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in Göppingen
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Personen aus der jüdischen Gemeinde sowie Anzeigen / weiteren Dokumenten
Göppingen (Kreisstadt)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Hier: Berichte zu den Rabbinern und
Lehrern sowie Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Göppingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Ein Teil der Texte konnte noch nicht abgeschrieben
werden - bitte zum Lesen die Textabbildungen anklicken
Übersicht:
Allgemeine Texte
Über
die israelitische Religionsgemeinde in Göppingen (Beitrag von Rabbiner Dr.
Tänzer, 1927)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1927: "Die israelitische Religionsgemeinde in Göppingen.
Von Rabbiner Dr. A. Tänzer.
Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hat die 'Göppinger Zeitung' am 16.
Mai eine Festnummer veröffentlicht. Dieser Nummer ist der folgende Aufsatz
mit Erlaubnis seines Verfassers entnommen.
Auch die israelitische Religionsgemeinde in unserer Stadt steht in einem
Jubiläumsjahre, da sie am 1. Juli auf 60 Jahre ihres Bestehens zurückblicken
kann. Und fast gleichzeitig, am 7. Juli, werden es 150 Jahre sein, dass ihre
Muttergemeinde in Jebenhausen
gegründet wurde. Die Geschichte beider Gemeinden in allen ihren Zweigen wird
in nächster Zeit in einem umfangreichen Werke erscheinen. Während aber die
Israelitengemeinde in Jebenhausen
bereits seit 28 Jahren der Vergangenheit angehört, hat ihre Nachfolgerin in
Göppingen eine ununterbrochene Linie der Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen.
Im Jahre 1849 ließen sich die zwei ersten Israeliten wieder in Göppingen
nieder, genau 500 Jahre, nachdem eine frühere Israelitengemeinde das
Schicksal jener in Stuttgart, Esslingen,
Geislingen und Ulm teilte und im Jahr 1349
dem Volkswahne zur Zeit der Pest zum Opfer fiel. Die beiden ersten
israelitischen Ansiedler der Neuzeit, wie fast alle ihre Nachfolger in den
nächsten zwei Jahrzehnten aus Jebenhausen
kommend, waren Joseph Raff und Salomon Einstein, die Gesellschafter der in
Jebenhausen aus der Firma 'Gebrüder
Einstein' im Jahre 1847 hervorgegangenen Firma 'Raff, Einstein und Co.', die
1849 auch ihren Webereibetrieb nach Göppingen verlegte. Joseph Raff, eine in
mehrfacher Hinsicht hervorragende Persönlichkeit, war 1831 als 13 jähriger
aus Illerstadt zu seinen Verwandten
gleichen Namens nach Jebenhausen
gekommen, um die Handweberei zu erlernen. In Göppingen, wo er 1852 eine
angesehene Firma unter seinem Namen errichtete, nahm der vielseitig
gebildete Mann bald eine führende Stellung im öffentlichen Leben ein und
hatte im Stadtrat als eifriges Mitglied der damaligen Deutschen Partei manch
harten Strauß auszufechten. Im Jahre 1870 übersiedelte er nach Stuttgart, wo
er ein bis 1912 bestehendes Bankhaus errichtete. Er starb 1897. Salomon
Einstein, ein Enkel des 1778 aus Buchau
nach Jebenhausen eingewanderten Joseph Einstein, kehrte 1852 nach
Jebenhausen zurück und errichtete
dort mit seinem Bruder Joseph Leopold Einstein, der viele Jahre
Kirchenvorsteher und Gemeinderat in Jebenhausen war, die Firma 'J. und S.
Einstein', die 1867 nach Stuttgart verlegt wurde.
Den beiden ersten Israeliten folgten bald weitere, die sich hervorragende
Verdienste um die Entwicklung der Textilindustrie und um die Einfüh- |
rung
der Korsettindustrie erwarben. Fast alle waren sie geprüfte Webmeister, die
gründliche Sachkenntnis mit rastlosem Fleiße verbanden. Die Namen Daniel
Rosenthal, Abraham Gutmann, Julius und Max Kaufmann u.v.a. sind ebensowenig
vom industriellen Aufschwunge Göppingens zu trennen, wie die heute
87-jährige Firma 'A. Gutmann u. Co.', und die in ihren ersten Anfängen fast
100-jährige Firma 'Raff und Söhne", die 1873 von hier nach München verlegt
wurde. Die Firma 'Kaufmann und Söhne' 'führte anfangs der 1860er Jahre die
erste mechanische Buntweberei in Göppingen ein, die dann vorbildlich für die
übrigen Göppinger Webereien wie für die anderen im Lande wurde."
(Festschrift: 'Die württembergischen Handelskammern 1856—1906', Teil 2,
Seite 363). Daniel Rosenthal, der Begründer der 1855 bis 1887 hier
bestandenen, um die Korsettindustrie hochverdienten Firma 'D. Rosenthal und
Co.", machte schon 1853, als Gesellschafter der damaligen Firma 'Rosenthal,
Steinhart und Co.', einen viel versprechenden Versuch, die
Herrenkleider-Fabrikation in Göppingen einzuführen, scheiterte aber, trotz
zustimmender Äußerung des Gemeinderates, am Widerstande der Schneiderzunft,
dem die Kreisregierung in Ulm nachgab. Erst im Jahre 1891 konnte Joseph
Ostertag diesen Industriezweig mit Erfolg einführen.
Der schon erwähnte Joseph Raff, seit 1851 vom Kirchenvorsteheramte in
Jebenhausen zum Anwalt der Göppinger
Israeliten bestellt, war die eigentliche Triebkraft bei den Bestrebungen,
die am 1. Juli 1867 zur Gründung der Israelitischen Kirchengemeinde
Göppingen führten. Diese zählte damals 174 Seelen, heute, einschließlich der
Israeliten in Jebenhausen,
Süßen und
Kirchheim etwa 400. Von den 30
selbständigen Männern zur Zeit der Gemeindegründung waren bürgerlich: 6 in
Göppingen, 17 in Jebenhausen, 2 in
Ludwigsburg und je 1 in
Lauchheim,
Laupheim,
Mühlbach in Baden,
Neckarsulm und
Nordstetten. In das erste
Kirchenvorsteheramt wurden gewählt: Joseph Raff, Daniel Rosenthal und
Siegmund Steinhart. Von hohem Werte für die gesunde Entwicklung der Ge-
meindeverhältnisse war der bezeichnende Umstand, dass in ihrer Leitung nur
selten ein Wechsel der Personen eintrat. In den 60 Jahren ihres Bestehens
zählte sie in ihrem bis in die jüngste Zeit nur aus 4 gewählten Mitgliedern
bestehenden Kirchenvorsteheramte 4 Mitglieder mit einer Amtszeit von je 35
Jahren (Salomon Ottenheimer sen., Julius Reinganum, Samuel Fleischer und
Samuel Dörzbacher) und hatte sie, abgesehen von einem Rabbinatsverweser für
kurze Zeit, nur drei Rabbiner (Kirchenrat Max Herz, Jes. Straßburger und
seit 1907 der Verfasser). Ein Vorsänger und Kirchenpfleger (Karl Bodenheimer)
war fast 44 Jahre im Amte. Dieser seltene Personenwechsel trug wesentlich
dazu bei, dass verschiedene größere Aufgaben (1880—1881 Erbauung der
Synagoge, |
1899
Auflösung der Israelitengemeinde in
Jebenhausen, 1904 Anlage des israelitischen Friedhofes in Göppingen,
1907 Erwerbung des Gemeindehauses usw.) günstig gelöst werden konnten.
Während am Kriege 1870—1871 nur ein Mitglied der Gemeinde, Samuel Fleischer,
teilnahm, stellte sie im Weltkriege 1914 bis 1918 92 Kriegsteilnehmer, von
denen 58 Frontsoldaten waren und 6 als Kriegsopfer fielen.
In den 10 Vereinen bzw. Ortsgruppen in der Gemeinde finden alle Bestrebungen
auf kulturellem, wohltätigem und geselligem Gebiete eine rege Pflege.
Und last, not least kann als erhebendes Moment festgestellt werden, dass
auch die Israelitengemeinde stets bestrebt war, den konfessionellen Frieden
in unserer Stadt zu erhalten und zu fördern." |
Aus der Geschichte des Rabbinates in Göppingen
Rabbiner in Göppingen waren:
 | Max (Manasse) Herz (geb. 1815 in Kochendorf,
gest. 1904 in Göppingen): studierte seit 1836 in Tübingen, wo er 1841 die
Erste Dienstprüfung ablegte; danach Vikar des Stadtrabbiners Joseph Maier
in Stuttgart; seit 1844 Rabbinatsverweser, seit 1846 Bezirksrabbiner in
Jebenhausen. 1868 verlegte er seinen Wohnsitz nach Göppingen; seit 1874 war
auch der Rabbinatssitz in Göppingen. Er trat 1895 in den Ruhestand. |
 | Dr. Hermann Kroner (geb. 1870 in Münster/Westfalen,
gest. 1930 in Oberdorf): Sohn des
Kirchenrats Dr. Theodor Kroner in Stuttgart; 1895 bis 1897 Rabbinatsverweser
in Göppingen, 1897 bis 1930 Rabbiner in Oberdorf am Ipf (bedeutender
Maimonides-Forscher). |
 | Jesajas Straßburger (geb. 1871 in Buttenhausen, gest.
1915): studierte in Tübingen, 1895-1897 Rabbinatsverweser in Oberdorf,
1897-1906 Rabbiner in Göppingen, 1906-1915 Rabbiner in Ulm. |
 | Dr. Arnold (Aron) Tänzer: (geb. 1871 in Pressburg,
gest. 1937 in Göppingen): studierte in Pressburg, Berlin und Bern; 1896 bis
1905 Rabbiner in Hohenems, 1905 bis 1907
Rabbiner in Meran, 1907 bis 1937 Rabbiner in Göppingen (1915 bis 1918
Feldrabbiner). An seinen Wirkungsorten hinterließ er viele Spuren seines
unermüdlichen Engagements für soziale und kulturelle Belange. Verfasser
zahlreicher lokalhistorischer Werke. In Göppingen legte Rabbiner Tänzer
seit 1909 den Grundstock für eine Volksbibliothek, der späteren
Städtischen Leihbücherei. Seit 1921 war er Ehrenmitglied des Göppinger
Veteranen- und Militärvereins "Kampfgemeinschaft". An ihn
erinnert in Göppingen das "Rabbiner-Tänzer-Haus" (siehe Fotos
unten, früheres Rabbinatsgebäude). |
Einzelne Texte aus
der Geschichte des Rabbinates in Göppingen
Verlegung des Rabbinatssitzes von Jebenhausen nach
Göppingen (1874)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 1. Dezember 1874: "Der Sitz des Rabbinats
Jebenhausen ist nun definitiv nach Göppingen verlegt worden, woselbst der
Rabbiner, Herr Herz, schon seit mehreren Jahren unter Genehmigung
des Königlichen Kultusministeriums seinen Wohnsitz genommen hatte." |
70. Geburtstag von Rabbiner
Max Herz (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Dezember 1885: "Aus Göppingen schreibt man: Am
24. November feierte Herr Rabbiner Herz hier seinen 70. Geburtstag.
Am Vorabend wurde er durch ein Ständchen des Liederkranzes erfreut und
dankte er den Mitgliedern dieses Vereins für die ihm erwiesene
Ehrenbezeigung in sehr warmen Worten. Gestern Vormittag wurde dem Jubilar
von den Vertretern der israelitischen Gemeinden Göppingen und Jebenhausen
eine kalligraphisch ausgeführte Adresse überreicht, in welcher die
großen Verdienste um seine Gemeinden hervorgehoben wurden. Zugleich wurde
eine Ehrengabe übergeben, welche von Seiten des Herrn Rabbiner zur
Gründer einer 'Rabbiner Herz-Stiftung' bestimmt worden ist. Herr
Oberamtmann Mosthaf überbrachte ihm ein Gratulations- und
Anerkennungs-Schreiben der israelitischen Oberkirchenbehörde. Abends fand
im Gasthaus Dettelbacher ein Bankett statt, an welchem sich beinahe
sämtliche Gemeindemitglieder beteiligten". |
Auszeichnung für Rabbiner Max Herz zum 40-jährigen Amtsjubiläum (1886)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Mai 1886:
"Bonn, 25. April (Notizen). Seine Königliche Majestät haben dem
Rabbiner Herz in Göppingen aus Anlass seines
vierzigjährigen Amtsjubiläums das Ritterkreuz zweiter Klasse des
Friedrichsordens verliehen." |
Rabbiner Max Herz wird zum Kirchenrat ernannt
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1894: "Göppingen,
24. November (1894). Dem hiesigen Herrn Rabbiner Herz ist aus Anlass
seines heute (Samstag) stattfindenden fünfzigjährigen Amtsjubiläums der
Titel eines Kirchenrats mit dem Rang der 7. Stufe verliehen worden. In
Folge dessen fand sich gestern Vormittag das theologische Mitglied der Königlichen
israelitischen Oberkirchenbehörde, Herr Kirchenrat Dr. Kroner von
Stuttgart mit Herrn Oberamtmann Dr. Schönmann und den Mitgliedern des
Kirchenvorsteheramtes, bei dem Jubilar ein, um persönlich die Urkunde über
die seltene Auszeichnung nebst den Glückwünschen Seiner Exzellenz, des
Herrn Staatsministers Dr. von Sarwey der Oberkirchenbehörde und des
Vereins der Rabbiner Württembergs in herzlichen und beredten Worten zu überreichen.
Der greise Jubilar dankte bewegt für die ihm gewordene Auszeichnung.
Gestern Abend wurde dem allbeliebten, von Pflichttreue erfüllten Herrn
Kirchenrat Herz von Seiten des hiesigen Liederkranzes ein Ständchen
gebracht, heute früh hat derselbe einen Festgottesdienst abgehalten und
abends findet ein Festessen zu Ehren des Jubilars statt. Die Gemeinde wird
eine Stiftung für junge Leute zum Lehrzweck errichten, die den Namen des
Jubilars tragen wird. Möge es ihm, der seit nunmehr 50 Jahren in einem
und demselben Bezirk als Geistlicher gewirkt hat, vergönnt sein, noch
lange seines Amtes als treuer und gewissenhafter Seelsorger seiner
Gemeinde zu walten! (Israelitische Wochenschrift)." |
Rabbiner Max Herz wird in den Ruhestand versetzt (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juni 1895:
"Rabbiner Kirchenrat Herz in Göppingen, der im verflossenen Jahre
seinen 80. Geburtstag und damit sein 50-jähriges Dienstjubiläum als
Rabbiner in Jebenhausen - Göppingen feierte, wurde in den Ruhestand
versetzt." |
Zum Tod von Rabbiner Max Herz (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1904: "Aus Württemberg.
4. August (1904). Heute wurde in Göppingen der älteste württembergische
Rabbiner, der im Jahre 1916 in Kochendorf
geborene Kirchenrat a.D. M. Herz unter größerem Geleite zu Grabe
getragen. Nach vollendetem Studium übernahm Herz 1840 die Stelle eines
Hauslehrers im Hofrat Pfeifferschen Hause und erhielt 1845 das Rabbinat Jebenhausen,
das später nach Göppingen verlegt wurde. Diese Stelle verwaltete er bis
zu seiner 1895 erfolgten Pensionierung. Anlässlich seines 70.
Geburtstages erhielt er den Friedrichsorden und 1895 den Titel eines
Kirchenrats. Mehrere Jahrzehnte lang war Herz Mitglied der Königlichen Prüfungskommission
für die württembergischen Rabbinen. In der Synagoge gab Rabbiner Straßburger
den Gefühlen der Teilnahme beredten Ausdruck; am Grabe widmeten Rabbiner
Katz – Heilbronn und
Kirchenvorsteher Fleischer dem Verstorbenen einen warmen Nachruf."
|
Rabbiner Jesajas Straßburger wird als Rabbiner in Ulm
gewählt (1906)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. August 1906: "Ulm.
Rabbinerwahl. Das hiesige Rabbinat wurde Herrn Rabbiner Straßburger -
Göppingen übertragen." |
Rabbiner Dr. Aron Tänzer wird von orthodox-jüdischer Seite kritisiert
(1911)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September 1911: "Stuttgart.
