Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Soultz (Sulz, Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass) 
Jüdische Geschichte  / Synagogue / Synagoge
   

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Soultz   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
  
In Soultz bestand eine zeitweise große jüdische Gemeinde bis 1940 und wiederum nach 1953. Bereits im Mittelalter lebten Juden in Sulz. 1308 wurden die Juden des Ortes vom Reich dem Bistum Straßburg überlassen. 1338 waren die jüdischen Einwohner von der "Armleder"-Verfolgung betroffen. Der bischöfliche Schutzbrief von 1340 verhinderte nicht die nächste Verfolgung in der Pestzeit 1348/49. Die jüdische Gemeinde hatte eine Synagoge (1343 genannt). Die Toten der Gemeinde wurden in Colmar beigesetzt. 

Nach der Verfolgung in der Pestzeit lebten vermutlich bereits in den 1350er-Jahren wiederum Juden in Sulz. 1396 zahlten fünf Sulzer Juden, darunter einer "von Straßburg" ihre Steuern an den österreichischen Amtmann in Thann. Auch im 15. Jahrhundert lebten kontinuierlich Juden in Sulz.     

Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, wenngleich seit dem 16. Jahrhundert wohl die ganze Zeit mehr oder weniger kontinuierlich Juden in Sulz lebten (um 1613 wird der Jude "Toterus" am Ort genannt). Jüdisches Wohngebiet war vor allem in der heutigen Rue Louis Pasteur. 1784 wurden 102 jüdische Einwohner in 20 Familien am Ort gezählt.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1846 436 jüdische Einwohner, 1861 421, 1900 139, 1910 110.    

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof Jungholtz beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Unter den Lehrern/Kantoren ist um 1830 Jacob Wertheimer zu nennen, dessen Sohn Joseph Wertheimer später Großrabbiner (Grand Rabbin) in Genf und Professor an der dortigen Universität wurde. 1844 bis 1851 war Prediger in der Gemeinde Soultz Rabbiner Heymann Loeb Dreyfuss (ab 1851 Lehrer in Haguenau, 1854 Rabbiner in Blotzheim, 1856-1895 Rabbiner in Saverne). In den 1840er-Jahren (?) war einige Zeit Schulleiter in Soultz: Rabbiner Samson Lévy (danach Schulleiter in Bionville, 1859 Schulleiter und Rabbiner in Konstantinopel, 1864-1874 Rabbiner in Mutzig).     
   
Von 1820 bis 1910 war Soultz Sitz eines Rabbinates, zu dem u.a. auch Guebwiller, Hartmannswiller, Issenheim und Jungholtz gehörten. Nach 1910 wurde der Rabbinatssitz von Soultz nach Guebwiller verlegt. Unter den Rabbinern in Soultz sind zu nennen: 
Rabbiner Raphaël Wurmser (1795 in Uffholtz - 1875 in Soultz): war um 1824 Rabbiner in Hattstatt, seit 1828 Rabbiner in Soultz, wo er bis zu seinem Tod 1875 geblieben ist.    
Rabbiner Seligmann Naphtali Lévy (1835 in Niedernai als Sohn des dortigen Rabbiner Joachim Lévy - 1914 in Paris): studierte in Straßburg, Metz und Paris; 1863-70 Rabbiner in Uffholtz, 1870-76 Rabbiner in Dürmenach, 1876-87 Rabbiner in Soultz; lebte danach in Paris. 
Rabbiner Dr. Samuel Chaim Schüler (1844 in Autenhausen, gest. 1915): nach seinem Studium in Deutschland, Lehrer in Autenhausen, dann in Haßfurt. War mit einer Tochter des Colmarer Großrabbiners Salomon Klein verheiratet; 1881-83 Rabbiner in Biesheim, 1884-1901 Rabbiner in Bollwiller, 1887-1881 interimistisch Rabbiner in Soultz.  
- Rabbiner Prof. Dr. Moses Ginsburger (1865 in Hattstadt - 1949 in Sélestat): studierte in Straßburg und Berlin; von 1891 bis zur Verlegung des Rabbinates nach Guebwiller 1910 Rabbiner in Soultz, danach in Guebwiller, Ende 1914 bis 1919 Oberrabbiner in Colmar, seit 1923 wissenschaftlich tätig, Prof. in Straßburg; im 2. Weltkrieg nach Clermont-Ferrand geflüchtet, nach 1945 Historiker in Sélestat. Er war auch der Historiograph der jüdischen Gemeinde (1939: Hist. de la Communauté israél. de Soultz).     
         
