Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zur Übersicht "Synagogen im Elsass"
    

Cernay (Sennheim, Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass) 
Synagogue / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte des Rabbinates     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
In Cernay, das bis vor der Umbenennung unter Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert "Sennheim" hieß, lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren im 14. Jahrhundert von allen damaligen Verfolgungen im Elsass betroffen, erstmals 1309 im Zusammenhang mit einer oberelsässischen Judenverfolgung. 1338 wurden Juden in der Stadt während der Armleder-Verfolgung ermordet. Auch während der Pestzeit wurden hier Juden umgebracht. Darlehensgeschäfte von Sennheimer Juden mit Gräfin Johanna von Katzenellenbogen-Montbéliard sind 1332-1336 bezeugt. 1365 wurde ein Mathis von Sennheim in Basel aufgenommen, andere Sennheimer Juden werden in Mülhausen (1407) und Schlettstadt (1455/60) genannt. Spätestens seit 1374 waren wieder Juden in der Stadt ansässig. Im 15. Jahrhundert werden mehrfach eine "Judengasse" (heute "Rue de l'Eglise") sowie eine "Judenschul" (Synagoge) erwähnt. Auch war ein jüdischer Friedhof vorhanden. Zwischen 1470 und der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die Juden der Stadt ausgewiesen.
   
Eine neue Gemeinde entstand seit dem 17./18. Jahrhundert. 1784 lebten 138 Juden in der Stadt. 

Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1850 mit 344 Personen erreicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Abwanderung auf etwa 150 Personen zurück. 

An Einrichtungen gab es eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. 1878 wurde das Rabbinat von Uffholtz auf Cernay übertragen. Rabbiner wurde der in den folgenden Jahrzehnten das Gemeindeleben vor Ort prägende Rabbiner Salomo Bamberger, ein Sohn des Würzburger Raw Seligmann Bär Bamberger. Das Rabbinat wurde 1910 aufgelöst. 
   
Von den in Cernay / Sennheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Benjamin Bloch (1876), Emmanuel Bloch (1849), Fanny Bollack (1933), Jeanne Brunschwig (1877), Marguerité Dreyfus geb. Weyl (1890), Mathilde Frenkel geb. Marx (1888), Louis Hirsch (1871), Susanne Hirtz (1898), Fernand Levy (1870), Henny Oppenheimer (1896), Regine Oppenheimer (1906), David Tennenbaum (1941), Rosa Tennenbaum geb. Rosenfarb (1906), Szeina Tennenbaum (1924), Charlotte Weyl (1893). 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte des Rabbinates  

Das Rabbinat Cernay/Sennheim ist derzeit unbesetzt (1885)  
 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Mai 1885: "Aus dem Reichslande, im April (1885). Es sind jetzt mehrere Rabbinate im Reichslande vakant. Vor Allem das Oberrabbinat von Metz durch den Tod des seligen Herrn Bigard, die Rabbinate von Bisheim, Cernay, Durmenach, Hegenheim und Seppois-le-Bas. Dagegen sind zwei Rabbinate besetzt worden, Sultz durch Herrn Roller und Brumath durch Herrn Ury, früher Rabbiner von Lauterburg. Für Metz denkt man an Herrn Weill, Rabbiner von Pfalzburg, wo auch der selige Bigard Rabbiner gewesen


Diskussion um die Auflösung des Rabbinates und Lob des Rabbiners (1910) 

