Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) 
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Schlüchtern wurden in jüdischen Periodika gefunden.   
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 31.8.2014.      
    
    
Übersicht:  

bulletAllgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Gemeindebeschreibung von 1865  
bulletAus der Geschichte des Rabbinates   
-  Zwei Artikel zum Tod von Rabbiner Mose Schwarzschild (1875)   
-  Wahl von Dr. Markus Koref zum neuen Provinzialrabbiner (in Hanau) (1884)   
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer, weiterer Kultusbeamten und der Schule     
-  Zwei Artikel zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Lehrer More Schwarzschild (1892)      
-  Zum Tod von Zoe Schwarzschild, Gattin des Lehrers Schwarzschild (1896)     
-  Zum 70. Geburtstag von Lehrer Schwarzschild ( 1920)     
Lehrer Hes bleibt in Schlüchtern (1921) 
Zum Tod des Lehrers More Schwarzschild (1921) 
Ausschreibung der Stelle des Schächters, Hilfsvorbeters und Synagogendieners (1922)       
Ausschreibung der Kantor- und Religionslehrerstelle (1924)   
Ausschreibung der Stellen des Religionslehrers und Kantors sowie des Hilfsvorbeters, Schächters und Synagogendieners (1924)   
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, 2. Kantors und Hilfsschochets (1927)   
Planung für eine Staatliche Aufbauschule für Hessen-Nassau (1928)  
-  Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers (1928)        
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Hilfsschochet (1929)  
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers (1935/37)          
bulletAus dem jüdischen Gemeindeleben    
Spendenaufruf für arme Familie (1884)   
-  Antisemitischer Vorfall (1898)   
-  Der Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in Schlüchtern ab (1908) 
Der Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in Schlüchtern ab (1925)        
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Ü
ber "Das Preußche von Schlüchtern" (lebte in der zweiten Hälfte des 18./Anfang 19. Jahrhundert; Artikel von 1927)     
-  Über den großen Gelehrten Pinchas Selig (Bericht von 1866)     
-  Zum Tod des großen Gelehrten Pinchas Seelig (1878)    
-  Seifenfabrikant Maier Wolf auf einer Versammlung von Großgrundbesitzern ( 1861)    
-  Zum Tod des Kaufmanns Abraham Sichel, 30 Jahre Rechnungsprüfer der Gemeinde (1872)   
-  Zum Tod von Ella Grünebaum, Gattin des Aron Grünebaum (1887)       
-  Zum Tod von Rabbi Elias Grünstein 36 Jahre lang Vorsteher der Gemeinde Romsthal-Eckardroth (1890) 
Der Sofer (Toraschreiber) S. Oppenheimer übernimmt das Geschäft des verstorbenen Sofer Bär (1890)       
-  Zum Tod des Toragelehrten und Geschäftsmannes Hirsch Grünebaum (1893)    
-  Zum Tod des Herrn Löw Selig (1894) 
Fabrikant Viktor Wolf wird in die Hanauer Handelskammer gewählt (1906) 
Vermächtnisse von Stadtrat Viktor Wolf (1916)          
-  Zum Tod von Jette Kellermann (1920)     
Goldene Hochzeit von Jakob Hain und Sabine geb. Levi (1923)   
Z
um Tod von Markus Goldschmidt (1928)      
Zum Unfalltod von Isaac Rothschild (1928) 
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. Heinrich Freudenthal (1928)  
25-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Jakob Hirsch Rothschild (1928)        
Zum Tod des Schochet Aron Seelig (1929) 
7
0. Geburtstag von Lea Rothschild (1930)   
Zum Tod von Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter (1931)  
R
aubüberfallsversuch auf den Viehhändler Jakob Nußbaum (1931)   
Zum Tod von Oberlehrer Moritz Wurzmann (1931) 
Zum Tod von Jakob Rothschild (1934)     
Zum Tod von Bär Adler (1935) 
Vorsteher Meier Wolf zieht nach Frankfurt (1936)      
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen        
-  Anzeige der Bäckerei B. Strauß (1877)  
Anzeige von Nathan May in Steinau (1889)   
Anzeige von Jacob Wolf (1901)   
Lehrmädchen-Suche des Putz- und Modewarengeschäftes Geschwister Blumenbaum (1901)  
Anzeige des gemischten Warengeschäftes von Abraham Sichel (1901)  
Anzeige der Witwe J.H. Sondheimer (1903)  
Lehrlings-Gesuch des Manufaktur- und Eisengeschäftes Hermann Birk (1903)   
Anzeige des Manufakturwaren-, Dielen- und Maschinengeschäftes Salomon Rosenbaum (1904)  
Anzeige des Putz- und Modewarengeschäftes Fanny Nussbaum (1908)   
Anzeige der Fa. Meier Neuhof (1918)    
Verlobungsanzeige von Berta Rothschild und Julius Schloss (1922) 
A
nzeige von Markus Goldschmidt II (1922)   
Hochzeitsanzeige von Julius Schloss und Berta geb. Rothschild (1922)      
V
erlobungsanzeige von Else Wolf und Fritz Baumann (1924)           
Verlobungsanzeige von Felix Rothschild und Gisela Goldschmidt (1924)    
-  Heiratsanzeige von Hermann Seelig und Bella geb. Bach (1924) 
Verlobungsanzeige von Recha Levy und Ludwig Oppenheimer (1924)
Verlobungsanzeige von Lisel Hes und Bernhard Rothschild (1925)     
-  
Bar Mizwa von Jakob Berlinger (1928)     
Verlobungsanzeige von Salli Staschewski und Hanna Brünn (1929) 
Hochzeitsanzeige von Julius Albert Bach und Ilse geb. Schächter (1931)  
Verlobungsanzeige von Martha Goldschmidt und Curt Peritz (1934)  
N
ach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Abe Rothschild und Ruth geb. Lind (1944)    
N
ach der Deportation: Anzeige zum Tod von Willi Hubert im Ghetto Theresienstadt (1945)    
bulletWeitere Meldungen / Artikel     
Betrachtung zum Laubhüttenfest von M. Heß (1922)   
bulletKennkarte aus der NS-Zeit für Ernst Moritz Rosenbaum     

     
     
Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Gemeindebeschreibung von 1865     

Schluechtern Israelit 17051865.JPG (185221 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1865: "Schlüchtern in Kurhessen. In Nr. 17 Ihres geschätzten Blattes erzählt 'Heoref', dass ein Lehrer im Kreise Schlüchtern Tefillin verkaufe, der Batim (Ledergehäuse) nicht aus einem, sondern aus mehren einzelnen Stückchen zusammengeleimt und deshalb vom Herrn Kreisrabbiner Schwarzschild hierselbst für untauglich erklärt worden seien. In Wahrheit aber bestehen jene Batim nicht aus einzelnen Stückchen, sondern aus einem einzigen Stücke Pergament, welches nach einem gewissen Muster geschnitten und so zusammengelegt ist, dass es ein Gehäuse ausmacht. Herr Schwarzschild hat sie aber dennoch für untauglich erklärt. 'Heoref' hat in seinem Berichte den Namen des Lehrers (Luß in Sterbfritz) verschwiegen, und dies könnte dem ungegründeten Verdachte Raum geben, als ob derselbe wissentlich unechte Tefillin verkauft hätte. Dies ist aber durchaus nicht der Fall; vielmehr hat Luß schon beim ersten Bescheid den Verkauf eingestellt und selbst Schritte getan, den wahren Sachverhalt zu ermitteln. 
Gleichzeitig erlaube ich mir auch, Ihnen einige Mitteilungen über die hiesige Synagogengemeinde zu machen. Dieselbe zählt ungefähr 44-46 größtenteils vermögende Mitglieder, unter welchen die Neologie noch keinen Boden gewonnen hat. Die Geschäfte sind am Sabbate geschlossen, die Synagogenplätze vollzählig besetzt und das Leben ist im Allgemeinen jüdische. Noch war kein hiesiger zum Militär gezogener Jüngling genötigt, Kasernenkost zu genießen. Er wurde nötigenfalls immer so ausreichend unterstützt, dass er für sein eigenes Geld koscher speisen konnte. Zwei Vereine sorgen für Krankenbesuch, Krankenpflege und für Leichenbestattung, und wird also der Gerechtigkeit und der Wohltätigkeit gehörig Rechnung getragen. Unsere Gemeinde besitzt Synagoge, Friedhof, Badhaus und Wohltätigkeitsvereine, aber – kein Schulhaus. Die schulpflichtigen Kinder, welche sich auf 68 beziffern, besuchen die Stadtschule und erhalten den Religionsunterricht in einer hierzu gemieteten 9 Fuß hohen Wohnstube. Ob eine Religions- und Elementarschule den Vorzug verdiene, will ich hier nicht erörtern, sondern nur andeuten, wie mangelhaft die Gemeinde in diesem Punkte ausgestattet ist. Dieser Übelstand ist nicht von heute oder von gestern, sondern von langer Zeit her, und hat sich dadurch empfindlich an uns gerächt, dass wir leider auch nicht Einen Gelehrten (von unserm würdigen Herrn Rabbinen selbstverständlich abgesehen) in unserer Mitte haben. Vielleicht werden die frommen Gemüter angeregt, die genannten Übelstände zu beseitigen; dann werde ich gewiss nicht verfehlen, Ihnen sofort die frohe Kunde zu bringen, wenn Sie nur dazu die Spalten Ihres Blattes öffnen wollen.  B. Liebschütz."

  
  
Aus der Geschichte des Rabbinates
 

Zwei Artikel zum Tod von Rabbiner Mose Schwarzschild (1875)    

Schluechtern Israelit 13011875.jpg (48716 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1875: "Mainz, 7. Januar (1875). Der Telegraph bringt uns die Trauerbotschaft, dass Herr Rabbiner Schwarzschild er ruhe in Frieden – in Schlüchtern aus diesem Leben ist abberufen worden. Der Dahingegangene hat ein hohes Alter erreicht und hat eine lange Reihe von Jahren seines Amtes gewissenhaft gewaltet. Von seinen Söhnen sind uns zwei als sehr würdige und tüchtige Männer persönlich bekannt. Der Eine ist Lehrer am israelitischen Lehrerseminar zu Ehrenfeld bei Köln (früher in Düsseldorf), der Andere wirkt als Lehrer in der Israelitischen Gemeinde seiner Vaterstadt. In dem Verewigten verliert das orthodoxe Judentum einen ebenso würdigen wie gelehrten Vertreter. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
   
Schluechtern Israelit 17021875.jpg (206967 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1875: "Schlüchtern. Bezugnehmend auf die Mitteilungen in Nr. 2 und Nr. 6 des 'Israelit', welche den Verlust, den unsere Gemeinde, unser Kreis und mit uns ganz Israel durch das Hinscheiden unseres Rabbiners Rabbiner Mosche Schwarzschild – seligen Andenkens erlitten, erlaube ich mir Nachfolgende hinzuzufügen. 
Der Verewigte fungierte 39 Jahre lang als Rabbiner des Kreises Schlüchtern, und möchte ich über die Wirksamkeit desselben nur den Erfolg anführen, dass der Kreis Schlüchtern, welcher 17 Landgemeinden enthält, zu den wenigen gehört (vielleicht der einzige ist), von dem man mit Bestimmtheit sagen kann, man findet im ganzen Kreise kein einziges Geschäft, in welchem am Schabbat öffentlich gearbeitet wird und wo man keine drei Personen antreffen kann, die verbotene Speisen genießen. Rabbiner Schwarzschild – seligen Andenkens – war ein geborener Hanauer, entstammte eine Familie von Toraschreibern, in der die Tora von vielen Geschlechtern her einheimisch war, und ist es daher natürlich, dass er sich in seiner frühesten Jugend dem Torastudium widmete. In reiferen Jahren frequentierte er die Jeschiwa zu Fürth und gehörte zu den hervorragenden sieben Schülern des Rabbi Wolf Hamburg – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.  Nachdem er fünf Jahre lang in Fürth gelernt, setzte er sein Studium in Würzburg fort und bezog hierauf, um dem Landesgesetz zu genügen, die ehemalige kurhessische Landesuniversität Marburg. Die seltene Bescheidenheit des Verewigten, von dem man ebenfalls mit Recht sagen konnte – und der Mann Mosche war ein sehr bescheidener Mann – ließ nur höchst selten etwas von demselben über den engen Rahmen seines Wirkungskreises hinausdringen. Nichtsdestoweniger gehörte unser Rabbiner – seligen Andenkens – zu denjenigen Lehrern, die sich durch eisernen Fleiß durch das Studieren bei Tag und Nacht, wie ihn nur die damalige Zeit kannte, und scharfen Verstand einen Wissensschatz erworben, wie ihn unser Geschlecht leider nur selten aufweisen kann. Der Verewigte erfreute sich einer allgemeinen Achtung bei Allen, die ihn kannten, und war daher auch die Beteiligung bei seinem Leichenbegängnisse eine sehr große, auch seitens der hiesigen christlichen Mitbürger.  Herr Rabbiner Dr. Enoch - sein Licht leuchte – aus Fulda hielt eine Trauerrede in der Synagoge, bei welcher kein Auge tränenleer blieb. Diese Trauerrede wurde auch in so meisterhafter Form gehalten, dass viele hiesige Honoratioren um die Abschrift der Rede baten, um dieselbe dem Drucke zu übergeben. Die Schüler des Verewigten haben unter sich Kapitel der Mischna zum Lernen im Trauerjahre verteilt.  – Wenn auch unser Verlust ein sehr großer ist, so trösten wir uns mit dem Gedanken, dass wir Ersatz finden in dem Sohne des Verewigten, Herrn Lehrer Schwarzschild dahier, welcher nicht allein für sich auf den Wegen der Tora und der Gottesfurcht wandelt, sondern auch auf die Schuljugend und Gesamtgemeinde in gleichem Sinne einwirkt (es folgt noch ein Trostspruch)."

