Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Göppingen (Kreisstadt)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt  
  
Hier: Berichte zu den Rabbinern und Lehrern sowie Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Göppingen wurden in jüdischen Periodika gefunden.   
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
  
Ein Teil der Texte konnte noch nicht abgeschrieben werden - bitte zum Lesen die Textabbildungen anklicken 
    
    
Übersicht:  

bulletAllgemeine Texte  
Über die israelitische Religionsgemeinde in Göppingen (Beitrag von Rabbiner Dr. Tänzer, 1927)  
bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Göppingen 
Rabbiner in Göppingen (Übersicht)   
bulletEinzelne Texte aus der Geschichte des Rabbinats in Göppingen  
Verlegung des Rabbinatssitzes von Jebenhausen nach Göppingen (1874)  
70. Geburtstag von Rabbiner Max Herz (1885)  
Auszeichnung für Rabbiner Max Herz zum 40-jährigen Amtsjubiläum (1886)  
Rabbiner Max Herz wird zum Kirchenrat ernannt (1894)   
Rabbiner Max Herz wird in den Ruhestand versetzt (1895)  
Zum Tod von Rabbiner Max Herz (1904)  
Rabbiner Jesajas Straßburger wird als Rabbiner in Ulm gewählt (1906)  
Rabbiner Dr. Aron Tänzer wird von orthodox-jüdischer Seite kritisiert (1911)  
Zum Tod der Frau von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1912)  
Auszeichnung für Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1916)
Rabbiner Dr. Aron Tänzer widmet eines seiner Bücher Prinz Leopold von Bayern (1917) 
Zum Tod der Frau von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (Eleonore Rose geb. Handler, geb. 1875, gest. 1912) 
60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer  (1931)  
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1932)  
Zum Tod von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (Nachruf von Rabbiner Dr. Auerbach, Stuttgart, 1937)       
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle zunächst eines privaten Lehrers (1852 / 1860), dann der Stelle eines Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1874 / 1876 / 1878)  
Zum Tod von Religionslehrer Karl Bodenheimer (1925)   
bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Im Museumsverein werden jüdische Personen von der Mitgliedschaft noch ausgeschlossen (1860) 
Göppingen als Station auf dem Weg zur politischen Gleichstellung der württembergischen Juden (1861) 
Gründung eines jüdischen Lesevereins in Göppingen (1861)  
Die Feiern zum Friedensschluss nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit Dankgottesdienst in der Synagoge (1871)   
Vortragsveranstaltungen und Purimfeier des Israelitischen Frauenvereins (1927)  
60-jähriges Bestehen der jüdischen Gemeinde Göppingen (1927)  
Vortragsveranstaltungen im Israelitischen Frauenverein sowie Chanukkafeier (1928)    
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins im Februar 1928 sowie Purimfeier (1928)  
Salomon Ottenheimer übernimmt den Vorsitz im Vorsteheramt der Gemeinde (1928) 
Werbewoche des Fremdenverkehrsvereins mit Auszeichnung jüdischer Geschäftshäuser (1928)   
Simchas-Thora-Kränzchen des Vereins "Merkuria" (1928) 
60-jähriges Bestehen des Vereins "Merkuria" (1928) 
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Berta Blumenthal aus Stuttgart (1928) 
Vortrag des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein mit Dr. Kurt Elwenspoek (1928)  
60-jähriges Bestehen der "Merkuria" - Schubert-Abend in der Gemeinde - Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenbundes (1928)  
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Else Bergmann aus Laupheim (1928)    
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1928 (1929) 
60-jähriges Jubiläum der "Merkuria" (1929)  
Hauptversammlung der "Merkuria" (1929)  
Maskenball des Vereins "Merkuria" (1929)  
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1929) 
Vortrag im Hotel Dettelbacher mit Dr. Mark Wischnitzer aus Berlin (1929)  
Aus der Arbeit des Jüdischen Jugendbundes (1929)  
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Rabbiner Dr. Tänzer über "Tierschutz im Judentum" (1929)  
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Direktor Dr. Holländer aus Berlin (1929)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Frau Gompertz aus Stuttgart (1929)  
Verschiedene Vorträge im Jüdischen Jugendbund (1929)  
Elternabend des Jüdischen Jugendbundes (1929)  
Simchas-Thora-Veranstaltung des Vereins "Merkuria" (1929)  
Filmvorführung des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein (1929)  
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Konsul Max Straus aus Stuttgart (1929)  
Besprechung des "Synagogen-Chors" (1929)   
Neuwahlen für den Ausschuss des Jüdischen Jugendbundes nach dem Wegzug von Max Rothschild (1929)   
Vorstandssitzung in Göppingen des Württembergisch-Hohenzollerischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes in Württemberg (1929)   
Musikalische Morgenfeier des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem "Kaufmännischen Verein" (1929)  
Vorstandswahlen im Dezember 1929 (1929)  
Chanukka-Feier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1929 (1929/30)  
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Dr. Hilde Adler aus Stuttgart (1930)   
Winterball des Vereins "Merkuria" (1930) 
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Fritz Schwarzschild über "Die Jugend in der Gemeinde" (1930)  
Freitagabend-Feiern im Jüdischen Jugendbund sowie Gründung eines Jugendchores (1930) 
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Dr. Hilde Sänger aus Stuttgart (1930)  
Vortrag von Frau Spielmann aus München über "Dostojewski und die Juden" (1930)  
Chanukkafeier des Israelitischen Frauenvereins (1931)   
Bezirksrabbiner Dr. Tänzer spricht im "Verein Gesundheitsreform" über "Das Fasten" (1931)   
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1931)  
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Redakteur Hans Sternheim aus Stuttgart (1931)  
50-jähriges Bestehen des Israelitischen Frauenvereins (1931)  
Hauptversammlung des Württembergischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes in Göppingen (1931)  
Anzeige des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins (1931)  
Anzeige des Israelitischen Unterstützungs-Vereins (1931)  
Chanukkafeier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1931 (1931)  
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Dr. Feldmann aus Stuttgart (1932) 
Vortragsveranstaltungen des Jüdischen Jugendbundes 1931/32 (1932) 
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1932)  
Kinderfest des Vereins "Merkuria" (1932)  
Veranstaltungen des Vereins "Merkuria" sowie Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Fürsorgerin Thea Waitzfelder aus Stuttgart (1932)   
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Rosi Stern aus Frankfurt (1932)  
Gemeindeabend mit Vortrag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1932)  
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1932 (1933)  
Silvesterfeier des Vereins "Merkuria" sowie Jahresversammlung (1933) 
Vortragsabende und Faschingsball im Verein "Merkuria" (1933)  
"Bunter Abend" des Israelitischen Frauenvereins (1933)  
Vortrag des Vereins "Merkuria" und des Kaufmännischen Vereins mit Professor Dr. Wunderlich aus Stuttgart (1933)  
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1933)  
Arbeitstagung des "Landesverbandes Württemberg des Jüdischen Frauenbundes" in Göppingen (1933)  
Beginnende antijüdische Maßnahmen (1933)  
Vortrag des Keren Kajemeth Lejisrael (KKL) (1933)  
Vortrag über eine Palästina-Reise von Siegfried Rohrbacher (1933)  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Thekla Kaufmann (1934)  
Konzertveranstaltungen mit Meistergeiger Stefan Frenkel in Heilbronn und in Göppingen (1934)  
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe über Palästina mit Dr. Pomeranz aus Frankfurt (1934) 
Abend des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen Nothilfe (1934) 
Vortragsreihe der Zionistischen Ortsgruppe (1934)  
Kinderfest der "Merkuria" zusammen mit dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (1934)  
Tagung des "Landesverbandes Württemberg und Hohenzollern des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten" in Göppingen (1934)  
Gedächtnisfeier zum 30. Todestag von Theodor Herzl der Zionistischen Ortsgruppe (1934)  
Vortrag von Dr. W. Nußbaum aus Berlin über "Erbbiologische Probleme im Judentum" (1934)    
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Pommeranz aus Frankfurt über "Araber, Engländer und Juden" (1934)  
Fahrt des Vereins "Merkuria" nach Haigerloch (1934)  
Sprechstunden der Ortsgruppe des Centralvereins (1934)  
Familienabend des Vereins "Merkuria" (1934) 
Chanukka-Feier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1934 (1934)  
Handarbeitsabende des Israelitischen Frauenvereins (1934) 
Familienabend des Vereins "Merkuria" und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten sowie weitere Mitteilungen aus dem Verein "Merkuria" (1935) 
Konzertveranstaltung des Vereins "Merkuria" (1935)   
Vortragsveranstaltung über Palästina der Zionistischen Ortsgruppe (1935)   
Verschiedene Veranstaltungen der Ortsgruppe des Centralvereins, des Frauenvereins, der Orts- und Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und der Zionistischen Ortsgruppe (1935)  
Vortrag bei der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten mit Dr. Salomon aus Köln (1935)   
Familienabend des Vereins "Merkuria" (1935)  
Heldengedenkfeier des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten - Bibelkurs mit Rabbiner Dr. Tänzer - Purimfeier des Jüdischen Kulturausschusses (1935)  
Schülerinnen und Schüler des Landschulheimes Herrlingen sind in Göppingen - Gemeindeabend zum 800. Geburtstag von Moses Maimonides (1935)     
Verschiedene Veranstaltungen der Vereine und der Gemeinde (1935)  
Kurs der Zionistischen Ortsgruppe über "Palästina-Kunde" sowie Konfirmation am Schawuoth-Fest (Wochenfest) (1935)  
Vortragsveranstaltungen der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. David Schlossberg aus Berlin und Jakob Strodek (1935)  
Abschluss des Kurses über "Palästina-Kunde" der Zionistischen Ortsgruppe (1935)  
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Mendel Karger aus Jerusalem (1935)  
Erwachsenen-Anfängerkurs in Hebräisch der Zionistischen Ortsgruppe (1935) 
Vortrag der Zionistischen Jugendgruppe mit Assessor Guthmann aus Frankfurt (1935)  
Strickabende im Israelitischen Frauenverein zu Gunsten der Jüdischen Winterhilfe (1935)   
Der "Jüdische Kulturbund Merkuria" hat sich dem "Reichsverband der jüdischen Kulturbünde in Deutschland" angeschlossen (1935)  
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe mit Schuldirektor Rosenthal aus Herrlingen (1935)  
Wahlen für das Gemeinde-Vorsteheramt (1935)  
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Kurt Licht aus Mannheim (1935)  
Veränderungen im Vorstand der Ortsgruppe des Centralvereins (1935)  
Handballwettspiele zwischen Jüdischen Sportvereinen zugunsten der Jüdischen Winterhilfe (1935)  
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Richard Strauß aus Ulm (1935)   
Aktivitäten des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen Winterhilfe und geselliger Abend (1936) 
Liederabend des Jüdischen Kulturbundes Merkuria mit Josef und Sonja Ziegler aus München (1936)  
Übungsabende der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1936)  
Verschiedene Ereignisse im Gemeindeleben sowie 65. Geburtstag von Rabbiner Dr. Tänzer (1936)   
Das Bahnhofhotel Dettelbacher wird verpachtet an die Eheleute Baum - Jahresversammlung der Ortsgruppe und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten - Rezitationsabend der "Merkuria" (1936)  
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit einem Vortrag von Dr. Plawner über den dichter Scholem Aleichem (1936)  
Sportveranstaltungen - Handballspiele zwischen jüdischen Mannschaften des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in Württemberg (1936)   
Vortragabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Heinrich Frankfurter sowie Sederamt der Gemeinde (1937)  
Konzertveranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes "Merkuria" (1937)  
Dr. Bernhard Plawner (Eislingen) referiert über den Dichter Scholom Alechem (1938)    

      
      
    
 
Allgemeine Texte  
Über die israelitische Religionsgemeinde in Göppingen (Beitrag von Rabbiner Dr. Tänzer, 1927)         

Goeppingen GemZeitung Wue 01061927.jpg (173649 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1927: "Die israelitische Religionsgemeinde in Göppingen.
Von Rabbiner Dr. A. Tänzer.

Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hat die 'Göppinger Zeitung' am 16. Mai eine Festnummer veröffentlicht. Dieser Nummer ist der folgende Aufsatz mit Erlaubnis seines Verfassers entnommen.
Auch die israelitische Religionsgemeinde in unserer Stadt steht in einem Jubiläumsjahre, da sie am 1. Juli auf 60 Jahre ihres Bestehens zurückblicken kann. Und fast gleichzeitig, am 7. Juli, werden es 150 Jahre sein, dass ihre Muttergemeinde in Jebenhausen gegründet wurde. Die Geschichte beider Gemeinden in allen ihren Zweigen wird in nächster Zeit in einem umfangreichen Werke erscheinen. Während aber die Israelitengemeinde in Jebenhausen bereits seit 28 Jahren der Vergangenheit angehört, hat ihre Nachfolgerin in Göppingen eine ununterbrochene Linie der Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen.
Im Jahre 1849 ließen sich die zwei ersten Israeliten wieder in Göppingen nieder, genau 500 Jahre, nachdem eine frühere Israelitengemeinde das Schicksal jener in Stuttgart, Esslingen, Geislingen und Ulm teilte und im Jahr 1349 dem Volkswahne zur Zeit der Pest zum Opfer fiel. Die beiden ersten israelitischen Ansiedler der Neuzeit, wie fast alle ihre Nachfolger in den nächsten zwei Jahrzehnten aus Jebenhausen kommend, waren Joseph Raff und Salomon Einstein, die Gesellschafter der in Jebenhausen aus der Firma 'Gebrüder Einstein' im Jahre 1847 hervorgegangenen Firma 'Raff, Einstein und Co.', die 1849 auch ihren Webereibetrieb nach Göppingen verlegte. Joseph Raff, eine in mehrfacher Hinsicht hervorragende Persönlichkeit, war 1831 als 13 jähriger aus Illerstadt zu seinen Verwandten gleichen Namens nach Jebenhausen gekommen, um die Handweberei zu erlernen. In Göppingen, wo er 1852 eine angesehene Firma unter seinem Namen errichtete, nahm der vielseitig gebildete Mann bald eine führende Stellung im öffentlichen Leben ein und hatte im Stadtrat als eifriges Mitglied der damaligen Deutschen Partei manch harten Strauß auszufechten. Im Jahre 1870 übersiedelte er nach Stuttgart, wo er ein bis 1912 bestehendes Bankhaus errichtete. Er starb 1897. Salomon Einstein, ein Enkel des 1778 aus Buchau nach Jebenhausen eingewanderten Joseph Einstein, kehrte 1852 nach Jebenhausen zurück und errichtete dort mit seinem Bruder Joseph Leopold Einstein, der viele Jahre Kirchenvorsteher und Gemeinderat in Jebenhausen war, die Firma 'J. und S. Einstein', die 1867 nach Stuttgart verlegt wurde.
Den beiden ersten Israeliten folgten bald weitere, die sich hervorragende Verdienste um die Entwicklung der Textilindustrie und um die Einfüh-                 
Goeppingen GemZeitung Wue 01061927a.jpg (183490 Byte)rung der Korsettindustrie erwarben. Fast alle waren sie geprüfte Webmeister, die gründliche Sachkenntnis mit rastlosem Fleiße verbanden. Die Namen Daniel Rosenthal, Abraham Gutmann, Julius und Max Kaufmann u.v.a. sind ebensowenig vom industriellen Aufschwunge Göppingens zu trennen, wie die heute 87-jährige Firma 'A. Gut­mann u. Co.', und die in ihren ersten Anfängen fast 100-jährige Firma 'Raff und Söhne", die 1873 von hier nach München verlegt wurde. Die Firma 'Kaufmann und Söhne' 'führte anfangs der 1860er Jahre die erste mechanische Buntweberei in Göppingen ein, die dann vorbildlich für die übrigen Göppinger Webereien wie für die anderen im Lande wurde." (Festschrift: 'Die württembergischen Handelskammern 1856—1906', Teil 2, Seite 363). Daniel Rosenthal, der Begründer der 1855 bis 1887 hier bestandenen, um die Korsettindustrie hochverdienten Firma 'D. Rosenthal und Co.", machte schon 1853, als Gesellschafter der damaligen Firma 'Rosenthal, Steinhart und Co.', einen viel versprechenden Versuch, die Herrenkleider-Fabrikation in Göppingen einzuführen, scheiterte aber, trotz zustimmender Äußerung des Gemeinderates, am Widerstande der Schneiderzunft, dem die Kreisregierung in Ulm nachgab. Erst im Jahre 1891 konnte Joseph Ostertag diesen Industriezweig mit Erfolg einführen.
Der schon erwähnte Joseph Raff, seit 1851 vom Kirchenvorsteheramte in Jebenhausen zum Anwalt der Göppinger Israeliten bestellt, war die eigentliche Triebkraft bei den Bestrebungen, die am 1. Juli 1867 zur Gründung der Israelitischen Kirchengemeinde Göppingen führten. Diese zählte damals 174 Seelen, heute, einschließlich der Israeliten in Jebenhausen, Süßen und Kirchheim etwa 400. Von den 30 selbständigen Männern zur Zeit der Gemeindegründung waren bürgerlich: 6 in Göppingen, 17 in Jebenhausen, 2 in Ludwigsburg und je 1 in Lauchheim, Laupheim, Mühlbach in Baden, Neckarsulm und Nordstetten. In das erste Kirchenvorsteheramt wurden gewählt: Joseph Raff, Daniel Rosenthal und Siegmund Steinhart. Von hohem Werte für die gesunde Entwicklung der Ge- meindeverhältnisse war der bezeichnende Umstand, dass in ihrer Leitung nur selten ein Wechsel der Personen eintrat. In den 60 Jahren ihres Bestehens zählte sie in ihrem bis in die jüngste Zeit nur aus 4 gewählten Mitgliedern bestehenden Kirchenvorsteheramte 4 Mitglieder mit einer Amtszeit von je 35 Jahren (Salomon Ottenheimer sen., Julius Reinganum, Samuel Fleischer und Samuel Dörzbacher) und hatte sie, abgesehen von einem Rabbinatsverweser für kurze Zeit, nur drei Rabbiner (Kirchenrat Max Herz, Jes. Straßburger und seit 1907 der Verfasser). Ein Vorsänger und Kirchenpfleger (Karl Bodenheimer) war fast 44 Jahre im Amte. Dieser seltene Personenwechsel trug wesentlich dazu bei, dass verschiedene größere Aufgaben (1880—1881 Erbauung der Synagoge,    
Goeppingen GemZeitung Wue 01061927b.jpg (43608 Byte)1899 Auflösung der Israelitengemeinde in Jebenhausen, 1904 Anlage des israelitischen Friedhofes in Göppingen, 1907 Erwerbung des Gemeindehauses usw.) günstig gelöst werden konnten.
Während am Kriege 1870—1871 nur ein Mitglied der Gemeinde, Samuel Fleischer, teilnahm, stellte sie im Weltkriege 1914 bis 1918 92 Kriegsteilnehmer, von denen 58 Frontsoldaten waren und 6 als Kriegsopfer fielen.
In den 10 Vereinen bzw. Ortsgruppen in der Gemeinde finden alle Bestrebungen auf kulturellem, wohltätigem und geselligem Gebiete eine rege Pflege.
Und last, not least kann als erhebendes Moment festgestellt werden, dass auch die Israelitengemeinde stets bestrebt war, den konfessionellen Frieden in unserer Stadt zu erhalten und zu fördern." 

