Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

     
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zur Übersicht "Synagogen im Elsass"
      

Dornach (Stadt Mülhausen, Mulhouse, Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
In Dornach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940 und wiederum nach 1945. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1784 gab es elf jüdische Familien am Ort mit zusammen 58 Personen.      

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1846 217 (oder 244) jüdische Einwohner, 1861 204, 1900 179, 19010 123 jüdische Einwohner.     
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.  
 
Dornach war Sitz eines Rabbinates, das nach 1913 nach Mülhausen verlegt beziehungsweise mit dem dortigen Rabbinat zusammengelegt wurde (danach: Rabbinat Mulhouse-Dornach). Rabbiner in Dornach war von 1912 bis 1939 Camille Bloch  
  
Letzter Dornacher Rabbiner war Camille Bloch (geb. in Oberbronn, gest. 1939 in Dornach): studierte 1898-1901 in Berlin, war 1902-1910 Rabbiner in Soultz-sous-Forêts, 1910 in Dornach beziehungsweise Mulhouse-Dornach.   
  
Unter der deutschen Besatzung wurden 1940 die damals noch in Dornach lebenden jüdischen Personen nach Südfrankreich deportiert.    
 
Von den in Dornach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alice Geissmann geb. Klein (1893), Sylvain Goldschmidt (1885), Johanna (Jeanne) Levy geb. Wallach (1879), Arthur Wallach (1882).      
  
Nach 1945 wurde in Dornach eine jüdische Gemeinde wieder begründet - in enger Beziehung zu der in Mulhouse bestehenden jüdischen Gemeinde. 1953 wurden 174 jüdische Einwohner am Ort gezählt.   
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Dornach   

Veränderungen in den Besetzungen der Rabbinate - Rabbiner Max Guggenheim kommt nach Westhofen (1910) 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Mai 1910: "Straßburg. Die von dem israelitischen Bezirkskonsistorium zu Straßburg vorgenommenen Ernennungen des Rabbiners Dr. Bloch (bisher in Dambach) zum Rabbiner in Barr, des Rabbiners Dr. Lehmann (bisher in Schirrhofen) zum Rabbiner in Bischweiler, des Rabbiners Gugenheim (bisher in Quatzenheim) zum Rabbiner in Westhofen und des Rabbiner Dr. Marx in Westhofen zum beigeordneten   Rabbiner in Straßburg, ferner die von dem Bezirkskonsistorium zu Colmar vorgenommene Ernennung des Rabbiners Bloch in Sulz unter Wald zum Rabbiner in Dornach, sowie die von dem Bezirkskonsistorium zu Metz vorgenommenen Ernennungen des Rabbiners (Heinrich) Dreyfuß (bisher in Dürmenach) zum Rabbiner in Mörchingen (sc. Morhange, Lothringen) und des Rabbiners Levy (bisher in Pfalzburg) zum Rabbiner in Saarburg, sind von dem Ministerium in Elsaß-Lothringen bestätigt worden."    


Aufhebung des Rabbinats Dornach und Verlegung nach Mühlhausen (1912/14)

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September 1912: "Mülhausen, 30. August (1912). Die Nachricht, dass der vom israelitischen oberelsässischen Konsistorium einstimmig gefasste Beschluss, in Mülhausen ein zweites Rabbinat zu gründen, vom Ministerium abgelehnt worden hat, hat im Schoße der israelitischen Gemeinde sehr überrascht. Das Konsistorium hat mit seinem Beschluss bloß einem ihm vor etwas zwei Jahren unterbreiteten Plane des Ministeriums nachträglich seine Zustimmung erteilt, da der Ausfall der letzten Konsistorialwahlen, bei denen der jetzige Vorsteher der israelitischen Gemeinde und Gegner eines zweiten Rabbinats unterlegen ist, ein Beweis dafür ist, dass die größte Gemeinde des Oberelsass einen zweiten Rabbiner wünscht. Man wundert sich umso mehr über die Entscheidung des Ministeriums, als nach Aufhebung des erst zwei Jahre bestehenden Rabbinats Dornach dem Lande durch die Gründung eines zweiten Rabbinats Mülhausen keinerlei Ausgaben erwachsen. Jedenfalls ist das Konsistorium es der israelitischen Gemeinde Mülhausen schuldig, noch weitere Schritte zu unternehmen, um die Regierung zu bestimmen, auf seinen Wunsch einzugehen."   
 