   
Wahl von Dr. Markus Koref zum neuen Provinzialrabbiner (in Hanau) (1884)  

Schluechtern Jeschurun 011884 S9.jpg (36613 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" Januar 1884 S. 9: "Schlüchtern, 26. Dezember. Unsere Rabbinatsangelegenheit ist nun zum glücklichen Abschluss gelangt. Die Königliche Regierung zu Kassel hat die Wahl des Herrn Dr. Koref aus Rawitsch bestätigt. Mögen die berechtigten Hoffnungen mit welchen wir unseren neuen Provinzialrabbiner erwarten, zum Heil und Segen verwirklicht werden."

  
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Zum 25-jährigen Ortsjubiläum von Lehrer Mose Schwarzschild (1892)      
Anmerkung: Schwarzschild hatte offenbar den ungewöhnlichen hebräischen Vornamen "More" (= Lehrer).

Schluechtern Israelit 30051892.jpg (83886 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1892: "Schlüchtern. Sonntag, den 5. Juni (1892), werden es fünfundzwanzig Jahre, dass unser geliebter Herr More Schwarzschild sein Amt in der hiesigen Gemeinde als Lehrer antrat. Die noch hier weilenden ehemaligen Schüler des Herrn Schwarzschild haben sich die Ehrenpflicht nicht nehmen lassen, ihren Dank durch eine entsprechende Feier des Tages auszudrücken, an der Seine Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Koref, Hanau, und alle Mitglieder der Gemeinde, die ja auch fast alle Schüler des Herrn Schwarzschild sind, teilnehmen werden. - Da es uns nicht möglich ist, jeden der in der Ferne lebenden früheren Schüler und Freunde des Jubilars besonders einzuladen, richten wir hiermit an dieselben die Bitte, durch ihre Teilnahme zum Gelingen des Festes beizutragen und ihr Erscheinen dem Schriftführer des Festkomitees, Herrn Mendel Grünebaum, Schlüchtern, so früh wie möglich anzumelden."  
   
Schluechtern Israelit 07071892.jpg (183855 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1892: "Schlüchtern, 1. Juli (1892). Fünfundzwanzig Jahre waren am 5. Juni verflossen, seitdem unser allverehrter und geliebter Lehrer More Schwarzschild seine segensreiche Wirksamkeit in unserer Gemeinde begonnen, und daher hatten sich seine Schüler und andere Freunde es sich nicht nehmen lassen, diesen Tag festlich zu begehen. In der Tat bezeugte denn auch die allgemeine Teilnahme von hier und auswärts, wie sehr die hiesigen Schüler, die zu einem Jubiläums-Komitee zusammengetreten waren, mit der Anregung zur Feier dem allgemeinen Wunsch vieler Schüler, Freunde und Kollegen entsprochen hatten. – Am Vormittag des 5. Juni überbrachte das Festkomitee unter passender Ansprache an den Jubilar die Glückwünsche der Schüler und Schülerinnen nebst einem wertvollen Ehrengeschenke; dann folgten in ununterbrochener Reihe die Besuche alle, die persönliche ihre Wünsche zum Festtage aussprechen wollten. Wir bemerkten insbesondere fast vollzählig die Lehrer hiesiger Anstalten, während der Herr Königliche Regierungsrat und Landrat und der Herr Bürgermeister, die am Erscheinen verhindert warne, mit lebhaften Ausdrücken des Bedauerns über ihr Fernbleiben huldvolle Glückwunschschreiben übersandt hatten. – Die Festrede bei dem nachmittags 2 Uhr unter großer Beteiligung aus allen Klassen der Bevölkerung, ohne Unterschied der Konfessionen, abgehaltenen Festgottesdienst hielt Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Koref aus Hanau, der in 5/4-stündiger Rede, anschließend an das erhabene Beispiel der erfolgreichen Amtstätigkeit des Jubilars, die Pflichten des Lehrers und die Mitte zur Erfüllung seines Berufes besprach. Er schloss seine mit ungeteiltem Beifall aufgenommene Rede, mit einem herrlichen Gebete für den Jubilar und seine Familie, für das Gedeihen unserer Gemeinde und für die Fortdauer des einträchtigen Zusammenlebens aller Bürger hiesiger Stadt, das namentlich in unserer Zeit so bedeutungsvoll und erfreulich von den auswärtigen Zuständen in der näheren und ferneren Nachbarschaft abstehe. Beim Festmahl eröffnete Herr Dr. Koref die Reihe der Toaste mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seiner Majestät den Kaiser, sodann dankte Herr Kreisvorsteher Stern dem Jubilar für sein aufopferungsvolles Wirken im Dienste der Gemeinde, im Namen der Kollegen vom Lehrer-Bezirksverein Hanau sprach Herr Lehrer Strauß - Gelnhausen und im Namen der ehemaligen Schüler und Schülerinnen Herr Leo Stern. Noch viele ernste und heitere Reden verschönten die Feier, die die vielen Teilnehmer lange gemütlich zusammenhielt und sicherlich allen lange im Gedächtnis bleiben wird."

  
Zum Tod von Zoe Schwarzschild, Gattin des Lehrers Schwarzschild (1896) 

Schluechtern Israelit 15091896.JPG (177083 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1896: "Betrübten Herzens, noch erschüttert von dem traurigen Ereignis gehe ich heute Kund von dem raschen Hinscheiden der Frau Zoe Schwarzschild, Gattin des allverehrten Herrn Lehrer Schwarzschild, Tochter des berühmten Mehorar Schlomo Klein, Oberrabbiner Klein – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Colmar. Erst ein Alter von 44 Jahren, als Mutter von fünf unmündigen Kindern, fiel sie rasch einer tückischen Krankheit zum Opfer. Was dieser Verlust für den Gatten und die ganze Familie, ja für unsere Gemeinde bedeutet, davon vermag sich der Fernstehende wohl kaum einen Begriff zu machen. Nur der, welcher diese bedeutende Frau in ihrem Wirkungskreise gekannt hat, der weiß, was uns betroffen. Die Entschlummerte war eine jener hervorragenden kernig-jüdischen Frauengestalten, deren Walter zur Bewunderung und zu Nacheiferung hinreißen. 
Was Zoe Schwarzschild sagte, was sie wirkte und was sie in stiller, anspruchsloser Tätigkeit geschaffen, alles, alles, ihr ganzes Leben war ein Ausfluss ihrer unerschütterlichen, tiefen Frömmigkeit. Es ist bei ihrem edlen Charakter wohl kaum nötig hervorzuheben, dass sie eine Musterehe geführt, wie sie vorbildlich sein dürfte für alle jüdischen Familien, allein das sei noch erwähnt, dass ihr Wohltätigkeitssinn keine Grenzen fand, es war in seiner Art einzig, musterhaft und wunderbar. Je ärmer, je bedürftiger Jemand war, desto freundlicher wurde er empfangen, desto reichlicher bedacht und unterstützt. 
Die Beerdigung fand Freitag Erew Schabbat Kodesch Schiwa kurz vor Schabbat unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung statt. Herr Distriktsrabbiner Dr. Salomon Bamberger aus Burgpreppach, ein Neffe der Verblichenen, schilderte an der Bahre, selbst aufs Tiefste ergriffen den Lebensgang der Heimgegangenen in kurzen, herrlichen Worten. Wegen der Nähe des Schabbat musste eine größere Trauerrede unterbleiben. Eine solche wurde dagegen Sonntagnachmittag von Herrn Provinzialrabbiner Dr. Koref im Trauerhause abgehalten. Der gefeierte Redner sprach in bekannter Meisterschaft, das Leben und Wirken der Entschlafenen so trefflich beleuchtend, ihre Gesinnung, all ihr Tun und Wollen so warm und innig darlegend und andererseits so mild Trost spendend, dass seine Worte bei allen Zuhörern mächtigen Widerhall fanden. Der Gott der Barmherzigkeit… möge ihre Seele einbinden in den Bund des Lebens. Amen. Str."  

    
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Schwarzschild (1920)    

Schluechtern Israelit 20051920.jpg (104059 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1920: "Am 7. April beging Herr Lehrer Schwarzschild in Schlüchtern seinen 70. Geburtstag, ein Freudentag für alle, die den edlen Mann kennen. Mit 18 Jahren schon wählte die Gemeinde den Sohn des im Kreise Schlüchtern in ehrenvollem Andenken stehenden Kreisrabbiners Schwarzschild zu ihrem Lehrer und Vorbeter. Über 50 Jahre hat er in Schlüchtern segensreich gewirkt, bis ihn die Last der Jahre zum Rücktritt zwang. Dank seiner vorbildlichen Lebensführung und seiner Pflichttreue wusste er sich die Achtung und Wertschätzung aller Gemeindemitglieder in hohem Grade zu gewinnen. Vielen ist er Freund und Berater gewesen. Den Gottesdienst verstand er weihevoll zu gestalten, und andächtig lauschte die Gemeinde seinen melodischen, mit Herzenswärme und Innigkeit vorgetragenen Weisen. Jederzeit war er bestrebt, die Jugend zu glaubenstreuen Juden zu erziehen. In Lehrerkreisen war er immer eine geachtete und allgemein beliebte Persönlichkeit. In der 'Hessischen Lehrerkonferenz' gehörte er lange Jahre hindurch dem Vorstande an, der Verein 'Jeschurun', dessen Mitbegründer er war, wählte ihn zu seinem Vorsitzenden. In seiner religiösen Lebensanschauung hält er streng zum überlieferten Judentum, ist aber nichtsdestoweniger tolerant gegen Andersdenkende, und Gegensätze sucht er in versöhnendem Sinne auszugleichen. So darf Herr Schwarzschild mit innerer Selbstbefriedigung auf sein Lehrerleben zurückblicken, wenn ihm auch die bitteren Erfahrungen eines jüdischen Lehrerlebens selbst über seine Amtstätigkeit hinaus nicht erspart geblieben sind. Möge der Allgütige ihn uns noch lange erhalten."   

      
Lehrer Hes bleibt in Schlüchtern (1921)     

Schluechtern Israelit 07041921.jpg (21416 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Schlüchtern, 4. April (1921). Herr Lehrer Hes, welcher an die Alte Synagoge der Breslauer Gemeinde gewählt worden ist, hat sich auf Bemühen der Gemeindemitglieder entschlossen, in hiesiger Gemeinde weiterhin zu wirken."   

   
Zum Tod des Lehrers More Schwarzschild (1921) 

Schluechtern Israelit 26051921.jpg (158345 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Schlüchtern, 13. Mai (1921). Am Freitag, 7. Nissan (= 15. April 1921), verstarb Herr More Schwarzschild, der über ein halbes Jahrhundert als Lehrer und Vorbeter in hiesiger Gemeinde segensreich gewirkt hat. Als Sohn des letzten hier amtierenden hochwürdigen Rabbiners Moses Schwarzschild - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - paarten sich in seiner Person tiefe Frömmigkeit mit ungebeugter Willenskraft und heiterer Lebensfreude. Neben der Wertschätzung und Verehrung aller Gemeindemitglieder, erfreut er sich besonders in Lehrerkreisen äußerster Beliebtheit, in deren Mitte er sehr viel zur Hebung der materiellen Not beigetragen hat. Er war Mitbegründer des 'Jeschurun', der Witwen- und Waisenkasse Hessens und arbeite bis an sein Lebensende unermüdlich in dessen vorstand. Auch dem 'Bunde gesetzestreuer jüdischer Lehrer' widmete er einige Jahre seine bewährte Kraft als Vorstandsmitglied.  
Seine Beerdigung gestaltete sich als eine gewaltige Kundgebung der tiefen Gefühle, die diesem Vorsteher der Levitenschaft von weit und breit entgegengebracht wurden. Aus allen Himmelsrichtungen waren über 20 Lehrer und ein ausgedehnter Verwandtenkreis herbeigeeilt, um dem allseitig beliebten Freund die letzte Ehre zu erweisen. Beide Ortspfarrer, ein großer Teil der christlichen Bevölkerung waren in dem unübersehbaren Leichenzug zu sehen. Im Trauerhause widmete Herr Strauß, Gelnhausen, Lehrer a.D., dem treuen Freund innige Abschiedsworte. Herr Lehrer Hes, der Amtsnachfolger des Verstorbenen, hielt in der Synagoge, an der Stätte seiner 50-jährigen Wirksamkeit, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, einen erhebenden Nachruf, der den Heimgegangenen als einen (hebräisch und deutsch:) Fürst in Israel feierte. Die Rede hinterließ einen tiefen Eindruck. Alsdann bewegte sich der Leichenzug zum Friedhof, wo zunächst Herr Baruch Stern, Frankfurt am Main, im Namen der Familie einige Abschiedsworte sprach. Herr Lehrer Gans, Niederaula, sprach für die hessische Lehrerkonferenz und für den Jeschurun, Herr Leo Stern von hier im Auftrage der ehemaligen Schüler und Herr Lehrer Spiro aus Fulda, als langjähriger Freund und Mitarbeiter."    
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. April 1921: "Schlüchtern. Hier wurde Lehrer More Schwarzschild unter Beteiligung der ganzen Gemeinde, vieler Andersgläubiger und auswärtiger Freunde zu Grabe getragen. Zahlreiche von Herzen kommende Trauerreden legten Zeugnis ab von dem schweren Verlust, den die Gemeinde betroffen. Der Charakter des Monats Nissan vermochte die äußere Form des Schmerzes zu dämpfen, ihn nicht aber in seinem tiefen Kern zu rühren.  
Der Verstorbene war über 50 Jahre Lehrer und Kantor der hiesigen Gemeinde. 1850 als Sohn des Rabbiners Mose Schwarzschild in Schlüchtern geborene, setzte er nach vorausgegangenem Studium der Theologie und Orientalia die Tätigkeit seines Vaters nach dessen Tode 1867 fort. Er verheiratete sich 1876 mit Zoë Klein, Tochter des Grand Rabin Salomon Klein in Colmar, und ging nach deren Tode eine zweite Ehe ein mit Miriam Stern, Tochter des Schuldirektors Ludwig Stern in Würzburg.  
Der Verblichene hat mit seltener Rüstigkeit bis Kriegsende das Doppelamt als Lehrer und Kantor, das letztere sogar noch bis 1920, ausgeübt. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des jüdischen Lehrervereins 'Jeschurun' und Ausschussmitglied der jüdischen Lehrer-Konferenz von Hessen. 
Die Gemeinde verliert in Schwarzschild einen vorbildlichen Lehrer und Seelsorger. Die Quelle seines Wirkens war sein reiches jüdisches Wissen und sein reiches reines Gemnüt, die beide ineinander wurzelten und seinem Wesen jene schlichte Geschlossenheit und Heiterkeit gaben, wie sie nur die Einheit von Wissen und Kidlichkeit schafft, die selbst nur mgölich ist auf dem Boden eines reinen Gewissens. W."       

