl seiner Freunde und Verehrer herangezogen. An der Bahre würdigte als erster Redner der Ortsrabbiner Dr. Brader in formvollendeter und vom Herzen kommender Rede die überragende Persönlichkeit des Verblichenen und dessen Verdiente um die Gemeinden, in denen er gewirkt und das gesamte Judentum. Hierauf gab der älteste Sohn, Herr Dr. J. Münz, früher Rabbiner in Berent, jetzt in Berlin wohnhaft, dem tiefen Schmerze der Familie ergreifenden Ausdruck. Sodann widmete Herr Rabbiner Dr. A. Klein, Nürnberg, der Schwiegersohn des Verklärten, schmerzerfüllt Worte der Liebe und Verehrung dem heimgegangenen Lehrer und Meister. Im Namen des gesetzestreuen Rabbinerverbandes schilderte sodann Herr Distriktsrabbiner Dr. Manes, Schwabach, in ergreifender Weise die Verdienste des Entschlafenen. Zum Schlusse beklagte Herr A. Grünbaum als Vertreter der Adat Jisrael, Nürnberg, den schweren Verlust.
Es war der sehnlichste Wunsch des Entschlafenen, dass seine noch nicht gedruckten Werke der Öffentlichkeit übergeben werden und Verbreitung finden, ein Wunsch, der wohl bald in Erfüllung gehen wird. Möge so das Andenken des Entschlafenen für alle Zeiten erhalten bleiben. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."    
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1929: "(Ein literarischer Nachlass). Der bekannte Rabbiner Dr. Lazar Münz - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, der jahrzehntelang im Kempen als Rabbiner amtierte und in Ansbach (Bayern) seine Grabstätte fand, hat unter anderen literarischen Arbeiten ein großes hebräisches Werk über Ehescheidungsfragen Get mesudar ('geordnete Scheidung') hinterlassen. Mehrere hervorragende talmudische Autoritäten haben sich in ihren Besprechungen über dieses Werk sehr günstig geäußert. So schreibt Prof. Dr. David Hoffmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen: 'Bereits vor mehreren Jahren hat mir der hoch verehrte verstorbene Rabbiner Eleasar Münz, Enkel des Schemen Rokeach, einen Teil seines Werkes Get Mesudar als Manuskript zur Kenntnis gebracht. Seitdem hat es mich mit lebhaftem Bedauern erfüllt, dass das bedeutsame Werk noch nicht im Druck erschienen ist und daher seinem dringlichen Zwecke nicht dienstbar gemacht werden konnte. Das Buch wird für alle Rabbinate, die sich mit Ehescheidungen zu befassen haben, in kürzer Zeit ein unentbehrliches Hilfsmittel werden.'  
Dieses wichtige und bedeutende Werk von Rabbiner Dr. Lazar Münz befindet sich nunmehr im Drucke und wird in einigen Monaten erscheinen. Ediert wird das Werk von dem Sohne Rabbiner Dr. J. Münz und dem Schwiegersohne Rabbiner Dr. Arnold Klein (sc. Adas Israel, Nürnberg). 
Ansbach Minz 010.jpg (70127 Byte)Subskriptionen auf dieses Werk werden schon jetzt von den genannten Herausgebern entgegengenommen."  
 
Links: Titelblatt des "Get Musudar" vom Eleasar Münz, erschienen Bilgoraj (bei Lublin, Polen) 1932 

      
Goldene Hochzeit von Isidor und Babette Asch (1928)     

Ansbach BayrGZ 01061928.jpg (31922 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1928: "Ansbach. Am Lag baomer konnten die Privatierseheleute Isidor Asch und Babette das seltene Fest der goldenen Hochzeit feiern. Die ganze Gemeinde nahm regen Anteil an dieser seltenen Feier und wurden dem Jubelpaar von nah und fern viele Ehrungen zuteil. Möge es den Gefeierten vergönnt sein, in Ansbach, wohin sie vor einem Jahre gezogen sind, in geistiger und körperlicher Frische einen recht heiteren Lebensabend zu verbringen. (Alles Gute) bis 120 Jahre."    

      
Zum Tod von Joseph Heilbrunn, langjähriger Kassier der Gemeinde (1929)    

Ansbach BayrGZ 01031929.jpg (44356 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1929: "Ansbach. Nach kurzer, tückischer Krankheit wurde in der Vollkraft seines Wirkens Herr Joseph Heilbrunn aus diesem Leben abgerufen. Den herben Verlust dieses edlen Mannes betrauert nicht nur seine Familie, sondern die ganze Gemeinde, der er lange Jahre seine Dienste als Kassier widmete. Am Grabe gab Herr Rabbiner Dr. Munk namens der Familien dem schweren Verluste tiefgefühlten Ausdruck. Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde, Herr Kommerzienrat Dietenhöfer, verabschiedete sich in bewegten Worten von dem eifrigen Mitarbeiter und treuen Freunde."  