Sennheim FrfIsrFambl 24031910.jpg (101469 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. März 1910: "Straßburg im Elsass. Das Israelitische Konsistorium versetzte Rabbiner Dr. Bloch aus Westhofen auf 1. April nach Straßburg, wo er jetzt schon als Stellvertreter des leidenden Herrn Oberrabbiner Uri tätig ist. 
In der Sitzung des Landesausschusses vom 16. März stellte der Zentrumsabgeordnete Dr. Ricklin einen Antrag dahingehend, die Rabbinerstelle in Sennheim, solange der derzeitige Inhaber derselben lebe, beizubehalten. Zur Begründung dieses Antrags führte der Abgeordnete aus, dass der derzeitige Rabbiner sich durch seine ideale Wohltätigkeit auszeichne und zwar ohne Unterschied der Konfession. Hinter seinem Antrage stehe die Bevölkerung der ganzen Gegend. - Ebenso sprach sich der Abgeordnete Remy für den Antrag aus. - In ganz besonders ehrenden Worten zeichnete den hochherzigen Mann Unterstaatssekretär Dr. Petri aus. - So wurde denn der Antrag des Zentrumsabgeordneten angenommen, obwohl das Rabbinat an diesem Orte nur 145 Israeliten umfasst."  

   
Auszeichnung für Rabbiner Bamberger (1911)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Januar 1911: "Sennheim. Rabbiner Bamberger erhielt den Roten Adlerorden 4. Klasse".      

   
Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges - "Der Rabbiner als Geisel" (1914)   

Sennheim Frf Isr Fambl 06111914.jpg (73115 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1914: "Der Rabbiner als Geisel. In Sennheim im Elsass hatten der Bürgermeister und ein Stadtrat Verrat geübt und waren sofort erschossen worden. Der deutsche Kommandant vermutete, dass sich noch zahlreiche Verräter im Orte befinden und wollte deshalb den ganzen Ort einäschern. Da begab sich der 75jährige Rabbiner Bamberger, ein Sohn des großen Würzburger Rabbiners Seligmann Bär Bamberger seligen Andenkens, zu dem Kommandanten und bot sich als Geisel an. Er wies dabei auf die Fürbitte Abrahams, als Gott ihm seine Absicht, Sodom zu vernichten, mitteilte, hin. ‚Wenn nur zehn Gerechte inmitten der Stadt sind, schone sie’ habe Abraham gesagt, und so sage er auch jetzt zu dem Kommandanten. Der Kommandant nahm von seinem Beschlusse Abstand, verzichtete jedoch dankend auf das Anerbieten des heldenhaften greifen Rabbis, sich als Geisel zu stellen."    
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1914:   
ähnlich wie im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" s.o.      

   
Zum Tod des Rabbiners Salomo Bamberger (1918) 
Salomon Bamberger galt als der "Sennheimer Raw". Er ist am 1. Mai 1839 in Wiesenbronn (Kreis Kitzingen) als Sohn des "Würzburger Raw" Seligmann Bär Bamberger geboren und war zunächst Rabbiner in Sulzburg, in Endingen und Lengnau sowie in Niederhagenthal. Er ist am 10. März 1918 in Würzburg gestorben. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof in Höchberg

Cernay Bamberger 01.jpg (40521 Byte)Cernay FrfIsrFambl 27031918.jpg (29358 Byte)Meldung in der "Frankfurter Israelitischen Gemeindezeitung vom 27. März 1918: "Würzburg. Salomon Bamberger, bis zum Ausbruch des Krieges Rabbiner in Sennheim (Elsass), eine von hohem jüdischen Idealismus getragene Persönlichkeit, ist hier im Alter von 83 Jahren verschieden. Er war einer der letzten, die die so schwer heimgesuchte Ortschaft verließen." 
Foto von Salomon Bamberger und seiner Frau Lea Adler aus einem französischen Artikel über ihn und seine Zeit in Cernay.

  
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  

Aufruf zur Wohltätigkeit (1909)  