Dornach FrfIsrFambl 31101913.jpg (31480 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Oktober 1913: "Colmar. Im nächsten Jahre wird die Eingemeindung Dornachs in Mülhausen erfolgen. Infolgedessen wird das Rabbinat Dornach aufgehoben und ein Rabbinat Mülhausen II gegründet. Das Konsistorium hat beschlossen, dieses neu zu gründende Rabbinat dem jetzigen Rabbiner von Thann zu übertragen und Rabbiner Bloch von Dornach nach Thann zu versetzen."

  
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen Gemeinden im Oberelsass (1914)
  
Anmerkung: die angegebenen Zahlen der jüdischen Gemeindeglieder beziehen sich auf ca. 1890.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914). Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch 289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie) 15, Hagenbach 26, Bergheim 110, Grussenheim 314, Neubreisach 102, Blotzheim 62, Bollweiler 120, Ensisheim 27, Regisheim 154, Dürmenach 205, Hegenheim 169, Hüningen 50, Kolmar 1105, Dornach 202, Mülhausen 2271, Niederhagental 145, Niedersept 124, Pfastatt 73, Markirch 147, Rappoltsweiler 134, Habsheim 73, Rixheim 69, Sennheim 151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St. Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz 113, Uffheim 120, Gebweiler 305, Sulz 182, Thann 163, Winzenheim 421 Juden. Die meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der Schweiz niedergelassen.".      

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Meyer Geißmann erlaubt sich unpassende "Scherze" (1884)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1884: "Dornach, 11. März (1884). Der Spruch unserer Weisen 'Kein Mensch südigt bis ihn ein Ruach Schtut = dummer Gedanke überkommt' (Talmud Sotah 3a) hat sich, durch ein am  4. März in Mühlhausen stattgefundenes trauriges Ereignis, wodurch eine ganze hiesige jüdische Familie in Trauer versetzt wurde und die hiesige jüdische Gemeinde in Aufregung geraten ist, leider vollständig bewahrheitet. Vor mehreren Wochen ließ ein Mitglied der hiesigen jüdischen Gemeinde, namens Meyer Geißmann, einem Glaubensgenossen A., in Dammenkirch, durch einige in nächster Nähe Dammenkirchs wohnende Leute sagen, er soll zum Begräbnis seines Schwiegervaters B. nach Dornach kommen. A. fuhr selbstredend nach Dornach und fand zu seiner angenehmste Überraschung den Schwiegervater ganz gesund und wohl. Das gleiche Manöver wiederholte Geißmann anfangs März. Am 4. März wurde Geißmann als der Verbreiter dieser erdichteten Trauerbotschaft entlarvt und ihm wahrscheinlich mit gerichtlicher Anzeige gedroht. Aus Furcht vor etwaiger gerichtlicher Bestrafung stürzte er sich am selbigen Tag nachmittags vor 2 Uhr auf der Sausheimer Brücke in Mühlhausen in den Verbindungskanal und fand hier den Tod. Einige die Brücke passierende Arbeiter hörten, wie Geißmann auf der Brücke die Worte sprach: 'Ade Welt'. Bald darauf war er verschwunden. Als die Arbeiter wieder zurückkehrten, um nach Geißmann zu sehen, war er bereits ertrunken. Jetzt wurde allgemein behauptet, Geißmann litt an Geistesstörung.  
Jedenfalls sind derartige Handlungen Symptome von Geistesstörung, denn ein Mensch mit gesundem Menschenverstand lässt sich zu solchen Taten nicht hinreißen, viel weniger zu einem Selbstmorde, der bei uns Jehudim Gott sei Dank sehr selten vorkommt. Leider gibt es unter uns Jehudim, namentlich auf dem Lande, derartige Leute, die, um als Spaßvögel zu gelten, ein Vergnügen daran finden, ihre Glaubensgenossen durch derartige erdichtete Trauerbotschaften zu erschrecken.  
Mögen solche Spaßvögel von erwähntem traurigen Ereignis Notiz nehmen und bedenken, zu welchen Resultaten derartige Späße führen."        

