Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

 
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen" 
Zur Übersicht über die Synagogen im Kreis Fulda  
  

Tann (Rhön, Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge  
  

      
Überblick
:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
-   Zur Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
-   Berichte zu einzelnen Gemeindegliedern   
-   Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletFotos  
bulletLinks und Literatur    

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Tann bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Es liegen (s.u. Lit.: M. Imhof 400 Jahre S. 28-34) Anträge von Aufnahmen von Juden in den Judenschutz mindestens seit 1692 vor: in diesem Jahr begründete ein Antragsteller "Klein Itzig Jud" die Berechtigung seines Antrages damit: "Nachdem ich nunmehro verschiedene Jahre alhier in der Tann aufgehalten...". Schon in einem Aktenvermerkt vom 17. Oktober 1676 vereinbaren die Reichsritter der Rhön, wie die Anteile am Schutzgeld zur Hälfte zwischen den jeweiligen Landesherrn und den Lehensträgern, auf deren Besitzungen Juden leben, aufgeteilt werden. 
   
1722
gab es sechs jüdische Haushaltungen mit 19 Mitgliedern in Tann (Familienvorstände: David Jud, Hirsch Jud, Schlemm Jud, Joseph Jud, Salomon Jud. Rachel Izig Judens Wittib; Imhof S. 28), 1730 waren es fünf jüdische Familien mit 13 Personen (über 13 Jahre; Familienvorstände Witwe Joseph Löb, Hirsch David, Salomon, Hirtz, Seligmann David; M. Imhof 400 Jahre S. 29). 1750 waren drei jüdische Familien in der Stadt. Zwei davon hatten sich erst ein paar Jahre vorher hier niederlassen können: Menko Isaak aus Barchfeld mit seinen Söhnen Isaak (Nachkommen: Familien Freudenthal) und Benjamin (Nachkommen: Familien Goldschmidt), Nesanel ben Jizchok aus Netra mit sieben Söhnen (fünf davon hatten später Familiennamen Rabenstein, Nelkenstock, Sichel, Heilbronn und [der jüngste] Jüngster), Schlomo ben Jehuda mit den beiden Söhnen Mosche Jizchok (Nachkommen: Familien Moses) und Jehude (Nachkommen: Familien Rosenstock). 
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1820 81 jüdische Einwohner, 1845 etwa 100, 1871 133 (11,9 % von insgesamt 1.116), 1885 140 (12,8 % von 1.090), 1895 118 (11,2 % von 1.052), 1905 98 (9,1 % von 1.073).  
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Tann auf insgesamt 17 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Löb Heilbronn (Schmuser, hatte als Senior der Gemeinde einen Schutzbrief von 1770), Jacob Rabenstein (Handelsmann), Benjamin Menke Goldschmied (Handelsmann mit Metallen und Häuten), David Siegel/Sichel (Handelsmann), Liebmann Nelkenstock (Handelsmann mit Federn und dergleichen), Hendel, Witwe des Mayer Abraham Grünblatt (Handelsmann), Löb Salomon Rosenstock (Handelsmann), Isaac Jüngster (Viehhändler), Frad/Fret, Witwe des Isaac Salomon Moses (Handelschaft), Lucas Manes Hess (Handelschaft, geboren in Sontra), Heinemann Benjamin Goldschmied (Viehhändler), Simson Rabenstein (Viehhändler), Löb Hirsch Stern (Handelschaft), Menke Isaac Freudenthal (Viehhändler), Isaac Hirsch Heilbronn (Handelschaft), Assur Rabenstein (Viehhändler), Kusel Isaac Freudenthal (Viehhändler), Sandel Jüngster Heilbronn (Haut- und Viehhandel, seit 1821), ohne Matrikelstelle: Michael Wolf (Schulmeister, geb. in Zeil).     
   
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde zählten - spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts -  zum besseren Mittelstand in der Stadt. Sie waren überwiegend als Kaufleute tätig. Mehrere für das wirtschaftliche Leben in der Stadt bedeutsame Geschäfte und Handlungen gehörten jüdischen Familien. Es gab Handlungen für Eisen, Manufakturwaren, Felle, Vieh usw. Zeitweise gab es zwei jüdische Metzgereien, zwei Bäckereien und eine Spenglerei in jüdischem Besitz.  
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Elementarschule (1830 bis 1933), ein rituelles Bad und ein eigener Friedhof. Die Gemeinde gehörte bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld, danach zum Provinzialrabbinat Fulda. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (bis 1892 neben dem Rabbiner) ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Ein "Schulmeister" wird mit Michael Wolf erstmals in der Matrikelliste 1817 genannt. Lehrer an der Israelitischen Elementarschule waren: 1830 bis 1871 Michael Goldberg (gestorben 1879 in Geisa nach dem Brandunglück, siehe Artikel unten), 1872 bis 1921 Leopold (Levy) Hecht (siehe Artikel unten), 1921 bis 1931 Sebald Müller (siehe Artikel unten), 1931 bis 1933 Samuel van der Walde (Artikel zu seiner Wahl unten). Als letzter Lehrer wird noch Lehrer Okolica genannt (s.u. Artikel zum Tod von Leopold Jüngster 1936 und in einem Artikel von 1937 in Barchfeld). Zu den Zahlen der Schüler liegen an Angaben vor: 1876 32 Schüler, 1886 25, 1892-93 35-37, 1902 nur 9, 1924-28 7-11. 1933 wurde die Schule geschlossen beziehungsweise nur noch als Religionsschule weitergeführt.   
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Freudenthal (geb. 16.9.1897 in Tann, gef. 14.7.1917), Ludwig Freudenthal (geb. 28.7.1886 in Tann, gef. 15.6.1915), Max Freudenthal (geb. 4.11.1895 in Tann, gef. 8.5.1917), Leopold Heilbronn (geb. 20.11.1884 in Tann, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 20.8.1914) sowie Karl Freudenthal.  
     
Um 1924, als noch 89 jüdische Einwohner gezählt wurden (7,2 % von 1.231), waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Hermann Heilbronn, Max Michael Freudenthal, Moritz Nelkenstock und Sally Jüngster. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Sebald Müller angestellt. Er unterrichtete damals an der Israelitischen Elementarschule acht Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden: die Chewra Habachurim (gegründet 1830, 1924/32 unter Leitung von Leopold Jüngster, 1924 25, 1932 15 Mitglieder), die Chewra schlischi (1924 unter Leitung von Menko Heilbronn, 15 Mitglieder, 1932 unter Leitung von Mosche Heilbronn), die Chewras Noschim (Frauenverein, gegründet 1880, Zweck: Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1924 unter Leitung von Eva Heilbronn und Clara Jüngster, 27 Mitglieder; 1932 unter Leitung von Eva Heilbronn, 25 Mitglieder), eine Ortsgruppe des Centralvereins (1924 unter Leitung von Menko Heilbronn und Lehrer Sebald Müller). Auch 1932 waren die Gemeindevorsteher Max Michael Freudenthal (1. Vorsitzender), Moritz Nelkenstock (2. Vors.) und Sally Jüngster (3. Vors.). Lehrer, Kantor und Schochet der Gemeinde war inzwischen  Samuel van der Walde. Im Schuljahr 1931/32 waren von ihm zehn Kinder in der Israelitischen Volksschule zu unterrichten.  
  
1933 lebten noch 72 jüdische Personen in der Stadt (5,7 % von 1.292).
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach Nordamerika konnten 14 Personen emigrieren, nach Palästina acht, nach England vier. Sechs Personen verstarben nach 1933 noch in Tann. Andere verzogen in andere Städte (21 nach Frankfurt am Main). Beim Novemberpogrom 1938 wurden nach der Schändung und Zerstörung der Synagoge (s.u.) auch mehrere jüdische Wohnungen und Geschäfte überfallen und demoliert. Es wird berichtet, dass der angetrunkene Ortsgruppenleiter den Auftrag gegeben haben soll, den Viehhändler Max Freudenthal und den jüdischen Lehrer Okolica im "Klashaus" gegenüber dem Friedhof einzusperren. Freudenthal wurde zusammengeschlagen. Das Auto der Textilhändlerfamilie Jüngster wurde in einen Teich nahe der Ulster geworfen. Der jüdische Lehrer konnte mit Hilfe zweier Bahnangestellter mit dem Zug aus Tann fliehen. Nach 1938 mussten die jüdischen Familien ihre Wohnungen verkaufen. Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1942/43 in Konzentrationslager deportiert.     
    