   
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Göppingen  
   
Rabbiner in Göppingen waren:  

bulletMax (Manasse) Herz (geb. 1815 in Kochendorf, gest. 1904 in Göppingen): studierte seit 1836 in Tübingen, wo er 1841 die Erste Dienstprüfung ablegte; danach Vikar des Stadtrabbiners Joseph Maier in Stuttgart; seit 1844 Rabbinatsverweser, seit 1846 Bezirksrabbiner in Jebenhausen. 1868 verlegte er seinen Wohnsitz nach Göppingen; seit 1874 war auch der Rabbinatssitz in Göppingen. Er trat 1895 in den Ruhestand.         
bulletDr. Hermann Kroner (geb. 1870 in Münster/Westfalen, gest. 1930 in Oberdorf): Sohn des Kirchenrats Dr. Theodor Kroner in Stuttgart; 1895 bis 1897 Rabbinatsverweser in Göppingen, 1897 bis 1930 Rabbiner in Oberdorf am Ipf (bedeutender Maimonides-Forscher).      
bulletJesajas Straßburger (geb. 1871 in Buttenhausen, gest. 1915): studierte in Tübingen, 1895-1897 Rabbinatsverweser in Oberdorf, 1897-1906 Rabbiner in Göppingen, 1906-1915 Rabbiner in Ulm
bulletDr. Arnold (Aron) Tänzer: (geb. 1871 in Pressburg, gest. 1937 in Göppingen): studierte in Pressburg, Berlin und Bern; 1896 bis 1905 Rabbiner in Hohenems, 1905 bis 1907 Rabbiner in Meran, 1907 bis 1937 Rabbiner in Göppingen (1915 bis 1918 Feldrabbiner). An seinen Wirkungsorten hinterließ er viele Spuren seines unermüdlichen Engagements für soziale und kulturelle Belange. Verfasser zahlreicher lokalhistorischer Werke. In Göppingen legte Rabbiner Tänzer seit 1909 den Grundstock für eine Volksbibliothek, der späteren Städtischen Leihbücherei. Seit 1921 war er Ehrenmitglied des Göppinger Veteranen- und Militärvereins "Kampfgemeinschaft". An ihn erinnert in Göppingen das "Rabbiner-Tänzer-Haus" (siehe Fotos unten, früheres Rabbinatsgebäude). 

     
     
Einzelne Texte aus der Geschichte des Rabbinates in Göppingen   
Verlegung des Rabbinatssitzes von Jebenhausen nach Göppingen (1874)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Dezember 1874: "Der Sitz des Rabbinats Jebenhausen ist nun definitiv nach Göppingen verlegt worden, woselbst der Rabbiner, Herr Herz, schon seit mehreren Jahren unter Genehmigung des Königlichen Kultusministeriums seinen Wohnsitz genommen hatte."   

     
 70. Geburtstag von Rabbiner Max Herz (1885)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Dezember 1885: "Aus Göppingen schreibt man: Am 24. November feierte Herr Rabbiner Herz hier seinen 70. Geburtstag. Am Vorabend wurde er durch ein Ständchen des Liederkranzes erfreut und dankte er den Mitgliedern dieses Vereins für die ihm erwiesene Ehrenbezeigung in sehr warmen Worten. Gestern Vormittag wurde dem Jubilar von den Vertretern der israelitischen Gemeinden Göppingen und Jebenhausen eine kalligraphisch ausgeführte Adresse überreicht, in welcher die großen Verdienste um seine Gemeinden hervorgehoben wurden. Zugleich wurde eine Ehrengabe übergeben, welche von Seiten des Herrn Rabbiner zur Gründer einer 'Rabbiner Herz-Stiftung' bestimmt worden ist. Herr Oberamtmann Mosthaf überbrachte ihm ein Gratulations- und Anerkennungs-Schreiben der israelitischen Oberkirchenbehörde. Abends fand im Gasthaus Dettelbacher ein Bankett statt, an welchem sich beinahe sämtliche Gemeindemitglieder beteiligten".       

   
Auszeichnung für Rabbiner Max Herz zum 40-jährigen Amtsjubiläum (1886) 
   

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Mai 1886: "Bonn, 25. April (Notizen). Seine Königliche Majestät haben dem Rabbiner Herz in Göppingen aus Anlass seines vierzigjährigen Amtsjubiläums das Ritterkreuz zweiter Klasse des Friedrichsordens verliehen."   

   
Rabbiner Max Herz wird zum Kirchenrat ernannt (1894)  

Goeppingen Israelit 28121894.jpg (126325 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1894: "Göppingen, 24. November (1894). Dem hiesigen Herrn Rabbiner Herz ist aus Anlass seines heute (Samstag) stattfindenden fünfzigjährigen Amtsjubiläums der Titel eines Kirchenrats mit dem Rang der 7. Stufe verliehen worden. In Folge dessen fand sich gestern Vormittag das theologische Mitglied der Königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde, Herr Kirchenrat Dr. Kroner von Stuttgart mit Herrn Oberamtmann Dr. Schönmann und den Mitgliedern des Kirchenvorsteheramtes, bei dem Jubilar ein, um persönlich die Urkunde über die seltene Auszeichnung nebst den Glückwünschen Seiner Exzellenz, des Herrn Staatsministers Dr. von Sarwey der Oberkirchenbehörde und des Vereins der Rabbiner Württembergs in herzlichen und beredten Worten zu überreichen. Der greise Jubilar dankte bewegt für die ihm gewordene Auszeichnung. Gestern Abend wurde dem allbeliebten, von Pflichttreue erfüllten Herrn Kirchenrat Herz von Seiten des hiesigen Liederkranzes ein Ständchen gebracht, heute früh hat derselbe einen Festgottesdienst abgehalten und abends findet ein Festessen zu Ehren des Jubilars statt. Die Gemeinde wird eine Stiftung für junge Leute zum Lehrzweck errichten, die den Namen des Jubilars tragen wird. Möge es ihm, der seit nunmehr 50 Jahren in einem und demselben Bezirk als Geistlicher gewirkt hat, vergönnt sein, noch lange seines Amtes als treuer und gewissenhafter Seelsorger seiner Gemeinde zu walten! (Israelitische Wochenschrift)."   

   
Rabbiner Max Herz wird in den Ruhestand versetzt (1895) 
 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juni 1895: "Rabbiner Kirchenrat Herz in Göppingen, der im verflossenen Jahre seinen 80. Geburtstag und damit sein 50-jähriges Dienstjubiläum als Rabbiner in Jebenhausen - Göppingen feierte, wurde in den Ruhestand versetzt."    

 
Zum Tod von Rabbiner Max Herz (1904)  

Goeppingen Israelit 11081904.jpg (78119 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1904: "Aus Württemberg. 4. August (1904). Heute wurde in Göppingen der älteste württembergische Rabbiner, der im Jahre 1916 in Kochendorf geborene Kirchenrat a.D. M. Herz unter größerem Geleite zu Grabe getragen. Nach vollendetem Studium übernahm Herz 1840 die Stelle eines Hauslehrers im Hofrat Pfeifferschen Hause und erhielt 1845 das Rabbinat Jebenhausen, das später nach Göppingen verlegt wurde. Diese Stelle verwaltete er bis zu seiner 1895 erfolgten Pensionierung. Anlässlich seines 70. Geburtstages erhielt er den Friedrichsorden und 1895 den Titel eines Kirchenrats. Mehrere Jahrzehnte lang war Herz Mitglied der Königlichen Prüfungskommission für die württembergischen Rabbinen. In der Synagoge gab Rabbiner Straßburger den Gefühlen der Teilnahme beredten Ausdruck; am Grabe widmeten Rabbiner Katz – Heilbronn und Kirchenvorsteher Fleischer dem Verstorbenen einen warmen Nachruf."    

  
Rabbiner Jesajas Straßburger wird als Rabbiner in Ulm gewählt (1906) 
  

Ulm FrfIsrFambl 03081906.jpg (16534 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1906: "Ulm. Rabbinerwahl. Das hiesige Rabbinat wurde Herrn Rabbiner Straßburger - Göppingen übertragen."          

 
Rabbiner Dr. Aron Tänzer wird von orthodox-jüdischer Seite kritisiert (1911)   

Goeppingen FrfIsrFambl 15091911.jpg (68147 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September 1911: "Stuttgart. Die Generalversammlung des ‚Württembergischen Landesverbands für die Interessen des gesetzestreuen Judentums’ fasste folgende Resolution: ‚Der Landesverband protestiert energisch gegen die von Rabbiner Dr. Tänzer in Göppingen in verschiedenen Blättern gebrachten Artikel, da diese die selbst an höchsten Stellen anerkannte Verschiedenheit der gesetztreuen und neologen Richtung im Judentum in Abrede zu stellen versuchten, um das orthodoxe Judentum und insbesondere einzelne Personen, die sich um dasselbe verdient gemacht, zu diskreditieren. Es handelt sich bei diesen Differenzen nicht um ‚Ritualformen, die Privatsache sind’, sondern um grundlegende Glaubenssätze des für das Judentum für alle Zeiten verbindlichen Torahgesetzes.’ 

    
Zum Tod der Frau von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (Eleonore Rose geb. Handler, geb. 1875, gest. 1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September 1912: "Göppingen, 17. September (1912). Die Familie unseres verehrten Herrn Rabbiners Dr. Tänzer ist in tiefe Trauer versetzt worden. Am 8. September schied Frau Rabbiner Dr. Tänzer, geb. Handler, eine Tochter des ehemaligen Totiser (sc. Totis = Tata, Ungarn) Rabbiners Mark Handler und Schwester des Budapester Rabbiners Dr. Simon Hevesi im Alter von 37 Jahren nach kurzem schweren Leiden aus dem Leben. Ein überaus glückliches Eheleben hat hier der Tod zerstört, und vier unmündige Kinder beklagen den Tod der besten aller Mütter. Unter überaus zahlreicher Teilnahme aller Bevölkerungskreise, Vertreter der Stuttgart-Loge, mehrerer benachbarter Rabbiner, der evangelischen Stadtpfarrer usw. fand am 10. September die Beerdigung auf dem hiesigen israelitischen Friedhofe statt. Nachdem Herr Lehrer Bodenheimer die kantoralen Funktionen versehen hatte, hielt Herr Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart auf Einladung des Kirchenvorsteheramts die Leichenrede, in welcher er in ergreifender Weise die hervorragenden Tugenden, den Edelsinn und das glückliche Eheleben der so früh Verewigten schilderte. Es war ein tieferschütternder Moment, als hierauf der gramgebeugte Gatte an den Sarg trat, um unter heißen Tränen seiner edlen Frau für alle ihre Liebe und Güte zu danken. - Das Andenken der so beliebten, einfachen, herzensguten Frau wird allezeit ein gesegnetes sein. Sie ruhe in Frieden!"     
 
Goeppingen FrfIsrFambl 25091912.jpg (29405 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September 1912: "Göppingen. Im Alter von 37 Jahren verschied die Gattin Rabbiners Dr. Tänzer, eine Frau von vornehmer Gesinnung. Sie war eine Tochter des Oberrabbiners Markus Handler seligen Andenkens in Totis (Ungarn) und Schwester Rabbiners Dr. Simon Hevesi – Budapest".

  
Auszeichnung für Rabbiner Aron Tänzer (1916)
      

Hohenems FrfIsrFambl 29121916.jpg (54809 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember 1916: "Dem Armeerabbiner der kaiserlich deutschen Bugarmee Dr. Tänzer ist von Seiner Majestät dem Kaiser von Österreich das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen worden. Armeerabbiner Dr. Tänzer stammt aus Preßburg und ist bereits früher durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse und des Ritterkreuzes des königlichen württembergischen Friedrichsordens 1. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet worden. Er war früher Landesrabbiner von Tirol und Vorarlberg."   

   
Rabbiner Dr. Aron Tänzer widmet eines seiner Bücher Prinz Leopold von Bayern (1917)  

Goeppingen AZJ 02031917.jpg (36259 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1917: "Aus Ludwigsburg wird uns geschrieben: Seine Königliche Hoheit der Herr Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern hat die Widmung des vom Armeerabbiner der Bugarmee, Dr. Tänzer, verfassten und derzeit im Erscheinen begriffenen Buches ‚Die Geschichte der Juden in Brest-Litowsk’ angenommen."      

          
60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1931)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. Januar 1931: "Göppingen (Rabbiner Dr. Tänzer 60 Jahre alt). Rabbiner Dr. Tänzer darf am 30. Januar seinen 60. Geburtstag feiern. Seit 23 Jahren steht er im Dienst der württembergischen Religionsgemeinschaft und übt als Rabbiner der Gemeinde Göppingen eine überaus segensreiche Tätigkeit aus. Nicht nur als vorzüglicher und geistvoller Kanzelredner ist Dr. Tänzer geschätzt, sondern als ein tüchtiger Lehrer und gewissenhafter, feinfühliger Seelsorger. Darüber hinaus ist er in den weiteren Kreisen seiner Heimatstadt als Gelehrter, besonders auf literarischem und philosophischem Gebiet, bekannt und seine Vorträge über solche Wissenskreise werden gern gehört. Vor seinem Eintritt in den Dienst der israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs war Dr. Tänzer als Rabbiner der Gemeinde Hohenems und später in Meran tätig. Aus jener Zeit stammt eine Arbeit über die Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg, wie sein 1928 erschienenes Buch über die Gemeinden Jebenhausen und Göppingen dem Gebiet seines heutigen Wirkungskreises entnommen ist. Während des Krieges war Dr. Tänzer Armeerabbiner im Osten; er hatte sich der Heeresverwaltung freiwillig zur Verfügung gestellt. Trotz seiner 60 Jahre ist Dr. Tänzer heute noch voll sprudelnder Frisch und geistig überaus rege."            
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1931: "Bezirks-Rabbiner Dr. Tänzer 60 Jahre alt.
Wenn ein Geburtstagkind sich um seinen Lebenskreis besonders verdient gemacht hat, so ist der Tag eine gern benutzte Gelegenheit, dem Feiernden Dankbarkeit und Verehrung zu bezeugen. Das gilt in vollem Wortsinn für Bezirksrabbiner Dr. A. Tänzer in Göppingen, der am 30. Januar seinen 60. Geburtstag feiern darf.
Der tiefbescheidene Gelehrte ist zwar allen Feierlichkeiten und Lobeserhebungen abhold. Dafür aber glaubt die Gemeinschaft, der er seine Kraft seit Jahrzehnten weiht, ein Ehrenanrecht zu haben, ihn zu feiern und ihm für alles das zu danken, was er für sie bedeutet, Tänzer ist seit dem 1. September 1907 als Rabbiner in Göppingen tätig, nachdem er zuvor vom 1. Dezember 1896 bis zum 28. Februar 1905 das Rabbinat von Hohenems (Vorarlberg) und von da an bis zum 31. August 1907 das Rabbinat in Meran vorbildlich verwaltet hat.
Der moderne Rabbiner ist nicht nur nach dem berüchtigten Worte des Berliner 'Gemeindevorstehers' Gomperz 'Kauscherwächter', er hat nicht nur die religiösen Dienstpflichten seines ehrwürdigen Amtes zu erfüllen. Er soll seiner Gemeinschaft Pfadfinder und Wegführer sein; er soll nicht ein weltabgewandtes Dasein in einsamer Klause führen, sondern mit seiner Zeit und für sie wirken. Das alles gilt für Tänzers Auffassung vom rabbinischen Amte. Seine Streitschrift 'Die Mischehe in Religion, Geschichte und Statistik (Berlin 1913)'. sein Aufsatz über die Organisation der jüdischen Wanderarmenfürsorge in Deutschland (Zeitschrift für das Armenwesen XV.), sein Vortrag 'Judentum und Entwicklungslehre (Berlin 1903)' im berühmten Babel- und Bibelstreit sind charakteristische Äußerungen eines Neuzeitrabbiners. Darüber hinaus ist aber Tänzer ein hervorragender Mitarbeiter auf dem Gebiet der jüdischen Geschichte gewesen. Goeppingen GemZeitung Wue 16011931a.jpg (15951 Byte)Seine archivalischen Studien kennzeichnen den gründlichen Gelehrten; seine vorsichtigen Schlüsse offenbaren pragmatisches Feingefühl. Seine Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg (Meran 1905), sein Buch über Brest-Litowsk (Berlin 1917), vor allem aber seine Geschichte der Juden in Jebenhausen und Göppingen (Stuttgart 1928) sind Zeugnisse sorgfältiger Kritik und lebendiger Darstellung. Auch seine Darstellung der Philosophie Josef Albo's (Frankfurt 1896) war ein wertvoller Anfang, der bedauerlicherweise keine Fortsetzung fand.
Tänzer ist aus einem altrabbinischen Hause hervorgegangen. Sein 1918 verstorbener Vater war Rabbiner in mehreren ungarischen Gemeinden gewesen. Gründliche rabbinische Studien auf der berühmten Rabbinerhochschule in Pressburg bereiteten ihn auf seine Amtsbetätigung vor. Seine akademischen Studien hat er in Berlin und Bern abgeschlossen.
Es ist für die ernste Auffassung Tänzers von seinem Amte bezeichnend, dass er sich im ersten Kriegsjahre freiwillig zum Heeresdienst meldete und bis zum Schluss des Krieges als Armeerabbiner der Bug-Armee und zuletzt in Kiew eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltete. Tänzer ist als bedeutender Kanzelredner, als ausgezeichneter Lehrer und Organisator ebenso bekannt wie beliebt, so dass er sich der einmütigen Zuneigung und Wertschätzung seiner Gemeindegenossen erfreuen darf. Die Kollegen sehen in ihm eine Zierde ihres Standes. Das Schönste in seiner Persönlichkeit ist aber doch seine große Bescheidenheit und seine Herzensgüte. Unser Wunsch, dass er seiner Gemeinde und der Gesamtheit des Judentums noch viele Jahrzehnte in ungebrochener Kraft erhalten bleibt, ist allgemein."        
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1931: "Göppingen. Die Feier des 60 . Geburtstages von Bezirksrabbiner Dr. Tänzer nahm einen sehr erhebenden Verlauf. Im Kreise seiner Angehörigen wurden dem Jubilar Beweise der Verehrung und Wertschätzung in reichstem Malle entgegengebracht. Der Israelitische Oberrat, die Stuttgart-Loge, die Vorsteherämter der Israel. Religionsgemeinden Stuttgart, Cannstatt, Ludwigsburg, Esslingen und Gmünd haben in anerkennenden Schreiben die reiche Lebensarbeit des Jubilars anerkannt. Das Israel. Vorsteheramt unserer Gemeinde war vollzählig erschienen und sprach durch seinen Vorsitzenden, J. Guggenheim, seine Glückwünsche aus. Ebenso nahmen alle unsere Vereine, wie die Mitglieder unserer Gemeinde herzlichen Anteil an dem Ehrentag unseres hochgeschätzten Rabbiners. Eine Fülle von brieflichen und telegraphischen Gratulationen von nah und fern, zum Teil auch von ehemaligen nichtjüdischen Kriegskameraden, zeugten für die Wertschätzung und Verehrung. die der Jubilar überall genießt. So war die Feier des 60. Geburtstages für Dr. Tänzer der Tag. an welchen ihm die wohlverdiente Anerkennung für alles das zuteil wurde, was er dem Judentum, der Gemeinde und der Wissenschaft mit unermüdlicher Kraft geleistet hat."         