    
Ausschreibung der Stelle des Schächters, Hilfsvorbeters und Synagogendieners (1922)  

Schluechtern Israelit 27041922.jpg (39664 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Die Gemeinde Schlüchtern sucht zum baldigen Antritt einen Schächter, der auch als Hilfsvorbeter, Baal Kore und Synagogendiener zu fungieren hat. Pensionsfähiges Gehalt 24.000.- Mark und Gelegenheit zu Nebenverdienst. Gesuche von streng orthodoxen Bewerbern sind an das Provinzialrabbinat Hanau zu richten."   

   
Ausschreibung der Kantor- und Religionslehrerstelle (1924)  

Schluechtern Israelit 24011924.jpg (79789 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1924: "Vakanz
Durch die Berufung des bisherigen Inhabers nach Wiesbaden soll die Kantor- und Religionslehrerstelle 
der Gemeinde Schlüchtern (Regierungsbezirk Kassel) baldigst wiederbesetzt werden. Gefordert wird ein Herr, der die 2. Lehrerprüfung abgelegt hat, da eventuell die Religionsschule in einer Volksschule umgewandelt wird. Derselbe muss vorerst die Schechito mit übernehmen. 
Gehalt nach staatlicher Besoldungsordnung Gruppe VIII, freie Wohnung (geräumig und schön) nebst Garten. Die Einnahmen aus der Schechitoh belaufen sich per anno auf ca. 1.00 RM, außerdem nicht unbedeutende Nebeneinnahmen. Bewerber müssen der traditionell-gesetzestreuen Richtung angehören. Bewerbungsgesuche nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind bis spätestens 20. Februar dem Unterzeichneten vorzulegen. 
Hanau, 21. Januar 1924. Das Vorsteheramt der Israeliten: Im Auftrag: Rabbiner Dr. Gradenwitz."

  
Ausschreibung der Stellen des Religionslehrers und Kantors sowie des Hilfsvorbeters, Schächters und Synagogendieners (1924)

Schluechtern Israelit 17041924.jpg (63713 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924: "In der Synagogengemeinde Schlüchtern sind folgende zwei Stellen vakant: 
1. Die Stelle als Religionslehrer und Kantor (seminaristische Vorbildung) Gehalt nach Gruppe 8 beziehungsweise 9. Pensionierung nach staatlichen Sätzen. Außerdem geräumige freie Wohnung und garantiertes Nebeneinkommen von Mark 600.-  
2. Die Stelle als Hilfsvorbeter, Schächter und Synagogendiener 
mit einem Einkommen von Mark 2.400.- jährlich. Nur gesetzestreue Herren wollen ihre Bewerbung bis spätestens 1. Mai beim Vorsteheramt der Israeliten zu Hanau einreichen. 
Das Vorsteheramt der Israeliten, Hanau."   


Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, 2. Kantors und Hilfsschochets (1927)  

Schluechtern Israelit 14071927.jpg (77408 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927: "Lehrer-Gesuch. Wegen Zurückberufung unseres seitherigen Beamten in den bayrischen Volksschuldienst nach München ist die Stelle eines Religionslehrers, 2. Kantors und Hilfsschochets neu zu besetzen. Gehalt: Gruppe 8/9 der staatlichen Besoldungsordnung unter Anrechnung der Dienstjahre. Freie geräumige Wohnung, bestehend aus 7 Zimmern mit Küche, Keller und Bodenraum sowie Hausgarten ist vorhanden. Die Gemeinde ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte des Regierungsbezirks Kassel. Streng orthodoxe Bewerber mit möglichst zweitem Examen wollen sich spätestens den 1. August dieses Jahres unter Einreichung ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand melden. 
Schlüchtern, den 10. Juli 1927. Der Vorstand der Synagogengemeinde Rothschild."     

 
Planung für eine Staatliche Aufbauschule für Hessen-Nassau (1928)  
Anmerkung: der genannte Lehrer A. Berlinger wechselte im Frühjahr 1929 an die Volksschule in München.     

Schluechtern Israelit 16021928.jpg (101115 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1928: "Staatliche Aufbauschuie für Hessen-Nassau
Man schreibt uns aus Schlüchtern. Es wird hier die Errichtung einer staatlichen Aufbauschule für Hessen-Nassau - die erste für die weibliche Jugend in der Provinz - geplant. Aus der Tatsache des interkonfessionellen Friedens in unserem Städtchen und der entschiedenen großen Bedeutung, welche die Schule in dieser für die Berufswahl auch für uns Juden so schweren Zeit erhalten wird, wird diese Schule auch von der jüdischen Gemeinde aufs wärmste begrüßt. Die blühende jüdische Gemeinde unseres zwischen Fulda und Frankfurt gelegenen Städtchens von etwa 100 Familien, deren größter Teil Geschäftsleute sind, bietet in jeder Beziehung ein sehr geeignetes Milieu, wie man es für die die Schule besuchende Jugend nur wünschen kann; die rituelle Verpflegung und vorteilhafte Unterbringung von Zöglingen der Provinz in den hiesigen Familien ist sehr leicht möglich. Der Lehrer der Gemeinde, Herr A. Berlinger, erklärt sich gerne bereit, in allen die zu errichtende Aufbauschule betreffenden Anfragen Auskunft zu geben und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen."     

   
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers (1928)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: "Wegen Berufung unseres seitherigen Beamte3n nach München wird zum 1. April 1929 die Stelle des Religionslehrers, Vorbeters (Balkore) und Hilfsschochets in unserer Gemeinde frei. Die Besoldung richtet sich nach Gruppe 4b der staatlichen preußischen Besoldungs-Ordnung. Die Gemeinde ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte des Regierungsbezirkes Kassel. Seminaristisch vorgebildete Herren, die das zweite Examen zurückgelegt haben, auf streng orthodoxem Standpunkt stehen und die Kabolo (Zertifikat) von streng orthodoxen Rabbinen besitzen, belieben ihr Angebot bis zum 5. Dezember dieses Jahres an den unterzeichneten Vorstand einzureichen. Eine 7-Zimmerwohnung ist vorhanden. 
Der Vorstand der Synagogengemeinde, Schlüchtern: i.V. Jakob Hirsch Rothschild."    

       
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Hilfsschochet (1929)        

Schluechtern CV 20091929.jpg (80180 Byte)Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. September 1929: 
"Wegen Berufung unseres seitherigen Beamten nach Mannheim wird zum 1. Januar 1930 die Stelle als 
Religionslehrer, Vorbeter (Balkore) und Hilfsschochet
 
in unserer Gemeinde frei. Die Besoldung richtet sich nach Gruppe 4b der staatlichen preußischen Besoldungsordnung; freie Wohnung. Die Gemeinde ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte des Regierungsbezirks Kassel. Seminaristisch vorgebildete Herren, auf orthodoxem Standpunkt stehend und die Kabolo von orthodoxem Rabbiner besitzend, belieben ihr Angebot umgehend an den unterzeichneten Vorstand einzureichen. Um Zeugnisabschrift und Lebenslauf wird gebeten. 
Der Vorstand der Synagogengemeinde Schlüchtern
."     
  
Schluechtern Israelit 12091929.jpg (70223 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1929:  derselbe Text wie oben.     

             
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers (1935/37)    

Schluechtern Israelit 29081935.jpg (43085 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1935
"Wir suchen per 1. November für die zu errichtende, private, einklassige jüdische Volksschule einen Lehrer
Besoldung: 80 % der staatlichen Sätze. Ausführliche Bewerbungen erbeten an den 
Vorstand der Synagogengemeinde Schlüchtern."     
   
Schluechtern Israelit 01101937.jpg (57440 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Infolge Abberufung des seitherigen Stelleninhabers an einer staatlichen Elementarschule ist die Lehrerstelle an unserer privaten jüdischen Volksschule frei geworden. Wir suchen zum sofortigen Antritt einen jüdischen, orthodoxen Volksschullehrer, der befähigt ist, den Vorbeterdienst mit zu übernehmen. Reflektanten, die möglichst auch Englisch und Iwrit (= Neuhebräisch) unterrichten können, wollen ihre Bewerbung unter Beifügung der Zeugnisabschriften, Lebenslauf und Referenzen einsenden. 
Vorstand der Israelitischen Synagogengemeinde Schüchtern. Bezirk Kassel. Felix Rothschild.

      
   
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben      
Spendenaufruf für arme Familie (1884)    

Schluechtern Israelit 21011884.jpg (98292 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1884: "Hilferuf
Obwohl die Mildtätigkeit unserer Glaubensgenossen stark in Anspruch genommen sein mag, bin ich dennoch durch folgenden sehr traurigen Fall veranlasst, mich an die bekannte Wohltätigkeit unserer Brüder zu wenden in der sicheren Erwartung, keine Fehlbitte zu tun. 
Ein Handelsmann aus hiesiger Umgegend, der in früheren Jahren im Stande war, durch sein Geschäft sich und seine Familie redlich zu ernähren, ist schon mehrere Jahre von Schicksalsschlägen derart heimgesucht worden, dass er nciht mehr im Stande ist, auch nur für die notwendigsten Lebensbedürfnisse seiner Familie sorgen zu können. Der Bedauernswerte ist Familienvater von sieben Kindern, von denen die drei ältesten, auf welche er seine Stütze gesetzt hatte, leider sehr kränklich und daher zu jedweder Arbeit geradezu unfähig sind; die übrigen vier sind noch im schulpflichtigen Alter. Diese Familie ist daher, wenn nicht baldige Hilfe kommt, der größten Not preisgegeben. Sämtliches Mobiliar ist bereits gepfändet und soll deshalb in kürzester Zeit verkauft werden. ich wiederhole daher meine Bitte um schnelle, schnelle Hilfe!  
Schlüchtern, den 10. Januar 1884. 
More Schwarzschild,
Lehrer. 
Wir sind gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."      

    
Antisemitischer Vorfall (1898)        

Schluechtern ImdtReich 031898 S158f.JPG (110101 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Im Deutschen Reich" vom März 1898 S. 158-159: "Frankfurt am Main, 1. März 1898. Über einen antisemitischen Exzess, der sich im Hotel Stern in Schlüchtern bei Hanau bei der Kaiser-Geburtstagsfeier ereignet hat, ist der 'Frankfurter Zeitung' nachträglich berichtet worden: 'Gegen Ende des Mahles trat der Oberlehrer und Reserveleutnant Schmidt mit einigen Kollegen ein, dessen provozierendes Benehmen bald einige Gäste zum Verlassen des Saales veranlasste, darunter auch das Mitglied des Stadtrats Herrmann Reis, der auf Einladung des Bürgermeisters der Feier beigewohnt hatte. Durch die offene Tür hörte dieser, wie der Reserveleutnant und Oberlehrer ausrief: 'Wie kann ein solches Judenpack sich in diese Gesellschaft eindrängen; Juden sollten gar nicht zu einer Geburtstagsfeier des Kaisers zugelassen werden.' Reis, der den Feldzug von 1870/71 mit Auszeichnung mitgemacht hat, ging in den Saal zurück und forderte Herrn Schmidt auf, seine Worte zurückzunehmen. Dieser tat dies nicht, worauf ihn Reis einen unverschämten Menschen nannte. Als Antwort schlug Schmidt mit einem Stuhle auf Reis los; der Hieb wurde jedoch mit einem anderen Stuhle pariert, und nun packte der Veteran den Reserveleutnant am Kragen und würde ihm eine handgreifliche Lektion gegeben haben, wenn nicht die Kollegen des Oberlehrers die Kämpfer auseinander gebracht hätten".   

  
Der Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in Schlüchtern ab (1908)  

Schluechtern FrfIsrFambl 03011908.jpg (182410 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Januar 1908: 
Schluechtern FrfIsrFambl 03011908a.jpg (111000 Byte)         

 
Der Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in Schlüchtern ab (1925)  

Schluechtern Israelit 30041925.jpg (88789 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1925:    

  
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
   
   
Über "Das Preußche von Schlüchtern" (lebte in der zweiten Hälfte des 18./Anfang 19. Jahrhundert; Artikel von 1927)  
Anmerkung: es handelt sich um den jüdischen Händler und das Schlüchterner Original Mordechai Löb, genannt "Das Preußche von Schlüchtern". Ludwig Emil Grimm wird zitiert aus seinem Buch "Erinnerungen aus meinem Leben..."  S. 560-561.  Google-Books.     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 18. Februar 1927:  
"Das Preußche von Schlüchtern.
 
