Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Obrigheim mit Albsheim an der Eis (VG Leininger Tal, Kreis Bad Dürkheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter 
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde               
    
In Obrigheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1904. Ihre Entstehung geht in die Zeit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Namen und genaue Zahlen der jüdischen Bevölkerung liegen aus dem 19. Jahrhundert vor: 1801 lebten 59 jüdische Personen am Ort (12,7 % der Gesamtbevölkerung), 1808 65 (12,6 %) und 1825 83 (14,9 %). 1809/10 werden 12 jüdische Familien/Haushaltungen genannt: Daniel Baruch, Jacob Bauer, Abraham Cahn, Abraham Emanuel, Lazarus Emanuel, Moses Emanuel, Abraham Klein, Daniel Löwenstein, Jacob Löwenstein, Mannes Löwenstein, Daniel Schweinstein, Jacob Vogel. 1848 wurden 19 jüdische Familien mit zusammen 97 Angehörigen gezählt. 
 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück. 1875 waren es noch 53 jüdische Einwohner, um 1895/1900 12 jüdische Einwohner (von insgesamt 794 Einwohnern), die sich auf jüdische Familien/Haushaltungen verteilten. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (siehe unten), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Ab 1830 war Lehrer W. Sulzbacher (vgl. Lebensgeschichte seines Bruders unten; Sulzbacher wird noch genannt in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841). Um 1865/1877 Lehrer B. Alexander, 1877/1879 Kultusbeamter J. Schatz. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Grünstadt beigesetzt.  
  
Auch die im benachbarten Albsheim lebenden wenigen jüdischen Personen gehörten zur jüdischen Gemeinde in Obrigheim (1903 zwei, 1932 sieben). Markus Dreyfuß in Albsheim war viele Jahre Mitglied des Gemeinderates in Albsheim (vgl. unten Bericht zu seinem Tod).
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1876 David Löwenstein, um 1881 A. Berg, um 1889/1897 D. Löwenstein. 
  
1903 beantragten die in Obrigheim noch lebenden 16 jüdischen Personen bei den zuständigen Behörden, die Gemeinde aufzulösen und ab dem 1. Januar 1904 der Gemeinde in Grünstadt anzugehören. Die Synagoge wurde verkauft (siehe Bericht unten). 
 
Von den in Obrigheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Dreyfuß geb. Berg (geb. 1888 in Obrigheim, umgekommen 1944 in Auschwitz), Elisa (Elisabeth) Koppel geb. Emanuel (1877, umgekommen 1942 nach Deportation nach Izbica), Rosalie Scheuer (1859, umgekommen im September 1942 im Ghetto Theresienstadt), Sara Schmal geb. Emanuel (1882, umgekommen 1944 in Auschwitz, s.u.) .  
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter   
Aus der Lebensgeschichte des Lehrers Jacob Sulzbacher (geb. 1809 in Sulzbach, gest. 2. Dezember 1868 in Kirchheimbolanden; Bruder des Obrigheimer Lehrers Sulzbacher)  
Anmerkung: Jacob Sulzbacher war der Sohn des jüdischen Lehrers in Pfarrweisach Samson Wolf (Sulzbacher), der nach 1817 und bis um 1830 in Pfarrweisach als Lehrer tätig war. Sein Sohn Jacob lernte in Memmelsdorf, dann Burgpreppach und schließlich an der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Zunächst war er an verschiedenen Gemeinden jeweils kurzzeitig Lehrer, u.a. in Obrigheim, wo er seinen erblindeten Bruder unterstützte, dann von 1834 bis 1866 bzw. 1868 in Kirchheimbolanden.   