     
Zum 70. Geburtstag von Jakob Weil, ehemaliger Gemeindevorsteher und Stadtrat (1929)  

Ansbach BayrGZ 01121929p.jpg (58611 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Dezember 1929: "Ansbach. Am 4. November (1929) vollendete Herr Jakob Weil sein 70. Lebensjahr. Herr Weil war in früheren Jahren Vorstand unserer Gemeinde und führte die Geschäfte der Verwaltung in vorbildlicher Weise. Während zweier Wahlperioden war er auch Mitglied des Stadtrates Ansbach und wirkte in demselben zur Zufriedenheit aller Bürger. Wenn es nicht gelang, Herrn Weil dem Stadtrate zu erhalten, so lag dies lediglich in der seitens der völkischen Verbände verursachten Hetze gegen die jüdischen Bürger unserer Stadt. Während des Krieges hatte Herr Weil im Stadtrate das Referat der Lebensmittelversorgung und wenn gerade hier die Versorgung jederzeit gelang, so war dies, wie Herr Oberbürgermeister in letzter Sitzung des jetzigen Stadtrates erwähnte, lediglich dem Verdienste des Herrn Jakob Weil zu verdanken. Möge es ihm vergönnt sein, sich noch lange Jahre der besten Gesundheit zu erfreuen."   

     
Zum 60. Geburtstag des Gemeindevorstehers Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer (1930) 

Ansbach BayrGZ 15081930.jpg (137225 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1930: "Ansbach. Am 1. August beging Herr Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer die Feier seines 60. Geburtstages. Der Jubilar hatte sich allen ihm zugedachten offiziellen Ehrungen entzogen und verbrachte den Tag in Abwesenheit von Ansbach nur im Kreise seiner engsten Familie. Er wurde ihm dennoch eine Fülle herzlichster Ehrenbezeugungen von allen Seiten zuteil, die mit Recht auf die allgemeine Beliebtheit und hohe Verehrung für den Jubilar zurückschließen lassen kann. Seit über fünfundzwanzig Jahren für die hiesige Kultusgemeinde unermüdlich tätig, wurde Kommerzienrat Dietenhöfer zu wiederholten Malen durch einstimmige Wahl an die Spitze der Gemeinde berufen. Die Tätigkeit, die er als erster Vorstand viele Jahre hindurch entfaltet hat, war stets eine segensreiche und von Erfolg bekrönte. Vom ernsten Willen beseelt, die gerechten Wünsche aller Mitglieder nach Möglichkeit zu erfüllen, hat er sich ein seltenes rückhaltloses Vertrauen erworben, das ihm in gleichem Maße von den Beamten wie von den Mitgliedern der Gemeinde entgegengebracht wird. Als verständnisvoller und oftmals bewährter Beschützer der jüdischen Tradition ist er mit seinem klugen Rat und seiner zielbewussten Führung der treueste und sicherste Förderer der Ansbacher Gemeinde geworden. Sie hat ihm als kleines Zeichen ihrer dankbaren Verehrung eine mit Widmung versehene hervorragend künstlerische Bildaufnahme der Synagoge zu seinem Jubiläum überreicht. Der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, dem der Jubilar seit seiner Gründung als Mitglied der Tagung und seit sieben Jahren als Mitglied des Rats angehört, sandte ein besonders herzliches Glückwunschschreiben, in dem er Kommerzienrat Dietenhöfer seinen Dank für die hingebungsvolle Arbeit abstattete, die er im Verbandes leistete. Der Verband gedachte seines Wirkens im Bezirksausschuss Ansbach, seiner unermüdlichen Tätigkeit als Baureferent für sämtliche Gemeinden des Landes sowie seiner Mitarbeit bei allen großen Fragen, die den Verband, seinen Aufbau und seine Arbeit betreffen. Der Verband feierte ihn als einen der Männer, auf deren persönlichstem Wirken der Erfolg des Verbandes beruhe."

    
Zum Tod von Anton Michelsohn, langjähriger Vorsteher der Chewra Kadischa (1931)  

Ansbach BayrGZ 01101931.jpg (31083 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1931: "Ansbach, 28. August 1931. Im 74. Lebensjahr entschließ Herr Anton Michelsohn, eine um die Kultusgemeinde Ansbach verdiente Persönlichkeit. Michelsohn war viele Jahre erster Vorstand der Chewra-Kadischa. Seine Verdienste würdigten am Grab Herr Kommerzienrat Dietenhöfer und Rabbiner Dr. Monk. Für die Chewra dankte Herr Haas dem Heimgegangenen für die treuen Dienste."  

     
Zum 70. Geburtstag von Leo Stein, langjähriges Verwaltungsmitglied der jüdischen Gemeinde (1935)  

Ansbach BayrGZ 01021935p.jpg (53393 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1935: "Ansbach. Am 16. Januar konnte unser langjähriges Verwaltungsmitglied, Herr Leo Steiner, seinen 70. Geburtstag feiern, woran die ganze Gemeinde aufrichtig teilnahm. Der Vorstand der Kultusgemeinde, Herr Kommerzienrat Dieterhöfer, überbrachte die Wünsche der Gemeinde und Verwaltung und gedachte in anerkennenden Worten der treuen und hingebenden Dienste, welche der Jubilar in der langen Reihe von Jahren der Gemeinde widmete. Als äußeres Zeichen der Anerkennung überreichte er eine wundervolle Mappe. Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk schloss sich diesen Wünschen an in der frommen Hoffnung, dass es Herrn Steiner vergönnt sein möge, noch viele Jahre an der Seite seiner getreuen Lebensgefährtin zum Wohle der Gemeinde zu wirken."  