         
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1932)           

Goeppingen GemZeitung Wue 01091932a.jpg (196851 Byte) Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1932: "' Zum 25jährigen Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Tänzer, Göppingen.
Es sagt sich so leicht '25jähriges Amtsjubiläum des Rabbiners' und es bedeutet doch so viel, so unendlich viel: Ein Vierteljahrhundert Menschen seelsorgerisch betreuen. 25 Jahre lang Leid und Freud mit der anvertrauten Gemeinde teilen, Trost und Aufrichtung in Stunden schwerster Heimsuchung spenden, der Jugend den Weg weisen, den Armen Helfer und Berater sein, und, mehr als dies alles, der Gemeinde Gottes Wort künden, ihr das Licht der Tora erschließen — ihr Führer sein! Wahrlich, eine herrliche Aufgabe, für den, der ihr gerecht wird.
Rabbiner Dr. Tänzer ward ihr gerecht. Mit ganzem Herzen obliegt er seinem heiligen Beruf. Unermüdlich ist er seelsorgerisch tätig - aber immer noch findet er die Zeit zu hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten. So ist es eine ganze dankbare Gemeinde, die seinen Ehrentag mit ihm feiert, ist es der weite Kreis seiner Freunde und Verehrer, die zur festlichen Stunde sich ihm glückwünschend nahen.
Auch die 'Gemeindezeitung', in der so manches ernste, tiefe Wort aus seiner Feder stand, grüßt den hochverehrten Jubilar.
Anlässlich des 60. Geburtstages von Rabbiner Dr. Tänzer haben wir seinen Lebenslauf wiedergegeben und seine wissenschaftliche Bedeutung gewürdigt. Wir wiederholen diese Ausführungen, um unseren Lesern von neuem das Bild dieser trefflichen Persönlichkeit vor Augen zu führen.
Tänzer ist aus einem altrabbinischen Hause hervorgegangen. Sein 1918 verstorbener Vater war Rabbiner in mehreren ungarischen Gemeinden gewesen. Gründliche rabbinische Studien auf der berühmten Rabbinerhochschule in Preßburg bereiteten ihn auf seine Amtsbetätigung vor. Seine akademischen Studien hat er in Berlin und Bern abgeschlossen, Tänzer ist seit dem 1. September 1907 als Rabbiner in Göppingen tätig, nachdem er zuvor vom 1. Dezember 1896 bis zum 28. Februar 1905 das Rabbinat von Hohenems (Vorarlberg) und von da an bis zum 31. August 1907 das Rabbinat in Meran vorbildlich verwaltet hat.
Es ist für die ernste Auffassung Tänzers von seinem Amte bezeichnend, dass er sich im ersten Kriegsjahre freiwillig zum Heeresdienst meldete und bis zum Schluss des Krieges als Armee-Rabbiner der Bug-Armee und zuletzt in Kiew eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltete.
Hohes Ansehen genießt er in der wissenschaftlichen Welt. Seine Streitschrift 'Die Mischehe in Religion. Geschichte und Statistik (Berlin 1913)', sein Aufsatz über die Organisation der jüdischen Wanderarmenfürsorge in Deutschland (Zeitschrift für das Armenwesen XV.), sein Vortrag 'Judentum und Entwicklungsjahre (Berlin 1903)' im berühmten Babel- und Bibelstreit sind charakteristische Äußerungen eines Neuzeitrabbiners. Darüber hinaus ist aber Tänzer ein hervorragender Mitarbeiter auf dem Gebiet der jüdischen Geschichte gewesen. Seine archivalischen Studien kennzeichnen den gründlichen Gelehrten: seine vorsichtigen Schlüsse offenbaren pragmatisches Feingefühl. Seine Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg (Meran 1905), sein Buch über Brest-Litowsk (Berlin 1917), vor allem aber seine Geschichte der Juden in Jebenhausen und Göppingen (Stuttgart 1928) sind Zeugnisse sorgfältiger Kritik und lebendiger Darstellung. Auch seine Darstellung der Philosophie Josef Albo's (Frankfurt 1896) ist rühmend zu erwähnen."              
 
Goeppingen GemZeitung Wue 01091932.jpg (44083 Byte)Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1932:    
Festgottesdienst in der Synagoge Göppingen
am Sonntag, den 11. September 1932, vormittags 10.30 Uhr
anlässlich
des 25jährigen Amtsjubiläums des Herrn Rabbiner Dr. Tänzer.

Israelitisches Vorsteheramt Göppingen."      
 
Goeppingen GemZeitung Wue 01091932t.jpg (28621 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom  1. September 1932: "Göppingen. Um das 23jährige Amtsjubiläum unseres verehrten Rabbiners Dr. Tänzer feierlich zu begehen, findet am 11. September, vormittags 10 1/2 Uhr, in der Synagoge ein Fest-Gottesdienst statt, bei dem alle Gemeindemitglieder, auswärtige Gäste und insbesondere die Freunde, Schüler und Verehrer des Jubilars herzlichst willkommen sind. Wir verweisen auf die Einladung des Israelitischen Vorsteheramts Göppingen Seite 92 dieser Nummer."       
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1932: "Ein Festtag in Göppingen. 25 jähriges Amtsjubiläum von Rabb. Dr. A. Tänzer.
Göppingen, den 11. September, Kaum fasste unser festlich geschmücktes Gotteshaus alle diejenigen, die erschienen waren, das 25-jährige Amtsjubiläum unseres hochverdienten Herrn Rabbiner Dr. Tänzer am 11. September festlich zu begehen. Es war ein erhebender Augenblick, als der Jubilar, begleitet von Stadtrabbiner Dr. Rieger, Stuttgart, und den Mitgliedern des hiesigen Vorsteheramts das Gotteshaus betrat, in dem er 25 Jahre lang in nie versagender Treue und Pflichterfüllung seines Amtes waltet. Der Synagogenchor begrüßte Dr. Tänzer mit begeistertem 'Hallelujah'', worauf Stadtrabbiner Dr. Rieger die Festpredigt hielt. 'Wahre Deine Seele gar sehr, dass Du nicht vergessest, was Deine Augen geschaut haben', so begann er seine tief empfundenen Worte an den Jubilar. Der Redner hob mit Recht hervor, dass sich die ganze Gemeinde, die Vertreter der Behörden unserer Gemeinschaft, die Bezirksgemeinden, viele Freunde und Verehrer in seltener Einmütigkeit eingefunden haben, um mit ihm den festlichen Tag in Dankbarkeit und Treue zu begehen. Gott allein gebühre Lob und Dank, der den Jubilar den heutigen Festtag erleben lasse, der ihn dazu ausersehen habe, ein schweres und pflichtenreiches Amt zu verwalten, das Wort Gottes zu künden und einer ganzen Gemeinde in guten und schweren Tagen als Berater, Tröster und Helfer beizustehen. Er gedachte seiner ersten Amtsarbeit in Hohenems und Meran, der Vorbereitung innerer Reife für kommende schwere Tage. Dann kam Dr. Tänzer im September 1907 in die Göppinger Gemeinde, wo es ihm bald glückte, der Freund aller, gleichsam der sorgende, mitfühlende Kamerad und Bruder zu werden. Er hat es verstanden, das Wort Gottes allzeit in heiliger Hingabe und frommer Begeisterung zu verkünden, Herzen zu stärken, Seelen zu erfüllen, Kinder zu belehren, eine Gemeinde gläubiger Menschen heranzubilden. Dr. Rieger gedachte all derer, die der Jubilar in den letzten Jahrzehnten zur letzten Ruhe  
Goeppingen GemZeitung Wue 16091932a.jpg (211181 Byte)geleitete, derer, denen er Gottes Wort mit auf den Lebensweg geben durfte, der Kinder, denen er zum Segen die Hand auf das Haupt gelegt und ihnen den Weg ins Leben gewiesen. Aber nicht nur die Jugend, deren Lehrer er geworden ist, auch die ganze Gemeinde und alle, die ihn kennen, bewundern die Jugendkraft, mit der Dr. Tänzer Gottes Wort kündet und deutet. — Dr. Rieger würdigte dann die ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit des Jubilars und gab dem innigen Wunsche und der starken Hoffnung Ausdruck, dass Dr. Tänzer noch viele Jahrzehnte lang mit Gottes gütiger Hilfe wirken möge. Mit den Worten 'Die Gnade Gottes sei mit Ihnen heute und alle Tage Ihres Lebens, Gott blicke herab auf Ihr Haus und segne Sie', schloss Dr. Rieger seine mit großer Innigkeit und Bewegtheit gehaltene Ansprache.
Nach dem Chorgesang 'Se hajom' ergriff der Jubilar das Wort. Er begann, um in tiefer Ergriffenheit der Empfindung des Dankes gegen Gott Ausdruck zu geben, der es ihm vergönnte, nunmehr 36 Jahre lang, und davon 25 Jahre in unserer Gemeinde, in seinem heiligen Amte tätig sein zu dürfen: er dankte dem Israelitischen Oberrat und ganz besonders seinem theologischen Mitglied Stadtrabbiner Dr. Rieger, für dessen ehrenvollen Worte, die ihn in unverdientem Maße auszeichneten: er dankte dem hiesigem Vorsteheramte, das diese Feier veranstaltete, und begrüßte die Vertreter und Mitglieder der Bezirksgemeinden, die anwesenden Lehrer, die Gemeindevorsteher, die Gemeinde selbst, alle Gäste und lieben Freunde aus nah und fern. Er betrachte die ihm zu Ehren veranstaltete Feier als eine tiefernste Stunde der Rückschau. Dr. Tänzer gedachte dabei der verewigten Mitglieder des Kirchenvorsteheramtes, der gefallenen Kriegskameraden. aller Gemeindemitglieder, aber auch froher Tage. Er gedachte dankbar aller Beweise des Wohlwollens und Vertrauens, aller freundlichen Gesinnungen, die ihm entgegengebracht wurden, zeichnete die gedeihliche Entwicklung unserer Gemeinde, lobte ihr Mitgefühl, ihre Opferwilligkeit und Menschenliebe, ihren Bürgerfleiß und ihre Eintracht. Wie das Rausch-haschonoh-Fest für uns alle, so sei der festliche Tag seines Jubiläums für ihn ein ernster Tag der Selbstprüfung: lind wenn ihm heute auch sein Gewissen sage, dass er jederzeit bestrebt war, dem Wohle der Gemeinde in inniger Gebundenheit zu dienen, so bleibe doch manchesmal das Können hinter dem Wollen, das Erreichte hinter dem Erstrebten zurück. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stehe das Verkünden des Gottesworts, das eine unversiegbare Quelle der Kraft bilde. Die jüdische Lebensauffassung lasse keine Feier einer Persönlichkeit zu. und auch hier gelte die Feststunde nicht ihm, sondern nur Gott, durch dessen unendliche Gnade es ihm vergönnt sei, sein Wort zu verkünden. Mit bewegter Stimme gab Dr. Tänzer zum Schluss der Hoffnung Ausdruck, dass sich das Band zwischen Gemeinde und Rabbiner zu einem immer innigeren gestalten möge, dass die Treue zum Judentum und unser Gotteshaus als eine würdige Pflegestätte unserer Religionsgemeinschaft erhalten bleiben möge, in der auch fernerhin in festem Zusammenhalte das heilige Wort ertöne: zu Ehren Gottes, zum Wohle der Gemeinde, des Vaterlandes und aller Mitmenschen.
Der Chor, de, auch an dieser Stelle ein wohlverdientes Lob ausgesprochen werden möge, beschloss mit 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' den ebenso feierlich wie würdig verlaufenen Festgottesdienst.
Anschließend an die synagogale Feier fand in der Wohnung des Jubilars ein Empfang statt. Der Vizepräsident des Israelitischen Oberrats, Leopold Levi, Stuttgart, entbot die herzlichsten Glückwünsche seiner Behörde. Für das Israelitische Vorsteheramt Göppingen sprach Julius Guggenheim, für die Bezirksgemeinden Religions-Oberlehrer E. Adler, Cannstatt, für den Lehrerverein Direktor Theodor Rothschild, Esslingen; Oskar Rothschild, der Vorsitzende des Israelitischen Vorsteheramts Stuttgart, brachte die Wünsche seines Kollegiums sowie die der übrigen württembergischen Gemeinden zum Ausdruck. Auch hierbei wurden dem Jubilar von allen Seiten wohlverdiente Huldigungen zuteil."    

          
Zum Tod von Rabbiner Dr. Tänzer (Nachruf von Rabbiner Dr. Auerbach, Stuttgart, 1937)      