Artikel in "Der israelitische Lehrer" vom 23. Dezember 1868: "Jacob Sulzbacher
ist tot, entrissen den liebenden Kindern, den zahlreichen Freunden. Wir standen weinend an seinem Grabe; die endblätterten Bäume, die winterliche Natur rings um uns her schien mit uns zu trauern. Doch über Berg und Tal, über Bäume, Gräber und Leichensteine hinweg glänzte ein heller Sonnenstrahl und spiegelte sich in unseren Tränen, dass sie wie Perlen, wie Tautropfen erglänzten; - die Liebe stirbt nicht.
Die Liebe lebt ewig. Sie ist das Wahrzeichen der Menschheit, der Unsterblichkeit. 'Die Lehrer werden erglänzen wie der Strahl des Himmels und die Viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne immer da und ewig'. (Daniel 12,3, hebräisch und deutsch).
So wollen wir denn in diesen Zeilen dem heimgegangenen Freunde ein Denkmal unvergänglicher Liebe, heiliger und erhebender Erinnerung an sein Sterben und Wirken im Leben setzen; uns zum Troste, Allen ein leuchtendes Vorbild.
'Ich bin' -  so schrieb der Verblichene in den uns vorliegenden Aufzeichnungen aus den letzten Monden seines Lebens - 'am 9. Februar 1809 zu Sulzbach in der bayerischen Oberpfalz geboren, woselbst mein Vater seligen Andenkens, damals noch Samson Wolf genannt, Unterkantor war. Er war selbst in Sulzbach geboren, Sohn des gedachten Wolf und der Frau Rachel geb. Katzenellenbogen. Diese war die älteste Tochter des berühmten Gelehrten Naphtali Hirsch Katzenellenbogen*, weiland Pfalzrabbiners zu Mannheim, und soll nach den vielen Erzählungen meines seligen Vaters eine sehr fromme, geistreiche Frau gewesen sein'.
Nach einem Stammbaum (sefer hajuchasin), der sich in den Händen der Kinder unseres seligen Freundes befindet, gehören dieselben demnach der hochberühmten und ehrwürdigen Familie Katzenellenbogen an, die ihren Ursprung bis auf jenen Saul Wahl, der Rabbiner zu Brisk (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Saul_Wahl) und, der vielbekannten Sage nach, eine Nacht Wahlkönig von Polen war (sc. man lese das herrliche: 'Mendel Gibbor' von Bernstein: 'Wir sinnen von Königlichem Geblüt') und weiter auf Rema (Rabbi Moses Isserles https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Isserles), Raban (Rabbi Elieser ben Natan https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz) und Eljakim aus dem Geschlechte Raschis (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Raschi) zurücklenkt, welcher Familie bekanntlich auch Gabriel Rieser (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Riesser) und die edlen Montefiore (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Montefiore) angehören.
Einige Jahre nach der Geburt unseres Sulzbacher zog der Vater nach Pfarrweisach; dort war er Lehrer, Vorsänger und Schächter. Da aber die Erträgnisse der Stelle nicht ausreichten, die Familie zu ernähren - es waren vier Söhne und eine Tochter da - so beschäftigte sich Samson Sulzbacher auch damit, Privatbibliotheken, die verkäuflich waren, aufzuspüren, anzukaufen, die wertvolleren Werke von Kennern ausscheiden zu lassen und die übrigen zu Tüten zu verarbeiten, bei welcher Fabrikation eigene Kinder und Schüler gemeinschaftlich beschäftigt und auch zugleich unterrichtet wurden. Unseren Jakob aber, welcher, weil er Fähigkeit verriet, zur Tora bestimmt wurde, tat der Lehrer der Vater nach Memmelsdorf, zwei Stunden von Pfarrweisach, wo damals ein guter Talmudlehrer und auch schon eine gute deutsche Schule sich befand. Der kleine, kluge und zutunliche Junge, welcher von seinem 11. bis 13. Jahre dort weilte, war allgemein beliebt, machte gute Fortschritte in den deutschen Schul-, sowie auch in den hebräischen und talmudischen Kenntnissen, und offenbarte auch schon musikalische Befähigung. Von seinem 13. Jahre an war er etwa zwei Jahre lang in Burgpreppach, anderthalb Stunden von Pfarrweisach, um das Talmudstudium fortzusetzen, und auch hier mit gutem Erfolg. Im 20. Jahre seines Lebens kam er ins Seminar nach Würzburg. Dort war dazu mal eine Zeit des regsten Emporstrebens. Eine Reihe vorzüglicher Jünglinge, von denen viele später und auch noch jetzt als Männer segensreich wirken in verschiedenen Berufen, studierte auf der Universität oder suchte sich auf dem Seminar zum Lehramt vorzubereiten. Es war eben die neue Zeit mit ihren äußeren und inneren Umwandlungen, die die jüdischen Jünglinge jener Epoche zur kräftigsten Entfaltung ihrer Geisteskräfte anregte. Von dem Geist dieser Zeit genährt, trat Sulzbacher als Lehrer in die Schule, wirkte zuerst in einigen kleineren Gemeinden Unterfrankens, dann als Gehilfe bei seinem, auch in Gott ruhenden, erblindeten Bruder, dazumal Lehrer in Obrigheim in der Pfalz, und wurde alsdann vor 34 Jahren als Lehrer und Kantor nach Kirchheimbolanden berufen...      