Wir bringen heute eine der trefflichen Radierungen des Maler-Radierer Ludwig Emil Grimm, eines Bruders von Jakob Wilhelm Grimm, darstellend das 'Preußche von Schlüchtern', eines der bekanntesten Juden zwischen Kinzig, Fulda und Main in der zweiten Hälfte des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts. Wir lassen nachstehend den Künstler selbst von Preußchen reden, wie er in seiner schlichten Art in seinen Lebenserinnerungen berichtet.  'Auf dem Heimweg begegneten uns der Jochil (Anmerkung: Ein Jude, bei dem Jakob Grimm den ersten hebräischen Unterricht erhalten hat) und das 'Preußche'! Das letztere ist jetzt 82 Jahre, läuft aber noch die Woche Jahr ein Jahr aus zweimal nach Steinau, pocht bei Wilhelm an die Tür und sagt weiter nichts als: 'Nix ze bestelle nach Schlichtern? Kee Haasebälkche, nix vo Woor?', wenn auch gar niemand im Zimmer ist. Das 'Preußche' ist ein wahres Bedürfnis für Steinau, weil es Zitronen und dergleichen Sachen dahinschleppt, alle Leute haben es gern, und ich habe es gezeichnet und sehr ähnlich.           
Schluechtern JuedWZKassel 18021927a.jpg (123502 Byte) 'Es war ein kleines, mageres Männchen,' erzählt Ludwig an anderer Stelle, 'immer munter, witzig und vergnügt und ließ sich durch nichts abschrecken. Wenn er elfmal kam und abgewiesen ward, kam er das zwölfte mal doch wieder. Er ist wenigstens neunzig Jahre alt geworden. In seinem echten Judengesicht, mit dem weißen, spitzigen Bärtchen am Kinn, lag so vie Verstand, Witz, Schlauheit und doch auch Gutmütigkeit, und er hatte ein so verschlagenes Lächeln, dass es eine Freude war, dieses Original anzusehen. Die Leute betrachteten ihn als einen braven Juden, bei alt und jung war er bekannt, war bis zum Lächerlichen gefällig, und alle Leute benutzten ihn zu Bestellungen. Er hatte in Schlüchtern schon gehört, dass ich da sein, und kam auch richtig den anderen Tag, ging in die Küche und sagte: 'As en Herr Sohn von unserem Herrn Amtmann Grimm da ist, as ich en wohl sehn darf,' kam die Treppe herauf, klopfte zweimal an und trat herein. 'Guten Tag, Preußche, wie geht's?' Er betrachtete mich eine Zeitlang, die kleinen Augen waren ihm ganz glänzend, und ich glaube noch auf diese Stunde, er war gerührt! Dann sagte er: 'As ich alter Mann net dachte, dass ich im Leben noch sollte sehen ein Herr Sohn von unserm Herrn Amtmann Grimm! As der Herr und die Frau Amtmann das Preußche als en ehrliche Mann gut gekannt habe, as es ein Unglück is gewest, dass wir verloren haben unsern braven Herrn Amtmann. Mit was kann das alte Preußche dem Herrn Hauptmann diene?' usw. Als ich es zeichnete, saß es eine Stunde, ohne sich zu rühren. 'No, Preußche, betrachtet einmal Euer Bild!' Er setzte seine Brille auf die Spitze Nase und sagte dann wie versteinert: 'Is es meglich in der Welt, so was mache zu kenne?'  
Erwähnt sei noch, dass das Preußche der Stammvater vieler hessisch-jüdischer Familien geworden ist."   


Über den großen Gelehrten Pinchas Selig (Bericht von 1866)   

Schluechtern Israelit 24011866.JPG (210382 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1866: "Schlüchtern (Provinz Hanau). Voriges Jahr wurde Rabbi Pinchas Selig, als in diesem Blättern von den wenigen Lehrern, die Schlüchtern besitzt, die Rede war, erwähnt. Es dürfte vielleicht für viele Leser des 'Israelit' nicht uninteressant sein, über das Leben dieses höchst merkwürdigen Mannes Einiges zu erfahren. In seiner Jugend besuchte Herr Selig die frühere Jeschiwa in Gelnhausen, machte später sein Lehrer-Examen zu Hanau und bekleidete dann mehrere Stellen im Darmstädtischen und auch in hiesiger Provinz. Seine letzte öffentliche Stelle war zu Salmünster, die er zum größten Leidwesen seiner Gemeinde aufgeben musste. Durch einen unglücklichen Fall zog er sich ein Leiden an einem Beine zu, das ihn jahrelang ans Bett fesselte. Dieser Umstand verschlimmerte sich immer mehr, bis Herr S. im Jahre 1858, schon dem Tode nahe, das kranke Bein amputieren ließ. Trotz vieler Versuche ist es dem wackeren Manne bis jetzt unmöglich, das noch übrig gebliebene Bein zum Gehen zu benutzen. So sitzt nun Herr Selig, der sich noch in den besten Jahren befindet, auf einem Wägelchen, auf dem er sich selbst von einem Orte zum andern fahren kann. Trotz dieser Unfähigkeit, sich nur von der Stelle zu bewegen, führt wohl selten Jemand ein tätigeres Leben als er. Nicht allein studiert er sehr fleißig in unserer heiligen Tora, für sich sowohl als auch gemeinschaftlich mit dem ehrwürdigen Herrn Rabbiner Schwarzschild – sein Licht leuchte -, der ihn zu diesem Zwecke häufig besucht, sondern es schart derselbe beständig eine Anzahl auswärtiger Schüler um sich, die er mit großem Erfolge unterrichtet. So sind mir viele junge Lehrer bekannt, die sich ihre Heranbildung unter der Leitung dieses tüchtigen Pädagogen erwarben, und die sich neben ihrer gründlichen Kenntnis des Hebräischen – nebenbei gesagt, eine nicht zu häufige Erscheinung unter unseren kurhessischen Lehrern – durch Gesinnungstüchtigkeit besonders auszeichnen. Herr Selig unterrichtet auch außer diesen noch einige junge Leute aus hiesiger Stadt, die sich des Abends ihren Geschäften auf einige Stunden entreißen, um dem Studium der Tora obzuliegen. Auf diese Weise und unter fortwährender Beschäftigung wirkt dieser leider an die Stelle gebundene Mann nach besten Kräften für unsere heilige Religion. Ein seltenes Gottvertrauen und eine wahrhaft bewundernswürdige Ergebung in sein Schicksal, wie es nur dem wahrhaft frommen Manne möglich ist, erhält ihn stets bei guter Laune, sodass er seiner Umgebung niemals lästig wird.
Wer mit den Verhältnisse Kurhessens bekannt ist, weiß nur zu gut, wie groß der Mangel an Lehrern in unserem Lande ist. Das Seminar zu Kassel, das höchstens 12 Zöglinge zählt, wird ausschließlich von Niederhessen besucht. Von den Angehörigen dieser Provinz wird nämlich nur eine beschränkte Anzahl unentgeltlich aufgenommen. Die Einrichtung dieses Instituts ist durchaus nicht geeignet, jemanden, der seinen Sohn dem Lehrfache widmet und Vermögen besitzt, dazu zu bestimmen,
Schluechtern Israelit 24011866a.jpg (124416 Byte)ihn dieser Anstalt anzuvertrauen. Wenn auch die Zöglinge gemeinschaftlich essen und zusammen logieren, so sind dieselben dennoch dabei ohne Aufsicht. Die Gefahren, die unter diesen Umständen, unerfahrenen jungen Menschen in einer größeren Stadt erwachsen, sind nicht zu verkennen. Übrigens ist an dieser Anstalt noch so Manches auszusetzen, das darzulegen ich jedoch einer kompetenteren Feder überlassen will. Obschon sich das Unterrichtswesen an dieser Anstalt in den letzten Jahren um Vieles gebessert hat, so ist es doch bezeichnend genug, wenn gerade der Unterricht im Hebräischen, mit Ausnahme von hebräischer Sprache vielleicht auch Religion, d.h. die Kenntnis und Erklärung des Büdinger'schen Religionsbuches, nicht obligatorisch ist. Wohl muss jeder Seminarist an dem Unterrichte teilnehmen, doch ist es gerade das Hebräische, das nicht wiederholt zu werden braucht und für das keine häuslichen Aufgaben gegeben werden. Es gehen daher viele aus Kurhessen in das Seminar nach Hannover oder neuerdings nach Karlsruhe in das Plato'sche Seminar. Jedoch gehören dazu schon ziemliche Mittel. Unbemittelten bleibt nichts übrig, als sich irgendwo in kleineren Städten die nötigen Kenntnisse anzueignen. Gerade solchen ist Schlüchtern ein geeigneter Platz, der denselben zugleich die Vorteile einer größeren Stadt bietet, da man dort sich auch die Kenntnis der neueren Sprachen leicht aneignen kann. Möchten unsere Glaubensgenossen zu Schlüchtern Herrn Selig in seinem Streben für Gott und unsere heilige Religion tätig zur Seite stehen, indem sie ihn in den Stand setzen, seine Schülerzahl, durch Unterstützung derselben, zu vermehren, was ihnen nicht schwer fallen dürfte, da fast alle Gemeindemitglieder Gott sei Dank wohlhabend sind. – Heoref."

  
Zum Tod des großen Gelehrten Pinchas Seelig (1878)    

Schluechtern Israelit 20021878.jpg (268414 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1878: "Schlüchtern. Wenn schon die Weisen des Talmud den Tod wahrhaft frommer Männer als ebenso großen Verlust, wie Denjenigen, der uns durch die Zerstörung unseres Nationalheiligtums entstanden, bezeichnen, so haben wir in unserer Zeit, in welcher das – und das Wort unseres Gottes war teuer in jenen Tagen – in so trauriger Weise zutreffen ist, doppelte Ursache, derartige Verluste tief zu empfinden. In der Nacht auf den 17. Schewat verschied dahier nach dreitägigem Krankenlager in Folge eines Schlaganfalls Rabbi Pinchas Seelig im Alter von 63 Jahren, tief betrauert von allen denen, die das Glück hatten, diesen seltenen Mann zu kennen. Der Verewigte beschäftigte sich schon in seiner frühesten Jugend mit dem Torastudium und legte die Grundlage seines Wissens auf der damaligen Jeschiwa zu Gelnhausen. Später widmete er sich dem Lehrerberufe und hat eine lange Reihe von Jahren in verschiedenen Gemeinden Kurhessens und Hessen-Darmstadt als Lehrer fungiert zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und wahrhaft verehrt von den betreffenden Gemeindemitgliedern, die in dem schwächlichen und unahnsehnlichem Manne den berufstreuen, gewissenhaften Lehrer, den wahrhaft frommen Jehudi und liebenswürdigen Menschen hochschätzten. Vor nunmehr zwanzig Jahren musste Rabbi Pinchas Seelig, der schon als Kind nur mit Hilfe von Krücken gehen konnte, seinen Beruf als öffentlicher Lehrer aufgeben, da ihn ein langwieriges, schmerzhaftes Leiden ans Krankenbett fesselte und schließlich den Verlust eines Beines durch Amputation zur Folge hatte. Von dieser Zeit an konnte der Verblichene, da das ihm noch geblieben Bein zu schwach war, sich nicht mehr selbständig von der Stelle bewegen und musste sich in einem Wägelchen fahren oder bei unebenen Wegen tragen lassen. Trotz dieses überaus traurigen Daseins, das dieser große Mann mehr als zwanzig Jahre auf diese Weise verbrachte, kam nie ein Wort der Klage wegen seines Schicksals über seine Lippen. Stets und zu jeder Zeit war er zufrieden und erheiterte sogar noch durch sein munteres Wesen seine Umgebung. Man muss den seltenen Mann gesehen haben in den Zeiten, wo die fürchterlichsten Schmerzen während der Krankheit vor der Amputation seines Beines ihn heimsuchten, wie er auch nicht einen Augenblick über sein Geschick missmutig wurde, sondern stets alle Leiden in großer Geduld ertrug sich auch nicht einen Tag im Studium der heiligen Tora zu Lernen um zu Lehren stören ließ, um sich einen Begriff von dem großen Vertrauen dieses frommen Mannes machen zu können. Zwanzig volle Jahre hat dieser wahrhafte Lehrer in Israel in seinem Wägelchen gesessen und in dieser Zeit eine große Anzahl von Jünglingen zu Lehrern und zu Toralehrenden herangebildet. Noch vier Tage vor seinem Tode war es uns vergönnte, den Schiur Gemara, welchen die hiesigen Toraschüler viermal wöchentlich in der Wohnung des Verewigten frequentierten, gemeinschaftlich mit unserem Lehrer und Freunde zu lernen. Eben diese Liebe zur Tora war es auch, die den Verblichenen stets geistig frisch erhielt und ihn lehrte, sein Geschick mit staunenswertem Gottvertrauen zu ertragen. Allgemein und groß war die Beteiligung bei der Beerdigung und wohnten derselben nicht allein sämtliche Mitglieder der hiesigen jüdischen gemeinden, sondern auch viele christliche Mitbürger aus hiesiger Stadt, sowie zahlreiche Glaubensgenossen aus den umliegenden Ortschaften bei. Auf dem Friedhof schilderte Herr Lehrer Schwarzschild, ebenfalls ein Schüler des Verewigten, in beredten Worten die Verdienste des Verblichenen, welche alle Zuhörer, die sämtlich einen lieben, guten Freund und wahrhaft gottesfürchtige Jehudi betrauerten, zu sichtlicher Teilnahme rührten. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. H.G."      

   
Seifenfabrikant Maier Wolf auf einer Versammlung von Großgrundbesitzern (1861)   

Schluechtern AZJ 02071861.jpg (24926 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1861: "Unser den im vorigen Jahre zur Vornahme einer landständischen Wahl nach Marburg berufenen und versammelt gewesenen großen Grundbesitzern – 200 Acker Landes – war auch ein Israelit, nämlich der Seifenfabrikant Herr Maier Wolf aus Schlüchtern. B.H."  