Sennheim Israelit 25051909.jpg (100350 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1909: "Dringende Bitte! Teuere Glaubensbrüder und barmherzige Schwestern. Öffnet eure Herzen und Hände durch tatkräftige milde Gaben und erwerbt euch Gottes Segen, auch diesmal. Eine sehr achtbare Witwe, Frau eines Chawer, mit Waisen sind durch das Hinscheiden ihres Ernährers, der berühmter Talmud-Chacham Umitti (Talmudgelehrter) und ein großer Jerei-Schomaim (Gottesfürchtiger) – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – war, (und infolge seiner vieljährigen anhaltenden Krankheit ganz existenzlos geworden), in bitterste Not, Armut und in größtes Elend geraten. 
Es ist aussichtlich, durch mildtätige Gaben den schwer Heimgesuchten, der Frau und den Waisen, eine Existenz gründen zu können; um solchen guten Zweck zu erzielen, fehlen noch ca. 1.000 Mark. Wir hoffen, jeder Edeldenkende wird sich erbarmen und nicht versäumen, an dieser wichtigen Wohltat nach besten Kräften zu beteiligen. Gaben werden erbeten an Rabbiner S. Bamberger, Sennheim, Elsass".

  
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen Gemeinden im Oberelsass (1914)  
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich auf ca. 1890.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914). Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch 289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie) 15, Hagenbach 26, Bergheim 110, Grussenheim 314, Neubreisach 102, Blotzheim 62, Bollweiler 120, Ensisheim 27, Regisheim 154, Dürmenach 205, Hegenheim 169, Hüningen 50, Kolmar 1105, Dornach 202, Mülhausen 2271, Niederhagental 145, Niedersept 124, Pfastatt 73, Markirch 147, Rappoltsweiler 134, Habsheim 73, Rixheim 69, Sennheim 151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St. Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz 113, Uffheim 120, Gebweiler 305, Sulz 182, Thann 163, Winzenheim 421 Juden. Die meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der Schweiz niedergelassen.".      

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde      
Zum Tod des Gemeindevorstehers usw. S. Dreyfuß (1889)   

Sennheim Israelit 04021889.jpg (285154 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1889: "Sennheim (Oberelsass), im Januar (1889): Die hiesige Gemeinde hat dieser Tage einen herben Verlust erlitten durch das im 69. Lebensjahre erfolgte Hinscheiden des Herrn S. Dreyfuß, eines Mannes, der es wohl verdient, dass sein tugendhaftes Leben und Wirken in diesen Blättern, aus welchen er viele Jahre hindurch Belehrung und Erbauung schöpfte, des Näheren besprochen werde. Durch seinen Hintritt wurde unsere Gemeinde eines Mannes beraubt, der sich als wahrhaft frommer und aufopferungsfähiger Jehudi auf allen Gebieten religiöser und humanitärer Bestrebungen glänzend bewährte. Der Verblichene bekleidete mehrere Jahre das Amt eines Gemeindevorstehers, in welcher Eigenschaft er das Gedeihen unseres Gemeindewesens in jeder nur möglichen Weise förderte; und selbst, nachdem er das Amt niederlegt hatte, lag ihm das Gemeindewohl noch in seltener Weise am