  
Der langjährige Gemeindevorsteher Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer zieht nach Nürnberg (1936)  

Ansbach BayrGZ 01061936.jpg (188858 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1936: "Ansbach. Herr Kommerzienrat Ludwig Dietenhöfer siedelte am 20. Mai 1936 von seiner Heimatgemeinde Ansbach nach Nürnberg über und legte sein Amt als erster Vorsitzender der Gemeinde Ansbach nieder. Sein Ausscheiden aus der Gemeinde bedeutet einen großen Verlust für uns. Verstand es doch Herr Kommerzienrat Dietenhöfer sein verantwortungsvolles Amt nahezu 25 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinde in geradezu vorbildlicher Weise zu versehen. Aus Anlass seines Ausscheidens fand am Samstag, 16. Mai 1936, vormittags feierlicher Schlussgottesdienst statt. Herr Rabbiner Dr. Munk hielt eine Predigt, in deren Verlauf er vom Wochendoppelabschnitt ausging und auf Vers 2 Kap. 27 4. Buch Moses zurückgriff. Er schilderte in tiefgründigen Worten das Schaffen und Wirken des Herrn Kommerzienrates Dietenhöfer für seine Gemeinde und gestaltete dadurch den Gottesdienst zu einer weihevollen Stunde. Sonntag, 17. Mai fand dann noch im gemeindlichen Sitzungssaal eine besondere Abschiedsfeier statt. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Rechtsanwalt Justizrat Frankenburger, schilderte in markigen und treffenden Worten, was Herr Dietenhöfer ins einer mehr als 33-jährigen Tätigkeit für seine Gemeinde geleistet hat und welche Erfolge seiner aufopfernden Arbeitskraft, seiner Entschlossenheit und Tatkraft zu danken waren. Nach ihm wies Herr Leo Steiner auf seine wirtschaftlichen Verdienste, namentlich auch den Einbau des Gemeindezimmers in den Hauptbau der Synagoge, die Instandsetzung der Synagoge, Erweiterung der Friedhofsanlage und Ankauf von Grundstücken hin. Herr Dr. Loevy sprach als Vertreter des R.J.F. (Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten) und Herr Lehrer Neuberger für die Schuljugend. Herr Rabbiner Dr. Munk rühmte namens der von ihm vertretenen Bezirksgemeinden in treffenden Worten, welch segensreiche Tätigkeit Herr Kommerzienrat Dietenhöfer für die Gemeinden des Bezirks im bayerischen Gemeindeverband und im Rat entfaltete, und was für die vielen Gemeinden auf die Initiative des Herrn Dietenhöfer hin erreicht wurde. In seinem Schlusswort stattete der Versammlungsleiter den herzlichsten Dank der Gemeindeangehörigen ab und überreichte ein sinnvolles Geschenk der Gemeinde."  

   
   
   
Sonstige Mitteilungen   
In Ansbach gibt es noch eine Landjudenschafts- und Stiftungskasse (1847)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847: "In unserer Kreishauptstadt Ansbach besteht noch aus alter Zeit eine sogenannte Landjudenschafts- und Stiftungskasse, zu welcher unsere Gemeinden mit beträchtlichen Summen zu konkurrieren haben. Gegen dies und gegen die Verwaltungsart, die jedoch in ganz gesetzlicher Form besteht, wollen nun mehrere Gemeinden einen Kampf auf Leben und Tod erheben, und wer unsere Landgemeinden kennt, der weiß, wie willkommen eine solche Aussicht manchem ist."        

 
Antijüdische Äußerungen eines Pfarrers (1870)   

Ansbach Israelit 06071870so.JPG (76303 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1870: "In Ansbach spielte sich eine peinliche Szene ab. Dort wurde der bei Rettung seiner Mitschülers verunglückte brave Lateinschüler Stadelmann in feierlicher Weise zu Grabe geleitet. Die sämtlichen Schüler des Gymnasiums und der Lateinschule, sowie eine Anzahl hiesiger Einwohner geleiteten das edle Opfer reiner Menschenliebe zu Grabe. Herr Pfarrer Caselmann hielt die Grabrede. Derselbe nahm, trotzdem ihm die Anwesenheit von Schülern israelitischer Konfession bekannt sein konnte und musste, keinen Anstand, im Verlaufe seiner Rede auszusprechen: 'Die ewige Glückseligkeit werden den Bekennern des Christentums, auch den Heiden zuteil, nur das Volk Israel sei von derselben ausgeschlossen, nur die Kinder Israel seien der ewigen Verdammung preisgegeben.' - Diese Worte mussten auf das jugendliche Gemüt der israelitischen Knaben einen umso peinlicheren Eindruck machen, als dieselben - unbekümmert um das Glaubensbekenntnis ihres dahingeschiedenen Mitschülers - demselben die letzte Ehre zu erweisen gekommen waren."