    
Zum Tod des Kaufmanns Abraham Sichel, 30 Jahre Rechnungsprüfer der Gemeinde (1872)   

Schluechtern Israelit 16101872.JPG (141144 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1872: "Schlüchtern. Unsere Gemeinde hat durch einen plötzlichen Tod eines ihrer achtbarsten Mitglieder verloren. Der Kaufmann Abraham Sichel ist nicht mehr unter den lebenden. Wie tief die Trauer um den Hingeschiedenen in allen Kreisen empfunden, bekundete sich bei dem Leichenbegängnisse, welchen sich nicht allein die hiesige israelitische Gemeinde und auch viele Glaubensgenossen aus den umliegenden Ortschaften, sondern auch viele der angesehensten christlichen Mitbürger und Vertreter der Behörden beteiligten. Am Grabe hob Herr Kreisrabbiner Schwarzschild – sein Licht leuchte – die Verdienste dieses reinen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes, der von Jedermann geschätzt und geachtet war, in tief ergreifenden Worten hervor. Der Verlebte verdiente aber auch diese Anerkennung durch seinen höchst ehrenhaften, biederen Charakter, seine strenge Rechtlichkeit im geschäftlichen Verkehre, verbunden mit echter, wahrhafter Frömmigkeit. Herr Abraham Sichel war länger als 30 Jahre Rechnungsführer der hiesigen israelitischen Gemeinde; seine Kinder erzog er in echt jüdischem Sinne und war namentlich bedacht, seine Töchter an wahrhaft fromme Männer zu verheiraten, was in unserer materiellen Zeit nicht genug angeschlagen werden kann. Die ganze Umgegend verliert in dem Verlebten einen zuverlässigen Ratgeber; es gehörte nicht zu den Seltenheiten, dass selbst Juristen in schwierigen Fällen bei dem erfahrenen und biederen Kaufmann sich Rat holten. In allen Gesellschaftskreisen hatte der brave, ehrenhafte Manne Freunde und Verehrer, selbst Geistliche anderer Konfessionen standen in intimen Freundschaftsbeziehungen zu dem streng religiösen Jehudi. Ich habe schlichte Bauern gesehen, die bittere Tränen um unseren Glaubensgenossen weinten. Mögen seine Kinder einen Trost finden in der allgemeinen Teilnahme, die ein wahrhafter Kiddusch Haschem (Heiligung des Namens Gottes) genannt zu werden verdient. Mögen sie das Leben und Wirken ihres gottesfürchtigen Vaters stets zum Vorbild nehmen, und möge es uns und allen Lesern des 'Israelit' in dem neuen Jahre vergönnt sein, nur erfreuliche Nachricht zu vernehmen. Hirsch Grünebaum".   

      
Zum Tod von Ella Grünebaum, Gattin des Aron Grünebaum (1887)   
(Anmerkung: die hebräischen Zitate sind im nachfolgenden Abschnitt nur teilweise übersetzt) 

Schluechtern Israelit 05091887a.jpg (74545 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1887: "Schlüchtern, 4. Elul. Eine Frau, welche es in hohem Grade verdient, als Musterbild einer tüchtigen Frau gepriesen zu werden, wurde heute zur letzten Ruhe gebracht. 
Frau Ella Grünebaum, Gattin des vor circa 14 Monaten dahier verstorbenen Aron Grünebaum, ist im Alter von 75 Jahren verschieden. Sie war eine jener jüdischen Frauengestalten, wie sie von jeher als die leuchtendsten Zierden unseres Stammes überall, so sind gingen und standen, den milden, erquickenden Strahl göttlichen Segens und Friedens um sich verbreiteten, deren Wirken und Schaffen sich bei allem Herrlichen, das es zur Äußerung bringt, dennoch so still und geräuschlos vollzieht, indem es als das naturgemäße Ausströmen ihres innersten Wesens erscheint, dass man erst, wenn solch ein reines Herz stille steht, der Vorzüglichkeit und Rühmenswürdigkeit desselben inne wird.
Die Verblichene und ihr seliger Gatte führten eine musterhafte, jüdische Ehe. Früher, in Vollmerz
Schluechtern Israelit 05091887b.jpg (231642 Byte)in unserer Nähe lebend, mussten sie sich plagen, um das Dringendste herbeizuschaffen. Ihre gegenseitige Liebe und innigste Zuversicht auf den Allgütigen half ihnen über alles hinweg. Die rührendsten Züge sind hiervon zu berichten. Oft hatten sie die Woche über kein Stückchen Fleisch im Hause. Wenn sie dann einmal eine gute Mahlzeit vorbereitet hatten, so pflegte die Gute zu seufzen: 'Ach, hätten wir doch einen armen Mann zu Tisch!' Und wenn sie dann keinen fremden Wanderer finden konnten, so holten sie einen Ortsarmen, ob Juden oder Nichtjuden, herbei, damit er an ihrem Mahle teilnehme. Hatte der brave Mann einen Sack Frucht als Makler verdient, und es wurde dann Brot gebacken,  - so wurde immer als das 10. Laib das schönste, bestgebackene herausgesucht für die Armen, und da musste man die Freude dieser guten Menschen sehen, wenn sie so helfen und fördern konnten. Gott hat ihnen den schönsten Lohn schon hier auf Erden … verliehen, dass ihre 2 Söhne zu tüchtigen, gottesfürchtigen Männern heranwuchsen, die, der eine als Kaufmann hier, der andere als Toraschreiber in Fulda, jeder in seinem Teile sich das Lernen um zu Lehren und zu Bewahren und danach zu tun in erfolgreichster Weise zum Lebenszweck erkoren…
Wie wunderbar die Verblichene in ihrer Uneigennützigkeit und Selbstaufopferung Gemiluth chesed (Wohltätigkeit) übte, dafür noch einen Beleg. Sie hatte ihre Stiefmutter und Stiefschwester beide kränklich bei sich im Hause, die sie, ungeachtet ihrer ärmlichen Verhältnisse, aufs Beste verpflegte. Nun nahm sie aber auch noch ihre 96jährige Schwiegermutter zu sich ins Haus und hegte und pflegte die alte, oft launenhafte Frau, noch ca. 7 Jahre, mit beispielloser Selbstlosigkeit. In diesen 6-7 Jahren stand die Edle jede Nacht um 1-2 Uhr auf, um der alten Schwiegermutter einen warmen Trank zu bereiten und zu bringen. ...
Ihrer Schwiegertochter, Frau H. Grünebaum, war es vergönnt, der teuren Entschlafenen alles Liebe und Gute zu erweisen. So hat sie es immerfort mit treuem Herzen getan und insbesondere noch während des Krankenlagers gleichsam überboten, mehr getan, als selbst ein Kind zu tun vermöchte.  
An ihrer Bahre sprach der Herr Provinzialrabbiner Dr. Koref aus Hanau, indem er an Jeremia 13,17 anknüpfte: "es tränt und von Tränen rinnet mein Auge, weil hinweggetrieben wird die Herde des Ewigen" und die Worte des Midrasch dazu zitierte… Der gefeierte Redner, selbst tief ergriffen, rührte aller Hörer Herz, indem er diese Midraschworte auf den Heimgang der Frommen an sich, dann auf den Verlust, der die Kinder und endlich auf den, der die Gemeinde betroffen habe, in geistreicher Weise deutete. Er wies namentlich auf die Gesinnungstreue hin, mit welcher sie an den Prinzipien des jüdischen Lebens festgehalten habe, Gott und den Menschen gegenüber. Der Redner entwarf ein so ansprechendes Gemälde ihres Lebens und Wirkens und hob die Züge ihres Wesens so klar und ergreifend hervor, dass seine Worte mächtigen Widerhall in den herzen aller Anwesenden fanden.
Im Trauerhause sprach dann zwischen dem Minchoh- (Mittags-) und Maariw-(Abend-)Gebet der Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn aus Fulda, indem er den Midrasch zugrunde legte …, um daran die Wohltätigkeit der Verblichenen zu schildern, die sie jedem in Freud und Leid so reichlich entfaltete, insbesondere auch ihre Beschäftigung mit den Toten (sc. im Bestattungsverein), ihre Tatkraft in Verbindung mit ihrer großen Anspruchslosigkeit, ihre Kindererziehung, ihre häusliche Wirksamkeit usw.
Gebe Gott, dass ihr Musterbild lebhafte Nacheiferung allseitig finden möge. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Amen. Sela."  

   
Zum Tod von Rabbi Elias Grünstein 36 Jahre lang Vorsteher der Gemeinde Romsthal-Eckardroth (1890)           

Schluechtern Israelit 20031890.jpg (87350 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1890: "Schlüchtern, 14. März (1890). Am 4. diesen Monats wurden die sterblichen Reste eines ehrwürdigen Mitgliedes unserer Gemeinde zu Grabe getragen. Rabbi Elias Grünstein, der erst vor 3 Jahren mit seinem Schwiegersohn aus Romsthal hierher übersiedelte, war in seiner Jugend 16 Jahre lang Lehrer in Romsthal und ist später zum Geschäftstande übergetreten. 36 Jahre lang war er Vorsteher der Gemeinde Romsthal-Eckardroth und widmete sich unter allen Verhältnissen dem Torastudium bis in sein hohes Alter von 82 Jahren So lange es seine Kräfte erlaubten, war er ein eifriger Förderer der Armen des Landes Israel und stets bestrebt zu Tora und Gottesdienst anzueifern. Rührend war es anzusehen, wie der alte Mann, dem das Augenlicht nur noch mangelhaft zu Gebote stand, stets einer der frühesten Andächtigen in unserer Synagog3e war. Sein Bestreben war es stets, auch seine Kinder und Enkel nach den Vorschriften des heiligen Religionsgesetzes zu erziehen, und zeigte sich die allgemeine Verehrung des Verlebten in der zahlreichen Beteiligung bei dem Leichenbegängnis aus der Nähe und Ferne. Möge das Beispiel des anspruchslosen, wahrhaft frommen Mannes aneifernd auch nach seinem Hinscheiden wirken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   M.S."   

   
Der Sofer (Toraschreiber) S. Oppenheimer übernimmt das Geschäft des verstorbenen Sofer Bär (1890)  

Schluechtern Israelit 13111890.jpg (24391 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1890: "Aus Schlüchtern geht uns die Mitteilung zu, dass der dortige Sofer S. Oppenheimer das Geschäft des verstorbenen Bär übernommen hat und in gleicher Weise weiterführt."  

    
Zum Tod des Toragelehrten und Geschäftsmannes Hirsch Grünebaum (1893)   

Schluechtern Israelit 08061893.jpg (159746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1893: "Mainz, 6. Juni (1893). Schmerzerfüllt greife ich heute zur Feder, um einem wahrhaft frommen Manne, einem langjährigen treuen Mitarbeiter dieser Blätter, dem ich durch die Band der Freundschaft nahe gestanden, einen Nachruf zu widmen. 
Den vergangenen Freitag ist nach mehrjährigem Leiden, aber doch unerwartet Herr Hirsch Grünebaum – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Schlüchtern in einem noch kräftigen Mannesalter in ein besseres Jenseits abberufen worden. In ihm verliert nicht bloß seine Familie den liebenswürdigen, fürsorgenden Gatten, Vater und liebevollen Verwandten, die Gemeinde Schlüchtern eines ihrer geachtetsten Mitgliedern, sondern auch das orthodoxe Judentum einen wackeren Kämpe, der in Wort und Tat, insbesondere durch seine gewandte Feder oft und nachhaltig für die Aufrechterhaltung des unverfälschten Judentums eingetreten ist. 
Hirsch Grünebaum besuchte in seiner Jugend die von Rabbi Eleasar Ottensoser – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – geleitete Talmud-Tora-Schule in Höchberg bei Würzburg und setzte später das Talmudstudium bei Rabbi Mordechai Wetzlar – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Rabbiner in Gudensberg bei Kassel fort, in beiden Orten mit großem Erfolge, sodass er zu den hervorragendsten Talmudschülern dieser großen Männer zählte. Nachdem er durch Selbststudium im profanen Wissen sich ausgebildet hatte, übernahm er 1863 an der damals unter der Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Lehmann – das Andenken an den gerechten ist zum Segen – stehenden Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft dahier (sc. Mainz) die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers an und erwarb sich durch seine treue Pflichterfüllung und strenge Gewissenhaftigkeit, sowie durch seine gute Lehrmethode die volle Liebe seiner Schüler und die Anerkennung der Eltern; noch heute ist seine segensreiche Wirksamkeit bei den Mitgliedern der Religionsgesellschaft im besten Andenken. Gleichzeitig war er als Korrektor des 'Israelit' und fleißiger Mitarbeit desselben für die Verteidigung und Erstarkung des orthodoxen Judentums tätig. Die älteren Leser des 'Israelit' werden sich seiner echten Religiosität atmenden, von Herzen kommenden und zu Herzen dringenden Arbeiten wohl noch erinnern. Von Wissensdurst gedrängt legte er 1867 seine hiesige Stelle nieder, um nach Erlangung der erforderlichen Vorkenntnisse auf der Universität München akademischen Studien obzuliegen. Diese musste er jedoch Familienverhältnisse halber unterbrechen und in das väterliche Geschäft eintreten, das er durch strenge Rechtlichkeit und großen Fleiß zu hoher Blüte brachte. Aber auch in diesem Wirkungskreise war er für die Aufrechterhaltung  
Schluechtern Israelit 08061893a.jpg (108404 Byte)unserer heiligen Wahrheit eifrig bemüht; ununterbrochen setzte er nach den Geschäftsstunden das Talmudstudium, eine Lieblingsbeschäftigung, fort und bildete so ein anregendes Beispiel für seine Gemeindemitglieder. 
Mit seiner Gattin, einer Tochter des in Bayern und in den orthodoxen Kreisen aller deutschen Lande rühmlichst bekannten Rabbi Elias Raphael Rosenbaum – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Zell bei Würzburg, die ihn in seinem langen Leiden in hingebenster Weise gepflegt, lebte er über zwei Jahrzehnte in glücklichster Ehe und war im Vereine mit ihr ernstlich bestrebt, seine Kinder in echt jüdischer Weise zu erziehen. Während seines ganzen Lebens bemühte er sich, das Mahnwort zu erfüllen, das uns am kommenden Schabbat in der Paraschat Zizit verlesen werden wird: 'dass ihr gedenket und haltet alle meine Gebote', er verbrachte ein echt jüdisches Leben, das sich in einer gewissenhaften Erfüllung der Pflichten gegen Gott und die Menschen betätigte. 
Wer wie ich seine vielen edlen Eigenschaften kennen zu lernen Gelegenheit hatte – und er hatte in weiten Kreisen, in der Heimat und in der Ferne, viele solcher Freunde – wird mit mir den Tod dieses Gerechten betrauern. Hirsch Grünebaum weilt nun in jenen lichten Höhen, in denen die Frommen und Edlen das Verdienst ihrer vollbrachten guten Taten genießen. 
Möge dies der tief gebeugten Familie ein Trost in ihrem großen Schmerze sein, und möge den Kindern das mustergültige Beispiel ihres frommen
Vaters ein ernster Sporn bleiben, in seinem Sinne zu leben und ihm ähnlich zu werden. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Joseph Kahn."      