Von den in Tann geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Louise Abraham geb. Jüngster (1878), Martha David geb. Hecht (1884), Hedwig Drexler geb. Freudenthal (1870), Bertha Freudenthal geb. Freudenthal (1859), Erna (Ester) Freudenthal geb. Kupfer (1890), Gidda Freudenthal geb. Heilbronn (1875), Jettchen Freudenthal (1877), Menko Freudenthal (1857), Meta Freudenthal (ca. 1882), Rosalie Friedmann geb. Freudenthal (1862), Flora Gerendasi geb. Nelkenstock (1872), Meta Gerendasi (1900), Rosa Goldschmidt geb. Sichel (1869), Gertrud Hecht (1900), Josef Heilbronn (1886), Johanna Heilbrun geb. Fröhlich (1863), Brigitte Homburger geb. Jüngster (1887), Betti Jüngster geb. Oppenheimer (1893), Emma Jüngster (1890), Horst Jüngster (1926), Isidor Jüngster (1880), Leo Jüngster (1880), Lina Jüngster geb. Oppenheimer (1889), Sali Jüngster (1883), Sidney Jüngster (1902), Gustav Kahn (1886), Hedwig Katz geb. Freudenthal (1868), Lina Koppel geb. Moses (1875), Frieda Löwenstein geb. Moses (1872), Ella Marcus geb. Heilbronn (1883), Albert Moses (1900), Elise Moses geb. Liebmann (1874), Gerd Gustav Moses (1927), Meta Moses geb. Friedmann (1901), Sally Moses (1868), Simon Moses (1902), Helwina Müller geb. Jüngster (1870), Laura Müller geb. Jüngster (1898), Sebald Müller (1899), Susanne Müller (1925), Hermann Oppenheimer (1866 Blessenbach), Meta Ottensoser geb. Gerendasi (1907), Abraham Sichel (1879), Helene Sichel (1880), Selma Sichel (1873), Hulda Steinberger geb. Rabenstein (1886).     
   
   
   

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde               
    
Zur Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet (1871 / 1921)
Anmerkung: die Ausschreibung war nach der Zurruhesetzung von Michael Goldberg nötig geworden. Es bewarb sich erfolgreich Leopold (Levy) Hecht, der bis 1921 in der Gemeinde blieb; erst danach war eine erneute Ausschreibung notwendig:  

Tann Rhoen Israelit 11101871.jpg (61406 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1871: "Die Stelle eines Lehrers für den Elementar- und Religionsunterricht, verbunden mit Kantorfunktion in hiesiger Gemeinde ist erledigt, und wollen nur orthodoxe Bewerber unter Beifügung unter Zeugnisse ihrer Anmeldung alsbald an den Unterzeichneten ergehen lassen. 
Die Besoldung beträgt 200 Taler bar nebst freier Wohnung; die Nebeneinkünfte belaufen sich auf circa 100 Taler.
Tann an der Rhön. Den 9. Oktober 1871. Israelitisches Vorsteheramt. Sandel Heilbronn."  
  
Tann Israelit 17031921.jpg (51824 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1921: "Durch die Pensionierung unseres seit 49 Jahren hier amtierenden Lehrers ist die Stelle als Elementarlehrer am 1. April dieses Jahres zu besetzen. Bewerber, die gleichzeitig Vorbeter und Schochet sein müssen, wollen ihre Gesuche unter Angabe, ob ledig oder verheiratet an den Unterzeichneten richten. Wir gehören zum Rabbinat Fulda. M. Freudental, Vorsteher der Kultusgemeinde Tann (Rhön)."  

  
Zum Tod von Religionslehrer und Vorbeter Michael Goldberg (1879)  

Tann Rhoen Israelit 18061879.jpg (137582 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" von 18. Juni 1879. "Von der Rhön, Mitte Juni (1879). Am 11. dieses Monats wurde in dem nahen Geisa ein Mann zu Grabe betragen, der es verdient, auch in diesen Blättern Erwähnung zu finden. Der ehemalige Religionslehrer und Vorbeter Michael Goldberg zu Tann v.d. Rhön,  der vom Brandunglücke mit betroffen wurde, suchte zu Geisa bei seiner dort verheirateten Tochter mit seiner Gattin ein momentanes Unterkommen. Nachdem er daselbst vier Wochen sich von den nachwehen des erlebten Schreckens erholt und sich bereits mit seinem Geschick ausgesöhnt hatte, verschied derselbe am 9. dieses Monats nach kurzem Krankenlager im 77. Lebensjahre sanft und ergeben in den Willen Gottes. – Auch bei dieser Gelegenheit zeigte sich die Pietät der jüdischen Gemeinde zu Tann im schönsten Lichte. Kaum war die Todeskunde dorthin gedrungen, als von dort telegraphische nach Geisa gemeldet wurde, die Gemeinde wollen ihren verehrten Lehrer, der 40 Jahre in treuer Hingebung bei ihnen gewirkt habe, auch im Tode nicht missen, und man möge seine Grabstätte auf ihre Kosten dort einräumen. Erst als derselben bedeutet wurde, dass dies … unzulässig  sei, stand man von diesem Wunsche ab. Doch betrachtete es der größte Teil der Gemeinde als eine Anforderung der Pietät gegen ihren greisen Lehrer demselben das letzte Ehrengeleite zu Grabe zu geben. Am Grabe sprach Lehrer Blank aus Geisa über einen Ausspruch unserer Weisen – seligen Andenkens: ‚nichts machen die Seelen in den Gräbern der Gerechten – ihre Taten, sie erinnern an sie 
Lehrer Hecht aus Tann widmete dem Ents
chlafenen, der ein Biedermann im echten Sinne des Wortes war, namens der Gemeinde Tann Worte des Dankes und der Anerkennung. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".   

 
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Leopold (Levy) Hecht (1920) 

Tann Rhoen Israelit 08011920.jpg (72796 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1920: "Tann, 28. Dezember (1920). Am vergangenen Freitag, 18. Tewet, feierte unser verehrter Herr Lehrer Hecht seinen 70. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische nach einer segensreichen nahezu 48jährigen Tätigkeit in unserer Gemeinde. Leid und Freud mit seiner Gemeinde teilend, ist das Band der Hochachtung und Verehrung mit demselben auf das innigste verknüpft und gestaltete diesen Tag zu einem Ehren- und Freudentag in unserer Gemeinde. Nach beendetem Frühgottesdienst fand die herzlichste Gratulation der Gemeinde und der Jeschiba statt, zahlreiche Geschenke, sinnige Verehrungen, zeugten von der Hochachtung und Liebe, die dieser treffliche Mann in seiner Gemeinde genießt. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

  
Lehrer Leopold Hecht tritt in den Ruhestand (1921)  

Tann Israelit 14041921.jpg (80577 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1921: "Tann a.d. Rhön, 10. April (1921). Infolge des neuen Pensionsgesetzes trat mit dem 1. April unser hoch verehrter Herr Elementarlehrer Leopold Hecht, nach 52jähriger Amtstätigkeit, wovon 49 Jahre auf unsere Kultusgemeinde entfallen, in den wohl verdienten Ruhestand. Herr Hecht verstand es, der Gemeinde in ihrer altherkömmlichen traditionellen Richtung ein treues und friedliebendes Mitglied zu sein, den Gottesdienst in gewissenhafter Weise zu leiten, Freud' und Leid' mit seiner Gemeinde zu teilen und sich die Liebe und Verehrung derselben zu erwerben und zu erhalten. Auch bei unserer städtischen Bevölkerung erfreut er sich großer Hochachtung und Wertschätzung. Möge demselben in seitheriger Körper- und Geistesfrische eine glückliche Ruhezeit bis 120 Jahre beschieden sein."

     
Zum Tod von Lehrer Leopold Hecht (1925)   

Tann Israelit 16071925.jpg (27796 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1925: "Tann a. Rhön, 5. Juli (1925). Der pensionierte 75jährige Lehrer Levi Hecht, der lange Jahre in unserer Gemeinde gewirkt hat, war mit seinem Sohne auf der Bahnfahrt begriffen. Kurz vor der Station Neunkirchen erlitt er einen Schlaganfall und war auf der Stelle tot." 
Tann Friedhof 180.jpg (144898 Byte) Links: Grabstein von Lehrer Leopold Hecht auf dem Friedhof der Gemeinde.  

    
70. Geburtstag von Jettchen Hecht, Witwe von Lehrer Levi Hecht (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Tann. Ihren 70. Geburtstag beging am 12. Februar in größter Frische Frau Jettchen Hecht in Tann a.d. Rhön, die Witwe des vor einigen Jahren verstorbenen Lehrers Levi Hecht. Von sämtlichen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde wurde sie mit Geschenken reich bedacht.      

 
Die jüdische Schule bleibt erhalten (1924)   

Tann Israelit 04121924.jpg (11933 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1924: "Tann. Durch ministerielle Verfügung wird unsere Volksschulstelle, die in Abbaugefahr schwebte, aufrechterhalten."  