Die Generalversammlung des ‚Württembergischen Landesverbands für
die Interessen des gesetzestreuen Judentums’ fasste folgende Resolution:
‚Der Landesverband protestiert energisch gegen die von Rabbiner Dr. Tänzer
in Göppingen in verschiedenen Blättern gebrachten Artikel, da diese die
selbst an höchsten Stellen anerkannte Verschiedenheit der gesetztreuen
und neologen Richtung im Judentum in Abrede zu stellen versuchten, um das
orthodoxe Judentum und insbesondere einzelne Personen, die sich um
dasselbe verdient gemacht, zu diskreditieren. Es handelt sich bei diesen
Differenzen nicht um ‚Ritualformen, die Privatsache sind’, sondern um
grundlegende Glaubenssätze des für das Judentum für alle Zeiten
verbindlichen Torahgesetzes.’ |
Zum Tod der Frau von Rabbiner Dr.
Aron Tänzer (Eleonore
Rose geb. Handler, geb. 1875, gest. 1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1912: "Göppingen, 17. September
(1912). Die Familie unseres verehrten Herrn Rabbiners Dr. Tänzer ist in
tiefe Trauer versetzt worden. Am 8. September schied Frau Rabbiner Dr.
Tänzer, geb. Handler, eine Tochter des ehemaligen Totiser (sc. Totis
= Tata, Ungarn) Rabbiners Mark Handler und Schwester des
Budapester Rabbiners Dr. Simon Hevesi im Alter von 37 Jahren nach
kurzem schweren Leiden aus dem Leben. Ein überaus glückliches Eheleben
hat hier der Tod zerstört, und vier unmündige Kinder beklagen den Tod
der besten aller Mütter. Unter überaus zahlreicher Teilnahme aller
Bevölkerungskreise, Vertreter der Stuttgart-Loge, mehrerer benachbarter
Rabbiner, der evangelischen Stadtpfarrer usw. fand am 10. September die
Beerdigung auf dem hiesigen israelitischen Friedhofe statt. Nachdem Herr Lehrer
Bodenheimer die kantoralen Funktionen versehen hatte, hielt Herr Kirchenrat
Dr. Kroner aus Stuttgart auf Einladung des Kirchenvorsteheramts die
Leichenrede, in welcher er in ergreifender Weise die hervorragenden
Tugenden, den Edelsinn und das glückliche Eheleben der so früh
Verewigten schilderte. Es war ein tieferschütternder Moment, als hierauf
der gramgebeugte Gatte an den Sarg trat, um unter heißen Tränen seiner
edlen Frau für alle ihre Liebe und Güte zu danken. - Das Andenken der so
beliebten, einfachen, herzensguten Frau wird allezeit ein gesegnetes sein.
Sie ruhe in Frieden!" |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September 1912: "Göppingen.
Im Alter von 37 Jahren verschied die Gattin Rabbiners Dr. Tänzer, eine
Frau von vornehmer Gesinnung. Sie war eine Tochter des Oberrabbiners
Markus Handler seligen Andenkens in Totis (Ungarn) und Schwester Rabbiners
Dr. Simon Hevesi – Budapest". |
Auszeichnung für Rabbiner Aron Tänzer (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember
1916: "Dem Armeerabbiner der kaiserlich deutschen Bugarmee Dr.
Tänzer ist von Seiner Majestät dem Kaiser von Österreich das
Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen worden. Armeerabbiner Dr.
Tänzer stammt aus Preßburg und ist bereits früher durch Verleihung des
Eisernen Kreuzes 2. Klasse und des Ritterkreuzes des königlichen
württembergischen Friedrichsordens 1. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet
worden. Er war früher Landesrabbiner von Tirol und
Vorarlberg." |
Rabbiner Dr. Aron Tänzer widmet eines seiner Bücher Prinz Leopold von Bayern
(1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1917: "Aus
Ludwigsburg wird uns geschrieben: Seine Königliche Hoheit der Herr
Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern hat
die Widmung des vom Armeerabbiner der Bugarmee, Dr. Tänzer,
verfassten und derzeit im Erscheinen begriffenen Buches ‚Die Geschichte
der Juden in Brest-Litowsk’ angenommen." |
60. Geburtstag von Rabbiner Dr.
Aron Tänzer (1931)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 28. Januar 1931: "Göppingen (Rabbiner Dr. Tänzer 60
Jahre alt). Rabbiner Dr. Tänzer darf am 30. Januar seinen 60.
Geburtstag feiern. Seit 23 Jahren steht er im Dienst der
württembergischen Religionsgemeinschaft und übt als Rabbiner der
Gemeinde Göppingen eine überaus segensreiche Tätigkeit aus. Nicht nur
als vorzüglicher und geistvoller Kanzelredner ist Dr. Tänzer geschätzt,
sondern als ein tüchtiger Lehrer und gewissenhafter, feinfühliger
Seelsorger. Darüber hinaus ist er in den weiteren Kreisen seiner
Heimatstadt als Gelehrter, besonders auf literarischem und philosophischem
Gebiet, bekannt und seine Vorträge über solche Wissenskreise werden gern
gehört. Vor seinem Eintritt in den Dienst der israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs war Dr. Tänzer als Rabbiner der
Gemeinde Hohenems und später in Meran tätig. Aus jener Zeit stammt eine
Arbeit über die Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg, wie sein
1928 erschienenes Buch über die Gemeinden Jebenhausen und Göppingen dem
Gebiet seines heutigen Wirkungskreises entnommen ist. Während des Krieges
war Dr. Tänzer Armeerabbiner im Osten; er hatte sich der Heeresverwaltung
freiwillig zur Verfügung gestellt. Trotz seiner 60 Jahre ist Dr. Tänzer
heute noch voll sprudelnder Frisch und geistig überaus
rege." |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1931: "Bezirks-Rabbiner Dr.
Tänzer 60 Jahre alt.
Wenn ein Geburtstagkind sich um seinen Lebenskreis besonders verdient
gemacht hat, so ist der Tag eine gern benutzte Gelegenheit, dem Feiernden
Dankbarkeit und Verehrung zu bezeugen. Das gilt in vollem Wortsinn für
Bezirksrabbiner Dr. A. Tänzer in Göppingen, der am 30. Januar seinen 60.
Geburtstag feiern darf.
Der tiefbescheidene Gelehrte ist zwar allen Feierlichkeiten und
Lobeserhebungen abhold. Dafür aber glaubt die Gemeinschaft, der er seine
Kraft seit Jahrzehnten weiht, ein Ehrenanrecht zu haben, ihn zu feiern und
ihm für alles das zu danken, was er für sie bedeutet, Tänzer ist seit dem 1.
September 1907 als Rabbiner in Göppingen tätig, nachdem er zuvor vom 1.
Dezember 1896 bis zum 28. Februar 1905 das Rabbinat von Hohenems
(Vorarlberg) und von da an bis zum 31. August 1907 das Rabbinat in Meran
vorbildlich verwaltet hat.
Der moderne Rabbiner ist nicht nur nach dem berüchtigten Worte des Berliner
'Gemeindevorstehers' Gomperz 'Kauscherwächter', er hat nicht nur die
religiösen Dienstpflichten seines ehrwürdigen Amtes zu erfüllen. Er soll
seiner Gemeinschaft Pfadfinder und Wegführer sein; er soll nicht ein
weltabgewandtes Dasein in einsamer Klause führen, sondern mit seiner Zeit
und für sie wirken. Das alles gilt für Tänzers Auffassung vom rabbinischen
Amte. Seine Streitschrift 'Die Mischehe in Religion, Geschichte und
Statistik (Berlin 1913)'. sein Aufsatz über die Organisation der jüdischen
Wanderarmenfürsorge in Deutschland (Zeitschrift für das Armenwesen XV.),
sein Vortrag 'Judentum und Entwicklungslehre (Berlin 1903)' im berühmten
Babel- und Bibelstreit sind charakteristische Äußerungen eines
Neuzeitrabbiners. Darüber hinaus ist aber Tänzer ein hervorragender
Mitarbeiter auf dem Gebiet der jüdischen Geschichte gewesen.
Seine archivalischen Studien kennzeichnen den gründlichen Gelehrten; seine
vorsichtigen Schlüsse offenbaren pragmatisches Feingefühl. Seine Geschichte
der Juden in Tirol und Vorarlberg (Meran 1905), sein Buch über Brest-Litowsk
(Berlin 1917), vor allem aber seine Geschichte der Juden in Jebenhausen und
Göppingen (Stuttgart 1928) sind Zeugnisse sorgfältiger Kritik und lebendiger
Darstellung. Auch seine Darstellung der Philosophie Josef Albo's (Frankfurt
1896) war ein wertvoller Anfang, der bedauerlicherweise keine Fortsetzung
fand.
Tänzer ist aus einem altrabbinischen Hause hervorgegangen. Sein 1918
verstorbener Vater war Rabbiner in mehreren ungarischen Gemeinden gewesen.
Gründliche rabbinische Studien auf der berühmten Rabbinerhochschule in
Pressburg bereiteten ihn auf seine Amtsbetätigung vor. Seine akademischen
Studien hat er in Berlin und Bern abgeschlossen.
Es ist für die ernste Auffassung Tänzers von seinem Amte bezeichnend, dass
er sich im ersten Kriegsjahre freiwillig zum Heeresdienst meldete und bis
zum Schluss des Krieges als Armeerabbiner der Bug-Armee und zuletzt in Kiew
eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltete. Tänzer ist als bedeutender
Kanzelredner, als ausgezeichneter Lehrer und Organisator ebenso bekannt wie
beliebt, so dass er sich der einmütigen Zuneigung und Wertschätzung seiner
Gemeindegenossen erfreuen darf. Die Kollegen sehen in ihm eine Zierde ihres
Standes. Das Schönste in seiner Persönlichkeit ist aber doch seine große
Bescheidenheit und seine Herzensgüte. Unser Wunsch, dass er seiner Gemeinde
und der Gesamtheit des Judentums noch viele Jahrzehnte in ungebrochener
Kraft erhalten bleibt, ist allgemein." |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar
1931: "Göppingen. Die Feier des 60 . Geburtstages von
Bezirksrabbiner Dr. Tänzer nahm einen sehr erhebenden Verlauf. Im
Kreise seiner Angehörigen wurden dem Jubilar Beweise der Verehrung und
Wertschätzung in reichstem Malle entgegengebracht. Der Israelitische
Oberrat, die Stuttgart-Loge, die Vorsteherämter der Israel.
Religionsgemeinden Stuttgart, Cannstatt, Ludwigsburg, Esslingen und Gmünd
haben in anerkennenden Schreiben die reiche Lebensarbeit des Jubilars
anerkannt. Das Israel. Vorsteheramt unserer Gemeinde war vollzählig
erschienen und sprach durch seinen Vorsitzenden, J. Guggenheim, seine
Glückwünsche aus. Ebenso nahmen alle unsere Vereine, wie die Mitglieder
unserer Gemeinde herzlichen Anteil an dem Ehrentag unseres hochgeschätzten
Rabbiners. Eine Fülle von brieflichen und telegraphischen Gratulationen von
nah und fern, zum Teil auch von ehemaligen nichtjüdischen Kriegskameraden,
zeugten für die Wertschätzung und Verehrung. die der Jubilar überall
genießt. So war die Feier des 60. Geburtstages für Dr. Tänzer der Tag. an
welchen ihm die wohlverdiente Anerkennung für alles das zuteil wurde, was er
dem Judentum, der Gemeinde und der Wissenschaft mit unermüdlicher Kraft
geleistet hat." |
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Aron Tänzer
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September
1932: "' Zum 25jährigen Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Tänzer,
Göppingen.
Es sagt sich so leicht '25jähriges Amtsjubiläum des Rabbiners' und es
bedeutet doch so viel, so unendlich viel: Ein Vierteljahrhundert Menschen
seelsorgerisch betreuen. 25 Jahre lang Leid und Freud mit der anvertrauten
Gemeinde teilen, Trost und Aufrichtung in Stunden schwerster Heimsuchung
spenden, der Jugend den Weg weisen, den Armen Helfer und Berater sein, und,
mehr als dies alles, der Gemeinde Gottes Wort künden, ihr das Licht der Tora
erschließen — ihr Führer sein! Wahrlich, eine herrliche Aufgabe, für
den, der ihr gerecht wird.
Rabbiner Dr. Tänzer ward ihr gerecht. Mit ganzem Herzen obliegt er
seinem heiligen Beruf. Unermüdlich ist er seelsorgerisch tätig - aber immer
noch findet er die Zeit zu hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten. So
ist es eine ganze dankbare Gemeinde, die seinen Ehrentag mit ihm
feiert, ist es der weite Kreis seiner Freunde und Verehrer, die zur
festlichen Stunde sich ihm glückwünschend nahen.
Auch die 'Gemeindezeitung', in der so manches ernste, tiefe Wort aus seiner
Feder stand, grüßt den hochverehrten Jubilar.
Anlässlich des 60. Geburtstages von Rabbiner Dr. Tänzer haben wir seinen
Lebenslauf wiedergegeben und seine wissenschaftliche Bedeutung gewürdigt.
Wir wiederholen diese Ausführungen, um unseren Lesern von neuem das Bild
dieser trefflichen Persönlichkeit vor Augen zu führen.
Tänzer ist aus einem altrabbinischen Hause hervorgegangen. Sein 1918
verstorbener Vater war Rabbiner in mehreren ungarischen Gemeinden gewesen.
Gründliche rabbinische Studien auf der berühmten Rabbinerhochschule in
Preßburg bereiteten ihn auf seine Amtsbetätigung vor. Seine akademischen
Studien hat er in Berlin und Bern abgeschlossen, Tänzer ist seit dem 1.
September 1907 als Rabbiner in Göppingen tätig, nachdem er zuvor vom 1.
Dezember 1896 bis zum 28. Februar 1905 das Rabbinat von Hohenems
(Vorarlberg) und von da an bis zum 31. August 1907 das Rabbinat in Meran
vorbildlich verwaltet hat.
Es ist für die ernste Auffassung Tänzers von seinem Amte bezeichnend, dass
er sich im ersten Kriegsjahre freiwillig zum Heeresdienst meldete und bis
zum Schluss des Krieges als Armee-Rabbiner der Bug-Armee und zuletzt in Kiew
eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltete.
Hohes Ansehen genießt er in der wissenschaftlichen Welt. Seine Streitschrift
'Die Mischehe in Religion. Geschichte und Statistik (Berlin 1913)', sein
Aufsatz über die Organisation der jüdischen Wanderarmenfürsorge in
Deutschland (Zeitschrift für das Armenwesen XV.), sein Vortrag 'Judentum und
Entwicklungsjahre (Berlin 1903)' im berühmten Babel- und Bibelstreit sind
charakteristische Äußerungen eines Neuzeitrabbiners. Darüber hinaus ist aber
Tänzer ein hervorragender Mitarbeiter auf dem Gebiet der jüdischen
Geschichte gewesen. Seine archivalischen Studien kennzeichnen den
gründlichen Gelehrten: seine vorsichtigen Schlüsse offenbaren pragmatisches
Feingefühl. Seine Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg (Meran 1905),
sein Buch über Brest-Litowsk (Berlin 1917), vor allem aber seine Geschichte
der Juden in Jebenhausen und Göppingen (Stuttgart 1928) sind Zeugnisse
sorgfältiger Kritik und lebendiger Darstellung. Auch seine Darstellung der
Philosophie Josef Albo's (Frankfurt 1896) ist rühmend zu erwähnen." |
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Anzeige
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September
1932:
Festgottesdienst in der Synagoge Göppingen
am Sonntag, den 11. September 1932, vormittags 10.30 Uhr anlässlich
des 25jährigen Amtsjubiläums des Herrn Rabbiner Dr. Tänzer.
Israelitisches Vorsteheramt Göppingen." |
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Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September
1932: "Göppingen. Um das 23jährige Amtsjubiläum unseres verehrten
Rabbiners Dr. Tänzer feierlich zu begehen, findet am 11. September,
vormittags 10 1/2 Uhr, in der Synagoge ein Fest-Gottesdienst statt, bei dem
alle Gemeindemitglieder, auswärtige Gäste und insbesondere die Freunde,
Schüler und Verehrer des Jubilars herzlichst willkommen sind. Wir verweisen
auf die Einladung des Israelitischen Vorsteheramts Göppingen Seite 92 dieser
Nummer." |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1932: "Ein Festtag in Göppingen.
25 jähriges Amtsjubiläum von Rabb. Dr. A. Tänzer.
Göppingen, den 11. September, Kaum fasste unser festlich geschmücktes
Gotteshaus alle diejenigen, die erschienen waren, das 25-jährige
Amtsjubiläum unseres hochverdienten Herrn Rabbiner Dr. Tänzer am 11.