Anmerkungen:
- Naftali Hirsch Moses Katzenellenbogen (geb. ca. 1715 Schwabach, gest. 1800 Mannheim; Sohn des Rabbiners Moses): studierte in Frankfurt, 1741-1763 Rabbiner für den Tauber-Neckar-Kreis des Deutschen Ordens mit Sitz in Mergentheim, 1763-1800 Landesrabbiner der Kurpfalz mit Sitz in Leimen/Heidelberg, zugleich 1763-68 Hausrabbiner bei Hoffaktor Aron Elias Seligmann in Leimen, 1768 verlegte er den Amtssitz als Landesrabbiners nach Mannheim, hier gleichzeitig Oberrabbiner an der Klaus, entfaltete eine reiche Lehr- und Forschungstätigkeit (insbesondere zum Talmud)

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben    
  
Ergebnisse von Kollekten in der Gemeinde (1870 / 1879 / 1891)    

Mitteilung in "Der Israelit" vom 27. April 1870: "Von der Gemeinde Obrigheim (Pfalz): Raphael Emanuel 1 fl. 45 kr., Salomon Löwenstein 30 kr., Michael Löwenstein 12 kr., Aaron Berg 18 kr., Isaak Alexander 12 kr., Samuel Schäfer 12 kr., Daniel Löwenstein 18 kr., David Löwenstein 36 kr., Emanuel Emanuel 30 kr., Lehrer Alexander 9 kr., Joseph Scheuer 9 kr., Machzit HaSchekel 1 fl. 39 kr., zus. 6 fl. 39 kr.  Summa 115 fr. 17 kr."      
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 30. April 1879: "Obrigheim. Durch Kultusbeamten J. Schatz: R. Emanuel 3, Kohn in Sülzen 0,50, D. Löwenstein 1, Dreifuß 0,50, A. Berg 0,50, Frau S. Löwenstein 1, Ungenannte 5, zus. 11,30 Mk. - Challah-Geld: Frau R. Emanuel 1,50, Frau J. Schatz 1, Frau W. Dreifuß, Frau S. Löwenstein 3, Frau J. Scheuer 0,27, Frau A. Berg 1,02, Frau Alexander 0,50, zus. 7,79 Mk. - Machazit-Haschekel 1,62, Gesamtsumme 20,71 Mk."  
 
Mitteilung in "Die jüdische Presse" Nr. 22 1891 S. 91: "Für den hundertfünfjährigen Judas Katz in Borszczow (Galizien). 
Obrigheim. Leo Emanuel und Mutter 3, D. Emanuel 2, J. Scheuer 1, W. Dreyfuß 2, D. Löwenstein 2, zus. 10 Mark.    
Obrigheim. Frau. Frau D. Löwenstein: Challah-Geld  1,43 M."    