 
Lehrer Sebald Müller kommt aus Vacha nach Tann (1921)  

Vacha Israelit 04081921.JPG (57425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit“ vom 4. August 1921: "Vacha (Rhön), 20. Juli (1921). Nach zweijähriger segensreicher Wirksamkeit, verlässt Herr Lehrer Müller unsere Gemeinde, um einem Rufe als Elementarlehrer und Vorbeter nach Tann in der Rhön zu folgen. Durch seiner Pflichttreue, sein emsiges Streben, die Jugend im Sinne unserer heiligen Tora zu erziehen, wie durch sein freundliches Wesen, hat er sich die Herzen sämtlicher Gemeindemitglieder gewonnen, die sein Scheiden aufrichtig bedauern. Vergangenen Schabbat hielt Herr Müller eine zu Herzen gehende Abschiedsrede. Die besten Wünsche für eine glückliche Zukunft geleiten ihn in seinen neuen Wirkungskreis." 

   
Erhalt der Volksschullehrerstelle und Neubesetzung mit Samuel van der Walde ab 1931  

Tann Israelit 02071931.jpg (63389 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Tann, 28. Juni (1931). Den unermüdlichen Bemühungen unseres Kultusvorstandes, Herrn Max Michael Freudenthal, ist es trotz mannigfacher, immer wieder von neuem auftauchender Schwierigkeiten gelungen, von der Regierung die Aufrechterhaltung unserer Volksschullehrerstelle zu erreichen. Die Gemeinde ist glücklich über den in der heutigen Zeit besonders bemerkenswerten Erfolg.
Die Regierung hat den von der Gemeinde einstimmig auch als Vorsänger und Schauchet gewählten Lehrer Samuel van der Walde in Obernkirchen, der in Emden gebürtig und Zögling des Kölner Seminars ist, vom 1. Juli 1931 ab zum Volksschullehrer für diese Schule ernannt. Wir wünschen ihm ein segensvolles Wirken!" 
Anmerkung: Samuel van der Walde ist 1934 nach Palästina emigriert.  

     
Verlobungsanzeige von Lisbeth Jüngster und dem letzten jüdischen Lehrer in Tann Heinrich Okolica (1937) 
  
Anmerkung: Heinrich Okolica wurde am 27. November 1913 in Offenbach geboren als Sohn von Ludwig (Luzer) Okolica und seiner Frau Regina (Rifka) geb. Zaklikowski. Er ließ sich in Höchberg und Würzburg zum Lehrer ausbilden und war anschließend als solcher tätig in Aschaffenburg (1928/29), Frankfurt (1929/33), Aschaffenburg (1933/34) und schließlich von November 1934 bis zum Novemberpogrom 1938 in Tann. Hier verlobte er sich 1937 mit Lisbeth geb. Jüngster, eine Tochter von Salomon (Salli) Jüngster und seiner Frau Betty geb. Oppenheimer (1893-1942). Im März 1939 konnten beide nach London emigrieren, ein Jahr später in die USA. 1941 heirateten Heinrich und Lisbeth Okolica. Er nannte sich nun mit Vornamen Henry. Das Paar ließ sich in New Britain nieder, wo Henry Okolica als Rabbiner die Betreuung der Congregation Tepheret Israel übernahm. Sie bekamen vier Kinder: drei Mädchen und ein Junge. Über 50 Jahre war Okolica im Dienst der Gemeinde Tepheret Israel in New Britain. 2013 konnte Henry Okolica seinen 100. Geburtstag feiern. Lisbeth Okolica starb im Alter von 95 Jahren Anfang November 2014.  
Links:  http://www.jewishledger.com/2013/10/everybodys-rabbi/    http://www.centralctcommunications.com/newbritainherald/article_c36a88fe-6563-11e4-829e-277a3022f338.html       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Gott sei gepriesen.  
Lisbeth Jüngster - Heinrich Okolica.
   Verlobte.   
Tann/Rhön - Tann/Rhön - Aschaffenburg.  Simchat Tora 5698 = 28. September 1937."  

     
    
Berichte zu einzelnen Gemeindegliedern    
Zum Tod von Sandel Heilbronn (1872)  

Tann Rhoen Israelit 20111872.jpg (130946 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1872: "Nekrolog. Tann a.d. Rhön, 10. November (1872). Wir fühlen uns veranlasst, eine Ehren-, wenn auch traurige Pflicht zu erfüllen und zwar umso mehr, als es die letzte Ehre des dahingeschiedenen Sandel Heilbronn seligen Andenkens – des Chawer Herr Netanel Bar Jizchak Zwi, er ruhe in Frieden – betrifft.
Mittwoch Mittag verbreitete sich in die hiesigen Gemeinde die leider wahre und schmerzliche Nachricht, dass unser Vorsteher das zeitliche Leben gesegnet und im noch nicht vollendeten 56. Lebensjahre zu Gott eingegangen. Tiefbetrübend war die Trauerkunde, denn die Gemeinde hatte den besten ihrer Männer verloren. Der Verstorbene, welcher seit einigen Jahren als Vorsteher der Gemeinde gewirkt, hatte eine solche Tätigkeit und einen solch rühmenden Eifer entfaltet, dass seiner Wirksamkeit die vollste und ungeteilteste Anerkennung zuteil ward. Durch zweckmäßige Anordnungen hat er das religiöse Leben zu heben gesucht, ohne hierdurch Abänderungen in dem Gottesdienst zu treffen und Neuerungen einzuführen. Durch seine wahre Frömmigkeit und seine in der ganzen Umgegend bekannte Wohltätigkeit war er eine von Jedermann hochgeachtete Persönlichkeit.
Es war ein trauriger Leichenzug, welcher sich am Freitagvormittag, von der ganzen Gemeinde begleitet, zum Friedhof bewegte. Sehr würdig gedacht Herr Lehrer Hecht in einer am Grabe gehaltenen Rede der Tugenden des Verstorbenen, indem er zum Texte die passenden Worte unseres vorigen Wochenabschnitte ‚Elä Toledot…’ sehr sinnreich anwendete, wofür wir Herrn Hecht hiermit öffentlich unseren Dank abstatten.
Gebe Gott, dass der Verlust, welchen Israel in der letzten Zeit an frommen Männern erlitten, bald wieder ersetzt werden möge. Die Gemeindevorstände."  

   
Zum Tod von Babetta Freudenthal geb. Stern (1898)  

Tann Rhoen Israelit 13061898.jpg (137339 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1898: "Tann im Rhöngebirge. Am 9. Siwan (30. Mai 1898) starb hierselbst, in ihrer Gemeinde beliebt und geehrt, in weiten Kreisen hoch geachtet und geschützt, Frau Babetta Freudenthal geborene Stern. – Als eine wackere Frau, wie sie solche in des Wortes wahrster Bedeutung verkörperte, hat sie derartig gewirkt, dass der reiche Inhalt dieses nunmehr abgeschlossenen Lebens auch weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Fast 77 Jahre hat ihr der Allgütige geschenkt, und diese Lebenszeit, sie war Mühe und Arbeit; von früh bis spät hat sie mit Fleiß ihre Hände geregt, (hebräisch und deutsch): stand auf, da es noch Nacht, und gönnte sich nicht eher Ruhe, bis wiederum die Nacht heraufgezogen war. Und so hat sie gearbeitet und sich gemüht, fast ihr ganzes Leben lang. Aber nicht nur für das materielle Wohl ihrer Lieben war sie besorgt, noch viel mehr lag es ihr am Herzen, ihre Kinder und Enkel zu gottesfürchtigen Menschen heranzubilden, sie zu erziehen in Gottesfurcht, ihnen das jüdische Bewusstsein einzupflanzen, welches ihr eigenes Innere so ganz erfüllte. Ein tiefer religiöser Sinn, ein inniges unbegrenztes Gottvertrauen, Liebe zu den Lehren und Satzungen des Judentums, vereint mit humaner Duldsamkeit gegen Andersgläubige, zeichneten die Verblichene in seltenem Maße aus. Innig-jüdisches Familienleben lernte man in den Räumen kennen, wo sie so lange geschaltet und gewaltet, gar manches Leid haben freilich auch diese Räume gesehen, sie sind Zeugen manchen herben Schmerzes gewesen, aber auch in den mannigfachen Prüfungen, die ihr leider nicht erspart blieben, hat sie sich bewährt; ihre Religion, ihr Gottvertrauen haben sich als echt bewiesen. Nun hat es Gott dem Allmächtigen gefallen, diese edle Frau, eine Wohltäterin für Arm und Reich, so es nur galt Gerechtigkeit und Wohltätigkeit auszuüben, von dieser Welt hinweg zu nehmen, sie eingehen zu lassen in ein besseres Jenseits. Leicht werde ihr die Erde. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

  
Dank von Frau Veilchen Nelkenstock (1902) 

Tann Rhoen Israelit 21041902.jpg (34207 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1902: "Dank! Für die überraschenden und freundschaftlichen Aufmerksamkeiten, die mir der Frauenverein Tann und Mitglieder der Gemeinde zu meinem 70-jährigen Geburtstage erwiesen haben, spreche ich an dieser Stelle meinen innigsten Dank aus. Möge auch in Zukunft der Allgütige über sie alle seine Gnade walten lassen. Tann a.d. Rhön, 15. April (1902). Fräulein Veilchen Nelkenstock".