September festlich zu begehen. Es war ein erhebender Augenblick, als der
Jubilar, begleitet von Stadtrabbiner Dr. Rieger, Stuttgart, und den
Mitgliedern des hiesigen Vorsteheramts das Gotteshaus betrat, in dem er 25
Jahre lang in nie versagender Treue und Pflichterfüllung seines Amtes
waltet. Der Synagogenchor begrüßte Dr. Tänzer mit begeistertem
'Hallelujah'', worauf Stadtrabbiner Dr. Rieger die Festpredigt hielt. 'Wahre
Deine Seele gar sehr, dass Du nicht vergessest, was Deine Augen geschaut
haben', so begann er seine tief empfundenen Worte an den Jubilar. Der Redner
hob mit Recht hervor, dass sich die ganze Gemeinde, die Vertreter der
Behörden unserer Gemeinschaft, die Bezirksgemeinden, viele Freunde und
Verehrer in seltener Einmütigkeit eingefunden haben, um mit ihm den
festlichen Tag in Dankbarkeit und Treue zu begehen. Gott allein gebühre Lob
und Dank, der den Jubilar den heutigen Festtag erleben lasse, der ihn dazu
ausersehen habe, ein schweres und pflichtenreiches Amt zu verwalten, das
Wort Gottes zu künden und einer ganzen Gemeinde in guten und schweren Tagen
als Berater, Tröster und Helfer beizustehen. Er gedachte seiner ersten
Amtsarbeit in Hohenems und Meran, der Vorbereitung innerer Reife für
kommende schwere Tage. Dann kam Dr. Tänzer im September 1907 in die
Göppinger Gemeinde, wo es ihm bald glückte, der Freund aller, gleichsam der
sorgende, mitfühlende Kamerad und Bruder zu werden. Er hat es verstanden,
das Wort Gottes allzeit in heiliger Hingabe und frommer Begeisterung zu
verkünden, Herzen zu stärken, Seelen zu erfüllen, Kinder zu belehren, eine
Gemeinde gläubiger Menschen heranzubilden. Dr. Rieger gedachte all derer,
die der Jubilar in den letzten Jahrzehnten zur letzten Ruhe |
geleitete,
derer, denen er Gottes Wort mit auf den Lebensweg geben durfte, der Kinder,
denen er zum Segen die Hand auf das Haupt gelegt und ihnen den Weg ins Leben
gewiesen. Aber nicht nur die Jugend, deren Lehrer er geworden ist, auch die
ganze Gemeinde und alle, die ihn kennen, bewundern die Jugendkraft, mit der
Dr. Tänzer Gottes Wort kündet und deutet. — Dr. Rieger würdigte dann die
ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit des Jubilars und gab dem innigen
Wunsche und der starken Hoffnung Ausdruck, dass Dr. Tänzer noch viele
Jahrzehnte lang mit Gottes gütiger Hilfe wirken möge. Mit den Worten 'Die
Gnade Gottes sei mit Ihnen heute und alle Tage Ihres Lebens, Gott blicke
herab auf Ihr Haus und segne Sie', schloss Dr. Rieger seine mit großer
Innigkeit und Bewegtheit gehaltene Ansprache.
Nach dem Chorgesang 'Se hajom' ergriff der Jubilar das Wort. Er begann, um
in tiefer Ergriffenheit der Empfindung des Dankes gegen Gott Ausdruck zu
geben, der es ihm vergönnte, nunmehr 36 Jahre lang, und davon 25 Jahre in
unserer Gemeinde, in seinem heiligen Amte tätig sein zu dürfen: er dankte
dem Israelitischen Oberrat und ganz besonders seinem theologischen Mitglied
Stadtrabbiner Dr. Rieger, für dessen ehrenvollen Worte, die ihn in
unverdientem Maße auszeichneten: er dankte dem hiesigem Vorsteheramte, das
diese Feier veranstaltete, und begrüßte die Vertreter und Mitglieder der
Bezirksgemeinden, die anwesenden Lehrer, die Gemeindevorsteher, die Gemeinde
selbst, alle Gäste und lieben Freunde aus nah und fern. Er betrachte die ihm
zu Ehren veranstaltete Feier als eine tiefernste Stunde der Rückschau. Dr.
Tänzer gedachte dabei der verewigten Mitglieder des Kirchenvorsteheramtes,
der gefallenen Kriegskameraden. aller Gemeindemitglieder, aber auch froher
Tage. Er gedachte dankbar aller Beweise des Wohlwollens und Vertrauens,
aller freundlichen Gesinnungen, die ihm entgegengebracht wurden, zeichnete
die gedeihliche Entwicklung unserer Gemeinde, lobte ihr Mitgefühl, ihre
Opferwilligkeit und Menschenliebe, ihren Bürgerfleiß und ihre Eintracht. Wie
das Rausch-haschonoh-Fest für uns alle, so sei der festliche Tag seines
Jubiläums für ihn ein ernster Tag der Selbstprüfung: lind wenn ihm heute
auch sein Gewissen sage, dass er jederzeit bestrebt war, dem Wohle der
Gemeinde in inniger Gebundenheit zu dienen, so bleibe doch manchesmal das
Können hinter dem Wollen, das Erreichte hinter dem Erstrebten zurück. Im
Mittelpunkt seiner Tätigkeit stehe das Verkünden des Gottesworts, das eine
unversiegbare Quelle der Kraft bilde. Die jüdische Lebensauffassung lasse
keine Feier einer Persönlichkeit zu. und auch hier gelte die Feststunde
nicht ihm, sondern nur Gott, durch dessen unendliche Gnade es ihm vergönnt
sei, sein Wort zu verkünden. Mit bewegter Stimme gab Dr. Tänzer zum Schluss
der Hoffnung Ausdruck, dass sich das Band zwischen Gemeinde und Rabbiner zu
einem immer innigeren gestalten möge, dass die Treue zum Judentum und unser
Gotteshaus als eine würdige Pflegestätte unserer Religionsgemeinschaft
erhalten bleiben möge, in der auch fernerhin in festem Zusammenhalte das
heilige Wort ertöne: zu Ehren Gottes, zum Wohle der Gemeinde, des
Vaterlandes und aller Mitmenschen.
Der Chor, de, auch an dieser Stelle ein wohlverdientes Lob ausgesprochen
werden möge, beschloss mit 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' den ebenso
feierlich wie würdig verlaufenen Festgottesdienst.
Anschließend an die synagogale Feier fand in der Wohnung des Jubilars ein
Empfang statt. Der Vizepräsident des Israelitischen Oberrats, Leopold Levi,
Stuttgart, entbot die herzlichsten Glückwünsche seiner Behörde. Für das
Israelitische Vorsteheramt Göppingen sprach Julius Guggenheim, für die
Bezirksgemeinden Religions-Oberlehrer E. Adler,
Cannstatt, für den Lehrerverein
Direktor Theodor Rothschild, Esslingen;
Oskar Rothschild, der Vorsitzende des Israelitischen Vorsteheramts
Stuttgart, brachte die Wünsche seines Kollegiums sowie die der übrigen
württembergischen Gemeinden zum Ausdruck. Auch hierbei wurden dem Jubilar
von allen Seiten wohlverdiente Huldigungen zuteil." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Tänzer (Nachruf von Rabbiner Dr. Auerbach, Stuttgart,
1937)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April 1937: "Rabbiner Dr. Tänzer
seligen Angedenkens als Wissenschaftler.
Von Rabbiner Dr. Auerbach, Stuttgart.
Durch den vor wenigen Wochen erfolgten Tod des Rabbiners Dr. A. Tänzer,
Göppingen, hat die Judenheit in Deutschland einen schweren Verlust erlitten.
Dem Rabbinerstand in Deutschland ist wohl der wissenschaftlich befähigtste
Rabbiner entrissen worden.
Er war 1871 in Preßburg geboren und stammte aus einem deutenden
Rabbiner-Geschlecht. Schon in frühestem Kindesalter wurde er ins jüdische
Schrifttum eingeführt. Kaum dem Knabenalter entwachsen, trat er in die
berühmte Rabbinerschule in Preßburg ein. Wer in ihr mitkommen wollte, musste
bereits über ein hohes Maß jüdischen Wissens verfügen. Es gab auf ihr junge
Gelehrte, die ob ihrer Kenntnisse und ihrer Denkfähigkeit bewunderungswürdig
waren. Freilich, moderne Bildung drang nicht oder nur sehr spärlich dorthin.
Aber den dort Geschulten fiel es nicht allzu schwer, sie sich anzueignen.
Das zeigt das Beispiel des erst achtzehnjährigen Aron Tänzer. Ein ehemaliger
Mitschüler von ihm, Rabbiner Dr. Neuwirth, Stuttgart, berichtete mir
folgendes: In einem Nachbarstädtchen Preßburgs wohnten nur wenige Juden. Zu
den Hohen Feiertagen luden sie drei Zöglinge der Preßburger Rabbinerschule
ein, um die für den Gottesdienst erforderliche Zehnzahl voll zu machen. Zu
ihnen gehörte auch Aron Tänzer. Dieser trat vor Beginn des Schlussgebets -
am Versöhnungsfest vor die Gemeinde und las eine, von ihm in hochdeutscher
Sprache verfasste Predigt vor. Sie war wohlgegliedert, gedankenreich und
schwungvoll. Die Hörer waren über diesen Jüngling erstaunt und von ihm
begeistert. Wo hat er es nur gelernt?
Er war der fleißigsten einer. Sein lebhafter Geist ruhte nicht. Er drang in
die Tiefe. Eifrig suchte er nach der Wahrheit. Schier unbegreiflich, welche
Mühe er sich dabei gab. Schließlich wurde er ein bedeutender
Geschichtsforscher. Von größtem Einfluss für ihn wurde der hervorragende
jüdische Philosoph Moritz Lazarus. Zu ihm blickte er mit größter Verehrung
empor. Der Verkehr mit Moritz Lazarus war sein tiefstes Erlebnis. In der
Vorrede zu seiner Schrift 'Judentum und Entwicklungslehre', mit welcher er
in den viel Staub aufwerfenden Bibel- und Babel- Streit eingriff, sagt der
Zweiunddreißigjährige: 'Und in des teuern Meisters Hand habe ich gelobt,
nach besten Kräften in seinem Sinne zur Ehre des Judentums zu wirken, für
dessen fortschrittliche Entwicklung vertiefte Erkenntnis und allgemeine
Anerkennung offen und unerschrocken einzutreten.
Seine erste Arbeit galt dem bekannten jüdischen Religionsphilosophen Joseph
Albo (1381—1445). Dessen Bedeutung wurde bestritten. Dem Verfasser der
'Grundlehren" wurde vorgeworfen, daß er seine besten Gedanken dem
tiefsinnigen jüdischen Religionsphilosophen Chasdai ibn Crcscas (1340—1410)
entlehnt, ja sich nicht einmal gescheut habe, ihn wörtlich abzuschreiben.
Der fünfundzwanzigjährige A. Tänzer wies aber nach, daß diese Behauptung
falsch ist. Selbst, wo der Wortlaut beider mittelalterlicher Philosophen
gleichlautend zu sein scheint, drücken sie doch ganz Verschiedenes aus. Aron
Tänzer ist bereits ein selbständiger Denker. Die darauf folgende Arbeit
wurde schon erwähnt. £r beherrscht vollkommen die Bibel-Babel-Literatur und
hatte sich den umfangreichen Stoff mit der ihm angeborenen Gründlichkeit
angeeignet. Noch gärt der junge Most, es brodelt, stürmt und braust in
diesem jungen Gelehrten, mit Leidenschaftlichkeit schreibt er seine Sätze
nieder; aber allmählich gewinnt dieser junge Geist die Macht über sich, er
trägt dann seine Gedanken ruhig in einer Sprache von edler mustergültiger
Schönheit vor, aber seine geistige, sich nicht mehr ändernde Eigenart äußert
sich schon in dieser Studie. Während er seinen Gegenstand streng
wissenschaftlich behandelt, bedrängen ihn zu gleicher Zeit praktische
jüdische Zeitfragen.. Er war nie ein Stubengelehrter, den die Welt da
draußen nichts angeht. In dem Büchlein verlangt er eine Synode der jüdischen
Gelehrten und Rabbiner der ganzen Welt.
Seine Abhandlung über die Mischehe in Religion, Geschichte und Statistik der
Juden (1913) ist ein kleines Meisterwerk, das nicht veralten wird. 'Länder,
in denen die größte Zahl von Juden zu Mischehen schreitet, sind Deutschland
und Ungarn. Das erstere allen voran'. Neben dem Inhalt ist auch die Form der
Abhandlung bemerkenswert. Der Stil ist vollendet. Er hat dann eine Anzahl
wertvoller geschichtlicher Aufsätze verfasst, während des Krieges, an dem er
als Feldrabbiner teilnahm, 'Über die Juden in Polen”, 'Brest Litowsk”, Die
wesentlichste Bereicherung bringen aber der jüdischen Wissenschaft seine
großen Werke: 'Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen
Vorarlberg”, 'Die Geschichte der" |
Juden
in Jebenhausen und Göppingen”. Die Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit der
der Forscher arbeitet, sind kaum zu übertreffen. Mit unermüdlicher Geduld
sammelt und studiert er die Quellen. Die Bücher lesen sich trotz aller
Gelehrsamkeit sehr leicht. Sie sind fesselnd geschrieben. Eine Fülle der
Gesichte zieht an dem Leser vorüber. Seine Geschichte der Juden in
Württemberg liegt im Manuskript fertig vor, sie ist soeben gedruckt worden
und erscheint in den nächsten Wochen.
Seine Moritz Lazarus-Biographie erblickte bis jetzt nicht das Licht der
Öffentlichkeit. Der literarische Nachlass von Moritz Lazarus - die Briefe
von ihm und an ihn - wurden von der Witwe des Philosophen dem treuen und
verständnisvollen Freund A. Tänzer vermacht. Er ordnete, sichtete dieses
hohe Erbe und machte dadurch der Nachwelt einen unerschöpflichen
Geistesschatz zugänglich.
An einem Riesenwerk arbeitete er noch: 'Die Tora im Talmud, alle Torastellen
in den beiden Talmuden mit ihren Verwendungen und Deutungen gesammelt,
übersetzt und erklärt'. Als ob er ahnte, dass sein Leben zu Ende gehe,
schrieb er Tag und Nacht daran, aber er brach zusammen, ohne die Arbeit zu
Ende geführt zu haben.' Das erste, zweite und fünfte Buch sind beendet, das
dritte und vierte fehlt. Doch geben all die genannten Schriften und Bücher
noch kein vollständiges Bild von dem Umfang seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit. Im Grunde genommen waren alle seine Vorträge wissenschaftliche
Leistungen und druckreif.
Im Talmud (Horajoth 13a) heißt es: 'Ein jüdischer Gelehrter ist höher zu
schätzen als der jüdische König. Denn stirbt jener, so gibt es
seinesgleichen nicht mehr, stirbt dieser, so ist jeder gesunde Israelit für
die Königswürde geeignet.'