Goeppingen GemZeitung Wue 01041937.jpg (199815 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1937: "Rabbiner Dr. Tänzer seligen Angedenkens als Wissenschaftler.
Von Rabbiner Dr. Auerbach, Stuttgart.
Durch den vor wenigen Wochen erfolgten Tod des Rabbiners Dr. A. Tänzer, Göppingen, hat die Judenheit in Deutschland einen schweren Verlust erlitten. Dem Rabbinerstand in Deutschland ist wohl der wissenschaftlich befähigtste Rabbiner entrissen worden.
Er war 1871 in Preßburg geboren und stammte aus einem deutenden Rabbiner-Geschlecht. Schon in frühestem Kindesalter wurde er ins jüdische Schrifttum eingeführt. Kaum dem Knabenalter entwachsen, trat er in die berühmte Rabbinerschule in Preßburg ein. Wer in ihr mitkommen wollte, musste bereits über ein hohes Maß jüdischen Wissens verfügen. Es gab auf ihr junge Gelehrte, die ob ihrer Kenntnisse und ihrer Denkfähigkeit bewunderungswürdig waren. Freilich, moderne Bildung drang nicht oder nur sehr spärlich dorthin. Aber den dort Geschulten fiel es nicht allzu schwer, sie sich anzueignen. Das zeigt das Beispiel des erst achtzehnjährigen Aron Tänzer. Ein ehemaliger Mitschüler von ihm, Rabbiner Dr. Neuwirth, Stuttgart, berichtete mir folgendes: In einem Nachbarstädtchen Preßburgs wohnten nur wenige Juden. Zu den Hohen Feiertagen luden sie drei Zöglinge der Preßburger Rabbinerschule ein, um die für den Gottesdienst erforderliche Zehnzahl voll zu machen. Zu ihnen gehörte auch Aron Tänzer. Dieser trat vor Beginn des Schlussgebets - am Versöhnungsfest vor die Gemeinde und las eine, von ihm in hochdeutscher Sprache verfasste Predigt vor. Sie war wohlgegliedert, gedankenreich und schwungvoll. Die Hörer waren über diesen Jüngling erstaunt und von ihm begeistert. Wo hat er es nur gelernt?
Er war der fleißigsten einer. Sein lebhafter Geist ruhte nicht. Er drang in die Tiefe. Eifrig suchte er nach der Wahrheit. Schier unbegreiflich, welche Mühe er sich dabei gab. Schließlich wurde er ein bedeutender Geschichtsforscher. Von größtem Einfluss für ihn wurde der hervorragende jüdische Philosoph Moritz Lazarus. Zu ihm blickte er mit größter Verehrung empor. Der Verkehr mit Moritz Lazarus war sein tiefstes Erlebnis. In der Vorrede zu seiner Schrift 'Judentum und Entwicklungslehre', mit welcher er in den viel Staub aufwerfenden Bibel- und Babel- Streit eingriff, sagt der Zweiunddreißigjährige: 'Und in des teuern Meisters Hand habe ich gelobt, nach besten Kräften in seinem Sinne zur Ehre des Judentums zu wirken, für dessen fortschrittliche Entwicklung vertiefte Erkenntnis und allgemeine Anerkennung offen und unerschrocken einzutreten.
Seine erste Arbeit galt dem bekannten jüdischen Religionsphilosophen Joseph Albo (1381—1445). Dessen Bedeutung wurde bestritten. Dem Verfasser der 'Grundlehren" wurde vorgeworfen, daß er seine besten Gedanken dem tiefsinnigen jüdischen Religions­philosophen Chasdai ibn Crcscas (1340—1410) ent­lehnt, ja sich nicht einmal gescheut habe, ihn wört­lich abzuschreiben. Der fünfundzwanzigjährige A. Tän­zer wies aber nach, daß diese Behauptung falsch ist. Selbst, wo der Wortlaut beider mittelalterlicher Philosophen gleichlautend zu sein scheint, drücken sie doch ganz Verschiedenes aus. Aron Tänzer ist bereits ein selbständiger Denker. Die darauf folgende Arbeit wurde schon erwähnt. £r beherrscht voll­kommen die Bibel-Babel-Literatur und hatte sich den umfangreichen Stoff mit der ihm angeborenen Gründ­lichkeit angeeignet. Noch gärt der junge Most, es brodelt, stürmt und braust in diesem jungen Gelehrten, mit Leidenschaftlichkeit schreibt er seine Sätze nieder; aber allmählich gewinnt dieser junge Geist die Macht über sich, er trägt dann seine Gedanken ruhig in einer Sprache von edler mustergültiger Schönheit vor, aber seine geistige, sich nicht mehr ändernde Eigenart äußert sich schon in dieser Studie. Während er seinen Gegenstand streng wissenschaftlich behan­delt, bedrängen ihn zu gleicher Zeit praktische jüdische Zeitfragen.. Er war nie ein Stubengelehrter, den die Welt da draußen nichts angeht. In dem Büchlein verlangt er eine Synode der jüdischen Gelehrten und Rabbiner der ganzen Welt.
Seine Abhandlung über die Mischehe in Religion, Geschichte und Statistik der Juden (1913) ist ein kleines Meisterwerk, das nicht veralten wird. 'Länder, in denen die größte Zahl von Juden zu Mischehen schreitet, sind Deutschland und Ungarn. Das erstere allen voran'. Neben dem Inhalt ist auch die Form der Abhandlung bemerkenswert. Der Stil ist vollendet. Er hat dann eine Anzahl wertvoller geschichtlicher Aufsätze verfasst, während des Krieges, an dem er als Feldrabbiner teilnahm, 'Über die Juden in Polen”, 'Brest Litowsk”, Die wesentlichste Bereicherung bringen aber der jüdischen Wissenschaft seine großen Werke: 'Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg”, 'Die Geschichte der"           
Goeppingen GemZeitung Wue 01041937a.jpg (82022 Byte)Juden in Jebenhausen und Göppingen”. Die Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit der der Forscher arbeitet, sind kaum zu übertreffen. Mit unermüdlicher Geduld sammelt und studiert er die Quellen. Die Bücher lesen sich trotz aller Gelehrsamkeit sehr leicht. Sie sind fesselnd geschrieben. Eine Fülle der Gesichte zieht an dem Leser vorüber. Seine Geschichte der Juden in Württemberg liegt im Manuskript fertig vor, sie ist soeben gedruckt worden und erscheint in den nächsten Wochen.
Seine Moritz Lazarus-Biographie erblickte bis jetzt nicht das Licht der Öffentlichkeit. Der literarische Nachlass von Moritz Lazarus - die Briefe von ihm und an ihn - wurden von der Witwe des Philosophen dem treuen und verständnisvollen Freund A. Tänzer vermacht. Er ordnete, sichtete dieses hohe Erbe und machte dadurch der Nachwelt einen unerschöpflichen Geistesschatz zugänglich.
An einem Riesenwerk arbeitete er noch: 'Die Tora im Talmud, alle Torastellen in den beiden Talmuden mit ihren Verwendungen und Deutungen gesammelt, übersetzt und erklärt'. Als ob er ahnte, dass sein Leben zu Ende gehe, schrieb er Tag und Nacht daran, aber er brach zusammen, ohne die Arbeit zu Ende geführt zu haben.' Das erste, zweite und fünfte Buch sind beendet, das dritte und vierte fehlt. Doch geben all die genannten Schriften und Bücher noch kein vollständiges Bild von dem Umfang seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Im Grunde genommen waren alle seine Vorträge wissenschaftliche Leistungen und druckreif.
Im Talmud (Horajoth 13a) heißt es: 'Ein jüdischer Gelehrter ist höher zu schätzen als der jüdische König. Denn stirbt jener, so gibt es seinesgleichen nicht mehr, stirbt dieser, so ist jeder gesunde Israelit für die Königswürde geeignet.'
Die Judenheit in Deutschland beklage das Ableben des Rabbiners Dr. Aron Tänzer".    

    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle zunächst eines privaten Lehrers (1852 / 1860), dann der Stelle eines  Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1874 / 1876 / 1878)       

Goeppingen AZJ 12011852.jpg (62743 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1852: "Göppingen, im Königreich Württemberg. Offene Stelle für einen Hauslehrer. Wir suchen bis zum Frühling dieses Jahres für 5 Kinder, im Alter von 5-7 Jahren, einen Hauslehrer, der in der Religion und im Hebräischen gründlichen Unterricht zu geben, und sich hierüber, wie über seine Moralität, mit genügenden Zeugnissen auszuweisen im Stande ist. Humane Behandlung, angemessenes Salär, nach Umständen auch Reisekostenentschädigung werden zugesichert.  Hierauf Reflektierende wollen sich über die weiteren Bedingungen in frankierten Zuschriften wenden an  Kaufmann & Gebrüder Gutmann, Fabrikanten. Den 5. Januar 1852."  
  
Goeppingen AZJ 09101860.jpg (38472 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1860: "Offene Lehrerstelle. Göppingen (Württemberg), 30. September 1860. Mehrere Familien hier suchen einen ledigen Lehrer, der tägliche einige Stunden hebräischen Unterricht zu erteilen hat. Frankierte Anträge nimmt entgegen und nähere Auskunft erteilt Jos. Raff."
 
Goeppingen AZJ 10031874.jpg (46614 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1874: "Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher die Funktionen eines Schächters verbunden sind, und die mit den Nebeneinkünften ein jährliches Einkommen von circa 800 Gulden neben freier Wohnung gewährt, soll sofort besetzt werden. Portofreie Meldungen nebst Zeugnissen sind in tunlicher Bälde an das Unterzeichnete zu richten. Göppingen, den 12. Februar 1874. Das israelitische Kirchenvorsteheramt."
 
Goeppingen AZJ 21031876.jpg (59987 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. März 1876: "Göppingen (Württemberg), im Februar 1876. Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich der Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll bis April dieses Jahres mit einem seminaristisch gebildeten Manne, welcher befähigt ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor und in Begleitung eines Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt, sind in Bälde zu richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt."
   
Anmerkung: In der nachfolgenden Anzeige in der orthodox-konservativ geprägten Zeitschrift "Der Israelit" bleibt in der Ausschreibung vermutlich bewusst das Harmonium in der Synagoge unerwähnt. 
Goeppingen Israelit 09021876.jpg (60761 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1876: "Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich der Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll anfangs April dieses Jahres mit einem seminaristisch gebildeten Mann, welcher befähigt ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen, mit Zeugnissen belegt, sind in Bälde zu richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt. Göppingen (Württemberg), Januar 1876."
 
Goeppingen AZJ 12031878.jpg (47180 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. März 1878: "Göppingen (Württemberg), im März 1878. Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich der Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll sofort mit einem seminaristisch gebildeten Manne, welcher befähigt ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor und in Begleitung eines Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt, sind in Bälde zu richten an das israelitische Kirchenvorsteheramt." 
 
Goeppingen Israelit 13031878.jpg (67669 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878: "Die hiesige Vorsängerstelle, mit welcher einschließlich die Nebeneinkünfte ein Einkommen von 1.800 Mark verbunden ist, soll sofort mit einem seminaristisch gebildeten Manne, welcher befähigt ist, Religionsunterricht zu erteilen, mit einem Chor und in Begleitung eines Harmoniums vorzubeten und den Schächterdienst zu versehen, besetzt werden. Portofreie Meldungen mit Zeugnissen belegt, sind in tunlicher Bälde zu richten an das Israelitische Kirchenvorsteheramt. Göppingen (Württemberg), im März 1878."   

      
Zum Tod von Religionslehrer Karl Bodenheimer (1925)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Februar 1925: "Göppingen. In den Abendstunden des 8. Februar ist der Religionslehrer der hiesigen Gemeinde Karl Bodenheimer nach langem schweren Leiden verstorben. Seine Bestattung, die am 11. Februar stattfand, legte beredtes Zeugnis dafür ab, was er seiner Gemeinde gewesen ist. Der Volksschullehrergesangverein ließ vor dem Trauerhause ernste Weisen ertönen. Dann wurden die sterblichen Reste des Dahingeschiedenen zum Friedhof geleitet. Hier widmete ihm Rabbiner Dr. Tänzer ernste Worte dankbarer Erinnerung und ehrenvoller Würdigung. Im Namen des Israelitischen Oberrats dankte dessen Präsident Regierungsrat Dr. Nördlinger dem treuen Manne für seine vorbildliche Wirksamkeit. Oberlehrer Rothschild - Esslingen rühmte im Auftrage des Vereins der Israelitischen Religionslehrer und Vorsänger den trefflichen Kollegen und allgemein verehrten Freund. Der Rektor der Lateinschule und der Vorsitzende des Volksschullehrervereins ergänzten seine Worte durch den Hinweis auf seine vorbildliche Tätigkeit als Lehrer, und gaben ihrer Trauer um den Verlust des auch als Charakter ausgezeichneten Mannes beredten Ausdruck. Die eindrucksvolle Feier wurde wieder von den feierlichen schönen Gesängen des Volksschullehrergesangvereins umrahmt.
Karl Bodenheimer war am 9. Juni 1860 in Diersburg (Baden) geboren. Er trat 1881 in den Dienst der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Er wirkte zunächst zehn Jahre als Vorsängeramtsverweser und seit 1891 als ständiger Vorsänger in Göppingen. Er hat also seiner Gemeinde 43 Jahre dienen dürfen. Ein schweres Leiden zwang ihn, sich in den letzten Monaten von seinem Dienst beurlauben zu lasten. Die Trauer um den wackeren, frommen und kenntnisreichen Mann ist allgemein."          

     
      
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben             
Im Museumsverein werden jüdische Personen von der Mitgliedschaft noch ausgeschlossen (1860)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juni 1860: "Bricht sich in erfreulicher Weise das Verdienst tüchtiger Israeliten auch in nichtjüdischen Kreisen Bahn, so muss es bedauert werden, dass der Aufschwung in der industriellen Tätigkeit der Juden dem konfessionellen Hass von christlicher Seite neue Nahrung gibt. In Göppingen wohnen 'elf' jüdische Familien, Besitzer großartiger Fabriken, die Tausende von Arbeitern beschäftigen. Die Chefs dieser bedeutenden Firmen sind meistens gebildete Männer, die mit den merkantilen Fachkenntnissen auch Interesse für allgemeine Kulturfragen sich bewahrt haben. Nun fordert der Vorstand des Museums in öffentlichen Blättern auf, dass ehrbare Männer sich zum Beitritt ins Museum melden möchten, ja sogar einige Israeliten werden persönlich eingeladen, der Museumsgesellschaft beizutreten; aber was geschieht? - Bei der Abstimmung werden sämtliche angemeldete Israeliten abgewiesen, während alle anderen christlichen Angemeldeten aufgenommen werden. Bei der Aufnahmedebatte spricht sich ein Advokat aus Prinzip gegen die gesellige Amalgamation zwischen Christen und Juden aus, während derselbe bei einer anderweitigen Gelegenheit das Wahlrecht der Juden für sich auszubeuten suchte und ihre Stimmen sich erbat. Zur Steuer der Wahrheit aber muss erklärt werden, dass die geistlichen und weltlichen Beamten diesen Akt der Unduldsamkeit öffentlich missbilligten und dass dien Aristokratie des Geistes an diesem gehässigen Plebiszit nicht Schuld trägt. Bei einer Stadt wie Göppingen, die sich sonst ihrer demokratischen Gesinnungen rühmt und bei der jetzigen Leitung des Museums, die diese Anstalt zu einer wahrhaft volkstümlichen umzugestalten bestrebt ist, muss ein solcher Akt der Unduldsamkeit gegen achtbare Mitbürger dem Urteil der Öffentlichkeit übergeben werden, um ihn gehörig zu kennzeichnen."           

     
Göppingen als Station auf dem Weg zur politischen Gleichstellung der württembergischen Juden (1861)  

Goeppingen AZJ 19031861.jpg (244344 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. März 1861: "Göppingen, den 4. März (1861). Der Vorstand des Kultusministeriums, Staatsrat von Rümelin hat soeben einen Gesetzesentwurf in der Kammer eingebracht, wonach ausgesprochen werden soll, dass die staatsbürgerlichen Rechte unabhängig seien von dem religiösem Bekenntnis, Der Entwurf geht an die staatsrechtliche Kommission. Diese freudige Botschaft wurde von Stuttgart aus an das 15er-Komitee, das aus der Esslinger Versammlung hervorgegangen, hier tagte, telegraphiert. Die zur Unterzeichnung schon unterbreiteten Adressen an die Königliche Staatsregierung und an die Stände erlitten dadurch einige Redaktionsabänderungen und wurden eingereicht. Das 15-er-Komitee wurde von den Israeliten Göppingens festlich bewirtet und die eingelaufene frohe Kunde fand jubelnden Widerhall in der Versammlung. Das Komitee besteht aus folgenden Herren: Oberjustizprokurator Heß, die Rechtskonsulenten Heiden, Kaulla, Lebrecht, Nördlinger; Dr. med. Einstein, Dr. Adolph Levi, Rabbiner Dr. Wassermann, Buchhändler Heß, Uhrmacher S. Levi, die Kaufleute E. Gutmann, Henle, Isac, Rothschild und Steiner. Wir registrieren diese verehrlichen Namen zur Geschichte des Kampfes um die politische Gleichstellung der Israeliten in Württemberg. Wir hoffen, dass mit dem frohen Tage in Göppingen das Kämpfen um die Gleichberechtigung sein Ende erreicht hat. – Wir glauben es aber der Wahrheit schuldig zu sein, kundzutun, dass besonders einige hervorragende Männer in Stuttgart in der Stille zur Erreichung des glücklichen Erfolgs durch ihr unermüdliches Wirken beigetragen haben und erlauben uns die Namen der Herren: Dr. Leopold Kaulla, Kollegialassessor Isidor Jordan, Hofrat von Kaulla, der schon durch seine hervorragende Stellung dem Judentume zur Ehre gereicht, zu nennen. – Wenn auch möglicherweise dieser von der Königlichen Regierung eingebrachte Gesetzesentwurf noch nicht Gesetzeskraft erhält, so hat doch die Königliche Regierung das Prinzip der Gleichberechtigung aller Konfessionen anerkannt und muss es zur vollständigen Geltung gelangen."

     
Gründung eines jüdischen Lesevereins in Göppingen (1861)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. November 1861: "In Göppingen haben die Israeliten einen jüdischen Leseverein gegründet, der neben geselliger Unterhaltung sich auch die Verbreitung guter Schriften aus der modernen jüdischen Literatur zur Aufgabe gestellt hat."      

 
Die Feiern zum Friedensschluss nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit Dankgottesdienst in der Synagoge (1871)   

Goeppingen AZJ 11041871.jpg (167744 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April 1871: "Aus Württemberg, im März (1871). Durch Erlass  der königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde vom 28. Februar dieses Jahres wurde für alle Synagogen des Landes aus Anlass des Friedensschlusses die Abhaltung eines Dankgottesdienstes in der Weise angeordnet, dass nach Rezitierung der Psalmen 9, 33 und 96 und nach dem Gesangchore vorgetragenen Liede Nr. 105 der Maier’schen Gebetordnung vom Rabbinen, beziehungsweise Vorsänger die Festpredigt über den Text Psalm 89,16-18 gehalten wurde. In mehreren israelitischen Gemeinden des Landes, wie in Buchau und Göppingen, fanden feierliche Züge zum Gotteshause statt, welchen sich, um sich an dem Gottesdienste zu beteiligen, auch Christen anschlossen. Die von dem Herrn Kirchenrat Dr. von Maier in Stuttgart und von dem Rabbiner Herz in Göppingen bei dieser Feier gehaltenen Predigten wurden auf vielseitiges Verlangen durch den Druck veröffentlicht und finden dieselben um so reicheren Absatz, als deren Ertrag für die Hinterbliebenen der im Kriege gefallenen Württemberger und für die deutsche Invalidenstiftung bestimmt ist.    
In wahrhaft humaner Weise und im echt israelitischen Geiste wurde von mehreren unserer Glaubensgenossen im Lande die Friedensfeier durch Akte der Wohltätigkeit verherrlicht. So ließ Herr Dr. Rosenthal, Fabrikant und Kirchenvorsteher in Göppingen, 58 Kinder der dortigen Waisenanstalt ‚Wilhelmshilfe’, 35 Soldatenfrauen und 140 weitere Stadtarme am Tage vor der Friedensfeier, am Sonntag, den 5. März, auf seine Kosten speisen, nachdem er bereits früher 500 Gulden dem Invalidenfond zugewiesen hatte. Denselben Fonds soll, wie wir hören, Herr Konsul Dreifuß in Stuttgart mit 10.000 Gulden am genannten Tage bedacht haben. Möge in Anerkennung des edlen Patriotismus, welchen zahlreiche Israeliten in reichen Spenden zur Linderung des durch den Krieg herbeigeführten Elends in hervorragender Weise bekundeten, endlich der letzte Rest kränkender Zurücksetzung und Ausschließung schwinden und im geeinigten Deutschland ein Recht und ein Gesetz für Alle ohne Unterschied in Wahrheit und in Wirklichkeit zur Geltung kommen." 