  
Zum Tod des Herrn  Löw Selig (1894)   

Schluechtern Israelit 07051894.jpg (121555 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1894: "Schlüchtern, im April. Ich habe Ihnen heute von einem traurigen Ereignisse, welches nicht nur die nächste Familie, sondern unsere ganze Gemeinde betroffen, Mitteilung zu machen. Das Gemeindeglied Herr Löb Selig ist nicht mehr.  
Gewiss wird diese Nachricht bei Freunden und Bekannten sowie bei allen, die auch nur vorübergehend in unserer Gemeinde weilten, schmerzlich empfunden werden. Denn weit über unsere Grenzen hinaus ist der gute Name, welcher sich bei dem Verblichenen in des Wortes schönster Bedeutung zu einer herrlichen Krone gestaltet, ein unverbrüchliches Denkmal, welches sich der Brave in den Herzen aller sich geschaffen hat. Hiervon legte auch die Beerdigung ein beredtes Zeugnis ab. Ein unabsehbarer Zug bewegte sich am Sonntag durch die Straßen des Ortes, wie ihn die Gemeinde nur selten gesehen hat. Der Verstorbene war ein aufrechter und rechtschaffener Mann, ein Mann des biedersten Charakters und der ehrlichsten Sinnesart. Der Verklärte führte allezeit bis zum letzten Atemzuge, ein würdiges und frommes Leben, einen Wandel in Gott, vorbildlich nicht bloß für seine Familie, sondern auch für alle, die ihn kannten. Mit dem Torastudium begann und schloss er jeden seiner Lebenstage. An ihn bestätigte sich das Wort…
So hat er auch als Vorbeter in der Gemeinde die Herzen aller zur Andacht zu bestimmen verstanden und es war wahrlich ein Genuss, wie der Verblichene noch als Greis von 81 Jahren am verflossenen Jom Kippur die Gebete rezitierte. – Er ist uns nunmehr entrückt, aber sein Andenken wird bei uns allezeit in Ehren bleiben. Diese Gedanken fanden auch am Grabe Ausdruck durch die Worte des Herrn Lehrer Schwarzschild, welche allgemeinen Beifall fanden. Ferner sprach der Sohn des Verstorbenen rührende Worte des Abschiedes. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Fabrikant Viktor Wolf wird in die Hanauer Handelskammer gewählt (1906) 

Schluechtern FrfIsrFambl 12011906.jpg (15518 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1906: "Hanau. Bei den Wahlen zur Hanauer Handelskammer wurde für den Wahlbezirk Kreis Schlüchtern Fabrikant Viktor Wolf in Schlüchtern gewählt."  

     
Vermächtnisse von Stadtrat Viktor Wolf (1916)  

Schluechtern FrfIsrFambl 30061916.jpg (21450 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1916: "Schlüchtern. Stadtrat Viktor Wolf, der während seines Lebens außerordentlich viele Gutes an Arme tat, vermacht u.a. der Stadt 25.000 Mark und der jüdischen Gemeinde 1.000 Mark."  

   
Zum Tod von Jette Kellermann (1920)   

Schluechtern Israelit 11031920.jpg (137814 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Schlüchtern (Hessen). 5. Adar, 5. März (1920). Wir haben heute eine seltene Frau – eine tüchtige Frau in des Wortes schönster Bedeutung – zu Grabe getragen. Frau Jette Kellermann hauchte nach kurzem Krankheit ihre reine Seele aus. In Wiesenbronn (Bayern), dem Geburtsorte des bekannten Rabbi Seligmann Bär Bamberger – seligen Andenkens, Würzburg – geboren, ist sie sowohl durch die elterliche Erziehung als auch das das vorbildliche echt jüdische Leben in der Gemeinde zu einer während Jehudit herangewachsen. Durch ihren unermüdlichen Fleiß konnte sie sich einen großen Teil des Verdienstes zuschreiben, dass es ihren frommen Eltern vergönnt war, die beiden Söhne, den späteren Rabbiner Löb Wissmann, Schwabach, und Rabbi Salomon Wissmann, in damaliger Zeit unser den schwierigsten Verhältnissen, die bekanntesten Jeschiwot des In- und Auslands besuchen zu lassen. Mit ihrem gleich gesinnten Gatten fand sie später in Fuchsstadt und Gunzenhausen ein reiches Feld, sich als tüchtige Frau zu betätigen. Die Erziehung der Kinder, Übung von Wohltätigkeit, Unterstützung von Armen, Bewirten von Gästen, denen sie sich mit einer Liebe und einem Eifer widmete, die nur echte Wahrheit einzugeben imstande ist. Darum gelang es ihr auch trotz des frühen Heimganges ihres Gatten – er ruhe in Frieden -, die Kinder zu Jehudim zu erziehen und sie hatte das Glück, das heutzutage nur wenigen zuteil wird, dass Alt und Jung in gleicher Gewinnung beisammen wohnen konnten; fand sie doch in ihren Kindern Fortsetzung ihres Lebenszieles. Mit seltenem Gottvertrauen hatte sie schwere Schicksalsschläge als Schickungen Gottes in Liebe hingenommen. Ihre Eigenschaften waren es, die sie bei Gott und Menschen beliebt machte. Später verzog sie nach Nürnberg, wo sie sich einen guten Namen erwarb, wie er nur echten Frauengestalten zuteil wird. Die letzten Jahre verbrachte sie in Schlüchtern wo sie nun im Alter von 83 Jahren starb. Am Grabe entwarf Herr Lehrer Heß, hier, ein treffendes Charakterbild, welcher Hochachtung und Beliebtheit diese tüchtige Frau sich erfreute. Auch der Schwiegersohn und Neffe, Herr H. Wissmann, Nürnberg, widmete der teuren Schwiegersohn und Neffe, Herr Wissmann, Nürnberg, widmete der teuren Schwiegermutter Worte des Dankes. Das Andenken des Gerechten ist zum Segen."   

  
Goldene Hochzeit von Jakob Hain und Sabine geb. Levi (1923)    

Schluechtern Israelit 17051923.jpg (23200 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1923: "Schlüchtern, 8. Mai (1923). In voller körperlicher und geistiger Frische war es den Eheleuten Jakob Hain und Frau Sabine geb. Levi vergönnt, das seltene Fest der goldenen Hochzeit, umgeben von Kindern und Kindeskindern, am Lag-Baomer zu feiern. Möge ihnen Gott noch eine Reihe weiterer Jahre ungetrübter Lebensfreude zuteil werden lassen."    

          
Zum Tod von Markus Goldschmidt (1928)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 27. Januar 1928: "Schlüchtern (Todesfall). Ein durch Religiosität und bedeutendes talmudisches Wissen ausgezeichnetes Mitglied der hiesigen Gemeinde ist in Markus Goldschmidt zu Grabe getragen wurden. Dem Verstorbenen, der das hohe Alter von 81 Jahren erreichte, wurden vom Provinzial-Rabbiner Dr. Gradewitz, den Lehrern Berlinger und Schuster ehrende Nachrufe gewidmet. Als höchste seltene Auszeichnung verlieh der Rabbiner dem Entschlafenen noch den Chowertitel."          

  
Zum Unfalltod von Isaac Rothschild (1928)   

Schluechtern Israelit 31051928.jpg (26626 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Schlüchtern, 13. Mai (1928). Der in den 60er-Jahren stehende, etwas schwerhörige Kaufmann Isaak Rothschild von hier wurde von einem Kraftwagen erfasst, ein Stück mitgeschleift, wobei er einen schweren Schädelbruch erlitt, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte."   
 
Schluechtern Israelit 07061928.jpg (103650 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Schlüchtern (Hessen), 3. Juni (1928). Ihre jüngste Notiz über den Unfall durch welchen Isaac Rothschild leider so rasch aus unserer Mitte gerissen wurde, veranlasst mich zu einer notwendigen Ergänzung. Die Gemeinde Schlüchtern verlor durch das Hinscheiden dieses schlichten Mannes - er ruhe in Frieden - eines ihrer besten Mitglieder im wahrsten Sinne des Wortes: Ihn zierten Eigenschaften, wodurch er allseits das zu erreichen verstanden, was Familie, Gemeinde, Geschäft und die Allgemeinheit von ihm verlangten: Religiosität, Tüchtigkeit, Ehrlichkeit, Wohltätigkeitssinn, dass sein Tod allgemeine Bestürzung hervorrief und dass die Beerdigung unter zahlreichster Beteiligung stattgefunden. Auch Herr Rabbiner Dr. Stein - Schweinfurt, ein Anverwandter des Verstorbenen, erwies ihm die letzte Ehre und bedauerte, wegen (dem Fest) Lag BaOmer die Persönlichkeit am Grabe nicht entsprechend würdigen zu können. Möge Gott der trauernden Witwe, die einer frommen bayerischen Familie entstammt, dem Sohne und der Familie Trost senden und dem Verstorbenen den reichen Lohn zuteil werden lassen, den er sich in langen Jahren erworben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

   
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. Heinrich Freudenthal (1928)   

Schluechtern Israelit 19071928.jpg (142088 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1928: "Schlüchtern, Bezirk Kassel, 12. Juni (1828). Zu einer auch in unserem Städtchen selten erlebten gewaltigen Trauerkundgebung gestaltete sich die am 9. Juli stattgehabte Beerdigung unseres allseits beliebten und hochgeschätzten Arztes. Herrn Sanitätsrat Dr. Heinrich Freudenthal, der im Alter von 64 Jahren das Zeitliche gesegnet hat. Die ganze Familie trauert nach, unersetzlich und unwiederbringlich einem treusorgenden Gatten, Vater und Verwandten, die jüdische Gemeinde einem ihr treuen, von tiefer Religiosität und starkem Verantwortungsgefühl erfüllten Mitgliede, dessen kluger Rat in den Versammlungen vermisst werden wird.  
Herr Lehrer Berlinger gab in seinen zu Herzen gehenden Worten dem Empfinden der Trauerversammlung sinnig Ausdruck. ein wahrheitsgetreues Bild des Verstorbenen entwerfend und das Wirken dieses unvergesslichen Mannes der, der wie ein wahrer Gottesdiener auf den Höhen des Lebens wandelte, schildernd,   
Diesen Gedanken gaben auch Ausdruck Herr Bürgermeister Gaenslen im Namen der Stadt, der 1. Chargierte sowie der Frankfurter Vertreter der freischlagenden Stundenverbindung Salia Würzburg, deren Bundesbruder der Verstorbene 40 Jahre war und die zum Danke und zur Ehre nun zum letzten Male über der Nahre die Schwerter kreuzigten und dem Bruder und alten Herrn das Band der Salia noch ins Grab gaben. Als letzter Redner hob nun noch Herr Sanitäts-Rat Dr. Stern aus Schlüchtern die herrlichen Tugenden des verstorbenen Kollegen hervor und betonte seine allgemeine Beliebtheit.    
Die ewige Ruhe nach einem mühevollen Leben sei dem Verstorbenen gegönnt, Gottes Trost sei den Hinterbliebenen und das Andenken an den Verblichenen der Gemeinde zum Segen. Seine Seele sei eingebunden in das Bund des Lebens."        
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 20. Juli 1928: 
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" (siehe oben)  
  

    
25-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Jakob Hirsch Rothschild (1928)   