   
Zum Tod von Zilli Sichel (1904)  

Tann Rhoen Israelit 04081904.jpg (78051 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1904: "Rhön. Dieser Tage verschied in Tann a.d. Rhön nach langer Krankheit Frau Zilll Sichel, eine Frau, welche es verdient, in Ihrem Blatte erwähnt zu werden. Die Verklärte führte allezeit ein würdiges und frommes Leben, einen Wandel in Gott, vorbildlich nicht nur für ihre Hausgenossen, sondern für alle auch, die sie kannten. Ein Frommer stirbt, (hebräisch und deutsch:), stirbt der Fromme, so stirbt er seinem Zeitalter. Sie  war ein Muster milden Herzens, denn manche Träne hat sie getrocknet, manches Leid hat sie gemildert; denn bei ihr hieß es: (hebräisch und deutsch:) ‚Jeder Hungrige komme und esse mit’. Sie war ‚ein Biederweib’ im wahren Sinne des Wortes, sie war allen ein leuchtendes Vorbild in der wahren Gottesfurcht und Tugend; nur darum kam man ihr von allen Seiten, ohne Unterschied des Glaubens, mit Hochachtung und Verehrung entgegen."

 
Zum Tod von Jeanette Freudenthal geb. Stein (1920)  

Tann Rhoen Israelit 25031920.jpg (91525 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1920: "Tann a.d. Rhön (Februar 1920). Unsere Gemeinde hat einen großen Verlust zu beklagen. Nach längeren qualvollen Leiden starb Frau Jeanette Freudenthal geb. Stein, und wurde unter überaus großer Beteiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung zu Grabe gebracht. Sie war eine vorbildliche Eschet Chajil (wackere Frau), geschmückt mit allen Tugenden des jüdischen Weibes, eine Frau tiefen Gemütes und hervorragender Herzensbildung, die ihr Haus zu einem Tempel der Gottesfurcht und der Liebe zu gestalten wusste. Ihre Gastfreundschaft, ganz besonders auch gegen Arme, verdient rühmend hervorgehoben zu werden. Sie war eine Zierde ihrer Familie und ihrer Gemeinde. Auf diesen Ton waren denn auch die Ausführungen des Herrn Provinzialrabbiners Dr. Cahn, Fulda, gestimmt, der im Anschluss an die dreifache Teruma-Abgabe an das Heiligtum ihre Bewährung in ihren drei Pflichtenkreisen kennzeichnete. Im Namen der Familie sprach der Bruder Herr Rabbiner Dr. Stein, Schweinfurt, Worte des Dankes der Verblichenen aus und am letzten Tage der Trauerwoche würdigte Herr Lehrer Hecht im Hause nochmals Wesen und Wirken der Dahingeschiedenen. Ihr Andenken wird ein gesegnetes bleiben."  

  
Gedenkfeier für den verstorbenen Dr. C. Heilbrunn (1922)  

Tann Rhoen Israelit 05011922.jpg (48288 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1922: "Tann i.d. Rhön, 25. Dezember (1921). Zu Ehren des verewigten Dr. C. Heilbronn das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, Gailingen, welcher der hiesigen Chawera als langjähriges treues und förderndes Mitglied angehörte, fand gestern bei vollbesetztem Schiur (Lernstunde) eine Gedenkfeier statt. In herzlichen Worten treuen Gedenkens, verstand es Herr Lehrer Hecht, ein Lebensbild dieses edlen Heimgegangenen, der trotz großer Entfernung seiner Heimat und Heimatgemeinde in rührender Weise immer nahe gestanden, zu entwerfen."  

  
Zum Tod von Sandel Heilbronn (1923)  

Tann Israelit 27121923.jpg (174697 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1923: "Tann (Rhön), 16. Dezember (1927). Sandel Heilbron - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen irdische Überreste wir schon vor Wochen in die Erde senkten, hat es verdient, dass man ihm auch an dieser Stelle - wenngleich etwas verspätet - einige Worte des Nachrufs widmet; denn selten fanden tiefreligiöses Denken und idealer Sinn so ihre Verkörperung wie in diesem Mann. Jeder mit unermüdlicher geschäftlicher Tätigkeit verbrachte Tag endete bei ihm mit Wonnestunden geistiger, zumeist jüdisch-literarischer Beschäftigung. Seine reichhaltige Bibliothek weist die seltensten, vielfach schon vergriffenen Werke auf, u.a. wohl mehr als ein Dutzend völlig verschiedener, zum Teil mit uralten Noteneinladen und Kupferstichen ausgestattete Hagodaus (= Haggadot). Der von wahrem Gottvertrauen erfüllte Verstorbene gehörte zu den ganz Strenggläubigen, die für die Ausübung der Mizwaus (Gebote) nach denkbar schönsten Ausdrucksformen suchen. Für die Erlangung der kostbarsten rituellen Gegenstände scheute er keine Ausgabe. So verdankte auch unsere Synagoge manches schönes Ausstattungsstücke seiner Gebefreude. Selten kehrte er von einer größeren Reise zurück, ohne dass er seiner Kehillo (Gemeinde) etwas 'mitbrachte' (Kle Kaudesch, Mismaurim-Täfelchen, einen Chomez-Verbrennofen, Selichaus-Tafeln usw.), wenn es auch nur eine neue Idee gewesen. Auch für seine 'Chewra Habuchurim' (Jünglingsverein), die er lange Zeit gewissenhaft und opferfreudig geleitet, hat er ein großes Inventar an Büchern und Ritualien beschafft. Manche jüdische Erholungsstätte hat er mit Gebetbüchern bedacht, manche Wohlfahrtseinrichtung gefördert. Seine allumfassende, besonders auf das Religiöse gerichtete Geistesbildung drückte ihm die Feder in die Hand zu schriftstellerischer Tätigkeit. So hat er den Angehörigen seine besten Geisteserzeugnisse in zahlreichen Betrachtungen und Gedichten hinterlassen, in denen sich eine seltene Gemütstiefe und zugleich ein warmer Sinn für Religion und Heimatforschung wiederspiegelt. Gebet- und Erbauungsbücher versah er gerne mit sinnreichen Geleitworten. Einen regen Gedankenaustausch pflegte er mit namhaften Männern unserer Zeit. So geachtet und hochgeschätzt ist dieser Glaubensheld, der sich seiner Geburtstages wegen den Namen Gedaljah beilegte, in der Teschuwa-Woche nach soeben vollendetem 76. Lebensjahr in eine bessere Welt eingegangen. Nur noch vereinzelt sich auf dem Lande Männer zu finden, die, wie er, neben Geschäftstüchtigkleit und Unternehmungswillen auf allen Gebieten des kommerziellen Lebens einem tief gewurzelten Idealismus so breiten Raum lassen und ihn so gemeinnützig in die Tat umsetzen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
87. Geburtstag von Jette Moses (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Tann a.d. Rhön. Die älteste Einwohnerin unserer Stadt, Frau Jette Moses, beging am 19. Februar in körperlicher Rüstigkeit und Geistesfrische ihren 87. Geburtstag.       

  
70. Geburtstag von Menko Freudenthal (1927)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Juni 1927: "Tann in der Rhön. Am kommenden Sonntag, den 19. Juni, begeht Herr Menko Freudenthal seinen 70. Geburtstag. Herr Freudenthal war jahrzehntelang in unserer Gemeinde zu aller Zufriedenheit als Gemeindeältester tätig und erfreut sich weit und breit größter Beliebtheit. Zu seinem 70. Geburtstag, den er in vollständig geistiger und körperlicher Frische begeht, wünschen wir ihm, dass er noch eine lange Reihe von Jahren in Gesundheit verbringen möge."        