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Über Moses Alexander, erster jüdischer Governor in den USA (1853 - 1932)    

Obrigheim Moses Alexander.jpg (10518 Byte)Moses Alexander (geb. 1853 in Obrigheim als das jüngste von acht Kindern einer jüdischen Familie; gest. 1932) ist im Alter von 14 Jahren nach New York ausgewandert.  
Über seine weitere Geschichte siehe eine Seite in der Website des Jewish Museum of the American West:   http://www.jmaw.org/alexander-jewish-idaho/   
Wikipedia-Artikel  https://en.wikipedia.org/wiki/Moses_Alexander    Weitere Artikel: https://thebluereview.org/moses-alexander-idaho-jewish-governor/   
Genealogische Informationen zur Familie https://www.geni.com/people/Moses-Alexander/6000000033580101415    
 
Über die Haltung von Moses Alexander in der "Lusitiana"-Affäre (1915)   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1915: "Aus Amerika wird uns geschrieben:
Die New Yorker 'World', gegründet von dem Juden Josef Pulitzer, im allgemeinen kein deutschfreundliches Blatt, richtete an die Staatsgouverneure ein Rundschreiben, um ihre Ansicht über die Antwort der deutschen Regierung auf die amerikanische Protestnote in der 'Lusitania' Frage zu erfahren. Unter diesen Antworten verdient die des Gouverneurs von Idaho, Moses Alexander, des einzigen Juden, der je ihn ein zu hohes Amt begleitet hat, weitere Verbreitung in jüdischen Kreisen. Herr Alexander schreibt:
'Die Bevölkerung von Idaho will den Krieg unbedingt vermeiden, wenn das mit der nationalen Ehre vereinbar ist. Deutschlands Wunsch zu erfahren, ob seine Berichte über die Umstände bei dem Untergang der 'Lusitania' mit denen, welche wir besitzen, übereinstimmen, ist natürlich, und von der klaren Auseinandersetzung kann nur ein besseres gegenseitiges Verständnis resultieren. Amerika ist in der günstigen Lage, großmütig und geduldig zu sein, und darf sich nicht dem Verdacht aussetzen, dass es die kritische Lage einer Nation ausnutzt, die durch einen Verzweiflungskampf gehemmt und infolgedessen in ihrem Urteile getrübt oder nicht In der Lage sein mag, unsere Motive richtig zu würdigen'.
Wenn der Präsident seinem eigenen gesunden Urteile und seinem Gerechtigkeitsgefühle folgen darf, haben die Bürger von Idaho volles Zutrauen zu der Gerechtigkeit seiner Lösung der internationalen Verwicklung. Er sollte nicht von einer angeblichen Kriegsstimmung beeinflusst werden, die in Wirklichkeit nicht existiert. Wenn der Präsident spricht, wird die Bevölkerung von Idaho einstimmig sich seinem Urteilsgerecht fügen'.
Moses Alexander ist in Obrigheim am 13. November 1853 geboren, kam 1891 nach Boise, der Hauptstadt des Staates Idaho im Nordwesten der Union, wurde zweimal, 1897 und 1906, zum Bürgermeister der Stadt und im November vorigen Jahres zum Gouverneur des Staates erwählt. Er nimmt an dem jüdischen Gemeindeleben der Stadt regen Anteil als Vorsteher der Gemeinde und als eifriges Mitglied des Bne-Brith-Ordens." 
Anmerkung: zum Untergang der Lusitiana vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Lusitania 
Über den genannten Josepf Pulitzer vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Pulitzer 
 