Schluechtern Israelit 23081928.jpg (152437 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Schlüchtern. 20. August (1928). (Amtsjubiläum eines Vorstehers). Ein besonderer Segen wird allsabbatlich erbeten für diejenigen welche tätig für die Bedürfnisse der Gemeinde in Aufrichtigkeit sind, welche ihrer Gemeinde dienen nicht in der Absicht, Lohn zu empfangen, nur zur Ehre Gottes. Im Dienste und Verdienste dieser großen Mizwa (religiösen Weisung) steht unser 1. Vorsitzender, Herr Jakob Hirsch Rothschild, der am 4. August auf eine 25-jährige Tätigkeit als Synagogenvorsteher zurückblicken konnte. 
Im Jahre 1903 übernahm der Jubilar das würde- und bürdevolle Amt und verwaltet es seitdem als ein echter Führer seiner Gemeinde in einer selbstlosen, hingebungsvollen Weise, in stiller, frommer selbstverständlicher Art, die ihresgleichen sucht, und Glück und Segen ist bis auf den heutigen Tag, nicht nur für die Gemeinde, sondern infolge der verdienstvollen Tätigkeit des Jubilars auch für Stadt und Land des Kreises Schlüchtern und weit darüber hinaus, auch für das gesamte Judentum.    
Was Herr Rothschild in diesen langen 25 Jahren für die Gemeinde und damit für das allgemeine Judentum geschafft und geleistet hat, lässt sich in diesen kurzen Zeilen nicht beschreiben. Sei es beim Bau der jetzigen Synagoge in den Jahren 1894-98, wo er eigentlich noch kein Vorsteher war und doch schon seine Kräfte der Allgemeinheit widmete, sei es für die Schule oder die Sicherstellung der Beamten, oder für den vor 2 Jahren neu angelegten Friedhof, sei es als Versorger, als freund und Berater in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren, sei es in dem rein menschlichen Wirken in jeder einzelnen Familie, alles in allem stempelt Herrn Rothschild zu einem wirklichen Vater seiner Gemeinde, der keine Stunde in der Nacht und kein noch so großes Opfer scheut, wenn ihn sein Sorgenkind, seine Kehilla (Gemeinde), ruft. Dass ein solcher Mann, der für Allgemeinwohl alles übrig hat, in seinem Wirken nciht auf seine Gemeinde allein beschränkt bleibt, sondern durch Vielseitigkeit in Wort und Tat in Vereinen, Anstalten und Wohlfahrtseinrichtungen zum Heile für das Judentum mitwirkt, ist selbstverständlich. Seinen klugen Rat vermag er auch als  
Schluechtern Israelit 23081928a.jpg (241405 Byte)Vertrauensmann der Freien Vereinigung, sowie als Ausschussmitglied des Halberstädter Verbandes zu betätigen. 
Es ließ sich deshalb die dankbare Gemeinde - obwohl von ihrem Jubilar in seinem einfachen, bescheidenen Sinn nicht gewollt - nicht nehmen, durch eine kleine Feier ihrem Vorsteher an seinem Ehrentage Dank und Anerkennung zu zollen. Ein rühriger Festausschuss mit Herrn Leo Sichel an der Spitze, stellte ein zu dem Charakter des Festes passendes Programm zusammen, sodass die Feier einen würdigen erhebenden Verlauf nehmen konnte und allen Teilnehmern stets in Erinnerung bleiben wird. Die verschiedenen Ansprachen wurden von stimmungsvoll vorgetragenen Gesängen des Synagogenchors unter Leitung des als Dirigenten allseits beliebten Herrn Leo Stern unter Mitwirkung des sehr stimmbegabten Kantors, Herrn Brünn, sowie einer Begrüßungsrede des Herrn Abraham Sichel umrahmt. In der tief empfundenen Festrede schilderte Herr Lehrer Berlinger das vorbildliche Wirken des Jubilars als Mensch und die verdienstvolle Tätigkeit als Vorsteher, demselben Dank und Anerkennung für die Gemeinde zum Ausdruck bringend. Der Redner führte in groben Zügen    
das oben angegebene Tätigkeitsgebiet in lebhaften Worten vor Augen, welches die verflossenen 25 Jahre in hellem Lichte erscheinen lassen, wie auch in sinniger Weise über dem gewohnten Synagogenplatze des Jubilars die Zahl 25 hell erstrahlte. Mit dem Wunsche, dass Gott weiterhin der Gemeinde diesen Führer und Glücksbringer in ungebeugter Kraft noch lange erhalten möge, schloss die eindrucksvolle Rede. Herr Landrat Dr. Müller hob in seinen herzlichen Worten außer dem Wirken des Jubilars in seiner Gemeinde das allgemein menschliche, tugendhafte vorbildliche Leben hervor, das ganz besonders zum Ausgleich des immer noch manchmal vorhandenen Vorurteils unter den Konfessionen beiträgt und den Dank des Kreises verdient. Herr Bürgermeister Gaenslen sprach im Namen der Stadt dem Jubilar den herzlichsten Glückwunsch und Dank aus für sein schon 30-jähriges ersprießliches, von Sachlichkeit, Gerechtigkeit und gewissenhafter Dienstbereitschaft getragenem Wirken zum Wohle der Stadt als langjähriger Stadtverordneter und Stadtverordnetenvorsteher. Zum Schluss dankte Herr Lion Goldschmidt dem Jubilar im Namen des Vorsteheramtes der Israeliten zu Hanau. In  gerührten Worten, anknüpfend an den Eingangschor: ...Mein Gott bist du, den ich preise (nach Psalm 118,28) seinen Gott lobend, dankte Herr Rothschild.  
Als kleines Zeichen der Anerkennung und des Dankes seiner Gemeinde überreichte Herr Synagogenvorsteher Oppenheimer in herzlichen Worten eine künstlerisch ausgeführte silberne Berchesplatte mit Widmung.   
Mit dem allseitigen Wunsche, dass Herr Rothschild noch lange seine bewährte Kraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen vermöge, schloss der für die Gemeinde wie für den Jubilar denkwürdige Tag. (Alles Gute) bis 100 Jahre."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 17. August 1928:  
Kurzer Bericht zum Dienstjubiläum    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 17. August 1928:   
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" (siehe oben)         

  
Zum Tod des Schochet Aron Seelig (1929)   

Schluechtern Israelit 07111929.jpg (60633 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1929: "Schlüchtern, 30. Oktober (1929). Am Heiligen Schabbat vor Jom Kippur ging Aron Seelig zum ewigen Frieden ein. Der im Leben viel Geprüfte hat nun seine Ruhe gefunden. Mit seiner Frau und seinen Kindern trauert die ganze Gemeinde um diesen herben Verlust. Hat er doch 45 Jahre unermüdlich das Amt  eines Schochet gewissenhaft bekleidet. Durch seine feine Art und seinen edlen Charakter und seine Bereitwilligkeit hat der Verblichene sich die Sympathie der ganzen Gemeinde und seines Bekanntenkreises erworben, die trauernd am Tag vor Jom Kippur die Bahre dieser gefallenen Krone umstanden. Wegen des bevorstehenden Jom Kippur musste eine Trauerrede unterbleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

   
70. Geburtstag von Lea Rothschild (1930)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1930: "Schlüchtern, 10. Juni (1930). Ihren 70. Geburtstag begeht am 20. Juli Frau Lea Rothschild. Nicht jeder, welcher diesen Tag mit Gottes Hilfe begeht, kann mit solcher Genugtuung auf seine Lebenstage und seinen Lebensinhalt zurückblicken, wie es bei Lea Rothschild der Fall ist. Trotz manch harten Geschickes, das sie betroffen, war sie weit davon entfernt, auch nur das geringste von ihrem großen (Gott)vertrauen aufzuheben. Sie gehört zu den Persönlichkeiten, welche als Frauen von Gerechtigkeit den alten echt jüdischen Geist verkörpern, der in anheimelnder Art das Herz eines jeden wahrhaften Jehudi höher schlagen lässt, und der unsern jüdischen Gemeinden das Maß der Heiligkeit verleiht, welche zu g'ttlichen Taten anspornt und begeistert. Wirkt schon Lea Rothschild durch ihre Lebensführung im Ganzen als Vorbild, so macht sie sich im Besonderen als Vorsitzende der Frauen-Chewra in hohem Maße verdient, indem sie dafür Sorge trägt, dass die heiligen Frauenpflichten in der frommen Schlüchterner Gemeinde in schönster Weise Erfüllung finden. Möge Gott ihr noch lange beistehen, zur Freude ihrer Familie, ihrer Gemeinde und aller, die sie kennen, Frömmigkeit und Wohl tun in echt jüdischer Art zu bekunden."        

 
Zum Tod von Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter (1931)     

Schluechtern Israelit 29011931.jpg (150381 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1931: "Schlüchtern, 25. Januar (1931). Kurz vor Eintritt in ihr 74. Lebensjahr ist Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter, Gattin des in Schlüchtern im Ruhestand lebenden Oberlehrers M. Wurzmann, früher in Mainstockheim, aus dem Leben geschieden. Mit ihr ist eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes von uns gegangen. Sie war in Wiesenfeld bei Karlstadt am Main geboren und konnte sich nahezu 45 Jahre eines glücklichen und gesegneten Ehelebens erfreuen. Die tief überzeugte Frömmigkeit, das unerschütterliche Gottesvertrauen, der ausgeprägte Wohltätigkeitssinn der Heimgegangenen, gepaart mit ungewöhnlicher Energie und großer Tüchtigkeit für jegliche Betätigung im Hause, in der Familie und nicht zuletzt für die Allgemeinheit, lassen die edlen Charaktereigenschaften der Entschlafenen im hellsten Lichte erstrahlen. Ihr schlichtes, von aufrichtiger Güte erfülltes offenes, gerades Wesen, das mit hohen Geistesgaben noch besonders ausgezeichnet war, ließ Viele ihren wohlmeinenden Rat und ihre reiche Erfahrung in Anspruch nehmen. Bis zur Ruhesetzung ihres Gatten war sie ihm in langen 41 Jahren die treueste und bescheidenste Gefährtin und Mitarbeiterin in seinem hohen und verantwortungsvollen Beruf als Volksschullehrer in Mainstockheim. Auch während ihrer schweren Krankheit, die ihr die jüngste Tochter durch eine geradezu übermenschliche Hingabe und Pflege in allem zu erleichtern suchte, nahm sie noch bis zuletzt regen Anteil an den Geschehnissen der Familie wie auch der Umwelt. An ihrem Leichenbegängnis kam dies erst recht zum Ausdruck, wie über alles Erwarten groß der Kreis derer von Fern und Nah war, die der Heimgegangenen Dank und Verehrung bis über das Grab hinaus zollten. Mit dem leidenden, tief gebeugten Gatten trauern acht Kinder um die stets zärtliche, liebevolle Gattin und bis an ihr Lebensende fürsorgende Mutter. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Schluechtern Israelit 15011931.jpg (50957 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: "Am 11. Januar 1931 wurde meine teure Frau, unsere innigst geliebte Mutter und Großmutter Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter im 74. Lebensjahr von uns genommen. 
Schlüchtern, Saarbrücken, Ulm, Halberstadt, Mailand, Januar 1931. 
Im Namen der Hinterbliebenen M. Wurzmann, Oberlehrer a.D."   

  
Zum Tod von Oberlehrer Moritz Wurzmann (1931)      

Schluechtern Israelit 16041931.jpg (161323 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1931: "Schlüchtern, 12. April (1931). Nur 2 1/2 Monate nach dem Heimgang seiner treuen Gattin und Weggenossin hat auch Moritz Wurzmann, Oberlehrer a.D. in Schlüchtern, das Zeitliche gesegnet. Er hat das biblische Alter im November vorigen Jahres erreicht. Seine Wiege stand in Demmelsdorf in Oberfranken. Frühzeitig verlor er, der Jüngste von fünf Geschwistern, den Vater. Das Waisenhaus in Fürth wurde ihm alsdann zur zweiten Heimat. Seine ausgezeichnete Begabung und seine großen Fähigkeiten wiesen bald auf den Weg seiner ferneren Ausbildung. Er kam auf die Präparandenschule Burgpreppach und nach deren Absolvierung in das Lehrerseminar nach Würzburg. Nach Abschluss seiner Studien erhielt er seine erste Stelle in Wiesenfeld bei Karlstadt am Main. Hier war er nur zwei Jahre. Er folgte einem Rufe der Regierung zur Übernahme der Volksschullehrerstelle in Mainstockheim bei Würzburg. Was er hier in vollen 41 Jahren auf dem Gebiete der Schule, in der Gemeinde und deren Wohlfahrtseinrichtungen Hervorragendes und Segensreiches geleistet hat, war für ihn und seine Gemeinde von solch erfolgreicher Tragweite, dass ihm des öfteren Lob und Anerkennung seitens der Regierung zuteil wurde. Er war nicht nur der weithin bekannte und berühmte Schulmann und Erzieher, dessen Schule den allerbesten Ruf hatte, sondern auch ein Führer seiner Gemeinde, erfüllt von Toroh (Tora) und Jiroh (Gottesfurcht), die er in Einklang zu bringen verstand mit Derech Erez (pronamem Wissen), wie man es sich nicht schöner und besser wünschen konnte. Dem entsprach auch sein ganzes Wesen und Auftreten in seiner dienstlichen wie privaten Betätigung, die durchdrungen war von einer Ruhe und Gelassenheit und gekrönt von einer Bescheidenheit, die in Familie und Wirkungskreis geradezu sprichwörtlich geworden war. Einer solchen Persönlichkeit ergeben zu sein und ihr sein ganzes Herz zu erschließen, galt in jüdischen und insbesondere auch in nichtjüdischen Kreisen als selbstverständlich. Verehrung und Hochachtung wurden ihm allerseits entgegengebracht. 
Nach seiner Pensionierung verlegte er seinen Wohnsitz nach Schlüchtern, um den Ruhestand in der Nähe seiner Angehörigen verbringen zu können. Nur sechs Jahre waren ihm noch beschieden. Familie, Freunde und Berufsgenossen werden dem Verstorbenen ein dankbares und ehrendes Gedenken bewahren. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."      

    
Raubüberfallsversuch auf den Viehhändler Jakob Nußbaum (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 24. April 1931: "Schlüchtern. In der Nähe von Schlüchtern, unweit der Stelle, wo vor kurzer Zeit ein Raubüberfall auf ein Postauto verübt worden war, wurde ein schwerer Raubüberfallsversuch unternommen. Drei junge maskierte Burschen stürzten sich auf der Strauße von Steinau nach Ulmbach auf den Viehhändler Jakob Nußbaum und forderten ihn zur Herausgabe seines Geldes auf. Durch das plötzliche Herannahen eines Motorrades verzichteten die Räuber jedoch auf die Ausführung ihres Planes und liefen eiligst davon, nachdem sie aus dem Hinterhalt noch mehrere Schüsse auf den Viehhändler abgegeben hatten, die aber glücklicherweise fehlgingen. Die Landjägerei in Verbindung mit der Landeskriminalpolizei in Frankfurt hat den Fall sofort aufgegriffen und weitere Untersuchungen angestellt."               