Herzen. So viel in seinen Kräften stand, trug er bei zur Erhaltung des Gottesdienstes, dessen eifrigster Besucher und Förderer – durch verschiedene religiöse Funktionen – er stets gewesen. Für den bestand der Wohltätigkeitsanstalten spendete er stets mit vollen Händen und galt es einer körperlichen Hilfeleistung bei Kranken etc., war er ebenfalls einer der Ersten. Aber auch auswärtige Hilfsbedürftige, namentlich die Armen des Heiligen Landes, unterstützte der Edle in ergiebigster Weise von seinen reichen Mitteln, und niemals hat sich Jemand vergebens an sein mildes Herz gewendet. Sein gemeinnütziges Wirken, sowie seine Rechtschaffenheit wurden auch von unseren christlichen Mitbürgern anerkannt, die ihm die Würde eines Gemeinderates übertrugen. Was aber uns den Hingeschiedenen ganz besonders unvergesslich macht, ist seine innige, hingebungsvolle Liebe zu unserer heiligen Lehre. Diese in seiner Familie heimisch zu machen und zu erhalten, galt ihm als die höchste und angelegentlichste Sorge seines Lebens und diesem Ziele brachte er die grö0ßten Opfer. Er begnügte sich nicht mit dem dürftigen Maße religiöser Kenntnisse, die man allgemein unter ‚Religionsunterricht für die Jugend’ versteht. Daher hielt er eigene Lehrer für seine beiden Söhne, damit diese so viel wir möglich mit dem heiligen Gottesworte vertraut wurden. Um aber auch der hiesigen Jugend die Worte der Lehre in reichem Maße zugänglich zu machen, bemühte er sich, den durch seltene Gelehrsamkeit und Frömmigkeit weithin bekannten Rabbiner Herrn S. Bambergersein Licht leuchte – für unsere Gemeinde zu gewinnen, was ihm nach vielen wiederholten Bemühungen auch gelang. Bis zu seinem Lebensende beschäftigte der Verklärte sich täglich unter Anleitung dieses Gelehrten mit dem Gottesworte, welche Beschäftigung für ihn ein Hochgenuss war.
Die Achtung und Wertschätzung, deren der Selige sich erfreute, kamen bei seinem Leichenbegängnisse zu vollem Ausdruck. Ein imposanter Leichenzug, wie er hier wohl noch nie gesehen wurde, und in welchem wir viele christliche Mitbürger und die Vertreter der Stadt bemerkten, gab ihm das letzte Geleite. Im Trauerhause sprachen die Herren Rabbinen Bamberger von hier und Wurmser – Thann; auf dem Friedhofe: die Herren Rabbinen Bloch – Bischheim und Schüler – Vollweiler, zuletzt Privatgelehrter Friedland. Sämtliche Redner schilderten die glänzenden Tugenden des Heimgegangenen und namentlich seine glühende, heutzutage leider immer seltener werdende Liebe zu unserer heiligen Tora. Einen ungemein wehmütigen und erschütternden Eindruck machte es, als darauf hingewiesen wurde, dass es dem Vollendete nicht vergönnt war, die ganz nahe bevorstehende Bar-Mizwa-Feier seines jüngsten Sohnes zu erleben! – Möge der Allgütige der tief gebeugten Familie, die den Tod des zärtlichsten Gatten und des liebevollsten Vaters beweint, himmlischen Trost spenden! Wir aber wollen sein Andenken stets in Ehren halten und uns dadurch zu ähnlichem frommen und tugendhaftem Wirken angeeifert fühlen!   Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Hauslehrersuche von S. Dreyfuß (1884)  