 
Zum Tod der aus Tann stammenden Sophie Lang geb. Freudenthal (1928)  

Burgkunstadt Israelit 28061928.jpg (137612 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1928: "Burgkunstadt (Oberfranken), 15. Juni (1928). Vor kurzem starb in Amberg (Oberpfalz) im Hause ihrer Tochter, wo sie Heilung von einem schweren Leiden suchte, im Alter von 73 Jahren, Frau Sophie Lang aus Burgkunstadt. Von frommen Eltern aus der Familie Freudenthal aus Tann v.d. Rhön abstammend, verpflanzte sie diese Tradition in ihre neue Heimat, wo sie an der Seite des ihr in die Ewigkeit vorausgegangenen gleichgesinnten Mannes ein echt jüdisches Haus gründete und durch alle Tugenden einer wackeren Frau dieses zu hoher Blüte brachte. Ihr gastliches Haus war nicht nur weit geöffnet, war nicht nur offen für die Bedürftigen, es stand nicht nur den Armen offen, es war auch ein Haus für die Weisen, denn Rabbiner und Lehrer waren ihre Verehrer und ein ideales Verhältnis verband sie mit ihnen . Sie war nicht nur lange Jahre Vorstandsmitglied der Frauenchewrah (Frauenverein), noch bis in ihre letzten Monate beteiligte sie sich aktiv an der gebotenen Sorge um die Toten. Vier Kinder fand sie bei ihrer Ehe vor und vier Kinder konnte sie noch ihre eigenen nennen. Doch mit Liebe umhegte sie sie allesamt und mit Selbstverleugnung löste sie ihre schwere Aufgabe. Ein halbes Jahr vor ihrem Tode sah sie zu ihrem Leidwesen ihren ältesten Sohn, den bewährten und frommen Kultusvorstand, Karl Lang - seligen Andenkens - einen Chawer in die Gruft sinken. Dieser Schicksalsschlag zehrte an ihrem Lebensmarke. Vor ihrer Überführung nach Nürnberg nahm ihr Schwiegersohn, Herr Lehrer Godlewsky in Amberg, in bewegten Worten Abschied von der teuren Verblichenen, und am Grabe in Nürnberg entwarf Herr Rabbiner Dr. Heilbronn - ein Freund ihres Vaterhauses - ein rührendes Bild von den Tugenden der Entschlafenen, worauf nochmals ihr Schwiegersohn ihr Vorzüge treffend hervorhob. Eine seltene Frau aus der Vergangenheit ist mit ihr dahingegangen. Das Andenken an die Fromme ist zum Segen."    

      
Zum Tod des Gemeindevorstehers Hermann Heilbronn (1929)  

Tann Israelit 15121927.jpg (162266 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927: "Tann (Rhön), 5. Dezember. Freitagmittag bewegte sich ein unabsehbarer Trauerzug mit Fahnen und Korporationen die lange und stille Hauptstraße hinunter, dem weithin sichtbar das Gepräge aufgedruckt war: sehr schwer ist es! Und wahrlich, nicht nur eine angesehene Familie weint um den schweren Verlust ihres fürsorglichen Oberhauptes, nicht nur ein weitverzweigter Verwandten- und Freundeskreis um den Heimgang eines gastfrohen Angehörigen, nein, die Gesamtheit klagt, die Stadt trauert, vor allem aber empfindet unsere Kehillo (Gemeinde), dass durch das plötzliche Ableben ihres Kultusvorstandes Hermann Heilbronn im besten Mannesalter von 48 Jahren eine schwere Bresche in ihre Reihen geschlagen wurde. Ein Schlaganfall hatte seinem im Beruf unermüdlichen, für die Öffentlichkeit vielseitigen und aufopfernden Wirken ein ungeahnt frühes Ziel gesetzt. 
Am Grabe schilderte Lehrer Müller den Entschlafenen als einen selten verständnisinnigen Gatten und Vater, der zugleich den seit dem Krieg durch den Verlust zweiter Söhne tief gebeugten Schwiegereltern Trost und Stütze gewesen, überhaupt als einen heiteren Menschen mit reichen Geistes- und Herzensgaben, als einen Freund der Armen und Hilfesuchenden. Nachdem im Namen der M. Schiff-Loge Herr Moritz Nußbaum - Fulda dem Entschlafenen einen Scheidegruß entboten, schloss sich das Grab über dem Frühvollendeten. 
Die strahlende Mittagssonne der Freitags wandte sich westwärts und hat die Schneedecke unseres Friedhofabhanges mit einem sanften Lichtglanz übergossen. Die Herzen der Heimkehrenden aber konnte sie nicht erwärmen. Stille Wehmut beschlich uns bei dem schmerzlichen Gedanken, dass die gebrochene Familie und die trauernde Gemeinde gerade mit dem nahenden Schabat den herben Verlust des teuren Entschlafenen doppelt schwer tragen wird, der noch am Schabbos zuvor heiter und ahnungslos den Seinen und der Gemeinde gehörte. Seine Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens. 
Sonntag Vormittag hat Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn - Fulda das verdienstvolle Wirken des Dahingeschiedenen in einer ergreifenden Trauerrede vor der im Trauerhaus versammelten Gemeinde gewürdigt."
Tann Friedhof 177.jpg (107552 Byte) Grabstein für Hermann Heilbronn auf dem Friedhof der Gemeinde 

  
Zur Goldenen Hochzeit von Menko Freudenthal und Bertha geb. Freudenthal (1929)  

Tann Israelit 04071929.jpg (38840 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Tann a. Rhön, 24. Juni (1929). Das Fest der Goldenen Hochzeit beging Herr Menko Freudenthal und Ehefrau Bertha geb. Freudenthal. Der Jubilar erfreut sich in allen Kreisen der größten Beliebtheit und des besten Ansehens. 25 Jahre gehörte er als 1. Vorsteher der Israelitischen Gemeinde an. Auch am öffentlichen Leben der politischen Gemeinde hat er als Stadtverordneter und Magistratsmitglied teilgenommen."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. Juni 1929:   
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit", siehe oben   

   
Zum Tod von Leopold Jüngster (1936)  

Tann Israelit 23011936.jpg (31951 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1936: "Tann, 16. Januar (1936). Nach langer, schwerer Krankheit verstarb der langjährige Vorsitzende der Chewra Kadischa, Leopold Jüngster, im Alter von bald 73 Jahren. Eine zahlreiche Trauerversammlung gab ihm das letzten Geleite. Am Grabe kennzeichnete Lehrer Okolica die Persönlichkeit des Entschlafenen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

 
Zum Tod von Dorothea Jüngster geb. Friedmann (1936)  

Tann Israelit 31121936.jpg (69237 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1936: "Tann, 28. Dezember (1836). Mit dem Tode von Frau Dorothea Jüngster verlor unsere Gemeinde eine Repräsentantin alten Schlages. Durch ihr feines Wesen erwarb sich die Verstorbene auch in der nichtjüdischen Umwelt hohe Achtung und Auszeichnung. In allen karitativen Verbänden stand sie in vorderster Reihe. Vornehm war ihre Gesinnung und edel ihr Geist. Im Vaterhaus, dem von Gabriel Hirsch Friedmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - erwarb sich die Entschlafene die Eigenschaften, die ihre vornehme Erscheinung ausmachten. Im Hause ihres Vaters galt echte Gerechtigkeit, und das war das Leitmotiv ihres Lebens. Am Grabe ermahnte Lehrer Okolica Kinder und Enkelkinder, getreu dem Prinzip ihrer Mutter und Großmutter, echte Jehudim zu bleiben; das vor Augen gesehene, als nachfolgende Geschlechter weiter zu pflegen. Die Gemeinde Tann wird der Entschlafenen ein ehrendes Gedächtnis bewahren. Ihre Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Zum Tod von Klara Freudenthal geb. Reinstein und Klara Freudenthal geb. Haas (1936) 

Tann Israelit 07051936.jpg (14965 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1936: "Tann (Rhön), 4. Mai (1936). Es starben hier Frau Klara Freudenthal geb. Reinstein im Alter von 68 Jahren und Frau Klara Freudenthal geb. Haas im Alten von 75 Jahren. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."   

  
Verlobungsanzeige von Lisbeth Jüngster und Heinrich Okolica (1937) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Gott sei gepriesen.  
Lisbeth Jüngster - Heinrich Okolica.
   Verlobte.   
Tann/Rhön - Tann/Rhön - Aschaffenburg.  Simchat Tora 5698 = 28. September 1937."  