          
Vortragsveranstaltungen und Purimfeier des Israelitischen Frauenvereins (1927)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927: "Göppingen. Der Göppinger israelitische Frauenverein hat seit einigen Jahren seinen ursprünglichen Aufgabenkreis, die soziale Fürsorge, erweitert, indem er seine Mitglieder außer zur jährlichen Generalversammlung des öfteren zu geselligen Zusammenkünften mit Vorträgen über jüdische oder allgemein interessierende Fragen einladet.
So fand im vergangenen Jahr ein Vortrag über Rahel Varnhagen von Frau Else Bergmann - Laupheim statt, der einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Dann folgte ein Vortrag über Beer-Hofmann mit besonderer Berücksichtigung des 'Grafen von Charolais' und der darin aufgerollten jüdischen Fragen von Frau Rosl Dörzbacher - Göppingen, ferner ein sehr anschaulicher Bericht über die Düsseldorfer 'Gesolei", den Frau Peiser - Heilbronn erstattete.
Wertvolle Anregungen zu tieferem Einfühlen in die jüdische Gedankenwelt bot der Vortrag der Frau Jda Marx- Cannstatt über 'Das Wesen der jüdischen Legende."
Das Jahr 1927 brachte als erste Veranstaltung eine gelungene Purimfeier mit musikalischen, deklamatorischen und Tanzdarbietungen der Mitglieder, die großen Anklang bei reger Beteiligung fand. Im Mai hielt Frau Grete Adelsheimer - Stuttgart einen fein durchdachten Vortrag über 'Die besondere psychologische Struktur des jüdischen Kindes'. Die letzte Veranstaltung vor den Ferien war eine Vorlesung aus Beer-Hofmanns Jakobs Traum durch Marta Steiner und Frau Rosl Dörzbacher.
Im übrigen bemühen sich die Damen des Vorstandes sehr um einen neu gegründeten Nachmittag im Gemeindezimmer, dem allerdings im Laufe des Winters noch regerer Zuspruch zu wünschen ist." 

      
60-jähriges Bestehen der jüdischen Gemeinde Göppingen (1927)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1927: "Göppingen. Jubiläum der Gemeinde. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Göppinger Gemeinde versammelten sich am Sonntag, den 9. Oktober, die Mitglieder unserer Gemeinde in der festlich geschmückten Synagoge, um dieses Jubiläum durch eine würdige Feier zu begehen, bei der der Israelitische Oberrat Württembergs durch seinen Präsidenten, Regierungsrat Dr. Nördlinger, vertreten war. Obgleich man von einer offiziellen Einladung an Behörden und Private abgesehen hatte, hatten sich doch viele Mitglieder der Nachbargemeinden eingefunden. Rabbiner Dr. Tänzer hielt die Festrede, schilderte die mannigfachen Schicksale der Gemeinde Göppingen und gedachte der trefflichen Rabbiner und Lehrer, die ihr im Laufe der Jahre entwuchsen." 

     
Vortragsveranstaltungen im Israelitischen Frauenverein sowie Chanukkafeier (1928)          

Goeppingen GemZeitung Wue 01021928.jpg (57040 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1928: "Göppingen. Im hiesigen Israelitischen Frauenverein hielt im Oktober Frau Jella Lepmann, Stuttgart, einen fesselnden Vortrag über 'Politik und Familie', der die Frauen zu politischem Denken und Nachdenken anregte.
Im November hielt Rabbiner Dr. Tänzer einen Vertrag über 'Jüdische Familienforschung', worin er besonders den Frauen warm ans Herz legte, jüdische Familienüberlieferung hochzuhalten, und zur Anlegung einer Familienchronik riet.
Zu der dritten Veranstaltung wurde die ganze Gemeinde geladen, denn es galt die allerseits beliebte Chanukkafeier zu begehen.
Die Aufführungen der Kinder erfreuten mit Recht Groß und Klein. Auf einen Prolog und das Entzünden der Lichter folgte ein dreistimmiger Kinderchor und ein Theaterstück 'Chanukka im Puppenladen', das auch die Allerkleinsten mit Tanz und Gesang beschäftigte. Den Beschluss machte sehr wirkungsvoll ein dreistimmiger Chor der Jugend aus 'Judas Maccabäus" von Händel. Wie üblich folgte eine Verlosung und ein geselliges Zusammensein."           

       
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins im Februar 1928 sowie Purimfeier (1928)         

Goeppingen GemZeitung Wue 01041928.jpg (35463 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1928: "Göppingen. Der Israelitische Frauenverein in Göppingen hielt am 28. Februar seine jährliche General-Versammlung ab. Die Tagesordnung setzte sich zusammen aus einer Ansprache der Vorsitzenden, Frau Steiner, dem Kassenbericht der Frau Rothschild und einem Tätigkeitsbericht von Frau Gutmann.
Am 6. März fand sodann die beliebte Purimfeier des Vereins statt. Die Mitglieder wurden durch sehr gute Darbietungen aller Art erfreut. Es wechselten Vorträge in jüdischer, hochdeutscher und schwäbischer Mundart mit Gesang und einigen Tanzszenen der Jugend ab, die zuletzt als fesche Tillergirls bejubelt wurde."   
Anmerkung: - Tillergirls siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Tiller_Girls               

     
Salomon Ottenheimer übernimmt den Vorsitz im Vorsteheramt der Gemeinde (1928)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1928: "Göppingen. Israelitisches Vorsteheramt. Rabbiner Dr. Tänzer hat den Vorsitz im Vorsteheramt Göppingen niedergelegt. Zu seinem Nachfolger wählte das Kollegium einstimmig den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Salomon Ottenheimer, den dienstältesten Vorsteher unserer Gemeinde."            

         
Werbewoche des Fremdenverkehrsvereins mit Auszeichnung jüdischer Geschäftshäuser (1928)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1928: "Göppingen. Der hiesige Fremdenverkehrs-Verein veranstaltete in der letzten Woche des Monats September eine glänzend verlaufene Werbewoche, die nach vorsichtigen Schätzungen ca. 25.000 Fremde nach Göppingen brachte. An dem damit verbundenen Schaufenster-Wettbewerb haben sich auch die jüdischen Geschäftshäuser beteiligt, wofür folgende Firmen mit der silbernen Plakette ausgezeichnet wurden: Freudenberger u. Cie. (Inh. Willy Böhm), Adolf Heimann am Markt, Modenhaus, Georg Lendt, Warenhaus, J. Ostertag. Herren-Konfektion, Seidenpapierfabrik Eislingen, Moriz Fleischer. Die silberne Plakette war die höchste der zur Verleihung gekommenen Auszeichnungen."      
Anmerkungen: - zu Georg Lendt (1873 - ermordert 1942):   https://stolpersteine-goeppingen.de/goeppingen/lendt-georg-und-mathilde/
        

               
 Simchas-Thora-Kränzchen des Vereins Merkuria (1928)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1928: "Göppingen. Der Verein Merkuria hielt am Samstag, den 6. Oktober im Hotel Dettelbacher sein Simchastora-Kränzchen ab. Fräulein Lotty Hausmeister eröffnete den Abend mit gesanglichen Darbietungen. Sie bot ein sehr gut zusammengestelltes Programm und wurde von Franz Gruber in ausgezeichneter Weile begleitet Besondere Erwähnung verdienen die mit großem Beifall aufgenommenen deklamatorischen Vorträge von Fräulein Margot Gutmann. Dann kam, nach guter alter Sitte der Tanz ausgiebig zu seinem Rechte. Die unermüdliche Kapelle hielt Jung und Alt in bester Stimmung bis nach 1 Uhr zusammen; wie man hört, soll auch dann der Tanzbedarf noch nicht bei allen Anwesenden gedeckt gewesen sein. Die Merkuria hat mit dieser Veranstaltung gleichzeitig auch die von Grund auf renovierten Räume ihres Stammlokales Hotel Dettelbacher eingeweiht und dadurch ihren Mitgliedern eine angenehme Überraschung geboten. Durch den sehr zwecksmäßigen Umbau wurde der für Festlichkeiten zur Verfügung stehende Raum nicht unwesentlich vergrößert; die Innendekoration ist sehr geschmackvoll und modern, so dass jetzt unsere jüdischen Vereine für ihre Veranstaltungen den schönsten Saal unserer Stadt zur Verfügung haben werden."            

            
60-jähriges Bestehen des Vereins "Merkuria" (1928)                

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928: "Göppingen. Der Verein 'Merkuria' wird am 29. Dezember dieses Jahres sein 60-jähriges Bestehen im Hotel Dettelbacher feiern. Das Fest soll im größeren Rahmen begangen werden, nachdem es im Jahre 1918 nicht möglich war, das 50-jährige Jubiläum zu feiern. Neben Darbietungen einheimischer und auswärtiger Kräfte wird sich bei dieser Veranstaltung unser Synagogenchor unter der Leitung seines rührigen Dirigenten, Siegfried Löwenstein, zum ersten Mal außerhalb seines eigentlichen Wirkungskreis mit zwei deutschen Chorwerken hören lassen." 
Anmerkung: - Siegfried Löwenstein: geb. 1904 in Rexingen, aufgewachsen in Tübingen; hier engagierte er sich musikalisch in der Synagoge; Ende der 1920er Jahre übernahm er die Chorleitung in Göppingen; 1936 konnte er in die USA nach Memphis, Tennessee, emigrieren. Seine Eltern Max und Sophie sowie seine jüngere Schwester Ilse wurden nach Theresienstadt deportiert und 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. In Memphis war Siegfried Löwenstein wiederum Chorleiter und Kantor und schrieb Musik für den Gottesdienst. Siegfried Löwenstein hat nie wieder deutschen Boden betreten. Tübingen sah er dennoch Zeit seines Lebens als seine Heimatstadt an. Ein "Stolperstein" erinnert an ihn in Tübingen, Hechinger Straße 9. Er ist 1976 in Memphis gestorben. https://www.geni.com/people/Siegfried-Löwenstein/6000000002765663736  

     
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Berta Blumenthal aus Stuttgart (1928)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928:  "Göppingen. Am 18. Oktober dieses Jahres hielt im Israelitischen Frauenverein Frau Berta Blumenthal, Stuttgart, einen interessanten Vortrag über: Jakob Wassermanns Buch 'Mein Weg als Deutscher und Jude'. Die Veranstaltung war sehr gut besucht und erfreulicherweise auch von der jüngeren Generation. Dem Vortrag schloss sich ein gemütliches Beisammensein an, wobei eine Besprechung über die vom Verein für den 9. Dezember geplante Chanukkafeier stattfand."        

   
Vortrag des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein mit Dr. Kurt Elwenspoek (1928)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1928: "Göppingen. In der Vortragsreihe, die der Verein 'Merkuria' gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein abhält, sprach am Donnerstag den 8. dieses Monats im Vereinshaus Dr. Kurt Elwenspoek, Dramaturg am württembergischen Landestheater, über 'Die Welt der Balladen' (Ernstes und Heiteres). Der sehr beifällig aufgenommene Vortrag, dem sich Rezitationen des Referenten anschlossen, war von den Mitgliedern des Vereins und ihren Angehörigen sehr zahlreich besucht. - Im Laufe des Winterhalbjahrs werden noch mehrere derartige Vorträge abgehalten werden."  
Anmerkung: zu Dr. Kurt (Curt) Elwenspoek (1884-1959) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Elwenspoek       

              
 60-jähriges Bestehen der "Merkuria" - Schubert-Abend in der Gemeinde - Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenbundes (1928)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928: "Göppingen. Der Verein 'Merkuria" kann in diesem Jahre auf sein 60jähriges Bestehen zurückblicken. Er wurde am 18. August 1868 von einer Anzahl jüdischer junger Männer als Verein junger Kaufleute gegründet zu dem Zwecke, jungen Kaufleuten jeder Konfession gesellige und belehrende Abendunterhaltung zu bieten. Die 'Merkuria' war zur Zeit ihrer Gründung der erste derartige Verein in Württemberg und hatte in erster Linie die Tendenz eines Lernvereins; so war jedes aktive Mitglied verpflichtet, nach Bestimmung durch den Präsidenten an den Vereinsabenden Vorträge zu halten. Interessant ist, dass satzungsgemäß das Kartenspielen im Vereinslokal verboten war.
In den folgenden Jahren ging der Verein dazu über, auch passive Mitglieder aufzunehmen und es wurden gesellige Veranstaltungen abgehalten. Die 'Merkuria" war aber bis zum Jahre 1880 ein interkonfessioneller Verein, wenn auch ihre Mitglieder großenteils Juden waren. Im Laufe der Jahre hat sich dann die 'Merkuria" zum jüdischen Familien- und Vergnügungsverein in der Gemeinde entwickelt, obwohl die Satzungen auch heute die Aufnahme von Nichtjuden zulassen. Es finden in jedem Jahre regelmäßig Vergnügungsveranstaltungen statt: zu Fastnacht, zu Simchas-Tora und am Jahresende, ferner im Sommer ein Kinderfest, an denen die Gemeinde immer regen Anteil nimmt und deren Programme teils von Mitgliedern und deren Angehörigen, teils von auswärtigen künstlerischen Kräften bestritten werden. In zwangloser Folge finden das Jahr über Vorträge statt, außerdem besitzt der Verein eine große Bibliothek und hat einen Lesezirkel, dem die meisten Mitglieder angeschlossen sind.
Die Jubiläumsfeier findet am 29. Dezember in den Sälen des Vereinslokals Hotel Dettelbacher statt und wird ein künstlerisches Programm mit musikalischen und deklamatorischen Darbietungen mit anschließendem Festball bringen. Besondere Erwähnung verdient, dass für den Abend das bekannte und beliebte Mitglied des Stuttgarter Schauspielhauses Willy Reichert gewonnen wurde.
Die 'Merkuria' erwartet zu ihrem Ehrenabend nicht nur alle Mitglieder ihres Vereins, sondern sie hofft auch, viele auswärtige Freunde und frühere Göppinger willkommen heißen zu dürfen.

Schubertabend. Am Donnerstag, den 29. November, veranstaltete die 'Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein einen Vortrag über 'Das Schubert' sche Lied', wofür als Referent Tr. Leopold Hirschberg gewonnen wurde. Der Referent verstand es, in außerordentlich fesselndem Vortrag das Interesse seiner Zuhörer zu gewinnen. Ganz besonders dankbar wurde die von dem Redner anschließend gegebene gesangliche und pianistische Ausdeutung Schubert'scher Werke aufgenommen. Reicher Beifall belohnte den Redner für den genussreichen Abend.

Chanukka-Feier. Der Israelitische Frauenverein veranstaltete am Sonntag, den 8. Dezember, unter der Leitung von Frau Rechtsanwalt Steiner Wwe. und Frau Marie Gutmann im Hotel Dettelbacher die alljährliche Chanukkafeier, die wie immer von der Gemeinde, ganz besonders aber von der Jugend sehr gut besucht war. Nach einem Prolog wurden die fünf Leuchten Israels von fünf Kindern dargestellt; dem Entzünden der Lichter und dem gemeinsamen Gesang des Chanukkaliedes folgte ein Kinder-Singspiel 'Der Puppendoktor', das sehr nett zu Gehör gebracht wurde, dann ein schwäbisches Gedicht, von einem kleinen Knirps sehr drollig vorgetragen, ferner die lustigen '10 kleinen Negerlein', die in ihren Kostümen und schwarzen Masken große Heiterkeit hervorriefen. In die mühevollen Vorbereitungen dieser wohlgelungenen Nummern teilten sich die Damen Bianca Ottenheimer, Elisabeth Ries und Margot Gutmann. Ein von zwei jungen Mädchen gebotener Tanz hatte großen Beifall. Den Höhepunkt der Darbietungen bildete eine unter der Leitung von Frau Trude Rohrbacher stehende zwölfköpfige Kinderkapelle, die unter ihrer Dirigentin eine Kindersymphonie in ausgezeichneter Weise zu Gehör brachte. Das Publikum erbat sich durch stürmischen Beifall eine Wiederholung. Kapelle und Dirigent trugen hübsche, einheitliche Kleidung. Für die ganz Kleinen folgte noch ein sehr spaßiges Kasperltheater. Freudestrahlend nahmen zum Schluss die Kinder die für sie bereitgestellten Chanukkageschenke in Empfang. Später brachten noch Mitglieder des jüdischen Jugendbundes das hübsche Hans-Sachs Spiel 'Der tote Mann' zur Aufführung, womit sie die noch Anwesenden sehr erfreuten. Die wohlgelungene Veranstaltung wird noch lange in aller Erinnerung bleiben."             

      
 Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Else Bergmann aus Laupheim (1928)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928: "Göppingen. Am 20. November dieses Jahres sprach im Israelitischen Frauenverein Frau Else Bergmann, Laupheim. Sie gab einen Bericht über die in Breslau stattgehabte Tagung des Jüdischen Frauenbundes, an der sie als Vertreterin des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern teilnahm. Die Tagung war dadurch sehr interessant, dass eine Reihe von ausländischen Organisationen Vertreterinnen entsandt hatten. Die Rednerin schilderte besonders auch das Referat der Lodzer Delegierten, die über die erschreckende Not der dortigen jüdischen Bevölkerung berichtete. Anschließend sprach Frau Bergmann über verschiedene neue Ausgaben und Ziele der jüdischen Frauenvereine. Der sehr gut besuchte Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen.
In der darauf folgende» Aussprache wurde die Veranstaltung einer Wäschesammlung beschlossen, und die Mitglieder aufgefordert, hiefür in Frage kommende Gegenstände an Frau Mathilde Lendt zu übersenden. ES wäre zu wünschen, dass recht viele Mitglieder unserer Gemeinde dieser Bitte in Anbetracht des guten Zweckes nachkommen."            