 
Zum Tod von Jakob Rothschild (1934)
  

Schluechtern Israelit 01111934.jpg (67659 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934: "Schlüchtern, 26. Oktober. (1934). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten. Einer unserer Besten, Jakob Rothschild, hat nach schwerem Leiden im Alter von 67 Jahren, am Mittwoch, den 15. Marcheschwan, seine reine Seele ausgehaucht. - Einer alteingesessenen frommen Familie entstammend, war er stets bestrebt, die Traditionen, die er vor sich sah, hochzuhalten, und sorgte sich bis zuletzt um seine Kehilla (Gemeinde), dass ihr der gute Namen erhalten bleibe. Jahrelang wirkte er an den hohen Feiertagen als Vorbeter, und mit großer Andacht trug er seine Gebete vor. Am letzten Neujahrsfest (Rosch Haschana) ließ er es sich trotz Krankheit nicht nehmen, wenigstens als (unklare Abkürzung) zu fungieren. Ob es galt, Vereine, Jeschiwoth oder Krankenhäuser zu unterstützen, Armen, Witwen und Waisen zu helfen, überall spendete er über seine Kräfte hinaus. Die Liebe und Wertschätzung zeigte sich so recht bei der Beisetzung, die unter großer Beteiligung am Donnerstag stattfand und zu der auch aus allen Nachbargemeinden Freunde und Bekannte herbeieilten. Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau, schilderte am Grabe in bewegten Worten die Verdienste des Verstorbenen. Möge das Verdienst des teuren Heimgegangenen seinen Kindern beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

  
Zum Tod von Bär Adler (1935)    

Schluechtern Israelit 13061935.jpg (88044 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1935: "Schlüchtern, 5. Juni (1935). Im hochbetagten Alter von 92 Jahren wurde unser lieber Bär Adler zu Grabe getragen. Eine stattliche Trauergemeinde gab ihm das letzte Geleite und zeigte die Wertschätzung, die der Verstorbene allezeit genossen. Bär Adler war der Typus eines echten, wahrhaft frommen Jehudi. Schlicht und bescheiden, aufrecht und gerade ging er seinen Weg von der frühesten Jugend an bis in die letzten Tage. In diesem Sinne hat er sein Haus gebaut und hinterlässt in seinen Söhnen Fortpflanzer und Verfechter derselben Anschauung. Bis in die letzten Tage hat er sich die geistige Frische bewahrt und sich für geschäftliche Dinge interessiert, dabei noch manchen wertvollen Rat erteilend. Ganz besonders hat er sein Augenmerk darauf gerichtet, dass den Armen Recht wurde. Kein Bedürftiger verließ ungesättigt sein Haus und stets fanden Arme Obdach und Zuflucht bei ihm. Obwohl fast völlig erblindet, eilte er morgens und abends in die Synagoge. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

    
Vorsteher Meier Wolf zieht nach Frankfurt (1936)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1936: "Schlüchtern, 29. März (1936). Diese Woche verlässt uns durch seinen Umzug nach Frankfurt am Main zu allgemeinem Bedauern der ganzen Gemeinde unser erster Vorsteher Herr Meier Wolf. Er war in jeder Beziehung die erste Stütze der Gemeinde und hat jahrelang seine ganze Kraft in den Dienst der Allgemeinheit gestellt; er hat sich besonders als Wohltäter so beliebt gemacht, dass ihn die Gemeinde nie vergessen wird. Hierfür rufen wir ihm herzlichst Jejascher Kochacha (= er vervollkommne deine Kraft) zu. 'G'tt vervollkommne deine Kraft'. Möge es ihm vergönnt sein noch viele Freuden an seinen Kindern und Kinderkindern zu erleben. (Alles Gute) bis 120 Jahre".   

     
     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige der Bäckerei B. Strauß (1877) 

Schluechtern Israelit 23051877.jpg (25211 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1877: "Bäckerlehrling
Ein braver, kräftiger Junge, welcher die Bäckerei erlernen will, kann bei Unterzeichnetem in die Lehre treten. Kost und Logis im Hause gegen sehr mäßige Vergütung. Bei unbemittelten gratis. Schabbat und Jow Tow streng geschlossen. 
B. Strauß in Schlüchtern, Provinz Hessen-Nassau."      

   
Anzeige von Nathan May in Steinau (1889)             

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1889: "Lehrlings-Gesuch.   
Für mein Manufakturwaren-, Eisen- und Nähmaschinen-Geschäft, das Samstags und Feiertage streng geschlossen, suche einen Lehrling aus achtbarer Familie. Kost und Logis frei. 
Nathan May, Steinau (Regierungsbezirk Kassel)."      

   
Anzeige von Jacob Wolf (1901)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1901: "Lehrling gesucht
Ein braver, fleißiger Junge unter günstigen Bedingungen gesucht. Samstags und Feiertage geschlossen. Kost und Logis im Hause. 
Jacob Wolf, Schlüchtern, Regierungsbezirk Kassel."         

    
Lehrmädchen-Suche des Putz- und Modewarengeschäftes Geschwister Blumenbaum (1901)  

Schluechtern Israelit 28031901.jpg (41376 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: "Für unser an Samstagen und Feiertagen geschlossenes Putz- und Modewarengeschäft suchen wir per Ostern ein Lehrmädchen aus achtbarer Familie. 
Geschwister Blumenbaum,
Schlüchtern, Bezirk Kassel."  

  
Anzeige des gemischten Warengeschäftes von Abraham Sichel (1901) 
 

Schluechtern Israelit 20051901.jpg (35347 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Für mein an Schabbat und Feiertag geschlossenes gemischtes Warengeschäft suche einen Lehrling mit guter Schulbildung, aus guter Familie. Kost und Logis im Hause. 
Abraham Sichel,
Schlüchtern. Bezirk Kassel."   

   
Anzeige der Witwe J. H. Sondheimer (1903)  

Schluechtern Israelit 31081903.jpg (36010 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Alleinstehende Dame sucht ein anständiges 
Mädchen
 
von 15-16 Jahren, welches sich allen häuslichen Arbeiten unterzieht, gegen Vergütung und Familienanschluss. 
J. H. Sondheimer Witwe. Schlüchtern (Bezirk Kassel)."   

  
Lehrlings-Gesuch des Manufaktur- und Eisengeschäftes Hermann Birk (1903) 

Schluechtern Israelit 31081903a.jpg (39238 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Lehrlings-Gesuch. Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufakturwaren- und Eisengeschäft, suche per 15. September, eventuell 1. Oktober, einen Lehrling aus guter Familie. Kost und Logis im Hause. 
Hermann Birk, Schlüchtern, Bezirk Kassel."   

    
Anzeige des Manufakturwaren-, Dielen- und Maschinengeschäftes Salomon Rosenbaum (1904)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1904: "Suche per 15. Mai, eventuell später, für mein Manufakturwaren-, Dielen und Maschinengeschäft einen 
Lehrling

aus achtbarer Familie. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
Salomon Rosenbaum, Schlüchtern
(Bezirk Kassel)."         

       
Anzeige des Putz- und Modewarengeschäftes Fanny Nussbaum (1908)        

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908: "Lehrmädchen 
aus guter Familie suche für mein Putz- und Modewaren-Geschäft. Samstag geschlossen. 
Fanny Nussbaum, Schlüchtern."        

 
Anzeige der Fa. Meier Neuhof (1918)  

Schluechtern FrfIsrFambl 2501918.jpg (50213 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Januar 1918: "Gesucht  
für Kriegswirtschaft der Getreide- und Landesproduktenbranche branchekundigen 
jungen Mann
 
für Reise und Bureau, ev. Kriegsbeschädigter. Offerten mit Angabe der Gehaltsansprüche an 
Meier Neuhof, 
Schlüchtern,
Bezirk Kassel."   

  
Verlobungsanzeige von Berta Rotschild und Julius Schloss (1922)  

Schluechtern Israelit 11051922.jpg (30484 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1922: "Statt Karten: 
Berta Rotschild - Julius Schloss. Verlobte. 
Schlüchtern  9. Ijar 5682 / 7. Mai 1922.  
Frankfurt am Main - Schäfergase 18. Hassfurt am Main."   

   
Anzeige von Markus Goldschmidt II (1922)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Mai 1922: 
"Suche per sofort, oder per 1. Juni einen 
tüchtigen Buchhalter(in)
 
mit einfacher und doppelter Buchführung vollständig selbstständig vertraut. 
Markus Goldschmidt
II, 
Schlüchtern."         

    
Hochzeitsanzeige von Julius Schloß und Berta geb. Rothschild (1922)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1922: 
"Statt Karten! Julius Schloß - Berta Schloß geb. Rothschild.  Vermählte.  
Frankfurt am Main - Schlüchtern
Trauung und Empfang: Dienstag, 19. Elul 5682 / 12. September 1922  1 Uhr. Synagoge in Schlüchtern."

 
Verlobungsanzeige von Else Wolf und Fritz Baumann (1924)        

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 17. März 1924: "Die Verlobung ihrer Kinder Else und Fritz zeigen ergebenst an  M. Wolf und Frau Jenny geb. Ebert - S. Baumann und Frau Sara geb. Kurniker.  
Else Wolf - Fritz Baumann.
Verlobte. Schlüchtern (Bez. Kassel) - Helmstedt."    

 
Verlobungsanzeige von Felix Rothschild und Gisela Goldschmidt (1924)
    

Schluechtern Israelit 01051924.jpg (20541 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  1. Mai 1924: 
"Gisela Goldschmidt - Felix Rothschild. Verlobte. 
Schlüchtern. April 1924 - Pessach 5684".      

   
Heiratsanzeige von Hermann Seelig und Bella geb. Bach (1924)  

Schluechtern Israelit 22051924.jpg (23048 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1924: 
"Hermann Seelig - Bella Seelig geb. Bach. Vermählte. 
Schlüchtern
Lag BaOmer
- 22. Mai 1924".      

    
Verlobungsanzeige von Recha Levy und Ludwig Oppenheimer (1924)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1924:
"Recha Levy - Ludwig Oppenheimer
Verlobte     Egelsbach (Hessen) - Schlüchtern (Bezirk Kassel)"   

  
Verlobungsanzeige für Lisel Hes und Bernhard Rothschild (1925)  

Schluechtern Israelit 01101925.jpg (30095 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1925: "Statt Karten. Mit Gottes Hilfe. 
Lisel Hes - Bernhard Rothschild. Verlobte. 
Papenburg an der Ems - Schlüchtern Bezirk Kassel.  Tischri 5686 - Oktober 1925."    


Bar Mizwa von Jakob Berlinger (1928)
  

Schluechtern Israelit 22031928.jpg (31093 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928: 
"Statt Karten. Freunden und Bekannten geben wir hierdurch Kenntnis von der - so Gott will - am Schabbat Hagadol stattfinden Bar Mizwa unseres Sohnes Jakob. 
Schlüchtern, im Nissan 5688. A. Berlinger und Frau."      

    
Verlobungsanzeige von Salli Staschewski und Hanna Brünn (1929)    

Schluechtern Israelit 24121929.jpg (23525 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1929: 
"Statt Karten - Gott sei gepriesen. 
Hanna Brünn - Salli Staschewski. Verlobte. 
Schlüchtern. Chanukka 5691. Frankfurt am Main, Ostendstraße 26."     

 
Hochzeitsanzeige von Julius Albert Bach und Ilse geb. Schächter (1931)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: 
"Julius Albert Bach, Dipl.Kfm.  -  Ilse Bach geb. Schächter.  Vermählte.  
Schlüchtern/Bezirk Kassel -  St. Pölten bei Wien."

  
Verlobungsanzeige von Martha Goldschmidt und Rabbiner Dr. Curt Peritz (1934)   
Anmerkung: Rabbiner Dr. Curt Peritz (geb. 1898 in Breslau, gest. 1975 in Chicago): studierte in Berlin, war 1928 bis 1932 Rabbiner der konservativen Gemeinde Adass Jisroel in Königsberg, zugleich Waisenhausdirekter; um 1934 Rabbiner in Schönlange (Trzcianka), 1936 Provinzialrabbiner in Marburg; später nach England emigriert, im Dezember 1948 mit seiner Frau nach New York. 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: 
"Statt Karten   -   Gott sei gepriesen.  
Die Verlobung ihrer Kinder Martha und Curt beehren sich anzuzeigen   
Klara Goldschmidt geb. Hirsch   Emma Peritz geb. Rosenthal        
Martha Goldschmidt - Rabbiner Curt Peritz   Verlobte.  
Schlüchtern Kislew 5695  Schönlanke - Breslau". 

    
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Abe Rothschild und Ruth geb. Lind (1944)         

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944: 
"Cpl. Abe Rothschild - Ruth Rothschild née Lind. Married. 
Ceremony: Saturday night, March 11. 
Residence: 1087 Union Street, Brooklyn, N.Y.  
(formerly Schlüchtern Bez. Kassel) - (formerly Gossmannsdorf am Main).        

    
 Nach der Deportation: Anzeige zum Tod von Willi Hubert im Ghetto Theresienstadt (1945)       

Anzeige in der "Deutsch-Israelitischen Zeitung" (Regensburg" vom 2. November 1945: 
"Wir erhielten die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel   
Willi Hubert  (früher Schlüchtern, Bezirk Kassel)  in Theresienstadt verstorben ist.  Kathinka Hubert geb. Adler  Theresienstadt, Aufenthalt zur Zeit unbekannt  Arthur und Martha Gubert geb. Goldschmidt  26 St. Mark's Road, Blackburm (Lancester), England  Arthur und Ricka Rosenstock geb. Hubert, 85 Audubon Avenue New York 32, N.Y.  Walter Hubert  Edith Rosenstock   Morris Hubert, 10 Luisa St., Doornfountaine, Johannesburg, S.A."         


   
Weitere Meldungen / Artikel  
     
Betrachtung zum Laubhüttenfest von M. Heß (1922)  
Die Betrachtung wird hier nicht wiedergegeben, da sie keinen direkten Bezug zur jüdischen Geschichte Schlüchterns enthält. 

Schluechtern Israelit 05101922.jpg (95867 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1922: "Betrachtung zu 'Zeit unserer Freude' von M. Heß in Schlüchtern. Wie liebliches Geläute klingt es durch die Reihe der Sukkot (Laubhüttenfest-)Tage hindurch.... 

   
    

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für den in Schlüchtern
 geborenen Ernst Moritz Rosenbaum
 
 Schluechtern KK MZ Rosenbaum Ernst.jpg (90200 Byte)    
   Kennkarte (Mainz 1939) für Ernst Moritz Rosenbaum (geb. 8. September 1910 in Schlüchtern), Schneider    

    

    

    

    

    

    

 

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Stand: 30. Juni 2020