    
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorsteher Wolf Goldschmitt (1891)   

Dornach Israelit 19021891.jpg (111971 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1891: "Dornach, 7. Adar. Einen schweren Verlust hatte vor kurzer Zeit die hiesige Gemeinde zu verzeichnen; nicht nur die Gemeindemitglieder, sondern auch weite Kreise trifft dieser Schlag. Es ist nämlich unser langjähriger Vorsteher und Leiter der Gemeinde, Herr Wolf Goldschmitt, im Alter von 72 ins bessere Leben abgerufen worden. Wir verlieren in ihm einen treuen Verwalter und Pfleger der altjüdischen Einrichtungen, der nie so genannten neumodischen Ideen sein Ohr lieh. Weit über seine Gemeinde hinaus erstreckte sich die Wohltätigkeit des Verstorbenen: Hunderte von Armen haben den Verlust dieses Mannes zu beklagen; und so ist es kein Wunder, dass ein großer Zug Trauernder seiner Bahre folgte. Von den drei Rabbinern, die der Leichenfeier beiwohnten, hielten Herr Mook (sc. Salomon Moock), Rabbiner von Mülhausen und Herr Schüler, Rabbiner von Bollweiler, ergreifende Reden im Hause des Verstorbenen. Auf dem Friedhofe sprach Herr Rabbiner Bamberger von Sennheim tief empfundene Worte zu den zahlreichen Anwesenden. Jedermann war gerührt, als die irdische Hülle des Heimgegangenen unter lautem Schluchzen seiner trauernden Angehörigen der Erde übergeben wurde. Das Andenken des Frommen ist zum Segen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
    
Berichte zu Personen aus der jüdischen Gemeind
    

Hinweis auf Rabbiner Isaac Guggenheim (Gugenheim, geb. 1847 in Dornach, gest. 1918 in Sarre-Union) war von 1874 bis 1879 Rabbiner in Hagenthal-le-Bas, 1879 bis 1918 Rabbiner in Sarre-Union (seit 1912 im Ruhestand)
   
    
    
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Die Dornacher Synagoge wurde 1851 fertiggestellt und eingeweiht. Architekt des Gebäudes war der bekannte Zeichner und Architelt Jean-Baptiste Schacre (1808-1876), der zwei Jahre zuvor auch die Hauptsynagoge in Mülhausen erstellt hatte. Schacre war als langjähriger Stadtarchitekt von Mülhausen tätig (1844-1876). Die beiden von ihm erstellte Synagogen waren in neuromanischem/neoklassizistischen Stil erstellt. Für die beiden gleichfalls von Schacre wenige Jahre später in Mülhausen errichtete Katholische Stephanskirche und die Protestantische Stephanskirche verwendete er den neugotischem Stil.
  
Nach 1945 wurde die Dornacher Synagoge nicht mehr verwendet, da die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort zu gering war. In einem Gebäude in der Nähe der Synagoge wurde dafür ein Betraum eingerichtet.       
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:    Rue Gustave Schaeffer  
   
   
Fotos 
(Quelle: Rothé/Warschawski s. Lit. S. 158)   

Das Gebäude der 
ehemaligen Synagoge in Dornach
in den 1980er-Jahren  
Dornach Synagogue 130.jpg (90609 Byte) Dornach Synagogue 131.jpg (68235 Byte)
   Außenansicht
der ehemaligen Synagoge
Im Inneren: Blick über die 
Bima zum Toraschrein
       
Der nach 1945 
genutzte Betsaal  
Dornach Synagogue 132.jpg (99421 Byte)  
       

   
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Mulhouse   
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Dornach     
bulletSeite des Ministère de la culture mit Informationen zur Synagoge in Dornach  
bulletSiehe auch die Seiten zu Dornach über http://kehilalinks.jewishgen.org/Dornach/   

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 48. 158.  

  
n.e.       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                     

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020