      
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1928 (1929)     
Anmerkung: vgl. Bericht oben zur selben Veranstaltung in der "Gemeinde-Zeitung" vom 16. Dezember 1928. 
  

Goeppingen GemZeitung Wue 01011929.jpg (43587 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1929: Göppingen. Die Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins am 8. Dezember verlief zur größten Befriedigung sämtlicher anwesenden Gemeindemitglieder. Sie wurde feierlich eingeleitet durch einen Prolog und einen Vortrag der Kinder: 'Die Leuchten Israels'. Nach dem Entzünden der Lichter durch die Kleinsten folgte der unterhaltende Teil, ein Singspiel, Vorträge und Tänze der Kinder. Eine Kindersymphonie, dirigiert und einstudiert vom Frau Trude Rohrbacher, fand großen Beifall. Der Jubel der Kinder erreichte den Höhepunkt beim Kasperletheater, vorgeführt von Herrn Heinrich Frankfurter. Zum Schluss gab es noch für jedes Kind eine Gabe, sodass Groß und Klein befriedigt und beglückt von der Chanukkafeier des Frauenvereins nach Hause kamen."             

      
60-jähriges Jubiläum der "Merkuria" (1929)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Januar 1929: "Göppingen. Die 'Merkuria' veranstaltete am 29. Dezember im Hotel Dettelbacher anlässlich ihres 60-jährigen Jubiläums eine Feier mit anschließendem Ball. Die Mitglieder des Vereins sahen dieser seit längerer Zeit angekündigten und sehr sorgfältig vorbereiteten Veranstaltung mit Spannung entgegen und man darf ruhig sagen, dass die Erwartungen der außerordentlich zahlreich erschienenen Mitglieder in jeder Hinsicht erfüllt wurden.
Die Feier wurde mit einem von Frl. Margot Gutmann wirkungsvoll vorgetragenen Prolog eröffnet. Dann folgte ein Duett mit Chor aus dem Oratorium 'Judas Makkabäus' von Händel: das Werk wurde vom Synagogenchor unter seinem unermüdlichen Dirigenten Siegfried Löwenstein ausgezeichnet zu Gehör gebracht. Als bewährte Solistin wirkten Frau Marie Gutmann und T. Lörner mit. Die anschließende Festrede des Vorstands Dr. Steiner brachte einen interessanten Rückblick auf die Geschichte der 'Merkuria' und eine Würdigung besonders verdienter Mitglieder. Die Geschichte des Vereins zeigt die enge Verbundenheit der 'Merkuria' mit der Gemeinde und ihren Mitgliedern. Zum Schluss des ersten Teils des Programms sang Frl. Ilse Rosenthal die große Arie der Agathe aus dem 'Freischütz' von Weber. Wenn man auch ihre gesanglichen Leistungen schon bei früheren Veranstaltungen schätzen lernen konnte und deshalb von der jungen Künstlerin, die demnächst ihre Ausbildung beendet, Hervorragendes erwartete, so war man trotzdem aufs Neue erstaunt über die wundervolle Stimme, die spielend die höchsten Lagen meistert und auch im zartesten Pianissimo klar und rein gelingt. Lang andauernder Beifall belohnte für die ausgezeichnete Leistung: am Flügel begleitete, wie immer hervorragend, Siegfried Löwenstein.
Der zweite Teil war auf einen leichteren Ton abgestimmt und brachte zunächst ein Lied mit Chor aus dem Oratorium 'Die vier Jahreszeiten' von Haydn, ebenfalls von Frl. Ilse Rosenthal gesungen mit dem Synagogenchor. Anschließend als Dreingabe das 'Spinnerliedchen'. Der alsdann gebrachtes Sketch von Peter Charlot, 'Im Flughafen', mit Frl. Margot Gutmann und den Herren Heinz Feldmann und Herbert Ries wurde sehr gut zur Darstellung gebracht und freudig aufgenommen. Dann sang Frl. Ilse Rosenthal noch zwei Lieder von Richard Strauss 'Wie sollten wir geheim sie halten' und 'Zueignung', wiederum begleitet von Siegfried Löwenstein. Eine stürmisch verlangte Zugabe wurde gerne gewährt. Damit war das Programm, soweit es von Mitgliedern des Vereins bestritten wurde, abgewickelt: ein besonderes Wort des Dankes verdient neben den allgemein ausgezeichneten Leistungen noch der Synagogenchor, welcher sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in der 'Merkuria' hören ließ und dem ein voller und verdienter Erfolg beschieden war. Ganz besonders galt der Beifall auch dem Dirigenten des Chores, der die Hauptarbeit für diesen Abend zu leisten hatte.
Das Programm beschloss Willy Reichert vom Schauspielhaus Stuttgart, der es vorzüglich verstand, den Kontakt mit seinen Zuhörern herzustellen und durch vorzügliche Leistungen Lachsalven und Beifallsstürme hervorrief.
Nun kamen noch die Tanzlustigen auf ihre Rechnung und in dem anschließenden Ballgetriebe herrschte eine vorzügliche Stimmung, so dass die Polizeistunde allen Anwesenden zu früh kam. Die in jeder Beziehung wohl gelungene Veranstaltung zeigte, dass die 'Merkuria' trotz ihrer 60 Jahre noch sehr jugendlich ist und dies wird auch hoffentlich so bleiben." 
Anmerkungen:  - Willy Reichert vom Schauspielhaus Stuttgart siehe  https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Reichert           

      
Hauptversammlung der "Merkuria" (1929)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom  15. Januar 1929: "Göppingen. Die Hauptversammlung der 'Merkuria' fand am Sonntag, den 6. Januar, im Vereinslokal Hotel Dettelbacher statt. Mit Befriedigung konnte auf das abgelaufene Vereinsjahr, in dem der Verein seinen 60-jähriges Jubiläum feiern durfte, zurückgeblickt werden. Es wurden für die Bibliothek neue Bücher angeschafft; die Bücherei soll in dem neuen Vereinsjahr noch erweitert, ferner veraltete Bücher ausgeschieden und ein neuer Katalog gedruckt werden, war sicherlich von allen Mitgliedern begrüßt wird. Im neuen Vereinsjahr werden neben den üblichen Veranstaltungen wiederum einige Vorträge gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein stattfinden. Die Neuwahlen ergaben keine Veränderung mit Ausnahme des Kassierpostens, für den infolge Wegzugs eine Neuwahl notwendig wurde, die einstimmig das bisherige Mitglied des Ausschusses Karl Hirsch zum Kassier bestimmte.
Vom Ausschuss lag ein Antrag vor, die langjährigen verdienten Ausschussmitglieder Sigmund Frankfurter und Theodor Rosenthal zu Ehrenmitgliedern zu ernennen 
Vom Ausschuss lag ein Antrag vor, die langjährigen verdienten Ausschussmitglieder Sigmund Frankfurter und Theodor Rosenthal zu Ehrenmitgliedern zu ernennen; dem Antrag wurde von allen Anwesenden freudig zugestimmt. Der Vorsitzende, Dr. Steiner, beglückwünschte im Namen des Vereins die neuen Ehrenmitglieder zu ihrer verdienten Würde. Mit einer kurzen Aussprache fand die Hauptversammlung ihren Abschluss."         

        
Maskenball des Vereins "Merkuria" (1929)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Februar 1929: "Göppingen. Die 'Merkuria' hielt am 26. Januar im Hotel Dettelbacher ihren Maskenball unter dem Motto 'Was ihr wollt!' ab. Man sah eine Reihe von sehr guten Masken und Kostümen; da keine Aufführungen stattfanden, kamen die Tanzlustigen, für die eine ausgezeichnete Kapelle sorgte, diesmal voll und ganz auf ihre Rechnung. Von 1 bis 2 Uhr stellte eine aus Mitgliedern des Vereins zusammengewürfelte improvisierte Jazzkapelle die Tanzmusik. Wenn auch dieser Ball nicht so gut besucht war wie die vorausgegangene Jubiläumsfeier, so hat sich doch die Mehrzahl der Anwesenden sehr gut unterhalten.."            

     
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1929)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Februar 1929: "Göppingen. Am 5. Februar fand die Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins statt, die sehr gut besucht war. Die Vorsitzende, Frau Mathilde Steiner, leitete die Versammlung in vorbildlicher Weise. Sie gab auch den Kassenbericht anstelle der verhinderten Frau Rothschild. Den Tätigkeitsbericht gab Frau Gutmann. Frau Lenz dankte mit ehrenden Worten der Vorsitzenden, Kassiererin und Schriftführerin für die geleistete Arbeit. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils trug Frau Grete Veit noch Gedichte vor, die von warmen Gefühl und lebhafte Temperament getragen waren. "            

         
Vortrag im Hotel Dettelbacher mit Dr. Mark Wischnitzer aus Berlin (1929)          

Goeppingen GemZeitung Wue 01031929w.jpg (28639 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1929: "Göppingen. Am Sonntag, den 17. Februar sprach im Hotel Dettelbacher Dr. Mark Wischnitzer, Berlin, über 'Jüdische Siedlung'. Der Vortrag, welcher von einer Reihe von Lichtbildern begleitet war, gab einen interessanten Einblick in die Tätigkeit des 'Hilfsvereins der deutschen Juden'. Der Redner richtete einen warmen Appell an die Versammlung, das edle Werk des Hilfsvereins nach Kräften zu unterstützen und ihm die umfangreiche Arbeit Fortführung seiner segensreiche Tätigkeit auch weiterhin zu ermöglichen." 
Anmerkungen: - zu Mark Wischnitzer (1882-1955) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Wischnitzer    
- zum "Hilfsverein der deutschen Juden" siehe  https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfsverein_der_Juden_in_Deutschland     
     

      
Aus der Arbeit des Jüdischen Jugendbundes (1929)            

Goeppingen GemZeitung Wue 01031929.jpg (30582 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1929: "Göppingen. Der Jüdische Jugendbund behandelt zur Zeit das Buch 'Der kleine Prophet' von Edmond Fleck. In Aussicht genommen ist eine Reihe von Vorträgen über 'Die Juden in neuester Zeit' (Emanzipation, Assimilation, Zionismus) von W. Löwenstein. Die Führerschaft setzt sich jetzt zusammen aus Walter Löwenstein, Max Rothschild und Selma Oppenheimer. Hede Rosenthal, die eifrige Führerin des Bundes, musste infolge Auswanderung nach Amerika ihr Amt niederlegen. Die besten Wünsche des jüdischen Jugendbundes Göppingen begleiten sie."   
Anmerkungen: - zu Edmond Fleg (1874-1963) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Edmond_Fleg  und  https://www.geni.com/people/Edmond-Fleg/6000000008754069976    
- Buch "Ein kleiner Prophet" online siehe https://archive.org/details/einkleinerprophe0000unse/mode/2up  "Edmond Felg setzte sich kritisch mit seiner jüdischen Religion auseinander und thematisierte in seinem gesamten literarischen Schaffen die Geschichte des Judentums. Einer seiner bekanntesten Texte ist Pourquoi je suis juif (Warum ich Jude bin). Sein Roman L'enfant prophète brachte einer ganzen Generation von assimilierten Juden das Judentum auf packende Weise wieder nahe und war lange so etwas wie der Katechismus der französischen jüdischen Pfadfinder" (wikipedia-Artikel).   

          
Vortrag des Ortsgruppe des Centralvereins mit Rabbiner Dr. Tänzer über "Tierschutz im Judentum" (1929)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. März 1929: "Göppingen. Am Sonntag den 24. Februar, hielt Rabbiner Dr. Tänzer im 'Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens' einen sehr interessanten Vortrag über 'Tierschutz im Judentum', der gut besucht war. Der Redner zeigte in fesselnder Weise, wie die Frage des Tierschutzes von den verschiedenen Weltanschauungen behandelt wurde. Es ergab sich dabei, dass das Judentum die erste Kulturreligion war, welche nicht nur den Schutz des Tieres, sondern direkt ein Recht des Tieres aufstellte und wie dieses Recht in einer großen Anzahl von Gesetzesbestimmungen Ausdruck fand. Auf die viel umstrittene Frage des Schächtens übergehend, konnte der Redner anhand dieser Tatsachen darauf hinweisen, dass das Judentum niemals eine Tötungsart religionsgesetzlich vorschreiben konnte, die eine Tierquälerei bedeutet, und dass im Gegenteil die vielen Vorschriften bezüglich des Schächten schärfstes Augenmerk darauf richten, jede, auch die geringste Quälerei zu vermeiden. Sehr interessant war es zu hören, das bedeutende nichtjüdische Physiologen das Schächten als die vom Standpunkte des Tierschutzes einwandfreieste Tötungsart bezeichnen. Dr. Tänzer hielt es am Schluss für wünschenswert, dass möglichst viele Gemeindemitglieder dem Tierschutzverein beitreten, um dadurch auch nach außen hin zu zeigen, dass der Tierschutz gerade von uns Juden gefördert wird. Der Vorsitzende des Centralvereins, Max Ottenheimer, dankte dem Redner für seine lehrreichen Ausführungen, die mit großem Beifall aufgenommen wurden.
Anschließend fand die Generalversammlung des Centralvereins statt. Im Tätigkeitsbericht konnte der Vorsitzende feststellen, dass erfreulicherweise der Verein in Fragen der Abwehr nur sehr selten in Anspruch genommen werden musste. Über eine Anregung, ein Bücherverzeichnis der Centralvereins-Bibliothek drucken zu lassen, wird der Ausschuss noch beschließen. Die anschließend stattgefundenen Neuwahlen ergaben die Wiederwahl des bisherigen Gesamtausschusses, wobei die Wahl eines weiteren Ausschuss Mitglieds in Aussicht genommen wurde."               
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1929: "Esslingen. Am 16. März dieses Jahres sprach Bezirksrabbiner Dr. Tänzer, Göppingen, in einer Gemeindeversammlung über 'Tierschutz im Judentum'. Die interessanten Ausführungen des Redners, die wir schon anlässlich seines Göppinger Vortrags über das gleiche Thema in letzter Nummer gewürdigt haben, fanden lebhaften Beifall bei den Anwesenden und in der Tagespresse."    

      
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Direktor Dr. Holländer aus Berlin (1929)            

Goeppingen GemZeitung Wue 01041929.jpg (61253 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1929:           
Goeppingen GemZeitung Wue 01041929a.jpg (104717 Byte)  

         
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Frau Gompertz aus Stuttgart (1929)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1929:            

      
Verschiedene Vorträge im Jüdischen Jugendbund (1929)                   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1929:            

 
Elternabend des Jüdischen Jugendbundes (1929)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1929:           

     
Simchas-Thora-Veranstaltung des Vereins "Merkuria" (1929)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1929:            

     
Filmvorführung des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein (1929)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1929:            

    
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Konsul Max Straus aus Stuttgart (1929)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Am Sonntag, den 24. November, hielt im Rahmen des 'Central-Vereins', Ortsgruppe Göppingen, Konsul Max Straus - Stuttgart einen Vortrag über 'Disraeli und Rathenau'. Der Referent entwarf ein Bild dieser beiden Männer und zog interessante Vergleiche über ihr Leben, ihre Umwelt und ihre politischen Auswirkungen. Die sehr zahlreich erschienenen Mitglieder dankten dem Vortragenden durch reichen Beifall."    

        
Besprechung des "Synagogen-Chors" (1929)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Der 'Synagogen-Chor' veranstaltete am Montag, den 25. November, im Hotel Dettelbacher eine Besprechung, in der den Mitgliedern die Abrechnung über die im September abgehaltene 'Musikalische Morgenfeier' vorgelegt wurde. Oberlehrer Levi, der die Versammlung eröffnete, dankte Siegfried Rohrbacher, dem Arrangeur und technischen Leiter der Morgenfeier, im Namen des Chores für seine Arbeit und gedachte nochmals besonders dem Dirigenten Siegfried Löwenstein, der leider Göppingen verlassen hat. Es wurde beschlossen, auch während der Winter-Monate die Chor-Mitglieder regelmäßig zu versammeln; es sollen alle vierzehn Tage Übungsabende mit anschließendem gemütlichem Beisammensein veranstaltet werden. Zum Vorstand des Chores wurde Siegfried Rohrbacher gewählt: dem Ausschuss sollen außerdem Oberlehrer Levi und der jeweilige Dirigent des Synagogen-Chores angehören."   

   
Neuwahlen für den Ausschuss des Jüdischen Jugendbundes nach dem Wegzug von Max Rothschild (1929)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Jüdischer Jugendbund. Infolge Wegzugs musste der bisherige Führer Max Rothschild sein Amt niederlegen. Der Ausschuss setzt sich nun wie folgt zusammen: 1. Führer: cand. jur. Walter Löwenstein; Schriftführer: Jakob Srodek; Kassier: Werner Böhm. Zum Beirat wurde Rabbiner Dr. Tänzer gewählt. Ferner gehören Helmut Krämer und Paula Srodek dem Ausschuss an."            