   
Zum Tod von Isidor Jüngster (1937)    

Tann Israelit 28101937.jpg (74497 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1937: "Tann, 18. Oktober (1937). Ganz unerwartet ist unser Kultusvorsteher, Isidor Jüngster, im 56. Lebensjahre von uns gegangen. Die ganze Gemeinde beweint in dem Verstorbenen einen höchst wertvollen Menschen, der sich bis zum letzten für seine Gemeinde eingesetzt hat. Nichts lag ihm mehr am Herzen, als solange es eben geht, diese alte Gemeinde zu erhalten, zu erhalten mit Minjan (notwendige Zehnzahl von jüdischen Männern beim Gottesdienst) und echt jüdischem Gemeindeleben. Er selbst, der mit feinem Chasanut (Gabe zum Vorbeten) begabt war, half immer, den Gottesdienst würdig auszugestalten. Seine Melodien erfreuten die Gemeinde noch am letzten Jom Kippur. Mit seiner Liebe zur jüdischen Gemeinschaft war er uns stets ein Vorbild, dem nachzueifern wir uns alle zum Vorsatz genommen haben. Sein Sterben wird uns Vermächtnis sein. – Seine Kinder in Tel Aviv und New York werden ihren Trost darin finden, das Andenkend es Vaters hochzuhalten. Seine Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
Weitere jüdische Persönlichkeiten aus Tann:  

bulletJosef Freudenthal (geb. 1879 in Tann), nach Studium in Köln Lehrer und Prediger in Luckenwalde, dann Bunzlau; 1939 nach Holland emigriert, von hier in das KZ Bergen-Belsen verschleppt, in 1944 über Istanbul nach Palästina ausgetauscht (Transport 222); 1958 nach Frankfurt am Main zurückgekehrt und verstorben 
(nach Angaben des Urenkels Bastiaan van der Velden vom 5.5.2016; vgl. Artikel in der Osthessen-Zeitung vom 2. November 2015: "Spurensuche in Tann - Holländer erkundigt sich nach Rhöner Vorfahren").   
bulletBenjamin Freudenthal (geb. 1844 in Tann, gest. 1910 in Grünstadt), später Lehrer, u.a. in (Bad) Neuhaus/Unterfranken, wo sein Sohn Max Freudenthal, der spätere Rabbiner von Nürnberg zur Welt kam.  Link: Freudental Genealogie.     
bulletAvrohom ben Chower Morenu Rav Jakob haLevy (gest. 1930), prominenter jüdischer Gelehrter. 
bulletRabbiner Dr. Isaak Heilbronn (geb. 1880 in Tann als Sohn des Kaufmanns Menko Heilbronn und der Eva geb. Freudenthal, gest. 1943 in New York): besuchte die israelitische Volksschule in Tann, 1898 Abitur am königlichen Gymnasium in Göttingen; studierte ab 1898 in Berlin, dann in Breslau; Promotion 1913 in Erlangen; ab 1904 Rabbinatskandidat in Berlin-Spandau; 1912 bis 1939 zweiter Rabbiner in Nürnberg; im Frühjahr 1939 in die USA emigriert; 1940 Rabbiner der "Congregation Beth Hillel" New York.     

       
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeigen des gemischten Warengeschäftes Stern und Freudental (1898 / 1901)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898: "Für unser Samstags- und Feiertage streng geschlossenes gemischte Warengeschäft suchen wir zum sofortigen Eintritt einen Lehrling, mit guter Schulbildung, bei dreijähriger Lehrzeit, ohne Entgelt. Kost und Logis im Hause. 
Stern & Freudenthal, Tann a.d. Rhön."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1901: "Für unser Samstags und Feiertage geschlossenes gemischtes Warengeschäft suchen per Mitte Oktober einen 
Lehrling
 
mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause. 
Stern & Freudenthal, Tann a. Rhön."    

      
Hochzeitsanzeige von Otto Levy und Lieselotte Levy geb. Jüngster (1933)      

Tann GemZeitung Wue 01101933.jpg (21152 Byte)Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1933: 
"Otto Levy  -  Lieselotte Levy geb. Jüngster  Vermählte.  
Ulm a.D.   Tann / Rhön. 
September 1933"        

  
  Nach der Emigration: Geburtsanzeige für Marvin Irving Klaar (1944)
    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 11. Februar 1944: 
"We are happy to announce the birth of our son 
Marvin Irving    
Martin and Bettina Klaar née Juengster
  
(formerly Stadtlengsfeld - Tann)  
9205 Edmunds Avenue  Cleveland, Ohio   January 31st, 1944".      

     
     
  
  
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die jüdischen Familien einen Betsaal eingerichtet haben. 
   
Wann eine erste Synagoge erbaut wurde, ist nicht bekannt. Bei einer Brandkatastrophe am 30. April 1879 wurde diese erste Synagoge mit der jüdische Schule mit insgesamt etwa 150 Gebäuden der Stadt vernichtet. Darüber liegen mehrere Berichte vor. Mit einer großartigen Spendenaktion, die über Anzeigen in jüdischen Periodika initiiert wurde, ist ein großer Teil des Geldes für eine neue Synagoge gesammelt worden.     

Die Brandkatastrophe vom 30. April 1879   
Tann Rhoen Israelit 14051879.jpg (248914 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879: "Geisa, 1. Mai (1879). 'Ich bin der Mann, der das Elend geschaut unter seines Zornes Geißel' (Threni = Klagelieder 3,1). Mit diesem Klagerufe des Propheten eröffne ich meinen traurigen Bericht! Unsere Schwestergemeinde Tann v.d. Rhön, Provinz Hessen, ist gestern von einem entsetzlichen Unglücke heimgesucht worden. Vormittags 10 Uhr entstand in einem Ökonomiegebäude dort Feuer, das in wenigen Stunden die Hälfte der Stadt, etwa 150 Gebäude in eine große Ruine verwandelte, da das verheerende Element, getragen durch einen heftigen Nordostwind, aller menschlichen Hilfe spottete. Besonders hart wurde bei dieser Katastrophe die israelitische Gemeinde betroffen; 16 jüdische Familien verloren ihre sämtliche Habe, weil Rettung derselben nicht zu erzielen war. Die Synagoge, die israelitische Schule und andere öffentliche städtische Gebäude sind vernichtet. Glücklicherweise sind sämtliche Torarollen gerettet worden. Die Not und der Jammer, die gewöhnlichen Begleiter solcher Vorkommnisse, sind unbeschreiblich, da den meisten der Betroffenen alle nötigen Lebensbedürfnisse mangeln. Die israelitische Gemeinde zu Tann kann als eine mustergültige bezeichnet werden. Echtreligiöses Leben und alte jüdische Sitte sind dort in das Fleisch und Blut der israelitischen Bevölkerung übergegangen, eine Opferwilligkeit, wie solche nicht größer gefunden werden kann, hat dieser Gemeinde immer zur Zierde gedient. Die Not und das elend in jeder Gestalt haben dort stets warme Herzen und offene Hände gefunden, es war gleichsam, als ob an den meisten israelitischen Häusern die Devise zu lesen: … In dem Opferkasten, den Ihr geschätztes Blatt bei so verschiedenen Gelegenheiten eröffnete, nahm die Gemeinde Tann unter der Aegidi des Herrn Distrikt-Rabbiners Wormser zu Gersfeld, der die Pflicht hat,… stets betätigt, immer einen ehrenvollen Platz ein. Erst vor wenigen Tagen haben verschiedene jüdische Familien zu Tann einen glänzenden Beweis ihres echt religiösen Sinnes dadurch gegeben, dass dieselben wesentlich dazu beitrugen, … zu sein. Eine hiesige, aus Tann gebürtige jüdische unbemittelte Frau starb zu Jena in der Irrenanstalt und sollte auf dem dortigen nichtjüdischen Kirchhofe bestattet werden. Kaum drang die Kunde von diesem Vorfalle nach Tann, als schnell dort der größte Teil der nicht unbedeutenden Transportkosten durch eine Kollekte gedeckt und die Verstorbene zum Begräbnis Israels hierher gebracht wurde. Es bedarf daher gewiss nur dieser Anregung, um auch die rasche werktätige Hilfe unserer Glaubensgenossen für die armen Abgebrannten zu Tann anzuregen. Lebensbedürfnisse aller Art, besonders Wäsche, Kleidungsstücke, Betten etc. sind dringend nötig. Die geehrte Redaktion und Expedition des ‚Israelit’ sind gewiss gern erbötig, sich diesem humanen Zwecke zu widmen (Anm.: wir sind gern bereit, Geldspenden entgegen zu nehmen und schleunigst zu übermitteln. – Redaktion). Direkte Liebesgaben sind gefälligst an den wackeren Herrn Vorsteher Freudenthal (Firma Freudenthal und Stern) oder an den würdigen israelitischen Lehrer Herrn Hecht dort zu übermitteln.  H. Blaut."  
   