     
Diskussion in der Kirchensynode zur Frage, ob für die "Bekehrung der Israeliten" in den Kirchen gebetet werden sollte (1885)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Oktober 1885: "Ansbach, 23. September (1885). In der heutigen Sitzung der hier versammelten Generalsynode fand eine lebhafte Diskussion über folgenden Gegenstand statt: Zu einem Antrag der Synode Windsbach wegen Aufnahme der sonntäglichen Fürbitte für die Mission unter den Heiden und für die Bekehrung Israels hatte der Ausschuss sich zu dem Antrage geeinigt: 'Hohe Generalsynode wird ersucht, den Antrag der Diözesansynode Windsbach dem hohen Kirchenregimente zur geneigten Berücksichtigung zu empfehlen und dasselbe zu bitten, dieser Fürbitte die geeignete Fassung zu geben.' Referent Kirchenrat Dekan Engelhardt empfahl den Ausschussantrag. Dekan Seßner von Feuchtwangen äußerte sich dahin, dass die Israeliten es übel nehmen müssten, wenn für ihre Bekehrung gebetet würde. Direkt Schreiber von Augsburg nannte die Fürbitte beleidigend. Auch Senior Brendel von Augsburg hielt die Fürbitte für unangemessen. Präsident Dr. von Stählin erklärte, die Fürbitte für Israel sei an und für sich ganz recht, aber es fromme nicht Alles. Er fürchte unangenehme Folgen, die Beschuldigung des Antisemitismus, von dem wir in unserem Lande nichts wüssten. Bei der Abstimmung wurde die Aufnahme der Mission unter den Heiden in das sonntägliche Gebet mit großer Mehrheit angenommen, die Fürbitte für die Israeliten aber mit allen gegen 33 Stimmen abgelehnt."       

  
Neunte freie Konferenz der bayerischen Rabbiner in Ansbach (1904)  

Ansbach Israelit 08091904so.jpg (97229 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1904: "Ansbach. Mittwoch, 29. August wurde in hiesiger Stadt die neunte freie Konferenz der bayerischen Rabbiner abgehalten. Gegenstand der Beratungen war zunächst die Einführung eines einheitlichen Religionslehrbuches für die bayerischen Gymnasien und Realschulen. Gemäß den Anträgen des 'Israelitischen Lehrervereins in Bayern', eine Kommission zur Regelung und Hebung des israelitischen Religionslehrerstandes durch Delegierung einiger bayerischer Rabbinen zu ergänzen, wurde auch über diese wichtige Materie, sowie über verschiedene andere, das bayerische Judentum interessierende Fragen Beratung gepflogen. Die Versammlung ließ an Seine Königliche Hoheit, Prinzregent Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, ein Huldigungstelegramm abgehen, welches durch ein Antworttelegramm aus Hohenschwangau huldvollst Erwiderung des Regenten fand. Die Versammlung begann und schloss mit begeisterten Huldigungen für den greisen Lenker des bayerischen Staats wie für das Herrscherhaus und das geliebte bayerische Vaterland. Auf den Verlauf der Verhandlungen wird noch eingehender zurückgekommen werden."  

  
Über einen Toraschreinvorhang aus Ansbach (1908)  

Ansbach Israelit 04061908a.jpg (186253 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1908: "Ein Parochet der Gemeinde Ansbach. Wir führen hier unseren Lesern die Abbildung eines Erzeugnisses der alten Goldstickerkunst vor, das 175 Jahre alt ist; ein Alter, das allein genügt, um die Solidarität dieser kunstvollen Arbeit darzutun. 
Der Parochet zeigt die drei Kronen, die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums, ferner die Gesetzestafeln, den Tisch mit den Schaubroten, den Leuchter auch den Opferaltar, auf welchem der Kopf eines Opfertieres vom Feuer verzehrt wird, und das Wasserbecken mit den Wasserstrahlen. 
Das Paroches wie der Kapores besteht auf zweierlei Samt (blau und gelbbraun) und zeigt Spreng- und Anlegearbeit in künstlerischer Ausführung. Grüne Trauben, welche die Seiten des Paroches zieren, sind in Lyoner Gold gefertigt.  
Das Paroches ist 25 Jahre älter als die 150 Jahre alte Ansbacher Gemeindesynagoge.  Es zeugt für die bescheidene Opferfreudigkeit jener Zeit, dass der Spender nicht darauf genannt ist und heute auch nicht mit Sicherheit ermittelt werden kann. Das Paroches soll nach dem Muster eines der Gemeinde Ichenhausen gehörigen gefertigt sein, als dessen Spender eine Familie Höchstetter festgestellt ist. 
Die Stickerei und die Echtheit des dazu verwendeten Goldes hat in den 175 Jahren, die darüber hinweggegangen sind, erfolgreich Widerstand geleistet. Sie ist bis auf einige Stellen so gut wie neu. Nicht so der Samt. Ihm hat der Zahn der Zeit so stark zugesetzt. dass der die Stickerei tragende Stoff brüchig wurde und so das Kunstwerk Gefahr lief, ebenfalls zu verfallen. Man hat nun versucht die kostbare Stickerei von dem verfallenden Samte abzunehmen und sie unversehrt und unverändert auf neuem Samt anzubringen. - Die Art, wie diese Übertragung gelungen ist, bildet ein Kunstwerk für sich, das aus der Goldstickerei des Frl. Ahrona Wertheimer in München Kanalstraße 19a hervorgegangen ist. Dieselbe Goldstickererin hat auch das Paroches für die Einweihung der neuen Synagoge in Frankfurt am Main hergestellt und ist seitdem mit der Lieferung von zwei anderen Paroches für die Frankfurter Religionsgesellschaft betrat worden. 
Es wäre von Interesse zu erfahren, ob das Paroches zu Ichenhausen, dem dem hier abgebildeten als Muster gedient haben soll und also noch älter sein muss, ebenfalls noch erhalten ist. - Jedenfalls dürfte es wenige Erzeugnisse der alten Goldstickekunst geben, die sich so lange und so gut erhalten haben."