 1936 lebten noch 69 jüdische Personen in Soultz. Diejenigen von ihnen, die in den folgenden vier Jahren den Ort nicht verlassen verließen, wurden unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
   
Von den in Soultz geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): u.a. Benjamin Bloch (1899), Cécile (Céline) Bloch (1871), Georges Joseph Werle (1896).   
   
Hinweis: es kommt in der Liste von Yad Vashem immer wieder zu Verwechslungen mit Soultz sous Forets. Grund sind oft die "Gedenkblätter", in denen als Herkunftsort nur "Soultz" angegeben wird.     
  
Nach 1945 sind wieder einige jüdische Familien in Soultz zugezogen. 1953 wurden 134 jüdische Einwohner gezählt.    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
       
Aus der Geschichte des Rabbinates in Soultz  
Der Rabbinatssitz soll nach  dem Wunsch des Gemeinderates in Sulz bleiben (1909)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. November 1909: "Sulz im Oberelsass. Der Gemeinderat erklärt, dass er gegen die Zusammenziehung der Rabbinate Sulz, Sulzmatt und Hattstatt nichts einzuwenden habe, dass er aber wünsche, dass der Sitz nicht Gebweiler werde, sondern Sulz bleibe, da dort seit 1820 das Rabbinat ist und da es mehr im Zentrum liegt."    

     
Beitrag von Rabbiner Dr. Moses Ginsburger über "Die Verbesserung der jüdischen Armenpflege in Elsass-Lohringen" (1892)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1892:
Zum Lesen des Beitrages bitte Textabbildungen anklicken.     
Soultz AZJ 07101892a.jpg (290079 Byte)   

    
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Klage über einen Fehler des Rabbiners (1896)     

Leserbrief in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1896: "Sprechsaal. Ober-Elsass, 14. Juli. 
Geehrter Herr Redakteur! 
In meiner Jugend hörte ich oft folgende Bemerkung: Es wird mit der Unwissenheit der Rabbiner noch so weit kommen, dass ein Rabbiner auf die an ihn gerichtete Frage, welche Sidre (Toraabschnitt) künftigen Schabbat gelesen wird, antwortet: Ich bin kein Prophet. - 
Dass sich diese Äußerung so rasch bewahrheitet, glaubte ich nicht. 
Wie erstaunt war ich jedoch, zu erfahren, dass in der Gemeinde Sulz (Ober-Elsass) in Gegenwart des Rabbiners am Schabbat Paraschat Chukkat die zwei Sidros Chukkat uBalak gelesen wurden, sodass der dortige Rabbiner auf eine diesbezügliche Anfrage wohl die gleich Antwort hätte geben können. 
Mit Hochachtung    'Denn groß ist Er'." 
Anmerkung: Es ist unklar, wieso die beiden Paraschot in Soultz an einem Schabbat gelesen wurden; korrekt wäre die Parascha Chukkat am 20. Juni 1896, die Parascha Balak am 27. Juni die Lesung zum Schabbat gewesen. 

  
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen Gemeinden im Oberelsass (1914)  
Anmerkung: die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich auf ca.1890.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914). Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch 289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie) 15, Hagenbach 26, Bergheim 110, Grussenheim 314, Neubreisach 102, Blotzheim 62, Bollweiler 120, Ensisheim 27, Regisheim 154, Dürmenach 205, Hegenheim 169, Hüningen 50, Kolmar 1105, Dornach 202, Mülhausen 2271, Niederhagental 145, Niedersept 124, Pfastatt 73, Markirch 147, Rappoltsweiler 134, Habsheim 73, Rixheim 69, Sennheim 151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St. Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz 113, Uffheim 120, Gebweiler 305, Sulz 182, Thann 163, Winzenheim 421 Juden. Die meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der Schweiz niedergelassen.".      

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeige von Kantor Silberstein (1903)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1903: 
"Suche für meinen Sohn, 15 1/2 Jahre alt, mit guter Schulbildung, eine 
Lehrlingsstelle
 
mit Kost und Logis in einem Kolonial- oder Manufakturwaren-Geschäft etc. 
Kantor Silberstein,
Sulz (Ober-Elsass)."   

   
Auszeichnung für Salomon Lévy (1905)
       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt " vom 10. November 1905: "Sulz (Ober-Elsaß). Dem Metzger Salomon Lévy, von hier, welcher von 1858 bis 1865 in Frankreich gedient, und den Feldzug von Italien und Mexiko als sergent major, sowie den Feldzug von 1870, als alter Unteroffizier mitgemacht hat, wurde vor 4 Wochen von der Stadt Belfort die goldene Medaille verliehen, mit der Aufschrift: 'Aux défenseurs de Belfort. La ville de Belfort en mèmoire de siège glorieur 1870/71.'"    