Cernay Israelit 24011884.jpg (21979 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1884: "Ich suche einen staatliche geprüften Hauslehrer für sofort oder auf April. Bewerber wollen sich wenden an S. Dreyfuß in Cernay (Elsaß)."

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                     
    
Eine Synagoge in der heutigen "Rue de la Synagogue", die auf das 18. Jahrhundert (1752) zurückgeht, wurde 1846 abgebrochen. 
    
Zu den weiteren Synagogen vergleiche vorläufig die Angaben in der Inventarliste des Ministère de la culture: Raymond-Poincaré (rue) 35: hier anklicken  Rue Haffner 2: hier anklicken.  
   
Zerstörung der Synagoge im Ersten Weltkrieg 

Cernay Alsace Frf IsrFambl 05031915.jpg (69832 Byte)Bei den Kämpfen im Ersten Weltkrieg wurde Cernay einschließlich der Synagoge Anfang März 1915 zerstört. Das "Frankfurter Israelitische Familienblatt" berichtete am 5. März 1915: "Sennheim (Ober-Elsass). Infolge der vor zwei Monaten befohlenen Räumung unseres Orte hat auch die israelitische Gemeinde zu bestehen aufgehört. Die Gemeindemitglieder haben sich nach allen Richtungen zerstreut; die meisten suchten in der Schweiz Zuflucht. Der 80jährige Rabbiner H. S. Bamberger wollte bis aufs äußerste ausharren. Vor einigen Wochen musste er jedoch mitten im Kugelregen in einem Wagen geholt werden, den der Rabbiner des benachbarten Bollweiler, Dr. J. Weil schickte, um den wegen seiner tiefen Frömmigkeit und bewundernswerten Toragelehrsamkeit verehrten Rabbiner in Sicherheit zu bringen. Bald darauf eilte dessen Familie herbei, um ihn bei sich aufzunehmen. Jetzt ist auch die Synagoge verschwunden; sie ist vorige Woche samt ihren 14 Torarollen verbrannt." 
Dieselbe Mitteilung erschien in der Zeitschrift "Der Israelit":   
Sennheim Israelit 04031915.jpg (93553 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1915: "Der Untergang einer alten elsässischen Gemeinde. Infolge der vor zwei Monaten befohlenen Räumung Sennheims (Oberelsass) hat auch die dortige Gemeinde zu bestehen aufgehört. Die Gemeindemitglieder haben sich nach allen Richtungen hin zerstreut; die meisten suchten in der Schweiz Zuflucht. Der 80-jährige Rabbiner H.S. Bamberger wollte bis aufs äußerste ausharren. Vor einigen Wochen musste er jedoch aus dem Kugelregen mit einem Wagen geholt werden, den der Rabbiner des benachbarten Vollweiler, Dr. J. Weil, dorthin schickte, um diesen allgemein wegen seiner tiefen Frömmigkeit und bewundernswerten Toragelehrsamkeit verehrten Rabbiner in Sicherheit zu bringen. Bald darauf eilte dessen Familie herbei, um ihn bei sich aufzunehmen. Jetzt ist auch die Synagoge verschwunden, sie ist vorige Woche samt ihren 14 Torarollen verbrannt. J."   
  
Sennheim Israelit 29031915.jpg (65759 Byte)Leserbrief zum obigen Artikel - erschienen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1915: "Sprechsaal. Thorarollen. Geehrte Redaktion! Sie haben in Nr. 10 Ihres geschätzten Blattes die Nachricht gebracht, dass in Sennheim die Synagoge samt 14 Thorarollen zugrunde ging. Dasselbe traurige Geschick ereilt Dutzende von Gotteshäusern in Galizien und Polen. Könnte man jedoch nicht wenigstens insofern eingreifen, dass, vielleicht durch einen angesehenen Rabbiner im neutralen Ausland, an die im Kriegsgebiet befindlichen Kehillaus (Gemeinden) der dringende Rat erteilte werden, die Sforim (Torarollen) bei der ersten Gefahr in Sicherheit zu bringen, äußerstenfalls zu vergraben. Indem ich für die Veröffentlichung dieser Zeilen im voraus bestens danke, zeichne mit vorzüglichster Hochachtung. 
Wien, 17. März 1915. L. Grünhut."  

    
    
Adresse/Standort der SynagogeRue de la Synagogue (bis 1846), Rue Raymond-Poincaré, Rue Haffner 2.      
    
    
Fotos
(Fotos in der unteren Zeile: Hahn, Aufnahmedatum 15.4.2004) 

Cernay Synagogue 001.jpeg (24048 Byte) Cernay Synagogue 002.jpeg (27976 Byte) Cernay Synagogenstrasse ww.jpg (32738 Byte)
Die ehemalige Synagoge in Cernay in Fotos von 1898/99
(Quelle: hier anklicken)
Die Synagogenstraße in Cernay nach 
den Kämpfen im Ersten Weltkrieg
   
Cernay Synagogue 102.jpg (60580 Byte) Neue Fotos werden 
bei Gelegenheit ergänzt 
  
Straßenschilder "Rue de la Synagogue"   

        
   

Links und Literatur

Links:

Französische Informationsseite zur Synagoge in Cernay 
Weitere französische Informationsseite mit Fotos   
Zur Seite über den jüdischen Friedhof Cernay (interner Link)  
Französische Seite zu Rabbiner Schlomo Bamberger   
Website der Stadt Cernay: hier anklicken    
Website des Office de Tourisme in Cernay: hier anklicken  
Verzeichnis des Ministère de la culture: Raymond-Poincaré (rue) 35: hier anklicken  Rue Haffner 2: hier anklicken 

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 762; III,2 S. 1365ff. 
Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.     

    
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

            

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 08. August 2017