           
Vorstandssitzung in Göppingen des Württembergisch-Hohenzollerischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes in Württemberg (1929)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Die Vorstandsitzung des 'Württembergisch-hohenzollerischen Landesverbandes des jüdischen Frauenbundes', die am 10. November in Göppingen im Hotel Dettelbacher stattfand, nahm einen sehr angeregten Verlauf und bot vielseitige Anregungen für die weiteren Arbeiten des Verbandes. Die Nachmittagsversammlung, zu der der Israelitische Frauenverein Göppingen eingeladen hatte, einte eine große Anzahl jüdischer Frauen aus dem ganzen Lande. Die Damen Lendt und Rohrbacher eröffneten den Nachmittag durch die künstlerische Wiedergabe der Egmontouvertüre. Frau Marie Gutmann sang mit fein durchgebildeter Stimme, begleitet von Frau Johanna Gutmann (Stuttgart), mehrere Lieder. Frau Johanna Krämer-Rothschild trug sehr eindrucksvoll das Gedicht 'An Euch' von Bornes v. Münchhausen vor und erntete wie alle Künstlerinnen reichen Beifall. Frau Dr. Steiner, Göppingen, begrüßte die Erschienenen. Frau Else Bergmann, Laupheim, dankte dem Israelitischen Frauenverein für die Einladung und Gastfreundschaft und erteilte alsdann Frl. Thekla Kauffmann, Stuttgart, das Wort zu ihrem Vortrag 'Unsere jungen Mädchen und die Berufsfrage'. Frl. Kauffmann führte aus, dass nach der Kriegs- und Inflationszeit infolge der wirtschaftlichen Not und der schlechten Eheaussichten jedes junge Mädchen vor die Notwendigkeit gestellt ist, einen Beruf zu ergreifen. Nur eine gute Berufsausbildung, Fleiß und Tüchtigkeit geben heute die Gewähr für eine einigermaßen gesicherte Zukunft. Der Beruf gibt aber dem jungen Mädchen nicht nur Existenz, sondern auch Befriedigung, äußere und innere Sicherheit und erzieht zur Selbstbeherrschung und zur Einordnung in die Gesellschaft. Das im Berufe tätige Mädchen wird in der Ehe eine verständnisvollere Gefährtin sein und wird auch als Unverheiratete kein verfehltes Leben betrauern. Die Berufswahl ist eine sehr schwere. Die häuslichen, die pflegerischen sowie die Lehrberufe standen schon stets den Frauen offen. Heute ist die Frau im Bürodienst, als Beamtin bei den Behörden und als Arbeitskraft in Handel und Industrie tätig. Die künstlerischen und die akademischen Berufe sowie die der Sozialbeamten sind heute der Frau erschlossen. Bei dieser Vielseitigkeit ist die richtige Berufswahl für das Lebensschicksal des Einzelnen wie für das Gesamtwohl des Volkes von größter Bedeutung. Die Berufsberatung wird deshalb mit Recht als ein wichtiger Faktor betrachtet. In Württemberg sind Berufsberatungsstellen in Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Esslingen, Göppingen, Reutlingen, Gmünd und Ravensburg, die kostenlos und bereitwillig Auskunft erteilen. Die Berufsberatungen                
Goeppingen GemZeitung Wue 16121929a.jpg (154191 Byte)arbeiten gemeinsam mit Eltern, Lehrern, Ärzten, bedienen der Graphologie und der psycho-technischen Eignungsprüfung. Sie geben Auskunft über Ausbildung und Aussichten der verschiedenen Berufe und zeigen ihre Vor- und Nachteile. Die wissenschaftlichen und akademischen Berufe sollten nur von den Begabtesten ergriffen werden. Bei der staatlichen Anstellung im akademischen Lehrberufe werden der Jüdin wohl Schwierigkeiten gemacht. Württemberg, das nur konfessionelle Schulen kennt, stellt keine jüdische Volksschullehrerin ein. Auch andere beamtete Stellungen sind wenig von Jüdinnen besetzt. Rednerin wies auf den Beruf der Handelslehrerin, der Handarbeits- und Wirtschaftslehrerin, sowie auf den der technischen Assistentin hin. Zu dem sozialen und pflegerischen Beruf hat die Frau eine besondere Eignung. Sie bedingen Gesundheit, Nächstenliebe und Geduld. Die handwerklichen Berufe wie Schneiderin und Modistin bieten gute Erwerbsmöglichkeiten. Erfordernis ist gute Lehre bei anerkannter Meisterin, Besuch der Gewerbeschule und Freude an der Tätigkeit. Die kaufmännischen Berufe bieten heute noch die meisten Aussichten zum Vorwärtskommen. Gründliche und vollwertige Ausbildung in der Handelsschule oder eine gute Lehre kann sie vermitteln. Auch der Beruf einer Verkäuferin verlangt eine gute Heranbildung in einem erstklassigen Geschäft. Die Frage der jüdischen Hausangestellten sei äußerst schwierig. Erziehung der jungen Mädchen zur Arbeitsfreude und zur Unterordnung ist hier Bedingung. Entweder müssen die jüdischen Hausangestellten gründlich in der Hauswirtschaft geschult sein oder als Lernende ohne Ansprüche und Vorbehalte sich jeder Arbeit gerne unterziehen.
Die Rednerin richtete zum Schlusse ihrer inhaltsreichen Ausführungen den Appell an alle Jüdinnen, die im Berufe stehen, durch Fleiß, Treue und schlichtes Wesen der christlichen Umwelt zu zeigen, was jüdische Art ist. Gerade die berufstätige Jüdin kann in besonders starkem Maße den antisemitischen Verleumdun-gen begegnen.
Nach dem Vortrag, der mit großem Beifall aufgenommen wurde, gab Frau Else Bergmann Bericht über die geleistete Arbeit des 'Württembergisch-Hohenzollerischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes' im letzten Jahre und Aufschlüsse über die Arbeitsgebiete des Jüdischen Frauenbundes. Sie gab bekannt, dass in Berlin eine jüdische Erziehungsberatungsstelle für schwer erziehbare Kinder ins Leben gerufen werden soll. Das Stellenvermittlungswesen sollte in Württemberg durch eine größere Kommission, die überall Vertrauensfrauen hat, verbessert  werden. Auf die bevölkerungspolitische Tätigkeit der Phönixversicherung wies sie hin und berichtete über das segensreiche Wirken der Reise und der Erholungsfürsorge. Das Lesen der Blätter des jüdischen Frauenbundes ist eine Pflicht aller jüdischen Frauen.
Zum Schlusse richtete Frau Bergmann einen warmen Aufruf an die Frauen des Landes, am 8. Dezember zur Wahlurne zu schreiten und ihr Wahlrecht zur Landesversammlung und zur Gemeindevertretung auszunutzen. M.R.". 

      
Musikalische Morgenfeier des Vereins "Merkuria" gemeinsam mit dem "Kaufmännischen Verein" (1929)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Am Sonntag, den 24. November, veranstaltete die 'Merkuria' gemeinsam mit dem 'Kaufmännischen Verein' in der 'Germania' eine Morgenfeier, die durch die Dichtung 'Chor der Toten" von K. F. Meyer, von Frau Hanne Krämer in ergreifender Weise zum Vortrag gebracht, eingeleitet wurde. Nach dem 'Ave verum' von Mozart hielt Chormeister Zizelmann aus Stuttgart einen Vortrag über Richard Wagners 'Parsival'. Der Redner behandelte in großen Zügen die einzigartige Text- und Tondichtung, wobei er die wichtigsten Stellen durch Vorspiel am Flügel und durch Gesangsvortrag erläuterte. Die Darbietungen des Künstlers waren von großer Anschau'lichkeit und Lebendigkeit und vermittelten den dankbaren Zuhörern einen tiefen Eindruck von dem wunderbaren Werk Richard Wagners. - Der Winterball der 'Merkuria" findet am 4. Januar im 'Apostel' statt."  

    
Vorstandswahlen im Dezember 1929 (1929)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Bei der am 8. dezember stattgefundenen Wahl wurden die bisherigen Vorsteher Theodor Rosenthal , D. M. Fleischer und Julius Guggenheim wiedergewählt und Georg Lendt als neues Mitglied gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug nur etwa 30 Prozent."          

      
Chanukka-Feier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1929 (1929/30)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929: "Göppingen. Die alljährliche Chanukka-Feier wird in diesem Jahre wieder vom 'Jüdischen Jugendbund' veranstaltet. Die Proben sind bereits in vollem Gang: der Jugendbund wird sich besondere Mühe geben, recht viel Schönes zu bieten. Gesang, Tanz und Theater folgen in reicher Abwechslung. Wir werden auch die Uraufführung einer Märchenspiels erleben, das eines der jüngsten Mädels unserer Gemeinde verfasst dal. Die Feier wird am 26. Dezember stattfinden."          
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Januar 1930: "Göppingen. Die unter Leitung von Frau Trude Rohrbacher stehende und vom 'Jüdischen Jugendbund' veranstaltete Chanukka-Feier nahm einen sehr harmonischen Verkauf. Nach einem Prolog, dem Entzünden der Chanukka-Lichter und dem gemeinsamen Gesang von 'Moaus zur' gelangten 'Das goldene Trendelchen' und 'Der Schammes und die Lichter' zur Aufführung, die von Frau Dr. Steiner einstudiert und sehr schön zu Gehöhr gebracht wurden. Im Mittelpunkt der Feier stand 'Prinzeß Vergissmeinnichts Hochzeit', ein Märchenspiel in drei Bildern, verfasst von Liese Rohrbacher, einem 13-jährigen Mädel unserer Gemeinde. Das in Versen abgefasste reizende Theaterstück wurde von Kindern in den ersten Schuljahren in entzückender Weise aufgeführt. Stürmischer Beifall rief die kleinen Darsteller und die jugendliche Autorin wiederholt auf die Bühne.  Dann sangen 'Die 'bösen Buben' hinter einem Lattenzaun etwas von ihren frechen Streichen und ein Puppentanz wurde von vier Mädels vorgeführt. Besonders stürmischen Beifall ernteten drei Jungen mit der fidelen Gerichtssitzung', einem musikalischen Trio. Den Abschluss des Programms bildete ein Tanz von 'Sechs Strandgirls', exakt und fesch vorgeführt. Die Girls holten ihre 'Tanzmeisterin", Frau Trude Rohrbacher auf die Bühne, wo auch ihr stürmischer Beifall gespendet wurde. Ihr gebührt auch ein beson­deres Wort des Dankes für ihre aufopfernde und hingebungsvolle Arbeit. Große Heiterkeit riefen die anschließend gezeigten Lichtbilder hervor. Es waren Kinderphotographien von Chanuka-Aufführungen, die viele Jahre zurücklagen.
Zum Schluss kam der 'Glücksack' für die Kinder, der in kurzer Zeit, geleert war.  -  Der Jugendbund hat sich mit dieser wohlpelungenen Feier sicherlich viele Freunde geworben."     

         
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Dr. Hilde Adler aus Stuttgart (1930)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Januar 1930: "Im Rahmen des 'Israelitischen Frauenvereins' sprach am 10. Dezember vorigen Jahres Frau Dr. med. Hilde Adler - Stuttgart über 'Die Bedeutung des Bevölkerungsproblems für die Frau'. Die Vortragende schilderte in instruktiver Weise die Wechselwirkung zwischen Ernährungsmöglichkeit und Geburtsziffer und befasste sich dann mit dem Bevölkerungsproblem der Gegenwart. Erst in unserer Zeit, so führte Frau Dr. Adler aus, hat die Bevölkerung durch Hygiene und Krankheitenbekämpfung einen beträchtlichen Zuwachs erfahren. Auch war es möglich, durch die von der aufstrebenden Wirtschaft gegebenen Ernährungsmöglichkeiten die zunehmende Bevölkerung zu erhalten. Die Nachkriegszeit mit ihrer Arbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftslage ließen aber die von Amerika ausgehende Frage aufkommen, ob eine Geburtenbeschränkung nicht der Frau, die doch in erster Linie die Last einer zu großen Kinderzahl zu tragen habe, selbst überlassen bleiben solle. Die Anwesenden zollten der Rednerin, die in vornehmer Weise über eines der aktuellsten Themen der Gegenwart gesprochen hatte, herzlichen Beifall."           

      
Winterball des Vereins "Merkuria" (1930)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Januar 1930: "Göppingen. Die 'Merkuria' hielt am 4. Januar im Apostelsaal ihren Winterball ab. Die Aufführungen begannen mit einem Theaterstück 'Liebe im Traum', das von den Damen Rosl Dörzbacher, Julie Hirsch und Martl Steiner und Walter Löwenstein sehr hübsch dargestellt wurde. Dann folgte der geistreiche Einakter von Kurt Götz 'Der Hund im Hirn', welcher von den Damen Grete Lendt und den Herren Heinrich Frankfurter, Richard Frankfurter und Dr. Steiner glänzend aufgeführt wurde und lebhaften Beifall fand. Ilse Berlizheimer - Stuttgart erfreute die Anwesenden mit einigen ausgezeichneten Dingen: die junge Künstlerin fand allgemeine Anerkennung. In später Abendstunde trat noch Frau Trude Rohrbacher als Ansager und Liederhumorist auf und unterhielt die Anwesenden mit ihren wirkungsvollen Darbietungen aufs beste. Im übrigem verlief der Abend bei den Klängen einer ausgezeichneten Jazzband sehr vergnügt."             

      
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Fritz Schwarzschild über "Die Jugend in der Gemeinde" (1930)          

Goeppingen GemZeitung Wue 01051930.jpg (34649 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1930:         

          
Freitagabend-Feiern im Jüdischen Jugendbund sowie Gründung eines Jugendchores (1930)              

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1930:             

  
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Dr. Hilde Sänger aus Stuttgart (1930)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. November 1930:          

     
Vortrag von Frau Spielmann aus München über "Dostojewski und die Juden" (1930)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1930: "Göppingen. Am 24. November sprach Frau Spielmann - München über 'Dostojewsky und die Juden“. Die Vortragende zeichnete in sehr interessanter Weise die Persönlichkeit des Dichters und sein Werk und ging auch ausführlich auf diejenigen Bücher ein, in denen Dostojewskys Antisemitismus zum Ausdruck kommt. Reicher Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen."           

  
Chanukkafeier des Israelitischen Frauenvereins (1931)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1931:         

           
Bezirksrabbiner Dr. Tänzer spricht im "Verein Gesundheitsreform" über "Das Fasten" (1931)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1931:            

             
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1931)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1931:   
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1931:        

       
Vortrag des Jüdischen Jugendbundes mit Redakteur Hans Sternheim aus Stuttgart (1931)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1931:            

     
50-jähriges Bestehen des Israelitischen Frauenvereins (1931)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Oktober 1931:           

      
Hauptversammlung des Württembergischen Landesverbandes des Jüdischen Frauenbundes in Göppingen (1931)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1931:         

        
Anzeige des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins (1931)          

Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1931:           

                             
Anzeige des Israelitischen Unterstützungs-Vereins (1931)          

Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1931:           

        
Chanukkafeier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1931 (1931)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom  16. Dezember 1931:         

        
Vortrag der Ortsgruppe des Centralvereins mit Dr. Feldmann aus Stuttgart (1932)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1932:           

       
Vortragsveranstaltungen des Jüdischen Jugendbundes 1931/32  (1932)        

Goeppingen GemZeitung Wue 01021932.jpg (50212 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1932:        

        
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1932)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1932:         

    
Kinderfest des Vereins "Merkuria" (1932)              

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1932:         

      
Veranstaltungen des Vereins "Merkuria" sowie Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Fürsorgerin Thea Waitzfelder aus Stuttgart (1932)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1932:           

        
Vortrag des Israelitischen Frauenvereins mit Rosi Stern aus Frankfurt (1932)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1932: "Göppingen. Im Rahmen des  Israelitischen Frauenvereins sprach am 30. November Frl. Studienrat Rosi Stern aus Frankfurt a. M. über 'Ur und die Sintflut'. Die Referentin verstand es, das an sich rein wissenschaftliche Thema derart lebendig zu gestalten, dass alle Anwesenden dem durch eine Anzahl hervorragender Lichtbilder erläuterten Vortrag mit größtem Interesse folgen konnten. Die Referentin, die sich als Geologin eines ausgezeichneten Rufes erfreut, berichtete als Ergebnis eigener Studienreisen über die alte sumerische Kultur und deren Bedeutung für die Menschheitskultur. Äußerst interessant war die Mitteilung, dass im Euphrattal. dem Wohnland der Sumerer, die Heimat unseres Erzvaters Abraham zu suchen ist. Auf Grund der Forschungen, die vor einigen Jahren mit Unterstützung des Britischen Museums gemacht wurden, entwarf die Rednerin ein außerordentlich interessantes Bild vom hoch entwickelten Kulturleben der Sumerer, das sich auf allen Gebieten, in der Kunst und der Wissenschaft dokumentiert. — Zum Schlüsse ihrer Ausführungen las die Referentin sehr eindrucksvoll den Jahrtausende alten babylonischen Sintfluttext, dessen Inhalt der biblischen Sintflutgeschichte gleichkommt.
Die Vorsitzende, Frau Mathilde Steiner dankte der Referentin für ihr wertvolles Referat mit herzlichen Worten. Rabbiner Dr. Tänzer zollte ihr ebenfalls Worte hoher Anerkennung und gab noch einige interessante Ergänzungen zum Thema aus Bibel und Talmud." 

    
Gemeindeabend mit Vortrag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer (1932)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1932: "Göppingen. Am 27. November fand ein gutbesuchter Gemeindeabend statt, der von Julius Guggenheim mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnet wurde. Anschließend sprach Rabbiner Dr. Tänzer in außerordentlich interessanter und aufschlussreicher Weise über 'Die Geschichte der Juden in Württemberg'. Dabei erfuhren die Hörer schon manche wertvolle Einzelheiten aus dem in allernächster Zeit erscheinenden gleichnamigen Neuwerk Dr. Tänzers. - Im Anschluss an den Vortrag, für den Julius Guggenheim im Namen der Hörer dankte, fand eine Besprechung bezüglich der Vorsteheramtswahlen statt."             

       
Chanukka-Feier des Israelitischen Frauenvereins im Dezember 1932 (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 18. Januar 1933: "Göppingen. In den Sälen des Hotel Dettelbacher veranstaltete der Frauenverein um 26. Dezember vorigen Jahres eine Chanukka-Feier, der, wie alljährlich, der größte Teil der Gemeinde beiwohnte. Das abwechslungsreiche Programm wurde ausschließlich von der Schuljugend bestritten. die ihr Bestes gab. Frau Lendt eröffnete die Feier mit warmen Begrüßungsworten und dankte Elisabeth Ries, Hanne Krämer und Ilse Frankfurter für die mühevollen Vorbereitungen und Einstudierungen. Fünf Szenen aus der Bibel, von Elisabeth Ries verfasst, fanden in ihrer farbenprächtigen Darstellung wohlverdienten Beifall: ein Knabenquartett bestritt in harmonischem Zusammenspiel den musikalischen Teil: C. E. Meyers Märchenspiel 'Fingerhütchen' mit seinem lieblichen Elfentanz erntete lebhaften Applaus und auch das übrige Programm trug dazu bei, dem Wunsche Ausdruck zu verleihen: im nächsten Jahre wieder eine Chanukka-Feier!"            