            
Zum Tod von Rabbiner (Grand Rabbin de Geneve) und Prof. Joseph Wertheimer (geb. 1833 in Sulz, gest. 1908 in Genf))    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Mai 1908: "Genf. Der sich bis in die höchsten Kreise der schweizerischen Regierung uneingeschränkter Hochachtung erfreuende Rabbiner der hiesigen jüdischen Gemeinde und Professor für semitische Sprachkunde an der hiesigen Universität Joseph Wertheimer ist gestorben. Wertheimer wurde 1833 als Sohn des Kantors Jacob Wertheimer in Sulz im Oberelsass geboren und besuchte das damalige Rabbinerseminar in Metz. Als Wissenschaftler und im unermüdlichen Dienste tätiger Menschenliebe war er hervorragend."      
   
Wertheimer Joseph 015.jpg (14651 Byte)  Carouge Cimetiere 187.jpg (107350 Byte) Carouge Cimetiere 188.jpg (126212 Byte)
     Rabbiner (Grand Rabbin) 
und Prof. Joseph Wertheimer 
(1833-1908) 
Grabstein für den Großrabbiner (Grand Rabbin de Genève) Joseph Wertheimer
 (Professeur à l'Université, Chevalier de la Légion d'Honneur) und 
Elise Wertheimer geb. Schvob (1837-1925) im jüdischen Friedhof Genf-Carouge

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge           
   
In Sulz gab es bereits im Mittelalter eine Synagoge unweit des Ortszentrums. Sie wird 1343 genannt. 
  
Auch im 18. Jahrhundert gab es eine Synagoge am Ort. Eine neue Synagoge konnte 1838 eingeweiht werden. Diese war ein Jahrhundert lang Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Sulz/Soultz. 1939 wurde die Synagoge aufgegeben. 
  
Das Gebäude ist bis heute erhalten und gehört zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes
.    
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:      unterschiedliche Angaben: Rue du temple oder Rue des Bouchers  
  
  
Fotos   
(historische Innenaufnahmen und Foto aus den 1980er-Jahren aus Rothè / Warschawsky s. Lit. S. 181)     

Historische Innenaufnahmen - 
Blick zum Toraschrein
Soultz Synagogue 181.jpg (96952 Byte) Soultz Synagogue 182.jpg (77857 Byte)
     
      
Außenansicht der ehemaligen Synagoge 
in den 1980er-Jahren
Soultz Synagogue 180.jpg (99355 Byte)   
        
     
     
  Der Friedhof der jüdischen Gemeinde 
war in Jungholtz 

(Foto: Günter Boll)  
 Jungholtz Friedhof 191.jpg (283085 Byte)
  Foto des Grabes von Jonas Kahn (gest. am 28. September 1881 in Soultz im Alter 
von 78 Jahren, Sohn der Handelsleute Simon Kahn und Guttel Benjamin.  
     

    
    
Hinweis auf das Museum Bucheneck  
  
Museum Bucheneck 012.jpg (24541 Byte)Im Museum Bucheneck in Soultz (in einer restaurierten mittelalterlichen Burg) sind zahlreiche Erinnerungen / rituelle Gegenstände u.a. aus der Synagoge und zur jüdischen Geschichte in Soultz und Umgebung zu sehen (auf dem Foto links: u.a. Beschneidungsstuhl, Parochet, Torarolle und andere rituelle Gegenstände). Dieses Museum gibt einen guten Eindruck zum Thema "Sieben Jahrhunderte jüdische Präsenz im Kanton Soultz".  
  
MUSÉE DU BUCHENECK - Château - musée du Vieux Soultz  
rue Kageneck à Soultz (Haut-Rhin)  
Tel. 03 89 76 02 22 oder 03 89 62 25 40 E-Mail    
Informationsseite (französisch) zum Museum  
Informationsseite (deutsch) zum Museum (von hier auch das Foto links)  
   
     
       

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der politischen Gemeinde Soultz     
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Soultz  
bulletWebsite des Ministère de la culture mit Informationen zur Synagoge in Soultz    Weitere Seite    

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 811; III,2 S. 1443-1444.
bullet

M. Ginsburger: Hist. de la Communauté de Soultz. 1939.  

bullet Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. 
bullet Denis Ingold: La maison de Lehmann Rheinau à Soultz en Haute Alsace. Online eingestellt als pdf-Datei.     

       
     n.e.     

                   
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Stand: 30. Juni 2020