Die Judenheit in Deutschland beklage das Ableben des Rabbiners Dr. Aron
Tänzer". |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle zunächst eines privaten Lehrers (1852 / 1860), dann der Stelle
eines Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1874 / 1876 /
1878)
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1852: "Göppingen,
im Königreich Württemberg. Offene Stelle für einen Hauslehrer. Wir
suchen bis zum Frühling dieses Jahres für 5 Kinder, im Alter von 5-7
Jahren, einen Hauslehrer, der in der Religion und im Hebräischen gründlichen
Unterricht zu geben, und sich hierüber, wie über seine Moralität, mit
genügenden Zeugnissen auszuweisen im Stande ist. Humane Behandlung,
angemessenes Salär, nach Umständen auch Reisekostenentschädigung werden
zugesichert. Hierauf
Reflektierende wollen sich über die weiteren Bedingungen in frankierten
Zuschriften wenden an Kaufmann
& Gebrüder Gutmann, Fabrikanten. Den 5. Januar 1852." |
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Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1860: "Offene
Lehrerstelle. Göppingen (Württemberg), 30. September 1860. Mehrere
Familien hier suchen einen ledigen Lehrer, der tägliche einige Stunden
hebräischen Unterricht zu erteilen hat. Frankierte Anträge nimmt
entgegen und nähere Auskunft erteilt Jos. Raff." |
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Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1874: "Die
hiesige Vorsängerstelle, mit welcher die Funktionen eines Schächters
verbunden sind, und die mit den Nebeneinkünften ein jährliches Einkommen
von circa 800 Gulden neben freier Wohnung gewährt, soll sofort besetzt
werden. Portofreie Meldungen nebst Zeugnissen sind in tunlicher Bälde an
das Unterzeichnete zu richten. Göppingen, den 12. Februar 1874. Das
israelitische Kirchenvorsteheramt." |
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Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. März 1876: "Göppingen
(Württemberg), im Februar 1876. Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher
einschließlich der Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden
ist, soll bis April dieses Jahres mit einem seminaristisch gebildeten
Manne, welcher befähigt ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem
Chor und in Begleitung eines Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst
zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt,
sind in Bälde zu richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt." |
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Anmerkung: In der nachfolgenden Anzeige
in der orthodox-konservativ geprägten Zeitschrift "Der
Israelit" bleibt in der Ausschreibung vermutlich bewusst das
Harmonium in der Synagoge unerwähnt. |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1876: "Die hiesige
Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich der Nebeneinkünfte ein
Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll anfangs April dieses Jahres
mit einem seminaristisch gebildeten Mann, welcher befähigt ist,
Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor vorzubeten und den Schächterdienst
zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen, mit Zeugnissen belegt,
sind in Bälde zu richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt. Göppingen
(Württemberg), Januar 1876." |
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Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. März 1878: "Göppingen
(Württemberg), im März 1878. Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher
einschließlich der Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden
ist, soll sofort mit einem seminaristisch gebildeten Manne, welcher befähigt
ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor und in Begleitung
eines Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt
werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt, sind in Bälde zu
richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878: "Die hiesige
Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich die Nebeneinkünfte ein
Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll sofort mit einem
seminaristisch gebildeten Manne, welcher befähigt ist,
Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor und in Begleitung eines
Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt
werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt, sind in tunlicher Bälde
zu richten an das Israelitische Kirchenvorsteheramt. Göppingen (Württemberg),
im März 1878." |
Zum Tod von Religionslehrer Karl Bodenheimer
(1925)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Februar 1925: "Göppingen. In den
Abendstunden des 8. Februar ist der Religionslehrer der hiesigen Gemeinde
Karl Bodenheimer nach langem schweren Leiden verstorben. Seine
Bestattung, die am 11. Februar stattfand, legte beredtes Zeugnis dafür ab,
was er seiner Gemeinde gewesen ist. Der Volksschullehrergesangverein ließ
vor dem Trauerhause ernste Weisen ertönen. Dann wurden die sterblichen Reste
des Dahingeschiedenen zum Friedhof geleitet. Hier widmete ihm Rabbiner Dr.
Tänzer ernste Worte dankbarer Erinnerung und ehrenvoller Würdigung. Im Namen
des Israelitischen Oberrats dankte dessen Präsident Regierungsrat Dr.
Nördlinger dem treuen Manne für seine vorbildliche Wirksamkeit. Oberlehrer
Rothschild - Esslingen rühmte im
Auftrage des Vereins der Israelitischen Religionslehrer und Vorsänger den
trefflichen Kollegen und allgemein verehrten Freund. Der Rektor der
Lateinschule und der Vorsitzende des Volksschullehrervereins ergänzten seine
Worte durch den Hinweis auf seine vorbildliche Tätigkeit als Lehrer, und
gaben ihrer Trauer um den Verlust des auch als Charakter ausgezeichneten
Mannes beredten Ausdruck. Die eindrucksvolle Feier wurde wieder von den
feierlichen schönen Gesängen des Volksschullehrergesangvereins umrahmt.
Karl Bodenheimer war am 9. Juni 1860 in
Diersburg (Baden) geboren. Er trat 1881 in den Dienst der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs. Er wirkte zunächst zehn Jahre als
Vorsängeramtsverweser und seit 1891 als ständiger Vorsänger in Göppingen. Er
hat also seiner Gemeinde 43 Jahre dienen dürfen. Ein schweres Leiden zwang
ihn, sich in den letzten Monaten von seinem Dienst beurlauben zu lasten. Die
Trauer um den wackeren, frommen und kenntnisreichen Mann ist allgemein." |
Berichte aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Im Museumsverein werden jüdische Personen von der
Mitgliedschaft noch ausgeschlossen (1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Juni 1860: "Bricht sich in erfreulicher Weise das Verdienst
tüchtiger Israeliten auch in nichtjüdischen Kreisen Bahn, so muss es
bedauert werden, dass der Aufschwung in der industriellen Tätigkeit der
Juden dem konfessionellen Hass von christlicher Seite neue Nahrung gibt.
In Göppingen wohnen 'elf' jüdische Familien, Besitzer
großartiger Fabriken, die Tausende von Arbeitern beschäftigen.
Die Chefs dieser bedeutenden Firmen sind meistens gebildete Männer, die
mit den merkantilen Fachkenntnissen auch Interesse für allgemeine
Kulturfragen sich bewahrt haben. Nun fordert der Vorstand des Museums in
öffentlichen Blättern auf, dass ehrbare Männer sich zum Beitritt ins
Museum melden möchten, ja sogar einige Israeliten werden persönlich
eingeladen, der Museumsgesellschaft beizutreten; aber was geschieht? - Bei
der Abstimmung werden sämtliche angemeldete Israeliten abgewiesen,
während alle anderen christlichen Angemeldeten aufgenommen werden. Bei
der Aufnahmedebatte spricht sich ein Advokat aus Prinzip gegen die
gesellige Amalgamation zwischen Christen und Juden aus, während derselbe
bei einer anderweitigen Gelegenheit das Wahlrecht der Juden für sich
auszubeuten suchte und ihre Stimmen sich erbat. Zur Steuer der Wahrheit
aber muss erklärt werden, dass die geistlichen und weltlichen Beamten
diesen Akt der Unduldsamkeit öffentlich missbilligten und dass dien
Aristokratie des Geistes an diesem gehässigen Plebiszit nicht Schuld
trägt. Bei einer Stadt wie Göppingen, die sich sonst ihrer
demokratischen Gesinnungen rühmt und bei der jetzigen Leitung des
Museums, die diese Anstalt zu einer wahrhaft volkstümlichen umzugestalten
bestrebt ist, muss ein solcher Akt der Unduldsamkeit gegen achtbare
Mitbürger dem Urteil der Öffentlichkeit übergeben werden, um ihn
gehörig zu kennzeichnen." |
Göppingen als Station auf dem Weg zur politischen Gleichstellung
der württembergischen Juden (1861)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. März 1861: "Göppingen,
den 4. März (1861). Der Vorstand des Kultusministeriums, Staatsrat von Rümelin
hat soeben einen Gesetzesentwurf in der Kammer eingebracht, wonach
ausgesprochen werden soll, dass die staatsbürgerlichen Rechte unabhängig
seien von dem religiösem Bekenntnis, Der Entwurf geht an die
staatsrechtliche Kommission. Diese freudige Botschaft wurde von Stuttgart
aus an das 15er-Komitee, das aus der Esslinger Versammlung hervorgegangen,
hier tagte, telegraphiert. Die zur Unterzeichnung schon unterbreiteten
Adressen an die Königliche Staatsregierung und an die Stände erlitten
dadurch einige Redaktionsabänderungen und wurden eingereicht. Das
15-er-Komitee wurde von den Israeliten Göppingens festlich bewirtet und
die eingelaufene frohe Kunde fand jubelnden Widerhall in der Versammlung.
Das Komitee besteht aus folgenden Herren: Oberjustizprokurator Heß, die
Rechtskonsulenten Heiden, Kaulla, Lebrecht, Nördlinger; Dr. med.
Einstein, Dr. Adolph Levi, Rabbiner Dr. Wassermann, Buchhändler Heß,
Uhrmacher S. Levi, die Kaufleute E. Gutmann, Henle, Isac, Rothschild und
Steiner. Wir registrieren diese verehrlichen Namen zur Geschichte des
Kampfes um die politische Gleichstellung der Israeliten in Württemberg.
Wir hoffen, dass mit dem frohen Tage in Göppingen das Kämpfen um die
Gleichberechtigung sein Ende erreicht hat. – Wir glauben es aber der
Wahrheit schuldig zu sein, kundzutun, dass besonders einige hervorragende
Männer in Stuttgart in der Stille zur Erreichung des glücklichen Erfolgs
durch ihr unermüdliches Wirken beigetragen haben und erlauben uns die
Namen der Herren: Dr. Leopold Kaulla, Kollegialassessor Isidor Jordan,
Hofrat von Kaulla, der schon durch seine hervorragende Stellung dem
Judentume zur Ehre gereicht, zu nennen. – Wenn auch möglicherweise
dieser von der Königlichen Regierung eingebrachte Gesetzesentwurf noch
nicht Gesetzeskraft erhält, so hat doch die Königliche Regierung das
Prinzip der Gleichberechtigung aller Konfessionen anerkannt und muss es
zur vollständigen Geltung gelangen." |
Gründung eines jüdischen Lesevereins in Göppingen
(1861)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. November 1861: "In Göppingen haben die
Israeliten einen jüdischen Leseverein gegründet, der neben
geselliger Unterhaltung sich auch die Verbreitung guter Schriften aus der
modernen jüdischen Literatur zur Aufgabe gestellt hat." |
Die Feiern zum Friedensschluss nach dem
deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit Dankgottesdienst in der Synagoge
(1871)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April 1871: "Aus
Württemberg,
im März (1871). Durch
Erlass der königlichen
israelitischen Oberkirchenbehörde vom 28. Februar dieses Jahres wurde für
alle Synagogen des Landes aus Anlass des Friedensschlusses die Abhaltung
eines Dankgottesdienstes in der Weise angeordnet, dass nach Rezitierung
der Psalmen 9, 33 und 96 und nach dem Gesangchore vorgetragenen Liede Nr.
105 der Maier’schen Gebetordnung vom Rabbinen, beziehungsweise Vorsänger
die Festpredigt über den Text Psalm 89,16-18 gehalten wurde. In mehreren
israelitischen Gemeinden des Landes, wie in Buchau und Göppingen, fanden
feierliche Züge zum Gotteshause statt, welchen sich, um sich an dem
Gottesdienste zu beteiligen, auch Christen anschlossen. Die von dem Herrn
Kirchenrat Dr. von Maier in Stuttgart und von dem Rabbiner Herz in Göppingen
bei dieser Feier gehaltenen Predigten wurden auf vielseitiges Verlangen
durch den Druck veröffentlicht und finden dieselben um so reicheren
Absatz, als deren Ertrag für die Hinterbliebenen der im Kriege gefallenen
Württemberger und für die deutsche Invalidenstiftung bestimmt ist.
In wahrhaft humaner Weise und im echt israelitischen Geiste wurde
von mehreren unserer Glaubensgenossen im Lande die Friedensfeier durch
Akte der Wohltätigkeit verherrlicht. So ließ Herr Dr. Rosenthal,
Fabrikant und Kirchenvorsteher in Göppingen, 58 Kinder der dortigen
Waisenanstalt ‚Wilhelmshilfe’, 35 Soldatenfrauen und 140 weitere
Stadtarme am Tage vor der Friedensfeier, am Sonntag, den 5. März, auf
seine Kosten speisen, nachdem er bereits früher 500 Gulden dem
Invalidenfond zugewiesen hatte. Denselben Fonds soll, wie wir hören, Herr
Konsul Dreifuß in Stuttgart mit 10.000 Gulden am genannten Tage bedacht
haben. Möge in Anerkennung des edlen Patriotismus, welchen zahlreiche
Israeliten in reichen Spenden zur Linderung des durch den Krieg herbeigeführten
Elends in hervorragender Weise bekundeten, endlich der letzte Rest kränkender
Zurücksetzung und Ausschließung schwinden und im geeinigten Deutschland
ein Recht und ein Gesetz für Alle ohne Unterschied in Wahrheit und in
Wirklichkeit zur Geltung kommen."
|
Vortragsveranstaltungen und Purimfeier des Israelitischen Frauenvereins
(1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1927: "Göppingen.
Der Göppinger israelitische Frauenverein hat seit einigen Jahren
seinen ursprünglichen Aufgabenkreis, die soziale Fürsorge, erweitert, indem
er seine Mitglieder außer zur jährlichen Generalversammlung des öfteren zu
geselligen Zusammenkünften mit Vorträgen über jüdische oder allgemein
interessierende Fragen einladet.
So fand im vergangenen Jahr ein Vortrag über Rahel Varnhagen von Frau
Else Bergmann - Laupheim statt, der
einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Dann folgte ein Vortrag über
Beer-Hofmann mit besonderer Berücksichtigung des 'Grafen von
Charolais' und der darin aufgerollten jüdischen Fragen von Frau Rosl
Dörzbacher - Göppingen, ferner ein sehr anschaulicher Bericht über die
Düsseldorfer 'Gesolei", den Frau Peiser -
Heilbronn erstattete.
Wertvolle Anregungen zu tieferem Einfühlen in die jüdische Gedankenwelt bot
der Vortrag der Frau Jda Marx-
Cannstatt über 'Das Wesen der jüdischen Legende."
Das Jahr 1927 brachte als erste Veranstaltung eine gelungene Purimfeier mit
musikalischen, deklamatorischen und Tanzdarbietungen der Mitglieder, die
großen Anklang bei reger Beteiligung fand. Im Mai hielt Frau Grete
Adelsheimer - Stuttgart einen fein durchdachten Vortrag über 'Die
besondere psychologische Struktur des jüdischen Kindes'. Die letzte
Veranstaltung vor den Ferien war eine Vorlesung aus Beer-Hofmanns Jakobs
Traum durch Marta Steiner und Frau Rosl Dörzbacher.
Im übrigen bemühen sich die Damen des Vorstandes sehr um einen neu
gegründeten Nachmittag im Gemeindezimmer, dem allerdings im Laufe des
Winters noch regerer Zuspruch zu wünschen ist." |
60-jähriges Bestehen der jüdischen Gemeinde Göppingen
(1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1927: "Göppingen.
Jubiläum der Gemeinde. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der
Göppinger Gemeinde versammelten sich am Sonntag, den 9. Oktober, die
Mitglieder unserer Gemeinde in der festlich geschmückten Synagoge, um dieses
Jubiläum durch eine würdige Feier zu begehen, bei der der Israelitische
Oberrat Württembergs durch seinen Präsidenten, Regierungsrat Dr. Nördlinger,
vertreten war. Obgleich man von einer offiziellen Einladung an Behörden und
Private abgesehen hatte, hatten sich doch viele Mitglieder der
Nachbargemeinden eingefunden. Rabbiner Dr. Tänzer hielt die Festrede,
schilderte die mannigfachen Schicksale der Gemeinde Göppingen und gedachte
der trefflichen Rabbiner und Lehrer, die ihr im Laufe der Jahre
entwuchsen." |
Vortragsveranstaltungen im Israelitischen Frauenverein sowie Chanukkafeier
(1928)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1928: "Göppingen. Im hiesigen Israelitischen Frauenverein
hielt im Oktober Frau Jella Lepmann, Stuttgart, einen fesselnden Vortrag
über 'Politik und Familie', der die Frauen zu politischem Denken und
Nachdenken anregte.
Im November hielt Rabbiner Dr. Tänzer einen Vertrag über 'Jüdische
Familienforschung', worin er besonders den Frauen warm ans Herz legte,
jüdische Familienüberlieferung hochzuhalten, und zur Anlegung einer
Familienchronik riet.
Zu der dritten Veranstaltung wurde die ganze Gemeinde geladen, denn es galt
die allerseits beliebte Chanukkafeier zu begehen.
Die Aufführungen der Kinder erfreuten mit Recht Groß und Klein. Auf einen
Prolog und das Entzünden der Lichter folgte ein dreistimmiger Kinderchor und
ein Theaterstück 'Chanukka im Puppenladen', das auch die Allerkleinsten mit
Tanz und Gesang beschäftigte. Den Beschluss machte sehr wirkungsvoll ein
dreistimmiger Chor der Jugend aus 'Judas Maccabäus" von Händel. Wie üblich
folgte eine Verlosung und ein geselliges Zusammensein." |
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins im Februar 1928 sowie
Purimfeier (1928)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1928: "Göppingen. Der Israelitische Frauenverein in Göppingen hielt
am 28. Februar seine jährliche General-Versammlung ab. Die
Tagesordnung setzte sich zusammen aus einer Ansprache der Vorsitzenden, Frau
Steiner, dem Kassenbericht der Frau Rothschild und einem
Tätigkeitsbericht von Frau Gutmann.