     
Silvesterfeier des Vereins "Merkuria" sowie Jahresversammlung (1933)           

Goeppingen GemZeitung Wue 01021933.jpg (46320 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1933: "Göppingen. Um Silvester zu feiern, lud der Verein 'Merkuria' seine Mitglieder zu einem Familien-Abend mit Tanz ein. Abwechslungsreiche Improvisationen, deren spiritus rector Siegfried Rohrbacher war. unterhielten die Gäste aufs beste. Sämtliche Nummern des Kabaretts wurden von Mitgliedern des Vereins ausgeführt, wovon besonders die tänzerischen, meisterhaft geschulten Leistungen von Frau  Ilse Frankfurter - Berlizheimer. die mit glänzenden Stimmitteln und viel Anmut dargebrachten Gesänge von Frau Ilse Reis-Rosenthal und die von köstlichem Humor übersprudelnde Ansage Siegfried Rohrbachers hervorgehoben sein mögen.
In der Jahresversammlung am 5. Januar wurde Siegfried Rohrbacher zum Vorstand des Vereins gewählt." 

Anmerkungen:           

      
Vortragsabende und Faschingsball im Verein "Merkuria" (1933)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1933:            

         
"Bunter Abend" des Israelitischen Frauenvereins (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1933:            

            
Vortrag des Vereins "Merkuria" und des Kaufmännischen Vereins mit Professor Dr. Wunderlich aus Stuttgart (1933)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 31. März 1933:            

        
Hauptversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1933)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1933:           

          
Arbeitstagung des "Landesverbandes Württemberg des Jüdischen Frauenbundes" in Göppingen (1933)          

Goeppingen GemZeitung Wue 01071933.jpg (135857 Byte) Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1933:           

       
Beginnende antijüdische Maßnahmen (1933)   

Goeppingen Israelit 28091933.jpg (21063 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1933: "Göppingen. Hier hat der Gemeinderat die Einsetzung einer Marktkommission beschlossen, um Ostjuden vom Markt fernzuhalten."      

       
Vortrag des Keren Kajemeth Lejisrael (KKL) (1933)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1933:           

          
Vortrag über eine Palästina-Reise von Siegfried Rohrbacher (1933)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1933:           

        
Vortrag im Israelitischen Frauenverein mit Thekla Kaufmann (1934)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1934:            

         
Konzertveranstaltungen mit Meistergeiger Stefan Frenkel in Heilbronn und in Göppingen (1934)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1934:              

             
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe über Palästina mit Dr. Pomeranz aus Frankfurt (1934)            

Goeppingen GemZeitung Wue 01051934.jpg (56628 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1934:           

      
 Abend des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen Nothilfe (1934)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1934:        

      
Vortragsreihe der Zionistischen Ortsgruppe (1934)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom  1. Juni 1934:       

  
Kinderfest der "Merkuria" zusammen mit dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (1934)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1934:          

  
Tagung des "Landesverbandes Württemberg und Hohenzollern des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten" in Göppingen (1934)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1934:         

                    
Gedächtnisfeier zum 30. Todestag von Theodor Herzl der Zionistischen Ortsgruppe (1934)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1934:           

   
Vortrag von Dr. W. Nußbaum aus Berlin über "Erbbiologische Probleme im Judentum" (1934)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1934:       

    
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Pommeranz aus Frankfurt über "Araber, Engländer und Juden" (1934)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1934:             

   
Fahrt des Vereins "Merkuria" nach Haigerloch (1934)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1934:           

         
Sprechstunden der Ortsgruppe des Centralvereins (1934)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1934:            

               
Familienabend des Vereins "Merkuria" (1934)              

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1934:            

      
Chanukkafeier des Jüdischen Jugendbundes im Dezember 1934 (1934)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1934:        

         
Handarbeitsabende des Israelitischen Frauenvereins (1934)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1934:             

   
Familienabend des Vereins "Merkuria" und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten sowie weitere Mitteilungen aus dem Verein "Merkuria" (1935)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1935: "Göppingen. Der Verein 'Merkuria' und die Sportgruppe des R.j.F. veranstalteten gemeinsam am 31. Dezember vorigen Jahres einen Familienabend mit Tanz in den Räumen des Hotels Dettelbacher. welcher sehr gut besucht war, insbesondere auch von vielen auswärtigen Gästen verschiedener Gemeinden. Der Abend erweckte bei allen Teilnehmern volle Befriedigung. Die Gäste gaben durchweg dem Wunsche Ausdruck, bald wieder bei den Veranstaltern zu Gast sein zu dürfen.
Auf 2. Januar hatte der Ausschuss der 'Merkuria' die Vorsteher der Gemeinde sowie die Vorsitzenden der jüdischen Vereine zu einer Besprechung wegen Durchführung eines kulturellen Programms gebeten, da die materiellen Mittel der 'Merkuria' hiezu neben ihren geselligen Verpflichtungen nicht ausreichen. Die Notwendigkeit dieser kulturellen Ver­anstaltungen wurde durchweg anerkannt und auch rasch eine Einigung erzielt. Zur Durchführung des Zieles wurde die Errichtung eines Kulturbund-Ausschusses unter Führung der 'Merkuria' und Teilnahme sämtlicher anderen Vereine beschlossen.
Die jährliche Hauptversammlung der 'Merkuria' fand am 6 Januar im 'Dettelbacher' statt. Die Versammlung war sehr schwach besucht und ging rasch vonstatten. In der Vereinsleitung sind Änderungen nicht eingetreten."              

        
Konzertveranstaltung des Vereins "Merkuria" (1935)            

Goeppingen GemZeitung Wue 01021935m.jpg (60115 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1935:             

       
Vortragsveranstaltung über Palästina der Zionistischen Ortsgruppe (1935)           

Goeppingen GemZeitung Wue 01021935.jpg (46362 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1935:           

        
Verschiedene Veranstaltungen der Ortsgruppe des Centralvereins, des Frauenvereins, der Orts- und Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und der Zionistischen Ortsgruppe (1935)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1935:           

      
Vortrag bei der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten mit Dr. Salomon aus Köln (1935)           

Goeppingen GemZeitung Wue 01031935.jpg (26506 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1935:           

       
Familienabend des Vereins "Merkuria" (1935)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1935        

     
Heldengedenkfeier des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten - Bibelkurs mit Rabbiner Dr. Tänzer - Purimfeier des Jüdischen Kulturausschusses (1935)            

Goeppingen GemZeitung Wue 01041935.jpg (60837 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1935: "Göppingen. Bei der am 16. März im Rahmen des Sabbatgottesdienstes stattgefundenen Heldengedenkfeier, zu der die Ortsgruppe des R.j.F. (Reichsbund jüdischer Frontsoldaten) eingeladen hatte, ehrte Rabbiner Dr. Tänzer — selbst jahrelang Feldrabbiner im Osten — in einer zu Herzen gehenden Predigt und einem 'Jiskaur' (Jiskor) die Gefallenen. Die Toraspenden dieser Feier wurden in dem vom Israelitischen Oberrat festgesetzten Sinne verwendet.
Anlässlich des zurzeit wöchentlich stattfindenden Bibelkurses sprach Rabbiner Dr. Tänzer am 'Taanith Esther' über die geschichtliche und religiöse Bedeutung des Purimfestes. Der Vortrug wurde von den zahlreichen Teilnehmern dankbarst aufgenommen.
Der Jüdische Kulturausschuss veranstaltete am 16. März eine Purimfeier, für die der bekannte Frankfurter Schriftsteller Alfred Auerbach und seine Gattin Evelyn Auerbach (früher am Stadttheater Elberfeld) gewonnen wurden. Es wurden ernste und heitere Sachen, großenteils aus eigener Feder, in vollendeter Weise zu Gehör gebracht. Die äußerst zahlreich erschienenen Gemeindemitglieder wurden in frohe Purimstimmung versetzt und blieben auch nach der Veranstaltung noch gemütlich zusammen."     
 
Anmerkungen:  - Jiskor:  https://de.wikipedia.org/wiki/Jiskor     
-  Ta'anit Esther:  https://de.wikipedia.org/wiki/Ta'anit_Esther   
-  Alfred Auerbach:  https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Auerbach    

       
Schülerinnen und Schüler des Landschulheimes Herrlingen sind in Göppingen - Gemeindeabend zum 800. Geburtstag von Moses Maimonides (1935)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1935:            

             
Verschiedene Veranstaltungen der Vereine und der Gemeinde (1935)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1935:              

           
Kurs der Zionistischen Ortsgruppe über "Palästina-Kunde" sowie Konfirmation am Schawuoth-Fest (Wochenfest) (1935)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 17. Juni 1935:           

       
Vortragsveranstaltungen der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. David Schlossberg aus Berlin und Jakob Srodek (1935)              

Goeppingen GemZeitung Wue 01071935.jpg (43525 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1935:             

       
 Abschluss des Kurses über "Palästina-Kunde" der Zionistischen Ortsgruppe (1935)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1935:            

            
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Mendel Karger aus Jerusalem (1935)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1935:           

             
Erwachsenen-Anfängerkurs in Hebräisch der Zionistischen Ortsgruppe (1935)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1935:              

    
Vortrag der Zionistischen Jugendgruppe mit Assessor Guthmann aus Frankfurt (1935)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1935:             

       
Strickabende im Israelitischen Frauenverein zu Gunsten der Jüdischen Winterhilfe (1935)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1935:            

      
Der "Jüdische Kulturbund Merkuria" hat sich dem "Reichsverband der jüdischen Kulturbünde in Deutschland" angeschlossen (1935)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. November 1935:            

             
Vortrag der Zionistischen Ortsgruppe mit Schuldirektor Rosenthal aus Herrlingen (1935)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. November 1935:           

          
Wahlen für das Gemeinde-Vorsteheramt (1935)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:           

     
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Kurt Licht aus Mannheim (1935)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:         

       
Veränderungen im Vorstand der Ortsgruppe des Centralvereins (1935)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:          

        
Handballwettspiele zwischen Jüdischen Sportvereinen zugunsten der Jüdischen Winterhilfe (1935)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:           

        
Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Dr. Richard Strauß aus Ulm (1935)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:          

        
Aktivitäten des Israelitischen Frauenvereins zugunsten der Jüdischen Winterhilfe und geselliger Abend (1936)         

Goeppingen GemZeitung Wue 01011936.jpg (26355 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1936:         

       
Liederabend des Jüdischen Kulturbundes Merkuria mit Josef und Sonja Ziegler aus München (1936)        

Goeppingen GemZeitung Wue 01011936c.jpg (61801 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1936:           

          
Übungsabende der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1936)                

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1936:"    
       
ohne Abbildung: "Göppingen. Vor kurzem erschien in Paris der Roman 'La solitude ä Paris' von Etienne Gril und Ar­thur Fleischer (Editions Pierre Gara), der zum Teil in Stuttgart, zum Teil in Paris spielt und in unterhaltender Weise das Schicksal einer jungen Stuttgarterin schildert, die nach mancherlei Missgeschick sich endlich in Paris einlebt. Arthur Fleischer ist ein gebürtiger Göppinger und dürfte bei seinen vielen Freunden noch in bester Erinnerung sein."      

  
Verschiedene Ereignisse im Gemeindeleben sowie 65. Geburtstag von Rabbiner Dr. Tänzer (1936)       

Goeppingen GemZeitung Wue 01021936.jpg (108422 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1936:           

        
Das Bahnhofhotel Dettelbacher wird verpachtet an die Eheleute Baum - Jahresversammlung der Ortsgruppe und der Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten - Rezitationsabend der "Merkuria" (1936)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1936:            

      
 Gruppenabend der Zionistischen Ortsgruppe mit einem Vortrag von Dr. Plawner über den Dichter Scholem Aleichem (1936)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1936:             

         
Sportveranstaltungen - Handballspiele zwischen jüdischen Mannschaften des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in Württemberg (1936)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1936:          

         
Vortragsabend der Zionistischen Ortsgruppe mit Heinrich Frankfurter sowie Sederamt der Gemeinde (1937)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1937: "Göppingen. Am 21. März veranstaltete die Zionistische Ortsgruppe im Hotel Dettelbacher einen Vortragsabend, zu dem die Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Göppingen eingeladen waren. Einleitend wies der Vorsitzende, H. Frankfurter, darauf hin, dass die Zeit und die Einstellung des Judentums in Deutschland erfreulicher Weise zu einem gewissen Ausgleich der Gegensätze geführt habe; gewollt oder ungewollt sei heute fast jeder Jude in Deutschland mehr oder weniger 'zionistisch'. Trotzdem finden wir bedauerlicherweise hier und da noch Überbleibsel einer überholten Einstellung, gegen die sich der Zionismus mit aller Schärfe wenden müsse; besonders sei dies da der Fall, wo sich Juden den gemeinschaftlichen, großen Aufgaben entziehen; der Zionismus kenne kein Mussjudentum, sondern trotz aller Schwierigkeiten nur die freudige Mitarbeit an der Renaissance des jüdischen Volkes. Dann ergriff der Redner des Abends, Rechtsanwalt Dr. Kern, Heilbronn, das Wort zu dem Thema 'Politische Ent­wicklungen im Vorderen Orient'. In fesselnder Weise entwarf er ein Bild der politischen Situation in den Staaten rings um Palästina und schloss seine interessanten Ausführungen mit dem Hinweis, dass die Leitung der Zionistischen Organisation ihre Politik in der nächsten Zeit außer auf England auch auf diese orient-politischen Gegebenheiten einzustellen haben werde. Dem Redner wurde reicher Beifall zuteil.
- Am 27. März veranstaltete das Vorsteheramt der Israelitischen Gemeinde gemeinsam mit der Jüdischen Schule und der Zionistischen Ortsgruppe einen Sederabend,
den Rabbiner Dr. Wallach (Laupheim) und Lehrer Erlanger in vorbildlicher und erhebender Weise gaben. "              

   
Konzertveranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes "Merkuria" (1937)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1937: "Göppingen. Im Jüdischen Kulturbund Merkuria ist es Brauch geworden, allmonatlich eine Veranstaltung zu bieten. Es waren wirklich auserlesene Genüsse, welche in diesem Rahmen einer erfreulich zahlreichen und dankbaren Hörerschaft im März und April vermittelt worden sind. Am 7. März gab das Mendelssohn-Trio von Leipzig einen Kammermusikabend mit Werken von Beethoven, Schubert und Tschaikowsky. Leo Schwarz (Violine), Paul Blumenfeld (Cello) und Tana Ury-Zunser (Klavier) sind Künstler von Format. Dies beweist nicht nur die Meisterschaft, mit der jeder einzelne dieses musikalischen Dreigestirns sein eigenes Instrument beherrscht, sondern vor allem das unübertreffliche Zusammenspiel; zum einheitlichsten Guss formen sich die vorgetragenen Werke, technisch und im Ausdruck gleichermaßen vollendet und zu Herzen sprechend. Namentlich das im Mittelpunkt stehende Schubert-Trio in B-dur (op. 99) war eine Glanzleistung, und der warme Beifall, den nicht nur die musikalischen Feinschmecker sondern, auch das übrige Publikum kräftig spendete, verkörperte am deutlichsten den Dank für jene Feierstunden. 
Ganz anders — aber in seiner Art mindestens ebenso köstlich — war der Lipinskaja-Abend vom 6. April. Es ist kein Zufall, dass das Loblied dieser begnadeten Künstlerin überall, wo sie auftritt, so laut und froh erschallt, denn es gibt eben nur eine Lipinskaja, die, wie niemand sonst, mit der Liebenswürdigkeit ihres Auftretens und ihrem charmanten Vortrag Beifallsstürme entfacht. Eleganz und Geist, Grazie und Witz stehen über dem ganzen reichhaltigen Programm, und welche Nummer der Clou ist, lässt sich schon gar nicht sagen: eine ist besser als die andere! Nicht vergessen werden darf auch Walter Lajtai-Lazarus, der sowohl als feinsinniger Begleiter wie auch in seinen Solo-Vorträgen am Flügel seinen Mann stellte. So flog nur zu schnell die Zeit vorüber, in der jeder von seinem Alltag völlig losgelöst war und Frohsinn atmete."           

     
Dr. Bernhard Plawner (Eislingen) referiert über den Dichter Scholom Alechem (1938)  

Anmerkung: zu Scholem Alechem siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Scholem_Alejchem      

Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1938: "Göppingen. 'Scholom Alechem, ein jüdischer Humorist; sein Leben und sein Werk', so lautete das Thema des Vortrags, welchen Dr. B. Plawner, Eislingen/Fils, am 22. Februar auf Veranlassung des Israelitischen Vorsteheramts hielt. Der Redner schilderte den Lebenslauf des Dichters, der in den 57 Jahren seines Lebens gar weit in der Welt herumgekommen und zum fröhlichen Darsteller des Ghettos geworden ist. Nicht umsonst wird Scholom Alechem 'der jüdische Marc Twain' genannt. Sein Humor ist ein wahrhaft goldener und echter. Plastisch stellt er alle Gestalten in ihrer Umgebung vor uns hin. So vereint er uns mit diesen Menschen und führt uns in die Dörfer und Städte, in denen sie leben und von einem unverwüstlichen Lebensmut beseelt sind. Bei Scholom Alechem kommt es in uns nicht zu dem bittern Nachgeschmack, der das heitere Lachen in seiner befreienden Wirkung einschränkt. Mit wundernetten Kostproben aus dem Schaffen des Dichters illustrierte Dr. Plawner seine treffliche Charakterisierung und erntete warmen Beifall. Dem herzlichen Dank für den wohlgelungenen Abend gab abschließend Dr. Wallach Ausdruck." 

    

    

    

    

 

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