           
Bezirkstagung der mittelfränkischen Aguda-Gruppen in Ansbach am 1. Mai 1921 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1921: "Bezirkstagung der mittelfränkischen Aguda-Gruppen. Ansbach, 1. Mai (unlieb verspätet). 
 
Text wird nicht abgeschrieben - bei Interesse anklicken.  
   

    
Verbandstagung des Bayerischen Verbandes gesetzestreuer jüdischer Jugendvereine in der Agudas Jisroel Jugend-Organisation in Ansbach (1924) 
vgl. Informationen über Artikel "Agudat Yisrael" bei wikipedia  

Ansbach Israelit 30101924.jpg (216807 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1924: "Verbandstagung in Ansbach. Am Sonntag, den 14. September fand in Ansbach die Verbandstagung des Bayrischen Verbandes gesetzestreuer jüdischer Jugendvereine in der Agudas Jisrael Jugend-Organisation, statt. Es war die erste Tagung dieses Verbandes, der nunmehr 1 1/2 Jahre und die bayerischen Jugendgruppen umfassend, mit trefflichen Erfolgen an dem Ausbau der A.J.-Jugend-Organisation mitwirkt. Erschienen waren etwa 300 Gäste aus Nürnberg, Fürth, Regensburg, Würzburg, Ansbach, Brückenau, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Ellingen, Berolzheim, Sugenheim, Adelsdorf, Altenmuhr, Wittelshofen, Heidenheim, Thüngen usw. Nach einem Schiur (Toralernstunde bzw. -vortrag), der morgens um 8 Uhr die Tagung einleitete und nach den verschiedenen Begrüßungsansprachen erstattete Gustav Münz im Namen der Verbandsleitung den Tätigkeitsbericht. Eine ausgedehnte Diskussion, die sich daran anschloss, füllte den Rest des Vormittages aus. Nach Tisch eröffnete den Reigen der Redner Dr. Max Cohen - Köln (Mitglied des Organisationsvorstandes in Köln) mit einem Vortrag über 'Jüdische Gebotserfüllung'. In begeisternden, wunderschönen Worten suchte er darzutun, dass Hislahawus und Jiras Haschem (Gottesfurcht), verbunden mit der richtigen Erfassung der Mizwaus (Gebote) nur die richtige Gebotserfüllung verbürgen könne. Sodann sprach Herr Rabbiner Dr. Brader - Ansbach über 'Agudas Jisroel'. Anhand einer schönen Midraschstelle führte er in großartiger fesselnder Weise aus, wie Mischpot und Zedokoh (Recht und Gerechtigkeit) die zwei Programmpunkte der Agudas Jisroel seien, Mischpot das Recht, das leider erst erkämpft werden muss in Dingen, die das jüdische Volk betreffen, ein entscheidendes Wort mitsprechen zu dürfen und 'Zedokoh', die dem Volksganzen und seiner Erhaltung in körperlicher wie geistiger Beziehung dienende Fürsorge. Henry Pels - Hamburg sprach sodann als Abgesandter des Landesdirektoriums des Keren Hathora und seine Ziele. Moritz Klugmann - Nürnberg referierte sodann im Namen der Palästina-Zentrale über deren Tätigkeit für Erez Jisroel. Als 'Neilohredner' begann dann Max Gutmann - Nürnberg seinen Vortrag über 'Reparationsprobleme und Judenfrage'. Ein solches Problem bestehe auch innerhalb des Judentums. Denn, was das Mittelalter an physischer Kraft und die Emanzipation an kulturellen Werten verwüstet hat, muss nun wieder gutgemacht werden. In meisterhafter Weise zeichnete er mit jugendlichem Feuer die Mängel und Schäden der Zeit und zeigte auch die Wege, wo die Reparation wieder einsetzen muss. Dieser letztere Teil, der die Eigenart der bayerischen Landgemeinden, der ältesten Kehillos in Deutschland so wundervoll nachfühlte und der damit auch die Ziele des bayerischen Verbandes wiedergab, war von besonderem Baifall begleitet. Gegend Abend musste die glänzend verlaufene Tagung geschlossen werden, nachdem noch Herr Julius Sichel - Nürnberg die Grüße der Nürnberger Ortsgruppe und Herr Sekretär Posen die Grüße im Namen der Württembergisch-Badischen Landesverbandes der A.H. der Versammlung zur Kenntnis brachten. Eine gelungene lustige Vorstellung vermittelte noch für die Abendstunden eine angenehme Unterhaltung. Begeistert zog die Jugend von dannen, gestärkt durch das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit in gemeinsamer Pflichterfüllung. Die Tagung war ein bedeutender Punkt in der Geschichte der Agudas-Jugend Deutschlands."