Am 6. März fand sodann die beliebte Purimfeier des Vereins statt. Die
Mitglieder wurden durch sehr gute Darbietungen aller Art erfreut. Es
wechselten Vorträge in jüdischer, hochdeutscher und schwäbischer Mundart mit
Gesang und einigen Tanzszenen der Jugend ab, die zuletzt als fesche
Tillergirls bejubelt wurde."
Anmerkung: - Tillergirls siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Tiller_Girls |
Salomon
Ottenheimer übernimmt den Vorsitz im Vorsteheramt der Gemeinde (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1928: "Göppingen.
Israelitisches Vorsteheramt. Rabbiner Dr. Tänzer hat den Vorsitz
im Vorsteheramt Göppingen niedergelegt. Zu seinem Nachfolger wählte das
Kollegium einstimmig den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden,
Salomon Ottenheimer, den dienstältesten Vorsteher unserer Gemeinde." |
Werbewoche des Fremdenverkehrsvereins mit Auszeichnung jüdischer
Geschäftshäuser (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober
1928: "Göppingen. Der hiesige Fremdenverkehrs-Verein
veranstaltete in der letzten Woche des Monats September eine glänzend
verlaufene Werbewoche, die nach vorsichtigen Schätzungen ca. 25.000
Fremde nach Göppingen brachte. An dem damit verbundenen
Schaufenster-Wettbewerb haben sich auch die jüdischen Geschäftshäuser
beteiligt, wofür folgende Firmen mit der silbernen Plakette
ausgezeichnet wurden: Freudenberger u. Cie. (Inh. Willy Böhm), Adolf Heimann
am Markt, Modenhaus, Georg Lendt, Warenhaus, J. Ostertag. Herren-Konfektion,
Seidenpapierfabrik Eislingen, Moriz Fleischer. Die silberne Plakette war die
höchste der zur Verleihung gekommenen Auszeichnungen."
Anmerkungen: - zu Georg Lendt (1873 - ermordert 1942): https://stolpersteine-goeppingen.de/goeppingen/lendt-georg-und-mathilde/ |
Simchas-Thora-Kränzchen des Vereins Merkuria
(1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober
1928: "Göppingen. Der Verein Merkuria hielt am Samstag, den 6.
Oktober im Hotel Dettelbacher sein Simchastora-Kränzchen ab. Fräulein Lotty
Hausmeister eröffnete den Abend mit gesanglichen Darbietungen. Sie bot ein
sehr gut zusammengestelltes Programm und wurde von Franz Gruber in
ausgezeichneter Weile begleitet Besondere Erwähnung verdienen die mit großem
Beifall aufgenommenen deklamatorischen Vorträge von Fräulein Margot Gutmann.
Dann kam, nach guter alter Sitte der Tanz ausgiebig zu seinem Rechte. Die
unermüdliche Kapelle hielt Jung und Alt in bester Stimmung bis nach 1 Uhr
zusammen; wie man hört, soll auch dann der Tanzbedarf noch nicht bei allen
Anwesenden gedeckt gewesen sein. Die Merkuria hat mit dieser Veranstaltung
gleichzeitig auch die von Grund auf renovierten Räume ihres Stammlokales
Hotel Dettelbacher eingeweiht und dadurch ihren Mitgliedern eine angenehme
Überraschung geboten. Durch den sehr zwecksmäßigen Umbau wurde der für
Festlichkeiten zur Verfügung stehende Raum nicht unwesentlich vergrößert;
die Innendekoration ist sehr geschmackvoll und modern, so dass jetzt unsere
jüdischen Vereine für ihre Veranstaltungen den schönsten Saal unserer Stadt
zur Verfügung haben werden." |
60-jähriges Bestehen des Vereins "Merkuria"
(1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1928: "Göppingen. Der
Verein 'Merkuria' wird am 29. Dezember dieses Jahres sein 60-jähriges
Bestehen im Hotel Dettelbacher feiern. Das Fest soll im größeren Rahmen
begangen werden, nachdem es im Jahre 1918 nicht möglich war, das 50-jährige
Jubiläum zu feiern. Neben Darbietungen einheimischer und auswärtiger Kräfte
wird sich bei dieser Veranstaltung unser Synagogenchor unter der Leitung
seines rührigen Dirigenten, Siegfried Löwenstein, zum ersten Mal
außerhalb seines eigentlichen Wirkungskreis mit zwei deutschen Chorwerken
hören lassen."
Anmerkung: - Siegfried Löwenstein: geb. 1904 in
Rexingen, aufgewachsen in
Tübingen; hier engagierte er sich
musikalisch in der Synagoge; Ende der 1920er Jahre übernahm er die
Chorleitung in Göppingen; 1936 konnte er in die USA nach Memphis,
Tennessee, emigrieren. Seine Eltern Max und Sophie sowie seine jüngere
Schwester Ilse wurden nach Theresienstadt deportiert und 1944 im
Konzentrationslager Auschwitz ermordet. In Memphis war Siegfried Löwenstein
wiederum Chorleiter und Kantor und schrieb Musik für den Gottesdienst.
Siegfried Löwenstein hat nie wieder deutschen Boden betreten. Tübingen sah
er dennoch Zeit seines Lebens als seine Heimatstadt an. Ein "Stolperstein"
erinnert an ihn in Tübingen, Hechinger Straße 9. Er ist 1976 in Memphis
gestorben.
https://www.geni.com/people/Siegfried-Löwenstein/6000000002765663736
|
Vortrag
im Israelitischen Frauenverein mit Berta Blumenthal aus Stuttgart (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1928: "Göppingen. Am
18. Oktober dieses Jahres hielt im Israelitischen Frauenverein Frau
Berta Blumenthal, Stuttgart, einen interessanten Vortrag über: Jakob
Wassermanns Buch 'Mein Weg als Deutscher und Jude'. Die Veranstaltung war
sehr gut besucht und erfreulicherweise auch von der jüngeren Generation. Dem
Vortrag schloss sich ein gemütliches Beisammensein an, wobei eine
Besprechung über die vom Verein für den 9. Dezember geplante Chanukkafeier
stattfand." |
Vortrag
des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein mit
Dr. Kurt Elwenspoek (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1928: "Göppingen. In der
Vortragsreihe, die der Verein 'Merkuria' gemeinsam mit dem Kaufmännischen
Verein abhält, sprach am Donnerstag den 8. dieses Monats im Vereinshaus
Dr. Kurt Elwenspoek, Dramaturg am württembergischen Landestheater, über
'Die Welt der Balladen' (Ernstes und Heiteres). Der sehr beifällig
aufgenommene Vortrag, dem sich Rezitationen des Referenten anschlossen, war
von den Mitgliedern des Vereins und ihren Angehörigen sehr zahlreich
besucht. - Im Laufe des Winterhalbjahrs werden noch mehrere derartige
Vorträge abgehalten werden."
Anmerkung: zu Dr. Kurt (Curt) Elwenspoek (1884-1959) siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Elwenspoek
|
60-jähriges Bestehen der "Merkuria" - Schubert-Abend in der
Gemeinde - Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenbundes
(1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1928: "Göppingen. Der Verein
'Merkuria" kann in diesem Jahre auf sein 60jähriges Bestehen zurückblicken.
Er wurde am 18. August 1868 von einer Anzahl jüdischer junger Männer als
Verein junger Kaufleute gegründet zu dem Zwecke, jungen Kaufleuten jeder
Konfession gesellige und belehrende Abendunterhaltung zu bieten. Die
'Merkuria' war zur Zeit ihrer Gründung der erste derartige Verein in
Württemberg und hatte in erster Linie die Tendenz eines Lernvereins; so war
jedes aktive Mitglied verpflichtet, nach Bestimmung durch den Präsidenten an
den Vereinsabenden Vorträge zu halten. Interessant ist, dass satzungsgemäß
das Kartenspielen im Vereinslokal verboten war.
In den folgenden Jahren ging der Verein dazu über, auch passive Mitglieder
aufzunehmen und es wurden gesellige Veranstaltungen abgehalten. Die
'Merkuria" war aber bis zum Jahre 1880 ein interkonfessioneller Verein, wenn
auch ihre Mitglieder großenteils Juden waren. Im Laufe der Jahre hat sich
dann die 'Merkuria" zum jüdischen Familien- und Vergnügungsverein in der
Gemeinde entwickelt, obwohl die Satzungen auch heute die Aufnahme von
Nichtjuden zulassen. Es finden in jedem Jahre regelmäßig
Vergnügungsveranstaltungen statt: zu Fastnacht, zu Simchas-Tora und am
Jahresende, ferner im Sommer ein Kinderfest, an denen die Gemeinde immer
regen Anteil nimmt und deren Programme teils von Mitgliedern und deren
Angehörigen, teils von auswärtigen künstlerischen Kräften bestritten werden.
In zwangloser Folge finden das Jahr über Vorträge statt, außerdem besitzt
der Verein eine große Bibliothek und hat einen Lesezirkel, dem die meisten
Mitglieder angeschlossen sind.
Die Jubiläumsfeier findet am 29. Dezember in den Sälen des Vereinslokals
Hotel Dettelbacher statt und wird ein künstlerisches Programm mit
musikalischen und deklamatorischen Darbietungen mit anschließendem Festball
bringen. Besondere Erwähnung verdient, dass für den Abend das bekannte und
beliebte Mitglied des Stuttgarter Schauspielhauses Willy Reichert
gewonnen wurde.
Die 'Merkuria' erwartet zu ihrem Ehrenabend nicht nur alle Mitglieder ihres
Vereins, sondern sie hofft auch, viele auswärtige Freunde und frühere
Göppinger willkommen heißen zu dürfen.
Schubertabend. Am Donnerstag, den 29. November, veranstaltete die
'Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein einen Vortrag über 'Das
Schubert' sche Lied', wofür als Referent Tr. Leopold Hirschberg
gewonnen wurde. Der Referent verstand es, in außerordentlich fesselndem
Vortrag das Interesse seiner Zuhörer zu gewinnen. Ganz besonders dankbar
wurde die von dem Redner anschließend gegebene gesangliche und pianistische
Ausdeutung Schubert'scher Werke aufgenommen. Reicher Beifall belohnte den
Redner für den genussreichen Abend.
Chanukka-Feier. Der Israelitische Frauenverein veranstaltete
am Sonntag, den 8. Dezember, unter der Leitung von Frau Rechtsanwalt
Steiner Wwe. und Frau Marie Gutmann im Hotel Dettelbacher die
alljährliche Chanukkafeier, die wie immer von der Gemeinde, ganz besonders
aber von der Jugend sehr gut besucht war. Nach einem Prolog wurden die fünf
Leuchten Israels von fünf Kindern dargestellt; dem Entzünden der Lichter und
dem gemeinsamen Gesang des Chanukkaliedes folgte ein Kinder-Singspiel 'Der
Puppendoktor', das sehr nett zu Gehör gebracht wurde, dann ein schwäbisches
Gedicht, von einem kleinen Knirps sehr drollig vorgetragen, ferner die
lustigen '10 kleinen Negerlein', die in ihren Kostümen und schwarzen Masken
große Heiterkeit hervorriefen. In die mühevollen Vorbereitungen dieser
wohlgelungenen Nummern teilten sich die Damen Bianca Ottenheimer,
Elisabeth Ries und Margot Gutmann. Ein von zwei jungen Mädchen
gebotener Tanz hatte großen Beifall. Den Höhepunkt der Darbietungen bildete
eine unter der Leitung von Frau Trude Rohrbacher stehende
zwölfköpfige Kinderkapelle, die unter ihrer Dirigentin eine Kindersymphonie
in ausgezeichneter Weise zu Gehör brachte. Das Publikum erbat sich durch
stürmischen Beifall eine Wiederholung. Kapelle und Dirigent trugen hübsche,
einheitliche Kleidung. Für die ganz Kleinen folgte noch ein sehr spaßiges
Kasperltheater. Freudestrahlend nahmen zum Schluss die Kinder die für sie
bereitgestellten Chanukkageschenke in Empfang. Später brachten noch
Mitglieder des jüdischen Jugendbundes das hübsche Hans-Sachs Spiel 'Der tote
Mann' zur Aufführung, womit sie die noch Anwesenden sehr erfreuten. Die
wohlgelungene Veranstaltung wird noch lange in aller Erinnerung bleiben." |
Vortrag
des Israelitischen Frauenvereins mit Else Bergmann aus Laupheim (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1928: "Göppingen. Am 20.
November dieses Jahres sprach im Israelitischen Frauenverein Frau Else
Bergmann, Laupheim. Sie gab einen
Bericht über die in Breslau stattgehabte Tagung des Jüdischen Frauenbundes,
an der sie als Vertreterin des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern
teilnahm. Die Tagung war dadurch sehr interessant, dass eine Reihe von
ausländischen Organisationen Vertreterinnen entsandt hatten. Die Rednerin
schilderte besonders auch das Referat der Lodzer Delegierten, die über die
erschreckende Not der dortigen jüdischen Bevölkerung berichtete.
Anschließend sprach Frau Bergmann über verschiedene neue Ausgaben und Ziele
der jüdischen Frauenvereine. Der sehr gut besuchte Vortrag wurde mit großem
Beifall aufgenommen.
In der darauf folgende» Aussprache wurde die Veranstaltung einer
Wäschesammlung beschlossen, und die Mitglieder aufgefordert, hiefür in Frage
kommende Gegenstände an Frau Mathilde Lendt zu übersenden. ES wäre zu
wünschen, dass recht viele Mitglieder unserer Gemeinde dieser Bitte in
Anbetracht des guten Zweckes nachkommen." |
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1928
(1929)
Anmerkung: vgl. Bericht oben zur selben Veranstaltung in der "Gemeinde-Zeitung"
vom 16. Dezember 1928.
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1929: Göppingen. Die Chanukka-Feier des Israelitischen
Frauenvereins am 8. Dezember verlief zur größten Befriedigung sämtlicher
anwesenden Gemeindemitglieder. Sie wurde feierlich eingeleitet durch einen
Prolog und einen Vortrag der Kinder: 'Die Leuchten Israels'. Nach dem
Entzünden der Lichter durch die Kleinsten folgte der unterhaltende Teil, ein
Singspiel, Vorträge und Tänze der Kinder. Eine Kindersymphonie, dirigiert
und einstudiert vom Frau Trude Rohrbacher, fand großen Beifall. Der
Jubel der Kinder erreichte den Höhepunkt beim Kasperletheater, vorgeführt
von Herrn Heinrich Frankfurter. Zum Schluss gab es noch für jedes
Kind eine Gabe, sodass Groß und Klein befriedigt und beglückt von der
Chanukkafeier des Frauenvereins nach Hause kamen." |
60-jähriges Jubiläum der "Merkuria"
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar 1929: "Göppingen. Die 'Merkuria'
veranstaltete am 29. Dezember im Hotel Dettelbacher anlässlich ihres
60-jährigen Jubiläums eine Feier mit anschließendem Ball. Die Mitglieder des
Vereins sahen dieser seit längerer Zeit angekündigten und sehr sorgfältig
vorbereiteten Veranstaltung mit Spannung entgegen und man darf ruhig sagen,
dass die Erwartungen der außerordentlich zahlreich erschienenen Mitglieder
in jeder Hinsicht erfüllt wurden.
Die Feier wurde mit einem von Frl. Margot Gutmann wirkungsvoll
vorgetragenen Prolog eröffnet. Dann folgte ein Duett mit Chor aus dem
Oratorium 'Judas Makkabäus' von Händel: das Werk wurde vom Synagogenchor
unter seinem unermüdlichen Dirigenten Siegfried Löwenstein
ausgezeichnet zu Gehör gebracht. Als bewährte Solistin wirkten Frau Marie
Gutmann und T. Lörner mit. Die anschließende Festrede des
Vorstands Dr. Steiner brachte einen interessanten Rückblick auf die
Geschichte der 'Merkuria' und eine Würdigung besonders verdienter
Mitglieder. Die Geschichte des Vereins zeigt die enge Verbundenheit der
'Merkuria' mit der Gemeinde und ihren Mitgliedern. Zum Schluss des ersten
Teils des Programms sang Frl. Ilse Rosenthal die große Arie der
Agathe aus dem 'Freischütz' von Weber. Wenn man auch ihre gesanglichen
Leistungen schon bei früheren Veranstaltungen schätzen lernen konnte und
deshalb von der jungen Künstlerin, die demnächst ihre Ausbildung beendet,
Hervorragendes erwartete, so war man trotzdem aufs Neue erstaunt über die
wundervolle Stimme, die spielend die höchsten Lagen meistert und auch im
zartesten Pianissimo klar und rein gelingt. Lang andauernder Beifall
belohnte für die ausgezeichnete Leistung: am Flügel begleitete, wie immer
hervorragend, Siegfried Löwenstein.