Genealogische Informationen zu einer anderen Familie Alexander in Obrigheim (zusammengestellt von Paul Theobald, Frankenthal) 
Anmerkung: der oben genannte Moses Alexander war ein Sohn von Jonathan Alexander und seiner Frau Philippina. Dieser Jonathan Alexander ist um 1805 in Pfungstadt geboren und könnte ein Bruder des nachstehenden Isaac Alexander gewesen sein.     
Isaac Alexander (geb. Oktober 1800 in Pfungstadt als Sohn von Mathäus Alexander und Charlotte geb. Benedict) war von Beruf Handelsmann in Baumwollerzeugnissen; er war seit dem 28. April 1835 in Obrigheim verheiratet mit Jeanette (Johanna) geb. Goldschmidt (geb. 14. März 1801 in Frankenthal als Tochter von Eduard Goldschmidt und Karoline geb. Berlenburg; gest. 17. August 1853 in Obrigheim). Jeanette hatte noch 14 Geschwister, darunter eine Schwester Regina geb. Goldschmidt, die ebenfalls in Obrigheim wohnte (dazu unten).
Aus der Ehe von Isaac Alexander und Jeanette geb. Goldschmidt gingen sechs Kinder hervor, die alle in Obrigheim zur Welt kamen:
- Henriette: geb. 11. Mai 1836, starb am der Geburt in Obrigheim;
- Karolina: geb. 11. Mai 1836, starb 18. Juni 1836 in Obrigheim;
- Amalie: geb. 4. August 1837, starb am 12. Januar 1871 in Obrigheim. Sie heiratete am 30. Januar 1865 in Obrigheim Wilhelm Dreyfuß;
- Franziska: geb. 6. Januar 1839,
- Mathias: geb. 19. Februar 1840, starb am 2. März 1840 in Obrigheim und
- Daniel: geb. 14. April 1842.

Die oben bereits genannte Regina geb. Goldschmidt (Schwester von Jeanette Alexander geb. Goldschmidt, geb. 11. September 1797 in Frankenthal, gest. 14. Februar 1865 in Obrigheim) heiratete am 7. Februar 1827 in Obrigheim den Handelsmann Jakob Junior Wallbrunn (geb. 2. Januar 1799 in Kerzenheim als Sohn von Jakob Senior Wallbrunn und der Levi geb. Goller).
Aus der Ehe von Jakob Wallbrunn und Regina geb. Goldschmidt gingen sechs Kinder hervor, die alle in Obrigheim zur Welt kamen:
- Leopold: geb. 6. Juni 1827;
- Karolina: geb. 15. Juli 1828;
- Henriette: geb. 13. November 1831, starb am 19. November 1831 in Obrigheim,
- Lazarus: geb. 22. September 1834. Er wanderte 1852 in die USA aus,
- Abraham: geb. 22. September 1836; in die USA ausgewandert; war verheiratet mit Louisa geb. Ritter (Kinder: Julius, Harry, Robert, Ferdinand, Lisetta und Carrie); gest. 12. September 1916 in Livingston County, Missouri, USA und beigesetzt im dortigen Edgewood Cemetery https://de.findagrave.com/memorial/109072878/abraham-wallbrunn (hier auch weitere Informationen zu Lebensdaten von Frau und Kindern) 
- Samuel: geb. 8. Mai 1839. 

  
Goldene Hochzeit von David Löwenstein und Johanette geb. Levy (1899)  

Obrigheim Israelit 08021900.jpg (47839 Byte)Aus der Zeitschrift: "Der Israelit" vom 8. Februar 1900": "Aus der bayrischen Pfalz. Am 25. Dezember (1899) feierten Herr David Löwenstein und Frau Johanette geb. Levy, in Obrigheim ihre goldene Hochzeit. Das Jubelpaar sah bei dieser Gelegenheit alle seine Kinder und seine 23 Enkel um sich versammelt. Der ganze Ort nahm den lebhaftesten Anteil an dieser Feier. Der israelitische Vorstand, der Bürgermeister, sämtliche Gemeinderäte wohnten dem Festessen bei. Der Bürgermeister feierte das Jubelpaar in einer schwungvollen Rede. Herr Bezirksrabbiner Dr. Salvendi und seine Frau Gemahlin beehrten das Fest durch ihre Anwesenheit. Lieder des Gesangvereins beendeten die Feier. Möge dem gottlob noch sehr rüstigen Paares noch eine lange Reihe ungetrübter Jahre beschieden sein." 
 