        
Bericht über die 50. Mitgliederversammlung des Jüdischen Lehrervereins für Bayern e.V. am 30. und 31. August 1931 in Ansbach    

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Oben stehender Bericht wird nicht abgeschrieben, da sein Inhalt nicht direkt mit der jüdischen Geschichte Ansbachs zu tun hat; bei Interesse bitte anklicken.  Bericht: "'Jüdische Kinderspielzeug'. Zur Ausstellung der 'Breslauer Kunststube' auf der Versammlung des Bayerischen Jüdischen Lehrervereins in Ansbach."  

    
Vorbereitungen zum Pessachfest (Artikel von 1932)  
David Wallersteiner (1854-1938) stammte aus Kappel bei Bad Buchau. Die geschilderten Erinnerungen werden sich auch auf Kappel beziehen. David Wallersteiner war in Ansbach als Kantor und Schochet tätig. Er konnte 1934 - im Alter von 80 Jahren - mit seiner Familie nach Erez Jisrael emigrieren, wo er vier Jahre später gestorben ist.

Ansbach Israelit 31031932so.jpg (193947 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1932: "Aus meinen Kindertagen. Von David Wallersteiner in Ansbach. (Einer größeren Schilderung entnommen.) 
… Gleich nach Purim wurde ein großer Raum im Gemeindehaus (wohl eine Seltenheit), das jüdische Gemeindewaschhaus, ausgeräumt, frisch ausgeweißt, die Bodensteine gerötelt, dann die Mazzenmaschine, die damals noch mit Handbetrieb eingerichtet war, mit den nur zur Mazzotbereitung nötigen Geräten aufgestellt. Ein langer Tisch, auf den die Maschine den dünnen Teig brachte, war mit Zink belegt. Alles half zusammen, damit der Teig schnellstens in den Ofen kam und nicht zur Gärung kommen konnte. Der Backofen, der ausschließlich nur zum Mazzenbacken diente, ward vorher instand gesetzt. Dass wir Kinder bei diesen Vorbereitungen unsere Neugierde zu befriedigen suchten, werdet Ihr begreifen. Jede Hausfrau nahm von ihrem zu verbackenden Mehl eine kleine Handvoll und gab es in ein an der Wand hängendes neues Leinensäckchen, und wenn das allgemeine Backen vorüber war, ward aus diesem Mehl von den Frauen der Eruw gemacht, sie verzierten ihn mit dem Mogen Dovid (Davidstern) und mit dem Stupfeleisen, mit dem man auch die Mazzot schäl Mizwa für die beiden Sedernächte als Kohen Levi weIsrael bezeichnete (sc. drei Mazzen am Sedertisch repräsentieren Priester, Leviten und Israel), wurden ringsherum Rosen gestochen. Diesen Eruw legte man am Erew Pessach (Vortag zum Pessachfest; am Tag des Sederabends) auf den Almemor und nach Mincha wurde Eruwei Chazerot damit gemacht. Von den großen Freuden, die wir empfanden, wenn wir dem Bäcker, auf rein gewaschenen Händen den ausgestochenen, gestupfelten, dünnen Mazzotteig hinreichen durften, könnte Ihr heutigen Kinder Euch keinen Begriff mehr machen, nachdem das Herstellen der Mazzot jetzt fabrikmäßig geschieht und die Kinder deshalb nicht mehr mithelfen können.
Acht Tage vor Pessach fuhren wir Knaben mit einem Handwägelchen vor jedes jüdische Haus und riefen ‚Chomezholz!’ (d.i. das Holz für das Chomezfeuer) und das gespendete Holz brachten wir einstweilen in einem Schopf unter. Am Vorabend des Erew Pessach halfen wir getreulich und voller Freuden Chomezbateln, hielten die Kerze, eine große Feder aus einem Gänseflügel und einem Löffel, in welchem das kleine Chomez (d.i. der letzte Rest Gesäuertes, das vor Pessach verbrannt wird) mit der Feder eingestrichen wurde; außerdem kam noch der vom vergangenen Jahr aufbewahrte Afikaumen (= Afikomen, Rest einer der Mazzen des Sedertisches), ein Stück Brot oder Berches und die gebrauchte Hafdolo-Kerze hinzu. Alles zusammen wurde in einen Lappen, in Papier oder auch in ein Schächtelchen eingebunden und bis zum Verbrennen an einen sicheren Ort gelegt, dass nicht Mäuse etwas davon verschleppen konnten. Ein besonderer Reiz war es, wenn wir an Erev Pesach schon sehr früh erwachten und die frischen Gardinen sahen, welche die Mutter noch in der Nacht aufgesteckt hatte; die ganze Wohnung atmete schon echte Jom-tow-Stimmung (Feiertagsstimmung). Erev Pesach morgens ging man schon früher als sonst in die Synagoge, nachher versammelten wir uns wieder, fuhren das aufbewahrte Holz in den Schulhof, dort bauten wir einen Holzstoß auf und legten das aus jedem Haus gebrachte Chomez darauf. Um halb 10 Uhr zündeten wir den Holzstoß an, das gab ein hell-loderndes Feuer. Um 10 Uhr kamen die Männer um … zu sagen. Wir bildeten uns auf unsere Geschäftigkeit nicht wenig ein, freuten uns aber auch herzlich, wenn die Männer uns lobten, dass wir ein so schönes Feuer zusammengebracht hätten. Die Asche kehrten wir fein säuberlich zusammen und trugen sie in einem Blechgefäß in den Bach. Auf Pessach bekamen wir neue Kleider, Schule und Mützen, die wir schon Erev Pesach nachmittags anziehen durften und die wir gegenseitig mit Stolz betrachteten. Wenn diese Schau vorüber war, gingen wir spazieren, suchten Veilchen und wenn wir welche fanden, banden wir sie zu Sträußchen für den Sedertisch".