Der zweite Teil war auf einen leichteren Ton abgestimmt und brachte zunächst
ein Lied mit Chor aus dem Oratorium 'Die vier Jahreszeiten' von Haydn,
ebenfalls von Frl. Ilse Rosenthal gesungen mit dem Synagogenchor.
Anschließend als Dreingabe das 'Spinnerliedchen'. Der alsdann gebrachtes
Sketch von Peter Charlot, 'Im Flughafen', mit Frl. Margot Gutmann und
den Herren Heinz Feldmann und Herbert Ries wurde sehr gut zur
Darstellung gebracht und freudig aufgenommen. Dann sang Frl. Ilse
Rosenthal noch zwei Lieder von Richard Strauss 'Wie sollten wir geheim
sie halten' und 'Zueignung', wiederum begleitet von Siegfried Löwenstein.
Eine stürmisch verlangte Zugabe wurde gerne gewährt. Damit war das Programm,
soweit es von Mitgliedern des Vereins bestritten wurde, abgewickelt: ein
besonderes Wort des Dankes verdient neben den allgemein ausgezeichneten
Leistungen noch der Synagogenchor, welcher sich bei dieser Gelegenheit zum
ersten Mal in der 'Merkuria' hören ließ und dem ein voller und verdienter
Erfolg beschieden war. Ganz besonders galt der Beifall auch dem Dirigenten
des Chores, der die Hauptarbeit für diesen Abend zu leisten hatte.
Das Programm beschloss Willy Reichert vom Schauspielhaus Stuttgart,
der es vorzüglich verstand, den Kontakt mit seinen Zuhörern herzustellen und
durch vorzügliche Leistungen Lachsalven und Beifallsstürme hervorrief.
Nun kamen noch die Tanzlustigen auf ihre Rechnung und in dem anschließenden
Ballgetriebe herrschte eine vorzügliche Stimmung, so dass die Polizeistunde
allen Anwesenden zu früh kam. Die in jeder Beziehung wohl gelungene
Veranstaltung zeigte, dass die 'Merkuria' trotz ihrer 60 Jahre noch sehr
jugendlich ist und dies wird auch hoffentlich so bleiben."
Anmerkungen: - Willy Reichert vom Schauspielhaus Stuttgart siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Reichert |
Hauptversammlung der "Merkuria" (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar 1929: "Göppingen.
Die Hauptversammlung der 'Merkuria' fand am Sonntag, den 6. Januar, im
Vereinslokal Hotel Dettelbacher statt. Mit Befriedigung konnte auf das
abgelaufene Vereinsjahr, in dem der Verein seinen 60-jähriges Jubiläum
feiern durfte, zurückgeblickt werden. Es wurden für die Bibliothek neue
Bücher angeschafft; die Bücherei soll in dem neuen Vereinsjahr noch
erweitert, ferner veraltete Bücher ausgeschieden und ein neuer Katalog
gedruckt werden, war sicherlich von allen Mitgliedern begrüßt wird. Im neuen
Vereinsjahr werden neben den üblichen Veranstaltungen wiederum einige
Vorträge gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein stattfinden. Die Neuwahlen
ergaben keine Veränderung mit Ausnahme des Kassierpostens, für den infolge
Wegzugs eine Neuwahl notwendig wurde, die einstimmig das bisherige Mitglied
des Ausschusses Karl Hirsch zum Kassier bestimmte.
Vom Ausschuss lag ein Antrag vor, die langjährigen verdienten
Ausschussmitglieder Sigmund Frankfurter und Theodor Rosenthal
zu Ehrenmitgliedern zu ernennen
Vom Ausschuss lag ein Antrag vor, die langjährigen verdienten
Ausschussmitglieder Sigmund Frankfurter und Theodor Rosenthal
zu Ehrenmitgliedern zu ernennen; dem Antrag wurde von allen Anwesenden
freudig zugestimmt. Der Vorsitzende, Dr. Steiner, beglückwünschte im
Namen des Vereins die neuen Ehrenmitglieder zu ihrer verdienten Würde. Mit
einer kurzen Aussprache fand die Hauptversammlung ihren Abschluss." |
Maskenball des Vereins "Merkuria"
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Februar 1929: "Göppingen. Die 'Merkuria'
hielt am 26. Januar im Hotel Dettelbacher ihren Maskenball unter dem Motto
'Was ihr wollt!' ab. Man sah eine Reihe von sehr guten Masken und Kostümen;
da keine Aufführungen stattfanden, kamen die Tanzlustigen, für die eine
ausgezeichnete Kapelle sorgte, diesmal voll und ganz auf ihre Rechnung. Von
1 bis 2 Uhr stellte eine aus Mitgliedern des Vereins zusammengewürfelte
improvisierte Jazzkapelle die Tanzmusik. Wenn auch dieser Ball nicht so gut
besucht war wie die vorausgegangene Jubiläumsfeier, so hat sich doch die
Mehrzahl der Anwesenden sehr gut unterhalten.." |
Generalversammlung
des Israelitischen Frauenvereins (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Februar 1929: "Göppingen. Am
5. Februar fand die Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins
statt, die sehr gut besucht war. Die Vorsitzende, Frau Mathilde Steiner,
leitete die Versammlung in vorbildlicher Weise. Sie gab auch den
Kassenbericht anstelle der verhinderten Frau Rothschild. Den
Tätigkeitsbericht gab Frau Gutmann. Frau Lenz dankte mit ehrenden Worten der
Vorsitzenden, Kassiererin und Schriftführerin für die geleistete Arbeit.
Nach Erledigung des geschäftlichen Teils trug Frau Grete Veit noch Gedichte
vor, die von warmen Gefühl und lebhafte Temperament getragen waren. " |
Vortrag im Hotel Dettelbacher mit Dr. Mark Wischnitzer aus Berlin
(1929)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1929: "Göppingen. Am Sonntag, den 17. Februar sprach im Hotel
Dettelbacher Dr. Mark Wischnitzer, Berlin, über 'Jüdische Siedlung'.
Der Vortrag, welcher von einer Reihe von Lichtbildern begleitet war, gab
einen interessanten Einblick in die Tätigkeit des 'Hilfsvereins der
deutschen Juden'. Der Redner richtete einen warmen Appell an die
Versammlung, das edle Werk des Hilfsvereins nach Kräften zu unterstützen und
ihm die umfangreiche Arbeit Fortführung seiner segensreiche Tätigkeit auch
weiterhin zu ermöglichen."
Anmerkungen: - zu Mark Wischnitzer (1882-1955) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Wischnitzer
- zum "Hilfsverein der deutschen Juden" siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfsverein_der_Juden_in_Deutschland |
Aus der Arbeit des Jüdischen Jugendbundes
(1929)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1929: "Göppingen. Der Jüdische Jugendbund behandelt zur
Zeit das Buch 'Der kleine Prophet' von Edmond Fleck. In Aussicht genommen
ist eine Reihe von Vorträgen über 'Die Juden in neuester Zeit'
(Emanzipation, Assimilation, Zionismus) von W. Löwenstein. Die Führerschaft
setzt sich jetzt zusammen aus Walter Löwenstein, Max Rothschild und
Selma Oppenheimer. Hede Rosenthal, die eifrige Führerin des Bundes,
musste infolge Auswanderung nach Amerika ihr Amt niederlegen. Die besten
Wünsche des jüdischen Jugendbundes Göppingen begleiten sie."
Anmerkungen: - zu Edmond Fleg (1874-1963) siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Edmond_Fleg und https://www.geni.com/people/Edmond-Fleg/6000000008754069976
- Buch "Ein kleiner Prophet" online siehe
https://archive.org/details/einkleinerprophe0000unse/mode/2up
"Edmond Felg setzte sich kritisch mit seiner jüdischen Religion auseinander
und thematisierte in seinem gesamten literarischen Schaffen die Geschichte
des Judentums. Einer seiner bekanntesten Texte ist Pourquoi je suis juif
(Warum ich Jude bin). Sein Roman L'enfant prophète brachte einer ganzen
Generation von assimilierten Juden das Judentum auf packende Weise wieder
nahe und war lange so etwas wie der Katechismus der französischen jüdischen
Pfadfinder" (wikipedia-Artikel). |
Vortrag des Ortsgruppe des Centralvereins mit Rabbiner Dr. Tänzer über
"Tierschutz im Judentum" (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. März
1929: "Göppingen. Am Sonntag den 24. Februar, hielt Rabbiner
Dr. Tänzer im 'Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens' einen sehr interessanten Vortrag über 'Tierschutz im Judentum',
der gut besucht war. Der Redner zeigte in fesselnder Weise, wie die Frage
des Tierschutzes von den verschiedenen Weltanschauungen behandelt wurde. Es
ergab sich dabei, dass das Judentum die erste Kulturreligion war, welche
nicht nur den Schutz des Tieres, sondern direkt ein Recht des Tieres
aufstellte und wie dieses Recht in einer großen Anzahl von
Gesetzesbestimmungen Ausdruck fand. Auf die viel umstrittene Frage des
Schächtens übergehend, konnte der Redner anhand dieser Tatsachen darauf
hinweisen, dass das Judentum niemals eine Tötungsart religionsgesetzlich
vorschreiben konnte, die eine Tierquälerei bedeutet, und dass im Gegenteil
die vielen Vorschriften bezüglich des Schächten schärfstes Augenmerk darauf
richten, jede, auch die geringste Quälerei zu vermeiden. Sehr interessant
war es zu hören, das bedeutende nichtjüdische Physiologen das Schächten als
die vom Standpunkte des Tierschutzes einwandfreieste Tötungsart bezeichnen.
Dr. Tänzer hielt es am Schluss für wünschenswert, dass möglichst viele
Gemeindemitglieder dem Tierschutzverein beitreten, um dadurch auch nach
außen hin zu zeigen, dass der Tierschutz gerade von uns Juden gefördert
wird. Der Vorsitzende des Centralvereins, Max Ottenheimer, dankte dem
Redner für seine lehrreichen Ausführungen, die mit großem Beifall
aufgenommen wurden.
Anschließend fand die Generalversammlung des Centralvereins statt. Im
Tätigkeitsbericht konnte der Vorsitzende feststellen, dass erfreulicherweise
der Verein in Fragen der Abwehr nur sehr selten in Anspruch genommen werden
musste. Über eine Anregung, ein Bücherverzeichnis der
Centralvereins-Bibliothek drucken zu lassen, wird der Ausschuss noch
beschließen. Die anschließend stattgefundenen Neuwahlen ergaben die
Wiederwahl des bisherigen Gesamtausschusses, wobei die Wahl eines weiteren
Ausschuss Mitglieds in Aussicht genommen wurde." |
|
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs"
vom 16. April 1929: "Esslingen. Am 16. März dieses Jahres sprach
Bezirksrabbiner Dr. Tänzer, Göppingen, in einer Gemeindeversammlung über
'Tierschutz im Judentum'. Die interessanten Ausführungen des Redners, die
wir schon anlässlich seines Göppinger Vortrags über das gleiche Thema in
letzter Nummer gewürdigt haben, fanden lebhaften Beifall bei den Anwesenden
und in der Tagespresse." |
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Direktor Dr. Holländer aus Berlin
(1929)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1929: |
|
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Frau Gompertz aus Stuttgart
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1929: |
Verschiedene Vorträge im Jüdischen Jugendbund
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1929: |
Elternabend des Jüdischen Jugendbundes (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1929: |
Simchas-Thora-Veranstaltung
des Vereins "Merkuria" (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1929: |
Filmvorführung
des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1929: |
Vortrag
der Ortsgruppe des Centralvereins mit Konsul Max Straus aus Stuttgart (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Am
Sonntag, den 24. November, hielt im Rahmen des 'Central-Vereins',
Ortsgruppe Göppingen, Konsul Max Straus - Stuttgart einen Vortrag
über 'Disraeli und Rathenau'. Der Referent entwarf ein Bild dieser
beiden Männer und zog interessante Vergleiche über ihr Leben, ihre Umwelt
und ihre politischen Auswirkungen. Die sehr zahlreich erschienenen
Mitglieder dankten dem Vortragenden durch reichen Beifall." |
Besprechung des "Synagogen-Chors"
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Der
'Synagogen-Chor' veranstaltete am Montag, den 25. November, im Hotel
Dettelbacher eine Besprechung, in der den Mitgliedern die Abrechnung über
die im September abgehaltene 'Musikalische Morgenfeier' vorgelegt wurde.
Oberlehrer Levi, der die Versammlung eröffnete, dankte Siegfried
Rohrbacher, dem Arrangeur und technischen Leiter der Morgenfeier, im
Namen des Chores für seine Arbeit und gedachte nochmals besonders dem
Dirigenten Siegfried Löwenstein, der leider Göppingen verlassen hat.
Es wurde beschlossen, auch während der Winter-Monate die Chor-Mitglieder
regelmäßig zu versammeln; es sollen alle vierzehn Tage Übungsabende mit
anschließendem gemütlichem Beisammensein veranstaltet werden. Zum Vorstand
des Chores wurde Siegfried Rohrbacher gewählt: dem Ausschuss sollen außerdem
Oberlehrer Levi und der jeweilige Dirigent des Synagogen-Chores angehören." |
Neuwahlen
für den Ausschuss des Jüdischen Jugendbundes nach dem Wegzug von Max
Rothschild (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen.
Jüdischer Jugendbund. Infolge Wegzugs musste der bisherige Führer Max
Rothschild sein Amt niederlegen. Der Ausschuss setzt sich nun wie folgt
zusammen: 1. Führer: cand. jur. Walter Löwenstein; Schriftführer: Jakob
Srodek; Kassier: Werner Böhm. Zum Beirat wurde Rabbiner Dr. Tänzer gewählt.
Ferner gehören Helmut Krämer und Paula Srodek dem Ausschuss an." |
Vorstandssitzung in Göppingen des Württembergisch-Hohenzollerischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes in Württemberg
(1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember
1929: "Göppingen. Die Vorstandsitzung des 'Württembergisch-hohenzollerischen
Landesverbandes des jüdischen Frauenbundes', die am 10. November in
Göppingen im Hotel Dettelbacher stattfand, nahm einen sehr angeregten
Verlauf und bot vielseitige Anregungen für die weiteren Arbeiten des
Verbandes. Die Nachmittagsversammlung, zu der der Israelitische Frauenverein
Göppingen eingeladen hatte, einte eine große Anzahl jüdischer Frauen aus dem
ganzen Lande. Die Damen Lendt und Rohrbacher eröffneten den
Nachmittag durch die künstlerische Wiedergabe der Egmontouvertüre. Frau
Marie Gutmann sang mit fein durchgebildeter Stimme, begleitet von Frau
Johanna Gutmann (Stuttgart), mehrere Lieder. Frau Johanna
Krämer-Rothschild trug sehr eindrucksvoll das Gedicht 'An Euch' von
Bornes v. Münchhausen vor und erntete wie alle Künstlerinnen reichen
Beifall. Frau Dr. Steiner, Göppingen, begrüßte die Erschienenen. Frau
Else Bergmann, Laupheim, dankte dem Israelitischen Frauenverein für die
Einladung und Gastfreundschaft und erteilte alsdann Frl. Thekla Kauffmann,
Stuttgart, das Wort zu ihrem Vortrag 'Unsere jungen Mädchen und die
Berufsfrage'. Frl. Kauffmann führte aus, dass nach der Kriegs- und
Inflationszeit infolge der wirtschaftlichen Not und der schlechten
Eheaussichten jedes junge Mädchen vor die Notwendigkeit gestellt ist, einen
Beruf zu ergreifen. Nur eine gute Berufsausbildung, Fleiß und Tüchtigkeit
geben heute die Gewähr für eine einigermaßen gesicherte Zukunft. Der Beruf
gibt aber dem jungen Mädchen nicht nur Existenz, sondern auch Befriedigung,
äußere und innere Sicherheit und erzieht zur Selbstbeherrschung und zur
Einordnung in die Gesellschaft. Das im Berufe tätige Mädchen wird in der Ehe
eine verständnisvollere Gefährtin sein und wird auch als Unverheiratete kein
verfehltes Leben betrauern. Die Berufswahl ist eine sehr schwere. Die
häuslichen, die pflegerischen sowie die Lehrberufe standen schon stets den
Frauen offen. Heute ist die Frau im Bürodienst, als Beamtin bei den Behörden
und als Arbeitskraft in Handel und Industrie tätig. Die künstlerischen und
die akademischen Berufe sowie die der Sozialbeamten sind heute der Frau
erschlossen. Bei dieser Vielseitigkeit ist die richtige Berufswahl für das
Lebensschicksal des Einzelnen wie für das Gesamtwohl des Volkes von größter
Bedeutung. Die Berufsberatung wird deshalb mit Recht als ein wichtiger
Faktor betrachtet. In Württemberg sind Berufsberatungsstellen in Stuttgart,
Ulm, Heilbronn, Esslingen, Göppingen, Reutlingen, Gmünd und Ravensburg, die
kostenlos und bereitwillig Auskunft erteilen. Die Berufsberatungen |
arbeiten
gemeinsam mit Eltern, Lehrern, Ärzten, bedienen der Graphologie und der
psycho-technischen Eignungsprüfung. Sie geben Auskunft über Ausbildung und
Aussichten der verschiedenen Berufe und zeigen ihre Vor- und Nachteile. Die
wissenschaftlichen und akademischen Berufe sollten nur von den Begabtesten
ergriffen werden. Bei der staatlichen Anstellung im akademischen Lehrberufe
werden der Jüdin wohl Schwierigkeiten gemacht. Württemberg, das nur
konfessionelle Schulen kennt, stellt keine jüdische Volksschullehrerin ein.