Aufruf zu Spenden für die jüdische Gemeinde Tann im Mai 1879   
Tann Israelit 21051879.jpg (110753 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Aufruf
Gestern wurde unsere Stadt von einem furchtbaren Brandunglücke heimgesucht. Das Feuer entstand auf bis jetzt unerklärliche Weise in einem Ökonomiegebäude und verbreitete sich mit so rapider Schnelligkeit, dass in kurzer Zeit mehr als 1/3 der Stadt in Flammen stand. An Löschen und Retten war kaum zu denken. Zur Zeit liegen gegen 100 Wohnungen nebst allen dazugehörigen Nebengebäuden in Asche, darunter die Post, das Amthaus, die drei Pfarrhäuser, eine Lehrerwohnung und, was das schlimmste ist, viele Wohnungen blutarmer Menschen, die kaum mehr als das nackte Leben gerettet haben und sehr schwer hier Obdach finden können. Auch unsere alte schöne Kirche ist niedergebrannt; desgleichen die Synagoge und die israelitische Schule. – Kaum ist die durch den Typhus entstandene Not gelindert, so trifft die hiesigen Bewohner dieses unbeschreibliche Unglück. Schnelle Hilfe tut sehr Not, weshalb das unterzeichnete Komitee die dringende Bitte um Gaben jeder Art an Alle richtet, die gerne den Notleidenden beistehen.
Tann a. Rhön, den 13. Mai 1879. Das Unterstützungs-Komitee für die Abgebrannten: Oberstleutnant Arthur Freiherr von Tann Rathsamhausen, Schmidt, Stadtvorsteher, Baumann, Oberpfarrer, Baumann, Pfarrer, Wehmeyer, Oberförster, Grünkorn, Posthalter, Ed. Simon, Fr. Fleischmann, Dr. Grau, Knorz, Apotheker, Kalb, Lehrer, Heilbronn, Fabrikant, Benjamin Freudenthal I., Kultusvorsteher. 
Die verehrlichen Redaktionen anderer Zeitungen mögen diesen Aufruf zum Besten unserer schwer bedrängten Stadt in die Spalten ihres Blattes gütigst aufnehmen."
  
Erneuter Spendenaufruf (Juni 1879)      
Tann Rhoen Israelit 04061879.jpg (115674 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1879: "Geisa, 21. Mai (1879). Das Schicksal unserer schwer heimgesuchten Schwestergemeinde Tann, das so rasch erschütterte Gemeindeleben derselben, beschäftigt noch immer die Gemüter. Zwar regen sich schon mildtätige Herzen, das Los der bedauernswerten Gemeinde erträglicher zu machen, allein es werden wohl Jahre dahinschwinden, bis die Nachwehen der erlebten Katastrophe verschwinden werden. Was die israelitische Gemeinde am schwersten berührt, ist der Verlust ihres Gotteshauses, die Zufluchtsstätte des frommen Israeliten bei allen Wechselfällen des Lebens. Bei der großen Wohnungsnot im Orte ist nicht einmal ein entsprechender Raum zu finden, dem religiösen Drange nach gottesdienstlicher Vereinigung, der gerade in solchen verhängnisvollen Momenten noch mehr hervortritt, Genüge zu leisten. 'Kein Schabbat und kein Festtag (mehr)' ist der Klageruf, der uns dort überall entgegentönt! Es mag daher aufs Neue den religiösen Sinn der Israeliten zu Tann dokumentieren, dass sie mit Hintansetzung aller anderen Interessen es für ihre dringendste Aufgabe erachten, für die Wiedererstehung ihrer rituellen Anstalten zu wirken. Es werden bereits Sendschreiben an die israelitischen Gemeinden der Nachbarstaaten zur Förderung dieses Unternehmens vorbereitet und stehen wir nicht an, solche heute schon angelegentlichst der Berücksichtigung zu empfehlen. Die wackeren Tanner Glaubensgenossen haben auch bei ähnlichen traurigen Vorkommnissen mit vollen Händen ihre Teilnahme betätigt und haben daher alle Berechtigung, in der Zeit eigener Bedrängnis an die Mildtätigkeit jüdischen Menschenfreunde zu appellieren. H. Blank, israelitischer Lehrer."   
   

Teilergebnis der Spendensammlung für die Synagoge November 1879 

Tann Israelit 19111879.jpg (87601 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1879: "Für die abgebrannten Glaubensgenossen in Tann zur Erbauung ihrer Synagoge.   S.L. Strauss Witwe in Külsheim 3. – Ein Jehudi in Schleswig-Holstein 5. -  J. E. Cohen in Aurich 5. – Sußmann Lippstädter in Schweinshaupten 20. – Ungenannt in Frankfurt am Main 3. – Gumpel Ephraim in Neudamm 1. – Nathan Adler in Darmstadt 1. – Durch S. Mannsbach in Köln (Sammlung der Adaß Jeschurun) 10. – Ungenannt 3. – K.F.M. 5 und von J.K. 5, zusammen10. – H. Levi in Windecken 20. – Durch Rabbinatsverweser N. Bamberger in Würzburg von D. Feuchtwanger in Pappenheim 4, Joseph Rosenbaum in Grünsfeld 3, zus. 7. – G. Wetzlar Esq. In Cape Town (Südafrika) 10. – Gesammelt an dem Hochzeitstage von Max Adler in Frankfurt am Main mit Fräulein Henriette Ettingshausen in Höchst am Main 26,75. – Ungenannt in Ühlfeld 5. – W.E. in T. 1. – Durch Rabbinatsverweser N. Bamberger in Würzburg von Isaac Weisbart 3."

    
Die neue Synagoge wurde 1879/80 erbaut und am 17. September 1880 feierlich eingeweiht. Lehrer Leopold Hecht führte den Einweihungszug an, der sich vom Rathaus zur Synagoge begab. Provinzialrabbiner Dr. Cahn aus Fulda hielt die Einweihungsrede. Anwesend waren auch die Geistlichen und Lehrer der anderen Konfessionen sowie Vertreter der Kirchen- und Stadtverwaltung. Bei der Synagoge handelte es sich um ein stattliches Gebäude, das architektonisch im maurischen Stil gestaltet. Die Synagoge sttand in nächster Nachbarschaft zu Rathaus, Markplatz und der evangelischen Stadtkirche.   
    
    
Einbruch in der Synagoge (1903)  

Tann FrfIsrFambl 02101903.jpg (43218 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Oktober 1903: "Tann. In der hiesigen Synagoge wurde in der letzten Nacht ein Einbruchdiebstahl verübt. Der Dieb ist durch ein Fenster eingedrungen und hat die vier Opferstöcke erbrochen; die ziemlich starken Schlösser wurden heute morgen auf dem Boden gefunden. Leider soll dem Diebe eine ziemliche Summe in die Hände gefallen sein."  

 
Beim Novemberpogrom 1938 (in Tann bereits am 7. November 1938?) wurde die Synagoge völlig zerstört. Am Morgens des Zerstörungstages marschierten zunächst Männer des Reichsarbeitsdienstes durch die Stadt und sagen judenfeindliche Lieder. Gegen 19 Uhr kamen laut Berichten des Lehrers Okolica SA-Leute aus Günthers nach Tann geradelt und leiteten die Zerstörung der Synagoge ein. Nach anderen Berichten waren es Personen aus Geisa in Zivil. Die Synagoge wurde verwüstet und geschändet, Torarollen und Gebetbücher auf die Straße geworfen. Eine Woche nach dem Pogrom schlug Bürgermeister Bott dem Hochbauamt Fulda vor, das Synagogengebäude als Turnhalle oder Versammlungsraum zu verwenden. Ende 1938 wurde jedoch der Abriss angeordnet.  