  
Auftritt von Julius Streicher in Ansbach (1934)   
Anmerkung: der Text wird an dieser Stelle nur kurz kommentiert: zu bedenken ist, dass die jüdischen Periodika seit 1933 keine kritischen Meldungen mehr über die nationalsozialistische Politik veröffentlichen durften. Daher wurden solche Mitteilungen gewöhnlich in einer Weise geschrieben, dass der Leser "zwischen den Zeilen" Botschaften vernehmen konnte; hier u.U. noch die Hoffnung, dass die Nationalsozialisten tatsächlich "Gesetzlosigkeiten" gegen Juden bekämpfen würden, andererseits die Lüge Streichers, er hätte ein Pogrom in Franken bis dahin geradezu verhindert.        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1934: "Aus einer Ansprache Julius Streichers. 
Ansbach
, 6. Mai (1934). Am Samstag Mittag fand in Ansbach die feierliche Übernahme der Leitung der Regierung von Mittel- und Oberfranken durch den Gauleiter Julius Streicher statt. In seiner Ansprache an die Beamtenschaft erklärte Streicher, nach einem Berichte des DNB. (auch in der 'Frankfurter Zeitung' vom 7. Mai) zur Judenfrage, dass dieses Problem nicht gelöst werden könne dadurch, dass man Gesetzlosigkeiten begehe. Er warne jeden, etwas zu unternehmen, was er nciht billigen könne. Wenn man draußen in der Welt sage, es hätten Pogrome in Franken stattgefunden, so erkläre er feierlich: 'Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre vielleicht ein Pogrom über Franken gegangen. Ich habe niemals einen Befehl gegeben, der nicht zu verantworten wäre, obwohl die, die mich anklagen, es nicht verdient hätten, dass man sie, nachdem sie 14 Jahre lang das Volk gegen uns gehetzt haben, einem Schutz unterstellt. Aber ich kläre mein Volk auf und lasse das mir nicht verwehren.'"        

 
 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen           
Anzeige von Leon Joel (1936)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1936: "Ia Woll-Tallessim (Gebetsschäle), verbesserte Qualität. 
100 x 140 cm Mark 7,25   130 x 170 cm  Mark 11.-    
140 x 180 cm  Mark 12,-.   150 x 190 cm  Mark 13.50. fertig Mark 2.- mehr. 
Porto und Verpackung 50 Pfennig. Wiederverkäufer Rabatt.  Leon Joel, Ansbach / Mittelfranken."  

  
Mechanische Nähseiden-Fabrik Eduard Kupfer - Ansbach (1937 !)   

Ansbach CV-Zeitung 01041937.jpg (49489 Byte)Anzeige in der "CV-Zeitung" vom 1. April 1937.     

      
      
      
Weitere Dokumente  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Anmerkungen gleichfalls von Peter Karl Müller)         

Gerichtliche Auffordnung an Jachet, 
genannt Jette Ickelheimer (1822) 
 
Ansbach Dok 740b.jpg (187764 Byte) Ansbach Dok 740.jpg (158291 Byte)  Ansbach Dok 740a.jpg (95708 Byte)

Es handelt sich um ein Schreiben des Königlich Bayrischen Kreis- und Stadtgerichts Ansbach an das Kaiserlich Königliche Österreichische Stadtgericht in Wien, in dem die sich in Wien bei dem Handelsmann Wertheim und ... stein befindliche Jachet, auch Jette Ickelheimer genannte Tochter des hiesigen Schutzjuden Salomon Ickelheimer aufgefordert wird, sich binnen einer Frist von 6 Wochen bezüglich eines bei Volljährigkeit ihr auszuliefernden Vermögens zwecks Empfang des Vermögens, sowie zur Einsicht der Vormundschaftsakten, der Quittungsleistung für den Vormund und das Gericht jemand hierzu speziell zu bevollmächtigen oder sonst die geeigneten Anträge zu stellen. Abgebildet ist unten die Vorder- und Innenseite nebst einer zweimal seitlich beschriebenen und in der Mitte adressierten Rückseite. 
In den Quellen der Central Archives in Jerusalem (siehe Quellenverzeichnis zu Fürth S. 12 Kap. III Finanzweisen unter Punkt 218) findet sich ein Hinweis auf folgendes Dokument: Die Rückzahlung eines für die ledige Jete Ickelheimer bei der Gemeinde hinterlegten Kapitals - 1832-1833. Der Brief selbst trägt das Datum vom 19.Oktober 1822. Zu Salomon Ickelheimer konnten noch keine weiteren Informationen gefunden werden außer den auf dem Brief befindlichen. Da der Brief vom Kreis und Stadtgericht Ansbach kommt und im Brief von der Tochter des hiesigen Schutzjuden gesprochen wird, erfolgt die Zuordnung des Dokumentes zunächst zu Ansbach.  