Auch andere beamtete Stellungen sind wenig von Jüdinnen besetzt. Rednerin
wies auf den Beruf der Handelslehrerin, der Handarbeits- und
Wirtschaftslehrerin, sowie auf den der technischen Assistentin hin. Zu dem
sozialen und pflegerischen Beruf hat die Frau eine besondere Eignung. Sie
bedingen Gesundheit, Nächstenliebe und Geduld. Die handwerklichen Berufe wie
Schneiderin und Modistin bieten gute Erwerbsmöglichkeiten. Erfordernis ist
gute Lehre bei anerkannter Meisterin, Besuch der Gewerbeschule und Freude an
der Tätigkeit. Die kaufmännischen Berufe bieten heute noch die meisten
Aussichten zum Vorwärtskommen. Gründliche und vollwertige Ausbildung in der
Handelsschule oder eine gute Lehre kann sie vermitteln. Auch der Beruf einer
Verkäuferin verlangt eine gute Heranbildung in einem erstklassigen Geschäft.
Die Frage der jüdischen Hausangestellten sei äußerst schwierig. Erziehung
der jungen Mädchen zur Arbeitsfreude und zur Unterordnung ist hier
Bedingung. Entweder müssen die jüdischen Hausangestellten gründlich in der
Hauswirtschaft geschult sein oder als Lernende ohne Ansprüche und Vorbehalte
sich jeder Arbeit gerne unterziehen.
Die Rednerin richtete zum Schlusse ihrer inhaltsreichen Ausführungen den
Appell an alle Jüdinnen, die im Berufe stehen, durch Fleiß, Treue und
schlichtes Wesen der christlichen Umwelt zu zeigen, was jüdische Art ist.
Gerade die berufstätige Jüdin kann in besonders starkem Maße den
antisemitischen Verleumdun-gen begegnen.
Nach dem Vortrag, der mit großem Beifall aufgenommen wurde, gab Frau Else
Bergmann Bericht über die geleistete Arbeit des
'Württembergisch-Hohenzollerischen Landesverbandes des Jüdischen
Frauenbundes' im letzten Jahre und Aufschlüsse über die Arbeitsgebiete des
Jüdischen Frauenbundes. Sie gab bekannt, dass in Berlin eine jüdische
Erziehungsberatungsstelle für schwer erziehbare Kinder ins Leben gerufen
werden soll. Das Stellenvermittlungswesen sollte in Württemberg durch eine
größere Kommission, die überall Vertrauensfrauen hat, verbessert
werden. Auf die bevölkerungspolitische Tätigkeit der Phönixversicherung wies
sie hin und berichtete über das segensreiche Wirken der Reise und der
Erholungsfürsorge. Das Lesen der Blätter des jüdischen Frauenbundes ist eine
Pflicht aller jüdischen Frauen.
Zum Schlusse richtete Frau Bergmann einen warmen Aufruf an die Frauen des
Landes, am 8. Dezember zur Wahlurne zu schreiten und ihr Wahlrecht zur
Landesversammlung und zur Gemeindevertretung auszunutzen. M.R.". |
Musikalische
Morgenfeier des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem
"Kaufmännischen Verein" (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Am
Sonntag, den 24. November, veranstaltete die 'Merkuria' gemeinsam mit dem
'Kaufmännischen Verein' in der 'Germania' eine Morgenfeier, die durch die
Dichtung 'Chor der Toten" von K. F. Meyer, von Frau Hanne Krämer in
ergreifender Weise zum Vortrag gebracht, eingeleitet wurde. Nach dem 'Ave
verum' von Mozart hielt Chormeister Zizelmann aus Stuttgart einen Vortrag
über Richard Wagners 'Parsival'. Der Redner behandelte in großen Zügen die
einzigartige Text- und Tondichtung, wobei er die wichtigsten Stellen durch
Vorspiel am Flügel und durch Gesangsvortrag erläuterte. Die Darbietungen des
Künstlers waren von großer Anschau'lichkeit und Lebendigkeit und
vermittelten den dankbaren Zuhörern einen tiefen Eindruck von dem
wunderbaren Werk Richard Wagners. - Der Winterball der 'Merkuria" findet am
4. Januar im 'Apostel' statt." |
Vorstandswahlen
im Dezember 1929 (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Bei der
am 8. dezember stattgefundenen Wahl wurden die bisherigen Vorsteher
Theodor Rosenthal , D. M. Fleischer und Julius Guggenheim
wiedergewählt und Georg Lendt als neues Mitglied gewählt. Die
Wahlbeteiligung betrug nur etwa 30 Prozent." |
Chanukka-Feier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1929 (1929/30)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Die
alljährliche Chanukka-Feier wird in diesem Jahre wieder vom
'Jüdischen Jugendbund' veranstaltet. Die Proben sind bereits in vollem
Gang: der Jugendbund wird sich besondere Mühe geben, recht viel Schönes zu
bieten. Gesang, Tanz und Theater folgen in reicher Abwechslung. Wir werden
auch die Uraufführung einer Märchenspiels erleben, das eines der jüngsten
Mädels unserer Gemeinde verfasst dal. Die Feier wird am 26. Dezember
stattfinden." |
|
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar 1930: "Göppingen. Die unter
Leitung von Frau Trude Rohrbacher stehende und vom 'Jüdischen
Jugendbund' veranstaltete Chanukka-Feier nahm einen sehr harmonischen
Verkauf. Nach einem Prolog, dem Entzünden der Chanukka-Lichter und dem
gemeinsamen Gesang von 'Moaus zur' gelangten 'Das goldene Trendelchen' und
'Der Schammes und die Lichter' zur Aufführung, die von Frau Dr. Steiner
einstudiert und sehr schön zu Gehöhr gebracht wurden. Im Mittelpunkt der
Feier stand 'Prinzeß Vergissmeinnichts Hochzeit', ein Märchenspiel in drei
Bildern, verfasst von Liese Rohrbacher, einem 13-jährigen Mädel unserer
Gemeinde. Das in Versen abgefasste reizende Theaterstück wurde von Kindern
in den ersten Schuljahren in entzückender Weise aufgeführt. Stürmischer
Beifall rief die kleinen Darsteller und die jugendliche Autorin wiederholt
auf die Bühne. Dann sangen 'Die 'bösen Buben' hinter einem Lattenzaun
etwas von ihren frechen Streichen und ein Puppentanz wurde von vier Mädels
vorgeführt. Besonders stürmischen Beifall ernteten drei Jungen mit der
fidelen Gerichtssitzung', einem musikalischen Trio. Den Abschluss des
Programms bildete ein Tanz von 'Sechs Strandgirls', exakt und fesch
vorgeführt. Die Girls holten ihre 'Tanzmeisterin", Frau Trude Rohrbacher auf
die Bühne, wo auch ihr stürmischer Beifall gespendet wurde. Ihr gebührt auch
ein besonderes Wort des Dankes für ihre aufopfernde und hingebungsvolle
Arbeit. Große Heiterkeit riefen die anschließend gezeigten Lichtbilder
hervor. Es waren Kinderphotographien von Chanuka-Aufführungen, die viele
Jahre zurücklagen.
Zum Schluss kam der 'Glücksack' für die Kinder, der in kurzer Zeit, geleert
war. - Der Jugendbund hat sich mit dieser wohlpelungenen Feier
sicherlich viele Freunde geworben." |
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Dr. Hilde Adler aus Stuttgart
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar 1930: "Im Rahmen des 'Israelitischen
Frauenvereins' sprach am 10. Dezember vorigen Jahres Frau Dr. med.
Hilde Adler - Stuttgart über 'Die Bedeutung des Bevölkerungsproblems für
die Frau'. Die Vortragende schilderte in instruktiver Weise die
Wechselwirkung zwischen Ernährungsmöglichkeit und Geburtsziffer und befasste
sich dann mit dem Bevölkerungsproblem der Gegenwart. Erst in unserer Zeit,
so führte Frau Dr. Adler aus, hat die Bevölkerung durch Hygiene und
Krankheitenbekämpfung einen beträchtlichen Zuwachs erfahren. Auch war es
möglich, durch die von der aufstrebenden Wirtschaft gegebenen
Ernährungsmöglichkeiten die zunehmende Bevölkerung zu erhalten. Die
Nachkriegszeit mit ihrer Arbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftslage
ließen aber die von Amerika ausgehende Frage aufkommen, ob eine
Geburtenbeschränkung nicht der Frau, die doch in erster Linie die Last einer
zu großen Kinderzahl zu tragen habe, selbst überlassen bleiben solle. Die
Anwesenden zollten der Rednerin, die in vornehmer Weise über eines der
aktuellsten Themen der Gegenwart gesprochen hatte, herzlichen Beifall." |
Winterball
des Vereins "Merkuria" (1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar
1930: "Göppingen. Die 'Merkuria' hielt am 4. Januar im
Apostelsaal ihren Winterball ab. Die Aufführungen begannen mit einem
Theaterstück 'Liebe im Traum', das von den Damen Rosl Dörzbacher,
Julie Hirsch und Martl Steiner und Walter Löwenstein sehr
hübsch dargestellt wurde. Dann folgte der geistreiche Einakter von Kurt Götz
'Der Hund im Hirn', welcher von den Damen Grete Lendt und den Herren
Heinrich Frankfurter, Richard Frankfurter und Dr. Steiner glänzend
aufgeführt wurde und lebhaften Beifall fand. Ilse Berlizheimer -
Stuttgart erfreute die Anwesenden mit einigen ausgezeichneten Dingen: die junge Künstlerin fand
allgemeine Anerkennung. In später Abendstunde trat noch Frau Trude
Rohrbacher als Ansager und Liederhumorist auf und unterhielt die Anwesenden
mit ihren wirkungsvollen Darbietungen aufs beste. Im übrigem verlief der
Abend bei den Klängen einer ausgezeichneten Jazzband sehr vergnügt." |
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Fritz Schwarzschild über "Die
Jugend in der Gemeinde"
(1930)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai
1930: |
Freitagabend-Feiern im Jüdischen Jugendbund sowie Gründung eines Jugendchores
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli
1930: |
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Dr. Hilde Sänger aus Stuttgart
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. November 1930: |
Vortrag
von Frau Spielmann aus München über "Dostojewski und die Juden"
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1930: "Göppingen. Am
24. November sprach Frau Spielmann - München über 'Dostojewsky und
die Juden“. Die Vortragende zeichnete in sehr interessanter Weise die
Persönlichkeit des Dichters und sein Werk und ging auch ausführlich auf
diejenigen Bücher ein, in denen Dostojewskys Antisemitismus zum Ausdruck
kommt. Reicher Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen." |
Chanukkafeier des Israelitischen Frauenvereins
(1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1931: |
Bezirksrabbiner Dr. Tänzer spricht im "Verein Gesundheitsreform"
über "Das Fasten" (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1931: |
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins
(1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1931: |
|
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1931:
|
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Redakteur Hans Sternheim aus Stuttgart
(1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1931: |
50-jähriges Bestehen des Israelitischen Frauenvereins
(1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Oktober 1931: |
Hauptversammlung des Württembergischen Landesverbandes des Jüdischen
Frauenbundes in Göppingen (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1931: |
Anzeige des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins
(1931)
Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1931: |
Anzeige des Israelitischen Unterstützungs-Vereins
(1931)
Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1931: |
Chanukkafeier
des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1931 (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1931: |
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Dr. Feldmann aus Stuttgart
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1932: |
Vortragsveranstaltungen des Jüdischen Jugendbundes 1931/32
(1932)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1932: |
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1932: |
Kinderfest des Vereins "Merkuria"
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1932: |
Veranstaltungen des Vereins "Merkuria" sowie Vortrag im Israelitischen
Frauenverein mit Fürsorgerin Thea Waitzfelder aus Stuttgart
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1932: |
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Rosi Stern aus Frankfurt
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1932: "Göppingen. Im Rahmen des
Israelitischen Frauenvereins sprach am 30. November Frl. Studienrat
Rosi Stern aus Frankfurt a. M. über 'Ur und die Sintflut'. Die
Referentin verstand es, das an sich rein wissenschaftliche Thema derart
lebendig zu gestalten, dass alle Anwesenden dem durch eine Anzahl
hervorragender Lichtbilder erläuterten Vortrag mit größtem Interesse folgen
konnten. Die Referentin, die sich als Geologin eines ausgezeichneten Rufes
erfreut, berichtete als Ergebnis eigener Studienreisen über die alte
sumerische Kultur und deren Bedeutung für die Menschheitskultur. Äußerst
interessant war die Mitteilung, dass im Euphrattal. dem Wohnland der
Sumerer, die Heimat unseres Erzvaters Abraham zu suchen ist. Auf Grund der
Forschungen, die vor einigen Jahren mit Unterstützung des Britischen Museums
gemacht wurden, entwarf die Rednerin ein außerordentlich interessantes Bild
vom hoch entwickelten Kulturleben der Sumerer, das sich auf allen Gebieten,
in der Kunst und der Wissenschaft dokumentiert. — Zum Schlüsse ihrer
Ausführungen las die Referentin sehr eindrucksvoll den Jahrtausende alten
babylonischen Sintfluttext, dessen Inhalt der biblischen Sintflutgeschichte
gleichkommt.
Die Vorsitzende, Frau Mathilde Steiner dankte der Referentin für ihr
wertvolles Referat mit herzlichen Worten. Rabbiner Dr. Tänzer zollte ihr
ebenfalls Worte hoher Anerkennung und gab noch einige interessante
Ergänzungen zum Thema aus Bibel und Talmud." |
Gemeindeabend mit Vortrag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer
(1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1932: "Göppingen. Am 27.
November fand ein gutbesuchter Gemeindeabend statt, der von Julius
Guggenheim mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnet wurde. Anschließend
sprach Rabbiner Dr. Tänzer in außerordentlich interessanter und
aufschlussreicher Weise über 'Die Geschichte der Juden in Württemberg'.
Dabei erfuhren die Hörer schon manche wertvolle Einzelheiten aus dem in
allernächster Zeit erscheinenden gleichnamigen Neuwerk Dr. Tänzers. - Im
Anschluss an den Vortrag, für den Julius Guggenheim im Namen der Hörer
dankte, fand eine Besprechung bezüglich der Vorsteheramtswahlen statt." |
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1932 (1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 18. Januar 1933: "Göppingen. In den
Sälen des Hotel Dettelbacher veranstaltete der Frauenverein um 26. Dezember
vorigen Jahres eine Chanukka-Feier, der, wie alljährlich, der größte
Teil der Gemeinde beiwohnte. Das abwechslungsreiche Programm wurde
ausschließlich von der Schuljugend bestritten. die ihr Bestes gab. Frau
Lendt eröffnete die Feier mit warmen Begrüßungsworten und dankte
Elisabeth Ries, Hanne Krämer und Ilse Frankfurter für die mühevollen
Vorbereitungen und Einstudierungen. Fünf Szenen aus der Bibel, von Elisabeth
Ries verfasst, fanden in ihrer farbenprächtigen Darstellung wohlverdienten
Beifall: ein Knabenquartett bestritt in harmonischem Zusammenspiel den
musikalischen Teil: C. E. Meyers Märchenspiel 'Fingerhütchen' mit seinem
lieblichen Elfentanz erntete lebhaften Applaus und auch das übrige Programm
trug dazu bei, dem Wunsche Ausdruck zu verleihen: im nächsten Jahre
wieder eine Chanukka-Feier!" |
Silvesterfeier des Vereins "Merkuria" sowie Jahresversammlung
(1933)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1933: "Göppingen. Um Silvester zu feiern, lud der Verein 'Merkuria'
seine Mitglieder zu einem Familien-Abend mit Tanz ein. Abwechslungsreiche
Improvisationen, deren spiritus rector Siegfried Rohrbacher war.
unterhielten die Gäste aufs beste. Sämtliche Nummern des Kabaretts wurden
von Mitgliedern des Vereins ausgeführt, wovon besonders die tänzerischen,
meisterhaft geschulten Leistungen von Frau Ilse Frankfurter -
Berlizheimer. die mit glänzenden Stimmitteln und viel Anmut
dargebrachten Gesänge von Frau Ilse Reis-Rosenthal und die von
köstlichem Humor übersprudelnde Ansage Siegfried Rohrbachers
hervorgehoben sein mögen.