Genealogische Informationen zu David Löwenstein und Johanette geb. Levy (zusammengestellt von Paul Theobald, Frankenthal) 
Am 27. November 1849 heiratete in Obrigheim der Handelsmann/Pferdehändler David Löwenstein (geb. 17. April 1825 in Obrigheim als Sohn von Abraham Löwenstein und Johanna geb. Seelmann, gest. 29. Dezember 1909 in Obrigheim) die Johannette (Johanetta) geb. Levi (Levy; geb. 13. Oktober 1823 in Nieder-Wiesen als Tochter von Abraham Levi und Philippina geb. Kissel; gest. 22. November 1904 in Obrigheim).
Aus der Ehe von David Löwenstein und der Johannette geb. Levy gingen acht Kinder hervor, die alle in Obrigheim geboren sind:
- Karolina: geb. 31. Mai 1851;
- Abraham: geb.18. Oktober 1853;
- Knabe: geb. 25. Februar 1855, starb am Tage der Geburt;
- Rebekka genannt Barbara: geb. 14. Februar 1856; heiratete am 25. November 1878 in Geinsheim David Mayer;
- Philippina: geb. 8. Juli 1858;
- Johanna: geb. 23. Juli 1860; heiratete am 5. März 1883 in Obrigheim Leopold Müller. Sie wurde am 22. Oktober 1940 von Mannheim in das Internierungslager Gurs deportiert. Sie überlebte und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. Sie starb am 21. September 1956 in Worms am Rhein.
- Regine: geb. 11. April 1862, starb am 13. März 1933 in der Kreis-Kranken- und Pflegeanstalt Frankenthal und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Frankenthal bestattet,
- Josepha: geb. 31. Oktober 1863, heiratete am 15. Juli 1886 in Obrigheim Moritz Hirsch.  

  
Goldene Hochzeit von Joseph Scheuer und Helene geb. Dannheiser (1908)  

Obrigheim Israelit 09071908.jpg (26303 Byte)Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1908: "Obrigheim (Pfalz), 1. Juli (1908). In seltener Rüstigkeit und Geistesfrische feierten hier am Schabbat Schelach lecha Herr Joseph Scheuer und Frau Helene geb. Dannheiser, das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Herr Scheuer erfreut sich sowohl als Bürger wie als guter gesetzestreuer Jehudi überall höchster Achtung. Er fungiert auch seit vielen Jahren hier als Baal Tefila (Vorbeter). Das Fest nahm im engsten Familienkreise einen sehr animierten Verlauf."   
  
Obrigheim FrfIsrFambl 07081908.jpg (24800 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. August 1908: "Obrigheim (Pfalz). Die Feier der goldenen Hochzeit beging in seltener Frische und unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung das Ehepaar Josef Scheuer und Frau geb. Dannheiser."   

   
90. Geburtstag und Tod der Witwe Helene Scheuer geb. Dannheiser (1912 / 1915) 
 
Anmerkung: Josef (Joseph) Scheuer, der mit seiner Frau Helene 1908 noch die Goldene Hochzeit feiern konnte (siehe oben), wird inzwischen gestorben sein.  

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Dezember 1912: "Obrigheim (Pfalz). Dieser Tage feierte Frau Josef Scheuer Witwe, als älteste Einwohnerin der Ortes, ihren 90. Geburtstag in ziemlicher Frische."    
   
Mitteilung in "Der Israelit" vom 15. Juli 1915: "Gestorben. Frau Josef Scheuer Witwe geb. Dannheiser in Obrigheim, Pfalz, 93 Jahre alt."     

  
 Zur Geschichte von Selma (Sara) Schmal geb. Emanuel (geb. 1882 in Obrigheim, ermordet 1944 in Auschwitz) 