     
Hochzeitstelegramm nach Ansbach 
an Blumenthal im Hotel Jochsberger (1905) 
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Es handelt sich dabei um ein Glückwunschtelegramm aus Straßburg zu einer Hochzeit im Hotel Jochsberger in Ansbach. Da der Empfänger "Blumenthal " heißt, handelte es sich wohl um eine Hochzeitsfeier der Familie Blumenthal. Absender waren Vater und Sohn Buttenwieser, vermutlich aus Straßburg, da dort das Telegramm aufgegeben wurde. 
Der Text des Telegramms: "Brautpaar Hochzeitsgäste herzlichst Masseltof - Buttenwieser Vater Sohn"
Hinweis: Nähere Informationen zu einer Familie Blumenthal in Ansbach liegen nicht vor. 
     
Rechnung der Bayerischen Handelsbank 
Filiale Ansbach, vorm. Wolf S. Gutmann 
(1908)
 
Ansbach Dok 710.jpg (231905 Byte)
Abgebildet ist eine Rechnung der Bayerischen Handelsbank Filiale Ansbach, vorm. Wolf S. Gutmann vom 12. Nov. 1908. Wolf Seligmann Gutmann wurde am 24. März 1814 in Feuchtwangen geboren und starb am 14. August 1880 in Ansbach. Er war verheiratet mit Fanny (Fradel), geb. Neumann von Pappenheim. Er war Bankier von Beruf und laut Angaben auf seinem Grabstein auch Vorsteher und Leiter der jüdischen Gemeinde. Vgl. Link zu seinem Grabstein: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?function=Ins&sel=ans&number=9&astatus=plus&lang   
     

  
  
Erinnerungsarbeit - einzelne Presseartikel  
Über die Geschichte der Familie Theobald und Lilly Hirschkind aus Ansbach (Artikel von 2009)        

Artikel von Kathrin Handschuh im "Wiesbadener Tagblatt" vom 7. August 2009: Unter die Haut - ERINNERUNGSBLÄTTER Die Schicksale der jüdischen Familien Hirschkind und Rottenberg.   
Es sind Geschichten, die unter die Haut gehen: Die Schicksale jüdischer Familien aus Wiesbaden, die im monatlichen Wechsel an den Erinnerungsstelen am ehemaligen Standort der Synagoge am Michelsberg vom "Verein Aktives Museum" präsentiert werden. Dort sind noch bis Ende des Monats die Lebenswege der Familien Hirschkind und Rottenberg nachzulesen. Das Ehepaar Theobald und Lilly Hirschkind war im Juli 1934 in die Wilhelminenstraße gezogen - um den judenfeindlichen Strömungen in ihrer Heimat im schwäbischen Ansbach zu entgehen. "Warum sie sich ausgerechnet für Wiesbaden entschieden, ist unklar", sagt Georg Schneider, zuständig für den Bereich Geschichte. Doch die Ruhe währte nur kurz: Auch hier begann spätestens mit der Reichspogromnacht 1938 die Verfolgung. Gemeinsam musste das Paar, das in Ansbach eine Nähseidenfabrik betrieben hatte, rund 150 000 Reichsmark Judenvermögensabgabe zahlen. Im Dezember 1938 stieß auch Lillys Schwester Dora hinzu. Auch sie wurde von den Nazis zur Kasse gebeten und musste 100.000 Reichsmark zahlen. Doras Tochter Beate Lutz emigrierte in die USA. Dora Hirschkind wurde am 10. Juni 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort getötet. Ihr gesamtes Vermögen fiel an das Deutsche Reich. Auch Theobald und Lilly Hirschkinds Leben endete im Vernichtungslager: Theobald starb am 3. März 1943. Seine Frau wurde nach Auschwitz verschleppt und dort am 15. Mai 1944 im Gas ermordet.
Patin der Familie ist übrigens die Wiesbadenerin Sabine Siegmund - sie ist heute Eigentümerin des Hauses an der Wilhelminenstraße. "Ich bin froh und dankbar, dass wir helfen können, das Schicksal der Familie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen", sagt sie. 
der weitere Abschnitt geht auf die Wiesbadener Familie Rottenberg ein. 
Anmerkung nach dem "Gedenkbuch des Bundesarchives": 
Theobald Hirschkind (geb. 1874 in Baiersdorf, zuletzt wohnhaft in Wiesbaden, deportiert von Frankfurt am 1. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 3. März 1943 umgekommen ist.   
Lilli Hirschkind geb. Kupfer (geb. 1882 in Burgkunstadt, zuletzt wohnhaft in Wiesbaden; deportiert von Frankfurt am 1. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt, am 15. Mai 1944 nach Auschwitz.   

    
    
    
          

          

 

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Stand: 25. Januar 2016