In der Jahresversammlung am 5. Januar wurde Siegfried Rohrbacher zum
Vorstand des Vereins gewählt."
Anmerkungen: |
Vortragsabende und Faschingsball im Verein "Merkuria"
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1933: |
"Bunter Abend" des Israelitischen Frauenvereins
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar
1933: |
Vortrag des Vereins "Merkuria" und des Kaufmännischen Vereins mit
Professor Dr. Wunderlich aus Stuttgart
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 31. März 1933: |
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1933: |
Arbeitstagung des "Landesverbandes Württemberg des Jüdischen
Frauenbundes" in Göppingen
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli
1933: |
Beginnende antijüdische Maßnahmen
(1933)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1933: "Göppingen. Hier
hat der Gemeinderat die Einsetzung einer Marktkommission beschlossen, um
Ostjuden vom Markt fernzuhalten."
|
Vortrag des Keren Kajemeth Lejisrael (KKL) (1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1933: |
Vortrag über eine Palästina-Reise von Siegfried Rohrbacher
(1933)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1933: |
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Thekla Kaufmann
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1934:
|
Konzertveranstaltungen mit Meistergeiger Stefan Frenkel in Heilbronn und in
Göppingen (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April
1934: |
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe über Palästina mit Dr. Pomeranz aus
Frankfurt
(1934)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai
1934: |
Abend des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen Nothilfe
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1934: |
Vortragsreihe der Zionistischen Ortsgruppe (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1934: |
Kinderfest
der "Merkuria" zusammen mit dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1934: |
Tagung des "Landesverbandes Württemberg und Hohenzollern des Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten" in Göppingen (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1934: |
Gedächtnisfeier zum 30. Todestag von Theodor Herzl der Zionistischen Ortsgruppe
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1934: |
Vortrag
von Dr. W. Nußbaum aus Berlin über "Erbbiologische Probleme im
Judentum" (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September 1934: |
Vortrag
der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Pommeranz aus Frankfurt über "Araber,
Engländer und Juden" (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1934: |
Fahrt
des Vereins "Merkuria" nach Haigerloch (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1934: |
Sprechstunden der Ortsgruppe des Centralvereins
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November
1934: |
Familienabend des Vereins "Merkuria"
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1934: |
Chanukkafeier
des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1934 (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1934: |
Handarbeitsabende des Israelitischen Frauenvereins
(1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1934: |
Familienabend
des Vereins "Merkuria" und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten sowie weitere Mitteilungen aus dem Verein "Merkuria"
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1935: "Göppingen. Der Verein 'Merkuria'
und die Sportgruppe des R.j.F. veranstalteten gemeinsam am 31.
Dezember vorigen Jahres einen Familienabend mit Tanz in den Räumen des
Hotels Dettelbacher. welcher sehr gut besucht war, insbesondere auch von
vielen auswärtigen Gästen verschiedener Gemeinden. Der Abend erweckte bei
allen Teilnehmern volle Befriedigung. Die Gäste gaben durchweg dem Wunsche
Ausdruck, bald wieder bei den Veranstaltern zu Gast sein zu dürfen.
Auf 2. Januar hatte der Ausschuss der 'Merkuria' die Vorsteher der
Gemeinde sowie die Vorsitzenden der jüdischen Vereine zu einer Besprechung
wegen Durchführung eines kulturellen Programms gebeten, da die materiellen
Mittel der 'Merkuria' hiezu neben ihren geselligen Verpflichtungen nicht
ausreichen. Die Notwendigkeit dieser kulturellen Veranstaltungen wurde
durchweg anerkannt und auch rasch eine Einigung erzielt. Zur Durchführung
des Zieles wurde die Errichtung eines Kulturbund-Ausschusses unter Führung
der 'Merkuria' und Teilnahme sämtlicher anderen Vereine beschlossen.
Die jährliche Hauptversammlung der 'Merkuria' fand am 6 Januar im
'Dettelbacher' statt. Die Versammlung war sehr schwach besucht und ging
rasch vonstatten. In der Vereinsleitung sind Änderungen nicht eingetreten." |
Konzertveranstaltung des Vereins "Merkuria"
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1935: |
Vortragsveranstaltung über Palästina der Zionistischen Ortsgruppe
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1935: |
Verschiedene Veranstaltungen der Ortsgruppe des Centralvereins, des
Frauenvereins, der Orts- und Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten und der Zionistischen Ortsgruppe (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1935: |
Vortrag bei der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten mit Dr.
Salomon aus Köln
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1935: |
Familienabend des Vereins "Merkuria"
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1935 |
Heldengedenkfeier des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten - Bibelkurs mit
Rabbiner Dr. Tänzer - Purimfeier des Jüdischen Kulturausschusses
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1935: "Göppingen. Bei der am 16. März im Rahmen des
Sabbatgottesdienstes stattgefundenen Heldengedenkfeier, zu der die
Ortsgruppe des R.j.F. (Reichsbund jüdischer Frontsoldaten) eingeladen hatte,
ehrte Rabbiner Dr. Tänzer — selbst jahrelang Feldrabbiner im Osten — in
einer zu Herzen gehenden Predigt und einem 'Jiskaur' (Jiskor) die
Gefallenen. Die Toraspenden dieser Feier wurden in dem vom Israelitischen
Oberrat festgesetzten Sinne verwendet.
Anlässlich des zurzeit wöchentlich stattfindenden Bibelkurses sprach
Rabbiner Dr. Tänzer am 'Taanith Esther' über die geschichtliche und
religiöse Bedeutung des Purimfestes. Der Vortrug wurde von den zahlreichen
Teilnehmern dankbarst aufgenommen.
Der Jüdische Kulturausschuss veranstaltete am 16. März eine Purimfeier, für
die der bekannte Frankfurter Schriftsteller Alfred Auerbach und seine
Gattin Evelyn Auerbach (früher am Stadttheater Elberfeld) gewonnen
wurden. Es wurden ernste und heitere Sachen, großenteils aus eigener Feder,
in vollendeter Weise zu Gehör gebracht. Die äußerst zahlreich erschienenen
Gemeindemitglieder wurden in frohe Purimstimmung versetzt und blieben auch
nach der Veranstaltung noch gemütlich zusammen."
Anmerkungen: - Jiskor: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiskor
- Ta'anit Esther:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ta'anit_Esther
- Alfred Auerbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Auerbach |
Schülerinnen und Schüler des Landschulheimes Herrlingen sind in Göppingen -
Gemeindeabend zum 800. Geburtstag von Moses Maimonides
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1935:
|
Verschiedene Veranstaltungen der Vereine und der Gemeinde
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1935: |
Kurs der Zionistischen Ortsgruppe über "Palästina-Kunde" sowie
Konfirmation am Schawuoth-Fest (Wochenfest) (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 17. Juni 1935: |
Vortragsveranstaltungen der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. David Schlossberg
aus Berlin und Jakob Srodek
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli
1935: |
Abschluss des Kurses über "Palästina-Kunde" der Zionistischen
Ortsgruppe (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1935: |
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Mendel Karger aus Jerusalem
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September 1935: |
Erwachsenen-Anfängerkurs in Hebräisch der Zionistischen Ortsgruppe
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1935: |
Vortrag der Zionistischen Jugendgruppe mit Assessor Guthmann aus Frankfurt
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1935: |
Strickabende im Israelitischen Frauenverein zu Gunsten der Jüdischen
Winterhilfe (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1935: |
Der
"Jüdische Kulturbund Merkuria" hat sich dem "Reichsverband der
jüdischen Kulturbünde in Deutschland" angeschlossen (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. November
1935: |
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe mit Schuldirektor Rosenthal aus Herrlingen
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. November 1935: |
Wahlen für das Gemeinde-Vorsteheramt
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935: |
Gruppenabend
der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Kurt Licht aus Mannheim (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935: |
Veränderungen im Vorstand der Ortsgruppe des Centralvereins (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935: |
Handballwettspiele zwischen Jüdischen Sportvereinen zugunsten der Jüdischen
Winterhilfe (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935: |
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Richard Strauß aus Ulm
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935: |
Aktivitäten des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen
Winterhilfe und geselliger Abend
(1936)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1936: |
Liederabend des Jüdischen Kulturbundes Merkuria mit Josef und Sonja Ziegler aus
München (1936)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1936: |
Übungsabende der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten
(1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1936:"
ohne Abbildung: "Göppingen. Vor kurzem erschien in Paris der
Roman 'La solitude ä Paris' von Etienne Gril und Arthur Fleischer (Editions
Pierre Gara), der zum Teil in Stuttgart, zum Teil in Paris spielt und in
unterhaltender Weise das Schicksal einer jungen Stuttgarterin schildert, die
nach mancherlei Missgeschick sich endlich in Paris einlebt. Arthur Fleischer
ist ein gebürtiger Göppinger und dürfte bei seinen vielen Freunden noch in
bester Erinnerung sein." |
Verschiedene Ereignisse im Gemeindeleben sowie 65. Geburtstag von Rabbiner Dr.
Tänzer (1936)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1936: |
Das Bahnhofhotel Dettelbacher wird verpachtet an die Eheleute Baum -
Jahresversammlung der Ortsgruppe und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten - Rezitationsabend der "Merkuria"
(1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1936: |
Gruppenabend
der Zionistischen Ortsgruppe mit einem Vortrag von Dr. Plawner über den Dichter
Scholem Aleichem (1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1936: |
Sportveranstaltungen - Handballspiele zwischen jüdischen Mannschaften des
Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in Württemberg
(1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1936: |
Vortragsabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Heinrich Frankfurter sowie
Sederamt der Gemeinde (1937)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1937: "Göppingen. Am 21. März
veranstaltete die Zionistische Ortsgruppe im Hotel Dettelbacher einen
Vortragsabend, zu dem die Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Göppingen
eingeladen waren. Einleitend wies der Vorsitzende, H. Frankfurter, darauf
hin, dass die Zeit und die Einstellung des Judentums in Deutschland
erfreulicher Weise zu einem gewissen Ausgleich der Gegensätze geführt habe;
gewollt oder ungewollt sei heute fast jeder Jude in Deutschland mehr oder
weniger 'zionistisch'. Trotzdem finden wir bedauerlicherweise hier und da
noch Überbleibsel einer überholten Einstellung, gegen die sich der Zionismus
mit aller Schärfe wenden müsse; besonders sei dies da der Fall, wo sich
Juden den gemeinschaftlichen, großen Aufgaben entziehen; der Zionismus kenne
kein Mussjudentum, sondern trotz aller Schwierigkeiten nur die freudige
Mitarbeit an der Renaissance des jüdischen Volkes. Dann ergriff der Redner
des Abends, Rechtsanwalt Dr. Kern, Heilbronn, das Wort zu dem Thema
'Politische Entwicklungen im Vorderen Orient'. In fesselnder Weise entwarf
er ein Bild der politischen Situation in den Staaten rings um Palästina und
schloss seine interessanten Ausführungen mit dem Hinweis, dass die Leitung
der Zionistischen Organisation ihre Politik in der nächsten Zeit außer auf
England auch auf diese orient-politischen Gegebenheiten einzustellen haben
werde. Dem Redner wurde reicher Beifall zuteil.
- Am 27. März veranstaltete das Vorsteheramt der Israelitischen Gemeinde
gemeinsam mit der Jüdischen Schule und der Zionistischen Ortsgruppe einen
Sederabend,
den Rabbiner Dr. Wallach (Laupheim)
und Lehrer Erlanger in vorbildlicher und erhebender Weise gaben. " |
Konzertveranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes "Merkuria"
(1937)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1937: "Göppingen. Im
Jüdischen Kulturbund Merkuria ist es Brauch geworden, allmonatlich eine
Veranstaltung zu bieten. Es waren wirklich auserlesene Genüsse, welche in
diesem Rahmen einer erfreulich zahlreichen und dankbaren Hörerschaft im März
und April vermittelt worden sind. Am 7. März gab das Mendelssohn-Trio von
Leipzig einen Kammermusikabend mit Werken von Beethoven, Schubert und
Tschaikowsky. Leo Schwarz (Violine), Paul Blumenfeld (Cello)
und Tana Ury-Zunser (Klavier) sind Künstler von Format. Dies beweist
nicht nur die Meisterschaft, mit der jeder einzelne dieses musikalischen
Dreigestirns sein eigenes Instrument beherrscht, sondern vor allem das
unübertreffliche Zusammenspiel; zum einheitlichsten Guss formen sich die
vorgetragenen Werke, technisch und im Ausdruck gleichermaßen vollendet und
zu Herzen sprechend. Namentlich das im Mittelpunkt stehende Schubert-Trio in
B-dur (op. 99) war eine Glanzleistung, und der warme Beifall, den nicht nur
die musikalischen Feinschmecker sondern, auch das übrige Publikum kräftig
spendete, verkörperte am deutlichsten den Dank für jene Feierstunden.
Ganz anders — aber in seiner Art mindestens ebenso köstlich — war der
Lipinskaja-Abend vom 6. April. Es ist kein Zufall, dass das Loblied dieser
begnadeten Künstlerin überall, wo sie auftritt, so laut und froh erschallt,
denn es gibt eben nur eine Lipinskaja, die, wie niemand sonst, mit
der Liebenswürdigkeit ihres Auftretens und ihrem charmanten Vortrag
Beifallsstürme entfacht. Eleganz und Geist, Grazie und Witz stehen über dem
ganzen reichhaltigen Programm, und welche Nummer der Clou ist, lässt sich
schon gar nicht sagen: eine ist besser als die andere! Nicht vergessen
werden darf auch Walter Lajtai-Lazarus, der sowohl als feinsinniger
Begleiter wie auch in seinen Solo-Vorträgen am Flügel seinen Mann stellte.
So flog nur zu schnell die Zeit vorüber, in der jeder von seinem Alltag
völlig losgelöst war und Frohsinn atmete." |
Dr. Bernhard Plawner (Eislingen) referiert über den Dichter Scholom Alechem
(1938)
Anmerkung: zu Scholem Alechem siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Scholem_Alejchem
Artikel im
"Jüdischen Gemeindeblatt für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom
16. März 1938: "Göppingen. 'Scholom Alechem, ein jüdischer
Humorist; sein Leben und sein Werk', so lautete das Thema des Vortrags,
welchen Dr. B. Plawner,
Eislingen/Fils, am 22. Februar auf Veranlassung des Israelitischen
Vorsteheramts hielt. Der Redner schilderte den Lebenslauf des Dichters, der
in den 57 Jahren seines Lebens gar weit in der Welt herumgekommen und zum
fröhlichen Darsteller des Ghettos geworden ist. Nicht umsonst wird Scholom
Alechem 'der jüdische Marc Twain' genannt. Sein Humor ist ein wahrhaft
goldener und echter. Plastisch stellt er alle Gestalten in ihrer Umgebung
vor uns hin. So vereint er uns mit diesen Menschen und führt uns in die
Dörfer und Städte, in denen sie leben und von einem unverwüstlichen
Lebensmut beseelt sind. Bei Scholom Alechem kommt es in uns nicht zu dem
bittern Nachgeschmack, der das heitere Lachen in seiner befreienden Wirkung
einschränkt. Mit wundernetten Kostproben aus dem Schaffen des Dichters
illustrierte Dr. Plawner seine treffliche Charakterisierung und erntete
warmen Beifall. Dem herzlichen Dank für den wohlgelungenen Abend gab
abschließend Dr. Wallach Ausdruck." |
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