Obrigheim Sara Schmal 01.jpg (61784 Byte)Biographische Angaben auf Grund des Buches von J. Hahn s. Lit. S. 516-517: Selma geb. Emanuel ist in Obrigheim am 21. Juli 1882 als Tochter des Herrn Emanuel (Vorname unbekannt) und der Jeanette geb. Löb geboren. Sie heiratete am 3. Oktober 1904 in Obrigheim den Arzt Dr. David Schmal aus Ludwigsburg (geboren als Lehrersohn  am 14. Oktober 1870 in Nordstetten; Vater seit 1878 Lehrer in Ludwigsburg). Das Ehepaar zog in den Heimatort von Dr. Schmal nach Ludwigsburg, wo dieser über 30 Jahre lang bis 1938 eine hoch angesehene Arztpraxis betrieb. Das Ehepaar hatte einen Sohn Heinrich (geb. 1907; der andere Sohn Kurt ist gleich nach der Geburt gestorben). Dr. David Schmal und seine Frau blieben auch nach 1938 in Ludwigsburg; sie wurden Dezember 1941 nach Baisingen zwangseingewiesen und von hier am 22. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, von dort am 16. Mai 1944 mit dem Todestransport Ea (Transportnummern 566-567) nach Auschwitz, wo beide ermordet wurden."

     
Zum Tod von Markus Dreyfuß aus Albsheim (1933)     
Anm.: nach der Angabe im "Israelitischen Familienblatt" vom 23. November 1933 S. 6 starb Markus Dreyfuß im Alter von 68 Jahren.

Artikel in "israelitisches Familienblatt" vom 23. November 1933: "Albsheim a.d. Eis. Hier wurden die sterblichen Reste unseres Gemeindemitgliedes Markus Dreyfuß zu Grabe getragen. Welcher Wertschätzung er sich erfreute, beweist die Tatsache, dass er jahrzehntelang dem Gemeinderat angehört hat. Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher  - Grünstadt (Pfalz) würdigte seine Verdienste; ebenso sprachen an seiner Bahre der Vorstand des Militärvereins und ein Vertreter des Gemeinderates Albsheim warme Worte der Anerkennung. Die ganze Bevölkerung beteiligte sich ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses an dem Begräbnis. Unter Vorantritt der Musikkapelle des Militärvereins und unter Glockengeläute bewegte sich der Zug zum israelitischen Friedhof in Obrigheim, wo die Feier ihren Abschluss fand."   

     
    

Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Julius Berg (1889)
   

Anzeige in "Der Israelit" vom 14. Februar 1889: "Für ein starkes israelitisches Mädchen von 17 Jahren, welches schön näher und flicken kann, in Haus und Küche nicht unerfahren ist, überhaupt sich vor keiner Arbeit scheut, wird Stellung gesucht bei einer ordentlichen Familie, gleichviel in der Stadt oder auf dem Lande. Der Eintritt könnte auf Wunsch sofort erfolgen.
Nähere Auskunft erteilt  
Julius Berg, Obrigheim
, Rheinpfalz."       

  
Anzeige von D. Emanuel (1889)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 29. April 1889: "Ich suche für meinen 14jährigen Sohn (der Tertianer ist) eine Lehrlingsstelle in einem Manufaktur- oder Kurzwarengeschäfte, das Samstag und Feiertage geschlossen, bei Station im Hause. 
D. Emanuel. Obrigheim
(Pfalz)."    

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge              
      
Vermutlich auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts geht die Betstube im Haus des Lazarus Emanuel zurück, die 1826 genannt wird im Zusammenhang mit dem Antrag der jüdischen Familien an die Regierung des Rheinkreises, eine Synagoge erbauen zu dürfen. "Seit langer Zeit" habe das Zimmer bei Lazarus Emanuel als Betstube der Familien gedient, nun sei die Zahl der im Ort lebenden jüdischen Personen zu groß geworden. Zudem meldete Lazarus Emanuel Eigenbedarf an. Bei der Antragstellung konnte man bereits auf ein Haus in der Kellergasse hinweisen, das die jüdische Gemeinde erworben hatte. An seiner Stelle wollte man die Synagoge bauen. Die Behörden lehnten mehrere Jahre lang (noch bis 1833) den Antrag der Gemeinde ab, da keine ausreichenden Eigenmittel der Gemeinde zur Finanzierung des Baus vorhanden waren.
Erst 1836 änderte sich die Situation. Zwei wohlhabendere Gemeindemitglieder (Lazarus Emanuel und Jakob Löwenstein) hatten für 1.500 Gulden Scheune und Stall eines Grundstückes in der Hauptstraße erworben, etwa 200 m von der evangelischen Kirche entfernt. Auf diesem Grundstück konnte 1837 eine Synagoge erbaut werden. Die jüdische Gemeinde hatte für die Finanzierung 600 Gulden aufnehmen müssen. Über sechs Jahrzehnte war die Obrigheimer Synagoge Zentrum des dortigen jüdischen Gemeindelebens. Das Gebäude hatte einfache Rundbogenfenster. Es handelte sich um einen einfachen Putzbau mit einem Satteldach.
   