1966 wurde eine Gedenktafel am Platz der Synagoge angebracht. 1991 kam ein Gedenkstein aus weißem Marmor dazu mit der Inschrift: "Zum Gedenken an unsere verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger". Eine Neugestaltung des Synagogenplatzes fand 2008 statt. Dazu ist in der Seite des Kultur- und Geschichtsvereins Tann zu lesen (www.kgv-tann.de): 
  
"Das Denkmal am Synagogenplatz besteht aus Steinen der 1938 im Rahmen des Novemberpogroms zerstörten Tanner Synagoge. Ende 1938 wurde die Synagoge abgerissen und die letzten jüdischen Einwohner mussten die Stadt verlassen. Die Synagogensteine wurden vor einigen Jahren im Fundament einer Holz-Lagerhalle nahe der Ulster entdeckt. Seit 2001 hat sich der KGV mit der Frage beschäftigt, wie etwa die 20 wieder aufgefundenen Steine der 1938 zerstörten Tanner Synagoge neben dem vorhandenen Denkmal aufgebaut werden könnten. Sie sollten ein weiteres Zeichen der Erinnerung an die über 200-jährige jüdische Geschichte in Tann sein. Nach ausführlichen Überlegungen und Planungen haben Mitglieder des Kultur- und Geschichtsvereins ein Denkmal auf dem Synagogenplatz errichtet. Es besteht aus Fenster- und Sockelsteinen, die in ihrer ursprünglichen Anordnung wieder aufgebaut wurden. Ein Metallbogen symbolisiert eines der zerstörten Fenster. Das Denkmal ergänzt Gedenkstein und -tafel, mit denen die Stadt Tann bereits vor dem Fund der Synagogensteine an die jüdische Gemeinde erinnerte. Am 15. Mai 2008 wurde nach langen Vorbereitungen und in Abstimmung mit der jüdischen Gemeinde Fulda eine eindrucksvolle, gemeinsame Einweihung durch die Stadt Tann, einem jüdischen Rabbiner und Chor sowie dem KGV gefeiert."    
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:     Synagogenplatz oberhalb Heiligengasse / Kleine Marktstraße   
   
   
Fotos
(Quelle: erste Fotozeile links aus Arnsberg Bilder S. 189, rechts aus Rudolf Hallo: Jüdische Kunst aus Hessen und Nassau. 1933 S. 28 Nr. 84)  

Die Synagoge in Tann
und eine Sederplatte aus Tann 
Tann Rhoen Synagoge 010.jpg (64940 Byte) Tann RHallo Tafel 6b Nr84.jpg (149382 Byte)  
     Die 1880 eingeweihte 
Synagoge 
 Die Sederplatte (von 1779) befand sich 
1933 in Privatbesitz einer jüdischen Familie 
in Tann; über den Verbleib der Platte ist 
nichts bekannt.
 
       
Das Synagogengrundstück im April 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2009)
    
Tann Synagoge 170.jpg (87774 Byte) Tann Synagoge 174.jpg (71536 Byte) Tann Synagoge 174a.jpg (69592 Byte)
Blick auf das Grundstück der ehemaligen
 Synagoge mit der 2008 neu gestalteten
 Gedenkstätte 
"An diesem Platz stand bis zu ihrer Zerstörung 1938 die Synagoge 
der jüdischen Kultusgemeinde Tann/Rhön"
   
         
Tann Synagoge 173.jpg (151969 Byte) Tann Synagoge 171.jpg (115170 Byte) Tann Synagoge 172.jpg (138527 Byte)
  Davidstern auf dem Gedenkstein  Gedenkstein von 1991: "Zum Gedenken an unsere verfolgten, vertriebenen und ermordeten
 jüdischen Mitbürger"; der hebräische Text ist Zitat des Verses aus Psalm 74,2 (siehe unten)
   
       
Tann Synagoge 176.jpg (130466 Byte) Tann Synagoge 178.jpg (130904 Byte) Tann Synagoge 177.jpg (108620 Byte)
"Gott gedenke an deine Gemeinde, die du vor Zeiten erworben hast, Psalm 74,2"    Blick zur Kirche vom Synagogenplatz  
   
     
Neuer Gedenkstein (2018) für 54 Personen
aus Tann, die in der NS-Zeit in
 Vernichtungslagern ermordet wurden 
(Foto: Bastiaan van der Velden)
   
  Die Gedenktafel wurde am Synagogenplatz angebracht  

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     
 

Juni bis November 2017: Ausstellung zur jüdischen Geschichte in Tann      
Tann Ausstellung 2017.jpg (293384 Byte)In Zusammenarbeit mit dem Verein Zukunft, Bildung Region Fulda, vertreten durch den Historiker Dr. Michael Imhof und den Kultur- und Geschichtsverein Tann präsentiert die Stadt Tann (Rhön) in der Zeit vom 23. Juni bis 11. November 2017 eine neue Geschichtsausstellung im Naturmuseum. Die Ausstellung "400 Jahre Juden in der Rhön" zeigt in vielen Facetten die Emanzipation und Integration des Judentums in der Rhön vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit – besonders für die Geschichte und Architektur des Städtchens Tann von nicht unerheblicher Bedeutung. Mit zahlreichen Exponaten aus verschiedenen Epochen, ausgeliehen aus verschiedensten Museen in ganz Hessen, wird zudem die jüdische Kultur und Religion anschaulich erläutert. Die Ausstellung stellt eine bedeutend erweiterte Zusammenfassung und Höhepunkt der bisher präsentierten Ausstellungsreihe zum Rhöner Judentum dar.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 22. Juni um 18 Uhr statt. Im Ausstellungszeitraum werden außerdem zahlreiche Begleitveranstaltungen rund um die jüdische Geschichte, Religion und Kultur, wie Führungen, Fach- und Musikvorträge, stattfinden. So startet die Reihe am darauffolgenden Wochenende mit einem Vortrag über die Familie Freudenthal durch einen direkten Nachfahren, Herr Bastiaan van der Velden aus den Niederlanden. 
Weitere Informationen erhält man auch bei der Tourist-Information Tann unter Telefon-Nr. 06682/9611-11 oder -12. Eintritt: Museumsticket zzgl. 1,- € 
Informationen in der Website der Stadt Tann.    
 
November 2018: Neue Gedenktafel enthüllt mit Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms    
Artikel von Jessica Fey in der "Fuldaer Zeitung" (Lokalausgabe) vom 12. November 2018: "Namen ermordeter Juden verewigt.
Gedenktafel in Tann enthüllt / Bewegende Feier mit besonderer Musik..." 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken  

    


Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Tann (Rhön)  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Tann (interner Link)   
bulletGenealogie der Familien Freudenthal  
bullet"Rhön-Lexikon": Seite "Auslöschung der jüdischen Gemeinde in Tann"    
bulletWebsite des Kultur- und Geschichtsvereins der Reigion Tann (Rhön) im Ulsertal e.V.  u.a. Seite zum Denkmal am Synagogenplatz  
bulletWebsite http://www.juden-in-nordhessen.co.de: unter "Genealogien jüdischer Familien in Nordhessen" findet sich ein Stammbaum der Familie Rosenstock in Tann (unter Forschungen Horst Rosenstock)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Tann 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Tann 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Tann sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,795  Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Tann: jüdisches Geburtsregister  1813 - 1935, jüdisches Trauregister 1844 - 1874 und jüdisches Sterberegister 1850 - 1938  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1463097        

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 302-304.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 189.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 26-27.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 487-488. 
bulletJoachim S. Hohmann (Hrsg.): Chronik der jüdischen Schule zu Tann (Rhön). Frankfurt am Main 1997.
bulletWir in Tann. 800 Jahre Stadtgeschichte. Hünfeld 1996. Darin vor allem die Beiträge:   
-  Joachim S. Hohmann:: "Mag er Christ oder Jude sein..." - Zur Geschichte der israelitischen Gemeinde. In: Wir in Tann. S. 268-302. 
-  Klaus-Hartwig Stoll: "Sie haben dadurch Unruhe in die Bevölkerung getragen". Anpassung und Widerstand im "Dritten Reich". In: Wir in Tann. S. 442-479.       
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 148-149.  
bulletFulda Lit 140.jpg (118420 Byte)Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda
hrsg. von Michael Imhof.  Zukunft Bildung Region Fulda e. V. 
Erschienen im Michael Imhof Verlag Petersberg 2011.  
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2 
(D) 44,00 €   CHF 62,90  (A) 45,25 €   
Zu Tann Beitrag von Michael Imhof S. 362-373..
bulletLit 400 Jahre Juden Rhoen.jpg (135549 Byte)Michael Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90.   
Erschienen im Michael Imhof-Verlag. Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"   
  
bullet Michael Imhof: Juden in der Rhön. Jubiläumsausgabe 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Hrsg. von Zukunft Bildung Region Fulda e.V.
2. erweiterte Neuauflage des oben genannten Buches.
21 x 29 cm, 424 Seiten, über 689 Farb- und 40 SW-Abbildungen. Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-1176-0.   39,95 €. 
Erschienen im Michael Imhof-Verlag. Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch" 
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und Vernichtung
.  
Rezension von Jutta Hamberger in den Osthessen-News vom 18. Oktober 2021: https://osthessen-news.de/n11655845/aufwuehlende-spurensuche-in-der-rhoen-michael-imhoff-juden-in-der-rhoen.html.    

         
           


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Tann Hesse-Nassau. Established in 1750, the community maintained an elementary school (1830-1930), opened a new synagogue in 1880, and numbered 140 (13 % of the population) in 1885. Affiliated with the rabbinate of Fulda, it declined to 72 in 1933. Nazis demolished the synagogue on 7 November 1938 (two days before Kristallnacht) when the local SA chief was killed by a falling beam. No Jews remained in Februar 1940, 36 having emigrated (mostly to the United States and Palestine). 
   
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

    

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020