Bei der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1903 kam die Synagoge mit den Nebengebäuden zunächst in den Besitz der jüdischen Gemeinde in Grünstadt, die das Gebäude jedoch 1903 für 3.500 Mark an einen Herrn Seelinger verkaufte. Dieser war zweiter Vorsitzender des Obrigheimer Turn- und Sportvereines und verkaufte das Gebäude seinerseits dem Turnverein. Von diesem wurde das Gebäude zunächst als Turnhalle verwendet, was jedoch in der jüdischen Presse auf Befremden stieß:  

Obrigheim FrfIsrFambl 04031904.JPG (34539 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. März 1904: "Obrigheim (Pfalz). Da die hiesige israelitische Kultusgemeinde sich auflöste und in die israelitische Kultusgemeinde Grünstadt einverleibt wurde, hat der hiesige Turnverein durch seinen 2. Vorstand, Herrn Seelinger, die Synagoge mit Nebengebäuden um den Preis von 3.500 Mark erwerben lassen. Der Turnverein benützt den Bau als Turnhalle. - Diese Nachricht hört sich wie ein Purimscherz an, ist jedoch leider keiner. 
  
Mitteilung in "Der Gemeindebote" vom 1. April 1904: "Die israelitische Kultusgemeinde Obrigheim (Pfalz) hat sich aufgelöst und wurde in die Kultusgemeinde Grünstadt einverleibt. Der dortige Turnverein hat nun durch seinen 2. Vorstand die Synagoge mit Nebengebäuden um den Preis von 3.500 Mark erwerben lassen. Der Turnverein benutzt den Bau als Turnhalle."    

Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige Synagoge jeweils als Lager für Kriegsgefangene zweckentfremdet. Ab 1948 zog für einige Jahre die katholische Kirchengemeinde in das Gebäude ein ("Notkirche St. Ägidius"). Das Gebäude war weiter im Besitz des Turn- und Sportvereins, bis dieser es 1971 an eine Privatperson verkaufte, von der es im folgenden Jahr abgebrochen wurde. An Stelle der ehemaligen Synagoge steht heute ein Wohnhaus.   
    
    
Adresse/Standort der SynagogeHauptstraße 44 (frühere Gebäudenummer 20)       
    

    
Fotos  
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 298)   

Obrigheim Synagoge 100.jpg (74087 Byte) Obrigheim Synagoge 101.jpg (104346 Byte) Obrigheim Synagoge 102.jpg (24651 Byte)
Die ehemalige Synagoge - genutzt 
als katholische Kirche (1950er-Jahre) 
  
Luftaufnahme von Obrigheim (Aufnahme der Royal Air Force von 1954) mit 
dem Synagogengebäude (rechts Ausschnitt aus der Aufnahme); die Nähe 
der ehemaligen Synagoge zur evangelischen Kirche wird deutlich.

   
     

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land   
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Obrigheim (interner Link)  
bulletWikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Gemeinde_Obrigheim  

Literatur:  

bulletWolfgang Heiss: Obrigheim. Grafschaft Leiningen. Ein Heimatbuch. Obrigheim 1991 (S. 585-610: Die einstige Judengemeinde). 
bulletJoachim Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg. Geschichte - Quellen - Dokumentation. Karlsruhe 1998 S. 516-517. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 131. 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 298-299 (mit weiteren Literaturangaben).  

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020